2021_39
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Dorfspiegel Dietlikon / Wangen-Brüttisellen<br />
Und wie wenn es alle geahnt hätten<br />
– niemand trägt einen Pilzkorb<br />
bei sich.<br />
Vom Parkplatz «Waldgatter» macht<br />
sich die Gruppe von rund 20 Teilnehmenden<br />
unter der Führung von<br />
Heinz Eisele auf die Exkursion.<br />
Ziel, ein eng begrenztes Waldstück,<br />
Bühne für das Geschehen in<br />
den nächsten zwei Stunden.<br />
Die Gruppe setzt sich zusammen<br />
aus ein paar Kindern mit Erwachsenen<br />
– jugendliche Personen<br />
scheinen sich dafür nicht zu interessieren.<br />
Interessant ist, Kinder sind die<br />
ersten Finder von Pilzen. Ein<br />
«Breitblättriger Rübling» wächst<br />
etwas mehr als einen Meter weg<br />
von der Kindhausenstrasse. Der<br />
Pilzkontrolleur findet zu jedem<br />
Fund die passenden Worte. Dieser<br />
Pilz sei früher noch gegessen worden,<br />
weil die Menschen ärmer<br />
dran waren als heute. Die verwöhnte<br />
Gesellschaft esse heute<br />
lieber Pommes Chips und Kaviar.<br />
Die Pilzkontrolle gäbe diesen Pilz<br />
nicht frei. Wenn einer aber darauf<br />
bestehe, diesen mit Thymian und<br />
weiteren Kräutern zu kochen,<br />
dann könne er das schon machen.<br />
Man könne aber auch gleich Karton<br />
kochen, weil dieser Pilz keine<br />
feste Substanz habe und breiig auf<br />
der Zunge liege.<br />
Wurden fündig: Die Teilnehmenden der Pilzexkursion mit Heinz Eisele und Moni Müller (Fotos Pidu Peyer)<br />
Giftig oder nicht?<br />
Die Aussage, alle Pilze, die nicht<br />
giftig sind, seien essbar, treffe so<br />
nicht zu. Natürlich sei vieles essbar,<br />
habe aber keinen Wert. Karton könne<br />
man ja auch mit Salatsauce essen.<br />
Viele Pilze hätten keinen Eigengeschmack.<br />
Und selbst Champignons<br />
solle man noch kurz erhitzen.<br />
«Chitin» ist Grundbaustoff der Pilze<br />
und der Insektenpanzer zugleich<br />
und gilt als schwerverdaulich.<br />
«Wenn jemand zuviele Eierschwämme<br />
mit Rahmsauce gegessen<br />
hat, hat er vielleicht nachher<br />
Bauchweh – nicht, weil er eine<br />
Pilzvergifung hat, sondern weil er<br />
zuviel gegessen hat», sagt der Pilzkontrolleur.<br />
Kinder sollten davon gar nicht viel<br />
essen und Erwachsene nur als Beilage.<br />
Viele Pilze sammeln mache<br />
einfach keinen Sinn. Was man<br />
nicht trocknen könne, solle man<br />
sehr behutsam in kleinen Mengen<br />
geniessen. Der Pilzkontrolleur sei<br />
kein Polizist. Er beschränke sich<br />
auf seine Kernkompetenz in der<br />
Einteilung «geniessbar – ungeniessbar».<br />
Unverwertbare Pilze<br />
solle man nach der Analyse und<br />
Bewertung ungeniert wieder am<br />
selben Platz der Natur überlassen.<br />
Das sei viel besser als wenn man<br />
Nastücher wegschmeisse.<br />
Ein Kind bringt zwei weitere Pilze.<br />
«Hast du die an einem Baum gefunden!?».<br />
Das sei ein Hallimasch,<br />
der schlimmste Feind aller lebenden<br />
Bäume. Schlimmster Holzschädling<br />
in unseren Wäldern.<br />
Heinz Eisele meint, dieser Baum<br />
sei zum Tode verurteilt. In etwa<br />
drei bis vier Jahren sei es soweit.<br />
Pilze sind Früchte des unter der<br />
Erde verbreiteten Myzels – so<br />
wird die Gesamtzahl aller fadenförmigen<br />
Zellen eines Pilzes oder<br />
Bakteriums unter der Erde bezeichnet.<br />
Das Leben des Hallimasch<br />
Aufgrund eines rätselhaften Waldsterbens<br />
in Oregon USA wurde ein<br />
riesiges Myzel der Hallimaschart<br />
entdeckt. Es erstreckt sich über eine<br />
Fläche von rund neun Quadratkilometern<br />
und gilt seit seiner Entdeckung<br />
im Jahr 2000 als das grösste<br />
bekannte Lebewesen der Welt.<br />
Dieser Pilz würde von unseren südlichen<br />
Nachbarn sehr geschätzt.<br />
Man müsse ihn aber sicher fünf Minuten<br />
im Wasser kochen und dann<br />
das Wasser wegschütten. Er enthalte<br />
einen Stoff, der uns Menschen nicht<br />
gut tue. Halte man diese Regel ein<br />
und koche ihn noch etwa weitere<br />
fünf Minuten, dann sei dieser Pilz<br />
noch echt geniessbar, sogar gut.<br />
Später erwähnt Heinz Eisele ein