SELTENE ERKRANKUNGEN
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ich heute ohne SMA wäre. Allerdings<br />
interessiert es mich auch nicht (mehr).<br />
Meine Realität ist hier und jetzt.<br />
Sie leben nun bereits seit Jahren mit<br />
der Erkrankung. Wie sieht Ihr Alltag<br />
derzeit aus, und fühlen Sie sich medizinisch<br />
gut versorgt?<br />
Tatsächlich würde ich meinen Alltag<br />
als ziemlich normal beschreiben. Ich<br />
arbeite im Homeoffice und mache in<br />
meiner Freizeit all die Dinge, die für<br />
junge Frauen selbstverständlich dazugehören:<br />
Reisen, Konzerte besuchen,<br />
Freund*innen treffen oder shoppen<br />
gehen. Momentan wohne ich noch<br />
bei meinen Eltern, aber Ende nächsten<br />
Jahres möchte ich in eine eigene<br />
Wohnung ziehen.<br />
Was die medizinische Versorgung<br />
betrifft, bin ich zufrieden und fühle<br />
mich in meiner lokalen Klinik stets<br />
gut aufgehoben. Dort bin ich bereits<br />
seit meiner Kindheit Patientin, und<br />
weil mich das Personal so gut kennt,<br />
kann ich nun auch als Erwachsene<br />
noch dort behandelt werden. Allerdings<br />
lebe ich in einer ländlichen<br />
Gegend und deswegen mangelt es<br />
leider an Spezialist*innen, die bei einer<br />
seltenen Erkrankung weiterhelfen<br />
können. Die meisten Neurolog*innen<br />
verweisen einen nur an große Unikliniken,<br />
die meistens Hunderte von Kilometern<br />
entfernt sind. Wenn ich also<br />
beispielsweise ins Schlaflabor muss<br />
oder eine neue Therapie beginne, ist<br />
das mit viel Aufwand verbunden. Ich<br />
würde mir wünschen, dass die Versorgung<br />
auf dem Land genauso gut wäre,<br />
wie in der Stadt.<br />
Welche Rolle spielt für Sie die Vernetzung<br />
mit anderen Betroffenen?<br />
Ich empfinde den Austausch mit<br />
anderen Betroffenen als sehr bereichernd!<br />
Mit meinen Freund*innen,<br />
die ebenfalls SMA haben, kann ich<br />
Lebensqualität<br />
und Glück<br />
haben nichts<br />
mit Muskelkraft<br />
zu tun!<br />
über Dinge sprechen, die sonst<br />
niemand versteht. Immerhin machen<br />
sie die gleichen Erfahrungen, werden<br />
mit den gleichen Problemen konfrontiert<br />
und können sich deswegen<br />
besser in meine Gefühlswelt hineinversetzen.<br />
Außerdem helfen wir uns<br />
häufig gegenseitig, wenn es um<br />
medizinische Themen, Hilfsmittel,<br />
Rechtliches etc. geht.<br />
Die Welt bewegen trotz<br />
Spinaler Muskelatrophie<br />
Unabhängig im Leben stehen – das<br />
wünschen sich alle Eltern für ihre Kinder.<br />
Doch was, wenn das Kind aufgrund einer<br />
seltenen Muskelerkrankung nicht stehen<br />
kann? „Wenn meine Tochter etwas erreichen<br />
will, dann gibt sie alles“ – davon ist<br />
Klaus, Vater einer SMA-Patientin, felsenfest<br />
überzeugt. Trotz SMA sind sie eine<br />
normale Familie – mit einer normalen, nur<br />
anders normalen, Tochter.<br />
Menschen mit Spinaler Muskelatrophie<br />
(SMA), einer erblich<br />
bedingten neuromuskulären<br />
Krankheit, leben ihr Leben<br />
oft seit frühster Kindheit anders: Dinge,<br />
die selbstverständlich scheinen – laufen,<br />
gehen, stehen – sind für sie schwierig oder<br />
gar unmöglich. Wie bei einem komplexen<br />
Mechanismus, dem ein Zahnrad fehlt und<br />
der deswegen stillsteht, fehlt dem Körper<br />
„Sie ist ein normales Kind<br />
– eines, das natürlich ab<br />
und an mal zusätzliche<br />
Unterstützung braucht.“<br />
ein für Bewegung essenzielles Eiweiß. Ohne<br />
dieses Eiweiß sterben bestimmte Nervenzellen<br />
im Rückenmark – und damit bricht die<br />
Kommunikation zu den Muskeln ab.<br />
Für Betroffene äußert sich dies in Muskelschwäche<br />
und Muskelschwund, viele sind<br />
auf einen Rollstuhl angewiesen. Bei manchen<br />
SMA-Patienten können die Beeinträchtigungen<br />
anfangs geringer sein – die Zahnräder<br />
drehen sich mit Mühe weiter. Unter der<br />
Oberfläche schreitet die Erkrankung jedoch<br />
immer weiter voran. Ein Lichtblick: Moderne<br />
Therapien können das Voranschreiten<br />
verlangsamen. Und die Betroffenen denken<br />
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nicht daran aufzugeben: „Tomke ist ein ganz<br />
normales elfjähriges Mädchen – aufgeweckt<br />
und fröhlich“, so Klaus über seine Tochter, die<br />
seit dem ersten Lebensjahr Symptome von<br />
SMA aufweist.<br />
Rund 1.600 Menschen in Deutschland<br />
trotzen täglich dieser schweren Erkrankung.<br />
Viele davon sind sehr jung und müssen ihren<br />
Weg durchs Leben mit SMA noch finden. „Es<br />
ist natürlich eine etwas andere Kindheit“, so<br />
Klaus. „Ich glaube aber, sie wachsen ganz<br />
normal auf – sie wachsen trotzdem sehr<br />
glücklich auf.“<br />
Ihre Zukunft werden junge Menschen mit<br />
SMA eigenständig wählen: Im digitalen Zeitalter<br />
haben sie gute Chancen, erfolgreich zu sein,<br />
sich selbst zu verwirklichen und ihre Unabhängigkeit<br />
zu bewahren. Und ein wenig Unterstützung<br />
braucht jeder von uns ab und an.<br />
Mehr Informationen zum Leben mit SMA,<br />
Alltagstipps oder News aus der Forschung<br />
gibt es auf www.FaceSMA.de.