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MAGEN UND DARM

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Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />

Bei Süßem auf die<br />

Bremse treten –<br />

Was zu viel<br />

Zucker mit dem<br />

Darm macht<br />

Text Hanna Sinnecker<br />

Jeder kennt es: In der Weihnachtszeit geht der<br />

Zuckerkonsum steil nach oben. Nach den Feiertagen<br />

ist dann wieder Schluss, ein bisschen Genuss hat noch<br />

keinem geschadet, richtig? Leider stimmt das nicht so<br />

ganz, denn ein zu hoher Zuckerkonsum kann bereits<br />

in kürzester Zeit negative Auswirkungen haben.<br />

Zucker und Darmflora<br />

Zu viel Zucker schädigt den Körper nämlich nicht erst<br />

in Form von Übergewicht, sondern bereits bei der<br />

Nahrungsaufnahme im Darm: Hier sitzt der größte<br />

Anteil an menschlichen Immunzellen, zudem bevölkern<br />

ihn unzählige wichtige Bakterien und Mikroorganismen,<br />

die uns bei der Bekämpfung von unerwünschten<br />

Eindringlingen helfen. Wird dem Körper<br />

übermäßig Zucker zugeführt, kommt die Darmflora<br />

aus dem Gleichgewicht und schädliche Mikroorganismen<br />

können sich schneller vermehren. Zudem kann<br />

ein Zuviel an Zucker die Darmschleimhaut schädigen.<br />

Das kann dazu führen, dass die im Darm sitzende Immunabwehr<br />

ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen<br />

kann. Der Körper ist anfälliger für krank machende<br />

Stoffe, schädliche Bakterien und damit auch Infektionen.<br />

Zuckerarme Ernährung –<br />

Investition in die Gesundheit<br />

Eine ausgewogene, möglichst zuckerarme Ernährung<br />

kann dem Körper dabei helfen, gesund zu bleiben,<br />

und zudem bei der Unterstützung der Abwehrkräfte<br />

von Nutzen sein. Der komplette Verzicht auf Zucker<br />

ist ein hehres Ziel, das nur wenige Menschen auf<br />

Dauer erreichen. Eine Reduktion des aufgenommenen<br />

Zuckers und ein bewusster Umgang mit ihm sind aber<br />

durchaus machbar. Beim „Entlarven“ versteckter<br />

Zucker kann ein Blick auf die Inhaltsstoffe der<br />

Lebensmittel hilfreich sein. Beim Kochen oder Backen<br />

kann man sich Gedanken über Zucker-Alternativen<br />

machen. Zudem können auch Süßstoffe eine Alternative<br />

sein, die beim Backen oder dem Genuss des Tees<br />

oder Kaffees zum Einsatz kommen können. Sie<br />

gehören zu den am besten erforschten Lebensmittelzusatzstoffen<br />

und können in haushaltsüblichen<br />

Mengen bedenkenlos eingenommen werden.<br />

Lecker essen –<br />

mit 12 Lebensmitteln<br />

Bei Stefanie geht’s in der Küche bunt und kreativ zu. Ihr Blogname „KochTrotz“<br />

ist dabei Programm. Trotz Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat sie nicht die<br />

Freude am Kochen verloren und beweist, wie sich selbst mit einer begrenzten<br />

Zutatenliste außergewöhnliche Leckereien zaubern lassen. Im Interview<br />

spricht sie über ihr Leben als Hyperallergikerin.<br />

Text Paul Howe<br />

Stefanie, du warst Hyperallergikerin, wie<br />

und wann hast du gemerkt, dass etwas<br />

nicht stimmt?<br />

Gemerkt hatte ich schon einige Jahre zuvor,<br />

dass einiges nicht stimmt. Ich war wegen<br />

diverser Beschwerden immer wieder bei<br />

Ärzten. Es konnten aber nie eine Diagnose<br />

oder ein genauer Befund oder gar Ursachen<br />

festgestellt werden. Unter anderem war ich<br />

wegen starker Gelenkschmerzen, Gürtelrose,<br />

chronischer Blasenentzündungen und Erschöpfungszuständen<br />

über Jahre in ärztlicher<br />

Behandlung. Allergien hatte ich einige wenige<br />

schon als junger Mensch. Unter anderem eine<br />

Allergie auf Stoffappretur und eine Sonnenallergie.<br />

Jedoch weniger Lebensmittelallergien.<br />

Aufgrund deines Allergieschocks musstest<br />

du reanimiert werden und wurdest<br />

daraufhin ohne Befund entlassen. Wie bist<br />

du mit der Aussage umgegangen, nun nur<br />

noch zwölf Lebensmittel zu dir nehmen zu<br />

dürfen?<br />

Nachdem ich über Wochen in der Klinik auf<br />

den Kopf gestellt wurde, wurde ich nach drei<br />

Wochen entlassen und war quasi auf mich<br />

alleine gestellt. Das war alles andere als angenehm,<br />

da eine große Unsicherheit und auch<br />

Angst da war. Allerdings war für mich ab Tag<br />

eins auch klar: Ich werde herausbekommen<br />

was da los ist mit mir und ich werde wieder<br />

gesund werden.<br />

Die zwölf Lebensmittel waren zwar enorm<br />

einschränkend. Ich habe aber immer schon<br />

gerne gekocht und bin ein kreativer Kopf. Ich<br />

ließ mir immer neue Rezeptkombinationen<br />

einfallen. Selbst Gäste habe ich in der Zeit<br />

empfangen und im Restaurant war ich auch<br />

essen. Natürlich nur unter vorheriger Absprache.<br />

Nach meinem Klinikaufenthalt damals habe<br />

ich viel Zeit für Recherchen und die Ärztesuche<br />

aufgewendet. Es dauerte einige Zeit,<br />

bis ich einen ersten Arzt gefunden hatte, der<br />

meine Themen ernst nahm und auch die ersten<br />

Diagnosen stellte.<br />

In dieser Zeit merkte ich ebenfalls, dass ich<br />

gar nicht so alleine bin mit meinen Lebensmitteleinschränkungen.<br />

Damals startete<br />

ich spontan meinen Blog KochTrotz.de. Ich<br />

konnte kochen, war kreativ und relativ mutig<br />

beim Experimentieren. Da dachte ich mir so<br />

spontan, dann schreib doch einen Blog mit<br />

deinen Rezepten und vielleicht kannst du anderen<br />

damit helfen. Wie groß KochTrotz einmal<br />

werden würde, ich meinen ganzen Beruf<br />

verändern und sogar Kochbücher veröffentlichen<br />

würde, daran hatte ich damals zu keinem<br />

Zeitpunkt gedacht.<br />

Hast du im Laufe der Zeit eine konkrete<br />

Diagnose erhalten?<br />

Ja, habe ich! Allerdings erstreckten sich die<br />

Diagnosen über circa drei Jahre und einige Ärztewechsel<br />

hin. Als Erstes wurden eine Histaminintoleranz,<br />

Glutensensitivität und die<br />

Sojaallergie festgestellt. Im weiteren Verlauf<br />

eine Laktose-, Fructose, Sorbit und Casein-Intoleranz<br />

plus weitere circa 50 Nahrungsmittel-<br />

Allergien und temporäre -unverträglichkeiten<br />

zu diesem Zeitpunkt. Weiterhin hatte ich eine<br />

Stoffwechsel- und eine Resorptionsstörung.<br />

Das ganze Interview online, unter:<br />

www.gesunder-koerper.info<br />

Stefanie Grauer-<br />

Stojanovic<br />

Autorin<br />

BUCHTIPP<br />

KochTrotz<br />

Die glutenfreie<br />

Backbibel mit 54<br />

flexiblen Rezepten<br />

für herzhafte Backwaren<br />

ohne Fertig-<br />

Mehlmischungen,<br />

mit wenig Hefe,<br />

Sauerteig oder<br />

wilden Hefen.<br />

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SÜßSTOFFE <strong>UND</strong> DAS MIKROBIOM:<br />

GIBT ES EINEN EINFLUSS? Dipl.oec.troph. Anja Roth<br />

Die Mikrobiom-Forschung der letzten zwei<br />

Jahrzehnte zeigt, dass der menschliche Darm<br />

ein einzigartiges und komplexes Ökosystem<br />

beherbergt. Als Mikrobiom wird die Gesamtheit<br />

aller Mikroorganismen bezeichnet, die<br />

den Menschen oder andere Lebewesen<br />

besiedeln. Die Herausforderung, dieses<br />

komplexe Geflecht zu verstehen, liegt für<br />

Forscher darin, die Zusammenhänge zu<br />

erkennen und die Wechselwirkungen<br />

mit dem Körper zu entschlüsseln. Das<br />

Mikrobiom steckt also noch voller<br />

Geheimnisse.<br />

Süßstoffe unter Verdacht?<br />

Die Besorgnis über die Wirkung von<br />

Süßstoffen auf das Darmmikrobiom<br />

wurde durch eine 2014 von israelischen<br />

Forschern durchgeführte Studie angestoßen.<br />

Obwohl w issenschaftliche Medien<br />

und Experten die Schlussfolgerungen der<br />

Studie in Frage stellten und auf die Einschränkungen<br />

bei der Versuchsplanung und<br />

der Analyse hinwiesen, wurde die Berichterstattung<br />

dazu vorangetrieben. Die aktuelle Studienlage<br />

hingegen zeigt, dass es keinen eindeutigen Beweis<br />

für eine nachteilige Wirkung von Süßstoffen auf<br />

das Darmmikrobiom für den Menschen gibt. So<br />

konnten Wissenschaftler, die sich mehrere Studien<br />

ansahen zeigen, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen<br />

nicht auf den Menschen übertragbar sind.<br />

Ein ausschlaggebendes Kriterium: Ein Großteil<br />

der Bakterien in Mäusen ist im menschlichen<br />

Darm nicht vorhanden. Ebenso wenig können<br />

„Reagenzglas-Studien“ das gesamte komplexe<br />

interaktive System des menschlichen Verdauungssystems<br />

und der Mikrobiota berücksichtigen.<br />

Endstation Darm? Nicht für alle Süßstoffe!<br />

Darüber hinaus schließen die chemischen<br />

Strukturen und der Stoffwechsel von Süßstoffen<br />

jede mögliche Wirkung auf das menschliche<br />

Mikrobiom aus. Saccharin und Acesulfam K<br />

werden beispielsweise im Dünndarm nicht<br />

verstoffwechselt, sondern schnell und unverändert<br />

im Urin ausgeschieden. Auch Aspartam wird im<br />

menschlichen Körper schnell zu zwei Aminosäuren<br />

und Methanol hydrolysiert, die bereits im Dünndarm<br />

absorbiert werden, das heißt weder Aspartam<br />

noch seine Metaboliten gelangen in den Darm.<br />

Die aktuelle Studienlage zeigt also, dass es keinen<br />

eindeutigen Beweis für eine nachteilige Wirkung<br />

von Süßstoffen auf das Darmmikrobiom für den<br />

Menschen gibt.<br />

Mehr dazu erfahren<br />

Sie auch in unserem<br />

Podcast<br />

www.suessstoff-verband.info<br />

so! was? süßes.<br />

D E R S Ü ß S T O F F - V E R B A N D P O D C A S T

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