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100 Jahre WG Eigenheim Weißenburg

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Jubiläumsausgabe – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

zahlt die Reparatur. Eine Ausnahme gibt es freilich:<br />

„Wenn es der Mieter selbst kaputt macht, muss er die<br />

Kosten tragen“, sagt Johann Lang, kaufmännischer Leiter.<br />

Beispiel gefällig? Ein Mann habe einmal die Tür<br />

eingeschlagen, weil er nicht zu seiner Liebsten hineingekommen<br />

ist. Da musste er selbst zahlen.<br />

10.10 Uhr. Mittwoch ist Zahltag im <strong>Eigenheim</strong>. Katrin<br />

König fährt ihren Arbeitstisch hoch, neben ihr stapeln<br />

sich die Rechnungen, auf dem Bildschirm wartet<br />

das neue System. „Wir arbeiten seit Januar mit einer<br />

neuen wohnungswirtschaftlichen Software“, sagt sie.<br />

Der Vorteil: Alles läuft digital. Den Stapel mit Rechnungen<br />

könnte sie sich sparen, die Software sammelt das<br />

automatisch. Aber so ganz trauen sie dem System noch<br />

nicht. „Das ist schon eine Umstellung“, meint König.<br />

Deswegen lieber noch einmal die Rechnungen prüfen.<br />

So oder so verschreibt sich das <strong>Eigenheim</strong> bei der<br />

Buchhaltung einer vierfachen Kontrolle als Grundprinzip.<br />

Zuerst gibt Bianca Meyer die Rechnung ein, dann<br />

geht Katrin König drüber, danach Techniker Andreas<br />

Dill und zum Schluss erteilt Hanke die Freigabe.<br />

Und wie läuft das bei den Mieten? Die sogenannte<br />

Sollstellung hat Johann Lang (oben rechts im Bild)<br />

schon vorbereitet, König geht noch einmal drüber und<br />

schickt es dann an Hanke. Die Mieten werden am dritten<br />

Werktag automatisch eingezogen. Wer bis dahin<br />

nicht zahlen kann, bekommt noch mal eine Frist bis<br />

Mitte des Monats. „Da sind wir aber sehr human“, erklärt<br />

König. Vielleicht einmal im Jahr müsse man deswegen<br />

zum Anwalt. Und das bei 1.182 Mietverträgen.<br />

11.30 Uhr. Teamsitzung, im <strong>Eigenheim</strong> heißt das<br />

noch Besprechung statt Meeting. Einmal die Woche<br />

versammelt sich die Belegschaft im Großraumbüro.<br />

Und dann geht es reihum. Frau Meyer? „Alles sehr ruhig<br />

am Telefon.“ Herr Lang? Schüttelt den Kopf. Frau<br />

König? Zeigt das Foto von einem Trampolin in einem<br />

Garten in Steinleinsfurt, das da eigentlich nicht stehen<br />

darf. „Da fangen wir gar nichts an, sonst kommen die<br />

Leute mit dem Swimmingpool“, sagt Hanke.<br />

Dann folgt ein Schnelldurchlauf durch den Wohnungsbestand.<br />

Die Straßennamen fliegen hin und her<br />

– Traber 1 hier, Dörfler 47 dort. Ohne Ortskenntnis (und<br />

Google) ist man verloren. Es fallen Sätze wie: „Satzinger<br />

wird auch leer auf der 2.“ Fast so, als wäre das <strong>Eigenheim</strong><br />

ein Krankenhaus. Es geht dann noch um die kleineren<br />

Probleme der Mieter (nächtliche Ruhestörung,<br />

Tapeten, Duschabtrennungen) und die etwas größeren<br />

Sorgen der Wohnungsgenossenschaft <strong>Eigenheim</strong><br />

(archäologische Untersuchungen in Steinleinsfurt). Die<br />

Sitzung beschließt Thomas Hanke mit einer positiven<br />

Nachricht: Der <strong>Jahre</strong>sabschluss sei fertig, mit einem<br />

guten Gewinn. Aber: „Das werden wir in den nächsten<br />

<strong>Jahre</strong>n auch brauchen.“<br />

12.02 Uhr. Mittagspause. Thomas Hanke holt sich<br />

etwas zum Essen, Bianca Meyer macht in einer halben<br />

Stunde Feierabend. Und für Marcus Kaufmann beginnt<br />

der Arbeitstag erst, er hat eine Halbtagsstelle. Dabei ist<br />

er eines der Gesichter von <strong>Eigenheim</strong>. Und noch dazu<br />

sehr beliebt, wie sich am Nachmittag zeigt.<br />

13.40 Uhr. Wohnungsübergabe in der Bürgermeister-Traber-Straße<br />

1. Ein klassischer 1970er-<strong>Jahre</strong>-Plattenbau,<br />

viel Stahlbeton, wenig Licht. Die Flure sehen<br />

ein wenig nach Krankenhaus aus, es riecht aber – zum<br />

Glück – nicht danach. 4,20 Euro kostet hier der Quadratmeter.<br />

Auch oder besser gesagt vor allem das ist<br />

<strong>Eigenheim</strong>: sozialer Wohnungsbau.<br />

Vor dem „Altenheim“, so der interne Name, trifft<br />

Kaufmann Frau Blochwitz. Sie zieht heute in die Wohnung<br />

von einem verstorbenen Mieter. Kurze Schlüsselübergabe,<br />

dann tauscht Kaufmann Schilder aus. Zuerst<br />

das Namensschild am übervollen Briefkasten, dann das<br />

Klingelschild am Eingang und nach dem Stromablesen<br />

das Namensschild vor der Eingangstür der Wohnung.<br />

„Einerseits ist das total unspektakulär“, sagt Kaufmann.<br />

„Andererseits nimmt man damit einem Menschen die<br />

Wohnung.“ Ein Satz, der hängen bleibt.<br />

Marcus Kaufmann ist das erste Gesicht, das die Mieter<br />

sehen, wenn sie in ihre neue Wohnung ziehen. Es<br />

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