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100 Jahre WG Eigenheim Weißenburg

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Jubiläumsausgabe – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />

turerbes der Römer. Im Bereich Steinleinsfurt lag der<br />

römische Vicus, die Zivilsiedlung von Biriciana. <strong>Weißenburg</strong><br />

war zwischen Aalen und Regensburg einer<br />

der wichtigsten Stützpunkte des Imperiums am Limes.<br />

Deshalb findet heute in Steinleinsfurt vor Baubeginn<br />

eine der bedeutendsten archäologischen Grabungen<br />

Mittelfrankens statt. Aus archäologischer Sicht höchst<br />

spannend, aus <strong>Eigenheim</strong>-Sicht ein Grund zur Nervosität.<br />

Finden die Archäologen einen Römerschatz, könnte<br />

der das Projekt gefährden.<br />

Nicht mit römischen Schätzen, aber mit den Heiligtümern<br />

von Sonja Gruber füllt sich an diesem Umzugstag<br />

Anfang April die neue Wohnung in der Kaadener<br />

Straße 17. Dafür haben die Wüst-Arbeiter zwischen den<br />

zwei großen Hochhäusern in der Kaadener Straße den<br />

grauen Teppich ausgerollt. Orchestriert wird der Umzug<br />

von Gruber. Wie eine Dirigentin lenkt sie die Arbeiter,<br />

die sie mit einem schweren Möbelstück in der Hand<br />

und einem fragenden Blick auf dem Gesicht anschauen.<br />

Frau Gruber hat alles im Kopf. Und wenn sie nicht weiterweiß,<br />

schaut sie in ihr Notizbuch. Dort hat sie alles<br />

detailliert aufgezeichnet: die Maße der Möbel, die Umrisse<br />

der Zimmer, fast wie eine Innenarchitektin.<br />

Nur die Küche fehlt noch. „Ich würde euch ja gerne<br />

etwas anbieten, aber ich kann nicht“, sagt Gruber, fast<br />

ein wenig verzweifelt. Die Küche bekommt sie erst am<br />

nächsten Tag. Kurz darauf steht plötzlich ein älterer<br />

Mann mit Schnauzer im Gang, die Einkaufstaschen in<br />

der Hand. „Halt. Jetzt habe ich mich verirrt“, sagt er<br />

und runzelt die Stirn. Gruber erkennt ihn: Es ist Jacky,<br />

eigentlich Jacques Friedrich, er ist mit ihr im gleichen<br />

Haus in der Obertorstraße aufgewachsen. Jetzt, als<br />

Rentner, wohnen die beiden wieder im gleichen Haus.<br />

„Soll ich dir eine Tasse Kaffee machen?“, bietet er an.<br />

Darauf Gruber, strahlend: „Du bist doch der Hammer.<br />

Ich hätte ja in gar kein besseres Haus ziehen können.“<br />

Wenig später bringt Jacques Friedrich Kaffee und Kekse<br />

vorbei. Genossenschaft aus dem Bilderbuch.<br />

15 Uhr. Das Kinderzimmer ist fertig. Eigentlich ist<br />

es mittlerweile ein Esszimmer mit Tisch und Regalen,<br />

aber Gruber nennt es immer noch Kinderzimmer. Wie<br />

bestellt ruft Tochter Sandra an. Kurzes Zwischenfazit?<br />

„Das ist heute alles fix gegangen“, sagt Gruber. Darauf<br />

die Tochter: „Ich merke schon an deiner Stimme, dass<br />

du ganz euphorisch bist.“ Euphorisch ja, aber nicht nur.<br />

Grubers Stimmung an diesem Umzugstag ist ein wenig<br />

wie das Wetter draußen: wechselhaft. Mal steht sie in<br />

der Küche und seufzt: „Oje, ist die Küche vollgestellt.“<br />

Dann, im Kinderzimmer: „Ich bin super zufrieden.“<br />

Aber die Freude überwiegt, die Arbeiter hören mehr als<br />

einmal das Lob „Sie sind ja der<br />

Hammer“.<br />

16 Uhr. Die Arbeiter verabschieden<br />

sich. Der Umzug in Zahlen: ein Auftragsvolumen von<br />

45 Kubikmetern, fünf Kleiderkisten, 30 Luftpolster, 26<br />

kleine Kartons, zwei Schütz-Polster. „Wo soll ich unterschreiben?“,<br />

fragt Gruber, fast fröhlich-singend, sie<br />

muss es ja nicht zahlen. Sie hat keine Ahnung, wie viel<br />

der Umzug kostet.<br />

Das will Thomas Hanke auch nicht verraten. Fest<br />

steht aber: Die Umgestaltung des Quartiers Steinleinsfurt<br />

ist ein Millionen-Projekt. Entlang der Gunzenhausener<br />

Straße ist eine Riegelbebauung vorgesehen, die<br />

als Lärmschutz dienen soll. Steinleinsfurt soll so ruhig<br />

bleiben, wie es ist. Weitere Ziele des Projekts: ein solides<br />

Energieversorgungs- und Verkehrskonzept, attraktiven<br />

Wohnraum schaffen und die Bebauung verdichten. „Innen<br />

statt außen“ heißt das Ziel, das jede Stadt zurzeit<br />

verfolgt. Und auch über inklusives Wohnen denkt das<br />

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