14.12.2021 Aufrufe

FUTURE OF WORK

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Lesen Sie mehr auf erfolgundbusiness.de 15<br />

Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit HAYS entstanden.<br />

Die Angst geht um:<br />

Führung in der Krise?<br />

In den oberen Etagen vieler Unternehmen flüstern sich Managerinnen und Manager immer<br />

öfter eine Frage zu: „Wenn sich alle selbst organisieren, was ist dann eigentlich noch Chefsache?<br />

Was habe ich noch zu melden, wenn alle agil und frei von Hierarchien arbeiten?“ Unsicherheit<br />

geht um und bei einigen auch die Angst. Wir Führungskräfte waren doch immer die, die gesagt<br />

haben, wo es langgeht! Und jetzt?<br />

Text Dirk Hahn<br />

Jetzt sind diese Zeiten vorbei. Und<br />

wie immer bei tiefgreifenden Veränderungen<br />

ist der harte Gegendruck<br />

bereits zu spüren. Wie in<br />

so vielen Bereichen, wirkt auch<br />

hier Corona als Brandbeschleuniger. In<br />

unserer aktuellen Studie „Zwischen Vertrauen<br />

und Kontrolle“ geben 70 Prozent<br />

der befragten Führungskräfte an, dass<br />

ihnen die Führung vor dem Hintergrund<br />

der fehlenden räumlichen und persönlichen<br />

Nähe zu den Mitarbeitenden schwerfällt.<br />

Kontrollverlust – nichts schmerzt<br />

Führungskräfte anscheinend mehr. Die<br />

typische Reaktion: Micromanagement und<br />

digitale Kontrollen. So versuchen derzeit<br />

viele Managerinnen und Manager in den<br />

Griff zu bekommen, was ihnen wohl längst<br />

entglitten ist. Denn diese Lektion müssen<br />

wir wohl jetzt alle lernen: Straffe, gut<br />

durchorganisierte Arbeitsprozesse nebst<br />

permanenter Effizienzsteigerung führen<br />

nicht mehr zum Ziel. Wer konventionell<br />

führt, verliert die Führung. Denn die<br />

Mitarbeitenden erleben sich in solchen<br />

Gefügen nur als Räder im Getriebe, sie<br />

funktionieren, sind austauschbar. Dieses<br />

Gefühl haben laut unserer Studie bereits<br />

45 Prozent der befragten Beschäftigten.<br />

Es ist nur eine Frage der Zeit, dass diese<br />

Mitarbeitenden das Weite suchen.<br />

Die hybride Arbeitskultur mit ihrer Standortunabhängigkeit<br />

führt uns vor Augen,<br />

dass das Gegenteil von dem notwendig<br />

ist, was viele Führende derzeit praktizieren:<br />

Nicht noch mehr kontrollieren und<br />

ansagen, sondern wahrnehmen, zuhören,<br />

ernstnehmen. Und zwar regelmäßig, direkt<br />

und persönlich. Wer das tut und wirklich<br />

gut zuhört, was die Mitarbeitenden<br />

bewegt, was sie motiviert, was sie nervt,<br />

was sie bremst und was sie vermissen, der<br />

ist auf dem richtigen Weg. So wird er lernen:<br />

Ökonomische Erfolge und empathisches<br />

Leadership schließen sich nicht aus.<br />

Sie gehören zusammen – mehr noch – das<br />

eine folgt aus dem anderen. Wer hätte das<br />

früher gedacht?<br />

Viele sind bereits auf dem Weg und sammeln<br />

Erfahrungen mit neuen Modellen<br />

und Instrumenten. Sie praktizieren New-<br />

Work-Ansätze, geben Freiräume, sprengen<br />

Wissenssilos und kommunizieren auf<br />

Augenhöhe. Ein erster Schritt.<br />

Wer so angefangen hat, der kann mit einem<br />

zweiten Schritt gleich weitermachen<br />

und mal genau hinsehen, wer da so eigentlich<br />

arbeitet in seinem Unternehmen,<br />

Bereich, Abteilung, Team. Wen habe ich<br />

da in all den Jahren eigentlich eingestellt<br />

Kontrollverlust – nichts schmerzt<br />

Führungskräfte anscheinend mehr.<br />

Dirk Hahn CEO Hays Germany and EMEA<br />

und befördert? Und nach wem suche ich<br />

eigentlich immer wieder, wenn ich suche?<br />

Es gibt wohl kaum eine Führungskraft,<br />

die nicht irgendwann mal in die Falle des<br />

„unconscious bias“ getreten ist. Das kenne<br />

ich von mir selbst auch gut und es ist<br />

sehr menschlich. Man sucht immer nach<br />

denselben Mustern, nach eigenen Vorlieben<br />

und nach Kriterien, die nie jemand<br />

in Zweifel zieht. Das gibt Sicherheit und<br />

schafft Kontinuität. Die Schattenseite:<br />

Nicht selten entstehen recht uniforme<br />

Teams, die immer dieselben Ideen produzieren,<br />

in denen niemand jemanden<br />

wirklich inspiriert, niemand widerspricht,<br />

ausbricht, übertreibt. Vielfalt ist kein Zeichen<br />

sozialen Engagements für mich, sondern<br />

ein Asset und ein Zeichen moderner<br />

Führung. Sie respektiert unterschiedliche<br />

Lebensentwürfe und Perspektiven (und<br />

profitiert davon). Sie schafft Rahmenbedingungen<br />

für solche, die eben nicht dem<br />

Muster entsprechen und sorgt dafür, dass<br />

sie sich entfalten können. Und das alles in<br />

diese Richtung mit Augenmaß verändern.<br />

„Wenn sich alle selbst organisieren, was ist<br />

dann eigentlich noch Chefsache?“, fragen<br />

sie sich auf den Fluren der oberen Etagen.<br />

Die Antwort ist einfach: Chefsache ist, ein<br />

Umfeld zu schaffen, in dem sich Mitarbeitende<br />

bestens in all ihren Talenten<br />

entfalten können. Chefsache ist, diverse<br />

Teams zu bilden, die kreativ und produktiv<br />

sind. Chefsache ist, ein Mindset zu<br />

etablieren, in dem nicht einfach gefolgt,<br />

sondern im Sinne des Unternehmens<br />

hinterfragt wird. Wer sich das alles traut,<br />

wird mehr Gefolgschaft ernten als jeder<br />

Boss vergangener Tage.<br />

FOTO: HAYS AG<br />

Weitere<br />

Informationen unter:<br />

hays.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!