100 Jahre WG Eigenheim Weißenburg
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Jubiläumsausgabe – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />
Ein Tag im <strong>Eigenheim</strong><br />
7.15 Uhr. Stefan Heinrich sperrt auf, die erste Zigarette<br />
brennt da schon, und das <strong>Eigenheim</strong> erwacht<br />
zum Leben. Heinrich – Spezi in der Hand, die Arbeitskleidung<br />
mit weißen Farbtupfern bedeckt – schlurft in<br />
Richtung Garage, grüßt noch kurz den Chef, dann düst<br />
er in Richtung Kaadener Straße ab. Ein paar Räume<br />
weiter lüftet Bianca Meyer das Großraumbüro. Vor dem<br />
<strong>Eigenheim</strong> liegt ein ganz normaler Arbeitstag. Wäre es<br />
nicht Mittwoch, der 31. März, der letzte Tag im Monat.<br />
7.30 Uhr. Noch bevor der erste Anruf kommt, führt<br />
Geschäftsführer Thomas Hanke (oben im Bild) in die<br />
Herzkammer des <strong>Eigenheim</strong>s. Besser gesagt sind es<br />
zwei: ein Raum wie eine große Speisekammer und eine<br />
der wertvollsten Kaffeeküchen in <strong>Weißenburg</strong>. Im ersten<br />
Raum riecht es nach Holz und Papier. Kein Wunder,<br />
in hohen Regalen lagern die Bestandsakten und<br />
damit die Dokumentation jahrelanger Arbeit. Manche<br />
Projekte, wie die Rothenburger Straße 16, füllen mehrere<br />
Regale. „Was da an Gehirnschmalz drinsteckt“, sagt<br />
Hanke. Nur der schwarze Anzug in der Ecke mag nicht<br />
zu dem Aktenraum passen. Es ist ein Notfall-Anzug von<br />
Hanke. Man kann ja nie wissen, wer vorbeikommt.<br />
Im zweiten Raum wird es schon bald nach Kaffee<br />
riechen. Doch die Kaffeemaschine ist nicht das einzig<br />
Wertvolle in dem Zimmer. Auf zwei Holzbrettern hängen<br />
rund 300 Schlüssel für die 69 Anwesen von <strong>Eigenheim</strong>.<br />
Mittlerweile sind alle Farben schon doppelt und<br />
dreifach besetzt. Über den Schlüsselbändern stehen<br />
Abkürzungen wie Kaa für Kaadener Straße, Stei für<br />
Steinleinsfurt oder Spo für Alter Sportplatz. Mit diesen<br />
Schlüsseln kommt man überall hinein, nur nicht in die<br />
Wohnungen. Es ist der ganze Besitz von <strong>Eigenheim</strong>,<br />
und das auf gerade einmal zwei Quadratmetern.<br />
7.50 Uhr. Stadtrundgang mit dem Chef. Erste Station:<br />
die Sonnenhäuser am Alten Sportplatz. So kitschig<br />
es klingt, aber das Wetter könnte nicht besser sein. Die<br />
Sonne scheint, natürlich. Vögel zwitschern. Kaum steht<br />
Thomas Hanke zwischen den beiden Sonnenhäusern,<br />
lässt die erste Mieterin ihren Kaffee auf dem Terrassentisch<br />
stehen und läuft auf ihn zu. „Darf ich Sie etwas<br />
fragen, wenn Sie schon mal da sind?“, ruft sie. Die Mieterin<br />
möchte einen Sichtschutz zum Nachbarn anbringen.<br />
„Ja, das können Sie schon machen. Sie dürfen bloß<br />
den bestehenden nicht zerstören“, antwortet ihr Hanke.<br />
Nach dem Gespräch nickt er dem Nachbarn auf dessen<br />
Terrasse zu und grüßt ihn wie selbstverständlich mit<br />
Namen. Dass hier jeder Hanke kennt, überrascht nicht.<br />
Dass Hanke aber auch jeden kennt, schon. Bei über tausend<br />
Mietern.<br />
8 Uhr. Im <strong>Eigenheim</strong> schaltet Bianca Meyer den Anrufbeantworter<br />
aus. Feuer frei also für tropfende Heizkörper<br />
im Schlafzimmer, falsch parkende Autos und herumstehende<br />
Trampoline. Doch es bleibt vorerst ruhig.<br />
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