2021-10_RegioBusiness
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02 Politik & Wirtschaft
Oktober 2021 I Jahrgang 20 I Nr. 229
Der Herbst bringt Schwung
Die Arbeitslosigkeit geht zurück und es gibt deutlich weniger jüngere Leute ohne Job.
Insgesamt verzeichnen die Agenturen eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften.
Im September ist die Zahl der
Arbeitslosen im Agenturbezirk
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim
auf 10 473 gesunken.
Das sind 680 Arbeitslose
weniger als im Vormonat, was
einem Rückgang von 6,1 Prozent
entspricht. Die Arbeitslosenquote
ist um 0,2 Prozentpunkte auf
3,1 Prozent gesunken. In Baden-
Württemberg liegt sie bei 3,7 Prozent
„Wie erwartet und vor Corona im
Herbst üblich, haben wir deutlich
weniger Arbeitslose als im
August“, erklärt Elisabeth Giesen,
Leiterin der Agentur für Arbeit
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim.
Bei den 15- bis unter
20-Jährigen ging die Arbeitslosigkeit
von August auf September um
28,8 Prozent zurück. „Wir erkennen
wieder saisontypische Bewegungen
auf dem Arbeitsmarkt, die
mit Corona nicht mehr viel zu tun
haben. Im Sommer enden Ausbildungen
und Schulen, was vorübergehend
zu einem Anstieg der
Arbeitslosigkeit bei den Jüngeren
führt. Im September finden viele
dieser jungen Menschen eine Arbeitsstelle
und melden sich wieder
ab.“
Im September haben die Unternehmen
1207 Stellenangebote
gemeldet, fast ein Drittel mehr
als im letzten Jahr. Insgesamt waren
zum Stichtag 7079 Arbeitsstellen
im Bestand und damit 45,3
Prozent mehr als vor einem Jahr.
„Der Zwei-Jahres-Vergleich zeigt,
„Wir erkennen
wieder saisontypische
Bewegungen
auf dem
Arbeitsmarkt, die
mit Corona nicht
mehr viel zu tun
haben.“
dass wir bei den Stellen fast wieder
auf dem Niveau von vor Corona
liegen. Im September 2019 waren
7782 Stellen gemeldet. Allerdings
sind noch 1166 Arbeitslose
mehr gemeldet als im September
2019“, so das Resümee von Elisabeth
Giesen.
„Den großen Arbeitskräftebedarf
können wir nur decken, wenn
wir alle Potenziale einbeziehen.“
Knapp die Hälfte der Arbeitslosen
ist weiblich. Doch die gemeldeten
5592 arbeitslosen Frauen
sind nur ein Teil des weiblichen
Arbeitskräftepotenzials. Frauen,
die für die Familie eine berufliche
Auszeit nehmen, sind meist nicht
als arbeitsuchend registriert. „Mit
Veranstaltungen und Seminaren
zu Themen rund um den beruflichen
Wiedereinstieg wollen wir
die Rückkehr ins Arbeitsleben erleichtern.
Deshalb beteiligen wir
uns auch in unseren Netzwerken
mit verschiedenen Veranstaltungen
an den landesweiten Frauenwirtschaftstagen,
die in diesem
Jahr vom 13. bis 15. Oktober
stattfinden (siehe Seite 3).
KURZARBEIT Im Agenturbezirk
wurden im September für 699
Personen konjunkturelle Kurzarbeit
angezeigt. Aktuelle Daten zur
tatsächlichen Inanspruchnahme
stehen bis März 2021 zur Verfügung.
So haben nach vorläufigen
hochgerechneten Daten im März
im Bezirk der Agentur für Arbeit
Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim
20 091 Arbeitnehmer in
2340 Betrieben oder Betriebsabteilungen
kurzgearbeitet.
LANDKREISE Im Landkreis
Schwäbisch Hall liegt die Arbeitslosenquote
bei 3,1 Prozent (Vormonat
3,3 Prozent). Im September
waren 3590 Menschen arbeitslos
gemeldet, 181 oder 4,8
Prozent weniger als im August. Im
Hohenlohekreis waren es 1885
Menschen, 139 oder 6,9 Prozent
weniger als im August. Hier liegt
die Arbeitslosenquote bei 2,8 Prozent
(Vormonat 3 Prozent).
Ähnlich sieht die Situation im
Main-Tauber-Kreis aus: die Arbeitslosenquote
beträgt hier 2,9
Prozent und betrifft 2253 Menschen,
200 oder 8,2 Prozent weniger
als im Vormonat.
AUSBILDUNGSMARKT „Im
September ist auf dem Ausbildungsmarkt
noch viel gelaufen.
Anfang des Monats waren noch
über 1000 freie Ausbildungsstellen
in fast allen Branchen bei uns
gemeldet. Deshalb haben wir ganz
gezielt junge Menschen auf verschiedenen
Kanälen angesprochen.
So haben noch einige Bewerber
und Ausbildungsbetriebe
zueinander gefunden“, freut sich
Elisabeth Giesen. Auch jetzt gibt es
noch Ausbildungsplätze für dieses
Jahr.“
pm/do
www.arbeitsagentur.de
Der Arbeitsmarkt im September 2021
10.473
ARBEITSLOSE
Veränderung zum Vorjahr: -20,1 %
2,6 %
ARBEITSLOSENQUOTE
JUGENDLICHE
Veränderung zum Vorjahr: -1,8 %
248.186
SOZIALVERSICHERUNGS-
PFLICHTIG BESCHÄFTIGTE
Veränderung zum Vorjahr: -0,2 %
3,1 %
ARBEITSLOSENQUOTE
Veränderung zum Vorjahr: -0,7%
13.434
UNTERBESCHÄFTIGTE
(OHNE KURZARBEIT)
Veränderung zum Vorjahr: -16,6 %
7.079
ARBEITSSTELLEN
Veränderung zum Vorjahr: 45,3 %
RB Grafik: Jürgen Schneider, Quelle: Agentur für Arbeit Schwäbisch Hall-Tauberbischofsheim
Sonderregelung zum Kurzarbeitergeld verlängert
Ende September wäre Schluss gewsen – jetzt hat die Bundesregierung
die Regelung zum erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld
erneut um drei Monate bis zum Jahresende verlängert.
Unternehmen haben Anspruch auf Kurzarbeitergeld, wenn mindestens
zehn Prozent der Beschäftigten einen Arbeitsentgeltausfall von
mehr als zehn Prozent haben. Befristet bis Jahresende können auch
Leiharbeitnehmer unterstützt werden. Die Sozialversicherungsbeiträge
werden für die ausgefallenen Arbeitsstunden voll erstattet.
Der Bezug von Kurzarbeitergeld ist bis zu zwölf Monate möglich.
Bis Ende 2021 gilt unter bestimmten Voraussetzungen eine Bezugsdauer
von längstens 24 Monaten. Befristet bis Jahresende können
auch Leiharbeitnehmer unterstützt werden. Diese Zeit kann für Weiterbildung
genutzt werden. Arbeitgeber sollten sich vor Beginn einer
Qualifizierung ihrer Beschäftigten mit dem Arbeitgeberservice
der Arbeitsagentur in Verbindung setzen.
STANDPUNKT
Marius Stephan
Redakteur
Technologie wird nicht reichen
Foto: Marc Weigert
Deutschlands Bürger möchten mehr Klimaschutz.
Das hat nicht nur die jüngste Bundestagswahl
gezeigt, in der die Grünen ein gutes
Ergebnis trotz vergeigtem Wahlkampf der
diesmal sogar Kanzlerkandidatin genannten
Führungsfrau Annalena Baerbock erzielen
konnten. Auch in der Region erreichte Harald
Ebner ein respektables Ergebnis und unter
den Erstwählern unter 25 Jahren lag nur
die FDP noch vor den Grünen.
Nachhaltigkeit ist das Thema unserer Zeit.
Nicht umsonst sieht man mittlerweile auf den
Straßen zwischen Kocher, Jagst und Tauber
immer mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge,
die auf leisen Sohlen vorbeihuschen oder
futuristisch anmutende Geräusche aussenden,
um Fußgängern akustisch anzuzeigen,
ob beschleunigt oder verzögert wird.
Nicht umsonst dreht sich auf der Branchenschau
Fachpack in Nürnberg, die vergangene
Woche wieder in Präsenz stattfinden
konnte, fast alles um umweltfreundliche Verpackungsmaterialien
und möglichst effiziente,
stromsparende Maschinen. Nicht umsonst
bekam Syntegon in diesem
Rahmen den Deutschen Verpackungspreis
in der Kategorie
Nachhaltigkeit verliehen für – richtig
– eine Blisterverpackung aus recyclingfähigem
Papier. Und mit der Zeit
wird auch der beliebte Onlineshop auf
klimaverträglichere Liefermodelle umsteigen.
Sei es nun eine mit nachhaltigem
Strom betriebene Drohne oder ein Lastwagen,
der mit einer wasserstoffgespeisten
Brennstoffzelle fährt. Wichtig dabei ist, dass
die staatlichen Schranken bestimmte technologische
Wege nicht ausschließen, sondern
ihnen Werte und Grenzen auferlegen.
Viele Experten sind jedoch der Ansicht, dass
die Maßnahmen trotzallem nicht reichen.
Nun kann es freilich auch nicht die Lösung
sein, einfach gar kein Fleisch mehr zu essen,
nur noch das Rad zu nutzen und die Industrie
abzuschalten. Das würde uns unseren Wohlstand
kosten. Aber es muss sich tatsächlich
jeder selbst überlegen, wo denn Ansatzpunkte
im eigenen Leben bestehen könnten, den
Fußabdruck etwas zu reduzieren. Und gleichermaßen
müssen auch Industrie, Logistik
und Landwirtschaft über ihre CO 2
-Bilanz
nachdenken und entsprechend handeln.
Die Landwirtschaft tut sich schwerer, die erst
im Mai verschärften Auflagen in ihre Prozesse
zu implementieren. Anders als der Verkehrssektor
und die Industrie kann die Landwirtschaft
nicht so leicht (wobei leicht natürlich
relativ zu sehen ist) durch Technologie ihre
Klimabilanz verbessern.
Dabei steht die Landwirtschaft vor enormen
Herausforderungen. Bis 2050 gilt es,
rund neun Milliarden Menschen zu ernähren.
Die Vereinten Nationen gehen mittlerweile
davon aus, dass die Landwirte bis Mitte
des Jahrhunderts ihre Produktion um 70
Prozent steigern müssen. Gleichzeitig müssen
die Lebensmittel so klimaschonend wie möglich
produziert werden. Diese Aufgabe kann
die Landwirtschaft nur leisten, wenn sie alle
Möglichkeiten nutzt, möglichst hohe Erträge
auf möglichst wenig Fläche zu erwirtschaften.
Technik, Züchtung, landwirtschaftliches
Know-how und die ertragssteigernden Faktoren
Pflanzenschutz und Düngung gehören
ebenso dazu wie die neuesten Erkenntnisse
der Agrarforschung.
Nun verträgt sich diese Art der Landwirtschaft
nur schlecht mit dem romantisierten
Bild der Biohöfe, auf denen glückliche Tiere
glückliche Pflanzen fressen und unbehandeltes
Gemüse gesund auf den Tisch kommt: Mit
Biohöfen und ihrem Flächenverbrauch wird
die anstehende Ertragssteigerung nur schwer
zu stemmen sein. Klar ist, dass ein Mittelweg
gefunden werden muss, der das Klima schützt
und weder Bauern um ihre Existenz bringt
noch uns alle zu überprozessierten Nahrungsmitteln
zwingt.
Eine Stellschraube, die in das Image der
Biohöfe passt, ist die Regionalität. Durch den
Kauf „nebenan“ kann der Kunde die Klimabilanz
seiner Nahrungsmittel durchaus beeinflussen
und den CO 2
-Anteil des Transports
drücken. Die Maßnahmen und Auszeichnungen
für Unternehmen in der Region zeigen,
dass Innovationen ein wichtiger Baustein auf
dem Weg zu einer klimaverträglicheren Gesellschaft
sind. Technologie einerseits und
klimabewusstes Handeln und Kaufen andererseits,
gehen hierbei aber Hand in Hand.
Aber letztlich liegt es an uns allen, unsere
Emissionen ein Stück weit zu reduzieren.
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