Subkulturen im Fokus - auf harald-ruessler.de
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hingwegzusetzen und zu provozieren. Psychobilly setzt sich viel mit Tabubrüchen,<br />
Fantastischem, Krassen, Abnormalen und Perversen auseinan<strong>de</strong>r und das fasziniert<br />
die Psychobillies. Das Böse was in <strong>de</strong>n Texten verarbeitet wird, sorgt für ein ganz<br />
beson<strong>de</strong>res Gänsehautfeeling, dass die Psychobillies <strong>im</strong> Rockabilly nicht fin<strong>de</strong>n.<br />
Während einige jüngere Psychobillies sich nicht sicher sind, ob sie auch in Zukunft<br />
Psychos sein wer<strong>de</strong>n, haben die 40 Jährigen für sich erkannt, dass Psychobilly ein<br />
eigener Lebensweg für sie ist. Hier wird Psychobilly teilweise schon als Ersatzreligion<br />
angesehen, ohne die nicht gelebt wer<strong>de</strong>n kann. Die Frisur, die Musik, die Wochenendbeschäftigungen,<br />
die Freundin, die Tätowierungen und <strong>de</strong>r Freun<strong>de</strong>skreis: Alles<br />
hat mit Psychobilly zu tun. Psychobilly ist für Einige sehr wichtig und für An<strong>de</strong>re<br />
schon gera<strong>de</strong>zu existenziell. Ohne Psychobilly fehlt etwas <strong>im</strong> Leben. Zu<strong>de</strong>m kann<br />
man auch festhalten, dass die Psychobillyszene <strong>de</strong>utlich gealtert ist. Die Leute verän<strong>de</strong>rn<br />
teilweise ihr Outfit, weg vom Krassen, hin zu einem etwas alltagstauglicheren<br />
Look, während An<strong>de</strong>re, auch <strong>im</strong> Beruf ihren Psychobillystyle voll ausleben. Aber<br />
eins verbin<strong>de</strong>t all diese Leute. Sie besuchen <strong>im</strong>mer noch die Konzerte und die Festivals.<br />
Die Leute wer<strong>de</strong>n also alt in <strong>de</strong>r Psychobillysubkultur. Vielleicht sieht man es<br />
nicht allen Psychos an, doch bleiben viele Menschen, die die 40 überschritten haben,<br />
<strong>de</strong>r Subkultur treu. Die Psychobillysubkultur ist keine Jugendsubkultur. Die älteren<br />
Interviewpartner wer<strong>de</strong>n auch so lange Psychobillyaktivitäten nachgehen, solange es<br />
ihnen die Gesundheit erlaubt. Während an<strong>de</strong>re <strong>Subkulturen</strong> ständig in Verän<strong>de</strong>rung<br />
sind, wie z.B. die Punkszene, kann man bei Psychobilly und <strong>de</strong>m Publikum eine gewisse<br />
Stabilität beobachten, weil die Leute Psychobilly auch <strong>im</strong> höheren Lebensalter<br />
treu bleiben. Das sticht bei Psychobilly <strong>im</strong> Gegensatz zu an<strong>de</strong>ren <strong>Subkulturen</strong> auch<br />
ganz klar heraus. Wobei zu bemerken ist, dass es durchaus auch Skinheads und<br />
Punks gibt, die über 40 Jahre alt sind.<br />
5. Wie ist das Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren <strong>Subkulturen</strong>?<br />
Während in <strong>de</strong>n 80er Jahren das Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren <strong>Subkulturen</strong> äußerst angespannt<br />
war, hat sich die Situation heute grundlegend verbessert. Es gibt heute keine<br />
Straßenschlachten mehr mit <strong>de</strong>r Punk- o<strong>de</strong>r Rockabillysubkultur. Psychobillybands<br />
spielen heute <strong>auf</strong> Festivals mit Ska-, Punk-, Rockabilly-, Hardcore-, und Skinbands<br />
zusammen. Die Psychobillies sind <strong>de</strong>utlich toleranter und offener gewor<strong>de</strong>n, und so<br />
ist auch das Publikum bei Psychobillykonzerten <strong>de</strong>utlich heterogener gewor<strong>de</strong>n. Reine<br />
Psychobillykonzerte sind <strong>de</strong>utlich seltener gewor<strong>de</strong>n und so trifft man heute <strong>auf</strong><br />
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