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FORUM<br />
NATUR<br />
DENKMAL<br />
Martin Schweiggl<br />
Der Nussbaum von Neumarkt<br />
Von gräflich bis königlich – Adeliges<br />
verbirgt sich nicht nur in Ansitznamen,<br />
sondern auch in so manchem Flurnamen.<br />
Das Traminer Poarmous leitet sich vermutlich<br />
nicht von den Bayern ab, sondern<br />
vom adeligen Familiennamen Payr, so wie<br />
das Thomsenwaldele, Branzoller Freizeitareal,<br />
im Italienischen la Pinara, auf die in<br />
Branzoll ansässige Adelsfamilie Thomsen<br />
Bezug nimmt. Ebenfalls in Branzoll<br />
eine weitere nicht unbedeutende Familie.<br />
Von Bozen aus – das Palais Menz in der<br />
Mustergasse ist eines der bedeutendsten<br />
Patrizierhäuser – finden sich bis zu den<br />
salvadorischen Besitzungen in Margreid<br />
Spuren der reichen Kaufmannsfamilie<br />
Menz. Reich als schmückendes Epitheton<br />
für ein augenscheinlich banales Bauwerk.<br />
Ein Damm wird in Branzoll el Tòm della<br />
ricca Menza, einer reichen Menz also, genannt<br />
und weist sie somit als Erbauerin<br />
und Besitzerin aus. In Kaltern zeugen die<br />
Menznmëiser von früherem Grundbesitz<br />
der Menz in der Überetscher Gemeinde.<br />
FÜRSTEN UND KÖNIGE<br />
Eben dort kommt übrigens auch Fürst<br />
– mundartlich Firscht – als Hofname vor.<br />
Ein fürstlicher Besitzer muss damit – im<br />
Gegensatz zu den Grafenwäldern zum<br />
Beispiel – nicht angenommen werden.<br />
Was täten wir dann mit den Königsnamen<br />
im Bezirk? Allen voran die Kinigswies, die<br />
FLURNAMEN<br />
Adel verpflichtet<br />
Cäcilia Wegscheider<br />
Königswiese ein recht beschaulicher also<br />
gar nicht so königlicher bewaldeter Gipfel,<br />
der sich hinter der Madruttwand auf Neumarkter<br />
Gemeindegebiet erhebt. Wiese<br />
hat hier durchaus seine Berechtigung,<br />
weist die Geländekuppe mit der Großwies<br />
auch offene Grasflächen auf. Dass der<br />
Name an einen königlichen Meier- oder<br />
Reichshof, der zu Zeiten der langobardischen<br />
Herrschaft bei Neumarkt bestand,<br />
erinnern soll, klingt nicht sehr naheliegend.<br />
Wenn wir dem Beispiel unseres<br />
Paradeberges Ortlers folgen, dann ist ein<br />
„gewöhnlicher“ Hofname plausibler. Und<br />
wirklich finden sich Königshöfe zum Beispiel<br />
in Aldein und Kurtatsch. Eine nette<br />
Reminiszenz zeugt davon – und damit<br />
auch ziemlich nahe an der Königswiese<br />
– im Montaner Hittwald oberhalb des<br />
Weilers Gschnon. Kinihaisl – in Aldeiner<br />
Mundart! – ist dort als Waldname belegt.<br />
Fürstliches auch in Terlan, wo der Marstall<br />
von althochdeutsch „marahstal“, zusammengesetzt<br />
aus „marah“‘Pferd, Mähre’<br />
und „stal“ ‘Stall’ – an einen adeligen Pferdestall<br />
erinnert, der Marstallwald erstreckt<br />
sich dahinter.<br />
Interessant wenig südlich findet sich<br />
die Friedrichshöhe. Das erinnert an einen<br />
weiteren klingenden Namen auf der Höhe<br />
des Mendelpasses. Von der Ferdinandshöhe<br />
genießt man eine wortwörtliche kaiserlichen<br />
Aussicht über unseren Bezirk.<br />
Quelle: Wikipedia<br />
Mit 30 Metern Kronendurchmesser<br />
steht der mächtigste Nussbaum Südtirols<br />
am Nordrand des Dorfzentrums<br />
in der Bozner Straße. Seine Blattfläche<br />
von 160 Quadratmetern bindet<br />
jährlich eine Tonne Feinstaub, „verdaut“<br />
täglich 2,35 kg klimaschädliches<br />
Kohlendioxid und produziert 1,75 kg<br />
Sauerstoff, genug für fünf Menschen.<br />
Um dieselben Wohlfahrtsfunktionen<br />
zu erreichen, müsste man bei einer<br />
Schlägerung über 5000 „Ersatzbäumchen“<br />
pflanzen! Viel zu leichtfertig<br />
fallen diese unersetzlichen „grünen<br />
Lungen“ heute angeblichen „Sicherheitsgründen“<br />
zum Opfer. Im<br />
Sommer verdunstet der hundertjährige<br />
Walnussbaum täglich 400 Liter<br />
Feuchtigkeit und senkt die Hitze<br />
darunter um 5 Grad.<br />
Im Tal verlieren alte Nussbäume<br />
häufig an Vitalität, werden anfällig<br />
für Parasiten und kümmern. Rechtzeitige,<br />
fachgerechte Pflegeschnitte<br />
haben den Neumarkter Giganten vital<br />
erhalten.<br />
Quelle: Martin Schweiggl<br />
43 // DIEWEINSTRASSE.BZ