faktor Winter 2021
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17. Jahrgang <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong> 8 Euro<br />
› MEHR ALS EIN MAGAZIN<br />
› DAS ENTSCHEIDER-MAGAZIN FÜR DIE REGION GÖTTINGEN<br />
erfolgsgeschichte CEO Philipp Schulte-Noelle macht Ottobock fit für den Börsengang und weitere Visionen mit Zukunft 68
Der Schlüssel<br />
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Handwerk – und Ihres<br />
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die Zukunft des eigenen Betriebes aufzubauen. Deshalb bietet QUATTEK &<br />
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Fritz Güntzler Dipl.-Kfm.<br />
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Johann-Karl Vietor Dipl.-Kfm.<br />
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Thorsten Kumpe Dipl.-Kfm.<br />
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Miriam Engel Dipl.-Kffr.<br />
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editorial<br />
FOTO COVER: ALCIRO THEODORO DA SILVA / FOTO EDITORIAL: LUKA GORJUP<br />
Sind Sie in den vergangenen Monaten auch so dankbar gewesen wie ich?<br />
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Mir geht es nicht darum, alles schön zu reden –<br />
wir befinden uns nun mal wirklich in einer Krise, vermutlich in der schlimmsten, die<br />
viele von uns bislang erlebt haben. Doch gerade in schwierigen Zeiten wie diesen ist<br />
es wichtig, die guten Dinge im Auge zu behalten und sich nicht – auch wenn es tief<br />
in uns verankert ist – nur auf das Negative zu konzentrieren.<br />
Vielmehr geht es mir um Dankbarkeit für all das, was ich habe und was weiterhin<br />
besteht: die Menschen in meinem Leben, die Digitalisierung, Meinungsfreiheit, mein<br />
schönes Zuhause, Gesundheit, Frieden und Solidarität, Zeit für mich, Innovationen<br />
in der Medizin, gutes Essen und Trinken, meinen wunderbaren Beruf und alle vier<br />
Jahreszeiten.<br />
In dieser <strong>faktor</strong>-Ausgabe werden Sie ausschließlich auf Menschen treffen, die eben diese<br />
Einstellung zum Leben teilen, wie zum Beispiel die MPI-Direktorin Melina Schuh. Als<br />
Erforscherin von Schwachstellen in menschlichen Eizellen weiß sie um ihr Glück, mit<br />
gleich vier gesunden Kindern gesegnet zu sein. Oder unsere neue Oberbürgermeisterin<br />
von Göttingen, Petra Broistedt, die dankbar ist für einen Job, mit dem sie für mehr soziale<br />
Gerechtigkeit sorgen kann. Oder unser Mann auf dem Cover, Philipp Schulte-Noelle,<br />
der als CEO von Ottobock im Eichsfeld eine neue Heimat gefunden hat. Und auch<br />
in der Objektiv-Manufaktur Zeiss weiß man zu schätzen, dass dank einer neuen<br />
Unternehmens strategie zahlreiche Arbeitsplätze in Göttingen gerettet werden konnten.<br />
Mal einen Schritt zurücktreten, das große Ganze sehen. Statt über den Rand auch<br />
einmal auf den eigenen Teller schauen – diese Fähigkeit kann im Leben einen riesigen<br />
Unterschied machen, denn:<br />
Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.<br />
– Francis Bacon<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Start ins neue Jahr und bedanke<br />
mich bei Ihnen, dass Sie uns als Leser die Treue halten!<br />
Ihre Elena Schrader<br />
Chefredakteurin<br />
schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
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Live erleben – in<br />
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4 |<strong>2021</strong> 3
inhalt<br />
Mit im Magazin:<br />
<strong>faktor</strong> TOP-ARBEITGEBER<br />
ab Seite 133<br />
96 Zurück zu den Wurzeln<br />
Reportage. Christian Grebenstein bringt<br />
Natur auf den Teller und die Welt der<br />
großen Küche in den Klausenhof am Fuße<br />
der Burg Hanstein. <strong>faktor</strong> erlebte mit dem<br />
Spitzenkoch einen Tag voller Kontraste.<br />
unternehmen<br />
26 Die Objektiv-Manufaktur<br />
Gute Perspektiven für den<br />
traditionsreichen Zeiss-Standort<br />
in Göttingen<br />
44 „Wir machen es einfach“<br />
Mekom – 20 Jahre erfolgreiches<br />
Netzwerken im Harz<br />
48 Perspektiven erkennen –<br />
Fortschritt wagen!<br />
Der Ideenreichtum des<br />
Landkreises wird geehrt<br />
wissen<br />
52 Die Entdeckerin der<br />
Schwachstellen<br />
MPI-Direktorin Melina Schuh<br />
hat ihre Berufung gefunden<br />
58 Wirtschaften mit Wert<br />
Vier städtische Gesellschaften<br />
arbeiten daran, für das Gemeinwohl<br />
zukunftsfähig zu bleiben<br />
mensch<br />
68 Der Transformator<br />
CEO Philipp Schulte-Noelle macht<br />
Ottobock fit für die Börse<br />
82 Eine Frau für die Langstrecke<br />
Ein persönliches Porträt<br />
von Göttingens neuer<br />
Oberbürgermeisterin Petra Broistedt<br />
88 Abschied aus gut bestelltem Haus<br />
GWG-Chefin Ursula Haufe<br />
verabschiedet sich in<br />
den Ruhestand<br />
90 „Göttingen braucht Raum<br />
für Dynamik“<br />
Jens Düwel spricht als neuer<br />
Geschäftsführer der GWG über<br />
Göttingens größte Potenziale<br />
leben<br />
96 Zurück zu den Wurzeln<br />
Christian Grebenstein bringt die<br />
Welt der großen Küche ins Eichsfeld<br />
108 Der Weg als Ziel<br />
Unternehmer Bodo Rengshausen-<br />
Fischbach unterwegs mit dem<br />
Volvo nach Vladivostok<br />
116 Brandis Welt der kleinsten Dinge<br />
Mit Grafiker Uwe Brandi auf<br />
Entdeckungstour<br />
spezial<br />
134 Bewährtes Konzept mit<br />
neuen Impulsen<br />
Zahlreiche Veränderungen beim<br />
Arbeitgebermarketing TOPAS<br />
138 TOP-Arbeitgeber<br />
der Region Göttingen<br />
präsentieren sich<br />
service<br />
3 Editorial<br />
8 Momentaufnahmen<br />
Besondere Augenblicke<br />
vergangener Tage<br />
16 Aktuelles<br />
Neues aus der <strong>faktor</strong>-Redaktion<br />
20 Es lebe Print.<br />
<strong>faktor</strong> bringt sein erstes Buch heraus<br />
23 „Wir müssen präsent sein!“<br />
Kreative 35. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
128 Plattform auf einen Blick<br />
360°-Marketing für <strong>faktor</strong>-Kunden<br />
161 Impressum<br />
162 Alles Glück dieser Welt für 2022<br />
Illustration von Sketchnoteloverin<br />
Tanja Wehr<br />
4 4 |<strong>2021</strong>
FOTOS: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
68 Der Transformator<br />
116 Eine Reise in die Miniaturwelten des Grafikers Uwe Brandi<br />
Familiensache. Mit Philipp Schulte-Noelle<br />
hat Ottobock einen CEO an Bord, der die<br />
Visionen der Inhaberfamilie vorantreibt.<br />
»Ich habe mir dabei gedacht, dass<br />
man sich etwas dabei denken soll.«<br />
26 Macher der Objektive<br />
52 Kleine Wunder ganz groß<br />
Faszinierende Momente. Die mehrfach ausgezeichnete Biochemikerin Melina Schuh<br />
hat ihre Berufung gefunden – bei der Erforschung winziger menschlicher Eizellen und als<br />
MPI-Direktorin des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen.<br />
Scharfe Einblicke. Am historisch<br />
gewachsenen Standort von Zeiss<br />
in Göttingen setzt man ebenso<br />
auf hochmoderne Technik wie auf<br />
präzise Handarbeit.<br />
4 |<strong>2021</strong> 5
EINLADUNG ZUM GUTEN LEBEN – DIE DESIGN-EINRICHTER IN HANNOVER<br />
Ein schwebender Widerspruch.<br />
„Kann man das Beste aus allen Welten haben?”, fragten sich die Designer von Jehs + Laub und entwarfen<br />
Mell Lounge, ein Sofa, das Gegensätze aufs Schönste vereint: einerseits klare Außenkanten und tiefe Sitzflächen<br />
– andererseits sanft gerundete Innenformen, kuschelige Kissen und zierliche Kufen, die das Sofa<br />
fast schweben lassen. Über das gelungene Resultat gibt es wohl keine widersprüchlichen Meinungen.<br />
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Zuhause ist der Ort, der einem Sicherheit, Geborgenheit und Wohlbefinden<br />
gibt. Um ihn zu erschaffen braucht es aber auch besondere Einrichtungsideen<br />
und Möbel, die sich an individuelle Bedürfnisse anpassen und die<br />
besten Produkte mit der schönsten Gestaltung in Einklang bringen. Hinter<br />
design in hannover stehen Experten, die „die Kunst des guten Lebens“<br />
als Planer, Gestalter und Einrichter täglich in die Praxis umsetzen.<br />
Hier werden Lebensräume geschaffen, die Menschen ein inspirierendes<br />
und positives Umfeld bieten. Ob für Wohnräume oder Büros, Praxen oder<br />
Kanzleien – eine klare Formensprache, Liebe zum Detail sowie Perfektion<br />
in der Umsetzung sind dabei der Antrieb von design in hannover.<br />
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momentaufnahmen<br />
Momentaufnahmen<br />
<strong>faktor</strong> lässt besondere Ereignisse in der Region mit ausgewählten Impressionen Revue passieren.<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA & DIETRICH KÜHNE<br />
Zurück auf der großen Bühne<br />
Nachdem das traditionsreiche Göttinger Jazzfestival im vergangenen Jahr seine 43. Auflage<br />
aufgrund der Corona-Beschränkungen absagen musste, bot die diesjährige Veranstaltung vom<br />
5. bis zum 13. November wieder ein gewohnt fulminantes Programm – mit je zwei herausragenden<br />
Ensembles pro Abend auf der großen Bühne des Deutschen Theaters. Für ein ganz besonderes<br />
Highlight der Vokalkunst und Soundmagie sorgte die estnische Sängerin und Pianistin<br />
Kadri Voorand (Foto) mit ihrem Duopartner Mihkel Mälgand.<br />
8 4 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
4 |<strong>2021</strong> 9
momentaufnahmen<br />
My Private Passion<br />
Anlässlich seines 60. Geburtstages gewährt Ottobock-Inhaber und Sammler Hans Georg Näder einen<br />
vielseitigen Einblick in seinen privaten Kunstschatz: Seit Ende September eröffnen in der Kunsthalle HGN<br />
in Dudersatdt 15 künstlerische Positionen den Zugang zu eindrucksvollen Welten. Diese umfassen neben<br />
bekannten fotografischen Meisterwerken von Andreas Gursky (Foto), Man Ray und Helmut Newton auch<br />
neue Gemälde des Leipziger Künstlers Neo Rauch. Die Ausstellung läuft noch bis zum 17. April 2022.<br />
10 4 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
4 |<strong>2021</strong> 11
momentaufnahmen<br />
12 4 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
Deftiges Finale<br />
Mit gleich drei prominenten Highlights ging am 7. November der 30. Göttinger Literaturherbst mit<br />
einem großen Finale aus Musik, spannenden Erkenntnissen und einer gewaltigen Portion Humor zu Ende.<br />
Neben Benno Fürmann, der gemeinsam mit dem Moka Efti Orchestra im Einbecker PS.Speicher für eine<br />
grandiose 20er-Jahre-Show mit stehendem Applaus gefeiert wurde, und der Live-Übertragung des NDR-<br />
Sachbuchpreises sowie des Sartorius-Preises ,LifeScienceXplained‘ war auch Dietmar Wischmeyer (Foto)<br />
zu Gast. Der Satiriker präsentierte in der neuen Sheddachhalle im Sartorius Quartier – gewohnt deftig –<br />
seinen aktuellen Roman ,Begrabt meinen rechten Fuß auf der linken Spur‘, in dem er die Geschichte der<br />
Bundesrepublik aus einer ganz neuen Perspektive erzählt. Insgesamt waren beim Jubiläumsfestival der<br />
Literatur rund 17.500 begeisterte Zuschauer live vor Ort und Zuhörer im Onlinestream mit von der Partie.<br />
FOTO: DIETRICH KÜHNE<br />
4 |<strong>2021</strong> 13
momentaufnahmen<br />
Abends auf der Burg<br />
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe ,Abends auf der Burg‘ setzten der Göttinger Designer Paul van Laar und<br />
die Leuchtenmanufaktur Lumodo vom 29. September bis zum 3. Oktober ein Wahrzeichen der Göttinger<br />
Umgebung ganz speziell in Szene: Mit einer modernen Lichtinstallation und musikalischer Untermalung<br />
inzenierte das Team in den alten Gemäuern der Burg Plesse über Bovenden ein mystisches Schauspiel.<br />
Anknüpfend an die bisher bekannten 20 Plesse-Sagen sollte mit dieser ,21. Sage zu Plesse‘ das Natürliche<br />
mit dem Künstlichen, Tradition mit Moderne in Einklang gebracht werden. So wurde ein Ort geschaffen, der<br />
in Zeiten der Krise zum Innehalten und Philosphieren einlud und an dem Besucher mal wieder ganz<br />
unbeschwert ein Stück Kultur genießen konnten.<br />
14 4 |<strong>2021</strong>
momentaufnahmen<br />
4 |<strong>2021</strong> 15
aktuelles<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Bäume statt Streit<br />
<strong>faktor</strong> unterstützt Leinetaler Waldprojekt<br />
mit 1.000 Euro.<br />
In der Vorweihnachtszeit überreichte <strong>faktor</strong>-Herausgeber Marco Böhme einen Scheck<br />
in Höhe von 1.000 Euro an Denise Wery vom Leinetaler Waldprojekt, das <strong>faktor</strong><br />
bereits als Medienpartner unterstützt.<br />
Den heimischen Wäldern geht es nicht gut, ein Großteil der Bäume ist erkrankt. Mittlerweile<br />
müssen daher in Deutschland mehr als 285.000 Hektar neu bepflanzt werden<br />
– eine Fläche, die größer als das Saarland ist. Zu diesem Zweck wurde das Leinetaler<br />
Waldprojekt ins Leben gerufen. Unternehmen und Privatpersonen können das Projekt<br />
finanziell unterstützen – ein Setzling kostet ca. 1,50 Euro, und jeder Beitrag geht zu<br />
100 Prozent direkt in die Finanzierung neuer Bäume. So wurden bis Ende <strong>2021</strong> in Südniedersachsen<br />
bereits über 76.000 Bäume gepflanzt. Projektinitiator ist Steve Wery, Geschäftsführer<br />
des Autohauses Becker-Tiemann Leinetal in Northeim und Einbeck. Als<br />
Haupt ansprechpartnerin kümmert sich inzwischen seine Frau Denise um das Projekt.<br />
Das Geld für den <strong>faktor</strong>-Scheck – und damit für ca. 750 neue Bäume in der Region –<br />
entstammt einer Streitigkeit um die Urheberrechtsverletzung eines der Bilder von<br />
Alciro Theodoro da Silva, das der Fotograf eigens für den <strong>faktor</strong> erstellt hatte. Der<br />
Disput mit einem regionalen Unternehmen über die rechtswidrige Nutzung des Fotos<br />
drohte zu eskalieren und zu einer juristischen Auseinandersetzung zu werden. „Dabei<br />
ging es uns nicht um das ausgebliebene Honorar“, erklärt Böhme das Vorgehen. „Vielmehr<br />
sind wir der Meinung, dass sich Unehrlichkeit nicht auszahlen darf. Also boten<br />
wir dem Konfliktpartner an, das Geld für einen wohltätigen Zweck weiterzureichen.“<br />
Ein Angebot, das dieser annahm. Und so gab es bei diesem Streit am Ende doch noch<br />
einen klaren Gewinner: unsere heimischen Wälder.<br />
16 4 |<strong>2021</strong>
Selbst die Stärksten<br />
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und Co-Kreativität<br />
Auf die Ohren!<br />
Jetzt macht <strong>faktor</strong> auch noch Podcast<br />
Getreu dem Slogan ,Mehr als ein Magazin‘ erweitert<br />
<strong>faktor</strong> 2022 noch einmal seine Plattform und bringt den<br />
ersten Podcast für Entscheider in Südniedersachsen an den<br />
Start: In ,Auf der Suche nach Erfolgsrezepten‘ sprechen wir<br />
mit Protagonisten aus unserem Magazin und anderen<br />
spannenden Machern und Könnern der Region und<br />
entlocken ihnen auf kurzweilige und authentische Art ihre<br />
ganz persönlichen Geschichten und Zutaten für ein<br />
erfolgreiches Leben.<br />
Bald schon heißt es: Nie wieder Langeweile auf Autofahrten,<br />
im Fitnesscenter oder auf dem Weg zu Fuß von A nach B –<br />
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ein kreatives Zusammenspiel und Selbstsicherheit im Alltag.<br />
Beides kann man trainieren. Doch was sind die besten Techniken<br />
für mehr Spontanität, Mut und gute Zusammenarbeit?<br />
Wie kann ich Atem, Stimme und Haltung als Tools nutzen, um<br />
starke und authentische Botschaften zu vermitteln? Und wie<br />
kann ich meine eigene Kreativität neu entdecken?<br />
All diesen Fragen gehen Gabriel von Berlepsch und Rebecca<br />
Klingenberg in ihrem Workshop-Format PLAYTOGROW<br />
auf den Grund – und das mit jeder Menge Spaß!<br />
Nach dem gelungenen Auftakt auf der 35. <strong>faktor</strong>-Business-<br />
Lounge (siehe ab Seite 23) geben die beiden Profi-Schauspieler<br />
vom Deutschen Theater nun auch in der <strong>faktor</strong>Akademie ihr<br />
Wissen weiter: In einem ausführlichen, interaktiven Workshop<br />
am 9. Februar 2022 von 14 bis 18 Uhr richten sich Klingenberg<br />
und von Berlepsch spielerisch an alle Unternehmer, Führungskräfte<br />
und Mitarbeitende, die ihre Kreativität neu entdecken<br />
und ihr Auftreten selbstbewusst gestalten wollen – vermittelt in<br />
einer informativen und kurzweiligen Performance, spannende<br />
Storys aus dem Alltag als Film- und Bühnenschauspieler inklusive.<br />
Theaterbesuch und Persönlichkeitsentwicklung in einem –<br />
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FOTO: CHRISTOPH TÜRKAY<br />
18 4 |<strong>2021</strong>
Audi Business<br />
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CO 2-Emissionen bei Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.<br />
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Spannbreiten in Abhängigkeit von der gewählten Ausstattung des Fahrzeugs.<br />
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Zum Zeitpunkt der Leasingbestellung muss der Kunde der berechtigten Zielgruppe angehören und unter der genannten Tätigkeit aktiv sein. Zur berechtigten Zielgruppe zählen: Gewerbetreibende<br />
Einzelkunden inkl. Handelsvertreter und Handelsmakler nach § 84 HGB bzw. § 93 HGB, selbstständige Freiberufler / Land- und Forstwirte, eingetragene Vereine / Genossenschaften / Verbände /<br />
Stiftungen (ohne deren Mitglieder und Organe). Wenn und soweit der Kunde sein(e) Fahrzeug(e) über einen gültigen Konzern-Großkundenvertrag bestellt, ist er im Rahmen des Angebots für Audi<br />
Businesskunden nicht förderberechtigt.<br />
3<br />
Etwaige Rabatte bzw. Prämien sowie der Herstelleranteil am Umweltbonus sind im Angebot bereits berücksichtigt. Der Erwerb (Kauf oder Leasing) eines neuen Audi e-tron 50 quattro 1 durch Privatpersonen,<br />
Unternehmen, Stiftungen, Körperschaften und Vereine nach dem 18.05.2016 wird mit dem Umweltbonus inklusive Innovationsprämie gefördert, sofern das Fahrzeug nach dem<br />
03.06.2020 und bis zum 31.12.<strong>2021</strong> zugelassen und der Erwerb nicht zugleich mit anderen öffentlichen Mitteln gefördert wird. Ausnahme: der jeweilige Fördermittelgeber hat eine Verwaltungsvereinbarung<br />
mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geschlossen, wobei es aber zum Zeitpunkt der Antragstellung beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)<br />
noch zu keiner Auszahlung gekommen sein darf. Das Fahrzeug muss im Inland auf den/die Antragstellerin zugelassen werden (Erstzulassung) und mindestens 6 Monate zugelassen bleiben. Sofern<br />
das Fahrzeug nach dem 04.11.2019 erstmalig zum Straßenverkehr zugelassen wird, beträgt die Höhe des Umweltbonus inklusive Innovationsprämie für den Audi e-tron 50 quattro 1 insgesamt<br />
7.500 Euro. Ein Drittel des Umweltbonus wird seitens der AUDI AG direkt auf den Nettokaufpreis gewährt, zwei Drittel des Umweltbonus (Bundesanteil am Umweltbonus inklusive Innovationsprämie)<br />
werden nach positivem Zuwendungsbescheid auf Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unter www.bafa.de ausbezahlt. Der Antrag auf Gewährung des Bundesanteils<br />
am Umweltbonus muss bei Zulassung nach 04.11.2019 spätestens ein Jahr nach Zulassung über das elektronische Antragsformular unter www.bafa.de eingereicht werden. Auf die Gewährung<br />
des Umweltbonus besteht kein Rechtsanspruch und die Förderung endet mit Erschöpfung der bereitgestellten Fördermittel, spätestens jedoch zum 31.12.2025. Nähere Informationen zum<br />
Umweltbonus sind auf den Internetseiten des BaFa https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieeffizienz/ Elektromobilitaet/Neuen_Antrag_stellen/neuen_antrag_stellen.html abrufbar.<br />
Abgebildete Sonderausstattungen sind im Angebot nicht unbedingt berücksichtigt. Alle Angaben basieren auf den Merkmalen des deutschen Marktes.<br />
Audi Zentrum Göttingen, Audi Zentrum Göttingen GmbH, Kasseler Landstr. 71+73, 37081 Göttingen, Tel.: 05 51 / 9 03-3 00, info@audi-zentrum-goettingen.de,<br />
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aktuelles<br />
Es lebe Print.<br />
<strong>faktor</strong> bringt sein erstes Buch heraus: ein zeitloses Nachschlagewerk voller inspirierender<br />
Erfolgsgeschichten der regionalen Top-Entscheider.<br />
TEXT ELENA SCHRADER<br />
Die Welt wird digital – und <strong>faktor</strong> gibt<br />
nach 16 Jahren sein erstes Buch heraus.<br />
Wie passt das zusammen? Ganz einfach<br />
– auch wenn die vorherrschende Meinung<br />
bereits seit den 2000er-Jahren lautet:<br />
„Print ist tot.“ Wir glauben an hochwertigen Print, denn<br />
es gibt sie nach wie vor: sehr gute Gründe, Inhalte gedruckt<br />
zu publizieren.<br />
Haptik, Layout, Grafik, Bilder, Typografie. Erst durch<br />
diese wichtigen Zutaten entstehen eine bestimmte Atmosphäre<br />
und ein würdiger Rahmen für das geschriebene<br />
Wort.<br />
UND WAR AM ANFANG NICHT DAS WORT? Genau. Seit<br />
2005 gibt <strong>faktor</strong> viermal im Jahr das Entscheider-Magazin<br />
in Südniedersachsen heraus – und ist dadurch zur<br />
regionalen Plattform geworden, bietet Impulse, Erfolgsrezepte<br />
und Raum für echte Begegnung. Dabei steht stets<br />
der Mensch im Mittelpunkt der Berichterstattung und<br />
mit ihm seine individuelle Erfolgsgeschichte. Diese zu<br />
ergründen, zu erzählen und so die Wirtschaft der Region<br />
zu vernetzen, hat sich <strong>faktor</strong> zur Mission gemacht.<br />
Damit ist es für uns auch nur logisch, all diese Geschichten<br />
nun endlich in einem zeitlosen Nachschlagewerk<br />
zu bündeln. Der Gedanke war: Wie können wir<br />
den Top-Entscheidern der Region noch eine Weiterentwicklung<br />
des Magazins bieten? Mit der Druckerei Hubert<br />
& Co. und deren Geschäftsführerin Ramona<br />
Weiß-Weber haben wir in Göttingen einen tollen Partner<br />
gefunden, der dieses Projekt mit uns umsetzt.<br />
NEBEN EINEM BILDGEWALTIGEN ÜBERBLICK über die<br />
zahlreichen spannenden Menschen, die wir seit Stunde<br />
eins im <strong>faktor</strong> hatten, präsentiert Autorin und Alexanderpreisträgerin<br />
Anja Danisewitsch in diesem Buch eine<br />
Auswahl von Top-Entscheidern und erzählt deren inspirierende<br />
Erfolgsgeschichten – wie etwa die von Mutmacher<br />
und Berufsoptimist Matthias Walter, der kurz<br />
nach dem Mauerfall mit ,Reiseland‘ ein Millionengeschäft<br />
aufbaute und heute sein Wissen als Businesscoach<br />
an andere Unternehmer weitergibt. Oder die von<br />
HKS-Gründer Heiko Keilholz, der einst davon träumte,<br />
in die Fußstapfen von James Bond zu treten, um dann<br />
ein Sicherheitsunternehmen zu gründen, das über die<br />
Jahre zur erfolgreichen HKS-Gruppe heranwuchs. Sie<br />
alle berichten davon, wie sie ihr Unternehmen auf die<br />
Erfolgsspur geführt haben.<br />
FOTOGRAFIERT WURDEN SIE von unserem ,brasilianischen<br />
Auge‘ Alciro Theodoro da Silva, der mit seinem<br />
besonderen Blick für Menschen und Momente auch unserem<br />
<strong>faktor</strong>-Magazin – und das seit über 60 Ausgaben<br />
– Leben einhaucht. Es lebe Print. ƒ<br />
Top-Mediziner im Profil<br />
Nach dem Erfolg der Premiere wird<br />
es eine Fortsetzung des <strong>faktor</strong>-Buches<br />
geben. Ende 2022 erscheint eine<br />
hochwertige Sonderausgabe über<br />
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134<br />
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Sartorius-CEO Joachim Kreuzburg zieht zum großen Jubiläum persönlich Bilanz und spricht darüber,<br />
wie der Umsatz bis 2025 verdoppelt werden soll und dass Göttingen attraktiver werden muss, um neue<br />
Mitarbeiter zu gewinnen.<br />
INTERVIEW ELENA SCHRADER & ANJA DANISEWITSCH ILLUSTRATION DYLAN SARA FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
32 1 |2020<br />
LESEZEIT: 4 MINUTEN<br />
Vor knapp zehn Jahren stellte der Vorstandsvorsitzende Joachim Kreuzburg mithilfe des Strategieprojekts<br />
,Sartorius 2020‘ die Weichen für die nächste Entwicklungsphase des Pharma- und Laborzulieferers. Seitdem<br />
wurden viele eingreifende Veränderungen umgesetzt: die Weiterentwicklung zur Holding, die spartenübergreifende<br />
Verzahnung des Laborgeschäfts, diverse Bauprojekte sowie personelle Veränderungen auf allen<br />
Ebenen. Pünktlich zum großen Jubiläum – 150 Jahre Sartorius – erzählt Kreuzburg im Interview, wie der<br />
Konzern auch in den nächsten Jahren strategisch weiter wachsen will.<br />
Herr Dr. Kreuzburg, 2020 ist für Sartorius eine besondere<br />
Jahreszahl. Vor genau 150 Jahren wurde die ,Feinmechanische<br />
Werkstatt F. Sartorius‘ von Florenz Sartorius gegründet.<br />
Was bedeutet dieses Jubiläum für Sie?<br />
Zum Jubiläum werden wir vor allem nach vorn schauen<br />
und das aufgreifen, was bereits bei Florenz Sartorius erfolgskritisch<br />
war: Innovation, entsprechende Netzwerke<br />
und aktive Internationalisierung. Er gründete seine Feinmechanische<br />
Werkstatt aus der Zusammenarbeit mit<br />
Göttinger Universitätsprofessoren heraus, und ein gutes<br />
halbes Jahrhundert später gingen seine Söhne ein Joint<br />
Venture mit dem in Göttingen forschenden Nobelpreisträger<br />
und Erfinder der Membrantechnologie, Richard<br />
Zsigmondy, ein. Innovationen und Kooperationen sind<br />
bis heute Teil unserer DNA und ein wesentlicher Baustein<br />
unseres Erfolgs. Ich persönlich freue mich sehr, Teil<br />
dieses Teams zu sein und die Entwicklung des Unternehmens<br />
schon rund 20 Jahre lang intensiv begleiten und<br />
gestalten zu können.<br />
1|2020 Joachim Kreuzburg, CEO Sartorius<br />
Wie werden Sie dieses Jubiläum begehen?<br />
Wir werden in einer Reihe von Veranstaltungen gemeinsam<br />
mit Kunden, Wissenschaftlern und Mitarbeitern<br />
einen Blick in die Zukunft unserer Branche werfen: Wohin<br />
steuert unsere Industrie? In welchen Bereichen gibt<br />
es die nächsten Durchbrüche und Chancen? Am 3. und<br />
4. Juni veranstalten wir in Göttingen dazu das Sartorius<br />
Life Science Festival, bei dem mehr als 300 Experten und<br />
kreative Köpfe mit Vordenkern der Branche über Trends<br />
und Herausforderungen der LifeScienceIndustrie diskutieren.<br />
Auch die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat<br />
für den 4. Juni ihre Teilnahme zugesagt. Für die Mitarbeiter<br />
sind an vielen Standorten Familientage geplant,<br />
in Göttingen am 11. Juli. Tags darauf öffnen wir die<br />
Campus Tore für die Göttinger.<br />
In diesem Jahr endet auch die ‚Strategie 2020‘, die Sie vor<br />
rund zehn Jahren entwickelt haben. Im <strong>faktor</strong>-Interview im<br />
Jahr 2012 antworteten Sie auf die Frage, wo Sartorius dann<br />
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1 |2020 33<br />
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4 |<strong>2021</strong> 21
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aktuelles<br />
„Wir müssen präsent sein!“<br />
Im Rahmen der 35. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge brachten die Schauspieler Rebecca Klingenberg und<br />
Gabriel von Berlepsch mit ihrem Format PLAYTOGROW die Kreativität der Teilnehmer zum Glühen.<br />
TEXT LEA VAN DER PÜTTEN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
LESEZEIT: 3 MINUTEN<br />
Ein spirituell angehauchter, in einer portugiesischen<br />
Kommune lebender Delfintouren-Führer<br />
und eine Göttinger Psychologin mit eigener<br />
Praxis – solch ein außergewöhnliches Speaker-<br />
Duo gab es auf der Bühne einer <strong>faktor</strong>-Business-Lounge<br />
bislang noch nie! Und gab es auch bei der 35. Ausgabe<br />
am 18. November im Göttinger Hotel FREIgeist nicht.<br />
Denn hier standen eigentlich auch ,nur‘ die beiden<br />
Schauspieler Gabriel von Berlepsch und Rebecca Klingenberg<br />
vor den rund 70 Gästen, die jedoch zum Einstieg<br />
in den Abend mit einer Vorstellungsrunde der etwas<br />
anderen Art dazu ermuntert wurden, ihrer Kreativität<br />
freien Lauf zu lassen: Sie mussten sich der Frage stellen,<br />
was sie sonst noch gern in ihrem Leben geworden wären<br />
– und sich gegenseitig aus diesem fiktiven Alltag erzählen.<br />
DIE VERANSTALTUNG mit Klingenberg und von Berlepsch<br />
stand unter dem Motto ,Persönlichkeitsentwicklung<br />
und Team-Kreativität‘. Unter Corona-Bedingungen<br />
haben die beiden Schauspieler, die am Deutschen Theater<br />
beschäftigt sind, mit ,PLAYTOGROW‘ ein innovatives<br />
Format entwickelt, das sich an Unternehmer,<br />
4 |<strong>2021</strong> 23
aktuelles<br />
Führungskräfte und Mitarbeitende richtet. „Schauspieler und Unternehmer<br />
sind in ihrem Alltag mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert“, erklärte<br />
Klingenberg dem gebannt lauschenden Publikum und brachte damit die<br />
Idee hinter ihrer Show zum Ausdruck: „Wir müssen präsent sein.“<br />
Mit verschiedenen Übungen zu Stimme, Artikulation und Körperhaltung<br />
vermittelten von Berlepsch und Klingenberg im ersten Teil des Programms<br />
die Grundlagen von mehr Präsenz und einem selbstbewussten Auftreten im<br />
Alltag. So konnten die Teilnehmenden aktiv ihren Eigenton – einen entspannten<br />
Zustimmton – entdecken, ihr Statusverhalten anhand ihrer Körpersprache<br />
reflektieren oder mit einem Finger im Mund ihre Artikulation trainieren.<br />
IM ZWEITEN TEIL der <strong>faktor</strong>-Business-Lounge widmeten sich die Schauspieler<br />
dem co-kreativen Arbeiten. „Kreativität ist das Ergebnis von gruppendynamischen<br />
Prozessen“, erklärte von Berlepsch. An drei Grundprinzipien<br />
gelte es, sich dabei zu halten: an das Ja-und-Prinzip, die Trennung von Ideenfindung<br />
und Bewertung sowie lustvolles Scheitern. Dies an dieser Stelle weiter<br />
auszuführen, würde den Rahmen sprengen, doch: Wer diesen informativen<br />
und unterhaltsamen Abend verpasst oder vom kreativen Input noch nicht<br />
genug bekommen hat, keine Sorge: Nach dem gelungenen Auftakt auf der<br />
35. <strong>faktor</strong>-Business-Lounge bieten die zwei Referenten bei der <strong>faktor</strong>Akademie<br />
am 9. Februar 2022 zwischen 14 und 18 Uhr PLAYTOGROW auch im ausführlichen<br />
Workshop-Format an. Weitere Infos dazu gibt es auf Seite 18.<br />
MIT IMAGINÄREN ENGELSFLÜGELN und einem Superman-Umhang gerüstet<br />
– was laut der Speaker bildlich gesprochen für ein selbstbewusstes Auftreten<br />
stehe – hatten die Teilnehmenden im Anschluss noch die Gelegenheit, sich bei<br />
leckeren Snacks und Getränken vom Restaurant Intuu über ihre neu<br />
gewonnenen Erkenntnisse auszutauschen und kreative Kontakte zu knüpfen.ƒ<br />
Weitere Impressionen des Abends gibt es in der Bildergalerie unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/fotostrecken/<br />
bildergalerie-zur-35-<strong>faktor</strong>-business-lounge-mit-playtogrow<br />
24 4 | <strong>2021</strong>
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26 4 |<strong>2021</strong>
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Die Objektiv-Manufaktur<br />
Lange sah es so aus, als ob sich Zeiss aus Göttingen zurückziehen würde. Doch der Erfolg einer neuen<br />
Unternehmensstrategie und die Investition von rund 27 Millionen Euro sorgen wieder für gute Perspektiven<br />
am historisch gewachsenen Standort – an dem bis heute neben hochmoderner Technik auf präzise<br />
Handarbeit gesetzt wird.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD<br />
FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
4 |<strong>2021</strong> 27
unternehmen<br />
Zum Unternehmen<br />
Die Carl Zeiss AG blickt auf eine Historie zurück, die in<br />
der Göttinger Wirtschaftsgeschichte ihre Entsprechung<br />
findet: Carl Zeiss war Universitätsmechanikus in Jena und<br />
gründete 1846 eine Werkstatt, in der er für Professoren<br />
Mikroskope herstellte. Er arbeitete dabei schon früh mit<br />
Ernst Abbe zusammen, der die wissenschaftlichen<br />
Berechnungen zur Optik durchführte. Abbe hat auch das<br />
erste Stiftungsstatut geschrieben: Um Erbstreitigkeiten zu<br />
vermeiden, wollte Zeiss das Unternehmen in eine Stiftung<br />
überführen, die den Zweck verfolgt, die Wissenschaft zu<br />
fördern. Obwohl Carl Zeiss heute eine AG ist, ist das<br />
Unternehmen nicht börsennotiert und hat keine<br />
Aktionäre, sondern ist eine der größten deutschen<br />
Stiftungen zur Förderung der Wissenschaft, was ihr<br />
langfristigere Handlungsspielräume sichert.<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Hier bei Zeiss gibt es keine Fließbänder<br />
und ineinander verzahnte<br />
Fertigungsstraßen. Industrieroboter<br />
übernehmen zwar das<br />
Fräsen von Gehäuseteilen und<br />
Maschinen das Schleifen und<br />
Polieren von Linsen, aber daneben<br />
dominieren vor allem Werkbänke beziehungsweise<br />
Fertigungsinseln, an denen die Einzelteile per Hand zu<br />
Modulen und anschließend zu Geräten zusammengebaut<br />
werden. Die Arbeitsatmosphäre ist konzentriert<br />
ruhig, Hektik ist hier fehl am Platze.<br />
Geht man durch die unterschiedlichen Abteilungen<br />
des historisch gewachsenen Göttinger Standorts, wird<br />
klar, dass es sich bei Zeiss zwar um einen hochmodernen<br />
Technikkonzern handelt, die Arbeit aber mit industrieller<br />
Massenproduktion wenig zu tun hat. Vielmehr hat die<br />
Montage von Modul und Objektiv noch stark den ursprünglichen<br />
Manufakturcharakter, und die Ergebnisse<br />
leben stark von der Qualifikation der Mitarbeiter. „Wir<br />
machen hier kein Massengeschäft“, sagt Matthias Kutz,<br />
Göttingens Standortleiter und Geschäftsführer. „Bei anspruchsvollen<br />
Mikroskopen reden wir von drei- bis vierstelligen<br />
Stückzahlen pro Jahr.“<br />
Mit über 34.000 Mitarbeitern ist Zeiss weltweit in fast<br />
50 Ländern mit rund 30 Produktionsstandorten,<br />
60 Vertriebs- und Servicestandorten sowie<br />
27 Forschungs- und Entwicklungsstandorten aktiv.<br />
Zeiss entwickelt, produziert und vertreibt Lösungen<br />
für die industrielle Messtechnik und Qualitätssicherung,<br />
Mikroskopielösungen für Lebenswissenschaften und<br />
Materialforschung sowie Medizintechniklösungen für<br />
Diagnostik und Therapie in der Augenheilkunde und der<br />
Mikrochirurgie. Zudem ist Zeiss in der Lithographieoptik,<br />
die zur Herstellung von Halbleiterbauelementen von der<br />
Chipindustrie verwendet wird, weltweit führend.<br />
DAS GESCHÄFT LÄUFT DIESER TAGE GUT und damit<br />
anders, als vor fünf Jahren absehbar war. Denn 2016<br />
war für die Carl Zeiss AG ein Jahr der Veränderung: Der<br />
Konzern setzte ein Programm der internen Neuorganisation<br />
um. Göttingen war davon stark betroffen, die<br />
Proteste waren intensiv, gebracht hatte es wenig: Der<br />
Standort schrumpfte, von rund 600 Mitarbeitern zu<br />
Spitzenzeiten verblieben noch 280. Die Befürchtungen<br />
der Belegschaft waren groß, dass sich Zeiss nach diesem<br />
drastischen Schritt über kurz oder lang gänzlich aus<br />
Göttingen verabschieden wird – eine bedauerliche Entwicklung,<br />
denn das Unternehmen blickt auf eine lange<br />
Verbindung zu dieser Stadt zurück.<br />
28 4 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
Licht ins Dunkel Um eine bessere Qualitätskontrolle zu ermöglichen, werden die Objektive bei Zeiss im Halbdunkel zusammengebaut.<br />
4 |<strong>2021</strong> 29
unternehmen<br />
Das A und O der Montage Bei jedem einzelnen Arbeitsschritt ist höchste Konzentration und Präzision gefordert.<br />
30 4 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
4 |<strong>2021</strong> 31
unternehmen<br />
Macher der Objektive Die Geschäftsführer Bernhard Ohnesorge (l.) und Matthias Kutz haben am Göttinger Zeiss-Standort den Durchblick.<br />
DIE GESCHICHTE STARTETE 1846 IN JENA, als Carl<br />
Zeiss eine Mechanikwerkstatt für Mikroskope für die<br />
dortige Universität gründete – genauso, wie es Rudolf<br />
Winkel 1857 in Göttingen tat. Die Kontakte Winkels zu<br />
Zeiss entstanden über dessen Partner Ernst Abbe. Dieser<br />
hatte bis 1859 in Jena studiert, wechselte aber für die<br />
Promotion in der Physik nach Göttingen, wo er anschließend<br />
noch für kurze Zeit an der Sternwarte als Assistent<br />
beschäftigt war. Die Unternehmen Zeiss und Winkel kooperierten<br />
ab dem Jahr 1894. Carl Zeiss übernahm 1911<br />
schließlich Winkels Unternehmen und so wurde der<br />
Göttinger Standort gegründet.<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte die<br />
Spaltung von Zeiss in Carl Zeiss Ost und Carl Zeiss<br />
West, dessen neues Hauptquartier von den Amerikanern<br />
1947 im baden-württembergischen Oberkochen gegründet<br />
wurde. Dort war auch die Entwicklung angesiedelt,<br />
während Göttingen der Produktionsstandort für Lichtmikroskope<br />
blieb. Nach der Wiedervereinigung wanderte<br />
der Geschäftsbereich Mikroskopie aus Oberkochen<br />
zunächst zurück zum alten Hauptquartier in Jena,<br />
doch 1998 wurde der Geschäftsbereich Lichtmikroskopie<br />
komplett nach Göttingen verlagert – mit Vertrieb,<br />
Forschung und Entwicklung, Produktmanagement und<br />
Service. So blieb der Standort auch aufgestellt – bis<br />
ins besagte Jahr 2016, als er Teile seiner Aufgaben<br />
wieder abgeben musste und die drastischen Veränderungen<br />
ins Haus standen.<br />
HEUTE JEDOCH, FÜNF JAHRE SPÄTER, hat sich das Bild<br />
erneut gewandelt: Der Standort ist sicher. In der Königsallee<br />
in Göttingen wurden inzwischen rund 27 Millionen<br />
Euro investiert, um ihn technisch zukunftsfähig zu<br />
machen. Gebäude wurden saniert, ein neuer Reinraum<br />
mit 800 Quadrat metern Fläche wurde eingerichtet.<br />
Neue Fertigungs maschinen wurden angeschafft, Prozesse<br />
umweltfreundlich optimiert und so etwa der jährliche<br />
Energie verbrauch von 70 Privathaushalten eingespart.<br />
Der Lösemittelverbrauch für die Linsenreinigung wurde<br />
sogar um 99 Prozent reduziert. Mit Ausnahme eines<br />
pandemiebedingten Einbruchs im Geschäftsjahr 2019/<br />
2020 wächst der Göttinger Standort kontinuierlich.<br />
Am Sichtbarsten lässt sich das Wachstum an den<br />
Mitarbeiterzahlen ablesen: 315 sind es aktuell, etwa 20<br />
Stellen sind zurzeit offen. Gesucht werden vor allem<br />
Feinoptiker im produzierenden Bereich, denn hergestellt<br />
werden in Göttingen insbesondere Objektive und<br />
mecha nische sowie optoelektrische Komponenten für<br />
Licht mikroskope – und Ersatzteile, denn die Lebensdauer<br />
von Zeiss-Produkten wird durchaus in Jahrzehnten<br />
gerechnet. „Das Geschäft mit der Mikroskopie brummt“,<br />
erklärt Kutz.<br />
32 4 |<strong>2021</strong>
Anwaltskanzlei „Arkaden am Gericht“<br />
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Familienrecht<br />
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Notariat<br />
Seit Generationen erste Anlaufstelle für Unternehmen und private Mandanten<br />
Vertrags- & Zivilrecht<br />
in allen juristischen Angelegenheiten<br />
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Von A nach B Auf der mit Schall und Wasser arbeitenden ,Reinigungsstraße‘ durchlaufen Linsen verschiedene Becken mit unterschiedlichen pH-Werten,<br />
34 4 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
um anschließend im Reinraum montiert zu werden.<br />
4 |<strong>2021</strong> 35
unternehmen<br />
36 4 |<strong>2021</strong>
Hier kommt was zusammen<br />
In der Göttinger Endmontagehalle werden<br />
Objektive, Technik oder Rahmen zu Modulen<br />
zusammengebaut und zur Fertigstellung<br />
an andere Zeiss-Standorte verschickt.<br />
unternehmen<br />
Die Strategie von 2016 hat die Produktionsabläufe innerhalb<br />
des Konzerns verändert. Ganz oben gibt es vier<br />
Sparten, in denen Produkte entwickelt, kundenspezifisch<br />
konfiguriert und vertrieben werden: Halbleitertechnik,<br />
Industrial Quality and Research, die den Bereich der Mikroskopie<br />
sowie von Messmaschinen umfasst, Medizintechnik<br />
sowie Consumer Markets, wozu schwerpunktmäßig<br />
Brillengläser, Fotoobjektive und Ferngläser zählen.<br />
Unterhalb der Standorte der vier Sparten wurden die<br />
fünf Zeiss-Standorte der zentralen Fertigungsbereiche<br />
mit etwa 2.000 Mitarbeitern angesiedelt. Hier werden<br />
grundlegende Module und Geräte angefertigt, die dann<br />
den Geschäftsbereichen zugeliefert und dort zu kompletten<br />
Systemen ergänzt und integriert werden. Göttingen<br />
ist inzwischen ein Bestandteil dieses Netzwerks. „Immer,<br />
wenn es kundenspezifisch wird, übergeben wir unsere<br />
Module an die weiterverarbeitenden Standorte“, erläutert<br />
Bernhard Ohnesorge, Geschäftsführer der zentralen<br />
Fertigung von Zeiss und ebenso Geschäftsführer in Göttingen,<br />
das Prinzip. Dann werden etwa den Modulen<br />
Rechnereinheiten mit spezifischer Software beigestellt<br />
oder eine vom Kunden gewünschte spezielle Konfiguration<br />
installiert. Vor 2016 wurden all diese Arbeiten komplett<br />
in Göttingen durchgeführt, heute liegt der Anteil<br />
der Wertschöpfung am Endprodukt hier immer noch<br />
zwischen 70 und 80 Prozent, betont Ohnesorge.<br />
AUSSER DER PRODUKTION IST IN GÖTTINGEN noch<br />
eine kleine Entwicklungsabteilung geblieben, die von ursprünglich<br />
60 auf rund 20 Mitarbeiter verkleinert wurde<br />
und im Konzert mit der F&E der übergeordneten<br />
Geschäftsbereiche zu Neuentwicklungen beiträgt. ,Nur‘<br />
Produktion, das klingt banal, setzt aber weiterhin höchste<br />
Präzision und Kompetenz voraus. Und weil es auf die<br />
Mitarbeiter ankommt, bildet Zeiss in Göttingen seinen<br />
Nachwuchs selbst aus. Jedes Jahr starten hier fünf bis<br />
sieben Auszubildende in den Bereichen Feinoptiker, Industriemechaniker<br />
und Mechatroniker – regelmäßig gehören<br />
die Zeiss-Azubis zu den besten bundesweit. Der<br />
Bundessieger <strong>2021</strong> in der Feinoptik kommt von Zeiss in<br />
Göttingen, wie zuvor in den Jahren 2006, 2012 und<br />
4 |<strong>2021</strong> 37
unternehmen<br />
Was am Ende rauskommt Ein klassisches Produkt aus Göttingen sind die präzise gefrästen Aluminiumbauteile für Mikroskope.<br />
2018. „Unser Nachwuchs ist regelmäßig erfolgreich. Darauf<br />
sind wir ungemein stolz“, sagt Geschäftsführer Kutz.<br />
„Aber wir müssen die Grundlagen für diese guten Auszubildenden<br />
schon in der Schule schaffen, deswegen engagieren<br />
wir uns dort auch mit verschiedenen Angeboten.“<br />
ES IST WIEDER EINE DYNAMIK am Zeiss-Standort zu<br />
sehen, und die Geschäftsführung ist für die Zukunft<br />
noch optimistischer, denn die vor fünf Jahren beschlossene<br />
Strategie zeigt langsam aber sicher Erfolge. Die<br />
Kunden der Göttinger Produktion sitzen überwiegend<br />
im Zeiss-Konzern. Wachsen die Sparten, wachsen die<br />
Stand orte. Der Konzernumbau hat jedoch innerhalb des<br />
Fertigungsnetzwerks des Unternehmens noch ein weiteres<br />
Geschäftsfeld eröffnet: eigene externe Kunden zu gewinnen.<br />
„Es ist ein harter Weg gewesen, an diesen Punkt<br />
zu kommen“, sagt Bernhard Ohnesorge. Das Fertigungsnetzwerk<br />
musste organisiert werden, um optische Lösungen<br />
für die Systeme externer Kunden entwickeln zu<br />
können. „Aber mittlerweile haben wir im Fertigungsverbund<br />
eine hohe Expertise gewonnen, um die optische<br />
Lösungskompetenz von Zeiss externen Kunden – sofern<br />
sie nicht mit unseren Konzerngeschäftsbereichen konkurrieren<br />
– anbieten zu können.“<br />
ES GEBE DERZEIT einige vielversprechende Gespräche<br />
mit Dritten und Entwicklungsaktivitäten für diese. „Darunter<br />
sind Produktentwicklungen, die mich wirklich<br />
begeistern, auch wenn ich noch nicht konkreter werden<br />
kann. Aber das wird Früchte tragen“, sagt Ohnesorge<br />
überzeugt. Bisherige Beispiele solcher Entwicklungen<br />
aus anderen Fertigungsstandorten seien etwa spezielle<br />
Unterwasserobjektive bis hin zu Optiken, die in den<br />
Weltraum gehen, oder die multifunktionalen smarten<br />
Gläser, in die verschiedene Funktionen eingebettet werden.<br />
Aber auch das eigene Erschließen von neuen Märkten<br />
ist ein klares Ziel – in Göttingen liegt dieser Fokus<br />
auf Medizintechnik, die entsprechende Zertifizierung<br />
wurde bereits erreicht. „Wir sind noch relativ stark vom<br />
Zeiss-internen Mikroskopiemarkt abhängig und haben<br />
letztes Jahr erlebt, dass es schnell Auswirkungen auf uns<br />
hat, wenn der Markt schwächelt“, erklärt Matthias<br />
Kutz. „Wenn wir mehrere Standbeine haben, stabilisieren<br />
wir den Standort. Daran arbeiten wir sehr hart.“ ƒ<br />
38 4 |<strong>2021</strong>
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Christina Höch Höch<br />
Andrea Andrea Hungerland<br />
Stresemannstraße 28 28 c · c 37079 · Göttingen · Tel. · Tel. 0551. 0551. 82 82 08 08 07-0 07-0<br />
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„Menschen sollten nicht<br />
arbeiten wie ein Bot!“<br />
VIER-CEO Rainer Holler über Chancen und Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz<br />
und ihren Einsatz im Mittelstand<br />
Die Künstliche Intelligenz hält spürbar<br />
Einzug in die Geschäftswelt. Reicht die<br />
menschliche Intelligenz nicht mehr aus, um<br />
als Unternehmen zu bestehen?<br />
Rainer Holler: Das ist ein falscher Eindruck,<br />
darum geht es gar nicht. Es geht um Automatisierung<br />
und um die Möglichkeit, Prozesse<br />
und Bearbeitungsabläufe zu beschleunigen.<br />
Und es geht darum, Mitarbeiter*innen von<br />
Aufgaben zu entlasten, die auch KI erledigen<br />
kann. Menschen sind zu wertvoll, als dass sie<br />
wie Bots arbeiten sollten.<br />
Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?<br />
Ein Mensch, der endlos Zählerstände abtippen<br />
muss, langweilt sich, ist frustriert. Ein Bot<br />
dagegen ist genau dafür gemacht: Einfache<br />
Aufgaben stunden-, tage- und wochenlang<br />
immer wieder unermüdlich erledigen. Aber:<br />
Einem Bot ist es völlig egal, ob Kunden unzufrieden<br />
sind. Fehler tun ihm nicht leid, selbst<br />
wenn er sich entschuldigt. Weder hinterfragt<br />
er Entscheidungen, noch korrigiert er sie,<br />
sollten sie falsch gewesen sein. Das kann er<br />
gar nicht. Das kann nur der Mensch. Künstliche<br />
und menschliche Intelligenz ergänzen<br />
sich.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg beim Einsatz von<br />
KI liegt also darin, beide Welten zu vereinen?<br />
Exakt! Es geht darum, die Vorteile von Mensch<br />
und Maschine zu kombinieren. Ich rate Unternehmen<br />
immer, mit kleinen Schritten anzufangen,<br />
Erfahrungen zu sammeln und dann größere<br />
Schritte zu wagen. So wächst man schnell<br />
in das Thema hinein und erreicht problemlos<br />
das Tempo, das Unternehmen heute brauchen,<br />
um im Wett bewerb zu bestehen.<br />
Aber ist KI bisher nicht vor allem ein Thema<br />
für Großunternehmen und Konzerne, die<br />
technologisch vorangehen und sich den<br />
Einsatz von KI leisten können?<br />
Ganz im Gegenteil! Gerade der Mittelstand<br />
kann es sich NICHT leisten, auf die Möglichkeiten,<br />
die die KI bietet, zu verzichten. Durch<br />
den Einsatz von KI lassen sich repetitive Aufgaben<br />
schnell fehlerfrei erledigen, während<br />
Mitarbeiter*innen mehr Zeit für schwierige,<br />
verantwortungsvolle und werthaltige Aufgaben<br />
haben. Es geht schon lange nicht mehr<br />
um die Frage, ob ich KI einsetze, sondern nur<br />
darum, wann und wozu ich KI einsetze!<br />
Trotzdem ist das Thema KI aber stark mit<br />
Ängsten besetzt, oder?<br />
Natürlich! Wir sind mitten in einer neuerlichen<br />
industriellen Revolution, und jeder Einzelne<br />
muss sich aus seiner bisherigen Komfortzone<br />
wagen – das erzeugt Unsicherheit. Man
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muss die Belegschaft mit den Technologien<br />
vertraut machen, zeigen, dass es nicht darum<br />
geht, sie durch Bots zu ersetzen. Ein Bot<br />
soll unterstützen, entlasten und – etwa durch<br />
Assistenzlösungen – die Kompetenz von Mitarbeiter*innen<br />
auf das nächste Level heben,<br />
sie in gutem Licht dastehen lassen. Das zahlt<br />
auf die User Experience ein. Und die wiederum<br />
wirkt direkt auf die Customer Experience.<br />
PROFIL<br />
Auf welche Herausforderungen treffen<br />
Sie insbesondere bei mittelständischen<br />
Unternehmen?<br />
Zum einen wird KI als zu teuer und komplex<br />
angesehen. Das stimmt aber gar nicht!<br />
Gerade die ,kleinen Schritte‘, die wir empfehlen,<br />
sind völlig ohne finanzielles Risiko.<br />
Zum anderen sind den Unternehmen ihre<br />
Belegschaften persönlich näher, man kennt<br />
sich besser, als das in weltweiten Konzernen<br />
der Fall sein kann. Gerade hier erleben wir<br />
daher eine starke Betonung der Individualität.<br />
Wir erleben aber auch eine starke Heterogenität<br />
in Bezug auf Systemlandschaften.<br />
VIER kommt aus dem Contact-Center-Bereich,<br />
doch Sie adressieren längst einen viel<br />
weiteren Kundenkreis …<br />
Richtig, denn das Ziel beim Einsatz von KI<br />
ist es, die digitale Kompetenz der Mitarbeiter*innen<br />
zu steigern. Das betrifft alle Bereiche,<br />
in denen kommunikationsintensive<br />
Prozesse bearbeitet werden, also Contact Center,<br />
Personalabteilungen, den Finanz bereich<br />
und so weiter. Es geht nicht nur darum, den<br />
Kundendialog neu zu denken. Das gesamte<br />
Unternehmen profitiert von der Optimierung<br />
von Prozessen, von einem verbesserten Controlling<br />
zum Bearbeitungsstand, von der Verstärkung<br />
der eigenen Kommunikation!<br />
VIER hat dazu Precire und die Software zur<br />
Kommunikationsanalyse sowie eine Lernplattform<br />
übernommen. Welche Einsatzmöglichkeiten<br />
gibt es?<br />
Die KI-basierte Software erstellt anhand einfacher<br />
Sprechproben persönliche Kommunikations-Wirkungsprofile<br />
von Führungskräften,<br />
Mitarbeiter*innen, aber auch von Abteilungen.<br />
Daraus ermittelt sie bestimmte, definierte<br />
Wirkungsweisen. Diese lassen sich dann über<br />
die Lernplattform weiterent wickeln, in Abstimmung<br />
mit der ausgeübten Tätigkeit bzw.<br />
dem Ziel der Gesamtkommunikation. Super<br />
für die persönliche Weiterentwicklung, das<br />
Recruiting und die Organisationsentwicklung!<br />
Wie läuft diese Analyse ab und wie geht man<br />
mit negativen Ergebnissen um?<br />
Die genau gibt es gar nicht! Es wird nur die<br />
Wirkung der Sprache analysiert und zwar anhand<br />
formaler und struktureller, also statistischer<br />
Eigenarten. Die ermittelten Wirkungsweisen<br />
sind wertfrei, weder gut noch schlecht.<br />
Es ist rein deskriptiv, ohne erhobenen Zeigefinger.<br />
Generell steigert dies die Akzeptanz<br />
von KI-Lösungen, auch beim Umgang mit<br />
sensiblen Daten und Informationen. Es fühlt<br />
sich doch besser an, wenn ein Bot den Kontostand<br />
ansagt und nicht der Sachbearbeiter,<br />
der den auch nächste Woche noch weiß. Das<br />
ist eine Chance, die man erkennen muss. Es<br />
geht darum, den Kontakt zum Kunden durch<br />
Automatisierung zu stärken – auch und gerade<br />
im Mittelstand!<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
KONTAKT<br />
VIER GmbH<br />
Hamburger Allee 23<br />
30161 Hannover<br />
Tel. 0511 957395-1111<br />
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unternehmen<br />
„Wir machen es einfach“<br />
Die Macher der Mekom über zwei Jahrzehnte erfolgreiches Netzwerken<br />
und warum der Harz eben doch ein Standortvorteil ist<br />
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Mekom feiert Jubiläum: Nach über 20 Jahren<br />
erfolgreicher Netzwerkarbeit im Harz ist es Zeit<br />
für ein Zwischenfazit. <strong>faktor</strong> spricht mit dem Vorstandsvorsitzenden<br />
Lars Obermann, dessen Stellvertreter<br />
Rainer Beyer und mit Sylvia Wulf, der<br />
Vorstandsassistentin des Osteroder Unternehmerverbandes<br />
über das gute Selbstwertgefühl der<br />
Mekom, die fortwährende Veränderung der eigenen<br />
Rolle, um zukünftigen Herausforderungen gerecht<br />
zu werden, und über die Vorteile des Harzes gegenüber<br />
Großstädten.<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
2000, pünktlich zur Jahrtausendwende, wurde die<br />
Mekom aus der Taufe gehoben und als Industrienetzwerk<br />
in Osterode am Harz gegründet. Was hat die Mekom<br />
seitdem an nachhaltigen Erfolgen zu verbuchen?<br />
Lars Obermann: Wir haben die Mekom mit dem Ziel gegründet,<br />
den Ausbildungsberuf des damals noch neuen<br />
Mechatronikers in der Region zu etablieren. Damit waren<br />
wir so erfolgreich, dass unser Alleinstellungsmerkmal<br />
schnell verschwunden ist. Gleichzeitig haben wir an<br />
der Mitgliederentwicklung gesehen, wie wichtig so ein<br />
Netzwerk für die lokale Wirtschaft ist. Wir waren neun<br />
Gründungsmitglieder, sind aber schnell bei 70 Mitgliedern<br />
gelandet. Inzwischen sind es über 100 – und das<br />
nicht nur aus der Industrie, sondern quer durch alle<br />
Branchen und Institutionen.<br />
Rainer Beyer: Wir haben es geschafft, die Unternehmen<br />
und Institutionen der Region eng zu verzahnen. Vorher<br />
kannte man kaum ein anderes Unternehmen am Standort<br />
– jetzt haben wir eine große und auch persönliche<br />
Nähe geschaffen. In dieser Atmosphäre können wir<br />
ohne Vorbehalte über Fragen oder die eigene Situation<br />
sprechen und uns Meinungen und Erfahrungen der Kollegen<br />
einholen.<br />
Obermann: Und was man auch nicht außer Acht lassen<br />
darf, ist das dadurch gestiegene Selbstbewusstsein! Wir<br />
sind sehr lange von lauter Negativismen umgeben<br />
gewesen: sinkende Bevölkerungszahlen, Demografiewandel<br />
und so weiter. Es ist allerdings ein großes psychologisches<br />
Problem der Selbstwahrnehmung, wenn<br />
es dem Unternehmen eigentlich gut geht, das Umfeld<br />
aber das Image einer Krisenregion hat. Über unsere<br />
Unternehmer treffen, bei denen wir uns gegenseitig<br />
eingeladen und die Betriebe besucht haben, sieht man<br />
jedoch, was gerade auch kleinere Betriebe leisten.<br />
Sylvia Wulf: Das stimmt. Das Start-up Exabotix ist so ein<br />
Beispiel: von einem jungen Fachmann gegründet, der<br />
inzwischen eine hochkarätige Klientel zu seinen Kunden<br />
zählen kann. Er hat sich als Firmensitz für eine<br />
ehemalige Grundschule in der Region entschieden.<br />
Exabotix nutzt die zugehörige Sporthalle, um potenziellen<br />
Kunden seine Drohnen zu präsentieren, stellt die<br />
Halle aber weiterhin auch ortsansässigen Vereinen zur<br />
Verfügung. Wirtschaft und Region sind hier stark miteinander<br />
verbunden.<br />
44 4 | <strong>2021</strong>
unternehmen<br />
,Alte Hasen‘ Mit Rainer Beyer (l.) und Lars Obermann sitzen seit vielen Jahren zwei erfahrene Unternehmer im Vorstand der Mekom.<br />
Obermann: Genau das zeigt: Hier ist nichts altbacken,<br />
wir haben Innovationen und sind weiter industriestark.<br />
Deswegen sind wir auch mit einem guten Selbstwertgefühl<br />
in die Kreisfusion gegangen. Göttingen hat eine<br />
starke Industrieregion gewonnen, und wir profitieren<br />
von einem prosperierenden Zentrum und davon, aus<br />
den Negativschlagzeilen verschwunden zu sein.<br />
Wenn sich Ihr ursprünglicher Gründungszweck durch Erfolg<br />
erledigt hat – was macht heute die Identität der Mekom aus?<br />
Beyer: Wir befassen uns heute stark mit der Kompetenzförderung,<br />
also mit Themen rund um Ausbildung und Personal.<br />
Es gibt zum Beispiel das Netzwerk ,Druck‘. Darin<br />
organisieren die Auszubildenden der Mitgliedunternehmen<br />
der Druckbranche – wie etwa Kodak, Sun Chemical,<br />
Jungfer Druck, RKW sowie Indula und SilverLynx –<br />
einen Austausch mit Unternehmensbesuchen untereinander,<br />
um gemeinsam über den Tellerrand zu schauen<br />
und unterschiedliche Aspekte ihrer Ausbildung kennenzulernen.<br />
Kurz vor der Pandemie hat sich ein weiteres<br />
Netzwerk ,Maschinenbau‘ gegründet.<br />
Obermann: Die Mekom lebt von der Präsenz und dem<br />
persönlichen Austausch. Dadurch entsteht erst das Vertrauen,<br />
das die Grundlage für solche Netzwerke bildet.<br />
Unsere Mitglieder sind ja wie gesagt sehr heterogen. Die<br />
wesentlichen Schnittmengen, die alle betreffen, sind Personal<br />
und Ausbildung. Da helfen wir als Mekom durch<br />
den Austausch, durch Seminarangebote vor Ort, aber<br />
auch mit der Stärkung der Außenwahrnehmung.<br />
Wulf: Als Organisator der Berufsinformationstage in<br />
Osterode achten wir besonders auf die Präsentationsmöglichkeiten<br />
für die Unternehmen, um bestmögliche<br />
Voraussetzungen zu schaffen, den potenziellen Auszubildenden<br />
berufliche Möglichkeiten in der Region aufzuzeigen.<br />
Genauso versuchen wir, über die Zusammen arbeit<br />
mit Schulen und Universitäten ein Bild davon zu vermitteln,<br />
was es bei uns an Perspektiven gibt. Für Schüler heißt<br />
die Botschaft: Bildet euch weiter und sammelt berufliche<br />
Erfahrungen auch über die Region hinaus – und kehrt<br />
anschließend wieder in die Region zurück. Und Studierende<br />
finden hier Möglichkeiten, in der Region zu<br />
bleiben. Die ansässigen Unternehmen bieten vielfältige<br />
Karrierechancen.<br />
Obermann: Gerade, wenn es in die Familiengründungsphase<br />
geht, können wir punkten. Hier kann ich mir noch<br />
ein Häuschen leisten und schön wohnen. Da sehen wir<br />
in der Zukunft unsere Vorteile gegenüber den Großstädten.<br />
Aber klar ist auch, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben,<br />
denn nach wie vor ist einfach zu wenig bekannt, welche<br />
berufliche Perspektiven es hier gibt. Da müssen wir präsenter<br />
werden. Wobei es immer eine Herausforderung bleiben<br />
wird, wenn Sie etwa auf der Berufsmesse der TU Clausthal<br />
neben Unternehmen wie Siemens oder VW stehen.<br />
Hat sich durch die Kreisfusion für Sie etwas verändert?<br />
Stichwort: größere Regionalität?<br />
Wulf: Die Fusion hat die Verbindung nach Göttingen<br />
enger werden lassen, aber diesen Trend gab es eigentlich<br />
4 |<strong>2021</strong> 45
unternehmen<br />
Lange an Bord<br />
Sylvia Wulf ist bereits seit über neun Jahren für Mekom<br />
unterwegs und lebt das Netzwerk. <strong>faktor</strong> besuchte die<br />
gebürtige Chemnitzerin bereits für die Herbstausgabe 2013<br />
und begleitete sie einen Nachmittag lang in Osterode<br />
in ihrer Funktion als Geschäftsstellenleiterin.<br />
Den Artikel lesen Sie unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/netzwerk-leben<br />
auch vorher schon. Die größte Veränderung war die Verlegung<br />
verschiedener Verwaltungsstandorte, mit denen<br />
die Unternehmen zu tun haben.<br />
Obermann: Dafür hat die Wirtschaftsförderung des Landkreises<br />
WRG eine Bürogemeinschaft mit der Mekom in<br />
Osterode gebildet. Die Wirtschaftsförderung ist dadurch<br />
etwas agiler geworden, wir stimmen uns gut mit den<br />
unterschiedlichen Angeboten und Arbeitsbereichen ab<br />
und vermeiden Doppelstrukturen.<br />
Beyer: Die größere Nähe kann man vielleicht daran ablesen,<br />
dass sich Osteroder Unternehmen inzwischen auch<br />
beim Innovationspreis des Landkreises bewerben. Wir<br />
hatten seitens der Mekom noch vor den Göttingern einen<br />
eigenen Innovationspreis ins Leben gerufen und alle<br />
zwei Jahre vergeben. Aber fairerweise muss man sagen,<br />
dass im Landkreis einfach andere Finanzmittel zur Verfügung<br />
stehen, um den Wettbewerb auszurichten. Deswegen<br />
haben auch wir uns dazu entschieden, die regionale<br />
Innovationskraft zu bündeln.<br />
Wulf: Natürlich sind bei uns jetzt auch die Technologieberater<br />
aus dem Südniedersachsen Innovationscampus<br />
unterwegs, allerdings ist dieser ja schon stark auf den<br />
Life-Science-Bereich ausgerichtet, weshalb von den Aktivitäten<br />
wenig bei uns ankommt. Das ist schon sehr Göttingen-spezifisch.<br />
Auch das Welcome Center hat sich in<br />
der Region nicht wirklich etabliert.<br />
Wagen wir doch nun noch einen kleinen Ausblick in die<br />
Zukunft: Wo sehen Sie persönlich die Mekom in fünf bis<br />
zehn Jahren?<br />
Obermann: Ich hoffe, dass wir dann dazu beigetragen<br />
haben werden, dass es hier weiterhin eine vitale Wirtschaftsstruktur<br />
mit industrieller Prägung, vielen Kompetenzen<br />
vor Ort und Offenheit für Innovationen gibt,<br />
sodass wir sagen können: Die Mekom ist kein Selbstzweck<br />
geworden, sondern eine Vertretung der Bedarfe<br />
der hiesigen Wirtschaft.<br />
Beyer: Es zeichnen sich auch mögliche neue Aufgaben ab.<br />
Wir werden immer wieder gefragt, ob wir nicht bestimmte<br />
Aufgaben übernehmen können, wie etwa Audits zu Umwelt<br />
oder Arbeitssicherheit, für die es sich für kleinere<br />
Betriebe nicht lohnt, jemanden einzustellen. Ebenso<br />
werden wir stärker aktuelle Themen aufgreifen und in<br />
die Unternehmen spielen. Beispiel wären ein Mentorenprogramm<br />
für jüngere Unternehmer oder das Thema<br />
Nachhaltigkeit.<br />
Wulff: Wie wir an der Pandemie gesehen haben, ist es<br />
schwierig zu planen. Aktuell geht es für uns vor allem<br />
darum, die persönlichen Treffen und die Netzwerkarbeit<br />
wieder aufleben zu lassen, damit diese erfolgreichen<br />
Strukturen nicht wieder verschwinden.<br />
Obermann: Wir sind die Unternehmer unter den Verbänden.<br />
Wir machen es einfach!<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Kontakt<br />
MEKOM Regionalmanagement Osterode<br />
am Harz e.V.<br />
Sylvia Wulf<br />
Aegidienstraße 8<br />
37520 Osterode am Harz<br />
Tel. 05522 960 4992<br />
mail@mekom.eu<br />
www.mekom-regionalmanagement.de<br />
46 4 | <strong>2021</strong>
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Bühne frei Vor zahlreichen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft wurden im September auf der Bühne des Deutschen Theaters<br />
die Sieger des Innovationspreises <strong>2021</strong> ausgezeichnet.<br />
Gewinner in der Kategorie ,Gründer und Jungunternehmer‘:<br />
die Ausgründung Goenomics der Universität Göttingen<br />
Gewinner in der Kategorie ,Unternehmen mit über 20 Mitarbeitenden‘:<br />
die Opitz Packaging Systems GmbH<br />
48 4 |<strong>2021</strong>
unternehmen<br />
Perspektiven erkennen –<br />
Fortschritt wagen!<br />
Zum 19. Mal in Folge ehrt der Landkreis Göttingen beim Innovationspreis den Ideenreichtum und<br />
macht damit das unternehmerische Innovationspotenzial in Südniedersachsen sichtbar.<br />
TEXT LEA MONTAG FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Nachdem die Verleihung des Innovationspreises<br />
des Landkreises Göttingen im<br />
vergangenen Jahr aufgrund der Corona-<br />
Bestimmungen komplett digital abgehalten<br />
werden musste, war die Freude in diesem Jahr darüber<br />
umso größer, dass die bekannte goldene Pferde-Statue<br />
erneut persönlich im festlichen Rahmen des Deutschen<br />
Theaters überreicht werden konnte. Gerade für die teilnehmenden<br />
Bewerber war dieser Abend Ende September<br />
wieder eine gute Möglichkeit, sich auszutauschen und<br />
neue Kontakte zu knüpfen.<br />
DER INNOVATIONSPREIS <strong>2021</strong> beschäftigte sich insbesondere<br />
mit zwei Themen: Klimawandel und Digitalisierung.<br />
Ganz nach dem diesjährigen Motto ‚Perspektiven<br />
erkennen – Fortschritt wagen!‘ zeigten so viele Tüftler,<br />
Entwickler, Erfinder wie nie zuvor, welche spannenden,<br />
technischen Möglichkeiten in Zukunft auf uns warten.<br />
Zu den 124 Teilnehmenden zählten Gründer, mittelständische<br />
Unternehmen, weltweit agierende Konzerne und<br />
Bildungseinrichtungen, aber auch Wissenschaftler, Studierende<br />
sowie soziale Projekte und Initiativen.<br />
„Der Beteiligungsrekord zeigt, dass viele Unternehmen<br />
die Krise als Chance begreifen“, sagt Landrat Bernhard<br />
Reuter. „Südniedersachsen ist Aufsteigerregion, der<br />
Inno vationspreis des Landkreises Göttingen gewinnt<br />
weiter an Bedeutung. Durch die enge Zusammenarbeit<br />
mit dem Umweltministerium nimmt die Strahlkraft des<br />
Wettbewerbs über die Region hinaus deutlich zu.“<br />
Mit den mehr als 40 eingereichten Klima-Innovationen<br />
zeigte sich vor allem Niedersachsens Umweltminister<br />
Olaf Lies sehr zufrieden: „Die hohe Beteiligung unterstreicht,<br />
dass niedersächsische Unternehmen den<br />
Transformationsprozess in Industrie und Wirtschaft angenommen<br />
haben und aktiv umsetzen. Innovativer Klimaschutz<br />
findet in kleinen Unternehmen genauso statt<br />
wie in mittelständischen oder großen Unternehmen.“<br />
DIE JEWEILS ERSTEN DREI PLÄTZE in den Kategorien<br />
‚Gründer und Jungunternehmer‘, ‚Unternehmen mit bis<br />
zu 20 Mitarbeitenden,‘ und ‚Unternehmen mit über<br />
20 Mitarbeitenden‘ konnten sich über Preisgelder bis zu<br />
3.000 Euro ebenso freuen wie über die Innovationsskulptur,<br />
die einst der Göttinger Künstler Christian Jankowski<br />
entwarf. Zusätzlich wurden dieses Jahr Sonderpreise<br />
in den Kategorien ‚Integration und Soziales‘,<br />
‚Wissenschaft und Bildung‘ sowie ‚Messtechnik‘ und<br />
‚Klima‘ verliehen.<br />
Unterstützt und gesponsert wurde der Innovationspreis<br />
<strong>2021</strong> von der WRG Wirtschaftsförderung Region<br />
Göttingen GmbH, der Sparkasse aus Göttingen, Duderstadt<br />
und Osterode, der EAM sowie dem Wirtschaftsverband<br />
Measurement Valley. <strong>faktor</strong> gratuliert allen<br />
Preisträgern und allen Teilnehmenden zu ihren innovativen<br />
Ideen! ƒ<br />
Hochkarätig besetzt Unter den rund 200 geladenen Gästen waren<br />
auch Uni-Präsident Metin Tolan (l.) und der im September noch<br />
amtierende Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (r.).<br />
4 |<strong>2021</strong> 49
unternehmen<br />
DIE GEWINNER<br />
DES INNOVATIONS-<br />
PREISES <strong>2021</strong><br />
Kategorie Gründer und Jungunternehmen (0 bis 2 Jahre)<br />
1. PLATZ<br />
GOENOMICS GmbH, Göttingen<br />
Beschleunigung von Genom-Annotationen<br />
Die Idee: ein neues Verfahren, das in der Forschung und Entwicklung<br />
neuer Pflanzen eingesetzt wird, damit sich diese an die veränderten<br />
Umweltbedingungen anpassen können<br />
2. PLATZ<br />
ELPIS Simulation GmbH, Hann. Münden<br />
Mit einer Software zur Früherkennung<br />
Die Idee: eine Software zur Risikobewertung für das mögliche Auftreten<br />
eines Schlaganfalls<br />
3. PLATZ<br />
Amberskin, Braunschweig<br />
Die Alternative zum Leder<br />
Die Idee: eine durch Mikroorganismen produzierte Lederalternative<br />
Kategorie Bewerber mit bis zu 20 Mitarbeitenden<br />
1. PLATZ<br />
NanoTag Biotechnologies GmbH, Göttingen<br />
Proteinisolierung und -markierung<br />
Die Idee: eine neue Methode, um Proteine in Zellen zu isolieren und zu markieren<br />
2. PLATZ<br />
DBD Plasma GmbH, Göttingen<br />
Mit kaltem Plasma zur Desinfektion<br />
Die Idee: ein Minigenerator zur Desinfektion, der mit kaltem Plasma funktioniert<br />
und als Bauteil in Händetrocknern eingesetzt werden kann<br />
3. PLATZ<br />
Tischlerei HvM, Wolfsburg<br />
Regional und innovativ<br />
Die Idee: Fokussierung auf regionales Stadtforstholz in der Beschaffung<br />
und Verarbeitung<br />
Kategorie Unternehmen mit über 20 Mitarbeitenden<br />
1. PLATZ<br />
Opitz Packaging Systems GmbH, Kalefeld<br />
Technik zum Einpacken<br />
Die Idee: eine technische Lösung zum automatischen Einlegen von Luft- oder<br />
Papierpolstern in Hohlräume von gepackten Versandkartons<br />
2. PLATZ<br />
Benas Biogasanlage GmbH, Vorwerk<br />
Vom Gärprodukt zur Biofaser<br />
Die Idee: ein umweltfreundliches Verfahren zur Gewinnung von Biofasern<br />
aus den Gärprodukten einer Biogasanlage<br />
3. PLATZ<br />
A. Kayser Automotive Systems GmbH, Einbeck<br />
Kayser Guard<br />
Die Idee: ‚Kayser Guard‘ als Druckausgleichselement und Explosionsschutz<br />
für Lithium-Ionen-Batterien<br />
Klima-Innovationspreis <strong>2021</strong><br />
E-Cap Mobility GmbH, Winsen<br />
Zukunftsfähige Wasserstoff-Hybrid-Technologie<br />
Die Idee: eine Umrüstungstechnologie von Bestandsfahrzeugen hin zu<br />
einem klimaschonenden Wasserstoff-Hybrid-Antrieb zur CO2-Reduzierung und<br />
zu einer klimafreundlichen Gestaltung der Mobilität und des Straßenverkehrs<br />
Sonderpreis Integration und Soziales<br />
Caritasverband Südniedersachsen e. V., Duderstadt<br />
Ein Ort gelebter Inklusion<br />
Die Idee: eine ‚KiTa für alle‘, die mit pädagogisch-innovativen Maßstäben<br />
und einem generationsübergreifend arbeitenden Familienzentrum und<br />
Beratungsdiensten zur Normalisierung von Diversität beiträgt<br />
Sonderpreis Wissenschaft und Bildung<br />
Deutsches Theater in Göttingen GmbH, Göttingen<br />
Kreativ während Corona<br />
Die Idee: die schnelle Entwicklung coronakonformer Formate, die einen direkten<br />
Kontakt zwischen Darstellenden und Publikum ermöglichen<br />
Sonderpreis Messtechnik<br />
LISA Laser Products GmbH, Katlenburg<br />
Intelligenter Therapielaser<br />
Die Idee: ein intelligenter und automatischer Therapielaser für die Endoskopie,<br />
der insbesondere bei schlechten endoskopischen Sichtverhältnissen oder bei der<br />
Bewegung von Harnsteinen verhindert, dass schädliche oder falsche Laserpulse<br />
ausgegeben werden<br />
50 4 |<strong>2021</strong>
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wissen<br />
52 4 |<strong>2021</strong>
wissen<br />
Die Entdeckerin<br />
der Schwachstellen<br />
Die mehrfach ausgezeichnete Biochemikerin Melina Schuh hat ihre Berufung gefunden –<br />
bei der Erforschung menschlicher Eizellen und als Direktorin des Max-Planck-Instituts für<br />
biophysikalische Chemie in Göttingen.<br />
TEXT HEIDI NIEMANN FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
4 |<strong>2021</strong> 53
wissen<br />
» Das sind ganz tolle Momente, wenn man in einer win zigen Eizelle,<br />
die ja nur 100 Mikrometer groß ist, eine neue Struktur und einen neuen<br />
Prozess beobachten kann.«<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Bahnbrechende Forschungsarbeiten haben<br />
zumeist eines gemeinsam: Am Anfang<br />
steht eine Frage. Bei Melina Schuh, Direktorin<br />
des Max-Planck-Instituts für biophysikalische<br />
Chemie in Göttingen, war es<br />
einst eine mit biologischem Hintergrund:<br />
„Können wir nicht auch Eizellen von Säugetieren bei<br />
ihrer Entwicklung beobachten, um so mehr über den<br />
Menschen zu lernen?“, fragte sie als wissbegierige junge<br />
Doktorandin ihren Forschungsgruppenleiter am Europäischen<br />
Laboratorium für Molekularbiologie in Heidelberg,<br />
der sich bis dato den Zellen von Seesternen widmete.<br />
Die Biochemikerin war nach ihrem Studium 2004<br />
nach Heidelberg gewechselt, wo sie in der Gruppe des<br />
Molekularbiologen Jan Ellenberg einen Platz ergattern<br />
konnte. Schuh hatte sich schon früh für die Mikroskopie<br />
interessiert, und Ellenberg war einer der Pioniere auf<br />
dem Gebiet der Lebendzellmikroskopie.<br />
AUCH DAS FORSCHUNGSTHEMA fand sie spannend:<br />
Die Wissenschaftler wollten mithilfe leistungsstarker<br />
Mikroskope neue Erkenntnisse darüber gewinnen, wie<br />
Leben entsteht, und untersuchten dafür die Vorläuferzellen<br />
der Eizellen von Seesternen. Seesterne eignen sich<br />
gut für solche Untersuchungen, weil ihre Oozyten – so<br />
nennt man diese Vorläuferzellen – durchsichtig sind und<br />
außerhalb des Körpers heranreifen. Melina Schuh<br />
schwebte indes ein anderes Projekt vor, das deutlich<br />
schwieriger umzusetzen war: Sie wollte Eizellen von<br />
Säugetieren untersuchen, deren Entwicklung ähnlich<br />
wie beim Menschen verläuft. Ellenberg unterstützte die<br />
Idee, und so konnte Schuh versuchen, einen ganz neuen<br />
Forschungsansatz zu realisieren. Dies war ausgesprochen<br />
knifflig, weil sich bei Säugetieren die Oozyten normalerweise<br />
im Inneren des Körpers entwickeln. Schuh<br />
musste also einen Weg finden, die Vorläuferzellen außerhalb<br />
des Körpers zu kultivieren, und zwar so, dass diese<br />
über viele Stunden hinweg unter einem hochauflösenden<br />
Mikroskop verfolgt werden konnten.<br />
Ein derart langer Untersuchungszeitraum war nötig,<br />
weil Schuh einen speziellen Prozess untersuchen wollte,<br />
dem bei der geschlechtlichen Fortpflanzung eine Schlüsselrolle<br />
zukommt: Damit es zur Befruchtung kommen<br />
kann, muss die Eizelle zunächst den doppelt vorhandenen<br />
Chromosomensatz halbieren, um Platz für die Chromosomen<br />
des Spermiums zu schaffen. Diese frühe Form der<br />
Zellteilung – die so genannte Meiose – zieht sich bei Säugetieren<br />
über viele Stunden hin. Nach vielen Versuchen<br />
hatte es die Doktorandin schließlich geschafft: Schuh<br />
gelang es mit ihren neu entwickelten Methoden, diesen<br />
grundlegenden Mechanismus der Ei-Entwicklung in<br />
lebenden Maus-Eizellen sichtbar zu machen.<br />
54 4 | <strong>2021</strong>
wissen<br />
Erfolgreiche Suche Für ihre grundlegenden Forschungen zur Fortpflanzungsbiologie wurde Melina Schuh bereits mit dem Leibniz-Preis,<br />
dem wichtigster Forschungspreis Deutschlands, ausgezeichnet.<br />
DIESE VIEL BEACHTETE wissenschaftliche Pionierleistung<br />
markierte den Beginn einer steilen Karriere: „Direkt<br />
nach meiner Doktorarbeit wurde ich 2008 Gruppenleiterin<br />
in Cambridge“, erzählt die heute 41-Jährige.<br />
Das dortige MRC Laboratory of Molecular Biology ist<br />
eine der weltweit renommiertesten Forschungseinrichtungen<br />
auf dem Gebiet der Molekularbiologie – hier haben<br />
einst Francis Crick und James Watson die DNA-<br />
Struktur aufgeklärt. Nicht nur deshalb war Schuh begeistert,<br />
an diesem legendären Institut arbeiten zu dürfen.<br />
Die Nachwuchswissenschaftlerin konnte hier ihre<br />
neu etablierten Methoden einbringen und ihre Forschungen<br />
nahtlos mit einer eigenen Gruppe weiterführen.<br />
„Diese Möglichkeit hätte ich nirgendwo anders<br />
gehabt“, sagt sie. Während ihrer Zeit in England kamen<br />
auch ihre ersten beiden Kinder zur Welt.<br />
Doch so gut es ihr in Cambridge auch gefiel – sie<br />
zögerte nicht lange, als das Angebot aus Göttingen kam,<br />
dort ab 2016 eine Direktorenstelle am Max-Planck-<br />
Institut für biophysikalische Chemie zu übernehmen.<br />
„Ich hatte in England eine feste Stelle an einem tollen<br />
Institut, aber der Wechsel an das renommierte MPI in<br />
Göttingen war einfach zu verlockend“, sagt Schuh.<br />
„Dass wir damit wieder in die Nähe meiner Heimat und<br />
die Nähe unserer Familien zogen, war natürlich ein zusätzlicher<br />
Pluspunkt.“ Sowohl sie als auch ihr Ehemann<br />
Björn kommen aus Bad Pyrmont, wo sie sich bereits zu<br />
Abi-Zeiten kennengelernt hatten. „Und Göttingen ist<br />
einfach eine tolle Stadt, um zu arbeiten, aber auch<br />
gleichzeitig eine Familie zu haben.“<br />
IN DER UNIVERSITÄTSSTADT begeistern sie vor allem<br />
die Forschungsvielfalt und die zahlreichen Kooperationsmöglichkeiten.<br />
„Das wissenschaftliche Umfeld ist<br />
wirklich einzigartig“, sagt Schuh. „Wir können von<br />
Methoden profitieren, die hier entwickelt wurden.“ Ein<br />
Beispiel ist die von Nobelpreisträger Stefan Hell entwickelte<br />
STED-Mikroskopie, die sie in ihrem Labor nutzt,<br />
um neue Einblicke in das Innere von Zellen zu bekommen.<br />
Für die Biochemikerin ist das Max-Planck-Institut<br />
für biophysikalische Chemie der beste Platz, um Forschung<br />
zu betreiben: „Es ist eine große Ehre und ein<br />
großes Geschenk, an einem der renommiertesten und<br />
größten Institute der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten<br />
zu dürfen.“<br />
In ihrer Grundlagenforschung geht sie Fragen nach,<br />
die auch medizinisch von großer Relevanz sind: Warum<br />
ist die Entwicklung von Eizellen bei Säugetieren so fehleranfällig?<br />
Statistisch führt bei Frauen nur jede dritte Befruchtung<br />
zu einer erfolgreichen Schwangerschaft – was<br />
genau läuft bei der Entwicklung befruchtungsfähiger<br />
Eizellen häufig schief? Was ist die Ursache dafür, dass<br />
4 |<strong>2021</strong> 55
wissen<br />
Embryos bereits früh in der Schwangerschaft sterben<br />
oder erst gar keine Schwangerschaft zustande kommt?<br />
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat Schuh<br />
mit ihrem Team Methoden entwickelt, mit denen sich<br />
auch lebende menschliche Eizellen untersuchen lassen.<br />
Erstmals konnte der genaue Ablauf der Entstehung einer<br />
menschlichen Eizelle charakterisiert werden. Dabei stellte<br />
sich heraus, dass die Entwicklung noch langsamer, komplexer<br />
und störungsanfälliger verläuft als erwartet. Die<br />
Untersuchungen mit leistungsstarken Lichtmikrosko pen<br />
gaben genauere Hinweise darauf, wie Fehler bei der Halbierung<br />
des Chromosomensatzes zustande kommen und<br />
welche spezifischen Schritte besonders fehlerhaft sind.<br />
EIN WEITERES FORSCHUNGSTHEMA: Warum steigt<br />
mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit für Fehlgeburten,<br />
und warum nimmt die Fruchtbarkeit ab? Dass<br />
die Qualität unreifer Eizellen – die bereits von Geburt an<br />
bei jeder Frau angelegt sind – mit deren Alter abnimmt,<br />
war bekannt. Was indes nicht bekannt war, war der<br />
Grund für diese ,Baufälligkeit‘. Schuh fand mit ihrem<br />
Team heraus, dass es offenbar zu altersbedingten Veränderungen<br />
in der Chromosomen-Architektur kommt. „Bei<br />
menschlichen Eizellen fallen die Chromosomen mit der<br />
Zeit auseinander“, erläutert die Biochemikerin.<br />
Dass sich Schuh einmal für die Architektur von winzigen<br />
Chromosomen interessieren würde, war anfangs<br />
keineswegs ausgemacht. Nach dem Abitur hatte sie keine<br />
feste Vorstellung, welche Richtung sie beruflich einschlagen<br />
wollte: „Ich hatte viele Interessen und habe<br />
mich damals auch für ein Architekturstudium beworben.“<br />
Am Ende entschied sie sich dann für das Studium<br />
der Biochemie in Bayreuth.<br />
Wie sich schon bald herausstellte, war dies genau die<br />
richtige Wahl. Ab 2002 wurde die begabte Studentin mit<br />
einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen<br />
Volkes gefördert. Nach weiteren Stipendien folgten<br />
schon bald die ersten wissenschaftlichen Auszeichnungen.<br />
Schuh erhielt unter anderem den Early Career<br />
Award und später die Colworth Medal der Biochemical<br />
Society, außerdem die Goldmedaille der European<br />
Mo lecular Biology Organization (EMBO). Als bisher<br />
größte Ehrung erhielt sie 2019 die höchste deutsche Wissenschaftsauszeichnung:<br />
den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-<br />
Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.<br />
Während sie früher viele Experimente noch selbst<br />
gemacht hat, ist sie inzwischen vor allem damit beschäftigt,<br />
die Forschungsarbeiten ihres Teams zu betreuen.<br />
Doch noch heute sind es die gleichen Dinge, die sie an<br />
ihrer Arbeit begeistern – wenn ihr beispielsweise eine<br />
Doktorandin ihre neuesten Mikroskopie-Daten zeigt:<br />
„Das sind ganz tolle Momente, wenn man in einer winzigen<br />
Eizelle, die ja nur 100 Mikrometer groß ist, eine<br />
neue Struktur und einen neuen Prozess beobachten<br />
kann.“<br />
SEIT IHREM WECHSEL NACH GÖTTINGEN sind auch<br />
neue private Herausforderungen hinzugekommen: Sie<br />
ist inzwischen vierfache Mutter, das jüngste Kind ist<br />
zwei, das älteste neun Jahre alt. Um sowohl Beruf als<br />
auch Familie gerecht werden zu können, muss sie ihren<br />
Alltag gut durchstrukturieren. „Deshalb werde ich auch<br />
manchmal ungeduldig, wenn sich Meetings unnötig lange<br />
hinziehen“, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht.<br />
Ohne Kompromisse gehe es ohnehin nicht: „Auch wenn<br />
ich gerne möchte: Ich kann nicht jede Einladung zu einem<br />
Vortrag annehmen, und ich kann auch nicht für jedes<br />
Kind eine Schultüte basteln.“ Am wichtigsten ist es<br />
ihr, die freie Zeit intensiv mit den Kindern zu verbringen.<br />
Hierfür sei es hilfreich, Haushaltsarbeit so weit wie<br />
möglich an andere abzugeben. Alle Aufgaben, die dennoch<br />
tagtäglich anfallen, teile sie sich mit ihrem Mann –<br />
ebenso wie ihr Hobby: Beide sind leidenschaftliche<br />
Mountainbiker. Erst kürzlich waren sie an ihrem zehnten<br />
Hochzeitstag zum Biken im Harz. „Das hat riesigen<br />
Spaß gemacht“, sagt Melina Schuh zufrieden.<br />
Doch am glücklichsten sei sie darüber, dass sie vier<br />
gesunde Kinder habe. Durch ihre Forschungen weiß sie,<br />
dass dies alles andere als selbstverständlich ist. „Umso<br />
mehr weiß ich es als Wunder zu schätzen, wenn ein neuer<br />
Mensch entsteht.“ƒ<br />
Zur Person<br />
Melina Schuh, geboren 1980 in Bad Pyrmont,<br />
studierte Biochemie an der Universität Bayreuth.<br />
2008 promovierte sie am European Laboratory of<br />
Molecular Biology sowie an der Universität Heidelberg.<br />
Danach forschte sie als Gruppenleiterin am<br />
MRC Laboratory of Molecular Biology in Cambridge.<br />
Seit 2016 ist sie im Hauptamt als Direktorin der<br />
Abteilung Meiose am Max-Planck-Institut für<br />
biophysikalische Chemie in Göttingen tätig.<br />
Schwerpunkt ihrer Forschungen ist die Entwicklung<br />
von Säugetier-Eizellen. Seit 2019 ist sie Mitglied<br />
der Nationalen Akademie der Wissenschaften<br />
Leopoldina. Im selben Jahr wurde sie für ihre<br />
grundlegenden Forschungen zur Fortpflanzungsbiologie<br />
mit dem Leibniz-Preis, dem wichtigsten<br />
deutschen Forschungspreis, ausgezeichnet.<br />
Schuh lebt in Göttingen, ist verheiratet, Mutter<br />
von vier Kindern und verbringt ihre freie Zeit am<br />
liebsten mit der Familie.<br />
56 4 | <strong>2021</strong>
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Wirtschaften mit Wert<br />
Vier Tochterunternehmen der Stadt Göttingen unterziehen sich einer<br />
Bilanzierung, um für das Gemeinwohl zukunftsfähig zu bleiben.<br />
TEXT STEFAN LIEBIG ILLUSTRATIONEN STOCK.ADOBE.COM<br />
58 4 |<strong>2021</strong>
sie sich nicht. Im Gegenteil: Während sie ihr regionales<br />
Netzwerk vergrößerten, riefen vier städtische Gesellschaften<br />
ein gemeinsames Pilotprojekt ins Leben: ,Zertifizierung<br />
nach der Gemeinwohl-Ökonomie‘. Das Resultat<br />
daraus: Im November dieses Jahres erhielten die Beschäftigungsförderung<br />
Göttingen (BFGoe), das Deutsche<br />
Theater (DT), die Kommunalen Dienste Göttingen (KDG)<br />
und das Städtische Seniorenzentrum in einer Feier stunde<br />
im Deutschen Theater ihre ersten Bilanzierungsdokumente.<br />
„Das sehen wir als Anfang eines Dauerprozesses, in<br />
dem wir uns nun befinden“, sagt Christian Schmelcher,<br />
Vorstand der Beschäftigungsförderung Göttingen. Er und<br />
seine Kollegin Frauke Müller-Brandt, Abteilungsleitung<br />
und stellvertretender Vorstand, hatten vor gut einem Jahr<br />
den ersten Kontakt zur GWÖ. „Ich war bei einer Veranstaltung<br />
der Regionalgruppe, und die Botschaft, dass<br />
jedes Unternehmen tätig werden kann, ist bei mir angekommen“,<br />
erzählt Müller-Brandt. Nach dem guten Echo<br />
bei einem internen Führungskräftetraining stellte Schmelcher<br />
die GWÖ-Richtlinien auch bei einem der regel mäßigen<br />
Treffen der städtischen Gesellschaften vor. Er stieß auf<br />
großes Interesse. Die Tochterunternehmen sind wie die<br />
Stadt Göttingen an die selbst gesteckten Klima zielvorgaben<br />
gebunden und in unterschiedlichen Bereichen auch bereits<br />
mit Nachhaltigkeitsthemen befasst. Die vier komwissen<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Klimagipfel in Schottland, weltweit Auswirkungen<br />
der Corona-Krise, Fachkräftemangel,<br />
Mindestlohn, Lieferketten – die Liste<br />
könnte noch um viele Begriffe ergänzt werden.<br />
Alle Schlagworte deuten auf eins hin: Es<br />
ist Zeit zu handeln. Das zumindest glauben neben vielen<br />
anderen auch die Vertreter und Mitgliedsunternehmen der<br />
Gemeinwohl-Ökonomie, kurz GWÖ, einer vor elf Jahren<br />
in Österreich, Bayern und Südtirol gestarteten Wirtschaftsreformbewegung,<br />
welche das Wirtschaften grundlegend<br />
auf das demokratisch definierte Gemein wohl ausrichten<br />
möchte: Das Wohl von Mensch und Umwelt wird zum<br />
obersten Ziel. Grundlage ist ein 2010 erschienenes Buch<br />
von Christian Felber (siehe Seite 62).<br />
Und wer würde ihnen mit Blick auf die Welt widersprechen?<br />
Allein der Umfang der aktuell angestrebten<br />
Änderungen in Sachen Klimaschutz und deren Zeitplan<br />
(über-)strapazieren den Geduldsfaden vieler Menschen,<br />
die sich schlicht um die Existenzgrundlagen unserer<br />
Spezies und der Natur, in der wir leben, sorgen.<br />
BEREITS VOR EINIGEN JAHREN hat sich darum auch in<br />
Göttingen die GWÖ-Regionalgruppe gegründet, um sich<br />
gemeinsam auf den Weg zu machen. Zweifellos fuhr<br />
auch den hiesigen GWÖ’lern – wie vielen anderen Stellen<br />
– die Pandemie in die Parade. Doch unterkriegen ließen<br />
4 |<strong>2021</strong> 59
wissen<br />
Seniorenzentrum Göttingen<br />
„Wie werden wir nachhaltiger und<br />
klima neutral? Wir sind auf einem<br />
langen Pfad, der durch die GWÖ<br />
efeuert wird – als kommunales<br />
Senioren zentrum sehen wir die<br />
Bilanzierung auch als USP.“<br />
Kai Osterhorn<br />
„Zunächst war ich begeistert, dann<br />
ernüchtert ob der großen Aufgabe. Jetzt<br />
zeigt sich, dass die Mitarbeiter alle hinter<br />
uns stehen und wir uns gemeinsam der<br />
Herausforderung stellen.“<br />
Elisabeth Steinbauer<br />
GWÖ-Regionalgruppe<br />
„Dieses Projekt zeigt: Man kommt in<br />
Göttingen nicht mehr an der GWÖ<br />
vorbei!“<br />
Annabel Konermann<br />
„Das Wichtigste ist es, über diese<br />
Thematik ins Gespräch zu kommen.<br />
Es zeigt sich, dass die Unternehmen<br />
bereit sind, sich auf GWÖ einzulassen<br />
und zu investieren.“<br />
Erwin Wobbe<br />
60 4 |<strong>2021</strong><br />
Deutsches Theater<br />
„Überall da, wo wir am Wirtschaftskreislauf<br />
teilnehmen, nehmen wir eben<br />
auch Einfluss auf Mitmenschen und<br />
Umwelt bis auf die andere Seite<br />
des Globus.“<br />
Sandra Hinz<br />
„Wenn sich die Räume des Öffentlichen<br />
hin zum Digitalen oder Radikalen<br />
wandeln, muss Theater ein Begegnungsort<br />
sein, der gesellschaftliche<br />
Prozesse wie etwa Fridays for Future<br />
reflektiert. Das ist Demokratie!“<br />
Carlsson Kemena<br />
Kommunale Dienste Göttingen<br />
„Wir wollen die Welt in unserem<br />
Rahmen besser machen. Wir<br />
hinterfragen uns und identifizieren<br />
uns mit der GWÖ.“<br />
Diana Walkinstik-man-alone<br />
munalen Gesellschaften schlossen sich zu einer sogenannten<br />
Peergroup zusammen. Gecoacht von den beiden<br />
GWÖ-Unternehmensberatern Gerd Lauermann und<br />
Susanne Schmall traf sich die Peergroup seit Oktober<br />
2020 zu sieben mehrstündigen Workshops.<br />
„WIR WAREN SPANNENDERWEISE mit unbequemen Ergebnissen<br />
über uns selbst konfrontiert“, sagt Carlsson<br />
Kemena, Referent der DT-Geschäftsleitung. Denn mit<br />
dem Theater, dem Seniorenzentrum, der BFGoe und der<br />
KDG waren sehr unterschiedliche Unternehmen mit einem<br />
gemeinsamen Ziel unterwegs: „Wir wollten Potenziale<br />
finden: Beispielsweise unsere Lieferketten überprüfen<br />
und sehen, ob unsere Dienstleister über Ökozertifikate<br />
verfügen, ob sie ihren Mitarbeitern Mindestlohn<br />
zahlen, und so weiter“, erklärt KDG-Geschäftsführerin<br />
Diana Walkinstik-man-alone in die Aufgaben. Eine Mammutherausforderung,<br />
wie sich herausstellen sollte. Denn<br />
alle Beteiligten bestätigen die Aussage des Seniorenzentrum-Geschäftsführers<br />
Kai Osterhorn: „Für die GWÖ-Bilanzierung<br />
muss man neben dem Tagesgeschäft sehr viel<br />
Zeit aufwenden. Doch die Begeisterung der Mitarbeiter<br />
und das Ziel motivieren: Nur so nimmt das Ganze<br />
schnell Fahrt auf.“ Für die im Seniorenzentrum tätige<br />
Elisabeth Steinbauer stellt bei der GWÖ-Bilanzierung<br />
vor allem der mensch liche Faktor einen wichtigen Pluspunkt<br />
dar. Die Qualitätsmanagerin und Pflegefachkraft<br />
sieht gegenüber den freiwilligen ISO-Zertifizierungen<br />
einen deutlichen Vorteil: „Die Kollegen beteiligen sich<br />
an den Diskussionen. Sie fragen, was wir da machen und<br />
warum. Das alleine ist schon sehr positiv.“<br />
Doch bei aller Begeisterung stießen die Beteiligten<br />
durchaus auch an Grenzen. Denn wie soll ein Unternehmen<br />
beispielsweise die Lieferketten aller Lieferanten und<br />
deren Lieferanten überprüfen? „Das ist sehr schwierig,<br />
eröffnet einem aber auch ganz neue Einblicke“, sagt<br />
DT-Geschäftsführerin Sandra Hinz. Sie sieht ihr Theater
vobakg.de<br />
Undmöglich<br />
Wir finden, die Welt braucht mehr Zuversicht.<br />
Deshalb unterstützen wir alle, die den Mut<br />
haben, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.
wissen<br />
Beschäftigungsförderung Göttingen<br />
Der Mensch ist kein Produktions<strong>faktor</strong> –<br />
Wirtschaft dient dem Menschen zum guten<br />
Leben. Wir arbeiten nicht gewinnorientiert,<br />
sondern leisten einen Beitrag zur Chancengleichheit<br />
und zum sozialen Zusammenhalt.<br />
Christian Schmelcher<br />
„Die Lieferketten anzuschauen, ist ein Brocken.<br />
Aber es geht auch um die praktischen Dinge vor<br />
Ort, zum Beispiel um den Weg zur Arbeit oder<br />
das Angebot im eigenen Bistro.“<br />
Frauke Müller-Brandt<br />
als Vermittler „gegenseitiger gesellschaftlicher Verantwortung“<br />
und die GWÖ-Bilanzierung als ein Instrument,<br />
diese Rolle zukunftsweisend auszufüllen.<br />
APROPOS ZUKUNFT – wie geht es nun weiter? Chris tian<br />
Schmelcher und Frauke Müller-Brandt beispielsweise<br />
haben für die BFGoe 20 kleine Themen zusammengestellt,<br />
an denen sie ab sofort arbeiten. Eines davon ist,<br />
den Energieverbrauch ihres Unternehmens um 20 Prozent<br />
zu senken. Große Aufgaben also für die städtischen<br />
Gesellschaften. Gut, dass sie sich immer an die beiden<br />
Coaches der Peergroup wenden konnten und stets der<br />
kollegiale Austausch im Mittelpunkt stand. Die einzelnen<br />
Berichte wurden durch die Auditorenprüfung zur<br />
Bilanz, und im Rahmen einer Veranstaltung erhielten die<br />
bilanzierten Unternehmen die entsprechenden Dokumente.<br />
ANNABEL KONERMANN UND ERWIN WOBBE von der<br />
GWÖ-Regionalgruppe Göttingen hoffen auf die Signalwirkung<br />
des Erfolges der städtischen Peergroup. „Gerade<br />
KMU können sich mit der Bilanzierung einen Marktvorteil<br />
erarbeiten. Mit GWÖ kann man nur gewinnen“,<br />
sagt Konermann überzeugt und freut sich über die vier<br />
neuen Mitstreiter. Die frisch Bilanzierten selbst freuen<br />
sich verständlicherweise auch über ihren großen Erfolg.<br />
Sie sind sich einerseits im Klaren darüber, erst am Anfang<br />
eines langen Prozesses zu stehen. „Andererseits<br />
zeigt der Prozess aber auch, dass wir zwar nicht alleine<br />
die Probleme der Welt lösen können“, sagt Walkinstikman-alone,<br />
„aber doch jeder seinen Teil dazu beitragen<br />
kann und etwas in Bewegung gesetzt wird.“ƒ<br />
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist:<br />
… auf wirtschaftlicher Ebene eine lebbare, konkret<br />
umsetzbare Alternative für Unternehmen verschiedener<br />
Größen und Rechtsformen.<br />
Der Zweck des Wirtschaftens und die Bewertung von<br />
Unternehmenserfolg werden anhand gemeinwohlorientierter<br />
Werte definiert.<br />
… auf politischer Ebene ein Motor für rechtliche Veränderung.<br />
Ziel des Engagements ist ein gutes Leben für alle<br />
Lebewesen und den Planeten, unterstützt durch ein<br />
gemeinwohlorientiertes Wirtschaftssystem.<br />
Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit,<br />
soziale Gerechtigkeit und demokratische<br />
Mitbestimmung sind dabei die zentralen Werte.<br />
… auf gesellschaftlicher Ebene eine Initiative der<br />
Bewusstseinsbildung für Systemwandel, die auf dem<br />
gemeinsamen, wertschätzenden Tun möglichst vieler<br />
Menschen beruht. Die Bewegung gibt Hoffnung und<br />
Mut und sucht die Vernetzung mit anderen Initiativen.<br />
Sie versteht sich als ergebnisoffener, partizipativer,<br />
lokal wachsender Prozess mit globaler Ausstrahlung –<br />
symbolisch dargestellt durch die Löwenzahn-Sämchen<br />
im Logo. (Quelle: www.ecogood.org/de/idee-vision)<br />
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Das ,Standardwerk‘ der Gemeinwohl-Ökonomie<br />
Christian Felber beschreibt in seinem Buch<br />
auch für Nicht-Ökonomen, was seines Erachtens<br />
in unserem Wirtschaftssystem falsch<br />
läuft. Er prangert das Wirtschaften zum<br />
Selbstzweck an und fordert eine Umorientierung<br />
in Richtung des Allgemeinwohls mit Verweis auf<br />
Art. 151 Abs. 2 der Bayerischen Verfassung: „Die gesamte<br />
wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl […].“<br />
Sein Buch ist in zwischen quasi zum Standardwerk der<br />
GWÖ Bewegung geworden und dient auch der Göttinger<br />
Regionalgruppe als Diskussionsgrundlage.<br />
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62 4 |<strong>2021</strong>
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GEFÖRDERT unter anderem durch das EXIST<br />
Stipendium des Bundes plant MAGNUS erste<br />
Pilotstudien. Zudem ist MAGNUS zuversichtlich,<br />
bereits im kommenden Frühjahr die ersten<br />
Exemplare auf den Markt bringen zu können.<br />
Das Team: (v. l. n. r.) Timon David Bunnenberg,<br />
Dr. Lucas Mittelmeier, Malte Ernestus,<br />
Ole Moritz Block. Es fehlt: Jakob Kaucher.<br />
KONTAKT<br />
MAGNUS<br />
Philipp-Reis-Straße 2a<br />
37075 Göttingen<br />
info@magnus-medical.de<br />
www.magnus-medical.de
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Herz- & Gefäßzentrum (HGZ) am<br />
Krankenhaus Neu Bethlehem als<br />
‚Vorhofflimmer-Zentrum‘ ausgezeichnet<br />
Vorhofflimmern ist beim Menschen die<br />
häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung<br />
– sie betrifft in Deutschland ungefähr<br />
zwei Millio nen Menschen. Das HGZ<br />
ist eines der wenigen Zentren, die nun durch<br />
die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie für<br />
die spezialisierte Behandlung (Vorhofflimmer<br />
Ablation) zertifiziert wurden. Die nächsten<br />
entsprechend zertifizierten Einrichtungen sind<br />
rund 150 Kilometer entfernt.<br />
IM HGZ werden jährlich insgesamt etwa 250<br />
Ablationen zur Behandlung von Vorhofflimmern<br />
durchgeführt. Damit gehört das Zentrum<br />
zu den führenden Leistungserbringern im<br />
südlichen Niedersachsen. Bei der angewendeten<br />
Ablation verödet der Operateur zum Erhalt<br />
des normalen Herzrhythmus mit einem speziellen<br />
Katheter Herzmuskelgewebe in den für<br />
das Vorhofflimmern verantwortlichen Bereichen.<br />
Die stationäre Weiterbehandlung erfolgt<br />
durch die Ärzte, die den Eingriff durchgeführt<br />
haben, im AGAPLESION Krankenhaus Neu<br />
Bethlehem. So erhalten Betroffene die gesamte<br />
Behandlung aus einer Hand.<br />
DIE EXPERTISE und die Erfahrung der Untersucher<br />
und die perfekt abgestimmten Abläufe<br />
innerhalb des gesamten Teams sind für den<br />
Erfolg des Eingriffs entscheidend und waren<br />
es letztlich auch für die Zertifizierung als<br />
Vorhofflimmer Zentrum.<br />
(v. l. n. r.) Prof. Dr. Dirk Vollmann, Dr. Claudius Hansen<br />
und Prof. Dr. Lars Lüthje (blaue Kasaks) führen<br />
die Eingriffe zur Behandlung von Vorhofflimmern<br />
durch – mit auf dem Bild (grüner Kasak) ist<br />
Heiko Saathoff, leitender Krankenpfleger.<br />
KONTAKT<br />
Herz- & Gefäßzentrum am<br />
Krankenhaus Neu Bethlehem<br />
Humboldtallee 6, 37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 488700<br />
Fax. 0551 44682<br />
info@hgz-goettingen.de<br />
Ob Ihre Idee das Zeug hat, sich im Markt<br />
durchzusetzen – sprechen Sie mit uns drüber.<br />
Bewertung, Schutz und Vermarktung von Erfindungen und Patenten<br />
aus Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Göttingen und Niedersachsen.<br />
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Maximilian Nagels,<br />
Präventionsberater<br />
PROFIL<br />
Die Techniker – Gesundheitsförderung in der digitalen Arbeitswelt<br />
Maximilian Nagels im Gespräch, wie Gesundheitsförderung in der aktuellen Situation und in Zukunft funktionieren kann<br />
Gesundheitsförderung in Unternehmen<br />
braucht heute weit mehr als rückengerechte<br />
Bürostühle und veganes<br />
Kantinenessen. Digitale Transformation und<br />
Globalisierung stellen neue Anforderungen<br />
an Unternehmen und ihre Beschäftigten. Unternehmen<br />
brauchen neue Konzepte, um die<br />
Gesundheit ihrer Mitarbeitenden auch bei veränderten<br />
Arbeitsbedingungen zu erhalten.<br />
Vor welchen Herausforderungen stehen<br />
Unternehmen aktuell?<br />
Die Digitalisierung verändert das Arbeiten<br />
immer weiter – auch schon vor der Pandemie.<br />
Standardprozesse werden mehr und mehr digitalisiert,<br />
die Rolle des Menschen in Arbeitsprozessen<br />
wandelt sich und die Grenzen von<br />
Arbeit und Freizeit verschwimmen. Mögliche<br />
Folgen des vermehrten Arbeitens aus dem<br />
Homeoffice können die Abgrenzung zu Kollegen<br />
und zum Unternehmen sein. All das hat<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit jedes Einzelnen<br />
und bedeutet eine große<br />
Herausforderung – sowohl für<br />
die Mitarbeitenden als auch<br />
für die Führungskräfte.<br />
Welche Rolle spielt Führung<br />
im Rahmen der Gesundheitsförderung?<br />
Besonders den Führungskräften kommt in<br />
Sachen Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiterschaft<br />
eine besondere Bedeutung zu.<br />
Das zeigt auch die bisher größte deutsche<br />
Arbeitgeberstudie zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement<br />
„#whatsnext2020 – Erfolgs<strong>faktor</strong>en<br />
für gesundes Arbeiten in der digitalen<br />
Arbeitswelt“ der TK. Nur rund 40 Prozent<br />
der Unternehmen bieten aktuell bereits Maßnahmen<br />
an, um Führungskräfte für Gesundheitsförderung<br />
zu sensibilisieren<br />
und fit zu machen. Interessanterweise<br />
sind es<br />
gerade die Führungskräfte<br />
selbst, die der<br />
Umsetzung von Maßnahmen<br />
noch häufig<br />
im Wege stehen.<br />
Was können Unternehmen tun,<br />
damit ihre Mitarbeitenden in der digitalen<br />
Arbeitswelt fit und gesund bleiben?<br />
Die Ziele von Unternehmen hängen zum großen<br />
Teil von der Arbeitszufriedenheit, dem Wohlbefinden<br />
und der Motivation ihrer Beschäftigten<br />
ab. Die Techniker unterstützt Unternehmen<br />
mit Konzepten der Betrieblichen Gesundheitsförderung,<br />
die richtigen Maßnahmen für die<br />
Betriebe und die Belegschaft zu finden. Dazu<br />
arbeiten wir mit regionalen Kooperationspartnern<br />
zusammen, um passgenaue Angebote<br />
erstellen zu können.<br />
Für die Unternehmen, deren Führungskräfte<br />
und Mitarbeitende ergeben sich individuelle<br />
Gestaltungspotenziale. Die TK ist dazu mit<br />
Akteuren aus Wirtschaft und Unternehmen<br />
auf unterschiedlichen Plattformen im Dialog.<br />
Zum Beispiel bieten wir den TK-Gesundheitscoach<br />
für Unternehmen an. Dabei handelt es<br />
sich um ein interaktives, persönliches Online<br />
Coachingangebot zu Gesundheitsthemen, das<br />
sich flexibel an Bedürfnisse anpasst und jederzeit<br />
verfügbar und online nutzbar ist.<br />
KONTAKT<br />
Sprechen Sie mich gerne an!<br />
Maximilian Nagels<br />
Techniker Krankenkasse<br />
Bürgerstr. 42<br />
37073 Göttingen<br />
maximilian.nagels@tk.de
mensch<br />
Der Transformator<br />
Ottobock hat in der Region einen Ruf wie Donnerhall.<br />
Und jeder kennt den Namen des Eigentümers Hans Georg<br />
Näder, der mit vielen Innovationen den Prothesenhersteller<br />
zum Weltmarktführer in der Medizintechnik gemacht hat.<br />
Doch wer ist Philipp Schulte-Noelle? Der CEO von<br />
Ottobock trägt zwar einen in der Wirtschaftswelt berühmten<br />
Nachnamen, ist aber als Person noch relativ unbekannt.<br />
Das wird sich bald ändern, denn gerade macht er das<br />
Unternehmen fit für einen möglichen Börsengang,<br />
der die Wahrnehmung in der Führungsetage erneut<br />
verschieben wird.<br />
TEXT THOMAS HUBER FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
68 4 |<strong>2021</strong>
mensch<br />
4 |<strong>2021</strong> 69
mensch<br />
» Die Seele des Unternehmens sind die Werte<br />
der Familie Näder. Und die hüten Hans Georg Näder<br />
und seine beiden Töchter.«<br />
LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />
Philipp Schulte-Noelle wollte eins nie werden:<br />
von Beruf Sohn. Sein Vater war mehr<br />
als ein Jahrzehnt Vorstandsvorsitzender<br />
und ein weiteres Jahrzehnt Aufsichtsratsvorsitzender<br />
des Allianz- Konzerns und<br />
damit ungekrönter König der Deutschland<br />
AG. So nannte man damals die engen<br />
Verflechtungen der Finanzwelt mit ihren großen Industriebeteiligungen<br />
und gegenseitig besetzten Aufsichtsräten.<br />
Henning Schulte-Noelle war derjenige, der mit gesetzgeberischer<br />
Hilfe der Regierung Schröder dieses allzu<br />
enge Konglomerat schrittweise auflöste. Damit modernisierte<br />
er den Wirtschaftsstandort Deutschland, indem er<br />
das Land für ausländische Investoren öffnete, und schnitt<br />
dabei so manchen anderen Zopf gleich mit ab. Als er<br />
seinen Sohn Philipp einmal in die hochherrschaftliche<br />
Allianz-Zentrale in der Münchner Königinstraße am<br />
Englischen Garten mitnahm, zeigte er ihm in der Vorstandsetage<br />
die Reihe der Ölgemälde seiner Vorgänger.<br />
Selbst werde er da nie hängen, sagte der Vater damals,<br />
und Philipp hatte sowieso schon längst beschlossen, seinen<br />
eigenen Weg zu gehen. Er wollte aus eigener Kraft<br />
Karriere machen und schnell raus aus dem Münchner<br />
Umfeld. Das Dolcefarniente der Grünwalder Jeunesse<br />
dorée war sowieso nichts für ihn. Er verstand seine<br />
gleichaltrigen Bekannten nie: leistungsloser Wohlstand,<br />
nur weil man in eine wohlhabende Familie hineingeboren<br />
wurde? Er wollte sein eigenes Geld verdienen, und<br />
wenn es sein muss, auch auf die harte Tour. Nachdem er<br />
als Jahrgangsbester sein erstes juristisches Staatsexamen<br />
abgeschlossen hatte, ging er weit weg von München,<br />
nach London, und wurde Invest mentbanker bei Goldman<br />
Sachs.<br />
Doch ein reiner Zahlenmensch wollte Philipp Schulte-<br />
Noelle auch nicht werden. Irgendwann wurde ihm klar,<br />
dass er mehr mit Menschen zusammenarbeiten und mit<br />
seiner Arbeit auch einen Sinn stiften will. Nach weiteren<br />
erfolgreichen Stationen bei einer Private-Equity-Firma<br />
übernahm er 2013 den Bereich Corporate Business<br />
Development beim Medizinkonzern Fresenius und war<br />
in dieser Funktion auch für den Bereich Merger &<br />
Acquisitions zuständig. Nun war er endlich in einem Unternehmen<br />
angekommen, das einen sinnvollen Zweck<br />
verfolgt. Fresenius erleichtert weltweit mit Medical- Care-<br />
Produkten wie zum Beispiel Dialysegeräten schwer kranken<br />
Menschen das Leben – oder ermöglicht es ihnen sogar<br />
erst.<br />
SEIN DAMALIGER CHEF BEI FRESENIUS, Ulf Mark<br />
Schneider, der heute CEO des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns<br />
Nestlé ist, hatte ihn ganz bewusst ausgewählt.<br />
Schneider wollte für diese Position keinen klassischen<br />
Banker, der nach kurzer Zeit wieder zur nächsten<br />
Private-Equity-Firma weiterzieht, sondern jemanden, der<br />
sich fest im Unternehmen verwurzeln kann und über viel<br />
Bodenhaftung und ,Geländegängigkeit‘ verfügt. Dann<br />
wurde Schulte-Noelle Finanzchef und Arbeitsdirektor<br />
der Fresenius-Tochterfirma Kabi AG. Heute sagt der<br />
70 4 |<strong>2021</strong>
mensch<br />
Teil der Ottobock-Familie Um für die Visionen des Unternehmens zu brennen, verbringt Schulte-Noelle (r.) viel Zeit mit<br />
der Familie – wie auf dem Digital Family Day 2019 mit Hans Georg Näder und seinen Töchtern Georgia (l.) und Julia.<br />
45-Jährige rückblickend: „Mit 38 war das etwas Besonderes.<br />
Finanzvorstand einer Tochtergesellschaft zu werden,<br />
die damals schon sechs Milliarden Umsatz machte,<br />
war ein großer Vertrauensbeweis. Diese Zeit hat mich<br />
geprägt.“ Bei Fresenius lernte er auch, wie man über<br />
eine gesamte Wertschöpfungskette hinweg Prozesse und<br />
Produkte standardisiert, vereinfacht und systematisiert,<br />
um sie dadurch besser digitalisieren zu können. Dieses<br />
Wissen, sein „Fresenius-Werkzeugkasten“, wie er es nennt,<br />
hilft ihm heute bei Ottobock.<br />
SCHULTE-NOELLE traf, als er 2018 – zunächst als Finanzchef<br />
– zu Ottobock kam, erneut auf eine übermächtige<br />
Vaterfigur: Hans Georg Näder. Der Eigentümer hat das<br />
Unternehmen in 30 Jahren quasi im Alleingang mit zahlreichen<br />
Innovationen zu einem Weltmarktführer der<br />
Medizintechnik entwickelt. Näder ist ein herkulischer<br />
Unternehmer in dritter Generation und ein innovativer<br />
Futurist, der sehr genaue Kenntnisse der Märkte und<br />
präzise Vorstellungen über die weitere Entwicklung des<br />
Unternehmens hat. Ihm kann keiner so schnell etwas<br />
vormachen. Trotzdem hatte sich Näder entschieden, ein<br />
externes Management an Bord zu holen, um das Unternehmen<br />
zu professionalisieren und es auf einen potenziellen<br />
Börsengang vorzubereiten.<br />
Die schwierige Frage für jeden externen Manager, der<br />
von außen in solch ein historisch gewachsenes Familienunternehmen<br />
kommt, ist, ob er überhaupt eigene Akzente<br />
setzen kann. Für Schulte-Noelle war das überhaupt<br />
kein Problem. Hier half ihm seine gute Kinderstube,<br />
denn er ist kein sozialer Aufsteiger, kein Ehrgeizling, der<br />
sich unbedingt profilieren und durchsetzen muss. Er<br />
sagt: „Ich kann mit solchen starken Persönlichkeiten gut<br />
umgehen. Ich verkämpfe mich nicht. Ich habe im Verhältnis<br />
zu meinem Vater gelernt, dass man sich ein klar<br />
abgestecktes Aufgabengebiet suchen und sich selbst klare<br />
Ziele setzen muss – dann kann man auch als Unternehmenschef<br />
frei handeln, solange man diese Ziele erreicht.“<br />
Seine Herkunft hilft ihm auch dabei, dem Eigentümer<br />
auf Augenhöhe zu begegnen und sich selbst nicht<br />
zu wichtig zu nehmen. „Ich habe von meinem Vater und<br />
von meinem Mentor Ulf Mark Schneider gelernt, dass<br />
ich als angestellter Manager – egal wie großartig man<br />
selbst das Unternehmen nach vorne bringt – niemals vergesse,<br />
dass der Laden nicht mir gehört.“<br />
WENN MAN AN DIE SPITZE eines Unternehmens wie<br />
Ottobock kommt, dann muss man zunächst Vertrauen<br />
aufbauen. Was ist die Seele des Unternehmens und wo<br />
findet man sie? Schulte-Noelle sagt ganz klar: „Die Seele<br />
des Unternehmens sind die Werte der Familie Näder.<br />
Und die hüten Hans Georg Näder und seine beiden<br />
Töchter.“ Näder ist ein impulsiver und leidenschaftlicher<br />
Menschenfreund: Er hat Mitgefühl und kann sich in die<br />
Menschen und Patienten hineinversetzen. Für Schulte-<br />
Noelle waren bis dahin die Zahlen immer die zentrale<br />
Bezugsgröße. Daran wurde er immer gemessen. Das war<br />
auch verhältnismäßig einfach zu kontrollieren. Aber<br />
4 |<strong>2021</strong> 71
mensch<br />
72 4 |<strong>2021</strong>
mensch<br />
»Da begann bei mir ein Häutungsprozess, der bis<br />
heute andauert. Das hat mich selbst verändert. Ich habe den<br />
wahren Kern des Unternehmens verstanden: Empathie.«<br />
Zahlen sind nur Ergebnisse, Zahlen bewegen kein Unternehmen.<br />
Nur Visionen motivieren und begeistern Mitarbeiter,<br />
über sich hinauszuwachsen und für die Ideen des<br />
Unternehmens zu brennen. Also verbrachte und verbringt<br />
Schulte-Noelle viel Zeit mit der Familie Näder. Er<br />
schätzt den Austausch mit Hans Georg Näder sehr – sie<br />
treffen sich regelmäßig, um sich über wichtige Entwicklungen<br />
auszutauschen. Dort der Visionär mit den überwältigenden<br />
Ideen und hier der CEO, der das in Prozesse<br />
und eine Struktur umsetzt, in der nicht zuletzt die Zahlen<br />
stimmen. Näder greift auch spontan zum Telefon<br />
oder schreibt zu jeder Tages- und Nachtzeit eine SMS,<br />
um neue Ideen zu platzieren. Schulte-Noelle sagt: „Ich<br />
liebe diese Überraschungen. Meist gibt er neue Impulse.<br />
Manchmal weist er mich auf Fehler im Unternehmen hin,<br />
und wenn ich der Sache dann auf den Grund gegangen<br />
bin, muss ich sagen, dass er meistens recht hat. Und<br />
manchmal muss ich sogar ihn vertrösten, wenn etwas<br />
gerade nicht in den Plan des Unternehmens passt.“<br />
SCHULTE-NOELLE tauscht sich intensiv mit dem Sartorius-Chef<br />
Joachim Kreuzburg aus. Der sitzt im Verwaltungsrat<br />
von Ottobock und kennt das Unternehmen sehr<br />
gut. Und da es keine konkurrierenden Interessen oder<br />
Überlappungsfelder gibt, können sich die beiden völlig<br />
frei über Strategien oder Finanzierungfragen austauschen<br />
oder bei der IT und beim Einkauf zusammenarbeiten.<br />
Schulte-Noelle hat die regelmäßigen Mittagessen<br />
mit Kreuzburg in der Corona-Zeit vermisst und hofft,<br />
dass man mit dieser Tradition bald weitermachen kann.<br />
Seit Beginn sucht Schulte-Noelle bei Ottobock die<br />
Nähe zu Anwendern und Patienten. Ein Schlüsselerlebnis<br />
war ein Polio-Patient, der dank des C-Brace von Ottobock<br />
wieder ganz normal laufen konnte. „Da begann bei<br />
mir ein Häutungsprozess, der bis heute andauert“, sagt<br />
Schulte-Noelle. „Das hat mich selbst verändert. Ich habe<br />
den wahren Kern des Unternehmens verstanden: Empathie.<br />
Ottobock war eine große Chance für mich. Bei Fresenius<br />
ging es immer um Strukturen und Strategien. Bei<br />
Ottobock springt man rein und ist in ein paar Sekunden<br />
mitten im Leben und sehr nah am Anwender und versteht,<br />
um welche fundamentalen und existenziellen Bedürfnisse<br />
es in Wahrheit geht.“ Er fühlte, wie er sich<br />
immer mehr von den nackten Zahlen löste und sich immer<br />
mehr den Fragen der nackten Existenz zuwandte. Er<br />
verbrachte viele Tage in den Technikbetrieben und in<br />
Versorgungseinrichtungen. „Das hat mich emotional so<br />
stark eingenommen, dass ich für mich entschieden habe,<br />
den Menschen noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen<br />
und die Werte der Familie und des Unternehmens<br />
neu zu interpretieren.“<br />
PHILIPP SCHULTE-NOELLE nimmt sich jetzt für sein<br />
persönliches Arbeitsprogramm als CEO vor, diese Werte<br />
zu stärken. Er sagt: „Ich fand es jetzt an der Zeit, dass<br />
wir eine Vision entwickeln, die einen Rahmen setzt, der<br />
weit über die blanken Geschäftszahlen wie Umsatz und<br />
EBITDA hinausweist. Wir haben uns in den letzten<br />
Jahren stark auf die Optimierung von Strukturen und<br />
Kosten sowie auf die Verbesserung der Effizienz konzentriert.<br />
Das war notwendig, aber dabei ist intern und<br />
extern leider ein wenig die Emotionalität und Empathie<br />
aus dem Blickfeld geraten, die unser Unternehmen und<br />
die Familie Näder seit jeher auszeichnet.“ Ottobock will<br />
unter seiner Führung den Erfolg des Unternehmens<br />
künftig nicht nur am Umsatz und Ergebnis messen, sondern<br />
berechnen, wie viel Nutzen das Unternehmen für<br />
die gesamte Gesellschaft erbringt. Wenn Ottobock Patienten<br />
versorgt und ihnen dabei hilft, ihre Mobilität zu<br />
verbessern und in den Alltag zurückzukehren, dann bedeutet<br />
das zunächst für den Patienten, für sein familiäres<br />
Umfeld, aber auch für das Sozialsystem und die Arbeitsgesellschaft<br />
einen hohen Nutzen. Das hat einen hohen<br />
sozioökonomischen Mehrwert, wenn Patienten wieder<br />
an der Gesellschaft teilhaben, in die Arbeitswelt zurückkehren<br />
und ihr eigenes Geld verdienen können.<br />
4 |<strong>2021</strong> 73
mensch<br />
Zur Person<br />
Philipp Schulte-Noelle ist seit Anfang 2019 CEO von<br />
Ottobock. Zuvor war er seit 2018 CFO und ist seitdem<br />
auch Mitglied des Verwaltungsrats. Vor dieser Zeit war er<br />
beim internatio nalen Gesundheitsunternehmen Fresenius<br />
tätig, zunächst als Bereichsleiter für Corporate Business<br />
Development/Mergers & Acquisitions und zuletzt als<br />
Finanz- und Compliancevorstand, sowie als Arbeitsdirektor<br />
beim Pharma- und Medizintechnikunternehmen Fresenius<br />
Kabi AG mit Sitz in Bad Homburg. Einschlägige Erfahrungen<br />
sammelte Schulte-Noelle außerdem bei der Permira<br />
Beteiligungsberatung in Frankfurt sowie als Financial<br />
Analyst bei der Investmentbank Goldman Sachs International<br />
in London. Der gebürtige Kölner ist Diplom-Wirtschaftsjurist<br />
(Universität Bayreuth) und verfügt über einen MBA<br />
der internationalen Graduate Business School INSEAD.<br />
In seiner freien Zeit ist der 45-Jährige meist sportlich in<br />
der Natur unterwegs – wie hier in den Bergen auf dem<br />
Herzogstand am Walchensee.<br />
Hier liegt für den Unternehmenschef auch ein weiteres<br />
Geschäftsfeld für Ottobock: Wenn das Unternehmen<br />
nicht nur Patienten hilft, sondern darüber hinaus die Arbeitsgesellschaft<br />
nachhaltiger gestaltet, dann entwickelt<br />
sich das Unternehmen aus der Medizintechnik in das<br />
Feld der Prävention. So können mit Technologien – beispielsweise<br />
Exoskeletten – die Belastungen harter körperlicher<br />
Arbeit deutlich reduziert werden. Dazu passt auch<br />
eine Akquisition, die Schulte-Noelle im Oktober <strong>2021</strong><br />
getätigt hat. Ottobock verstärkte sich mit dem USamerikanischen<br />
Unternehmen SuitX, das sich auf die<br />
Forschung und Entwicklung von Exoskeletten im beruflichen<br />
und medizinischen Umfeld spezialisiert hat.<br />
SCHULTE-NOELLE will das Unternehmen noch viel näher<br />
an die Seite der Patienten rücken. Er sagt: „Wir<br />
wollen zum Anwalt der Anwender werden.“ Nur wenn<br />
das Unternehmen noch besser versteht, was die Anwender<br />
wirklich brauchen, kann das Ökosystem so weiterentwickelt<br />
werden, dass alle Bedürfnisse aus einer<br />
Hand bedient werden können. Deshalb hat der CEO<br />
mit seinen Kollegen ein neues Leitbild entwickelt,<br />
Ottobock neXt, mit einem großen X, abgeleitet aus der<br />
Abkürzung UX, die für User Experience steht, also für<br />
die Verbesserung des Kundenerlebnisses. Sein Eigentümer<br />
Hans Georg Näder legt die Latte dabei noch sehr<br />
viel höher. Ihm schwebt nichts Geringeres vor als die<br />
möglichst vollständige Digitalisierung eines über hundertjährigen<br />
Handwerks, der Orthopädietechnik. Die<br />
Transformation eines traditionellen Handwerks in die<br />
digitale Welt. Über die Digitalisierung des Fertigungsprozesses<br />
verändert sich das Handwerk so fundamental,<br />
dass sich ganz neue Möglichkeiten ergeben und das<br />
Versorgungsniveau weltweit deutlich erhöht werden<br />
kann. Der Clou: Die Orthopädietechniker haben mehr<br />
Zeit für die Anwender, und auch in abgelegenen Regionen<br />
dieser Welt können erstklassige Versorgungsleistungen<br />
erbracht werden.<br />
Die Vision des Eigentümers fasziniert Schulte-Noelle.<br />
Er nimmt diese Herausforderung an und stellt intern die<br />
Weichen für eine umfassende Umwälzung. Gleichzeitig<br />
will Ottobock den Sanitätshäusern dabei helfen, ihr Geschäft<br />
zu digitalisieren. Das Unternehmen will ihnen<br />
künftig eine Plattform für die digitale Infrastruktur einer<br />
personalisierten Versorgung vor Ort bieten, die mit einer<br />
zentralen Fertigung der individuellen Hilfsmittel Hand<br />
in Hand geht. Alleine könnten einige Versorgungszentren<br />
die Kapitalkosten für die nötigen Investitionen in<br />
beispielsweise 3D-Drucker gar nicht aufbringen. Unterm<br />
Strich bleibt ihnen so mehr Zeit für die Betreuung der<br />
Patienten, also für die Kundenbindung.<br />
WIE SO EIN SANITÄTSHAUS DER ZUKUNFT aussehen<br />
wird, demonstriert Ottobock gerade im neuen Sartorius-<br />
Quartier nahe der Göttinger Innenstadt. Hier investiert<br />
das Unternehmen mehrere Millionen Euro in ein<br />
74 4 |<strong>2021</strong>
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z.B. als einer der beiden Hauptsponsoren<br />
der KinderSportStiftung am Harz.<br />
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Kom petenz- und Rehazentrum, das bis Ende 2022 in enger<br />
Kooperation mit dem Rehazentrum Junge als neuartiges<br />
,Patient Care Center‘ für Patienten aus aller Welt<br />
entstehen wird. Im Mittelpunkt steht dabei eine prozessoptimierte<br />
Orthopädiewerkstatt, die mit digitaler Fertigungstechnik<br />
ausgestattet ist.<br />
Auch in Duderstadt investiert Ottobock kräftig in die<br />
digitale Fertigung. Mit IFab4.0 soll eine durchgängige<br />
digitale Prozesskette des Versorgungsprozesses mit Prothesen<br />
und Orthesen entstehen. Das Land Niedersachsen<br />
fördert das Innovationsprojekt mit einer Million<br />
Euro und sieht darin einen wichtigen Beitrag für den<br />
Innovationsstandort Südniedersachsen. Ottobock hat in<br />
letzter Zeit erhebliche Investitionen in Duderstadt getätigt<br />
– neben dem IFab4.0 zum Beispiel einen zweistelligen<br />
Millionenbetrag in das neue Logistikzentrum. Ottobock<br />
will in Duderstadt ,Centers of Excellence Cluster‘<br />
sichern und stärken. Dafür braucht das Unternehmen<br />
viele neue hoch qualifizierte Fachkräfte und steht in<br />
Konkurrenz mit anderen Unternehmen in der Region<br />
wie etwa Sartorius. Schulte-Noelle: „Wir wollen der<br />
attraktivste Arbeitgeber werden. Deshalb sind wir froh,<br />
dass Hans Georg Näder sich so stark in Duderstadt,<br />
Göttingen und der gesamten Region engagiert. Sein Projekt<br />
Duderstadt 2030 zum Beispiel spielt eine wichtige<br />
Rolle, um jungen Fachkräften und Familien eine Heimat<br />
zu bieten. Diese und viele andere Aktivitäten locken die<br />
Talente zu Ottobock. Das ist für uns extrem wichtig.“<br />
AUCH FÜR PHILIP SCHULTE-NOELLE, der mit der<br />
Familie und einer Reihe von Haustieren in Hessen lebt,<br />
ist Duderstadt zur zweiten Heimat geworden. Er hat<br />
mittlerweile eine Wohnung direkt in Duderstadt und<br />
steigt unter der Woche zum Ausgleich auf den Sattel seines<br />
Rennrads oder Mountainbikes und radelt sehr<br />
sportlich durch die Wälder: „Ich fühle mich mittlerweile<br />
richtig zu Hause. In dieser Region, im Eichsfeld und in<br />
Duderstadt, schlägt das Herz unseres internationalen<br />
Unternehmens. Das wird sich auch nicht ändern, wenn<br />
wir ab 2022 börsenfähig sind.“ ƒ<br />
Zum Autor<br />
Der Publizist Thomas Huber gründete 2006 in Berlin<br />
seine eigene Agentur für strategische Kommunikation,<br />
die semanticom GmbH. Zuvor war er Leiter der Öffentlich<br />
keitsarbeit und Unternehmenskommunikation bei<br />
Europas größtem Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr und<br />
Direktor Unternehmenskommunikation bei Deutschlands<br />
führender Netzwerkagentur BBDO Germany.<br />
Seine berufliche Laufbahn begann der Absolvent der<br />
Deutschen Jour na listenschule München als Redakteur<br />
für Grundsatz fragen bei Daimler-Benz und schrieb dort<br />
Reden für den CEO Jürgen E. Schrempp.<br />
Aus Anlass von 100 Jahren Ottobock hat Huber für<br />
das Unternehmen zusammen mit dem Steidl-Verlag das<br />
Buchprojekt ,Futuring Human Mobility‘ umgesetzt.<br />
76 4 |<strong>2021</strong>
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dass die Bewohnerinnen und Bewohner gerne<br />
ihr Lieblingsmöbelstück oder Gemälde mit in die<br />
neue Wohnung nehmen können. Zur Ausstattung<br />
aller angebotenen Appartements gehört<br />
eine Echtholzküchenzeile mit Induktions-Kochfeld<br />
und Kühlschrank, ein barrierefreies Bad<br />
mit Dusche und WC sowie ein TV- und Rundfunkanschluss.<br />
Für die Sicherheit der Bewohnerinnen<br />
und Bewohner ist jedes Appartement<br />
außerdem mit einer Notrufanlage ausgestattet,<br />
welche im Notfall eine schnellstmögliche medizinische<br />
Versorgung durch den hauseigenen<br />
ambulanten Pflegedienst garantiert.<br />
Service der Extraklasse<br />
Der Service des GDA Göttingen umfasst zahlreiche<br />
Angebote, wie zum Beispiel die Übernahme<br />
von Haushaltstätigkeiten wie die Reinigung<br />
des Appartements, Einkaufengehen oder<br />
das Wäschewaschen. Um das leibliche Wohl<br />
der Bewohnerinnen und Bewohner kümmert<br />
sich ein mehrköpfiges Team aus exzellenten<br />
Köchen, welche täglich ein Drei Gänge-Menü<br />
kreieren und den Bewohnerinnen und Bewohner<br />
immer wieder einen kulinarischen Moment<br />
bescheren. Für die medizinische Versorgung<br />
ist stets ein Team aus professio nellen Pflegerinnen<br />
und Pflegern vor Ort. Die Pflege an<br />
sich findet so lange wie möglich in den eigenen<br />
vier Wänden statt. Sollte es trotzdem nötig<br />
sein, eine intensivere und längere Pflege in<br />
Anspruch zu nehmen, gibt es den hauseigenen<br />
stationären Pflegebereich, welcher mit Einund<br />
Zwei-Bett-Zimmern ausgestattet ist und<br />
eine fachkompetente Pflege rund um die Uhr<br />
gewährleistet.<br />
Freizeitgestaltung<br />
Doch auch außerhalb der eigenen vier Wände<br />
haben Bewohnerinnen und Bewohner des GDA<br />
Göttingen alles andere als Langeweile. Die<br />
Vielzahl der täglich angebotenen Freizeit- und<br />
Veranstaltungsmöglichkeiten schafft ein aktives<br />
Gesellschaftsleben, das dabei hilft, neue Freundschaften<br />
aufzubauen, genau wie alte zu pflegen.<br />
• Bis zu 2.500 Kultur- & Aktivprogramme<br />
pro Jahr<br />
• Bis zu 100 besondere Veranstaltungshighlights<br />
pro Jahr<br />
• Bis zu 16 einmalige Events pro Jahr<br />
KONTAKT<br />
GDA Göttingen<br />
Charlottenburger Straße 19<br />
37085 Göttingen<br />
Bettina Cor<br />
Tel. 0551 799 2130<br />
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Die Stadtwerke Göttingen sorgen dafür,<br />
dass niemand kalte Füße kriegt.<br />
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Mit Rat und Tat: Die Göttinger Entsorgungsbetriebe sind täglich im Einsatz für unsere Stadt.<br />
Oberhalb und unterhalb der Straße<br />
Die Göttinger Entsorgungsbetriebe und ihre Dienstleistungen<br />
Die mehr als 280 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der Göttinger<br />
Entsorgungs betriebe (GEB) stellen<br />
sich tagtäglich aufs Neue den Herausforderungen<br />
der um welt gerechten und nachhaltigen<br />
Entsorgung der Abfälle und des Abwassers<br />
sowie der Pflege der dazu notwendigen<br />
Infrastruktur.<br />
NEBEN DEN OBERIRDISCHEN Dienstleistungen<br />
wie der Abfall-, Wertstoff- und<br />
Schadstoffentsorgung, dem Containerdienst,<br />
der Bauabfallentsorgung sowie der Straßenreinigung<br />
und dem <strong>Winter</strong>dienst gehören auch<br />
Dienst leistungen unterhalb der Straße wie<br />
Kanalbau und Kanalbetrieb, die Grundstücksentwässerung<br />
sowie die Abwasser reinigung zu<br />
den Dienstleistungen der GEB.<br />
Die Müllwerker leeren auf rund 24.000 privat<br />
und gewerblich genutzten Grundstücken<br />
die Abfallbehälter. Davon bewegt jede Kolonne<br />
täglich etwa 900 Behälter.<br />
Auf etwa 850 km Straßenlänge führen die<br />
Mitarbeiter die maschinelle oder manuelle<br />
Straßen- und Gehwegreinigung durch, wenn<br />
notwendig auch mit Spezialgeräten. Mehr als<br />
1.020 Abfallkörbe werden regelmäßig geleert.<br />
Im <strong>Winter</strong>dienst werden ca. 950 Straßen mittels<br />
Räum- und Streufahrzeugen von Eis und<br />
Schnee befreit.<br />
Das öffentliche Kanalnetz weist stadtweit<br />
eine Länge von 720 km auf. Dazu kommen<br />
noch etwa 600 km Anschlussleitungen der jeweiligen<br />
Grundstücksentwässerungsanlagen.<br />
Im Trennsystem wird das Regen- und Oberflächenwasser<br />
direkt in die Vorfluter geleitet<br />
und das Schmutzwasser in separaten Kanälen<br />
der Abwasserreinigungsanlage zugeführt.<br />
Über mehrstufige Abwasserreinigungsprozesse<br />
wird so aus der schmutzig braunen Brühe<br />
wieder klares Wasser, das uneingeschränkt in<br />
die Leine eingeleitet werden kann.<br />
GRÖSSTEN WERT LEGEN DIE GEB nicht<br />
nur auf die Verlässlichkeit der derzeitigen<br />
Abfall entsorgung und Abwasserreinigung,<br />
sondern auch auf zukunftsweisendes Denken<br />
und Wirtschaften. Wer Verantwortung für Umwelt,<br />
Bevölkerung und Klima übernimmt und<br />
da rüber hinaus auch wirtschaftlich erfolgreich<br />
sein möchte, muss nachhaltig arbeiten. Die<br />
GEB mit all ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
stellen sich diesen Herausforderungen<br />
mit größtem Engagement.<br />
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Mehr zu den Dienstleistungen der GEB<br />
gibt es unter:<br />
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oder unter der Servicenum mer:<br />
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Eine Frau<br />
für die<br />
Langstrecke<br />
Göttingen hat eine neue Oberbürgermeisterin.<br />
<strong>faktor</strong> traf Petra Broistedt kurz vor ihrem Amtsantritt<br />
am 1. November und machte sich ein persönliches Bild<br />
von der 57-Jährigen, die nicht nur beim Laufen in ihrer<br />
Freizeit gern die Zähne zusammenbeißt.<br />
TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
82 4 | <strong>2021</strong>
mensch<br />
4 |<strong>2021</strong> 83
mensch<br />
» So ziale Gerechtigkeit ist das Thema meines Lebens –<br />
so habe ich den Eindruck.«<br />
LESEZEIT: 8 MINUTEN<br />
„Wie wenig sie sich verändert hat“, denke ich, als<br />
Petra Broistedt die Tür zu ihrem Büro öffnet: Derselbe<br />
kurze Haarschnitt, zurückhaltendes Make-up,<br />
sportlich-schicke Jacke und schwarze Stiefel. Mehr<br />
als zehn Jahre liegt unser letztes Treffen zurück. Sie<br />
war vier Jahre die persönliche Referentin meines<br />
Vaters, damals Landrat in Holzminden. Doch um<br />
alte Erinnerungen aufzufrischen, bleibt bei unserem<br />
Zusammentreffen im Neuen Rathaus wenig<br />
Zeit. In 80 Minuten wartet ihr Anschlusstermin.<br />
„Ich bin Langläuferin, ich laufe gern lang – das bedeutet,<br />
Zähne zusammenbeißen und durch“, sagt Petra Broistedt.<br />
Laufen sei für sie sehr anstrengend, ja sogar schmerzhaft.<br />
„Aber wenn ich wieder zu Hause bin, geht es mir so gut.“<br />
Vielleicht erklärt dies, warum die neue Oberbürgermeisterin<br />
von Göttingen sich Herausforderungen zutraut.<br />
Schmerzhaftes. Kontroversen.<br />
Gerade kann sie noch Atem holen. Ihre Gedanken sortieren.<br />
Ebenso die Akten auf ihrem großen schwarzen<br />
Schreibtisch in ihrem Büro als Dezernentin, sechs Tage,<br />
bevor sie offiziell ihr neues Amt antritt. Sie kann sich in<br />
Ruhe überlegen, ob die selbst gezogenen Kakteen auf<br />
dem Fensterbrett in ihren azurblauen Keramiktöpfen<br />
mit ins Oberbürgermeisterbüro umziehen dürfen. Die<br />
Chancen stehen nicht gut. „Mein Mann hat mir geraten,<br />
die Kakteen nicht mitzunehmen. Es sähe sonst aus, als<br />
hätte Göttingen eine stachelige Oberbürgermeisterin.“<br />
Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Auch beim Foto ihrer<br />
Tochter, aufgenommen während eines Frauen-Hilfsprojekts<br />
in Indien, und dem Bild ihres Sohnes überlege sie<br />
noch. Wie viel Privates darf, soll sie zeigen? Wie viel verträgt<br />
sich mit ihrem Amt, wie viel braucht sie als Halt?<br />
WER <strong>2021</strong> EIN NEUES AMT ÜBERNIMMT, weiß, er wird<br />
Rückhalt brauchen: Leicht werden die kommenden Jahre<br />
nicht. Die Corona-Pandemie ist nicht zu Ende. Die<br />
Haushalte der Kommunen können keinen Geldsegen erwarten,<br />
im Gegenteil. Politische Mehrheiten zu beschaffen,<br />
wird komplizierter. Die Anfeindungen nehmen zu –<br />
von hasserfüllten E-Mails bis zu offenen Bedrohungen.<br />
BROISTEDT WEISS DARUM. Sie stand selbst schon mitten<br />
im Orkan öffentlicher Kritik: Eine überregionale<br />
Zeitung nannte dies im Juni 2020 den ,Göttinger Härtetest‘.<br />
Es sollte der erste von zweien in kurzer Folge sein:<br />
Im Iduna-Zentrum, dem verwohnten und in die Jahre<br />
gekommenen Hochhaus mit mehr als 400 Apartments,<br />
häuften sich die Corona-Infektionen. Manche der Betroffenen<br />
hatten kaum Symptome, verstanden nicht, warum<br />
sie sich testen sollten, ihre Wohnung nicht verlassen.<br />
Kurz darauf der nächste Corona-Ausbruch in einem<br />
weiteren maroden Wohnblock. Noch mehr Menschen<br />
auf engstem Raum, noch größere Sprachprobleme. Wieder<br />
ein ungepflegtes Umfeld, Drogen- und Alkoholprobleme.<br />
Als Polizei und Ordnungsamt den Block für<br />
die Quarantäne absperrten, eskalierte die Lage: Bewohner<br />
warfen mit Metallstangen, Pflastersteinen und einigem<br />
mehr nach den Polizeikräften. Broistedt als Leiterin<br />
des Krisenstabs blickte angespannt in die für sie noch<br />
un gewohnten Fernsehkameras und erklärte die Lage. Sie<br />
wirkte so, als würde sie die Probleme in Abschnitte zerlegen<br />
wie ein Läufer, der sich den Weg in Etappen einteilt:<br />
Tests ankündigen, Sanktionen für Uneinsichtige<br />
verkünden, Mahlzeiten und Medikamente organisieren.<br />
Wie es ihr in der Zeit ging? Beschimpfungs-E-Mails<br />
habe es natürlich gegeben. „Das muss man aushalten<br />
können“, sagt die 57-Jährige. Es helfe, dass solche Entscheidungen<br />
nie allein getroffen würden. Der Krisenstab<br />
habe mit seinen vielen Fachdisziplinen zig Aspekte abgewogen.<br />
Broistedt kannte die Probleme als Dezernentin. Sie<br />
trafen im Härtetest quasi alle zusammen: Menschen<br />
mit Zuwanderungsgeschichte, Kinderarmut, ein mehr<br />
als angespannter Wohnungsmarkt und die Pandemie.<br />
„So ziale Gerechtigkeit ist das Thema meines Lebens – so<br />
habe ich den Eindruck“, sagt sie feststellend.<br />
84 4 | <strong>2021</strong>
mensch<br />
1964 KAM BROISTEDT IN UELZEN ZUR WELT. Als sie drei<br />
Jahre alt war, zogen die Eltern mit ihr nach Wolfenbüttel,<br />
einer mittelgroßen Stadt mit Fachwerkbauten, kleinen<br />
Gassen und Grachten. Ihre Familie habe am Rande gewohnt,<br />
fern dieser Idylle und der weltberühmten Herzog-<br />
August-Bibliothek mit ihren wertvollen Handschriften.<br />
Sie beschreibt die gesellschaftliche Kluft auf dem Gymnasium<br />
im Schloss, der ehemaligen herzoglichen Residenz.<br />
Da habe man ihr als einzigem Kind ohne Eltern<br />
mit akademischem Abschluss gesagt: „Setzt dich mal in<br />
die letzte Reihe. Dein Vater ist Verkäufer, das wird hier<br />
sowieso nicht klappen.“<br />
So wollte sie denn auch nach der zehnten Klasse aufhören<br />
und Industriekauffrau werden. Eine Woche, bevor<br />
sie die Ausbildungsstelle antreten sollte, traf sie in der<br />
Disco eine zukünftige Kollegin. Die habe zu ihr gesagt:<br />
„Du musst lackierte Fingernägel haben und du darfst nur<br />
einen Rock tragen.“ – „Wie bitte? Nein, da gehst du<br />
doch lieber zur Schule“, habe sie sich gedacht. Die Zurücksetzung<br />
auf dem Gymnasium hat sie ehrgeizig werden<br />
lassen. „Ich zeig’ es denen“, beschloss Broistedt und<br />
legte ein gutes Abitur ab.<br />
DEN EIGENEN WEG ZU FINDEN, sei dennoch auch weiterhin<br />
nicht leicht gewesen. Das von den Eltern erhoffte<br />
Architekturstudium brach sie nach nur einem Semester<br />
ab. Mit 600 Studierenden in einem Hörsaal habe sie<br />
Zur Person<br />
Die Diplom-Sozialarbeiterin und -pädagogin kam 2008<br />
erstmals nach Göttingen – als stellvertretende Fachbereichsleiterin<br />
Jugend der Stadt. Nochmals zog es sie<br />
weiter: Drei Jahre war sie Kreisrätin in Hameln-Pyrmont,<br />
zuständig für die Dezernate Planen und Bauen sowie<br />
Inklusion, Bildung, Jugend, Soziales, 2016 wurde sie dann<br />
Dezernentin für Kultur und Soziales in Göttingen, seitdem<br />
ist die Stadt ihr Lebensmittelpunkt. Als Kandidatin der SPD<br />
zur Wahl als Oberbürgermeisterin setzte sie sich in der<br />
Stichwahl mit 52,96 Prozent gegen Doreen Fragel (parteilos<br />
für Bündnis90/Die Grünen) durch. Am 1. November<br />
<strong>2021</strong> trat Broistedt ihr Amt als Oberbürgermeisterin an.<br />
4 |<strong>2021</strong> 85
mensch<br />
sich total verloren gefühlt. Stattdessen füllte die Anfang-20-Jährige<br />
nun Dosenwurst und Rasierschaum ab.<br />
Mit einem Aushilfsjob in Neuerkerode, einer Behinderteneinrichtung<br />
nahe Wolfenbüttel, kam dann die Wende.<br />
„Das war der erste Job, bei dem ich dachte: ‚Das macht<br />
Sinn‘“, erzählt Broistedt, die damit an die Familiengeschichte<br />
anknüpfte: Ihr Urgroßvater, Pfarrer Wilhelm<br />
Broistedt, war bis zu seinem Tod 1915 im Ersten Weltkrieg<br />
Direktor der ,Neuerkeröder Anstalten‘. Sie blieb<br />
und fühlte sich ermutigt, an der Fachhochschule soziale<br />
Arbeit zu studieren. Ihr Lebensthema war gefunden:<br />
„Kommunikation, Miteinander, auf Menschen zugehen,<br />
versuchen, mit Menschen Leben zu gestalten, Leben zu<br />
verbessern – das war schon immer mein Interesse.“<br />
NACH DEM ABSCHLUSS zog die Sozialpädagogin in<br />
den Landkreis Holzminden. In der eher stillen Gegend<br />
mit kleinen Dörfern, ausgedehnten Wäldern und Höhenzügen<br />
wurde sie heimisch. Fand Arbeit in Projekten für<br />
Kinder und Jugendliche. Sie heiratete. 1993 und 1995<br />
kamen Tochter und Sohn zur Welt, wuchsen in ihrem<br />
Haus in Stadtoldendorf auf, eingebettet zwischen grünen<br />
Hügeln und Wiesen. Auch damals schon erholte sich<br />
Broistedt beim Laufen von ihrer neuen Aufgabe: Sie war<br />
aus der sozialen Arbeit als erste Frauenbeauftragte zum<br />
Landkreis Holzminden gewechselt. Erstmals in einer<br />
Verwaltung, erstmals im Austausch mit der Politik.<br />
„Mich reizen immer Aufgaben, die neu sind, wo ich<br />
selber etwas lernen und wo ich was gestalten kann“, antwortet<br />
sie auf die Frage, warum es zu dem Wechsel kam.<br />
Ihr Lebensthema habe sie weiterhin begleitet: Die<br />
Gleichberechtigung der Geschlechter als Frauenbeauftragte<br />
und der demografische Wandel im ländlichen<br />
Raum als persönliche Referentin des Holzmindener<br />
Landrats.<br />
Mehr Verantwortung und eine Führungsposition ließen<br />
sie dann 2008, nach mehr als 13 Jahren, das Sichere,<br />
das Heimische verlassen. Die damals 44-Jährige wurde<br />
stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Jugend der<br />
Stadt Göttingen. Pendelte eine Stunde in „die große<br />
Stadt“. Ungewohnt. Unbequem. „Ich bin daran gewachsen“,<br />
sagt sie im Rückblick. Aber es war eine der wichtigsten<br />
Lebensentscheidungen, wie sie meint. „Das hat<br />
mir Mut gemacht, mich 2013 weiterzubewerben nach<br />
Hameln. Am Ende auch dafür, als Oberbürgermeisterin<br />
zu kandidieren.“<br />
NUN IST SIE ANGELANGT. Die letzten Tage in ihrem<br />
Büro hoch über den Dächern der Stadt sind angebrochen,<br />
begleitet vom steten Hupen der Autos – wegen der<br />
Corona-Pandemie sind die Fenster dennoch meist geöffnet.<br />
Broistedt nimmt die nächsten Etappen in den Blick.<br />
Wenn schweres Geläuf warte? Das sei wie beim Laufen<br />
– „einfach durchziehen“. Sie motiviere sich mit dem<br />
Schönen danach, einem Kurzurlaub, einem Treffen mit<br />
Freunden, einem Essen mit ihrem Mann. Vor allem aber<br />
mit dem, was erreicht werden solle. Göttingen brauche<br />
5.000 neue Wohnungen. Weniger soziale Ungerechtigkeiten<br />
– das Thema ihres Lebens – stehen vorn auf ihrer<br />
Agenda. Der Klimawandel sei das Thema der nächsten<br />
Jahrzehnte. Auch die Stadt müsse hier Zeichen setzen,<br />
Fotovoltaik nutzen, Energie einsparen, die Verkehrsbetriebe<br />
müssen mit einer elektrischen Busflotte fahren,<br />
Schnellbusse anbieten. Ihr eigenes Auto habe sie vor<br />
zwei Jahren verkauft. Fahrradfahren wolle sie auch als<br />
Oberbürgermeisterin.<br />
Zeit zum Joggen hingegen fehle. So nutzt sie jede<br />
Chance für Bewegung, nimmt von ihrem Dezernat im<br />
siebten Stock die Treppe hinunter ins Erdgeschoss der<br />
Göttinger Stadtverwaltung. „Die Fahrstühle brauchen<br />
mir zu lange.“ Es geht den Turm hinab auf den Wendungen<br />
der Sichtbeton-Treppe. Grau, rau, grob, herb – das<br />
Neue Rathaus versprüht spröden Charme. Broistedt<br />
kommt dennoch beim Blick aus den Fenstern im Treppenhaus<br />
ins Schwärmen. Sie zeigt auf das bunte Laub<br />
der Bäume, das in der Abendsonne orange, gelb und<br />
ockerfarben leuchtet. Ob sie das Laufen vermisse? „Das<br />
ist schade, dafür habe ich aber einen tollen Job.“ ƒ<br />
Zur Autorin<br />
Stefanie Waske, geboren 1978 in Holzminden, studierte<br />
in Göttingen Politikwissenschaften und Philosophie und<br />
promovierte in Marburg mit einer Arbeit zur Geschichte<br />
des BND. Als Expertin für Geheimdienste enthüllte sie<br />
in ihrem Buch ,Nach Lektüre vernichten! Der geheime<br />
Nachrichten dienst von CDU und CSU im Kalten Krieg‘ einen<br />
politischen Skandal, der manche Protagonisten der bundesdeutschen<br />
Geschichte in einem neuen Licht erscheinen ließ.<br />
Zuletzt war sie als persönliche Referentin der Präsidentin<br />
des Niedersächsischen Landtags tätig und wechselte im<br />
Dezember <strong>2021</strong> als Wissenschaftsredakteurin an die<br />
Bauhaus-Universität Weimar.<br />
Als freie Journalistin arbeitete Waske unter anderem<br />
für die ZEIT, wurde bereits 2009 mit dem Göttinger<br />
Alexander preis geehrt und ist seit elf Jahren Teil der<br />
<strong>faktor</strong>-Redaktion.<br />
86 4 | <strong>2021</strong>
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Zehn Jahre hat Ursula Haufe die GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen<br />
geleitet, sie geprägt und kompetent weiterentwickelt. Nun verabschiedet sie sich in den Ruhestand.<br />
TEXT SVEN GRÜNEWALD FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA/GWG<br />
88 4 | <strong>2021</strong>
mensch<br />
Ich habe in all meinen beruflichen Stationen gestalten<br />
und auch etwas aufbauen können. Ich<br />
betrachte es als großes Glück, dass mir das<br />
möglich war“, sagt Ursula Haufe. Man könne<br />
sein Leben nur vorwärts leben, aber nur rückwärts<br />
verstehen. „Wenn ich Bilanz ziehe, dann<br />
war mir immer wichtig, Verantwortung zu<br />
übernehmen und etwas zu unternehmen. Ich habe mich<br />
immer als Unternehmerin verstanden, auch wenn ich im<br />
öffentlichen Dienst beschäftigt war.“<br />
Diese Gestaltungsfähigkeit zieht sich wie ein roter Faden<br />
durch Ursula Haufes Biografie, 14 Jahre davon hat<br />
sie in Göttingen bei der GWG verbracht: von 1994 bis<br />
1998 als Abteilungsleiterin für Wirtschaftsförderung, von<br />
2012 bis <strong>2021</strong> als Geschäftsführerin. Doch nach ihrem<br />
spannendsten Job gefragt, überrascht die Antwort: die<br />
Leitung der Dienststelle Duisburg-Hamborn der Bundesanstalt<br />
für Arbeit. „Ich war dort nur ein Jahr, aber es war<br />
das erste Mal, dass ich als Führungskraft eingesetzt wurde,<br />
und alles war so neu. Daher ist mir das noch gut im<br />
Gedächtnis geblieben.“ Sie hatte die einzige Binnenschiffervermittlung<br />
Deutschlands im Duisburger Hafen unter<br />
sich und startete damals, 1990, die bundesweit erste Initiative<br />
für die Rekrutierung von Pflegefachkräften. Innerhalb<br />
eines Jahres war es ihr zudem gelungen, die Zahl<br />
der Arbeitsvermittlungen um 18 Prozent zu steigern.<br />
Beruflich war Haufe an vielen Orten tätig: unter anderem<br />
in der Wirtschaftsförderung Bochum, in Hannover<br />
als Geschäftsführerin der Technologieagentur des Landes<br />
Niedersachsen, in Berlin war sie für die Patentverwertung<br />
aus den Berliner Hochschulen heraus zuständig. 2010<br />
ging es noch einmal für zwei Jahre zurück zum Land Niedersachsen,<br />
ins Ministerium für Wissenschaft und Kultur,<br />
bevor sich die Chance bot, die GWG zu übernehmen.<br />
DIE SPUREN, DIE URSULA HAUFE HINTERLÄSST, bestehen<br />
vor allem aus Stahl, Beton und Glas. „Es sind die<br />
zehn Bauprojekte, die ich in meiner Zeit realisiert habe,<br />
auf die ich besonders stolz bin.“ Darunter das Fraunhofer<br />
Anwendungszentrum, drei Gebäude im Science Park<br />
oder die Revitalisierung des alten Güterbahnhofs, um<br />
nur einige zu nennen. „Es ging immer darum, Räume für<br />
Entwicklung zu schaffen. Diese gestaltende Aufgabe der<br />
Wirtschaftsförderung war und ist extrem wichtig.“ Dass<br />
die GWG diese Möglichkeiten hat, ist ein kleiner Glücksfall<br />
in der Stadtgeschichte, da sich Göttingen Ende 1990<br />
mit der Gründung der GWG für einen Weg entschieden<br />
hatte, der Handlungsspielraum für die Stadtentwicklung<br />
ermöglichte.<br />
Der Vergleich über die Zeit zeigt den Unterschied und<br />
wo die GWG heute steht: „Der Bereich Wirtschaftsförderung<br />
stand 1994 mit zwei Mitarbeitenden noch ganz am<br />
Anfang. Wir hatten die neue Gewerbefläche auf der Siekhöhe<br />
fertig erschlossen anzubieten, aber die galt seinerzeit<br />
als unverkäuflich“, erinnert sich Haufe. In der Zeit entstand<br />
mit dem Götec auch das erste Technologie- und<br />
Grün derzentrum, ein erstes Existenzgründernetzwerk wurde<br />
aufgebaut. Der Aufgabenbereich mit eigenen Bauprojekten<br />
hingegen war für sie damals noch nicht absehbar.<br />
„UND HEUTE? Wir haben allein drei Innovationsnetzwerke<br />
für Stadt und Region“, sagt Haufe. Mit dem Südniedersachseninnovationscampus<br />
(SNIC) und dem Life<br />
Science Accelerator wurden 2015 und 2018 wichtige<br />
Bausteine mitentwickelt, um das Potenzial der Life<br />
Sciences zu erschließen. Die GWG ist heute Projektentwicklerin,<br />
Bauherrin, Veranstalterin und Wirtschaftsförderin<br />
in einem. „Mir war es immer ein besonderes Anliegen,<br />
an dieser Schnittstelle von Wirtschaft und Wissenschaft<br />
Menschen, Ideen und Chancen zusammenzuführen<br />
und so Potenziale für die Stadt zu schaffen“, so<br />
Haufe. Das letzte Erfolgsbeispiel ist das Bauvorhaben<br />
für Abberior, die Firma von Nobelpreisträger Stefan<br />
Hell, die in Kooperation mit der Universität auf dem<br />
Nordcampus Platz findet, sodass sich Göttingen damit<br />
gegen Heidelberg durchsetzen konnte.<br />
Aus dieser aktiven Form der Stadtentwicklung, die Ursula<br />
Haufe forciert hat, zieht sie ein wichtiges Fazit:<br />
„Wir spielen inzwischen in der ersten Liga der deutschen<br />
Wirtschaftsstandorte.“ Im Gegensatz dazu steht ein gewisses<br />
Göttinger Understatement. „Städte wie Heidelberg<br />
oder Freiburg stellen mit großem Selbstbewusstsein<br />
ihre Stärken heraus. Mich würde freuen, wenn das in<br />
Göttingen künftig auch so wäre.“ Die Stadt habe internationale<br />
Sichtbarkeit – als Wissenschaftsstandort natürlich<br />
–, aber die Unternehmen, vor allem die in den<br />
DAX aufgestiegene Sartorius AG, haben mit ihrem dynamischen<br />
Wachstum eben auch zur Profilierung Göttingens<br />
als Wirtschaftsstandort enorm beigetragen.<br />
„Joachim Kreuzburg hat auf dem letzten Wirtschaftsempfang<br />
über Ziele gesprochen und die Frage aufgeworfen,<br />
ob die Stadt die Ambition hat, eine 200.000-Einwohner-Stadt<br />
zu werden“, so Haufe. „Wenn wir uns die<br />
guten Entwicklungen anschauen, die noch aus dem Life-<br />
Science-Bereich kommen können und – da bin ich sicher<br />
– kommen werden, dann gibt das Raum für eine Vision<br />
Göttingen 2030+. Und das bedeutet, dass wir dieses<br />
Wachstum wollen müssen und Planungen sowie die nötige<br />
Infrastruktur brauchen.“<br />
„MAN MUSS SICH DER GEGENWÄRTIGEN guten Entwicklung<br />
gewachsen zeigen und sie mitgehen“, sagt Haufe.<br />
„Wenn ich mir eines wünschen würde, dann wäre das, die<br />
Kooperationen und die Strukturen, die über die letzten<br />
zehn Jahre entwickelt wurden, weiter aufzubauen und<br />
weiterzuentwickeln. Denn was wir in Stadt und Region mit<br />
vielen Akteuren geschaffen haben, diese Strukturen, sie<br />
sind stark.“ Sie selbst ist mit sich und ihrer Bilanz im Reinen.<br />
„Ich kann mir sagen: Ich übergebe ein gut aufgestelltes<br />
Haus, sowohl organisatorisch als auch finanziell.“ ƒ<br />
4 |<strong>2021</strong> 89
mensch<br />
„Göttingen braucht Raum<br />
für Dynamik“<br />
Jens Düwel ist neuer GWG-Geschäftsführer. Der erfahrene Wirtschaftsförderer spricht darüber,<br />
wo er in Göttingen das größte Potenzial sieht und über eines seiner wichtigsten Anliegen:<br />
die Stadt national und international sichtbarer zu machen.<br />
INTERVIEW SVEN GRÜNEWALD & MARCO BÖHME FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Die GWG Gesellschaft für Wirtschaftsförderung<br />
und Stadtentwicklung Göttingen ist dafür bekannt,<br />
ruhig und professionell zu arbeiten. Daran wird<br />
sich auch mit dem neuen Geschäftsführer Jens<br />
Düwel nichts ändern, der seit dem 1. Dezember die<br />
GWG leitet. Im Gegenteil: Ihm ist als Nachfolger<br />
von Ursula Haufe ein geräuschloser Übergang<br />
wichtig – erst Göttingen und die hiesigen Player<br />
kennenlernen und dann schauen, wo er neue Akzente<br />
setzen kann, um die nationale und internationale<br />
Sichtbarkeit zu erhöhen.<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Herr Düwel, was motiviert Sie, morgens aufzustehen?<br />
Grundsätzlich bin ich ein sehr optimistischer, lebensfroher<br />
und neugieriger Mensch, der sich überraschen lässt,<br />
was der Tag bringt. Im Beruflichen habe ich das Glück,<br />
einen tollen Job zu haben, in dem man extrem viel gestalten<br />
kann. Das motiviert ungemein, auch wenn das<br />
heißt, dass ich quasi immer bei der Arbeit bin – selbst auf<br />
Reisen werde ich permanent inspiriert und sammle Ideen<br />
für neue Projekte.<br />
Wer oder was inspiriert Sie denn?<br />
Reisen sind für mich per se immer eine Inspiration. Im<br />
Urlaub möchte ich das Land und die Menschen kennenlernen.<br />
Das bringt viele neue Impulse mit sich. Inspiriert<br />
werde ich aber grundsätzlich durch Gespräche mit Menschen<br />
aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen<br />
und Berufsgruppen – das klingt banal, ist aber tatsächlich<br />
so. Wichtige Ansätze erhalte ich auch von meiner<br />
Frau und meinen Kindern, die durch ihre Berufe einen<br />
anderen Blickwinkel auf die Dinge haben.<br />
Sie waren zuletzt in Nordrhein-Westfalen in der<br />
Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung tätig.<br />
Gibt es besondere Erfahrungen, die Sie von dort mit<br />
im Gepäck haben und hier nun einbringen wollen?<br />
NRW ist riesig und zeichnet sich durch große Unterschiede<br />
aus. Einerseits gibt es Städte wie Köln und Düsseldorf,<br />
die ohne Ende expandieren und nicht wissen,<br />
wohin mit ihren Menschen und Unternehmen. Andererseits<br />
gibt es viele Städte, in denen ein extremer Strukturwandel<br />
stattfindet und die dringend neue Impulse setzen<br />
müssen. Es gibt zudem viele Städte auf engem Raum,<br />
und jede versucht, ein Alleinstellungsmerkmal für sich<br />
zu schaffen. Von dieser Konkurrenzsituation kann man<br />
lernen, wie man sich national und auch international gut<br />
positioniert. In Südniedersachsen und Nordhessen gibt<br />
es nicht diese Städtedichte, aber Göttingen kann sicherlich<br />
noch an seiner Positionierung arbeiten.<br />
Vergleichen wir Göttingen mal mit anderen kleineren<br />
Uni-Städten. Göttingen hat einen guten Ruf, aber keinen<br />
besonders hervorstechenden. In Freiburg beispielsweise<br />
ist das anders, dort haben sie sehr früh auf das Thema<br />
Nachhaltigkeit, regenerative Energien und innovative<br />
90 4 | <strong>2021</strong>
mensch<br />
Wohnquartiere gesetzt und so ein Alleinstellungsmerkmal<br />
gewonnen. Freiburg steht jetzt gut da, jeder will<br />
nach Freiburg. Davon kann man sich einiges abgucken.<br />
Göttingen als Stadt und mit seinem Umfeld hat eine sehr<br />
hohe Lebensqualität. Das Potenzial ist riesig.<br />
Die Stadt wirbt ja schon seit vielen Jahren mit dem Slogan<br />
,Stadt, die Wissen schafft‘. Was sagen Sie: Funktioniert<br />
dieser enge Ansatz noch?<br />
Ich finde den Slogan an sich super, aber er spiegelt vermutlich<br />
nicht die Vielfalt Göttingens wider. Die Universität<br />
ist großartig, aber das eigentlich Besondere sind ja<br />
die Menschen, die in Göttingen leben. Hier werden alle<br />
möglichen Sprachen gesprochen, es ist total international,<br />
ich spüre eine große Lebensfreude und Quirligkeit –<br />
das macht in meinen Augen Göttingen aus. Das muss<br />
stärker wahrgenommen werden, denn mit der Uni verbindet<br />
man viel, aber mit der Stadt eher weniger. Heidelberg<br />
zum Beispiel setzt derzeit ein großes Stadtentwicklungsprojekt<br />
auf einer alten Bahn-Fläche um. Auch solche Projekte<br />
sind wichtig, um zumindest national, aber auch international<br />
für positive Aufmerksamkeit zu sorgen.<br />
Damit sind wir direkt bei einem für Göttingen<br />
neural gischen Punkt angekommen: dem Platzmangel.<br />
Wo sehen Sie nach Ihren bisherigen Einblicken und<br />
Gesprächen Entwicklungspotenziale?<br />
Das ist ein Spagat zwischen ökologischen Aspekten und<br />
dem vorhandenen Flächenbedarf. Selbstverständlich gilt<br />
Innenentwicklung vor Außenentwicklung, gerade beim<br />
Thema Wohnen. Aber Göttingen braucht Raum für seine<br />
Dynamik. Ich habe in vielen Städten gearbeitet, in denen<br />
diese Dynamik nicht da ist. Wenn ich dann in einer Stadt<br />
bin, die wächst und sich positiv entwickelt, muss man<br />
sich dem Thema Flächenentwicklung stellen. Die Lebensqualität<br />
stammt unter anderem aus den vielen Angeboten<br />
für die Menschen, etwa im Kulturbereich. Das<br />
muss bezahlt werden, und dafür brauche ich gesunde,<br />
wachsende Unternehmen und die entsprechenden Einnahmen<br />
aus der Gewerbesteuer.<br />
Wie beurteilen Sie die Leistungsfähigkeit der GWG, die<br />
sich ja gerade dadurch auszeichnet, dass sie durch<br />
Gebäudemanagement und Projektentwicklung große<br />
Handlungsmöglichkeiten hat?<br />
Es ist ein riesiger Vorteil für die Stadt, wenn sie eine<br />
Tochter mit solchen Kompetenzen hat. Die Möglichkeit,<br />
eigene Bauvorhaben realisieren zu können, wenn man<br />
eine besondere Zielsetzung hat oder der private Markt<br />
das nicht kann, schafft Gestaltungsfreiräume, die ihr<br />
sonst entgehen.<br />
Und wie sieht Ihre persönliche Zielsetzung aus?<br />
Können Sie schon einen kleinen Einblick geben, welche<br />
Akzente Sie in Zukunft setzen möchten?<br />
Die GWG arbeitet sehr erfolgreich – und das soll sie weiter<br />
tun. Deswegen hat ein möglichst geräuschloser Übergang<br />
Priorität. Ich werde intensiv und mit Ruhe erstmal<br />
4 |<strong>2021</strong> 91
mensch<br />
die GWG und den Standort Göttingen kennenlernen,<br />
und in einem Jahr können wir darüber sprechen, welche<br />
neuen Wege ich einschlagen möchte. Der Standort Göttingen<br />
hat mich jedenfalls überzeugt. Ich komme ursprünglich<br />
aus Hannover und kenne Göttingen seit Langem.<br />
Ich fand seine Lage, die Größe und Dynamik sowie<br />
die junge Bevölkerung immer spannend. Große Städte<br />
wie Frankfurt sind zwar auch reizvoll, aber die mittleren<br />
Städte wie Göttingen haben in meinen Augen zukünftig<br />
mehr Potenzial – und das mitzugestalten, begeistert mich.<br />
Sie bringen einiges an Erfahrung mit. Was haben Sie aus<br />
bisherigen beruflichen Rückschlägen lernen können?<br />
Dass man gerade in der Projektentwicklung viel Beharrlichkeit<br />
braucht und sich immer wieder hinterfragen<br />
muss, ob man mit dem Projekt auf dem richtigen Weg ist.<br />
Wenn man davon überzeugt ist, muss man den Weg konsequent<br />
bis ganz zu Ende gehen und immer wieder neue<br />
und gute Argumente finden, um die Rückschläge zu<br />
überwinden.<br />
» Ein richtig gutes Gefühl habe ich<br />
tatsächlich dann, wenn ich Menschen<br />
von einer Idee überzeugen kann und<br />
merke, dass sie sich trotz anfänglicher<br />
Skepsis begeistern lassen. «<br />
Wie schwer ist es, sich im Spannungsfeld zwischen Politik<br />
und Verwaltung zu bewegen?<br />
Ich mache das seit über 25 Jahren und ja, das ist nicht<br />
immer einfach. Es gilt aber auch das zuvor Gesagte:<br />
Wenn ich von einer Idee überzeugt bin, muss ich auch<br />
andere davon überzeugen. Wenn in einem Aufsichtsrat<br />
fünf Fraktionen sitzen, die alle ihre eigenen Interessen<br />
haben, muss ich Mehrheiten finden wie in der Politik.<br />
Ehrlichkeit und Respekt spielen dabei für mich eine zentrale<br />
Rolle, um herauszufinden, was den einzelnen Akteuren<br />
wichtig ist.<br />
Es gibt in der Region viele Akteure, die sich mit der regionalen<br />
Entwicklung befassen – vielleicht zu viele?<br />
Diese Konstellation gibt es eigentlich überall. Insbesondere<br />
spielt für uns das Miteinander von Stadt, Kreis und<br />
Region eine maßgebliche Rolle. Ich arbeite für die Stadt<br />
Göttingen, klar. Aber ihr geht es nur besonders gut, wenn<br />
es auch dem Umfeld gut geht. Wir können nur zusammen<br />
erfolgreich sein. Vernetzung ist daher das A und O.<br />
Und was ist für Sie ein Gradmesser des Erfolgs?<br />
Ein richtig gutes Gefühl habe ich tatsächlich dann, wenn<br />
ich Menschen von einer Idee überzeugen kann und merke,<br />
dass sie sich trotz anfänglicher Skepsis begeistern lassen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Zur Person<br />
Jens Düwel, geboren 1964 in Hannover, hat Geografie, Politik<br />
und Publizistik in Hannover und Mainz studiert. Beruflich<br />
war er unter anderem von 1995 bis 2000 in Greifswald als<br />
Sanierungsträger im Rahmen der Stadtsanierung tätig.<br />
Anschließend wechselte er als Prokurist, Abteilungsleiter<br />
und Projektleiter zur GIU Gesellschaft für Innovation und<br />
Unternehmensförderung, der kommunalen Wirtschaftsförderungs-<br />
und Stadtentwicklungsgesellschaft Saarbrücken.<br />
2018 übernahm Düwel die Geschäftsführung der Grundstücks-Marketing-Gesellschaft,<br />
der Wirtschaftsförderungsund<br />
Stadtentwicklungsgesellschaft der Kreisstadt Viersen.<br />
92 4 | <strong>2021</strong>
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Rückblick:<br />
Volksheimstätte eG <strong>2021</strong><br />
Im Plan: Der Verwaltungsneubau an der<br />
Kasseler Landstraße 89<br />
Die Wohnhäuser an der Kasseler Landstraße<br />
87, 89 konnten aufgrund der schlechten Bausubstanz<br />
nicht mehr saniert werden, daher erfolgte<br />
im November 2019 der Abriss. Im Sommer<br />
2020 wurde der Bauantrag gestellt und<br />
seit März <strong>2021</strong> laufen die Bauarbeiten zum<br />
neuen Verwaltungsgebäude. Am 24.06. wurde<br />
die Grundsteinlegung gefeiert, aktuell werden<br />
die Fenster eingebaut und die Klinkerfassade<br />
angebracht – die Innenausbauten starten. Die<br />
Fertigstellung ist für Frühjahr 2022 geplant.<br />
Volksheimstätte baut erstmals Kindertagesstätte<br />
80 Kinder werden ab Herbst 2022 am Lütjen<br />
Steinsweg 15 toben und spielen können. Möglich<br />
machen das die Volksheimstätte eG als<br />
Bauherrin und der ASC Göttingen als Betreiber<br />
der ,ASC Groner BewegungsKiTa‘. Im Mai <strong>2021</strong><br />
starteten die Bauarbeiten, die Grundsteinlegung<br />
wurde im Juli gefeiert, das Dach ist seit September<br />
gedeckt und aktuell läuft der Innenausbau<br />
– damit ist für den Einzug des Göttinger Nachwuchses<br />
im September 2022 alles im Plan.<br />
Frische Fassaden, Laubengänge,<br />
Außenanlagen in Geismar<br />
Auffrischung in der Schöneberger Straße 9,<br />
11, 13: Die umfangreichen Sanierungsarbeiten<br />
erstreckten sich von der Fassadenreinigung<br />
über die Lauben gangsanierung bis hin zur Sanierung<br />
der Außenanlagen und der Montage<br />
von Fahrradhäusern. Das Ergebnis kann sich<br />
sehen lassen – inklusive einer gesteigerten<br />
Wohnqualität für die Mieterinnen und Mieter.<br />
Großes Balkon-Sanierungsprogramm auf<br />
dem Holtenser Berg<br />
Im größten zusammenhängenden Wohngebiet<br />
der Volksheimstätte wurden zwischen 2016<br />
und 2020 in vier Bauabschnitten insgesamt<br />
301 Balkone demontiert und durch größere<br />
Vorstellbalkone ersetzt. Die Mieterinnen und<br />
Mieter sind äußerst zufrieden. Inzwischen<br />
konnte sowohl in der Londonstraße als auch<br />
in der Wienstraße mit der Rundumsanierung<br />
der Laubengänge begonnen werden.<br />
Adventsaktion 2020 erzielt 10.105 Euro<br />
10.105 Euro erzielte die Adventsaktion 2020<br />
für die Flachdachsanierung am Vereinsheim<br />
MTV Geismar. Bereits zum sechsten Mal rief<br />
die Volksheimstätte Handwerksunternehmen<br />
zu Spenden für einen guten Zweck auf. Das<br />
Flachdach wurde im Frühsommer <strong>2021</strong> saniert,<br />
die traditionelle Scheckübergabe fand<br />
gemeinsam mit Heike Klankwarth, Thorsten<br />
May (beide Volksheimstätte) sowie Olaf Wienecke,<br />
Oliver Mesecke und Erwin Weil (alle<br />
MTV Geismar) statt.<br />
Im Plan: Der Verwaltungsneubau an der Kasseler<br />
Landstraße 89<br />
Volksheimstätte baut erstmals Kindertagesstätte.<br />
Frische Fassaden, Laubengänge, Außenanlagen<br />
in Geismar<br />
Großes Balkon-Sanierungsprogramm auf dem<br />
Holtenser Berg<br />
KONTAKT<br />
Volksheimstätte eG<br />
Wohnungsbaugenossenschaft<br />
Godehardstraße 26<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 50674-0<br />
vh@volksheimstaette.de<br />
www.volksheimstaette.de<br />
FOTO: RALF KRESIN POS MARKENKOMMUNIKATION FOTO: RALF KRESIN POS MARKENKOMMUNIKATION<br />
FOTO: MEHLE-HUNDERTMARK FOTOGRAFIE<br />
PROFIL
leben<br />
Zurück zu<br />
den Wurzeln<br />
Christian Grebenstein bringt Natur auf den Teller und die Welt<br />
der großen Küche in den Klausenhof am Fuße der Burg Hanstein.<br />
<strong>faktor</strong> erlebte mit dem Spitzenkoch einen Tag voller Kontraste.<br />
TEXT CLAUDIA KLAFT FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
96 4 |<strong>2021</strong>
leben<br />
4 |<strong>2021</strong> 97
leben<br />
LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />
Es duftet warm und heimelig aus dem<br />
tiefen Teller, und ich lasse langsam<br />
meine Gabel hineingleiten: hinein in<br />
das krümelige Topping von kross<br />
gebackenem Lauch und Chips, quer<br />
durch einen schmelzigen Schaum<br />
von Kartoffeln, hinab zur geschmorten<br />
Rehschulter. Vielschichtig entfaltet<br />
sich auch das Mundgefühl, das zwischen knusprig,<br />
sämig und dem angenehmen Biss ins zarte Fleisch wechselt.<br />
Kurz schließen sich die Augen, bevor ich in das<br />
z ufriedene Lächeln von Christian Grebenstein blicke,<br />
der in seiner weißen, stylischen Kochjacke neben dem<br />
alten, massiven Holztisch steht. „Das ist sozusagen mein<br />
,Signature Dish‘, meine kulinarische Handschrift“, erklärt<br />
er seine Interpretation des englischen Klassikers<br />
Shepherd’s Pie. „Ich achte bei meinen Speisen immer auf<br />
die Kontraste: sei es hinsichtlich der Konsistenzen, Temperaturen<br />
oder Geschmacksrichtungen wie Süß und Bitter.<br />
Wobei ich Saures ehrlich gesagt besonders mag.“<br />
Und ich erinnere mich an die eingelegten Trompeten pilze,<br />
die er mir gerade noch zur Vorspeise mit Rentierkraut<br />
und Trüffel serviert hatte. „Zitrusfrüchte oder Essig kitzeln<br />
den Geschmack und geben eine spezielle Note. Auch<br />
diese Vorliebe habe ich aus England mitgebracht“, verrät<br />
der 40-Jährige. Eine, die er in seinen eigenen Stil integriert,<br />
den er selbst als klassisch-französisch mit regionalen<br />
Akzenten bezeichnet. Seine Gerichte sind modern<br />
– und ein Kontrast zu dieser Umgebung, in der mich der<br />
Spitzenkoch bereits am Mittag fröhlich empfangen hat.<br />
SECHS STUNDEN ZUVOR. „Sie waren noch nie hier?<br />
Da haben Sie was verpasst!“, ruft Christian Grebenstein<br />
mir mit einem Lächeln zur Begrüßung quer über den alten<br />
Landgasthof entgegen, und ich freue mich auf einen<br />
Tag mit dem lockeren, sportlichen Typen – der genau<br />
hier an diesem Ort in Bornhagen im Thüringer Eichsfeld<br />
aufwuchs. Der vor zwei Jahren wieder heimkehrte, um<br />
die Küche des familiären Wirtshauses zu übernehmen<br />
und das bis dato kulinarisch eher rustikale Ausflugslokal<br />
in ein gehobenes Restaurant ,umzukrempeln‘. In den<br />
23 Jahren dazwischen war er in der großen weiten Welt<br />
unterwegs, hat in namhaften Häusern gelernt und gekocht<br />
und ist jetzt zurück in dem kleinen Dorf, das sich<br />
am Fuße der Burg Hanstein an Äcker und hügelige Wälder<br />
schmiegt.<br />
ZURÜCK ZU SEINEN WURZELN, wo er einst die Leidenschaft<br />
und Wertschätzung für gutes Essen für sich entdeckte.<br />
Grebenstein führt mich in die Küche und erzählt<br />
aus alten Tagen: „Als ich ein kleiner Junge war, stand<br />
dort in der Ecke der alte Herd, an dem meine Oma immer<br />
kochte. Ich war fasziniert davon, wie sie jedes Tier<br />
und jede Pflanze komplett verwertet, zubereitet oder eingelegt<br />
hat. Da war mein Berufsweg eigentlich keine Frage<br />
mehr.“ Der angrenzende Gastraum erzählt aus noch<br />
früherer Zeit. Unwillkürlich wandert der Blick über die<br />
dunkle Holzvertäfelung und das rustikale Mobiliar zur<br />
Theke und zu dem Balken darüber: ,1487‘ – die Jahreszahl<br />
ist tief eingekerbt und zeugt von der Geschichte dieses<br />
Hauses, das seitdem unverändert scheint.<br />
Und doch ist auf dem Klausenhof, der zu DDR-Zeiten<br />
direkt an der Grenze lag und als Näherei genutzt wurde,<br />
vor allem in den letzten Jahrzehnten einiges passiert.<br />
1991, als Grebenstein zehn Jahre alt war, erwarben seine<br />
Eltern den Hof und restaurierten ihn nach alten Plänen<br />
mit Baumaterial aus Fachwerkhäusern. Die Familie<br />
stockte das Dach originalgetreu auf und legte den noch<br />
intakten Brunnen frei, der Teil eines Festsaals wurde und<br />
ideale Kulisse für Rittermahle ist. Es entstanden ein weiterer<br />
Festsaal, komfortable ,Schlafgemache‘ im antiken<br />
Stil sowie Mehrbettzimmer und Strohgelage für Pilger<br />
des Jakobswegs und Besucher der Deutschen Märchenstraße.<br />
In den Ausbau des Hofes hat die ganze Familie<br />
viel Eigenleistung gesteckt – die zwei Söhne halfen mit,<br />
sobald sie mittags aus der Schule kamen. „Als Kind hatte<br />
ich immer was zu tun“, erzählt der gebürtige Heiligenstädter<br />
heute, „ob schippen, unsere Esel und Schafe füttern<br />
oder Eis verkaufen.“<br />
HEIMELIG, JA, SOGAR EIN WENIG antiquarisch mutet<br />
auch der zweite Gastraum an. „Ich kann alles nur in<br />
kleinen Schritten ändern“, sagt Grebenstein und zuckt<br />
mit den Schultern. „Immerhin haben wir hier bereits die<br />
Ver täfelung entfernt und Lehm verputzt. Irgendwann gestalte<br />
ich es heller – und dezimiere die ausgestopften Tiere.“<br />
Schier unzählige aufgehängte Geweihe zeugen im<br />
Klausenhof von erfolgreicher Jagd – und so verwundert<br />
es kaum, dass wie bestellt auch just in diesem Augenblick<br />
ein Jäger seinen Kopf zur Tür hereinsteckt und sagt:<br />
„Christian, dein Hirsch ist da!“ – „Prima“, antwortet<br />
dieser und kommentiert beim Rausgehen: „Direkt aus<br />
dem benachbarten Jagdgebiet, mehr Bio geht nicht.“<br />
98 4 |<strong>2021</strong>
leben<br />
4 |<strong>2021</strong> 99
leben<br />
Keine Edelnummer Christian Grebenstein gräbt gern gemeinsam mit Trüffelhund Aqua nach den schmackhaften Pralinen in der Erde.<br />
Ich möchte ihm nach draußen folgen, doch in der Tür<br />
steht plötzlich ein großer Mann mit einem kleinen Hund<br />
und stellt sich mit einnehmendem Lächeln vor: „Hallo,<br />
ich bin René, und das ist Aqua, ein Lagotto Romagnolo.“<br />
Mir wird klar, sie sind die Vorboten der heute geplanten<br />
Trüffelsuche. Er habe das Trüffelfeld erst vor sechs Jahren<br />
angepflanzt und bereits letztes Jahr das erste Mal<br />
ernten können. Dieser rasche Ertrag sei nicht zu erwarten<br />
gewesen, erzählt René Küttner – auch wenn die Gegend<br />
und eigentlich ganz Deutschland die Voraussetzungen<br />
für ein wahres Trüffelparadies biete.<br />
„Wollen wir doch mal sehen, ob wir auch heute fündig<br />
werden“, sagt Grebenstein, der schwungvoll wieder um<br />
die Ecke kommt und als Erstes den Hund, dann den befreundeten<br />
Trüffelbauer begrüßt. Gemeinsam gehen die<br />
drei einmal pro Woche auf die Suche – denn der Koch<br />
legt größten Wert auf regionale Produkte und vergewissert<br />
sich stets selbst der guten Qualität, die er auf seine<br />
Teller bringt. Dafür macht sich der naturverbundene<br />
Chef der Küche auch gern selbst die Hände schmutzig,<br />
wie er nur kurze Zeit später glaubhaft unter Beweis stellen<br />
wird. Den ausgeweideten Hirsch hat Grebenstein in<br />
der Zwischenzeit in eine Kammer gebracht – „wo das<br />
Fleisch abhängen und reifen kann“.<br />
UND SCHON GEHT ES LOS, mit dem Auto, das sich hinter<br />
dem Ort durch den Wald schlängelt, über eine Schotterpiste,<br />
die uns zur nahegelegenen Plantage führt. Versteckt<br />
auf einer Anhöhe ist sie umgeben von hohen Fichten,<br />
die in den Himmel ragen und westwärts den Blick<br />
auf ein idyllisches Dorf im Tal freigeben. „Traumhaft!“,<br />
seufzt Grebenstein ganz bei sich und lässt den Blick über<br />
die heimische Landschaft wandern. Doch da hetzt Aqua<br />
bereits an den zahlreichen Baumreihen entlang über die<br />
Wiese, stoppt abrupt und gräbt seine Schnauze tief in die<br />
Erde. Erwartungsvoll eilt der Koch ihr nach, gräbt mit<br />
den Händen noch tiefer, prüft den Fund und bleibt trotz<br />
geringer Ausbeute gelassen: „Das ist ein sehr kleiner<br />
Trüffel – aber er riecht dafür schon intensiv.“<br />
Aqua schnüffelt schon längst weiter, springt hin und<br />
her, während Grebenstein ihr mit ruhigem Blick folgt.<br />
„Wussten Sie, dass es hier schon vor hundert Jahren Trüffel<br />
gab? Sogar in rauen Mengen ... Damals war es noch<br />
ein Arme-Leute-Essen.“ Und auch heute mache er sie in<br />
seiner Küche nicht zur Edelnummer. „Bei uns kann sie<br />
jeder zu seinem Gericht haben.“ Hauptsache regional,<br />
und es schmeckt. Und so machen wir uns zum nur wenige<br />
Kilometer entfernten Misch wald auf, um eine weitere<br />
heimische Zutat zu entdecken.<br />
100 4 |<strong>2021</strong>
leben<br />
Kindheitserinnerung Wie schon einst mit der Oma bekommt der Spitzenkoch bei der Pilzsuche auch heute noch den Kopf frei.<br />
Auf der Fahrt erzählt Grebenstein, warum er so großen<br />
Wert auf Regionalität legt: „Nur wenn ich weiß, wo<br />
meine Produkte herkommen – beispielsweise die Rinder,<br />
deren Haltung ich kenne, oder die Tannenspitzen hier<br />
aus dem Wald –, kann ich auch hundertprozentig dahinterstehen.“<br />
Heutzutage fast ein Muss in jeder Küche, erzählt<br />
der Spitzenkoch, denn: „Die Gäste fragen zunehmend<br />
nach der Herkunft der Produkte. Auch das Thema<br />
Nachhaltigkeit spielt dabei eine immer größer werdende<br />
Rolle.“ Umso mehr freue es ihn, dass er heute auf das<br />
zurückgreifen kann, was er in seiner Jugend gelernt habe.<br />
Indem er Lebensmittel einlege, pasteurisiere und fermentiere<br />
– zurück zu den Wurzeln. „Dieser Trend der natürlichen<br />
Verarbeitung ist in nordischen Ländern stärker<br />
verbreitet als bei uns“, erklärt Grebenstein. „Doch genau<br />
das möchte ich im Klausenhof zum Standard machen.<br />
Wie mein Vorbild Rasmus Kofoed, der im zweitbesten<br />
Restaurant der Welt, dem Geranium in Kopenhagen,<br />
fast alles aus der umliegenden Natur auf den Teller<br />
bringt.“<br />
WIR SIND ANGEKOMMEN. In schönsten Herbstfarben<br />
bedeckt das feuchte Laub abseits des Weges den Waldboden.<br />
Kühle Luft weht durch die Bäume, deren noch<br />
mächtige Kronen die Sonne verwehren. Bedächtig<br />
schreitet Grebenstein voran und sucht gewissenhaft im<br />
schattigen Licht nach Essbarem. Immer wieder macht er<br />
kleine schwarze Trompetenpilze ausfindig, holt sie sorgsam<br />
aus den am Boden liegenden Blättern. Es scheint, als<br />
habe er die Welt um sich herum vergessen, bis er sich<br />
schließlich umdreht und flüstert: „Hier habe ich schon<br />
in meiner Kindheit mit Oma Pilze gesammelt.“ Dieser<br />
Ort erde ihn. „Hier in der Natur kriege ich den Kopf frei<br />
von der Hektik der Küche.“<br />
ER SETZT SICH AUF EINEN LIEGENDEN Baumstamm<br />
und erzählt mir von seinen Erlebnissen in der kulinarischen<br />
Welt: Wie er mit 18 Jahren das familiäre Nest verlässt,<br />
seine Ausbildung im Fünf-Sterne-Romantik-Hotel<br />
auf der Thüringer Wartburg macht. „Wie ein Wilder bin<br />
ich damals mit dem Fahrrad den steilen Berg hochgeradelt.“<br />
Auch auf der Karriereleiter will der ehrgeizige<br />
Jungkoch damals schnell nach oben und bewirbt sich<br />
2002 erfolgreich im Schlosshotel Friedrichsruhe in<br />
Hohenlohe. In den zwei Jahren, in denen er bei Lothar<br />
Eiermann kocht – dem Grand Chef Relais Chateaux –<br />
lernt er seine Frau Katrin kennen, die als Hotelkauffrau<br />
im Service arbeitet und seither an seiner Seite ist.<br />
4 |<strong>2021</strong> 101
leben<br />
» Es ist eine kleine Welt, hier in Bornhagen –<br />
aber sie hat Potenzial. «<br />
ZU ZWEIT WECHSELN SIE 2004 nach Saarbrücken zu<br />
Klaus Erfort, der mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet<br />
war, und von dort weiter ins Belmond La Samanna<br />
auf den französischen Antillen. „Schon der Garten von<br />
Eiermann mit seinen vielen exotischen Pflanzen hat mich<br />
fasziniert, aber auf den Antillen hatten wir einen ganzen<br />
Park davon, in dem wir ernten konnten“, sagt er rückblickend.<br />
Als sein Sohn geboren wird, kehrt er der Küche<br />
und mit seiner Familie der weiten Welt den Rücken. Vorerst.<br />
„Denn bereits nach zwei Jahren im Vertrieb der<br />
Deutsche See in Frankfurt kribbelte es mir wieder in den<br />
Fingern. Da war London eine spannende Chance für einen<br />
Neustart“, erzählt der leidenschaftliche Koch, dessen<br />
Tochter damals gerade geboren war.<br />
2011 zieht die jetzt vierköpfige Familie kurzerhand ins<br />
Vereinigte Königreich, und für Grebenstein geht es ins<br />
Fünf- Sterne-Hotel Ritz im Londoner West End. Dort erkocht<br />
er als Executive Souschef seinen bislang größten<br />
Erfolg, indem er 2016 mit seiner Brigade wesentlich zur<br />
ersten Auszeichnung des Hotels mit einem Michelin-<br />
Stern beiträgt. „Der Chef hatte nicht daran geglaubt,<br />
aber ich wusste, dass wir es schaffen“, sagt er heute nicht<br />
ohne Stolz – allerdings schwingt auch ein wenig Wehmut<br />
mit, denn ein halbes Jahr später trennten sich die Wege<br />
von Grebenstein und dem Ritz. Sein Resümee aus dieser<br />
Zeit: „Das Team ist wichtig – und der Handgriff eines<br />
jeden Einzelnen. Deshalb ist auch eine Auszeichnung immer<br />
der Erfolg aller.“ Den Stern im Gepäck – wenn auch<br />
nicht in der eigenen Tasche, doch zumindest in der mentalen<br />
– zieht er mit der Familie wieder nach Deutschland,<br />
nimmt zunächst das Angebot an, als Küchenchef das<br />
BurgHotel Hardenberg zu leiten, und wechselt wenige<br />
Monate später zum Fürstenhof Celle. Zwei Jahre bleibt er<br />
dort, bis sein Bruder, der den Klausenhof einst vom Vater<br />
übernommen hatte, 2020 eine Auszeit nehmen möchte.<br />
Und so schließt sich der Kreis: Christian Grebenstein<br />
kehrt heim. „Es ist eine kleine Welt, hier in Born hagen –<br />
aber sie hat Potenzial“, sagt der weit gereiste Spitzenkoch.<br />
„Zurück zu den Wurzeln, das hat schon was.“<br />
EIN LÄCHELN HUSCHT ÜBER SEIN GESICHT: „Apropos.<br />
Kommen Sie mit!“ Wir machen uns auf den Heimweg,<br />
um die gesammelte Beute ihrer Bestimmung zuzuführen.<br />
Am Zielort angekommen, führt Grebenstein mich<br />
direkt zu seinem Lieblingsplatz auf dem Hof: wieder<br />
mitten hinein in die Natur, in den großen Garten, der<br />
an das alte Gebäude angrenzt und offensichtlich ein Eldorado<br />
für Schmetterlinge ist. Der 40-Jährige zählt<br />
glücklich auf, was hier alles unter seiner Hand gedeiht<br />
und auf die Verwertung in seinen Töpfen wartet: violetter<br />
Brokkoli, rotweiße Ringelbete, Aubergine, Austernkraut,<br />
mexikanische Gurken, Schwarzkohl, Blumen ...<br />
102 4 |<strong>2021</strong>
leben<br />
4 |<strong>2021</strong> 103
leben<br />
FOTO: ELENA SCHRADER<br />
Lernen Sie den Spitzenkoch Christian Grebenstein<br />
und seine Küchenphilosophie im Klausenhof auch<br />
im digitalen Interview kennen unter:<br />
www.<strong>faktor</strong>-magazin.de/<strong>faktor</strong>-video<br />
Vielschichtig Im Klausenhof trifft die große Welt auf die kleine – wie bei<br />
Grebensteins Mille-feuille-Dessert von der Zwetschge, mit Blattgold verfeinert.<br />
Mittendrin bleibt er stehen und breitet die Arme aus:<br />
„Ich mag es gern ein bisschen wild.“ Er ist stolz auf seine<br />
Permakultur, bei der alles wachsen darf, wo und wie es<br />
will. „Manches muss man einfach in Ruhe lassen, den<br />
Dingen Zeit geben – dann wird es gut.“ Vielleicht, so<br />
sinniert er, sei das auch mit dem eigenen Stern so. Aufgegeben<br />
hat er diese Ambition jedenfalls noch nicht.<br />
„Doch wie gesagt: Es ist immer eine Teamleistung – und<br />
richtig gute Fachkräfte sind gerade in dieser Zeit nur<br />
schwer zu finden.“ Er pflückt noch ein paar Stängel und<br />
lächelt. „Stern oder nicht: Hauptsache, die Gäste sind<br />
zufrieden.“<br />
UND SO HÖREN WIR DA AUF, wo wir angefangen<br />
hatten: beim Menü. Mittlerweile steht eine Verführung<br />
von Dessert vor mir. Ein Mille-feuille, ein geschichteter<br />
französischer Blätterteigkuchen. „Den habe ich mit<br />
Zwetschge aus der Region und weißer Schokolade gefüllt“,<br />
erklärt Grebenstein. „Flankiert von einem Gel<br />
von Mäde süß aus dem Garten und ein wenig Blattgold<br />
für den besonderen Effekt.“ Fast ist es ein Sinnbild:<br />
Hier trifft die große Welt auf die kleine. Vielschichtig<br />
und voller Überraschungen. ƒ<br />
Zur Person<br />
Christian Grebenstein, 1981 in Heiligenstadt geboren,<br />
wuchs seit seinem zehnten Lebensjahr im Klausenhof auf<br />
und lernte im elterlichen Betrieb. Nach seiner Ausbildung<br />
im Restaurant auf der Wartburg begann er seine Karriere<br />
im Schlosshotel Friedrichsruhe bei Sternekoch Lothar<br />
Eiermann. Seine weiteren Stationen führten ihn unter anderem<br />
in die Zwei-Sterne-Küche von Klaus Erfort in Saarbrücken,<br />
zum Luxus hotel Belmond La Samanna auf den französischen<br />
Antillen und zum Ritz in London, wo er 2011 bis 2017 als<br />
Executive Souschef für die gesamte Küche verantwortlich<br />
war, die 2016 mit einem Michelin-Stern belohnt wurde.<br />
Ein Jahr davor gewann er in England den Nationalen Ausscheid<br />
für den Bocuse d’Or. 2017 kam er als Küchenchef ins<br />
Restaurant Novalis des BurgHotel Hardenberg, wechselte<br />
zum Fürstenhof Celle und löste schließlich 2019 seinen<br />
Bruder im Klausenhof ab. Grebenstein, der mit Vorliebe<br />
regionale Zutaten verwendet, sagt: „Kontraste sind in der<br />
Küche unverzichtbar.“<br />
Der 40-Jährige ist verheiratet, hat zwei Kinder, ist leidenschaftlicher<br />
Angler, Pilzesucher und Tai-Chi-Kämpfer.<br />
www.klausenhof.de<br />
104 4 |<strong>2021</strong>
Die Erfolgsstory geht weiter –<br />
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Mit Vollgas in die Zukunft<br />
Vor einem Jahr fusionierte das Northeimer BMW Autohaus Leinetal mit dem ostwestfälischen<br />
Familienunternehmen Becker-Tiemann. Der geschäftsführende Gesellschafter Steve Wery<br />
spricht im Interview über die Hintergründe für den Firmenzusammenschluss.<br />
Geschäftsführender Gesellschafter Steve Wery<br />
Herr Wery, vor einem Jahr haben Sie sich mit<br />
Ihren beiden BMW-Standorten in Northeim<br />
und Einbeck der Becker-Tiemann-Gruppe<br />
angeschlossen. Was hat Sie dazu bewogen?<br />
Die Automobilbranche insgesamt befindet<br />
sich seit einigen Jahren im Umbruch, und<br />
der Trend zu Konsolidierung ist ungebrochen.<br />
Nicht nur die Autohersteller kooperieren –<br />
zum Beispiel bei der Entwicklung der Technologie<br />
für das autonome Fahren – auch die<br />
Händler schließen sich zu größeren Gruppen<br />
zusammen. Unsere Kooperation mit den Kollegen<br />
von Becker-Tiemann begann vor einigen<br />
Jahren zunächst auf operativer Ebene.<br />
Aus den positiven Erfahrungen entstand<br />
vor ungefähr zwei Jahren die Idee einer umfassenden<br />
und langfristigen Zusammenarbeit.<br />
Letztes Jahr habe ich dann die Hälfte meiner<br />
Anteile an die Becker-Tiemann-Traub Holding<br />
verkauft, und wir firmieren seitdem als Becker<br />
Tiemann Leinetal.<br />
Was hat sich durch die Fusion geändert?<br />
Die Veränderungen sind vielschichtig. In einer<br />
größeren Firmengruppe werden zahlreiche<br />
administrative Aufgaben von Zentralabteilungen<br />
übernommen, und wir können den<br />
Kunden vor Ort nun noch mehr Zeit widmen.<br />
Zudem können wir den Interessenten<br />
durch einen gemeinsamen Fahrzeugpool<br />
nun eine viel größere Anzahl an sofort verfügbaren<br />
KFZ und Motorrädern anbieten.<br />
Auch für die Mitarbeiter*innen bietet sich<br />
die Chance, sich im Unternehmensverbund<br />
weiterzubilden und weiterzuentwickeln. Auch<br />
standortübergreifen de Schulungen, Vertretungen<br />
oder Projektgruppen gehören schon jetzt<br />
zu unserem Alltag dazu.<br />
Ein Firmenzusammenschluss unter Corona-<br />
Bedingungen. Fluch oder Segen?<br />
Ich würde sagen, beides. Einerseits war die<br />
Umstellung der Arbeitsprozesse natürlich<br />
erschwert. Mitarbeiter*innen aus anderen<br />
Becker Tiemann-Standorten sind zu uns nach<br />
Northeim und Einbeck gekommen, um während<br />
des Tagesgeschäfts die neuen Systeme<br />
zu erklären und die Abläufe zu vereinheitlichen.<br />
Maske, Lüften, Abstände – das sind<br />
alles Heraus forderungen, die dann eben noch<br />
dazukamen.<br />
Andererseits war durch den geschlossenen<br />
Verkauf natürlich auch der Besucherstrom<br />
geringer und dadurch die Einarbeitung etwas<br />
weniger hektisch. Ich denke, alles in allem<br />
haben wir das trotz Pandemie gut hinbekommen.<br />
Wie geht es für Sie persönlich weiter?<br />
Im Prinzip hat sich für mich persönlich nicht
PROFIL<br />
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viel geändert. Ich habe mich der Becker-Tiemann-Gruppe<br />
angeschlossen, um meine beiden<br />
Standorte bestmöglich für die Zukunft<br />
aufzustellen – und nicht, um vorzeitig in den<br />
Ruhestand zu gehen. Ich werde mich als geschäftsführender<br />
Gesellschafter auch weiterhin<br />
langfristig unternehmerisch engagieren<br />
und den persönlichen Kontakt zu meinen<br />
Kunden pflegen. Eine Veränderung empfinde<br />
ich übrigens als sehr bereichernd: Früher war<br />
ich als Unternehmer Einzelkämpfer – heute<br />
tausche ich mich regelmäßig mit den anderen<br />
Gesellschaftern, Geschäftsführern und Filialleitern<br />
aus. Auch wenn jeder am Ende für seine<br />
Filialen selbst entscheidet, profitieren wir<br />
doch alle vom Erfahrungsaustausch und dem<br />
Best-Practice-Prinzip.<br />
In diesem Jahr waren Sie mehrfach an der<br />
Rennstrecke anzutreffen. Was hat es damit<br />
auf sich?<br />
Die Becker-Tiemann Gruppe veranstaltet regelmäßig<br />
Events am Bilster Berg Drive Resort<br />
in Bad Driburg. Im diesem Jahr war ich das<br />
erste Mal mit Kunden dort und total begeistert.<br />
Für mich ist das die ideale Möglichkeit,<br />
um BMW – vor allem die Marke BMW M – zu<br />
erleben. Unsere Kunden haben die Möglichkeit,<br />
hier das volle Potenzial ihres Sportwagens<br />
auszuschöpfen und unter optimalen<br />
und sicheren Bedingungen die Grenzen auszuloten<br />
– sowohl die eigenen als auch die der<br />
Technik.<br />
Wagen wir doch mal einen Ausblick in das<br />
nächste Jahr: Wie ist Ihre Prognose für 2022?<br />
Im Allgemeinen befürchte ich, dass uns<br />
die Einschränkungen, die die SARS-CoV-2<br />
Bekämpfung mit sich bringt, auch in 2022<br />
weiter begleiten werden. Darüber hinaus wird<br />
die Halbleiterkrise die Lieferfähigkeit in der<br />
Automobilbranche nachhaltig beeinträchtigen.<br />
Davon werden auch wir nicht verschont bleiben<br />
und können die Kunden nur immer wieder<br />
um Geduld bitten. Innerhalb der Becker<br />
Tiemann-Gruppe werden wir 2022 ein neues<br />
CRM-System einführen – das wird vor allem<br />
die Verkaufsmannschaft zu Jahresbeginn besonders<br />
fordern. Mit großer Freude sehe ich<br />
unseren geplanten Veranstaltungen entgegen.<br />
Ich gehe davon aus, dass insbesondere die<br />
Outdoor-Veranstaltungen, wie zum Beispiel<br />
unser Golf-Turnier, die Motorrad-Ausfahrten<br />
aber auch die Kooperations-Events mit dem<br />
PS Speicher, stattfinden werden. Und dann<br />
hat die BMW Group ja noch ein paar Asse im<br />
Ärmel – in Form von neuen Modellen, auf die<br />
wir alle gespannt sein dürfen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Becker-Tiemann Leinetal ist mit den<br />
Standorten Northeim (BMW PKW) und<br />
Einbeck (BMW Motorrad) seit November<br />
2020 Teil der Becker-Tiemann-Traub<br />
Holding. Die Becker-Tiemann-Gruppe<br />
betreibt zwei weitere Motorradstandorte<br />
(Lage und Paderborn) sowie zehn weitere<br />
BMW- bzw. MINI-Autohäuser in<br />
Ostwestfalen und dem südlichen<br />
Niedersachsen. Das inhabergeführte<br />
Familienunternehmen beschäftigt<br />
ca. 450 Mitarbeiter und vertreibt seit<br />
1953 Automobile der BMW AG.<br />
KONTAKT<br />
Autohaus Becker-Tiemann Leinetal GmbH<br />
& Co. KG<br />
Hirschberger Str. 2<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 98100<br />
www.becker-tiemann.de
leben<br />
108 4 | <strong>2021</strong>
leben<br />
Der Weg<br />
als Ziel<br />
Der umtriebige Dasseler Unternehmer<br />
Bodo Rengshausen-Fischbach erzählt von<br />
seiner prägendsten Auszeit: 22.000 Kilometer<br />
durch 13 Länder in 100 Tagen – unterwegs<br />
mit dem Volvo nach Vladivostok.<br />
TEXT FRANK BERTRAM<br />
FOTOS HEIKE FISCHBACH & BODO RENGSHAUSEN-FISCHBACH<br />
4 |<strong>2021</strong> 109
leben<br />
Eigentlich wollte Bodo Rengshausen-Fischbach<br />
nur mal wieder seinen Freund Sergej in Vladivostok<br />
besuchen. Weil aber seine Frau Heike nicht<br />
gern in russischen Propellerflugzeugen sitzt, nahmen<br />
die beiden für die Strecke bis zum Pazifik<br />
halt das Auto. Nicht irgendein Auto: Mit einem<br />
himmel blauen Volvo 145 Express war das Ehepaar<br />
aus dem kleinen Dasseler Ortsteil Krimmensen<br />
schließlich 100 Tage lang 22.000 Kilometer durch<br />
13 Länder unterwegs. „Einsteigen, losfahren, ankommen“<br />
– ganz so einfach wie das Motto, das der<br />
Unternehmer seiner Reise gab, war es dann aber<br />
doch nicht. „Abschied nehmen und Ankommen –<br />
das waren unterwegs die schwierigsten Momente<br />
der Reise“, erzählt der heute 62-Jährige.<br />
LESEZEIT: 7 MINUTEN<br />
Eine Reise in den fernen Osten wollte Bodo<br />
Rengshausen-Fischbach schon vor 38 Jahren<br />
unternehmen. Als Student der Ethnologie<br />
zog es ihn nach Indien. Die kürzeste<br />
Strecke mit dem Auto führte über Afghanistan.<br />
Doch die Sowjetunion hatte damals<br />
die Grenzen dort dicht gemacht. Der Traum von<br />
der Fahrt nach Indien war geplatzt. Ferne Länder waren<br />
immer wieder mal das Ziel von Rengshausen-Fischbach<br />
und seiner Frau Heike, die sich schon seit vier Jahrzehnten<br />
kennen und gemeinsam reisen. Nur die Autotour in<br />
den Orient, die fehlte bislang. Als Rengshausen gerade<br />
60 Jahre alt geworden war, sagte sich der Unternehmer<br />
augenzwinkernd: „Nun muss ich aber mal langsam los.“<br />
UNTERNEHMER, DIE 60 STUNDEN oder mehr in der<br />
Woche arbeiten, sind Rengshausen schon immer suspekt<br />
gewesen. „Man sollte den Durchmesser des Rades, an<br />
dem man dreht, nicht allzu groß wählen“, sagt er dann<br />
gern. Um kreativ sein zu können, dürfe man kein Getriebener<br />
sein. Und ein kreativer, umtriebiger Unternehmer<br />
ist er definitiv. Schon immer gewesen. Unter anderem<br />
entwickelte er mit der Vereta GmbH den weltweit ersten<br />
Sensor zur Messung der gefühlten Temperatur, gründete<br />
mit Freunden die Einbecker Senfmühle. Rengshausen<br />
sieht sich als Anstifter, der sich aus Unternehmen zurückzieht,<br />
sobald er sieht, dass alles funktioniert. „Wenn<br />
der Alltag im Betrieb kommt, dann suche ich neue<br />
Herausforderungen.“<br />
Bei seinem ersten, 1983 gegründeten Unternehmen<br />
Tapir, das mit ausgesuchten Rohstoffen in kleiner Manufaktur<br />
Lederpflegemittel herstellt, ist er unverändert<br />
Geschäftsführer, weiß aber den Alltag inzwischen längst<br />
in guten Händen. Der jüngste Sohn Moritz ist mittlerweile<br />
in die Firma eingestiegen, auch Christine, die Frau<br />
des ältesten Sohnes Till, ist bei Tapir mit an Bord. Da<br />
war Rengshausen klar: „Wir können die mal alleine lassen.“<br />
Im privaten Wohnhaus in Krimmensen sorgte<br />
während der Reise eine Mitarbeiterin als Housesitterin<br />
für ein ruhiges Gewissen. Es konnte also losgehen.<br />
REISEN BEDEUTET FÜR Bodo Rengshausen-Fischbach,<br />
unterwegs zu sein und somit weit mehr, als eine Strecke<br />
von A nach B möglichst schnell zurückzulegen. Der Weg<br />
ist das Ziel. „Natürlich ist es eine Herausforderung, mit<br />
dem Partner über 100 Tage lang 24 Stunden am Tag<br />
zusammen zu sein“, erzählt der Unternehmer, „im Auto<br />
unterwegs durch teilweise 45 Grad heiße Wüsten und<br />
mit so vielen Eindrücken, die alle verarbeitet werden<br />
110 4 | <strong>2021</strong>
leben<br />
Bleibende Erinnerungen Bodo Rengshausen-Fischbach mit Ehefrau Heike am Abend über den Dächern von Kashan im Iran (o.), bei der<br />
Übernachtung im Auto im Pamirgebirge (l.) und mit Mohamed, der dem Paar die Hörner für die Kühlerhaube des Volvos schenkte (r.)<br />
4 |<strong>2021</strong> 111
FOTO: FRANK BERTRAM<br />
Festgehalten auf Papier Auf der Tour schrieb Bodo Rengshausen jeden Tag eine Seite Tagebuch (r.) – um die Erlebnisse zu verarbeiten, wie etwa die<br />
Begegnung mit Farrukh aus Usbekistan, dessen Miniaturen-Zeichnung vom himmelblauen Volvo (l.) heute in Krimmensen einen Ehrenplatz hat.<br />
mussten.“ Er entschied sich, jeden Abend eine Seite<br />
Tagebuch zu schreiben, Ehefrau Heike fütterte einen<br />
Blog mit Text und Fotos, mit dem praktischerweise auch<br />
gleichzeitig Familie und Freunde immer auf dem Laufenden<br />
bleiben konnten.<br />
AUS HEUTIGER SICHT WAR ES EIN GLÜCKSFALL, die<br />
Tour vom 4. Juni bis 9. September 2019 zu unternehmen.<br />
„Ein halbes Jahr später wäre es eine Katastrophe gewesen“,<br />
sagt der Weltenbummler mit Blick auf die dann gekommene<br />
Corona-Krise. „Wir haben totales Glück gehabt.“ Natürlich<br />
galt es, ein paar Vorbereitungen zu treffen, wenn<br />
man über Österreich, Ungarn, Serbien, Bulgarien, durch<br />
die Türkei, Georgien, Armenien entlang der süd lichen<br />
Seidenstraße weiter in den Iran, durch Turkmenistan,<br />
Usbekistan, Kirgistan, Kasachstan und Sibirien fahren<br />
will. „Kein Vergleich aber zu den Bemühungen im analogen<br />
Zeitalter“, erzählt Rengshausen davon, wie er vor<br />
38 Jahren nach Indien wollte und öfter bei der Botschaft<br />
in Bonn vorstellig werden musste, um Formalien zu erfragen.<br />
Im Internet lässt sich heute mühelos eine Route<br />
ausmachen. Statt schwerer Karten wurde das Navigationssystem<br />
gefüttert. Für die Strecke brauchen Deutsche<br />
nur drei Visa, die sie beantragten: für den Iran, für Turkmenistan<br />
und für Russland. Die meisten Unterkünfte<br />
reservierten sie vorab, sie übernachteten aber nicht überall<br />
in Hotels. „Der Volvo bot auch genug Platz, um im<br />
Auto schlafen zu können“, sagt Rengshausen und lächelt<br />
– so geschehen inmitten des Pamirgebirges.<br />
DEN MARKANTEN VOLVO 145 EXPRESS, BAUJAHR 1972,<br />
hatte der Autoliebhaber schon vorher bei einem Sammler<br />
in Königswinter entdeckt und gekauft. Damals war der<br />
Unternehmer auf der Suche nach einem idealen Werbefahrzeug<br />
für seine Tapir- Wagenpflegeprodukte gewesen –<br />
und fand das seltene Volvo-Hochdachmodell, das es vor<br />
50 Jahren gar nicht in Deutschland zu kaufen gab. Das<br />
himmel blaue Auto passte zudem hervorragend zur<br />
Markenfarbe der Firma Tapir. Das 82-PS-Modell mit<br />
2,0 Litern Hubraum und vier Scheibenbremsen bekam<br />
noch eine verstärkte Achse. Der Kilometerzähler stand<br />
schon bei 335.564: „Da kam es auf 22.000 Kilometer<br />
mehr auch nicht an.“<br />
Rückblickend war ihre Tour eine Reise der Begegnungen.<br />
Ungefähr 200 Menschen dürften sie auf der Fahrt<br />
getroffen haben, schätzen sie. Da ist beispielsweise Mohamed,<br />
den sie in einer Karawanserei im Iran getroffen<br />
haben. Er sprach nicht viel. Konnte nicht schreiben und<br />
sowieso kein Englisch. Von Mohamed erhielten sie die<br />
Hörner als Geschenk, die Rengshausen an seinen<br />
Volvo-Kühlergrill montierte. Noch heute stehen sie mit<br />
ihm in Verbindung – als Analphabet schreibt offenbar<br />
jemand die Mails für ihn.<br />
Oder Farrukh. Auf einem Markt in Usbekistan bot er<br />
seine kaligrafischen Zeichnungen an, die er mit Kaffeefarbe<br />
produzierte. Er wollte unbedingt den himmelblauen<br />
Volvo in seinen Miniaturmalereien platzieren. Am<br />
nächsten Tag konnte Rengshausen das Bild abholen.<br />
Farrukh hatte gleich zwei Bilder gemalt: eines für die<br />
Deutschen, das andere wollte er behalten. In Krimmensen<br />
hängt das Bild heute im Flur.<br />
IHR AUFFÄLLIGER, HIMMELBLAUER VOLVO war auf<br />
der gesamten Strecke förmlich der Türöffner. „Das Auto<br />
hat einfach neugierig gemacht“, sagt Rengshausen. „Es<br />
hat das Eis für eine Kontaktaufnahme gebrochen, trotz<br />
unterschiedlicher Sprachen.“ Einmal hätten Polizisten<br />
den Volvo angehalten. „Die wollten nur ein Foto machen“,<br />
erzählt er und grinst. An anderer Stelle waren es<br />
Soldaten, die plötzlich aus dem Gebüsch aufgetaucht<br />
waren. „Auch die wollten nur ein Bild mit unserem himmelblauen<br />
Gefährt.“
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Weil’s um mehr als Geld geht.
leben<br />
Unterwegs mit dem Volvo 145<br />
Express Für Bodo Rengshausen<br />
Fischbach ist Reisen mehr, als<br />
möglichst schnell von A nach B<br />
zu fahren.<br />
UNTERM STRICH GING ALLES GUT. Niemand wurde<br />
krank. „Wir haben uns noch nicht mal in den Finger<br />
geritzt“, sagt Heike Fischbach fröhlich. Der Volvo hingegen,<br />
so die 59-Jährige, sei auf der Strecke mehrmals<br />
krank gewesen. Immer aber waren die passenden, meist<br />
unkonventionellen ,Mediziner‘ in Werkstätten zur Stelle.<br />
Statt teurer Spezialwerkzeuge gab es in Georgien drei<br />
zupackende Männer: einer mit einem Hammer, einer mit<br />
einem Meißel und der dritte hielt die Achse. In Irkutsk<br />
war das Kardangelenk kaputt. Und der Volvo, der stets<br />
als „good maschina“ gepriesen wurde, kommt in die<br />
einzige Lada-Werkstatt vor Ort. Die erste Werkstatt, in<br />
die nur zuvor gewaschene Autos hineindurften, erzählt<br />
Rengshausen. „Wer eine lange Reise macht, muss die<br />
Pferde schonen.“ Mehr als maximal Tempo 80 war ohnehin<br />
nicht drin, meist ließen die Straßenbedingungen<br />
nur geringere Geschwindigkeiten zu. Aber all das gehört<br />
zu einer Reise, bei der der Weg das Ziel ist. Die Fahrt war<br />
eine Auszeit, wie das Drücken eines Reset-Knopfs, bilanziert<br />
das Ehepaar. Ans Aufhören denkt er nicht. „Reizvolle<br />
Projekte gibt es noch genug“, sagt Rengshausen<br />
lächelnd, „und solange es Spaß macht …“ Beispielsweise<br />
möchte er Start-up-Ideen im Bereich Elektromobilität<br />
und Energiemanagement fördern.<br />
WELCHES DIE STÄRKSTEN ERINNERUNGEN bei der<br />
Reise waren? Unvergessliche Natur-Erlebnisse gehörten<br />
zweifelsohne dazu. Letztlich seien es aber die Erinnerungen<br />
an die vielen gastfreundlichen Menschen. Würde er<br />
die Reise noch einmal machen? „Man kann so etwas<br />
nicht wiederholen“, sagt Bodo Rengshausen-Fischbach.<br />
Aber einige Länder und auch manche gemachte Bekanntschaft<br />
würden die Eheleute schon gern noch einmal<br />
sehen. Die Pandemie hat das bislang verhindert.<br />
Ach, und Sergej, den sie in Vladivostok besuchen wollten,<br />
war dann nicht zu Hause. Er musste kurzfristig geschäftlich<br />
nach Vietnam. ƒ<br />
Zum Botschafter der Region<br />
Der Landkreis Northeim hat Bodo Rengshausen Fischbach<br />
2015 als Unternehmer mit Herzblut zum ,Botschafter der<br />
Region‘ ernannt – und das nicht ohne Grund.<br />
Geboren 1959 in Steinfurt führt er heute die Geschäfte<br />
mehrerer Unternehmen, die er selbst gegründet hat: In der<br />
Waschküche eines alten Resthofs im Dasseler Ortsteil<br />
Amelsen startete er gemeinsam mit seiner Frau Heike<br />
Fischbach 1983 mit Tapir Wachswaren. 2005 gründete er die<br />
Messtechnikfirma Vereta, aus der er 2016 als Geschäftsführer<br />
ausschied. Mit der 2009 gegründeten Comlogo GmbH<br />
entwickelt und vertreibt er bis heute ,smarte Textilien‘,<br />
und mit der 2014 gegründeten Amelsens GmbH berät er<br />
Unternehmen bei Entwicklungs prozessen und Innovationen.<br />
Rengshausen Fischbach ist verheiratet und Vater von<br />
zwei erwachsenen Söhnen, Till und Moritz.<br />
114 4 | <strong>2021</strong>
leben<br />
TEXT STEFANIE WASKE FOTOGRAFIE ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
116 4 | <strong>2021</strong>
leben<br />
BRANDIS WELT DER KLEINSTEN DINGE<br />
Bereit für eine Reise auf<br />
Papier? Wer sich in die<br />
Welten des Grafikers<br />
Uwe Brandi vertiefen<br />
möchte, muss Lust<br />
haben, mit den Augen<br />
auf Entdeckungstour<br />
zu gehen – braucht<br />
Neugierde und Humor<br />
und sollte als wichtiges<br />
Reiseutensil eine Lupe<br />
bereithalten. Sonst<br />
können die kleinsten<br />
Striche, Schraffierungen<br />
und Buchstaben seiner<br />
Werke entgehen.<br />
4 |<strong>2021</strong> 117
leben<br />
LESEZEIT: 11 MINUTEN<br />
Die Welten, die der 1942 in<br />
Göttingen geborene Uwe<br />
Brandi auf großflächiges<br />
Papier bannt, erinnern ein<br />
wenig an Suchbilder. Sie<br />
überwältigen mit ihrer Detailfülle<br />
– ganz gleich, ob es<br />
Häuserzeilen, Straßenkreuzungen,<br />
Brücken, Mauern,<br />
fantastische Maschinen oder Schriftblöcke sind. Das<br />
Auge muss sich vertiefen, um alles zu erfassen. Manchmal<br />
zeigt die Bildwelt auch das Körperinnere, Organe<br />
wie Herz oder Darm. Den Menschen reduziert Brandi in<br />
seinen Zeichnungen hingegen zum Strichmännchen, legt<br />
ihm mit Comic-Sprechblasen Sprüche und Zitate in den<br />
Mund. Meist in großen Gruppen umringen sie ihre Bauten<br />
und die Fantasieschöpfungen des Künstlers. Brandi<br />
stellt sie einander gleich: Er selbst taucht als Strichmännchen<br />
auf, ebenso Nobelpreisträger oder andere Berühmtheiten.<br />
Zu ernst nehmen darf sich in seinen Bildern niemand.<br />
„So klein wie ich zeichne, so wichtig nehme ich<br />
mich“, sagt der 79-Jährige feststellend.<br />
118 4 | <strong>2021</strong>
leben<br />
Seine Grafiken seien eine „Art Collage-Technik“. Vom<br />
Aufbau erinnern sie teils an Gemälde wie die von Hieronymus<br />
Bosch im 15. Jahrhundert, auf denen sich zahllose<br />
Frauen wie Männer, Fabelwesen und Getier tummelten.<br />
Bilder, die gleichsam eine Geschichte erzählten.<br />
Das möchte auch Brandi mit seiner Kunst. Wobei ihm<br />
der Bildhauer Gerhard Marcks in seiner Jugend dringend<br />
davon abriet: Das solle der Maler Schriftstellern<br />
überlassen. Brandi sah das anders. Waren nicht auch<br />
Altar-Bilder Erzählungen der Bibel? Von ungefähr kommt<br />
die Verwandtschaft seiner Zeichnungen mit Tafelbildern<br />
daher nicht. Sie messen denn auch für Grafiken seltene<br />
Größen, umfassen schon einmal mehr als zwei Meter. In<br />
seinem Werk finden sich außerdem Anklänge an historische<br />
Kupferstiche, an Veduten mit ihren Stadt- und<br />
Landschaftspanoramen, an Fantastisches des Surrealismus<br />
und an die Bildsprache der Comics. Wobei all dies<br />
der Künstler zu seiner eigenen Sprache verarbeitet, nicht<br />
kopiert, sondern etwas Neues schafft – Brandis ganz eigene<br />
Welt. Seine Grafiken hängen in Privathäusern, Büros,<br />
Firmensitzen und wurden in zahlreichen Zeitungen<br />
und Magazinen gedruckt. Besonders häufig hängen sie<br />
sicherlich in Göttingen, wo viele Brandi kennen und die<br />
Architektenfamilie, aus der er stammt.<br />
SEINE WELT BANNT DER KÜNSTLER heute in seinem<br />
Einzimmeratelier im Schweizer Tessin auf schweres Zeichenpapier.<br />
„Ich bin ein Pingel, ich arbeite mit Lupe“,<br />
bemerkt er humorvoll über sich selbst. So setzt der<br />
Künstler zur Arbeit eine Kopfband-Lupe auf, klappt das<br />
Visier vor seine zierliche schwarze Brille: Dank der Vergrößerung<br />
kann Brandi zarteste Striche gut erkennen.<br />
Auch Punkte seien kleinste Striche, bemerkt er. Brandi<br />
nimmt dann seinen Rapidografen – einen technischen<br />
Tuschestift mit extrem dünner Metallspitze – in seine<br />
recht großen Hände und beginnt. Im Radio spielt dabei<br />
fast immer Kammermusik. „Was ich mache, das ist auch<br />
Kammermusik – mit ganz wenig Mitteln ganz viel erreichen“,<br />
betont Brandi und lächelt. Malerei hingegen sei<br />
für ihn ein Orchester, eine Symphonie in Farben.<br />
Wer Brandi zuhört, hat den Eindruck, als sei das<br />
Zeichnen kleinster Dinge für ihn quasi eine Meditation.<br />
Ein Versenken, das Stunden, Tage, Wochen, sogar Jahre<br />
anhalten kann. Das ihn weit weg von dem Raum führt,<br />
der ihn umgibt, von dem großen Zeichentisch, auf dem<br />
Notizblöcke liegen, den Familienfotografien und Zeichnungen<br />
an der Wand hinter ihm. Hinweg über den<br />
Schweizer Ort Tegna, den Fluss Maggia, über Täler,<br />
Schluchten und die hoch aufragenden Gebirge.<br />
Die Explosion<br />
Dieses Bild setzt die Geschichte einer anderen Grafik:<br />
die Blase. Diese war mit Gasen gefüllt, die hier explodieren.<br />
Brandi ergänzte ein letztes Bild, das nur ein Männchen<br />
und ein Fähnchen zeigt. Er entschied sich gegen einen<br />
vorgegebenen Spruch, jeder soll seine Idee imaginär<br />
hineinschreiben können.<br />
4 |<strong>2021</strong> 119
leben<br />
Ein Blatt für die<br />
Göttinger Bürger<br />
Die Göttinger Stadtansicht<br />
war das Herzstück<br />
von Brandis<br />
Ausstellung 2015 in der<br />
Torhaus Galerie in<br />
Göttingen. „Ein Blatt für<br />
die Göttinger Bürger“<br />
wie er sagt, ursprünglich<br />
ein Auftragswerk<br />
der Steuerberatungsgesellschaft<br />
Quattek<br />
& Partner. Hier zeigt<br />
sich Brandis Begeisterung<br />
für Geschichte<br />
– vielleicht ein kleines<br />
Erbstück seines Großvaters<br />
Karl Brandi.<br />
4 |<strong>2021</strong> 121
So reiste er als 70-Jähriger zurück in die Stadt seiner<br />
Kindheit, die er nach dem Abitur verließ: Göttingen. Anlass<br />
war eine Auftragsarbeit einer Steuerberatungsgesellschaft<br />
für ein Stadtpanorama, das er 2015 vollendete.<br />
„Ich habe die Stadt erst durch diesen Auftrag richtig kennengelernt“,<br />
erzählt Brandi. Zuerst habe er Fotografien<br />
der Gebäude aufgenommen, dann zur Stadtgeschichte<br />
recherchiert. Wobei ihn die Historie mehr gefesselt habe<br />
als die Gebäude – ganz besonders die Geschichte der<br />
mutigen Göttinger Sieben, Professoren, die 1837 gegen<br />
die Aufhebung der liberalen Verfassung im Königreich<br />
Hannover protestierten. Brandi zeichnete aber auch die<br />
Schattenseiten Göttingens, so die Rolle der Stadt im<br />
Nationalsozialismus, dargestellt als grauer Vorhang.<br />
WER GENAU HINSCHAUT, entdeckt im Bild auch Brandis<br />
Familiengeschichte: seinen Vater Diez Brandi und<br />
seinen Bruder Jochen Brandi als Strichmännchen. Beides<br />
Architekten, die Göttingen prägten. Jochen Brandi steht<br />
vor der Lokhalle, die er einst für das Kulturleben rettet.<br />
Der Vater vor der von ihm in den 1960er-Jahren entworfenen<br />
Stephanuskirche mit dem hohen Glockenturm.<br />
Heute lebt von seiner Familie nur noch Bruder Hinnerk<br />
in der Stadt.<br />
„Diese zu verlassen, ist eine entscheidende Weichenstellung<br />
in meinem Leben gewesen“, sagt Brandi rückblickend.<br />
Nicht im Zorn habe er die Stadt verlassen,<br />
sondern um sich selbst zu finden. Uwe Brandi erzählt<br />
von einer wechselvollen Jugend. Vom frühen Tod dreier<br />
seiner Geschwister und dem Aufwachsen mit seinen drei<br />
weiteren Brüdern. Von Stunden der Freiheit, weil keiner<br />
auf ihn achtete. Von seiner Mutter Antje Brandi, die ihre<br />
Sorgen im Garten vergrub. Er berichtet von seinen<br />
Schwierigkeiten in der Schule, vor allem mit der Rechtschreibung,<br />
und davon, wie er zweimal sitzen blieb.<br />
Energie habe er hingegen ins Schwimmen gesteckt, von<br />
einer Sportlerkarriere geträumt – und von Mädchen.<br />
Brandi zeichnete gern und talentiert wie sein Vater<br />
und seine beiden älteren Brüder. Von einer USA-Reise<br />
brachte ihm sein Bruder Jochen 1952 ein Buch des<br />
rumänisch-amerikanischen Zeichners und Karikaturisten<br />
Saul Steinberg mit. „Als junger Mann begeisterten<br />
mich dessen beißender Humor und seine Zeichenkunst“,<br />
sagt Brandi. Eine Klassenreise nach Florenz machte ihm<br />
noch mehr deutlich, wofür sein Herz schlägt: Er sah
leben<br />
4 |<strong>2021</strong> 123
leben<br />
Ein fast blauer Himmel<br />
Das Mauerbild entstand<br />
in den 1980er-Jahren, als<br />
die innerdeutsche Grenze<br />
noch bestand. Brandi<br />
hatte eigentlich geplant,<br />
die freien Stellen mit<br />
parallel laufenden blauen<br />
Linien auszufüllen.<br />
Er entschied anders und<br />
so blieb nur der Titel:<br />
,Ein fast blauer Himmel‘.<br />
4 |<strong>2021</strong> 125
leben<br />
» Ich habe mir dabei<br />
gedacht, dass man sich<br />
etwas dabei denken soll. «<br />
die Veduten von Giovanni Battista Piranesi, einem italienischen<br />
Kupferstecher des 18. Jahrhunderts. „Danach<br />
habe ich mit dem Schwimmtraining aufgehört und beschlossen,<br />
nur noch zu zeichnen. Ich bin dabei geblieben.“<br />
Der Weg von Göttingen führte ihn aber nicht direkt<br />
zur Kunstakademie. Brandi absolvierte zunächst eine<br />
kaufmännische Ausbildung bei Kaufhof – zur Sicherheit,<br />
sollte ihn die künstlerische Muse später einmal verlassen.<br />
Im Jahr der Studentenproteste 1968 begann er dann an<br />
den Kölner Werkschulen, wo er seiner Leidenschaft folgte<br />
und sich in die Grafik vertiefte. Damals bereits zeichnete<br />
er mit Lupe, zur Verwunderung mancher. Ein Studienfreund<br />
habe zu ihm gesagt: „Uwe, du musst weiter weg<br />
gehen.“ Auch später habe er sich nicht verunsichern<br />
lassen, sei seinem Stil treu geblieben. Ein Redakteur des<br />
Magazins Spiegel habe nach mehreren gedruckten Titeln<br />
gesagt: „Wir können doch keine Lupe beilegen, malen<br />
Sie größer!“ Er habe geantwortet: „Dann ist es kein echter<br />
Brandi mehr.“<br />
1971 FOLGTE DIE ZWEITE GROSSE Lebensentscheidung.<br />
Brandi kaufte mit seiner Frau Mati ein Haus der Jahrhundertwende<br />
in Polch in der Eifel. Weg von Köln, weit<br />
entfernt von der Kunstszene konzentrierte sich Brandi<br />
ganz auf das Zeichnen. Hier wuchs sein Sohn Jesko auf.<br />
„Das Haus war wie eine Festung“, bemerkt der Künstler.<br />
Ein Foto als Beilage zu einem Kunstkatalog zeigt Brandi<br />
kurz nach dem Umzug auf dem Balkon: Groß, schlank,<br />
in Jeans und Wollpullover, hält er in der linken Hand<br />
einen Metallkäfig in die Höhe, darin eine selbst gebastelte<br />
Maschine. ,Radierer und Maschinenbauer‘ steht unter<br />
der Aufnahme. Brandis gezeichnete Fantasien aus den<br />
1970er-Jahren füllen einen schmalen Katalog: Sie reichen<br />
von der Nullwegmaschine zur Pingelmaschine, haben<br />
Beine, Krallen, Greifer und werden von Zahnrädern angetrieben.<br />
Im Nachwort wird Brandi zum Sinn seiner<br />
Kreationen zitiert: „Ich habe mir dabei gedacht, dass<br />
man sich etwas dabei denken soll.“<br />
Zum Nachdenken will Brandi mit all den Zeichnungen<br />
bis heute anregen. Manche entstehen nach jahrelangem<br />
Ringen, wie das Bild einer Blase, das unvollendet 15 Jahre<br />
an seiner Atelierwand hing. Polch hat der Künstler nach<br />
vierzig Jahren verlassen. Seine Frau starb 2014 wenige<br />
Wochen nach einer schweren Krankheit. Brandi zog in die<br />
Schweiz und fand in Myrtha, einer Freundin der Familie,<br />
eine neue Partnerin. Seine kurzen Haare und der Bart sind<br />
mittlerweile weiß. Eines treibt den Grafiker um: Was passiert<br />
später mit seinen Werken? „Fällt das alles in den<br />
Schredder?“, fragt sich Brandi. Eine bisherige Leerstelle,<br />
die auf Antwort drängt. Zwar war der Künstler stets gefragt,<br />
eine große Werkschau fehlt jedoch.<br />
SEINER FREUDE AM SCHAFFEN SEINER WELTEN tut<br />
das keinen Abbruch, die Augen versagen nicht ihren<br />
Dienst. Brandi arbeitet unverdrossen an seinem, wie er<br />
es nennt, „endgültigen Lebenswerk“. In einem ungewöhnlichen<br />
Format von zehn Zentimeter Höhe, jeder<br />
Bogen einen Meter lang. Aktuell sei er bei 19 Metern<br />
angelangt, 30 sollen es mal werden. Die Betrachter<br />
müssten es später wie einen Film ansehen. Was sie erblicken<br />
werden? Brandi verrät es nicht. Nur eines ist<br />
sicher: Es wird seine Welt zeigen – witzig, irritierend,<br />
nachdenklich stimmend. Der Künstler blickt zufrieden<br />
auf sein Schweizer Leben: „Im Tessin ist es traumhaft.<br />
Ich brauche gar nicht mehr zu sterben, ich bin jetzt<br />
schon im Paradies.“ ƒ<br />
126 4 | <strong>2021</strong>
leben<br />
Zur Person<br />
Uwe Brandi studierte 1968 bis 1977 an den Kölner Werkschulen,<br />
seit 1971 als Meisterschüler von Professor Alfred<br />
Will. Ab 1972 hatte er zahlreiche Ausstellungen in Deutschland<br />
sowie im Ausland, darunter in New York und Krakau.<br />
Auch in Göttingen waren seine Werke zu sehen, letztmalig<br />
in der Torhaus Galerie 2015. Zwischen 1990 und 2002<br />
gestaltete er Titelseiten des Magazins Spiegel. Mehrmals<br />
wurde Brandi bereits mit Preisen ausgezeichnet – wie zum<br />
Beispiel 1989 mit dem Albert-Haueisen-Preis. Heute lebt<br />
der 79-Jährige in Tegna in der Schweiz.<br />
www.uwebrandi.de<br />
4 |<strong>2021</strong> 127
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Nicole Benseler<br />
Nicole Benseler hat zum 1. Juli 2020 offiziell den<br />
Vertrieb des <strong>faktor</strong>s übernommen. Eingestiegen in<br />
schwierigen Zeiten, steht sie seitdem charmant als<br />
Ansprechpartnerin bereit, wenn es um Ihre Werbung<br />
im <strong>faktor</strong> und den Sonderausgaben geht.<br />
Nach ihrer Ausbildung als Bürokauffrau war Benseler<br />
lange Zeit als Kundenberaterin für gehobene Privatund<br />
Geschäftskunden im Bankwesen tätig und bringt<br />
darüber hinaus ein breites Netzwerk an Kontakten<br />
in ganz Südniedersachsen mit.<br />
Benseler lebt mit ihrer 14-jährigen Tochter in Göttingen.<br />
In ihrer freien Zeit erstürmt sie im <strong>Winter</strong> gern die<br />
Gipfel mit Skiern im Gepäck und wandert den Rest des<br />
Jahres in der Region umher. Die gebürtige Göttingerin<br />
ist begeisterte Tänzerin, genießt die Kultur in ihrer<br />
Heimatstadt und entspannt sich beim Yoga oder bei<br />
'gemeinsamen Abenden mit Freunden.<br />
Kontakt<br />
Tel. 0551 30 98 39-22<br />
Fax: 0551 309839-11<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
130 4 |<strong>2021</strong>
Akis Parasidis<br />
Das neueste Teammitglied im <strong>faktor</strong>-Vertrieb wird<br />
ab Januar 2022 Akis Parasidis sein. Der 46-Jährige<br />
unterstützt den <strong>faktor</strong> mit seiner mehr als zehnjährigen<br />
Vertriebs expertise im Direktvertrieb und entwickelt<br />
alternative Methoden zur Neukundenakquise.<br />
Alexander Schneider<br />
Seit September <strong>2021</strong> ist Alexander Schneider mit<br />
an Bord und verantwortet die Bereiche Online- und<br />
Performance-Marketing sowie Digitalisierung. Er steht<br />
Ihnen als Ansprechpartner für alle digitalen Produkte<br />
und Formate des <strong>faktor</strong>s kompetent zur Verfügung.<br />
Schneider bringt über 20 Jahre Berufserfahrung in den<br />
Bereichen Marketing, Sales, Digitalisierung und Online<br />
mit und kennt sowohl die Arbeit in weltweit tätigen<br />
Konzernen als auch in frisch gegründeten Start-ups.<br />
Der 46-Jährige ist sowohl in München als auch in<br />
Göttingen zu Hause und lebt seine Begeisterung für<br />
Technologie auch im Privaten aus. Ausgleich dazu<br />
findet der gebürtige Wiesbadener beim Fitnesssport und<br />
als Genussmensch beim Wining and Dining.<br />
Kontakt<br />
Tel. 0551 30 98 39-25<br />
Fax: 0551 309839-11<br />
schneider@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Nach seiner Ausbildung zum Restaurantfachmann und<br />
Systemgastronom durchlief der gebürtige Oldenburger<br />
verschiedene Stationen im Food-Bereich. Bei Viani<br />
in Göttingen hatte er schließlich die Möglichkeit,<br />
vom Einzelhandel in den Außendienst zu wechseln,<br />
was seine Leidenschaft für den Vertrieb weckte.<br />
Als Senior- Verkäufer im Direktvertrieb entwickelte<br />
er in den vergangenen Jahren die Devise, dass der<br />
Verkauf von allein passiere, sofern die richtigen<br />
zwischenmenschlichen Beziehungen aufgebaut wurden.<br />
Parasidis lebt mit seiner Familie in seiner Wahlheimat<br />
Göttingen. Seine freie Zeit verbringt er beim Basketball<br />
oder Laufen und mit der Lektüre psychologischer<br />
Fachbücher. Sich selbst beschreibt Parasidis als<br />
begeisternd und teamorientiert.<br />
Kontakt<br />
Tel. 0551 30 98 39-0<br />
Fax: 0551 309839-11<br />
parasidis@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
4 |<strong>2021</strong> 131
Bewirb dich<br />
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Bäcker (m/w/d).<br />
Bäckereifachverkäufer (m/w/d).<br />
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Hauptstraße 35<br />
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Strandhaus37<br />
Am Weendespring 1a<br />
37077 Göttingen<br />
@strandhaus37 #binamstrand<br />
www.strandhaus37.de
www.mehralseinmagazin.de<br />
TOP-ARBEITGEBER<br />
der Region Göttingen <strong>2021</strong>/2022<br />
Foto: stock.adobe.com
134 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22
Bewährtes Konzept<br />
mit neuen Impulsen<br />
Die Pandemie hat zahlreiche Veränderungen angestoßen – so auch beim Arbeitgebermarketing TOPAS<br />
– TOP Arbeitgeber Südniedersachsen: Mehr Flexibilität und Veränderungen im Arbeitsalltag bringen mehr<br />
Gestaltungsmöglichkeiten und erfordern einen offeneren Umgang mit den Mitarbeitern.<br />
TEXT MARGARETA VOGEL FOTO STOCK.ADOBE.COM<br />
LESEZEIT: 5 MINUTEN<br />
24<br />
Unternehmen befinden sich<br />
derzeit im Auditierungsprozess<br />
zum Top Arbeitgeber<br />
Südniedersachsen, viele davon<br />
seit mehreren Jahren. Zwei zentrale<br />
Aspekte treiben die Teilnehmer um: Mitarbeiter<br />
im Unternehmen halten und neue<br />
gewinnen. Die Pandemie hat dafür einen<br />
neuen Schub an Möglichkeit und Herausforde<br />
rungen geschaffen, die im künftigen<br />
Arbeitgebermarketing deutliche Spuren hinterlassen<br />
werden.<br />
„Viele Unternehmen haben – beflügelt<br />
durch den Lockdown – bereits einen riesigen<br />
Digitalisierungsschub durchlaufen“, sagt Susanne<br />
Spellerberg, Projektleiterin bei der<br />
Südniedersachsenstiftung für das TOPAS-<br />
Programm. „Dieser Herausforderung sind<br />
sie oftmals mit hoher Flexibilität und Kreativität<br />
be gegnet.“ Klar im Vorteil waren dabei<br />
die Unternehmen, die bereits eine auf das<br />
mobile Arbeiten ausgerichtete IT hatten<br />
oder entsprechende Kapazitäten zügig aufbauen<br />
konnten. „Die konnten deutlich<br />
schneller wieder neue Mitarbeiter gewinnen<br />
und leichter in das Unternehmen und ihren<br />
Arbeitsplatz einführen.“<br />
Abgesehen von der Infrastruktur mussten<br />
aber auch neue Wege gefunden werden, die<br />
Zielgruppen zu erreichen. Beispiel: Schüler<br />
und potenzielle Auszubildende. 2020 fielen<br />
die etablierten Berufsmessen weitgehend<br />
aus, dann folgte die Verlagerung ins Digitale.<br />
Die Schulen an sich waren auch nicht mehr<br />
zugänglich, die Unternehmen mussten sich<br />
etwas einfallen lassen. Manche Firmen aus<br />
dem TOPAS-Netzwerk haben beispielsweise<br />
extra für Schüler virtuelle Angebote geschaffen,<br />
mit denen ein Rundgang durch<br />
sowie Einblicke in das Unternehmen möglich<br />
wurden.<br />
DOCH AUCH ONLINEMESSEN haben das<br />
Geschäft nicht einfacher gemacht. „Schon<br />
auf Präsenzmessen ist es ziemlich schwer,<br />
die Gruppe der 14- bis 16-Jährigen zu erreichen“,<br />
sagt Spellerberg. Sie kämen oft nur<br />
an den Stand, wenn Unternehmen besondere<br />
Attraktionen bieten. Sie jedoch in Gespräche<br />
zu verwickeln und individuell zu<br />
erreichen, sei ungleich schwerer. „Auf einer<br />
digitalen Messe können Arbeitgeber die<br />
Teilnehmer gar nicht aktiv ansprechen, vielmehr<br />
müssen sie ihre Angebote ganz an-<br />
ÜBER TOPAS<br />
Das TOPAS-Netzwerk umfasst aktuell 40<br />
Unternehmen und Institutionen. Alle zwei<br />
Jahre stellen sie sich dem Audit, in dem die<br />
Südniedersachsenstiftung und die Göttinger<br />
Geschäftsstelle der IHK Hannover überprüfen,<br />
welche Fortschritte sie in den Bereichen<br />
Personalführung, Chancengleichheit und<br />
Diversität, Gesundheit, Wissen und Kompetenz<br />
gemacht und ob sie die festgelegten<br />
Ziele erreicht haben. TOPAS hilft den Unternehmen<br />
ganz konkret, diese Möglichkeiten<br />
zu nutzen und die Herausforderungen zu<br />
bestehen. Neben einem regen Austausch und<br />
zahlreichen Best-Practice-Beispielen innerhalb<br />
des Netzwerks vermittelt TOPAS in seinen<br />
Workshops und Seminaren das Wissen und<br />
die Werkzeuge, die dafür nötig sind.<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 135
»Eine wesentliche Erkenntnis<br />
der Pandemie ist daher,<br />
dass sie den Unternehmen<br />
den Handlungsbedarf in der<br />
Mitarbeiterbindung und der<br />
internen Kommunikation<br />
noch schonungsloser<br />
aufgezeigt hat. «<br />
SUSANNE SPELLERBERG<br />
Kontakt<br />
Susanne Spellerberg<br />
Projektleitung TOPAS<br />
Tel. 0551 270713-32<br />
susanne.spellerberg@suedniedersachsenstiftung.de<br />
www.topas-sns.de<br />
136 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
ders darstellen, um die Aufmerksamkeit der<br />
Schüler zu gewinnen.“ Das erfordert manchmal<br />
mehr Vorbereitung als eine Präsenzmesse.<br />
„DIE UNTERNEHMEN sind dann erfolgreich,<br />
wenn sie es schaffen, Nähe zu den Schülern<br />
herzustellen. Das gelingt zum Beispiel, indem<br />
sie die eigenen Azubis einsetzen, die<br />
dadurch wiederum selbst viel stärker für ihren<br />
Job begeistert werden“, erklärt die Projektleiterin.<br />
Das heißt aber auch, dass die<br />
Azubis dafür die Zeit und Ressourcen brauchen,<br />
manchmal auch die nötigen Spielräume,<br />
um coole Formate zu entwickeln, die<br />
Schüler ansprechen. Unternehmen, die in<br />
diesem Bereich vorausdenken und die Zielgruppe<br />
genau im Visier haben, haben nach<br />
wie vor bei den Bewerbungen einen guten<br />
Zuspruch, zeigt die Erfahrung bei TOPAS.<br />
Auch in der Gewinnung erfahrener Mitarbeiter<br />
machen sich die digitalen Veränderungen<br />
bemerkbar. Einstellungsgespräche<br />
via Videokonferenz haben sich als sehr praktisch<br />
erwiesen, können aber ein persönliches<br />
nur bedingt ersetzen. Doch wie gelingt die<br />
Integration neuer Mitarbeiter in das Unternehmen,<br />
ihre Aufgaben und die Zusammenführung<br />
mit den Kollegen? „Neue Mitarbeiter<br />
onzuboarden, wenn niemand persönlich<br />
vor Ort ist, ist eine Herausforderung“, sagt<br />
Spellerberg. „Da haben sich die TOPAS-<br />
Firmen sehr viel einfallen lassen.“ Dazu<br />
zählten etwa besondere Onlineveranstaltungen,<br />
die unter anderem dem sozialen Miteinander<br />
dienten. Auch kleine Videos, die<br />
bestimmte Abläufe im Unternehmen erklärten,<br />
waren Ansätze.<br />
Für die etablierten Mitarbeiter hat die interne<br />
Zusammenarbeit im Homeoffice weitgehend<br />
funktioniert. Doch auch mit dem<br />
Homeoffice sind die Erfahrungen gemischt.<br />
„Es hat sich gezeigt: Es gibt die Mitarbeiter,<br />
die den persönlichen Austausch brauchen,<br />
und diejenigen, für die Homeoffice das<br />
Nonplusultra ist“, so Spellerberg. Ein Spagat,<br />
für den die Unternehmen jetzt schnell<br />
Lösungen entwickeln müssen. In der modernen<br />
Arbeitswelt nach der Pandemie werden<br />
sich diejenigen Unternehmen im Wettbewerb<br />
um Mitarbeiter am besten behaupten, die<br />
den Bedürfnissen rund um das mobile Arbeiten<br />
Rechnung tragen.<br />
Gleichzeitig gibt es jedoch auch die Tätigkeiten,<br />
wie etwa in sozialen und medizinischen<br />
sowie produzierenden Bereichen,<br />
die sich nicht durch das Homeoffice flexibilisieren<br />
lassen. Wenn aber die Arbeitsbedingungen<br />
nur für eine Gruppe besser<br />
werden, stellt sich wiederum das Problem<br />
des Sozialneids. „Eine wesentliche Erkenntnis<br />
der Pandemie ist daher, dass sie den Unternehmen<br />
den Handlungsbedarf in der<br />
Mitarbeiter bindung und der internen Kommunikation<br />
noch schonungsloser aufgezeigt<br />
hat“, schildert die Projektleiterin ihre<br />
Eindrücke.
WELCHE SCHLÜSSE HABEN Unternehmen<br />
also aus dem pandemiebedingten Digitalisierungsschub<br />
gezogen? Eine wichtige Feststellung:<br />
Digital ist nicht zwangsläufig besser.<br />
Und: Es kommt auf die Bedürfnisse des<br />
Einzelnen an, die ernst genommen werden<br />
wollen. „Das bedeutet für die Führungskräfte<br />
vor allem: zuhören“, sagt Susanne<br />
Spellerberg. Konkret auf das Homeoffice<br />
bezogen, werden künftig vermutlich Hybridmodelle<br />
dominieren, die Homeoffice und<br />
Präsenz verbinden. Das bringt aber auch<br />
Veränderungen für Führungskräfte mit sich,<br />
die vor der Frage stehen, wie sich Führung<br />
vom Computer aus am besten gestalten<br />
lässt. „Es kann nicht immer alles möglich<br />
gemacht werden, doch wenn Vorgesetzte<br />
ihre Mitarbeiter einbeziehen und Entscheidungen<br />
transparent machen, kann das die<br />
Mitarbeiterbindung durchaus stärken.“<br />
Best-Practice-Beispiele gibt es dafür einige.<br />
Zum Beispiel, den Mitarbeitern mehr Verantwortung<br />
zu geben oder ihre Fähigkeiten<br />
besser zu berücksichtigen oder über Lehrgänge<br />
zu stärken. In einer Arztpraxis waren<br />
es Einblicke in die unternehmerische Entwicklung<br />
sowie ein Rückzugsraum für die<br />
Angestellten für Pausen vom hektischen<br />
Praxisalltag.<br />
MITARBEITERGESPRÄCHE und -befragungen<br />
sowie eine Praxis der offenen Tür sind<br />
wichtige Voraussetzungen, aber es müssen<br />
sich auch reale Veränderungen einstellen,<br />
denn nur das zeigt den Mitarbeitern letztlich,<br />
dass man ihre Bedürfnisse ernst nimmt.<br />
Das große Interesse seitens der Personalverantwortlichen<br />
jedenfalls scheint da zu<br />
sein. „Für unser Seminar ‚Menschen gewinnen<br />
für Veränderungen‘ hatten wir so<br />
viele Anmeldungen, dass wir einen zweiten<br />
Termin eingerichtet haben“, erklärt Spellerberg,<br />
die sich sicher ist, dass dieser Trend<br />
auch nach der Pandemie anhalten wird.<br />
„Die Welt ist so schnelllebig, dass schnellere<br />
Anpassungsleistungen notwendig werden.<br />
Gleichzeitig tun sich Menschen mit Veränderungen<br />
schwer. Dabei die Mitarbeiter<br />
ernst zu nehmen und mitzunehmen, ist eine<br />
große Herausforderung.“ Dieser Einsatz<br />
lohnt sich letztlich: Change Management,<br />
eine gute Kommunikation und Krisenmanagement<br />
sind dabei die zentralen Erfolgs<strong>faktor</strong>en<br />
für Unternehmen. ƒ<br />
TOPAS-zertifizierte Unternehmen<br />
Autohaus Siebrecht GmbH, Uslar<br />
Beschäftigungsförderung Göttingen, Göttingen<br />
BKK Technoform, Göttingen<br />
Copernicus GmbH, Göttingen<br />
Daume GmbH, Duderstadt<br />
Ehrhardt Reifen + Autoservice GmbH & Co. KG,<br />
Wulften am Harz<br />
Möbelschreinerei Engelhardt, Ebergötzen<br />
Fagus-GreCon Greten GmbH & Co. KG, Alfeld<br />
Finanzämter Südniedersachsen, Northeim<br />
Göttinger Werkstätten gGmbH, Göttingen<br />
Hausarztpraxis Bilshausen, Bilshausen<br />
HKS Sicherheitsservice GmbH, Hardegsen<br />
Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, Göttingen<br />
Kreis-Sparkasse Northeim, Northeim<br />
KWS SAAT SE & Co. KGaA, Einbeck<br />
Landkreis Northeim, Northeim<br />
Mineba Intec Bovenden GmbH, Bovenden<br />
mod IT Services GmbH, Einbeck<br />
NextPharma, Göttingen<br />
Obermann Logistik GmbH, Osterode am Harz<br />
Piller Group GmbH, Osterode am Harz<br />
PMH Personalmanagement Harz GmbH, Osterode am Harz<br />
QUATTEK & PARTNER Steuerberatungsgesellschaft mbB,<br />
Göttingen<br />
Refratechnik Cement GmbH, Göttingen<br />
Renneberg + Partner, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater,<br />
Rechtsanwälte, Gleichen/Klein Lengden<br />
RUHSTRAT Haus- und Versorgungstechnik GmbH, Göttingen<br />
Sanitätshaus o.r.t. GmbH, Göttingen<br />
Sartorius AG, Göttingen<br />
Senioren- und Pflegeheime Lamm GmbH, Walkenried/Zorge<br />
sero handwerker-services GmbH, Northeim<br />
Smurfit Kappa Herzberg Solid Board GmbH, Herzberg am Harz<br />
Sparkasse Duderstadt, Duderstadt<br />
Sparkasse Göttingen, Göttingen<br />
Stadt Göttingen, Göttingen<br />
Stiemerling Senioren-Residenzen e.V., Northeim<br />
SYCOR GmbH, Göttingen<br />
Tannenhof Fachpflegeheime GmbH, Bad Sachsa<br />
THIMM Group GmbH + Co. KG, Northeim<br />
UMG Gastronomie GmbH, Göttingen<br />
VersicherungsKontor Osterode e.Kfm., Osterode am Harz<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 137
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Die Kreis-Sparkasse Northeim<br />
ist eine Sparkasse. Und keine Bank.<br />
Hier geht es um Menschen und das, was sie bewegt und voranbringt.<br />
Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
versorgen jeden Tag jeden unserer<br />
Kunden mit modernen Finanzdienstleistungen,<br />
sind überall gut sichtbar, vernetzt<br />
und integriert – gesellschaftlich und geschäftlich.<br />
Immer auf Augenhöhe mit unseren Kunden<br />
– mit mehr Verstand und mehr Herz.<br />
MITEINANDER IM TEAM für die Region, die<br />
Menschen und unsere Kunden zu arbeiten, ist<br />
daher für uns nicht nur einfach ein Job – es ist<br />
Tag für Tag eine sinnstiftende, herausfordernde<br />
Aufgabe – unsere Profession.<br />
HIERFÜR BRAUCHEN WIR:<br />
• Können, keine Arroganz.<br />
• Talent, keine Starallüren.<br />
• Teamspirit, keinen Egoismus.<br />
KSN-Vorstandsvorsitzende Ute Assmann und Vorstandsmitglied Bernd Sommer<br />
„Wir wünschen uns ein Unternehmen, in dem Zusammenhalt,<br />
Gemeinschaft und Stabilität großgeschrieben werden, denn nur so<br />
lassen sich die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft<br />
zum Wohl der Region meistern. Weil es um mehr als Geld geht.“<br />
UTE ASSMANN<br />
DIESE ARBEITSEINSTELLUNG prägt die<br />
Kreis-Sparkasse Northeim und unser Handeln<br />
an jedem einzelnen Tag. Hier arbeiten<br />
Menschen, die gemeinsam mehr erreichen<br />
wollen – nicht nur für sich, sondern auch für<br />
alle anderen. Hier arbeiten Menschen, denen<br />
es um mehr geht als nur um Geld.<br />
Um gute Arbeit leisten zu können, müssen<br />
unsere Mitarbeiter*innen ihren Fähigkeiten<br />
und Kenntnissen vertrauen und in einem angenehmen<br />
Arbeitsklima arbeiten.<br />
138 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22
PROFIL<br />
www.KSN-Northeim.de<br />
Hier<br />
bist Du<br />
richtig.<br />
Erlebe Vielfalt, gemeinsame<br />
Erfolge, sichere Perspektiven<br />
und Karrierechancen hautnah.<br />
Bewirb Dich jetzt und sichere<br />
Dir einen Ausbildungsplatz!<br />
KSN-Hauptstelle Am Münster in Northeim<br />
Hierfür ist das Bildungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe<br />
ein wesentlicher Erfolgsfak<br />
tor. Die gruppenweite Bildungsarchitektur<br />
vermittelt allen Beschäftigten vom Berufseinstieg<br />
bis hin zur Führungsposition oder anspruchsvollen<br />
Spezialistenaufgabe sowohl das<br />
erforderliche Fachwissen als auch die notwendigen<br />
Fähigkeiten und Kompetenzen.<br />
DIE BALANCE zwischen Beruf, Familie und<br />
Privatleben ist für unsere Mitarbeiter*innen<br />
und für unsere Sparkasse ein Gewinn. Daher<br />
schaffen wir Spielräume für die Ausgestaltung<br />
individueller Arbeits- und Lebenskonzepte<br />
sowie für ein größeres Maß an Flexibilität für<br />
unsere Mitarbeiter*innen.<br />
Verschiedene Möglichkeiten zur flexiblen Gestaltung<br />
des Arbeitslebens erleichtern die<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie: zum Beispiel<br />
flexible Arbeitszeiten und unterschiedliche<br />
Teilzeitvarianten.<br />
DAS BEFINDEN UND WOHLERGEHEN<br />
unserer Mitarbeiter*innen ist uns ein echtes<br />
Anliegen. Daher unterstützen und fördern wir<br />
dieses unter anderem auch im Rahmen unseres<br />
mehrjährigen Gesundheitsprojekts mit<br />
der AOK Niedersachsen und mit den vielfältigen<br />
Angeboten unserer Betriebssportgemeinschaft.<br />
Die immer weiter voranschreitende Digitalisierung<br />
der Arbeitsprozesse macht das mobile<br />
Arbeiten in der Kreis-Sparkasse Northeim in<br />
zunehmendem Umfang möglich. Die wachsende<br />
Anzahl an digitalen Technologien eröffnet<br />
das Arbeiten an den unterschiedlichsten<br />
Orten und zu flexiblen Arbeitszeiten. Egal ob<br />
zu Hause, unterwegs oder direkt beim Kunden:<br />
Mit Laptop, Tablet oder Smartphone lassen<br />
sich viele Arbeitsinhalte auch außerhalb<br />
des Büros erledigen. Mobiles Arbeiten ist für<br />
uns ein Beitrag für eine ausgewogene Work<br />
Life-Balance unserer Mitarbeiter*innen.<br />
„Wir wünschen uns ein Unternehmen, in dem<br />
Zusammenhalt, Gemeinschaft und Stabilität<br />
großgeschrieben werden, denn nur so lassen<br />
sich die Herausforderungen der Gegenwart<br />
und der Zukunft zum Wohl der Region meistern.<br />
Weil es um mehr als Geld geht“, sagt die<br />
Vorsitzende des Vorstandes der KSN, Ute Assmann.<br />
KONTAKT<br />
Kreis-Sparkasse Northeim<br />
Am Münster 29<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 709 0<br />
KSN@KSN-Northeim.de<br />
www.KSN-Northeim.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 139
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Digital verbunden<br />
Geschäftsführer Martin Rasmussen<br />
setzt bei seinem Team auf<br />
den Zusammenhalt –<br />
auch im Homeoffice.<br />
FOTO: ALCIRO THEODORO DA SILVA<br />
Dank Homeoffice zu neuen Mitarbeitern<br />
Die Göttinger Copernicus GmbH ist ein wissenschaftlicher Open Access Verlag. Von der Pandemie<br />
hat das Unternehmen vor allem in der Mitarbeitergewinnung profitiert.<br />
Wachsen nicht nur trotz, sondern<br />
wegen Corona – so geschehen<br />
beim Göttinger Open Access Verlag<br />
Copernicus. Der Wissenschaftsverlag, der sich<br />
auf Geowissenschaften spezialisiert hat, verzeichnete<br />
unter anderem 20 Prozent mehr<br />
Artikeleinreichungen. „Das ist ein Quantensprung<br />
für uns gewesen, der aber nicht so<br />
weitergehen wird“, sagt Martin Rasmussen,<br />
Geschäftsführer von Copernicus, denn so<br />
langsam stellt sich im Wissenschaftsbetrieb<br />
wieder die alte Normalität ein.<br />
FÜR COPERNICUS haben sich dennoch<br />
nachhaltige Veränderungen ergeben. „Wir<br />
suchen oft englische Muttersprachler. Die<br />
nach Göttingen zu bekommen, klappt zwar,<br />
aber sie hier zu halten, ist schwierig“, so Rasmussen.<br />
Allerdings hat sich auch hier über<br />
die Jahre der Fachkräftemangel bemerkbar gemacht.<br />
„Als wir jedoch gesehen haben, dass<br />
die Arbeit auch im Homeoffice wunderbar<br />
zu erledigen ist, sind wir damit gleich offensiv<br />
in die Stellenausschreibungen gegangen.“<br />
Bewerber können nach Göttingen kommen,<br />
140 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
müssen aber nicht. „Dadurch sind die Bewerberzahlen<br />
plötzlich explodiert.“ Um etwa das<br />
Sechsfache sei die Zahl der Bewerbungen bei<br />
der letzten Ausschreibung gestiegen.<br />
„HOMEOFFICE IST EIN GAMECHANGER,<br />
vor allem für Familien“, betont Rasmussen,<br />
da es eine neue Form der Flexibilität ermöglicht.<br />
„Aus einer Befragung haben sich für uns<br />
zwei Modelle ergeben, die wir künftig anbieten:<br />
entweder permanentes Homeoffice oder<br />
Dienstag bis Donnerstag in Präsenz und die<br />
andere Zeit im Homeoffice.“ Zwei Drittel der<br />
aktuell über 60 Mitarbeiter haben sich für das<br />
permanente Homeoffice entschieden.<br />
Räumlich stehen die Zeichen daher auf<br />
Verkleinerung, doch organisatorisch steht<br />
Martin Rasmussen vor einer großen Herausforderung.<br />
„Wir müssen viel stärker auf das<br />
Miteinander achten, damit niemand hinten<br />
runterfällt und zum Beispiel die eher stillen<br />
Personen nicht unsichtbar werden – das spontane<br />
Plaudern in der Küche geht nicht mehr.“<br />
Erste Formate für das Soziale wurden bereits<br />
etabliert: So treffen sich in einzelnen Abteilungen<br />
die Mitarbeiter täglich für jeweils mindestens<br />
eine halbe Stunde zu informellen virtuellen<br />
Meetings. Ab 2022 sollen dann aber auch<br />
wieder Präsenzformate entstehen, indem<br />
mehrmals im Jahr alle Mitarbeiter – quasi aus<br />
aller Herren Länder – nach Göttingen kommen.<br />
„Damit man sich auch einmal persönlich<br />
sieht“, sagt Rasmussen. „Das brauchen<br />
wir für das Zusammengehörigkeitsgefühl.“<br />
KONTAKT<br />
Copernicus GmbH<br />
Bahnhofsallee 1e<br />
37081 Göttingen<br />
Tel. 0551 9003390<br />
info@copernicus.org<br />
www.copernicus.org<br />
TEXT: SVEN GRÜNEWALD
PROFIL<br />
Das Gebäude von Minebea Intec im Leinetal 2 in Bovenden<br />
Wägetechnik aus Bovenden<br />
Impfstoffproduzenten weltweit vertrauen auf Minebea Intec<br />
Minebea Intec, ein führender Hersteller<br />
von Wäge- und Inspektionstechnologien,<br />
beliefert Kunden aus aller<br />
Welt mit hoch präzisen Lösungen zur Verwiegung<br />
und Fremdkörperdetektion in einer Vielzahl<br />
von Industrien, wie zum Beispiel der Lebensmittel-<br />
oder Chemiebranche. Auch in der<br />
pharmazeutischen und biochemischen Industrie<br />
finden die Industriewaagen und Wägezellen<br />
des Herstellers ihren Einsatz. So nutzt unter<br />
anderem Biontech-Pfizer die hoch präzise<br />
Wägetechnik von Minebea Intec. Impfstoffe<br />
werden in komplexen Prozessen in Bioreaktoren<br />
hergestellt, in denen die Bestand teile<br />
in einer genau festgelegten Menge zu einem<br />
bestimmten Zeitpunkt zusammengeführt<br />
werden. Solche Bioreaktoren werden mit<br />
Wägelösungen von Minebea Intec verwogen.<br />
Trotz des hohen Gewichts des Reaktors, das<br />
oft mehrere 100 Kilogramm beträgt, ist hier<br />
Präzision im Grammbereich gefragt. Die Ergebnisse<br />
der hierbei verwendeten Wägezellen<br />
sind höchst genau und haben eine Fehlerklasse<br />
von nur 0,04 % – obwohl der Bioreaktor<br />
ständig in Bewegung ist und damit präzise<br />
Messungen erschwert.<br />
Andere, dynamische Wägelösungen stellen<br />
in weiteren Produktionsschritten die korrekte<br />
Füllmenge der Impfdosen sicher.<br />
Das Gleiche gilt für mögliche Fremdkörper,<br />
die die Produkte verunreinigen und für den<br />
Konsumenten zu einer Gefahr werden könnten.<br />
Hier können Metalldetektoren und Röntgengeräte<br />
des deutschen Unternehmens die<br />
Qualität und Reinheit von Produkten sicherstellen.<br />
MINEBEA INTEC ist eine Tochterfirma von<br />
MinebeaMitsumi, einem global agierenden<br />
Konzern. Arbeitnehmer erwartet bei Minebea<br />
Intec eine spannende Mischung: Trotz der<br />
internationalen Ausrichtung ist das Arbeitsklima<br />
vor Ort familiär, flache Hierarchien ermöglichen<br />
schnelle Entscheidungswege.<br />
In Deutschland gibt es drei produzierende<br />
Standorte. In Bovenden mit ca. 140 Mitarbeitenden<br />
ist die Business Unit Industriewaagen<br />
angesiedelt: mit über 20 Personen in<br />
der Produktion, 30 Personen in Forschung &<br />
Entwicklung, über 50 Personen in Vertrieb,<br />
Service und Marketing sowie 40 Kollegen mit<br />
Verwaltungsaufgaben. Der Hauptsitz in Hamburg<br />
beherbergt die Wägezellenproduk tion, in<br />
Aachen hingegen werden dynamische Kontrollwaagen,<br />
Röntgeninspektionsgeräte und<br />
Metalldetektoren hergestellt. International gibt<br />
es 20 Standorte und ein ergänzendes Netzwerk<br />
von über 200 Vertriebspartnern.<br />
TROTZ DER DERZEITIGEN globalen Lieferschwierigkeiten<br />
wagt der Leiter der Abteilung<br />
Strategy & Business Development, Willy<br />
Sebastian Metzger, einen optimistischen<br />
Ausblick: „Durch die Einbindung in einen<br />
internationalen Technologiekonzern erhalten<br />
wir viele Impulse für neue Technologien und<br />
können darüber hinaus auf ein globales Netzwerk<br />
von hoch qualifizierten Kolleginnen und<br />
Kollegen zurückgreifen. Man wird also von<br />
uns auch in den nächsten Jahren spannende<br />
Produkte und Lösungen erwarten können!“<br />
Minebea Intec bildet aus:<br />
Elektroniker für Geräte und Systeme (m/w/d)<br />
Industriekaufleute (m/w/d)<br />
Technische Produktdesigner (m/w/d)<br />
Mehr zu Minebea Intec als Ausbildungsbetrieb<br />
und Arbeitgeber unter:<br />
www.minebea-intec.com/de/ueber-uns/karriere<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 141
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Weltweit aufgestellt Piller-Geschäftsführer Detlev Seidel setzt nicht nur am Standort Osterode (r.) auf zukunftsfähige Veränderung.<br />
Wir lassen unsere Kunden nicht im Dunkeln stehen<br />
Die Piller Group ist Global Player für unterbrechungsfreie Stromversorgungssysteme<br />
mit regionaler Verwurzelung.<br />
Seit über einem Jahrhundert gilt der<br />
Name Piller als Synonym für hohe Qualität<br />
und modernste Technologie. 1909 als<br />
Fabrik für Elektromotoren, Schmiedegebläse<br />
und Luftturbinen in Hamburg gegründet, hat<br />
sich das Produktportfolio über die Jahrzehnte<br />
erweitert und gewandelt. Geblieben sind der<br />
hohe Qualitätsanspruch und das Bestreben,<br />
stets passgenaue, wirtschaftliche und innovative<br />
Lösungen für die Kunden anzubieten.<br />
MIT ANNÄHERND 1.000 MITARBEITERN<br />
weltweit, davon mehr als 600 allein in Deutschland,<br />
ist die Piller Group heute Global Player<br />
und ein Marktführer im Bereich der unter <br />
brechungs freien Stromversorgung (USV). Die<br />
globalen Märkte werden über eigene Vertriebsund<br />
Service-Niederlassungen in Europa, den<br />
USA, Australien und Asien sowie über ein<br />
weltweites Netz von Partnern bedient.<br />
Vor dem Hintergrund der steigenden Digitalisierung,<br />
die zunehmend alle Bereiche<br />
der Gesellschaft erfasst, gewinnt eine zuverlässige<br />
Energieversorgung immer mehr an<br />
Bedeutung. Die USV-Systeme von Piller sind<br />
142 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
unentbehrlicher Bestandteil vieler systemrelevanter<br />
und kritischer Infrastrukturen wie<br />
Rechenzentren, Chipfabriken, Krankenhäuser,<br />
Versorgungsunternehmen oder Flughäfen<br />
und sichern eine unterbrechungsfreie Stromversorgung<br />
auch an extrem rauen Einsatzorten,<br />
wie zum Beispiel beim ALMA-Teleskop<br />
in mehr als 5.000 Metern Höhe in den chilenischen<br />
Anden oder in Alert, der nördlichsten<br />
Ansiedlung der Erde, 800 Kilometer vom<br />
Nordpol entfernt.<br />
„DER EINSATZ DER USV-SYSTEME hat sich<br />
im Laufe der Zeit verändert,“ erklärt Dr. Detlev<br />
Seidel, Geschäftsführer Operations der Piller<br />
Group GmbH. „Wurden diese Systeme früher<br />
hauptsächlich als Stromnetzstabilisator genutzt,<br />
haben sich ihre Einsatzmöglichkeiten<br />
auch als Energiespeicher weiterentwickelt, die<br />
die zunehmende Volatilität der regenerativen<br />
Energiequellen ausgleichen. Dabei fungieren<br />
sie als Puffer, die in Zeiten hoher Stromproduktion<br />
Energie speichern und diese bei<br />
Bedarf wieder abgeben – ein im Kontext der<br />
Energiewende recht spannendes Thema.“<br />
Als hundertprozentige Tochter des britischen<br />
Ingenieur- und Industriekonzerns Langley Holdings<br />
Plc bildet Piller zusammen mit der italienischen<br />
Konzerntochter Marelli Motori und<br />
dem traditionsreichen norwegischen Motorenbauer<br />
Bergen Engines den neuen Unternehmensbereich<br />
,Power Solutions‘, der Projekte im<br />
sich schnell entwickelnden Sektor der hybriden<br />
und erneuerbaren Mikronetze verfolgt – für eine<br />
autarke und konstante Stromversorgung unabhängig<br />
von einem Hauptversorgungsnetz.<br />
KONTAKT<br />
Piller Group GmbH<br />
Abgunst 24<br />
37520 Osterode<br />
Tel. 05522 311-0<br />
www.piller.com
PROFIL<br />
Ausbildungsjahrgang <strong>2021</strong><br />
der Sparkasse Göttingen<br />
TOP-Qualität mit IHK-Zertifizierung<br />
Die Sparkasse Göttingen hat sich für ihre Ausbildungsarbeit von der IHK mit dem Label EINS+ auszeichnen lassen.<br />
Wichtige Erkenntnis: Das umfangreiche Programm in allen Phasen der Ausbildung hat sehr viele Stärken.<br />
17 NEUE AUSZUBILDENDE hat die Sparkasse<br />
<strong>2021</strong> eingestellt – derzeit sind es insgesamt<br />
47 Azubis, die durch ein umfangreiches Ausbildungsprogramm<br />
jenseits von Berufsschule<br />
und Alltagspraxis in den Filialen begleitet werden.<br />
„Wir haben damit bisher sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht und sind überzeugt, dass wir<br />
eine hervorragende Ausbildung durchführen.<br />
Aber wir wollten unsere Prozesse überprüfen<br />
und uns verbessern“, sagt Susanne Bergau,<br />
Leiterin der Direktion Personal der Sparkasse<br />
Göttingen.<br />
Deswegen hat sich die Sparkasse Göttingen<br />
entschieden, ihre Ausbildung von der<br />
IHK Hannover durch drei externe Auditoren<br />
überprüfen und zertifizieren zu lassen. EINS+<br />
heißt das Programm, das Betrieben helfen soll,<br />
ihre Ausbildungsqualität zu verbessern. Die<br />
teilnehmenden Unternehmen geben zunächst<br />
aus führlich Auskunft über ihre Ausbildungsaktivitäten,<br />
dann wird das Unternehmen von<br />
Auditoren besucht, die sich vor Ort und im<br />
vertraulichen Gespräch mit den Auszubildenden<br />
und den Ausbildenden ein eigenes Bild<br />
machen. „Wir durften Auditoren der Firmen<br />
Mahr, Ottobock und Sartorius begrüßen, die<br />
mit einer ganz anderen Brille von außen auf<br />
unsere Abläufe geschaut haben“, sagt die Ausbildungsleiterin<br />
Carina Engelhardt.<br />
„EINE WICHTIGE ERKENNTNIS für uns war,<br />
dass wir schon eine sehr gute Ausbildung<br />
machen“, erzählt Engelhardt weiter. Insbesondere<br />
der Preboarding-Prozess der Ausbildung<br />
wurde von den Auditoren gelobt. Die Integration<br />
der neuen Auszubildenden in den Betrieb<br />
beginnt bereits unmittelbar nach Vertragsunterschrift,<br />
also durchaus zehn Monate vor dem<br />
eigentlichen Ausbildungsbeginn. „Wir halten<br />
zu den Auszubildenden regelmäßig Kontakt<br />
und laden sie zu gemeinsamen Aktivitäten ein –<br />
das kann ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt<br />
sein oder ein Grillen mit allen anderen Auszubildenden.“<br />
Auch ganz grundlegende Themen<br />
– etwa, welche Kleidung in der Sparkasse getragen<br />
werden kann – werden schon im Vorhinein<br />
angeboten, um den Start zu erleichtern. „Das<br />
hat auch dazu geführt, dass die Abspringerquote<br />
nach Vertragsunterzeichnung sehr gering<br />
ist.“<br />
Der Umfang der ausbildungsbegleitenden<br />
Aktivitäten ist bei der Sparkasse über die Jahre<br />
gewachsen. Während es bei den neuen Azubis<br />
um einen leichteren Start in das Unternehmen<br />
geht, geht es während der Ausbildung<br />
vor allem um Vertriebstraining, Projektarbeit<br />
und das Übernehmen von Verantwortung,<br />
etwa in der Azubi-Filiale S-Spot und durch die<br />
Organisation von Veranstaltungen.<br />
„DIE AUDITOREN haben viel positives Feedback<br />
gegeben, aber sie haben uns auch weitere<br />
Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt“,<br />
sagt Bergau. „Das Zertifikat gilt für drei Jahre,<br />
danach werden wir uns der Reauditierung<br />
stellen und zeigen, dass wir diese Themenfelder<br />
umgesetzt haben.“<br />
KONTAKT<br />
Sparkasse Göttingen<br />
Groner Landstraße 2<br />
37073 Göttingen<br />
Spk-Ausbildung@spk-goettingen.de<br />
www.spk-goettingen.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 143
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Wir geben IT ein Gesicht. Geschäftsführer Stephan Reiss (l.) und Thomas Ahlers sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sycor-Gruppe<br />
Sycor ist ausgezeichnet<br />
Göttinger Digitalisierungsexperte Sycor zählt mit Brief und Siegel zu den Top-Arbeitgebern<br />
und besten IT-Dienstleistern des Landes<br />
Mit zwei neuen Auszeichnungen unterstreicht<br />
der IT-Dienstleister Sycor<br />
seine Kompetenz als Digitalisierungsexperte<br />
und seine Qualitäten als Arbeitgeber.<br />
„Wir sind stolz, dass wir im Ranking der<br />
‚Besten IT-Dienstleister 2022‘ so weit vorne<br />
stehen“, so Stephan Reiss, Sycor-Geschäftsführer.<br />
Auch aus dem Personalbereich gibt es<br />
Neuigkeiten: „Wir dürfen uns erneut über die<br />
Auszeichnung als ‚Focus Top Arbeitergeber<br />
Mittelstand‘ freuen“, berichtet Petra Gerweck,<br />
Chief Human Resources Officer.<br />
Doch was macht Sycor zu einem Top-Arbeitgeber?<br />
„Kostenloser Kaffee und 30 Urlaubstage<br />
im Jahr sind Standard – damit gewinnt<br />
man heute keine Fachkräfte mehr“, sagt die<br />
HR-Leiterin mit Gewissheit. Die Rahmenbedingungen<br />
müssen stimmen. Mit attraktiven<br />
Vorteilen wie JobRad oder flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />
punktet Sycor schon seit Jahren.<br />
„Doch das allein reicht nicht aus“, sagt Petra<br />
Gerweck überzeugt. „Den Unterschied macht<br />
das Miteinander. Wir arbeiten alle auf Augenhöhe<br />
und haben Spaß bei unseren Aufgaben.“<br />
144 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
ZENTRALES ELEMENT für die Mitarbeiterzufriedenheit<br />
sind qualifizierte Führungskräfte.<br />
Ob Workshops, regelmäßige Feedback-Gespräche<br />
oder individuelle Weiterbildung – die Führungskräfteentwicklung<br />
fördert Sycor vielfältig.<br />
„Aktuell absolviert bei uns jede Führungskraft<br />
die IHK-zertifizierte Weiterbildung zur Fachkraft<br />
für agile Führung“, erklärt Petra Gerweck.<br />
Trotz aller Agilität verliert Sycor eines nicht<br />
aus dem Auge: zuzuhören. „Die Mitarbeitermeinung<br />
ist uns wichtig. Wir führen regelmäßig<br />
Umfragen durch. Bei der letzten Befragung<br />
kam heraus, dass der Großteil unseres<br />
Teams auch weiterhin flexibel arbeiten möchte.<br />
Die meisten schätzen den Mix aus Homeoffice<br />
und Büro“, so die HR-Leiterin. Flexible Arbeitsmodelle<br />
erleichtern die Vereinbarkeit von Arbeits-<br />
und Privatleben, erhöhen die Zufriedenheit<br />
und reduzieren gleichzeitig Reisekosten.<br />
Priorität bei der Wahl von Arbeitszeit und -ort<br />
hat selbstverständlich der Bedarf der Kunden.<br />
„WIR FÖRDERN DAS MOBILE ARBEITEN<br />
genauso wie die direkte, persönliche Zusammenarbeit<br />
an unseren weltweiten Standorten“,<br />
sagt Sycor-Geschäftsführer Thomas Ahlers.<br />
„Die virtuelle Zusammenarbeit klappt super,<br />
ersetzt den persönlichen Austausch aber natürlich<br />
nicht“, fasst er zusammen. Sycor hat<br />
in den vergangenen Monaten ein hybrides<br />
Arbeitsmodell etabliert: Zu gemeinsam festgelegten<br />
Meetings trifft man sich im Büro zur<br />
teamübergreifenden Zusammenarbeit in Präsenz.<br />
Um Teams zu bilden und Ideen auszutauschen,<br />
bleiben auch die Firmenstandorte<br />
erhalten. Gleichzeitig fördert Sycor auch das<br />
mobile Arbeiten.<br />
Regelmäßige Firmenfeiern sorgen außerdem<br />
für einen persönlichen Austausch. Die<br />
letzte Party fand im September statt, und bei<br />
der nächsten wird auf die neuen Auszeichnungen<br />
angestoßen. Trotz aller Gütesiegel ist man<br />
sich einig, dass zufriedene Mitarbeiter*innen<br />
und Kund*innen die wichtigsten Trophäen des<br />
Unternehmens bleiben.<br />
KONTAKT<br />
SYCOR GmbH<br />
Heinrich-von-Stephan-Str. 1-5<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 490-0<br />
bewerbungen@sycor.de<br />
www.sycor.de/karriere
PROFIL<br />
Michael Weber<br />
FOTOS: ©THIMM<br />
Mit Fokus auf den Menschen<br />
Miteinander, mitentwickeln, mitwirken – bei THIMM stehen den Mitarbeitenden<br />
viele Möglichkeiten offen.<br />
Seit über 70 Jahren ist das Familienunternehmen<br />
THIMM – bereits in dritter<br />
Generation – fest mit der Region Südniedersachsen<br />
verbunden. In Northeim liegt die<br />
Zentrale des international agierenden Unternehmens,<br />
das an 21 Standorten mit über 3.300<br />
Mitarbeitenden Verpackungslösungen und<br />
Verkaufsaufsteller (Displays) produziert. „Vielen<br />
ist die Verpackungsbranche vielleicht nicht<br />
sofort ein Begriff, doch jeder hat Berührungspunkte<br />
mit unseren nachhaltigen Produkten<br />
aus Wellpappe – zum Beispiel beim Einkaufen<br />
im Supermarkt“, erklärt Michael Weber, Leiter<br />
Corporate Strategie + Marketing. „Die Branche<br />
bietet vielseitige Berufsfelder, um sich zu verwirklichen<br />
und Eigenverantwortung zu übernehmen.<br />
Wir setzen auf Mitarbeitende, die die<br />
Zukunft des Unternehmens aktiv mitgestalten.“<br />
DIE BASIS DAFÜR bilden zahlreiche Angebote<br />
zur persönlichen Weiterentwicklung sowie<br />
ein Miteinander auf Augenhöhe. Dass das bei<br />
THIMM gelebt wird, zeigen unter anderem<br />
die interne Duz- und Feedback-Kultur. Dies<br />
gilt auch für die jungen Talente in und nach<br />
der Ausbildung: Die Übernahmechancen mit<br />
erfolgreichem Abschluss sind gut, schließlich<br />
setzt man bei THIMM auf Nachwuchskräfte<br />
aus den eigenen Reihen.<br />
„IN UNSEREM UNTERNEHMEN gibt es<br />
keinen Stillstand – ob bei Investitionen zum<br />
Ausbau unserer Standorte oder bei der Weiterentwicklung<br />
interner Prozesse. Unsere Mitarbeitenden<br />
schätzen, dass sie sich einbringen<br />
und eigenverantwortlich arbeiten können,“<br />
berichtet Michael Weber. „Bei THIMM liegt<br />
der Fokus auf den Menschen.“ Deutlich wird<br />
dies durch Angebote wie zum Beispiel mobiles<br />
Arbeiten oder dadurch, dass die Arbeitszeiten<br />
familienfreundlich und flexibel gestaltet<br />
sind. Aber auch durch eine faire Vergütung,<br />
die Übernahme von Sozialleistungen und<br />
ein umfangreiches Gesundheitsmanagement.<br />
Hierzu zählen unter anderem das Angebot<br />
von Bike Leasing oder die Teilnahme an Gesundheitskursen.<br />
Neuen Mitarbeitenden wird<br />
der Einstieg durch eine intensive Onboardingphase<br />
erleichtert und so der Grundstein für<br />
zukünftigen Erfolg gelegt.<br />
DIESE ERFOLGREICHE AUSRICHTUNG auf<br />
die Mitarbeitenden spiegelt auch die Zertifizierung<br />
als Top-Arbeitgeber der Region wider.<br />
Aktuell steht die Rezertifizierung an: „Das<br />
TOPAS-Zertifikat bietet Interessierten eine<br />
gute Orientierung und zeigt, dass Südniedersachsen<br />
eine attraktive Arbeitsregion mit<br />
Netzwerk ist“, sagt Weber. Man zeigt sich optimistisch:<br />
Denn auch mit dem Axia Best Managed<br />
Companies Award, einem Gütesiegel<br />
für hervorragend geführte mittelständische<br />
Unternehmen, wurde THIMM <strong>2021</strong> zum zweiten<br />
Mal in Folge ausgezeichnet.<br />
KONTAKT<br />
THIMM Group GmbH + Co. KG<br />
Breslauer Str. 12<br />
37154 Northeim<br />
Tel. 05551 703 0<br />
www.thimm.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 145
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Peter Schierschke | Geschäftsführung<br />
Eventcateringe [genuss]ERLEBNISSE<br />
Carecatering [genuss]WERK<br />
Businesscatering<br />
Gemeinsam aus aus der der Krise, mit Blick in in die die Zukunft<br />
hat das Wie Team hat das der Team UMG der UMG Gastronomie GmbH die gemeinsam Coronakrise mit allen gemeinsam mit allen<br />
Mitarbeiter*innen gemeistert? die Coronakrise gemeistert?<br />
u Beginn 2020 hatten wir als zukunftsorientiertes<br />
nternehmen ca. 300 Beschäftigte. Im März<br />
020 überraschte uns - wie alle anderen Unternehmen<br />
uch - die Pandemie, sodass wir große Teil der Belegchaft<br />
in die Kurzarbeit schicken mussten. Hiervon<br />
aren alle Bereiche des Unternehmens betroffen. Trotz<br />
er sehr schwierigen Lage sahen wir uns dennoch in<br />
er Pflicht, unsere Beschäftigten zu unterstützen und<br />
aben das Kurzarbeitergeld aufgestockt. Somit konnten<br />
ie finanziellen Auswirkungen für unsere Beschäftigten<br />
esentlich abgeschwächt werden.<br />
Zu Beginn 2020 hatten wir als zukunftsorientiertes<br />
Unternehmen ca. 300 Beschäftigte.<br />
Im März 2020 überraschte<br />
uns – wie alle anderen Unternehmen auch –<br />
die Pandemie, sodass wir große Teile der Belegschaft<br />
in die Kurzarbeit schicken mussten.<br />
Hiervon waren alle Bereiche des Unternehmens<br />
betroffen. Trotz der sehr schwierigen<br />
Lage sahen wir uns dennoch in der Pflicht,<br />
unsere Beschäftigten zu unterstützen und haben<br />
das Kurzarbeitergeld aufgestockt. Somit<br />
konnten die finanziellen Auswirkungen für unsere<br />
Beschäftigten wesentlich abgeschwächt<br />
werden.<br />
u den weniger Zu den weniger schönen Entscheidungen gehörte<br />
aber auch, dass wir einige Beschäftigte,<br />
gehörte aber<br />
uch, dass wir einige Beschäftigte, deren Verträge<br />
deren Verträge befristet waren, nicht weiterbeschäftigen<br />
waren, nicht konnten. weiter Mittlerweile beschäftigen haben wir konnten.<br />
efristet<br />
ittlerweile jedoch haben einige wieder wir einstellen jedoch können. einige Un<br />
wieder einstelen<br />
können. 146 Unsere TOP-ARBEITGEBER Auftragslage <strong>2021</strong>/22 hat sich mittlerweile<br />
erbessert, so dass wir momentan nach Kolleg*innen<br />
sere Auftragslage hat sich mittlerweile verbessert,<br />
sodass wir momentan nach Kolleg *innen<br />
suchen, die uns zukünftig im<br />
beigetragen.<br />
Team UMG Gastronomie<br />
unterstützen.<br />
Mit Rückblick auf die krisenreichen Monate<br />
können wir voller Stolz sagen, dass der wesentliche<br />
Grund, weswegen wir bisher relativ<br />
glimpflich durch die Krise manövrieren konnten,<br />
zum größten Teil den Bemühungen und<br />
dem Einsatz unserer Mitarbeiter*innen zu<br />
verdanken ist.<br />
Durch ihren Einsatz und die Bereitschaft, in anderen<br />
Teams eingesetzt zu werden, haben sie<br />
einen großen Beitrag zur momentanen Lage<br />
der UMG Gastronomie beigetragen.<br />
Hierfür ein herzliches DANKE an das gesamte<br />
Team der UMG Gastronomie. zu können. Ohne Sie<br />
wäre das nicht machbar gewesen!<br />
Teams eingesetzt zu werden, haben Sie einen großen<br />
Beitrag zur momentanen Lage der UMG Gastronomie<br />
Dennoch liegen noch große Herausforderungen<br />
vor uns, die wir gemeinsam mit unseren<br />
Mitarbeiter*innen bewältigen wollen.<br />
Für die Zukunft wünschen wir uns, als Unternehmen<br />
wieder zu wachsen, um allen unseren<br />
Mitarbeiter*innen eine zukunftsorientierte<br />
und sichere Zukunft bieten zu können.<br />
Hierfür ein herzliches DANKE an das gesamte Team<br />
der UMG Gastronomie. Ohne Sie wäre das nicht<br />
machbar gewesen!<br />
Dennoch liegen noch große Herausforderungen vor u<br />
die wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiter*innen be<br />
wältigen wollen.<br />
KONTAKT<br />
UMG Gastronomie GmbH<br />
Für die Zukunft wünschen<br />
Personalabteilung<br />
wir<br />
/<br />
uns, als Unternehmen<br />
Bewerbungsmanagement<br />
wieder zu wachsen, Maike um Thöleallen unseren Mitarbeiter*innen<br />
eine zukunftsorientierte 0551 39-65219 und sichere Zukunft biet<br />
bewerbungen@umg-gastronomie.de<br />
www.umg-gastronomie.de/karriere
PROFIL<br />
Ein starkes Team<br />
Geschäftsführer Dr. Lutz Aschke und<br />
Softwareentwicklerin Sophia Rex<br />
Fachlich gefordert – familiär gefördert<br />
Fachkräfte sind für Mahr eine wertvolle Ressource. Besonders gesucht sind kompetente Softwareentwickler.<br />
Mahr-Geschäftsführer Dr. Lutz Aschke und Softwareentwicklerin Sophia Rex berichten, wie spannende fachliche<br />
Aufgaben und der Mehrwert eines Familienunternehmens zusammenkommen.<br />
Frau Rex, Sie arbeiten seit rund sechs Jahren<br />
bei Mahr. Was ist Ihre Aufgabe?<br />
Sophia Rex: Ich bin für die Software verantwortlich,<br />
mit der unsere Kunden die Messsysteme<br />
bedienen. Das umfasst die Programmierung<br />
der Funktionen und die Bedienoberfläche.<br />
Was ist besonders spannend an Ihrer Arbeit?<br />
Rex: Wir verfolgen den Ansatz ,eine Software<br />
für alle Maschinen‘. Ich muss also unsere Produktpalette<br />
ganzheitlich betrachten. Die neue<br />
Funktion soll ja später auf einem Oberflächenmessplatz<br />
genauso gut laufen, wie auf einem<br />
Formtester. Die Verbindung von Software<br />
und Maschine macht die Programmierung<br />
außerdem noch etwas anspruchsvoller. Bei<br />
der Bedienoberfläche ist spannend, dass man<br />
die Bedürfnisse aller User im Blick behalten<br />
muss – vom Werker, der mit einem Klick sein<br />
Werkstück prüfen möchte, bis zum Ingenieur,<br />
der komplexe Prüfprogramme selbst zusammenstellt.<br />
Herr Aschke, Sie verantworten die Bereiche<br />
Finanzen, Personal und IT. Was macht Mahr<br />
zu einem attraktiven Arbeitgeber für junge<br />
Akademiker?<br />
Dr. Lutz Aschke: Die Ausbildungslandschaft<br />
in der Region ist ein Traum, und viele jüngere<br />
Akademiker wollen nach ihrem Abschluss hierbleiben.<br />
Informatiker haben uns aber nicht<br />
unbedingt auf dem Schirm. Dabei gibt es neben<br />
abwechslungsreichen fachlichen Aufgaben<br />
viele Faktoren, die für uns sprechen: Zum<br />
Beispiel eine reguläre Wochenarbeitszeit von<br />
35 Stunden, flexible Arbeitszeiten, verschiedene<br />
Teilzeitmodelle, unsere Betriebs-KiTa oder<br />
die zentrale Lage.<br />
Frau Rex, zurück zu Ihnen: Wie sind Sie zu<br />
Mahr gekommen und was schätzen Sie heute<br />
am meisten?<br />
Rex: Damals war die Nähe ausschlaggebend.<br />
Ich wollte nicht mehr pendeln und habe mich<br />
vor Ort umgesehen: Da kam Mahr zur richtigen<br />
Zeit mit der richtigen Stelle.<br />
Inzwischen habe ich eine Familie und mein<br />
Sohn geht in die Krippe von Mahr. Die ist direkt<br />
im Nachbarhaus meines Büros. Schon<br />
während der Eltern-Teilzeit war ich davon beeindruckt,<br />
wie selbstverständlich auf meine<br />
Bedürfnisse eingegangen wurde: Das betraf<br />
beispielsweise eine maximale Flexibilität während<br />
der KiTa-Eingewöhnung und die problemlose<br />
Verlängerung der Teilzeit.<br />
Herr Aschke, deckt sich das mit Ihren Erfahrungen?<br />
Aschke: Ja, in der Tat. Wir versuchen, so gut<br />
es geht, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen<br />
– das zeichnet Mahr schon lange aus.<br />
Zudem hat die Pandemie einen Schub gebracht,<br />
Dinge, die traditionell als unmöglich<br />
galten, stärker in den Blick zu nehmen und<br />
zu flexibilisieren. Beispielsweise die Frage,<br />
von wo eigentlich gearbeitet wird. Fest steht<br />
schon jetzt: Mobiles Arbeiten wird auch nach<br />
der Pandemie möglich sein – und zwar bis zu<br />
50 Prozent der Arbeitszeit. Das bringt Flexibilität<br />
für uns alle.<br />
Herr Aschke, Frau Rex, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Aktuelle Stellenausschreibungen aus dem<br />
Bereich Forschung & Entwicklung finden Sie<br />
unter: www.mahr.com/karriere<br />
KONTAKT<br />
Mahr GmbH<br />
Carl-Mahr-Straße 1<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 70730<br />
info@mahr.de<br />
www.mahr.com<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 147
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Zukunft mit Licht<br />
Der Lasermarkt wächst beständig und eröffnet vielfältige Möglichkeiten, heute schon die Welt<br />
von morgen mitzugestalten.<br />
Fokussiert im Job Auf die präzise Justage des<br />
Laserstrahls kommt es an.<br />
148 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
Coherent LaserSystems, ein Hidden<br />
Champion aus Göttingen, entwickelt<br />
und produziert in der Universitätsstadt<br />
seit 50 Jahren UV-Laser und Optiksysteme,<br />
ohne die es viele Produkte des täglichen<br />
Lebens nicht gäbe. Hidden Champion (auf<br />
Deutsch: heimlicher Gewinner) ist die Bezeichnung<br />
für mittelständische Unternehmen,<br />
die in ihrer Branche Weltmarktführer<br />
sind, deren Produkte jedoch für Konsumenten<br />
nicht unmittelbar sichtbar sind. Wer weiß<br />
schließlich schon, dass die LASIK-Sehschärfekorrektur,<br />
die einem das Sporttreiben ohne<br />
Brille ermöglicht, mit einem Excimer-Laser<br />
aus Göttingen vorgenommen wird? Oder<br />
dass es ohne die Göttinger Lasersysteme keine<br />
randlosen und superscharfen Smartphone<br />
Displays gäbe?<br />
DIE LASERTECHNOLOGIE von Coherent<br />
Göttingen bleibt auch in der Zukunft gefragt.<br />
Die ersten faltbaren Smartphones erobern<br />
gerade den Markt, und auch die neueste Generation<br />
der stromsparenden, besonders kontrastreichen<br />
MikroLED-Displays für Virtual<br />
Reality und E-Mobility steht vor der Markteinführung.<br />
Die Excimer-Laser aus Göttingen<br />
übernehmen hier wie da die entscheidenden<br />
Prozessschritte. Gleiches gilt für die Massenproduktion<br />
neuartiger Supraleiter-Bänder, die<br />
den Strom verlustfrei leiten und die klimaneutrale<br />
und ressourcenschonende Energieerzeugung<br />
innerhalb der nächsten Dekade ermöglichen<br />
werden.<br />
Die Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG<br />
in Göttingen gehört zum Coherent-Konzern<br />
mit Hauptsitz in Santa Clara, im Herzen des<br />
Silicon Valley in Kalifornien.<br />
COHERENT WURDE 1966 in den USA gegründet<br />
und ist der führende Anbieter von<br />
photonischen Technologien für die Mikroelektronik,<br />
Medizin und Halbleiterindustrie sowie<br />
für Life Sciences und Forschung. Als eine der<br />
weltweit größten Photonik-Firmen mit dem<br />
breitesten Laserportfolio zählt der Konzern<br />
über 5.000 Mitarbeiter, von denen die Hälfte<br />
in zwölf Fertigungsstätten innerhalb Europas<br />
beschäftigt ist. Allein sieben davon sind in<br />
Deutschland.<br />
MIT VIER WERKEN im Industriegebiet Grone<br />
und einer gesamten Produktionsfläche<br />
von mittlerweile über 20.000 Quadratmeter<br />
befindet sich in Göttingen einer der größten<br />
Hightech-Standorte von Coherent. Die weltweit
PROFIL<br />
Geballte Laser-Power Die vier Tonnen schweren 1200-Watt-Lasermodule VYPER werden vor Auslieferung an namhafte Display-Hersteller in Fernost auf<br />
zahlreiche Leistungsdaten geprüft.<br />
FOTO: HENRIK POHSNER<br />
einzigartigen Excimer-Laser zur präzisen<br />
Bearbeitung hauchdünner Hochleistungs<br />
Materialschichten werden in modernen Reinräumen<br />
von qualifi zierten Fachkräften montiert<br />
und einjustiert. Ebenso wie die bis zu fünfzehn<br />
Meter langen UV-Optiksysteme, die mehrere<br />
hundert unter schiedliche optische Komponenten<br />
enthalten und in der Displayherstellung<br />
zum Einsatz kommen. Darüber hinaus verfügt<br />
der Coherent-Standort Göttingen sowohl über<br />
ein eigenes Applikationslabor als auch über<br />
ein Trainingszentrum, welche Dienstleistungen<br />
in Form von Materialtests sowie Produktschulungen<br />
für externe Kunden und die eigenen<br />
Servicemitarbeiter im Konzern anbieten.<br />
INSGESAMT ARBEITEN BEI COHERENT in<br />
Göttingen heute etwa 500 engagierte Mitarbeiter.<br />
Diese sind entweder in technischen<br />
Berufen – unter anderem in den Bereichen<br />
Laser- und Optikentwicklung, Elektronik, Konstruktion<br />
und Software sowie im Marketing,<br />
in der Produktion, Service und Logistik – oder<br />
auch in unterschiedlichen kaufmännischen<br />
Berufsfeldern spezialisiert.<br />
Sie alle sind die eigentlichen Hidden Champions<br />
und fester Bestandteil der Erfolgsgeschichte<br />
des seit 50 Jahren in der Region<br />
fest verwurzelten Unternehmens, welches 1971<br />
unter dem Namen Lambda Physik von zwei<br />
Doktoranden am Göttinger Max-Planck-Institut<br />
für Biophysikalische Chemie gegründet<br />
wurde. Regionale Verbundenheit, Wir-Gefühl<br />
und Begeisterung für die internationale Bedeutung<br />
der eigenen Laserprodukte. So könnte<br />
man die Unternehmenskultur am Göttinger<br />
Standort beschreiben.<br />
Eine familiäre Atmosphäre ist stets zu spüren,<br />
wenn man eines der Werke des Laserspezialisten<br />
im Industriegebiet Grone betritt,<br />
in denen sich bis hin zum Geschäftsführer<br />
alle Mitarbeiter duzen.<br />
DER LASERMARKT wächst kontinuierlich mit<br />
etwa acht bis zehn Prozent im Jahr, und Coherent<br />
Göttingen liegt mit seinen konkurrenzlos<br />
kurzwelligen UV-Lasersystemen für die<br />
technolo gi schen Herausforderungen unserer<br />
Informations gesell schaft genau auf der richtigen<br />
Wellenlänge. Denn es gilt: Je kürzer die<br />
Laser wellenlänge, desto präziser das Werkzeug<br />
Licht. Ob haarkleine Strukturen für rasend<br />
schnelle 5G-Kommunikation, ob hauchdünne<br />
Hightech-Schichten für boomen de CleanTech<br />
Anwendungen, die Excimer-Lasersysteme aus<br />
Göttingen liefern das Licht der Zukunft.<br />
„Der Excimer-Laser überzeugt<br />
dort, wo andere Technologien<br />
an ihre Grenzen stoßen.“<br />
RALPH DELMDAHL<br />
KONTAKT<br />
Coherent LaserSystems GmbH & Co. KG<br />
Eva Hots, HR Business Partner<br />
Hans-Böckler-Str. 12<br />
37079 Göttingen<br />
Tel. 0551 6938 381<br />
eva.hots@coherent.com<br />
www.coherent.com<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 149
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Hand in Hand<br />
Mit ETT zusammen in die Zukunft starten<br />
Zahlen und Fakten zu ETT<br />
Umsatz 2020: ca. 33 Millionen Euro<br />
Anzahl Mitarbeiter: ca. 220<br />
Anzahl Standorte in Europa: 4<br />
Anzahl Vertretungen: 15<br />
Seit 2014 erzeugter Solarstrom: 730 MWh<br />
Seit 2014 eingesparte CO 2 -Emission: 488 t<br />
150 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
Sondermaschinen für Sonderaufgaben<br />
ETT Verpackungstechnik baut, wie der Name<br />
schon vermuten lässt, Verpackungsmaschinen.<br />
Gemeint sind damit Maschinen in der Endverpackung,<br />
also dann, wenn die fertig hergestellten<br />
Produkte in einen Karton gepackt<br />
werden. Müsste man das gesamte Tätigkeitsfeld<br />
von ETT auf wenige Worte reduzieren, so<br />
wäre es auch genau das: Produkte in Kartons<br />
packen, diese verschließen und transport fertig<br />
machen. Doch ganz so einfach ist es letztlich<br />
nicht, denn die unzähligen Formen dieser<br />
Produkte aus unterschiedlichen Branchen<br />
wie der Wasch- & Reinigungsmittel-, Körperpflege-,<br />
Chemie-, Pharma- oder der Lebensmittel<br />
& Getränke-Branche verlangen immer<br />
wieder eine ganz besondere Aufmerksamkeit<br />
in der Konstruktion und Fertigung. Um dennoch<br />
allen Kundenanforderungen gerecht zu<br />
werden, setzt ETT auf modulbasierte Individualisierung.<br />
Das bedeutet, dass wir unsere Standardmaschinen,<br />
wie zum Beispiel einen Kartonaufrichter<br />
oder einen Packer mit Robotern,<br />
stets auf die verschiedenen Produkte und Bedürfnisse<br />
der Kunden anpassen können. Somit<br />
erhält der Kunde für seine Endverpackungsaufgaben<br />
eine Komplettlösung aus einer Hand.<br />
Möglich machen dieses erfolgreiche System<br />
aber erst unsere Mitarbeiter in den verschiedenen<br />
Abteilungen, welche Hand in<br />
Hand zusammenarbeiten, damit am Ende alles<br />
passt. Der Vertrieb spricht direkt mit den<br />
Kunden und klärt deren Anforderungen bis ins<br />
Detail ab. Anhand dieser Anforderungen wird<br />
die Maschine dann von der Konstruktion erst<br />
einmal entwickelt und gezeichnet. Durch die<br />
Zeichnung wird deutlich, welche Teile und Materialen<br />
überhaupt benötigt werden und vom<br />
Einkauf bestellt werden müssen. Sobald diese
PROFIL<br />
FOTOS: ETT<br />
WIR SUCHEN:<br />
Programmierer für den Bereich<br />
Roboteranwendungen<br />
CAD-Administrator<br />
Elektroniker<br />
Kantinenkraft<br />
Konstrukteur<br />
Praktikant – Montage<br />
Servicetechniker<br />
Technischer Produktdesigner/Zeichner<br />
Studentische Hilfskraft – Konstruktion<br />
in unserem Lager eingetroffen sind, werden<br />
darüber hinaus einzelne Teile in unserer hauseigenen<br />
Vorfertigung hergestellt. Die Montageteams<br />
setzen die Einzelteile zu Baugruppen<br />
zusammen, Programmierer stellen die Roboter<br />
richtig ein und die Inbetriebnahme stellt<br />
schließlich sicher, dass die aufgebaute Maschine<br />
einwandfrei funktioniert.<br />
Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />
Doch ganz nach dem Motto ,Stillstand ist<br />
Rückschritt‘ müssen die bewährten Systeme<br />
selbstverständlich laufend weiterentwickelt<br />
werden. Nachhaltigkeit und Digitalisierung<br />
sind hier zwei Stichworte. Neben den traditionellen<br />
Funktionen der Verpackung, wie<br />
Schutz der Produkte, Hygiene sowie einfache<br />
Stapel- und Transportierbarkeit, werden an<br />
Verpackungslösungen vermehrt auch ökologische<br />
Anforderungen gestellt. ETT trägt aktiv<br />
dazu bei, dass Plastikverpackungen durch<br />
Kartonver packungen ersetzt werden.<br />
Um sich auf neue Trends und Lösungsanforderungen<br />
einstellen zu können, heißt das<br />
für ETT als Entwickler und Hersteller von Verpackungsmaschinen,<br />
ständig in regel mäßigem<br />
Austausch mit Kunden, Lieferanten und Partnern<br />
zu bleiben. Hinsichtlich der Digitalisierung<br />
hat die Corona-Pandemie in den vergangenen<br />
Monaten eine deutliche Veränderung<br />
hervorgerufen. So erfolgte bei ETT eine weitreichende<br />
Umstellung auf das ,Mobile Office‘<br />
mit entsprechenden Arbeitszeitmodellen. Obwohl<br />
man damit in der Vergangenheit erst wenig<br />
Erfahrung sammeln konnte, funktioniert<br />
das Modell einwandfrei und wird im Hinblick<br />
auf die Optimierung der Work-Life-Balance<br />
unserer Mitarbeiter auch in Zukunft so beibehalten.<br />
Doch mit der Pandemie hat die Digitalisierung<br />
auch in der Produktionshalle Einzug<br />
gehalten. So werden heute vermehrt die<br />
sogenannten FATs (Factory Acceptance Test,<br />
engl. für Werksabnahme) aufgezeichnet und<br />
an den Kunden geschickt oder sogar direkt<br />
per Live stream durchgeführt. Besonders für<br />
Kunden aus dem Ausland, für die die Einreise<br />
während der Pandemie erschwert war, bedeutete<br />
dies eine enorme Erleichterung.<br />
Die Automatisierung im Blut<br />
Am Ende des Tages sind es also die insgesamt<br />
über 200 Mitarbeiter, die für einen reibungslosen<br />
Ablauf von der Planung bis zur<br />
Inbetriebnahme sorgen. Als langjähriger guter<br />
Arbeitgeber in der Region ist es ETT ein großes<br />
Anliegen, seinen Mitarbeitern das richtige<br />
Maß an Gestaltungsfreiheit, Herausforderung<br />
und Work-Life-Balance anzubieten. Interessante<br />
Aufgaben, flexible Arbeitszeitmodelle<br />
und die geeignete Aus- und Weiterbildung<br />
(zum Beispiel Meister- und Ausbilderscheine,<br />
Bachelor- und Masterstudien, Social Skills)<br />
gehören dazu. Auch das betriebliche Miteinander<br />
liegt ETT am Herzen, und somit treffen<br />
sich Mitarbeiter nicht nur am Arbeitsplatz,<br />
sondern auch auf Mitarbeiterfeiern und -ausflügen.<br />
Aktuell ist ETT auf der Suche nach Verstärkung.<br />
Sie haben mehrere Möglichkeiten, ETT<br />
kennenzulernen, sei es per Bewerbung auf<br />
eine unserer offenen Stellen, über ein Praktikum<br />
oder einfach per Initiativbewerbung und<br />
Probearbeiten – wir freuen uns jederzeit darauf,<br />
mit gleichgesinnten Menschen, die wie<br />
wir die Automatisierung im Blut haben und<br />
mit ETT zusammen in die Zukunft starten<br />
möchten, in Kontakt zu kommen!<br />
KONTAKT<br />
ETT Verpackungstechnik GmbH<br />
Schafanger 34, 37186 Moringen<br />
Tel. 05555 99 33-0<br />
Fax 05555 99 33-30<br />
info@ett.de<br />
www.ett.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 151
Job-ID 5677<br />
GOLDBECK realisiert zukunftweisende Immobilien in Europa. Wir verstehen Gebäude als Produkte und bieten alle Leistungen aus einer Hand:<br />
vom Design über den Bau bis zu Services im Betrieb. Aktuell beschäftigt unser Familienunternehmen rund 8.500 Mitarbeitende an 88<br />
Standorten bei einer Gesamtleistung von 4,1 Mrd. Euro. Unser Anspruch „building excellence“ steht dabei für Spitzenleistungen beim Planen,<br />
Bauen und Betreiben sowie die Weiterentwicklung unserer Talente – Zukunftsfähigkeit inklusive.<br />
Durch unser professionelles Projektmanagement des Bauprozesses erhalten unsere Kunden schlüsselfertige und energieeffiziente<br />
Hochbaulösungen aus einer Hand.<br />
Bauleiter (m/w/d)<br />
Architekten / Bauingenieure / Wirtschaftsingenieure<br />
(Bau) / Bautechniker (m/w/d)<br />
AUFGABEN<br />
PROFIL<br />
Kassel<br />
Baustellenleitung aller Gewerke von Industrie-/ Gewerbe- sowie Wohnund<br />
Geschossbauprojekten<br />
Ganzheitliche Verantwortung in Bezug auf Qualität, Quantität, Terminen<br />
und Kosten<br />
Abstimmung mit Kunden, Geschäftspartnern und Nachunternehmern<br />
Führen der Nachunternehmer<br />
Ausschreibung und Vergabe von Nachunternehmerleistungen<br />
Abrechnung von Bauleistungen<br />
Betreuung im Gewährleistungszeitraum<br />
Erfolgreich abgeschlossenes Studium des Bauingenieurwesens,<br />
Wirtschaftsingenieurwesens (Bau) oder der Architektur, alternativ<br />
abgeschlossene Ausbildung zum Techniker (m/w/d)<br />
Sowohl Berufseinsteiger als auch erfahrene Bauleiter (m/w/d) sind<br />
herzlich Willkommen<br />
Sicherer Umgang mit MS Office, Kenntnisse in Ausschreibungs- und<br />
Terminprogrammen wünschenswert<br />
Organisationstalent gepaart mit Durchsetzungsstärke<br />
Kommunikationsstärke und Teamfähigkeit<br />
Hohes Engagement, Eigeninitiative sowie selbstständige und<br />
strukturierte Arbeitsweise<br />
BENEFITS<br />
Interessiert?<br />
Dann bewerben Sie sich online unter Angabe der Job-ID auf<br />
www.goldbeck.de/karriere<br />
Oder rufen Sie uns an: Herr Marc Koch | +49 561 / 58902-0<br />
GOLDBECK Nord GmbH<br />
Niederlassung Kassel<br />
Heinrich-Hertz-Straße 3a, 34123 Kassel<br />
Tel. +49 (0) 561 / 58902-0
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Aus bester Familie<br />
Familienunternehmen mit langfristiger Perspektive<br />
GOLDBECK baut<br />
GOLDBECK baut mit industriell für das Projekt<br />
vorgefertigten Bauelementen aus eigener<br />
Produktion, bestehend aus Stahl, Beton und<br />
Aluminium.<br />
Der Weg zu GOLDBECK<br />
Um die Entwicklung zu verstehen, muss man<br />
einige Zeit zurückgehen und in die Gründungszeit<br />
des Unternehmens blicken. Seine<br />
Wurzeln liegen im klassischen Stahlbau. Damit<br />
fängt 1969 alles an. Der unbeirrbare<br />
Glaube von Ortwin Goldbeck an industrielles<br />
Arbeiten im Bauwesen stellt die Weichen neu.<br />
Er richtet in den 1980er-Jahren das Unternehmen<br />
ganz neu aus. Seine Vision: Er will nicht<br />
mehr nur einzelne Stahlbauteile, sondern<br />
schlüsselfertige Gebäude erstellen – in kurzen<br />
Bauzeiten, hoher Qualität, zum besten Preis<br />
und vor allem besonders wirtschaftlich.<br />
Schwer kontrollierbare Einflüsse – zum Beispiel<br />
schlechtes Wetter – können den Bauvorhaben<br />
nichts mehr anhaben. Architektonische<br />
Freiheiten finden weiterhin ihren Platz.<br />
Der Erfolg gibt recht<br />
Das neue Modell kommt bei den Kunden gut<br />
an. Binnen kurzer Zeit erschließt GOLDBECK<br />
neue Märkte und holt seit 1984 Mitarbeiter<br />
als stille Gesellschafter ins Boot, um sie per<br />
Anteilsschein am Erfolg des Unternehmens<br />
zu beteiligen. Baunahe Dienstleistungen kommen<br />
zum Portfolio hinzu.<br />
Es bleibt in der Familie<br />
2007 endet mit dem Generationswechsel eine<br />
Ära: Gründer Ortwin Goldbeck übergibt den<br />
Staffelstab an seine drei Söhne. Er wechselt in<br />
den Unternehmensbeirat. Inzwischen ist das<br />
Produktspektrum weiter auf Seniorenimmobilien,<br />
Schulen und Kindertagesstätten angewachsen.<br />
Mit der Fertigstellung nicht zu Ende<br />
Verbunden war die Entwicklung mit einem<br />
Mehrangebot an Serviceleistungen. Inzwischen<br />
ist es für GOLDBECK mit der Fertigstellung<br />
eines Baus nicht getan. Der Kunde<br />
kann über den Bau hinaus umfangreiche<br />
Dienstleistungen für die Betreuung der Immobilie<br />
in Anspruch nehmen. Das GOLDBECK-<br />
Gebäude management versteht sich als technischer<br />
Dienstleister und hat sich auf die<br />
Bereiche Facility Management, technischer<br />
Service und Facility-Management-Beratung<br />
spezialisiert. Alles aus einer Hand ist hier<br />
das Credo. Zudem wird Property und Center<br />
Management angeboten.<br />
Persönlich für Sie vor Ort<br />
Mit der Niederlassungsstruktur gelingt es<br />
GOLDBECK, direkt vor Ort und nah an seinen<br />
Kunden zu sein. Das Gebiet Südniedersachsen<br />
wird von der Niederlassung Kassel<br />
betreut. Als direkter Ansprechpartner steht<br />
hier Bengt Wilken in den Startlöchern. Er ist<br />
persönlich in der Region verwurzelt und kennt<br />
das Gebiet von Kindesbeinen wie seine Westentasche.<br />
Die Niederlassung hat in über 20 Jahren<br />
und mit mittlerweile über 60 Mitarbeitern bereits<br />
zahlreiche und namhafte Projekte in der<br />
Region realisiert.<br />
KONTAKT<br />
Ihr Ansprechpartner vor Ort<br />
Bengt Wilken<br />
Tel. 0049 173 9133870<br />
bengt.wilken@goldbeck.de<br />
Goldbeck.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 153
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Teamspirit made in Göttingen<br />
Ein wertschätzendes Miteinander ist die Maxime beim Göttinger Softwareunternehmen<br />
SCHUMANN. Damit das gelingt, setzt man auf eigenverantwortliche Teams,<br />
flache Hierarchien und eine moderne kommunikationsfördernde Umgebung.<br />
Dr. Martina Städtler-Schumann<br />
154 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
Neuer SCHUMANN Campus<br />
Bei SCHUMANN ist klar, dass Büroräume<br />
auch wichtige Lebensräume sind, die einen<br />
starken Einfluss auf Inspiration, Kommunikation<br />
und Entwicklung der Mitarbeiter*innen<br />
haben. Innerhalb der vergangenen Monate hat<br />
man sich im Unternehmen intensiv mit der<br />
Zukunft des Büros in Zeiten von Homeoffice<br />
beschäftigt. „Uns war es wichtig, dass jede<br />
und jeder weiterhin einen eigenen Schreibtisch<br />
hat. Damit gehen wir bewusst einen<br />
anderen Weg als andere Unternehmen, die<br />
voll auf flexible Arbeitsplätze setzen. Aber uns<br />
ist wichtig, dass wir allen Mitarbeiter *innen,<br />
bei aller Flexibilität mit Remote-Work und<br />
Homeoffice, auch ein Gefühl von Kontinuität<br />
und Stabilität vermitteln. Insbesondere nach<br />
den kontaktarmen Corona-Monaten ist das<br />
Büro als Ort der persönlichen Kommunikation<br />
für uns besonders wichtig“, erklärt Geschäftsführerin<br />
Dr. Martina Städtler-Schumann.<br />
Anfang Oktober sind 100 der 180 Mitarbeiter<br />
in ein neues modernes Bürogebäude<br />
umgezogen. „Wir nennen das neue Gebäude<br />
,SCHUMANN Campus‘. Das zeugt von<br />
dem, was uns bei einer Arbeitsumgebung für<br />
die persönliche und berufliche Entwicklung<br />
der Mitarbeiter*innen besonders wichtig ist:<br />
Kommunikation, Innovation und Entwicklung“,<br />
sagt Städtler-Schumann ausführend.<br />
Passend dazu gibt es im neuen Gebäude<br />
jetzt Kommunikationsinseln zum kreativen<br />
Austausch, Denkboxen für das konzentrierte<br />
Arbeiten sowie Lounges, große Küchen und<br />
eine Dachterrasse für kleinere und größere<br />
Auszeiten. Und trotz des eigenen individuellen<br />
Arbeitsplatzes für jeden ist es möglich,<br />
sich flexibel in den Räumen zu bewegen: Sogenannte<br />
Floating-Desks sind mit Dockingstationen<br />
ausgestattet, an denen jeder seinen<br />
Laptop anschließen und loslegen kann. Das<br />
ermöglicht abteilungsübergreifend kollaboratives<br />
Arbeiten und fördert den Austausch.<br />
Ein Platz zum Wachsen<br />
Im SCHUMANN Campus selbst ist noch viel<br />
Platz zum Wachsen, erst rund die Hälfte der<br />
möglichen Plätze sind belegt. Wachstum und<br />
per sönliche Entwicklung sind generell Themen,<br />
die für SCHUMANN wichtig sind. „Wir versuchen,<br />
das optimale Umfeld für eine ambitionierte<br />
persönliche und berufliche Weiter entwicklung<br />
zu schaffen,“ erklärt Städtler Schumann.<br />
Neue Aufgaben und beruflicher Aufstieg<br />
werden daher bei dem Unternehmen durch<br />
um fangreiche Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen<br />
unterstützt. Zum Beispiel bietet<br />
SCHUMANN ein Nachwuchsführungskräfte<br />
Programm an. Dabei werden in allgemeinen<br />
Workshops Grundlagen und Theorie zu
PROFIL<br />
FOTO: HENRIK POHSNER<br />
Mitarbeiterführung vermittelt. Außerdem ist<br />
ein individuelles Coaching über einen längeren<br />
Zeitraum Teil des Programms. Vincent<br />
Stang, Teamleiter bei SCHUMANN, sagt: „Die<br />
Übernahme einer Führungsaufgabe in einem<br />
Team, in dem man vorher selbst Mitglied war,<br />
bringt besondere Herausforderungen mit sich.<br />
Mit dem Nachwuchsführungskräfte Programm<br />
konnte ich mir über meinen persönlichen<br />
Führungsstil klar werden und habe für mich<br />
erkannt, dass Führen vor allem heißt, das<br />
eigene Team zu unterstützen und auf jedes<br />
Mitglied individuell einzugehen.“<br />
Teamspirit bei Hackathon<br />
Wer in einem gut funktionierenden Team mit<br />
guter Stimmung arbeitet, der ist produktiver,<br />
hat mehr Spaß an der Arbeit und ist oftmals<br />
sogar ausgeglichener. Das weiß man auch bei<br />
SCHUMANN und versucht demzufolge alles,<br />
um starke Teams zu bilden und zu unterstützen.<br />
Gemeinsame Events und viel Eigenverantwortung<br />
stärken das Gemeinschaftsgefühl.<br />
So wurde zum Beispiel auf Initiative von Mitarbeitern<br />
im Oktober das erste Mal ein Hackathon<br />
veranstaltet. Mit dieser Wortschöpfung<br />
aus ,Hack‘ und ,Marathon‘ wird eine Veranstaltung<br />
beschrieben, bei der Teilnehmer aus<br />
verschiedenen Fachgebieten gemeinsam ein<br />
oder mehrere Projekte bearbeiten. Ziel eines<br />
Hackathons ist es, gemeinsam ein nützliches<br />
Softwareprodukt herzustellen beziehungsweise<br />
eine Lösung für ein bestehendes Problem<br />
zu finden. Über 40 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten<br />
Bereichen – von Verwaltung<br />
über Consulting hin zur Entwicklung – nahmen<br />
am #SCHUHACK teil und waren begeistert.<br />
„Die Mitarbeiter*innen haben das selbst<br />
organisiert und einen ganzen Tag Problemstellungen<br />
unserer Software bearbeitet, die<br />
sie interessieren und für die im normalen Alltag<br />
manchmal keine Zeit bleibt. Freiwillig und<br />
an einem Samstag! Mehr Begeisterung für die<br />
gemeinsame Arbeit und einen stärkeren Beweis<br />
für ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
kann es eigentlich nicht geben“, sagt<br />
Städtler-Schumann erfreut.<br />
Mitarbeiter gesucht<br />
Derzeit sucht das Unternehmen allein 20 neue<br />
Mitarbeiter*innen in Kundenberatung und<br />
Softwareentwicklung. Aufgrund einer verstärkten<br />
Internationalisierung des Unternehmens –<br />
gerade wurde ein Tochterunternehmen in UK<br />
gegründet – ist der Fachkräftebedarf weiter<br />
sehr hoch. „Wir suchen Menschen, die Lust<br />
haben, sich von unserem Teamspirit anstecken<br />
zu lassen“, so Städtler-Schumann, „und<br />
die Teil eines modernen, stark wachsenden<br />
Unternehmens werden wollen.“<br />
SCHUMANN Mitarbeiter*innen<br />
beim Hackathon<br />
KONTAKT<br />
Prof. Schumann GmbH<br />
Weender Landstraße 23<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 383150<br />
info@prof-schumann.de<br />
www.prof-schumann.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 155
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Mit Malte Christ ist seit 2015 die dritte Generation der Gesellschafterfamilie an Bord der Firma, die erfolgreich Gefriertrocknungsanlagen entwickelt und produziert.<br />
Hightech meets Harzland<br />
Martin Christ Gefriertrocknungsanlagen GmbH – hidden hero aus Osterode<br />
In Osterode, idyllisch eingebettet am Rande<br />
des Natio nalparks Harz, liegt der Firmensitz<br />
des Familienunternehmens Martin<br />
Christ Gefriertrocknungsanlagen GmbH. Der<br />
erste Blick lässt nicht vermuten, dass hier<br />
Hightech-Produkte produziert werden, die<br />
dann später auf der ganzen Welt zum Einsatz<br />
kommen.<br />
DIE FIRMA CHRIST gehört in die Kategorie<br />
,Hidden heroes‘ der Wirtschaft in Südniedersachsen.<br />
Christ entwickelt und produziert<br />
Gefriertrocknungsanlagen: kleine Laborgeräte<br />
sowie große Produktionsanlagen aus Edelstahl,<br />
die über mehrere Stockwerke reichen.<br />
Empfindliche Stoffe wie etwa Medikamente<br />
oder Impfstoffe können mit den Anlagen von<br />
Christ schonend haltbar gemacht werden. So<br />
kann zum Beispiel bei künftigen Generationen<br />
von COVID-19-Impfstoffen auf aufwendige<br />
Kühlketten verzichtet werden, wodurch wiederum<br />
die wertvollen Impfdosen besser transportiert<br />
und gelagert werden können.<br />
156 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
DIE PRODUKTE, die in Osterode entwickelt<br />
und gefertigt werden, gehören sowohl branchen-<br />
wie auch weltweit zu den gefragtesten.<br />
Als Innovationsführer setzt Christ immer wieder<br />
Maßstäbe für Mitbewerber. Der Vertrieb der<br />
innovativen Produkte erfolgt über eine enge<br />
Vernetzung mit weltweiten Vertriebspartnern.<br />
MIT DER SCHWESTERFIRMA Sigma Laborzentrifugen<br />
GmbH, die unter derselben Firmenadresse<br />
zu finden ist, besteht ein kontinuierlicher<br />
Know-how-Transfer und ein vereinheitlichtes<br />
Ressourcenmanagement. Insgesamt<br />
arbeiten 250 Mitarbeiter*innen für die Unternehmensgruppe.<br />
MITTLERWEILE ist mit Malte Christ die dritte<br />
Generation der Gesellschafterfamilie im Familienunternehmen<br />
an Bord. Wer das Unternehmen<br />
besser kennenlernt, merkt schnell, dass<br />
hier eine besondere Firmenkultur zu Hause ist.<br />
Ein besonderer Spirit, der Mitarbeiter*innen,<br />
Geschäftsführung und Eigentümerfamilie<br />
gleichermaßen verbindet.<br />
DIESE BESONDERE ATMOSPHÄRE ist auf<br />
dem Firmengelände überall spürbar. Der<br />
besonders nachhaltig geplante und ausgeführte<br />
Neubau ist jüngster Beweis dafür. Den<br />
Mitarbeitern*innen stehen moderne Büround<br />
Besprechungsräume zur Verfügung. Als<br />
absolutes Highlight gibt es ein Betriebsrestaurant<br />
mit Dachterrasse und Cafeteria. Flexible<br />
Arbeitszeitmodelle und eine betriebliche<br />
Alters vorsorge runden das Bild als attraktiver<br />
Arbeitgeber perfekt ab.<br />
IN DER LÄNDLICH GEPRÄGTEN REGION<br />
in Südniedersachsen bildet Christ in Hightech-Berufen<br />
aus. Die Perspektiven, nach der<br />
Ausbildung im Unternehmen zu bleiben, sind<br />
hervorragend. Für die unterschiedlichsten Bereiche<br />
im Unternehmen werden zurzeit neue<br />
Mitarbeiter*innen gesucht. Ein Blick auf die<br />
Karriere-Seite lohnt sich.<br />
KONTAKT<br />
Martin Christ<br />
Gefriertrocknungsanlagen GmbH<br />
An der Unteren Söse 50<br />
37520 Osterode am Harz<br />
Tel. 05522 5007-0<br />
info@martinchrist.de<br />
www.martinchrist.de
PROFIL<br />
Zukunftsorientiert Mit modernen Anlagen und motivierten Mitarbeitern werden bei RKW nachhaltige Verpackungs lösungen hergestellt.<br />
RKW – nachhaltig und innovativ<br />
Gut aufgestellt für die Zukunft: mit Investitionen in Technologien und Mitarbeiter<br />
K<br />
limaschutz und Ressourcenschonung –<br />
das sind zentrale Themen unserer Zeit –<br />
essenziell und herausfordernd zugleich,<br />
gerade für die Kunststoffindus trie. Genau daran<br />
arbeitet RKW. Am Standort Echte produzieren<br />
250 Mitarbeiter innovative Verpackungen<br />
und engagieren sich für mehr Nachhaltigkeit.<br />
RKW ECHTE gehört seit 1968 zur RKW-Gruppe,<br />
einem Unternehmen in Privatbesitz, das<br />
zu den weltweit führenden Herstellern innovativer<br />
und nachhaltiger Folienlösungen<br />
zählt. Die RKW-Gruppe produziert Folien für<br />
unterschiedliche Branchen, darunter Landwirtschaft,<br />
Hygiene und Ver packung. Rund<br />
3.000 Mitarbeiter an 19 Standorten weltweit<br />
arbeiten täglich daran, den Kunden exzellente<br />
Produkte zu bieten.<br />
Mit dem in Echte entwickelten RKW ProVent ® <br />
Kunststoffsack wurde ein neuer Standard geschaffen.<br />
In den Säcken werden pulverför mige<br />
und feuchtigkeitsempfindliche Güter wie Zement<br />
und andere Baustoffe, Zucker, Gewürze,<br />
Salz und Chemikalien in Mengen von 15 bis 25<br />
Kilogramm verpackt.<br />
BEI DER FOLIENPRODUKTION SPIELT<br />
NACHHALTIGKEIT eine wichtige Rolle –<br />
durch die Umstellung auf Strom aus erneuerbaren<br />
Energien und durch Investitionen<br />
in effizientere Anlagen. Im Juli <strong>2021</strong> wurde<br />
eine neue Fünf-Schicht Extrusionsanlage<br />
in Betrieb genommen, um Kunststofffolien<br />
mit einem noch höheren Recyclinganteil<br />
produzieren zu können. „Wir wollen mit<br />
neuen Rezepturen unseren Kunden nachhaltigere<br />
Verpackungslösungen anbieten.<br />
Dazu gehört ein stetig wachsender Anteil<br />
an rezyklierten Kunststoffen. State-of-the-Art-<br />
Anlagen wie diese ermöglichen uns das“, so<br />
Standortleiter Dr. Markus Brinkmann. In den<br />
kommenden Jahren stehen weitere Investitionen<br />
an, damit RKW zukunftsfähig bleibt.<br />
„EIN EBENSO WICHTIGER WACHSTUMS-<br />
TREIBER wie Investitionen in Technologien<br />
sind unsere Mitarbeiter, die mit neuen Ideen<br />
das Unternehmen voranbringen“, erklärt HR<br />
Managerin Sarah Feyer. Daher gibt es bei RKW<br />
eine Vielzahl an Job- und Karriereperspektiven<br />
in unterschiedlichen Bereichen – vom Maschinen-<br />
und Anlagenführer über Sachbearbeiter<br />
im Customer Service bis hin zum Spezialisten<br />
für Prozessdatenmanagement. „Neben der<br />
Investition in hoch qualifiziertes Fachpersonal<br />
bieten wir Berufseinsteigern jährlich bis<br />
zu zehn verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten.<br />
Nur mit gut ausgebildetem Personal, das<br />
unsere Produkte und Anlagen kennt, können<br />
wir uns den Herausforderungen der Zukunft<br />
stellen“, betont Sarah Feyer weiter.<br />
WOLLEN AUCH SIE EIN TEIL DES TEAMS<br />
werden? Wir suchen motivierte und kompetente<br />
Fachkräfte, die die Kreislaufwirtschaft in<br />
der Kunststoffindustrie vorantreiben und gemeinsam<br />
mit uns das Leben der Verbraucher<br />
erleichtern.<br />
KONTAKT<br />
RKW SE<br />
Zweigniederlassung Echte<br />
Am Windmühlenstein 15<br />
37589 Kalefeld<br />
Tel. 05553 201-0<br />
bewerbung.echte@rkw-group.com<br />
www.rkw-group.com<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 157
PROFIL<br />
TOPARBEITGEBER<br />
Symrise AG –<br />
der Tagbegleiter aus dem Weserbergland<br />
Die Produkte von Symrise schaffen<br />
begeisternde Geschmacks- und Dufterlebnisse,<br />
verbessern die Eigenschaften<br />
von Nahrungsmitteln und tragen<br />
zu Gesundheit und Wohlbefinden bei – in<br />
über 150 Ländern weltweit. Konsequente Kundenorientierung,<br />
hohe Innovationskraft und<br />
gezielte Expansion in neue Märkte bilden<br />
die Grundlagen für nachhaltiges, profitables<br />
Wachstum.<br />
SYMRISE entwickelt, produziert und vertreibt<br />
Duft-, Geschmack- und Lebensmittelinhaltsstoffe,<br />
kosmetische Grund- und Wirkstoffe,<br />
funktionale Inhaltsstoffe sowie Produktlösungen<br />
für verbesserte Sensorik und Ernährung.<br />
Die rund 30.000 Produkte des Unternehmens<br />
entstehen zum Großteil auf Basis natürlicher<br />
Rohstoffe wie Vanille, Zitrus, Zwiebeln, Fisch,<br />
Fleisch oder Blüten- und Pflanzenmaterialien.<br />
Die Aromen, Wirkstoffe, Parfümöle und sensorischen<br />
Lösungen bilden in der Regel zentrale<br />
funktionale Bestandteile in Endverbraucherprodukten.<br />
Zu den Kunden von Symrise gehören<br />
Parfüm-, Kosmetik- und Lebensmittelhersteller,<br />
die pharmazeutische Industrie sowie<br />
Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln,<br />
Heimtierfutter und Babynahrung.<br />
158 TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22<br />
Ursprünglich entstand der Symrise-Konzern<br />
aus dem Zusammenschluss der beiden deutschen<br />
Unternehmen Haarmann & Reimer<br />
und Dragoco im Jahr 2003. Die Wurzeln von<br />
Symrise reichen bis in die Jahre 1874 beziehungsweise<br />
1919 zurück, in denen die Vorgängerunternehmen<br />
entstanden. 2006 erfolgte<br />
der Börsengang der Symrise AG. Seitdem notiert<br />
die Symrise-Aktie im Prime Standard der<br />
Deutschen Börse und zählte mit einer Marktkapitalisierung<br />
per Jahresultimo 2020 von<br />
rund 14,7 Milliarden Euro zu den im MDAX ®<br />
geführten Unternehmen. Mit Wirkung ab dem<br />
20. September <strong>2021</strong> hat die Deutsche Börse<br />
Symrise in den DAX ® aufgenommen. Damit<br />
gehört das Unternehmen zu den 40 größten<br />
börsennotierten deutschen Unternehmen.<br />
ALS MITARBEITER VON SYMRISE begibt<br />
man sich auf die spannende Reise in die inspirierende<br />
Welt von Duft, kosmetischen Inhaltsstoffen,<br />
Geschmack und Ernährung. Hier<br />
erhalten Mitarbeiter die Möglichkeit, jeden<br />
einzelnen Schritt ihrer beruflichen Zukunft<br />
selbst zu gestalten.<br />
Ganz gleich, ob als Berufserfahrener, Absolvent,<br />
Student oder Praktikant: Symrise bietet<br />
ein umfassendes Spektrum an Optionen für<br />
jede Karrierestufe sowohl im In- als auch im<br />
Ausland. Ob Forschung, Labor, Vertrieb, Marketing,<br />
Beschaffung, zentrale Funktionsbereiche<br />
wie zum Beispiel Finanzen, Entwicklung<br />
oder Produktion: Persönliche und professionelle<br />
Entwicklung gehen Hand in Hand mit<br />
den eigenen Ambitionen, Potenzialen und Lebensumständen.<br />
KONTAKT<br />
Symrise AG<br />
Mühlenfeldstraße 1<br />
37603 Holzminden<br />
Tel. 05531 90-0<br />
www.symrise.com<br />
twitter.com/symriseag<br />
youtube.com/agsymrise<br />
instagram.com/symriseag<br />
instagram.com/symrise.ci<br />
linkedin.com/company/Symrise<br />
www.xing.com/companies/symrise<br />
instagram.com/finefragrancestories_bySymrise<br />
Blog: https://www.alwaysinspiringmore.com
PROFIL<br />
Wir sind die Mitmachbank.<br />
Ein bunter Mix aus Aufgaben und Stellen wartet.<br />
Werde Teil unserer VR-Bank Mitte eG und gestalte unsere Region aktiv mit.<br />
In unserer Region vom Werra-Meißner<br />
Kreis über das Eichsfeld bis hin nach Göttingen<br />
und Northeim findest du in der<br />
Mitmachbank in unserem Team der VR-Bank<br />
Mitte eG den passenden Platz.<br />
IM SINNE UNSERES Unternehmensleitbildes<br />
,Wir sind die Mitmachbank – Du bist ein Teil<br />
davon!‘ hast du die Chance, dich an der Mitgestaltung<br />
unserer Bank zu beteiligen, Projekte<br />
im Austausch mit anderen Teammitgliedern<br />
zu gestalten und gemeinsame Prozesse<br />
anzutreiben.<br />
Für unsere Mitglieder und Kunden ver fügen<br />
wir mit zahlreichen Filialen vor Ort, einer<br />
kompetenten Telefonfiliale und unserer modernisierten<br />
#OnlineFiliale über ein breites<br />
Netz an Anlaufmöglichkeiten in unserem<br />
Geschäfts gebiet.<br />
NEBEN PERSÖNLICHER BERATUNG auf<br />
Augenhöhe liegt uns die Unterstützung verschiedener<br />
Herzensprojekte, gemeinnütziger<br />
Vereine und Organisationen besonders am<br />
Herzen. Getreu unserem Motto ,Herz für die<br />
Region‘ ermöglichen wir viele Vorhaben in der<br />
Region.<br />
ALS TEAMMITGLIED in unserer Bank erwartet<br />
dich eine Gemeinschaft, in der Mitglieder,<br />
Kunden sowie Mitarbeiter für das WIR stehen.<br />
Zudem bieten wir als Top-Arbeitgeber:<br />
• flexible Arbeitszeiten<br />
• Homeoffice und mobiles Arbeiten<br />
• eine individuelle Personalentwicklung<br />
• gute Karrieremöglichkeiten<br />
• ein umfangreiches Gesundheitsmanagement<br />
• eine attraktive Bezahlung<br />
• eine Du-Kultur und eine<br />
aufgelockerte Kleiderordnung<br />
• und vieles mehr<br />
BEWIRB DICH JETZT und werde Teil unserer<br />
Mitmachbank. Aktuelle Stellenangebote<br />
für Auszubildende, Berufseinsteiger oder Berufserfahrene<br />
findest du mit nur einem Klick<br />
auf: www.vrbankmitte.de/karriere<br />
Die passende Stelle ist nicht dabei? Dann sende<br />
uns deine Initiativbewerbung und lass dich<br />
überraschen, wie vielseitig und einzigartig unsere<br />
VR-Bank Mitte eG ist.<br />
Wir freuen uns auf deine Bewerbung!<br />
KONTAKT<br />
VR-Bank Mitte eG<br />
Westerstieg 5<br />
37115 Duderstadt<br />
Tel. 05527 845-0<br />
personal@vrbankmitte.de<br />
www.vrbankmitte.de<br />
TOP-ARBEITGEBER <strong>2021</strong>/22 159
Digital-Profil<br />
Mit einem Digital-Profil auf der Webseite des <strong>faktor</strong> verschaffen Sie sich eine dauerhafte und<br />
stets aktuelle Präsenz in der <strong>faktor</strong> Medienwelt. Das Digital-Profil ist genau die richtige Wahl, um<br />
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Erstellung Firmenprofil:<br />
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350 Euro<br />
350 Euro<br />
(zusätzlich nochmal 350 Euro f. weitere Nutzungsrechte der Bilder)<br />
Videoshooting:<br />
(entspricht 81 Euro mtl. Budget)<br />
` Vorbesprechung Konzept: 0,5-1h<br />
` Interview durch uns am Arbeitsplatz des Auftraggebers:<br />
2h / max. 50 KM um Göttingen<br />
` 2 Korrekturschleifen, anschl. 75 Euro/Std.<br />
` Nutzungsrechte liegen beim Auftraggeber<br />
(12 Monate Ausschluss regionaler Medien!)<br />
1.150 Euro<br />
Referenzen:<br />
Die Preise verstehen sich zzgl. der gesetzlichen MwSt.<br />
Buchung und Beratung:<br />
Alexander Schneider<br />
Tel. 0551 30 98 39 25<br />
Fax: 0551 309839-11<br />
schneider@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Nicole Benseler<br />
Tel. 0551 30 98 39 22<br />
Fax: 0551 309839-11<br />
benseler@<strong>faktor</strong>-magazin.de
impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>faktor</strong> – das Entscheider Magazin für die Region Göttingen<br />
Entscheider Medien GmbH<br />
Berliner Straße 10<br />
37073 Göttingen<br />
Tel. 0551 3098390<br />
Fax 0551 30983911<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
www.mehralseinmagazin.de<br />
Herausgeber<br />
Marco Böhme (V.i.S.d.P.)<br />
(boehme@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Chefredaktion<br />
Elena Schrader<br />
(schrader@<strong>faktor</strong>-magazin.de)<br />
Autoren<br />
Frank Bertram, Sven Grünewald, Thomas Huber,<br />
Claudia Klaft, Stefan Liebig, Lea Montag, Heidi Niemann,<br />
Lea van der Pütten, Margareta Vogel, Stefanie Waske<br />
Art-Direktion & Layout<br />
Julia Braun<br />
Fotografie<br />
Alciro Theodoro da Silva<br />
Lektorat<br />
CoLibris - Lektoratsbüro<br />
Dr. Barbara Welzel<br />
Anzeigen<br />
Nicole Benseler, Alexander Schneider (Leitung Digitalvertrieb)<br />
Geschäftsführender Gesellschafter<br />
Marco Böhme<br />
Auflage<br />
11.000<br />
Druckerei<br />
Silber Druck oHG, Kassel<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist der 15. Februar 2022.<br />
Wenn Sie den <strong>faktor</strong> zukünftig nicht mehr kostenfrei erhalten<br />
möchten, nehmen wir Sie aus dem Verteiler, und Sie bekommen<br />
keine Exemplare mehr. Schicken Sie uns dazu bitte eine Mail an:<br />
info@<strong>faktor</strong>-magazin.de<br />
Redaktionsbeirat<br />
Dr. Friedemann Baum, Prof. Dr. Uwe Fischer, Rainer Giese,<br />
Fritz Güntzler, Rainer Hald, Dr. Klaus Heinemann,<br />
Jürgen Hollstein, Jürgen Jenauer, Carsten Lohrengel,<br />
Lars Obermann, Thomas Richter, Ulrich G. Büchner,<br />
Mark C. Schneider, Prof. Dr. Matthias Schumann,<br />
Claudia Trepte, Kirsten Weber, Dr. Marko Weinrich,<br />
Prof. Dr. Winfried Weber, Hasso Werk<br />
Wir übernehmen für unverlangt eingesendete Texte, Fotos etc. keine Haftung.<br />
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it GÖTTINGEN<br />
4 |<strong>2021</strong> 161
162 4 |<strong>2021</strong>
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