Ausgabe 03-2021
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Sonstiges<br />
Premiere für erstes Merkblatt zur Sanierung von Trinkwasserleitungen<br />
Der Rohrleitungssanierungsverband (RSV) gibt erstmals ein Merkblatt heraus, das die noch junge<br />
Technologie des Trinkwasser-Schlauchlinings umfangreich beschreibt. Damit werden Versorger<br />
und Ingenieurbüros bei Planung, Ausschreibung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen<br />
unterstützt. Der Verband zeigt auch praktische Lösungen für die Verbindung des Druckliners an<br />
das Trinkwassernetz sowie zur Herstellung von Anschlüssen.<br />
Bei der Sanierungsplanung von Trinkwasserleitungen<br />
leistet der RSV künftig<br />
Unterstützung. Bild: RSV/Diringer & Scheidel<br />
Die Kosten bleiben im Rahmen,<br />
der Verkehr rollt weiter<br />
und selbst die entlegensten<br />
Stellen werden erreicht – von<br />
diesen Vorteilen des vor Ort<br />
härtenden Schlauchlinings<br />
profitieren bisher vorwiegend<br />
die Betreiber von Abwasser-Kanalisationsnetzen.<br />
Dass es auch für Trinkwasserleitungen<br />
erprobte Systeme<br />
gibt, ist in Deutschland<br />
hingegen wenig bekannt.<br />
Nun kommt Bewegung in<br />
die Sache – nicht nur angesichts<br />
eines wachsenden<br />
Bedarfs an Verfahren zur<br />
Sicherstellung der Trinkwasserinfrastruktur.<br />
Mehrere<br />
Hersteller von vor Ort härtenden<br />
Methoden haben<br />
ihre Systeme in umfangreichen<br />
Nachweisverfahren<br />
auf ihre Trinkwassereignung prüfen lassen, sodass diese vom<br />
Markt akzeptiert werden können.<br />
Von Anforderungen bis Abnahme – alles im Blick<br />
„Die Normgrundlage an die Systeme ist vorhanden“ – sagt<br />
Dr. Susanne Leddig-Bahls, Obfrau des RSV-Arbeitskreises 1.3<br />
zur Sanierung von Trinkwasserleitungen. Mit der DIN EN ISO<br />
11298-4 sind Schlauchliner bereits normativ geregelt, ebenso<br />
sind Gewebeschlauchverfahren seit Jahrzehnten nach DVGW<br />
GW 327, W 330 im Einsatz. „Was bisher fehlte, ist ein Leitfaden,<br />
der die konkreten Anforderungen, Einsatzbedingungen,<br />
Materialien und Einbauprozesse beschreibt. Auftraggeber und<br />
Ingenieurbüros wünschen sich außerdem Hilfestellung bei der<br />
Planung, Ausschreibung und Überwachung bis hin zur Abnahme.<br />
Das alles haben wir nun in ein Werk zusammengefasst“,<br />
erklärt Leddig-Bahls.<br />
Einsatzgrenzen, Vorbehalte, Hygieneanforderungen<br />
Der RSV beschäftigt sich im Arbeitskreis auch mit den Einsatzgrenzen<br />
und Vorbehalten gegenüber Sanierungsverfahren, wie<br />
etwa der Frage nach der Prozesskontrolle vor Ort. Susanne Leddig-Bahls:<br />
„Wir wollen mit dem Merkblatt zeigen, dass die Branche<br />
ihre Hausaufgaben gemacht hat. Wir können die Bedingungen<br />
kontrollieren und die Härtung zuverlässig nachweisen,<br />
sodass kein Netzbetreiber Sorge haben muss, dass die Qualität<br />
eines Endproduktes der einer Fertigung im Werk nachsteht.“<br />
Der aus Mitarbeitern von Unternehmen, Netzbetreibern, Ingenieurbüros<br />
und Hygiene-Experten bestehende Arbeitskreis hat<br />
sich rund zwei Jahre lang mit der Erstellung des Merkblattes<br />
beschäftigt – vorwiegend in Online-Sitzungen. In einer Vorab-Veranstaltung<br />
gaben die Verantwortlichen des Verbandes<br />
gegenüber Wasserversorgern einen Vorgeschmack auf das<br />
Werk, das auf der Website des RSV seit August als PDF veröffentlicht<br />
und kostenlos verfügbar ist.<br />
Nutzungsdauer von 50 Jahren und mehr<br />
Die Besonderheit der Renovierung mit Schlauchlinern gegenüber<br />
grabenden Erneuerungsverfahren besteht darin, dass<br />
unter der Erde ein neues Rohr entsteht, ohne die Altrohrleitung<br />
aufwändig auszugraben. Zwei Technikfamilien stehen im<br />
Trinkwasserbereich zur Verfügung – entweder das vor Ort härtende<br />
Schlauchlining oder das Schlauchlining mit rückseitiger<br />
Verklebung.<br />
Anders als bei Reparaturverfahren können Schlauchliner prinzipiell<br />
eine Nutzungsdauer von 50 Jahren und mehr erreichen.<br />
Voraussetzung für diese als grabenarmes Verfahren bezeichnete<br />
Methode sind lediglich kleine Baugruben zum Einbringen<br />
des Schlauchliners in die zu sanierende Rohrleitung– ansonsten<br />
kann der Verkehr weiter rollen.<br />
Susanne Leddig-Bahls, zugleich Leiterin des Ingenieurbüros<br />
IQS, stellt die wichtigsten Vorteile des Schlauchlinings gegenüber<br />
dem Einsatz werksgefertigter Rohre heraus: „Der<br />
Schlauchliner punktet vor allem bei der Flexibilität. Es werden<br />
Leitungen sanierbar, an die man vorher gar nicht rangekommen<br />
ist. Da es sich um muffenlose, durchgängige Linerrohre<br />
handelt, die eng am Altrohr anliegen, ist zudem die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit vielen Systemen überlegen.“<br />
Besonderheiten der Trinkwasser-Anforderungen berücksichtigt<br />
Trinkwasserhygienische Bedingungen und Prüfanforderungen<br />
spielen eine entscheidende Rolle beim Einsatz des vor Ort härtenden<br />
Schlauchlinings in Trinkwasserleitungen.<br />
„Der Transport von Trinkwasser ist ein sensibles Thema, umso<br />
wichtiger ist es, dass wir eine gute technische Beschreibung<br />
bieten, die das Vertrauen für die Technologie der Leitungssanierung<br />
schafft“, betont auch Andreas Haacker, Vorsitzender<br />
des RSV. Den hygienischen Anforderungen ist im Arbeitsblatt<br />
ein ganzes Kapitel gewidmet. Denn: Sämtliche Stoffe müssen<br />
für die Trinkwasseranwendung freigegeben sein und so eingesetzt<br />
werden, dass sie den strengen Anforderungen der Trinkwasserverordnung<br />
entsprechen. Die neuen Leitlinien des Umweltbundesamtes<br />
zur Bewertung von Materialien in Kontakt<br />
mit Trinkwasser werden im Merkblatt ebenfalls berücksichtigt.<br />
98 | RO-KA-TECH Journal <strong>03</strong> / <strong>2021</strong>