civitas_winter_2021
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FAMILIE
NEUGIERDE
Im Gespräch mit Familie Rösner, Köln-Mülheim
Liebe Familie Rösner, Sie sind in Mülheim ja schon zu einer gewissen ”Berühmtheit”
gelangt. Zur Verwirklichung der Geschäftsidee des ersten ”Unverpacktladens” auf der
Schäl-Sick hat es ja sicher auch ein Stück Mut und Zuversicht gebraucht. Schön, dass Sie
uns an dieser Stelle einen kleinen Einblick gewähren, wie das gelingen konnte.
Wie hat sich denn die Idee entwickelt, den Schritt in
die Selbständigkeit zu wagen und das auch noch auf
einem recht neuen Feld?
Es war im Grunde ein längerer Prozess. Nach der
Geburt von Theo war ich in Elternzeit. Nach meiner
Rückkehr ins Arbeitsleben habe ich gemerkt, dass
ich meine bisherige Tätigkeit im Bereich Betriebswirtschaft
so nicht mehr machen wollte. Dann habe
begonnen nachzudenken, was ich denn machen
könnte. Ein leerstehendes Ladenlokal hat mich zum
Nachdenken angeregt, und bei mir den Gedanken
„Hey, was könnte man damit machen” ausgelöst. Es
war dann wie ein Geistesblitz, dass mir die Idee zu einem
Unverpacktladen kam. Die Immobilie war dann
zwar weg, aber die Idee war geboren. Jetzt hieß es
einen, Businessplan zu schreiben und immer konkreter
zu werden. Es gab für mich viele neue Themen zu
bewältigen, wie die Selbstständigkeit und den Bereich
der Lebensmittel. Der Einzelhandel war mir wohl
bekannt, da ich in dem Bereich eine Ausbildung
absolviert habe. Es gab vieles zu bewältigen aber es
ist auch sehr reizvoll, einer selbstbestimmten Arbeit
nachzugehen, mit der Verantwortung, die da dranhängt.
Das alles empfinde ich als absolut spannend
und herausfordernd.
Wie erleben Sie denn ihre Mülheimer Kundschaft?
Zeigt diese sich eher neugierig oder eher motiviert
durch ihr Umweltbewusstsein?
Die Mülheimer Kundschaft empfinde ich als sehr
aufgeschlossen, aber auch kritisch. Viele sind erstmal
gekommen um zu schauen und haben nachgefragt,
wie das so funktioniert, wie das aussieht mit dem
Mehrwert und wie das so geht mit dem Einkauf.
Mittlerweile sind aber viele von denen begeistert und
Stammkunden. Neugierde spielt eine große Rolle,
und das führt auch dazu, dass sich der Blick für das
eigene Zuhause verändert, in dem Sinne, was kann
ich vielleicht bei mir umstellen. Wo kann ich zum
Beispiel Müll, Plastik und Verpackung sparen. Nachhaltiger
Konsum wird dann zunehmend in den Blick
genommen. Neugierde und Motivation, beides spielt
eine große Rolle.
Wie sieht denn so Ihr Familienalltag aus? Gibt es da
eine klare Aufgabenverteilung?
Wir haben gemerkt, dass es die klassische Aufgabenverteilung
bei uns so erstmal nicht gibt.
Unser Tag ist da eher in Abschnitte aufgeteilt. So ist
das Fertigmachen am Morgen, Frühstück und der
Weg zur Kita eher meine Sache und Barbara gestaltet
dann den Tag eher mit Fred, während ich dann im
Laden bin. Dann holt Barbara mit Fred Theo von
der Kita ab, und wir machen was am Nachmittag.
Nach Ladenschluss geht es dann nach Hause und
verbringen noch etwas Zeit gemeinsam mit den
Kindern. Dann geht es für die Kinder langsam ab
ins Bett. (Anm.d.R.: Einwurf von Barbara) Es ist ja
schon spät, bis Maik nach Hause kommt, denn er
schließt ja in der Regel den Laden um 19:00 Uhr. Ich
sehe dann zu, dass die Kinder schon bettfertig sind
und wir es uns dann noch etwas gemütlich machen
können. Ach ja, ganz wichtig ist auch noch, dass ich
mit den Kindern nach der Kita häufig noch im Laden
vorbeischaue. Da gibt es dann noch einen kleinen
Snack und Kaffee für die Großen. Dann können wir
uns als Familie über den Tag austauschen, was andere
Familien eher am Abend machen. Bei uns bleibt
abends dann eher noch die gute Nachtgeschichte.
Frau Rösner, geht es auch nach Ladenschluss zuhause
noch um das Thema des Ladens, oder stehen
da eher die anderen Themen des Alltags im Vordergrund?
Die Frage beantwortet sich eher aus der vorherigen
Frage. Die Zeit Abends gehört zunächst einmal den
Kindern. Wenn die im Bett sind, stehen schon noch
Themen aus dem Laden und auch aus dem privaten
Bereich an. So geht es zum Beispiel um das Sortiment,
wie jetzt auch für die Vor-Weihnachtszeit.
Wenn sie eine solchen Laden betreiben, wie wirkt
sich das denn auf den Blick auf andere Umweltthemen
aus?
Da war die Reihenfolge eher anders herum. Spätestens
mit der Geburt unserer Kinder gewann das
Thema Umwelt Nachhaltigkeit immer mehr an
Bedeutung. Die Idee mit dem Laden kam dann auch
daher und nicht umgekehrt.
„Neugierde spielt eine große
Rolle, und das führt auch dazu,
dass sich der Blick für das eigene
Zuhause verändert, in dem
Sinne, was kann ich vielleicht
bei mir umstellen.“
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