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FUTURE OF WORK

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<strong>FUTURE</strong> <strong>OF</strong> <strong>WORK</strong><br />

NICHT VERPASSEN:<br />

The Power of Discomfort<br />

Vera Strauch im Interview<br />

Seite 4<br />

Don’t follow your passion!<br />

Warum gute Arbeit mehr<br />

braucht als Leidenschaft,<br />

erklärt Jon Jachimowicz<br />

Seite 10<br />

Mental Health<br />

Psychologin Nora Dietrich<br />

über gesunde Organisationen<br />

Seite 12<br />

Mission<br />

Menschlichkeit<br />

Lea-Sophie Cramer über schwere<br />

Entscheidungen, Anerkennung und ein<br />

neues Grundverständnis von Arbeit.


2<br />

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de<br />

Wie wollen wir arbeiten?<br />

Lea-Sophie<br />

Cramer<br />

Unser Grundverständnis von Arbeit<br />

hat sich stark verändert. Wir<br />

wollen nicht mehr an sinnlosen Sachen<br />

arbeiten, die dann im Papierkorb<br />

landen. Wir wollen nicht mehr unsere Zeiten<br />

aufschreiben müssen, wenn es doch eigentlich um unseren<br />

Output geht. Wir wollen als menschlich gesehen werden<br />

und uns nicht als Nummer in unserem Betrieb fühlen.<br />

Nora Dietrich<br />

Im vergangenen Jahr haben wir, zum Teil<br />

schmerzhaft, gelernt, dass wir für gesundes,<br />

hybrides Arbeiten mehr brauchen als spannende<br />

Projekte, Flexibilität und Autonomie.<br />

Sondern, dass es genauso emotionale Nähe,<br />

Menschlichkeit und Support sind, die uns als<br />

sozialer Klebstoff im Team zusammenhalten und<br />

uns ermöglichen, wirklich unsere bestmögliche Arbeit<br />

zu machen. Und das sollte doch das Ziel sein.<br />

Laura<br />

Lewandowski<br />

Unsere Gesellschaft steht an der Schwelle<br />

zu einer neuen Ära: Wir transformieren<br />

vom Industrie- ins Informationszeitalter<br />

und das beeinflusst unser Leben in vielen<br />

wesentlichen Bereichen: Für viele Menschen<br />

bedeutet dies in erster Linie, selbstständiger<br />

und unabhängiger zu werden, vor allem im Job.<br />

Vera Strauch<br />

Ich sehe dabei vor allem eine zentrale Frage: Wie<br />

können wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen?<br />

Wir wissen, dass vieles rund um das Konzept<br />

Arbeit dringend überholt und regelmäßig verändert<br />

werden muss. Diese Fragen sind nicht nur für uns<br />

Menschen wichtig, sondern halten auch viele positive<br />

Effekte für Organisationen und Gesellschaft bereit.<br />

Elly Oldenbourg<br />

Jon<br />

Jachimowicz<br />

Heute geht es immer mehr auch darum,<br />

die Leidenschaft oder Selbstverwirklichung<br />

im Beruf zu suchen. Wir haben noch<br />

nicht vollkommen verinnerlicht, welche Änderungen<br />

dies in der Arbeitswelt mit sich<br />

bringen muss. Wenn die Anforderungen der<br />

Arbeitskräfte sich ändern, müssen sich auch<br />

das Arbeitsumfeld und die Strukturen ändern.<br />

Dass wir ein Arbeits- und Wirtschaftsmodell<br />

brauchen, um die großen Herausforderungen<br />

unserer Zeit zu bewältigen, liegt<br />

auf der Hand. Was Menschen aber auch<br />

brauchen, ist ein positives Narrativ für<br />

genau eine solche Welt, in der wir in Konkurrenz<br />

zu KI und Automatisierung stehen<br />

werden. Ich wünsche mir eine (Arbeits-)Welt,<br />

in der der Wert unserer Arbeit nicht mehr nur an<br />

rein ökonomischen Maßstäben bemessen wird, sondern<br />

ganzheitlich auch alle qualitativen Faktoren mit einbezieht,<br />

die ein Leben lebenswert, gesund, gerecht, nachhaltig,<br />

friedvoll – und vielleicht auch ausgeschlafener – macht.<br />

DIE VERANTWORTLICHEN FÜR DIESE AUSGABE:<br />

Joschka Kuznik<br />

Die letzten Monate waren von Höhen und<br />

Tiefen geprägt. Von Optimismus und Unsicherheit.<br />

Von Hoffnung und Frustration. Eines ist<br />

aber klar geworden: In Krisenzeiten werden<br />

persönliche Ziele hintenan und das Team in den<br />

Mittelpunkt gestellt. In der Zukunft sollten wir das<br />

nicht vergessen. Unsere Arbeit steht nicht im Vakuum;<br />

wir arbeiten für uns, unser Team, unsere Abteilung, unser<br />

Unternehmen und unsere Gesellschaft gleichermaßen.<br />

Sophia Walter<br />

Kennen Sie noch den Satz „Wir leben, um<br />

zu arbeiten.“? Unsere Arbeitszeit nimmt<br />

einen Großteil unseres Daseins ein und<br />

genau deshalb wird uns mehr und mehr<br />

bewusst, was Wertschätzung dieser kostbaren<br />

Zeit bedeutet. Es wird deutlich, dass<br />

die Motivation, die Leidenschaft und die Menschlichkeit<br />

der Schlüssel zum Erfolg sind. Wertschätzung<br />

ist der wohl größte Benefit, den man bekommen<br />

kann – ganz egal in welcher Form, ganz egal in<br />

welcher Position.<br />

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Please recycle<br />

Senior Project Manager: Joschka Kuznik (joschka.kuznik@mediaplanet.com) Project Manager: Sophia Walter Geschäftsführung:<br />

Richard Båge (CEO), Philipp Colaço (Managing Director), Franziska Manske (Head of Editorial & Production), Henriette Schröder (Sales<br />

Director) Designer: Ute Knuppe Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@mediaplanet.com Coverbild: Patrycia Lukas<br />

Alle mit gekennzeichneten Artikel sind keine<br />

neutrale Redaktion vom Mediaplanet Verlag.


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 3<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit MEISTER entstanden.<br />

Flexibles Arbeiten von überall:<br />

So steigern digitale Tools<br />

die Produktivität<br />

Als Twitter auf dem gleichnamigen Mikroblogging-Dienst verkündete, dass alle Mitarbeitenden für<br />

immer von zu Hause aus arbeiten dürfen, schlug dies Wellen. Mark Zuckerberg schloss sich prompt<br />

an, weitere erfolgreiche Digitalunternehmen wie Spotify und Salesforce zogen nach.<br />

FOTO: MEISTER<br />

Brainstormings besser visualisieren. Die<br />

spielerische, nicht lineare Darstellungsform<br />

sorgt für einen kreativen Ideenaustausch.<br />

Denn laut einer Studie lässt sich<br />

mit Projektplanungen, die mittels einer<br />

Mindmap visualisiert wurden, die Produktivität<br />

sogar um 23 Prozent steigern.<br />

Steht der erste Projektplan, bahnt<br />

2. sich die erste Hürde an: Wie werden<br />

aus dem Ideenfundus konkrete Maßnahmen?<br />

Eine Task-Management-Software wie<br />

etwa MeisterTask, idealerweise mit einer<br />

Kanban-Aufteilung, ist eine bewährte Lösung.<br />

Mit dem webbasierten Tool können<br />

Mitarbeitende in Echtzeit über Aufgaben<br />

kommunizieren, aufgabenbasiert Informationen<br />

teilen, Zuständigkeiten definieren<br />

und durch automatisierte E-Mail-Benachrichtigungen<br />

das Team stetig auf dem<br />

Laufenden halten. So wird das Aufgabenmanagement<br />

effizienter und Kolleg*innen<br />

arbeiten produktiver zusammen.<br />

Egal welche Größe und Branche: Jedes<br />

Unternehmen büßt Effizienz ein,<br />

3.<br />

wenn es keine einheitliche Dokumentation<br />

gibt. Dadurch entstehen Wissensinseln<br />

und neue Informationen werden nicht mit<br />

allen Teammitgliedern geteilt. Auf diesem<br />

Wege geht Know-how verloren. Für dieses<br />

Problem gibt es mittlerweile praktische<br />

kollaborative Notiz- und Dokumentations-<br />

Tools wie zum Beispiel MeisterNote, in denen<br />

Remote-Teams gemeinsam an einem<br />

zentralen Dokument arbeiten.<br />

Text<br />

Michael Hollauf<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

unter:<br />

meister.co/de<br />

Diese Entscheidungen machen<br />

deutlich, dass die anfängliche<br />

Angst vor dem Abfall der Produktivität<br />

nicht berechtigt ist. Denn<br />

im Kampf um die besten Talente scheint<br />

„Work from Anywhere“ eines der zukunftsfähigsten<br />

Modelle zu sein. Grundlage<br />

dafür liefert die Digitalisierung, denn sie<br />

ermöglicht eine Zusammenarbeit von überall.<br />

Dabei haben sich einige Kollaborations-<br />

Tools als richtige Produktivitäts-Booster für<br />

Remote-Work-Modelle bewährt.<br />

Kommunikation im Team wird<br />

wichtiger denn je<br />

Remote-Arbeiten ist nicht ohne Grund so<br />

beliebt, denn die flexibleren Arbeitszeiten<br />

und der eingesparte Arbeitsweg bedeuten<br />

auch in vielen Fällen mehr Zeit für Familie,<br />

Freunde und Hobbys. Dabei kann die<br />

Selbstorganisation jedes Einzelnen das<br />

Team dazu ermutigen, einander mehr zu<br />

vertrauen und sich aufeinander zu verlassen.<br />

In jedem Fall zeigt die neue Arbeitsrealität,<br />

dass die Produktivität darunter nicht<br />

leidet. Im Gegenteil, oft sind Remote-Teams<br />

sogar effizienter und produktiver. Eine<br />

transparente Kommunikation der Mitarbeitenden<br />

ist hierbei unabdinglich und sorgt<br />

für eine stressfreie Zusammenarbeit.<br />

Gemeinsam produktiv mit Mindmaps,<br />

Kanban und Wissens-Hubs<br />

Die Frage lautet daher: Wie sieht nun<br />

eine effektive digitale Zusammenarbeit<br />

aus, die mehr beinhaltet als E-Mails<br />

und Video-Calls? Für einen produktiven<br />

Workflow sollten folgende drei Aspekte<br />

berücksichtigt werden:<br />

Es lohnt sich, kreative Methoden<br />

1. wie das Mindmapping für die Projektplanung<br />

und -übersicht zu nutzen:<br />

Teams können mit übersichtlichen<br />

Online-Mindmaps wie MindMeister<br />

Michael Hollauf<br />

Mitgründer und<br />

CEO von Meister<br />

Produktiver zusammenarbeiten,<br />

effizienter kommunizieren<br />

Durch die neue Form des Arbeitens<br />

werden nicht nur Büroflächen eingespart,<br />

Firmen können außerdem auf einen<br />

größeren Talentpool zugreifen, sind für<br />

Arbeitnehmer*innen attraktiver und die<br />

allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeitenden<br />

steigt durch die erhöhte Flexibilität.<br />

Damit Remote Work jedoch reibungslos<br />

funktioniert, braucht es webbasierte<br />

Kollaborations-Tools. Sie entpuppen sich<br />

als wahre Helfer im Homeoffice und<br />

geben Teams ein gutes Gefühl, alle<br />

Projekte von A bis Z im Griff zu haben.<br />

Und noch ein letzter Tipp: Bevor die<br />

Entscheidung für ein Tool fällt, sollten<br />

Firmen darauf achten, ob es sich mit<br />

anderen Lösungen integrieren lässt, um<br />

einen lückenlosen Workflow zu garantieren,<br />

und ob der Serverstandort in<br />

Deutschland liegt, sodass der Datenschutz<br />

gewährleistet ist.<br />

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Besser.<br />

Zusammen.<br />

Arbeiten.<br />

Attraktive Mindmaps,<br />

intuitives Task-Management und<br />

kollaborative Online-Dokumentation<br />

für Ihr Remote-Team.<br />

meister.co/de


4<br />

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de<br />

The Power of<br />

Discomfort<br />

Vera Marie Strauch ist digitale Unternehmerin, Podcasterin und<br />

Gründerin der Female Leadership Academy. 2017 stieg Vera<br />

nach einer Konzernkarriere aus der Industrie aus, um ein digitales<br />

Bildungsunternehmen aufzubauen.<br />

Text Joschka Kuznik<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

unter:<br />

verastrauch.com<br />

Was ist für dich der zentrale Punkt der<br />

New-Work-Bewegung?<br />

Ich sehe dabei vor allem eine zentrale<br />

Frage: Wie können wir den Menschen in<br />

den Mittelpunkt stellen? Wie können wir<br />

unsere Herangehensweise umkehren –<br />

statt Menschen in Systeme zu pressen,<br />

die Systeme an Menschen anpassen? Wir<br />

wissen, dass vieles rund um das Konzept<br />

Arbeit dringend überholt und regelmäßig<br />

verändert werden muss. Diese Fragen<br />

sind nicht nur für uns Menschen wichtig,<br />

sondern halten auch viele positive Effekte<br />

für Organisationen und Gesellschaft<br />

bereit.<br />

Du setzt dich dafür ein, dass jeder seinen<br />

eigenen Stil im Job und im Leben<br />

findet. Warum, glaubst du, fällt das<br />

vielen Menschen heute schwer?<br />

Wir befinden uns in Zeiten des rapiden<br />

Wandels, der vor allem durch technologische<br />

Entwicklung in den letzten Jahren,<br />

mittlerweile Jahrzehnten befeuert wird.<br />

Ich komme aus der Bauindustrie und<br />

habe schon vor mehr als zehn Jahren<br />

beobachtet, dass sich selbst in dieser eher<br />

traditionellen Branche viele spannende<br />

Möglichkeiten zur Veränderung auftun.<br />

Prozesse verändern sich grundlegend,<br />

Branchen öffnen sich einander, die vorher<br />

keinerlei Berührungspunkte hatten,<br />

Netzwerke werden wichtiger und die<br />

Zusammenarbeit verändert sich grundlegend<br />

– nicht zuletzt wegen vollkommen<br />

neuer Möglichkeiten, remote zu arbeiten.<br />

Das führt auch dazu, dass für persönliche<br />

Karrieren vollkommen neue Wege<br />

entstehen. Wir erfinden heute die Jobs<br />

von morgen.<br />

Diese Freiheiten sind schön und gleichzeitig<br />

auch fordernd. Wer so privilegiert<br />

ist, viele Möglichkeiten zu haben, steht<br />

unweigerlich vor Fragen wie diesen:<br />

Was ist es denn eigentlich, was ich gern<br />

machen möchte? Welchem Sinn soll es<br />

dienen? Welche Zukunft wünsche ich mir<br />

für mich und uns als Gesellschaft?<br />

Authentizität, Mut, Teilen – in deinem<br />

Podcast sprichst du viel über Werte,<br />

die uns allen eigentlich nicht neu sein<br />

sollten. Warum kommen diese Aspekte<br />

in der Arbeitswelt oft zu kurz?<br />

Wir arbeiten in Systemen, die zum Teil<br />

unmenschlich sind, auch wenn sie nicht<br />

mit dieser Intention entwickelt wurden.<br />

Wir pressen uns in Arbeitszeiten und<br />

-modelle, die nicht zu uns und unseren<br />

Bedürfnissen passen – einfach weil wir<br />

es „immer schon so gemacht“ haben. Es<br />

lohnt sich, viele der Annahmen zu hinterfragen,<br />

auf denen wir Arbeit und Zusam-<br />

Vera Marie Strauch<br />

Digitale Unternehmerin, Podcasterin und Gründerin<br />

der Female Leadership Academy<br />

Um wirklich zu<br />

lernen, braucht es<br />

neue Erfahrungen,<br />

und dafür müssen<br />

wir uns in neue<br />

Situationen<br />

außerhalb der<br />

eigenen Komfortzone<br />

begeben.<br />

FOTO: INES MARQUET<br />

menarbeit aufbauen. Ein Beispiel: Ich<br />

höre regelmäßig von der Überzeugung,<br />

dass „ein bisschen gesunder Wettbewerb“<br />

dazugehöre – auch innerhalb von Teams.<br />

Das ist sehr widersprüchlich. Ich kenne<br />

keine Organisation, die sich keinen<br />

Teamgeist wünscht, und wir wissen, dass<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit einen<br />

riesigen Unterschied – auch für unternehmerischen<br />

Erfolg – macht. Gleichzeitig<br />

wird durch Wettbewerb genau das<br />

Gegenteil gefördert: ein Gegeneinander<br />

statt eines Miteinanders. Wetteifern für<br />

die eigene Karriere statt Einsatz für die<br />

Sache. Intransparenz statt Offenheit.<br />

Kurz: Misstrauen statt Vertrauen.<br />

Ich finde es spannend, solche Fragen zu<br />

stellen und Muster in der Tiefe zu verstehen.<br />

Dabei geht es nicht darum, wer was<br />

falsch macht, sondern darum, gemeinsam<br />

mit Wohlwollen und Offenheit neue<br />

Wege zu finden.<br />

Neuer Job, neue Position oder neue<br />

Aufgaben: Du sagst, Unsicherheit könne<br />

eine Stärke sein. Warum?<br />

Es geht hier vor allem um Discomfort,<br />

also ganz bewusst auch mal das Unbequeme<br />

zu wählen. Das ist zwar ein verletzlicher<br />

Akt, aber genau diese Verletzlichkeit<br />

ist ein unverzichtbarer Teil für<br />

die Führung und damit auch für starke<br />

Organisationskulturen. Um wirklich zu<br />

lernen, braucht es neue Erfahrungen, und<br />

dafür müssen wir uns in neue Situationen<br />

außerhalb der eigenen Komfortzone<br />

begeben.<br />

Dafür braucht es innere Stärke und<br />

Menschen, die bereit sind, Anfängerinnen<br />

oder Anfänger zu sein, Fehler<br />

zu machen und diese auch ehrlich zu<br />

reflektieren. Lernen ist der große Faktor<br />

für die Zukunft, weil es das ist, was uns<br />

als Menschheit weiterbringt. Und ohne<br />

Unbequemlichkeit geht das nicht.<br />

Wie schätzt du den Stand der Entwicklung<br />

in der Arbeitswelt ein? Sind wir<br />

hier teilweise noch zu langsam?<br />

Ich sehe das optimistisch. Wir haben<br />

große Themen vor der Brust, was zum<br />

Beispiel Gerechtigkeit angeht. Im Bereich<br />

Diversität gibt es noch sehr viele Barrieren,<br />

die es aufzubrechen, und alte<br />

Strukturen, die es zu verändern gilt. Ich<br />

finde es gut, dass ich in der Wirtschaft<br />

viele Einzelpersonen und Organisationen<br />

erlebe, die sich diesen Themen annehmen<br />

und sich aufrichtig für faire und<br />

menschlichere Arbeitsbedingungen für<br />

alle öffnen. Das schafft Perspektive – für<br />

uns als Menschen und für unser Miteinander.


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 5<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit COMBINE entstanden.<br />

FOTO: BURKO JAEGER FOTOGRAFIE<br />

Büro? Was war das noch mal?<br />

Die Arbeitswelt ändert sich. Viele Veränderungen setzten bereits vor der Pandemie ein und wurden in den letzten 18 Monaten ein regelrechter<br />

Katalysator für die Transformation der Arbeitswelt. Hybrides Arbeiten im Büro und Homeoffice waren plötzlich keine Zukunftsideen<br />

mehr, sondern Gegenwart. Inzwischen haben wir Erfahrungen mit New Work gesammelt, gute wie schlechte. Wir sind im New Normal<br />

angekommen und fragen uns: Wie, wann und wo werden wir künftig arbeiten? Simone Endres, Senior Consultant bei combine, begleitet<br />

Unternehmen aller Branchen bei der Entwicklung zukunftsfähiger Arbeitsorte. Im Interview gewährt sie einen Blick in die Future of Work.<br />

Text<br />

Doreen<br />

Brumme<br />

Simone Endres, wo und wie werden wir in<br />

Zukunft arbeiten?<br />

Ich habe keine Glaskugel (lacht). Aber ich wage<br />

mit den Erfahrungen, die ich insbesondere in<br />

den vergangenen Monaten mit unseren Kundinnen<br />

und Kunden gesammelt habe, folgende<br />

Prognose: überall. Wir werden dort arbeiten,<br />

wo wir es am besten können und wo wir die<br />

besten Ergebnisse erzielen. Unsere Arbeitswelt<br />

wird flexibler, also orts- und zeitunabhängiger:<br />

Gearbeitet wird nicht mehr nur am Stück, nicht<br />

mehr nur im Büro, nicht mehr nur von morgens<br />

bis abends oder umgekehrt. Stattdessen<br />

werden wir die Zeiteinheiten, die wir mit Arbeit<br />

füllen, verändern – und wir schieben Privates<br />

immer mehr zwischen berufliche To-dos.<br />

Brauchen wir überhaupt noch ein Büro?<br />

Da bin ich mir sicher. Allerdings werden wir<br />

das Büro neu denken müssen, damit es den<br />

Anforderungen unserer neuen Arbeitswelt gerecht<br />

wird. Ich sehe das Büro der Zukunft mehr<br />

als unternehmerische „Base“. Dort begegnen<br />

wir Kolleginnen und Kollegen, dort tauschen<br />

wir uns aus, dort arbeiten wir gemeinsam an<br />

Projekten. Diese Funktionen müssen gestärkt<br />

werden. Der Vorteil des analogen Büros ist, dass<br />

es unser urmenschliches Bedürfnis nach sozialer<br />

Interaktion und Nähe stillt, so, wie es das<br />

Homeoffice wegen der Distanz nicht schafft.<br />

Wie können Unternehmen ihre Räume<br />

entsprechend neu denken?<br />

Die Unternehmen haben jetzt erste praktische<br />

Erfahrungen mit New Work gemacht.<br />

Je nachdem auf welcher Flughöhe sie derzeit<br />

fliegen, starten sie mit:<br />

1. dem Standort – „Hat unser Standort<br />

Zukunft? Hat unser Unternehmen hier Zukunft?“<br />

Dabei geht es um Strategie, Anbindung<br />

an den Ort und Wertschöpfung vor Ort.<br />

2. dem Gebäude – „Wie muss ein Gebäude<br />

gestaltet sein, damit es zu unserem Unternehmen,<br />

unserer Arbeitsweise passt?“ Dabei<br />

geht es um Größe, Organisation und Struktur.<br />

3. dem Raum – „Wie gestalten wir den<br />

Raum? Wie bringen wir darin die Funktionen<br />

unter, die unsere Arbeit ausmachen?“ Dabei<br />

geht es um die Schaffung individueller Arbeitsplätze<br />

und vielfältiger Arbeitsorte.<br />

4. der Kultur – „Wie können wir die Identität<br />

des Unternehmens im Arbeitsraum integrieren?<br />

Welche Arbeitskultur wollen wir in<br />

unseren Räumen leben?“ Dabei geht es um<br />

Kommunikation ebenso wie um Werte und<br />

soziales Miteinander.<br />

Als Beraterinnen und Berater stellen wir<br />

fest, dass nicht nur wirtschaftliche Faktoren<br />

Unternehmen dazu bewegen, ihre Räume neu<br />

zu denken, sondern die Impulse dafür auch von<br />

den Mitarbeitenden selbst kommen, die nach<br />

ihrer Zeit im Homeoffice ganz neue Anforderungen<br />

an ihren Arbeitsplatz stellen. Wer ins Büro<br />

geht, tut das in erster Linie nicht, um E-Mails<br />

zu beantworten oder Berichte zu verfassen. Der<br />

Gang ins Büro ermöglicht soziales Miteinander.<br />

Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der<br />

Gestaltung zukunftsfähiger Arbeitsplätze?<br />

Die Digitalisierung wirkt selbst als Katalysator<br />

für die Transformation der Arbeitswelt – und<br />

wurde von der Pandemie noch befeuert. Die<br />

Art, wie wir miteinander kommunizieren,<br />

hat sich in den letzten Jahren maßgeblich<br />

geändert, sie funktioniert vernetzter und zeit-/<br />

ortsunabhängiger denn je – nicht zuletzt aufgrund<br />

der Digitalisierung. In Zukunft müssen<br />

wir noch mehr darüber nachdenken, wie gute,<br />

digitale Arbeitsumfelder gestaltet werden<br />

können, und das geht weit über die Herstellung<br />

hybrider Flächen, die remote arbeitende Kolleginnen<br />

und Kollegen in ein Meeting im Büro<br />

einbinden, hinaus.<br />

Wie sieht das Büro der Zukunft aus?<br />

Es muss Platz für Kommunikation, Kollaboration<br />

und Gemeinschaft bieten. Ich denke bei<br />

Future of Work aber nicht nur an die Büroflächen.<br />

Wenn wir die starre Trennung zwischen<br />

Arbeits- und Privatleben auflösen, dann muss<br />

auch die Stadt als Communityfläche neu gedacht<br />

werden. Jeder Ort kann Arbeitsort und<br />

damit Teil des individuellen Arbeitsumfeldes<br />

sein – und so manche Bürofläche der Gemeinschaft<br />

dienen. Das eröffnet neue Optionen für<br />

die Nutzung und Gestaltung von Immobilien<br />

und schafft Potenzial für das Einsparen von<br />

bebauten Flächen, was wiederum die städtische<br />

Klimabilanz nachhaltig verbessern kann.<br />

Welche 3 Tipps haben Sie für Unternehmen,<br />

um Räume fit for Future zu machen?<br />

One size does not fit all! Individuelle<br />

1. Konzepte sind die Basis für erfolgreiches<br />

Arbeiten. Schablonendenken ist oldschool.<br />

Jedes Gebäude muss von innen, von<br />

2. dort aus, wo die Nutzerinnen und Nutzer<br />

arbeiten, gestaltet werden.<br />

Nutzerinnen und Nutzer müssen befähigt<br />

werden, das Potenzial des Arbeits-<br />

3.<br />

ortes auszuschöpfen.<br />

Wie arbeiten Sie, wo ist Ihr Lieblingsarbeitsort<br />

und was ist die eine Sache oder<br />

Idee, die Sie mit sich tragen, wo immer Sie<br />

arbeiten?<br />

Ich arbeite hybrid, und das durchaus auch mal<br />

innerhalb eines Tages. Zum Arbeiten nutze<br />

ich gerne längere Bahnfahrten. Immer dabei<br />

sind mein Handy, mein analoges Notizbuch<br />

und meine Idee von Selbstdisziplin. Letztere<br />

ist unabdingbar für die künftige Arbeitswelt:<br />

Es gilt, diszipliniert zu arbeiten – und ebenso<br />

diszipliniert nicht zu arbeiten. Das Verhältnis<br />

muss zu mir passen.<br />

Vielen Dank, Simone Endres, für diesen<br />

spannenden Ausblick auf die Arbeitswelt<br />

von morgen!<br />

FOTO: LAURA THIESBRUMMEL<br />

Simone Endres<br />

Senior Consultant,<br />

combine<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

unter:<br />

combineconsulting.com


6<br />

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de<br />

Mehr Mut und<br />

Menschlichkeit<br />

Lea-Sophie Cramer ist Unternehmerin, Angel Investor und Keynote Speaker.<br />

Die Gründerin hat viele Jahre Amorelie geführt und trat 2020 als CEO zurück.<br />

Im Interview spricht Lea über den Mut, neue Wege zu gehen, über Softwareupdates<br />

in der Bildung und über Wüstenpinguine.<br />

Text Joschka Kuznik<br />

Die New-Work-Bewegung hat viele<br />

Dimensionen. Was macht die Zukunft<br />

der Arbeit für dich aus?<br />

Teil meiner Mission ist es, dass die Wirtschaft<br />

und damit auch die Arbeit mutiger,<br />

menschlicher und diverser wird. Es geht<br />

nicht mehr darum, das letzte bisschen Logik<br />

aus einer Person herauszubekommen,<br />

sondern es geht darum, dass Leute sich<br />

am Arbeitsplatz sicher und wohlfühlen<br />

und in einem Setting sind, in dem sie das<br />

Maximum geben können. Dazu gehört für<br />

mich, den Menschen hinter der Position<br />

zu sehen.<br />

Das war bei mir auch nicht immer so.<br />

Ich bin auch mit dem Verständnis aufgewachsen:<br />

„Privates gehört nach Hause.“<br />

Ich glaube aber, dass wir mit all unseren<br />

Facetten zur Arbeit kommen sollten.<br />

Themen zu Hause beeinflussen schließlich<br />

auch die Arbeit. Das sollte zwar keine<br />

Ausrede für schlechte Leistung sein, aber<br />

eine Arbeitswelt, in der das anerkannt und<br />

darauf eingegangen wird, führt zu einer<br />

besseren Performance.<br />

Zum Thema Menschlichkeit gehört<br />

auch das Thema Flexibilität. Arbeitgeber<br />

sollten sich darauf einstellen, wie Arbeitnehmer<br />

am besten ihre Leistung bringen<br />

können. Und das muss nicht an einem<br />

bestimmten Ort oder zu einer bestimmten<br />

Zeit sein. Es gibt Nachteulen und es gibt<br />

Frühaufsteher. Warum müssen die alle<br />

Nine to Five arbeiten?<br />

In der klassischen Betriebswirtschaft<br />

wird oft die Frage behandelt, wie Mitarbeiter<br />

motiviert werden können. Sollten<br />

Unternehmen sich aber nicht viel<br />

öfter die Frage stellen, welche Teile der<br />

Organisation demotivierend wirken?<br />

Ich selbst habe 2018 Erfahrungen mit<br />

Burn-out gemacht. Ich hatte eine Vorstufe<br />

davon und dank therapeutischer Hilfe bin<br />

ich da gut rausgekommen. Daraus habe<br />

ich gelernt, was der Hauptgrund dafür ist,<br />

dass Menschen in ein Burn-out verfallen<br />

oder einfach nicht mehr leistungsfähig<br />

sind. Menschen wollen sich wirksam und<br />

wertvoll fühlen. Ich sehe es als Aufgabe<br />

von Organisationen an, diese Selbstwirksamkeit<br />

und Wertschätzung für ihre<br />

Teammitglieder zu ermöglichen.<br />

Wir als Arbeitgeber haben die Verantwortung,<br />

die richtigen Menschen mit den<br />

richtigen Fähigkeiten für unser Unternehmen<br />

auszusuchen, sie weiterzubilden und<br />

sie auch gehen zu lassen, wenn es nicht<br />

mehr passt. Das heißt auch, Personen aus<br />

einem Kontext zu nehmen, in dem sie<br />

nicht weiterkommen. Ich denke da immer<br />

an das Pinguin-Prinzip von Eckart von<br />

Hirschhausen: „Wenn du ein Pinguin in<br />

der Wüste bist, liegt es nicht an dir, dass<br />

es nicht flutscht. Da bist du einfach nicht<br />

in deinem Element.“ Daran glaube ich zu<br />

100 Prozent. Für jede Person gibt es einen<br />

Kontext, in dem sie ihre Stärken komplett<br />

ausspielen kann.<br />

Was ist dieser Kontext für dich? Was<br />

treibt dich an?<br />

Für mich ist das Unternehmertum, wie<br />

für Designer die Mode, ein Weg, mich<br />

auszudrücken. Dazu habe ich eine riesige<br />

Portion Neugier. Ich bin unglaublich<br />

interessiert daran, wie die Welt funktioniert,<br />

wie Firmen funktionieren, wie<br />

verschiedene Branchen funktionieren.<br />

Ich beschäftige mich oft mit Dingen, mit<br />

denen ich nie etwas zu tun haben werde<br />

– zum Beispiel Gebäudesanierung. Ich<br />

frage ich mich einfach: Wie funktioniert<br />

eigentlich dieser Bereich und was müsste<br />

man machen, wenn man dort erfolgreich<br />

sein wollen würde?<br />

Ich bin aber auch jemand, der Anerkennung<br />

sucht. Viele sagen heute, dass du<br />

dir die Anerkennung selbst geben musst.<br />

Ich bin da nicht so streng. Ich möchte<br />

anderen zeigen, dass ich was kann, und es<br />

macht mir Spaß, mit meinen Fähigkeiten<br />

in einen Wettbewerb zu gehen. Das ist wie<br />

bei Leistungssportlern. Da würde man es<br />

ja auch nicht schlecht bewerten, dass sie<br />

viel trainieren und laufend untereinander<br />

im Wettbewerb stehen. Das gehört einfach<br />

dazu. Und bei Unternehmerinnen und<br />

Unternehmern ist es ähnlich.<br />

Nach sieben Jahren an der Spitze deines<br />

Start-ups Amorelie bist du als CEO<br />

zurückgetreten. Woher nimmst du den<br />

Mut, neue Wege zu gehen?<br />

Erfolgreiche Menschen unterscheiden<br />

sich oftmals dadurch, dass sie mutiger<br />

sind, sich aus Kontexten rauszunehmen,<br />

die für sie nicht mehr zielführend sind –<br />

wie der Pinguin in der Wüste. Ich würde<br />

mir zuschreiben, dass ich ein Gespür dafür<br />

habe, wann ein Umfeld nicht mehr zu<br />

Erkenntnisgewinn führt.<br />

Der Mut kommt auch daher, dass ich<br />

weiß, dass ich für ein glückliches Leben<br />

nicht so viel brauche: Ich würde auch wieder<br />

in meiner Studenten-WG klarkommen,<br />

wenn alles schiefgeht. Ich habe nicht diese<br />

existenzielle Angst. Und ich habe totales<br />

Vertrauen darin, dass ich Fähigkeiten und<br />

Fertigkeiten erworben habe, die irgendwo<br />

gebraucht werden. Ich weiß, dass ich anpassungsfähig<br />

genug bin, in verschiedenen<br />

Settings mein Glück zu finden.<br />

Ich weiß, dass es von außen anders<br />

wahrgenommen wurde. Mir wurde zum<br />

Beispiel von vielen Headhuntern gesagt,<br />

dass ich meinen Marktwert schädige,<br />

Für jede Person gibt es<br />

einen Kontext, in dem<br />

sie ihre Stärken komplett<br />

ausspielen kann.<br />

wenn ich Amorelie verlasse, ohne direkt<br />

eine neue Position zu starten. Zum Glück<br />

bin ich ja aber kein Produkt, an mir hängt<br />

kein Preisschild. Keiner kennt mich so<br />

gut wie ich selbst, und deswegen kann<br />

mir auch kein Headhunter sagen, was das<br />

Beste für meinen Lebensweg ist.<br />

Du hast 2020 ein „Year of Learning“<br />

gemacht. Was war dein größtes Learning<br />

und wie konntest du dies in diesem<br />

Jahr umsetzen?<br />

„Hard decisions, soft life – soft decisions,<br />

hard life.“ Manche Entscheidungen sind<br />

sehr hart und müssen auch betrauert<br />

werden. Aber sie erleichtern dein Leben,<br />

und zwar im Privaten wie im Beruflichen.<br />

Danach habe ich in den vergangenen<br />

Monaten gelebt.<br />

Ich wollte dieses Jahr wieder gründen,<br />

habe aber gemerkt, dass mein Set-up noch<br />

nicht bereit ist. Ich wurde gerade am Kreuzband<br />

operiert und humple immer noch<br />

auf Krücken. Dazu bin ich mitten in einer<br />

Coachingausbildung und habe viele andere<br />

Projekte. Ich muss da auch ehrlich zu mir<br />

sein: Es ist einfach noch nicht der Moment,<br />

und jetzt verschiebe ich es um ein Jahr.<br />

Das war solch eine harte Entscheidung,<br />

hinter der man auch stehen muss, ohne<br />

wehmütig zu sein. Mein Ziel ist es, auf jeden<br />

Fall nächstes Jahr wieder zu gründen,<br />

weil ich glaube, dass Unternehmertum der<br />

Deckel für meinen Topf ist.<br />

New Work funktioniert nur mit einer<br />

mitarbeiterzentrierten Organisation.<br />

Was, glaubst du, ist aktuell die größte<br />

Baustelle bei traditionellen Unternehmenskulturen?<br />

Meiner Meinung nach sind es drei<br />

Hauptthemen, die Unternehmen zur Zeit<br />

Bauchschmerzen bereiten. Ein Thema<br />

ist auf jeden Fall Mitarbeiterengagement.<br />

Laut Gallup-Index hat Deutschland nur 17<br />

Prozent wirklich engagierte Mitarbeiter,<br />

die sich mit ihrem Unternehmen verbunden<br />

fühlen. Das heißt, über 80 Prozent<br />

machen quasi nur Dienst nach Vorschrift.<br />

Das ist der Hauptpunkt, an dem man<br />

andocken muss. Wie bekomme ich die<br />

Menschen wieder dahin, dass sie sich einbringen<br />

wollen und dass sie die Arbeit als<br />

positiven Teil ihres Lebens wahrnehmen?<br />

Für traditionelle Unternehmen ist das eine<br />

zentrale Frage.<br />

Ein weiterer Teil ist die Transparenz und<br />

Nahbarkeit in der Führung. Es gibt immer<br />

noch sehr viele tradierte Führungsprinzipien,<br />

bei denen Mitarbeiter nur wissen<br />

dürfen, was sie in ihrer Position konkret<br />

betrifft, weil mit zu viel Transparenz die<br />

Konkurrenz vermeintlich die Zahlen herausfinden<br />

kann. Dabei wird aber vergessen,<br />

dass man damit dem Purpose, dieser Sinnhaftigkeit<br />

der eigenen Arbeit, schadet.<br />

Während der Corona-Pandemie hat man<br />

zudem stark gemerkt, dass wir eine Innovations-<br />

und Skillgap haben. Wir haben in<br />

Deutschland einfach zu wenig Innovationstreiber<br />

und einen riesigen Fachkräftemangel.<br />

Von den Tools und Techniken, die<br />

unser Leben in der Pandemie erleichtert<br />

haben, kam keine Innovation aus Deutschland.<br />

Wir werden einfach abgehängt, und<br />

das bereitet mir wirklich Sorge.<br />

Durch die Pandemie ist auch der Schrei<br />

nach digitaler Bildung immer lauter<br />

geworden. Kann das Bildungssystem<br />

mit der rasanten Entwicklung in der<br />

Wirtschaft überhaupt mithalten?<br />

Nein, absolut nicht. 65 Prozent der heutigen<br />

Grundschulkinder werden in Jobs<br />

arbeiten, die es heute noch nicht gibt. Wie<br />

können wir sie dafür ausbilden? Derzeit<br />

noch gar nicht. Aber selbst die Dinge, die<br />

wir machen können, tun wir aktuell nicht.<br />

Digitalisierung ist immer noch ein Fremdwort<br />

an vielen Schulen. Digitale Bildung<br />

ist in Deutschland noch mit viel zu viel<br />

Angst behaftet.<br />

Natürlich braucht man logisches Denken,<br />

Mathematik und Naturwissenschaften<br />

– keine Frage. Dieser krasse Fokus auf<br />

MINT-Fächer, den wir in Deutschland<br />

immer noch haben, ist aber vielleicht<br />

etwas überholt. Kreative Fächer sollten<br />

mehr Beachtung finden, weil die nämlich<br />

Innovation und Unternehmergeist<br />

fördern.<br />

Man darf Bildung nicht als in Stein<br />

gemeißelt sehen, sondern muss sie als<br />

sich veränderndes Kontinuum betrachten.<br />

Wir müssen eine Art Softwareupdate in


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 7<br />

der Bildung durchführen. Es ist nötig, dass<br />

wir ein System etablieren, das viel schneller<br />

auf die Veränderungen und die Bedürfnisse<br />

reagieren kann, die die Kinder von morgen<br />

haben. Und das nicht alle paar Jahre, sondern<br />

als kontinuierlichen Lernprozess. Auch bei<br />

der Bildung brauchen wir mehr Mut.<br />

Worin siehst du die größte Disruption der<br />

Arbeitswelt in den kommenden Jahren?<br />

Die Vereinbarkeit von Leben und Arbeit<br />

ist – auch durch Corona – viel stärker in den<br />

Vordergrund gerückt. Unser Grundverständnis<br />

von Arbeit hat sich stark verändert. Eine Hälfte<br />

der Deutschen möchte nicht zum selben Arbeitspensum<br />

wie vor der Pandemie zurück. Das<br />

heißt nicht, dass Menschen nicht mehr arbeiten<br />

wollen. Aber wir wollen nicht mehr arbeiten<br />

wie vorher. Wir wollen nicht mehr an sinnlosen<br />

Sachen arbeiten, die dann im Papierkorb landen.<br />

Wir wollen nicht mehr unsere Zeiten aufschreiben<br />

müssen, wenn es doch eigentlich um<br />

unseren Output geht. Wir wollen als menschlich<br />

gesehen werden und uns nicht als Nummer in<br />

unserem Betrieb fühlen. Wir haben gelernt, dass<br />

es effizientere Wege gibt, Dinge zu tun, und die<br />

wollen wir auch nutzen können. Das wird eine<br />

der großen Herausforderungen.<br />

Dazu kommt natürlich auch die Generation<br />

Z, die noch extremer ist als wir, als die Generation<br />

Y. Wir waren schon die Hinterfragenden,<br />

die immer wissen wollten, warum wir das alles<br />

tun. Heute muss man jungen Menschen erst<br />

einmal beweisen, warum sie für einen arbeiten<br />

sollen. Das Machtverhältnis hat sich verändert,<br />

und das ist nicht so schlecht. Man kann sich als<br />

Arbeitgeber auch ein bisschen strecken dürfen.<br />

Was sind deine Ziele für 2022?<br />

Ich möchte gerne wieder gründen. Das ist<br />

aber immer ein kreativer Prozess. Man<br />

braucht das richtige Thema zur richtigen Zeit<br />

mit dem richtigen Team. Das ist nicht so<br />

einfach, so was lässt sich schwer planen. Ich<br />

glaube trotzdem daran, dass es nächstes Jahr<br />

was wird, und daran werde ich arbeiten. Ich<br />

will wieder ein Unternehmen gründen und es<br />

so aufbauen, wie Unternehmen der heutigen<br />

Zeit laufen sollten.<br />

FOTO: PATRYCIA LUKAS<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit <strong>WORK</strong>MOTION entstanden.<br />

Wie ein neues Arbeitsmodell den Fachkräftemangel lindern kann<br />

Diese Chance bietet Remote Work<br />

für Unternehmen<br />

Text Carsten Lebtig<br />

Es ist eine paradoxe Situation: Während deutsche<br />

Firmen teilweise verzweifelt junge, gut<br />

ausgebildete Fachkräfte suchen, sind in Ländern<br />

wie Spanien, Griechenland und Italien nach<br />

wie vor überdurchschnittlich viele junge Menschen<br />

ohne Arbeit. Was läge also näher, als den Mangel<br />

in den einen EU-Ländern durch Fachkräfte aus<br />

anderen EU-Ländern auszugleichen? Diese Idee ist<br />

nicht neu, scheiterte aber in der Vergangenheit oft<br />

an sprachlichen und kulturellen Hürden. Ausgerechnet<br />

ein Arbeitsmodell, das in der Pandemie<br />

aus der Not heraus in bisher nicht gekannte Dimensionen<br />

ausgeweitet wurde, könnte eine Lösung<br />

bringen, die zukunftsfähig ist: das Arbeiten aus der<br />

Ferne, auch Remote Work genannt.<br />

Wer die Zahlen auf dem europäischen Arbeitsmarkt<br />

anschaut, erkennt das Potenzial. Laut<br />

Eurostat hatten im August in den Ländern der EU<br />

mehr als 2,8 Millionen Menschen unter 25 Jahren<br />

keine Arbeit. Allein in Spanien, Griechenland und<br />

Italien waren es zusammengerechnet mehr als<br />

900.000. Das Potenzial von Remote Work ist jedoch<br />

noch wesentlich größer, wenn man die Situation<br />

weltweit betrachtet. In Indien und Brasilien gibt es<br />

derzeit mehr als drei Millionen arbeitslose Menschen<br />

zwischen 25 und 29, die mindestens einen<br />

Bachelorabschluss haben.<br />

Zugegeben, das Arbeiten über weite Distanzen<br />

ist nicht für alle Branchen gleichermaßen gut<br />

geeignet. Eine Studie von McKinsey zeigt jedoch,<br />

dass in den Bereichen Finanzen, Versicherungen,<br />

Management, wissenschaftliche und technische<br />

Dienstleistungen das Potenzial für Remote-Work-<br />

Arbeitsplätze am größten ist. Dort können bis zu<br />

86 Prozent der Arbeit auch von außerhalb erledigt<br />

werden, ohne dass Produktivität verloren geht.<br />

Für Unternehmen bietet Remote Work auch mit<br />

Blick auf die Arbeitskosten Vorteile. Während 2020<br />

Carsten Lebtig<br />

Gründer und<br />

Geschäftsführer<br />

von WorkMotion<br />

eine Arbeitsstunde in Deutschland im Dienstleistungssektor<br />

und im produzierenden Gewerbe im<br />

Schnitt 36,70 Euro kostete, lag das Niveau in Spanien<br />

bei 22,60 Euro, in Griechenland sogar bei 17,30<br />

Euro (Zahlen laut Statistischem Bundesamt). Das<br />

niedrigere Lohnniveau korrespondiert dabei mit<br />

im Vergleich zu Deutschland geringeren Lebenshaltungskosten<br />

in diesen Ländern.<br />

Neue Firmen wie unsere HR-Plattform Work-<br />

Motion erleichtern es zudem Unternehmen,<br />

Arbeitskräfte im Ausland einzustellen. Sie bieten<br />

Rechtssicherheit, kennen sich mit den jeweiligen<br />

arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen aus und<br />

nehmen ihren Kunden die Abwicklung der Lohnabrechnungen<br />

ab. Und das nicht nur für EU-Staaten,<br />

sondern für 160 Länder auf der ganzen Welt.<br />

Weitere Informationen unter: workmotion.com


8<br />

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Talente der Zukunft<br />

wollen unabhängig sein<br />

Die Journalistin und Unternehmerin<br />

Laura Lewandowski spricht im Interview<br />

über künstliche Intelligenz, Storytelling<br />

und die Creator Economy.<br />

Text Joschka Kuznik<br />

Laura<br />

Lewandowski<br />

Journalistin und<br />

Unternehmerin<br />

Weitere<br />

Informationen unter:<br />

lauralewandowski.com<br />

Wie stellst du dir die Zukunft der Arbeit vor?<br />

Künstliche Intelligenz wird einen immer größeren<br />

Stellenwert einnehmen – und genau das<br />

ist gut so. Wir haben die einmalige Chance, uns<br />

mehr denn je mit unserer Menschlichkeit, unserer<br />

Leidenschaft und unserer Persönlichkeit<br />

auseinanderzusetzen, ganz einfach weil wir<br />

nicht mehr am Fließband stehen und stupide<br />

Arbeiten erledigen. Ich selbst merke, wie viele<br />

Tools mir als Journalistin den Alltag vereinfachen.<br />

Ich kann so Dinge automatisieren, für<br />

die ich sonst Leute einstellen müsste.<br />

KI ist für mich demnach kein Jobkiller,<br />

sondern ein Jobshifter. Neben den Chancen<br />

birgt sie aber auch Herausforderungen: Die<br />

vielen Optionen, unserer Kreativität freien<br />

Lauf zu lassen, können unser Gehirn teilweise<br />

sogar überstrapazieren. Unsere Aufgabe wird<br />

es sein, Fokus zu erlangen, Prioritäten zu setzen<br />

und unsere Kreativität zu erhalten. Dafür<br />

müssen wir vor allem auch unsere psychische<br />

Gesundheit ernst nehmen.<br />

Du berätst Unternehmen im Bereich Storytelling.<br />

Wofür braucht es in der Arbeits- und<br />

Wirtschaftswelt Geschichten?<br />

Ich hoffe, Unternehmen haben inzwischen<br />

verstanden, dass sie nicht nur Leistungen<br />

anbieten oder Produkte verkaufen können.<br />

Sie sollten sich viel mehr auch in einer Aufklä-<br />

rungsrolle sehen. Dazu kann jeder heute Social<br />

Media nutzen, um ohne hohen Aufwand<br />

auf Missstände aufmerksam zu machen. Das<br />

kann zum Beispiel mit Statistiken, viel besser<br />

aber noch mit Geschichten erreicht werden.<br />

Mit Storytelling können wir Menschen auf<br />

emotionaler Ebene erreichen, sie auf eine Reise<br />

mitnehmen und sie so zusammenbringen.<br />

Das ist natürlich nichts Neues: Alle Weltreligionen<br />

sind im Grunde Geschichten. Heute<br />

fördert zudem die digitale Vernetzung die Bildung<br />

von Tribes, denen sich Menschen auch<br />

über Ländergrenzen hinweg anschließen.<br />

Jede Geschichte basiert auf bestimmten<br />

Werten, Normen und Identifikationsmustern,<br />

die auch im Unternehmenskontext wichtig<br />

sind, um eine einheitliche Kultur zu schaffen.<br />

Storytelling bringt dir aber nur dann etwas,<br />

wenn du dich auch damit auseinandergesetzt<br />

hast, was du eigentlich erzählen willst.<br />

Werte und Anforderungen an den Job<br />

verschieben sich stark – insbesondere bei<br />

jüngeren Menschen. Was, glaubst du, ist die<br />

zentrale Motivation der Generationen Y und<br />

Z in der Arbeitswelt?<br />

Die jüngeren Generationen haben Möglichkeiten,<br />

die es früher einfach nicht gab. Viele von<br />

uns haben eine gewisse finanzielle Sicherheit,<br />

durch die es nicht notwendig ist, direkt nach<br />

der Schule nur ans Geldverdienen zu denken.<br />

Wir haben viel mehr Zeit zu reflektieren, Zeit,<br />

länger zu studieren, uns international zu vernetzen<br />

und zu informieren. Soziale Netze helfen<br />

uns zu sehen, wie junge Menschen allein durch<br />

ihre Kreativität und Innovationskraft berühmt<br />

werden und wie einfach das sein kann.<br />

Unabhängigkeit ist eine große Motivation<br />

für junge Menschen, die allerdings unterschiedliche<br />

Ausprägungen hat. Aus meiner<br />

Sicht teilt sich die Generation Z in zwei Lager:<br />

Die einen wollen große Fragen wie den Klimawandel<br />

verstehen und auch direkt angehen,<br />

und dann gibt es die, die sich mit 20 schon<br />

einen Porsche leisten und früher Kinder<br />

bekommen wollen. Auch diese Art von Unabhängigkeit<br />

kostet – Reichtum und Wohlstand<br />

sind hier aber in erster Linie die Motivation.<br />

Während in Deutschland noch viel über<br />

Influencer-Marketing gesprochen wird, bildet<br />

sich in den USA bereits der Nachfolger:<br />

die Creator Economy. Was ist das und wie<br />

wird es sich auf die Wirtschaft auswirken?<br />

Unsere Gesellschaft steht an der Schwelle<br />

zu einer neuen Ära: Wir transformieren vom<br />

Industrie- ins Informationszeitalter, und das<br />

beeinflusst unser Leben in vielen wesentlichen<br />

Bereichen. Für viele Menschen bedeutet<br />

dies in erster Linie, selbstständiger und<br />

unabhängiger zu werden, vor allem im Job.<br />

Was bereits seit Jahren stetig zunahm, wurde<br />

durch die Pandemie regelrecht befeuert:<br />

Jeder, der Internetzugang hat, hat theoretisch<br />

die Möglichkeit, sein eigener Chef zu werden<br />

und damit Vermögen aufzubauen, das<br />

a) maximale Flexibilität gewährleistet und<br />

b) bei Weitem höher sein kann als in jedem<br />

Angestelltenverhältnis – entweder indem er<br />

Produkte verkauft, sein Wissen oder beides.<br />

Hier sprechen wir von der Entwicklung in die<br />

sogenannte Creator Economy, der Menschen<br />

angehören, die ihr Gedankengut monetarisieren<br />

oder dieses nutzen, um auf sich und ihre<br />

Projekte aufmerksam zu machen.<br />

Es entsteht also ein eigenes wirtschaftliches<br />

Ökosystem, das es sicherlich schwieriger für<br />

Unternehmen macht, junge Mitarbeiter zu<br />

gewinnen. Die gefragten Talente fragen sich<br />

nämlich: Warum soll ich mich anstellen<br />

lassen, wenn ich aus eigener Kraft etwas<br />

Eigenes auf die Beine stellen kann?<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit AON ASSESSMENT entstanden.<br />

Young Talents –<br />

so gewinnen Sie die Gen Z<br />

In Zeiten des Fachkräftemangels<br />

weiß die Generation<br />

Z um ihren Wert. Vielfach<br />

sind es heute daher die<br />

Unternehmen, denen es<br />

obliegt zu überzeugen,<br />

während diese Rolle früher<br />

den Bewerber*innen<br />

zukam. Setzen Sie deshalb<br />

auf virtuelles Recruiting und<br />

gestalten Sie das Online-<br />

Assessment in einem den<br />

jungen Menschen vertrauten<br />

Design. So gelingt es, Young<br />

Talents zu begeistern und<br />

erfolgreich zu werben.<br />

Um die Gen Z zu gewinnen, lohnt die Frage, was<br />

ihr im Berufsleben wichtig ist. „Waren es früher<br />

beruflicher Status und Sicherheit, stehen für<br />

die Jahrtausendkinder Freiheit, Individualität<br />

und die Suche nach Sinn im Vordergrund“, erklärt Lorenz<br />

Berg, Director Consulting beim internationalen Experten<br />

für Personalauswahl und -entwicklung, Aon’s Assessment<br />

Solutions. Die zwischen 1995 und 2010 geborenen<br />

„Digital Natives 2.0“ sind in einer Wohlstandsgesellschaft<br />

aufgewachsen, in der – scheinbar – alles möglich ist und<br />

die von Umbrüchen wie der Klimakrise geprägt ist. Sie<br />

fordern Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht.<br />

Der Nachwuchs in den Unternehmen ist knapp.<br />

„Digital Natives 2.0“ wissen, dass sie anspruchsvoll sein<br />

können, und stellen klare Anforderungen an potenzielle<br />

Arbeitgeber. Vor allem die Themen Sinn und Purpose<br />

werden zunehmend wichtiger. Die Veränderung fängt<br />

schon bei der Bewerbung an, die so kurz und bündig wie<br />

möglich sein sollte, am besten per One-Klick. Denn die<br />

Gen Z ist es gewohnt, in einer schnelllebigen, digitalen<br />

Welt Informationen in Sekunden aufzunehmen. Die Lebenswelt<br />

der Young Talents verändert die Ansprüche an<br />

den Recruitingprozess, der für diese Generation zwingend<br />

digital sein und im wahrsten Sinne des Wortes ein beidseitiges<br />

Kennenlernen ermöglichen muss. „Das Kommunikationsmedium<br />

der Wahl im Alltag der Gen Z sind Social-<br />

Media- und Messengerdienste. Diese Medien sind dazu<br />

gedacht, sich gegenseitig kennenzulernen und Informationen<br />

auszutauschen. Look & Feel wurde von klein auf<br />

verinnerlicht. Unternehmen sind also gut beraten, dieses<br />

Format im Recruitingprozess richtig zu nutzen. Richtig<br />

bedeutet in diesem Fall, den Purpose des Unternehmens<br />

zu verdeutlichen: Das Warum entscheidet den Kampf um<br />

knappe Talente“, erklärt Experte Lorenz Berg.<br />

Top-Talente identifizieren<br />

Für einen schnellen und effizienten Prozess bietet sich<br />

daher ein Online-Assessment im Messengerstil an, das<br />

neben situationsbezogenem Urteilsvermögen auch<br />

Persönlichkeitsmerkmale und Fähigkeiten erfasst – und<br />

Informationen zum Unternehmen vermittelt. So gelingt<br />

es Ihnen, die Gen Z in einem ihr vertrauten digitalen<br />

Umfeld im Recruiting anzusprechen. Erhalten<br />

Bewerber*innen auf diese Weise Textnachrichten mit<br />

spezifischen Fragen und Informationen, erhalten sie so<br />

realitätsnahe Einblicke in die Organisation. Unternehmen<br />

lernen Bewerber*innen so auf verschiedenen<br />

Ebenen kennen – und diese die Unternehmen ebenso.<br />

Mit einer so optimierten Candidate Experience steigern<br />

Sie die Motivation der Gen Z und senken das Risiko, dass<br />

die Besten den Prozess schon frühzeitig abbrechen.<br />

Lorenz Berg<br />

Director Consulting,<br />

Aon Assessment<br />

GmbH<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

unter:<br />

assessment.<br />

aon.de<br />

Text<br />

Anika Holfert


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 9<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit NORECU entstanden.<br />

NEW LEADERSHIP!<br />

NEW LEADERSHIP?<br />

Hat sich unsere Arbeitswelt wirklich so verändert, wie Fachartikel gern propagieren?<br />

Für die Verkäuferin im Supermarkt, den Loader, der unseren Koffer ins Flugzeug bringt,<br />

für Pfleger und Schwestern in Krankenhäusern?<br />

Text<br />

Marlind<br />

Klopfer<br />

Sie hat sich verändert und wird<br />

dies auch weiter tun, aber nicht<br />

sprunghaft, für manche mehr,<br />

für andere kaum wahrnehmbar.<br />

In diesem Wirrwarr sind viele<br />

Unternehmen auf der Suche nach<br />

dem Heiligen Gral, dem richtigen Weg, sich<br />

zukunftsfähig aufzustellen, wirtschaftlichen<br />

Erfolg und Menschlichkeit zu vereinen.<br />

Dabei werden sie überschwemmt von Konzepten,<br />

wie die Arbeit von morgen aussehen<br />

soll. Einige fokussieren sich auf Methoden<br />

mit dem Label Agilität. Andere stellen die<br />

Zusammenarbeit in den Mittelpunkt, hybrid<br />

selbstverständlich. Bestenfalls werden dazu<br />

noch die Kompetenzen der Führungskräfte<br />

unter die Lupe genommen und Agile Leadership<br />

definiert.<br />

Wo liegt der Ursprung der New-Work- Bewegung<br />

und wo stehen wir heute?<br />

Der Ansatz stammt aus den 70er-Jahren.<br />

Das Theoriekonzept der neuen Arbeit<br />

stellt die Entfaltung der Persönlichkeit, die<br />

Selbstständigkeit und die Kreativität in den<br />

Mittelpunkt. Es sollten noch viele Jahre folgen,<br />

in denen Wachstum und Profitstreben<br />

die Unternehmenskulturen prägten, Beruf<br />

und Familie sich eher ausschlossen und die<br />

vermeintlich starke Person an der Spitze die<br />

Geschicke lenkte.<br />

Leadership<br />

zeichnet sich<br />

vor allem durch<br />

eine große<br />

Verhaltensvariabilität<br />

aus.<br />

Mit dem demografischen Wandel, einer fortschreitenden<br />

Globalisierung, der digitalen<br />

Transformation und einer Veränderung der<br />

Wertestruktur in unserer Gesellschaft rückten<br />

die Gedanken von New Work mehr und<br />

mehr in den Fokus. Die Corona-Pandemie<br />

verwandelte sie schließlich zum regelrechten<br />

Hype. Videokonferenzen zählen zu<br />

unserem Daily Business und beschleunigen<br />

dieses, die Offenheit für flexible Arbeitsmodelle<br />

mit größeren Freiheitsgraden und<br />

mehr Eigenverantwortung für die Mitarbeitenden<br />

stieg deutlich.<br />

Beobachtet man Unternehmen auf ihrem<br />

Weg in diese neue Arbeitswelt, so fällt<br />

schnell auf, dass es klare Profiteure und<br />

einiges an Ernüchterung gibt. Die Entwicklung<br />

der Start-up-Szene und vieler Tech-<br />

Unternehmen wäre ohne die Ideen von New<br />

Work nicht möglich. Das Erobern neuer<br />

Märkte setzt schnelle Entscheidungen und<br />

schnelles Wachstum voraus, ein von Individualisierung<br />

und Flexibilisierung geprägtes<br />

Arbeitsumfeld zieht kreative und selbstbestimmte<br />

Mitarbeitende an. Manch anderes<br />

Unternehmen musste trotz des Einsatzes<br />

ganzer Beraterarmeen feststellen, dass das<br />

Kanban Board kein Allheilmittel ist und<br />

unklare Aufgaben und chaotische Prozesse<br />

auch nicht durch New Work zu besseren<br />

Ergebnissen führen.<br />

Ob modern oder traditionell, am Ende<br />

bleiben die gleichen Erfolgsfaktoren<br />

entscheidend: Kunde, Produkt, Prozess,<br />

Köpfe.<br />

Müssen wir Arbeit komplett neu denken?<br />

Wir sagen Nein. Unsere Arbeit mit unterschiedlichsten<br />

Führungskräften aus<br />

verschiedensten Branchen zeigt uns immer<br />

wieder, dass Leadership sich vor allem<br />

durch eine große Verhaltensvariabilität auszeichnet.<br />

Erfolgreiche Führungskräfte sind<br />

wandelbar, sie erreichen die ökonomischen<br />

Ziele und verlieren den Menschen nicht<br />

aus den Augen. Sie zeichnen sich durch ein<br />

sicheres Gespür für die jeweilige Situation<br />

aus und verfügen über ein breites Repertoire<br />

an Methoden.<br />

Genau diese Variabilität fordert unsere<br />

heutige Arbeits- und Wirtschaftswelt – in<br />

den unterschiedlichen Wirtschaftssektoren,<br />

aber auch in den einzelnen Unternehmen,<br />

wo der viel beschworene Generationenwandel<br />

doch viel mehr einer Generationenintegration<br />

entspricht. Der Kampf um<br />

die Talente erfordert es, den Bedürfnissen<br />

unterschiedlicher Generationen gleichzeitig<br />

und über einen langen Zeitraum zu entsprechen.<br />

Technologieoffene, selbstbestimmte<br />

Jahrgänge treffen auf erfahrene Kollegen<br />

mit einer hohen Bindung zum Unternehmen<br />

und einem ausgeprägten Bedürfnis nach<br />

Struktur und Richtung.<br />

FOTO: NORECU EXECUTIVE SEARCH GMBH<br />

Marlind Klopfer<br />

Geschäftsführende Gesellschafterin,<br />

Norecu Executive Search GmbH<br />

Zeitgemäßes Leadership bedeutet<br />

mehr als Homeoffice<br />

Es formt und stärkt die Gruppe und nutzt<br />

deren Intelligenz. Immer mehr Mitarbeitende<br />

wünschen sich nicht nur Individualisierung<br />

und Flexibilisierung, sie wollen<br />

mitgestalten. Unternehmenslenker sollten<br />

darin die Chance erkennen, die Breite der<br />

Komplexität abzubilden und die Kreativität<br />

zu erhöhen. Damit aus Mitwirkung am Ende<br />

auch ein echtes Ergebnis wird, ist es wichtig,<br />

einen Sinn für demokratische Prozesse und<br />

Entscheidungen zu installieren. Führung<br />

definiert sich nicht mehr über Status und<br />

Ebene, sondern durch Leistung, Vorbild und<br />

moralische Integrität – nicht von der Person,<br />

sondern vom Ergebnis kommend. Leadership<br />

legitimiert sich durch nachhaltige und<br />

ganzheitliche Wirkungen. An dieser Stelle<br />

dürfen wir Leader durchaus traditionell erleben:<br />

mit klaren Werten, glaubwürdig und<br />

immer im Dialog.<br />

Als Unternehmerin ist es mir stets wichtig<br />

gewesen, zwei Grundgedanken in meinen<br />

Teams zu verankern: eine Fokussierung auf<br />

die Bedürfnisse unserer Mandanten und<br />

einen steten konstruktiv-kritischen Blick auf<br />

unser Geschäft und die Art, wie wir es<br />

betreiben. Die Gedanken und Ideen aller<br />

Mitarbeitenden zu unseren Entwicklungspotenzialen<br />

und der Erreichung unserer Ziele<br />

sind dabei essenziell. Eigenverantwortung<br />

und Gestaltungsspielraum unter dem Dach<br />

einer gemeinsamen Vision und Strategie<br />

sind die Basis unseres Erfolgs.<br />

Die Norecu Executive<br />

Search GmbH ist<br />

eine 2012 gegründete,<br />

branchenübergreifende,<br />

national<br />

und international<br />

agierende Personalberatung<br />

mit Hauptsitz<br />

in München und<br />

Niederlassungen<br />

in Düsseldorf,<br />

Hamburg und der<br />

Schweiz. Das Team<br />

um Geschäftsführerin<br />

Marlind Klopfer<br />

ist spezialisiert auf<br />

die Besetzung von<br />

Führungspositionen<br />

der Ebene 1–3, Consulting<br />

im Bereich<br />

Human Resources<br />

und Organisational<br />

Performance sowie<br />

Unternehmensnachfolge.<br />

Mit der<br />

Tochtergesellschaft<br />

Norecu Executive<br />

Outplacement<br />

GmbH bietet man<br />

darüber hinaus<br />

Führungskräften<br />

moderne und professionelle<br />

Out- und<br />

New Placements.<br />

norecu.de


10<br />

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Gute Arbeit braucht keine Leidenschaft<br />

Jon Jachimowicz ist Assistant Professor für den Bereich Organizational Behavior an der Harvard Business School. Im Interview<br />

klärt er Mythen rund um das Thema Leidenschaft auf und zeigt, wie die Organisationen der Zukunft aufgebaut sein sollten.<br />

Text<br />

Joschka Kuznik<br />

Du bist der Meinung, dass wir unserer<br />

Leidenschaft nicht nur in unserer Karriere<br />

folgen sollten. Warum?<br />

Unser größter Fehler liegt darin, dass wir<br />

denken, Leidenschaft sei unveränderlich.<br />

In der Realität ist Leidenschaft aber ein<br />

sich stets wandelnder Teil unseres Lebens.<br />

Wir denken oft, dass wir nie wieder das Gefühl<br />

haben, arbeiten zu müssen, wenn wir<br />

doch nur den richtigen Job finden würden.<br />

Wir denken, dass es einfach ist. Dabei hat<br />

das Wort „Leidenschaft“ selbst eine ganze<br />

andere Bedeutung: nämlich die Fähigkeit,<br />

Leid zu ertragen.<br />

Viele denken zudem, dass es nur die eine<br />

Leidenschaft gibt. Menschen bewegen aber<br />

meist viele verschiedene Dinge und man<br />

darf nicht erwarten, dass der Job alle diese<br />

Bedürfnisse befriedigt. Solche Jobs gibt es<br />

nicht, solche Menschen gibt es nicht. In verschiedenen<br />

Bereichen des Lebens kann man<br />

verschiedene Leidenschaften verfolgen.<br />

Und das ist auch okay. Der Beruf ist nur ein<br />

Teil unseres Lebens. Wir haben hier einfach<br />

unrealistische Erwartungen.<br />

Was können Unternehmen daraus lernen?<br />

Wenn du als Unternehmen nur Menschen<br />

einstellst, die für den Job brennen, verurteilst<br />

du sie zum Scheitern. Denn wenn<br />

deine Organisation nicht die richtigen Rahmenbedingungen<br />

schaffen kann, werden<br />

die Mitarbeiter zwangsläufig ihre Leidenschaft<br />

für die Arbeit verlieren.<br />

Wenn ich Managern die Frage stelle, was sie<br />

in diesem Fall machen, sagt mir die große<br />

Mehrheit von ihnen, dass sie diese Personen<br />

kündigen würden. Das scheint für viele<br />

bestimmt naheliegend. Dabei sollten wir die<br />

Schuld genauso bei der Organisation suchen,<br />

weil sie nicht für den richtigen Kontext gesorgt<br />

hat, der es dem Mitarbeiter ermöglicht,<br />

seine Leidenschaft aufrechtzuerhalten.<br />

Die Gründe dafür können vielseitig sein.<br />

Einer ist Überarbeitung. Je leidenschaftlicher<br />

man an etwas arbeitet, desto mehr<br />

Zeit und Energie steckt man in diese Arbeit.<br />

Das führt aber auch zu Erschöpfung.<br />

Unternehmen müssen verstehen, dass es<br />

manchmal besser ist, die leidenschaftlichsten<br />

Mitarbeiter nach Hause zu schicken.<br />

Wie müssen Organisationen aufgebaut<br />

sein, um Menschen mit ihren verschiedenen<br />

Zielen und Bedürfnissen zu stärken?<br />

Genau das ist die Herausforderung hinter<br />

Diversity. In Unternehmen, in denen sich<br />

die Menschen zu ähnlich sind, entsteht<br />

schnell Gruppendenken. Es kommen keine<br />

neuen Ideen auf und das Unternehmen<br />

bricht zusammen.<br />

Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen,<br />

Zielen und Erfahrungen einzustellen,<br />

heißt aber auch nicht automatisch,<br />

dass die gesammelte Erfahrung auch<br />

nutzbar ist. Besonders dann nicht, wenn<br />

die psychologische Sicherheit nicht gegeben<br />

ist. In einem psychologisch sicheren<br />

Umfeld haben Menschen das Gefühl, sich<br />

einbringen zu können und dass ihre Ideen,<br />

Vorschläge und Bedenken gehört werden.<br />

Eine gemeinsame Identität ist aber ebenso<br />

wichtig. Es braucht eine Mission, einen<br />

Purpose. Eine klare Unternehmenskultur<br />

und gemeinsame Werte helfen, die Mitarbeiter<br />

unter einer Flagge zu vereinen.<br />

Viele Unternehmen haben das bereits<br />

verinnerlicht. Sie verstehen aber häufig<br />

noch nicht, dass selbst das perfekte<br />

Arbeitsumfeld innerhalb einer breiteren<br />

Gesellschaft besteht. Wie egalitär die Organisation<br />

auch gestaltet sein mag, die tiefer<br />

liegenden Ungleichheiten werden sich in<br />

der Belegschaft abbilden.<br />

Sind hierarchische Strukturen in Unternehmen<br />

also unvermeidlich?<br />

Ja. So etwas wie „keine Hierarchie“ gibt es<br />

nicht. Menschen haben ein fundamentales<br />

Verlangen nach Hierarchie und Status. Das<br />

sieht man am Beispiel des Videospielentwicklers<br />

Valve. Valve nennt sich selbst die flachste<br />

Organisation. Es gibt keine Struktur, keine<br />

Titel, keine Vorgesetzten. Alle Mitarbeiter<br />

sind vermeintlich auf dem gleichen Level.<br />

Aber wenn man ehemalige Mitarbeiter fragt,<br />

findet man heraus, dass es sehr wohl<br />

Personen gibt, die mehr respektiert werden<br />

als andere und einen höheren Status<br />

innerhalb der Organisation haben.<br />

Das ganze Interview lesen Sie auf:<br />

erfolgundbusiness.de<br />

FOTO: HARVARD BUSINESS SCHOOL<br />

Jon M.<br />

Jachimowicz<br />

Assistant<br />

Professor, Harvard<br />

Business School<br />

jonmjachimowicz<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit <strong>WORK</strong>DAY entstanden.<br />

Drei Aspekte, um dem<br />

Fachkräftemangel entgegenzuwirken<br />

Laut der Bundesagentur für Arbeit fehlen derzeit etwa 1,2 Millionen Arbeitskräfte, davon zwei Drittel Fachkräfte. Unternehmen,<br />

die bereits akut von diesem Mangel an Fachkräften betroffen sind, sehen sich dadurch in ihrer Geschäftsentwicklung gebremst.<br />

Ein gezieltes Talent Management und die richtige HR-Software gelten als Lösungsweg, um dieser Herausforderung zu begegnen.<br />

Text Kimberly Maucher-Lynch<br />

Kimberly<br />

Maucher-Lynch<br />

Head of Talent<br />

Acquisition Sales<br />

DACH bei Workday<br />

Den vollständigen<br />

Employee Expectations<br />

Report 2021<br />

finden Sie unter:<br />

workday.de<br />

So reicht es nicht mehr aus, einzelne Kompetenzlücken<br />

durch gezieltes Recruiting<br />

oder einzelne Maßnahmen zu schließen.<br />

Heute ist es wichtig, dass Unternehmen<br />

aktiver werden, um Talente anzusprechen, weiterzuentwickeln<br />

und nachhaltig zu binden. Gerade<br />

in Zeiten der Unsicherheit brauchen Mitarbeitende<br />

einen einfühlsamen Umgang mit Themen, die<br />

ihnen wichtig sind. Die folgenden drei Aspekte<br />

können im „War for Talents“ einen Unterschied<br />

bei der Ansprache von Talenten machen: Continuous<br />

Listening, Diversität und Inklusion sowie<br />

eine positive Employee Experience.<br />

Continuous Listening<br />

In der Vergangenheit wurden die Bedürfnisse und<br />

Problemlagen des Mitarbeitenden oft nur in einer<br />

jährlichen Befragung berücksichtigt. Ein besseres<br />

Verständnis darüber, wie es Mitarbeitenden geht<br />

und was ihre Erwartungen sind, kann ein entscheidender<br />

Wettbewerbsvorteil im „War for Talents“<br />

sein. Das Tempo des Wandels, den wir jetzt<br />

erleben, erfordert das regelmäßige Einholen von<br />

Feedback und den Aufbau eines ständigen digitalen<br />

Kommunikationskanals, der genutzt wird, um<br />

in die Belegschaft reinzuhören, wie mit Veränderungen<br />

umgegangen wird und wie Mitarbeitende<br />

dadurch beeinflusst werden. Hier kann moderne<br />

HR-Software die Möglichkeit bieten, die relevanten<br />

Unternehmensdaten zusammenzuführen und<br />

dadurch eine hohe Transparenz zu schaffen. So<br />

kann beispielsweise mittels intelligenter Feedback-Technologie<br />

die aktuelle Stimmungslage<br />

in der Belegschaft regelmäßig ermittelt werden<br />

und – wenn nötig – rasch auf sich abzeichnende<br />

Veränderungen reagiert werden.<br />

Diversität und Inklusion<br />

Unser Employee Expectations Report 2021 zeigte<br />

bei den Mitarbeiterkommentaren zu Diversität<br />

und Inklusion (D&I) einen Anstieg um mehr<br />

als 30 Prozent im Jahr 2019. Diese Entwicklung<br />

ist ein Anzeichen dafür, dass Mitarbeitende<br />

von ihren Arbeitgebern immer öfter eine klare<br />

Haltung zu D&I, zur Kommunikation neuer<br />

Initiativen und ein offenes Ohr auf jeder Ebene<br />

erwarten. Vielfalt ist der Schlüssel zum Aufbau<br />

eines starken Talentpools. Unternehmen, die bei<br />

der Talentakquise auf Diversität, Gleichstellung<br />

und Inklusion setzen, haben bessere Chancen,<br />

Fachkräfte anzusprechen und als Arbeitgeber zu<br />

überzeugen.<br />

Employee Experience<br />

In der Pandemie haben sich die Ansprüche der<br />

Mitarbeitenden an das Unternehmen gewandelt.<br />

So haben Themen wie eine Flexibilisierung der<br />

Arbeitszeitgestaltung und mentales Wohlbefinden<br />

stärker an Bedeutung gewonnen. Die Gestaltung<br />

einer positiven Employee Experience ist ein<br />

wichtiges Element, um dem Fachkräftemangel in<br />

Deutschland zu begegnen: Attraktive Arbeitgeber<br />

zeichnen sich neben dem Gehalt, Sonderleistungen<br />

und Karrierechancen auch durch immaterielle<br />

Benefits aus, wie zum Beispiel Zugehörigkeitsgefühl,<br />

Familienfreundlichkeit und ein insgesamt<br />

sehr gutes Arbeitsklima.<br />

Unternehmen, die flexibel auf die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse und Lebensphasen des<br />

einzelnen Mitarbeitenden eingehen und passende<br />

Karrieremöglichkeiten bieten, können Top-<br />

Talente langfristig ans Unternehmen binden, um<br />

das kollektive Wissen und die Expertise im Unternehmen<br />

zu halten sowie sich als attraktiver<br />

Arbeitgeber zu positionieren.


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 11<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit VON RUNDSTEDT entstanden.<br />

Transformation ist<br />

<strong>WORK</strong>FORCE<br />

TRANSFORMATION<br />

Neue Geschäftsmodelle brauchen kompetente Mitarbeiter.<br />

In Zeiten leerer Arbeitsmärkte sollten Unternehmen die eigene<br />

Belegschaft fit für die Zukunft machen.<br />

Text Christian Summa<br />

Christian Summa<br />

Chief Consulting<br />

Officer bei von<br />

Rundstedt<br />

Wie wird aus einer Taube<br />

ein Kranich? Das<br />

Kunststück einer<br />

grundlegenden Transformation<br />

haben sich viele<br />

Unternehmen jedenfalls auf ihre Fahnen<br />

geschrieben. Treibende Kraft ist vor allem<br />

die Digitalisierung. Sie macht fast alles<br />

neu: Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsprozesse,<br />

Produkte und Dienstleistungen<br />

und die gesamte Arbeitswelt. Alles geht<br />

dabei Hand in Hand mit neuen Kundenwünschen<br />

– und vor allem mit neuen und<br />

komplexeren Aufgaben für die Mitarbeiter.<br />

Die Anforderungsprofile vieler Mitarbeiter<br />

haben sich deshalb in den letzten<br />

drei Jahren bereits deutlich verändert, wie<br />

die Studie „Workforce Transformation“<br />

aus dem Hause von Rundstedt belegt. 15<br />

Prozent der 540 Studienteilnehmer sehen<br />

sogar, dass sich 40 Prozent der Anforderungsprofile<br />

ihrer Mitarbeiter verändert<br />

haben. Und diese Dynamik hält an. Die<br />

Transformation der Unternehmen muss<br />

mit der Transformation der Belegschaft<br />

zusammengedacht werden.<br />

Zuerst zählt die eigene Belegschaft<br />

Gefragt sind also Mitarbeiter mit neuen<br />

Skills. Doch der Markt für entsprechend<br />

kompetente Leute ist so leer wie eine<br />

Amtsstube am Freitagnachmittag. Trotz<br />

attraktiver Arbeitgebermarke und smarter<br />

Recruitingstrategie können viele Unternehmen<br />

erfolgskritische Stellen nicht<br />

mehr besetzen, erst recht nicht von heute<br />

auf morgen. Und die Transformation<br />

kommt ins Stocken.<br />

Was also tun? Einen Denkimpuls gibt<br />

uns die Papierfaltkunst; kommen wir<br />

dabei kurz auf die Taube und den Kranich<br />

zurück. Eine gefaltete Taube wird durch<br />

Auffalten und Umgestalten zum Kranich.<br />

Das Papier bleibt dasselbe – es braucht<br />

nicht mehr für die Wandlung vom einen<br />

zum anderen. Auch die Transformation<br />

der Belegschaft kann mit den eigenen<br />

Mitarbeitern gelingen. Wie jeder Vergleich<br />

hat auch dieser seine Grenzen, aber mir<br />

kommt es auf die Botschaft an: Bei einer<br />

Workforce Transformation zählt zuerst die<br />

eigene Belegschaft.<br />

In Unternehmen steckt mehr, als<br />

sie glauben<br />

In größeren mittelständischen Unternehmen<br />

und Konzernen gibt es einfach viele<br />

engagierte und kompetente Leute.<br />

Das Problem: Viele Unternehmen<br />

kennen ihre Mitarbeiter nicht genau. Sie<br />

haben kaum eine Ahnung davon, was ihre<br />

Mitarbeiter wissen und können, welche<br />

Kompetenzen und welches Potenzial<br />

sie haben. Doch genau das detailliert zu<br />

ermitteln, ist eine wichtige Grundlage<br />

für eine Workforce Transformation, die<br />

vom externen Personalmarkt weitgehend<br />

unabhängig ist.<br />

Dazu können Unternehmen die Kompetenzen<br />

ihrer Mitarbeiter mit digitalen<br />

Lösungen erfassen, analysieren und bewerten.<br />

Sie gewinnen so ein strukturiertes<br />

Bild des Status quo ihrer Zukunftsfähigkeit.<br />

Viele Unternehmen, die diese Übung<br />

Der Markt für<br />

kompetente Leute<br />

ist so leer wie eine<br />

Amtsstube am<br />

Freitagnachmittag.<br />

zum ersten Mal machen, sind erstaunt,<br />

was in ihnen steckt.<br />

Transparenz über den Status quo ist<br />

natürlich nur die eine Seite der Medaille,<br />

die andere ist eine genaue Beschreibung<br />

der Kompetenzen, die in Zukunft wichtig<br />

sind. Mit Blick auf ein neues Geschäftsmodell<br />

lässt sich Bereich für Bereich und<br />

Rolle für Rolle klären, welche Future Skills<br />

in den nächsten Jahren entscheidend<br />

sind. Ergebnis ist ein klares Zielbild.<br />

Vergleicht man den Status quo mit dem<br />

Zielbild, wird klar, welche Mitarbeiter<br />

grundsätzlich welche neuen Aufgaben<br />

übernehmen können. Transparent wird<br />

zudem, welches Wissen und Können die<br />

Mitarbeiter dafür noch erwerben müssen.<br />

Ein solches Matching geht auf Knopfdruck.<br />

So kommt die Workforce<br />

Transformation in Schwung<br />

Innovative digitale Plattformen geben den<br />

Mitarbeitern die Chance, sich aktiv zu zeigen:<br />

Wenn sie ihr Profil selbst up to date<br />

halten, können sie sich unternehmensweit<br />

wirkungsvoll ins Spiel bringen. Und sie haben<br />

die Möglichkeit, sich eigenverantwortlich<br />

weiterzuentwickeln und ihre Karriere<br />

zu gestalten.<br />

Wer etwa vom Marketingnovizen zum<br />

Data Miner werden will, erhält auf Basis<br />

seiner Kompetenzen und des Profils des<br />

angestrebten Jobs individuelle Empfehlungen<br />

für gezielte Trainings und<br />

Schulungen. Lange Seminare sind dabei<br />

Schnee von gestern, moderne Programme<br />

umfassen kompakte Lerneinheiten, meist<br />

on the Job.<br />

Den Mitarbeitern macht das in der<br />

Regel Spaß, sie können das lernen und<br />

anstreben, was ihnen wichtig ist und was<br />

sie begeistert, und zwar beständig: Lernen<br />

wird ein spannender Teil ihres Arbeitslebens.<br />

Sie wachsen in die neuen Anforderungsprofile<br />

hinein – Mitarbeiter- und<br />

Unternehmensinteressen finden so<br />

zusammen.<br />

Der Personalmarkt 2.0 ist also vor allem<br />

der interne Personalmarkt. Die Mitarbeiter<br />

zeigen sich mit ihren Kompetenzen,<br />

die sie beständig aktualisieren können.<br />

Und HR und Führungskräfte sehen,<br />

wer für welchen Job infrage kommt<br />

und wie er darauf vorbereitet werden<br />

kann. Die Workforce Transformation<br />

kommt über diesen lebendigen Markt in<br />

Schwung.<br />

Davon profitieren alle Seiten<br />

Dabei müssen alle mitmachen: die Mitarbeiter<br />

genauso wie die Führungskräfte,<br />

Personaler, die Arbeitnehmervertreter<br />

und die Geschäftsleitung. Der eine oder<br />

andere wird hier über seinen Schatten<br />

springen müssen; ein interner Arbeitsmarkt<br />

mit mobilen Mitarbeitern ist eben<br />

etwas Neues. Daher braucht es eine kluge<br />

Gesamtkonzeption des Prozesses mit einer<br />

überzeugenden Kommunikation der Unternehmens-<br />

und Entwicklungsziele, um<br />

möglichst alle Beteiligten zum Springen<br />

zu motivieren.<br />

Denn die Chancen sind einfach überzeugend:<br />

Die Mitarbeiter können in ihrem<br />

angestammten Unternehmen ihren Weg<br />

machen – und die Unternehmen haben<br />

die Belegschaft, die sie für ihre Transformation<br />

brauchen. Aus jeder Taube kann<br />

ein Kranich werden!<br />

Die vollständige<br />

Workforce-Transformation-Studie<br />

finden Sie unter:<br />

rundstedt.de/<br />

studie


12<br />

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de<br />

FOTO: TOBIAS WINKELMANN<br />

Wer von euch …?<br />

Wer von euch arbeitet manchmal spät abends noch oder am<br />

Wochenende, um nicht mit ganz so viel Stress in den nächsten Tag zu<br />

starten? Wer von euch schaut morgens als Erstes aufs Handy, bevor<br />

er seinem Partner Guten Morgen sagt? Und wer von euch liegt nachts<br />

manchmal wach, weil der Kopf noch rattert mit „wichtigen Themen“?<br />

Text Nora Dietrich<br />

Falls ihr auch nur einmal<br />

heimlich genickt habt, kann<br />

ich euch beruhigen: Ihr seid<br />

definitiv nicht allein. 42<br />

Prozent von uns fühlen sich ausgebrannt,<br />

47 Prozent rennen hechelnd<br />

dem Workload hinterher, und 55<br />

Prozent stehen unter so hohem<br />

Zeitdruck, dass Pausen eher zu einer<br />

vermissten Illusion statt einer gelebten<br />

Regeneration geworden sind.<br />

Oft fühlen wir uns damit allein.<br />

Nach 20 Monaten hybrider Arbeit<br />

sehnen wir uns nach emotionaler<br />

Nähe im Team, einer Atempause<br />

und neuen Antworten auf die Frage:<br />

Wie können wir in Zukunft unsere<br />

bestmögliche Arbeit machen und<br />

trotzdem dabei gesund bleiben?<br />

Wie Autorin Anne Lamott schon<br />

sagte: „Almost everything will work<br />

again if you unplug it for a few<br />

minutes, including you.“ Doch dafür<br />

brauchen wir Organisationen, die<br />

„Mentale Gesundheit“ mit auf die<br />

Agenda nehmen und eine Kultur<br />

fördern, in der es okay ist, auch<br />

mal Nein zu sagen, statt das vierte<br />

Projekt überfordert anzunehmen. In<br />

der es okay ist, die Maske des Erfolgs<br />

auch mal abzusetzen und offen über<br />

unsere Gefühlswelt zu sprechen. In<br />

der es okay ist, mehr zu sein als ein<br />

„The<br />

future of<br />

work is<br />

human.“<br />

Nora Dietrich ist<br />

Psychotherapeutin<br />

und Speakerin.<br />

Als Mental Health<br />

Advocate berät sie<br />

Unternehmen im<br />

mitarbeiterorientierten<br />

Organisationsdesign.<br />

Weitere<br />

Informationen unter:<br />

noradietrich.com<br />

„Talent“, das performt, KPIs erfüllt<br />

und Innovation vorantreibt. In der<br />

es okay ist, einfach Mensch zu sein,<br />

mit unseren Lebenskontexten,<br />

Emotionen und leeren Batterien.<br />

Denn im vergangenen Jahr<br />

haben wir, zum Teil schmerzhaft,<br />

gelernt, dass wir für gesundes,<br />

hybrides Arbeiten mehr brauchen<br />

als spannende Projekte, Flexibilität<br />

und Autonomie. Sondern<br />

dass es genauso emotionale Nähe,<br />

Menschlichkeit und Support sind,<br />

die uns als sozialer Klebstoff im<br />

Team zusammenhalten und uns<br />

ermöglichen, wirklich unsere bestmögliche<br />

Arbeit zu machen. Und<br />

das sollte doch das Ziel sein.<br />

Was können wir also konkret<br />

tun, um unsere Teams mental zu<br />

unterstützen und so resilienter in<br />

die Zukunft zu gehen?<br />

Es gibt zwar leider keinen Blueprint<br />

für „Mental Health at Work“,<br />

aber es gibt einen Ort, an dem viele<br />

Antworten bereits sehnlichst auf<br />

uns warten: in unseren Teams.<br />

Fragt sie offen und mit der Intention<br />

zur Veränderung:<br />

1<br />

2<br />

Wie geht es euch im Moment?<br />

Also wirklich?<br />

Was braucht ihr, um eure<br />

bestmögliche Arbeit zu machen?<br />

Und was hält euch gerade<br />

davon ab?<br />

3<br />

Wie können wir euch unterstützen?<br />

Traut euch, auch nach der Pandemie<br />

mit längst verstaubten Tabus<br />

zu brechen. Lernt gemeinsam, wie<br />

emotionale Nähe auch auf Distanz<br />

möglich wird. Bietet Mental-<br />

Health-Ressourcen für Krisenzeiten<br />

und co-designt neue Wege der<br />

Zusammenarbeit, die nachhaltig<br />

beides fördern: Performance UND<br />

mentale Gesundheit. Erfolg UND<br />

Menschlichkeit. Wachstum UND<br />

Nähe. Denn unsere Kultur ist nicht<br />

nur, was passiert, sondern auch,<br />

was nicht passiert.<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit 42 HEILBRONN entstanden.<br />

HEILBRONN<br />

Anders lernen bei der 42 Heilbronn<br />

Text Thomas Bornheim<br />

Im Juni 2021 hat unser Team die 42 Heilbronn<br />

für unsere ersten 120 Studierenden eröffnet.<br />

Die 42 ist international erprobt: Über 10.000<br />

Studierende lernen in über 20 Ländern das Programmieren<br />

im Team und anhand von umfangreichen,<br />

praxisnahen Projekten. Gemeinsam mit<br />

der 42 Wolfsburg bieten wir dieses Modell nun in<br />

Deutschland für über 300 aktiv Studierende an.<br />

Zuvor habe ich 14 Jahre mit Google in Irland,<br />

Indien und den USA gearbeitet. Was hat Google so<br />

erfolgreich gemacht? Es war ein kleines Projekt,<br />

bei dem sich ein eigentlich fachfremdes Team “aus<br />

Spaß” damit beschäftigt hat, wie Anzeigen auf der<br />

Suchseite auftauchen könnten. Das Projekt wurde<br />

für Google zur goldenen Gans, die auch heute<br />

noch fleißig ihre Eier legt.<br />

Digitale Wertschöpfung entsteht da, wo Menschen<br />

aus unterschiedlichen Disziplinen zusammenkommen,<br />

und sich gemeinsam an Problemen<br />

schulen. Ich habe das Lernen und Arbeiten bei<br />

Google nie als „zukünftig“ erlebt. Im Vergleich<br />

zur Unternehmenskultur, die ich in Deutschland<br />

erlebt habe, war es schlichtweg effektiver. Wenn<br />

ich etwas Nützliches herausfinde, teile ich es<br />

direkt mit anderen. Wenn ich etwas sehe, dass<br />

verbessert werden kann, dann gebe ich konstruktives<br />

Feedback. Ziele werden gemeinsam definiert,<br />

Lösungen gemeinsam gefunden.<br />

In Deutschland lieben wir die Theorie.<br />

Wir wünschen uns ein Rezeptbuch, das genau<br />

so viel Fachkräfte produziert, wie es die Industrie<br />

gerade braucht. So lange kein neuer Masterplan<br />

steht, muss so weitergemacht werden, wie alles<br />

ist. Ein Bildungsmechanismus aber, der die<br />

Menschen in Fächer spezialisiert, kann schwerlich<br />

auf die neuen, interdisziplinären Arbeitsweisen<br />

in großen Teams vorbereiten. Oder<br />

sich an einer Industrie orientieren, in der sich<br />

immer wieder neue technische Paradigmen durchsetzen.<br />

Thomas Bornheim<br />

CEO, 42 Heilbronn<br />

Um dieser Herausforderung zu begegnen, entstehen<br />

in allen Schulformen in Deutschland alternative<br />

Bildungsangebote, die praxisnahe Fähigkeiten<br />

vermitteln. Leben und Lernen in der Community<br />

– das bietet auch die 42 Heilbronn den Studierenden.<br />

Beim Programmieren geht es darum, mit<br />

Werkzeugen umzugehen, die alle zwei bis drei<br />

Jahre noch mächtiger und komplexer werden.<br />

Und es ist dabei ein Punkt erreicht, in dem<br />

Produkte nur noch in Gruppen entstehen können.<br />

Es geht zunehmend darum, die Arbeit anderer zu<br />

verstehen und gemeinsam nach den besten<br />

Lösungen zu suchen. Ich freue mich darüber, dass<br />

die 42 in Deutschland so gut ankommt, und viele<br />

Unternehmen bereit sind, neue Wege in der<br />

digitalen Ausbildung zu erproben.<br />

Weitere Informationen unter: 42heilbronn.de


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 13<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit HELL<strong>OF</strong>RESHGO entstanden.<br />

FOTO: HELL<strong>OF</strong>RESHGO<br />

Ein voller Kühlschrank im Büro<br />

zieht an wie ein Magnet!<br />

Die Berliner HelloFreshGO GmbH versorgt Tausende Mitarbeiter*innen von Unternehmen in Deutschland rund um die Uhr mit frischem<br />

Essen – dort, wo sie arbeiten. Dr. Markus Schneider, CEO des Start-ups, erklärt im Interview, wie ein smarter Kühlschrank dazu beiträgt,<br />

dass Menschen sich an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen – auch in pandemischen Zeiten.<br />

Text Doreen Brumme<br />

Dr. Markus<br />

Schneider<br />

CEO, HelloFreshGO<br />

Weitere<br />

Informationen unter:<br />

hellofreshgo.de<br />

FOTO: HELL<strong>OF</strong>RESHGO<br />

Dr. Markus Schneider, Ihr HelloFreshGO-<br />

Kühlschrank steht in Büros von Unternehmen<br />

und in den Räumen von Berufsfeuerwehren,<br />

Polizeistationen, Krankenhäusern – Sie sind<br />

damit mittendrin in der deutschen Arbeitswelt:<br />

Was geschieht dort gerade und wie<br />

gelingt den Menschen vor allem der Spagat<br />

zwischen Arbeiten im Office und im Homeoffice,<br />

den die Pandemie vielen abverlangt?<br />

Wir beobachten aktuell, dass sich viele Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, sowohl in unserem als<br />

auch in den Unternehmen, die wir deutschlandweit<br />

mit unserem Essen versorgen, nach der Zeit<br />

im Homeoffice sehr klar zum Arbeiten im Office<br />

bekennen. Die anfängliche Euphorie über die<br />

Vorteile, die das Arbeiten daheim durchaus bietet,<br />

ist spürbar abgekühlt. Vielen fehlte dort das<br />

Hand-in-Hand mit den Kolleginnen und Kollegen<br />

und der persönliche Austausch dabei. Führungskräfte<br />

berichteten uns zwischendrin von nachlassendem<br />

Teamgeist und sinkender Leistung – und<br />

machten dafür auch die geringere Wirkkraft ihrer<br />

Führung über die Long Distance verantwortlich.<br />

Mein persönlicher und zunehmender Eindruck<br />

als Geschäftsführer eines Unternehmens<br />

ist, dass das Arbeiten auf Abstand zwischen mir<br />

und meinem Team teils dazu führte, dass wir<br />

austauschbarer füreinander wurden. Der fehlende<br />

persönliche Kontakt schwächte die kollegiale<br />

Bindung zwischen uns und damit unsere Stärke<br />

als Team. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig gegenzusteuern<br />

und den Teamgeist zu stärken.<br />

Wie gelingt das Unternehmen in Krisenzeiten<br />

wie diesen?<br />

Als Arbeitgeber muss ich für meine Angestellten<br />

attraktiv sein. Gerade in schwierigen Zeiten sollte<br />

ich als Führungskraft in die Mitarbeiterbindung<br />

investieren. Denn sie ist eine Konstante für<br />

meinen Unternehmenserfolg. Attraktiv bin ich<br />

als Unternehmen zum Beispiel, wenn ich mein<br />

Team überdurchschnittlich gut bezahle. Doch<br />

ein hohes Gehalt allein zieht die Menschen nicht<br />

ins Büro, schon gar nicht in der Krise. Das haben<br />

wir gesehen. Die Frage ist also: Wie mache ich<br />

die Arbeitsplätze inhouse so attraktiv, dass die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort, sobald<br />

sie die Wahl haben, zumindest ebenso gerne<br />

arbeiten wie daheim?<br />

Unsere hauseigene Unternehmensphilosophie<br />

fußt darauf, dass wir alle freiheitsliebende Individuen<br />

sind, die sich am Arbeitsplatz wohlfühlen<br />

wollen. Als Führungskraft weiß ich zudem, dass<br />

aus dem Wohlgefühl heraus Bestleistung wachsen<br />

kann. Was braucht mein Team also, um sich<br />

wohlzufühlen?<br />

Essen …?<br />

Genau! Essen ist ein Grundbedürfnis. Es ist zugleich<br />

Teil unserer Kultur und kann auch ein sehr<br />

wichtiger Teil der Unternehmenskultur werden,<br />

gerade dann, wenn die herkömmlichen Verpflegungsmöglichkeiten<br />

wie Restaurants und Cafés<br />

im Umfeld des Office wegen Maßnahmen gegen<br />

die Virusausbreitung geschlossen, auf Dauer<br />

schlicht zu teuer oder gar zu weit entfernt sind.<br />

Unternehmen, die sich einen unserer mit<br />

frischem und sogar individualisierbarem Essen<br />

bestückten Kühlschränke ins Haus holen, bieten<br />

ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen<br />

Benefit, der deren Grundbedürfnis nach gesunder,<br />

schmackhafter und abwechslungsreicher<br />

Ernährung deckt. Doch nicht nur das: Zugleich<br />

stillen sie damit den in uns allen innewohnenden<br />

Hunger nach sozialem Kontakt. Denn unser<br />

smarter Kühlschrank wird, strategisch platziert<br />

in der Bürolandschaft, zum sozialen Treffpunkt<br />

– und damit zu dem Ort im Büro, an dem Wissen<br />

und Ideen aufeinandertreffen, Kreativität sprudelt,<br />

Probleme gelöst werde, kurz: einem Ort, wo<br />

der Teamgeist lebt.<br />

Gibt es weitere Benefits, mit denen Unternehmen<br />

die Präsenz ihrer Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter wertschätzen können?<br />

Die gibt’s. Angebote aus den Bereichen Sport<br />

oder Gesundheitsmanagement beispielsweise.<br />

Allerdings wecken Investitionen in Mitgliedschaften<br />

bei Sportvereinen/-klubs, in Büromassagen<br />

oder Fortbildungen den Teamgeist erfahrungsgemäß<br />

nicht so leicht und wirkungsvoll<br />

wie eine Investition in unser Konzept „Essen am<br />

Arbeitsplatz“. Denn Sport, Massage und Fortbildung<br />

führen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

nicht so regelmäßig zusammen wie unser<br />

lecker gefüllter HelloFreshGo-Kühlschrank oder<br />

sprechen schlicht nicht alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter an.<br />

Wir haben mittlerweile auch Kunden, die mit<br />

unserem HelloFreshGO-Bistro die Gelegenheit<br />

dafür schaffen, dass die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter ihre Mahlzeiten gemeinsam zubereiten<br />

und bei entsprechender Möblierung auch<br />

gemeinsam essen. Dabei beobachten wir: Im Bistro<br />

treffen sich alle, vom Azubi bis zum Boss. Dort<br />

werden Lunchdates über Abteilungen hinweg abgehalten,<br />

Feedbackgespräche geführt und Erfolge<br />

gefeiert – so geht Arbeiten im Büro zukünftig!<br />

Vielen Dank für das Gespräch, Dr. Markus<br />

Schneider!


14<br />

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de<br />

DIE NEUE<br />

GENERATION<br />

DER CORPORATE<br />

BENEFITS<br />

Schon in wenigen Jahren wird auf unserem Arbeitsmarkt<br />

kaum noch etwas so sein, wie es heute ist. Die Babyboomer<br />

gehen in Rente, die Generationen Y und Z übernehmen<br />

gänzlich das Ruder, die Digitalisierung wird zu neuen und<br />

wahrscheinlich auch weniger Jobs führen. Vor diesem<br />

Hintergrund stellt sich die Frage, welchen Wandel dies beim<br />

Thema „Corporate Benefits“ mit sich zieht. Statt Eckbüro,<br />

Bahncard oder Kickertisch weiter zu denken, möchte ich zu<br />

fünf vielleicht unerwarteten Benefits inspirieren, die essentiell<br />

für die Arbeitswelt der Zukunft sein dürften – eigentlich auch<br />

schon für die Gegenwart.<br />

Text Elly Oldenbourg<br />

Elly Oldenbourg<br />

Managerin, Unternehmerin, New Work & DEI Advokatin<br />

FOTO: XENIA BLUHM<br />

1<br />

Digitalisierung und Kollaboration:<br />

Automatisierte, schnelle Geschäftsprozesse,<br />

schnell verfügbare Informationen und<br />

agile Kollaborationstools wirken gegen Silos<br />

und helfen, Hierarchien zu überwinden.<br />

Nicht nur deshalb wirken sie extrem anziehend<br />

auf Menschen, in deren Leben digitale<br />

Plattformen sowieso selbstverständlich sind.<br />

Sorgen Sie außerdem für reibungslos funktionierende,<br />

moderne Hard- und Software,<br />

die auch privat genutzt werden kann, nur<br />

dann sind auch größere Unternehmen auf<br />

dem Minimum angekommen, um mit agilen<br />

Start-ups mithalten zu können.<br />

2<br />

Transparenz statt Politik: Die meisten<br />

agilen Arbeitsmethoden haben den<br />

wunderbaren Nebeneffekt, dass sie politische<br />

Spielchen erschweren. Unternehmen und<br />

Teams sollten diese Qualitäten kultivieren,<br />

wo sie nur können. Denn je transparenter<br />

Entscheidungen getroffen werden, desto fairer<br />

werden sie wahrgenommen, umso mehr<br />

Synergien und empfundene Selbstwirksamkeit<br />

werden gefördert. Welchen besseren Benefit<br />

kann es geben, als die Aussicht darauf,<br />

sich nicht erst durch ein unternehmenspolitisches<br />

Dickicht schlagen zu müssen, bevor die<br />

eigene Arbeit und Impact sichtbar werden?<br />

3<br />

Flexibilität und Vertrauen: Genügend<br />

Raum und Zeit für Sorgearbeit, Selbstfürsorge<br />

und gesellschaftliches Engagement<br />

sind keine Nice-to-haves mehr, sondern<br />

fundamental für die mentale und physische<br />

Gesundheit – und ein riesiger Hebel, um<br />

für die Hälfte der potenziellen Arbeitskräfte<br />

besonders attraktiv zu sein: Frauen. Tolerieren<br />

Sie deshalb nicht nur flexible Arbeitszeitmodelle,<br />

sondern fördern Sie sie aktiv.<br />

Als Führungskraft noch besser: Machen Sie<br />

es selbst vor. Etwa mit Modellen wie Teilzeit<br />

oder Jobsharing. Auch wenn alle Vollzeit<br />

arbeiten, entscheiden Sie gemeinsam über<br />

unverhandelbare Zeiten, bei denen alle<br />

präsent oder erreichbar sein müssen. Die<br />

restlichen Zeitfenster werden zur individuellen<br />

Knetmasse deklariert! Das stärkt<br />

Eigenverantwortung und Vertrauen – einen<br />

der stärksten Motivatoren überhaupt.<br />

4<br />

Wertekongruenz und menschliche<br />

Führung: Das Schlagwort Purpose<br />

kennen wir inzwischen alle. Es wird aber<br />

bei einer Worthülse bleiben, so lange<br />

Arbeitnehmer*innen die Werte des Unternehmens<br />

nicht alltäglich erleben und immer<br />

wieder sehen, wie sie persönlich darauf<br />

einzahlen. Ob das gelingt, steht und fällt mit<br />

wirklich gutem Leadership. Investieren Sie<br />

in die richtige Aus- und Weiterbildung von<br />

Führungskräften - vor allem darin, zu führen<br />

(nicht nur zu managen) und immer wieder<br />

für das “Warum” zu begeistern. Nur dann<br />

werden Werte und Führung auch als Benefit<br />

empfunden - wenn sich Führungskräfte<br />

nicht mehr in erster Linie durch fachliche<br />

Kompetenzen, sondern vor allem durch<br />

menschliche Qualitäten wie Empathie,<br />

Kommunikationsstärke, Offenheit und der<br />

eigenen Lernfähigkeit auszeichnen.<br />

5<br />

Vielseitigkeit – proaktiv und vorsätzlich:<br />

In einer Welt mit global vernetzten<br />

Märkten ist die Auseinandersetzung mit<br />

vermeintlich Unbekanntem und der<br />

Vielfältigkeit der Menschen und ihrer<br />

Bedürfnisse eigentlich kein Benefit, sondern<br />

absoluter Hygienefaktor. Er muss aus<br />

heutiger Sicht aber trotzdem genannt<br />

werden. Machen Sie Vielfältigkeit, Chancengleichheit<br />

und Inklusion in Ihrem Unternehmen<br />

zum erklärten Ziel. Denn kaum ein<br />

anderer Hebel führt zu mehr psychologischer<br />

Sicherheit bei Angestellten und dem<br />

Gefühl, ihr ganzes Selbst in die Arbeit<br />

einbringen zu können - ein Potentialentfalter,<br />

der mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen<br />

ist. Und wem das zu weich argumentiert<br />

ist: Unternehmen mit divers zusammengesetzten<br />

Teams sind bereits heute nachweislich<br />

erfolgreicher und innovativer als<br />

Unternehmen, die diesen Benefit noch<br />

ausblenden.<br />

Weitere<br />

Informationen<br />

unter:<br />

ellyoldenburg.de<br />

Ellys Onlinekurs:<br />

new-workonlinekurs.de<br />

Viel Menschlichkeit, wenig<br />

Politik und glaubhafte<br />

Werte: Das sind die<br />

Corporate Benefits, die wir<br />

wirklich brauchen.


Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 15<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit HAYS entstanden.<br />

Die Angst geht um:<br />

Führung in der Krise?<br />

In den oberen Etagen vieler Unternehmen flüstern sich Managerinnen und Manager immer<br />

öfter eine Frage zu: „Wenn sich alle selbst organisieren, was ist dann eigentlich noch Chefsache?<br />

Was habe ich noch zu melden, wenn alle agil und frei von Hierarchien arbeiten?“ Unsicherheit<br />

geht um und bei einigen auch die Angst. Wir Führungskräfte waren doch immer die, die gesagt<br />

haben, wo es langgeht! Und jetzt?<br />

Text Dirk Hahn<br />

Jetzt sind diese Zeiten vorbei. Und<br />

wie immer bei tiefgreifenden Veränderungen<br />

ist der harte Gegendruck<br />

bereits zu spüren. Wie in<br />

so vielen Bereichen, wirkt auch<br />

hier Corona als Brandbeschleuniger. In<br />

unserer aktuellen Studie „Zwischen Vertrauen<br />

und Kontrolle“ geben 70 Prozent<br />

der befragten Führungskräfte an, dass<br />

ihnen die Führung vor dem Hintergrund<br />

der fehlenden räumlichen und persönlichen<br />

Nähe zu den Mitarbeitenden schwerfällt.<br />

Kontrollverlust – nichts schmerzt<br />

Führungskräfte anscheinend mehr. Die<br />

typische Reaktion: Micromanagement und<br />

digitale Kontrollen. So versuchen derzeit<br />

viele Managerinnen und Manager in den<br />

Griff zu bekommen, was ihnen wohl längst<br />

entglitten ist. Denn diese Lektion müssen<br />

wir wohl jetzt alle lernen: Straffe, gut<br />

durchorganisierte Arbeitsprozesse nebst<br />

permanenter Effizienzsteigerung führen<br />

nicht mehr zum Ziel. Wer konventionell<br />

führt, verliert die Führung. Denn die<br />

Mitarbeitenden erleben sich in solchen<br />

Gefügen nur als Räder im Getriebe, sie<br />

funktionieren, sind austauschbar. Dieses<br />

Gefühl haben laut unserer Studie bereits<br />

45 Prozent der befragten Beschäftigten.<br />

Es ist nur eine Frage der Zeit, dass diese<br />

Mitarbeitenden das Weite suchen.<br />

Die hybride Arbeitskultur mit ihrer Standortunabhängigkeit<br />

führt uns vor Augen,<br />

dass das Gegenteil von dem notwendig<br />

ist, was viele Führende derzeit praktizieren:<br />

Nicht noch mehr kontrollieren und<br />

ansagen, sondern wahrnehmen, zuhören,<br />

ernstnehmen. Und zwar regelmäßig, direkt<br />

und persönlich. Wer das tut und wirklich<br />

gut zuhört, was die Mitarbeitenden<br />

bewegt, was sie motiviert, was sie nervt,<br />

was sie bremst und was sie vermissen, der<br />

ist auf dem richtigen Weg. So wird er lernen:<br />

Ökonomische Erfolge und empathisches<br />

Leadership schließen sich nicht aus.<br />

Sie gehören zusammen – mehr noch – das<br />

eine folgt aus dem anderen. Wer hätte das<br />

früher gedacht?<br />

Viele sind bereits auf dem Weg und sammeln<br />

Erfahrungen mit neuen Modellen<br />

und Instrumenten. Sie praktizieren New-<br />

Work-Ansätze, geben Freiräume, sprengen<br />

Wissenssilos und kommunizieren auf<br />

Augenhöhe. Ein erster Schritt.<br />

Wer so angefangen hat, der kann mit einem<br />

zweiten Schritt gleich weitermachen<br />

und mal genau hinsehen, wer da so eigentlich<br />

arbeitet in seinem Unternehmen,<br />

Bereich, Abteilung, Team. Wen habe ich<br />

da in all den Jahren eigentlich eingestellt<br />

Kontrollverlust – nichts schmerzt<br />

Führungskräfte anscheinend mehr.<br />

Dirk Hahn CEO Hays Germany and EMEA<br />

und befördert? Und nach wem suche ich<br />

eigentlich immer wieder, wenn ich suche?<br />

Es gibt wohl kaum eine Führungskraft,<br />

die nicht irgendwann mal in die Falle des<br />

„unconscious bias“ getreten ist. Das kenne<br />

ich von mir selbst auch gut und es ist<br />

sehr menschlich. Man sucht immer nach<br />

denselben Mustern, nach eigenen Vorlieben<br />

und nach Kriterien, die nie jemand<br />

in Zweifel zieht. Das gibt Sicherheit und<br />

schafft Kontinuität. Die Schattenseite:<br />

Nicht selten entstehen recht uniforme<br />

Teams, die immer dieselben Ideen produzieren,<br />

in denen niemand jemanden<br />

wirklich inspiriert, niemand widerspricht,<br />

ausbricht, übertreibt. Vielfalt ist kein Zeichen<br />

sozialen Engagements für mich, sondern<br />

ein Asset und ein Zeichen moderner<br />

Führung. Sie respektiert unterschiedliche<br />

Lebensentwürfe und Perspektiven (und<br />

profitiert davon). Sie schafft Rahmenbedingungen<br />

für solche, die eben nicht dem<br />

Muster entsprechen und sorgt dafür, dass<br />

sie sich entfalten können. Und das alles in<br />

diese Richtung mit Augenmaß verändern.<br />

„Wenn sich alle selbst organisieren, was ist<br />

dann eigentlich noch Chefsache?“, fragen<br />

sie sich auf den Fluren der oberen Etagen.<br />

Die Antwort ist einfach: Chefsache ist, ein<br />

Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeitende<br />

bestens in all ihren Talenten<br />

entfalten können. Chefsache ist, diverse<br />

Teams zu bilden, die kreativ und produktiv<br />

sind. Chefsache ist, ein Mindset zu<br />

etablieren, in dem nicht einfach gefolgt,<br />

sondern im Sinne des Unternehmens<br />

hinterfragt wird. Wer sich das alles traut,<br />

wird mehr Gefolgschaft ernten als jeder<br />

Boss vergangener Tage.<br />

FOTO: HAYS AG<br />

Weitere<br />

Informationen unter:<br />

hays.de

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