14.12.2021 Aufrufe

FUTURE OF WORK

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

10<br />

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de<br />

Gute Arbeit braucht keine Leidenschaft<br />

Jon Jachimowicz ist Assistant Professor für den Bereich Organizational Behavior an der Harvard Business School. Im Interview<br />

klärt er Mythen rund um das Thema Leidenschaft auf und zeigt, wie die Organisationen der Zukunft aufgebaut sein sollten.<br />

Text<br />

Joschka Kuznik<br />

Du bist der Meinung, dass wir unserer<br />

Leidenschaft nicht nur in unserer Karriere<br />

folgen sollten. Warum?<br />

Unser größter Fehler liegt darin, dass wir<br />

denken, Leidenschaft sei unveränderlich.<br />

In der Realität ist Leidenschaft aber ein<br />

sich stets wandelnder Teil unseres Lebens.<br />

Wir denken oft, dass wir nie wieder das Gefühl<br />

haben, arbeiten zu müssen, wenn wir<br />

doch nur den richtigen Job finden würden.<br />

Wir denken, dass es einfach ist. Dabei hat<br />

das Wort „Leidenschaft“ selbst eine ganze<br />

andere Bedeutung: nämlich die Fähigkeit,<br />

Leid zu ertragen.<br />

Viele denken zudem, dass es nur die eine<br />

Leidenschaft gibt. Menschen bewegen aber<br />

meist viele verschiedene Dinge und man<br />

darf nicht erwarten, dass der Job alle diese<br />

Bedürfnisse befriedigt. Solche Jobs gibt es<br />

nicht, solche Menschen gibt es nicht. In verschiedenen<br />

Bereichen des Lebens kann man<br />

verschiedene Leidenschaften verfolgen.<br />

Und das ist auch okay. Der Beruf ist nur ein<br />

Teil unseres Lebens. Wir haben hier einfach<br />

unrealistische Erwartungen.<br />

Was können Unternehmen daraus lernen?<br />

Wenn du als Unternehmen nur Menschen<br />

einstellst, die für den Job brennen, verurteilst<br />

du sie zum Scheitern. Denn wenn<br />

deine Organisation nicht die richtigen Rahmenbedingungen<br />

schaffen kann, werden<br />

die Mitarbeiter zwangsläufig ihre Leidenschaft<br />

für die Arbeit verlieren.<br />

Wenn ich Managern die Frage stelle, was sie<br />

in diesem Fall machen, sagt mir die große<br />

Mehrheit von ihnen, dass sie diese Personen<br />

kündigen würden. Das scheint für viele<br />

bestimmt naheliegend. Dabei sollten wir die<br />

Schuld genauso bei der Organisation suchen,<br />

weil sie nicht für den richtigen Kontext gesorgt<br />

hat, der es dem Mitarbeiter ermöglicht,<br />

seine Leidenschaft aufrechtzuerhalten.<br />

Die Gründe dafür können vielseitig sein.<br />

Einer ist Überarbeitung. Je leidenschaftlicher<br />

man an etwas arbeitet, desto mehr<br />

Zeit und Energie steckt man in diese Arbeit.<br />

Das führt aber auch zu Erschöpfung.<br />

Unternehmen müssen verstehen, dass es<br />

manchmal besser ist, die leidenschaftlichsten<br />

Mitarbeiter nach Hause zu schicken.<br />

Wie müssen Organisationen aufgebaut<br />

sein, um Menschen mit ihren verschiedenen<br />

Zielen und Bedürfnissen zu stärken?<br />

Genau das ist die Herausforderung hinter<br />

Diversity. In Unternehmen, in denen sich<br />

die Menschen zu ähnlich sind, entsteht<br />

schnell Gruppendenken. Es kommen keine<br />

neuen Ideen auf und das Unternehmen<br />

bricht zusammen.<br />

Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen,<br />

Zielen und Erfahrungen einzustellen,<br />

heißt aber auch nicht automatisch,<br />

dass die gesammelte Erfahrung auch<br />

nutzbar ist. Besonders dann nicht, wenn<br />

die psychologische Sicherheit nicht gegeben<br />

ist. In einem psychologisch sicheren<br />

Umfeld haben Menschen das Gefühl, sich<br />

einbringen zu können und dass ihre Ideen,<br />

Vorschläge und Bedenken gehört werden.<br />

Eine gemeinsame Identität ist aber ebenso<br />

wichtig. Es braucht eine Mission, einen<br />

Purpose. Eine klare Unternehmenskultur<br />

und gemeinsame Werte helfen, die Mitarbeiter<br />

unter einer Flagge zu vereinen.<br />

Viele Unternehmen haben das bereits<br />

verinnerlicht. Sie verstehen aber häufig<br />

noch nicht, dass selbst das perfekte<br />

Arbeitsumfeld innerhalb einer breiteren<br />

Gesellschaft besteht. Wie egalitär die Organisation<br />

auch gestaltet sein mag, die tiefer<br />

liegenden Ungleichheiten werden sich in<br />

der Belegschaft abbilden.<br />

Sind hierarchische Strukturen in Unternehmen<br />

also unvermeidlich?<br />

Ja. So etwas wie „keine Hierarchie“ gibt es<br />

nicht. Menschen haben ein fundamentales<br />

Verlangen nach Hierarchie und Status. Das<br />

sieht man am Beispiel des Videospielentwicklers<br />

Valve. Valve nennt sich selbst die flachste<br />

Organisation. Es gibt keine Struktur, keine<br />

Titel, keine Vorgesetzten. Alle Mitarbeiter<br />

sind vermeintlich auf dem gleichen Level.<br />

Aber wenn man ehemalige Mitarbeiter fragt,<br />

findet man heraus, dass es sehr wohl<br />

Personen gibt, die mehr respektiert werden<br />

als andere und einen höheren Status<br />

innerhalb der Organisation haben.<br />

Das ganze Interview lesen Sie auf:<br />

erfolgundbusiness.de<br />

FOTO: HARVARD BUSINESS SCHOOL<br />

Jon M.<br />

Jachimowicz<br />

Assistant<br />

Professor, Harvard<br />

Business School<br />

jonmjachimowicz<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit <strong>WORK</strong>DAY entstanden.<br />

Drei Aspekte, um dem<br />

Fachkräftemangel entgegenzuwirken<br />

Laut der Bundesagentur für Arbeit fehlen derzeit etwa 1,2 Millionen Arbeitskräfte, davon zwei Drittel Fachkräfte. Unternehmen,<br />

die bereits akut von diesem Mangel an Fachkräften betroffen sind, sehen sich dadurch in ihrer Geschäftsentwicklung gebremst.<br />

Ein gezieltes Talent Management und die richtige HR-Software gelten als Lösungsweg, um dieser Herausforderung zu begegnen.<br />

Text Kimberly Maucher-Lynch<br />

Kimberly<br />

Maucher-Lynch<br />

Head of Talent<br />

Acquisition Sales<br />

DACH bei Workday<br />

Den vollständigen<br />

Employee Expectations<br />

Report 2021<br />

finden Sie unter:<br />

workday.de<br />

So reicht es nicht mehr aus, einzelne Kompetenzlücken<br />

durch gezieltes Recruiting<br />

oder einzelne Maßnahmen zu schließen.<br />

Heute ist es wichtig, dass Unternehmen<br />

aktiver werden, um Talente anzusprechen, weiterzuentwickeln<br />

und nachhaltig zu binden. Gerade<br />

in Zeiten der Unsicherheit brauchen Mitarbeitende<br />

einen einfühlsamen Umgang mit Themen, die<br />

ihnen wichtig sind. Die folgenden drei Aspekte<br />

können im „War for Talents“ einen Unterschied<br />

bei der Ansprache von Talenten machen: Continuous<br />

Listening, Diversität und Inklusion sowie<br />

eine positive Employee Experience.<br />

Continuous Listening<br />

In der Vergangenheit wurden die Bedürfnisse und<br />

Problemlagen des Mitarbeitenden oft nur in einer<br />

jährlichen Befragung berücksichtigt. Ein besseres<br />

Verständnis darüber, wie es Mitarbeitenden geht<br />

und was ihre Erwartungen sind, kann ein entscheidender<br />

Wettbewerbsvorteil im „War for Talents“<br />

sein. Das Tempo des Wandels, den wir jetzt<br />

erleben, erfordert das regelmäßige Einholen von<br />

Feedback und den Aufbau eines ständigen digitalen<br />

Kommunikationskanals, der genutzt wird, um<br />

in die Belegschaft reinzuhören, wie mit Veränderungen<br />

umgegangen wird und wie Mitarbeitende<br />

dadurch beeinflusst werden. Hier kann moderne<br />

HR-Software die Möglichkeit bieten, die relevanten<br />

Unternehmensdaten zusammenzuführen und<br />

dadurch eine hohe Transparenz zu schaffen. So<br />

kann beispielsweise mittels intelligenter Feedback-Technologie<br />

die aktuelle Stimmungslage<br />

in der Belegschaft regelmäßig ermittelt werden<br />

und – wenn nötig – rasch auf sich abzeichnende<br />

Veränderungen reagiert werden.<br />

Diversität und Inklusion<br />

Unser Employee Expectations Report 2021 zeigte<br />

bei den Mitarbeiterkommentaren zu Diversität<br />

und Inklusion (D&I) einen Anstieg um mehr<br />

als 30 Prozent im Jahr 2019. Diese Entwicklung<br />

ist ein Anzeichen dafür, dass Mitarbeitende<br />

von ihren Arbeitgebern immer öfter eine klare<br />

Haltung zu D&I, zur Kommunikation neuer<br />

Initiativen und ein offenes Ohr auf jeder Ebene<br />

erwarten. Vielfalt ist der Schlüssel zum Aufbau<br />

eines starken Talentpools. Unternehmen, die bei<br />

der Talentakquise auf Diversität, Gleichstellung<br />

und Inklusion setzen, haben bessere Chancen,<br />

Fachkräfte anzusprechen und als Arbeitgeber zu<br />

überzeugen.<br />

Employee Experience<br />

In der Pandemie haben sich die Ansprüche der<br />

Mitarbeitenden an das Unternehmen gewandelt.<br />

So haben Themen wie eine Flexibilisierung der<br />

Arbeitszeitgestaltung und mentales Wohlbefinden<br />

stärker an Bedeutung gewonnen. Die Gestaltung<br />

einer positiven Employee Experience ist ein<br />

wichtiges Element, um dem Fachkräftemangel in<br />

Deutschland zu begegnen: Attraktive Arbeitgeber<br />

zeichnen sich neben dem Gehalt, Sonderleistungen<br />

und Karrierechancen auch durch immaterielle<br />

Benefits aus, wie zum Beispiel Zugehörigkeitsgefühl,<br />

Familienfreundlichkeit und ein insgesamt<br />

sehr gutes Arbeitsklima.<br />

Unternehmen, die flexibel auf die unterschiedlichen<br />

Bedürfnisse und Lebensphasen des<br />

einzelnen Mitarbeitenden eingehen und passende<br />

Karrieremöglichkeiten bieten, können Top-<br />

Talente langfristig ans Unternehmen binden, um<br />

das kollektive Wissen und die Expertise im Unternehmen<br />

zu halten sowie sich als attraktiver<br />

Arbeitgeber zu positionieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!