MAGEN UND DARM
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<strong>MAGEN</strong><br />
<strong>UND</strong><br />
<strong>DARM</strong><br />
Ein gutes Bauchgefühl?<br />
„Man muss<br />
kreativ werden“<br />
Fabiola Marasco hat vier Kinder und Morbus<br />
Crohn. Über ihren Alltag spricht sie im Interview.<br />
NICHT VERPASSEN:<br />
Vorsorge ist das A und O<br />
Holger Busse im Interview über<br />
Solidarität in der Pandemie und<br />
Prävention<br />
Seite 4<br />
Schaltzentrale im Bauch<br />
Ailyn Moser im Interview über<br />
den Darm, unser größtes<br />
Immunorgan<br />
Seite 9<br />
Genuss mit 12 Lebensmitteln<br />
Stefanie spricht über ihr Leben<br />
als Hyperallergikerin<br />
Seite 10<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />
INHALT IN DIESER AUSGABE<br />
Miriam Hähnel<br />
Unser Magen-<br />
Darm-Trakt spielt<br />
eine tragende Rolle,<br />
wenn es um unsere<br />
körperliche und<br />
psychische Gesundheit<br />
geht. Er verdient<br />
deswegen unsere volle<br />
Aufmerksamkeit!<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
Samantha<br />
Wladyko<br />
Rationales Denken<br />
und Handeln ist Alltag<br />
in unserer Gesellschaft.<br />
Wir sollten unser<br />
Bauchgefühl jedoch<br />
nicht außenvor lassen<br />
– es ist Zeit auf unser<br />
Bauchgefühl zu hören!<br />
Magen-Darm-Erkrankungen –<br />
Neues im Zeitalter von Corona<br />
Mitten in der mittlerweile vierten Welle der COVID-19-Pandemie<br />
macht sich allmählich Überdruss bei uns allen im Umgang mit dem<br />
Virus, seinen Varianten, seinen Auswirkungen auf unsere Gesundheit<br />
und unsere Gesellschaft breit. Glücklicherweise hat sich unser<br />
Wissen zur Verbreitung des Coronavirus, zu den möglichen Schutzmaßnahmen,<br />
zu den zumindest bei uns in ausreichendem Umfang<br />
zur Verfügung stehenden Impfungen deutlich vermehrt und wird<br />
nur von einer kleinen unbelehrbaren oder politisch motivierten<br />
Minderheit der Bevölkerung negiert. Leider wurden diese wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse nicht zeitgerecht in politisches Handeln<br />
umgesetzt, sodass wir wieder mit hohen Infektionszahlen und Todesfällen<br />
konfrontiert sind.<br />
08<br />
Ständige Verdauungsbeschwerden?<br />
Dr. Nicole Steenfatt erklärt, warum die<br />
Darmbarriere immer stärker im Fokus der<br />
Medizin steht<br />
Online<br />
"Kein Leben ohne den Scheißbeutel!"<br />
Morbus Crohn-Patientin Sarah im<br />
Interview über ihren Alltag mit Stoma<br />
Director Business Development Health: Miriam<br />
Hähnel Project Manager: Samantha Wladyko<br />
Business Development Manager: Katharina Sliwa<br />
Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Philipp Colaço<br />
(Managing Director), Franziska Manske (Head of Editorial &<br />
Production), Henriette Schröder (Sales Director) Designer:<br />
Elias Karberg Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@<br />
mediaplanet.com Coverbild: Natalie Dziedzic<br />
Alle mit gekennzeichneten Artikel sind keine neutrale<br />
Redaktion vom Mediaplanet Verlag.<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
@Mediaplanet_germany<br />
Please recycle<br />
Prof. Dr. med.<br />
Franz Hartman<br />
Stellvertretender<br />
Vorsitzender der<br />
Gastro-Liga e. V.<br />
Prof. Dr. med.<br />
Wolfgang<br />
Fischbach<br />
Vorsitzender der<br />
Gastro-Liga e. V<br />
Neben gastrointestinalen<br />
Erkrankungen<br />
wie Infektionen,<br />
Tumorerkrankungen,<br />
CED, Leber- und<br />
Pankreaserkrankungen<br />
belästigen funktionelle<br />
Erkrankungen des<br />
Magen-Darm-Traktes<br />
Patienten mit am meisten<br />
und belasten so unser<br />
Gesundheitssystem.<br />
Apropos Impfungen: Auch Patienten<br />
mit CED sollten sich<br />
unbedingt impfen lassen und<br />
können auch ohne erhöhtes<br />
Risiko mit mRNA-Vakzinen geimpft werden.<br />
Eine zeitgleiche Behandlung mit<br />
Immunsuppressiva kann allerdings die<br />
Immunantwort abschwächen. Auch die<br />
neuesten Therapeutika im Bereich der CED<br />
können die Krankheit nicht heilen, wohl<br />
aber oft kontrollieren.<br />
Neben gastrointestinalen Erkrankungen<br />
wie Infektionen, Tumorerkrankungen,<br />
CED, Leber- und Pankreaserkrankungen<br />
belästigen funktionelle Erkrankungen<br />
des Magen-Darm-Traktes Patienten mit<br />
am meisten und belasten so unser Gesundheitssystem.<br />
Krampfartige Bauchschmerzen,<br />
Blähungen, Durchfall oder<br />
Verstopfung charakterisieren das Reizdarmsyndrom.<br />
Die Krankheitsentstehung<br />
bei Reizdarm- und Reizmagensyndrom ist<br />
vielfältig, Auslöser können vorausgegangene<br />
gastrointestinale Infektionen oder<br />
auch psychische Faktoren sein. Eine therapeutische<br />
Einflussnahme jenseits von<br />
Diäten (z.B. low FODMAP), Nahrungsmittelzusätzen<br />
und Verhaltenstherapien ist<br />
nur eingeschränkt möglich. Wichtig ist bei<br />
der Diagnose eines Reizdarmsyndroms<br />
organpathologische Erkrankungen mit<br />
ähnlicher Symptomatik (Darmkrebs, CED<br />
oder Nahrungsmittelintoleranzen) auszuschließen.<br />
Gastrointestinale Tumore gehören unverändert<br />
zu den häufigsten Tumorerkrankungen.<br />
Für den Darmkrebs steht in<br />
Form der Vorsorgekoloskopie eine etablierte<br />
Möglichkeit zur Früherkennung und<br />
Prävention zur Verfügung. Bedenklich<br />
stimmen die Erhebungen der AOK, die für<br />
2020/21 einen Rückgang der Darmkrebsoperationen<br />
um bis zu 20 Prozent gegenüber<br />
2019 zeigen. Es muss demnach verstärkt<br />
das Bewusstsein für die Wichtigkeit von<br />
Vorsorge auch in Pandemiezeiten geweckt<br />
und aufrechterhalten werden, um so der<br />
Gefahr von Kollateralschäden vorzubeugen,<br />
die den Erfolg der Vorsorge schmälern.<br />
Wenden Sie sich also auch in pandemischen<br />
Zeiten zur Vorsorge und bei Beschwerden<br />
weiter an Ihren Arzt. Eine<br />
unnötige Verzögerung von Diagnostik und<br />
Therapie bei Erkrankungen im Bereich<br />
des Magen-Darm-Traktes erhöht Krankheitsrisiken<br />
und verschlechtert gegebenenfalls<br />
die Wirksamkeit therapeutischer<br />
Maßnahmen.<br />
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Retterspitz Innerlich hilft seit mehr als 100 Jahren gegen Magenschmerzen,<br />
Verdauungsprobleme und Sodbrennen.<br />
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Magenschmerzen und Sodbrennen<br />
Wie der Lebensstil diese Beschwerden beeinflusst und was hilft<br />
Stress, Schlafmangel oder fettes Essen können dem Magen zu schaffen machen, Alkohol und Nikotin ihn zusätzlich<br />
reizen. Einige einfache Mittel helfen, die Beschwerden zu lindern.<br />
Text Paul Howe<br />
Lebkuchen und Spekulatius, dazu Gänsebraten und viel Alkohol: Besonders<br />
nach den Weihnachtstagen muss der Magen oft Höchstleistungen erbringen.<br />
Die Völlerei führt dazu, dass der Magen mehr Säure bildet – die Magenschleimhaut<br />
wird angegriffen. Einfachstes Mittel gegen die Beschwerden:<br />
Fette, zuckrige oder stark gewürzte Speisen weglassen und auch Kaffee<br />
sowie kohlensäurehaltige Getränke möglichst reduzieren. Einfacher<br />
gesagt, als getan. Und auch Stress und daraus oft resultierender Schlafmangel<br />
lassen sich häufig nicht so einfach abstellen.<br />
Bei anhaltenden Beschwerden zum Arzt<br />
Helfen weder Hausmittel noch rezeptfreie Tropfen aus der Apotheke, sollte immer ein<br />
Facharzt aufgesucht werden. Häufiges Sodbrennen kann vor allem bei älteren Patienten<br />
zu Blutungen, Verengung oder Vernarbung der Speiseröhre führen. Bei Magenschmerzen<br />
könnte eine chronische Reizung der Magenschleimhaut vorliegen. Das<br />
Bakterium Helicobacter pylori kann eine Magenschleimhautentzündung verursachen<br />
und schließlich zu einem gefährlichen Magengeschwür führen.<br />
Hausmittel gegen Magenschmerzen<br />
Sind die Beschwerden bereits eingetreten oder sind dauerhaft ein Problem, können<br />
Hausmittel helfen. Bewährt haben sich etwa einige Teelöffel trockene Haferflocken,<br />
langsam gekaut, oder ein Esslöffel helle Leinsamen, mit Wasser aufgegossen und über<br />
den Tag verteilt getrunken. Bei krampfartigen Beschwerden können Kümmel-, Kamillen-<br />
oder Pfefferminztee helfen. Auch eine leichte Schonkost kann die Beschwerden<br />
senken.<br />
Tipps gegen Sodbrennen<br />
Gegen Sodbrennen hilft es, viel zu trinken, um den Magensaft in der Speiseröhre<br />
herunterzuspülen, etwa mit Milch, Tee oder Wasser. Kohlensäurehaltige Getränke<br />
und Pfefferminztee sind jedoch ungeeignet. Gegen das akute Brennen<br />
helfen Mandeln, die zerkaut und heruntergeschluckt werden.<br />
Hilfe aus der Apotheke<br />
Bei Sodbrennen, Übersäuerung, Untersäuerung, Magenschmerzen,<br />
Reizmagen, Völlegefühl und Blähungen haben sich auch rezeptfreie<br />
Tropfen aus der Apotheke bewährt. Die Inhaltsstoffe regulieren die<br />
Magensäure, sodass die Beschwerden gelindert werden.<br />
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<strong>MAGEN</strong>SCHMERZEN, SODBRENNEN & CO.<br />
Stress, wenig Schlaf und schweres Essen schlagen uns schnell mal auf den Magen – bei vielen Menschen sogar in aller Regelmäßigkeit.<br />
Das fränkische Traditionsunternehmen Retterspitz hat hierfür ein gleichermaßen schonendes wie wirksames Gegenmittel.<br />
Und das seit fast 120 Jahren.<br />
Umfragen zufolge leiden sieben von zehn<br />
Bundesbürger*innen gelegentlich unter Verdauungsproblemen.<br />
Viele haben regelmäßig<br />
mit Sodbrennen zu kämpfen. Andere klagen<br />
über unspezifische Magenprobleme wie Völlegefühl,<br />
Blähungen und Magenschmerzen, die<br />
durch Über- oder Untersäuerung ausgelöst<br />
werden können.<br />
Oft treten die Beschwerden eher zeitlich begrenzt<br />
und unregelmäßig auf und werden<br />
zumeist durch wenig Schlaf, Nikotin und<br />
Alkohol, Stress bei der Arbeit oder schwer<br />
bekömmliches Essen ausgelöst. Auch Stoffwechselstörungen<br />
oder Medikamente können<br />
diese Beschwerden verursachen. Der Leidensdruck<br />
bei länger währenden Symptomen ist<br />
groß, der Gang zum Arzt ist unvermeidbar.<br />
Dabei lassen sich für die Leidtragenden die<br />
auslösenden Faktoren nicht immer vollständig<br />
beheben. Zudem wünschen sich Patientinnen<br />
und Patienten sehr häufig eine sanfte und<br />
wenig belastende Behandlung, ohne den oft<br />
langwierigen Einsatz von Arzneimitteln zur<br />
Hemmung der Magensäureproduktion oder<br />
Antazida zur Neutralisierung der Magensäure.<br />
BEI ÜBER- <strong>UND</strong> UNTERSÄUERUNG<br />
Seit 1920 stellt die Firma Retterspitz ein in<br />
Apotheken frei verkäufliches Medizinprodukt<br />
her, das genau hier ansetzt: Retterspitz<br />
Innerlich entfaltet seine regulierende Funktion<br />
bei Beschwerden, die sowohl durch<br />
Übersäuerung als auch durch Untersäuerung<br />
hervorgerufen werden.<br />
Natürliche Inhaltsstoffe puffern die Magensäure<br />
so ab, dass sich ein physiologisches<br />
Gleichgewicht einstellt. Die Stärke der Beschwerden<br />
sinkt schon nach kurzer Zeit der<br />
Einnahme kontinuierlich ab. Auf diese Weise<br />
lassen sich unspezifische Magenbeschwerden<br />
schonend und sanft lindern.<br />
„90 % unserer Kunden sagen, sie kennen<br />
uns von ihrer Großmutter“, sagen Markus<br />
und Florian Valet, die das Unternehmen<br />
Retterspitz heute in vierter Generation führen:<br />
„Wir sehen dies als großes Kompliment: Die<br />
Großmutter ist ein wunderschönes Bild für<br />
Verlässlichkeit, für Altbewährtes und zeitlos<br />
hohe Qualität.“ Mit Retterspitz Innerlich<br />
hat die zweitälteste Apothekenmarke hierfür<br />
ein anerkannt wirksames und traditionelles<br />
Aushängeschild – und das seit fast 120 Jahren.<br />
BEWÄHRT <strong>UND</strong> WIRKSAM<br />
Retterspitz Innerlich reguliert und schützt<br />
zugleich. Soweit nicht anders verordnet,<br />
nach Bedarf und im Akutfall 3- bis 5-mal täglich<br />
1 Likörglas (20 ml) einnehmen. Auch die<br />
langfristige, über mehrere Jahre reichende<br />
Einnahme der normalen Tagesmenge ist<br />
unschädlich, aber oft von großem Nutzen,<br />
z. B. bei chronischer Magenschwäche älterer<br />
Personen.<br />
Seit hundert Jahren bestätigen Anwender<br />
das hervorragende Wirksamkeits- und<br />
Sicherheitsprofil des Heilmittels. Das medizinische<br />
Magenmittel Retterspitz Innerlich<br />
ist besonders verträglich, da es keinen Zucker,<br />
kein Gluten und keine Laktose beinhaltet.<br />
Retterspitz Innerlich enthält 2 % Alkohol.<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Retterspitz GmbH & Co. KG, Laufer Straße 17–19,<br />
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„Vorsorge ist das A und O<br />
– auch in der Pandemie“<br />
Holger Busse hat selbst Morbus Crohn und hat den Verein Lila Hoffnung e. V. ins Leben<br />
gerufen, um CED- und Darmkrebsbetroffene zu unterstützen. Ein Gespräch über Solidarität<br />
in der Pandemie und die Wichtigkeit der Gesundheitsvorsorge.<br />
Holger Busse<br />
Gründer des<br />
Vereins<br />
Lila Hoffnung e. V.<br />
Text Hanna Sinnecker<br />
Lieber Holger, wir stecken nun leider mittendrin in der<br />
vierten Corona-Welle. Mit welchen Fragen und Problemen<br />
kommen CED-Betroffene gerade jetzt zu euch?<br />
Es ist für alle eine wahnsinnig herausfordernde Zeit–<br />
ganz egal ob gesund oder chronisch krank. Die Themen<br />
Impfen und "Wie schütze ich mich?" sind zentrale Fragen,<br />
die wir von Betroffenen erhalten. Wie für alle empfehlen<br />
wir in allererster Linie die Beachtung der AHA-plus-L-<br />
Regeln und sich regelmäßig testen zu lassen. Was das<br />
Impfen betrifft, können wir als Verein keine medizinische<br />
Empfehlung aussprechen. Was wir aber tun, ist, den Patienten<br />
den Tipp zu geben, sich unbedingt an den behandelnden<br />
Gastroenterologen zu wenden. Dieser kennt den<br />
individuellen Krankheitsverlauf und vor allem auch die<br />
aktuelle Medikation.<br />
Das Stichwort lautet wie schon zu Beginn der Pandemie<br />
Solidarität. Nun geht es aber hauptsächlich<br />
um das Thema Impfung. Was hat die Impfung eines<br />
gesunden Menschen mit Solidarität gegenüber chronisch<br />
erkrankten Menschen zu tun?<br />
Die Corona-Schutzimpfung ist für uns der einzige Ausweg<br />
aus der Pandemie. Es ist wichtig, dass sich möglichst<br />
viele Menschen für eine Impfung entscheiden. So sind<br />
nicht nur sie selbst vor Ansteckung geschützt, sondern<br />
sie schützen durch ihre Impfung auch die Gemeinschaft.<br />
Jede Impfung ist ein Akt der Solidarität. Je mehr<br />
Menschen gegen Corona geimpft sind, desto größer die<br />
Entlastung für das derzeit stark beanspruchte Gesundheitswesen.<br />
Denn eine Corona-Impfung – unabhängig<br />
davon, welcher Impfstoff angewendet wird – senkt das<br />
Risiko einer Corona-Erkrankung und bewahrt vor schweren<br />
Verläufen, dem Aufenthalt auf einer Intensivstation<br />
und Langzeitfolgen. Wer sich selbst impfen lässt, schützt<br />
gleichzeitig auch andere. Und: Mit einer Impfung kann<br />
man auch diejenigen Personen schützen, die bislang<br />
nicht geimpft sind und die sich deshalb nicht selbst<br />
schützen können – also beispielsweise Risikopatienten,<br />
Säuglinge oder immunsupprimierte Personen.<br />
Euer Verein beschäftigt sich nicht nur mit chronischentzündlichen<br />
Darmerkrankungen, sondern auch mit<br />
dem Thema Darmkrebs. Wie hängen beide Erkrankungen<br />
zusammen?<br />
Die Colitis ulcerosa ist – ähnlich wie der Morbus Crohn – eine<br />
chronische Darmerkrankung, die zu Entzündungen und<br />
Geschwüren in der oberen Schicht der Darmschleimhaut<br />
führt. Die Krankheit beginnt stets im Mastdarm und weitet<br />
sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen auf andere Abschnitte<br />
des Dickdarms, selten auch bis in den Dünndarm,<br />
aus. Die Entzündungen verursachen eine häufige Entleerung<br />
des Darms. Das vorherrschende Symptom ist<br />
deshalb der Durchfall. Wenn die Entzündungen die oberste<br />
Zellschicht der Darmschleimhaut zerstört haben, bilden<br />
sich Geschwüre, die bluten und Schleim absondern können<br />
– es entstehen blutiger Durchfall mit Schleimbeimengungen<br />
und Bauchschmerzen. Erkrankte leiden manchmal<br />
auch unter Müdigkeit, Appetit- und Gewichtsverlust. Das<br />
Darmkrebsrisiko hängt von der Lage der Entzündung im<br />
Darm ab. Sitzt der Entzündungsherd im Mastdarm oder<br />
dem letzten Dickdarmanteil (Sigma), ist das Krebsrisiko<br />
kaum erhöht. Ist jedoch der gesamte Dickdarm befallen,<br />
erkranken die Patienten mit 32-mal höherer Wahrscheinlichkeit<br />
an Darmkrebs als die Normalbevölkerung. Der<br />
Grund dafür ist, dass es bei Patienten mit Colitis ulcerosa zu<br />
Veränderungen der Zellen im Dickdarm kommt, zu sogenannten<br />
Dysplasien. Dysplasien werden als eine Art Übergangsform<br />
von gutartigen zu bösartigen Zellen angesehen.<br />
Solche Zellveränderungen diagnostiziert der Arzt, indem<br />
er während einer Darmspiegelung mit einer feinen Zange<br />
Gewebeproben aus der Darmschleimhaut entnimmt und sie<br />
im Labor mikroskopisch untersuchen lässt.<br />
Vorsorge ist das A und O – Auch in der Pandemie. Für Colitisulcerosa-Patienten<br />
gelten spezielle Maßnahmen zur Darmkrebsvorsorge:<br />
Beim Befall des gesamten Dickdarms wird<br />
empfohlen, ab dem achten Jahr nach Erkrankungsbeginn<br />
einmal jährlich eine Darmspiegelung mit Gewebeproben<br />
aus allen Dickdarmabschnitten durchführen zu lassen. Beschränkt<br />
sich die Erkrankung auf den Mastdarm, das Sigma<br />
Die Corona-<br />
Schutzimpfung ist für<br />
uns der einzige Ausweg<br />
aus der Pandemie.<br />
und den linksseitigen, absteigenden Dickdarm, wird ab dem<br />
15. Jahr nach Beginn der Erkrankung einmal jährlich eine<br />
Darmspiegelung durchgeführt. Ergeben sich aufgrund der<br />
entnommenen Gewebeproben Hinweise auf einen beginnenden<br />
Darmkrebs, kann eine Operation mit Entfernung<br />
des gesamten Dickdarms und Mastdarms notwendig sein.<br />
Hierbei bleibt der Schließmuskel erhalten. Auch im Anschluss<br />
an eine solche Operation müssen die innere Nahtstelle<br />
und der verbliebene Mastdarmrest regelmäßig mittels<br />
Mastdarmspiegelung (Rektoskopie) auf Krebsvorstufen untersucht<br />
werden.<br />
Gerade im letzten Jahr war zu beobachten, dass aufgrund<br />
der Pandemie weniger Menschen zur Darmkrebsvorsorge<br />
gegangen sind, Mediziner befürchten einen<br />
Anstieg der Fälle. Warum sollte man die Darmkrebsvorsorge<br />
auf keinen Fall vernachlässigen?<br />
Die regelmäßige Teilnahme an Früherkennungsuntersuchungen<br />
ist dringend zu empfehlen, um potenziell ernsthafte<br />
Erkrankungen rechtzeitig festzustellen. Patientinnen<br />
und Patienten mit chronischen Krankheiten sollten Früherkennungs-<br />
oder Kontrolluntersuchungen wahrnehmen.<br />
Nur so kann frühzeitig auf mögliche Verschlechterungen<br />
des Gesundheitszustandes reagiert werden. Patientinnen<br />
und Patienten können sich daher – trotz Corona-Pandemie<br />
– vertrauensvoll an ihre Ärztin oder ihren Arzt wenden, um<br />
zeitnahe Früherkennungsuntersuchungen für sich selbst<br />
oder ihre Liebsten wahrzunehmen.<br />
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Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Janssen-Cilag GmbH entstanden.<br />
Individuelle CED-Beratung<br />
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) geht häufig mit vielen Sorgen und Unsicherheiten einher.<br />
Belastende Symptome können starke Auswirkungen auf das Leben und den Alltag haben, Betroffene ziehen<br />
sich zurück. Dabei können Gespräche eine wertvolle Unterstützung im Umgang mit der Erkrankung sein.<br />
Die neue individuelle CED-Beratung von Janssen steht Betroffenen zur Seite und hat zu jeder Zeit ein offenes<br />
Ohr, um auch über solche Themen zu sprechen, die zunächst viel Überwindung kosten.<br />
Text Paul Howe<br />
Eine Colitis Ulcerosa und ein Morbus<br />
Crohn sind Erkrankungen, die sich<br />
neben den körperlichen Beschwerden<br />
auch stark auf die Emotionen der Betroffenen<br />
auswirken können. Kaum jemand<br />
möchte darüber sprechen, wie oft<br />
man die Toilette aufsuchen muss und<br />
welche Symptome einen dabei quälen. Aufgrund der<br />
Art des Leidens schämen sich viele, verschließen sich<br />
vor ihrer Umgebung und vermeiden soziale Interaktionen,<br />
die das Krankheitsbild ans Licht bringen könnten.<br />
Die Furcht vor einem Schub und den damit verbundenen<br />
unangenehmen Erklärungen wirkt sich auf Arbeits-<br />
und Privatleben aus. Umhüllt von dem Tuch der<br />
Scham fühlen sich Betroffene ihrer CED ausgeliefert<br />
und auf sich allein gestellt. Doch so schwer es im ersten<br />
Moment erscheinen mag, so wichtig ist es, die Auslöser<br />
der Schübe zu kennen und mit Menschen über die eigenen<br />
Gedanken zu sprechen. Die neue CED-Beratung<br />
von Janssen möchte deshalb Betroffene individuell<br />
beraten und ihnen so eine Stütze sein, damit das gute<br />
Bauchgefühl wieder in den Alltag zurückkehrt.<br />
Dein Körper, deine CED – so individuell wie du<br />
Ein offener Umgang mit der Erkrankung und ein<br />
sich-selbst-akzeptieren sind die Grundlage, um den<br />
Alltag nicht von der CED bestimmen zu lassen. Dazu<br />
sollten Betroffene wissen, wie sich ihr Körper verhält.<br />
Auslöser können sich von Tag zu Tag ändern und Dinge,<br />
die gestern gut vertragen wurden, fühlen sich heute<br />
nicht mehr gut an – oder umgekehrt. Deshalb ist es so<br />
wichtig, sich Schritt für Schritt vorsichtig heranzutasten,<br />
immer wieder auszuprobieren und auf den eigenen<br />
Körper zu hören. Genauso einzigartig wie der Mensch<br />
sollte auch der Ernährungs-, Arbeits-, Sport- und Lebensplan<br />
sein.<br />
Offene Gespräche – Balsam für die Seele<br />
All dies kann im ersten Augenblick überwältigend<br />
erscheinen. Oft trauen sich Betroffene zunächst nicht,<br />
mit ihren Angehörigen über die psychischen Belastungen<br />
der Erkrankung oder ihre Wünsche beispielsweise<br />
zu Sexualität und Familienplanung zu sprechen.<br />
Um Betroffene in dieser unsicheren Zeit nicht allein<br />
zu lassen, gibt es die neue individuelle telefonische<br />
CED-Beratung. Geschulte Ansprechpartner:innen<br />
stehen Betroffenen bei persönlichen Anliegen in einem<br />
vertrauensvollen Umfeld zur Seite und beantworten<br />
erste Fragen zu den Themen:<br />
FOTO: ISTOCK<br />
Mentale Gesundheit: Sorgen, Unsicherheiten,<br />
Rückschläge – die CED hinterlässt viele Spuren im<br />
Leben der Betroffenen. Die Beratung informiert<br />
über Anlaufstellen, bei denen Betroffene Hilfe und<br />
Unterstützung finden.<br />
Sexualität und Familienplanung: Ein Thema,<br />
das oft schwierig anzusprechen ist, dem aber viel<br />
Bedeutung zukommt. Bei der CED-Beratung finden<br />
Betroffene auch für intime Fragen einen Ansprechpartner.<br />
Ernährung: Welche Nährstoffe braucht der<br />
Körper? Auf welche Lebensmittel sollte man besser<br />
verzichten? Betroffene erhalten wertvolle Tipps, wo<br />
sie sich zum Thema Ernährung informieren können.<br />
CED ist ein Krankheitsbild, das die Menschen Tag<br />
für Tag begleitet – das heißt aber nicht, dass man<br />
mit seiner Erkrankung allein bleiben muss. Die<br />
individuelle CED-Beratung möchte Betroffene dabei<br />
unterstützen, zu einem offenen Umgang mit ihrer<br />
Erkrankung zu finden und diese, so wie sich selbst,<br />
zu akzeptieren.<br />
SO FUNKTIONIERT DIE CED-BERATUNG:<br />
#1<br />
#2<br />
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Einfach registrieren über die kostenfreie<br />
Telefonnummer 0800/95 48 320 oder die<br />
Webseite: www.meineced.de/unterstuetzung<br />
Persönlichen Beratungstermin und Thema<br />
vereinbaren (Mo.–Fr. zwischen 9 und 18 Uhr)<br />
Individuelles Gespräch führen<br />
JANSSEN CED PARTNER – SERVICES FÜR MENSCHEN MIT CED<br />
Janssen CED Partner umfasst ein Serviceangebot, das speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit CED zugeschnitten ist. Die Inhalte sollen Betroffene<br />
emotional ansprechen, auf verständliche Weise aufklären und mit Tabus brechen.<br />
Das Serviceangebot möchte Betroffene in jeder Phase ihrer Erkrankung bei Fragen und Herausforderungen unterstützen. Idee ist, Menschen mit<br />
CED einen einfachen Zugang zu wissenschaftlich fundierten und gut verständlichen Informationen rund um das Krankheitsbild zu bieten und sie dort<br />
abzuholen, wo sie sich informieren. Das Angebot umfasst u. a. die Webseite www.meineCED.de, die Podcast-Reihe „CED-Klartext“ auf dem<br />
Spotify- und Deezer-Kanal sowie den Facebook- und Instagram-Kanal CED_life.<br />
Warum sind gute Gesundheitsinformationen wichtig? Weil Wissen der Schlüssel ist: Wer seine Erkrankung versteht, die Auslöser kennt und um die<br />
therapeutischen Möglichkeiten weiß, arbeitet aktiv an einer Therapie mit – und das ist der erste Schritt, um das eigene Leben nicht von der Erkrankung<br />
bestimmen zu lassen.
6<br />
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FOTOS: NATALIE DZIEDZIC<br />
Mehr über<br />
Fabiolas Leben:<br />
instagram.com/<br />
mamamitcroehnchen<br />
Weitere Informationen<br />
zum<br />
Verein CHRONISCH<br />
GLÜCKLICH e. V. :<br />
www.chronischgluecklich.de<br />
Leben und<br />
lieben mit dem<br />
Bauchmonster<br />
Fabiola Marasco ist Vierfach-Mama. Sie hat zwei eigene Kinder, zwei<br />
Bonuskinder von ihrem Mann und sie hat einen ständigen Begleiter:<br />
Morbus Crohn. Wie sie den Familienalltag mit einer chronischen<br />
Erkrankung meistert, erzählt die Power-Mama im Interview.<br />
Text Franziska Manske<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Dr. Wolz Zell GmbH entstanden.<br />
Bei Präparaten für die Darmflora ist Qualität entscheidend!<br />
Immer mehr Menschen wissen um die gesundheitliche Bedeutung einer intakten Darmflora. Daher werden Produkte mit<br />
Milchsäurebakterien zur Unterstützung der Darmschleimhaut immer beliebter. Kein Wunder, dass das Angebot an Präparaten für das<br />
Darm-Mikrobiom immer größer wird und leider auch zunehmend minderwertige Produkte den Markt überschwemmen. Doch woran<br />
erkennt man ein gutes Präparat?<br />
Text Paul Howe<br />
Günter Wagner<br />
Ernährungswissenschaftler<br />
am<br />
Deutschen Institut<br />
für Sporternährung<br />
e. V.<br />
Herr Wagner, Sie sind Ernährungswissenschaftler<br />
am Deutschen Institut für<br />
Sporternährung in der Sportklinik Bad<br />
Nauheim, an der schon viele prominente<br />
Sportler wie Formel-1-Pilot Nico<br />
Rosberg, Tischtennisprofi Timo Boll<br />
oder Kunstturner Fabian Hambüchen<br />
betreut wurden. Sie empfehlen hochwertige<br />
Probiotika. Auf welche Qualitätskriterien<br />
sollte man beim Kauf<br />
eines solchen Präparats achten?<br />
Die Bakterienstämme sollten nach neuesten<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
sorgfältig ausgewählt und kombiniert<br />
werden. Alle Stämme müssen genetisch<br />
charakterisiert, klassifiziert und sicher<br />
sein. Breitbandprobiotika, also Präparate<br />
mit Darmbakterien, die für ein großes<br />
Spektrum an möglichen Einsatzbereichen<br />
geeignet sind, sollten möglichst hoch<br />
dosiert sein und B-Vitamine enthalten.<br />
Wir haben hier gute Erfahrungen mit dem<br />
Multi-Species-Präparat Darmflora plus<br />
select intens von Dr. Wolz gemacht, es<br />
enthält 18 Stämme, die in über 100 Studien<br />
getestet wurden, in einer Dosierung<br />
von 100 Milliarden pro Tag.<br />
Woran erkennt man die Qualität der<br />
Bakterienstämme?<br />
Die Bakterien sollten über eine hohe<br />
Säureresistenz verfügen, sodass eine<br />
große Menge der aufgenommenen Bakterien<br />
auch tatsächlich im Darm ankommt.<br />
Sinnvoll ist auch ein zusätzlicher Schutz<br />
durch eine säureresistente Kapsel, die sich<br />
erst im Darm auflöst. Die ausgewählten<br />
Stämme sollten zudem eine hohe Stabilität<br />
gegenüber unterschiedlichen<br />
antibiotischen Substanzen aufweisen,<br />
damit sie in Kombination mit Antibiotika<br />
genommen werden können. Auch die<br />
Anhaftungsfähigkeit eines Bakteriums<br />
an der Darmschleimhaut sollte gut sein,<br />
damit es länger im Darmtrakt verweilen<br />
und dort seine positiven Aufgaben<br />
erfüllen kann. Übrigens: Die Darmbakterien<br />
müssen auch „gefüttert“ werden,<br />
damit sie die für die Darmschleimhaut so<br />
wichtigen kurzkettigen Fettsäuren<br />
produzieren können. Hierfür eignen sich<br />
Kombinationspräparate mit hochwertigen<br />
Ballaststoffen wie z.B. Curabiom®flora<br />
von Dr. Wolz.<br />
Weitere<br />
Informationen:<br />
www.wolz.de/<br />
darmintens
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Liebe Fabiola, wann hast du denn gemerkt,<br />
dass etwas nicht stimmt, und wann kam die<br />
Diagnose?<br />
Schon als Jugendliche habe ich bemerkt, dass etwas<br />
nicht stimmt. Ich hatte häufig Bauchkrämpfe,<br />
Durchfälle und allgemeines Unwohlsein. Damals<br />
war ich 13 Jahre alt und kein Arzt glaubte mir.<br />
Die Diagnosen reichten von Magen-Darm-Grippe<br />
über Stress, Reizdarm bis hin zu psychischen Problemen.<br />
Die Diagnose kam dann erst anderthalb<br />
Jahre nach der Geburt meines ersten Sohnes,<br />
Ende 2015. Wie ich es bis dahin geschafft habe,<br />
mich durchzuboxen, ist mir heute ein Rätsel.<br />
Wie kam es denn zur Diagnose?<br />
Meine erste Schwangerschaft lief alles andere als<br />
reibungslos. In den ersten drei Monaten bekam<br />
ich große Beschwerden: Blut im Stuhl, 20 bis 30<br />
Durchfälle am Tag, dauerhafte Krämpfe. Ich hatte<br />
solche Angst um mein Baby. Die Ärzte versuchten,<br />
mir zu helfen, machten alle möglichen Tests, doch<br />
fanden wieder nichts heraus. Nach dem ersten<br />
Schwangerschaftsdrittel wurden die Beschwerden<br />
plötzlich besser. Nach der Geburt ging es<br />
schlagartig wieder los und war fast noch schlimmer.<br />
Wegen einer Analfissur hatte ich ein halbes<br />
Jahr nach der Geburt meines Sohnes einen Termin<br />
beim Proktologen und ein weiteres Jahr später<br />
behandelte mich zufällig der Gastroenterologe<br />
der Praxis, da der Proktologe krank war. Dieser<br />
fragte dann mal genauer nach und ordnete eine<br />
Darmspiegelung und MRTs an. Ein paar Wochen<br />
später kam dann endlich die Diagnose – 15 Jahre<br />
nach dem Auftreten der ersten Beschwerden.<br />
Was ging dir durch den Kopf, als klar war, dass<br />
du Morbus Crohn hast?<br />
Im ersten Moment war ich erleichtert, dass endlich<br />
etwas gefunden wurde. Im zweiten habe ich<br />
mir Sorgen gemacht, dass mein Kind es auch bekommen<br />
könnte. Erst dann habe ich realisiert,<br />
dass ich jetzt für immer krank bin. Ich bin dann mit<br />
einem Rezept für Kortison und Antibiotika nach<br />
Hause geschickt worden und das war es. Anfangs<br />
stand ich mit meiner Krankheit ganz allein da. Es<br />
war ein Schock und ich bin in ein ziemlich tiefes<br />
Loch gefallen. Die Nebenwirkungen der Medikamente<br />
haben mich voll getroffen: Gewichtszunahme,<br />
Cushing-Syndrom, Akne, Bartwuchs.<br />
Meinem Darm ging es besser, aber mein Körper<br />
war nicht mehr meiner. Dadurch habe ich große<br />
psychische Probleme bekommen. Ich konnte<br />
mich selbst nicht mehr leiden, was auch meine<br />
Familie sehr belastet hat.<br />
Wann kam der Wendepunkt?<br />
Als ich emotional total ausgerastet bin. Das war<br />
der Punkt, an dem mir klar wurde, dass ich Hilfe<br />
brauche. Die habe ich mir auch gesucht und<br />
das hat mir sehr geholfen, wieder zurück zu<br />
mir selbst zu finden.<br />
Eine chronische Erkrankung wie Morbus<br />
Crohn kann einen komplett lahmlegen. Wie<br />
funktioniert für dich das Familienleben mit<br />
Kindern, wenn dein „Bauchmonster“ sich<br />
lautstark meldet?<br />
In Schubphasen fährt das Familienleben<br />
schon stark runter, der Alltag ist ein anderer<br />
als in Remissionszeiten. 200 Prozent Mamapower<br />
sind dann einfach nicht möglich. Gegenseitiges<br />
Verständnis ist da das Wichtigste.<br />
Meine Kinder haben gelernt, damit zu leben.<br />
Sie kennen es ja auch nicht anders. Da mein<br />
Mann selbstständig ist, muss ich vieles trotz<br />
der Erkrankung allein hinbekommen. Als sie<br />
noch klein waren, habe ich im Badezimmer<br />
eine Spielecke eingerichtet, damit sie bei mir<br />
sein konnten, wenn ich nicht von der Toilette<br />
kam. Es kam auch vor, dass ich während Akutphasen<br />
auf der Toilette gestillt habe – es blieb<br />
mir ja nichts anderes übrig. Man wird kreativ.<br />
Und immer, wenn ein Schub überstanden ist,<br />
unternehmen wir sehr viel als Familie zusammen<br />
– darauf freuen sich meine Kinder<br />
jedes Mal.<br />
Ich bin<br />
emotional<br />
total ausgerastet<br />
– das<br />
war der<br />
Wendepunkt.<br />
Wie funktioniert ihr als Paar? Man ist ja nicht<br />
nur Mama und Papa …<br />
So eine Erkrankung ist nicht einfach und wir hatten<br />
auch sehr schwere Momente. Doch wir haben<br />
uns immer wieder zusammengerauft. Gemeinsame<br />
Paarzeiten nehmen wir uns natürlich auch<br />
und genießen das sehr. So sehr, dass wir jetzt an<br />
Kind Nummer drei arbeiten (lacht).<br />
Du machst dich im Verein CHRONISCH<br />
GLÜCKLICH e. V., über Instagram und Facebook<br />
stark für Menschen mit einer CED, aber<br />
ganz besonders für betroffene Frauen und<br />
Mütter. Was ist deine Motivation?<br />
Ich habe angefangen, mein Leben, die Höhen<br />
und Tiefen, auf Instagram zu teilen. Ich wollte anderen<br />
Betroffenen, besonders Frauen und Müttern,<br />
Mut machen. Niemand sollte sich so fühlen<br />
müssen wie ich damals. So entstand die Gruppe<br />
Mama mit Cröhnchen. Der Austausch ist so wichtig<br />
und wertvoll. Ich bin sehr dankbar für meine<br />
Community. Zudem möchte ich mit Tabus<br />
aufräumen. Eines Tages kam Eva von CHRO-<br />
NISCH GLÜCKLICH auf mich zu und seitdem<br />
sind wir und die anderen Mitglieder ein unschlagbares<br />
Team und kämpfen zusammen an der<br />
Crohn-Front (lacht). Ich freue mich sehr auf alles,<br />
was da noch kommt.<br />
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Dauernd Verdauungsbeschwerden?<br />
Lassen Sie Ihre Darmbarriere prüfen!<br />
In jüngster Zeit schauen sich Wissenschaftler und Ärzte bei Verdauungsbeschwerden besonders<br />
die Darmbarriere ganz genau an. Wie bedeutend dieser „innere Schutzwall“ ist, das hat nun auch<br />
eine aktuelle repräsentative Online-Umfrage [1] unter 201 Allgemeinmedizinern und 50 Gastroenterologen<br />
gezeigt: Für 86 Prozent der Ärzte gilt eine gestörte Darmbarriere heute als „wichtiger<br />
Faktor“ bei der Entstehung und Therapie von Darmerkrankungen – vorwiegend bei chronischentzündlichen<br />
Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Reizdarm (Abb. 1 und 2).<br />
Zu diesem neuen „Fokusthema“ sprachen wir mit Dr. med. Nicole Steenfatt.<br />
Text Hanna Sinnecker<br />
Dr. med. Nicole<br />
Steenfatt<br />
Leiterin der ganzheitlichen<br />
Darm-<br />
Gesundheitspraxis,<br />
Bad Oeynhausen<br />
Frau Dr. Steenfatt, was genau ist die Darmbarriere?<br />
Die Darmbarriere trennt de facto die Außenwelt<br />
von unserer Körperinnenwelt. Sie besteht aus der<br />
Darmschleimhaut, der Mukusschicht, also einer<br />
dicken zähen Schleimschicht, sowie der Mikrobiota,<br />
den Bakterien, früher auch Darmflora genannt<br />
(Abb. 3). Diese Multischutzschicht ist sozusagen<br />
der kritische Türsteher, der für eine „regulierte<br />
Einlasskontrolle“ lebenswichtiger Stoffe in den<br />
Körper sorgt. Die Darmbarriere ermöglicht unserem<br />
Organismus also die gezielte Aufnahme von<br />
Nahrung und Flüssigkeit aus dem Darminhalt. Sie<br />
muss aber auch das Eindringen von gefährlichen<br />
Krankheitserregern sowie Gift- und Schadstoffen<br />
verhindern.<br />
Probiotika können sich<br />
nur optimal ansiedeln,<br />
wenn die Darmbarriere<br />
stabil ist.<br />
[1]<br />
Repräsentative Online-<br />
Umfrage bei 201 API und<br />
50 Gastroenterologen,<br />
DocCheck Insights, Juni/<br />
Juli 2021<br />
[2]<br />
Rosenthal R. et al. Myrrh<br />
exerts barrier-stabilising<br />
and-protective effects<br />
in HT-29/B6 and Caco-2<br />
intestinal epithelial cells.<br />
Int J Colorectal Dis. 32(5):<br />
623-634 (2017)<br />
[3]<br />
Weber L. et al.<br />
Anti-Inflammatory and<br />
Barrier Stabilising Effects<br />
of Myrrh, Coffee Charcoal<br />
and Chamomile Flower<br />
Extract in a Co-Culture<br />
Cell Model of the Intestinal<br />
Mucosa. Biomolecules 10,<br />
1033 (2020)<br />
Warum ist eine stabile, also undurchlässige<br />
Darmbarriere so wichtig?<br />
Ist die Darmbarriere durchlässig, können die vorgenannten<br />
unerwünschten gefährlichen Schadstoffe<br />
oder Mikroorganismen aus dem Darm<br />
den Körper und das Blut „erobern“ – und dort<br />
vielfältige Beschwerden verursachen. Dieser<br />
Vorgang wird mit zahlreichen, oft chronischen,<br />
also lang anhaltenden Erkrankungen in Verbindung<br />
gebracht. Daher gilt: Einen gesunden Darm<br />
und damit einen gesunden Körper gibt es nur mit<br />
stabiler Darmbarriere. Dementsprechend rückt<br />
das sogenannte „Leaky Gut“ – frei übersetzt „undichter<br />
Darm“ – immer stärker in den Fokus der<br />
Forschung. Übrigens auch in Deutschland.<br />
Das ist interessant, wer erforscht hierzulande<br />
die Darmbarriere?<br />
Zahlreiche internationale und deutsche Wissenschaftler<br />
erforschen die Darmbarriere immer<br />
intensiver, um mehr Klarheit und Struktur<br />
in Diagnose und Therapie des „Leaky Gut“ zu<br />
bringen. So wird beispielsweise an der Friedrich-<br />
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aktuell<br />
erforscht, welche Rolle die Darmbarriere bei neuen<br />
Therapieansätzen für chronisch-entzündliche<br />
Darmerkrankungen spielt. Des Weiteren stehen<br />
Untersuchungen zur Darmbarriere im Mittelpunkt<br />
eines aktuellen Forschungsvorhabens der<br />
Deutschen Sporthochschule Köln und der Leibniz<br />
Universität Hannover – dieses wissenschaftliche<br />
Projekt wird sogar vom Bundesministerium für<br />
Wirtschaft und Energie mit 278.000 Euro gefördert.<br />
Bei welchen Patienten mit welchen Symptomen<br />
prüfen Sie die Darmbarriere?<br />
Wenn bei meinen Patienten Durchfälle, Blähungen,<br />
Krämpfe und/oder Schmerzen dauerhaft<br />
bestehen bleiben, dann untersuche ich, ob eine<br />
chronische Darmerkrankung wie beispielsweise<br />
Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Mikroskopische<br />
Kolitis oder ein Reizdarm vorliegt. Bei diesen<br />
leider bis heute unheilbaren Erkrankungen<br />
gilt eine gestörte Darmbarriere inzwischen als<br />
wichtiger Faktor, der zu Fehlfunktionen führt –<br />
das können beispielsweise Entzündungen und<br />
Bewegungsstörungen sein, die zu vorgenannten<br />
Beschwerden führen. Dementsprechend<br />
prüfe ich besonders bei Patienten mit diesen<br />
Erkrankungen die Stabilität der Darmbarriere<br />
– aber auch bei anderen Krankheitsbildern wie<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten.<br />
Welche Therapien stabilisieren die Darmbarriere,<br />
also machen den inneren Schutzwall<br />
wieder „sicher“?<br />
Ich setze in erste Linie Arzneimittel ein, deren<br />
Wirkung auf die Darmbarriere nicht nur wissenschaftlich<br />
bestätigt wurde, sondern die<br />
auch direkt gegen häufig vorkommende Beschwerden<br />
wie Blähungen, Krämpfe und<br />
Durchfälle wirken. In der Medizin nennen<br />
wir das „Multi-Target-Wirkung“. Hier sind besonders<br />
pflanzliche Kombinationsarzneimittel,<br />
die beispielsweise Myrrhe enthalten, eine<br />
bewährte Option, die wir inzwischen oft zur<br />
Behandlung einer Darmbarrierestörung verwenden.<br />
Hierbei überzeugen unter anderem<br />
Untersuchungen an der Charité Berlin [2] , die<br />
zeigen, dass Myrrhe die Darmbarriere stabilisiert<br />
und sie vor schädlichen Einflüssen<br />
schützen kann. Darüber hinaus fanden auch<br />
Forscher an der Universität Leipzig heraus [3] ,<br />
dass die Arzneipflanze Myrrhe – sowohl einzeln<br />
als auch in Kombination mit anderen Arzneipflanzen<br />
– die Darmbarriere vergleichbar<br />
gut stabilisiert, wie das häufig verordnete Kortisonpräparat<br />
Budesonid.<br />
Abb 3: Aufbau der gesunden und destabilisierten Darmbarriere<br />
Und wie sieht es hier mit der Probiotikaeinnahme<br />
aus?<br />
Probiotika enthalten lebensfähige Mikroorganismen,<br />
wie zum Beispiel Milchsäurebakterien<br />
und Hefen. Ihr Einsatz kann dazu<br />
beitragen, die erste Schutzschicht der Darmbarriere<br />
– das Darm-Mikrobiom – positiv zu<br />
beeinflussen. Aber: Aktuelle Studien zeigen<br />
auch, dass sich Probiotika, also diese Bakterien<br />
zum Schlucken in Pillenform, nur dann<br />
optimal ansiedeln können, wenn die Darmbarriere<br />
stabil und gesund ist. Das sollte also vor<br />
der Einnahme gesichert sein.<br />
Ärzte-Bewertung: Stellenwert einer Darmbarriere-<br />
Störung bei Entstehung und Therapie von<br />
Ärzte-Bewertung:<br />
Darmerkrankungen<br />
Stellenwert einer Darmbarriere-<br />
Störung Repräsentative bei Entstehung DocCheck Insights-Umfrage und Therapie (n=251) von<br />
Darmerkrankungen<br />
Repräsentative DocCheck Insights-Umfrage (n=251)<br />
Bei diesen Erkrankungen prüfen die Ärzte Abb. 2<br />
die Stabilität der Darmbarriere<br />
Bei Repräsentative diesen Erkrankungen DocCheck Insights-Umfrage prüfen die (n=251) Ärzte<br />
die Stabilität der Darmbarriere<br />
Repräsentative DocCheck Insights-Umfrage (n=251)<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten/-intoleranzen<br />
57 %<br />
Nahrungsmittelunverträglichkeiten/-intoleranzen<br />
57 %<br />
Reizdarm<br />
69 %<br />
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />
Reizdarm<br />
69 %<br />
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX<br />
Chronisch-entzündliche<br />
73 %<br />
Darmerkrankungen<br />
Chronisch-entzündliche<br />
73 %<br />
Darmerkrankungen<br />
Prozent Prozent der Ärzte der Ärzte<br />
86 %<br />
Sehr 86 wichtig % /<br />
wichtig<br />
Sehr wichtig /<br />
wichtig<br />
14 % Rest<br />
14 % Rest<br />
Abb. 1<br />
Ergebnisse der aktuellen Ärzteumfrage zur Darmbarriere
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />
Unser Darm<br />
– Schaltzentrale im Bauch<br />
Unser Darm ist unser größtes Immunorgan und spielt<br />
eine wichtige Rolle, wenn es um unsere allgemeine<br />
körperliche Gesundheit geht. Mit der Heilpraktikerin<br />
Ailyn Moser sprachen wir über unsere Darmflora und<br />
darüber, wie man sie im Gleichgewicht hält, um das<br />
eigene Immunsystem zu unterstützen.<br />
FOTO: LAURA BELO<br />
Ailyn Moser ist Heilpraktikerin<br />
mit den<br />
Schwerpunkten<br />
Frauenheilkunde,<br />
Haut- und Darmgesundheit.<br />
Seit rund<br />
zehn Jahren bloggt<br />
sie zum Thema<br />
Ernährung und<br />
Gesundheit und ist<br />
auf Instagram unter<br />
heilpraktikerin_<br />
bodensee aktiv.<br />
Gerade jetzt im Winter möchten alle ihr Immunsystem<br />
unterstützen, um möglichst gesund und fit zu<br />
bleiben. Warum sollten wir uns in diesem Zusammenhang<br />
besonders um unseren Darm kümmern?<br />
Häufig wird angenommen, dass der Darm lediglich<br />
ein einfaches Verdauungsrohr darstellt. Das ist einerseits<br />
natürlich auch korrekt, da er uns überhaupt erst<br />
ermöglicht, wichtige Nährstoffe aufzunehmen.<br />
Eine weitere wichtige Aufgabe des Darms besteht allerdings<br />
in der Bekämpfung unerwünschter Keime und<br />
Stoffe. Dort befinden sich rund 70 % unserer Immunzellen<br />
und somit die größte Ansammlung von Abwehrzellen<br />
im Körper.<br />
Wie wir also sehen, kann der Darm viel mehr als nur<br />
„Verdauung“ und gilt als größtes Immunorgan des<br />
Menschen. Wenn seine Immunfunktion geschwächt ist,<br />
leidet unsere gesamte körpereigene Abwehr.<br />
Das Darm-Mikrobiom spielt also generell eine wichtige<br />
Rolle in Bezug auf unsere körperliche Gesundheit.<br />
Wie genau funktioniert unsere Darmflora, was<br />
leistet sie?<br />
In unserem Darm leben Billionen von Mikroorganismen,<br />
wie zum Beispiel Bakterien, Viren oder Pilze.<br />
Eine Vielzahl von ihnen unterstützt tagtäglich unsere<br />
Gesundheit. Als Darmflora wird die Gesamtheit dieser<br />
Mikroorganismen bezeichnet.<br />
Das Mikrobiom entwickelt sich vermutlich schon vor der<br />
Geburt und wird schließlich über das ganze Leben von<br />
verschiedenen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel<br />
unserem Ernährungsstil oder ob wir Medikamente<br />
einnehmen.<br />
Eine gesunde Darmflora unterstützt den gesamten Körper<br />
auf verschiedenen Ebenen. Neben der Verarbeitung<br />
von Nahrungsbestandteilen und ihrer Immunfunktion<br />
kann die Darmflora beispielsweise unterschiedliche<br />
Vitamine (zum Beispiel Vitamin B12 und K) oder kurzkettige<br />
Fettsäuren herstellen. Letztere dienen den Zellen<br />
der Darmschleimhaut als Energielieferant, und auch<br />
Darmbakterien können aus ihnen Energie gewinnen.<br />
Auch einige Hormone, wie beispielsweise Serotonin<br />
oder Dopamin, werden von der Darmflora gebildet.<br />
Nicht zu vergessen ist die wichtige Verbindung<br />
zwischen Darm und Gehirn – beide pflegen einen<br />
äußerst intensiven Austausch zueinander. Ein kranker<br />
Darm wird mittlerweile mit der Entstehung zahlreicher<br />
psychischer Erkrankungen in Verbindung gebracht.<br />
Wie kann man denn überprüfen, ob das eigene<br />
Darm-Mikrobiom im Gleichgewicht ist?<br />
Die einfachste Möglichkeit funktioniert über den Blick<br />
in die Toilette und die bewusste Wahrnehmung unseres<br />
persönlichen Befindens.<br />
Wie sieht der Stuhlgang aus? Leiden wir unter Durchfällen,<br />
Verstopfungen oder Blähungen? Ist es notwendig,<br />
viel Klopapier zu nutzen, und hinterlässt unser großes<br />
Geschäft Spuren in der Toilette? Viele dieser Informationen<br />
können erste und wichtige Hinweise auf eine<br />
gestörte Zusammensetzung unserer Darmflora sein. Das<br />
ersetzt natürlich nicht den Besuch beim Therapeuten,<br />
wenn man unter ernsthaften Beschwerden leidet. Sinnvoll<br />
ist es deshalb u.a. eine Stuhluntersuchung vornehmen<br />
zu lassen, die beispielsweise Aufschluss über die<br />
mikrobielle Zusammensetzung oder die persönliche<br />
Nahrungsverwertung gibt.<br />
Auch wenn man sich komplett gesund und fit fühlt:<br />
Warum macht es Sinn, die Darmflora ab und an zu<br />
überprüfen?<br />
Selbst wenn wir uns leistungsfähig fühlen und nicht<br />
akut krank sind, kann das Darm-Mikrobiom aus<br />
dem Gleichgewicht geraten. Ein Mensch kann sich<br />
beispielsweise theoretisch auch „gesund“ fühlen,<br />
obwohl er an einer chronischen Erkrankung leidet (zum<br />
Beispiel Neurodermitis oder PCOS).<br />
Bei vielen verschiedenen Erkrankungen kann ein kranker<br />
Darm Symptome verstärken oder in manchen Fällen<br />
gar der Auslöser sein. Auch für die mentale Gesundheit<br />
und ein gesundes Körpergewicht spielt das Darm-Mikrobiom<br />
eine wichtige Rolle.<br />
Selbsttests für zu Hause stellen hier eine gute<br />
Möglichkeit dar, das Darm-Mikrobiom zu überprüfen.<br />
Welche Benefits hat die Anwendung solcher<br />
Tests für die Nutzer*innen und wann sollte man in<br />
jedem Fall lieber einen Arzt aufsuchen?<br />
Viele schätzen die Idee, die Stuhluntersuchung ganz<br />
einfach von zu Hause aus erledigen zu können, denn für<br />
einige Menschen ist es nach wie vor eher unangenehm,<br />
über Verdauungsbeschwerden zu sprechen. Bei einem<br />
Selbsttest haben wir also die Möglichkeit, ganz diskret<br />
und anonym mehr über den Zustand unserer Darmflora<br />
zu erfahren.<br />
Natürlich sollte an dieser Stelle allerdings noch mal<br />
erwähnt werden, dass ein Selbsttest und die daraus<br />
resultierenden persönlichen Empfehlungen keine<br />
ganzheitliche Behandlung bei einem Therapeuten<br />
ersetzen.<br />
Insbesondere wenn man unter einer bestimmten<br />
Erkrankung oder akuten Beschwerden leidet, sollte man<br />
also definitiv zunächst einen Arzt oder eine Ärztin<br />
aufsuchen. Im Anschluss können bei der Therapie<br />
idealerweise auch die Ergebnisse der Stuhluntersuchung<br />
miteinbezogen werden.<br />
Text Hanna Sinnecker<br />
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WOHLBEFINDEN <strong>UND</strong> LEBENSQUALITÄT<br />
Immer mehr Menschen werden sich der Tatsache<br />
bewusst, dass die Darmgesundheit der Schlüssel zum<br />
allgemeinen Wohlbefinden ist. Neben der wichtigen<br />
Aufgabe der Verdauung und Verwertung unserer<br />
Nahrung, spielt dieses Super-Organ eine entscheidende<br />
Rolle für unser Immunsystem, unsere mentale<br />
Gesundheit, unsere Kalorienverwertung und unsere<br />
Hautgesundheit. So kann es durchaus Sinn machen,<br />
auch bei Symptomen unbekannter Herkunft, einen<br />
Blick auf den Darm zu werfen.<br />
Die Abwicklung dieser Aufgaben haben wir vor allem<br />
unseren unsichtbaren Mitbewohnern im Darm, den<br />
über 39 Billionen Mikroorganismen, zu verdanken.<br />
Gemeinsam bilden sie das Darm-Mikrobiom, besser<br />
bekannt als die Darmflora. Für einen reibungslosen<br />
Ablauf benötigt das Darm-Mikrobiom vor allem eines:<br />
Gleichgewicht.<br />
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Indem wir unser Darm-Mirobiom testen, können wir<br />
erfahren und überprüfen, ob es dazu beiträgt, uns<br />
gesund zu erhalten. Die myBioma Mikrobiom-Analyse<br />
ermöglicht es herauszufinden, wie es um die individuelle<br />
mikrobielle Zusammensetzung steht und wie<br />
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winzigen Stuhlprobe, die zu Hause entnommen und<br />
an myBioma geschickt wird, entsteht ein ausführlicher<br />
Bericht über die eigene Darmgesundheit. Passend<br />
zu dem Ergebnis erhält man individuelle und wissenschaftlich<br />
basierte Ernährungsempfehlungen, um<br />
das Darm-Mikrobiom wieder ins Gleichgewicht zu<br />
bringen.<br />
Die Gesundheit liegt in unserer Hand<br />
Mit den Informationen aus dem persönlichen Mikrobiom-Bericht,<br />
können gezielte Maßnahmen getroffen<br />
werden, um die Mikrobiom-Gesundheit zu beeinflussen<br />
und das gesamte Wohlbefinden zu steigern.<br />
Gerade in Zeiten wie diesen, ist es enorm wichtig die<br />
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10<br />
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Bei Süßem auf die<br />
Bremse treten –<br />
Was zu viel<br />
Zucker mit dem<br />
Darm macht<br />
Text Hanna Sinnecker<br />
Jeder kennt es: In der Weihnachtszeit geht der<br />
Zuckerkonsum steil nach oben. Nach den Feiertagen<br />
ist dann wieder Schluss, ein bisschen Genuss hat noch<br />
keinem geschadet, richtig? Leider stimmt das nicht so<br />
ganz, denn ein zu hoher Zuckerkonsum kann bereits<br />
in kürzester Zeit negative Auswirkungen haben.<br />
Zucker und Darmflora<br />
Zu viel Zucker schädigt den Körper nämlich nicht erst<br />
in Form von Übergewicht, sondern bereits bei der<br />
Nahrungsaufnahme im Darm: Hier sitzt der größte<br />
Anteil an menschlichen Immunzellen, zudem bevölkern<br />
ihn unzählige wichtige Bakterien und Mikroorganismen,<br />
die uns bei der Bekämpfung von unerwünschten<br />
Eindringlingen helfen. Wird dem Körper<br />
übermäßig Zucker zugeführt, kommt die Darmflora<br />
aus dem Gleichgewicht und schädliche Mikroorganismen<br />
können sich schneller vermehren. Zudem kann<br />
ein Zuviel an Zucker die Darmschleimhaut schädigen.<br />
Das kann dazu führen, dass die im Darm sitzende Immunabwehr<br />
ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen<br />
kann. Der Körper ist anfälliger für krank machende<br />
Stoffe, schädliche Bakterien und damit auch Infektionen.<br />
Zuckerarme Ernährung –<br />
Investition in die Gesundheit<br />
Eine ausgewogene, möglichst zuckerarme Ernährung<br />
kann dem Körper dabei helfen, gesund zu bleiben,<br />
und zudem bei der Unterstützung der Abwehrkräfte<br />
von Nutzen sein. Der komplette Verzicht auf Zucker<br />
ist ein hehres Ziel, das nur wenige Menschen auf<br />
Dauer erreichen. Eine Reduktion des aufgenommenen<br />
Zuckers und ein bewusster Umgang mit ihm sind aber<br />
durchaus machbar. Beim „Entlarven“ versteckter<br />
Zucker kann ein Blick auf die Inhaltsstoffe der<br />
Lebensmittel hilfreich sein. Beim Kochen oder Backen<br />
kann man sich Gedanken über Zucker-Alternativen<br />
machen. Zudem können auch Süßstoffe eine Alternative<br />
sein, die beim Backen oder dem Genuss des Tees<br />
oder Kaffees zum Einsatz kommen können. Sie<br />
gehören zu den am besten erforschten Lebensmittelzusatzstoffen<br />
und können in haushaltsüblichen<br />
Mengen bedenkenlos eingenommen werden.<br />
Lecker essen –<br />
mit 12 Lebensmitteln<br />
Bei Stefanie geht’s in der Küche bunt und kreativ zu. Ihr Blogname „KochTrotz“<br />
ist dabei Programm. Trotz Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat sie nicht die<br />
Freude am Kochen verloren und beweist, wie sich selbst mit einer begrenzten<br />
Zutatenliste außergewöhnliche Leckereien zaubern lassen. Im Interview<br />
spricht sie über ihr Leben als Hyperallergikerin.<br />
Text Paul Howe<br />
Stefanie, du warst Hyperallergikerin, wie<br />
und wann hast du gemerkt, dass etwas<br />
nicht stimmt?<br />
Gemerkt hatte ich schon einige Jahre zuvor,<br />
dass einiges nicht stimmt. Ich war wegen<br />
diverser Beschwerden immer wieder bei<br />
Ärzten. Es konnten aber nie eine Diagnose<br />
oder ein genauer Befund oder gar Ursachen<br />
festgestellt werden. Unter anderem war ich<br />
wegen starker Gelenkschmerzen, Gürtelrose,<br />
chronischer Blasenentzündungen und Erschöpfungszuständen<br />
über Jahre in ärztlicher<br />
Behandlung. Allergien hatte ich einige wenige<br />
schon als junger Mensch. Unter anderem eine<br />
Allergie auf Stoffappretur und eine Sonnenallergie.<br />
Jedoch weniger Lebensmittelallergien.<br />
Aufgrund deines Allergieschocks musstest<br />
du reanimiert werden und wurdest<br />
daraufhin ohne Befund entlassen. Wie bist<br />
du mit der Aussage umgegangen, nun nur<br />
noch zwölf Lebensmittel zu dir nehmen zu<br />
dürfen?<br />
Nachdem ich über Wochen in der Klinik auf<br />
den Kopf gestellt wurde, wurde ich nach drei<br />
Wochen entlassen und war quasi auf mich<br />
alleine gestellt. Das war alles andere als angenehm,<br />
da eine große Unsicherheit und auch<br />
Angst da war. Allerdings war für mich ab Tag<br />
eins auch klar: Ich werde herausbekommen<br />
was da los ist mit mir und ich werde wieder<br />
gesund werden.<br />
Die zwölf Lebensmittel waren zwar enorm<br />
einschränkend. Ich habe aber immer schon<br />
gerne gekocht und bin ein kreativer Kopf. Ich<br />
ließ mir immer neue Rezeptkombinationen<br />
einfallen. Selbst Gäste habe ich in der Zeit<br />
empfangen und im Restaurant war ich auch<br />
essen. Natürlich nur unter vorheriger Absprache.<br />
Nach meinem Klinikaufenthalt damals habe<br />
ich viel Zeit für Recherchen und die Ärztesuche<br />
aufgewendet. Es dauerte einige Zeit,<br />
bis ich einen ersten Arzt gefunden hatte, der<br />
meine Themen ernst nahm und auch die ersten<br />
Diagnosen stellte.<br />
In dieser Zeit merkte ich ebenfalls, dass ich<br />
gar nicht so alleine bin mit meinen Lebensmitteleinschränkungen.<br />
Damals startete<br />
ich spontan meinen Blog KochTrotz.de. Ich<br />
konnte kochen, war kreativ und relativ mutig<br />
beim Experimentieren. Da dachte ich mir so<br />
spontan, dann schreib doch einen Blog mit<br />
deinen Rezepten und vielleicht kannst du anderen<br />
damit helfen. Wie groß KochTrotz einmal<br />
werden würde, ich meinen ganzen Beruf<br />
verändern und sogar Kochbücher veröffentlichen<br />
würde, daran hatte ich damals zu keinem<br />
Zeitpunkt gedacht.<br />
Hast du im Laufe der Zeit eine konkrete<br />
Diagnose erhalten?<br />
Ja, habe ich! Allerdings erstreckten sich die<br />
Diagnosen über circa drei Jahre und einige Ärztewechsel<br />
hin. Als Erstes wurden eine Histaminintoleranz,<br />
Glutensensitivität und die<br />
Sojaallergie festgestellt. Im weiteren Verlauf<br />
eine Laktose-, Fructose, Sorbit und Casein-Intoleranz<br />
plus weitere circa 50 Nahrungsmittel-<br />
Allergien und temporäre -unverträglichkeiten<br />
zu diesem Zeitpunkt. Weiterhin hatte ich eine<br />
Stoffwechsel- und eine Resorptionsstörung.<br />
Das ganze Interview online, unter:<br />
www.gesunder-koerper.info<br />
Stefanie Grauer-<br />
Stojanovic<br />
Autorin<br />
BUCHTIPP<br />
KochTrotz<br />
Die glutenfreie<br />
Backbibel mit 54<br />
flexiblen Rezepten<br />
für herzhafte Backwaren<br />
ohne Fertig-<br />
Mehlmischungen,<br />
mit wenig Hefe,<br />
Sauerteig oder<br />
wilden Hefen.<br />
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SÜßSTOFFE <strong>UND</strong> DAS MIKROBIOM:<br />
GIBT ES EINEN EINFLUSS? Dipl.oec.troph. Anja Roth<br />
Die Mikrobiom-Forschung der letzten zwei<br />
Jahrzehnte zeigt, dass der menschliche Darm<br />
ein einzigartiges und komplexes Ökosystem<br />
beherbergt. Als Mikrobiom wird die Gesamtheit<br />
aller Mikroorganismen bezeichnet, die<br />
den Menschen oder andere Lebewesen<br />
besiedeln. Die Herausforderung, dieses<br />
komplexe Geflecht zu verstehen, liegt für<br />
Forscher darin, die Zusammenhänge zu<br />
erkennen und die Wechselwirkungen<br />
mit dem Körper zu entschlüsseln. Das<br />
Mikrobiom steckt also noch voller<br />
Geheimnisse.<br />
Süßstoffe unter Verdacht?<br />
Die Besorgnis über die Wirkung von<br />
Süßstoffen auf das Darmmikrobiom<br />
wurde durch eine 2014 von israelischen<br />
Forschern durchgeführte Studie angestoßen.<br />
Obwohl w issenschaftliche Medien<br />
und Experten die Schlussfolgerungen der<br />
Studie in Frage stellten und auf die Einschränkungen<br />
bei der Versuchsplanung und<br />
der Analyse hinwiesen, wurde die Berichterstattung<br />
dazu vorangetrieben. Die aktuelle Studienlage<br />
hingegen zeigt, dass es keinen eindeutigen Beweis<br />
für eine nachteilige Wirkung von Süßstoffen auf<br />
das Darmmikrobiom für den Menschen gibt. So<br />
konnten Wissenschaftler, die sich mehrere Studien<br />
ansahen zeigen, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen<br />
nicht auf den Menschen übertragbar sind.<br />
Ein ausschlaggebendes Kriterium: Ein Großteil<br />
der Bakterien in Mäusen ist im menschlichen<br />
Darm nicht vorhanden. Ebenso wenig können<br />
„Reagenzglas-Studien“ das gesamte komplexe<br />
interaktive System des menschlichen Verdauungssystems<br />
und der Mikrobiota berücksichtigen.<br />
Endstation Darm? Nicht für alle Süßstoffe!<br />
Darüber hinaus schließen die chemischen<br />
Strukturen und der Stoffwechsel von Süßstoffen<br />
jede mögliche Wirkung auf das menschliche<br />
Mikrobiom aus. Saccharin und Acesulfam K<br />
werden beispielsweise im Dünndarm nicht<br />
verstoffwechselt, sondern schnell und unverändert<br />
im Urin ausgeschieden. Auch Aspartam wird im<br />
menschlichen Körper schnell zu zwei Aminosäuren<br />
und Methanol hydrolysiert, die bereits im Dünndarm<br />
absorbiert werden, das heißt weder Aspartam<br />
noch seine Metaboliten gelangen in den Darm.<br />
Die aktuelle Studienlage zeigt also, dass es keinen<br />
eindeutigen Beweis für eine nachteilige Wirkung<br />
von Süßstoffen auf das Darmmikrobiom für den<br />
Menschen gibt.<br />
Mehr dazu erfahren<br />
Sie auch in unserem<br />
Podcast<br />
www.suessstoff-verband.info<br />
so! was? süßes.<br />
D E R S Ü ß S T O F F - V E R B A N D P O D C A S T
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11<br />
Vergessen Sie Ihre<br />
Darm-Hirn-Achse nicht!<br />
Warum, erklärt Michael Wäger im Interview.<br />
Welche Rolle nimmt der Darm aus Sicht<br />
des Mikronährstoff-Experten ein?<br />
Unser Darm gehört zu den faszinierendsten<br />
Organen des menschlichen Körpers. Gerade<br />
der Dünndarm gilt als Wunder der Natur:<br />
durch eine Gesamtoberfläche von fast einem<br />
Tennisplatz (ca. 250 m²) können wichtige<br />
Nährstoffe resorbiert und im nächsten<br />
Schritt ans Blut- sowie die Lymphbahnen<br />
abgegeben werden. Doch auch die Schlagfertigkeit<br />
unseres Immunsystems hängt von<br />
unserem Darm ab. Mit rund 80 Prozent der<br />
Immunzellen beherbergt der Darm dreimal<br />
mehr Immunzellen als Lymphknoten, Milz<br />
und Knochenmark zusammen.<br />
Wie kann man aus Ihrer Sicht die Darmgesundheit<br />
bestmöglich unterstützen?<br />
Für mich persönlich gibt es zwei Faktoren,<br />
welche im Bereich der Darmgesundheit<br />
besonders im Fokus stehen sollten: Einerseits<br />
die Darmschleimhaut, andererseits<br />
das Mikrobiom. Die Darmschleimhaut ist<br />
die größte Schleimhaut des menschlichen<br />
Körpers. Da die Zellen der Darmschleimhaut<br />
einem stetigen Erneuerungsprozess<br />
ausgesetzt sind, sollte man ihre Bedürfnisse<br />
gezielt unterstützen. Auch unsere Darmflora,<br />
Mikrobiom genannt, sollte nicht zu kurz<br />
kommen. Während im Dünndarm in Relation<br />
zum Dickdarm nur wenige Bakterien zu finden<br />
sind, ist der hintere Darmabschnitt von<br />
einem dichten Bakterienrasen bewachsen.<br />
Rund 100.000 Milliarden Keime mit mindestens<br />
500 bis 1000 unterschiedlichen Arten<br />
bilden die ein bis zwei Kilogramm schwere<br />
Darmflora.<br />
Welche Mikronährstoffe würden Sie hier<br />
konkret empfehlen?<br />
Ich empfehle Mikronährstoffe, welche die<br />
Darmschleimhaut erhalten können und<br />
zudem Schlüsselfunktionen im Immunsystem<br />
übernehmen. So unterstützt etwa<br />
Vitamin A die normale Schleimhautfunktionen.<br />
Gleichzeitig können Zink und Vitamin<br />
D einen Beitrag zur Zellteilung leisten.<br />
Nährstoffe wie Vitamin C, Selen, Zink und<br />
Vitamin D tragen zudem zur normalen Funktion<br />
des Immunsystems bei. Denkt man ans<br />
menschliche Mikrobiom, so ist eine ballaststoffreiche<br />
Ernährung sehr zu empfehlen.<br />
Die Nahrungsfasern dienen den Darmbakterien<br />
als Nahrung. Bei Bedarf kann die gezielte<br />
Zufuhr von Milchsäurebakterien-Kulturen<br />
in Betracht gezogen werden. Hier sollten<br />
Multistammpräparate ausgewählt werden,<br />
da Präparate, die mehrere wertvolle Bakterienstämme<br />
enthalten, günstiger sein können<br />
als Produkte mit nur einem Stamm. Die verschiedenen<br />
Keime unterstützen sich gegenseitig<br />
in ihrer Funktion und sorgen für ein<br />
vielfältiges Besiedelungsmuster im Darm.<br />
Die psychische Gesundheit wurde in den<br />
letzten Jahren zu einem regelrechten<br />
Trendthema. Welche Verbindung gibt es<br />
zwischen dem Darm und unserem Gehirn?<br />
Wenn es um die Kommunikation zwischen<br />
Darm und Gehirn geht, spricht man im<br />
Fachjargon von der sogenannten „Darm-<br />
Hirn-Achse“. Egal ob Hunger, Sättigung,<br />
oder etwaige Unregelmäßigkeiten – über die<br />
„Darm-Hirn-Achse“ kommuniziert unsere<br />
Bauchmitte mit unserem Denkzentrum und<br />
vice versa. Umso wichtiger sind aktuelle<br />
Forschungsarbeiten in diesem Bereich,<br />
welche auch die mögliche Rolle von<br />
Mikronährstoffen diskutieren.<br />
Text Paul Howe<br />
Michael Wäger<br />
Michael Wäger,<br />
BSc. MSc. / Leiter<br />
des Wissenschaftsteams<br />
und<br />
Wissenschaftlicher<br />
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