TOPFIT September 2021
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Gesund leben
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rüstungsgegenstand sind die (Berg-)Schuhe. Je
spezieller der Weg, desto leistungsfähiger müssen
sie sein. »Völlig ungeeignet sind Turnschuhe
oder Schuhe ohne Profilsohle – dies gilt auch
dann, wenn man hauptsächlich in der Ebene
bzw. auf gut ausgebauten Forstwegen wandern
möchte«, betont Dr. Konvalin. Gute Wanderschuhe
haben eine abriebfeste Profilsohle, die
für einen guten Bodenkontakt sorgt und verhindert,
dass man auf feuchten Boden ausrutscht.
Außerdem sind sie knöchelhoch geschnitten,
um dem Fußgelenk in unebenem Gelände die
notwendige Stütze zu bieten. Die Schuhe müssen
weitgehend wasserdicht und steif sein. Generell
sollten Wanderschuhe ausreichend Platz
nach vorn bieten, um z. B. die Zehen beim
Bergabgehen zu schonen, und die Ferse sollte
bei leichter Schnürung etwa einen Zentimeter
Spielraum nach hinten haben, jedoch nicht nach
oben rutschen können. »Am besten ist es, man
lässt sich in einem Fachgeschäft beraten«, so Dr.
Konvalin.
Neben Wechselwäsche, Getränken und Proviant
sollte im Rucksack noch Platz für weitere wichtige
Ausrüstungsgegenstände sein, etwa für ein
Handy, in dem die Notrufnummern eingespeichert
sind, einen Kompass, eine Wanderkarte,
ein Erste-Hilfe-Set und Sonnenschutz. Für
Bergtouren empfiehlt der Deutsche Alpenverein
noch die Mitnahme einer Rettungsdecke zum
Schutz vor Unterkühlung bei Verletztenlagerung
und einer Trillerpfeife, um auf sich aufmerksam
zu machen.
Das Interview zum Thema
Sind schmerzhafte Abnutzungserscheinungen
im Kniegelenk ein Grund, auf das Wandern zu
verzichten? Und was ist beim Tragen des Wanderrucksacks
zu beachten? Darüber sprach TOP-
FIT mit dem Münchner Orthopäden Dr. Heribert
Konvalin vom MVZ im Helios, für den regelmäßige
Bewegung zu den wichtigsten gesunderhaltenden
Maßnahmen gehört.
Herr Dr. Konvalin, dürfen auch Personen
wandern, die an einer Kniegelenksarthrose
leiden?
Dr. Konvalin: Wenn man bereit ist, Schwierigkeitsgrad
und Dauer der Wandertour an seine
Erkrankung anzupassen, spricht sicher nichts
dagegen. Eine aktivierte Arthrose ist allerdings
eine Kontraindikation. Ideal sind Wanderungen
auf gut ausgebauten ebenen oder leicht ansteigenden
Wegen, wobei – mäßiges – Bergaufgehen
generell ratsamer ist als Bergabgehen. Wenn
sich allerdings Schmerzen oder Bewegungsbeeinträchtigungen
bemerkbar machen, sollte die
Wanderung sofort abgebrochen beziehungsweise
die Rückkehr angetreten werden. Gut überlegt
sein sollte das Wandern auf unebenem Gelände,
auf besonders weichen oder auch auf gepflasterten
Wegen, da dies manchen Patienten
mit einer Kniegelenksarthrose besondere Probleme
bereitet.
Wie sieht es mit Bergwandern aus?
Dr. Konvalin: Auch dies ist prinzipiell möglich;
hier ist jedoch vor allem beim Bergabgehen Vorsicht
geboten. Sogar Personen, deren Kniegelenk
noch nicht durch degenerative Knorpelveränderungen
in Mitleidenschaft gezogen ist, können
sich durch ein zu langes oder zu steiles Bergabgehen
ein schmerzhaftes Überlastungssyndrom
des Kniegelenks, meist im Bereich der Kniescheibe,
zuziehen, insbesondere wenn sie nur
sporadisch wandern und auch sonst kaum Sport
treiben. Ausgangspunkt sind häufig Reizzustände
von Sehnen und Bändern, die an der Kniescheibe
ansetzen oder seitlich davon verlaufen.
Damit die Beschwerden nicht chronisch werden,
ist dann meist eine orthopädische Behandlung
notwendig. Ebenso ist die Gefahr für eine Überdrehung
des Kniegelenks beim Bergabgehen
deutlich höher als beim Bergaufgehen. Oft trifft
es eine der beiden Menisken, die unter anderem
als Stoßdämpfer fungieren.
Und was empfehlen Sie Menschen mit
einem künstlichen Kniegelenk?
Dr. Konvalin: Für Menschen mit einer Knie-Endoprothese
ist regelmäßige moderate körperliche
Aktivität erst einmal grundsätzlich sinnvoll:
Die Muskeln werden gekräftigt, die körperliche
Ausdauer wird trainiert, und auch der Knochenstoffwechsel
wird angeregt, was sich wiederum
günstig auf eine gute Verankerung der Gelenksprothese
auswirkt. Wichtig ist, dass der Betroffene
darauf achtet, sein künstliches Kniegelenk
nicht zu überlasten und Sportarten wählt,
bei denen dieses Risiko aufgrund der Bewegungsabläufe
und der geringen Verletzungsgefahr
gering ist. Diese Voraussetzungen sind
beim Wandern auf ebenen Strecken auf jeden
Fall gegeben. Von steileren Anstiegen und vor
allem vom Bergabgehen rate ich jedoch ab.
Zur Person
Stichwort Wirbelsäule: Wie trägt man
seinen Rucksack am besten, ohne seinen
Rücken allzu sehr zu belasten?
Dr. Konvalin: Ein Rucksack, der weder die Schultern
noch die Wirbelsäule oder Hüfte übermäßig
belastet, sollte zum einen gut an die individuelle
Rückengröße angepasst und zum anderen
richtig eingestellt sein. Wichtig ist, dass nicht zu
viel Gewicht auf den Schultern lastet – ein sehr
häufiger Grund für schmerzhafte Reizerscheinungen
am Schultereckgelenk. Deshalb sollten
die Schultergurte nicht zu stark gestrafft sein
– aber sie sollten natürlich auch nicht zu locker
sitzen. Ein Brustgurt zwischen den Schulterriemen
entlastet die Schultern zusätzlich. Dagegen
darf der Hüftgurt ruhig das Hauptgewicht des
Rucksacks tragen; hierfür sollte dieser die beiden
Beckenknochen fest umschließen.
Dr. med. Heribert Konvalin ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie,
Sport medizin, spezielle Schmerztherapie und Physikalische Medizin
und praktiziert im MVZ im Helios. Zu seinen Leistungsschwerpunkten
gehören die Behandlung von Kniegelenkserkrankungen sowie Schultererkrankungen,
aber auch Ellbogen- und Sprunggelenkarthroskopie,
arthroskopische Kreuzband operationen, Fußchirurgie, regenerative
Knorpeltherapie zur Behandlung von Arthrose sowie interven tionelle
Schmerztherapie einschließlich minimal-invasiver Wirbelsäulenoperationen.
Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de
Foto oben: © Patrizia Tilly / Fotolia
TOPFIT 3 / 2021