12-12-21
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Sonntag, <strong>12</strong>. Dezember 20<strong>21</strong><br />
Gut informiert in die neue Woche<br />
Storys der Woche<br />
3<br />
von Marc Kampmann<br />
Die Vereidigung von Neu-<br />
Bundeskanzler Olaf<br />
Scholz verfolgte Augsburgs<br />
Rathaus-SPD-Chef Florian<br />
Freund vom heimischen Wohnzimmer<br />
aus. Der Fraktionsvorsitzende<br />
der Sozialdemokraten hatte<br />
nicht etwa frei genommen, um<br />
„seinen“ Kanzler die digitale Aufwartung<br />
zu machen – nein, er und<br />
seine gesamte Familie stecken in<br />
Corona-Quarantäne. Freund bestätigte<br />
gegenüber der SoPress:<br />
„Ich bin trotz zweifacher Impfung<br />
an Corona erkrankt“. Ausgerechnet<br />
eine Woche vor seiner geplanten<br />
Booster-Impfung erwischte es<br />
den dreifachen Familienvater.<br />
„Angesteckt habe ich mich, soweit<br />
wir das wissen, bei einer<br />
meiner Töchter, die im Kindergarten<br />
Kontakt zu einer infizierten<br />
Person hatte“, versucht der SPDler<br />
die Infektionskette zu rekonstruieren.<br />
Bei seiner mittleren Tochter<br />
(5) war zunächst ein Selbsttest positiv,<br />
ein PCR-Test bestätigte die<br />
Covid19-Infektion. „Symptome<br />
hatte sie da noch keine. Außer<br />
Schnupfen“, so Freund.<br />
Kurz darauf war auch der Selbsttest<br />
der Ältesten (7) positiv. Da sie<br />
Halsschmerzen hatte, ging es zum<br />
Kinderarzt. Der PCR-Test ist positiv<br />
und auch ihr Vater lässt sich auf<br />
Rat des Arztes testen. Dann steht<br />
fest, auch Florian Freund hat Corona.<br />
„Ich habe das am Anfang noch<br />
locker genommen, weil mir ja<br />
nichts fehlte“. Dann jedoch schlägt<br />
die Erkrankung zu „In der Nacht<br />
bekam ich den heftigsten Schüttelfrost,<br />
den ich jemals hatte. Am<br />
nächsten Tag kamen Kopf- und<br />
Gliederschmerzen dazu“.<br />
Seine Frau und seine jüngste<br />
Tochter (3) gingen daraufhin –<br />
trotz negativer Selbsttests – ebenfalls<br />
zum PCR-Test. Ergebnis:<br />
jüngste Tochter negativ, Frau positiv.<br />
„Meine Frau und ich hatten –<br />
Couch statt Rathaus:<br />
Florian Freund ist<br />
an Corona erkrankt<br />
SPD-Fraktionschef<br />
im Family-Lockdown<br />
Tee mit Honig und die Kids daheim: Florian Freund und seine Familie sind in Corona-Quarantäne. (Foto: privat)<br />
dank Impfschutz – keinen besonders<br />
schweren Verlauf. Aber Symptome<br />
wie bei einer starken Erkältung<br />
über Tage hinweg schlauchen<br />
ganz schön“, berichtet Freund aus<br />
dem Familien-Lazarett.<br />
„Besonders betroffen gemacht<br />
hat mich, dass unsere beiden älteren<br />
Töchter ganz schön in den<br />
Seilen hingen“, die Jüngste hingegen<br />
zeigte keine Symptome. „Impfen<br />
konnten wir sie alle drei nicht,<br />
weil sie mit drei, fünf und sieben<br />
Jahren noch zu jung sind“, erklärt<br />
der SPD-Politiker.<br />
Nach der eigenen Erfahrung mit<br />
Corona möchte Freund einen Appell<br />
an alle „Unschlüssigen“ richten:<br />
„Allen die überlegen, ob sie<br />
überhaupt eine Impfung brauchen<br />
oder ob sie sich boostern lassen<br />
sollen, kann ich nur sagen, machen<br />
Sie es unbedingt. Und machen<br />
Sie es so schnell wie möglich“.<br />
Wenn Kinder oder ältere<br />
Menschen im Umfeld leben würden,<br />
wäre das bisher der einzige<br />
Weg, sich selbst und seine Lieben<br />
zu schützen. „Wenn ich meine<br />
Booster-Impfung zwei Wochen<br />
früher ausgemacht hätte, wäre ich<br />
womöglich um eine Erkrankung<br />
herumgekommen“, bedauert<br />
Freund den späten Termin.<br />
Für seine politische Tätigkeit<br />
habe er aus den Wochen der Isolation<br />
die Bestätigung mitgenommen,<br />
dass Familien mit Kindern<br />
eine der am stärksten betroffenen<br />
Gruppen in der Pandemie seien.<br />
„Über zwei Wochen eingesperrt<br />
zu sein, gerade wenn es den Kindern<br />
dann langsam wieder besser<br />
geht – und einem selbst noch<br />
nicht ganz so gut – ist für die Eltern<br />
echt schwierig. Ich kann mir<br />
nur schwer vorstellen, wie das bei<br />
einem schwereren Verlauf ohne<br />
Impfung gehen soll“, so Freund.<br />
Für die Kinder sei es kaum auszuhalten,<br />
dass andere Schlitten fahren,<br />
Schneemänner bauen und<br />
draußen spielen, während sie drin<br />
sitzen müssten.<br />
„Die Krankheit zu bekommen<br />
ist ätzend, auch wenn sie wie bei<br />
uns einen vergleichsweise milden<br />
Verlauf nimmt. Am<br />
schlimmsten ist es für mich als<br />
Familienvater aber, wie die Kinder<br />
darunter leiden. Unter den<br />
Symptomen, der Isolation und<br />
den möglichen Folgen der Infektion.<br />
Schützen Sie sich und andere.<br />
Lassen Sie sich impfen und<br />
boostern“, richtet Freund seine<br />
abschließenden Worte im Telefonat<br />
mit der SoPress noch einmal<br />
an alle Impf-Zögerer.<br />
■ Ansichten der Woche<br />
Neue Dreier<br />
ohne Feier<br />
Mit der Trambahn nach Königsbrunn<br />
– davon wird seit<br />
Jahrzehnten geträumt. Jetzt ist<br />
es – endlich – soweit. Die Dreier<br />
gleitet bis in die Brunnenstadt<br />
südlich von Augsburg. Allerdings<br />
gibt es keine Dreier-Feier.<br />
Corona lässt auch hier grüßen.<br />
Ein Grund zum Feiern wäre<br />
die Streckenausweitung in jedem<br />
Fall gewesen – trotz so<br />
mancher Punkte, die man auch<br />
kritisieren kann.<br />
Etwa den sündteuren Rollrasen<br />
auf dem Augsburger Streckenteil,<br />
der von Natur- und<br />
Umweltschützern sogar als<br />
ökonomisch unsinnig bewertet<br />
wird, weil die Herstellung bedenklich<br />
sei. Kräftig gedüngt,<br />
gewalzt und mit Pestiziden behaftet<br />
sei er – dafür leuchtet er<br />
besonders grün, passend zu der<br />
Politik bestimmenden Partei im<br />
Augsburger Rathaus.<br />
Dafür überzeugen andere<br />
Umweltmaßnahmen wie die<br />
Baum-Neupflanzungen oder<br />
auch der ökologische Fahrbetrieb.<br />
Die Linie 3 ist klimaneutral<br />
unterwegs, betont man unter<br />
anderem in der Stadtwerke-<br />
Chefetage (siehe Bericht unten).<br />
Ob auch die Berechnung von<br />
den eingesparten Pkw-Kilometern<br />
und dem so deutlich reduzierten<br />
CO2-Ausstoß zutrifft? Es<br />
wird sich zeigen, wie groß der<br />
Von Chefredakteur Wolfgang Bublies<br />
Zuspruch tatsächlich ist bei immer<br />
teureren Tarifen, die ja –<br />
wie schon mehrfach an dieser<br />
Stelle kritisiert – zum Jahreswechsel<br />
erneut angehoben werden.<br />
Attraktiv ist der ÖPNV erst,<br />
wenn er wirklich günstiger wird,<br />
auch zu zweit oder mit der Familie<br />
per Tram in die Stadt zu fahren<br />
– zum Beispiel im Vergleich<br />
zu den Parkhausgebühren.<br />
Positiv zu bewerten ist die<br />
Fahrzeit von nur 30 Minuten<br />
von Kö zum Kö. Und natürlich<br />
ist der weitere Ausbau des umweltfreundlichen<br />
Tramverkehrs<br />
grundsätzlich zu begrüßen.<br />
Mehr als zehn Jahre sind<br />
schließlich schon wieder vergangen,<br />
als man den Streckenausbau<br />
nach Friedberg-West<br />
feiern konnte.<br />
Königsbrunn ist schließlich<br />
nicht der erste Nachbarort, den<br />
die Augsburger*innen mit der<br />
Straßenbahn erreichen können.<br />
Auch nach Stadtbergen führt<br />
eine Linie. Und schon „ewig“<br />
angebunden sind Haunstetten<br />
und Göggingen, einstmals auch<br />
eigenständige Städte – bis zur<br />
Gebietsreform 1972.<br />
Richtig: Im kommenden Jahr<br />
jährt sich diese kommunale<br />
Neugliederung bereits zum 50.<br />
mal. Vielleicht lässt sich ja dieses<br />
Jubiläum entsprechend feiern.<br />
Schön wär´s...<br />
Mobilität Die Straßenbahn führt jetzt bis nach Königsbrunn<br />
Heute: Abfahrt für die Linie 3<br />
Die neue Straßenbahnlinie<br />
3 der Stadtwerke Augsburg<br />
(swa) verbindet ab<br />
dem heutigen Sonntag (<strong>12</strong>. Dezember)<br />
Augsburg mit Königsbrunn.<br />
Schlagwort für die neue<br />
Linie ist „vom Kö nach Kö“, also<br />
vom Königsplatz nach Königsbrunn.<br />
Leider kann aufgrund der<br />
Pandemielage die geplante, große<br />
Eröffnungsfeier an diesem<br />
Tag nicht stattfinden.<br />
Wer die Linie 3 testen will,<br />
darf aber zur Eröffnung (heute,<br />
<strong>12</strong>. Dezember) sowie am kommenden<br />
Samstag, 18.<br />
Dezember, gratis auf<br />
der Linie 3 zwischen<br />
Hauptbahnhof und Königsbrunn<br />
Zentrum<br />
fahren. Auch die neuen<br />
Linien der Stadtbusse<br />
Königsbrunn des AVV können<br />
kostenfrei getestet werden.<br />
Motto:<br />
Vom Kö<br />
nach Kö<br />
Mit der Eröffnung der Linie 3<br />
geht auch eine Änderung im<br />
Fahrplan einher. Jetzt sind die<br />
Linie 6 aus Friedberg-<br />
West und die Linie 3 aus<br />
Stadtbergen verknüpft<br />
und durchgängig die Bezeichnung<br />
Linie 6 erhalten.<br />
Die Linie 3 startet<br />
nun am Hauptbahnhof,<br />
Endhaltestelle ist entweder<br />
Inninger Straße P+R (früher<br />
Die neue Straßenbahnlinie 3 fährt ab dem heutigen Sonntag im 15-Minuten-Takt von<br />
Königsbrunn Zentrum über den Augsburger Königsplatz bis zum Augsburger Hauptbahnhof.<br />
Die Linie 3 ist ein Gemeinschaftsprojekt – swa-Geschäftsführer Dr.<br />
Walter Casazza freut sich, mit den Partnern Stadt und Landkreis<br />
Augsburg sowie der Stadt Königsbrunn durch das neue Mobilitätsangebot<br />
eine nachhaltige Verbindung zwischen den Nachbarstädten<br />
Augsburg und Königsbrunn zu schaffen. Fotos: swa/Thomas Hosemann<br />
Haunstetten West P+R) oder eben<br />
Königsbrunn. Die Verlängerung<br />
der Linie 3 ist ein gemeinschaftliches<br />
Projekt von swa, Stadt Königsbrunn<br />
sowie Stadt und Kreis<br />
Augsburg. Die Strecke verläuft,<br />
wie schon erwähnt, vom Augsburger<br />
Hauptbahnhof über den<br />
Kö und die bisherige Endhaltestelle<br />
„Haunstetten West (jetzt<br />
Inninger Straße P+R) bis zum<br />
ZOB im Zentrum Königsbrunns.<br />
Geplant ist, dass der Streckenabschnitt<br />
von Inninger Straße<br />
P+R nach Königsbrunn von der<br />
Tram in der Regel im 15-Minuten-Takt<br />
befahren wird, am Wochenende<br />
in der Nebenverkehrszeit<br />
alle 20 bzw. 30 Minuten.<br />
Rund 52 Millionen Euro haben<br />
die swa in die Schienenverbindung<br />
der beiden Nachbarstädte Königsbrunn<br />
und Augsburg investiert. 90<br />
Prozent der zuwendungsfähigen<br />
Kosten werden durch Bund und<br />
Freistaat Bayern gefördert.<br />
Die Linie 3 verbindet die Nachbarstädte<br />
Augsburg und Königsbrunn<br />
– und damit auch die Menschen<br />
über die Stadtgrenzen hinweg.<br />
„Wir dürfen Mobilität nicht in<br />
Stadtgrenzen denken“, sagt swa-<br />
Geschäftsführer Dr. Walter Casazza.<br />
„Wohnen, Arbeiten, Einkaufen,<br />
weiterführende Schulen,<br />
Universität, Freizeit oder Gesundheitsvorsorge<br />
nehmen wir doch<br />
diesseits und jenseits der Stadtgrenzen<br />
gleichermaßen wahr.“<br />
Die neue Verbindung ist nicht<br />
nur schnell und zuverlässig, sondern<br />
schafft vor allem ein nachhaltiges<br />
Mobilitätsangebot. „Die<br />
Linie 3 ist klimaneutral unterwegs,<br />
angetrieben von 100 Prozent Ökostrom.<br />
Wer einsteigt, ist also automatisch<br />
nachhaltig mobil“, betont<br />
Casazza. Bei rund 10.000 Fahrgästen<br />
pro Tag spart die neue Linie<br />
rund 16,8 Millionen Pkw-Kilometer<br />
pro Jahr – das sind ungefähr<br />
3.700 Tonnen CO2.<br />
Entlang der Strecke wurden zudem<br />
in Abstimmung mit dem Amt<br />
für Grünordnung<br />
der Stadt Augsburg<br />
und der unteren<br />
Naturschutzbehörde<br />
fast 80<br />
Hainbuchen und<br />
Amberbäume gepflanzt.<br />
Sie sind besonders klimaresistent<br />
und haben schmale<br />
Baumkronen, damit sie weder die<br />
Sicht beeinträchtigen noch über<br />
die Gleise hinausragen. Gleichzeitig<br />
leistet jeder Baum einen<br />
Beitrag zur Luftreinhaltung. Die<br />
Unterlagen für die Genehmigung<br />
Freifahrten<br />
heute und<br />
am Samstag<br />
der neuen Straßenbahnlinie wurden<br />
2018 in 144 Aktenordnern an<br />
die Regierung von Schwaben<br />
übergeben. Die Streckenverlängerung<br />
von der bisherigen Endhaltestelle<br />
bis zum neuen Abschluss<br />
Königsbrunn Zentrum beträgt 4,6<br />
Kilometer. Davon liegen 1,9 Kilometer<br />
im Stadtgebiet Augsburg<br />
und 2,7 Kilometer im Stadtgebiet<br />
Königsbrunn. Rund 300 einzelne,<br />
jeweils 15 Meter lange Gleisstücke<br />
wurden verschweißt,<br />
<strong>21</strong> neue<br />
Bahnübergänge<br />
sind entstanden.<br />
Am Ausbau waren<br />
25 Baufirmen<br />
und rund 30 Ingenieurbüros<br />
beteiligt.<br />
Rund elf Kilometer Oberleitungen<br />
spannen sich für den Antrieb<br />
der Straßenbahnen mit Ökostrom<br />
über rund 130 Fahrleitungsmasten.<br />
Sechs neue, barrierefreie Haltestellen<br />
wurden neu entlang der<br />
Streckenverlängerung gebaut.