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faktor Winter 2021

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17. Jahrgang <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong> 8 Euro<br />

› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />

› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />

erfolgsgeschichte CEO Philipp Schulte-Noelle macht Ottobock fit für den Börsengang und weitere Visionen mit Zukunft 68


Der Schlüssel<br />

zu Ihrem Erfolg!<br />

Wir verstehen unser<br />

Handwerk – und Ihres<br />

Wer täglich an den Wünschen seiner Kunden schraubt, vergisst darüber leicht,<br />

die Zukunft des eigenen Betriebes aufzubauen. Deshalb bietet QUATTEK &<br />

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editorial<br />

FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />

Sind Sie in den vergangenen Monaten auch so dankbar gewesen wie ich?<br />

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Mir geht es nicht darum, alles schön zu reden –<br />

wir befinden uns nun mal wirklich in einer Krise, vermutlich in der schlimmsten, die<br />

viele von uns bislang erlebt haben. Doch gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ist<br />

es wichtig, die guten Dinge im Auge zu behalten und sich nicht – auch wenn es tief<br />

in uns verankert ist – nur auf das Negative zu konzentrieren.<br />

Vielmehr geht es mir um Dankbarkeit für all das, was ich habe und was weiterhin<br />

besteht: die Menschen in meinem Leben, die Digitalisierung, Meinungsfreiheit, mein<br />

schönes Zuhause, Gesundheit, Frieden und Solidarität, Zeit für mich, Innovationen<br />

in der Medizin, gutes Essen und Trinken, meinen wunderbaren Beruf und alle vier<br />

Jahreszeiten.<br />

In dieser <strong>faktor</strong>-Ausgabe werden Sie ausschließlich auf Menschen treffen, die eben diese<br />

Einstellung zum Leben teilen, wie zum Beispiel die MPI-Direktorin Melina Schuh. Als<br />

Erforscherin von Schwachstellen in menschlichen Eizellen weiß sie um ihr Glück, mit<br />

gleich vier gesunden Kindern gesegnet zu sein. Oder unsere neue Oberbürgermeisterin<br />

von Göttingen, Petra Broistedt, die dankbar ist für einen Job, mit dem sie für mehr soziale<br />

Gerechtigkeit sorgen kann. Oder unser Mann auf dem Cover, Philipp Schulte-Noelle,<br />

der als CEO von Ottobock im Eichsfeld eine neue Heimat gefunden hat. Und auch<br />

in der Objektiv-Manufaktur Zeiss weiß man zu schätzen, dass dank einer neuen<br />

Unternehmens strategie zahlreiche Arbeitsplätze in Göttingen gerettet werden konnten.<br />

Mal einen Schritt zurücktreten, das große Ganze sehen. Statt über den Rand auch<br />

einmal auf den eigenen Teller schauen – diese Fähigkeit kann im Leben einen riesigen<br />

Unterschied machen, denn:<br />

Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.<br />

– Francis Bacon<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Start ins neue Jahr und bedanke<br />

mich bei Ihnen, dass Sie uns als Leser die Treue halten!<br />

Ihre Elena Schrader<br />

Chefredakteurin<br />

schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

CONTRACT<br />

Live erleben – in<br />

unserer Ausstellung<br />

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4 |<strong>2021</strong> 3


inhalt<br />

Mit im Magazin:<br />

<strong>faktor</strong> TOP-ARBEITGEBER<br />

ab Seite 133<br />

96 Zurück zu den Wurzeln<br />

Reportage. Christian Grebenstein bringt<br />

Natur auf den Teller und die Welt der<br />

großen Küche in den Klausenhof am Fuße<br />

der Burg Hanstein. <strong>faktor</strong> erlebte mit dem<br />

Spitzenkoch einen Tag voller Kontraste.<br />

unternehmen<br />

26 Die Objektiv-Manufaktur<br />

Gute Perspektiven für den<br />

traditionsreichen Zeiss-Standort<br />

in Göttingen<br />

44 „Wir machen es einfach“<br />

Mekom – 20 Jahre erfolgreiches<br />

Netzwerken im Harz<br />

48 Perspektiven erkennen –<br />

Fortschritt wagen!<br />

Der Ideenreichtum des<br />

Landkreises wird geehrt<br />

wissen<br />

52 Die Entdeckerin der<br />

Schwachstellen<br />

MPI-Direktorin Melina Schuh<br />

hat ihre Berufung gefunden<br />

58 Wirtschaften mit Wert<br />

Vier städtische Gesellschaften<br />

arbeiten daran, für das Gemeinwohl<br />

zukunftsfähig zu bleiben<br />

mensch<br />

68 Der Transformator<br />

CEO Philipp Schulte-Noelle macht<br />

Ottobock fit für die Börse<br />

82 Eine Frau für die Langstrecke<br />

Ein persönliches Porträt<br />

von Göttingens neuer<br />

Oberbürgermeisterin Petra Broistedt<br />

88 Abschied aus gut bestelltem Haus<br />

GWG-Chefin Ursula Haufe<br />

verabschiedet sich in<br />

den Ruhestand<br />

90 „Göttingen braucht Raum<br />

für Dynamik“<br />

Jens Düwel spricht als neuer<br />

Geschäftsführer der GWG über<br />

Göttingens größte Potenziale<br />

leben<br />

96 Zurück zu den Wurzeln<br />

Christian Grebenstein bringt die<br />

Welt der großen Küche ins Eichsfeld<br />

108 Der Weg als Ziel<br />

Unternehmer Bodo Rengshausen-<br />

Fischbach unterwegs mit dem<br />

Volvo nach Vladivostok<br />

116 Brandis Welt der kleinsten Dinge<br />

Mit Grafiker Uwe Brandi auf<br />

Entdeckungstour<br />

spezial<br />

134 Bewährtes Konzept mit<br />

neuen Impulsen<br />

Zahlreiche Veränderungen beim<br />

Arbeitgebermarketing TOPAS<br />

138 TOP-Arbeitgeber<br />

der Region Göttingen<br />

präsentieren sich<br />

service<br />

3 Editorial<br />

8 Momentaufnahmen<br />

Besondere Augenblicke<br />

vergangener Tage<br />

16 Aktuelles<br />

Neues aus der <strong>faktor</strong>-Redaktion<br />

20 Es lebe Print.<br />

<strong>faktor</strong> bringt sein erstes Buch heraus<br />

23 „Wir müssen präsent sein!“<br />

Kreative 35. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

128 Plattform auf einen Blick<br />

360°-Marketing für <strong>faktor</strong>-Kunden<br />

161 Impressum<br />

162 Alles Glück dieser Welt für 2022<br />

Illustration von Sketchnoteloverin<br />

Tanja Wehr<br />

4 4 |<strong>2021</strong>


FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

68 Der Transformator<br />

116 Eine Reise in die Miniaturwelten des Grafikers Uwe Brandi<br />

Familiensache. Mit Philipp Schulte-Noelle<br />

hat Ottobock einen CEO an Bord, der die<br />

Visionen der Inhaberfamilie vorantreibt.<br />

»Ich habe mir dabei gedacht, dass<br />

man sich etwas dabei denken soll.«<br />

26 Macher der Objektive<br />

52 Kleine Wunder ganz groß<br />

Faszinierende Momente. Die mehrfach ausgezeichnete Biochemikerin Melina Schuh<br />

hat ihre Berufung gefunden – bei der Erforschung winziger menschlicher Eizellen und als<br />

MPI-Direktorin des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen.<br />

Scharfe Einblicke. Am historisch<br />

gewachsenen Standort von Zeiss<br />

in Göttingen setzt man ebenso<br />

auf hochmoderne Technik wie auf<br />

präzise Handarbeit.<br />

4 |<strong>2021</strong> 5


EINLADUNG ZUM GUTEN LEBEN – DIE DESIGN-EINRICHTER IN HANNOVER<br />

Ein schwebender Widerspruch.<br />

„Kann man das Beste aus allen Welten haben?”, fragten sich die Designer von Jehs + Laub und entwarfen<br />

Mell Lounge, ein Sofa, das Gegensätze aufs Schönste vereint: einerseits klare Außenkanten und tiefe Sitzflächen<br />

– andererseits sanft gerundete Innenformen, kuschelige Kissen und zierliche Kufen, die das Sofa<br />

fast schweben lassen. Über das gelungene Resultat gibt es wohl keine widersprüchlichen Meinungen.<br />

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Zuhause ist der Ort, der einem Sicherheit, Geborgenheit und Wohlbefinden<br />

gibt. Um ihn zu erschaffen braucht es aber auch besondere Einrichtungsideen<br />

und Möbel, die sich an individuelle Bedürfnisse anpassen und die<br />

besten Produkte mit der schönsten Gestaltung in Einklang bringen. Hinter<br />

design in hannover stehen Experten, die „die Kunst des guten Lebens“<br />

als Planer, Gestalter und Einrichter täglich in die Praxis umsetzen.<br />

Hier werden Lebensräume geschaffen, die Menschen ein inspirierendes<br />

und positives Umfeld bieten. Ob für Wohnräume oder Büros, Praxen oder<br />

Kanzleien – eine klare Formensprache, Liebe zum Detail sowie Perfektion<br />

in der Umsetzung sind dabei der Antrieb von design in hannover.<br />

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momentaufnahmen<br />

Momentaufnahmen<br />

<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & DIETRICH KÜHNE<br />

Zurück auf der großen Bühne<br />

Nachdem das traditionsreiche Göttinger Jazzfestival im vergangenen Jahr seine 43. Auflage<br />

aufgrund der Corona-Beschränkungen absagen musste, bot die diesjährige Veranstaltung vom<br />

5. bis zum 13. November wieder ein gewohnt fulminantes Programm – mit je zwei herausragenden<br />

Ensembles pro Abend auf der großen Bühne des Deutschen Theaters. Für ein ganz besonderes<br />

Highlight der Vokalkunst und Soundmagie sorgte die estnische Sängerin und Pianistin<br />

Kadri Voorand (Foto) mit ihrem Duopartner Mihkel Mälgand.<br />

8 4 |<strong>2021</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2021</strong> 9


momentaufnahmen<br />

My Private Passion<br />

Anlässlich seines 60. Geburtstages gewährt Ottobock-Inhaber und Sammler Hans Georg Näder einen<br />

vielseitigen Einblick in seinen privaten Kunstschatz: Seit Ende September eröffnen in der Kunsthalle HGN<br />

in Dudersatdt 15 künstlerische Positionen den Zugang zu eindrucksvollen Welten. Diese umfassen neben<br />

bekannten fotografischen Meisterwerken von Andreas Gursky (Foto), Man Ray und Helmut Newton auch<br />

neue Gemälde des Leipziger Künstlers Neo Rauch. Die Ausstellung läuft noch bis zum 17. April 2022.<br />

10 4 |<strong>2021</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2021</strong> 11


momentaufnahmen<br />

12 4 |<strong>2021</strong>


momentaufnahmen<br />

Deftiges Finale<br />

Mit gleich drei prominenten Highlights ging am 7. November der 30. Göttinger Literaturherbst mit<br />

einem großen Finale aus Musik, spannenden Erkenntnissen und einer gewaltigen Portion Humor zu Ende.<br />

Neben Benno Fürmann, der gemeinsam mit dem Moka Efti Orchestra im Einbecker PS.Speicher für eine<br />

grandiose 20er-Jahre-Show mit stehendem Applaus gefeiert wurde, und der Live-Übertragung des NDR-<br />

Sachbuchpreises sowie des Sartorius-Preises ,LifeScienceXplained‘ war auch Dietmar Wischmeyer (Foto)<br />

zu Gast. Der Satiriker präsentierte in der neuen Sheddachhalle im Sartorius Quartier – gewohnt deftig –<br />

seinen aktuellen Roman ,Begrabt meinen rechten Fuß auf der linken Spur‘, in dem er die Geschichte der<br />

Bundesrepublik aus einer ganz neuen Perspektive erzählt. Insgesamt waren beim Jubiläumsfestival der<br />

Literatur rund 17.500 begeisterte Zuschauer live vor Ort und Zuhörer im Onlinestream mit von der Partie.<br />

FOTO: DIETRICH KÜHNE<br />

4 |<strong>2021</strong> 13


momentaufnahmen<br />

Abends auf der Burg<br />

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe ,Abends auf der Burg‘ setzten der Göttinger Designer Paul van Laar und<br />

die Leuchtenmanufaktur Lumodo vom 29. September bis zum 3. Oktober ein Wahrzeichen der Göttinger<br />

Umgebung ganz speziell in Szene: Mit einer modernen Lichtinstallation und musikalischer Untermalung<br />

inzenierte das Team in den alten Gemäuern der Burg Plesse über Bovenden ein mystisches Schauspiel.<br />

Anknüpfend an die bisher bekannten 20 Plesse-Sagen sollte mit dieser ,21. Sage zu Plesse‘ das Natürliche<br />

mit dem Künstlichen, Tradition mit Moderne in Einklang gebracht werden. So wurde ein Ort geschaffen, der<br />

in Zeiten der Krise zum Innehalten und Philosphieren einlud und an dem Besucher mal wieder ganz<br />

unbeschwert ein Stück Kultur genießen konnten.<br />

14 4 |<strong>2021</strong>


momentaufnahmen<br />

4 |<strong>2021</strong> 15


aktuelles<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Bäume statt Streit<br />

<strong>faktor</strong> unterstützt Leinetaler Waldprojekt<br />

mit 1.000 Euro.<br />

In der Vorweihnachtszeit überreichte <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme einen Scheck<br />

in Höhe von 1.000 Euro an Denise Wery vom Leinetaler Waldprojekt, das <strong>faktor</strong><br />

bereits als Medienpartner unterstützt.<br />

Den heimischen Wäldern geht es nicht gut, ein Großteil der Bäume ist erkrankt. Mittlerweile<br />

müssen daher in Deutschland mehr als 285.000 Hektar neu bepflanzt werden<br />

– eine Fläche, die größer als das Saarland ist. Zu diesem Zweck wurde das Leinetaler<br />

Waldprojekt ins Leben gerufen. Unternehmen und Privatpersonen können das Projekt<br />

finanziell unterstützen – ein Setzling kostet ca. 1,50 Euro, und jeder Beitrag geht zu<br />

100 Prozent direkt in die Finanzierung neuer Bäume. So wurden bis Ende <strong>2021</strong> in Südniedersachsen<br />

bereits über 76.000 Bäume gepflanzt. Projektinitiator ist Steve Wery, Geschäftsführer<br />

des Autohauses Becker-Tiemann Leinetal in Northeim und Einbeck. Als<br />

Haupt ansprechpartnerin kümmert sich inzwischen seine Frau Denise um das Projekt.<br />

Das Geld für den <strong>faktor</strong>-Scheck – und damit für ca. 750 neue Bäume in der Region –<br />

entstammt einer Streitigkeit um die Urheberrechtsverletzung eines der Bilder von<br />

Alciro Theodoro da Silva, das der Fotograf eigens für den <strong>faktor</strong> erstellt hatte. Der<br />

Disput mit einem regionalen Unternehmen über die rechtswidrige Nutzung des Fotos<br />

drohte zu eskalieren und zu einer juristischen Auseinandersetzung zu werden. „Dabei<br />

ging es uns nicht um das ausgebliebene Honorar“, erklärt Böhme das Vorgehen. „Vielmehr<br />

sind wir der Meinung, dass sich Unehrlichkeit nicht auszahlen darf. Also boten<br />

wir dem Konfliktpartner an, das Geld für einen wohltätigen Zweck weiterzureichen.“<br />

Ein Angebot, das dieser annahm. Und so gab es bei diesem Streit am Ende doch noch<br />

einen klaren Gewinner: unsere heimischen Wälder.<br />

16 4 |<strong>2021</strong>


Selbst die Stärksten<br />

gehen zur Vorsorge.<br />

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Göttingen für Diagnostik auf höchstem<br />

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Blackbit


aktuelles<br />

<strong>faktor</strong>Akademie<br />

Workshop für mehr Präsenztraining<br />

und Co-Kreativität<br />

Auf die Ohren!<br />

Jetzt macht <strong>faktor</strong> auch noch Podcast<br />

Getreu dem Slogan ,Mehr als ein Magazin‘ erweitert<br />

<strong>faktor</strong> 2022 noch einmal seine Plattform und bringt den<br />

ersten Podcast für Entscheider in Südniedersachsen an den<br />

Start: In ,Auf der Suche nach Erfolgsrezepten‘ sprechen wir<br />

mit Protagonisten aus unserem Magazin und anderen<br />

spannenden Machern und Könnern der Region und<br />

entlocken ihnen auf kurzweilige und authentische Art ihre<br />

ganz persönlichen Geschichten und Zutaten für ein<br />

erfolgreiches Leben.<br />

Bald schon heißt es: Nie wieder Langeweile auf Autofahrten,<br />

im Fitnesscenter oder auf dem Weg zu Fuß von A nach B –<br />

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Die beste Voraussetzung für gut funktionierende Teams sind<br />

ein kreatives Zusammenspiel und Selbstsicherheit im Alltag.<br />

Beides kann man trainieren. Doch was sind die besten Techniken<br />

für mehr Spontanität, Mut und gute Zusammenarbeit?<br />

Wie kann ich Atem, Stimme und Haltung als Tools nutzen, um<br />

starke und authentische Botschaften zu vermitteln? Und wie<br />

kann ich meine eigene Kreativität neu entdecken?<br />

All diesen Fragen gehen Gabriel von Berlepsch und Rebecca<br />

Klingenberg in ihrem Workshop-Format PLAYTOGROW<br />

auf den Grund – und das mit jeder Menge Spaß!<br />

Nach dem gelungenen Auftakt auf der 35. <strong>faktor</strong>-Business-<br />

Lounge (siehe ab Seite 23) geben die beiden Profi-Schauspieler<br />

vom Deutschen Theater nun auch in der <strong>faktor</strong>Akademie ihr<br />

Wissen weiter: In einem ausführlichen, interaktiven Workshop<br />

am 9. Februar 2022 von 14 bis 18 Uhr richten sich Klingenberg<br />

und von Berlepsch spielerisch an alle Unternehmer, Führungskräfte<br />

und Mitarbeitende, die ihre Kreativität neu entdecken<br />

und ihr Auftreten selbstbewusst gestalten wollen – vermittelt in<br />

einer informativen und kurzweiligen Performance, spannende<br />

Storys aus dem Alltag als Film- und Bühnenschauspieler inklusive.<br />

Theaterbesuch und Persönlichkeitsentwicklung in einem –<br />

Interesse geweckt?<br />

Dann melden Sie sich jetzt an unter:<br />

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FOTO: CHRISTOPH TÜRKAY<br />

18 4 |<strong>2021</strong>


Audi Business<br />

Elektrisierende Gelegenheit.<br />

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CO 2-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.<br />

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Ein Angebot der Audi Leasing, Zweigniederlassung der Volkswagen Leasing GmbH, Gifhorner Straße 57, 38112 Braunschweig. Zzgl. Überführungskosten und MwSt.. Bonität vorausgesetzt.<br />

Etwaige Rabatte bzw. Prämien sind im Angebot bereits berücksichtigt.<br />

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Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.<br />

2<br />

Zum Zeitpunkt der Leasingbestellung muss der Kunde der berechtigten Zielgruppe angehören und unter der genannten Tätigkeit aktiv sein. Zur berechtigten Zielgruppe zählen: Gewerbetreibende<br />

Einzelkunden inkl. Handelsvertreter und Handelsmakler nach § 84 HGB bzw. § 93 HGB, selbstständige Freiberufler / Land- und Forstwirte, eingetragene Vereine / Genossenschaften / Verbände /<br />

Stiftungen (ohne deren Mitglieder und Organe). Wenn und soweit der Kunde sein(e) Fahrzeug(e) über einen gültigen Konzern-Großkundenvertrag bestellt, ist er im Rahmen des Angebots für Audi<br />

Businesskunden nicht förderberechtigt.<br />

3<br />

Etwaige Rabatte bzw. Prämien sowie der Herstelleranteil am Umweltbonus sind im Angebot bereits berücksichtigt. Der Erwerb (Kauf oder Leasing) eines neuen Audi e-tron 50 quattro 1 durch Privatpersonen,<br />

Unternehmen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine nach dem 18.05.2016 wird mit dem Umweltbonus inklusive Innovationsprämie gefördert, sofern das Fahrzeug nach dem<br />

03.06.2020 und bis zum 31.12.<strong>2021</strong> zugelassen und der Erwerb nicht zugleich mit anderen öffentlichen Mitteln gefördert wird. Ausnahme: der jeweilige Fördermittelgeber hat eine Verwaltungsvereinbarung<br />

mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geschlossen, wobei es aber zum Zeitpunkt der Antragstellung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)<br />

noch zu keiner Auszahlung gekommen sein darf. Das Fahrzeug muss im Inland auf den/die Antragstellerin zugelassen werden (Erstzulassung) und mindestens 6 Monate zugelassen bleiben. Sofern<br />

das Fahrzeug nach dem 04.11.2019 erstmalig zum Straßenverkehr zugelassen wird, beträgt die Höhe des Umweltbonus inklusive Innovationsprämie für den Audi e-tron 50 quattro 1 insgesamt<br />

7.500 Euro. Ein Drittel des Umweltbonus wird seitens der AUDI AG direkt auf den Nettokaufpreis gewährt, zwei Drittel des Umweltbonus (Bundesanteil am Umweltbonus inklusive Innovationsprämie)<br />

werden nach positivem Zuwendungsbescheid auf Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unter www.bafa.de ausbezahlt. Der Antrag auf Gewährung des Bundesanteils<br />

am Umweltbonus muss bei Zulassung nach 04.11.2019 spätestens ein Jahr nach Zulassung über das elektronische Antragsformular unter www.bafa.de eingereicht werden. Auf die Gewährung<br />

des Umweltbonus besteht kein Rechtsanspruch und die Förderung endet mit Erschöpfung der bereitgestellten Fördermittel, spätestens jedoch zum 31.12.2025. Nähere Informationen zum<br />

Umweltbonus sind auf den Internetseiten des BaFa https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/ Elektromobilitaet/Neuen_Antrag_stellen/neuen_antrag_stellen.html abrufbar.<br />

Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />

Audi Zentrum Göttingen, Audi Zentrum Göttingen GmbH, Kasseler Landstr. 71+73, 37081 Göttingen, Tel.: 05 51 / 9 03-3 00, info@audi-zentrum-goettingen.de,<br />

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aktuelles<br />

Es lebe Print.<br />

<strong>faktor</strong> bringt sein erstes Buch heraus: ein zeitloses Nachschlagewerk voller inspirierender<br />

Erfolgsgeschichten der regionalen Top-Entscheider.<br />

TEXT ELENA SCHRADER<br />

Die Welt wird digital – und <strong>faktor</strong> gibt<br />

nach 16 Jahren sein erstes Buch heraus.<br />

Wie passt das zusammen? Ganz einfach<br />

– auch wenn die vorherrschende Meinung<br />

bereits seit den 2000er-Jahren lautet:<br />

„Print ist tot.“ Wir glauben an hochwertigen Print, denn<br />

es gibt sie nach wie vor: sehr gute Gründe, Inhalte gedruckt<br />

zu publizieren.<br />

Haptik, Layout, Grafik, Bilder, Typografie. Erst durch<br />

diese wichtigen Zutaten entstehen eine bestimmte Atmosphäre<br />

und ein würdiger Rahmen für das geschriebene<br />

Wort.<br />

UND WAR AM ANFANG NICHT DAS WORT? Genau. Seit<br />

2005 gibt <strong>faktor</strong> viermal im Jahr das Entscheider-Magazin<br />

in Südniedersachsen heraus – und ist dadurch zur<br />

regionalen Plattform geworden, bietet Impulse, Erfolgsrezepte<br />

und Raum für echte Begegnung. Dabei steht stets<br />

der Mensch im Mittelpunkt der Berichterstattung und<br />

mit ihm seine individuelle Erfolgsgeschichte. Diese zu<br />

ergründen, zu erzählen und so die Wirtschaft der Region<br />

zu vernetzen, hat sich <strong>faktor</strong> zur Mission gemacht.<br />

Damit ist es für uns auch nur logisch, all diese Geschichten<br />

nun endlich in einem zeitlosen Nachschlagewerk<br />

zu bündeln. Der Gedanke war: Wie können wir<br />

den Top-Entscheidern der Region noch eine Weiterentwicklung<br />

des Magazins bieten? Mit der Druckerei Hubert<br />

& Co. und deren Geschäftsführerin Ramona<br />

Weiß-Weber haben wir in Göttingen einen tollen Partner<br />

gefunden, der dieses Projekt mit uns umsetzt.<br />

NEBEN EINEM BILDGEWALTIGEN ÜBERBLICK über die<br />

zahlreichen spannenden Menschen, die wir seit Stunde<br />

eins im <strong>faktor</strong> hatten, präsentiert Autorin und Alexanderpreisträgerin<br />

Anja Danisewitsch in diesem Buch eine<br />

Auswahl von Top-Entscheidern und erzählt deren inspirierende<br />

Erfolgsgeschichten – wie etwa die von Mutmacher<br />

und Berufsoptimist Matthias Walter, der kurz<br />

nach dem Mauerfall mit ,Reiseland‘ ein Millionengeschäft<br />

aufbaute und heute sein Wissen als Businesscoach<br />

an andere Unternehmer weitergibt. Oder die von<br />

HKS-Gründer Heiko Keilholz, der einst davon träumte,<br />

in die Fußstapfen von James Bond zu treten, um dann<br />

ein Sicherheitsunternehmen zu gründen, das über die<br />

Jahre zur erfolgreichen HKS-Gruppe heranwuchs. Sie<br />

alle berichten davon, wie sie ihr Unternehmen auf die<br />

Erfolgsspur geführt haben.<br />

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Auge‘ Alciro Theodoro da Silva, der mit seinem<br />

besonderen Blick für Menschen und Momente auch unserem<br />

<strong>faktor</strong>-Magazin – und das seit über 60 Ausgaben<br />

– Leben einhaucht. Es lebe Print. ƒ<br />

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Nach dem Erfolg der Premiere wird<br />

es eine Fortsetzung des <strong>faktor</strong>-Buches<br />

geben. Ende 2022 erscheint eine<br />

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134<br />

unternehmen<br />

Sartorius-CEO Joachim Kreuzburg zieht zum großen Jubiläum persönlich Bilanz und spricht darüber,<br />

wie der Umsatz bis 2025 verdoppelt werden soll und dass Göttingen attraktiver werden muss, um neue<br />

Mitarbeiter zu gewinnen.<br />

INTERVIEW ELENA SCHRADER & ANJA DANISEWITSCH ILLUSTRATION DYLAN SARA FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

32 1 |2020<br />

LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />

Vor knapp zehn Jahren stellte der Vorstandsvorsitzende Joachim Kreuzburg mithilfe des Strategieprojekts<br />

,Sartorius 2020‘ die Weichen für die nächste Entwicklungsphase des Pharma- und Laborzulieferers. Seitdem<br />

wurden viele eingreifende Veränderungen umgesetzt: die Weiterentwicklung zur Holding, die spartenübergreifende<br />

Verzahnung des Laborgeschäfts, diverse Bauprojekte sowie personelle Veränderungen auf allen<br />

Ebenen. Pünktlich zum großen Jubiläum – 150 Jahre Sartorius – erzählt Kreuzburg im Interview, wie der<br />

Konzern auch in den nächsten Jahren strategisch weiter wachsen will.<br />

Herr Dr. Kreuzburg, 2020 ist für Sartorius eine besondere<br />

Jahreszahl. Vor genau 150 Jahren wurde die ,Feinmechanische<br />

Werkstatt F. Sartorius‘ von Florenz Sartorius gegründet.<br />

Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie?<br />

Zum Jubiläum werden wir vor allem nach vorn schauen<br />

und das aufgreifen, was bereits bei Florenz Sartorius erfolgskritisch<br />

war: Innovation, entsprechende Netzwerke<br />

und aktive Internationalisierung. Er gründete seine Feinmechanische<br />

Werkstatt aus der Zusammenarbeit mit<br />

Göttinger Universitätsprofessoren heraus, und ein gutes<br />

halbes Jahrhundert später gingen seine Söhne ein Joint<br />

Venture mit dem in Göttingen forschenden Nobelpreisträger<br />

und Erfinder der Membrantechnologie, Richard<br />

Zsigmondy, ein. Innovationen und Kooperationen sind<br />

bis heute Teil unserer DNA und ein wesentlicher Baustein<br />

unseres Erfolgs. Ich persönlich freue mich sehr, Teil<br />

dieses Teams zu sein und die Entwicklung des Unternehmens<br />

schon rund 20 Jahre lang intensiv begleiten und<br />

gestalten zu können.<br />

1|2020 Joachim Kreuzburg, CEO Sartorius<br />

Wie werden Sie dieses Jubiläum begehen?<br />

Wir werden in einer Reihe von Veranstaltungen gemeinsam<br />

mit Kunden, Wissenschaftlern und Mitarbeitern<br />

einen Blick in die Zukunft unserer Branche werfen: Wohin<br />

steuert unsere Industrie? In welchen Bereichen gibt<br />

es die nächsten Durchbrüche und Chancen? Am 3. und<br />

4. Juni veranstalten wir in Göttingen dazu das Sartorius<br />

Life Science Festival, bei dem mehr als 300 Experten und<br />

kreative Köpfe mit Vordenkern der Branche über Trends<br />

und Herausforderungen der Life­Science­Industrie diskutieren.<br />

Auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat<br />

für den 4. Juni ihre Teilnahme zugesagt. Für die Mitarbeiter<br />

sind an vielen Standorten Familientage geplant,<br />

in Göttingen am 11. Juli. Tags darauf öffnen wir die<br />

Campus­ Tore für die Göttinger.<br />

In diesem Jahr endet auch die ‚Strategie 2020‘, die Sie vor<br />

rund zehn Jahren entwickelt haben. Im <strong>faktor</strong>-Interview im<br />

Jahr 2012 antworteten Sie auf die Frage, wo Sartorius dann<br />

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1 |2020 33<br />

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4 |<strong>2021</strong> 21


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aktuelles<br />

„Wir müssen präsent sein!“<br />

Im Rahmen der 35. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge brachten die Schauspieler Rebecca Klingenberg und<br />

Gabriel von Berlepsch mit ihrem Format PLAYTOGROW die Kreativität der Teilnehmer zum Glühen.<br />

TEXT LEA VAN DER PÜTTEN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

LESEZEIT: 3 MINUTEN<br />

Ein spirituell angehauchter, in einer portugiesischen<br />

Kommune lebender Delfintouren-Führer<br />

und eine Göttinger Psychologin mit eigener<br />

Praxis – solch ein außergewöhnliches Speaker-<br />

Duo gab es auf der Bühne einer <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />

bislang noch nie! Und gab es auch bei der 35. Ausgabe<br />

am 18. November im Göttinger Hotel FREIgeist nicht.<br />

Denn hier standen eigentlich auch ,nur‘ die beiden<br />

Schauspieler Gabriel von Berlepsch und Rebecca Klingenberg<br />

vor den rund 70 Gästen, die jedoch zum Einstieg<br />

in den Abend mit einer Vorstellungsrunde der etwas<br />

anderen Art dazu ermuntert wurden, ihrer Kreativität<br />

freien Lauf zu lassen: Sie mussten sich der Frage stellen,<br />

was sie sonst noch gern in ihrem Leben geworden wären<br />

– und sich gegenseitig aus diesem fiktiven Alltag erzählen.<br />

DIE VERANSTALTUNG mit Klingenberg und von Berlepsch<br />

stand unter dem Motto ,Persönlichkeitsentwicklung<br />

und Team-Kreativität‘. Unter Corona-Bedingungen<br />

haben die beiden Schauspieler, die am Deutschen Theater<br />

beschäftigt sind, mit ,PLAYTOGROW‘ ein innovatives<br />

Format entwickelt, das sich an Unternehmer,<br />

4 |<strong>2021</strong> 23


aktuelles<br />

Führungskräfte und Mitarbeitende richtet. „Schauspieler und Unternehmer<br />

sind in ihrem Alltag mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert“, erklärte<br />

Klingenberg dem gebannt lauschenden Publikum und brachte damit die<br />

Idee hinter ihrer Show zum Ausdruck: „Wir müssen präsent sein.“<br />

Mit verschiedenen Übungen zu Stimme, Artikulation und Körperhaltung<br />

vermittelten von Berlepsch und Klingenberg im ersten Teil des Programms<br />

die Grundlagen von mehr Präsenz und einem selbstbewussten Auftreten im<br />

Alltag. So konnten die Teilnehmenden aktiv ihren Eigenton – einen entspannten<br />

Zustimmton – entdecken, ihr Statusverhalten anhand ihrer Körpersprache<br />

reflektieren oder mit einem Finger im Mund ihre Artikulation trainieren.<br />

IM ZWEITEN TEIL der <strong>faktor</strong>-Business-Lounge widmeten sich die Schauspieler<br />

dem co-kreativen Arbeiten. „Kreativität ist das Ergebnis von gruppendynamischen<br />

Prozessen“, erklärte von Berlepsch. An drei Grundprinzipien<br />

gelte es, sich dabei zu halten: an das Ja-und-Prinzip, die Trennung von Ideenfindung<br />

und Bewertung sowie lustvolles Scheitern. Dies an dieser Stelle weiter<br />

auszuführen, würde den Rahmen sprengen, doch: Wer diesen informativen<br />

und unterhaltsamen Abend verpasst oder vom kreativen Input noch nicht<br />

genug bekommen hat, keine Sorge: Nach dem gelungenen Auftakt auf der<br />

35. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge bieten die zwei Referenten bei der <strong>faktor</strong>Akademie<br />

am 9. Februar 2022 zwischen 14 und 18 Uhr PLAYTOGROW auch im ausführlichen<br />

Workshop-Format an. Weitere Infos dazu gibt es auf Seite 18.<br />

MIT IMAGINÄREN ENGELSFLÜGELN und einem Superman-Umhang gerüstet<br />

– was laut der Speaker bildlich gesprochen für ein selbstbewusstes Auftreten<br />

stehe – hatten die Teilnehmenden im Anschluss noch die Gelegenheit, sich bei<br />

leckeren Snacks und Getränken vom Restaurant Intuu über ihre neu<br />

gewonnenen Erkenntnisse auszutauschen und kreative Kontakte zu knüpfen.ƒ<br />

Weitere Impressionen des Abends gibt es in der Bildergalerie unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken/<br />

bildergalerie-zur-35-<strong>faktor</strong>-business-lounge-mit-playtogrow<br />

24 4 | <strong>2021</strong>


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26 4 |<strong>2021</strong>


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Die Objektiv-Manufaktur<br />

Lange sah es so aus, als ob sich Zeiss aus Göttingen zurückziehen würde. Doch der Erfolg einer neuen<br />

Unternehmensstrategie und die Investition von rund 27 Millionen Euro sorgen wieder für gute Perspektiven<br />

am historisch gewachsenen Standort – an dem bis heute neben hochmoderner Technik auf präzise<br />

Handarbeit gesetzt wird.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />

FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2021</strong> 27


unternehmen<br />

Zum Unternehmen<br />

Die Carl Zeiss AG blickt auf eine Historie zurück, die in<br />

der Göttinger Wirtschaftsgeschichte ihre Entsprechung<br />

findet: Carl Zeiss war Universitätsmechanikus in Jena und<br />

gründete 1846 eine Werkstatt, in der er für Professoren<br />

Mikroskope herstellte. Er arbeitete dabei schon früh mit<br />

Ernst Abbe zusammen, der die wissenschaftlichen<br />

Berechnungen zur Optik durchführte. Abbe hat auch das<br />

erste Stiftungsstatut geschrieben: Um Erbstreitigkeiten zu<br />

vermeiden, wollte Zeiss das Unternehmen in eine Stiftung<br />

überführen, die den Zweck verfolgt, die Wissenschaft zu<br />

fördern. Obwohl Carl Zeiss heute eine AG ist, ist das<br />

Unternehmen nicht börsennotiert und hat keine<br />

Aktionäre, sondern ist eine der größten deutschen<br />

Stiftungen zur Förderung der Wissenschaft, was ihr<br />

langfristigere Handlungsspielräume sichert.<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Hier bei Zeiss gibt es keine Fließbänder<br />

und ineinander verzahnte<br />

Fertigungsstraßen. Industrieroboter<br />

übernehmen zwar das<br />

Fräsen von Gehäuseteilen und<br />

Maschinen das Schleifen und<br />

Polieren von Linsen, aber daneben<br />

dominieren vor allem Werkbänke beziehungsweise<br />

Fertigungsinseln, an denen die Einzelteile per Hand zu<br />

Modulen und anschließend zu Geräten zusammengebaut<br />

werden. Die Arbeitsatmosphäre ist konzentriert<br />

ruhig, Hektik ist hier fehl am Platze.<br />

Geht man durch die unterschiedlichen Abteilungen<br />

des historisch gewachsenen Göttinger Standorts, wird<br />

klar, dass es sich bei Zeiss zwar um einen hochmodernen<br />

Technikkonzern handelt, die Arbeit aber mit industrieller<br />

Massenproduktion wenig zu tun hat. Vielmehr hat die<br />

Montage von Modul und Objektiv noch stark den ursprünglichen<br />

Manufakturcharakter, und die Ergebnisse<br />

leben stark von der Qualifikation der Mitarbeiter. „Wir<br />

machen hier kein Massengeschäft“, sagt Matthias Kutz,<br />

Göttingens Standortleiter und Geschäftsführer. „Bei anspruchsvollen<br />

Mikroskopen reden wir von drei- bis vierstelligen<br />

Stückzahlen pro Jahr.“<br />

Mit über 34.000 Mitarbeitern ist Zeiss weltweit in fast<br />

50 Ländern mit rund 30 Produktionsstandorten,<br />

60 Vertriebs- und Servicestandorten sowie<br />

27 Forschungs- und Entwicklungsstandorten aktiv.<br />

Zeiss entwickelt, produziert und vertreibt Lösungen<br />

für die industrielle Messtechnik und Qualitätssicherung,<br />

Mikroskopielösungen für Lebenswissenschaften und<br />

Materialforschung sowie Medizintechniklösungen für<br />

Diagnostik und Therapie in der Augenheilkunde und der<br />

Mikrochirurgie. Zudem ist Zeiss in der Lithographieoptik,<br />

die zur Herstellung von Halbleiterbauelementen von der<br />

Chipindustrie verwendet wird, weltweit führend.<br />

DAS GESCHÄFT LÄUFT DIESER TAGE GUT und damit<br />

anders, als vor fünf Jahren absehbar war. Denn 2016<br />

war für die Carl Zeiss AG ein Jahr der Veränderung: Der<br />

Konzern setzte ein Programm der internen Neuorganisation<br />

um. Göttingen war davon stark betroffen, die<br />

Proteste waren intensiv, gebracht hatte es wenig: Der<br />

Standort schrumpfte, von rund 600 Mitarbeitern zu<br />

Spitzenzeiten verblieben noch 280. Die Befürchtungen<br />

der Belegschaft waren groß, dass sich Zeiss nach diesem<br />

drastischen Schritt über kurz oder lang gänzlich aus<br />

Göttingen verabschieden wird – eine bedauerliche Entwicklung,<br />

denn das Unternehmen blickt auf eine lange<br />

Verbindung zu dieser Stadt zurück.<br />

28 4 |<strong>2021</strong>


unternehmen<br />

Licht ins Dunkel Um eine bessere Qualitätskontrolle zu ermöglichen, werden die Objektive bei Zeiss im Halbdunkel zusammengebaut.<br />

4 |<strong>2021</strong> 29


unternehmen<br />

Das A und O der Montage Bei jedem einzelnen Arbeitsschritt ist höchste Konzentration und Präzision gefordert.<br />

30 4 |<strong>2021</strong>


unternehmen<br />

4 |<strong>2021</strong> 31


unternehmen<br />

Macher der Objektive Die Geschäftsführer Bernhard Ohnesorge (l.) und Matthias Kutz haben am Göttinger Zeiss-Standort den Durchblick.<br />

DIE GESCHICHTE STARTETE 1846 IN JENA, als Carl<br />

Zeiss eine Mechanikwerkstatt für Mikroskope für die<br />

dortige Universität gründete – genauso, wie es Rudolf<br />

Winkel 1857 in Göttingen tat. Die Kontakte Winkels zu<br />

Zeiss entstanden über dessen Partner Ernst Abbe. Dieser<br />

hatte bis 1859 in Jena studiert, wechselte aber für die<br />

Promotion in der Physik nach Göttingen, wo er anschließend<br />

noch für kurze Zeit an der Sternwarte als Assistent<br />

beschäftigt war. Die Unternehmen Zeiss und Winkel kooperierten<br />

ab dem Jahr 1894. Carl Zeiss übernahm 1911<br />

schließlich Winkels Unternehmen und so wurde der<br />

Göttinger Standort gegründet.<br />

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte die<br />

Spaltung von Zeiss in Carl Zeiss Ost und Carl Zeiss<br />

West, dessen neues Hauptquartier von den Amerikanern<br />

1947 im baden-württembergischen Oberkochen gegründet<br />

wurde. Dort war auch die Entwicklung angesiedelt,<br />

während Göttingen der Produktionsstandort für Lichtmikroskope<br />

blieb. Nach der Wiedervereinigung wanderte<br />

der Geschäftsbereich Mikroskopie aus Oberkochen<br />

zunächst zurück zum alten Hauptquartier in Jena,<br />

doch 1998 wurde der Geschäftsbereich Lichtmikroskopie<br />

komplett nach Göttingen verlagert – mit Vertrieb,<br />

Forschung und Entwicklung, Produktmanagement und<br />

Service. So blieb der Standort auch aufgestellt – bis<br />

ins besagte Jahr 2016, als er Teile seiner Aufgaben<br />

wieder abgeben musste und die drastischen Veränderungen<br />

ins Haus standen.<br />

HEUTE JEDOCH, FÜNF JAHRE SPÄTER, hat sich das Bild<br />

erneut gewandelt: Der Standort ist sicher. In der Königsallee<br />

in Göttingen wurden inzwischen rund 27 Millionen<br />

Euro investiert, um ihn technisch zukunftsfähig zu<br />

machen. Gebäude wurden saniert, ein neuer Reinraum<br />

mit 800 Quadrat metern Fläche wurde eingerichtet.<br />

Neue Fertigungs maschinen wurden angeschafft, Prozesse<br />

umweltfreundlich optimiert und so etwa der jährliche<br />

Energie verbrauch von 70 Privathaushalten eingespart.<br />

Der Lösemittelverbrauch für die Linsenreinigung wurde<br />

sogar um 99 Prozent reduziert. Mit Ausnahme eines<br />

pandemiebedingten Einbruchs im Geschäftsjahr 2019/<br />

2020 wächst der Göttinger Standort kontinuierlich.<br />

Am Sichtbarsten lässt sich das Wachstum an den<br />

Mitarbeiterzahlen ablesen: 315 sind es aktuell, etwa 20<br />

Stellen sind zurzeit offen. Gesucht werden vor allem<br />

Feinoptiker im produzierenden Bereich, denn hergestellt<br />

werden in Göttingen insbesondere Objektive und<br />

mecha nische sowie optoelektrische Komponenten für<br />

Licht mikroskope – und Ersatzteile, denn die Lebensdauer<br />

von Zeiss-Produkten wird durchaus in Jahrzehnten<br />

gerechnet. „Das Geschäft mit der Mikroskopie brummt“,<br />

erklärt Kutz.<br />

32 4 |<strong>2021</strong>


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Von A nach B Auf der mit Schall und Wasser arbeitenden ,Reinigungsstraße‘ durchlaufen Linsen verschiedene Becken mit unterschiedlichen pH-Werten,<br />

34 4 |<strong>2021</strong>


unternehmen<br />

um anschließend im Reinraum montiert zu werden.<br />

4 |<strong>2021</strong> 35


unternehmen<br />

36 4 |<strong>2021</strong>


Hier kommt was zusammen<br />

In der Göttinger Endmontagehalle werden<br />

Objektive, Technik oder Rahmen zu Modulen<br />

zusammengebaut und zur Fertigstellung<br />

an andere Zeiss-Standorte verschickt.<br />

unternehmen<br />

Die Strategie von 2016 hat die Produktionsabläufe innerhalb<br />

des Konzerns verändert. Ganz oben gibt es vier<br />

Sparten, in denen Produkte entwickelt, kundenspezifisch<br />

konfiguriert und vertrieben werden: Halbleitertechnik,<br />

Industrial Quality and Research, die den Bereich der Mikroskopie<br />

sowie von Messmaschinen umfasst, Medizintechnik<br />

sowie Consumer Markets, wozu schwerpunktmäßig<br />

Brillengläser, Fotoobjektive und Ferngläser zählen.<br />

Unterhalb der Standorte der vier Sparten wurden die<br />

fünf Zeiss-Standorte der zentralen Fertigungsbereiche<br />

mit etwa 2.000 Mitarbeitern angesiedelt. Hier werden<br />

grundlegende Module und Geräte angefertigt, die dann<br />

den Geschäftsbereichen zugeliefert und dort zu kompletten<br />

Systemen ergänzt und integriert werden. Göttingen<br />

ist inzwischen ein Bestandteil dieses Netzwerks. „Immer,<br />

wenn es kundenspezifisch wird, übergeben wir unsere<br />

Module an die weiterverarbeitenden Standorte“, erläutert<br />

Bernhard Ohnesorge, Geschäftsführer der zentralen<br />

Fertigung von Zeiss und ebenso Geschäftsführer in Göttingen,<br />

das Prinzip. Dann werden etwa den Modulen<br />

Rechnereinheiten mit spezifischer Software beigestellt<br />

oder eine vom Kunden gewünschte spezielle Konfiguration<br />

installiert. Vor 2016 wurden all diese Arbeiten komplett<br />

in Göttingen durchgeführt, heute liegt der Anteil<br />

der Wertschöpfung am Endprodukt hier immer noch<br />

zwischen 70 und 80 Prozent, betont Ohnesorge.<br />

AUSSER DER PRODUKTION IST IN GÖTTINGEN noch<br />

eine kleine Entwicklungsabteilung geblieben, die von ursprünglich<br />

60 auf rund 20 Mitarbeiter verkleinert wurde<br />

und im Konzert mit der F&E der übergeordneten<br />

Geschäftsbereiche zu Neuentwicklungen beiträgt. ,Nur‘<br />

Produktion, das klingt banal, setzt aber weiterhin höchste<br />

Präzision und Kompetenz voraus. Und weil es auf die<br />

Mitarbeiter ankommt, bildet Zeiss in Göttingen seinen<br />

Nachwuchs selbst aus. Jedes Jahr starten hier fünf bis<br />

sieben Auszubildende in den Bereichen Feinoptiker, Industriemechaniker<br />

und Mechatroniker – regelmäßig gehören<br />

die Zeiss-Azubis zu den besten bundesweit. Der<br />

Bundessieger <strong>2021</strong> in der Feinoptik kommt von Zeiss in<br />

Göttingen, wie zuvor in den Jahren 2006, 2012 und<br />

4 |<strong>2021</strong> 37


unternehmen<br />

Was am Ende rauskommt Ein klassisches Produkt aus Göttingen sind die präzise gefrästen Aluminiumbauteile für Mikroskope.<br />

2018. „Unser Nachwuchs ist regelmäßig erfolgreich. Darauf<br />

sind wir ungemein stolz“, sagt Geschäftsführer Kutz.<br />

„Aber wir müssen die Grundlagen für diese guten Auszubildenden<br />

schon in der Schule schaffen, deswegen engagieren<br />

wir uns dort auch mit verschiedenen Angeboten.“<br />

ES IST WIEDER EINE DYNAMIK am Zeiss-Standort zu<br />

sehen, und die Geschäftsführung ist für die Zukunft<br />

noch optimistischer, denn die vor fünf Jahren beschlossene<br />

Strategie zeigt langsam aber sicher Erfolge. Die<br />

Kunden der Göttinger Produktion sitzen überwiegend<br />

im Zeiss-Konzern. Wachsen die Sparten, wachsen die<br />

Stand orte. Der Konzernumbau hat jedoch innerhalb des<br />

Fertigungsnetzwerks des Unternehmens noch ein weiteres<br />

Geschäftsfeld eröffnet: eigene externe Kunden zu gewinnen.<br />

„Es ist ein harter Weg gewesen, an diesen Punkt<br />

zu kommen“, sagt Bernhard Ohnesorge. Das Fertigungsnetzwerk<br />

musste organisiert werden, um optische Lösungen<br />

für die Systeme externer Kunden entwickeln zu<br />

können. „Aber mittlerweile haben wir im Fertigungsverbund<br />

eine hohe Expertise gewonnen, um die optische<br />

Lösungskompetenz von Zeiss externen Kunden – sofern<br />

sie nicht mit unseren Konzerngeschäftsbereichen konkurrieren<br />

– anbieten zu können.“<br />

ES GEBE DERZEIT einige vielversprechende Gespräche<br />

mit Dritten und Entwicklungsaktivitäten für diese. „Darunter<br />

sind Produktentwicklungen, die mich wirklich<br />

begeistern, auch wenn ich noch nicht konkreter werden<br />

kann. Aber das wird Früchte tragen“, sagt Ohnesorge<br />

überzeugt. Bisherige Beispiele solcher Entwicklungen<br />

aus anderen Fertigungsstandorten seien etwa spezielle<br />

Unterwasserobjektive bis hin zu Optiken, die in den<br />

Weltraum gehen, oder die multifunktionalen smarten<br />

Gläser, in die verschiedene Funktionen eingebettet werden.<br />

Aber auch das eigene Erschließen von neuen Märkten<br />

ist ein klares Ziel – in Göttingen liegt dieser Fokus<br />

auf Medizintechnik, die entsprechende Zertifizierung<br />

wurde bereits erreicht. „Wir sind noch relativ stark vom<br />

Zeiss-internen Mikroskopiemarkt abhängig und haben<br />

letztes Jahr erlebt, dass es schnell Auswirkungen auf uns<br />

hat, wenn der Markt schwächelt“, erklärt Matthias<br />

Kutz. „Wenn wir mehrere Standbeine haben, stabilisieren<br />

wir den Standort. Daran arbeiten wir sehr hart.“ ƒ<br />

38 4 |<strong>2021</strong>


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Mario Mario Renneberg<br />

Christina Höch Höch<br />

Andrea Andrea Hungerland<br />

Stresemannstraße 28 28 c · c 37079 · Göttingen · Tel. · Tel. 0551. 0551. 82 82 08 08 07-0 07-0<br />

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„Menschen sollten nicht<br />

arbeiten wie ein Bot!“<br />

VIER-CEO Rainer Holler über Chancen und Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz<br />

und ihren Einsatz im Mittelstand<br />

Die Künstliche Intelligenz hält spürbar<br />

Einzug in die Geschäftswelt. Reicht die<br />

menschliche Intelligenz nicht mehr aus, um<br />

als Unternehmen zu bestehen?<br />

Rainer Holler: Das ist ein falscher Eindruck,<br />

darum geht es gar nicht. Es geht um Automatisierung<br />

und um die Möglichkeit, Prozesse<br />

und Bearbeitungsabläufe zu beschleunigen.<br />

Und es geht darum, Mitarbeiter*innen von<br />

Aufgaben zu entlasten, die auch KI erledigen<br />

kann. Menschen sind zu wertvoll, als dass sie<br />

wie Bots arbeiten sollten.<br />

Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?<br />

Ein Mensch, der endlos Zählerstände abtippen<br />

muss, langweilt sich, ist frustriert. Ein Bot<br />

dagegen ist genau dafür gemacht: Einfache<br />

Aufgaben stunden-, tage- und wochenlang<br />

immer wieder unermüdlich erledigen. Aber:<br />

Einem Bot ist es völlig egal, ob Kunden unzufrieden<br />

sind. Fehler tun ihm nicht leid, selbst<br />

wenn er sich entschuldigt. Weder hinterfragt<br />

er Entscheidungen, noch korrigiert er sie,<br />

sollten sie falsch gewesen sein. Das kann er<br />

gar nicht. Das kann nur der Mensch. Künstliche<br />

und menschliche Intelligenz ergänzen<br />

sich.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg beim Einsatz von<br />

KI liegt also darin, beide Welten zu vereinen?<br />

Exakt! Es geht darum, die Vorteile von Mensch<br />

und Maschine zu kombinieren. Ich rate Unternehmen<br />

immer, mit kleinen Schritten anzufangen,<br />

Erfahrungen zu sammeln und dann größere<br />

Schritte zu wagen. So wächst man schnell<br />

in das Thema hinein und erreicht problemlos<br />

das Tempo, das Unternehmen heute brauchen,<br />

um im Wett bewerb zu bestehen.<br />

Aber ist KI bisher nicht vor allem ein Thema<br />

für Großunternehmen und Konzerne, die<br />

technologisch vorangehen und sich den<br />

Einsatz von KI leisten können?<br />

Ganz im Gegenteil! Gerade der Mittelstand<br />

kann es sich NICHT leisten, auf die Möglichkeiten,<br />

die die KI bietet, zu verzichten. Durch<br />

den Einsatz von KI lassen sich repetitive Aufgaben<br />

schnell fehlerfrei erledigen, während<br />

Mitarbeiter*innen mehr Zeit für schwierige,<br />

verantwortungsvolle und werthaltige Aufgaben<br />

haben. Es geht schon lange nicht mehr<br />

um die Frage, ob ich KI einsetze, sondern nur<br />

darum, wann und wozu ich KI einsetze!<br />

Trotzdem ist das Thema KI aber stark mit<br />

Ängsten besetzt, oder?<br />

Natürlich! Wir sind mitten in einer neuerlichen<br />

industriellen Revolution, und jeder Einzelne<br />

muss sich aus seiner bisherigen Komfortzone<br />

wagen – das erzeugt Unsicherheit. Man


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muss die Belegschaft mit den Technologien<br />

vertraut machen, zeigen, dass es nicht darum<br />

geht, sie durch Bots zu ersetzen. Ein Bot<br />

soll unterstützen, entlasten und – etwa durch<br />

Assistenzlösungen – die Kompetenz von Mitarbeiter*innen<br />

auf das nächste Level heben,<br />

sie in gutem Licht dastehen lassen. Das zahlt<br />

auf die User Experience ein. Und die wiederum<br />

wirkt direkt auf die Customer Experience.<br />

PROFIL<br />

Auf welche Herausforderungen treffen<br />

Sie insbesondere bei mittelständischen<br />

Unternehmen?<br />

Zum einen wird KI als zu teuer und komplex<br />

angesehen. Das stimmt aber gar nicht!<br />

Gerade die ,kleinen Schritte‘, die wir empfehlen,<br />

sind völlig ohne finanzielles Risiko.<br />

Zum anderen sind den Unternehmen ihre<br />

Belegschaften persönlich näher, man kennt<br />

sich besser, als das in weltweiten Konzernen<br />

der Fall sein kann. Gerade hier erleben wir<br />

daher eine starke Betonung der Individualität.<br />

Wir erleben aber auch eine starke Heterogenität<br />

in Bezug auf Systemlandschaften.<br />

VIER kommt aus dem Contact-Center-Bereich,<br />

doch Sie adressieren längst einen viel<br />

weiteren Kundenkreis …<br />

Richtig, denn das Ziel beim Einsatz von KI<br />

ist es, die digitale Kompetenz der Mitarbeiter*innen<br />

zu steigern. Das betrifft alle Bereiche,<br />

in denen kommunikationsintensive<br />

Prozesse bearbeitet werden, also Contact Center,<br />

Personalabteilungen, den Finanz bereich<br />

und so weiter. Es geht nicht nur darum, den<br />

Kundendialog neu zu denken. Das gesamte<br />

Unternehmen profitiert von der Optimierung<br />

von Prozessen, von einem verbesserten Controlling<br />

zum Bearbeitungsstand, von der Verstärkung<br />

der eigenen Kommunikation!<br />

VIER hat dazu Precire und die Software zur<br />

Kommunikationsanalyse sowie eine Lernplattform<br />

übernommen. Welche Einsatzmöglichkeiten<br />

gibt es?<br />

Die KI-basierte Software erstellt anhand einfacher<br />

Sprechproben persönliche Kommunikations-Wirkungsprofile<br />

von Führungskräften,<br />

Mitarbeiter*innen, aber auch von Abteilungen.<br />

Daraus ermittelt sie bestimmte, definierte<br />

Wirkungsweisen. Diese lassen sich dann über<br />

die Lernplattform weiterent wickeln, in Abstimmung<br />

mit der ausgeübten Tätigkeit bzw.<br />

dem Ziel der Gesamtkommunikation. Super<br />

für die persönliche Weiterentwicklung, das<br />

Recruiting und die Organisationsentwicklung!<br />

Wie läuft diese Analyse ab und wie geht man<br />

mit negativen Ergebnissen um?<br />

Die genau gibt es gar nicht! Es wird nur die<br />

Wirkung der Sprache analysiert und zwar anhand<br />

formaler und struktureller, also statistischer<br />

Eigenarten. Die ermittelten Wirkungsweisen<br />

sind wertfrei, weder gut noch schlecht.<br />

Es ist rein deskriptiv, ohne erhobenen Zeigefinger.<br />

Generell steigert dies die Akzeptanz<br />

von KI-Lösungen, auch beim Umgang mit<br />

sensiblen Daten und Informationen. Es fühlt<br />

sich doch besser an, wenn ein Bot den Kontostand<br />

ansagt und nicht der Sachbearbeiter,<br />

der den auch nächste Woche noch weiß. Das<br />

ist eine Chance, die man erkennen muss. Es<br />

geht darum, den Kontakt zum Kunden durch<br />

Automatisierung zu stärken – auch und gerade<br />

im Mittelstand!<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

KONTAKT<br />

VIER GmbH<br />

Hamburger Allee 23<br />

30161 Hannover<br />

Tel. 0511 957395-1111<br />

info@vier.ai<br />

vier.ai


unternehmen<br />

„Wir machen es einfach“<br />

Die Macher der Mekom über zwei Jahrzehnte erfolgreiches Netzwerken<br />

und warum der Harz eben doch ein Standortvorteil ist<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Mekom feiert Jubiläum: Nach über 20 Jahren<br />

erfolgreicher Netzwerkarbeit im Harz ist es Zeit<br />

für ein Zwischenfazit. <strong>faktor</strong> spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />

Lars Obermann, dessen Stellvertreter<br />

Rainer Beyer und mit Sylvia Wulf, der<br />

Vorstandsassistentin des Osteroder Unternehmerverbandes<br />

über das gute Selbstwertgefühl der<br />

Mekom, die fortwährende Veränderung der eigenen<br />

Rolle, um zukünftigen Herausforderungen gerecht<br />

zu werden, und über die Vorteile des Harzes gegenüber<br />

Großstädten.<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

2000, pünktlich zur Jahrtausendwende, wurde die<br />

Mekom aus der Taufe gehoben und als Industrienetzwerk<br />

in Osterode am Harz gegründet. Was hat die Mekom<br />

seitdem an nachhaltigen Erfolgen zu verbuchen?<br />

Lars Obermann: Wir haben die Mekom mit dem Ziel gegründet,<br />

den Ausbildungsberuf des damals noch neuen<br />

Mechatronikers in der Region zu etablieren. Damit waren<br />

wir so erfolgreich, dass unser Alleinstellungsmerkmal<br />

schnell verschwunden ist. Gleichzeitig haben wir an<br />

der Mitgliederentwicklung gesehen, wie wichtig so ein<br />

Netzwerk für die lokale Wirtschaft ist. Wir waren neun<br />

Gründungsmitglieder, sind aber schnell bei 70 Mitgliedern<br />

gelandet. Inzwischen sind es über 100 – und das<br />

nicht nur aus der Industrie, sondern quer durch alle<br />

Branchen und Institutionen.<br />

Rainer Beyer: Wir haben es geschafft, die Unternehmen<br />

und Institutionen der Region eng zu verzahnen. Vorher<br />

kannte man kaum ein anderes Unternehmen am Standort<br />

– jetzt haben wir eine große und auch persönliche<br />

Nähe geschaffen. In dieser Atmosphäre können wir<br />

ohne Vorbehalte über Fragen oder die eigene Situation<br />

sprechen und uns Meinungen und Erfahrungen der Kollegen<br />

einholen.<br />

Obermann: Und was man auch nicht außer Acht lassen<br />

darf, ist das dadurch gestiegene Selbstbewusstsein! Wir<br />

sind sehr lange von lauter Negativismen umgeben<br />

gewesen: sinkende Bevölkerungszahlen, Demografiewandel<br />

und so weiter. Es ist allerdings ein großes psychologisches<br />

Problem der Selbstwahrnehmung, wenn<br />

es dem Unternehmen eigentlich gut geht, das Umfeld<br />

aber das Image einer Krisenregion hat. Über unsere<br />

Unternehmer treffen, bei denen wir uns gegenseitig<br />

eingeladen und die Betriebe besucht haben, sieht man<br />

jedoch, was gerade auch kleinere Betriebe leisten.<br />

Sylvia Wulf: Das stimmt. Das Start-up Exabotix ist so ein<br />

Beispiel: von einem jungen Fachmann gegründet, der<br />

inzwischen eine hochkarätige Klientel zu seinen Kunden<br />

zählen kann. Er hat sich als Firmensitz für eine<br />

ehemalige Grundschule in der Region entschieden.<br />

Exabotix nutzt die zugehörige Sporthalle, um potenziellen<br />

Kunden seine Drohnen zu präsentieren, stellt die<br />

Halle aber weiterhin auch ortsansässigen Vereinen zur<br />

Verfügung. Wirtschaft und Region sind hier stark miteinander<br />

verbunden.<br />

44 4 | <strong>2021</strong>


unternehmen<br />

,Alte Hasen‘ Mit Rainer Beyer (l.) und Lars Obermann sitzen seit vielen Jahren zwei erfahrene Unternehmer im Vorstand der Mekom.<br />

Obermann: Genau das zeigt: Hier ist nichts altbacken,<br />

wir haben Innovationen und sind weiter industriestark.<br />

Deswegen sind wir auch mit einem guten Selbstwertgefühl<br />

in die Kreisfusion gegangen. Göttingen hat eine<br />

starke Industrieregion gewonnen, und wir profitieren<br />

von einem prosperierenden Zentrum und davon, aus<br />

den Negativschlagzeilen verschwunden zu sein.<br />

Wenn sich Ihr ursprünglicher Gründungszweck durch Erfolg<br />

erledigt hat – was macht heute die Identität der Mekom aus?<br />

Beyer: Wir befassen uns heute stark mit der Kompetenzförderung,<br />

also mit Themen rund um Ausbildung und Personal.<br />

Es gibt zum Beispiel das Netzwerk ,Druck‘. Darin<br />

organisieren die Auszubildenden der Mitgliedunternehmen<br />

der Druckbranche – wie etwa Kodak, Sun Chemical,<br />

Jungfer Druck, RKW sowie Indula und SilverLynx –<br />

einen Austausch mit Unternehmensbesuchen untereinander,<br />

um gemeinsam über den Tellerrand zu schauen<br />

und unterschiedliche Aspekte ihrer Ausbildung kennenzulernen.<br />

Kurz vor der Pandemie hat sich ein weiteres<br />

Netzwerk ,Maschinenbau‘ gegründet.<br />

Obermann: Die Mekom lebt von der Präsenz und dem<br />

persönlichen Austausch. Dadurch entsteht erst das Vertrauen,<br />

das die Grundlage für solche Netzwerke bildet.<br />

Unsere Mitglieder sind ja wie gesagt sehr heterogen. Die<br />

wesentlichen Schnittmengen, die alle betreffen, sind Personal<br />

und Ausbildung. Da helfen wir als Mekom durch<br />

den Austausch, durch Seminarangebote vor Ort, aber<br />

auch mit der Stärkung der Außenwahrnehmung.<br />

Wulf: Als Organisator der Berufsinformationstage in<br />

Osterode achten wir besonders auf die Präsentationsmöglichkeiten<br />

für die Unternehmen, um bestmögliche<br />

Voraussetzungen zu schaffen, den potenziellen Auszubildenden<br />

berufliche Möglichkeiten in der Region aufzuzeigen.<br />

Genauso versuchen wir, über die Zusammen arbeit<br />

mit Schulen und Universitäten ein Bild davon zu vermitteln,<br />

was es bei uns an Perspektiven gibt. Für Schüler heißt<br />

die Botschaft: Bildet euch weiter und sammelt berufliche<br />

Erfahrungen auch über die Region hinaus – und kehrt<br />

anschließend wieder in die Region zurück. Und Studierende<br />

finden hier Möglichkeiten, in der Region zu<br />

bleiben. Die ansässigen Unternehmen bieten vielfältige<br />

Karrierechancen.<br />

Obermann: Gerade, wenn es in die Familiengründungsphase<br />

geht, können wir punkten. Hier kann ich mir noch<br />

ein Häuschen leisten und schön wohnen. Da sehen wir<br />

in der Zukunft unsere Vorteile gegenüber den Großstädten.<br />

Aber klar ist auch, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben,<br />

denn nach wie vor ist einfach zu wenig bekannt, welche<br />

berufliche Perspektiven es hier gibt. Da müssen wir präsenter<br />

werden. Wobei es immer eine Herausforderung bleiben<br />

wird, wenn Sie etwa auf der Berufsmesse der TU Clausthal<br />

neben Unternehmen wie Siemens oder VW stehen.<br />

Hat sich durch die Kreisfusion für Sie etwas verändert?<br />

Stichwort: größere Regionalität?<br />

Wulf: Die Fusion hat die Verbindung nach Göttingen<br />

enger werden lassen, aber diesen Trend gab es eigentlich<br />

4 |<strong>2021</strong> 45


unternehmen<br />

Lange an Bord<br />

Sylvia Wulf ist bereits seit über neun Jahren für Mekom<br />

unterwegs und lebt das Netzwerk. <strong>faktor</strong> besuchte die<br />

gebürtige Chemnitzerin bereits für die Herbstausgabe 2013<br />

und begleitete sie einen Nachmittag lang in Osterode<br />

in ihrer Funktion als Geschäftsstellenleiterin.<br />

Den Artikel lesen Sie unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/netzwerk-leben<br />

auch vorher schon. Die größte Veränderung war die Verlegung<br />

verschiedener Verwaltungsstandorte, mit denen<br />

die Unternehmen zu tun haben.<br />

Obermann: Dafür hat die Wirtschaftsförderung des Landkreises<br />

WRG eine Bürogemeinschaft mit der Mekom in<br />

Osterode gebildet. Die Wirtschaftsförderung ist dadurch<br />

etwas agiler geworden, wir stimmen uns gut mit den<br />

unterschiedlichen Angeboten und Arbeitsbereichen ab<br />

und vermeiden Doppelstrukturen.<br />

Beyer: Die größere Nähe kann man vielleicht daran ablesen,<br />

dass sich Osteroder Unternehmen inzwischen auch<br />

beim Innovationspreis des Landkreises bewerben. Wir<br />

hatten seitens der Mekom noch vor den Göttingern einen<br />

eigenen Innovationspreis ins Leben gerufen und alle<br />

zwei Jahre vergeben. Aber fairerweise muss man sagen,<br />

dass im Landkreis einfach andere Finanzmittel zur Verfügung<br />

stehen, um den Wettbewerb auszurichten. Deswegen<br />

haben auch wir uns dazu entschieden, die regionale<br />

Innovationskraft zu bündeln.<br />

Wulf: Natürlich sind bei uns jetzt auch die Technologieberater<br />

aus dem Südniedersachsen Innovationscampus<br />

unterwegs, allerdings ist dieser ja schon stark auf den<br />

Life-Science-Bereich ausgerichtet, weshalb von den Aktivitäten<br />

wenig bei uns ankommt. Das ist schon sehr Göttingen-spezifisch.<br />

Auch das Welcome Center hat sich in<br />

der Region nicht wirklich etabliert.<br />

Wagen wir doch nun noch einen kleinen Ausblick in die<br />

Zukunft: Wo sehen Sie persönlich die Mekom in fünf bis<br />

zehn Jahren?<br />

Obermann: Ich hoffe, dass wir dann dazu beigetragen<br />

haben werden, dass es hier weiterhin eine vitale Wirtschaftsstruktur<br />

mit industrieller Prägung, vielen Kompetenzen<br />

vor Ort und Offenheit für Innovationen gibt,<br />

sodass wir sagen können: Die Mekom ist kein Selbstzweck<br />

geworden, sondern eine Vertretung der Bedarfe<br />

der hiesigen Wirtschaft.<br />

Beyer: Es zeichnen sich auch mögliche neue Aufgaben ab.<br />

Wir werden immer wieder gefragt, ob wir nicht bestimmte<br />

Aufgaben übernehmen können, wie etwa Audits zu Umwelt<br />

oder Arbeitssicherheit, für die es sich für kleinere<br />

Betriebe nicht lohnt, jemanden einzustellen. Ebenso<br />

werden wir stärker aktuelle Themen aufgreifen und in<br />

die Unternehmen spielen. Beispiel wären ein Mentorenprogramm<br />

für jüngere Unternehmer oder das Thema<br />

Nachhaltigkeit.<br />

Wulff: Wie wir an der Pandemie gesehen haben, ist es<br />

schwierig zu planen. Aktuell geht es für uns vor allem<br />

darum, die persönlichen Treffen und die Netzwerkarbeit<br />

wieder aufleben zu lassen, damit diese erfolgreichen<br />

Strukturen nicht wieder verschwinden.<br />

Obermann: Wir sind die Unternehmer unter den Verbänden.<br />

Wir machen es einfach!<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Kontakt<br />

MEKOM Regionalmanagement Osterode<br />

am Harz e.V.<br />

Sylvia Wulf<br />

Aegidienstraße 8<br />

37520 Osterode am Harz<br />

Tel. 05522 960 4992<br />

mail@mekom.eu<br />

www.mekom-regionalmanagement.de<br />

46 4 | <strong>2021</strong>


DAS<br />

familiäre<br />

GYMNASIUM in Bad Sachsa<br />

Das Pädagogium Bad Sachsa ist für 360 Jugendliche<br />

sowohl Gymnasium vor Ort als auch Internat. Schüler,<br />

Eltern und Lehrer kennen sich und arbeiten eng<br />

zusammen. Das schafft Vertrauen und eine gute<br />

Lernatmosphäre, so dass auf persönliche Stärken<br />

und Schwächen der Schüler sinnvoll reagiert<br />

werden kann. Die Qualifikationsphase bietet drei<br />

Profile mit vielfältigen kleinen Kursen.<br />

Ihre Fragen beantwortet gern:<br />

Herr Schwark (0 55 23 / 30 01-15).<br />

Anmeldungen sind jederzeit möglich.<br />

Staatlich anerkanntes<br />

Gymnasium mit<br />

Internat<br />

Ostertal 1-5 · 37441 Bad Sachsa<br />

Telefon: 05523/30 01-0<br />

kontakt@internats-gymnasium.de<br />

www.internats-gymnasium.de<br />

Das Gymnasium Pädagogium Bad Sachsa ist eine Schule<br />

in freier Trägerschaft mit angeschlossenem Internat. Es<br />

liegt am Stadtrand von Bad Sachsa, einer familienfreundlichen<br />

Kleinstadt am Südharz mit vielen Geschäften, allen<br />

Ärzten, mehreren Kindergärten und allen Schulformen<br />

vor Ort. Der Mietspiegel ist günstig.<br />

Zum 01.02.2022 suchen wir<br />

eine Gymnasiallehrkraft m/w/d<br />

für die Fächer<br />

Französisch und Deutsch<br />

Die Bezahlung erfolgt in Anlehnung an den TV-L.<br />

Auch qualifizierte Quereinsteiger*innen sind herzlich willkommen.<br />

Ihre Bewerbung richten Sie bitte per E-Mail<br />

oder schriftlich an:<br />

Pädagogium Bad Sachsa<br />

Torsten Schwark, Schulleiter<br />

Ostertal 1-5<br />

37441 Bad Sachsa<br />

E-Mail: torsten.schwark<br />

@internats-gymnasium.de<br />

Individuelle Zufriedenheit<br />

und Lebensqualität.<br />

Karriere gefällig?<br />

Eine reiche Auswahl an Berufs- und Karrierechancen –<br />

innovative mittelständische und international agierende Unternehmen<br />

aus verschiedensten Industriezweigen bieten interessante,<br />

spannende Aufgabenbereiche und einen sicheren Arbeitsplatz.<br />

Berufliche Förderung in einer Region, die weitaus mehr zu bieten hat:<br />

Action und Erholung, Natur und Kultur sowie vielfältige<br />

Freizeitmöglichkeiten direkt vor der Haustür.<br />

Die Unternehmer<br />

unter den Verbänden:<br />

„Wir machen es einfach!“<br />

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unternehmen<br />

Bühne frei Vor zahlreichen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft wurden im September auf der Bühne des Deutschen Theaters<br />

die Sieger des Innovationspreises <strong>2021</strong> ausgezeichnet.<br />

Gewinner in der Kategorie ,Gründer und Jungunternehmer‘:<br />

die Ausgründung Goenomics der Universität Göttingen<br />

Gewinner in der Kategorie ,Unternehmen mit über 20 Mitarbeitenden‘:<br />

die Opitz Packaging Systems GmbH<br />

48 4 |<strong>2021</strong>


unternehmen<br />

Perspektiven erkennen –<br />

Fortschritt wagen!<br />

Zum 19. Mal in Folge ehrt der Landkreis Göttingen beim Innovationspreis den Ideenreichtum und<br />

macht damit das unternehmerische Innovationspotenzial in Südniedersachsen sichtbar.<br />

TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Nachdem die Verleihung des Innovationspreises<br />

des Landkreises Göttingen im<br />

vergangenen Jahr aufgrund der Corona-<br />

Bestimmungen komplett digital abgehalten<br />

werden musste, war die Freude in diesem Jahr darüber<br />

umso größer, dass die bekannte goldene Pferde-Statue<br />

erneut persönlich im festlichen Rahmen des Deutschen<br />

Theaters überreicht werden konnte. Gerade für die teilnehmenden<br />

Bewerber war dieser Abend Ende September<br />

wieder eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen und<br />

neue Kontakte zu knüpfen.<br />

DER INNOVATIONSPREIS <strong>2021</strong> beschäftigte sich insbesondere<br />

mit zwei Themen: Klimawandel und Digitalisierung.<br />

Ganz nach dem diesjährigen Motto ‚Perspektiven<br />

erkennen – Fortschritt wagen!‘ zeigten so viele Tüftler,<br />

Entwickler, Erfinder wie nie zuvor, welche spannenden,<br />

technischen Möglichkeiten in Zukunft auf uns warten.<br />

Zu den 124 Teilnehmenden zählten Gründer, mittelständische<br />

Unternehmen, weltweit agierende Konzerne und<br />

Bildungseinrichtungen, aber auch Wissenschaftler, Studierende<br />

sowie soziale Projekte und Initiativen.<br />

„Der Beteiligungsrekord zeigt, dass viele Unternehmen<br />

die Krise als Chance begreifen“, sagt Landrat Bernhard<br />

Reuter. „Südniedersachsen ist Aufsteigerregion, der<br />

Inno vationspreis des Landkreises Göttingen gewinnt<br />

weiter an Bedeutung. Durch die enge Zusammenarbeit<br />

mit dem Umweltministerium nimmt die Strahlkraft des<br />

Wettbewerbs über die Region hinaus deutlich zu.“<br />

Mit den mehr als 40 eingereichten Klima-Innovationen<br />

zeigte sich vor allem Niedersachsens Umweltminister<br />

Olaf Lies sehr zufrieden: „Die hohe Beteiligung unterstreicht,<br />

dass niedersächsische Unternehmen den<br />

Transformationsprozess in Industrie und Wirtschaft angenommen<br />

haben und aktiv umsetzen. Innovativer Klimaschutz<br />

findet in kleinen Unternehmen genauso statt<br />

wie in mittelständischen oder großen Unternehmen.“<br />

DIE JEWEILS ERSTEN DREI PLÄTZE in den Kategorien<br />

‚Gründer und Jungunternehmer‘, ‚Unternehmen mit bis<br />

zu 20 Mitarbeitenden,‘ und ‚Unternehmen mit über<br />

20 Mitarbeitenden‘ konnten sich über Preisgelder bis zu<br />

3.000 Euro ebenso freuen wie über die Innovationsskulptur,<br />

die einst der Göttinger Künstler Christian Jankowski<br />

entwarf. Zusätzlich wurden dieses Jahr Sonderpreise<br />

in den Kategorien ‚Integration und Soziales‘,<br />

‚Wissenschaft und Bildung‘ sowie ‚Messtechnik‘ und<br />

‚Klima‘ verliehen.<br />

Unterstützt und gesponsert wurde der Innovationspreis<br />

<strong>2021</strong> von der WRG Wirtschaftsförderung Region<br />

Göttingen GmbH, der Sparkasse aus Göttingen, Duderstadt<br />

und Osterode, der EAM sowie dem Wirtschaftsverband<br />

Measurement Valley. <strong>faktor</strong> gratuliert allen<br />

Preisträgern und allen Teilnehmenden zu ihren innovativen<br />

Ideen! ƒ<br />

Hochkarätig besetzt Unter den rund 200 geladenen Gästen waren<br />

auch Uni-Präsident Metin Tolan (l.) und der im September noch<br />

amtierende Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (r.).<br />

4 |<strong>2021</strong> 49


unternehmen<br />

DIE GEWINNER<br />

DES INNOVATIONS-<br />

PREISES <strong>2021</strong><br />

Kategorie Gründer und Jungunternehmen (0 bis 2 Jahre)<br />

1. PLATZ<br />

GOENOMICS GmbH, Göttingen<br />

Beschleunigung von Genom-Annotationen<br />

Die Idee: ein neues Verfahren, das in der Forschung und Entwicklung<br />

neuer Pflanzen eingesetzt wird, damit sich diese an die veränderten<br />

Umweltbedingungen anpassen können<br />

2. PLATZ<br />

ELPIS Simulation GmbH, Hann. Münden<br />

Mit einer Software zur Früherkennung<br />

Die Idee: eine Software zur Risikobewertung für das mögliche Auftreten<br />

eines Schlaganfalls<br />

3. PLATZ<br />

Amberskin, Braunschweig<br />

Die Alternative zum Leder<br />

Die Idee: eine durch Mikroorganismen produzierte Lederalternative<br />

Kategorie Bewerber mit bis zu 20 Mitarbeitenden<br />

1. PLATZ<br />

NanoTag Biotechnologies GmbH, Göttingen<br />

Proteinisolierung und -markierung<br />

Die Idee: eine neue Methode, um Proteine in Zellen zu isolieren und zu markieren<br />

2. PLATZ<br />

DBD Plasma GmbH, Göttingen<br />

Mit kaltem Plasma zur Desinfektion<br />

Die Idee: ein Minigenerator zur Desinfektion, der mit kaltem Plasma funktioniert<br />

und als Bauteil in Händetrocknern eingesetzt werden kann<br />

3. PLATZ<br />

Tischlerei HvM, Wolfsburg<br />

Regional und innovativ<br />

Die Idee: Fokussierung auf regionales Stadtforstholz in der Beschaffung<br />

und Verarbeitung<br />

Kategorie Unternehmen mit über 20 Mitarbeitenden<br />

1. PLATZ<br />

Opitz Packaging Systems GmbH, Kalefeld<br />

Technik zum Einpacken<br />

Die Idee: eine technische Lösung zum automatischen Einlegen von Luft- oder<br />

Papierpolstern in Hohlräume von gepackten Versandkartons<br />

2. PLATZ<br />

Benas Biogasanlage GmbH, Vorwerk<br />

Vom Gärprodukt zur Biofaser<br />

Die Idee: ein umweltfreundliches Verfahren zur Gewinnung von Biofasern<br />

aus den Gärprodukten einer Biogasanlage<br />

3. PLATZ<br />

A. Kayser Automotive Systems GmbH, Einbeck<br />

Kayser Guard<br />

Die Idee: ‚Kayser Guard‘ als Druckausgleichselement und Explosionsschutz<br />

für Lithium-Ionen-Batterien<br />

Klima-Innovationspreis <strong>2021</strong><br />

E-Cap Mobility GmbH, Winsen<br />

Zukunftsfähige Wasserstoff-Hybrid-Technologie<br />

Die Idee: eine Umrüstungstechnologie von Bestandsfahrzeugen hin zu<br />

einem klimaschonenden Wasserstoff-Hybrid-Antrieb zur CO2-Reduzierung und<br />

zu einer klimafreundlichen Gestaltung der Mobilität und des Straßenverkehrs<br />

Sonderpreis Integration und Soziales<br />

Caritasverband Südniedersachsen e. V., Duderstadt<br />

Ein Ort gelebter Inklusion<br />

Die Idee: eine ‚KiTa für alle‘, die mit pädagogisch-innovativen Maßstäben<br />

und einem generationsübergreifend arbeitenden Familienzentrum und<br />

Beratungsdiensten zur Normalisierung von Diversität beiträgt<br />

Sonderpreis Wissenschaft und Bildung<br />

Deutsches Theater in Göttingen GmbH, Göttingen<br />

Kreativ während Corona<br />

Die Idee: die schnelle Entwicklung coronakonformer Formate, die einen direkten<br />

Kontakt zwischen Darstellenden und Publikum ermöglichen<br />

Sonderpreis Messtechnik<br />

LISA Laser Products GmbH, Katlenburg<br />

Intelligenter Therapielaser<br />

Die Idee: ein intelligenter und automatischer Therapielaser für die Endoskopie,<br />

der insbesondere bei schlechten endoskopischen Sichtverhältnissen oder bei der<br />

Bewegung von Harnsteinen verhindert, dass schädliche oder falsche Laserpulse<br />

ausgegeben werden<br />

50 4 |<strong>2021</strong>


Individuelle<br />

Gebäudetechnik.<br />

Unsere Leistungen –<br />

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unserer Kunden.<br />

Bereits in der vierten Generation bieten wir<br />

unseren gewerblichen, öffentlichen und<br />

privaten Kunden das gesamte Spektrum der<br />

Gebäudetechnik.<br />

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Ruhstrat Haus- und<br />

Versorgungstechnik GmbH<br />

Adolf-Hoyer-Straße 6<br />

37079 Göttingen<br />

Telefon (05 51) 6 94 04-0<br />

Telefax (05 51) 6 94 04-10<br />

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www.nachhaltigkeitsallianz.de<br />

In Kooperation mit<br />

dem Innovationspreis des<br />

Landkreises Göttingen<br />

Wirtschaftsförderung<br />

Region Göttingen GmbH<br />

Arbeiten bei COHERENT ‒ Gemeinsam Zukunft<br />

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Standorte ist Coherent Göttingen mit aktuell 500 Mitarbeitern in technischen und kaufmännischen Berufen.<br />

Zukunft mit Licht — Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG<br />

Hans-Böckler-Str. 12, 37079 Göttingen


wissen<br />

52 4 |<strong>2021</strong>


wissen<br />

Die Entdeckerin<br />

der Schwachstellen<br />

Die mehrfach ausgezeichnete Biochemikerin Melina Schuh hat ihre Berufung gefunden –<br />

bei der Erforschung menschlicher Eizellen und als Direktorin des Max-Planck-Instituts für<br />

biophysikalische Chemie in Göttingen.<br />

TEXT HEIDI NIEMANN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

4 |<strong>2021</strong> 53


wissen<br />

» Das sind ganz tolle Momente, wenn man in einer win zigen Eizelle,<br />

die ja nur 100 Mikrometer groß ist, eine neue Struktur und einen neuen<br />

Prozess beobachten kann.«<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Bahnbrechende Forschungsarbeiten haben<br />

zumeist eines gemeinsam: Am Anfang<br />

steht eine Frage. Bei Melina Schuh, Direktorin<br />

des Max-Planck-Instituts für biophysikalische<br />

Chemie in Göttingen, war es<br />

einst eine mit biologischem Hintergrund:<br />

„Können wir nicht auch Eizellen von Säugetieren bei<br />

ihrer Entwicklung beobachten, um so mehr über den<br />

Menschen zu lernen?“, fragte sie als wissbegierige junge<br />

Doktorandin ihren Forschungsgruppenleiter am Europäischen<br />

Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg,<br />

der sich bis dato den Zellen von Seesternen widmete.<br />

Die Biochemikerin war nach ihrem Studium 2004<br />

nach Heidelberg gewechselt, wo sie in der Gruppe des<br />

Molekularbiologen Jan Ellenberg einen Platz ergattern<br />

konnte. Schuh hatte sich schon früh für die Mikroskopie<br />

interessiert, und Ellenberg war einer der Pioniere auf<br />

dem Gebiet der Lebendzellmikroskopie.<br />

AUCH DAS FORSCHUNGSTHEMA fand sie spannend:<br />

Die Wissenschaftler wollten mithilfe leistungsstarker<br />

Mikroskope neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie<br />

Leben entsteht, und untersuchten dafür die Vorläuferzellen<br />

der Eizellen von Seesternen. Seesterne eignen sich<br />

gut für solche Untersuchungen, weil ihre Oozyten – so<br />

nennt man diese Vorläuferzellen – durchsichtig sind und<br />

außerhalb des Körpers heranreifen. Melina Schuh<br />

schwebte indes ein anderes Projekt vor, das deutlich<br />

schwieriger umzusetzen war: Sie wollte Eizellen von<br />

Säugetieren untersuchen, deren Entwicklung ähnlich<br />

wie beim Menschen verläuft. Ellenberg unterstützte die<br />

Idee, und so konnte Schuh versuchen, einen ganz neuen<br />

Forschungsansatz zu realisieren. Dies war ausgesprochen<br />

knifflig, weil sich bei Säugetieren die Oozyten normalerweise<br />

im Inneren des Körpers entwickeln. Schuh<br />

musste also einen Weg finden, die Vorläuferzellen außerhalb<br />

des Körpers zu kultivieren, und zwar so, dass diese<br />

über viele Stunden hinweg unter einem hochauflösenden<br />

Mikroskop verfolgt werden konnten.<br />

Ein derart langer Untersuchungszeitraum war nötig,<br />

weil Schuh einen speziellen Prozess untersuchen wollte,<br />

dem bei der geschlechtlichen Fortpflanzung eine Schlüsselrolle<br />

zukommt: Damit es zur Befruchtung kommen<br />

kann, muss die Eizelle zunächst den doppelt vorhandenen<br />

Chromosomensatz halbieren, um Platz für die Chromosomen<br />

des Spermiums zu schaffen. Diese frühe Form der<br />

Zellteilung – die so genannte Meiose – zieht sich bei Säugetieren<br />

über viele Stunden hin. Nach vielen Versuchen<br />

hatte es die Doktorandin schließlich geschafft: Schuh<br />

gelang es mit ihren neu entwickelten Methoden, diesen<br />

grundlegenden Mechanismus der Ei-Entwicklung in<br />

lebenden Maus-Eizellen sichtbar zu machen.<br />

54 4 | <strong>2021</strong>


wissen<br />

Erfolgreiche Suche Für ihre grundlegenden Forschungen zur Fortpflanzungsbiologie wurde Melina Schuh bereits mit dem Leibniz-Preis,<br />

dem wichtigster Forschungspreis Deutschlands, ausgezeichnet.<br />

DIESE VIEL BEACHTETE wissenschaftliche Pionierleistung<br />

markierte den Beginn einer steilen Karriere: „Direkt<br />

nach meiner Doktorarbeit wurde ich 2008 Gruppenleiterin<br />

in Cambridge“, erzählt die heute 41-Jährige.<br />

Das dortige MRC Laboratory of Molecular Biology ist<br />

eine der weltweit renommiertesten Forschungseinrichtungen<br />

auf dem Gebiet der Molekularbiologie – hier haben<br />

einst Francis Crick und James Watson die DNA-<br />

Struktur aufgeklärt. Nicht nur deshalb war Schuh begeistert,<br />

an diesem legendären Institut arbeiten zu dürfen.<br />

Die Nachwuchswissenschaftlerin konnte hier ihre<br />

neu etablierten Methoden einbringen und ihre Forschungen<br />

nahtlos mit einer eigenen Gruppe weiterführen.<br />

„Diese Möglichkeit hätte ich nirgendwo anders<br />

gehabt“, sagt sie. Während ihrer Zeit in England kamen<br />

auch ihre ersten beiden Kinder zur Welt.<br />

Doch so gut es ihr in Cambridge auch gefiel – sie<br />

zögerte nicht lange, als das Angebot aus Göttingen kam,<br />

dort ab 2016 eine Direktorenstelle am Max-Planck-<br />

Institut für biophysikalische Chemie zu übernehmen.<br />

„Ich hatte in England eine feste Stelle an einem tollen<br />

Institut, aber der Wechsel an das renommierte MPI in<br />

Göttingen war einfach zu verlockend“, sagt Schuh.<br />

„Dass wir damit wieder in die Nähe meiner Heimat und<br />

die Nähe unserer Familien zogen, war natürlich ein zusätzlicher<br />

Pluspunkt.“ Sowohl sie als auch ihr Ehemann<br />

Björn kommen aus Bad Pyrmont, wo sie sich bereits zu<br />

Abi-Zeiten kennengelernt hatten. „Und Göttingen ist<br />

einfach eine tolle Stadt, um zu arbeiten, aber auch<br />

gleichzeitig eine Familie zu haben.“<br />

IN DER UNIVERSITÄTSSTADT begeistern sie vor allem<br />

die Forschungsvielfalt und die zahlreichen Kooperationsmöglichkeiten.<br />

„Das wissenschaftliche Umfeld ist<br />

wirklich einzigartig“, sagt Schuh. „Wir können von<br />

Methoden profitieren, die hier entwickelt wurden.“ Ein<br />

Beispiel ist die von Nobelpreisträger Stefan Hell entwickelte<br />

STED-Mikroskopie, die sie in ihrem Labor nutzt,<br />

um neue Einblicke in das Innere von Zellen zu bekommen.<br />

Für die Biochemikerin ist das Max-Planck-Institut<br />

für biophysikalische Chemie der beste Platz, um Forschung<br />

zu betreiben: „Es ist eine große Ehre und ein<br />

großes Geschenk, an einem der renommiertesten und<br />

größten Institute der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten<br />

zu dürfen.“<br />

In ihrer Grundlagenforschung geht sie Fragen nach,<br />

die auch medizinisch von großer Relevanz sind: Warum<br />

ist die Entwicklung von Eizellen bei Säugetieren so fehleranfällig?<br />

Statistisch führt bei Frauen nur jede dritte Befruchtung<br />

zu einer erfolgreichen Schwangerschaft – was<br />

genau läuft bei der Entwicklung befruchtungsfähiger<br />

Eizellen häufig schief? Was ist die Ursache dafür, dass<br />

4 |<strong>2021</strong> 55


wissen<br />

Embryos bereits früh in der Schwangerschaft sterben<br />

oder erst gar keine Schwangerschaft zustande kommt?<br />

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat Schuh<br />

mit ihrem Team Methoden entwickelt, mit denen sich<br />

auch lebende menschliche Eizellen untersuchen lassen.<br />

Erstmals konnte der genaue Ablauf der Entstehung einer<br />

menschlichen Eizelle charakterisiert werden. Dabei stellte<br />

sich heraus, dass die Entwicklung noch langsamer, komplexer<br />

und störungsanfälliger verläuft als erwartet. Die<br />

Untersuchungen mit leistungsstarken Lichtmikrosko pen<br />

gaben genauere Hinweise darauf, wie Fehler bei der Halbierung<br />

des Chromosomensatzes zustande kommen und<br />

welche spezifischen Schritte besonders fehlerhaft sind.<br />

EIN WEITERES FORSCHUNGSTHEMA: Warum steigt<br />

mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten,<br />

und warum nimmt die Fruchtbarkeit ab? Dass<br />

die Qualität unreifer Eizellen – die bereits von Geburt an<br />

bei jeder Frau angelegt sind – mit deren Alter abnimmt,<br />

war bekannt. Was indes nicht bekannt war, war der<br />

Grund für diese ,Baufälligkeit‘. Schuh fand mit ihrem<br />

Team heraus, dass es offenbar zu altersbedingten Veränderungen<br />

in der Chromosomen-Architektur kommt. „Bei<br />

menschlichen Eizellen fallen die Chromosomen mit der<br />

Zeit auseinander“, erläutert die Biochemikerin.<br />

Dass sich Schuh einmal für die Architektur von winzigen<br />

Chromosomen interessieren würde, war anfangs<br />

keineswegs ausgemacht. Nach dem Abitur hatte sie keine<br />

feste Vorstellung, welche Richtung sie beruflich einschlagen<br />

wollte: „Ich hatte viele Interessen und habe<br />

mich damals auch für ein Architekturstudium beworben.“<br />

Am Ende entschied sie sich dann für das Studium<br />

der Biochemie in Bayreuth.<br />

Wie sich schon bald herausstellte, war dies genau die<br />

richtige Wahl. Ab 2002 wurde die begabte Studentin mit<br />

einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen<br />

Volkes gefördert. Nach weiteren Stipendien folgten<br />

schon bald die ersten wissenschaftlichen Auszeichnungen.<br />

Schuh erhielt unter anderem den Early Career<br />

Award und später die Colworth Medal der Biochemical<br />

Society, außerdem die Goldmedaille der European<br />

Mo lecular Biology Organization (EMBO). Als bisher<br />

größte Ehrung erhielt sie 2019 die höchste deutsche Wissenschaftsauszeichnung:<br />

den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-<br />

Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />

Während sie früher viele Experimente noch selbst<br />

gemacht hat, ist sie inzwischen vor allem damit beschäftigt,<br />

die Forschungsarbeiten ihres Teams zu betreuen.<br />

Doch noch heute sind es die gleichen Dinge, die sie an<br />

ihrer Arbeit begeistern – wenn ihr beispielsweise eine<br />

Doktorandin ihre neuesten Mikroskopie-Daten zeigt:<br />

„Das sind ganz tolle Momente, wenn man in einer winzigen<br />

Eizelle, die ja nur 100 Mikrometer groß ist, eine<br />

neue Struktur und einen neuen Prozess beobachten<br />

kann.“<br />

SEIT IHREM WECHSEL NACH GÖTTINGEN sind auch<br />

neue private Herausforderungen hinzugekommen: Sie<br />

ist inzwischen vierfache Mutter, das jüngste Kind ist<br />

zwei, das älteste neun Jahre alt. Um sowohl Beruf als<br />

auch Familie gerecht werden zu können, muss sie ihren<br />

Alltag gut durchstrukturieren. „Deshalb werde ich auch<br />

manchmal ungeduldig, wenn sich Meetings unnötig lange<br />

hinziehen“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.<br />

Ohne Kompromisse gehe es ohnehin nicht: „Auch wenn<br />

ich gerne möchte: Ich kann nicht jede Einladung zu einem<br />

Vortrag annehmen, und ich kann auch nicht für jedes<br />

Kind eine Schultüte basteln.“ Am wichtigsten ist es<br />

ihr, die freie Zeit intensiv mit den Kindern zu verbringen.<br />

Hierfür sei es hilfreich, Haushaltsarbeit so weit wie<br />

möglich an andere abzugeben. Alle Aufgaben, die dennoch<br />

tagtäglich anfallen, teile sie sich mit ihrem Mann –<br />

ebenso wie ihr Hobby: Beide sind leidenschaftliche<br />

Mountainbiker. Erst kürzlich waren sie an ihrem zehnten<br />

Hochzeitstag zum Biken im Harz. „Das hat riesigen<br />

Spaß gemacht“, sagt Melina Schuh zufrieden.<br />

Doch am glücklichsten sei sie darüber, dass sie vier<br />

gesunde Kinder habe. Durch ihre Forschungen weiß sie,<br />

dass dies alles andere als selbstverständlich ist. „Umso<br />

mehr weiß ich es als Wunder zu schätzen, wenn ein neuer<br />

Mensch entsteht.“ƒ<br />

Zur Person<br />

Melina Schuh, geboren 1980 in Bad Pyrmont,<br />

studierte Biochemie an der Universität Bayreuth.<br />

2008 promovierte sie am European Laboratory of<br />

Molecular Biology sowie an der Universität Heidelberg.<br />

Danach forschte sie als Gruppenleiterin am<br />

MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge.<br />

Seit 2016 ist sie im Hauptamt als Direktorin der<br />

Abteilung Meiose am Max-Planck-Institut für<br />

biophysikalische Chemie in Göttingen tätig.<br />

Schwerpunkt ihrer Forschungen ist die Entwicklung<br />

von Säugetier-Eizellen. Seit 2019 ist sie Mitglied<br />

der Nationalen Akademie der Wissenschaften<br />

Leopoldina. Im selben Jahr wurde sie für ihre<br />

grundlegenden Forschungen zur Fortpflanzungsbiologie<br />

mit dem Leibniz-Preis, dem wichtigsten<br />

deutschen Forschungspreis, ausgezeichnet.<br />

Schuh lebt in Göttingen, ist verheiratet, Mutter<br />

von vier Kindern und verbringt ihre freie Zeit am<br />

liebsten mit der Familie.<br />

56 4 | <strong>2021</strong>


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Wirtschaften mit Wert<br />

Vier Tochterunternehmen der Stadt Göttingen unterziehen sich einer<br />

Bilanzierung, um für das Gemeinwohl zukunftsfähig zu bleiben.<br />

TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />

58 4 |<strong>2021</strong>


sie sich nicht. Im Gegenteil: Während sie ihr regionales<br />

Netzwerk vergrößerten, riefen vier städtische Gesellschaften<br />

ein gemeinsames Pilotprojekt ins Leben: ,Zertifizierung<br />

nach der Gemeinwohl-Ökonomie‘. Das Resultat<br />

daraus: Im November dieses Jahres erhielten die Beschäftigungsförderung<br />

Göttingen (BFGoe), das Deutsche<br />

Theater (DT), die Kommunalen Dienste Göttingen (KDG)<br />

und das Städtische Seniorenzentrum in einer Feier stunde<br />

im Deutschen Theater ihre ersten Bilanzierungsdokumente.<br />

„Das sehen wir als Anfang eines Dauerprozesses, in<br />

dem wir uns nun befinden“, sagt Christian Schmelcher,<br />

Vorstand der Beschäftigungsförderung Göttingen. Er und<br />

seine Kollegin Frauke Müller-Brandt, Abteilungsleitung<br />

und stellvertretender Vorstand, hatten vor gut einem Jahr<br />

den ersten Kontakt zur GWÖ. „Ich war bei einer Veranstaltung<br />

der Regionalgruppe, und die Botschaft, dass<br />

jedes Unternehmen tätig werden kann, ist bei mir angekommen“,<br />

erzählt Müller-Brandt. Nach dem guten Echo<br />

bei einem internen Führungskräftetraining stellte Schmelcher<br />

die GWÖ-Richtlinien auch bei einem der regel mäßigen<br />

Treffen der städtischen Gesellschaften vor. Er stieß auf<br />

großes Interesse. Die Tochterunternehmen sind wie die<br />

Stadt Göttingen an die selbst gesteckten Klima zielvorgaben<br />

gebunden und in unterschiedlichen Bereichen auch bereits<br />

mit Nachhaltigkeitsthemen befasst. Die vier komwissen<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Klimagipfel in Schottland, weltweit Auswirkungen<br />

der Corona-Krise, Fachkräftemangel,<br />

Mindestlohn, Lieferketten – die Liste<br />

könnte noch um viele Begriffe ergänzt werden.<br />

Alle Schlagworte deuten auf eins hin: Es<br />

ist Zeit zu handeln. Das zumindest glauben neben vielen<br />

anderen auch die Vertreter und Mitgliedsunternehmen der<br />

Gemeinwohl-Ökonomie, kurz GWÖ, einer vor elf Jahren<br />

in Österreich, Bayern und Südtirol gestarteten Wirtschaftsreformbewegung,<br />

welche das Wirtschaften grundlegend<br />

auf das demokratisch definierte Gemein wohl ausrichten<br />

möchte: Das Wohl von Mensch und Umwelt wird zum<br />

obersten Ziel. Grundlage ist ein 2010 erschienenes Buch<br />

von Christian Felber (siehe Seite 62).<br />

Und wer würde ihnen mit Blick auf die Welt widersprechen?<br />

Allein der Umfang der aktuell angestrebten<br />

Änderungen in Sachen Klimaschutz und deren Zeitplan<br />

(über-)strapazieren den Geduldsfaden vieler Menschen,<br />

die sich schlicht um die Existenzgrundlagen unserer<br />

Spezies und der Natur, in der wir leben, sorgen.<br />

BEREITS VOR EINIGEN JAHREN hat sich darum auch in<br />

Göttingen die GWÖ-Regionalgruppe gegründet, um sich<br />

gemeinsam auf den Weg zu machen. Zweifellos fuhr<br />

auch den hiesigen GWÖ’lern – wie vielen anderen Stellen<br />

– die Pandemie in die Parade. Doch unterkriegen ließen<br />

4 |<strong>2021</strong> 59


wissen<br />

Seniorenzentrum Göttingen<br />

„Wie werden wir nachhaltiger und<br />

klima neutral? Wir sind auf einem<br />

langen Pfad, der durch die GWÖ<br />

efeuert wird – als kommunales<br />

Senioren zentrum sehen wir die<br />

Bilanzierung auch als USP.“<br />

Kai Osterhorn<br />

„Zunächst war ich begeistert, dann<br />

ernüchtert ob der großen Aufgabe. Jetzt<br />

zeigt sich, dass die Mitarbeiter alle hinter<br />

uns stehen und wir uns gemeinsam der<br />

Herausforderung stellen.“<br />

Elisabeth Steinbauer<br />

GWÖ-Regionalgruppe<br />

„Dieses Projekt zeigt: Man kommt in<br />

Göttingen nicht mehr an der GWÖ<br />

vorbei!“<br />

Annabel Konermann<br />

„Das Wichtigste ist es, über diese<br />

Thematik ins Gespräch zu kommen.<br />

Es zeigt sich, dass die Unternehmen<br />

bereit sind, sich auf GWÖ einzulassen<br />

und zu investieren.“<br />

Erwin Wobbe<br />

60 4 |<strong>2021</strong><br />

Deutsches Theater<br />

„Überall da, wo wir am Wirtschaftskreislauf<br />

teilnehmen, nehmen wir eben<br />

auch Einfluss auf Mitmenschen und<br />

Umwelt bis auf die andere Seite<br />

des Globus.“<br />

Sandra Hinz<br />

„Wenn sich die Räume des Öffentlichen<br />

hin zum Digitalen oder Radikalen<br />

wandeln, muss Theater ein Begegnungsort<br />

sein, der gesellschaftliche<br />

Prozesse wie etwa Fridays for Future<br />

reflektiert. Das ist Demokratie!“<br />

Carlsson Kemena<br />

Kommunale Dienste Göttingen<br />

„Wir wollen die Welt in unserem<br />

Rahmen besser machen. Wir<br />

hinterfragen uns und identifizieren<br />

uns mit der GWÖ.“<br />

Diana Walkinstik-man-alone<br />

munalen Gesellschaften schlossen sich zu einer sogenannten<br />

Peergroup zusammen. Gecoacht von den beiden<br />

GWÖ-Unternehmensberatern Gerd Lauermann und<br />

Susanne Schmall traf sich die Peergroup seit Oktober<br />

2020 zu sieben mehrstündigen Workshops.<br />

„WIR WAREN SPANNENDERWEISE mit unbequemen Ergebnissen<br />

über uns selbst konfrontiert“, sagt Carlsson<br />

Kemena, Referent der DT-Geschäftsleitung. Denn mit<br />

dem Theater, dem Seniorenzentrum, der BFGoe und der<br />

KDG waren sehr unterschiedliche Unternehmen mit einem<br />

gemeinsamen Ziel unterwegs: „Wir wollten Potenziale<br />

finden: Beispielsweise unsere Lieferketten überprüfen<br />

und sehen, ob unsere Dienstleister über Ökozertifikate<br />

verfügen, ob sie ihren Mitarbeitern Mindestlohn<br />

zahlen, und so weiter“, erklärt KDG-Geschäftsführerin<br />

Diana Walkinstik-man-alone in die Aufgaben. Eine Mammutherausforderung,<br />

wie sich herausstellen sollte. Denn<br />

alle Beteiligten bestätigen die Aussage des Seniorenzentrum-Geschäftsführers<br />

Kai Osterhorn: „Für die GWÖ-Bilanzierung<br />

muss man neben dem Tagesgeschäft sehr viel<br />

Zeit aufwenden. Doch die Begeisterung der Mitarbeiter<br />

und das Ziel motivieren: Nur so nimmt das Ganze<br />

schnell Fahrt auf.“ Für die im Seniorenzentrum tätige<br />

Elisabeth Steinbauer stellt bei der GWÖ-Bilanzierung<br />

vor allem der mensch liche Faktor einen wichtigen Pluspunkt<br />

dar. Die Qualitätsmanagerin und Pflegefachkraft<br />

sieht gegenüber den freiwilligen ISO-Zertifizierungen<br />

einen deutlichen Vorteil: „Die Kollegen beteiligen sich<br />

an den Diskussionen. Sie fragen, was wir da machen und<br />

warum. Das alleine ist schon sehr positiv.“<br />

Doch bei aller Begeisterung stießen die Beteiligten<br />

durchaus auch an Grenzen. Denn wie soll ein Unternehmen<br />

beispielsweise die Lieferketten aller Lieferanten und<br />

deren Lieferanten überprüfen? „Das ist sehr schwierig,<br />

eröffnet einem aber auch ganz neue Einblicke“, sagt<br />

DT-Geschäftsführerin Sandra Hinz. Sie sieht ihr Theater


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Wir finden, die Welt braucht mehr Zuversicht.<br />

Deshalb unterstützen wir alle, die den Mut<br />

haben, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.


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Beschäftigungsförderung Göttingen<br />

Der Mensch ist kein Produktions<strong>faktor</strong> –<br />

Wirtschaft dient dem Menschen zum guten<br />

Leben. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert,<br />

sondern leisten einen Beitrag zur Chancengleichheit<br />

und zum sozialen Zusammenhalt.<br />

Christian Schmelcher<br />

„Die Lieferketten anzuschauen, ist ein Brocken.<br />

Aber es geht auch um die praktischen Dinge vor<br />

Ort, zum Beispiel um den Weg zur Arbeit oder<br />

das Angebot im eigenen Bistro.“<br />

Frauke Müller-Brandt<br />

als Vermittler „gegenseitiger gesellschaftlicher Verantwortung“<br />

und die GWÖ-Bilanzierung als ein Instrument,<br />

diese Rolle zukunftsweisend auszufüllen.<br />

APROPOS ZUKUNFT – wie geht es nun weiter? Chris tian<br />

Schmelcher und Frauke Müller-Brandt beispielsweise<br />

haben für die BFGoe 20 kleine Themen zusammengestellt,<br />

an denen sie ab sofort arbeiten. Eines davon ist,<br />

den Energieverbrauch ihres Unternehmens um 20 Prozent<br />

zu senken. Große Aufgaben also für die städtischen<br />

Gesellschaften. Gut, dass sie sich immer an die beiden<br />

Coaches der Peergroup wenden konnten und stets der<br />

kollegiale Austausch im Mittelpunkt stand. Die einzelnen<br />

Berichte wurden durch die Auditorenprüfung zur<br />

Bilanz, und im Rahmen einer Veranstaltung erhielten die<br />

bilanzierten Unternehmen die entsprechenden Dokumente.<br />

ANNABEL KONERMANN UND ERWIN WOBBE von der<br />

GWÖ-Regionalgruppe Göttingen hoffen auf die Signalwirkung<br />

des Erfolges der städtischen Peergroup. „Gerade<br />

KMU können sich mit der Bilanzierung einen Marktvorteil<br />

erarbeiten. Mit GWÖ kann man nur gewinnen“,<br />

sagt Konermann überzeugt und freut sich über die vier<br />

neuen Mitstreiter. Die frisch Bilanzierten selbst freuen<br />

sich verständlicherweise auch über ihren großen Erfolg.<br />

Sie sind sich einerseits im Klaren darüber, erst am Anfang<br />

eines langen Prozesses zu stehen. „Andererseits<br />

zeigt der Prozess aber auch, dass wir zwar nicht alleine<br />

die Probleme der Welt lösen können“, sagt Walkinstikman-alone,<br />

„aber doch jeder seinen Teil dazu beitragen<br />

kann und etwas in Bewegung gesetzt wird.“ƒ<br />

Die Gemeinwohl-Ökonomie ist:<br />

… auf wirtschaftlicher Ebene eine lebbare, konkret<br />

umsetzbare Alternative für Unternehmen verschiedener<br />

Größen und Rechtsformen.<br />

Der Zweck des Wirtschaftens und die Bewertung von<br />

Unternehmenserfolg werden anhand gemeinwohlorientierter<br />

Werte definiert.<br />

… auf politischer Ebene ein Motor für rechtliche Veränderung.<br />

Ziel des Engagements ist ein gutes Leben für alle<br />

Lebewesen und den Planeten, unterstützt durch ein<br />

gemeinwohlorientiertes Wirtschaftssystem.<br />

Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit,<br />

soziale Gerechtigkeit und demokratische<br />

Mitbestimmung sind dabei die zentralen Werte.<br />

… auf gesellschaftlicher Ebene eine Initiative der<br />

Bewusstseinsbildung für Systemwandel, die auf dem<br />

gemeinsamen, wertschätzenden Tun möglichst vieler<br />

Menschen beruht. Die Bewegung gibt Hoffnung und<br />

Mut und sucht die Vernetzung mit anderen Initiativen.<br />

Sie versteht sich als ergebnisoffener, partizipativer,<br />

lokal wachsender Prozess mit globaler Ausstrahlung –<br />

symbolisch dargestellt durch die Löwenzahn-Sämchen<br />

im Logo. (Quelle: www.ecogood.org/de/idee-vision)<br />

BUCHTIPP<br />

Das ,Standardwerk‘ der Gemeinwohl-Ökonomie<br />

Christian Felber beschreibt in seinem Buch<br />

auch für Nicht-Ökonomen, was seines Erachtens<br />

in unserem Wirtschaftssystem falsch<br />

läuft. Er prangert das Wirtschaften zum<br />

Selbstzweck an und fordert eine Umorientierung<br />

in Richtung des Allgemeinwohls mit Verweis auf<br />

Art. 151 Abs. 2 der Bayerischen Verfassung: „Die gesamte<br />

wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl […].“<br />

Sein Buch ist in zwischen quasi zum Standardwerk der<br />

GWÖ­ Bewegung geworden und dient auch der Göttinger<br />

Regionalgruppe als Diskussionsgrundlage.<br />

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GEFÖRDERT unter anderem durch das EXIST­<br />

Stipendium des Bundes plant MAGNUS erste<br />

Pilotstudien. Zudem ist MAGNUS zuversichtlich,<br />

bereits im kommenden Frühjahr die ersten<br />

Exemplare auf den Markt bringen zu können.<br />

Das Team: (v. l. n. r.) Timon David Bunnenberg,<br />

Dr. Lucas Mittelmeier, Malte Ernestus,<br />

Ole Moritz Block. Es fehlt: Jakob Kaucher.<br />

KONTAKT<br />

MAGNUS<br />

Philipp-Reis-Straße 2a<br />

37075 Göttingen<br />

info@magnus-medical.de<br />

www.magnus-medical.de


ANZEIGE<br />

Herz- & Gefäßzentrum (HGZ) am<br />

Krankenhaus Neu Bethlehem als<br />

‚Vorhofflimmer-Zentrum‘ ausgezeichnet<br />

Vorhofflimmern ist beim Menschen die<br />

häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung<br />

– sie betrifft in Deutschland ungefähr<br />

zwei Millio nen Menschen. Das HGZ<br />

ist eines der wenigen Zentren, die nun durch<br />

die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie für<br />

die spezialisierte Behandlung (Vorhofflimmer­<br />

Ablation) zertifiziert wurden. Die nächsten<br />

entsprechend zertifizierten Einrichtungen sind<br />

rund 150 Kilometer entfernt.<br />

IM HGZ werden jährlich insgesamt etwa 250<br />

Ablationen zur Behandlung von Vorhofflimmern<br />

durchgeführt. Damit gehört das Zentrum<br />

zu den führenden Leistungserbringern im<br />

südlichen Niedersachsen. Bei der angewendeten<br />

Ablation verödet der Operateur zum Erhalt<br />

des normalen Herzrhythmus mit einem speziellen<br />

Katheter Herzmuskelgewebe in den für<br />

das Vorhofflimmern verantwortlichen Bereichen.<br />

Die stationäre Weiterbehandlung erfolgt<br />

durch die Ärzte, die den Eingriff durchgeführt<br />

haben, im AGAPLESION Krankenhaus Neu<br />

Bethlehem. So erhalten Betroffene die gesamte<br />

Behandlung aus einer Hand.<br />

DIE EXPERTISE und die Erfahrung der Untersucher<br />

und die perfekt abgestimmten Abläufe<br />

innerhalb des gesamten Teams sind für den<br />

Erfolg des Eingriffs entscheidend und waren<br />

es letztlich auch für die Zertifizierung als<br />

Vorhofflimmer­ Zentrum.<br />

(v. l. n. r.) Prof. Dr. Dirk Vollmann, Dr. Claudius Hansen<br />

und Prof. Dr. Lars Lüthje (blaue Kasaks) führen<br />

die Eingriffe zur Behandlung von Vorhofflimmern<br />

durch – mit auf dem Bild (grüner Kasak) ist<br />

Heiko Saathoff, leitender Krankenpfleger.<br />

KONTAKT<br />

Herz- & Gefäßzentrum am<br />

Krankenhaus Neu Bethlehem<br />

Humboldtallee 6, 37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 488700<br />

Fax. 0551 44682<br />

info@hgz-goettingen.de<br />

Ob Ihre Idee das Zeug hat, sich im Markt<br />

durchzusetzen – sprechen Sie mit uns drüber.<br />

Bewertung, Schutz und Vermarktung von Erfindungen und Patenten<br />

aus Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Göttingen und Niedersachsen.<br />

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Maximilian Nagels,<br />

Präventionsberater<br />

PROFIL<br />

Die Techniker – Gesundheitsförderung in der digitalen Arbeitswelt<br />

Maximilian Nagels im Gespräch, wie Gesundheitsförderung in der aktuellen Situation und in Zukunft funktionieren kann<br />

Gesundheitsförderung in Unternehmen<br />

braucht heute weit mehr als rückengerechte<br />

Bürostühle und veganes<br />

Kantinenessen. Digitale Transformation und<br />

Globalisierung stellen neue Anforderungen<br />

an Unternehmen und ihre Beschäftigten. Unternehmen<br />

brauchen neue Konzepte, um die<br />

Gesundheit ihrer Mitarbeitenden auch bei veränderten<br />

Arbeitsbedingungen zu erhalten.<br />

Vor welchen Herausforderungen stehen<br />

Unternehmen aktuell?<br />

Die Digitalisierung verändert das Arbeiten<br />

immer weiter – auch schon vor der Pandemie.<br />

Standardprozesse werden mehr und mehr digitalisiert,<br />

die Rolle des Menschen in Arbeitsprozessen<br />

wandelt sich und die Grenzen von<br />

Arbeit und Freizeit verschwimmen. Mögliche<br />

Folgen des vermehrten Arbeitens aus dem<br />

Homeoffice können die Abgrenzung zu Kollegen<br />

und zum Unternehmen sein. All das hat<br />

Auswirkungen auf die Gesundheit jedes Einzelnen<br />

und bedeutet eine große<br />

Herausforderung – sowohl für<br />

die Mitarbeitenden als auch<br />

für die Führungskräfte.<br />

Welche Rolle spielt Führung<br />

im Rahmen der Gesundheitsförderung?<br />

Besonders den Führungskräften kommt in<br />

Sachen Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiterschaft<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Das zeigt auch die bisher größte deutsche<br />

Arbeitgeberstudie zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />

„#whatsnext2020 – Erfolgs<strong>faktor</strong>en<br />

für gesundes Arbeiten in der digitalen<br />

Arbeitswelt“ der TK. Nur rund 40 Prozent<br />

der Unternehmen bieten aktuell bereits Maßnahmen<br />

an, um Führungskräfte für Gesundheitsförderung<br />

zu sensibilisieren<br />

und fit zu machen. Interessanterweise<br />

sind es<br />

gerade die Führungskräfte<br />

selbst, die der<br />

Umsetzung von Maßnahmen<br />

noch häufig<br />

im Wege stehen.<br />

Was können Unternehmen tun,<br />

damit ihre Mitarbeitenden in der digitalen<br />

Arbeitswelt fit und gesund bleiben?<br />

Die Ziele von Unternehmen hängen zum großen<br />

Teil von der Arbeitszufriedenheit, dem Wohlbefinden<br />

und der Motivation ihrer Beschäftigten<br />

ab. Die Techniker unterstützt Unternehmen<br />

mit Konzepten der Betrieblichen Gesundheitsförderung,<br />

die richtigen Maßnahmen für die<br />

Betriebe und die Belegschaft zu finden. Dazu<br />

arbeiten wir mit regionalen Kooperationspartnern<br />

zusammen, um passgenaue Angebote<br />

erstellen zu können.<br />

Für die Unternehmen, deren Führungskräfte<br />

und Mitarbeitende ergeben sich individuelle<br />

Gestaltungspotenziale. Die TK ist dazu mit<br />

Akteuren aus Wirtschaft und Unternehmen<br />

auf unterschiedlichen Plattformen im Dialog.<br />

Zum Beispiel bieten wir den TK-Gesundheitscoach<br />

für Unternehmen an. Dabei handelt es<br />

sich um ein interaktives, persönliches Online­<br />

Coachingangebot zu Gesundheitsthemen, das<br />

sich flexibel an Bedürfnisse anpasst und jederzeit<br />

verfügbar und online nutzbar ist.<br />

KONTAKT<br />

Sprechen Sie mich gerne an!<br />

Maximilian Nagels<br />

Techniker Krankenkasse<br />

Bürgerstr. 42<br />

37073 Göttingen<br />

maximilian.nagels@tk.de


mensch<br />

Der Transformator<br />

Ottobock hat in der Region einen Ruf wie Donnerhall.<br />

Und jeder kennt den Namen des Eigentümers Hans Georg<br />

Näder, der mit vielen Innovationen den Prothesenhersteller<br />

zum Weltmarktführer in der Medizintechnik gemacht hat.<br />

Doch wer ist Philipp Schulte-Noelle? Der CEO von<br />

Ottobock trägt zwar einen in der Wirtschaftswelt berühmten<br />

Nachnamen, ist aber als Person noch relativ unbekannt.<br />

Das wird sich bald ändern, denn gerade macht er das<br />

Unternehmen fit für einen möglichen Börsengang,<br />

der die Wahrnehmung in der Führungsetage erneut<br />

verschieben wird.<br />

TEXT THOMAS HUBER FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

68 4 |<strong>2021</strong>


mensch<br />

4 |<strong>2021</strong> 69


mensch<br />

» Die Seele des Unternehmens sind die Werte<br />

der Familie Näder. Und die hüten Hans Georg Näder<br />

und seine beiden Töchter.«<br />

LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />

Philipp Schulte-Noelle wollte eins nie werden:<br />

von Beruf Sohn. Sein Vater war mehr<br />

als ein Jahrzehnt Vorstandsvorsitzender<br />

und ein weiteres Jahrzehnt Aufsichtsratsvorsitzender<br />

des Allianz- Konzerns und<br />

damit ungekrönter König der Deutschland<br />

AG. So nannte man damals die engen<br />

Verflechtungen der Finanzwelt mit ihren großen Industriebeteiligungen<br />

und gegenseitig besetzten Aufsichtsräten.<br />

Henning Schulte-Noelle war derjenige, der mit gesetzgeberischer<br />

Hilfe der Regierung Schröder dieses allzu<br />

enge Konglomerat schrittweise auflöste. Damit modernisierte<br />

er den Wirtschaftsstandort Deutschland, indem er<br />

das Land für ausländische Investoren öffnete, und schnitt<br />

dabei so manchen anderen Zopf gleich mit ab. Als er<br />

seinen Sohn Philipp einmal in die hochherrschaftliche<br />

Allianz-Zentrale in der Münchner Königinstraße am<br />

Englischen Garten mitnahm, zeigte er ihm in der Vorstandsetage<br />

die Reihe der Ölgemälde seiner Vorgänger.<br />

Selbst werde er da nie hängen, sagte der Vater damals,<br />

und Philipp hatte sowieso schon längst beschlossen, seinen<br />

eigenen Weg zu gehen. Er wollte aus eigener Kraft<br />

Karriere machen und schnell raus aus dem Münchner<br />

Umfeld. Das Dolcefarniente der Grünwalder Jeunesse<br />

dorée war sowieso nichts für ihn. Er verstand seine<br />

gleichaltrigen Bekannten nie: leistungsloser Wohlstand,<br />

nur weil man in eine wohlhabende Familie hineingeboren<br />

wurde? Er wollte sein eigenes Geld verdienen, und<br />

wenn es sein muss, auch auf die harte Tour. Nachdem er<br />

als Jahrgangsbester sein erstes juristisches Staatsexamen<br />

abgeschlossen hatte, ging er weit weg von München,<br />

nach London, und wurde Invest mentbanker bei Goldman<br />

Sachs.<br />

Doch ein reiner Zahlenmensch wollte Philipp Schulte-<br />

Noelle auch nicht werden. Irgendwann wurde ihm klar,<br />

dass er mehr mit Menschen zusammenarbeiten und mit<br />

seiner Arbeit auch einen Sinn stiften will. Nach weiteren<br />

erfolgreichen Stationen bei einer Private-Equity-Firma<br />

übernahm er 2013 den Bereich Corporate Business<br />

Development beim Medizinkonzern Fresenius und war<br />

in dieser Funktion auch für den Bereich Merger &<br />

Acquisitions zuständig. Nun war er endlich in einem Unternehmen<br />

angekommen, das einen sinnvollen Zweck<br />

verfolgt. Fresenius erleichtert weltweit mit Medical- Care-<br />

Produkten wie zum Beispiel Dialysegeräten schwer kranken<br />

Menschen das Leben – oder ermöglicht es ihnen sogar<br />

erst.<br />

SEIN DAMALIGER CHEF BEI FRESENIUS, Ulf Mark<br />

Schneider, der heute CEO des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns<br />

Nestlé ist, hatte ihn ganz bewusst ausgewählt.<br />

Schneider wollte für diese Position keinen klassischen<br />

Banker, der nach kurzer Zeit wieder zur nächsten<br />

Private-Equity-Firma weiterzieht, sondern jemanden, der<br />

sich fest im Unternehmen verwurzeln kann und über viel<br />

Bodenhaftung und ,Geländegängigkeit‘ verfügt. Dann<br />

wurde Schulte-Noelle Finanzchef und Arbeitsdirektor<br />

der Fresenius-Tochterfirma Kabi AG. Heute sagt der<br />

70 4 |<strong>2021</strong>


mensch<br />

Teil der Ottobock-Familie Um für die Visionen des Unternehmens zu brennen, verbringt Schulte-Noelle (r.) viel Zeit mit<br />

der Familie – wie auf dem Digital Family Day 2019 mit Hans Georg Näder und seinen Töchtern Georgia (l.) und Julia.<br />

45-Jährige rückblickend: „Mit 38 war das etwas Besonderes.<br />

Finanzvorstand einer Tochtergesellschaft zu werden,<br />

die damals schon sechs Milliarden Umsatz machte,<br />

war ein großer Vertrauensbeweis. Diese Zeit hat mich<br />

geprägt.“ Bei Fresenius lernte er auch, wie man über<br />

eine gesamte Wertschöpfungskette hinweg Prozesse und<br />

Produkte standardisiert, vereinfacht und systematisiert,<br />

um sie dadurch besser digitalisieren zu können. Dieses<br />

Wissen, sein „Fresenius-Werkzeugkasten“, wie er es nennt,<br />

hilft ihm heute bei Ottobock.<br />

SCHULTE-NOELLE traf, als er 2018 – zunächst als Finanzchef<br />

– zu Ottobock kam, erneut auf eine übermächtige<br />

Vaterfigur: Hans Georg Näder. Der Eigentümer hat das<br />

Unternehmen in 30 Jahren quasi im Alleingang mit zahlreichen<br />

Innovationen zu einem Weltmarktführer der<br />

Medizintechnik entwickelt. Näder ist ein herkulischer<br />

Unternehmer in dritter Generation und ein innovativer<br />

Futurist, der sehr genaue Kenntnisse der Märkte und<br />

präzise Vorstellungen über die weitere Entwicklung des<br />

Unternehmens hat. Ihm kann keiner so schnell etwas<br />

vormachen. Trotzdem hatte sich Näder entschieden, ein<br />

externes Management an Bord zu holen, um das Unternehmen<br />

zu professionalisieren und es auf einen potenziellen<br />

Börsengang vorzubereiten.<br />

Die schwierige Frage für jeden externen Manager, der<br />

von außen in solch ein historisch gewachsenes Familienunternehmen<br />

kommt, ist, ob er überhaupt eigene Akzente<br />

setzen kann. Für Schulte-Noelle war das überhaupt<br />

kein Problem. Hier half ihm seine gute Kinderstube,<br />

denn er ist kein sozialer Aufsteiger, kein Ehrgeizling, der<br />

sich unbedingt profilieren und durchsetzen muss. Er<br />

sagt: „Ich kann mit solchen starken Persönlichkeiten gut<br />

umgehen. Ich verkämpfe mich nicht. Ich habe im Verhältnis<br />

zu meinem Vater gelernt, dass man sich ein klar<br />

abgestecktes Aufgabengebiet suchen und sich selbst klare<br />

Ziele setzen muss – dann kann man auch als Unternehmenschef<br />

frei handeln, solange man diese Ziele erreicht.“<br />

Seine Herkunft hilft ihm auch dabei, dem Eigentümer<br />

auf Augenhöhe zu begegnen und sich selbst nicht<br />

zu wichtig zu nehmen. „Ich habe von meinem Vater und<br />

von meinem Mentor Ulf Mark Schneider gelernt, dass<br />

ich als angestellter Manager – egal wie großartig man<br />

selbst das Unternehmen nach vorne bringt – niemals vergesse,<br />

dass der Laden nicht mir gehört.“<br />

WENN MAN AN DIE SPITZE eines Unternehmens wie<br />

Ottobock kommt, dann muss man zunächst Vertrauen<br />

aufbauen. Was ist die Seele des Unternehmens und wo<br />

findet man sie? Schulte-Noelle sagt ganz klar: „Die Seele<br />

des Unternehmens sind die Werte der Familie Näder.<br />

Und die hüten Hans Georg Näder und seine beiden<br />

Töchter.“ Näder ist ein impulsiver und leidenschaftlicher<br />

Menschenfreund: Er hat Mitgefühl und kann sich in die<br />

Menschen und Patienten hineinversetzen. Für Schulte-<br />

Noelle waren bis dahin die Zahlen immer die zentrale<br />

Bezugsgröße. Daran wurde er immer gemessen. Das war<br />

auch verhältnismäßig einfach zu kontrollieren. Aber<br />

4 |<strong>2021</strong> 71


mensch<br />

72 4 |<strong>2021</strong>


mensch<br />

»Da begann bei mir ein Häutungsprozess, der bis<br />

heute andauert. Das hat mich selbst verändert. Ich habe den<br />

wahren Kern des Unternehmens verstanden: Empathie.«<br />

Zahlen sind nur Ergebnisse, Zahlen bewegen kein Unternehmen.<br />

Nur Visionen motivieren und begeistern Mitarbeiter,<br />

über sich hinauszuwachsen und für die Ideen des<br />

Unternehmens zu brennen. Also verbrachte und verbringt<br />

Schulte-Noelle viel Zeit mit der Familie Näder. Er<br />

schätzt den Austausch mit Hans Georg Näder sehr – sie<br />

treffen sich regelmäßig, um sich über wichtige Entwicklungen<br />

auszutauschen. Dort der Visionär mit den überwältigenden<br />

Ideen und hier der CEO, der das in Prozesse<br />

und eine Struktur umsetzt, in der nicht zuletzt die Zahlen<br />

stimmen. Näder greift auch spontan zum Telefon<br />

oder schreibt zu jeder Tages- und Nachtzeit eine SMS,<br />

um neue Ideen zu platzieren. Schulte-Noelle sagt: „Ich<br />

liebe diese Überraschungen. Meist gibt er neue Impulse.<br />

Manchmal weist er mich auf Fehler im Unternehmen hin,<br />

und wenn ich der Sache dann auf den Grund gegangen<br />

bin, muss ich sagen, dass er meistens recht hat. Und<br />

manchmal muss ich sogar ihn vertrösten, wenn etwas<br />

gerade nicht in den Plan des Unternehmens passt.“<br />

SCHULTE-NOELLE tauscht sich intensiv mit dem Sartorius-Chef<br />

Joachim Kreuzburg aus. Der sitzt im Verwaltungsrat<br />

von Ottobock und kennt das Unternehmen sehr<br />

gut. Und da es keine konkurrierenden Interessen oder<br />

Überlappungsfelder gibt, können sich die beiden völlig<br />

frei über Strategien oder Finanzierungfragen austauschen<br />

oder bei der IT und beim Einkauf zusammenarbeiten.<br />

Schulte-Noelle hat die regelmäßigen Mittagessen<br />

mit Kreuzburg in der Corona-Zeit vermisst und hofft,<br />

dass man mit dieser Tradition bald weitermachen kann.<br />

Seit Beginn sucht Schulte-Noelle bei Ottobock die<br />

Nähe zu Anwendern und Patienten. Ein Schlüsselerlebnis<br />

war ein Polio-Patient, der dank des C-Brace von Ottobock<br />

wieder ganz normal laufen konnte. „Da begann bei<br />

mir ein Häutungsprozess, der bis heute andauert“, sagt<br />

Schulte-Noelle. „Das hat mich selbst verändert. Ich habe<br />

den wahren Kern des Unternehmens verstanden: Empathie.<br />

Ottobock war eine große Chance für mich. Bei Fresenius<br />

ging es immer um Strukturen und Strategien. Bei<br />

Ottobock springt man rein und ist in ein paar Sekunden<br />

mitten im Leben und sehr nah am Anwender und versteht,<br />

um welche fundamentalen und existenziellen Bedürfnisse<br />

es in Wahrheit geht.“ Er fühlte, wie er sich<br />

immer mehr von den nackten Zahlen löste und sich immer<br />

mehr den Fragen der nackten Existenz zuwandte. Er<br />

verbrachte viele Tage in den Technikbetrieben und in<br />

Versorgungseinrichtungen. „Das hat mich emotional so<br />

stark eingenommen, dass ich für mich entschieden habe,<br />

den Menschen noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen<br />

und die Werte der Familie und des Unternehmens<br />

neu zu interpretieren.“<br />

PHILIPP SCHULTE-NOELLE nimmt sich jetzt für sein<br />

persönliches Arbeitsprogramm als CEO vor, diese Werte<br />

zu stärken. Er sagt: „Ich fand es jetzt an der Zeit, dass<br />

wir eine Vision entwickeln, die einen Rahmen setzt, der<br />

weit über die blanken Geschäftszahlen wie Umsatz und<br />

EBITDA hinausweist. Wir haben uns in den letzten<br />

Jahren stark auf die Optimierung von Strukturen und<br />

Kosten sowie auf die Verbesserung der Effizienz konzentriert.<br />

Das war notwendig, aber dabei ist intern und<br />

extern leider ein wenig die Emotionalität und Empathie<br />

aus dem Blickfeld geraten, die unser Unternehmen und<br />

die Familie Näder seit jeher auszeichnet.“ Ottobock will<br />

unter seiner Führung den Erfolg des Unternehmens<br />

künftig nicht nur am Umsatz und Ergebnis messen, sondern<br />

berechnen, wie viel Nutzen das Unternehmen für<br />

die gesamte Gesellschaft erbringt. Wenn Ottobock Patienten<br />

versorgt und ihnen dabei hilft, ihre Mobilität zu<br />

verbessern und in den Alltag zurückzukehren, dann bedeutet<br />

das zunächst für den Patienten, für sein familiäres<br />

Umfeld, aber auch für das Sozialsystem und die Arbeitsgesellschaft<br />

einen hohen Nutzen. Das hat einen hohen<br />

sozioökonomischen Mehrwert, wenn Patienten wieder<br />

an der Gesellschaft teilhaben, in die Arbeitswelt zurückkehren<br />

und ihr eigenes Geld verdienen können.<br />

4 |<strong>2021</strong> 73


mensch<br />

Zur Person<br />

Philipp Schulte-Noelle ist seit Anfang 2019 CEO von<br />

Ottobock. Zuvor war er seit 2018 CFO und ist seitdem<br />

auch Mitglied des Verwaltungsrats. Vor dieser Zeit war er<br />

beim internatio nalen Gesundheitsunternehmen Fresenius<br />

tätig, zunächst als Bereichsleiter für Corporate Business<br />

Development/Mergers & Acquisitions und zuletzt als<br />

Finanz- und Compliancevorstand, sowie als Arbeitsdirektor<br />

beim Pharma- und Medizintechnikunternehmen Fresenius<br />

Kabi AG mit Sitz in Bad Homburg. Einschlägige Erfahrungen<br />

sammelte Schulte-Noelle außerdem bei der Permira<br />

Beteiligungsberatung in Frankfurt sowie als Financial<br />

Analyst bei der Investmentbank Goldman Sachs International<br />

in London. Der gebürtige Kölner ist Diplom-Wirtschaftsjurist<br />

(Universität Bayreuth) und verfügt über einen MBA<br />

der internationalen Graduate Business School INSEAD.<br />

In seiner freien Zeit ist der 45-Jährige meist sportlich in<br />

der Natur unterwegs – wie hier in den Bergen auf dem<br />

Herzogstand am Walchensee.<br />

Hier liegt für den Unternehmenschef auch ein weiteres<br />

Geschäftsfeld für Ottobock: Wenn das Unternehmen<br />

nicht nur Patienten hilft, sondern darüber hinaus die Arbeitsgesellschaft<br />

nachhaltiger gestaltet, dann entwickelt<br />

sich das Unternehmen aus der Medizintechnik in das<br />

Feld der Prävention. So können mit Technologien – beispielsweise<br />

Exoskeletten – die Belastungen harter körperlicher<br />

Arbeit deutlich reduziert werden. Dazu passt auch<br />

eine Akquisition, die Schulte-Noelle im Oktober <strong>2021</strong><br />

getätigt hat. Ottobock verstärkte sich mit dem USamerikanischen<br />

Unternehmen SuitX, das sich auf die<br />

Forschung und Entwicklung von Exoskeletten im beruflichen<br />

und medizinischen Umfeld spezialisiert hat.<br />

SCHULTE-NOELLE will das Unternehmen noch viel näher<br />

an die Seite der Patienten rücken. Er sagt: „Wir<br />

wollen zum Anwalt der Anwender werden.“ Nur wenn<br />

das Unternehmen noch besser versteht, was die Anwender<br />

wirklich brauchen, kann das Ökosystem so weiterentwickelt<br />

werden, dass alle Bedürfnisse aus einer<br />

Hand bedient werden können. Deshalb hat der CEO<br />

mit seinen Kollegen ein neues Leitbild entwickelt,<br />

Ottobock neXt, mit einem großen X, abgeleitet aus der<br />

Abkürzung UX, die für User Experience steht, also für<br />

die Verbesserung des Kundenerlebnisses. Sein Eigentümer<br />

Hans Georg Näder legt die Latte dabei noch sehr<br />

viel höher. Ihm schwebt nichts Geringeres vor als die<br />

möglichst vollständige Digitalisierung eines über hundertjährigen<br />

Handwerks, der Orthopädietechnik. Die<br />

Transformation eines traditionellen Handwerks in die<br />

digitale Welt. Über die Digitalisierung des Fertigungsprozesses<br />

verändert sich das Handwerk so fundamental,<br />

dass sich ganz neue Möglichkeiten ergeben und das<br />

Versorgungsniveau weltweit deutlich erhöht werden<br />

kann. Der Clou: Die Orthopädietechniker haben mehr<br />

Zeit für die Anwender, und auch in abgelegenen Regionen<br />

dieser Welt können erstklassige Versorgungsleistungen<br />

erbracht werden.<br />

Die Vision des Eigentümers fasziniert Schulte-Noelle.<br />

Er nimmt diese Herausforderung an und stellt intern die<br />

Weichen für eine umfassende Umwälzung. Gleichzeitig<br />

will Ottobock den Sanitätshäusern dabei helfen, ihr Geschäft<br />

zu digitalisieren. Das Unternehmen will ihnen<br />

künftig eine Plattform für die digitale Infrastruktur einer<br />

personalisierten Versorgung vor Ort bieten, die mit einer<br />

zentralen Fertigung der individuellen Hilfsmittel Hand<br />

in Hand geht. Alleine könnten einige Versorgungszentren<br />

die Kapitalkosten für die nötigen Investitionen in<br />

beispielsweise 3D-Drucker gar nicht aufbringen. Unterm<br />

Strich bleibt ihnen so mehr Zeit für die Betreuung der<br />

Patienten, also für die Kundenbindung.<br />

WIE SO EIN SANITÄTSHAUS DER ZUKUNFT aussehen<br />

wird, demonstriert Ottobock gerade im neuen Sartorius-<br />

Quartier nahe der Göttinger Innenstadt. Hier investiert<br />

das Unternehmen mehrere Millionen Euro in ein<br />

74 4 |<strong>2021</strong>


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Kom petenz- und Rehazentrum, das bis Ende 2022 in enger<br />

Kooperation mit dem Rehazentrum Junge als neuartiges<br />

,Patient Care Center‘ für Patienten aus aller Welt<br />

entstehen wird. Im Mittelpunkt steht dabei eine prozessoptimierte<br />

Orthopädiewerkstatt, die mit digitaler Fertigungstechnik<br />

ausgestattet ist.<br />

Auch in Duderstadt investiert Ottobock kräftig in die<br />

digitale Fertigung. Mit IFab4.0 soll eine durchgängige<br />

digitale Prozesskette des Versorgungsprozesses mit Prothesen<br />

und Orthesen entstehen. Das Land Niedersachsen<br />

fördert das Innovationsprojekt mit einer Million<br />

Euro und sieht darin einen wichtigen Beitrag für den<br />

Innovationsstandort Südniedersachsen. Ottobock hat in<br />

letzter Zeit erhebliche Investitionen in Duderstadt getätigt<br />

– neben dem IFab4.0 zum Beispiel einen zweistelligen<br />

Millionenbetrag in das neue Logistikzentrum. Ottobock<br />

will in Duderstadt ,Centers of Excellence Cluster‘<br />

sichern und stärken. Dafür braucht das Unternehmen<br />

viele neue hoch qualifizierte Fachkräfte und steht in<br />

Konkurrenz mit anderen Unternehmen in der Region<br />

wie etwa Sartorius. Schulte-Noelle: „Wir wollen der<br />

attraktivste Arbeitgeber werden. Deshalb sind wir froh,<br />

dass Hans Georg Näder sich so stark in Duderstadt,<br />

Göttingen und der gesamten Region engagiert. Sein Projekt<br />

Duderstadt 2030 zum Beispiel spielt eine wichtige<br />

Rolle, um jungen Fachkräften und Familien eine Heimat<br />

zu bieten. Diese und viele andere Aktivitäten locken die<br />

Talente zu Ottobock. Das ist für uns extrem wichtig.“<br />

AUCH FÜR PHILIP SCHULTE-NOELLE, der mit der<br />

Familie und einer Reihe von Haustieren in Hessen lebt,<br />

ist Duderstadt zur zweiten Heimat geworden. Er hat<br />

mittlerweile eine Wohnung direkt in Duderstadt und<br />

steigt unter der Woche zum Ausgleich auf den Sattel seines<br />

Rennrads oder Mountainbikes und radelt sehr<br />

sportlich durch die Wälder: „Ich fühle mich mittlerweile<br />

richtig zu Hause. In dieser Region, im Eichsfeld und in<br />

Duderstadt, schlägt das Herz unseres internationalen<br />

Unternehmens. Das wird sich auch nicht ändern, wenn<br />

wir ab 2022 börsenfähig sind.“ ƒ<br />

Zum Autor<br />

Der Publizist Thomas Huber gründete 2006 in Berlin<br />

seine eigene Agentur für strategische Kommunikation,<br />

die semanticom GmbH. Zuvor war er Leiter der Öffentlich<br />

keitsarbeit und Unternehmenskommunikation bei<br />

Europas größtem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr und<br />

Direktor Unternehmenskommunikation bei Deutschlands<br />

führender Netzwerkagentur BBDO Germany.<br />

Seine berufliche Laufbahn begann der Absolvent der<br />

Deutschen Jour na listenschule München als Redakteur<br />

für Grundsatz fragen bei Daimler-Benz und schrieb dort<br />

Reden für den CEO Jürgen E. Schrempp.<br />

Aus Anlass von 100 Jahren Ottobock hat Huber für<br />

das Unternehmen zusammen mit dem Steidl-Verlag das<br />

Buchprojekt ,Futuring Human Mobility‘ umgesetzt.<br />

76 4 |<strong>2021</strong>


Wir wünschen<br />

Ihnen frohe und<br />

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und bedanken uns für<br />

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dass die Bewohnerinnen und Bewohner gerne<br />

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neue Wohnung nehmen können. Zur Ausstattung<br />

aller angebotenen Appartements gehört<br />

eine Echtholzküchenzeile mit Induktions-Kochfeld<br />

und Kühlschrank, ein barrierefreies Bad<br />

mit Dusche und WC sowie ein TV- und Rundfunkanschluss.<br />

Für die Sicherheit der Bewohnerinnen<br />

und Bewohner ist jedes Appartement<br />

außerdem mit einer Notrufanlage ausgestattet,<br />

welche im Notfall eine schnellstmögliche medizinische<br />

Versorgung durch den hauseigenen<br />

ambulanten Pflegedienst garantiert.<br />

Service der Extraklasse<br />

Der Service des GDA Göttingen umfasst zahlreiche<br />

Angebote, wie zum Beispiel die Übernahme<br />

von Haushaltstätigkeiten wie die Reinigung<br />

des Appartements, Einkaufengehen oder<br />

das Wäschewaschen. Um das leibliche Wohl<br />

der Bewohnerinnen und Bewohner kümmert<br />

sich ein mehrköpfiges Team aus exzellenten<br />

Köchen, welche täglich ein Drei­ Gänge-Menü<br />

kreieren und den Bewohnerinnen und Bewohner<br />

immer wieder einen kulinarischen Moment<br />

bescheren. Für die medizinische Versorgung<br />

ist stets ein Team aus professio nellen Pflegerinnen<br />

und Pflegern vor Ort. Die Pflege an<br />

sich findet so lange wie möglich in den eigenen<br />

vier Wänden statt. Sollte es trotzdem nötig<br />

sein, eine intensivere und längere Pflege in<br />

Anspruch zu nehmen, gibt es den hauseigenen<br />

stationären Pflegebereich, welcher mit Einund<br />

Zwei-Bett-Zimmern ausgestattet ist und<br />

eine fachkompetente Pflege rund um die Uhr<br />

gewährleistet.<br />

Freizeitgestaltung<br />

Doch auch außerhalb der eigenen vier Wände<br />

haben Bewohnerinnen und Bewohner des GDA<br />

Göttingen alles andere als Langeweile. Die<br />

Vielzahl der täglich angebotenen Freizeit- und<br />

Veranstaltungsmöglichkeiten schafft ein aktives<br />

Gesellschaftsleben, das dabei hilft, neue Freundschaften<br />

aufzubauen, genau wie alte zu pflegen.<br />

• Bis zu 2.500 Kultur- & Aktivprogramme<br />

pro Jahr<br />

• Bis zu 100 besondere Veranstaltungshighlights<br />

pro Jahr<br />

• Bis zu 16 einmalige Events pro Jahr<br />

KONTAKT<br />

GDA Göttingen<br />

Charlottenburger Straße 19<br />

37085 Göttingen<br />

Bettina Cor<br />

Tel. 0551 799 2130<br />

goettingen@gda.de<br />

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Läuft bei uns ...<br />

auch das Gas.<br />

Die Stadtwerke Göttingen sorgen dafür,<br />

dass niemand kalte Füße kriegt.<br />

Weil die Erdgas-Preise momentan<br />

explodieren, ziehen sich immer<br />

mehr Anbieter aus diesem<br />

Geschäft zurück. Neukunden<br />

können dort aktuell keinen<br />

Vertrag abschließen.<br />

Wir sind natürlich<br />

trotzdem für Sie da.<br />

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PROFIL<br />

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Mit Rat und Tat: Die Göttinger Entsorgungsbetriebe sind täglich im Einsatz für unsere Stadt.<br />

Oberhalb und unterhalb der Straße<br />

Die Göttinger Entsorgungsbetriebe und ihre Dienstleistungen<br />

Die mehr als 280 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Göttinger<br />

Entsorgungs betriebe (GEB) stellen<br />

sich tagtäglich aufs Neue den Herausforderungen<br />

der um welt gerechten und nachhaltigen<br />

Entsorgung der Abfälle und des Abwassers<br />

sowie der Pflege der dazu notwendigen<br />

Infrastruktur.<br />

NEBEN DEN OBERIRDISCHEN Dienstleistungen<br />

wie der Abfall-, Wertstoff- und<br />

Schadstoffentsorgung, dem Containerdienst,<br />

der Bauabfallentsorgung sowie der Straßenreinigung<br />

und dem <strong>Winter</strong>dienst gehören auch<br />

Dienst leistungen unterhalb der Straße wie<br />

Kanalbau und Kanalbetrieb, die Grundstücksentwässerung<br />

sowie die Abwasser reinigung zu<br />

den Dienstleistungen der GEB.<br />

Die Müllwerker leeren auf rund 24.000 privat<br />

und gewerblich genutzten Grundstücken<br />

die Abfallbehälter. Davon bewegt jede Kolonne<br />

täglich etwa 900 Behälter.<br />

Auf etwa 850 km Straßenlänge führen die<br />

Mitarbeiter die maschinelle oder manuelle<br />

Straßen- und Gehwegreinigung durch, wenn<br />

notwendig auch mit Spezialgeräten. Mehr als<br />

1.020 Abfallkörbe werden regelmäßig geleert.<br />

Im <strong>Winter</strong>dienst werden ca. 950 Straßen mittels<br />

Räum- und Streufahrzeugen von Eis und<br />

Schnee befreit.<br />

Das öffentliche Kanalnetz weist stadtweit<br />

eine Länge von 720 km auf. Dazu kommen<br />

noch etwa 600 km Anschlussleitungen der jeweiligen<br />

Grundstücksentwässerungsanlagen.<br />

Im Trennsystem wird das Regen- und Oberflächenwasser<br />

direkt in die Vorfluter geleitet<br />

und das Schmutzwasser in separaten Kanälen<br />

der Abwasserreinigungsanlage zugeführt.<br />

Über mehrstufige Abwasserreinigungsprozesse<br />

wird so aus der schmutzig­ braunen Brühe<br />

wieder klares Wasser, das uneingeschränkt in<br />

die Leine eingeleitet werden kann.<br />

GRÖSSTEN WERT LEGEN DIE GEB nicht<br />

nur auf die Verlässlichkeit der derzeitigen<br />

Abfall entsorgung und Abwasserreinigung,<br />

sondern auch auf zukunftsweisendes Denken<br />

und Wirtschaften. Wer Verantwortung für Umwelt,<br />

Bevölkerung und Klima übernimmt und<br />

da rüber hinaus auch wirtschaftlich erfolgreich<br />

sein möchte, muss nachhaltig arbeiten. Die<br />

GEB mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

stellen sich diesen Herausforderungen<br />

mit größtem Engagement.<br />

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Mehr zu den Dienstleistungen der GEB<br />

gibt es unter:<br />

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oder unter der Servicenum mer:<br />

Tel. 0551 400 5 400


mensch<br />

Eine Frau<br />

für die<br />

Langstrecke<br />

Göttingen hat eine neue Oberbürgermeisterin.<br />

<strong>faktor</strong> traf Petra Broistedt kurz vor ihrem Amtsantritt<br />

am 1. November und machte sich ein persönliches Bild<br />

von der 57-Jährigen, die nicht nur beim Laufen in ihrer<br />

Freizeit gern die Zähne zusammenbeißt.<br />

TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

82 4 | <strong>2021</strong>


mensch<br />

4 |<strong>2021</strong> 83


mensch<br />

» So ziale Gerechtigkeit ist das Thema meines Lebens –<br />

so habe ich den Eindruck.«<br />

LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />

„Wie wenig sie sich verändert hat“, denke ich, als<br />

Petra Broistedt die Tür zu ihrem Büro öffnet: Derselbe<br />

kurze Haarschnitt, zurückhaltendes Make-up,<br />

sportlich-schicke Jacke und schwarze Stiefel. Mehr<br />

als zehn Jahre liegt unser letztes Treffen zurück. Sie<br />

war vier Jahre die persönliche Referentin meines<br />

Vaters, damals Landrat in Holzminden. Doch um<br />

alte Erinnerungen aufzufrischen, bleibt bei unserem<br />

Zusammentreffen im Neuen Rathaus wenig<br />

Zeit. In 80 Minuten wartet ihr Anschlusstermin.<br />

„Ich bin Langläuferin, ich laufe gern lang – das bedeutet,<br />

Zähne zusammenbeißen und durch“, sagt Petra Broistedt.<br />

Laufen sei für sie sehr anstrengend, ja sogar schmerzhaft.<br />

„Aber wenn ich wieder zu Hause bin, geht es mir so gut.“<br />

Vielleicht erklärt dies, warum die neue Oberbürgermeisterin<br />

von Göttingen sich Herausforderungen zutraut.<br />

Schmerzhaftes. Kontroversen.<br />

Gerade kann sie noch Atem holen. Ihre Gedanken sortieren.<br />

Ebenso die Akten auf ihrem großen schwarzen<br />

Schreibtisch in ihrem Büro als Dezernentin, sechs Tage,<br />

bevor sie offiziell ihr neues Amt antritt. Sie kann sich in<br />

Ruhe überlegen, ob die selbst gezogenen Kakteen auf<br />

dem Fensterbrett in ihren azurblauen Keramiktöpfen<br />

mit ins Oberbürgermeisterbüro umziehen dürfen. Die<br />

Chancen stehen nicht gut. „Mein Mann hat mir geraten,<br />

die Kakteen nicht mitzunehmen. Es sähe sonst aus, als<br />

hätte Göttingen eine stachelige Oberbürgermeisterin.“<br />

Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Auch beim Foto ihrer<br />

Tochter, aufgenommen während eines Frauen-Hilfsprojekts<br />

in Indien, und dem Bild ihres Sohnes überlege sie<br />

noch. Wie viel Privates darf, soll sie zeigen? Wie viel verträgt<br />

sich mit ihrem Amt, wie viel braucht sie als Halt?<br />

WER <strong>2021</strong> EIN NEUES AMT ÜBERNIMMT, weiß, er wird<br />

Rückhalt brauchen: Leicht werden die kommenden Jahre<br />

nicht. Die Corona-Pandemie ist nicht zu Ende. Die<br />

Haushalte der Kommunen können keinen Geldsegen erwarten,<br />

im Gegenteil. Politische Mehrheiten zu beschaffen,<br />

wird komplizierter. Die Anfeindungen nehmen zu –<br />

von hasserfüllten E-Mails bis zu offenen Bedrohungen.<br />

BROISTEDT WEISS DARUM. Sie stand selbst schon mitten<br />

im Orkan öffentlicher Kritik: Eine überregionale<br />

Zeitung nannte dies im Juni 2020 den ,Göttinger Härtetest‘.<br />

Es sollte der erste von zweien in kurzer Folge sein:<br />

Im Iduna-Zentrum, dem verwohnten und in die Jahre<br />

gekommenen Hochhaus mit mehr als 400 Apartments,<br />

häuften sich die Corona-Infektionen. Manche der Betroffenen<br />

hatten kaum Symptome, verstanden nicht, warum<br />

sie sich testen sollten, ihre Wohnung nicht verlassen.<br />

Kurz darauf der nächste Corona-Ausbruch in einem<br />

weiteren maroden Wohnblock. Noch mehr Menschen<br />

auf engstem Raum, noch größere Sprachprobleme. Wieder<br />

ein ungepflegtes Umfeld, Drogen- und Alkoholprobleme.<br />

Als Polizei und Ordnungsamt den Block für<br />

die Quarantäne absperrten, eskalierte die Lage: Bewohner<br />

warfen mit Metallstangen, Pflastersteinen und einigem<br />

mehr nach den Polizeikräften. Broistedt als Leiterin<br />

des Krisenstabs blickte angespannt in die für sie noch<br />

un gewohnten Fernsehkameras und erklärte die Lage. Sie<br />

wirkte so, als würde sie die Probleme in Abschnitte zerlegen<br />

wie ein Läufer, der sich den Weg in Etappen einteilt:<br />

Tests ankündigen, Sanktionen für Uneinsichtige<br />

verkünden, Mahlzeiten und Medikamente organisieren.<br />

Wie es ihr in der Zeit ging? Beschimpfungs-E-Mails<br />

habe es natürlich gegeben. „Das muss man aushalten<br />

können“, sagt die 57-Jährige. Es helfe, dass solche Entscheidungen<br />

nie allein getroffen würden. Der Krisenstab<br />

habe mit seinen vielen Fachdisziplinen zig Aspekte abgewogen.<br />

Broistedt kannte die Probleme als Dezernentin. Sie<br />

trafen im Härtetest quasi alle zusammen: Menschen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte, Kinderarmut, ein mehr<br />

als angespannter Wohnungsmarkt und die Pandemie.<br />

„So ziale Gerechtigkeit ist das Thema meines Lebens – so<br />

habe ich den Eindruck“, sagt sie feststellend.<br />

84 4 | <strong>2021</strong>


mensch<br />

1964 KAM BROISTEDT IN UELZEN ZUR WELT. Als sie drei<br />

Jahre alt war, zogen die Eltern mit ihr nach Wolfenbüttel,<br />

einer mittelgroßen Stadt mit Fachwerkbauten, kleinen<br />

Gassen und Grachten. Ihre Familie habe am Rande gewohnt,<br />

fern dieser Idylle und der weltberühmten Herzog-<br />

August-Bibliothek mit ihren wertvollen Handschriften.<br />

Sie beschreibt die gesellschaftliche Kluft auf dem Gymnasium<br />

im Schloss, der ehemaligen herzoglichen Residenz.<br />

Da habe man ihr als einzigem Kind ohne Eltern<br />

mit akademischem Abschluss gesagt: „Setzt dich mal in<br />

die letzte Reihe. Dein Vater ist Verkäufer, das wird hier<br />

sowieso nicht klappen.“<br />

So wollte sie denn auch nach der zehnten Klasse aufhören<br />

und Industriekauffrau werden. Eine Woche, bevor<br />

sie die Ausbildungsstelle antreten sollte, traf sie in der<br />

Disco eine zukünftige Kollegin. Die habe zu ihr gesagt:<br />

„Du musst lackierte Fingernägel haben und du darfst nur<br />

einen Rock tragen.“ – „Wie bitte? Nein, da gehst du<br />

doch lieber zur Schule“, habe sie sich gedacht. Die Zurücksetzung<br />

auf dem Gymnasium hat sie ehrgeizig werden<br />

lassen. „Ich zeig’ es denen“, beschloss Broistedt und<br />

legte ein gutes Abitur ab.<br />

DEN EIGENEN WEG ZU FINDEN, sei dennoch auch weiterhin<br />

nicht leicht gewesen. Das von den Eltern erhoffte<br />

Architekturstudium brach sie nach nur einem Semester<br />

ab. Mit 600 Studierenden in einem Hörsaal habe sie<br />

Zur Person<br />

Die Diplom-Sozialarbeiterin und -pädagogin kam 2008<br />

erstmals nach Göttingen – als stellvertretende Fachbereichsleiterin<br />

Jugend der Stadt. Nochmals zog es sie<br />

weiter: Drei Jahre war sie Kreisrätin in Hameln-Pyrmont,<br />

zuständig für die Dezernate Planen und Bauen sowie<br />

Inklusion, Bildung, Jugend, Soziales, 2016 wurde sie dann<br />

Dezernentin für Kultur und Soziales in Göttingen, seitdem<br />

ist die Stadt ihr Lebensmittelpunkt. Als Kandidatin der SPD<br />

zur Wahl als Oberbürgermeisterin setzte sie sich in der<br />

Stichwahl mit 52,96 Prozent gegen Doreen Fragel (parteilos<br />

für Bündnis90/Die Grünen) durch. Am 1. November<br />

<strong>2021</strong> trat Broistedt ihr Amt als Oberbürgermeisterin an.<br />

4 |<strong>2021</strong> 85


mensch<br />

sich total verloren gefühlt. Stattdessen füllte die Anfang-20-Jährige<br />

nun Dosenwurst und Rasierschaum ab.<br />

Mit einem Aushilfsjob in Neuerkerode, einer Behinderteneinrichtung<br />

nahe Wolfenbüttel, kam dann die Wende.<br />

„Das war der erste Job, bei dem ich dachte: ‚Das macht<br />

Sinn‘“, erzählt Broistedt, die damit an die Familiengeschichte<br />

anknüpfte: Ihr Urgroßvater, Pfarrer Wilhelm<br />

Broistedt, war bis zu seinem Tod 1915 im Ersten Weltkrieg<br />

Direktor der ,Neuerkeröder Anstalten‘. Sie blieb<br />

und fühlte sich ermutigt, an der Fachhochschule soziale<br />

Arbeit zu studieren. Ihr Lebensthema war gefunden:<br />

„Kommunikation, Miteinander, auf Menschen zugehen,<br />

versuchen, mit Menschen Leben zu gestalten, Leben zu<br />

verbessern – das war schon immer mein Interesse.“<br />

NACH DEM ABSCHLUSS zog die Sozialpädagogin in<br />

den Landkreis Holzminden. In der eher stillen Gegend<br />

mit kleinen Dörfern, ausgedehnten Wäldern und Höhenzügen<br />

wurde sie heimisch. Fand Arbeit in Projekten für<br />

Kinder und Jugendliche. Sie heiratete. 1993 und 1995<br />

kamen Tochter und Sohn zur Welt, wuchsen in ihrem<br />

Haus in Stadtoldendorf auf, eingebettet zwischen grünen<br />

Hügeln und Wiesen. Auch damals schon erholte sich<br />

Broistedt beim Laufen von ihrer neuen Aufgabe: Sie war<br />

aus der sozialen Arbeit als erste Frauenbeauftragte zum<br />

Landkreis Holzminden gewechselt. Erstmals in einer<br />

Verwaltung, erstmals im Austausch mit der Politik.<br />

„Mich reizen immer Aufgaben, die neu sind, wo ich<br />

selber etwas lernen und wo ich was gestalten kann“, antwortet<br />

sie auf die Frage, warum es zu dem Wechsel kam.<br />

Ihr Lebensthema habe sie weiterhin begleitet: Die<br />

Gleichberechtigung der Geschlechter als Frauenbeauftragte<br />

und der demografische Wandel im ländlichen<br />

Raum als persönliche Referentin des Holzmindener<br />

Landrats.<br />

Mehr Verantwortung und eine Führungsposition ließen<br />

sie dann 2008, nach mehr als 13 Jahren, das Sichere,<br />

das Heimische verlassen. Die damals 44-Jährige wurde<br />

stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Jugend der<br />

Stadt Göttingen. Pendelte eine Stunde in „die große<br />

Stadt“. Ungewohnt. Unbequem. „Ich bin daran gewachsen“,<br />

sagt sie im Rückblick. Aber es war eine der wichtigsten<br />

Lebensentscheidungen, wie sie meint. „Das hat<br />

mir Mut gemacht, mich 2013 weiterzubewerben nach<br />

Hameln. Am Ende auch dafür, als Oberbürgermeisterin<br />

zu kandidieren.“<br />

NUN IST SIE ANGELANGT. Die letzten Tage in ihrem<br />

Büro hoch über den Dächern der Stadt sind angebrochen,<br />

begleitet vom steten Hupen der Autos – wegen der<br />

Corona-Pandemie sind die Fenster dennoch meist geöffnet.<br />

Broistedt nimmt die nächsten Etappen in den Blick.<br />

Wenn schweres Geläuf warte? Das sei wie beim Laufen<br />

– „einfach durchziehen“. Sie motiviere sich mit dem<br />

Schönen danach, einem Kurzurlaub, einem Treffen mit<br />

Freunden, einem Essen mit ihrem Mann. Vor allem aber<br />

mit dem, was erreicht werden solle. Göttingen brauche<br />

5.000 neue Wohnungen. Weniger soziale Ungerechtigkeiten<br />

– das Thema ihres Lebens – stehen vorn auf ihrer<br />

Agenda. Der Klimawandel sei das Thema der nächsten<br />

Jahrzehnte. Auch die Stadt müsse hier Zeichen setzen,<br />

Fotovoltaik nutzen, Energie einsparen, die Verkehrsbetriebe<br />

müssen mit einer elektrischen Busflotte fahren,<br />

Schnellbusse anbieten. Ihr eigenes Auto habe sie vor<br />

zwei Jahren verkauft. Fahrradfahren wolle sie auch als<br />

Oberbürgermeisterin.<br />

Zeit zum Joggen hingegen fehle. So nutzt sie jede<br />

Chance für Bewegung, nimmt von ihrem Dezernat im<br />

siebten Stock die Treppe hinunter ins Erdgeschoss der<br />

Göttinger Stadtverwaltung. „Die Fahrstühle brauchen<br />

mir zu lange.“ Es geht den Turm hinab auf den Wendungen<br />

der Sichtbeton-Treppe. Grau, rau, grob, herb – das<br />

Neue Rathaus versprüht spröden Charme. Broistedt<br />

kommt dennoch beim Blick aus den Fenstern im Treppenhaus<br />

ins Schwärmen. Sie zeigt auf das bunte Laub<br />

der Bäume, das in der Abendsonne orange, gelb und<br />

ockerfarben leuchtet. Ob sie das Laufen vermisse? „Das<br />

ist schade, dafür habe ich aber einen tollen Job.“ ƒ<br />

Zur Autorin<br />

Stefanie Waske, geboren 1978 in Holzminden, studierte<br />

in Göttingen Politikwissenschaften und Philosophie und<br />

promovierte in Marburg mit einer Arbeit zur Geschichte<br />

des BND. Als Expertin für Geheimdienste enthüllte sie<br />

in ihrem Buch ,Nach Lektüre vernichten! Der geheime<br />

Nachrichten dienst von CDU und CSU im Kalten Krieg‘ einen<br />

politischen Skandal, der manche Protagonisten der bundesdeutschen<br />

Geschichte in einem neuen Licht erscheinen ließ.<br />

Zuletzt war sie als persönliche Referentin der Präsidentin<br />

des Niedersächsischen Landtags tätig und wechselte im<br />

Dezember <strong>2021</strong> als Wissenschaftsredakteurin an die<br />

Bauhaus-Universität Weimar.<br />

Als freie Journalistin arbeitete Waske unter anderem<br />

für die ZEIT, wurde bereits 2009 mit dem Göttinger<br />

Alexander preis geehrt und ist seit elf Jahren Teil der<br />

<strong>faktor</strong>-Redaktion.<br />

86 4 | <strong>2021</strong>


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mensch<br />

Abschied aus gut<br />

bestelltem Haus<br />

Zehn Jahre hat Ursula Haufe die GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen<br />

geleitet, sie geprägt und kompetent weiterentwickelt. Nun verabschiedet sie sich in den Ruhestand.<br />

TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA/GWG<br />

88 4 | <strong>2021</strong>


mensch<br />

Ich habe in all meinen beruflichen Stationen gestalten<br />

und auch etwas aufbauen können. Ich<br />

betrachte es als großes Glück, dass mir das<br />

möglich war“, sagt Ursula Haufe. Man könne<br />

sein Leben nur vorwärts leben, aber nur rückwärts<br />

verstehen. „Wenn ich Bilanz ziehe, dann<br />

war mir immer wichtig, Verantwortung zu<br />

übernehmen und etwas zu unternehmen. Ich habe mich<br />

immer als Unternehmerin verstanden, auch wenn ich im<br />

öffentlichen Dienst beschäftigt war.“<br />

Diese Gestaltungsfähigkeit zieht sich wie ein roter Faden<br />

durch Ursula Haufes Biografie, 14 Jahre davon hat<br />

sie in Göttingen bei der GWG verbracht: von 1994 bis<br />

1998 als Abteilungsleiterin für Wirtschaftsförderung, von<br />

2012 bis <strong>2021</strong> als Geschäftsführerin. Doch nach ihrem<br />

spannendsten Job gefragt, überrascht die Antwort: die<br />

Leitung der Dienststelle Duisburg-Hamborn der Bundesanstalt<br />

für Arbeit. „Ich war dort nur ein Jahr, aber es war<br />

das erste Mal, dass ich als Führungskraft eingesetzt wurde,<br />

und alles war so neu. Daher ist mir das noch gut im<br />

Gedächtnis geblieben.“ Sie hatte die einzige Binnenschiffervermittlung<br />

Deutschlands im Duisburger Hafen unter<br />

sich und startete damals, 1990, die bundesweit erste Initiative<br />

für die Rekrutierung von Pflegefachkräften. Innerhalb<br />

eines Jahres war es ihr zudem gelungen, die Zahl<br />

der Arbeitsvermittlungen um 18 Prozent zu steigern.<br />

Beruflich war Haufe an vielen Orten tätig: unter anderem<br />

in der Wirtschaftsförderung Bochum, in Hannover<br />

als Geschäftsführerin der Technologieagentur des Landes<br />

Niedersachsen, in Berlin war sie für die Patentverwertung<br />

aus den Berliner Hochschulen heraus zuständig. 2010<br />

ging es noch einmal für zwei Jahre zurück zum Land Niedersachsen,<br />

ins Ministerium für Wissenschaft und Kultur,<br />

bevor sich die Chance bot, die GWG zu übernehmen.<br />

DIE SPUREN, DIE URSULA HAUFE HINTERLÄSST, bestehen<br />

vor allem aus Stahl, Beton und Glas. „Es sind die<br />

zehn Bauprojekte, die ich in meiner Zeit realisiert habe,<br />

auf die ich besonders stolz bin.“ Darunter das Fraunhofer<br />

Anwendungszentrum, drei Gebäude im Science Park<br />

oder die Revitalisierung des alten Güterbahnhofs, um<br />

nur einige zu nennen. „Es ging immer darum, Räume für<br />

Entwicklung zu schaffen. Diese gestaltende Aufgabe der<br />

Wirtschaftsförderung war und ist extrem wichtig.“ Dass<br />

die GWG diese Möglichkeiten hat, ist ein kleiner Glücksfall<br />

in der Stadtgeschichte, da sich Göttingen Ende 1990<br />

mit der Gründung der GWG für einen Weg entschieden<br />

hatte, der Handlungsspielraum für die Stadtentwicklung<br />

ermöglichte.<br />

Der Vergleich über die Zeit zeigt den Unterschied und<br />

wo die GWG heute steht: „Der Bereich Wirtschaftsförderung<br />

stand 1994 mit zwei Mitarbeitenden noch ganz am<br />

Anfang. Wir hatten die neue Gewerbefläche auf der Siekhöhe<br />

fertig erschlossen anzubieten, aber die galt seinerzeit<br />

als unverkäuflich“, erinnert sich Haufe. In der Zeit entstand<br />

mit dem Götec auch das erste Technologie- und<br />

Grün derzentrum, ein erstes Existenzgründernetzwerk wurde<br />

aufgebaut. Der Aufgabenbereich mit eigenen Bauprojekten<br />

hingegen war für sie damals noch nicht absehbar.<br />

„UND HEUTE? Wir haben allein drei Innovationsnetzwerke<br />

für Stadt und Region“, sagt Haufe. Mit dem Südniedersachseninnovationscampus<br />

(SNIC) und dem Life<br />

Science Accelerator wurden 2015 und 2018 wichtige<br />

Bausteine mitentwickelt, um das Potenzial der Life<br />

Sciences zu erschließen. Die GWG ist heute Projektentwicklerin,<br />

Bauherrin, Veranstalterin und Wirtschaftsförderin<br />

in einem. „Mir war es immer ein besonderes Anliegen,<br />

an dieser Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft<br />

Menschen, Ideen und Chancen zusammenzuführen<br />

und so Potenziale für die Stadt zu schaffen“, so<br />

Haufe. Das letzte Erfolgsbeispiel ist das Bauvorhaben<br />

für Abberior, die Firma von Nobelpreisträger Stefan<br />

Hell, die in Kooperation mit der Universität auf dem<br />

Nordcampus Platz findet, sodass sich Göttingen damit<br />

gegen Heidelberg durchsetzen konnte.<br />

Aus dieser aktiven Form der Stadtentwicklung, die Ursula<br />

Haufe forciert hat, zieht sie ein wichtiges Fazit:<br />

„Wir spielen inzwischen in der ersten Liga der deutschen<br />

Wirtschaftsstandorte.“ Im Gegensatz dazu steht ein gewisses<br />

Göttinger Understatement. „Städte wie Heidelberg<br />

oder Freiburg stellen mit großem Selbstbewusstsein<br />

ihre Stärken heraus. Mich würde freuen, wenn das in<br />

Göttingen künftig auch so wäre.“ Die Stadt habe internationale<br />

Sichtbarkeit – als Wissenschaftsstandort natürlich<br />

–, aber die Unternehmen, vor allem die in den<br />

DAX aufgestiegene Sartorius AG, haben mit ihrem dynamischen<br />

Wachstum eben auch zur Profilierung Göttingens<br />

als Wirtschaftsstandort enorm beigetragen.<br />

„Joachim Kreuzburg hat auf dem letzten Wirtschaftsempfang<br />

über Ziele gesprochen und die Frage aufgeworfen,<br />

ob die Stadt die Ambition hat, eine 200.000-Einwohner-Stadt<br />

zu werden“, so Haufe. „Wenn wir uns die<br />

guten Entwicklungen anschauen, die noch aus dem Life-<br />

Science-Bereich kommen können und – da bin ich sicher<br />

– kommen werden, dann gibt das Raum für eine Vision<br />

Göttingen 2030+. Und das bedeutet, dass wir dieses<br />

Wachstum wollen müssen und Planungen sowie die nötige<br />

Infrastruktur brauchen.“<br />

„MAN MUSS SICH DER GEGENWÄRTIGEN guten Entwicklung<br />

gewachsen zeigen und sie mitgehen“, sagt Haufe.<br />

„Wenn ich mir eines wünschen würde, dann wäre das, die<br />

Kooperationen und die Strukturen, die über die letzten<br />

zehn Jahre entwickelt wurden, weiter aufzubauen und<br />

weiterzuentwickeln. Denn was wir in Stadt und Region mit<br />

vielen Akteuren geschaffen haben, diese Strukturen, sie<br />

sind stark.“ Sie selbst ist mit sich und ihrer Bilanz im Reinen.<br />

„Ich kann mir sagen: Ich übergebe ein gut aufgestelltes<br />

Haus, sowohl organisatorisch als auch finanziell.“ ƒ<br />

4 |<strong>2021</strong> 89


mensch<br />

„Göttingen braucht Raum<br />

für Dynamik“<br />

Jens Düwel ist neuer GWG-Geschäftsführer. Der erfahrene Wirtschaftsförderer spricht darüber,<br />

wo er in Göttingen das größte Potenzial sieht und über eines seiner wichtigsten Anliegen:<br />

die Stadt national und international sichtbarer zu machen.<br />

INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD & MARCO BÖHME FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Die GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />

und Stadtentwicklung Göttingen ist dafür bekannt,<br />

ruhig und professionell zu arbeiten. Daran wird<br />

sich auch mit dem neuen Geschäftsführer Jens<br />

Düwel nichts ändern, der seit dem 1. Dezember die<br />

GWG leitet. Im Gegenteil: Ihm ist als Nachfolger<br />

von Ursula Haufe ein geräuschloser Übergang<br />

wichtig – erst Göttingen und die hiesigen Player<br />

kennenlernen und dann schauen, wo er neue Akzente<br />

setzen kann, um die nationale und internationale<br />

Sichtbarkeit zu erhöhen.<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Herr Düwel, was motiviert Sie, morgens aufzustehen?<br />

Grundsätzlich bin ich ein sehr optimistischer, lebensfroher<br />

und neugieriger Mensch, der sich überraschen lässt,<br />

was der Tag bringt. Im Beruflichen habe ich das Glück,<br />

einen tollen Job zu haben, in dem man extrem viel gestalten<br />

kann. Das motiviert ungemein, auch wenn das<br />

heißt, dass ich quasi immer bei der Arbeit bin – selbst auf<br />

Reisen werde ich permanent inspiriert und sammle Ideen<br />

für neue Projekte.<br />

Wer oder was inspiriert Sie denn?<br />

Reisen sind für mich per se immer eine Inspiration. Im<br />

Urlaub möchte ich das Land und die Menschen kennenlernen.<br />

Das bringt viele neue Impulse mit sich. Inspiriert<br />

werde ich aber grundsätzlich durch Gespräche mit Menschen<br />

aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen<br />

und Berufsgruppen – das klingt banal, ist aber tatsächlich<br />

so. Wichtige Ansätze erhalte ich auch von meiner<br />

Frau und meinen Kindern, die durch ihre Berufe einen<br />

anderen Blickwinkel auf die Dinge haben.<br />

Sie waren zuletzt in Nordrhein-Westfalen in der<br />

Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung tätig.<br />

Gibt es besondere Erfahrungen, die Sie von dort mit<br />

im Gepäck haben und hier nun einbringen wollen?<br />

NRW ist riesig und zeichnet sich durch große Unterschiede<br />

aus. Einerseits gibt es Städte wie Köln und Düsseldorf,<br />

die ohne Ende expandieren und nicht wissen,<br />

wohin mit ihren Menschen und Unternehmen. Andererseits<br />

gibt es viele Städte, in denen ein extremer Strukturwandel<br />

stattfindet und die dringend neue Impulse setzen<br />

müssen. Es gibt zudem viele Städte auf engem Raum,<br />

und jede versucht, ein Alleinstellungsmerkmal für sich<br />

zu schaffen. Von dieser Konkurrenzsituation kann man<br />

lernen, wie man sich national und auch international gut<br />

positioniert. In Südniedersachsen und Nordhessen gibt<br />

es nicht diese Städtedichte, aber Göttingen kann sicherlich<br />

noch an seiner Positionierung arbeiten.<br />

Vergleichen wir Göttingen mal mit anderen kleineren<br />

Uni-Städten. Göttingen hat einen guten Ruf, aber keinen<br />

besonders hervorstechenden. In Freiburg beispielsweise<br />

ist das anders, dort haben sie sehr früh auf das Thema<br />

Nachhaltigkeit, regenerative Energien und innovative<br />

90 4 | <strong>2021</strong>


mensch<br />

Wohnquartiere gesetzt und so ein Alleinstellungsmerkmal<br />

gewonnen. Freiburg steht jetzt gut da, jeder will<br />

nach Freiburg. Davon kann man sich einiges abgucken.<br />

Göttingen als Stadt und mit seinem Umfeld hat eine sehr<br />

hohe Lebensqualität. Das Potenzial ist riesig.<br />

Die Stadt wirbt ja schon seit vielen Jahren mit dem Slogan<br />

,Stadt, die Wissen schafft‘. Was sagen Sie: Funktioniert<br />

dieser enge Ansatz noch?<br />

Ich finde den Slogan an sich super, aber er spiegelt vermutlich<br />

nicht die Vielfalt Göttingens wider. Die Universität<br />

ist großartig, aber das eigentlich Besondere sind ja<br />

die Menschen, die in Göttingen leben. Hier werden alle<br />

möglichen Sprachen gesprochen, es ist total international,<br />

ich spüre eine große Lebensfreude und Quirligkeit –<br />

das macht in meinen Augen Göttingen aus. Das muss<br />

stärker wahrgenommen werden, denn mit der Uni verbindet<br />

man viel, aber mit der Stadt eher weniger. Heidelberg<br />

zum Beispiel setzt derzeit ein großes Stadtentwicklungsprojekt<br />

auf einer alten Bahn-Fläche um. Auch solche Projekte<br />

sind wichtig, um zumindest national, aber auch international<br />

für positive Aufmerksamkeit zu sorgen.<br />

Damit sind wir direkt bei einem für Göttingen<br />

neural gischen Punkt angekommen: dem Platzmangel.<br />

Wo sehen Sie nach Ihren bisherigen Einblicken und<br />

Gesprächen Entwicklungspotenziale?<br />

Das ist ein Spagat zwischen ökologischen Aspekten und<br />

dem vorhandenen Flächenbedarf. Selbstverständlich gilt<br />

Innenentwicklung vor Außenentwicklung, gerade beim<br />

Thema Wohnen. Aber Göttingen braucht Raum für seine<br />

Dynamik. Ich habe in vielen Städten gearbeitet, in denen<br />

diese Dynamik nicht da ist. Wenn ich dann in einer Stadt<br />

bin, die wächst und sich positiv entwickelt, muss man<br />

sich dem Thema Flächenentwicklung stellen. Die Lebensqualität<br />

stammt unter anderem aus den vielen Angeboten<br />

für die Menschen, etwa im Kulturbereich. Das<br />

muss bezahlt werden, und dafür brauche ich gesunde,<br />

wachsende Unternehmen und die entsprechenden Einnahmen<br />

aus der Gewerbesteuer.<br />

Wie beurteilen Sie die Leistungsfähigkeit der GWG, die<br />

sich ja gerade dadurch auszeichnet, dass sie durch<br />

Gebäudemanagement und Projektentwicklung große<br />

Handlungsmöglichkeiten hat?<br />

Es ist ein riesiger Vorteil für die Stadt, wenn sie eine<br />

Tochter mit solchen Kompetenzen hat. Die Möglichkeit,<br />

eigene Bauvorhaben realisieren zu können, wenn man<br />

eine besondere Zielsetzung hat oder der private Markt<br />

das nicht kann, schafft Gestaltungsfreiräume, die ihr<br />

sonst entgehen.<br />

Und wie sieht Ihre persönliche Zielsetzung aus?<br />

Können Sie schon einen kleinen Einblick geben, welche<br />

Akzente Sie in Zukunft setzen möchten?<br />

Die GWG arbeitet sehr erfolgreich – und das soll sie weiter<br />

tun. Deswegen hat ein möglichst geräuschloser Übergang<br />

Priorität. Ich werde intensiv und mit Ruhe erstmal<br />

4 |<strong>2021</strong> 91


mensch<br />

die GWG und den Standort Göttingen kennenlernen,<br />

und in einem Jahr können wir darüber sprechen, welche<br />

neuen Wege ich einschlagen möchte. Der Standort Göttingen<br />

hat mich jedenfalls überzeugt. Ich komme ursprünglich<br />

aus Hannover und kenne Göttingen seit Langem.<br />

Ich fand seine Lage, die Größe und Dynamik sowie<br />

die junge Bevölkerung immer spannend. Große Städte<br />

wie Frankfurt sind zwar auch reizvoll, aber die mittleren<br />

Städte wie Göttingen haben in meinen Augen zukünftig<br />

mehr Potenzial – und das mitzugestalten, begeistert mich.<br />

Sie bringen einiges an Erfahrung mit. Was haben Sie aus<br />

bisherigen beruflichen Rückschlägen lernen können?<br />

Dass man gerade in der Projektentwicklung viel Beharrlichkeit<br />

braucht und sich immer wieder hinterfragen<br />

muss, ob man mit dem Projekt auf dem richtigen Weg ist.<br />

Wenn man davon überzeugt ist, muss man den Weg konsequent<br />

bis ganz zu Ende gehen und immer wieder neue<br />

und gute Argumente finden, um die Rückschläge zu<br />

überwinden.<br />

» Ein richtig gutes Gefühl habe ich<br />

tatsächlich dann, wenn ich Menschen<br />

von einer Idee überzeugen kann und<br />

merke, dass sie sich trotz anfänglicher<br />

Skepsis begeistern lassen. «<br />

Wie schwer ist es, sich im Spannungsfeld zwischen Politik<br />

und Verwaltung zu bewegen?<br />

Ich mache das seit über 25 Jahren und ja, das ist nicht<br />

immer einfach. Es gilt aber auch das zuvor Gesagte:<br />

Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, muss ich auch<br />

andere davon überzeugen. Wenn in einem Aufsichtsrat<br />

fünf Fraktionen sitzen, die alle ihre eigenen Interessen<br />

haben, muss ich Mehrheiten finden wie in der Politik.<br />

Ehrlichkeit und Respekt spielen dabei für mich eine zentrale<br />

Rolle, um herauszufinden, was den einzelnen Akteuren<br />

wichtig ist.<br />

Es gibt in der Region viele Akteure, die sich mit der regionalen<br />

Entwicklung befassen – vielleicht zu viele?<br />

Diese Konstellation gibt es eigentlich überall. Insbesondere<br />

spielt für uns das Miteinander von Stadt, Kreis und<br />

Region eine maßgebliche Rolle. Ich arbeite für die Stadt<br />

Göttingen, klar. Aber ihr geht es nur besonders gut, wenn<br />

es auch dem Umfeld gut geht. Wir können nur zusammen<br />

erfolgreich sein. Vernetzung ist daher das A und O.<br />

Und was ist für Sie ein Gradmesser des Erfolgs?<br />

Ein richtig gutes Gefühl habe ich tatsächlich dann, wenn<br />

ich Menschen von einer Idee überzeugen kann und merke,<br />

dass sie sich trotz anfänglicher Skepsis begeistern lassen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Zur Person<br />

Jens Düwel, geboren 1964 in Hannover, hat Geografie, Politik<br />

und Publizistik in Hannover und Mainz studiert. Beruflich<br />

war er unter anderem von 1995 bis 2000 in Greifswald als<br />

Sanierungsträger im Rahmen der Stadtsanierung tätig.<br />

Anschließend wechselte er als Prokurist, Abteilungsleiter<br />

und Projektleiter zur GIU Gesellschaft für Innovation und<br />

Unternehmensförderung, der kommunalen Wirtschaftsförderungs-<br />

und Stadtentwicklungsgesellschaft Saarbrücken.<br />

2018 übernahm Düwel die Geschäftsführung der Grundstücks-Marketing-Gesellschaft,<br />

der Wirtschaftsförderungsund<br />

Stadtentwicklungsgesellschaft der Kreisstadt Viersen.<br />

92 4 | <strong>2021</strong>


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Rückblick:<br />

Volksheimstätte eG <strong>2021</strong><br />

Im Plan: Der Verwaltungsneubau an der<br />

Kasseler Landstraße 89<br />

Die Wohnhäuser an der Kasseler Landstraße<br />

87, 89 konnten aufgrund der schlechten Bausubstanz<br />

nicht mehr saniert werden, daher erfolgte<br />

im November 2019 der Abriss. Im Sommer<br />

2020 wurde der Bauantrag gestellt und<br />

seit März <strong>2021</strong> laufen die Bauarbeiten zum<br />

neuen Verwaltungsgebäude. Am 24.06. wurde<br />

die Grundsteinlegung gefeiert, aktuell werden<br />

die Fenster eingebaut und die Klinkerfassade<br />

angebracht – die Innenausbauten starten. Die<br />

Fertigstellung ist für Frühjahr 2022 geplant.<br />

Volksheimstätte baut erstmals Kindertagesstätte<br />

80 Kinder werden ab Herbst 2022 am Lütjen<br />

Steinsweg 15 toben und spielen können. Möglich<br />

machen das die Volksheimstätte eG als<br />

Bauherrin und der ASC Göttingen als Betreiber<br />

der ,ASC Groner BewegungsKiTa‘. Im Mai <strong>2021</strong><br />

starteten die Bauarbeiten, die Grundsteinlegung<br />

wurde im Juli gefeiert, das Dach ist seit September<br />

gedeckt und aktuell läuft der Innenausbau<br />

– damit ist für den Einzug des Göttinger Nachwuchses<br />

im September 2022 alles im Plan.<br />

Frische Fassaden, Laubengänge,<br />

Außenanlagen in Geismar<br />

Auffrischung in der Schöneberger Straße 9,<br />

11, 13: Die umfangreichen Sanierungsarbeiten<br />

erstreckten sich von der Fassadenreinigung<br />

über die Lauben gangsanierung bis hin zur Sanierung<br />

der Außenanlagen und der Montage<br />

von Fahrradhäusern. Das Ergebnis kann sich<br />

sehen lassen – inklusive einer gesteigerten<br />

Wohnqualität für die Mieterinnen und Mieter.<br />

Großes Balkon-Sanierungsprogramm auf<br />

dem Holtenser Berg<br />

Im größten zusammenhängenden Wohngebiet<br />

der Volksheimstätte wurden zwischen 2016<br />

und 2020 in vier Bauabschnitten insgesamt<br />

301 Balkone demontiert und durch größere<br />

Vorstellbalkone ersetzt. Die Mieterinnen und<br />

Mieter sind äußerst zufrieden. Inzwischen<br />

konnte sowohl in der Londonstraße als auch<br />

in der Wienstraße mit der Rundumsanierung<br />

der Laubengänge begonnen werden.<br />

Adventsaktion 2020 erzielt 10.105 Euro<br />

10.105 Euro erzielte die Adventsaktion 2020<br />

für die Flachdachsanierung am Vereinsheim<br />

MTV Geismar. Bereits zum sechsten Mal rief<br />

die Volksheimstätte Handwerksunternehmen<br />

zu Spenden für einen guten Zweck auf. Das<br />

Flachdach wurde im Frühsommer <strong>2021</strong> saniert,<br />

die traditionelle Scheckübergabe fand<br />

gemeinsam mit Heike Klankwarth, Thorsten<br />

May (beide Volksheimstätte) sowie Olaf Wienecke,<br />

Oliver Mesecke und Erwin Weil (alle<br />

MTV Geismar) statt.<br />

Im Plan: Der Verwaltungsneubau an der Kasseler<br />

Landstraße 89<br />

Volksheimstätte baut erstmals Kindertagesstätte.<br />

Frische Fassaden, Laubengänge, Außenanlagen<br />

in Geismar<br />

Großes Balkon-Sanierungsprogramm auf dem<br />

Holtenser Berg<br />

KONTAKT<br />

Volksheimstätte eG<br />

Wohnungsbaugenossenschaft<br />

Godehardstraße 26<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 50674-0<br />

vh@volksheimstaette.de<br />

www.volksheimstaette.de<br />

FOTO: RALF KRESIN POS MARKENKOMMUNIKATION FOTO: RALF KRESIN POS MARKENKOMMUNIKATION<br />

FOTO: MEHLE-HUNDERTMARK FOTOGRAFIE<br />

PROFIL


leben<br />

Zurück zu<br />

den Wurzeln<br />

Christian Grebenstein bringt Natur auf den Teller und die Welt<br />

der großen Küche in den Klausenhof am Fuße der Burg Hanstein.<br />

<strong>faktor</strong> erlebte mit dem Spitzenkoch einen Tag voller Kontraste.<br />

TEXT CLAUDIA KLAFT FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

96 4 |<strong>2021</strong>


leben<br />

4 |<strong>2021</strong> 97


leben<br />

LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />

Es duftet warm und heimelig aus dem<br />

tiefen Teller, und ich lasse langsam<br />

meine Gabel hineingleiten: hinein in<br />

das krümelige Topping von kross<br />

gebackenem Lauch und Chips, quer<br />

durch einen schmelzigen Schaum<br />

von Kartoffeln, hinab zur geschmorten<br />

Rehschulter. Vielschichtig entfaltet<br />

sich auch das Mundgefühl, das zwischen knusprig,<br />

sämig und dem angenehmen Biss ins zarte Fleisch wechselt.<br />

Kurz schließen sich die Augen, bevor ich in das<br />

z ufriedene Lächeln von Christian Grebenstein blicke,<br />

der in seiner weißen, stylischen Kochjacke neben dem<br />

alten, massiven Holztisch steht. „Das ist sozusagen mein<br />

,Signature Dish‘, meine kulinarische Handschrift“, erklärt<br />

er seine Interpretation des englischen Klassikers<br />

Shepherd’s Pie. „Ich achte bei meinen Speisen immer auf<br />

die Kontraste: sei es hinsichtlich der Konsistenzen, Temperaturen<br />

oder Geschmacksrichtungen wie Süß und Bitter.<br />

Wobei ich Saures ehrlich gesagt besonders mag.“<br />

Und ich erinnere mich an die eingelegten Trompeten pilze,<br />

die er mir gerade noch zur Vorspeise mit Rentierkraut<br />

und Trüffel serviert hatte. „Zitrusfrüchte oder Essig kitzeln<br />

den Geschmack und geben eine spezielle Note. Auch<br />

diese Vorliebe habe ich aus England mitgebracht“, verrät<br />

der 40-Jährige. Eine, die er in seinen eigenen Stil integriert,<br />

den er selbst als klassisch-französisch mit regionalen<br />

Akzenten bezeichnet. Seine Gerichte sind modern<br />

– und ein Kontrast zu dieser Umgebung, in der mich der<br />

Spitzenkoch bereits am Mittag fröhlich empfangen hat.<br />

SECHS STUNDEN ZUVOR. „Sie waren noch nie hier?<br />

Da haben Sie was verpasst!“, ruft Christian Grebenstein<br />

mir mit einem Lächeln zur Begrüßung quer über den alten<br />

Landgasthof entgegen, und ich freue mich auf einen<br />

Tag mit dem lockeren, sportlichen Typen – der genau<br />

hier an diesem Ort in Bornhagen im Thüringer Eichsfeld<br />

aufwuchs. Der vor zwei Jahren wieder heimkehrte, um<br />

die Küche des familiären Wirtshauses zu übernehmen<br />

und das bis dato kulinarisch eher rustikale Ausflugslokal<br />

in ein gehobenes Restaurant ,umzukrempeln‘. In den<br />

23 Jahren dazwischen war er in der großen weiten Welt<br />

unterwegs, hat in namhaften Häusern gelernt und gekocht<br />

und ist jetzt zurück in dem kleinen Dorf, das sich<br />

am Fuße der Burg Hanstein an Äcker und hügelige Wälder<br />

schmiegt.<br />

ZURÜCK ZU SEINEN WURZELN, wo er einst die Leidenschaft<br />

und Wertschätzung für gutes Essen für sich entdeckte.<br />

Grebenstein führt mich in die Küche und erzählt<br />

aus alten Tagen: „Als ich ein kleiner Junge war, stand<br />

dort in der Ecke der alte Herd, an dem meine Oma immer<br />

kochte. Ich war fasziniert davon, wie sie jedes Tier<br />

und jede Pflanze komplett verwertet, zubereitet oder eingelegt<br />

hat. Da war mein Berufsweg eigentlich keine Frage<br />

mehr.“ Der angrenzende Gastraum erzählt aus noch<br />

früherer Zeit. Unwillkürlich wandert der Blick über die<br />

dunkle Holzvertäfelung und das rustikale Mobiliar zur<br />

Theke und zu dem Balken darüber: ,1487‘ – die Jahreszahl<br />

ist tief eingekerbt und zeugt von der Geschichte dieses<br />

Hauses, das seitdem unverändert scheint.<br />

Und doch ist auf dem Klausenhof, der zu DDR-Zeiten<br />

direkt an der Grenze lag und als Näherei genutzt wurde,<br />

vor allem in den letzten Jahrzehnten einiges passiert.<br />

1991, als Grebenstein zehn Jahre alt war, erwarben seine<br />

Eltern den Hof und restaurierten ihn nach alten Plänen<br />

mit Baumaterial aus Fachwerkhäusern. Die Familie<br />

stockte das Dach originalgetreu auf und legte den noch<br />

intakten Brunnen frei, der Teil eines Festsaals wurde und<br />

ideale Kulisse für Rittermahle ist. Es entstanden ein weiterer<br />

Festsaal, komfortable ,Schlafgemache‘ im antiken<br />

Stil sowie Mehrbettzimmer und Strohgelage für Pilger<br />

des Jakobswegs und Besucher der Deutschen Märchenstraße.<br />

In den Ausbau des Hofes hat die ganze Familie<br />

viel Eigenleistung gesteckt – die zwei Söhne halfen mit,<br />

sobald sie mittags aus der Schule kamen. „Als Kind hatte<br />

ich immer was zu tun“, erzählt der gebürtige Heiligenstädter<br />

heute, „ob schippen, unsere Esel und Schafe füttern<br />

oder Eis verkaufen.“<br />

HEIMELIG, JA, SOGAR EIN WENIG antiquarisch mutet<br />

auch der zweite Gastraum an. „Ich kann alles nur in<br />

kleinen Schritten ändern“, sagt Grebenstein und zuckt<br />

mit den Schultern. „Immerhin haben wir hier bereits die<br />

Ver täfelung entfernt und Lehm verputzt. Irgendwann gestalte<br />

ich es heller – und dezimiere die ausgestopften Tiere.“<br />

Schier unzählige aufgehängte Geweihe zeugen im<br />

Klausenhof von erfolgreicher Jagd – und so verwundert<br />

es kaum, dass wie bestellt auch just in diesem Augenblick<br />

ein Jäger seinen Kopf zur Tür hereinsteckt und sagt:<br />

„Christian, dein Hirsch ist da!“ – „Prima“, antwortet<br />

dieser und kommentiert beim Rausgehen: „Direkt aus<br />

dem benachbarten Jagdgebiet, mehr Bio geht nicht.“<br />

98 4 |<strong>2021</strong>


leben<br />

4 |<strong>2021</strong> 99


leben<br />

Keine Edelnummer Christian Grebenstein gräbt gern gemeinsam mit Trüffelhund Aqua nach den schmackhaften Pralinen in der Erde.<br />

Ich möchte ihm nach draußen folgen, doch in der Tür<br />

steht plötzlich ein großer Mann mit einem kleinen Hund<br />

und stellt sich mit einnehmendem Lächeln vor: „Hallo,<br />

ich bin René, und das ist Aqua, ein Lagotto Romagnolo.“<br />

Mir wird klar, sie sind die Vorboten der heute geplanten<br />

Trüffelsuche. Er habe das Trüffelfeld erst vor sechs Jahren<br />

angepflanzt und bereits letztes Jahr das erste Mal<br />

ernten können. Dieser rasche Ertrag sei nicht zu erwarten<br />

gewesen, erzählt René Küttner – auch wenn die Gegend<br />

und eigentlich ganz Deutschland die Voraussetzungen<br />

für ein wahres Trüffelparadies biete.<br />

„Wollen wir doch mal sehen, ob wir auch heute fündig<br />

werden“, sagt Grebenstein, der schwungvoll wieder um<br />

die Ecke kommt und als Erstes den Hund, dann den befreundeten<br />

Trüffelbauer begrüßt. Gemeinsam gehen die<br />

drei einmal pro Woche auf die Suche – denn der Koch<br />

legt größten Wert auf regionale Produkte und vergewissert<br />

sich stets selbst der guten Qualität, die er auf seine<br />

Teller bringt. Dafür macht sich der naturverbundene<br />

Chef der Küche auch gern selbst die Hände schmutzig,<br />

wie er nur kurze Zeit später glaubhaft unter Beweis stellen<br />

wird. Den ausgeweideten Hirsch hat Grebenstein in<br />

der Zwischenzeit in eine Kammer gebracht – „wo das<br />

Fleisch abhängen und reifen kann“.<br />

UND SCHON GEHT ES LOS, mit dem Auto, das sich hinter<br />

dem Ort durch den Wald schlängelt, über eine Schotterpiste,<br />

die uns zur nahegelegenen Plantage führt. Versteckt<br />

auf einer Anhöhe ist sie umgeben von hohen Fichten,<br />

die in den Himmel ragen und westwärts den Blick<br />

auf ein idyllisches Dorf im Tal freigeben. „Traumhaft!“,<br />

seufzt Grebenstein ganz bei sich und lässt den Blick über<br />

die heimische Landschaft wandern. Doch da hetzt Aqua<br />

bereits an den zahlreichen Baumreihen entlang über die<br />

Wiese, stoppt abrupt und gräbt seine Schnauze tief in die<br />

Erde. Erwartungsvoll eilt der Koch ihr nach, gräbt mit<br />

den Händen noch tiefer, prüft den Fund und bleibt trotz<br />

geringer Ausbeute gelassen: „Das ist ein sehr kleiner<br />

Trüffel – aber er riecht dafür schon intensiv.“<br />

Aqua schnüffelt schon längst weiter, springt hin und<br />

her, während Grebenstein ihr mit ruhigem Blick folgt.<br />

„Wussten Sie, dass es hier schon vor hundert Jahren Trüffel<br />

gab? Sogar in rauen Mengen ... Damals war es noch<br />

ein Arme-Leute-Essen.“ Und auch heute mache er sie in<br />

seiner Küche nicht zur Edelnummer. „Bei uns kann sie<br />

jeder zu seinem Gericht haben.“ Hauptsache regional,<br />

und es schmeckt. Und so machen wir uns zum nur wenige<br />

Kilometer entfernten Misch wald auf, um eine weitere<br />

heimische Zutat zu entdecken.<br />

100 4 |<strong>2021</strong>


leben<br />

Kindheitserinnerung Wie schon einst mit der Oma bekommt der Spitzenkoch bei der Pilzsuche auch heute noch den Kopf frei.<br />

Auf der Fahrt erzählt Grebenstein, warum er so großen<br />

Wert auf Regionalität legt: „Nur wenn ich weiß, wo<br />

meine Produkte herkommen – beispielsweise die Rinder,<br />

deren Haltung ich kenne, oder die Tannenspitzen hier<br />

aus dem Wald –, kann ich auch hundertprozentig dahinterstehen.“<br />

Heutzutage fast ein Muss in jeder Küche, erzählt<br />

der Spitzenkoch, denn: „Die Gäste fragen zunehmend<br />

nach der Herkunft der Produkte. Auch das Thema<br />

Nachhaltigkeit spielt dabei eine immer größer werdende<br />

Rolle.“ Umso mehr freue es ihn, dass er heute auf das<br />

zurückgreifen kann, was er in seiner Jugend gelernt habe.<br />

Indem er Lebensmittel einlege, pasteurisiere und fermentiere<br />

– zurück zu den Wurzeln. „Dieser Trend der natürlichen<br />

Verarbeitung ist in nordischen Ländern stärker<br />

verbreitet als bei uns“, erklärt Grebenstein. „Doch genau<br />

das möchte ich im Klausenhof zum Standard machen.<br />

Wie mein Vorbild Rasmus Kofoed, der im zweitbesten<br />

Restaurant der Welt, dem Geranium in Kopenhagen,<br />

fast alles aus der umliegenden Natur auf den Teller<br />

bringt.“<br />

WIR SIND ANGEKOMMEN. In schönsten Herbstfarben<br />

bedeckt das feuchte Laub abseits des Weges den Waldboden.<br />

Kühle Luft weht durch die Bäume, deren noch<br />

mächtige Kronen die Sonne verwehren. Bedächtig<br />

schreitet Grebenstein voran und sucht gewissenhaft im<br />

schattigen Licht nach Essbarem. Immer wieder macht er<br />

kleine schwarze Trompetenpilze ausfindig, holt sie sorgsam<br />

aus den am Boden liegenden Blättern. Es scheint, als<br />

habe er die Welt um sich herum vergessen, bis er sich<br />

schließlich umdreht und flüstert: „Hier habe ich schon<br />

in meiner Kindheit mit Oma Pilze gesammelt.“ Dieser<br />

Ort erde ihn. „Hier in der Natur kriege ich den Kopf frei<br />

von der Hektik der Küche.“<br />

ER SETZT SICH AUF EINEN LIEGENDEN Baumstamm<br />

und erzählt mir von seinen Erlebnissen in der kulinarischen<br />

Welt: Wie er mit 18 Jahren das familiäre Nest verlässt,<br />

seine Ausbildung im Fünf-Sterne-Romantik-Hotel<br />

auf der Thüringer Wartburg macht. „Wie ein Wilder bin<br />

ich damals mit dem Fahrrad den steilen Berg hochgeradelt.“<br />

Auch auf der Karriereleiter will der ehrgeizige<br />

Jungkoch damals schnell nach oben und bewirbt sich<br />

2002 erfolgreich im Schlosshotel Friedrichsruhe in<br />

Hohenlohe. In den zwei Jahren, in denen er bei Lothar<br />

Eiermann kocht – dem Grand Chef Relais Chateaux –<br />

lernt er seine Frau Katrin kennen, die als Hotelkauffrau<br />

im Service arbeitet und seither an seiner Seite ist.<br />

4 |<strong>2021</strong> 101


leben<br />

» Es ist eine kleine Welt, hier in Bornhagen –<br />

aber sie hat Potenzial. «<br />

ZU ZWEIT WECHSELN SIE 2004 nach Saarbrücken zu<br />

Klaus Erfort, der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet<br />

war, und von dort weiter ins Belmond La Samanna<br />

auf den französischen Antillen. „Schon der Garten von<br />

Eiermann mit seinen vielen exotischen Pflanzen hat mich<br />

fasziniert, aber auf den Antillen hatten wir einen ganzen<br />

Park davon, in dem wir ernten konnten“, sagt er rückblickend.<br />

Als sein Sohn geboren wird, kehrt er der Küche<br />

und mit seiner Familie der weiten Welt den Rücken. Vorerst.<br />

„Denn bereits nach zwei Jahren im Vertrieb der<br />

Deutsche See in Frankfurt kribbelte es mir wieder in den<br />

Fingern. Da war London eine spannende Chance für einen<br />

Neustart“, erzählt der leidenschaftliche Koch, dessen<br />

Tochter damals gerade geboren war.<br />

2011 zieht die jetzt vierköpfige Familie kurzerhand ins<br />

Vereinigte Königreich, und für Grebenstein geht es ins<br />

Fünf- Sterne-Hotel Ritz im Londoner West End. Dort erkocht<br />

er als Executive Souschef seinen bislang größten<br />

Erfolg, indem er 2016 mit seiner Brigade wesentlich zur<br />

ersten Auszeichnung des Hotels mit einem Michelin-<br />

Stern beiträgt. „Der Chef hatte nicht daran geglaubt,<br />

aber ich wusste, dass wir es schaffen“, sagt er heute nicht<br />

ohne Stolz – allerdings schwingt auch ein wenig Wehmut<br />

mit, denn ein halbes Jahr später trennten sich die Wege<br />

von Grebenstein und dem Ritz. Sein Resümee aus dieser<br />

Zeit: „Das Team ist wichtig – und der Handgriff eines<br />

jeden Einzelnen. Deshalb ist auch eine Auszeichnung immer<br />

der Erfolg aller.“ Den Stern im Gepäck – wenn auch<br />

nicht in der eigenen Tasche, doch zumindest in der mentalen<br />

– zieht er mit der Familie wieder nach Deutschland,<br />

nimmt zunächst das Angebot an, als Küchenchef das<br />

BurgHotel Hardenberg zu leiten, und wechselt wenige<br />

Monate später zum Fürstenhof Celle. Zwei Jahre bleibt er<br />

dort, bis sein Bruder, der den Klausenhof einst vom Vater<br />

übernommen hatte, 2020 eine Auszeit nehmen möchte.<br />

Und so schließt sich der Kreis: Christian Grebenstein<br />

kehrt heim. „Es ist eine kleine Welt, hier in Born hagen –<br />

aber sie hat Potenzial“, sagt der weit gereiste Spitzenkoch.<br />

„Zurück zu den Wurzeln, das hat schon was.“<br />

EIN LÄCHELN HUSCHT ÜBER SEIN GESICHT: „Apropos.<br />

Kommen Sie mit!“ Wir machen uns auf den Heimweg,<br />

um die gesammelte Beute ihrer Bestimmung zuzuführen.<br />

Am Zielort angekommen, führt Grebenstein mich<br />

direkt zu seinem Lieblingsplatz auf dem Hof: wieder<br />

mitten hinein in die Natur, in den großen Garten, der<br />

an das alte Gebäude angrenzt und offensichtlich ein Eldorado<br />

für Schmetterlinge ist. Der 40-Jährige zählt<br />

glücklich auf, was hier alles unter seiner Hand gedeiht<br />

und auf die Verwertung in seinen Töpfen wartet: violetter<br />

Brokkoli, rotweiße Ringelbete, Aubergine, Austernkraut,<br />

mexikanische Gurken, Schwarzkohl, Blumen ...<br />

102 4 |<strong>2021</strong>


leben<br />

4 |<strong>2021</strong> 103


leben<br />

FOTO: ELENA SCHRADER<br />

Lernen Sie den Spitzenkoch Christian Grebenstein<br />

und seine Küchenphilosophie im Klausenhof auch<br />

im digitalen Interview kennen unter:<br />

www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />

Vielschichtig Im Klausenhof trifft die große Welt auf die kleine – wie bei<br />

Grebensteins Mille-feuille-Dessert von der Zwetschge, mit Blattgold verfeinert.<br />

Mittendrin bleibt er stehen und breitet die Arme aus:<br />

„Ich mag es gern ein bisschen wild.“ Er ist stolz auf seine<br />

Permakultur, bei der alles wachsen darf, wo und wie es<br />

will. „Manches muss man einfach in Ruhe lassen, den<br />

Dingen Zeit geben – dann wird es gut.“ Vielleicht, so<br />

sinniert er, sei das auch mit dem eigenen Stern so. Aufgegeben<br />

hat er diese Ambition jedenfalls noch nicht.<br />

„Doch wie gesagt: Es ist immer eine Teamleistung – und<br />

richtig gute Fachkräfte sind gerade in dieser Zeit nur<br />

schwer zu finden.“ Er pflückt noch ein paar Stängel und<br />

lächelt. „Stern oder nicht: Hauptsache, die Gäste sind<br />

zufrieden.“<br />

UND SO HÖREN WIR DA AUF, wo wir angefangen<br />

hatten: beim Menü. Mittlerweile steht eine Verführung<br />

von Dessert vor mir. Ein Mille-feuille, ein geschichteter<br />

französischer Blätterteigkuchen. „Den habe ich mit<br />

Zwetschge aus der Region und weißer Schokolade gefüllt“,<br />

erklärt Grebenstein. „Flankiert von einem Gel<br />

von Mäde süß aus dem Garten und ein wenig Blattgold<br />

für den besonderen Effekt.“ Fast ist es ein Sinnbild:<br />

Hier trifft die große Welt auf die kleine. Vielschichtig<br />

und voller Überraschungen. ƒ<br />

Zur Person<br />

Christian Grebenstein, 1981 in Heiligenstadt geboren,<br />

wuchs seit seinem zehnten Lebensjahr im Klausenhof auf<br />

und lernte im elterlichen Betrieb. Nach seiner Ausbildung<br />

im Restaurant auf der Wartburg begann er seine Karriere<br />

im Schlosshotel Friedrichsruhe bei Sternekoch Lothar<br />

Eiermann. Seine weiteren Stationen führten ihn unter anderem<br />

in die Zwei-Sterne-Küche von Klaus Erfort in Saarbrücken,<br />

zum Luxus hotel Belmond La Samanna auf den französischen<br />

Antillen und zum Ritz in London, wo er 2011 bis 2017 als<br />

Executive Souschef für die gesamte Küche verantwortlich<br />

war, die 2016 mit einem Michelin-Stern belohnt wurde.<br />

Ein Jahr davor gewann er in England den Nationalen Ausscheid<br />

für den Bocuse d’Or. 2017 kam er als Küchenchef ins<br />

Restaurant Novalis des BurgHotel Hardenberg, wechselte<br />

zum Fürstenhof Celle und löste schließlich 2019 seinen<br />

Bruder im Klausenhof ab. Grebenstein, der mit Vorliebe<br />

regionale Zutaten verwendet, sagt: „Kontraste sind in der<br />

Küche unverzichtbar.“<br />

Der 40-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist leidenschaftlicher<br />

Angler, Pilzesucher und Tai-Chi-Kämpfer.<br />

www.klausenhof.de<br />

104 4 |<strong>2021</strong>


Die Erfolgsstory geht weiter –<br />

Unsere Führungs-Seminarreihe geht in<br />

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Vor einem Jahr fusionierte das Northeimer BMW Autohaus Leinetal mit dem ostwestfälischen<br />

Familienunternehmen Becker-Tiemann. Der geschäftsführende Gesellschafter Steve Wery<br />

spricht im Interview über die Hintergründe für den Firmenzusammenschluss.<br />

Geschäftsführender Gesellschafter Steve Wery<br />

Herr Wery, vor einem Jahr haben Sie sich mit<br />

Ihren beiden BMW-Standorten in Northeim<br />

und Einbeck der Becker-Tiemann-Gruppe<br />

angeschlossen. Was hat Sie dazu bewogen?<br />

Die Automobilbranche insgesamt befindet<br />

sich seit einigen Jahren im Umbruch, und<br />

der Trend zu Konsolidierung ist ungebrochen.<br />

Nicht nur die Autohersteller kooperieren –<br />

zum Beispiel bei der Entwicklung der Technologie<br />

für das autonome Fahren – auch die<br />

Händler schließen sich zu größeren Gruppen<br />

zusammen. Unsere Kooperation mit den Kollegen<br />

von Becker-Tiemann begann vor einigen<br />

Jahren zunächst auf operativer Ebene.<br />

Aus den positiven Erfahrungen entstand<br />

vor ungefähr zwei Jahren die Idee einer umfassenden<br />

und langfristigen Zusammenarbeit.<br />

Letztes Jahr habe ich dann die Hälfte meiner<br />

Anteile an die Becker-Tiemann-Traub Holding<br />

verkauft, und wir firmieren seitdem als Becker­<br />

Tiemann Leinetal.<br />

Was hat sich durch die Fusion geändert?<br />

Die Veränderungen sind vielschichtig. In einer<br />

größeren Firmengruppe werden zahlreiche<br />

administrative Aufgaben von Zentralabteilungen<br />

übernommen, und wir können den<br />

Kunden vor Ort nun noch mehr Zeit widmen.<br />

Zudem können wir den Interessenten<br />

durch einen gemeinsamen Fahrzeugpool<br />

nun eine viel größere Anzahl an sofort verfügbaren<br />

KFZ und Motorrädern anbieten.<br />

Auch für die Mitarbeiter*innen bietet sich<br />

die Chance, sich im Unternehmensverbund<br />

weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Auch<br />

standortübergreifen de Schulungen, Vertretungen<br />

oder Projektgruppen gehören schon jetzt<br />

zu unserem Alltag dazu.<br />

Ein Firmenzusammenschluss unter Corona-<br />

Bedingungen. Fluch oder Segen?<br />

Ich würde sagen, beides. Einerseits war die<br />

Umstellung der Arbeitsprozesse natürlich<br />

erschwert. Mitarbeiter*innen aus anderen<br />

Becker­ Tiemann-Standorten sind zu uns nach<br />

Northeim und Einbeck gekommen, um während<br />

des Tagesgeschäfts die neuen Systeme<br />

zu erklären und die Abläufe zu vereinheitlichen.<br />

Maske, Lüften, Abstände – das sind<br />

alles Heraus forderungen, die dann eben noch<br />

dazukamen.<br />

Andererseits war durch den geschlossenen<br />

Verkauf natürlich auch der Besucherstrom<br />

geringer und dadurch die Einarbeitung etwas<br />

weniger hektisch. Ich denke, alles in allem<br />

haben wir das trotz Pandemie gut hinbekommen.<br />

Wie geht es für Sie persönlich weiter?<br />

Im Prinzip hat sich für mich persönlich nicht


PROFIL<br />

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viel geändert. Ich habe mich der Becker-Tiemann-Gruppe<br />

angeschlossen, um meine beiden<br />

Standorte bestmöglich für die Zukunft<br />

aufzustellen – und nicht, um vorzeitig in den<br />

Ruhestand zu gehen. Ich werde mich als geschäftsführender<br />

Gesellschafter auch weiterhin<br />

langfristig unternehmerisch engagieren<br />

und den persönlichen Kontakt zu meinen<br />

Kunden pflegen. Eine Veränderung empfinde<br />

ich übrigens als sehr bereichernd: Früher war<br />

ich als Unternehmer Einzelkämpfer – heute<br />

tausche ich mich regelmäßig mit den anderen<br />

Gesellschaftern, Geschäftsführern und Filialleitern<br />

aus. Auch wenn jeder am Ende für seine<br />

Filialen selbst entscheidet, profitieren wir<br />

doch alle vom Erfahrungsaustausch und dem<br />

Best-Practice-Prinzip.<br />

In diesem Jahr waren Sie mehrfach an der<br />

Rennstrecke anzutreffen. Was hat es damit<br />

auf sich?<br />

Die Becker-Tiemann Gruppe veranstaltet regelmäßig<br />

Events am Bilster Berg Drive Resort<br />

in Bad Driburg. Im diesem Jahr war ich das<br />

erste Mal mit Kunden dort und total begeistert.<br />

Für mich ist das die ideale Möglichkeit,<br />

um BMW – vor allem die Marke BMW M – zu<br />

erleben. Unsere Kunden haben die Möglichkeit,<br />

hier das volle Potenzial ihres Sportwagens<br />

auszuschöpfen und unter optimalen<br />

und sicheren Bedingungen die Grenzen auszuloten<br />

– sowohl die eigenen als auch die der<br />

Technik.<br />

Wagen wir doch mal einen Ausblick in das<br />

nächste Jahr: Wie ist Ihre Prognose für 2022?<br />

Im Allgemeinen befürchte ich, dass uns<br />

die Einschränkungen, die die SARS-CoV-2­<br />

Bekämpfung mit sich bringt, auch in 2022<br />

weiter begleiten werden. Darüber hinaus wird<br />

die Halbleiterkrise die Lieferfähigkeit in der<br />

Automobilbranche nachhaltig beeinträchtigen.<br />

Davon werden auch wir nicht verschont bleiben<br />

und können die Kunden nur immer wieder<br />

um Geduld bitten. Innerhalb der Becker­<br />

Tiemann-Gruppe werden wir 2022 ein neues<br />

CRM-System einführen – das wird vor allem<br />

die Verkaufsmannschaft zu Jahresbeginn besonders<br />

fordern. Mit großer Freude sehe ich<br />

unseren geplanten Veranstaltungen entgegen.<br />

Ich gehe davon aus, dass insbesondere die<br />

Outdoor-Veranstaltungen, wie zum Beispiel<br />

unser Golf-Turnier, die Motorrad-Ausfahrten<br />

aber auch die Kooperations-Events mit dem<br />

PS Speicher, stattfinden werden. Und dann<br />

hat die BMW Group ja noch ein paar Asse im<br />

Ärmel – in Form von neuen Modellen, auf die<br />

wir alle gespannt sein dürfen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Becker-Tiemann Leinetal ist mit den<br />

Standorten Northeim (BMW PKW) und<br />

Einbeck (BMW Motorrad) seit November<br />

2020 Teil der Becker-Tiemann-Traub<br />

Holding. Die Becker-Tiemann-Gruppe<br />

betreibt zwei weitere Motorradstandorte<br />

(Lage und Paderborn) sowie zehn weitere<br />

BMW- bzw. MINI-Autohäuser in<br />

Ostwestfalen und dem südlichen<br />

Niedersachsen. Das inhabergeführte<br />

Familienunternehmen beschäftigt<br />

ca. 450 Mitarbeiter und vertreibt seit<br />

1953 Automobile der BMW AG.<br />

KONTAKT<br />

Autohaus Becker-Tiemann Leinetal GmbH<br />

& Co. KG<br />

Hirschberger Str. 2<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 98100<br />

www.becker-tiemann.de


leben<br />

108 4 | <strong>2021</strong>


leben<br />

Der Weg<br />

als Ziel<br />

Der umtriebige Dasseler Unternehmer<br />

Bodo Rengshausen-Fischbach erzählt von<br />

seiner prägendsten Auszeit: 22.000 Kilometer<br />

durch 13 Länder in 100 Tagen – unterwegs<br />

mit dem Volvo nach Vladivostok.<br />

TEXT FRANK BERTRAM<br />

FOTOS HEIKE FISCHBACH & BODO RENGSHAUSEN-FISCHBACH<br />

4 |<strong>2021</strong> 109


leben<br />

Eigentlich wollte Bodo Rengshausen-Fischbach<br />

nur mal wieder seinen Freund Sergej in Vladivostok<br />

besuchen. Weil aber seine Frau Heike nicht<br />

gern in russischen Propellerflugzeugen sitzt, nahmen<br />

die beiden für die Strecke bis zum Pazifik<br />

halt das Auto. Nicht irgendein Auto: Mit einem<br />

himmel blauen Volvo 145 Express war das Ehepaar<br />

aus dem kleinen Dasseler Ortsteil Krimmensen<br />

schließlich 100 Tage lang 22.000 Kilometer durch<br />

13 Länder unterwegs. „Einsteigen, losfahren, ankommen“<br />

– ganz so einfach wie das Motto, das der<br />

Unternehmer seiner Reise gab, war es dann aber<br />

doch nicht. „Abschied nehmen und Ankommen –<br />

das waren unterwegs die schwierigsten Momente<br />

der Reise“, erzählt der heute 62-Jährige.<br />

LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />

Eine Reise in den fernen Osten wollte Bodo<br />

Rengshausen-Fischbach schon vor 38 Jahren<br />

unternehmen. Als Student der Ethnologie<br />

zog es ihn nach Indien. Die kürzeste<br />

Strecke mit dem Auto führte über Afghanistan.<br />

Doch die Sowjetunion hatte damals<br />

die Grenzen dort dicht gemacht. Der Traum von<br />

der Fahrt nach Indien war geplatzt. Ferne Länder waren<br />

immer wieder mal das Ziel von Rengshausen-Fischbach<br />

und seiner Frau Heike, die sich schon seit vier Jahrzehnten<br />

kennen und gemeinsam reisen. Nur die Autotour in<br />

den Orient, die fehlte bislang. Als Rengshausen gerade<br />

60 Jahre alt geworden war, sagte sich der Unternehmer<br />

augenzwinkernd: „Nun muss ich aber mal langsam los.“<br />

UNTERNEHMER, DIE 60 STUNDEN oder mehr in der<br />

Woche arbeiten, sind Rengshausen schon immer suspekt<br />

gewesen. „Man sollte den Durchmesser des Rades, an<br />

dem man dreht, nicht allzu groß wählen“, sagt er dann<br />

gern. Um kreativ sein zu können, dürfe man kein Getriebener<br />

sein. Und ein kreativer, umtriebiger Unternehmer<br />

ist er definitiv. Schon immer gewesen. Unter anderem<br />

entwickelte er mit der Vereta GmbH den weltweit ersten<br />

Sensor zur Messung der gefühlten Temperatur, gründete<br />

mit Freunden die Einbecker Senfmühle. Rengshausen<br />

sieht sich als Anstifter, der sich aus Unternehmen zurückzieht,<br />

sobald er sieht, dass alles funktioniert. „Wenn<br />

der Alltag im Betrieb kommt, dann suche ich neue<br />

Herausforderungen.“<br />

Bei seinem ersten, 1983 gegründeten Unternehmen<br />

Tapir, das mit ausgesuchten Rohstoffen in kleiner Manufaktur<br />

Lederpflegemittel herstellt, ist er unverändert<br />

Geschäftsführer, weiß aber den Alltag inzwischen längst<br />

in guten Händen. Der jüngste Sohn Moritz ist mittlerweile<br />

in die Firma eingestiegen, auch Christine, die Frau<br />

des ältesten Sohnes Till, ist bei Tapir mit an Bord. Da<br />

war Rengshausen klar: „Wir können die mal alleine lassen.“<br />

Im privaten Wohnhaus in Krimmensen sorgte<br />

während der Reise eine Mitarbeiterin als Housesitterin<br />

für ein ruhiges Gewissen. Es konnte also losgehen.<br />

REISEN BEDEUTET FÜR Bodo Rengshausen-Fischbach,<br />

unterwegs zu sein und somit weit mehr, als eine Strecke<br />

von A nach B möglichst schnell zurückzulegen. Der Weg<br />

ist das Ziel. „Natürlich ist es eine Herausforderung, mit<br />

dem Partner über 100 Tage lang 24 Stunden am Tag<br />

zusammen zu sein“, erzählt der Unternehmer, „im Auto<br />

unterwegs durch teilweise 45 Grad heiße Wüsten und<br />

mit so vielen Eindrücken, die alle verarbeitet werden<br />

110 4 | <strong>2021</strong>


leben<br />

Bleibende Erinnerungen Bodo Rengshausen-Fischbach mit Ehefrau Heike am Abend über den Dächern von Kashan im Iran (o.), bei der<br />

Übernachtung im Auto im Pamirgebirge (l.) und mit Mohamed, der dem Paar die Hörner für die Kühlerhaube des Volvos schenkte (r.)<br />

4 |<strong>2021</strong> 111


FOTO: FRANK BERTRAM<br />

Festgehalten auf Papier Auf der Tour schrieb Bodo Rengshausen jeden Tag eine Seite Tagebuch (r.) – um die Erlebnisse zu verarbeiten, wie etwa die<br />

Begegnung mit Farrukh aus Usbekistan, dessen Miniaturen-Zeichnung vom himmelblauen Volvo (l.) heute in Krimmensen einen Ehrenplatz hat.<br />

mussten.“ Er entschied sich, jeden Abend eine Seite<br />

Tagebuch zu schreiben, Ehefrau Heike fütterte einen<br />

Blog mit Text und Fotos, mit dem praktischerweise auch<br />

gleichzeitig Familie und Freunde immer auf dem Laufenden<br />

bleiben konnten.<br />

AUS HEUTIGER SICHT WAR ES EIN GLÜCKSFALL, die<br />

Tour vom 4. Juni bis 9. September 2019 zu unternehmen.<br />

„Ein halbes Jahr später wäre es eine Katastrophe gewesen“,<br />

sagt der Weltenbummler mit Blick auf die dann gekommene<br />

Corona-Krise. „Wir haben totales Glück gehabt.“ Natürlich<br />

galt es, ein paar Vorbereitungen zu treffen, wenn<br />

man über Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien, durch<br />

die Türkei, Georgien, Armenien entlang der süd lichen<br />

Seidenstraße weiter in den Iran, durch Turkmenistan,<br />

Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan und Sibirien fahren<br />

will. „Kein Vergleich aber zu den Bemühungen im analogen<br />

Zeitalter“, erzählt Rengshausen davon, wie er vor<br />

38 Jahren nach Indien wollte und öfter bei der Botschaft<br />

in Bonn vorstellig werden musste, um Formalien zu erfragen.<br />

Im Internet lässt sich heute mühelos eine Route<br />

ausmachen. Statt schwerer Karten wurde das Navigationssystem<br />

gefüttert. Für die Strecke brauchen Deutsche<br />

nur drei Visa, die sie beantragten: für den Iran, für Turkmenistan<br />

und für Russland. Die meisten Unterkünfte<br />

reservierten sie vorab, sie übernachteten aber nicht überall<br />

in Hotels. „Der Volvo bot auch genug Platz, um im<br />

Auto schlafen zu können“, sagt Rengshausen und lächelt<br />

– so geschehen inmitten des Pamirgebirges.<br />

DEN MARKANTEN VOLVO 145 EXPRESS, BAUJAHR 1972,<br />

hatte der Autoliebhaber schon vorher bei einem Sammler<br />

in Königswinter entdeckt und gekauft. Damals war der<br />

Unternehmer auf der Suche nach einem idealen Werbefahrzeug<br />

für seine Tapir- Wagenpflegeprodukte gewesen –<br />

und fand das seltene Volvo-Hochdachmodell, das es vor<br />

50 Jahren gar nicht in Deutschland zu kaufen gab. Das<br />

himmel blaue Auto passte zudem hervorragend zur<br />

Markenfarbe der Firma Tapir. Das 82-PS-Modell mit<br />

2,0 Litern Hubraum und vier Scheibenbremsen bekam<br />

noch eine verstärkte Achse. Der Kilometerzähler stand<br />

schon bei 335.564: „Da kam es auf 22.000 Kilometer<br />

mehr auch nicht an.“<br />

Rückblickend war ihre Tour eine Reise der Begegnungen.<br />

Ungefähr 200 Menschen dürften sie auf der Fahrt<br />

getroffen haben, schätzen sie. Da ist beispielsweise Mohamed,<br />

den sie in einer Karawanserei im Iran getroffen<br />

haben. Er sprach nicht viel. Konnte nicht schreiben und<br />

sowieso kein Englisch. Von Mohamed erhielten sie die<br />

Hörner als Geschenk, die Rengshausen an seinen<br />

Volvo-Kühlergrill montierte. Noch heute stehen sie mit<br />

ihm in Verbindung – als Analphabet schreibt offenbar<br />

jemand die Mails für ihn.<br />

Oder Farrukh. Auf einem Markt in Usbekistan bot er<br />

seine kaligrafischen Zeichnungen an, die er mit Kaffeefarbe<br />

produzierte. Er wollte unbedingt den himmelblauen<br />

Volvo in seinen Miniaturmalereien platzieren. Am<br />

nächsten Tag konnte Rengshausen das Bild abholen.<br />

Farrukh hatte gleich zwei Bilder gemalt: eines für die<br />

Deutschen, das andere wollte er behalten. In Krimmensen<br />

hängt das Bild heute im Flur.<br />

IHR AUFFÄLLIGER, HIMMELBLAUER VOLVO war auf<br />

der gesamten Strecke förmlich der Türöffner. „Das Auto<br />

hat einfach neugierig gemacht“, sagt Rengshausen. „Es<br />

hat das Eis für eine Kontaktaufnahme gebrochen, trotz<br />

unterschiedlicher Sprachen.“ Einmal hätten Polizisten<br />

den Volvo angehalten. „Die wollten nur ein Foto machen“,<br />

erzählt er und grinst. An anderer Stelle waren es<br />

Soldaten, die plötzlich aus dem Gebüsch aufgetaucht<br />

waren. „Auch die wollten nur ein Bild mit unserem himmelblauen<br />

Gefährt.“


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leben<br />

Unterwegs mit dem Volvo 145<br />

Express Für Bodo Rengshausen­<br />

Fischbach ist Reisen mehr, als<br />

möglichst schnell von A nach B<br />

zu fahren.<br />

UNTERM STRICH GING ALLES GUT. Niemand wurde<br />

krank. „Wir haben uns noch nicht mal in den Finger<br />

geritzt“, sagt Heike Fischbach fröhlich. Der Volvo hingegen,<br />

so die 59-Jährige, sei auf der Strecke mehrmals<br />

krank gewesen. Immer aber waren die passenden, meist<br />

unkonventionellen ,Mediziner‘ in Werkstätten zur Stelle.<br />

Statt teurer Spezialwerkzeuge gab es in Georgien drei<br />

zupackende Männer: einer mit einem Hammer, einer mit<br />

einem Meißel und der dritte hielt die Achse. In Irkutsk<br />

war das Kardangelenk kaputt. Und der Volvo, der stets<br />

als „good maschina“ gepriesen wurde, kommt in die<br />

einzige Lada-Werkstatt vor Ort. Die erste Werkstatt, in<br />

die nur zuvor gewaschene Autos hineindurften, erzählt<br />

Rengshausen. „Wer eine lange Reise macht, muss die<br />

Pferde schonen.“ Mehr als maximal Tempo 80 war ohnehin<br />

nicht drin, meist ließen die Straßenbedingungen<br />

nur geringere Geschwindigkeiten zu. Aber all das gehört<br />

zu einer Reise, bei der der Weg das Ziel ist. Die Fahrt war<br />

eine Auszeit, wie das Drücken eines Reset-Knopfs, bilanziert<br />

das Ehepaar. Ans Aufhören denkt er nicht. „Reizvolle<br />

Projekte gibt es noch genug“, sagt Rengshausen<br />

lächelnd, „und solange es Spaß macht …“ Beispielsweise<br />

möchte er Start-up-Ideen im Bereich Elektromobilität<br />

und Energiemanagement fördern.<br />

WELCHES DIE STÄRKSTEN ERINNERUNGEN bei der<br />

Reise waren? Unvergessliche Natur-Erlebnisse gehörten<br />

zweifelsohne dazu. Letztlich seien es aber die Erinnerungen<br />

an die vielen gastfreundlichen Menschen. Würde er<br />

die Reise noch einmal machen? „Man kann so etwas<br />

nicht wiederholen“, sagt Bodo Rengshausen-Fischbach.<br />

Aber einige Länder und auch manche gemachte Bekanntschaft<br />

würden die Eheleute schon gern noch einmal<br />

sehen. Die Pandemie hat das bislang verhindert.<br />

Ach, und Sergej, den sie in Vladivostok besuchen wollten,<br />

war dann nicht zu Hause. Er musste kurzfristig geschäftlich<br />

nach Vietnam. ƒ<br />

Zum Botschafter der Region<br />

Der Landkreis Northeim hat Bodo Rengshausen­ Fischbach<br />

2015 als Unternehmer mit Herzblut zum ,Botschafter der<br />

Region‘ ernannt – und das nicht ohne Grund.<br />

Geboren 1959 in Steinfurt führt er heute die Geschäfte<br />

mehrerer Unternehmen, die er selbst gegründet hat: In der<br />

Waschküche eines alten Resthofs im Dasseler Ortsteil<br />

Amelsen startete er gemeinsam mit seiner Frau Heike<br />

Fischbach 1983 mit Tapir Wachswaren. 2005 gründete er die<br />

Messtechnikfirma Vereta, aus der er 2016 als Geschäftsführer<br />

ausschied. Mit der 2009 gegründeten Comlogo GmbH<br />

entwickelt und vertreibt er bis heute ,smarte Textilien‘,<br />

und mit der 2014 gegründeten Amelsens GmbH berät er<br />

Unternehmen bei Entwicklungs prozessen und Innovationen.<br />

Rengshausen­ Fischbach ist verheiratet und Vater von<br />

zwei erwachsenen Söhnen, Till und Moritz.<br />

114 4 | <strong>2021</strong>


leben<br />

TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

116 4 | <strong>2021</strong>


leben<br />

BRANDIS WELT DER KLEINSTEN DINGE<br />

Bereit für eine Reise auf<br />

Papier? Wer sich in die<br />

Welten des Grafikers<br />

Uwe Brandi vertiefen<br />

möchte, muss Lust<br />

haben, mit den Augen<br />

auf Entdeckungstour<br />

zu gehen – braucht<br />

Neugierde und Humor<br />

und sollte als wichtiges<br />

Reiseutensil eine Lupe<br />

bereithalten. Sonst<br />

können die kleinsten<br />

Striche, Schraffierungen<br />

und Buchstaben seiner<br />

Werke entgehen.<br />

4 |<strong>2021</strong> 117


leben<br />

LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />

Die Welten, die der 1942 in<br />

Göttingen geborene Uwe<br />

Brandi auf großflächiges<br />

Papier bannt, erinnern ein<br />

wenig an Suchbilder. Sie<br />

überwältigen mit ihrer Detailfülle<br />

– ganz gleich, ob es<br />

Häuserzeilen, Straßenkreuzungen,<br />

Brücken, Mauern,<br />

fantastische Maschinen oder Schriftblöcke sind. Das<br />

Auge muss sich vertiefen, um alles zu erfassen. Manchmal<br />

zeigt die Bildwelt auch das Körperinnere, Organe<br />

wie Herz oder Darm. Den Menschen reduziert Brandi in<br />

seinen Zeichnungen hingegen zum Strichmännchen, legt<br />

ihm mit Comic-Sprechblasen Sprüche und Zitate in den<br />

Mund. Meist in großen Gruppen umringen sie ihre Bauten<br />

und die Fantasieschöpfungen des Künstlers. Brandi<br />

stellt sie einander gleich: Er selbst taucht als Strichmännchen<br />

auf, ebenso Nobelpreisträger oder andere Berühmtheiten.<br />

Zu ernst nehmen darf sich in seinen Bildern niemand.<br />

„So klein wie ich zeichne, so wichtig nehme ich<br />

mich“, sagt der 79-Jährige feststellend.<br />

118 4 | <strong>2021</strong>


leben<br />

Seine Grafiken seien eine „Art Collage-Technik“. Vom<br />

Aufbau erinnern sie teils an Gemälde wie die von Hieronymus<br />

Bosch im 15. Jahrhundert, auf denen sich zahllose<br />

Frauen wie Männer, Fabelwesen und Getier tummelten.<br />

Bilder, die gleichsam eine Geschichte erzählten.<br />

Das möchte auch Brandi mit seiner Kunst. Wobei ihm<br />

der Bildhauer Gerhard Marcks in seiner Jugend dringend<br />

davon abriet: Das solle der Maler Schriftstellern<br />

überlassen. Brandi sah das anders. Waren nicht auch<br />

Altar-Bilder Erzählungen der Bibel? Von ungefähr kommt<br />

die Verwandtschaft seiner Zeichnungen mit Tafelbildern<br />

daher nicht. Sie messen denn auch für Grafiken seltene<br />

Größen, umfassen schon einmal mehr als zwei Meter. In<br />

seinem Werk finden sich außerdem Anklänge an historische<br />

Kupferstiche, an Veduten mit ihren Stadt- und<br />

Landschaftspanoramen, an Fantastisches des Surrealismus<br />

und an die Bildsprache der Comics. Wobei all dies<br />

der Künstler zu seiner eigenen Sprache verarbeitet, nicht<br />

kopiert, sondern etwas Neues schafft – Brandis ganz eigene<br />

Welt. Seine Grafiken hängen in Privathäusern, Büros,<br />

Firmensitzen und wurden in zahlreichen Zeitungen<br />

und Magazinen gedruckt. Besonders häufig hängen sie<br />

sicherlich in Göttingen, wo viele Brandi kennen und die<br />

Architektenfamilie, aus der er stammt.<br />

SEINE WELT BANNT DER KÜNSTLER heute in seinem<br />

Einzimmeratelier im Schweizer Tessin auf schweres Zeichenpapier.<br />

„Ich bin ein Pingel, ich arbeite mit Lupe“,<br />

bemerkt er humorvoll über sich selbst. So setzt der<br />

Künstler zur Arbeit eine Kopfband-Lupe auf, klappt das<br />

Visier vor seine zierliche schwarze Brille: Dank der Vergrößerung<br />

kann Brandi zarteste Striche gut erkennen.<br />

Auch Punkte seien kleinste Striche, bemerkt er. Brandi<br />

nimmt dann seinen Rapidografen – einen technischen<br />

Tuschestift mit extrem dünner Metallspitze – in seine<br />

recht großen Hände und beginnt. Im Radio spielt dabei<br />

fast immer Kammermusik. „Was ich mache, das ist auch<br />

Kammermusik – mit ganz wenig Mitteln ganz viel erreichen“,<br />

betont Brandi und lächelt. Malerei hingegen sei<br />

für ihn ein Orchester, eine Symphonie in Farben.<br />

Wer Brandi zuhört, hat den Eindruck, als sei das<br />

Zeichnen kleinster Dinge für ihn quasi eine Meditation.<br />

Ein Versenken, das Stunden, Tage, Wochen, sogar Jahre<br />

anhalten kann. Das ihn weit weg von dem Raum führt,<br />

der ihn umgibt, von dem großen Zeichentisch, auf dem<br />

Notizblöcke liegen, den Familienfotografien und Zeichnungen<br />

an der Wand hinter ihm. Hinweg über den<br />

Schweizer Ort Tegna, den Fluss Maggia, über Täler,<br />

Schluchten und die hoch aufragenden Gebirge.<br />

Die Explosion<br />

Dieses Bild setzt die Geschichte einer anderen Grafik:<br />

die Blase. Diese war mit Gasen gefüllt, die hier explodieren.<br />

Brandi ergänzte ein letztes Bild, das nur ein Männchen<br />

und ein Fähnchen zeigt. Er entschied sich gegen einen<br />

vorgegebenen Spruch, jeder soll seine Idee imaginär<br />

hineinschreiben können.<br />

4 |<strong>2021</strong> 119


leben<br />

Ein Blatt für die<br />

Göttinger Bürger<br />

Die Göttinger Stadtansicht<br />

war das Herzstück<br />

von Brandis<br />

Ausstellung 2015 in der<br />

Torhaus Galerie in<br />

Göttingen. „Ein Blatt für<br />

die Göttinger Bürger“<br />

wie er sagt, ursprünglich<br />

ein Auftragswerk<br />

der Steuerberatungsgesellschaft<br />

Quattek<br />

& Partner. Hier zeigt<br />

sich Brandis Begeisterung<br />

für Geschichte<br />

– vielleicht ein kleines<br />

Erbstück seines Großvaters<br />

Karl Brandi.<br />

4 |<strong>2021</strong> 121


So reiste er als 70-Jähriger zurück in die Stadt seiner<br />

Kindheit, die er nach dem Abitur verließ: Göttingen. Anlass<br />

war eine Auftragsarbeit einer Steuerberatungsgesellschaft<br />

für ein Stadtpanorama, das er 2015 vollendete.<br />

„Ich habe die Stadt erst durch diesen Auftrag richtig kennengelernt“,<br />

erzählt Brandi. Zuerst habe er Fotografien<br />

der Gebäude aufgenommen, dann zur Stadtgeschichte<br />

recherchiert. Wobei ihn die Historie mehr gefesselt habe<br />

als die Gebäude – ganz besonders die Geschichte der<br />

mutigen Göttinger Sieben, Professoren, die 1837 gegen<br />

die Aufhebung der liberalen Verfassung im Königreich<br />

Hannover protestierten. Brandi zeichnete aber auch die<br />

Schattenseiten Göttingens, so die Rolle der Stadt im<br />

Nationalsozialismus, dargestellt als grauer Vorhang.<br />

WER GENAU HINSCHAUT, entdeckt im Bild auch Brandis<br />

Familiengeschichte: seinen Vater Diez Brandi und<br />

seinen Bruder Jochen Brandi als Strichmännchen. Beides<br />

Architekten, die Göttingen prägten. Jochen Brandi steht<br />

vor der Lokhalle, die er einst für das Kulturleben rettet.<br />

Der Vater vor der von ihm in den 1960er-Jahren entworfenen<br />

Stephanuskirche mit dem hohen Glockenturm.<br />

Heute lebt von seiner Familie nur noch Bruder Hinnerk<br />

in der Stadt.<br />

„Diese zu verlassen, ist eine entscheidende Weichenstellung<br />

in meinem Leben gewesen“, sagt Brandi rückblickend.<br />

Nicht im Zorn habe er die Stadt verlassen,<br />

sondern um sich selbst zu finden. Uwe Brandi erzählt<br />

von einer wechselvollen Jugend. Vom frühen Tod dreier<br />

seiner Geschwister und dem Aufwachsen mit seinen drei<br />

weiteren Brüdern. Von Stunden der Freiheit, weil keiner<br />

auf ihn achtete. Von seiner Mutter Antje Brandi, die ihre<br />

Sorgen im Garten vergrub. Er berichtet von seinen<br />

Schwierigkeiten in der Schule, vor allem mit der Rechtschreibung,<br />

und davon, wie er zweimal sitzen blieb.<br />

Energie habe er hingegen ins Schwimmen gesteckt, von<br />

einer Sportlerkarriere geträumt – und von Mädchen.<br />

Brandi zeichnete gern und talentiert wie sein Vater<br />

und seine beiden älteren Brüder. Von einer USA-Reise<br />

brachte ihm sein Bruder Jochen 1952 ein Buch des<br />

rumänisch-amerikanischen Zeichners und Karikaturisten<br />

Saul Steinberg mit. „Als junger Mann begeisterten<br />

mich dessen beißender Humor und seine Zeichenkunst“,<br />

sagt Brandi. Eine Klassenreise nach Florenz machte ihm<br />

noch mehr deutlich, wofür sein Herz schlägt: Er sah


leben<br />

4 |<strong>2021</strong> 123


leben<br />

Ein fast blauer Himmel<br />

Das Mauerbild entstand<br />

in den 1980er-Jahren, als<br />

die innerdeutsche Grenze<br />

noch bestand. Brandi<br />

hatte eigentlich geplant,<br />

die freien Stellen mit<br />

parallel laufenden blauen<br />

Linien auszufüllen.<br />

Er entschied anders und<br />

so blieb nur der Titel:<br />

,Ein fast blauer Himmel‘.<br />

4 |<strong>2021</strong> 125


leben<br />

» Ich habe mir dabei<br />

gedacht, dass man sich<br />

etwas dabei denken soll. «<br />

die Veduten von Giovanni Battista Piranesi, einem italienischen<br />

Kupferstecher des 18. Jahrhunderts. „Danach<br />

habe ich mit dem Schwimmtraining aufgehört und beschlossen,<br />

nur noch zu zeichnen. Ich bin dabei geblieben.“<br />

Der Weg von Göttingen führte ihn aber nicht direkt<br />

zur Kunstakademie. Brandi absolvierte zunächst eine<br />

kaufmännische Ausbildung bei Kaufhof – zur Sicherheit,<br />

sollte ihn die künstlerische Muse später einmal verlassen.<br />

Im Jahr der Studentenproteste 1968 begann er dann an<br />

den Kölner Werkschulen, wo er seiner Leidenschaft folgte<br />

und sich in die Grafik vertiefte. Damals bereits zeichnete<br />

er mit Lupe, zur Verwunderung mancher. Ein Studienfreund<br />

habe zu ihm gesagt: „Uwe, du musst weiter weg<br />

gehen.“ Auch später habe er sich nicht verunsichern<br />

lassen, sei seinem Stil treu geblieben. Ein Redakteur des<br />

Magazins Spiegel habe nach mehreren gedruckten Titeln<br />

gesagt: „Wir können doch keine Lupe beilegen, malen<br />

Sie größer!“ Er habe geantwortet: „Dann ist es kein echter<br />

Brandi mehr.“<br />

1971 FOLGTE DIE ZWEITE GROSSE Lebensentscheidung.<br />

Brandi kaufte mit seiner Frau Mati ein Haus der Jahrhundertwende<br />

in Polch in der Eifel. Weg von Köln, weit<br />

entfernt von der Kunstszene konzentrierte sich Brandi<br />

ganz auf das Zeichnen. Hier wuchs sein Sohn Jesko auf.<br />

„Das Haus war wie eine Festung“, bemerkt der Künstler.<br />

Ein Foto als Beilage zu einem Kunstkatalog zeigt Brandi<br />

kurz nach dem Umzug auf dem Balkon: Groß, schlank,<br />

in Jeans und Wollpullover, hält er in der linken Hand<br />

einen Metallkäfig in die Höhe, darin eine selbst gebastelte<br />

Maschine. ,Radierer und Maschinenbauer‘ steht unter<br />

der Aufnahme. Brandis gezeichnete Fantasien aus den<br />

1970er-Jahren füllen einen schmalen Katalog: Sie reichen<br />

von der Nullwegmaschine zur Pingelmaschine, haben<br />

Beine, Krallen, Greifer und werden von Zahnrädern angetrieben.<br />

Im Nachwort wird Brandi zum Sinn seiner<br />

Kreationen zitiert: „Ich habe mir dabei gedacht, dass<br />

man sich etwas dabei denken soll.“<br />

Zum Nachdenken will Brandi mit all den Zeichnungen<br />

bis heute anregen. Manche entstehen nach jahrelangem<br />

Ringen, wie das Bild einer Blase, das unvollendet 15 Jahre<br />

an seiner Atelierwand hing. Polch hat der Künstler nach<br />

vierzig Jahren verlassen. Seine Frau starb 2014 wenige<br />

Wochen nach einer schweren Krankheit. Brandi zog in die<br />

Schweiz und fand in Myrtha, einer Freundin der Familie,<br />

eine neue Partnerin. Seine kurzen Haare und der Bart sind<br />

mittlerweile weiß. Eines treibt den Grafiker um: Was passiert<br />

später mit seinen Werken? „Fällt das alles in den<br />

Schredder?“, fragt sich Brandi. Eine bisherige Leerstelle,<br />

die auf Antwort drängt. Zwar war der Künstler stets gefragt,<br />

eine große Werkschau fehlt jedoch.<br />

SEINER FREUDE AM SCHAFFEN SEINER WELTEN tut<br />

das keinen Abbruch, die Augen versagen nicht ihren<br />

Dienst. Brandi arbeitet unverdrossen an seinem, wie er<br />

es nennt, „endgültigen Lebenswerk“. In einem ungewöhnlichen<br />

Format von zehn Zentimeter Höhe, jeder<br />

Bogen einen Meter lang. Aktuell sei er bei 19 Metern<br />

angelangt, 30 sollen es mal werden. Die Betrachter<br />

müssten es später wie einen Film ansehen. Was sie erblicken<br />

werden? Brandi verrät es nicht. Nur eines ist<br />

sicher: Es wird seine Welt zeigen – witzig, irritierend,<br />

nachdenklich stimmend. Der Künstler blickt zufrieden<br />

auf sein Schweizer Leben: „Im Tessin ist es traumhaft.<br />

Ich brauche gar nicht mehr zu sterben, ich bin jetzt<br />

schon im Paradies.“ ƒ<br />

126 4 | <strong>2021</strong>


leben<br />

Zur Person<br />

Uwe Brandi studierte 1968 bis 1977 an den Kölner Werkschulen,<br />

seit 1971 als Meisterschüler von Professor Alfred<br />

Will. Ab 1972 hatte er zahlreiche Ausstellungen in Deutschland<br />

sowie im Ausland, darunter in New York und Krakau.<br />

Auch in Göttingen waren seine Werke zu sehen, letztmalig<br />

in der Torhaus Galerie 2015. Zwischen 1990 und 2002<br />

gestaltete er Titelseiten des Magazins Spiegel. Mehrmals<br />

wurde Brandi bereits mit Preisen ausgezeichnet – wie zum<br />

Beispiel 1989 mit dem Albert-Haueisen-Preis. Heute lebt<br />

der 79-Jährige in Tegna in der Schweiz.<br />

www.uwebrandi.de<br />

4 |<strong>2021</strong> 127


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Nicole Benseler<br />

Nicole Benseler hat zum 1. Juli 2020 offiziell den<br />

Vertrieb des <strong>faktor</strong>s übernommen. Eingestiegen in<br />

schwierigen Zeiten, steht sie seitdem charmant als<br />

Ansprechpartnerin bereit, wenn es um Ihre Werbung<br />

im <strong>faktor</strong> und den Sonderausgaben geht.<br />

Nach ihrer Ausbildung als Bürokauffrau war Benseler<br />

lange Zeit als Kundenberaterin für gehobene Privatund<br />

Geschäftskunden im Bankwesen tätig und bringt<br />

darüber hinaus ein breites Netzwerk an Kontakten<br />

in ganz Südniedersachsen mit.<br />

Benseler lebt mit ihrer 14-jährigen Tochter in Göttingen.<br />

In ihrer freien Zeit erstürmt sie im <strong>Winter</strong> gern die<br />

Gipfel mit Skiern im Gepäck und wandert den Rest des<br />

Jahres in der Region umher. Die gebürtige Göttingerin<br />

ist begeisterte Tänzerin, genießt die Kultur in ihrer<br />

Heimatstadt und entspannt sich beim Yoga oder bei<br />

'gemeinsamen Abenden mit Freunden.<br />

Kontakt<br />

Tel. 0551 30 98 39-22<br />

Fax: 0551 309839-11<br />

benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

130 4 |<strong>2021</strong>


Akis Parasidis<br />

Das neueste Teammitglied im <strong>faktor</strong>-Vertrieb wird<br />

ab Januar 2022 Akis Parasidis sein. Der 46-Jährige<br />

unterstützt den <strong>faktor</strong> mit seiner mehr als zehnjährigen<br />

Vertriebs expertise im Direktvertrieb und entwickelt<br />

alternative Methoden zur Neukundenakquise.<br />

Alexander Schneider<br />

Seit September <strong>2021</strong> ist Alexander Schneider mit<br />

an Bord und verantwortet die Bereiche Online- und<br />

Performance-Marketing sowie Digitalisierung. Er steht<br />

Ihnen als Ansprechpartner für alle digitalen Produkte<br />

und Formate des <strong>faktor</strong>s kompetent zur Verfügung.<br />

Schneider bringt über 20 Jahre Berufserfahrung in den<br />

Bereichen Marketing, Sales, Digitalisierung und Online<br />

mit und kennt sowohl die Arbeit in weltweit tätigen<br />

Konzernen als auch in frisch gegründeten Start-ups.<br />

Der 46-Jährige ist sowohl in München als auch in<br />

Göttingen zu Hause und lebt seine Begeisterung für<br />

Technologie auch im Privaten aus. Ausgleich dazu<br />

findet der gebürtige Wiesbadener beim Fitnesssport und<br />

als Genussmensch beim Wining and Dining.<br />

Kontakt<br />

Tel. 0551 30 98 39-25<br />

Fax: 0551 309839-11<br />

schneider@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Nach seiner Ausbildung zum Restaurantfachmann und<br />

Systemgastronom durchlief der gebürtige Oldenburger<br />

verschiedene Stationen im Food-Bereich. Bei Viani<br />

in Göttingen hatte er schließlich die Möglichkeit,<br />

vom Einzelhandel in den Außendienst zu wechseln,<br />

was seine Leidenschaft für den Vertrieb weckte.<br />

Als Senior- Verkäufer im Direktvertrieb entwickelte<br />

er in den vergangenen Jahren die Devise, dass der<br />

Verkauf von allein passiere, sofern die richtigen<br />

zwischenmenschlichen Beziehungen aufgebaut wurden.<br />

Parasidis lebt mit seiner Familie in seiner Wahlheimat<br />

Göttingen. Seine freie Zeit verbringt er beim Basketball<br />

oder Laufen und mit der Lektüre psychologischer<br />

Fachbücher. Sich selbst beschreibt Parasidis als<br />

begeisternd und teamorientiert.<br />

Kontakt<br />

Tel. 0551 30 98 39-0<br />

Fax: 0551 309839-11<br />

parasidis@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

4 |<strong>2021</strong> 131


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TOP-ARBEITGEBER<br />

der Region Göttingen <strong>2021</strong>/2022<br />

Foto: stock.adobe.com


134 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22


Bewährtes Konzept<br />

mit neuen Impulsen<br />

Die Pandemie hat zahlreiche Veränderungen angestoßen – so auch beim Arbeitgebermarketing TOPAS<br />

– TOP Arbeitgeber Südniedersachsen: Mehr Flexibilität und Veränderungen im Arbeitsalltag bringen mehr<br />

Gestaltungsmöglichkeiten und erfordern einen offeneren Umgang mit den Mitarbeitern.<br />

TEXT MARGARETA VOGEL FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />

LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />

24<br />

Unternehmen befinden sich<br />

derzeit im Auditierungsprozess<br />

zum Top Arbeitgeber<br />

Südniedersachsen, viele davon<br />

seit mehreren Jahren. Zwei zentrale<br />

Aspekte treiben die Teilnehmer um: Mitarbeiter<br />

im Unternehmen halten und neue<br />

gewinnen. Die Pandemie hat dafür einen<br />

neuen Schub an Möglichkeit und Herausforde<br />

rungen geschaffen, die im künftigen<br />

Arbeitgebermarketing deutliche Spuren hinterlassen<br />

werden.<br />

„Viele Unternehmen haben – beflügelt<br />

durch den Lockdown – bereits einen riesigen<br />

Digitalisierungsschub durchlaufen“, sagt Susanne<br />

Spellerberg, Projektleiterin bei der<br />

Südniedersachsenstiftung für das TOPAS-<br />

Programm. „Dieser Herausforderung sind<br />

sie oftmals mit hoher Flexibilität und Kreativität<br />

be gegnet.“ Klar im Vorteil waren dabei<br />

die Unternehmen, die bereits eine auf das<br />

mobile Arbeiten ausgerichtete IT hatten<br />

oder entsprechende Kapazitäten zügig aufbauen<br />

konnten. „Die konnten deutlich<br />

schneller wieder neue Mitarbeiter gewinnen<br />

und leichter in das Unternehmen und ihren<br />

Arbeitsplatz einführen.“<br />

Abgesehen von der Infrastruktur mussten<br />

aber auch neue Wege gefunden werden, die<br />

Zielgruppen zu erreichen. Beispiel: Schüler<br />

und potenzielle Auszubildende. 2020 fielen<br />

die etablierten Berufsmessen weitgehend<br />

aus, dann folgte die Verlagerung ins Digitale.<br />

Die Schulen an sich waren auch nicht mehr<br />

zugänglich, die Unternehmen mussten sich<br />

etwas einfallen lassen. Manche Firmen aus<br />

dem TOPAS-Netzwerk haben beispielsweise<br />

extra für Schüler virtuelle Angebote geschaffen,<br />

mit denen ein Rundgang durch<br />

sowie Einblicke in das Unternehmen möglich<br />

wurden.<br />

DOCH AUCH ONLINEMESSEN haben das<br />

Geschäft nicht einfacher gemacht. „Schon<br />

auf Präsenzmessen ist es ziemlich schwer,<br />

die Gruppe der 14- bis 16-Jährigen zu erreichen“,<br />

sagt Spellerberg. Sie kämen oft nur<br />

an den Stand, wenn Unternehmen besondere<br />

Attraktionen bieten. Sie jedoch in Gespräche<br />

zu verwickeln und individuell zu<br />

erreichen, sei ungleich schwerer. „Auf einer<br />

digitalen Messe können Arbeitgeber die<br />

Teilnehmer gar nicht aktiv ansprechen, vielmehr<br />

müssen sie ihre Angebote ganz an-<br />

ÜBER TOPAS<br />

Das TOPAS-Netzwerk umfasst aktuell 40<br />

Unternehmen und Institutionen. Alle zwei<br />

Jahre stellen sie sich dem Audit, in dem die<br />

Südniedersachsenstiftung und die Göttinger<br />

Geschäftsstelle der IHK Hannover überprüfen,<br />

welche Fortschritte sie in den Bereichen<br />

Personalführung, Chancengleichheit und<br />

Diversität, Gesundheit, Wissen und Kompetenz<br />

gemacht und ob sie die festgelegten<br />

Ziele erreicht haben. TOPAS hilft den Unternehmen<br />

ganz konkret, diese Möglichkeiten<br />

zu nutzen und die Herausforderungen zu<br />

bestehen. Neben einem regen Austausch und<br />

zahlreichen Best-Practice-Beispielen innerhalb<br />

des Netzwerks vermittelt TOPAS in seinen<br />

Workshops und Seminaren das Wissen und<br />

die Werkzeuge, die dafür nötig sind.<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 135


»Eine wesentliche Erkenntnis<br />

der Pandemie ist daher,<br />

dass sie den Unternehmen<br />

den Handlungsbedarf in der<br />

Mitarbeiterbindung und der<br />

internen Kommunikation<br />

noch schonungsloser<br />

aufgezeigt hat. «<br />

SUSANNE SPELLERBERG<br />

Kontakt<br />

Susanne Spellerberg<br />

Projektleitung TOPAS<br />

Tel. 0551 270713-32<br />

susanne.spellerberg@suedniedersachsenstiftung.de<br />

www.topas-sns.de<br />

136 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

ders darstellen, um die Aufmerksamkeit der<br />

Schüler zu gewinnen.“ Das erfordert manchmal<br />

mehr Vorbereitung als eine Präsenzmesse.<br />

„DIE UNTERNEHMEN sind dann erfolgreich,<br />

wenn sie es schaffen, Nähe zu den Schülern<br />

herzustellen. Das gelingt zum Beispiel, indem<br />

sie die eigenen Azubis einsetzen, die<br />

dadurch wiederum selbst viel stärker für ihren<br />

Job begeistert werden“, erklärt die Projektleiterin.<br />

Das heißt aber auch, dass die<br />

Azubis dafür die Zeit und Ressourcen brauchen,<br />

manchmal auch die nötigen Spielräume,<br />

um coole Formate zu entwickeln, die<br />

Schüler ansprechen. Unternehmen, die in<br />

diesem Bereich vorausdenken und die Zielgruppe<br />

genau im Visier haben, haben nach<br />

wie vor bei den Bewerbungen einen guten<br />

Zuspruch, zeigt die Erfahrung bei TOPAS.<br />

Auch in der Gewinnung erfahrener Mitarbeiter<br />

machen sich die digitalen Veränderungen<br />

bemerkbar. Einstellungsgespräche<br />

via Videokonferenz haben sich als sehr praktisch<br />

erwiesen, können aber ein persönliches<br />

nur bedingt ersetzen. Doch wie gelingt die<br />

Integration neuer Mitarbeiter in das Unternehmen,<br />

ihre Aufgaben und die Zusammenführung<br />

mit den Kollegen? „Neue Mitarbeiter<br />

onzuboarden, wenn niemand persönlich<br />

vor Ort ist, ist eine Herausforderung“, sagt<br />

Spellerberg. „Da haben sich die TOPAS-<br />

Firmen sehr viel einfallen lassen.“ Dazu<br />

zählten etwa besondere Onlineveranstaltungen,<br />

die unter anderem dem sozialen Miteinander<br />

dienten. Auch kleine Videos, die<br />

bestimmte Abläufe im Unternehmen erklärten,<br />

waren Ansätze.<br />

Für die etablierten Mitarbeiter hat die interne<br />

Zusammenarbeit im Homeoffice weitgehend<br />

funktioniert. Doch auch mit dem<br />

Homeoffice sind die Erfahrungen gemischt.<br />

„Es hat sich gezeigt: Es gibt die Mitarbeiter,<br />

die den persönlichen Austausch brauchen,<br />

und diejenigen, für die Homeoffice das<br />

Nonplusultra ist“, so Spellerberg. Ein Spagat,<br />

für den die Unternehmen jetzt schnell<br />

Lösungen entwickeln müssen. In der modernen<br />

Arbeitswelt nach der Pandemie werden<br />

sich diejenigen Unternehmen im Wettbewerb<br />

um Mitarbeiter am besten behaupten, die<br />

den Bedürfnissen rund um das mobile Arbeiten<br />

Rechnung tragen.<br />

Gleichzeitig gibt es jedoch auch die Tätigkeiten,<br />

wie etwa in sozialen und medizinischen<br />

sowie produzierenden Bereichen,<br />

die sich nicht durch das Homeoffice flexibilisieren<br />

lassen. Wenn aber die Arbeitsbedingungen<br />

nur für eine Gruppe besser<br />

werden, stellt sich wiederum das Problem<br />

des Sozialneids. „Eine wesentliche Erkenntnis<br />

der Pandemie ist daher, dass sie den Unternehmen<br />

den Handlungsbedarf in der<br />

Mitarbeiter bindung und der internen Kommunikation<br />

noch schonungsloser aufgezeigt<br />

hat“, schildert die Projektleiterin ihre<br />

Eindrücke.


WELCHE SCHLÜSSE HABEN Unternehmen<br />

also aus dem pandemiebedingten Digitalisierungsschub<br />

gezogen? Eine wichtige Feststellung:<br />

Digital ist nicht zwangsläufig besser.<br />

Und: Es kommt auf die Bedürfnisse des<br />

Einzelnen an, die ernst genommen werden<br />

wollen. „Das bedeutet für die Führungskräfte<br />

vor allem: zuhören“, sagt Susanne<br />

Spellerberg. Konkret auf das Homeoffice<br />

bezogen, werden künftig vermutlich Hybridmodelle<br />

dominieren, die Homeoffice und<br />

Präsenz verbinden. Das bringt aber auch<br />

Veränderungen für Führungskräfte mit sich,<br />

die vor der Frage stehen, wie sich Führung<br />

vom Computer aus am besten gestalten<br />

lässt. „Es kann nicht immer alles möglich<br />

gemacht werden, doch wenn Vorgesetzte<br />

ihre Mitarbeiter einbeziehen und Entscheidungen<br />

transparent machen, kann das die<br />

Mitarbeiterbindung durchaus stärken.“<br />

Best-Practice-Beispiele gibt es dafür einige.<br />

Zum Beispiel, den Mitarbeitern mehr Verantwortung<br />

zu geben oder ihre Fähigkeiten<br />

besser zu berücksichtigen oder über Lehrgänge<br />

zu stärken. In einer Arztpraxis waren<br />

es Einblicke in die unternehmerische Entwicklung<br />

sowie ein Rückzugsraum für die<br />

Angestellten für Pausen vom hektischen<br />

Praxisalltag.<br />

MITARBEITERGESPRÄCHE und -befragungen<br />

sowie eine Praxis der offenen Tür sind<br />

wichtige Voraussetzungen, aber es müssen<br />

sich auch reale Veränderungen einstellen,<br />

denn nur das zeigt den Mitarbeitern letztlich,<br />

dass man ihre Bedürfnisse ernst nimmt.<br />

Das große Interesse seitens der Personalverantwortlichen<br />

jedenfalls scheint da zu<br />

sein. „Für unser Seminar ‚Menschen gewinnen<br />

für Veränderungen‘ hatten wir so<br />

viele Anmeldungen, dass wir einen zweiten<br />

Termin eingerichtet haben“, erklärt Spellerberg,<br />

die sich sicher ist, dass dieser Trend<br />

auch nach der Pandemie anhalten wird.<br />

„Die Welt ist so schnelllebig, dass schnellere<br />

Anpassungsleistungen notwendig werden.<br />

Gleichzeitig tun sich Menschen mit Veränderungen<br />

schwer. Dabei die Mitarbeiter<br />

ernst zu nehmen und mitzunehmen, ist eine<br />

große Herausforderung.“ Dieser Einsatz<br />

lohnt sich letztlich: Change Management,<br />

eine gute Kommunikation und Krisenmanagement<br />

sind dabei die zentralen Erfolgs<strong>faktor</strong>en<br />

für Unternehmen. ƒ<br />

TOPAS-zertifizierte Unternehmen<br />

Autohaus Siebrecht GmbH, Uslar<br />

Beschäftigungsförderung Göttingen, Göttingen<br />

BKK Technoform, Göttingen<br />

Copernicus GmbH, Göttingen<br />

Daume GmbH, Duderstadt<br />

Ehrhardt Reifen + Autoservice GmbH & Co. KG,<br />

Wulften am Harz<br />

Möbelschreinerei Engelhardt, Ebergötzen<br />

Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG, Alfeld<br />

Finanzämter Südniedersachsen, Northeim<br />

Göttinger Werkstätten gGmbH, Göttingen<br />

Hausarztpraxis Bilshausen, Bilshausen<br />

HKS Sicherheitsservice GmbH, Hardegsen<br />

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen<br />

Kreis-Sparkasse Northeim, Northeim<br />

KWS SAAT SE & Co. KGaA, Einbeck<br />

Landkreis Northeim, Northeim<br />

Mineba Intec Bovenden GmbH, Bovenden<br />

mod IT Services GmbH, Einbeck<br />

NextPharma, Göttingen<br />

Obermann Logistik GmbH, Osterode am Harz<br />

Piller Group GmbH, Osterode am Harz<br />

PMH Personalmanagement Harz GmbH, Osterode am Harz<br />

QUATTEK & PARTNER Steuerberatungsgesellschaft mbB,<br />

Göttingen<br />

Refratechnik Cement GmbH, Göttingen<br />

Renneberg + Partner, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater,<br />

Rechtsanwälte, Gleichen/Klein Lengden<br />

RUHSTRAT Haus- und Versorgungstechnik GmbH, Göttingen<br />

Sanitätshaus o.r.t. GmbH, Göttingen<br />

Sartorius AG, Göttingen<br />

Senioren- und Pflegeheime Lamm GmbH, Walkenried/Zorge<br />

sero handwerker-services GmbH, Northeim<br />

Smurfit Kappa Herzberg Solid Board GmbH, Herzberg am Harz<br />

Sparkasse Duderstadt, Duderstadt<br />

Sparkasse Göttingen, Göttingen<br />

Stadt Göttingen, Göttingen<br />

Stiemerling Senioren-Residenzen e.V., Northeim<br />

SYCOR GmbH, Göttingen<br />

Tannenhof Fachpflegeheime GmbH, Bad Sachsa<br />

THIMM Group GmbH + Co. KG, Northeim<br />

UMG Gastronomie GmbH, Göttingen<br />

VersicherungsKontor Osterode e.Kfm., Osterode am Harz<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 137


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Die Kreis-Sparkasse Northeim<br />

ist eine Sparkasse. Und keine Bank.<br />

Hier geht es um Menschen und das, was sie bewegt und voranbringt.<br />

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

versorgen jeden Tag jeden unserer<br />

Kunden mit modernen Finanzdienstleistungen,<br />

sind überall gut sichtbar, vernetzt<br />

und integriert – gesellschaftlich und geschäftlich.<br />

Immer auf Augenhöhe mit unseren Kunden<br />

– mit mehr Verstand und mehr Herz.<br />

MITEINANDER IM TEAM für die Region, die<br />

Menschen und unsere Kunden zu arbeiten, ist<br />

daher für uns nicht nur einfach ein Job – es ist<br />

Tag für Tag eine sinnstiftende, herausfordernde<br />

Aufgabe – unsere Profession.<br />

HIERFÜR BRAUCHEN WIR:<br />

• Können, keine Arroganz.<br />

• Talent, keine Starallüren.<br />

• Teamspirit, keinen Egoismus.<br />

KSN-Vorstandsvorsitzende Ute Assmann und Vorstandsmitglied Bernd Sommer<br />

„Wir wünschen uns ein Unternehmen, in dem Zusammenhalt,<br />

Gemeinschaft und Stabilität großgeschrieben werden, denn nur so<br />

lassen sich die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft<br />

zum Wohl der Region meistern. Weil es um mehr als Geld geht.“<br />

UTE ASSMANN<br />

DIESE ARBEITSEINSTELLUNG prägt die<br />

Kreis-Sparkasse Northeim und unser Handeln<br />

an jedem einzelnen Tag. Hier arbeiten<br />

Menschen, die gemeinsam mehr erreichen<br />

wollen – nicht nur für sich, sondern auch für<br />

alle anderen. Hier arbeiten Menschen, denen<br />

es um mehr geht als nur um Geld.<br />

Um gute Arbeit leisten zu können, müssen<br />

unsere Mitarbeiter*innen ihren Fähigkeiten<br />

und Kenntnissen vertrauen und in einem angenehmen<br />

Arbeitsklima arbeiten.<br />

138 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22


PROFIL<br />

www.KSN-Northeim.de<br />

Hier<br />

bist Du<br />

richtig.<br />

Erlebe Vielfalt, gemeinsame<br />

Erfolge, sichere Perspektiven<br />

und Karrierechancen hautnah.<br />

Bewirb Dich jetzt und sichere<br />

Dir einen Ausbildungsplatz!<br />

KSN-Hauptstelle Am Münster in Northeim<br />

Hierfür ist das Bildungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe<br />

ein wesentlicher Erfolgsfak<br />

tor. Die gruppenweite Bildungsarchitektur<br />

vermittelt allen Beschäftigten vom Berufseinstieg<br />

bis hin zur Führungsposition oder anspruchsvollen<br />

Spezialistenaufgabe sowohl das<br />

erforderliche Fachwissen als auch die notwendigen<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen.<br />

DIE BALANCE zwischen Beruf, Familie und<br />

Privatleben ist für unsere Mitarbeiter*innen<br />

und für unsere Sparkasse ein Gewinn. Daher<br />

schaffen wir Spielräume für die Ausgestaltung<br />

individueller Arbeits- und Lebenskonzepte<br />

sowie für ein größeres Maß an Flexibilität für<br />

unsere Mitarbeiter*innen.<br />

Verschiedene Möglichkeiten zur flexiblen Gestaltung<br />

des Arbeitslebens erleichtern die<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie: zum Beispiel<br />

flexible Arbeitszeiten und unterschiedliche<br />

Teilzeitvarianten.<br />

DAS BEFINDEN UND WOHLERGEHEN<br />

unserer Mitarbeiter*innen ist uns ein echtes<br />

Anliegen. Daher unterstützen und fördern wir<br />

dieses unter anderem auch im Rahmen unseres<br />

mehrjährigen Gesundheitsprojekts mit<br />

der AOK Niedersachsen und mit den vielfältigen<br />

Angeboten unserer Betriebssportgemeinschaft.<br />

Die immer weiter voranschreitende Digitalisierung<br />

der Arbeitsprozesse macht das mobile<br />

Arbeiten in der Kreis-Sparkasse Northeim in<br />

zunehmendem Umfang möglich. Die wachsende<br />

Anzahl an digitalen Technologien eröffnet<br />

das Arbeiten an den unterschiedlichsten<br />

Orten und zu flexiblen Arbeitszeiten. Egal ob<br />

zu Hause, unterwegs oder direkt beim Kunden:<br />

Mit Laptop, Tablet oder Smartphone lassen<br />

sich viele Arbeitsinhalte auch außerhalb<br />

des Büros erledigen. Mobiles Arbeiten ist für<br />

uns ein Beitrag für eine ausgewogene Work­<br />

Life-Balance unserer Mitarbeiter*innen.<br />

„Wir wünschen uns ein Unternehmen, in dem<br />

Zusammenhalt, Gemeinschaft und Stabilität<br />

großgeschrieben werden, denn nur so lassen<br />

sich die Herausforderungen der Gegenwart<br />

und der Zukunft zum Wohl der Region meistern.<br />

Weil es um mehr als Geld geht“, sagt die<br />

Vorsitzende des Vorstandes der KSN, Ute Assmann.<br />

KONTAKT<br />

Kreis-Sparkasse Northeim<br />

Am Münster 29<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 709 0<br />

KSN@KSN-Northeim.de<br />

www.KSN-Northeim.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 139


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Digital verbunden<br />

Geschäftsführer Martin Rasmussen<br />

setzt bei seinem Team auf<br />

den Zusammenhalt –<br />

auch im Homeoffice.<br />

FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />

Dank Homeoffice zu neuen Mitarbeitern<br />

Die Göttinger Copernicus GmbH ist ein wissenschaftlicher Open Access Verlag. Von der Pandemie<br />

hat das Unternehmen vor allem in der Mitarbeitergewinnung profitiert.<br />

Wachsen nicht nur trotz, sondern<br />

wegen Corona – so geschehen<br />

beim Göttinger Open Access Verlag<br />

Copernicus. Der Wissenschaftsverlag, der sich<br />

auf Geowissenschaften spezialisiert hat, verzeichnete<br />

unter anderem 20 Prozent mehr<br />

Artikeleinreichungen. „Das ist ein Quantensprung<br />

für uns gewesen, der aber nicht so<br />

weitergehen wird“, sagt Martin Rasmussen,<br />

Geschäftsführer von Copernicus, denn so<br />

langsam stellt sich im Wissenschaftsbetrieb<br />

wieder die alte Normalität ein.<br />

FÜR COPERNICUS haben sich dennoch<br />

nachhaltige Veränderungen ergeben. „Wir<br />

suchen oft englische Muttersprachler. Die<br />

nach Göttingen zu bekommen, klappt zwar,<br />

aber sie hier zu halten, ist schwierig“, so Rasmussen.<br />

Allerdings hat sich auch hier über<br />

die Jahre der Fachkräftemangel bemerkbar gemacht.<br />

„Als wir jedoch gesehen haben, dass<br />

die Arbeit auch im Homeoffice wunderbar<br />

zu erledigen ist, sind wir damit gleich offensiv<br />

in die Stellenausschreibungen gegangen.“<br />

Bewerber können nach Göttingen kommen,<br />

140 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

müssen aber nicht. „Dadurch sind die Bewerberzahlen<br />

plötzlich explodiert.“ Um etwa das<br />

Sechsfache sei die Zahl der Bewerbungen bei<br />

der letzten Ausschreibung gestiegen.<br />

„HOMEOFFICE IST EIN GAMECHANGER,<br />

vor allem für Familien“, betont Rasmussen,<br />

da es eine neue Form der Flexibilität ermöglicht.<br />

„Aus einer Befragung haben sich für uns<br />

zwei Modelle ergeben, die wir künftig anbieten:<br />

entweder permanentes Homeoffice oder<br />

Dienstag bis Donnerstag in Präsenz und die<br />

andere Zeit im Homeoffice.“ Zwei Drittel der<br />

aktuell über 60 Mitarbeiter haben sich für das<br />

permanente Homeoffice entschieden.<br />

Räumlich stehen die Zeichen daher auf<br />

Verkleinerung, doch organisatorisch steht<br />

Martin Rasmussen vor einer großen Herausforderung.<br />

„Wir müssen viel stärker auf das<br />

Miteinander achten, damit niemand hinten<br />

runterfällt und zum Beispiel die eher stillen<br />

Personen nicht unsichtbar werden – das spontane<br />

Plaudern in der Küche geht nicht mehr.“<br />

Erste Formate für das Soziale wurden bereits<br />

etabliert: So treffen sich in einzelnen Abteilungen<br />

die Mitarbeiter täglich für jeweils mindestens<br />

eine halbe Stunde zu informellen virtuellen<br />

Meetings. Ab 2022 sollen dann aber auch<br />

wieder Präsenzformate entstehen, indem<br />

mehrmals im Jahr alle Mitarbeiter – quasi aus<br />

aller Herren Länder – nach Göttingen kommen.<br />

„Damit man sich auch einmal persönlich<br />

sieht“, sagt Rasmussen. „Das brauchen<br />

wir für das Zusammengehörigkeitsgefühl.“<br />

KONTAKT<br />

Copernicus GmbH<br />

Bahnhofsallee 1e<br />

37081 Göttingen<br />

Tel. 0551 9003390<br />

info@copernicus.org<br />

www.copernicus.org<br />

TEXT: SVEN GRÜNEWALD


PROFIL<br />

Das Gebäude von Minebea Intec im Leinetal 2 in Bovenden<br />

Wägetechnik aus Bovenden<br />

Impfstoffproduzenten weltweit vertrauen auf Minebea Intec<br />

Minebea Intec, ein führender Hersteller<br />

von Wäge- und Inspektionstechnologien,<br />

beliefert Kunden aus aller<br />

Welt mit hoch präzisen Lösungen zur Verwiegung<br />

und Fremdkörperdetektion in einer Vielzahl<br />

von Industrien, wie zum Beispiel der Lebensmittel-<br />

oder Chemiebranche. Auch in der<br />

pharmazeutischen und biochemischen Industrie<br />

finden die Industriewaagen und Wägezellen<br />

des Herstellers ihren Einsatz. So nutzt unter<br />

anderem Biontech-Pfizer die hoch präzise<br />

Wägetechnik von Minebea Intec. Impfstoffe<br />

werden in komplexen Prozessen in Bioreaktoren<br />

hergestellt, in denen die Bestand teile<br />

in einer genau festgelegten Menge zu einem<br />

bestimmten Zeitpunkt zusammengeführt<br />

werden. Solche Bioreaktoren werden mit<br />

Wägelösungen von Minebea Intec verwogen.<br />

Trotz des hohen Gewichts des Reaktors, das<br />

oft mehrere 100 Kilogramm beträgt, ist hier<br />

Präzision im Grammbereich gefragt. Die Ergebnisse<br />

der hierbei verwendeten Wägezellen<br />

sind höchst genau und haben eine Fehlerklasse<br />

von nur 0,04 % – obwohl der Bioreaktor<br />

ständig in Bewegung ist und damit präzise<br />

Messungen erschwert.<br />

Andere, dynamische Wägelösungen stellen<br />

in weiteren Produktionsschritten die korrekte<br />

Füllmenge der Impfdosen sicher.<br />

Das Gleiche gilt für mögliche Fremdkörper,<br />

die die Produkte verunreinigen und für den<br />

Konsumenten zu einer Gefahr werden könnten.<br />

Hier können Metalldetektoren und Röntgengeräte<br />

des deutschen Unternehmens die<br />

Qualität und Reinheit von Produkten sicherstellen.<br />

MINEBEA INTEC ist eine Tochterfirma von<br />

MinebeaMitsumi, einem global agierenden<br />

Konzern. Arbeitnehmer erwartet bei Minebea<br />

Intec eine spannende Mischung: Trotz der<br />

internationalen Ausrichtung ist das Arbeitsklima<br />

vor Ort familiär, flache Hierarchien ermöglichen<br />

schnelle Entscheidungswege.<br />

In Deutschland gibt es drei produzierende<br />

Standorte. In Bovenden mit ca. 140 Mitarbeitenden<br />

ist die Business Unit Industriewaagen<br />

angesiedelt: mit über 20 Personen in<br />

der Produktion, 30 Personen in Forschung &<br />

Entwicklung, über 50 Personen in Vertrieb,<br />

Service und Marketing sowie 40 Kollegen mit<br />

Verwaltungsaufgaben. Der Hauptsitz in Hamburg<br />

beherbergt die Wägezellenproduk tion, in<br />

Aachen hingegen werden dynamische Kontrollwaagen,<br />

Röntgeninspektionsgeräte und<br />

Metalldetektoren hergestellt. International gibt<br />

es 20 Standorte und ein ergänzendes Netzwerk<br />

von über 200 Vertriebspartnern.<br />

TROTZ DER DERZEITIGEN globalen Lieferschwierigkeiten<br />

wagt der Leiter der Abteilung<br />

Strategy & Business Development, Willy­<br />

Sebastian Metzger, einen optimistischen<br />

Ausblick: „Durch die Einbindung in einen<br />

internationalen Technologiekonzern erhalten<br />

wir viele Impulse für neue Technologien und<br />

können darüber hinaus auf ein globales Netzwerk<br />

von hoch qualifizierten Kolleginnen und<br />

Kollegen zurückgreifen. Man wird also von<br />

uns auch in den nächsten Jahren spannende<br />

Produkte und Lösungen erwarten können!“<br />

Minebea Intec bildet aus:<br />

Elektroniker für Geräte und Systeme (m/w/d)<br />

Industriekaufleute (m/w/d)<br />

Technische Produktdesigner (m/w/d)<br />

Mehr zu Minebea Intec als Ausbildungsbetrieb<br />

und Arbeitgeber unter:<br />

www.minebea-intec.com/de/ueber-uns/karriere<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 141


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Weltweit aufgestellt Piller-Geschäftsführer Detlev Seidel setzt nicht nur am Standort Osterode (r.) auf zukunftsfähige Veränderung.<br />

Wir lassen unsere Kunden nicht im Dunkeln stehen<br />

Die Piller Group ist Global Player für unterbrechungsfreie Stromversorgungssysteme<br />

mit regionaler Verwurzelung.<br />

Seit über einem Jahrhundert gilt der<br />

Name Piller als Synonym für hohe Qualität<br />

und modernste Technologie. 1909 als<br />

Fabrik für Elektromotoren, Schmiedegebläse<br />

und Luftturbinen in Hamburg gegründet, hat<br />

sich das Produktportfolio über die Jahrzehnte<br />

erweitert und gewandelt. Geblieben sind der<br />

hohe Qualitätsanspruch und das Bestreben,<br />

stets passgenaue, wirtschaftliche und innovative<br />

Lösungen für die Kunden anzubieten.<br />

MIT ANNÄHERND 1.000 MITARBEITERN<br />

weltweit, davon mehr als 600 allein in Deutschland,<br />

ist die Piller Group heute Global Player<br />

und ein Marktführer im Bereich der unter ­<br />

brechungs freien Stromversorgung (USV). Die<br />

globalen Märkte werden über eigene Vertriebsund<br />

Service-Niederlassungen in Europa, den<br />

USA, Australien und Asien sowie über ein<br />

weltweites Netz von Partnern bedient.<br />

Vor dem Hintergrund der steigenden Digitalisierung,<br />

die zunehmend alle Bereiche<br />

der Gesellschaft erfasst, gewinnt eine zuverlässige<br />

Energieversorgung immer mehr an<br />

Bedeutung. Die USV-Systeme von Piller sind<br />

142 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

unentbehrlicher Bestandteil vieler systemrelevanter<br />

und kritischer Infrastrukturen wie<br />

Rechenzentren, Chipfabriken, Krankenhäuser,<br />

Versorgungsunternehmen oder Flughäfen<br />

und sichern eine unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />

auch an extrem rauen Einsatzorten,<br />

wie zum Beispiel beim ALMA-Teleskop<br />

in mehr als 5.000 Metern Höhe in den chilenischen<br />

Anden oder in Alert, der nördlichsten<br />

Ansiedlung der Erde, 800 Kilometer vom<br />

Nordpol entfernt.<br />

„DER EINSATZ DER USV-SYSTEME hat sich<br />

im Laufe der Zeit verändert,“ erklärt Dr. Detlev<br />

Seidel, Geschäftsführer Operations der Piller<br />

Group GmbH. „Wurden diese Systeme früher<br />

hauptsächlich als Stromnetzstabilisator genutzt,<br />

haben sich ihre Einsatzmöglichkeiten<br />

auch als Energiespeicher weiterentwickelt, die<br />

die zunehmende Volatilität der regenerativen<br />

Energiequellen ausgleichen. Dabei fungieren<br />

sie als Puffer, die in Zeiten hoher Stromproduktion<br />

Energie speichern und diese bei<br />

Bedarf wieder abgeben – ein im Kontext der<br />

Energiewende recht spannendes Thema.“<br />

Als hundertprozentige Tochter des britischen<br />

Ingenieur- und Industriekonzerns Langley Holdings<br />

Plc bildet Piller zusammen mit der italienischen<br />

Konzerntochter Marelli Motori und<br />

dem traditionsreichen norwegischen Motorenbauer<br />

Bergen Engines den neuen Unternehmensbereich<br />

,Power Solutions‘, der Projekte im<br />

sich schnell entwickelnden Sektor der hybriden<br />

und erneuerbaren Mikronetze verfolgt – für eine<br />

autarke und konstante Stromversorgung unabhängig<br />

von einem Hauptversorgungsnetz.<br />

KONTAKT<br />

Piller Group GmbH<br />

Abgunst 24<br />

37520 Osterode<br />

Tel. 05522 311-0<br />

www.piller.com


PROFIL<br />

Ausbildungsjahrgang <strong>2021</strong><br />

der Sparkasse Göttingen<br />

TOP-Qualität mit IHK-Zertifizierung<br />

Die Sparkasse Göttingen hat sich für ihre Ausbildungsarbeit von der IHK mit dem Label EINS+ auszeichnen lassen.<br />

Wichtige Erkenntnis: Das umfangreiche Programm in allen Phasen der Ausbildung hat sehr viele Stärken.<br />

17 NEUE AUSZUBILDENDE hat die Sparkasse<br />

<strong>2021</strong> eingestellt – derzeit sind es insgesamt<br />

47 Azubis, die durch ein umfangreiches Ausbildungsprogramm<br />

jenseits von Berufsschule<br />

und Alltagspraxis in den Filialen begleitet werden.<br />

„Wir haben damit bisher sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht und sind überzeugt, dass wir<br />

eine hervorragende Ausbildung durchführen.<br />

Aber wir wollten unsere Prozesse überprüfen<br />

und uns verbessern“, sagt Susanne Bergau,<br />

Leiterin der Direktion Personal der Sparkasse<br />

Göttingen.<br />

Deswegen hat sich die Sparkasse Göttingen<br />

entschieden, ihre Ausbildung von der<br />

IHK Hannover durch drei externe Auditoren<br />

überprüfen und zertifizieren zu lassen. EINS+<br />

heißt das Programm, das Betrieben helfen soll,<br />

ihre Ausbildungsqualität zu verbessern. Die<br />

teilnehmenden Unternehmen geben zunächst<br />

aus führlich Auskunft über ihre Ausbildungsaktivitäten,<br />

dann wird das Unternehmen von<br />

Auditoren besucht, die sich vor Ort und im<br />

vertraulichen Gespräch mit den Auszubildenden<br />

und den Ausbildenden ein eigenes Bild<br />

machen. „Wir durften Auditoren der Firmen<br />

Mahr, Ottobock und Sartorius begrüßen, die<br />

mit einer ganz anderen Brille von außen auf<br />

unsere Abläufe geschaut haben“, sagt die Ausbildungsleiterin<br />

Carina Engelhardt.<br />

„EINE WICHTIGE ERKENNTNIS für uns war,<br />

dass wir schon eine sehr gute Ausbildung<br />

machen“, erzählt Engelhardt weiter. Insbesondere<br />

der Preboarding-Prozess der Ausbildung<br />

wurde von den Auditoren gelobt. Die Integration<br />

der neuen Auszubildenden in den Betrieb<br />

beginnt bereits unmittelbar nach Vertragsunterschrift,<br />

also durchaus zehn Monate vor dem<br />

eigentlichen Ausbildungsbeginn. „Wir halten<br />

zu den Auszubildenden regelmäßig Kontakt<br />

und laden sie zu gemeinsamen Aktivitäten ein –<br />

das kann ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt<br />

sein oder ein Grillen mit allen anderen Auszubildenden.“<br />

Auch ganz grundlegende Themen<br />

– etwa, welche Kleidung in der Sparkasse getragen<br />

werden kann – werden schon im Vorhinein<br />

angeboten, um den Start zu erleichtern. „Das<br />

hat auch dazu geführt, dass die Abspringerquote<br />

nach Vertragsunterzeichnung sehr gering<br />

ist.“<br />

Der Umfang der ausbildungsbegleitenden<br />

Aktivitäten ist bei der Sparkasse über die Jahre<br />

gewachsen. Während es bei den neuen Azubis<br />

um einen leichteren Start in das Unternehmen<br />

geht, geht es während der Ausbildung<br />

vor allem um Vertriebstraining, Projektarbeit<br />

und das Übernehmen von Verantwortung,<br />

etwa in der Azubi-Filiale S-Spot und durch die<br />

Organisation von Veranstaltungen.<br />

„DIE AUDITOREN haben viel positives Feedback<br />

gegeben, aber sie haben uns auch weitere<br />

Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt“,<br />

sagt Bergau. „Das Zertifikat gilt für drei Jahre,<br />

danach werden wir uns der Reauditierung<br />

stellen und zeigen, dass wir diese Themenfelder<br />

umgesetzt haben.“<br />

KONTAKT<br />

Sparkasse Göttingen<br />

Groner Landstraße 2<br />

37073 Göttingen<br />

Spk-Ausbildung@spk-goettingen.de<br />

www.spk-goettingen.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 143


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Wir geben IT ein Gesicht. Geschäftsführer Stephan Reiss (l.) und Thomas Ahlers sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sycor-Gruppe<br />

Sycor ist ausgezeichnet<br />

Göttinger Digitalisierungsexperte Sycor zählt mit Brief und Siegel zu den Top-Arbeitgebern<br />

und besten IT-Dienstleistern des Landes<br />

Mit zwei neuen Auszeichnungen unterstreicht<br />

der IT-Dienstleister Sycor<br />

seine Kompetenz als Digitalisierungsexperte<br />

und seine Qualitäten als Arbeitgeber.<br />

„Wir sind stolz, dass wir im Ranking der<br />

‚Besten IT-Dienstleister 2022‘ so weit vorne<br />

stehen“, so Stephan Reiss, Sycor-Geschäftsführer.<br />

Auch aus dem Personalbereich gibt es<br />

Neuigkeiten: „Wir dürfen uns erneut über die<br />

Auszeichnung als ‚Focus Top Arbeitergeber<br />

Mittelstand‘ freuen“, berichtet Petra Gerweck,<br />

Chief Human Resources Officer.<br />

Doch was macht Sycor zu einem Top-Arbeitgeber?<br />

„Kostenloser Kaffee und 30 Urlaubstage<br />

im Jahr sind Standard – damit gewinnt<br />

man heute keine Fachkräfte mehr“, sagt die<br />

HR-Leiterin mit Gewissheit. Die Rahmenbedingungen<br />

müssen stimmen. Mit attraktiven<br />

Vorteilen wie JobRad oder flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />

punktet Sycor schon seit Jahren.<br />

„Doch das allein reicht nicht aus“, sagt Petra<br />

Gerweck überzeugt. „Den Unterschied macht<br />

das Miteinander. Wir arbeiten alle auf Augenhöhe<br />

und haben Spaß bei unseren Aufgaben.“<br />

144 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

ZENTRALES ELEMENT für die Mitarbeiterzufriedenheit<br />

sind qualifizierte Führungskräfte.<br />

Ob Workshops, regelmäßige Feedback-Gespräche<br />

oder individuelle Weiterbildung – die Führungskräfteentwicklung<br />

fördert Sycor vielfältig.<br />

„Aktuell absolviert bei uns jede Führungskraft<br />

die IHK-zertifizierte Weiterbildung zur Fachkraft<br />

für agile Führung“, erklärt Petra Gerweck.<br />

Trotz aller Agilität verliert Sycor eines nicht<br />

aus dem Auge: zuzuhören. „Die Mitarbeitermeinung<br />

ist uns wichtig. Wir führen regelmäßig<br />

Umfragen durch. Bei der letzten Befragung<br />

kam heraus, dass der Großteil unseres<br />

Teams auch weiterhin flexibel arbeiten möchte.<br />

Die meisten schätzen den Mix aus Homeoffice<br />

und Büro“, so die HR-Leiterin. Flexible Arbeitsmodelle<br />

erleichtern die Vereinbarkeit von Arbeits-<br />

und Privatleben, erhöhen die Zufriedenheit<br />

und reduzieren gleichzeitig Reisekosten.<br />

Priorität bei der Wahl von Arbeitszeit und -ort<br />

hat selbstverständlich der Bedarf der Kunden.<br />

„WIR FÖRDERN DAS MOBILE ARBEITEN<br />

genauso wie die direkte, persönliche Zusammenarbeit<br />

an unseren weltweiten Standorten“,<br />

sagt Sycor-Geschäftsführer Thomas Ahlers.<br />

„Die virtuelle Zusammenarbeit klappt super,<br />

ersetzt den persönlichen Austausch aber natürlich<br />

nicht“, fasst er zusammen. Sycor hat<br />

in den vergangenen Monaten ein hybrides<br />

Arbeitsmodell etabliert: Zu gemeinsam festgelegten<br />

Meetings trifft man sich im Büro zur<br />

teamübergreifenden Zusammenarbeit in Präsenz.<br />

Um Teams zu bilden und Ideen auszutauschen,<br />

bleiben auch die Firmenstandorte<br />

erhalten. Gleichzeitig fördert Sycor auch das<br />

mobile Arbeiten.<br />

Regelmäßige Firmenfeiern sorgen außerdem<br />

für einen persönlichen Austausch. Die<br />

letzte Party fand im September statt, und bei<br />

der nächsten wird auf die neuen Auszeichnungen<br />

angestoßen. Trotz aller Gütesiegel ist man<br />

sich einig, dass zufriedene Mitarbeiter*innen<br />

und Kund*innen die wichtigsten Trophäen des<br />

Unternehmens bleiben.<br />

KONTAKT<br />

SYCOR GmbH<br />

Heinrich-von-Stephan-Str. 1-5<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 490-0<br />

bewerbungen@sycor.de<br />

www.sycor.de/karriere


PROFIL<br />

Michael Weber<br />

FOTOS: ©THIMM<br />

Mit Fokus auf den Menschen<br />

Miteinander, mitentwickeln, mitwirken – bei THIMM stehen den Mitarbeitenden<br />

viele Möglichkeiten offen.<br />

Seit über 70 Jahren ist das Familienunternehmen<br />

THIMM – bereits in dritter<br />

Generation – fest mit der Region Südniedersachsen<br />

verbunden. In Northeim liegt die<br />

Zentrale des international agierenden Unternehmens,<br />

das an 21 Standorten mit über 3.300<br />

Mitarbeitenden Verpackungslösungen und<br />

Verkaufsaufsteller (Displays) produziert. „Vielen<br />

ist die Verpackungsbranche vielleicht nicht<br />

sofort ein Begriff, doch jeder hat Berührungspunkte<br />

mit unseren nachhaltigen Produkten<br />

aus Wellpappe – zum Beispiel beim Einkaufen<br />

im Supermarkt“, erklärt Michael Weber, Leiter<br />

Corporate Strategie + Marketing. „Die Branche<br />

bietet vielseitige Berufsfelder, um sich zu verwirklichen<br />

und Eigenverantwortung zu übernehmen.<br />

Wir setzen auf Mitarbeitende, die die<br />

Zukunft des Unternehmens aktiv mitgestalten.“<br />

DIE BASIS DAFÜR bilden zahlreiche Angebote<br />

zur persönlichen Weiterentwicklung sowie<br />

ein Miteinander auf Augenhöhe. Dass das bei<br />

THIMM gelebt wird, zeigen unter anderem<br />

die interne Duz- und Feedback-Kultur. Dies<br />

gilt auch für die jungen Talente in und nach<br />

der Ausbildung: Die Übernahmechancen mit<br />

erfolgreichem Abschluss sind gut, schließlich<br />

setzt man bei THIMM auf Nachwuchskräfte<br />

aus den eigenen Reihen.<br />

„IN UNSEREM UNTERNEHMEN gibt es<br />

keinen Stillstand – ob bei Investitionen zum<br />

Ausbau unserer Standorte oder bei der Weiterentwicklung<br />

interner Prozesse. Unsere Mitarbeitenden<br />

schätzen, dass sie sich einbringen<br />

und eigenverantwortlich arbeiten können,“<br />

berichtet Michael Weber. „Bei THIMM liegt<br />

der Fokus auf den Menschen.“ Deutlich wird<br />

dies durch Angebote wie zum Beispiel mobiles<br />

Arbeiten oder dadurch, dass die Arbeitszeiten<br />

familienfreundlich und flexibel gestaltet<br />

sind. Aber auch durch eine faire Vergütung,<br />

die Übernahme von Sozialleistungen und<br />

ein umfangreiches Gesundheitsmanagement.<br />

Hierzu zählen unter anderem das Angebot<br />

von Bike­ Leasing oder die Teilnahme an Gesundheitskursen.<br />

Neuen Mitarbeitenden wird<br />

der Einstieg durch eine intensive Onboardingphase<br />

erleichtert und so der Grundstein für<br />

zukünftigen Erfolg gelegt.<br />

DIESE ERFOLGREICHE AUSRICHTUNG auf<br />

die Mitarbeitenden spiegelt auch die Zertifizierung<br />

als Top-Arbeitgeber der Region wider.<br />

Aktuell steht die Rezertifizierung an: „Das<br />

TOPAS-Zertifikat bietet Interessierten eine<br />

gute Orientierung und zeigt, dass Südniedersachsen<br />

eine attraktive Arbeitsregion mit<br />

Netzwerk ist“, sagt Weber. Man zeigt sich optimistisch:<br />

Denn auch mit dem Axia Best Managed<br />

Companies Award, einem Gütesiegel<br />

für hervorragend geführte mittelständische<br />

Unternehmen, wurde THIMM <strong>2021</strong> zum zweiten<br />

Mal in Folge ausgezeichnet.<br />

KONTAKT<br />

THIMM Group GmbH + Co. KG<br />

Breslauer Str. 12<br />

37154 Northeim<br />

Tel. 05551 703 0<br />

www.thimm.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 145


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Peter Schierschke | Geschäftsführung<br />

Eventcateringe [genuss]ERLEBNISSE<br />

Carecatering [genuss]WERK<br />

Businesscatering<br />

Gemeinsam aus aus der der Krise, mit Blick in in die die Zukunft<br />

hat das Wie Team hat das der Team UMG der UMG Gastronomie GmbH die gemeinsam Coronakrise mit allen gemeinsam mit allen<br />

Mitarbeiter*innen gemeistert? die Coronakrise gemeistert?<br />

u Beginn 2020 hatten wir als zukunftsorientiertes<br />

nternehmen ca. 300 Beschäftigte. Im März<br />

020 überraschte uns - wie alle anderen Unternehmen<br />

uch - die Pandemie, sodass wir große Teil der Belegchaft<br />

in die Kurzarbeit schicken mussten. Hiervon<br />

aren alle Bereiche des Unternehmens betroffen. Trotz<br />

er sehr schwierigen Lage sahen wir uns dennoch in<br />

er Pflicht, unsere Beschäftigten zu unterstützen und<br />

aben das Kurzarbeitergeld aufgestockt. Somit konnten<br />

ie finanziellen Auswirkungen für unsere Beschäftigten<br />

esentlich abgeschwächt werden.<br />

Zu Beginn 2020 hatten wir als zukunftsorientiertes<br />

Unternehmen ca. 300 Beschäftigte.<br />

Im März 2020 überraschte<br />

uns – wie alle anderen Unternehmen auch –<br />

die Pandemie, sodass wir große Teile der Belegschaft<br />

in die Kurzarbeit schicken mussten.<br />

Hiervon waren alle Bereiche des Unternehmens<br />

betroffen. Trotz der sehr schwierigen<br />

Lage sahen wir uns dennoch in der Pflicht,<br />

unsere Beschäftigten zu unterstützen und haben<br />

das Kurzarbeitergeld aufgestockt. Somit<br />

konnten die finanziellen Auswirkungen für unsere<br />

Beschäftigten wesentlich abgeschwächt<br />

werden.<br />

u den weniger Zu den weniger schönen Entscheidungen gehörte<br />

aber auch, dass wir einige Beschäftigte,<br />

gehörte aber<br />

uch, dass wir einige Beschäftigte, deren Verträge<br />

deren Verträge befristet waren, nicht weiterbeschäftigen<br />

waren, nicht konnten. weiter Mittlerweile beschäftigen haben wir konnten.<br />

efristet<br />

ittlerweile jedoch haben einige wieder wir einstellen jedoch können. einige Un­<br />

wieder einstelen<br />

können. 146 Unsere TOP-ARBEITGEBER Auftragslage <strong>2021</strong>/22 hat sich mittlerweile<br />

erbessert, so dass wir momentan nach Kolleg*innen<br />

sere Auftragslage hat sich mittlerweile verbessert,<br />

sodass wir momentan nach Kolleg *innen<br />

suchen, die uns zukünftig im<br />

beigetragen.<br />

Team UMG Gastronomie<br />

unterstützen.<br />

Mit Rückblick auf die krisenreichen Monate<br />

können wir voller Stolz sagen, dass der wesentliche<br />

Grund, weswegen wir bisher relativ<br />

glimpflich durch die Krise manövrieren konnten,<br />

zum größten Teil den Bemühungen und<br />

dem Einsatz unserer Mitarbeiter*innen zu<br />

verdanken ist.<br />

Durch ihren Einsatz und die Bereitschaft, in anderen<br />

Teams eingesetzt zu werden, haben sie<br />

einen großen Beitrag zur momentanen Lage<br />

der UMG Gastronomie beigetragen.<br />

Hierfür ein herzliches DANKE an das gesamte<br />

Team der UMG Gastronomie. zu können. Ohne Sie<br />

wäre das nicht machbar gewesen!<br />

Teams eingesetzt zu werden, haben Sie einen großen<br />

Beitrag zur momentanen Lage der UMG Gastronomie<br />

Dennoch liegen noch große Herausforderungen<br />

vor uns, die wir gemeinsam mit unseren<br />

Mitarbeiter*innen bewältigen wollen.<br />

Für die Zukunft wünschen wir uns, als Unternehmen<br />

wieder zu wachsen, um allen unseren<br />

Mitarbeiter*innen eine zukunftsorientierte<br />

und sichere Zukunft bieten zu können.<br />

Hierfür ein herzliches DANKE an das gesamte Team<br />

der UMG Gastronomie. Ohne Sie wäre das nicht<br />

machbar gewesen!<br />

Dennoch liegen noch große Herausforderungen vor u<br />

die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiter*innen be<br />

wältigen wollen.<br />

KONTAKT<br />

UMG Gastronomie GmbH<br />

Für die Zukunft wünschen<br />

Personalabteilung<br />

wir<br />

/<br />

uns, als Unternehmen<br />

Bewerbungsmanagement<br />

wieder zu wachsen, Maike um Thöleallen unseren Mitarbeiter*innen<br />

eine zukunftsorientierte 0551 39-65219 und sichere Zukunft biet<br />

bewerbungen@umg-gastronomie.de<br />

www.umg-gastronomie.de/karriere


PROFIL<br />

Ein starkes Team<br />

Geschäftsführer Dr. Lutz Aschke und<br />

Softwareentwicklerin Sophia Rex<br />

Fachlich gefordert – familiär gefördert<br />

Fachkräfte sind für Mahr eine wertvolle Ressource. Besonders gesucht sind kompetente Softwareentwickler.<br />

Mahr-Geschäftsführer Dr. Lutz Aschke und Softwareentwicklerin Sophia Rex berichten, wie spannende fachliche<br />

Aufgaben und der Mehrwert eines Familienunternehmens zusammenkommen.<br />

Frau Rex, Sie arbeiten seit rund sechs Jahren<br />

bei Mahr. Was ist Ihre Aufgabe?<br />

Sophia Rex: Ich bin für die Software verantwortlich,<br />

mit der unsere Kunden die Messsysteme<br />

bedienen. Das umfasst die Programmierung<br />

der Funktionen und die Bedienoberfläche.<br />

Was ist besonders spannend an Ihrer Arbeit?<br />

Rex: Wir verfolgen den Ansatz ,eine Software<br />

für alle Maschinen‘. Ich muss also unsere Produktpalette<br />

ganzheitlich betrachten. Die neue<br />

Funktion soll ja später auf einem Oberflächenmessplatz<br />

genauso gut laufen, wie auf einem<br />

Formtester. Die Verbindung von Software<br />

und Maschine macht die Programmierung<br />

außerdem noch etwas anspruchsvoller. Bei<br />

der Bedienoberfläche ist spannend, dass man<br />

die Bedürfnisse aller User im Blick behalten<br />

muss – vom Werker, der mit einem Klick sein<br />

Werkstück prüfen möchte, bis zum Ingenieur,<br />

der komplexe Prüfprogramme selbst zusammenstellt.<br />

Herr Aschke, Sie verantworten die Bereiche<br />

Finanzen, Personal und IT. Was macht Mahr<br />

zu einem attraktiven Arbeitgeber für junge<br />

Akademiker?<br />

Dr. Lutz Aschke: Die Ausbildungslandschaft<br />

in der Region ist ein Traum, und viele jüngere<br />

Akademiker wollen nach ihrem Abschluss hierbleiben.<br />

Informatiker haben uns aber nicht<br />

unbedingt auf dem Schirm. Dabei gibt es neben<br />

abwechslungsreichen fachlichen Aufgaben<br />

viele Faktoren, die für uns sprechen: Zum<br />

Beispiel eine reguläre Wochenarbeitszeit von<br />

35 Stunden, flexible Arbeitszeiten, verschiedene<br />

Teilzeitmodelle, unsere Betriebs-KiTa oder<br />

die zentrale Lage.<br />

Frau Rex, zurück zu Ihnen: Wie sind Sie zu<br />

Mahr gekommen und was schätzen Sie heute<br />

am meisten?<br />

Rex: Damals war die Nähe ausschlaggebend.<br />

Ich wollte nicht mehr pendeln und habe mich<br />

vor Ort umgesehen: Da kam Mahr zur richtigen<br />

Zeit mit der richtigen Stelle.<br />

Inzwischen habe ich eine Familie und mein<br />

Sohn geht in die Krippe von Mahr. Die ist direkt<br />

im Nachbarhaus meines Büros. Schon<br />

während der Eltern-Teilzeit war ich davon beeindruckt,<br />

wie selbstverständlich auf meine<br />

Bedürfnisse eingegangen wurde: Das betraf<br />

beispielsweise eine maximale Flexibilität während<br />

der KiTa-Eingewöhnung und die problemlose<br />

Verlängerung der Teilzeit.<br />

Herr Aschke, deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?<br />

Aschke: Ja, in der Tat. Wir versuchen, so gut<br />

es geht, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen<br />

– das zeichnet Mahr schon lange aus.<br />

Zudem hat die Pandemie einen Schub gebracht,<br />

Dinge, die traditionell als unmöglich<br />

galten, stärker in den Blick zu nehmen und<br />

zu flexibilisieren. Beispielsweise die Frage,<br />

von wo eigentlich gearbeitet wird. Fest steht<br />

schon jetzt: Mobiles Arbeiten wird auch nach<br />

der Pandemie möglich sein – und zwar bis zu<br />

50 Prozent der Arbeitszeit. Das bringt Flexibilität<br />

für uns alle.<br />

Herr Aschke, Frau Rex, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Aktuelle Stellenausschreibungen aus dem<br />

Bereich Forschung & Entwicklung finden Sie<br />

unter: www.mahr.com/karriere<br />

KONTAKT<br />

Mahr GmbH<br />

Carl-Mahr-Straße 1<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 70730<br />

info@mahr.de<br />

www.mahr.com<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 147


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Zukunft mit Licht<br />

Der Lasermarkt wächst beständig und eröffnet vielfältige Möglichkeiten, heute schon die Welt<br />

von morgen mitzugestalten.<br />

Fokussiert im Job Auf die präzise Justage des<br />

Laserstrahls kommt es an.<br />

148 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

Coherent LaserSystems, ein Hidden<br />

Champion aus Göttingen, entwickelt<br />

und produziert in der Universitätsstadt<br />

seit 50 Jahren UV-Laser und Optiksysteme,<br />

ohne die es viele Produkte des täglichen<br />

Lebens nicht gäbe. Hidden Champion (auf<br />

Deutsch: heimlicher Gewinner) ist die Bezeichnung<br />

für mittelständische Unternehmen,<br />

die in ihrer Branche Weltmarktführer<br />

sind, deren Produkte jedoch für Konsumenten<br />

nicht unmittelbar sichtbar sind. Wer weiß<br />

schließlich schon, dass die LASIK-Sehschärfekorrektur,<br />

die einem das Sporttreiben ohne<br />

Brille ermöglicht, mit einem Excimer-Laser<br />

aus Göttingen vorgenommen wird? Oder<br />

dass es ohne die Göttinger Lasersysteme keine<br />

randlosen und superscharfen Smartphone­<br />

Displays gäbe?<br />

DIE LASERTECHNOLOGIE von Coherent<br />

Göttingen bleibt auch in der Zukunft gefragt.<br />

Die ersten faltbaren Smartphones erobern<br />

gerade den Markt, und auch die neueste Generation<br />

der stromsparenden, besonders kontrastreichen<br />

MikroLED-Displays für Virtual<br />

Reality und E-Mobility steht vor der Markteinführung.<br />

Die Excimer-Laser aus Göttingen<br />

übernehmen hier wie da die entscheidenden<br />

Prozessschritte. Gleiches gilt für die Massenproduktion<br />

neuartiger Supraleiter-Bänder, die<br />

den Strom verlustfrei leiten und die klimaneutrale<br />

und ressourcenschonende Energieerzeugung<br />

innerhalb der nächsten Dekade ermöglichen<br />

werden.<br />

Die Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG<br />

in Göttingen gehört zum Coherent-Konzern<br />

mit Hauptsitz in Santa Clara, im Herzen des<br />

Silicon Valley in Kalifornien.<br />

COHERENT WURDE 1966 in den USA gegründet<br />

und ist der führende Anbieter von<br />

photonischen Technologien für die Mikroelektronik,<br />

Medizin und Halbleiterindustrie sowie<br />

für Life Sciences und Forschung. Als eine der<br />

weltweit größten Photonik-Firmen mit dem<br />

breitesten Laserportfolio zählt der Konzern<br />

über 5.000 Mitarbeiter, von denen die Hälfte<br />

in zwölf Fertigungsstätten innerhalb Europas<br />

beschäftigt ist. Allein sieben davon sind in<br />

Deutschland.<br />

MIT VIER WERKEN im Industriegebiet Grone<br />

und einer gesamten Produktionsfläche<br />

von mittlerweile über 20.000 Quadratmeter<br />

befindet sich in Göttingen einer der größten<br />

Hightech-Standorte von Coherent. Die weltweit


PROFIL<br />

Geballte Laser-Power Die vier Tonnen schweren 1200-Watt-Lasermodule VYPER werden vor Auslieferung an namhafte Display-Hersteller in Fernost auf<br />

zahlreiche Leistungsdaten geprüft.<br />

FOTO: HENRIK POHSNER<br />

einzigartigen Excimer-Laser zur präzisen<br />

Bearbeitung hauchdünner Hochleistungs­<br />

Materialschichten werden in modernen Reinräumen<br />

von qualifi zierten Fachkräften montiert<br />

und einjustiert. Ebenso wie die bis zu fünfzehn<br />

Meter langen UV-Optiksysteme, die mehrere<br />

hundert unter schiedliche optische Komponenten<br />

enthalten und in der Displayherstellung<br />

zum Einsatz kommen. Darüber hinaus verfügt<br />

der Coherent-Standort Göttingen sowohl über<br />

ein eigenes Applikationslabor als auch über<br />

ein Trainingszentrum, welche Dienstleistungen<br />

in Form von Materialtests sowie Produktschulungen<br />

für externe Kunden und die eigenen<br />

Servicemitarbeiter im Konzern anbieten.<br />

INSGESAMT ARBEITEN BEI COHERENT in<br />

Göttingen heute etwa 500 engagierte Mitarbeiter.<br />

Diese sind entweder in technischen<br />

Berufen – unter anderem in den Bereichen<br />

Laser- und Optikentwicklung, Elektronik, Konstruktion<br />

und Software sowie im Marketing,<br />

in der Produktion, Service und Logistik – oder<br />

auch in unterschiedlichen kaufmännischen<br />

Berufsfeldern spezialisiert.<br />

Sie alle sind die eigentlichen Hidden Champions<br />

und fester Bestandteil der Erfolgsgeschichte<br />

des seit 50 Jahren in der Region<br />

fest verwurzelten Unternehmens, welches 1971<br />

unter dem Namen Lambda Physik von zwei<br />

Doktoranden am Göttinger Max-Planck-Institut<br />

für Biophysikalische Chemie gegründet<br />

wurde. Regionale Verbundenheit, Wir-Gefühl<br />

und Begeisterung für die internationale Bedeutung<br />

der eigenen Laserprodukte. So könnte<br />

man die Unternehmenskultur am Göttinger<br />

Standort beschreiben.<br />

Eine familiäre Atmosphäre ist stets zu spüren,<br />

wenn man eines der Werke des Laserspezialisten<br />

im Industriegebiet Grone betritt,<br />

in denen sich bis hin zum Geschäftsführer<br />

alle Mitarbeiter duzen.<br />

DER LASERMARKT wächst kontinuierlich mit<br />

etwa acht bis zehn Prozent im Jahr, und Coherent<br />

Göttingen liegt mit seinen konkurrenzlos<br />

kurzwelligen UV-Lasersystemen für die<br />

technolo gi schen Herausforderungen unserer<br />

Informations gesell schaft genau auf der richtigen<br />

Wellenlänge. Denn es gilt: Je kürzer die<br />

Laser wellenlänge, desto präziser das Werkzeug<br />

Licht. Ob haarkleine Strukturen für rasend<br />

schnelle 5G-Kommunikation, ob hauchdünne<br />

Hightech-Schichten für boomen de CleanTech­<br />

Anwendungen, die Excimer-Lasersysteme aus<br />

Göttingen liefern das Licht der Zukunft.<br />

„Der Excimer-Laser überzeugt<br />

dort, wo andere Technologien<br />

an ihre Grenzen stoßen.“<br />

RALPH DELMDAHL<br />

KONTAKT<br />

Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG<br />

Eva Hots, HR Business Partner<br />

Hans-Böckler-Str. 12<br />

37079 Göttingen<br />

Tel. 0551 6938 381<br />

eva.hots@coherent.com<br />

www.coherent.com<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 149


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Hand in Hand<br />

Mit ETT zusammen in die Zukunft starten<br />

Zahlen und Fakten zu ETT<br />

Umsatz 2020: ca. 33 Millionen Euro<br />

Anzahl Mitarbeiter: ca. 220<br />

Anzahl Standorte in Europa: 4<br />

Anzahl Vertretungen: 15<br />

Seit 2014 erzeugter Solarstrom: 730 MWh<br />

Seit 2014 eingesparte CO 2 -Emission: 488 t<br />

150 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

Sondermaschinen für Sonderaufgaben<br />

ETT Verpackungstechnik baut, wie der Name<br />

schon vermuten lässt, Verpackungsmaschinen.<br />

Gemeint sind damit Maschinen in der Endverpackung,<br />

also dann, wenn die fertig hergestellten<br />

Produkte in einen Karton gepackt<br />

werden. Müsste man das gesamte Tätigkeitsfeld<br />

von ETT auf wenige Worte reduzieren, so<br />

wäre es auch genau das: Produkte in Kartons<br />

packen, diese verschließen und transport fertig<br />

machen. Doch ganz so einfach ist es letztlich<br />

nicht, denn die unzähligen Formen dieser<br />

Produkte aus unterschiedlichen Branchen<br />

wie der Wasch- & Reinigungsmittel-, Körperpflege-,<br />

Chemie-, Pharma- oder der Lebensmittel<br />

& Getränke-Branche verlangen immer<br />

wieder eine ganz besondere Aufmerksamkeit<br />

in der Konstruktion und Fertigung. Um dennoch<br />

allen Kundenanforderungen gerecht zu<br />

werden, setzt ETT auf modulbasierte Individualisierung.<br />

Das bedeutet, dass wir unsere Standardmaschinen,<br />

wie zum Beispiel einen Kartonaufrichter<br />

oder einen Packer mit Robotern,<br />

stets auf die verschiedenen Produkte und Bedürfnisse<br />

der Kunden anpassen können. Somit<br />

erhält der Kunde für seine Endverpackungsaufgaben<br />

eine Komplettlösung aus einer Hand.<br />

Möglich machen dieses erfolgreiche System<br />

aber erst unsere Mitarbeiter in den verschiedenen<br />

Abteilungen, welche Hand in<br />

Hand zusammenarbeiten, damit am Ende alles<br />

passt. Der Vertrieb spricht direkt mit den<br />

Kunden und klärt deren Anforderungen bis ins<br />

Detail ab. Anhand dieser Anforderungen wird<br />

die Maschine dann von der Konstruktion erst<br />

einmal entwickelt und gezeichnet. Durch die<br />

Zeichnung wird deutlich, welche Teile und Materialen<br />

überhaupt benötigt werden und vom<br />

Einkauf bestellt werden müssen. Sobald diese


PROFIL<br />

FOTOS: ETT<br />

WIR SUCHEN:<br />

Programmierer für den Bereich<br />

Roboteranwendungen<br />

CAD-Administrator<br />

Elektroniker<br />

Kantinenkraft<br />

Konstrukteur<br />

Praktikant – Montage<br />

Servicetechniker<br />

Technischer Produktdesigner/Zeichner<br />

Studentische Hilfskraft – Konstruktion<br />

in unserem Lager eingetroffen sind, werden<br />

darüber hinaus einzelne Teile in unserer hauseigenen<br />

Vorfertigung hergestellt. Die Montageteams<br />

setzen die Einzelteile zu Baugruppen<br />

zusammen, Programmierer stellen die Roboter<br />

richtig ein und die Inbetriebnahme stellt<br />

schließlich sicher, dass die aufgebaute Maschine<br />

einwandfrei funktioniert.<br />

Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />

Doch ganz nach dem Motto ,Stillstand ist<br />

Rückschritt‘ müssen die bewährten Systeme<br />

selbstverständlich laufend weiterentwickelt<br />

werden. Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />

sind hier zwei Stichworte. Neben den traditionellen<br />

Funktionen der Verpackung, wie<br />

Schutz der Produkte, Hygiene sowie einfache<br />

Stapel- und Transportierbarkeit, werden an<br />

Verpackungslösungen vermehrt auch ökologische<br />

Anforderungen gestellt. ETT trägt aktiv<br />

dazu bei, dass Plastikverpackungen durch<br />

Kartonver packungen ersetzt werden.<br />

Um sich auf neue Trends und Lösungsanforderungen<br />

einstellen zu können, heißt das<br />

für ETT als Entwickler und Hersteller von Verpackungsmaschinen,<br />

ständig in regel mäßigem<br />

Austausch mit Kunden, Lieferanten und Partnern<br />

zu bleiben. Hinsichtlich der Digitalisierung<br />

hat die Corona-Pandemie in den vergangenen<br />

Monaten eine deutliche Veränderung<br />

hervorgerufen. So erfolgte bei ETT eine weitreichende<br />

Umstellung auf das ,Mobile Office‘<br />

mit entsprechenden Arbeitszeitmodellen. Obwohl<br />

man damit in der Vergangenheit erst wenig<br />

Erfahrung sammeln konnte, funktioniert<br />

das Modell einwandfrei und wird im Hinblick<br />

auf die Optimierung der Work-Life-Balance<br />

unserer Mitarbeiter auch in Zukunft so beibehalten.<br />

Doch mit der Pandemie hat die Digitalisierung<br />

auch in der Produktionshalle Einzug<br />

gehalten. So werden heute vermehrt die<br />

sogenannten FATs (Factory Acceptance Test,<br />

engl. für Werksabnahme) aufgezeichnet und<br />

an den Kunden geschickt oder sogar direkt<br />

per Live stream durchgeführt. Besonders für<br />

Kunden aus dem Ausland, für die die Einreise<br />

während der Pandemie erschwert war, bedeutete<br />

dies eine enorme Erleichterung.<br />

Die Automatisierung im Blut<br />

Am Ende des Tages sind es also die insgesamt<br />

über 200 Mitarbeiter, die für einen reibungslosen<br />

Ablauf von der Planung bis zur<br />

Inbetriebnahme sorgen. Als langjähriger guter<br />

Arbeitgeber in der Region ist es ETT ein großes<br />

Anliegen, seinen Mitarbeitern das richtige<br />

Maß an Gestaltungsfreiheit, Herausforderung<br />

und Work-Life-Balance anzubieten. Interessante<br />

Aufgaben, flexible Arbeitszeitmodelle<br />

und die geeignete Aus- und Weiterbildung<br />

(zum Beispiel Meister- und Ausbilderscheine,<br />

Bachelor- und Masterstudien, Social Skills)<br />

gehören dazu. Auch das betriebliche Miteinander<br />

liegt ETT am Herzen, und somit treffen<br />

sich Mitarbeiter nicht nur am Arbeitsplatz,<br />

sondern auch auf Mitarbeiterfeiern und -ausflügen.<br />

Aktuell ist ETT auf der Suche nach Verstärkung.<br />

Sie haben mehrere Möglichkeiten, ETT<br />

kennenzulernen, sei es per Bewerbung auf<br />

eine unserer offenen Stellen, über ein Praktikum<br />

oder einfach per Initiativbewerbung und<br />

Probearbeiten – wir freuen uns jederzeit darauf,<br />

mit gleichgesinnten Menschen, die wie<br />

wir die Automatisierung im Blut haben und<br />

mit ETT zusammen in die Zukunft starten<br />

möchten, in Kontakt zu kommen!<br />

KONTAKT<br />

ETT Verpackungstechnik GmbH<br />

Schafanger 34, 37186 Moringen<br />

Tel. 05555 99 33-0<br />

Fax 05555 99 33-30<br />

info@ett.de<br />

www.ett.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 151


Job-ID 5677<br />

GOLDBECK realisiert zukunftweisende Immobilien in Europa. Wir verstehen Gebäude als Produkte und bieten alle Leistungen aus einer Hand:<br />

vom Design über den Bau bis zu Services im Betrieb. Aktuell beschäftigt unser Familienunternehmen rund 8.500 Mitarbeitende an 88<br />

Standorten bei einer Gesamtleistung von 4,1 Mrd. Euro. Unser Anspruch „building excellence“ steht dabei für Spitzenleistungen beim Planen,<br />

Bauen und Betreiben sowie die Weiterentwicklung unserer Talente – Zukunftsfähigkeit inklusive.<br />

Durch unser professionelles Projektmanagement des Bauprozesses erhalten unsere Kunden schlüsselfertige und energieeffiziente<br />

Hochbaulösungen aus einer Hand.<br />

Bauleiter (m/w/d)<br />

Architekten / Bauingenieure / Wirtschaftsingenieure<br />

(Bau) / Bautechniker (m/w/d)<br />

AUFGABEN<br />

PROFIL<br />

Kassel<br />

Baustellenleitung aller Gewerke von Industrie-/ Gewerbe- sowie Wohnund<br />

Geschossbauprojekten<br />

Ganzheitliche Verantwortung in Bezug auf Qualität, Quantität, Terminen<br />

und Kosten<br />

Abstimmung mit Kunden, Geschäftspartnern und Nachunternehmern<br />

Führen der Nachunternehmer<br />

Ausschreibung und Vergabe von Nachunternehmerleistungen<br />

Abrechnung von Bauleistungen<br />

Betreuung im Gewährleistungszeitraum<br />

Erfolgreich abgeschlossenes Studium des Bauingenieurwesens,<br />

Wirtschaftsingenieurwesens (Bau) oder der Architektur, alternativ<br />

abgeschlossene Ausbildung zum Techniker (m/w/d)<br />

Sowohl Berufseinsteiger als auch erfahrene Bauleiter (m/w/d) sind<br />

herzlich Willkommen<br />

Sicherer Umgang mit MS Office, Kenntnisse in Ausschreibungs- und<br />

Terminprogrammen wünschenswert<br />

Organisationstalent gepaart mit Durchsetzungsstärke<br />

Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit<br />

Hohes Engagement, Eigeninitiative sowie selbstständige und<br />

strukturierte Arbeitsweise<br />

BENEFITS<br />

Interessiert?<br />

Dann bewerben Sie sich online unter Angabe der Job-ID auf<br />

www.goldbeck.de/karriere<br />

Oder rufen Sie uns an: Herr Marc Koch | +49 561 / 58902-0<br />

GOLDBECK Nord GmbH<br />

Niederlassung Kassel<br />

Heinrich-Hertz-Straße 3a, 34123 Kassel<br />

Tel. +49 (0) 561 / 58902-0


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Aus bester Familie<br />

Familienunternehmen mit langfristiger Perspektive<br />

GOLDBECK baut<br />

GOLDBECK baut mit industriell für das Projekt<br />

vorgefertigten Bauelementen aus eigener<br />

Produktion, bestehend aus Stahl, Beton und<br />

Aluminium.<br />

Der Weg zu GOLDBECK<br />

Um die Entwicklung zu verstehen, muss man<br />

einige Zeit zurückgehen und in die Gründungszeit<br />

des Unternehmens blicken. Seine<br />

Wurzeln liegen im klassischen Stahlbau. Damit<br />

fängt 1969 alles an. Der unbeirrbare<br />

Glaube von Ortwin Goldbeck an industrielles<br />

Arbeiten im Bauwesen stellt die Weichen neu.<br />

Er richtet in den 1980er-Jahren das Unternehmen<br />

ganz neu aus. Seine Vision: Er will nicht<br />

mehr nur einzelne Stahlbauteile, sondern<br />

schlüsselfertige Gebäude erstellen – in kurzen<br />

Bauzeiten, hoher Qualität, zum besten Preis<br />

und vor allem besonders wirtschaftlich.<br />

Schwer kontrollierbare Einflüsse – zum Beispiel<br />

schlechtes Wetter – können den Bauvorhaben<br />

nichts mehr anhaben. Architektonische<br />

Freiheiten finden weiterhin ihren Platz.<br />

Der Erfolg gibt recht<br />

Das neue Modell kommt bei den Kunden gut<br />

an. Binnen kurzer Zeit erschließt GOLDBECK<br />

neue Märkte und holt seit 1984 Mitarbeiter<br />

als stille Gesellschafter ins Boot, um sie per<br />

Anteilsschein am Erfolg des Unternehmens<br />

zu beteiligen. Baunahe Dienstleistungen kommen<br />

zum Portfolio hinzu.<br />

Es bleibt in der Familie<br />

2007 endet mit dem Generationswechsel eine<br />

Ära: Gründer Ortwin Goldbeck übergibt den<br />

Staffelstab an seine drei Söhne. Er wechselt in<br />

den Unternehmensbeirat. Inzwischen ist das<br />

Produktspektrum weiter auf Seniorenimmobilien,<br />

Schulen und Kindertagesstätten angewachsen.<br />

Mit der Fertigstellung nicht zu Ende<br />

Verbunden war die Entwicklung mit einem<br />

Mehrangebot an Serviceleistungen. Inzwischen<br />

ist es für GOLDBECK mit der Fertigstellung<br />

eines Baus nicht getan. Der Kunde<br />

kann über den Bau hinaus umfangreiche<br />

Dienstleistungen für die Betreuung der Immobilie<br />

in Anspruch nehmen. Das GOLDBECK-<br />

Gebäude management versteht sich als technischer<br />

Dienstleister und hat sich auf die<br />

Bereiche Facility Management, technischer<br />

Service und Facility-Management-Beratung<br />

spezialisiert. Alles aus einer Hand ist hier<br />

das Credo. Zudem wird Property und Center<br />

Management angeboten.<br />

Persönlich für Sie vor Ort<br />

Mit der Niederlassungsstruktur gelingt es<br />

GOLDBECK, direkt vor Ort und nah an seinen<br />

Kunden zu sein. Das Gebiet Südniedersachsen<br />

wird von der Niederlassung Kassel<br />

betreut. Als direkter Ansprechpartner steht<br />

hier Bengt Wilken in den Startlöchern. Er ist<br />

persönlich in der Region verwurzelt und kennt<br />

das Gebiet von Kindesbeinen wie seine Westentasche.<br />

Die Niederlassung hat in über 20 Jahren<br />

und mit mittlerweile über 60 Mitarbeitern bereits<br />

zahlreiche und namhafte Projekte in der<br />

Region realisiert.<br />

KONTAKT<br />

Ihr Ansprechpartner vor Ort<br />

Bengt Wilken<br />

Tel. 0049 173 9133870<br />

bengt.wilken@goldbeck.de<br />

Goldbeck.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 153


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Teamspirit made in Göttingen<br />

Ein wertschätzendes Miteinander ist die Maxime beim Göttinger Softwareunternehmen<br />

SCHUMANN. Damit das gelingt, setzt man auf eigenverantwortliche Teams,<br />

flache Hierarchien und eine moderne kommunikationsfördernde Umgebung.<br />

Dr. Martina Städtler-Schumann<br />

154 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

Neuer SCHUMANN Campus<br />

Bei SCHUMANN ist klar, dass Büroräume<br />

auch wichtige Lebensräume sind, die einen<br />

starken Einfluss auf Inspiration, Kommunikation<br />

und Entwicklung der Mitarbeiter*innen<br />

haben. Innerhalb der vergangenen Monate hat<br />

man sich im Unternehmen intensiv mit der<br />

Zukunft des Büros in Zeiten von Homeoffice<br />

beschäftigt. „Uns war es wichtig, dass jede<br />

und jeder weiterhin einen eigenen Schreibtisch<br />

hat. Damit gehen wir bewusst einen<br />

anderen Weg als andere Unternehmen, die<br />

voll auf flexible Arbeitsplätze setzen. Aber uns<br />

ist wichtig, dass wir allen Mitarbeiter *innen,<br />

bei aller Flexibilität mit Remote-Work und<br />

Homeoffice, auch ein Gefühl von Kontinuität<br />

und Stabilität vermitteln. Insbesondere nach<br />

den kontaktarmen Corona-Monaten ist das<br />

Büro als Ort der persönlichen Kommunikation<br />

für uns besonders wichtig“, erklärt Geschäftsführerin<br />

Dr. Martina Städtler-Schumann.<br />

Anfang Oktober sind 100 der 180 Mitarbeiter<br />

in ein neues modernes Bürogebäude<br />

umgezogen. „Wir nennen das neue Gebäude<br />

,SCHUMANN Campus‘. Das zeugt von<br />

dem, was uns bei einer Arbeitsumgebung für<br />

die persönliche und berufliche Entwicklung<br />

der Mitarbeiter*innen besonders wichtig ist:<br />

Kommunikation, Innovation und Entwicklung“,<br />

sagt Städtler-Schumann ausführend.<br />

Passend dazu gibt es im neuen Gebäude<br />

jetzt Kommunikationsinseln zum kreativen<br />

Austausch, Denkboxen für das konzentrierte<br />

Arbeiten sowie Lounges, große Küchen und<br />

eine Dachterrasse für kleinere und größere<br />

Auszeiten. Und trotz des eigenen individuellen<br />

Arbeitsplatzes für jeden ist es möglich,<br />

sich flexibel in den Räumen zu bewegen: Sogenannte<br />

Floating-Desks sind mit Dockingstationen<br />

ausgestattet, an denen jeder seinen<br />

Laptop anschließen und loslegen kann. Das<br />

ermöglicht abteilungsübergreifend kollaboratives<br />

Arbeiten und fördert den Austausch.<br />

Ein Platz zum Wachsen<br />

Im SCHUMANN Campus selbst ist noch viel<br />

Platz zum Wachsen, erst rund die Hälfte der<br />

möglichen Plätze sind belegt. Wachstum und<br />

per sönliche Entwicklung sind generell Themen,<br />

die für SCHUMANN wichtig sind. „Wir versuchen,<br />

das optimale Umfeld für eine ambitionierte<br />

persönliche und berufliche Weiter entwicklung<br />

zu schaffen,“ erklärt Städtler­ Schumann.<br />

Neue Aufgaben und beruflicher Aufstieg<br />

werden daher bei dem Unternehmen durch<br />

um fangreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />

unterstützt. Zum Beispiel bietet<br />

SCHUMANN ein Nachwuchsführungskräfte­<br />

Programm an. Dabei werden in allgemeinen<br />

Workshops Grundlagen und Theorie zu


PROFIL<br />

FOTO: HENRIK POHSNER<br />

Mitarbeiterführung vermittelt. Außerdem ist<br />

ein individuelles Coaching über einen längeren<br />

Zeitraum Teil des Programms. Vincent<br />

Stang, Teamleiter bei SCHUMANN, sagt: „Die<br />

Übernahme einer Führungsaufgabe in einem<br />

Team, in dem man vorher selbst Mitglied war,<br />

bringt besondere Herausforderungen mit sich.<br />

Mit dem Nachwuchsführungskräfte­ Programm<br />

konnte ich mir über meinen persönlichen<br />

Führungsstil klar werden und habe für mich<br />

erkannt, dass Führen vor allem heißt, das<br />

eigene Team zu unterstützen und auf jedes<br />

Mitglied individuell einzugehen.“<br />

Teamspirit bei Hackathon<br />

Wer in einem gut funktionierenden Team mit<br />

guter Stimmung arbeitet, der ist produktiver,<br />

hat mehr Spaß an der Arbeit und ist oftmals<br />

sogar ausgeglichener. Das weiß man auch bei<br />

SCHUMANN und versucht demzufolge alles,<br />

um starke Teams zu bilden und zu unterstützen.<br />

Gemeinsame Events und viel Eigenverantwortung<br />

stärken das Gemeinschaftsgefühl.<br />

So wurde zum Beispiel auf Initiative von Mitarbeitern<br />

im Oktober das erste Mal ein Hackathon<br />

veranstaltet. Mit dieser Wortschöpfung<br />

aus ,Hack‘ und ,Marathon‘ wird eine Veranstaltung<br />

beschrieben, bei der Teilnehmer aus<br />

verschiedenen Fachgebieten gemeinsam ein<br />

oder mehrere Projekte bearbeiten. Ziel eines<br />

Hackathons ist es, gemeinsam ein nützliches<br />

Softwareprodukt herzustellen beziehungsweise<br />

eine Lösung für ein bestehendes Problem<br />

zu finden. Über 40 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten<br />

Bereichen – von Verwaltung<br />

über Consulting hin zur Entwicklung – nahmen<br />

am #SCHUHACK teil und waren begeistert.<br />

„Die Mitarbeiter*innen haben das selbst<br />

organisiert und einen ganzen Tag Problemstellungen<br />

unserer Software bearbeitet, die<br />

sie interessieren und für die im normalen Alltag<br />

manchmal keine Zeit bleibt. Freiwillig und<br />

an einem Samstag! Mehr Begeisterung für die<br />

gemeinsame Arbeit und einen stärkeren Beweis<br />

für ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

kann es eigentlich nicht geben“, sagt<br />

Städtler-Schumann erfreut.<br />

Mitarbeiter gesucht<br />

Derzeit sucht das Unternehmen allein 20 neue<br />

Mitarbeiter*innen in Kundenberatung und<br />

Softwareentwicklung. Aufgrund einer verstärkten<br />

Internationalisierung des Unternehmens –<br />

gerade wurde ein Tochterunternehmen in UK<br />

gegründet – ist der Fachkräftebedarf weiter<br />

sehr hoch. „Wir suchen Menschen, die Lust<br />

haben, sich von unserem Teamspirit anstecken<br />

zu lassen“, so Städtler-Schumann, „und<br />

die Teil eines modernen, stark wachsenden<br />

Unternehmens werden wollen.“<br />

SCHUMANN Mitarbeiter*innen<br />

beim Hackathon<br />

KONTAKT<br />

Prof. Schumann GmbH<br />

Weender Landstraße 23<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 383150<br />

info@prof-schumann.de<br />

www.prof-schumann.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 155


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Mit Malte Christ ist seit 2015 die dritte Generation der Gesellschafterfamilie an Bord der Firma, die erfolgreich Gefriertrocknungsanlagen entwickelt und produziert.<br />

Hightech meets Harzland<br />

Martin Christ Gefriertrocknungsanlagen GmbH – hidden hero aus Osterode<br />

In Osterode, idyllisch eingebettet am Rande<br />

des Natio nalparks Harz, liegt der Firmensitz<br />

des Familienunternehmens Martin<br />

Christ Gefriertrocknungsanlagen GmbH. Der<br />

erste Blick lässt nicht vermuten, dass hier<br />

Hightech-Produkte produziert werden, die<br />

dann später auf der ganzen Welt zum Einsatz<br />

kommen.<br />

DIE FIRMA CHRIST gehört in die Kategorie<br />

,Hidden heroes‘ der Wirtschaft in Südniedersachsen.<br />

Christ entwickelt und produziert<br />

Gefriertrocknungsanlagen: kleine Laborgeräte<br />

sowie große Produktionsanlagen aus Edelstahl,<br />

die über mehrere Stockwerke reichen.<br />

Empfindliche Stoffe wie etwa Medikamente<br />

oder Impfstoffe können mit den Anlagen von<br />

Christ schonend haltbar gemacht werden. So<br />

kann zum Beispiel bei künftigen Generationen<br />

von COVID-19-Impfstoffen auf aufwendige<br />

Kühlketten verzichtet werden, wodurch wiederum<br />

die wertvollen Impfdosen besser transportiert<br />

und gelagert werden können.<br />

156 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

DIE PRODUKTE, die in Osterode entwickelt<br />

und gefertigt werden, gehören sowohl branchen-<br />

wie auch weltweit zu den gefragtesten.<br />

Als Innovationsführer setzt Christ immer wieder<br />

Maßstäbe für Mitbewerber. Der Vertrieb der<br />

innovativen Produkte erfolgt über eine enge<br />

Vernetzung mit weltweiten Vertriebspartnern.<br />

MIT DER SCHWESTERFIRMA Sigma Laborzentrifugen<br />

GmbH, die unter derselben Firmenadresse<br />

zu finden ist, besteht ein kontinuierlicher<br />

Know-how-Transfer und ein vereinheitlichtes<br />

Ressourcenmanagement. Insgesamt<br />

arbeiten 250 Mitarbeiter*innen für die Unternehmensgruppe.<br />

MITTLERWEILE ist mit Malte Christ die dritte<br />

Generation der Gesellschafterfamilie im Familienunternehmen<br />

an Bord. Wer das Unternehmen<br />

besser kennenlernt, merkt schnell, dass<br />

hier eine besondere Firmenkultur zu Hause ist.<br />

Ein besonderer Spirit, der Mitarbeiter*innen,<br />

Geschäftsführung und Eigentümerfamilie<br />

gleichermaßen verbindet.<br />

DIESE BESONDERE ATMOSPHÄRE ist auf<br />

dem Firmengelände überall spürbar. Der<br />

besonders nachhaltig geplante und ausgeführte<br />

Neubau ist jüngster Beweis dafür. Den<br />

Mitarbeitern*innen stehen moderne Büround<br />

Besprechungsräume zur Verfügung. Als<br />

absolutes Highlight gibt es ein Betriebsrestaurant<br />

mit Dachterrasse und Cafeteria. Flexible<br />

Arbeitszeitmodelle und eine betriebliche<br />

Alters vorsorge runden das Bild als attraktiver<br />

Arbeitgeber perfekt ab.<br />

IN DER LÄNDLICH GEPRÄGTEN REGION<br />

in Südniedersachsen bildet Christ in Hightech-Berufen<br />

aus. Die Perspektiven, nach der<br />

Ausbildung im Unternehmen zu bleiben, sind<br />

hervorragend. Für die unterschiedlichsten Bereiche<br />

im Unternehmen werden zurzeit neue<br />

Mitarbeiter*innen gesucht. Ein Blick auf die<br />

Karriere-Seite lohnt sich.<br />

KONTAKT<br />

Martin Christ<br />

Gefriertrocknungsanlagen GmbH<br />

An der Unteren Söse 50<br />

37520 Osterode am Harz<br />

Tel. 05522 5007-0<br />

info@martinchrist.de<br />

www.martinchrist.de


PROFIL<br />

Zukunftsorientiert Mit modernen Anlagen und motivierten Mitarbeitern werden bei RKW nachhaltige Verpackungs lösungen hergestellt.<br />

RKW – nachhaltig und innovativ<br />

Gut aufgestellt für die Zukunft: mit Investitionen in Technologien und Mitarbeiter<br />

K<br />

limaschutz und Ressourcenschonung –<br />

das sind zentrale Themen unserer Zeit –<br />

essenziell und herausfordernd zugleich,<br />

gerade für die Kunststoffindus trie. Genau daran<br />

arbeitet RKW. Am Standort Echte produzieren<br />

250 Mitarbeiter innovative Verpackungen<br />

und engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit.<br />

RKW ECHTE gehört seit 1968 zur RKW-Gruppe,<br />

einem Unternehmen in Privatbesitz, das<br />

zu den weltweit führenden Herstellern innovativer<br />

und nachhaltiger Folienlösungen<br />

zählt. Die RKW-Gruppe produziert Folien für<br />

unterschiedliche Branchen, darunter Landwirtschaft,<br />

Hygiene und Ver packung. Rund<br />

3.000 Mitarbeiter an 19 Standorten weltweit<br />

arbeiten täglich daran, den Kunden exzellente<br />

Produkte zu bieten.<br />

Mit dem in Echte entwickelten RKW ProVent ® ­<br />

Kunststoffsack wurde ein neuer Standard geschaffen.<br />

In den Säcken werden pulverför mige<br />

und feuchtigkeitsempfindliche Güter wie Zement<br />

und andere Baustoffe, Zucker, Gewürze,<br />

Salz und Chemikalien in Mengen von 15 bis 25<br />

Kilogramm verpackt.<br />

BEI DER FOLIENPRODUKTION SPIELT<br />

NACHHALTIGKEIT eine wichtige Rolle –<br />

durch die Umstellung auf Strom aus erneuerbaren<br />

Energien und durch Investitionen<br />

in effizientere Anlagen. Im Juli <strong>2021</strong> wurde<br />

eine neue Fünf-Schicht­ Extrusionsanlage<br />

in Betrieb genommen, um Kunststofffolien<br />

mit einem noch höheren Recyclinganteil<br />

produzieren zu können. „Wir wollen mit<br />

neuen Rezepturen unseren Kunden nachhaltigere<br />

Verpackungslösungen anbieten.<br />

Dazu gehört ein stetig wachsender Anteil<br />

an rezyklierten Kunststoffen. State-of-the-Art-<br />

Anlagen wie diese ermöglichen uns das“, so<br />

Standortleiter Dr. Markus Brinkmann. In den<br />

kommenden Jahren stehen weitere Investitionen<br />

an, damit RKW zukunftsfähig bleibt.<br />

„EIN EBENSO WICHTIGER WACHSTUMS-<br />

TREIBER wie Investitionen in Technologien<br />

sind unsere Mitarbeiter, die mit neuen Ideen<br />

das Unternehmen voranbringen“, erklärt HR­<br />

Managerin Sarah Feyer. Daher gibt es bei RKW<br />

eine Vielzahl an Job- und Karriereperspektiven<br />

in unterschiedlichen Bereichen – vom Maschinen-<br />

und Anlagenführer über Sachbearbeiter<br />

im Customer Service bis hin zum Spezialisten<br />

für Prozessdatenmanagement. „Neben der<br />

Investition in hoch qualifiziertes Fachpersonal<br />

bieten wir Berufseinsteigern jährlich bis<br />

zu zehn verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten.<br />

Nur mit gut ausgebildetem Personal, das<br />

unsere Produkte und Anlagen kennt, können<br />

wir uns den Herausforderungen der Zukunft<br />

stellen“, betont Sarah Feyer weiter.<br />

WOLLEN AUCH SIE EIN TEIL DES TEAMS<br />

werden? Wir suchen motivierte und kompetente<br />

Fachkräfte, die die Kreislaufwirtschaft in<br />

der Kunststoffindustrie vorantreiben und gemeinsam<br />

mit uns das Leben der Verbraucher<br />

erleichtern.<br />

KONTAKT<br />

RKW SE<br />

Zweigniederlassung Echte<br />

Am Windmühlenstein 15<br />

37589 Kalefeld<br />

Tel. 05553 201-0<br />

bewerbung.echte@rkw-group.com<br />

www.rkw-group.com<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 157


PROFIL<br />

TOPARBEITGEBER<br />

Symrise AG –<br />

der Tagbegleiter aus dem Weserbergland<br />

Die Produkte von Symrise schaffen<br />

begeisternde Geschmacks- und Dufterlebnisse,<br />

verbessern die Eigenschaften<br />

von Nahrungsmitteln und tragen<br />

zu Gesundheit und Wohlbefinden bei – in<br />

über 150 Ländern weltweit. Konsequente Kundenorientierung,<br />

hohe Innovationskraft und<br />

gezielte Expansion in neue Märkte bilden<br />

die Grundlagen für nachhaltiges, profitables<br />

Wachstum.<br />

SYMRISE entwickelt, produziert und vertreibt<br />

Duft-, Geschmack- und Lebensmittelinhaltsstoffe,<br />

kosmetische Grund- und Wirkstoffe,<br />

funktionale Inhaltsstoffe sowie Produktlösungen<br />

für verbesserte Sensorik und Ernährung.<br />

Die rund 30.000 Produkte des Unternehmens<br />

entstehen zum Großteil auf Basis natürlicher<br />

Rohstoffe wie Vanille, Zitrus, Zwiebeln, Fisch,<br />

Fleisch oder Blüten- und Pflanzenmaterialien.<br />

Die Aromen, Wirkstoffe, Parfümöle und sensorischen<br />

Lösungen bilden in der Regel zentrale<br />

funktionale Bestandteile in Endverbraucherprodukten.<br />

Zu den Kunden von Symrise gehören<br />

Parfüm-, Kosmetik- und Lebensmittelhersteller,<br />

die pharmazeutische Industrie sowie<br />

Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln,<br />

Heimtierfutter und Babynahrung.<br />

158 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />

Ursprünglich entstand der Symrise-Konzern<br />

aus dem Zusammenschluss der beiden deutschen<br />

Unternehmen Haarmann & Reimer<br />

und Dragoco im Jahr 2003. Die Wurzeln von<br />

Symrise reichen bis in die Jahre 1874 beziehungsweise<br />

1919 zurück, in denen die Vorgängerunternehmen<br />

entstanden. 2006 erfolgte<br />

der Börsengang der Symrise AG. Seitdem notiert<br />

die Symrise-Aktie im Prime Standard der<br />

Deutschen Börse und zählte mit einer Marktkapitalisierung<br />

per Jahresultimo 2020 von<br />

rund 14,7 Milliarden Euro zu den im MDAX ®<br />

geführten Unternehmen. Mit Wirkung ab dem<br />

20. September <strong>2021</strong> hat die Deutsche Börse<br />

Symrise in den DAX ® aufgenommen. Damit<br />

gehört das Unternehmen zu den 40 größten<br />

börsennotierten deutschen Unternehmen.<br />

ALS MITARBEITER VON SYMRISE begibt<br />

man sich auf die spannende Reise in die inspirierende<br />

Welt von Duft, kosmetischen Inhaltsstoffen,<br />

Geschmack und Ernährung. Hier<br />

erhalten Mitarbeiter die Möglichkeit, jeden<br />

einzelnen Schritt ihrer beruflichen Zukunft<br />

selbst zu gestalten.<br />

Ganz gleich, ob als Berufserfahrener, Absolvent,<br />

Student oder Praktikant: Symrise bietet<br />

ein umfassendes Spektrum an Optionen für<br />

jede Karrierestufe sowohl im In- als auch im<br />

Ausland. Ob Forschung, Labor, Vertrieb, Marketing,<br />

Beschaffung, zentrale Funktionsbereiche<br />

wie zum Beispiel Finanzen, Entwicklung<br />

oder Produktion: Persönliche und professionelle<br />

Entwicklung gehen Hand in Hand mit<br />

den eigenen Ambitionen, Potenzialen und Lebensumständen.<br />

KONTAKT<br />

Symrise AG<br />

Mühlenfeldstraße 1<br />

37603 Holzminden<br />

Tel. 05531 90-0<br />

www.symrise.com<br />

twitter.com/symriseag<br />

youtube.com/agsymrise<br />

instagram.com/symriseag<br />

instagram.com/symrise.ci<br />

linkedin.com/company/Symrise<br />

www.xing.com/companies/symrise<br />

instagram.com/finefragrancestories_bySymrise<br />

Blog: https://www.alwaysinspiringmore.com


PROFIL<br />

Wir sind die Mitmachbank.<br />

Ein bunter Mix aus Aufgaben und Stellen wartet.<br />

Werde Teil unserer VR-Bank Mitte eG und gestalte unsere Region aktiv mit.<br />

In unserer Region vom Werra-Meißner­<br />

Kreis über das Eichsfeld bis hin nach Göttingen<br />

und Northeim findest du in der<br />

Mitmachbank in unserem Team der VR-Bank<br />

Mitte eG den passenden Platz.<br />

IM SINNE UNSERES Unternehmensleitbildes<br />

,Wir sind die Mitmachbank – Du bist ein Teil<br />

davon!‘ hast du die Chance, dich an der Mitgestaltung<br />

unserer Bank zu beteiligen, Projekte<br />

im Austausch mit anderen Teammitgliedern<br />

zu gestalten und gemeinsame Prozesse<br />

anzutreiben.<br />

Für unsere Mitglieder und Kunden ver fügen<br />

wir mit zahlreichen Filialen vor Ort, einer<br />

kompetenten Telefonfiliale und unserer modernisierten<br />

#OnlineFiliale über ein breites<br />

Netz an Anlaufmöglichkeiten in unserem<br />

Geschäfts gebiet.<br />

NEBEN PERSÖNLICHER BERATUNG auf<br />

Augenhöhe liegt uns die Unterstützung verschiedener<br />

Herzensprojekte, gemeinnütziger<br />

Vereine und Organisationen besonders am<br />

Herzen. Getreu unserem Motto ,Herz für die<br />

Region‘ ermöglichen wir viele Vorhaben in der<br />

Region.<br />

ALS TEAMMITGLIED in unserer Bank erwartet<br />

dich eine Gemeinschaft, in der Mitglieder,<br />

Kunden sowie Mitarbeiter für das WIR stehen.<br />

Zudem bieten wir als Top-Arbeitgeber:<br />

• flexible Arbeitszeiten<br />

• Homeoffice und mobiles Arbeiten<br />

• eine individuelle Personalentwicklung<br />

• gute Karrieremöglichkeiten<br />

• ein umfangreiches Gesundheitsmanagement<br />

• eine attraktive Bezahlung<br />

• eine Du-Kultur und eine<br />

aufgelockerte Kleiderordnung<br />

• und vieles mehr<br />

BEWIRB DICH JETZT und werde Teil unserer<br />

Mitmachbank. Aktuelle Stellenangebote<br />

für Auszubildende, Berufseinsteiger oder Berufserfahrene<br />

findest du mit nur einem Klick<br />

auf: www.vrbankmitte.de/karriere<br />

Die passende Stelle ist nicht dabei? Dann sende<br />

uns deine Initiativbewerbung und lass dich<br />

überraschen, wie vielseitig und einzigartig unsere<br />

VR-Bank Mitte eG ist.<br />

Wir freuen uns auf deine Bewerbung!<br />

KONTAKT<br />

VR-Bank Mitte eG<br />

Westerstieg 5<br />

37115 Duderstadt<br />

Tel. 05527 845-0<br />

personal@vrbankmitte.de<br />

www.vrbankmitte.de<br />

TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 159


Digital-Profil<br />

Mit einem Digital-Profil auf der Webseite des <strong>faktor</strong> verschaffen Sie sich eine dauerhafte und<br />

stets aktuelle Präsenz in der <strong>faktor</strong> Medienwelt. Das Digital-Profil ist genau die richtige Wahl, um<br />

multimedial für Ihr Unternehmen und/oder Ihr Produkt zu werben.<br />

Ihre Vorteile auf einen Blick:<br />

` <strong>faktor</strong> Online ist die wichtigste Wirtschaftsplattform unserer<br />

Region<br />

` Dauerhafte und stets aktuelle Präsenz auf der <strong>faktor</strong>-<br />

Onlineplattform<br />

` Profitieren Sie mittel- und langfristig von unserer hohen<br />

Sichtbarkeit bei Google<br />

` Nutzen Sie den von uns professionell erstellten Content<br />

auch für Ihre eigene Webseite und Social-Media-Kanäle<br />

1.200 Euro<br />

Inhalte (von Ihnen geliefert):<br />

` Firmenprofil Text<br />

` Max. 10 Bilder<br />

` Video max. 180 Sek.<br />

` 12 Monate Onlinepräsenz unter <strong>faktor</strong>digital<br />

Wir unterstützen Sie gerne bei:<br />

Erstellung Firmenprofil:<br />

Fotoshooting:<br />

350 Euro<br />

350 Euro<br />

(zusätzlich nochmal 350 Euro f. weitere Nutzungsrechte der Bilder)<br />

Videoshooting:<br />

(entspricht 81 Euro mtl. Budget)<br />

` Vorbesprechung Konzept: 0,5-1h<br />

` Interview durch uns am Arbeitsplatz des Auftraggebers:<br />

2h / max. 50 KM um Göttingen<br />

` 2 Korrekturschleifen, anschl. 75 Euro/Std.<br />

` Nutzungsrechte liegen beim Auftraggeber<br />

(12 Monate Ausschluss regionaler Medien!)<br />

1.150 Euro<br />

Referenzen:<br />

Die Preise verstehen sich zzgl. der gesetzlichen MwSt.<br />

Buchung und Beratung:<br />

Alexander Schneider<br />

Tel. 0551 30 98 39 25<br />

Fax: 0551 309839-11<br />

schneider@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Nicole Benseler<br />

Tel. 0551 30 98 39 22<br />

Fax: 0551 309839-11<br />

benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de


impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>faktor</strong> – das Entscheider­ Magazin für die Region Göttingen<br />

Entscheider Medien GmbH<br />

Berliner Straße 10<br />

37073 Göttingen<br />

Tel. 0551 3098390<br />

Fax 0551 30983911<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

www.mehralseinmagazin.de<br />

Herausgeber<br />

Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />

(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Chefredaktion<br />

Elena Schrader<br />

(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />

Autoren<br />

Frank Bertram, Sven Grünewald, Thomas Huber,<br />

Claudia Klaft, Stefan Liebig, Lea Montag, Heidi Niemann,<br />

Lea van der Pütten, Margareta Vogel, Stefanie Waske<br />

Art-Direktion & Layout<br />

Julia Braun<br />

Fotografie<br />

Alciro Theodoro da Silva<br />

Lektorat<br />

CoLibris - Lektoratsbüro<br />

Dr. Barbara Welzel<br />

Anzeigen<br />

Nicole Benseler, Alexander Schneider (Leitung Digitalvertrieb)<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

Marco Böhme<br />

Auflage<br />

11.000<br />

Druckerei<br />

Silber Druck oHG, Kassel<br />

Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 15. Februar 2022.<br />

Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />

möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />

keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />

info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />

Redaktionsbeirat<br />

Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />

Fritz Güntzler, Rainer Hald, Dr. Klaus Heinemann,<br />

Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer, Carsten Lohrengel,<br />

Lars Obermann, Thomas Richter, Ulrich G. Büchner,<br />

Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann,<br />

Claudia Trepte, Kirsten Weber, Dr. Marko Weinrich,<br />

Prof. Dr. Winfried Weber, Hasso Werk<br />

Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht die Meinung des Herausgebers<br />

wieder. Von <strong>faktor</strong> gestaltete Anzeigen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Eine anderweitige Verwendung ist nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Herausgebers möglich. Ein Nachdruck der im <strong>faktor</strong> veröffentlichten<br />

Beiträge ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers möglich.<br />

Bei allen Gewinnspielen ist der Rechtsweg ausgeschlossen.<br />

Redaktioneller Hinweis<br />

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir auf unserer Plattform<br />

die männliche Form (generisches Maskulinum), z.B. ,der Journalist‘.<br />

Wir meinen immer alle Geschlechter im Sinne der Gleich behandlung.<br />

Die verkürzte Sprachform hat redaktionelle Gründe und ist wertfrei.<br />

<strong>faktor</strong>-Partner<br />

Audi Zentrum<br />

Göttingen<br />

dr. Bodenburg<br />

Zilian<br />

Werk<br />

Rechtsanwalts- und Notarkanzlei in Göttingen<br />

Netzwerkpartner<br />

InnovationsCluster<br />

it GÖTTINGEN<br />

4 |<strong>2021</strong> 161


162 4 |<strong>2021</strong>


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agieren weltweit. Seit 165 Jahren wird KWS eigenständig und unabhängig<br />

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