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Interview: Prof. Ulf Schirmer · Culture: Bachfest 2022 · Living: supersalone · Yachting: Cannes Yachting Festival
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44 b | finest health<br />
Stress macht krank!<br />
von PROF. DR. MED. UWE NIXDORFF<br />
Nach einer aktuellen Umfrage von Swisslife Deutschland<br />
leiden 80% der Deutschen unter Stress; 31%<br />
mehr als in den Vorjahren.<br />
Stress wurde bereits 1936 von Hans Selye als An pas sungspro<br />
blem beschrieben, auch als fehlende Entspannungsphasen.<br />
H. Bradley sprach 1969 von überwältigender Erschöpfung<br />
(»over whelming exhaustion«), die auf nicht ausreichende<br />
emotionale und physische Ressourcen zurückgeführt werden<br />
muss. Es kommt zu Zynismus, Frustration und Distanziertheit<br />
(detachement) gegenüber sich selbst bis hin zum Burnout<br />
( mittlerweile auch im ICD/ International Classification of<br />
Disease anerkannt) mit Zeichen einer Depression.<br />
Seit ca. 10 Jahren besteht neben psychologischer Hilfe stellung<br />
die Möglichkeit der Stressmedizin mit hoher Er folgsträch<br />
tig keit. Die sog. Psycho neuro immu<br />
no logie zeigt, wie Stress <strong>–</strong> aktuell<br />
zu Pandemiezeiten <strong>–</strong> das Immunsystem<br />
beeinträchtigt. Hie rüber<br />
werden schließlich sogar<br />
Fol gen wie etliche Krebser<br />
kran kungen, neurodegenerative<br />
als auch Herz erkran<br />
kungen erklärbar.<br />
Nach aktuellen<br />
großen Studien<br />
ist<br />
davon<br />
auszugehen, dass beruflicher Stress zu einer 25 %igen<br />
Er höh ung der Herz in farktrate führt.<br />
Bekannt ist, wie Stress im Nervensystem übermittelt<br />
wird. Im Zentrum steht das Großhirn, von dort gelangen<br />
die Stressinformationen via sympathisches Nervensystem<br />
im Rückenmark oder hormonelle Botenstoffe des<br />
Hypothalamus zur Nebennierenrinde, wo Adrenalin und<br />
Noradrenalin ausgeschüttet werden.<br />
Chronischer Stress führt zu<br />
Erschöpfung, Burnout,<br />
Depression und auch Herzinfarkt.<br />
Auf das Gehirn wirken Umweltfaktoren aus Arbeit und<br />
Familie ein, aber auch moderierende Faktoren wie Persönlichkeit,<br />
soziale Unterstützung und Fitness. Es resultieren<br />
kognitive und affektive Reaktionen (z.B. Kon zen tra tionspro<br />
bleme und Gereiztheit, wie dies jeder aus dem eigenen<br />
Leben kennt). Diese führen zu physiologischen Reaktionen<br />
mit Blutdruck- und Pulserhöhungen als auch Entzündungen.<br />
Ein wirkend sind Verhaltensweisen, zu denen der Gestresste<br />
neigt, wie etwa schlechte Ernährung, unzureichende Be wegung<br />
und Zigarettenkonsum. Folgen sind dann in längerer<br />
Hin sicht Durchblutungsstörungen bis hin zum bereits oben<br />
erwähnten Herzinfarkt.<br />
Auseinanderhalten muss man akuten von chronischem Stress,<br />
wie es McEwen bereits 1998 beschrieben hat. Akuter Stress<br />
(Eustress) im Sinne einer Adaptation (Allostase) ist günstig<br />
und häufig bei Herausforderungen wie Kampf oder Flucht<br />
lebensrettend. Das krankmachende Problem heute ist<br />
chronischer Stress (Dysstress) mit einer Maladaption<br />
(»allostatic load«), die keine ausreichenden Erho<br />
lungs phasen mehr zulässt. So kommt es