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Die Weinstraße - November 2021

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FORUM<br />

NATUR<br />

DENKMAL<br />

Martin Schweiggl<br />

Der Nussbaum von Neumarkt<br />

Von gräflich bis königlich – Adeliges<br />

verbirgt sich nicht nur in Ansitznamen,<br />

sondern auch in so manchem Flurnamen.<br />

Das Traminer Poarmous leitet sich vermutlich<br />

nicht von den Bayern ab, sondern<br />

vom adeligen Familiennamen Payr, so wie<br />

das Thomsenwaldele, Branzoller Freizeitareal,<br />

im Italienischen la Pinara, auf die in<br />

Branzoll ansässige Adelsfamilie Thomsen<br />

Bezug nimmt. Ebenfalls in Branzoll<br />

eine weitere nicht unbedeutende Familie.<br />

Von Bozen aus – das Palais Menz in der<br />

Mustergasse ist eines der bedeutendsten<br />

Patrizierhäuser – finden sich bis zu den<br />

salvadorischen Besitzungen in Margreid<br />

Spuren der reichen Kaufmannsfamilie<br />

Menz. Reich als schmückendes Epitheton<br />

für ein augenscheinlich banales Bauwerk.<br />

Ein Damm wird in Branzoll el Tòm della<br />

ricca Menza, einer reichen Menz also, genannt<br />

und weist sie somit als Erbauerin<br />

und Besitzerin aus. In Kaltern zeugen die<br />

Menznmëiser von früherem Grundbesitz<br />

der Menz in der Überetscher Gemeinde.<br />

FÜRSTEN UND KÖNIGE<br />

Eben dort kommt übrigens auch Fürst<br />

– mundartlich Firscht – als Hofname vor.<br />

Ein fürstlicher Besitzer muss damit – im<br />

Gegensatz zu den Grafenwäldern zum<br />

Beispiel – nicht angenommen werden.<br />

Was täten wir dann mit den Königsnamen<br />

im Bezirk? Allen voran die Kinigswies, die<br />

FLURNAMEN<br />

Adel verpflichtet<br />

Cäcilia Wegscheider<br />

Königswiese ein recht beschaulicher also<br />

gar nicht so königlicher bewaldeter Gipfel,<br />

der sich hinter der Madruttwand auf Neumarkter<br />

Gemeindegebiet erhebt. Wiese<br />

hat hier durchaus seine Berechtigung,<br />

weist die Geländekuppe mit der Großwies<br />

auch offene Grasflächen auf. Dass der<br />

Name an einen königlichen Meier- oder<br />

Reichshof, der zu Zeiten der langobardischen<br />

Herrschaft bei Neumarkt bestand,<br />

erinnern soll, klingt nicht sehr naheliegend.<br />

Wenn wir dem Beispiel unseres<br />

Paradeberges Ortlers folgen, dann ist ein<br />

„gewöhnlicher“ Hofname plausibler. Und<br />

wirklich finden sich Königshöfe zum Beispiel<br />

in Aldein und Kurtatsch. Eine nette<br />

Reminiszenz zeugt davon – und damit<br />

auch ziemlich nahe an der Königswiese<br />

– im Montaner Hittwald oberhalb des<br />

Weilers Gschnon. Kinihaisl – in Aldeiner<br />

Mundart! – ist dort als Waldname belegt.<br />

Fürstliches auch in Terlan, wo der Marstall<br />

von althochdeutsch „marahstal“, zusammengesetzt<br />

aus „marah“‘Pferd, Mähre’<br />

und „stal“ ‘Stall’ – an einen adeligen Pferdestall<br />

erinnert, der Marstallwald erstreckt<br />

sich dahinter.<br />

Interessant wenig südlich findet sich<br />

die Friedrichshöhe. Das erinnert an einen<br />

weiteren klingenden Namen auf der Höhe<br />

des Mendelpasses. Von der Ferdinandshöhe<br />

genießt man eine wortwörtliche kaiserlichen<br />

Aussicht über unseren Bezirk.<br />

Quelle: Wikipedia<br />

Mit 30 Metern Kronendurchmesser<br />

steht der mächtigste Nussbaum Südtirols<br />

am Nordrand des Dorfzentrums<br />

in der Bozner Straße. Seine Blattfläche<br />

von 160 Quadratmetern bindet<br />

jährlich eine Tonne Feinstaub, „verdaut“<br />

täglich 2,35 kg klimaschädliches<br />

Kohlendioxid und produziert 1,75 kg<br />

Sauerstoff, genug für fünf Menschen.<br />

Um dieselben Wohlfahrtsfunktionen<br />

zu erreichen, müsste man bei einer<br />

Schlägerung über 5000 „Ersatzbäumchen“<br />

pflanzen! Viel zu leichtfertig<br />

fallen diese unersetzlichen „grünen<br />

Lungen“ heute angeblichen „Sicherheitsgründen“<br />

zum Opfer. Im<br />

Sommer verdunstet der hundertjährige<br />

Walnussbaum täglich 400 Liter<br />

Feuchtigkeit und senkt die Hitze<br />

darunter um 5 Grad.<br />

Im Tal verlieren alte Nussbäume<br />

häufig an Vitalität, werden anfällig<br />

für Parasiten und kümmern. Rechtzeitige,<br />

fachgerechte Pflegeschnitte<br />

haben den Neumarkter Giganten vital<br />

erhalten.<br />

Quelle: Martin Schweiggl<br />

43 // DIEWEINSTRASSE.BZ

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