100 Jahre WG Eigenheim Weißenburg
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Jubiläumsausgabe – <strong>100</strong> <strong>Jahre</strong><br />
wie hoch, wie groß darf man bauen. Da lotet natürlich<br />
jeder Investor aus, wie viel kann ich unterbringen, wie<br />
viel ist verträglich, auch gegenüber den Anwohnern.<br />
Die Stadt <strong>Weißenburg</strong> hat dagegen bestimmte Vorgaben<br />
für die Baugebiete, was beispielsweise die Kubatur,<br />
Gebäudehöhen oder die Ausgestaltung betrifft. Diese<br />
Diskussionen sind ganz normal.<br />
Herr Schröppel, was war der härteste Konflikt, den<br />
Sie mit <strong>Eigenheim</strong> ausringen mussten?<br />
SCHRÖPPEL: Es hat heftige Diskussionen darüber<br />
gegeben, wie viele Stockwerke am Alten Sportplatz zulässig<br />
sind oder nicht. <strong>Eigenheim</strong> hätte da auch gerne<br />
noch ein weiteres Entgegenkommen beim Kaufpreis<br />
gesehen, aber ich musste dann die Grenze ziehen, um<br />
nicht mit der Gemeindeordnung oder gar mit dem<br />
Strafgesetzbuch in Konflikt zu geraten. Da haben wir<br />
den Spielraum ausgeschöpft. Ansonsten ist es wie bei<br />
allen Diskussionen über Bauprojekte: Wir haben 18.000<br />
Architekten in der Stadt. Egal ob<br />
beim Neulinger-Areal oder am Ellinger<br />
Tor, meine Erfahrung ist, dass<br />
sich die Aufregung relativ schnell<br />
legt, wenn das Ganze mal fertig ist.<br />
Eine Baustelle ist immer ein Verhau,<br />
deswegen ist das oft negativ besetzt.<br />
Wenn das aber mal fertig ist, wenn<br />
die Sonnenuhr steht, der Rasen<br />
wächst, ist alles anders. So war es auch bei den Sonnenhäusern,<br />
da gab es im Vorfeld Diskussionen. Die Leute<br />
haben gesagt: Was hauen die denn da für Klötze hin, das<br />
ist doch viel zu wuchtig, die nehmen den anderen das<br />
ganze Licht weg. Jetzt hört man nichts mehr.<br />
KÖRZENÖRFER: Bei unserem neuen Projekt in Steinleinsfurt<br />
war die Unterstützung vonseiten der Stadt<br />
perfekt. Zum Beispiel, als am Anfang die Archäologen<br />
hier saßen und am liebsten gar nichts gemacht hätten,<br />
weil da jede Mauer interessant ist.<br />
SCHRÖPPEL: Bei Steinleinsfurt war mir wichtig, dass<br />
der Nukleus, also der Kern der Siedlung, erhalten bleibt.<br />
Diese typischen Häuser aus den 1920er-<strong>Jahre</strong>n entsprechen<br />
zwar nicht mehr den modernen Wohnbedürfnissen,<br />
aber sie sind für die Historie der Stadt prägend.<br />
Das war für <strong>Eigenheim</strong> ein Problem, weil es einfacher<br />
gewesen wäre, alles plattzumachen und neu zu bauen.<br />
Kommen wir zum Aufsichtsrat.<br />
Dieser prägt die<br />
Politik von <strong>Eigenheim</strong>.<br />
Herr Körzendörfer, dürfen<br />
Aufsichtsräte Politiker<br />
sein?<br />
KÖRZENDÖRFER:<br />
Angenommen, ich wäre<br />
Politiker oder Teil des<br />
Stadtrates, hätte<br />
„Wir haben 18.000<br />
Architekten in<br />
der Stadt“<br />
das sicherlich auch Vorteile, aber die Nachteile überwiegen.<br />
Als unabhängiges Individuum im Aufsichtsrat<br />
habe ich die Genossenschaft in meinem Sinn, keine<br />
Partei beeinflusst meine Entscheidungen. In meinen<br />
gut 20 <strong>Jahre</strong>n als Aufsichtsrat haben wir zwar immer<br />
diskutiert, aber im Vordergrund stand immer die gemeinsame<br />
Idee. Und das geht natürlich einfacher, wenn<br />
man unabhängig ist. Ein anderes Beispiel: Wie wäre es,<br />
wenn wir Handwerker im Gremium hätten? Es ist zum<br />
Beispiel ausgeschlossen, dass ein Vorstand einen Auftrag<br />
bekommt. Im Aufsichtsrat wäre das auch problematisch,<br />
weil da immer ein Gschmäckle dabei ist. Die<br />
Unabhängigkeit ist ein sehr wichtiger Faktor in unseren<br />
Gremien.<br />
Trotzdem ist mit Sonja Strunz eine CSU-Stadträtin<br />
im Aufsichtsrat. Herr Schröppel, sind Sie da neidisch?<br />
SCHRÖPPEL: Neidisch bin ich nicht, aber ich habe<br />
den Verantwortlichen schon zu überlegen gegeben, ob<br />
es nicht vernünftig wäre, da eine<br />
gewisse Balance herzustellen. Ich<br />
kann dem Herrn Körzendörfer nur<br />
beipflichten. Wenn er bei der SPD<br />
wäre, dann wäre doch ständig der<br />
Verdacht da, die zwei mauscheln da<br />
irgendetwas miteinander aus. Wenn<br />
er bei der CSU wäre, würden die<br />
Leute sagen: Kein Wunder, dass da nichts weitergeht,<br />
die streiten ja bloß. Deswegen ist es richtig, dass ich<br />
beim <strong>Eigenheim</strong> keine Funktion habe.<br />
Gab es konkrete Bestrebungen der SPD, in den Aufsichtsrat<br />
zu kommen?<br />
SCHRÖPPEL: Ja, es hat schon Überlegungen gegeben,<br />
da jemanden zu installieren, um ein Gleichgewicht herzustellen.<br />
Das wird sich vielleicht bei der ein oder anderen<br />
Gelegenheit auch noch realisieren lassen. Das ist<br />
kein aktues Problem, aber wie Sie mit Ihrer Frage andeuten,<br />
nimmt die Öffentlichkeit die Optik schon wahr.<br />
Werfen wir mal einen Blick in die Zukunft. Herr<br />
Hanke, welche Themen stehen da im Vordergrund<br />
und was erwarten Sie sich dabei von der Stadt?<br />
HANKE: Der Neubau in Steinleinsfurt ist für uns das<br />
oberste Thema. Der wesentliche Beitrag der Stadt zu<br />
dem Thema wird das Herstellen der Infrastruktur sein.<br />
Wir wollen eine Straße stilllegen und eine zusätzliche<br />
bauen. Beim Thema Energieversorgung sind wir mit<br />
den Stadtwerken im Gespräch.<br />
SCHRÖPPEL: André Goldfuß-Wolf, technischer Geschäftsführer<br />
der Stadtwerke, denkt da über zwei Dinge<br />
nach: erstens eine zentrale Wärmeversorgung mit<br />
einem Heizkraftwerk und zweitens die Nutzung des<br />
Abwassers der Kläranlage für Wärmerückgewinnung.<br />
Diese ökologischen Innovationen können bei so einem<br />
Generationenprojekt zukunftsweisend sein.<br />
HANKE: Für das Wohnen in der Zukunft ist natürlich<br />
auch die Attraktivität der Stadt<br />
entscheidend. Wenn in der Industrie<br />
die Arbeitsplätze bestehen bleiben<br />
oder sogar ausgebaut werden<br />
können, werden die Menschen Wohnraum<br />
benötigen. Und zwar nicht nur<br />
High-End-Wohnraum, sondern Wohnraum,<br />
der allen Schichten der Bevölkerung<br />
zugutekommt. Genau dafür steht <strong>Eigenheim</strong>.<br />
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