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Baby-Spezial für die Metropolregion Nürnberg

Baby Magazin für die Metropolregion Nürnberg 2021

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GESUNDHEIT & FITNESS<br />

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damit es sich entspannt. Und ich bin froh, dass mein<br />

Plan aufgeht. Alexander hört sogleich auf zu schreien<br />

und lächelt mich während des Trinkens an, als wäre<br />

nichts gewesen. Nur <strong>die</strong> dicken Tränen, <strong>die</strong> an seiner<br />

Wange herunterkullern, zeugen von seinem Geschrei.<br />

Wie oft haben mein Mann und ich uns schon eine Be<strong>die</strong>nungsanleitung<br />

<strong>für</strong> das kleine Wesen gewünscht.<br />

Stattdessen sind wir von einer Überforderung in <strong>die</strong><br />

nächste gerutscht – immer mit derselben Frage: Was<br />

hat das <strong>Baby</strong>? Dieser Stress machte mich jedoch krank.<br />

Die Diagnose lautete: schwere Wochenbettdepression.<br />

Alexander kam am 16. Dezember zur Welt, er ist mein<br />

erstes Kind. Doch ich hatte mir das Muttersein irgendwie<br />

anders vorgestellt. Es sei das Schönste, sein <strong>Baby</strong><br />

in den Armen zu halten. Schockverliebt sollte man am<br />

besten sein. Und ich? Ich wollte nach zwei Wochen<br />

Muttersein am liebsten von der Brücke springen oder<br />

das Kind irgendwo aussetzen. Zuneigung? Fehlanzeige!<br />

Ich fühlte mich vor allem nach dem Stillen, das<br />

regelmäßig zwei bis vier Stunden und einige Schreiattacken<br />

dauerte, einfach leer und am Ende meiner<br />

Kräfte. Ich hatte keinen Appetit, keinen Hunger, keine<br />

Energie, da<strong>für</strong> Angst vor dem nächsten Stillen. Ich<br />

fühlte mich zu Hause eingesperrt, traurig, lustlos, lebensmüde.<br />

Und ich hasste das <strong>Baby</strong> in manchen Momenten.<br />

Als ich meiner Hebamme Anne davon erzählte,<br />

klingelten bei ihr <strong>die</strong> Alarmglocken. Sie empfahl<br />

mir, mich in der Mutter-Kind-Ambulanz im <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Südklinikum vorzustellen. Nach dem Gespräch mit<br />

einer Psychologin willigte ich ein, mit Alexander in<br />

<strong>die</strong> Mutter-Kind-Tagesklinik zu gehen, in der ich täglich<br />

von 9 bis 15 Uhr therapiert wurde – acht Wochen<br />

lang. Nur konnte keiner <strong>die</strong>se Depression sehen, sie<br />

kann ja auch nicht wie ein gebrochener Arm eingegipst<br />

werden, um zu verheilen. Leider ist <strong>die</strong> Krankheit in<br />

der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema, über das<br />

nicht offen geredet wird. Viele Betroffene – auch ich<br />

– schämen sich oder haben Angst vor Stigmatisierung<br />

(„<strong>die</strong> ist in der Psychiatrie!“). Vor allem als frischgebackene<br />

Mutter, <strong>die</strong> vor Glück leuchten sollte, ist <strong>die</strong>se<br />

Situation besonders schlimm. Deshalb musste ich<br />

auch eine Weile darüber nachdenken, ob ich mich in<br />

der Klinik behandeln lassen sollte. An meinem ersten<br />

Kliniktag fielen mir dann Sätze wie „Schön, dass du da<br />

bist!“ oder „Das ist echt mutig von dir!“ besonders auf!<br />

Über meine Erkrankung zu reden, war mir unangenehm.<br />

Einmal wollte der Taxifahrer beim Abholen von<br />

der Klinik wissen, was Alexander denn habe. Ich sagte nur,<br />

dass er kerngesund sei und ich wegen einer Wochenbettdepression<br />

behandelt würde. Ich erwartete eigentlich betretenes<br />

Schweigen, der Fahrer ging jedoch darauf ein und<br />

wollte mehr dazu wissen. Ich war froh, dass er mir nicht<br />

den Stempel „<strong>die</strong> Psycho-Mama“ aufdrückte, denn davor<br />

hatte ich schon etwas Angst – auch im Gespräch mit der<br />

Familie oder mit Freunden. Aber alle nahmen meine Probleme<br />

ernst und boten mir Hilfe an.<br />

Ein großer Schritt zur Besserung war bei mir übrigens,<br />

mit dem Stillen aufzuhören. Und siehe da, mir ging es<br />

gleich etwas besser, als Alexander aus der Flasche trank<br />

und ich meinen Körper wieder <strong>für</strong> mich hatte. Mein Mann<br />

übernahm <strong>die</strong> Kindfütternachtschicht und ich konnte den<br />

Kleinen ab und an bei meinen Eltern oder meiner Schwester<br />

abgeben, um auch mal wieder etwas Zeit <strong>für</strong> mich zu<br />

haben und mich von den Schreiattacken zu erholen. Dabei<br />

fühlte ich mich zwar wie eine Rabenmutter, aber meiner<br />

Seele tat der Abstand gut. Ich war wirklich froh, dass mich<br />

mein Umfeld so gut unterstützte.<br />

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