Ausgabe 03-2021
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über 40.000 Fahrzeuge wurden innerhalb von Minuten einfach nur von der Flut genommen ...<br />
Wir brauchen Amphibien – Saugbagger – Panzer mit Kran!<br />
Helfen nach einem Weltuntergang: Einsatz im zerstörten Ahrtal<br />
Autorin: Kerstin Hendess • Tacheles Public Relations®<br />
Wer die Fernsehbilder sah, dachte an Krieg, Bomben, Hurrikan und Tsunami. Wer die Wirklichkeit im Ahrtal<br />
erlebte, findet die Fernsehbilder geschönt. Wer mit Menschen spricht, die Erfahrung mit internationalen Hilfseinsätzen<br />
haben, hört: „So etwas haben wir noch nicht gesehen.“<br />
Das extrem stabile Tiefdruckgebiet „Bernd“ schüttet Mitte Juli<br />
tagelang Starkregen über Mitteleuropa aus. Kleinere Flüsse<br />
und Bäche können diese Wassermassen nicht fassen und<br />
überfluten viele Regionen in ganz Europa. In Deutschland<br />
wüten Tiefdruck und Hochwasser besonders in Rheinland-<br />
Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern,<br />
Hessen, im Saarland sowie in Sachsen und Thüringen.<br />
Am schlimmsten trifft es das Ahrtal: 133 Leben reißt die Flut im<br />
Landkreis mit sich. Hier wird die Welt in der Nacht vom 14. auf<br />
den 15. Juli <strong>2021</strong> einfach weggeschwemmt.<br />
Alles weg – das kennen bei uns nur sehr wenige Menschen,<br />
meist sehr alte, die Verfolgung, Bombenkrieg oder Flucht erlebt<br />
haben. Alles weg: Nicht nur Kleidung und Schmuck, Haushalt<br />
und Möbel, Computer und Auto. Auch Urkunden, Liebesbriefe,<br />
unersetzbare Fotos, Lieblingsteddys und geliebte Haustiere<br />
oder Omas alte Zuckerdose mit dem Medaillon. Und oft<br />
das ganze Zuhause und damit jede gefühlte Sicherheit. Was<br />
bleibt, ist mit stinkendem Schlamm überkrustet. Vielleicht ist es<br />
der größte Schock, sich selbst als derart verletzbar zu erleben.<br />
Eine friedliche und bezaubernde Landschaft<br />
Es war eine so friedliche wie bezaubernde Landschaft: 85 Kilometer<br />
schlängelt sich die Ahr von der Quelle in Blankenheim<br />
bis zum Rhein bei Linz quer durch den gesamten Landkreis<br />
Ahrweiler in Rheinland-Pfalz; nur rund 20 Kilometer des Oberlaufs<br />
fließen in Nordrhein-Westfalen. Hinter den Ufern des<br />
ruhigen Flusses steigen die Hänge steil an und bieten beste<br />
Bedingungen für den Weinanbau: Hier, zwischen Ahrgebirge<br />
und Hocheifel, liegt Deutschlands größtes geschlossenes Rotweingebiet.<br />
130.000 Menschen leben in dem Landkreis, die<br />
meisten am Ufer oder auf dem Hang in den Weinbergen. Neben<br />
dem Weinbau lebt das Ahrtal vom Tourismus – und wird<br />
von Corona hart getroffen.<br />
So nüchtern Wikipedia die Zerstörungen beschreibt, so erschütternd<br />
sind sie zu lesen: „Besonders stark getroffen wurde<br />
der Landkreis Ahrweiler (…). In der Ortsgemeinde Schuld<br />
stürzten sechs Häuser ein, zahlreiche weitere wurden schwer<br />
beschädigt. Im Landkreis wurden 62 Brücken zerstört und weitere<br />
13 schwer beschädigt, auch erlitten 19 Kindertagesstätten<br />
und 14 Schulen Beschädigungen durch das Hochwasser. Mehr<br />
als 330 Menschen konnten mit bis zu 36 Hubschraubern von<br />
Dächern und Bäumen gerettet werden. In der Stadt Sinzig starben<br />
zwölf Bewohner einer Behinderteneinrichtung (…).<br />
Eine erste größere Bestandsaufnahme ging zehn Tage nach<br />
dem Hochwasser (…) von mindestens 17.000 Personen aus,<br />
die unmittelbar durch das Hochwasser Eigentum verloren<br />
10 | RO-KA-TECH Journal <strong>03</strong> / <strong>2021</strong>