52 FREIZEIT SANFTER TOURISMUS Eine der großen Aufgaben unserer Zeit ist der Umwelt- und Klimaschutz – gerade auch im Tourismus. Rund um den Bodensee – am deutschen, österreichischen und Schweizer Ufer – gibt es viele gute Beispiele, die zeigen, dass Reisen und Freizeitgestaltung umweltverträglich möglich sind. VON SUSI DONNER (TEXT)
FREIZEIT 53 An die schönsten Orte der Welt reisen, zu denen natürlich die Bodenseeregion gehört – das wollen viele – viele andere sorgen sich deshalb um die Zukunft dieser schönsten Orte, die nicht nur gefühlt überrannt werden. Eine Untersuchung im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigt, dass die Sorge absolut begründet ist: allein schon der Ausstoß von Kohlendioxid, der durch touristisch bedingten Verkehr entsteht, trage maßgeblich zum Klimawandel bei. Massentourismus ist ein ökologisches Problem geworden. Der sogenannte sanfte Tourismus soll Möglichkeiten bieten, zu reisen und dabei die Umwelt wenig zu belasten. Dabei betreffe die Nachhaltigkeit alle Bereiche von der Buchungsphase, über den Aufenthalt, die Abreise, bis hin zur Nachbereitung, sagt Professorin Anja Brittner-Widmann, Studiengangsleiterin am Studienzentrum Tourismus, Hotellerie und Gastronomie der DHBW Ravensburg. „Damit nachhaltiger Tourismus funktioniert, müssen Maßnahmen greifen, die wirtschaftliche Machbarkeit, lokale Teilhabe sowie Umweltschutz im Einklang miteinander berücksichtigen.“ Zentrale Anforderungen des umweltverträglichen Tourismus richten sich dabei an Tourismusunternehmen und Tourismusdestinationen. Sie sollen Verantwortung übernehmen und Bedingungen erfüllen, die sich positiv auf Umwelt und Gesellschaft auswirken und müssen dabei gleichzeitig wirtschaftlich denken und handeln. „Das ist die Herausforderung, denn es geht um die langfristige Sicherung der Destination Bodensee“, erklärt die Professorin. Viele gute Beispiele gibt es schon lange In der Vierländerregion gebe es immer mehr Betriebe und Organisationen, die den Aspekt der Nachhaltigkeit oder der Corporate Social Responsibilty berücksichtigen. Der Denkraum Bodensee der von sechs Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie der Internationalen Bodensee-Hochschule IBH getragen wird, zeige konkreten Handlungsbedarf auf. Im IBH-Projekt „Green destination“ erarbeiten die Universitäten HTWG Konstanz und die HSR Rapperswil ein länderübergreifendes Konzept, um den Tourismus in der Bodenseeregion auf lange Sicht ressourcenschonend zu gestalten. Die Deutsche Bodensee Tourismus GmbH stellt mit ihrer Markenkampagne ECHTnachhaltig Anbieter und Maßnahmen vor, die mit ihrem Angebot einen Beitrag zur nachhaltigen Tourismusentwicklung in der Region leisten: Unter echt-bodensee.de können Gäste Urlaub im Einklang mit der Natur buchen. Viele Einzelinitiativen bei den DACH-Anrainern zeigen, dass das Thema längst in der Region angekommen ist. Die Bodensee-Therme Überlingen lässt ihre Besucher nachhaltig baden gehen. Seit 2020 wird dort unter anderem mit zwei Blockheizkraftwerken die gesamte Wärme für die Therme, sowie rund 80 Prozent des Stromverbrauchs erzeugt. Gegenüber der alten Heizungsanlage spart sie so jährlich 600 Tonnen CO2 ein. Die Insel Mainau organisiert ihren Umweltschutz professionell, indem sie sich freiwillig an einem System für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung beteiligt. Der Burgunderhof in Hagnau, ein Bio- Erwachsenenhotel mit ökologisch arbeitendem Weingut und Destillerie, gilt als Inspirationsquelle und Vorzeigebetrieb für nachhaltigen Tourismus. Badeorte und Bootshäfen rund um den Bodensee (beispielsweise in Konstanz, Sipplingen, Langenargen, Uhldingen- Mühlhofen, Immenstaad, Dingelsdorf) dürfen regelmäßig die Öko-Auszeichnung Blaue Flagge hissen, das Viabono- Siegel weist touristische Dienstleister vor Ort aus, die nachweislich im Sinne Insel Reichenau Foto: Stefan Arendt