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4_2017 Leseprobe

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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 20. Jahrgang<br />

4_<strong>2017</strong><br />

Bi<br />

seit 20 jahren<br />

GaS Journal<br />

Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />

Hinweise zur Strom- und<br />

Energiesteuer S. 46<br />

Keine Keimanreicherung<br />

durch Gärprozess S. 68<br />

Frankreich: Gute Aussichten<br />

für Biogas S. 74<br />

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Inhalt<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Editorial<br />

USA<br />

Trump steigt aus Pariser<br />

Klimaabkommen aus –<br />

Na und?<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

auch im Juni hat die Weltpolitik für interessante<br />

Schlagzeilen und teilweise mediale<br />

Hypes gesorgt. So zum Beispiel in Großbritannien<br />

mit der Wahl zum Unterhaus oder<br />

US-Präsident Donald Trump mit seiner Ankündigung,<br />

aus dem Pariser Klimaabkommen<br />

auszusteigen. Die globale Entrüstung<br />

über den Amerikaner war verständlich groß<br />

in Anbetracht der massiven Auswirkungen<br />

und der großen Gefahren des Klimawandels.<br />

Aber hat das Handeln des Trumpels im<br />

Weißen Haus diese Aufmerksamkeit und<br />

Echauffierung verdient? Ich sage nein. Wir<br />

sollten lieber gleich in die nüchterne Analyse<br />

der Folgen einsteigen und uns fragen,<br />

was nun geschehen wird. Als erstes müssen<br />

wir feststellen, dass die kurzfristigen Auswirkungen<br />

des Ausstiegs gering sind, weil<br />

die Kündigung des Klimavertrages erst drei<br />

Jahre nach Inkrafttreten möglich ist. Danach<br />

muss noch ein Jahr vergehen, bis der<br />

Ausstieg wirksam werden kann. Das heißt,<br />

dass die USA bis November 2020 im Pariser<br />

Klimaabkommen sein werden.<br />

In diesem Zusammenhang stellt sich die<br />

Frage, wie lange Trump sich halten kann<br />

und ob wirklich ein Amtsenthebungsverfahren<br />

gegen ihn eingeleitet wird. Sollte<br />

er demnächst wirklich nicht mehr US-Präsident<br />

sein, könnte sein Nachfolger durch<br />

eine einfache Erklärung in den Pariser Klimavertrag<br />

zurückkommen.<br />

Analyse zwei: In den USA bildet sich eine<br />

breite Front aus Gouverneuren und Bürgermeistern,<br />

die die Klimaverpflichtungen auf<br />

regionaler und lokaler Ebene umsetzen wollen.<br />

Die pfeifen auf Trumps Vorhaben und<br />

sagen: Na und? – dann machen wir unsere<br />

eigene Klimapolitik. Viele Städte und Bundesstaaten<br />

bilden inzwischen eine Klimaallianz.<br />

Solche Allianzen gehen sogar über<br />

die USA hinaus: So beabsichtigen zum Beispiel<br />

Kalifornien und Deutschland, enger in<br />

Sachen Klimaschutz zusammenzuarbeiten.<br />

Die Chefs von mehr als 600 US-Unternehmen<br />

hatten Trump in einem offenen Brief<br />

bereits Wochen vor dessen Ankündigung<br />

aufgerufen, nicht aus dem Pariser Vertrag<br />

auszusteigen. Dazu zählen sogar Ölkonzerne<br />

wie ExxonMobil oder Chevron.<br />

Sie alle haben bereits erkannt, dass die Zeiten<br />

der Nutzung fossiler Energiequellen zu<br />

Ende gehen und dass auch die Kohleförderung<br />

keine Renaissance in den USA erleben<br />

wird. Auch wenn der Präsident es sich so<br />

sehr wünscht. Trump müsste als Unternehmer<br />

wissen, dass die Kohle von der Mine bis<br />

zur Verbrennung im Kraftwerk unrentabel<br />

geworden ist. Das ist eine ökonomische Tatsache,<br />

da hilft auch keine Kündigung des<br />

Pariser Klimapaktes. Billiges Frackinggas<br />

durchströmt das Land und drängt die Kohle<br />

ins Aus. Unternehmen und Banken sind<br />

nicht mehr bereit, neu in die Kohleindustrie<br />

zu investieren.<br />

Analyse drei: Sehr wahrscheinlich wird die<br />

Position des US-Präsidenten die internationalen<br />

Bemühungen um mehr Klimaschutz<br />

befördern. Das sehen wir zum Beispiel an<br />

dem zarten Pflänzchen, das zwischen der<br />

Europäischen Union und China in Sachen<br />

Klimaschutz gerade heranwächst. Oder<br />

Südkorea: Die viertstärkste asiatische Volkswirtschaft<br />

hat jüngst angekündigt, dass es<br />

aus der Nutzung von Kohle und Atomenergie<br />

aussteigen will. Stattdessen soll der<br />

Anteil Erneuerbarer Energien von heute 5<br />

Prozent auf 20 Prozent in 2030 erhöht werden.<br />

Fest steht: Im Klimaschutz sind neue<br />

staatliche Kooperationen und noch stärkere<br />

einzelstaatliche Anstrengungen notwendig.<br />

Das gilt insbesondere auch für Deutschland.<br />

Die nächste Bundesregierung muss<br />

die Bremse lösen und gezielt den sozialverträglichen<br />

Ausstieg aus der Braunkohleverstromung<br />

forciert anpacken. Die Anteile<br />

Erneuerbarer Energien in den Sektoren<br />

Mobilität und Wärme sind über politische<br />

Rahmenbedingungen drastisch zu erhöhen.<br />

Und natürlich muss der Ausbau von Wind-,<br />

Solar- und Bioenergie im Strombereich<br />

beschleunigt werden. Die nächste Bundesregierung<br />

muss mit der Klimaschutz-Verhinderungspolitik<br />

Schluss machen. Wer in<br />

Paris Versprechen gibt, der muss sie auch<br />

einhalten!<br />

In diesem Biogas Journal zeigen wir im Titelthema<br />

ab Seite 22 exemplarisch auf, wie<br />

mit der Biogaserzeugung in Deutschland<br />

Treibhausgase eingespart werden können.<br />

Wir stellen Biogasanlagen unterschiedlicher<br />

Größe vor – von 75 kW bis 4 MW – ,die<br />

mit sehr großen Anteilen an Gülle und Mist<br />

betrieben werden. Die Beispiele machen<br />

deutlich, dass Biogasanlagen helfen können,<br />

die landwirtschaftlichen Treibhausgas-<br />

Emissionen zu senken.<br />

Klima- und Umweltschutz stellen auf der einen<br />

Seite (über-)lebenswichtige Werkzeuge<br />

zum Erhalt unseres Planeten dar. Auf der<br />

anderen Seite bieten sie aber auch ökonomische<br />

Chancen, die wir zum Wohle einer<br />

breiten Akteursvielfalt nutzen sollten.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Martin Bensmann,<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

3


Inhalt<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

14<br />

Editorial<br />

3 Trump steigt aus Pariser<br />

Klima abkommen aus – Na und?<br />

Martin Bensmann,<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

AKTUELLES<br />

6 Meldungen<br />

8 Bücher & Termine<br />

10 Biogas-Kids<br />

12 Biogas-Innovationskongress<br />

Neuheiten aus Wissenschaft und<br />

Wirtschaft<br />

Neues aus den Ideenschmieden<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

18 Tag der Erneuerbaren Energien<br />

Von Rebekka Schlicker<br />

19 BIOGAS Convention & Trade Fair<br />

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POLITIK<br />

22 Ökostrom dank Bullenmast<br />

und Milchvieh<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />

Martin Bensmann<br />

30 265 kW aus 100 Prozent<br />

Rindergülle<br />

Von Martin Bensmann<br />

34 Wirtschaftsdünger-Vergärung<br />

im XXL-Format<br />

Von Martin Bensmann<br />

38 Gülle-Biogasanlagen bestechen<br />

durch eine hervorragende<br />

Klimabilanz<br />

Von Ansgar Lasar<br />

20 Vier turbulente Jahre – Rückblick auf<br />

die Energiepolitik der vergangenen<br />

Legislaturperiode<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

22<br />

PRAXIS<br />

42 Treibhausgas-Berechnungsmethodik<br />

Neuerungen ab 2021 geplant<br />

Von Julia Münch<br />

44 Klimaschutz durch Güllevergärung<br />

Von Georg Hackl<br />

Drehtage mit dem Hackl Schorsch<br />

46 Betreiber müssen sich zur Energieund<br />

Stromsteuer informieren!<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

50 CO 2<br />

- Abscheidung und Nutzung –<br />

Klimarelevantes Zusatzprodukt<br />

Von Christian Dany<br />

54 Flotation brachte den Durchbruch<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

58 Intensivschulungen<br />

Bei Teilnahme an Ausschreibungen mit<br />

ausreichend Vorlauf planen!<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

62 Interview<br />

Silikatchemie zur Betonsanierung<br />

Von Thomas Gaul<br />

4


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Inhalt<br />

titelFoto: Martin Bensmann i Fotos: atres group, Andreas Dittmer, Sinnotec, Fachverband Biogas e.V<br />

62 93<br />

PRAXIS<br />

66 AK Sicherheit informiert<br />

1. Fachgespräch „Sichere Instandhaltung<br />

von Biogasanlagen“<br />

Von M.Eng. Lucas Wagner und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

WISSENSCHAFT<br />

68 Studien zur Mikrobiologie von<br />

Biogasanlagen<br />

Von Prof. Dr. Gerhard Breves<br />

INTERNATIONAL<br />

Argentinien<br />

70 Grundlagen für die Entwicklung des<br />

Biogassektors vorbereitet<br />

Von María Alejandra Barlatey,<br />

Julio Menendez und Stefan Budzinski<br />

Frankreich<br />

74 Ambitionierte Biomethan-Ausbauziele<br />

Von EUR ING Marie Luise Schaller<br />

VERBAND<br />

Aus der Geschäftsstelle<br />

78 Dokumentationsanforderungen<br />

werden immer komplexer<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

82 Zukunft Biogas: Expertengruppe<br />

erarbeitet die strategischen<br />

Eckpunkte für das neue Biogas<br />

Von Dr. Claudius da Costa Gomez<br />

87 Aus den Regionalgruppen<br />

95 Aus den Regionalbüros<br />

98 Für unsere Zukunft nicht die Energie<br />

der Vergangenheit wählen<br />

Von Harald Uphoff, BEE<br />

100 Biogas-Historie<br />

Pioniere der Biogasnutzung:<br />

Helmut Döhler und das KTBL<br />

Von Bernward Janzing<br />

RECHT<br />

102 Clearingstelle EEG<br />

Produktnews<br />

104 Produktnews<br />

106 Impressum<br />

Beilagenhinweis:<br />

Das Biogas Journal enthält Beilagen<br />

der Firmen agriKomp, BayWa,<br />

MT-Energie Service und ONERGYS.<br />

5


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Großbritannien erstmalig frei von Kohlestrom<br />

London / Freiburg – Das hat es seit der industriellen<br />

Revolution in Großbritannien<br />

nicht mehr gegeben: Am 21. April wurde<br />

im ganzen Land über 24 Stunden hinweg<br />

nicht eine einzige Kilowattstunde Kohlestrom<br />

erzeugt. Der Freitag sei damit seit<br />

den 1880er Jahren ein Novum gewesen,<br />

bestätigte der Übertragungsnetzbetreiber<br />

National Grid.<br />

Bislang ist diese Konstellation eine spektakuläre<br />

Momentaufnahme, doch zunehmend<br />

werde sie zur Normalität, sagte ein<br />

Sprecher des Netzbetreibers. Denn das<br />

Vereinigte Königreich will die Kohleverstromung<br />

beenden. Im vergangenen Jahr bereits<br />

hat das Land die Erzeugung gegenüber<br />

2015 um 59 Prozent von 76 auf 31 Terawattstunden<br />

reduziert, auf den niedrigsten<br />

Wert seit Jahrzehnten. Der Anteil der Kohle<br />

am Strommix lag damit nur noch bei 9 Prozent.<br />

Im Gegenzug steigerten Gaskraftwerke<br />

ihre Erzeugung gegenüber dem Vorjahr<br />

von 100 auf 143 Terawattstunden.<br />

Systematisch werden im Land die Kohlekapazitäten<br />

abgebaut, wie etwa durch die<br />

Schließungen der Kraftwerke Ferrybridge C<br />

und Longannet im März 2016. Zugleich<br />

wurde ein Kohlekraftwerk bei Drax weitgehend<br />

auf Biomasse umgestellt. Das letzte<br />

Kohlekraftwerk soll 2025 abgeschaltet<br />

werden. Die Erneuerbaren Energien blieben<br />

2016 mit rund einem Viertel Anteil am<br />

Strommix wetterbedingt zwar nur konstant<br />

(trotz des Zubaus an Solar- und Windkraftanlagen),<br />

doch der Ausbau geht weiter. Der<br />

Anteil der Atomkraft am Strommix veränderte<br />

sich mit rund 20 Prozent kaum.<br />

Die britische Regierung hatte den Abschied<br />

von der Kohle Anfang des Jahrzehnts angestoßen,<br />

indem sie Mindestpreise für Kohlendioxid<br />

(den sogenannten Carbon Price Floor)<br />

beschloss. Da Erdgas deutlich weniger des<br />

Treibhausgases ausstößt im Vergleich zur<br />

Kohle, profitieren die Gaskraftwerke von<br />

steigenden Preisen der Emissionen. Die nationale<br />

Entscheidung fußt auf der Erkenntnis,<br />

dass der europäische Emissionshandel<br />

mit Preisen um 5 Euro pro Tonne CO 2<br />

praktisch<br />

wirkungslos ist. Also setzen die Briten<br />

zusätzlich einen eigenen Preis fest, der die<br />

Kohle bewusst zum Auslaufmodell macht:<br />

Aktuell liegt er bei 18 Pfund pro Tonne,<br />

das sind rund 21,50 Euro.<br />

Auch in Deutschland werden unterdessen<br />

die Stimmen lauter, die höhere Preise für<br />

CO 2<br />

fordern. Im März gründeten in Freiburg<br />

einige Unternehmen und Umweltorganisationen<br />

den „Verein für eine nationale CO 2<br />

-<br />

Abgabe“, weil hierzulande die Stromerzeugung<br />

aus Kohle nur sehr langsam sinkt.<br />

Aktuell hat sie einen Anteil am Strommix<br />

von rund 40 Prozent. Der Verein fordert eine<br />

Abgabe von anfangs 40 Euro pro Tonne, die<br />

allerdings aufkommensneutral gestaltet<br />

sein soll, weil im Gegenzug Abgaben wie die<br />

EEG-Umlage, die Stromsteuer und auch die<br />

Energiesteuer auf Heizöl und Heizgas wegfallen<br />

sollen.<br />

Text: Bernward Janzing<br />

SUMA Rührtechnik feierte 60-jähriges Bestehen<br />

Sulzberg – „Andere rühren – wir feiern“. Unter diesem<br />

Motto empfing die Firma SUMA Rührtechnik<br />

GmbH aus Sulzberg um Geschäftsführer Paul Thürwächter<br />

am 1. April etwa 260 Gäste zum 60-jährigen<br />

Jubiläum. Nach einer Führung über das firmeneigene<br />

Gelände und anschließendem Sektempfang erklärte<br />

Thürwächter: „Der nächste große Geburtstag,<br />

der 75-jährige, wäre erst in 15 Jahren. Bis dahin<br />

haben hoffentlich meine Kinder bereits die Leitung<br />

übernommen.“ Und die stehen bereits in den Startlöchern,<br />

um die Erfolgsgeschichte der „SUMA Rührtechnik“<br />

in der dritten Generation fortzuschreiben.<br />

1957 gründete Gerhard Thürwächter das Unternehmen<br />

und begann mit der Herstellung eines ersten<br />

Rührwerks. Pionierarbeit, denn keine andere Firma<br />

hatte zuvor ein ähnliches Produkt auf den Markt<br />

gebracht. Trotz dieser Vorreiterrolle geriet das Unternehmen<br />

ins Wanken, als er der Nachfrage nicht<br />

mehr nachkommen konnte und so die Konkurrenz<br />

gestärkt wurde. Der Einstieg von Sohn Paul, der mit<br />

Produktoptimierungen und -neuerungen aufwartete,<br />

brachte das Unternehmen zurück in die Erfolgsspur.<br />

Mittlerweile beschäftigt SUMA 80 Mitarbeiter am<br />

Ortsrand von Sulzberg und verkaufte bis dato über<br />

80.000 Rührwerke in die ganze Welt.<br />

Die Feierstimmung unter den Gästen war hervorragend.<br />

Dies schlug sich auch auf die Spendenkasse<br />

nieder. Denn für die Hilfsprojekte „Förderkreis Zukunft<br />

für Afrika“ sowie die „Kinderbrücke Allgäu“<br />

wurden insgesamt 6.000 Euro gesammelt.<br />

Mit rund 260 Gästen feierte SUMA sein 60-jähriges Jubiläum.<br />

Auch hier zieht Thürwächter ein positives Fazit: „Die<br />

Feier war ein voller Erfolg. Unsere Gäste waren begeistert,<br />

und mit den Spenden können wir nun etwas<br />

für wohltätige Zwecke zurückgeben.“<br />

Foto: Tobias Reiner<br />

6


Durchwachsene Silphie<br />

Regionale Biogasanlage<br />

Wildpflanzenmischung<br />

Wärmeabnehmer Freibad<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

12<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

12<br />

8<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs­ oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring­ / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz­ und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

8<br />

6<br />

6<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

8<br />

7<br />

5<br />

8<br />

Wärme<br />

11<br />

Strom<br />

11<br />

10<br />

Erdgasnetz<br />

Strom<br />

Erdgasnetz<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom­ und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

10<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Die im Fermenter befi ndlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />

nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />

wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />

Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />

Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />

12<br />

1<br />

2<br />

9<br />

3<br />

5 4<br />

3<br />

1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />

(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />

2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />

Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />

Biomasse oder Reststoffe<br />

3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />

die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />

aus diesen heraus<br />

4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />

im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />

5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />

liegt bei 40 °C<br />

6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />

Speicherung des Biogases<br />

7 Gasreinigungssysteme zur<br />

Entschwefelung und Entwässerung<br />

8<br />

6<br />

8<br />

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8<br />

Wärme<br />

11<br />

Strom<br />

Erdgasnetz<br />

8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />

und Biogasleitungen<br />

9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />

Sicherheitsventile<br />

10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />

Strom- und Wärmeproduktion<br />

11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />

Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />

12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />

Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />

Technik zur Weiterverarbeitung<br />

(Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />

Pelletierung etc.)<br />

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10<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Materialien für Ihre<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Dieses Feld liefert Energie<br />

und schützt das Klima<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Biogas<br />

ausgeschildert<br />

Energie pflanzen ...<br />

... Vielfalt ernten<br />

Energiepflanzen<br />

Fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren und zu Strom<br />

Biogas trägt dazu bei, dass unsere Felder bunter und artenreicher<br />

und Wärme umgewandelt werden – auch jene, die in der Lebens-<br />

werden. Blühende Pflanzen sehen nicht nur schön aus, sie bieten<br />

und Futtermittelproduktion keine Verwendung finden.<br />

vor allem Lebensraum für Insekten und Wildtiere und verbessern<br />

die Bodengesundheit.<br />

Das bei der Energieerzeugung freigesetzte CO 2 entspricht in etwa<br />

der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden<br />

Die Pflanzen benötigen in der Regel keine Pflanzenschutzmittel,<br />

haben.<br />

schonen die Umwelt und schützen den Boden vor Auswaschung.<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Franken-Therme Bad Winsheim<br />

www.farbe-ins-feld.de<br />

www.biogas.org<br />

Diese Biogasanlage erzeugt<br />

Strom und Wärme<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich.<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

Logo<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

Feldschilder<br />

Alternative Energiepflanzen<br />

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Bestellnr.: FA-003<br />

50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

Biogas Wärme<br />

Die Franken-Therme ist an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad<br />

Windsheim angeschlossen. 30 Prozent des Wärmeangebotes der Stadtwerke<br />

werden von der Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim<br />

erzeugt.<br />

Als Kunde der Stadtwerke profitiert die Franken-Therme direkt von der<br />

umwelt- und klimafreundlichen Wärmegewinnung aus Biogas. So<br />

werden die Thermal-Badelandschaft, das Dampferlebnisbad und die<br />

Sauna zu rund einem Drittel mit Biogaswärme beheizt.<br />

Maisfeld<br />

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50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

Vorteile<br />

– Die Biogaswärme wird in einer Biogasanlage in Bad Windsheim erzeugt:<br />

Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert<br />

die Wirtschaftskraft in der Region.<br />

– Durch die umweltfreundliche Biogaswärme werden pro Jahr rund<br />

300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen<br />

Kohlendioxid (CO 2 ) weniger ausgestoßen.<br />

– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie<br />

Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.<br />

Die Fakten …<br />

Leistung der Anlage<br />

400 kW el<br />

Mit Strom versorgte Haushalte 800<br />

Wärmebereitstellung<br />

Schwimmbad und Wärmenetz<br />

Eingesetzte Substrate Gülle, Mist,<br />

Landschaftspflegematerial,<br />

Maissilage, Grassilage<br />

Besonderheit an der Anlage<br />

Gärpoduktaufbereitung Franken-Therme Bad Windsheim (Herstellung eines hochwertigen Düngers)<br />

Biogasanlage Bad Windsheim<br />

… sprechen für sich!<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute<br />

Strom für Millionen Haushalte<br />

Biogasanlagen reduzieren den CO 2 -Ausstoß<br />

und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme<br />

Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz<br />

und sichert eine gleichmäßige Versorgung<br />

Biogasanlagen<br />

sichern vielen Landwirten die Existenz<br />

In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist<br />

ein hervorragender Dünger<br />

Biogasanlagen bringen<br />

Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />

in die ländliche Region<br />

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Umweltfreundliche Wärme – vom Land, für’s Land<br />

So funktioniert eine Biogasanlage<br />

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Informieren Sie Wanderer und Gäste über Ihre Biogasanlage<br />

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50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />

Biogas Wärme …<br />

… aus der Region<br />

In Deutschland gibt es viele tausend Biogasanlagen, die umweltfreundliches<br />

Biogas erzeugen. Dieser Energieträger wird mittels eines Motors Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in<br />

Biogaswärme wird in einer nahe gelegenen Biogasanlage erzeugt. Dies stärkt die<br />

im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende der Region.<br />

Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:<br />

Viele Dörfer und Kommunen setzen auf Biogas, um eine autarke Energieversorgung<br />

• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen vor Ort anzubieten.<br />

• Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern<br />

Mit Biogaswärme können die jährlichen Kosten für Wärmeenergie deutlich gesenkt<br />

• Ställen und Gewächshäusern<br />

und langfristig stabil gehalten werden.<br />

• Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie<br />

Durch die umweltfreundliche Biogaswärme wird Heizöl bzw. Erdgas eingespart und<br />

damit weniger Kohlendioxid (CO 2 ) ausgestoßen.<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

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Bestellungen bitte per E-Mail an info@biogas.org<br />

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7


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Bücher<br />

Das fossile Imperium<br />

schlägt zurück<br />

So lautet der Titel<br />

des neuesten Buches<br />

der bekanntesten<br />

deutschen Wissenschaftlerin<br />

für<br />

Energie- und Klimaökonomie,<br />

Prof. Dr.<br />

Claudia Kemfert.<br />

Auch wenn der Titel<br />

es ein wenig anmuten<br />

lässt: Es geht<br />

darin nicht um Science-Fiction wie in Star<br />

Wars oder Krieg der Sterne, sondern ganz<br />

real darum, wie auf der Erde die Vertreter<br />

der auf fossilen Rohstoffen basierenden<br />

Energiewirtschaft versuchen, die Energiewende<br />

aufzuhalten.<br />

Im ersten Kapitel des Buches macht die Autorin<br />

eine Bestandsaufnahme dessen, wie<br />

die Akteure der alten Energieerzeugung Politik<br />

und Gesellschaft beeinflussen. Dabei<br />

zeigt sie deutlich auf, warum die Energiewende<br />

verteidigt werden muss. Sie nennt<br />

beispielhaft die USA mit ihrem neuen Präsidenten<br />

oder Frankreich mit dem Front<br />

National um die rechtspopulistische Marine<br />

Le Pen oder die AfD in Deutschland, die<br />

allesamt den Klimawandel leugnen. Und<br />

auch die Bundesregierung mit ihrer Klimaschutzbremserei<br />

wird nicht verschont.<br />

Kemfert schreibt: „Die Lobbyisten [der<br />

alten Energien, Anmerk. d. Redaktion] arbeiten<br />

derzeit auf Hochtouren.“ Sie stellten<br />

„als ‚Fakten‘ getarnte gegenteilige<br />

Behauptungen auf“ und wiederholten „die<br />

Unwahrheiten so lange und so laut, bis sich<br />

niemand mehr vorstellen kann, dass da gar<br />

nichts dran sein könnte. Die Kampagnen<br />

kosten Milliarden und haben kein anderes<br />

Ziel, als Zeit zu gewinnen“ Denn jeder Tag,<br />

den die fossilen und atomaren Kraftwerke<br />

weiterlaufen, spült Millionengewinne in die<br />

Kassen der alten Industrien.“<br />

Um das Widerlegen dieser vermeintlichen<br />

Fakten geht es im zweiten Kapitel des<br />

Buches, das gleichzeitig den Hauptteil<br />

darstellt. Kemfert führt zehn sogenannte<br />

„Postfakten“ auf – also unwahre Behauptungen<br />

der Klimawandelleugner und<br />

Energiewendeverhinderer. Diese Postfakten-Propaganda<br />

zerlegt, widerlegt und entkräftet<br />

sie ausführlich mit Präzision und<br />

nachvollziehbaren Erklärungen. Wer sich<br />

also mit Pro-Argumenten munitionieren<br />

will, der findet in dem zweiten Kapitel eine<br />

gute Basis. In Kapitel drei fordert sie explizit<br />

zum Handeln auf und zur Verteidigung der<br />

Energiewende. Sie rät, dass Energiewende<br />

und Digitalisierung zusammen gedacht<br />

werden müssen. Zudem stellt sie fest, dass<br />

die Energiewende ein Friedensprojekt ist.<br />

Kemferts Buch schließt mit einem Handlungskatalog<br />

als viertes Kapitel ab. Darin<br />

gibt sie ausführliche Tipps zur Verteidigung<br />

der Energiewende und zur Entkräftung der<br />

Postfakten.<br />

Verlag: Murmann Publishers, Hamburg.<br />

146 Seiten, <strong>2017</strong>. 14,90 Euro,<br />

ISNB: 978-3-86774-566-6<br />

Tomorrow – Der Film<br />

Der Untertitel „Die<br />

Welt ist voller Lösungen“<br />

fasst den<br />

Inhalt des Filmes<br />

Tomorrow sehr gut<br />

zusammen.<br />

Das französische<br />

Filmteam hat sich –<br />

desillusioniert von<br />

den vielen schlechten Nachrichten in den<br />

letzten Jahren – auf die Suche nach Hoffnung<br />

gemacht. Es besuchte Menschen in<br />

zehn verschiedenen Ländern, u.a. in Amerika<br />

und Island, in Dänemark, Finnland<br />

und Großbritannien, die aus einer tiefen<br />

Überzeugung handeln: sei es der urbane<br />

Gemüsegarten, die energieautarke Firma,<br />

das partnerschaftliche Schulsystem oder<br />

die ökonomisch unabhängige Gemeinde.<br />

Es gibt viele Ansätze, die Welt zu einem<br />

besseren Ort zu machen.<br />

Wir können und müssen nicht auf staatlich<br />

subventionierte Änderungen warten.<br />

Jeder kann etwas dazu beitragen – und in<br />

der Summe verändert es die Welt. Das ist<br />

die Botschaft, die der Film vermittelt – und<br />

damit Hoffnung macht.<br />

Tomorrow ist als DVD und Blu-ray erhältlich,<br />

außerdem als VoD und EST.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.tomorrow-derfilm.de<br />

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August 22 - 24, <strong>2017</strong> | São Paulo, Brazil<br />

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8


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Termine<br />

Alle Termine finden Sie auch auf der Seite www.biogas.org/Termine<br />

5. September<br />

Fachsymposium Biogasmotoren<br />

Hamburg<br />

ig-biogasmotoren.de<br />

5. September<br />

Informationsveranstaltung<br />

„Biogas in Thailand“<br />

München<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

11. bis 14. September<br />

AHK-Geschäftsreise „Effizienzsteigerung<br />

im Biogassektor in Nordchina“<br />

Peking, China<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

19. bis 22. September<br />

AHK-Geschäftsreise „Beheizung und Kühlung<br />

von gewerblichen und Industriegebäuden mit<br />

erneuerbaren Energien in Norwegen“<br />

Norwegen<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

19. September<br />

Informationsveranstaltung „Biogas in<br />

Malaysia“<br />

Frankfurt am Main<br />

www.german-energy-solutions.de<br />

25. bis 29. September<br />

AHK-Geschäftsreise „Biogas zur Gewinnung<br />

von Biomethan in Italien“<br />

Italien<br />

www.eclareon.com/de/projects<br />

26. bis 27. September<br />

KTBL / FNR-Biogaskongress <strong>2017</strong>: Biogas in<br />

der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven<br />

Bayreuth<br />

www.ktbl.de<br />

Lehrgang „Fachagrarwirt /in Erneuerbare<br />

Energien-Biomasse“<br />

12 Kurswochen vom<br />

23.10.<strong>2017</strong> bis 06.04.2018<br />

Anmeldeschluss: 15. September <strong>2017</strong><br />

Weitere Infos unter: www.lfl.bayern.de <br />

Berufsbildung Fachagrarwirte Erneuerbare<br />

Energien-Biomasse<br />

13. bis 14. September<br />

5. Abfallvergärungstag des<br />

Fachverbandes Biogas e.V.<br />

Papenburg<br />

Abfallvergärungstag.biogas.org<br />

12. bis 14. Dezember <strong>2017</strong><br />

BIOGAS Convention & Trade Fair<br />

Nürnberg<br />

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Biogaskongress <strong>2017</strong><br />

26. / 27. September in Bayreuth<br />

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Alle Infos unter www.fnr.de/biogaskongress<br />

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9


praxis BIOGAS-KIDS / Titel Biogas Journal BIOGAS-KIDS<br />

| 4_<strong>2017</strong><br />

Mit Biogas<br />

das<br />

Klima schützen<br />

Wir Menschen setzen uns im Leben immer<br />

wieder Ziele. Das ist wichtig, auch für dich.<br />

Zum Beispiel hilft dir das Lernen bei dem<br />

Ziel, in der Schule gute Zensuren zu erreichen.<br />

Dieses Ziel erreichst du nicht immer,<br />

und nicht immer sofort – aber es ist wichtig,<br />

daran festzuhalten. Um unser Klima<br />

für die Zukunft zu schützen, müssen sich<br />

die Menschen ebenfalls Ziele setzen<br />

und sich für dessen Schutz einsetzen –<br />

denn ansonsten nimmt unser schöner<br />

Planet immer mehr Schaden. Ein wichtiges<br />

Ziel ist, verstärkt Erneuerbare<br />

Energien einzusetzen. Sie sind umweltfreundlich<br />

und verhindern, dass<br />

weiter schädliche Gase in die Atmosphäre<br />

gelangen. Diese schädlichen<br />

Gase werden auch „Treibhausgase“<br />

genannt, weil sie zu einer Erwärmung<br />

führen und unsere Atmosphäre<br />

zerstören. Im deutschen<br />

Klimaplan sind die Ziele zum Klimaschutz<br />

bis zum Jahr 2050 festgelegt<br />

worden. Der Landwirtschaft kommt dabei<br />

eine wichtige Rolle zu, denn durch<br />

Wenn Kühe pupsen ...<br />

Ja, es stimmt: Auch Kühe verursachen<br />

das schädliche Treibhausgas<br />

Methan, wenn sie pupsen (oder<br />

rülpsen). Das ist eine Folge der<br />

Verdauung – nicht nur bei den<br />

Wiederkäuern. Und weil es viele<br />

Kühe gibt, entsteht in den Ställen<br />

und auf den Weiden auch viel<br />

Methan. Und nicht nur das. Mit<br />

der Entstehung der Pups- und Rülpsgase wird schließlich auch noch<br />

eine gewisse Energiemenge des Futters verschwendet. Diese Energie<br />

steht der Kuh also nicht mehr zur Verfügung. Weltweit versuchen<br />

deshalb viele Firmen und Forschungsprojekte, den Methan-Ausstoß<br />

von Wiederkäuern zu reduzieren. Einen wichtige Lösung hat ein Forschungsinstitut<br />

im hessischen Marburg entwickelt. Dort fanden die<br />

Forscher heraus, dass für das Rülpsen ein winzig kleiner biochemischer<br />

Baustein (ein Molekül) im Verdauungstrakt der Kühe verantwortlich<br />

ist. Wird diese Verbindung dem Futter zugesetzt, müssen<br />

Kühe weniger rülpsen.<br />

Viehhaltung und Düngung entstehen ebenfalls<br />

Treibhausgase. Eine Lösung, um dies in<br />

Zukunft noch mehr zu vermeiden, liegt in<br />

der Energieerzeugung aus Biogas durch<br />

Wirtschaftsdünger – also hauptsächlich<br />

durch die Gülle und den Mist aus den<br />

Ställen. Je mehr Wirtschaftsdünger für<br />

die Vergärung zu Biogas eingesetzt<br />

wird, desto geringer ist die Gefahr,<br />

dass aus der Gülle klimaschädliche<br />

Gase entweichen. Denn das<br />

passiert zwangsläufig bei der<br />

Lagerung und bei der Ausbringung<br />

von Gülle auf dem Feld.<br />

Je schneller die Gülle aus dem<br />

Stall in den Biogasbehälter gelangt,<br />

desto besser. Weil die Behälter<br />

gasdicht sind, kann dort nichts<br />

entweichen. Das heißt natürlich nicht,<br />

dass Gülle nicht auf dem Feld ausgebracht<br />

werden soll. Dieser Dünger<br />

ist für die Ackerpflanzen hervorragend<br />

– aber immer nur so viel wie<br />

nötig, und sie muss sofort in den<br />

Boden eingearbeitet werden.<br />

Mein Experiment – rote Farbe aus Mohn<br />

An den Feldrändern siehst du jetzt rot leuchtende Mohnblüten. Aus<br />

den Blütenblättern der Mohnblumen lässt sich ganz einfach Wasserfarbe<br />

herstellen. Die Farbstoffe in der Mohnblüte sind wasserlöslich<br />

und werden durch Zerreiben der Blütenblätter freigesetzt.<br />

Du benötigst:<br />

– eine Handvoll roter Mohnblüten-Blätter<br />

– einen Mörser<br />

– etwas feinen Sand<br />

– ein paar Tropfen Wasser, ein Glas und ein Teesieb<br />

Reiße die Blütenblätter mit der Hand in kleine Stücke<br />

und gebe sie zusammen mit dem Sand und etwas Wasser<br />

in den Mörser. Mit dem Stein oder Stößel werden die<br />

Blütenblätter zerrieben, bis ein roter Saft entsteht. Je mehr Tropfen<br />

Wasser du zugibst, desto mehr Farbe erhältst du. Weniger Wasser<br />

ergibt dafür eine kräftigere Farbe. Häng das Teesieb in ein hohes Glas<br />

und gibt den Blütensaft hinein. Im Glas ist die reine dunkelrote Farbe.<br />

Nimm Pinsel und Papier und probier die Farbe aus. Das Rot dunkelt<br />

sehr schnell nach und auf dem Papier wirkt es lila!<br />

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Landwirtschaft entdecken und verstehen –<br />

Die Fachzeitschrift für Kinder<br />

10


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

ÜBERWACHUNG VON BIOGAS-ANLAGEN<br />

Biogas 401<br />

Mehrkanal-Gasanalysator<br />

Biogas 905<br />

Mehrkanal-Gasanalysator<br />

SENSOREN<br />

Die beiden Gas-Analysatoren Biogas 401<br />

und Biogas 905 über wachen kontinuierlich<br />

oder dis kon ti nuierlich die Qualität des<br />

Biogases auf die Gaskompo nenten hin.<br />

Optional warnen zusätzliche Umgebungsluft-Sensoren<br />

frühzeitig vor gesundheitsge<br />

fähr denden, explo sions fähigen und<br />

nichtbrenn baren Gasen und Dämpfen.<br />

❯❯❯ Biogas Know-how seit 2001 ❮❮❮<br />

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11


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Biogas-Innovationskongress<br />

Neuheiten aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />

In der zweiten Maiwoche fand in Osnabrück in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) der 10. Biogas-<br />

Innovationskongress statt. Etwa 20 Referentinnen und Referenten stellten ihre neuen Produktentwicklungen<br />

und Forschungsergebnisse vor.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Die EEG-Novelle 2016 war eine<br />

der größten politischen Baustellen,<br />

die ich in den vergangenen<br />

Jahren erlebt habe. Die<br />

Diskussionen um die Zukunft<br />

der Bioenergie sind im Deutschen Bundestag<br />

sehr intensiv gewesen“, erklärte Artur<br />

Auernhammer, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages und Vorsitzender des Bundesverbandes<br />

Bioenergie e.V. (BBE), in seinem<br />

Grußwort. Während in der CDU einige<br />

Abgeordnete überzeugt werden mussten,<br />

habe er die CSU hinter sich gehabt. Nur<br />

weil die Bioenergiebranche geschlossen<br />

gekämpft habe, sei das novellierte Gesetz<br />

in der jetzigen Form durchgebracht worden.<br />

Größere Mengen des jährlichen Ausschreibungsvolumens<br />

seien mit dem Koalitionspartner<br />

nicht möglich gewesen, weil der<br />

aus Sorge um steigende Strompreise immer<br />

wieder das Argument der steigenden<br />

EEG-Umlage in die Verhandlungen eingebracht<br />

hatte. Für Auernhammer ist Biogas<br />

der Garant für Grundlaststrom, wenn Wind<br />

und Sonne nicht liefern. Die Biogasanlagen<br />

verfügten mit ihren Gasspeichern und den<br />

Fahrsiloanlagen, in denen das Gärsubstrat<br />

gelagert werde, über die beste „Batteriespeichertechnik“.<br />

Beim Thema Energiewende werde immer zu<br />

sehr auf den Stromsektor geblickt. Für ihn<br />

aber bedeute die Energiewende den kompletten<br />

Ausstieg aus der Nutzung fossiler<br />

Energieträger. Der Atomausstieg sei sowieso<br />

klar. Bei der elektrifizierten Mobilität sei<br />

noch kein nennenswertes Marktvolumen erreicht.<br />

Im Zusammenhang mit der E-Mobilität<br />

gab er zu bedenken: „Wir benötigen die<br />

doppelte Strommenge, die wir heute produzieren,<br />

wenn wir den gesamten Verkehrssektor<br />

elektrifizieren. Ich bin für die intelligente<br />

Nutzung von Verbrennungsmotoren.“<br />

Es müssten Biokraftstoffe – vom Altfett<br />

bis zu Biomethan – zum Einsatz kommen.<br />

Für eine vollständige Dekarbonisierung des<br />

Energiesektors seien alle Bioenergieträger<br />

notwendig. Bioenergie sei ein wichtiger<br />

Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel.<br />

Er werde ein wachsames Auge auf die<br />

Bioenergienutzung haben – auch nach der<br />

Bundestagwahl im Herbst.<br />

Dr. Heinrich Bottermann<br />

Energie und Mobilität: Biogas<br />

wichtiges Standbein<br />

„Biogas ist ein Standbein der Energie- und<br />

Mobilitätswende. Ausschlaggebend für<br />

eine zukunftsfähige Entwicklung werden<br />

eine flexible Stromerzeugung und eine<br />

nachhaltige Flächennutzung sein. Wenn<br />

auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />

vorliegen, kann Biogas als Kraftstoffalternative<br />

einen Beitrag zur Dekarbonisierung<br />

leisten“, betonte Dr. Heinrich Bottermann,<br />

Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU).<br />

Um die Erderwärmung wie beim Klimagipfel<br />

in Paris 2015 international vereinbart<br />

unter 2 Grad zu halten, sei es, so Bottermann,<br />

nicht nur wichtig, Erneuerbare<br />

Energien zu fördern und die Nutzung fossiler<br />

Energieträger in absehbarer Zeit einzustellen.<br />

Um Märkte bedarfsgerecht zu<br />

bedienen, müssten auch die Potenziale der<br />

einzelnen Energieträger erkannt und effektiver<br />

genutzt sowie Nachteile kompensiert<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

werden. Bottermann: „Insbesondere bei<br />

Biogas sehe ich noch Entwicklungsbedarf.“<br />

Der DBU-Generalsektretär zeigte bei dem<br />

Kongress drei zentrale Herausforderungen<br />

für die Biogas-Branche auf. Die erste:<br />

Windenergie und Photovoltaik würden die<br />

zukünftige Stromversorgung tragen. Wind<br />

und Sonne seien jedoch nicht immer ausreichend<br />

vorhanden, sodass Schwankungen<br />

entstehen. Die aus Biogas gewonnene<br />

Energie habe das Potenzial, naturgegebene<br />

Schwankungen auszugleichen und könne<br />

somit flexibel auf den Strombedarf reagieren.<br />

Zusätzlich müssten notwendige infrastrukturelle<br />

Veränderungen beim Betrieb der<br />

Anlagen verwirklicht werden. Ein Ausbau<br />

von Gasspeichern und der modulare Betrieb<br />

von Blockheizkraftwerken könne eine<br />

Lösung sein. Es sei effektiver, kleine Blockheizkraftwerke<br />

unter Volllast zu fahren und<br />

je nach Bedarf weitere zuzuschalten, als<br />

ein großes zu betreiben, das teilweise nur<br />

geringfügig ausgelastet sei, etwa wegen<br />

mangelnder Stromnachfrage. Auch neue<br />

Geschäftsmodelle sollten, so Bottermann,<br />

in Betracht gezogen werden. So müsse heute<br />

die Abwärme der Biogasanlagen, die in<br />

der Vergangenheit häufig einfach verpuffte,<br />

zusätzlich zum Strom genutzt werden und<br />

als weitere Einkommensquelle dienen.<br />

Eine weitere Herausforderung liege, so<br />

der DBU-Chef, im Mobilitätssektor. Auf<br />

Deutschlands Straßen seien 2014 160<br />

Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen<br />

worden – eine Verringerung der<br />

Kohlendioxid-Belastung sei derzeit nicht<br />

erkennbar. Das widerspreche jedoch der<br />

politischen Zielsetzung: Bis 2050 soll der<br />

Endenergieverbrauch im Verkehr um 40<br />

Prozent verringert werden im Vergleich zu<br />

2005.<br />

Bottermann: „Die Aufbereitung von Biogas<br />

zu Biomethan bietet Anlagenbetreibern<br />

ein weiteres neues Geschäftsmodell<br />

und finanzielle Möglichkeiten. In DBU-<br />

Projekten haben wir zeigen können, dass<br />

12


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Biogas-Innovationspreis<br />

verliehen<br />

In diesem Jahr hat die Jury zwei Preisträger ausgewählt. In der<br />

Kategorie Wissenschaft wurde Mathias Stur vom Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />

DBFZ für seine Arbeit zum Thema „Entwicklung<br />

von technischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gasmanagements“<br />

ausgezeichnet. In der Kategorie Wirtschaft erhielt<br />

Matthias Wackerbauer, Geschäftsführer der MWK Bionik GmbH,<br />

den Preis für die Entwicklung des sogenannten BMT-Systems, mit<br />

dem ligninhaltige Gärsubstrate besser ausgenutzt werden können.<br />

Von links: Mathias Stuhr, DBFZ, Horst Seide, Präsident des<br />

Fachverbandes Biogas e.V., der die Urkunden überreicht hat, und<br />

Matthias Wackerbauer.<br />

Methan zum Beispiel aus Biogasanlagen<br />

eine klimaschonende Kraftstoffalternative<br />

für Arbeitsmaschinen sein kann.“ So wurde<br />

etwa von der Universität Rostock ein herkömmlicher<br />

Dieselmotor-Traktor zu einem<br />

gasbetriebenen Traktor umgebaut. Das Ergebnis:<br />

vergleichbare Leistungsdaten wie<br />

beim Diesel-Grundmotor bei gleichzeitiger<br />

Verringerung des Kohlendioxid- und Stickoxidausstoßes.<br />

Weitere Beispiele aus der Praxis zeigten,<br />

dass der Kraftstoff auch im Schwerlastund<br />

Schiffsverkehr problemlos einsetzbar<br />

sei. So seien beispielsweise die Emissionsbelastungen<br />

auf dem Rhein genauso hoch<br />

wie auf der Autobahn A3. „Die Schifffahrt<br />

muss sauberer werden“, forderte Bottermann.<br />

Die dritte zentrale Herausforderung für die<br />

Biogas-Branche liege laut Bottermann darin,<br />

den zukünftigen Fortschritt stärker mit<br />

einer nachhaltigen Entwicklung zu verknüpfen.<br />

„Der intensive Maisanbau, der auch mit<br />

der Biogas-Erzeugung in Zusammenhang<br />

steht, hat zu einem Image-Schaden der<br />

Branche geführt. Das können wir uns weder<br />

im Zusammenhang mit den Zielen der<br />

Energiewende noch bezogen auf den Verlust<br />

der Artenvielfalt leisten. Es ist überfällig,<br />

verstärkt nach sinnvollen Alternativen zu<br />

suchen.“ So falle etwa bei der Landschaftspflege<br />

von Flächen mit hoher Artenvielfalt<br />

Grünmaterial an, das ebenso in Biogas-Anlagen<br />

verwertet und genutzt werden könne.<br />

Wenn dies für die Unternehmen aus wirtschaftlichen<br />

Gründen keine Alternative sei,<br />

müsse bei den Förderungen nachgebessert<br />

werden. Bottermann: „Als dezentraler Lieferant<br />

Erneuerbarer Energie hat Biogas eine<br />

nicht zu unterschätzende Bedeutung mit<br />

weiterem Potenzial nach oben. Jetzt gilt es,<br />

sie zukunftsfähig zu machen.“<br />

Gasspeicher besser managen<br />

Die flexible Erzeugung von Strom aus Biogas<br />

stellt einen wesentlichen Baustein zum<br />

Ausgleich fluktuierender Energiequellen<br />

in der zukünftigen Energieversorgung dar.<br />

Dazu trägt bei, dass das Anlagenportfolio<br />

mehr als 4,5 Gigawatt (GW) installierter<br />

elektrischer Anlagenleistung umfasst und<br />

Biogasanlagen flächendeckend dezentral<br />

verfügbar sind. In seinem Vortrag legte der<br />

Preisträger Mathias Stur (siehe Kasten) anschaulich<br />

dar, dass durch eine Analyse der<br />

technischen Gegebenheiten, eine individuelle<br />

Bestandsaufnahme des Anlagenbetriebes<br />

sowie durch die Ableitung geeigneter<br />

Maßnahmen bereits ohne Zuhilfenahme<br />

von Zusatzkomponenten eine deutliche<br />

Verbesserung des Gasspeichermanagements<br />

erzielt werden kann.<br />

Die Forschungsarbeit beinhaltete als<br />

Grundlage eine technische Analyse der<br />

gebräuchlichen Systeme und der wesentlichen<br />

Einflussfaktoren im Betrieb von<br />

Gasspeichersystemen. Darauf aufbauend<br />

wurden verschiedene Füllstandsmesssysteme<br />

untersucht, modifiziert und in die Anlagenautomatisierung<br />

integriert. Die ersten<br />

Ergebnisse zeigen unter anderem bei dem<br />

betrachteten pneumatisch vorgespannten<br />

Doppelmembran-Gasspeichersystem einen<br />

starken Einfluss der Witterung, insbesondere<br />

im Zustand eines hohen Speicherfüllstandes.<br />

Somit ergibt sich laut Stuhr beispielsweise<br />

bei einer Temperaturänderung<br />

von etwa 30 Kelvin im Gasspeicherinnenraum<br />

während des Verlaufs eines Sommertages<br />

eine Reduzierung der Netto-Gasspeicherkapazität<br />

von etwa 20 Prozent.<br />

Bei Temperaturmessungen auf der Außenseite<br />

des Gasspeicherdaches wurden im<br />

Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung<br />

Oberflächentemperaturen bis etwa 69 Grad<br />

Celsius ermittelt, die zu einer entsprechenden<br />

Temperaturerhöhung im Inneren des<br />

Gasspeichers führen. Solche Temperaturanstiege<br />

können zu einem ungeplanten<br />

Erreichen eines technisch vollen Gasspeichers<br />

sowie dem Auslösen der Über-/Unterdrucksicherung<br />

führen.<br />

Ein weiteres Ergebnis zu den untersuchten<br />

Gasspeicherfüllstandsmesssystemen ist<br />

das Auftreten einer bautechnisch bedingten<br />

Totzone des Messbereichs bei niedrigem<br />

Gasspeicherfüllstand. Bei dem untersuchten<br />

Gasspeicher wurde ein verzögerter<br />

Detektionsstart des Füllstandes in Bezug<br />

auf den tatsächlichen Gasspeicherfüllstand<br />

aufgezeigt, da der zentrale Messpunkt im<br />

leeren Zustand nicht dem niedrigsten Punkt<br />

der Membran entspricht.<br />

Auf den zweiten Preisträger Matthias Wackerbauer<br />

und das von ihm entwickelte<br />

BMT-System wird hier nicht näher eingegangen,<br />

da im Biogas Journal 2_17, Seite<br />

36 die Entwicklung vorgestellt worden ist.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

13


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Biogas-Innovationskongress<br />

Neues aus den Ideenschmieden<br />

Batchtest im automatisierten<br />

Biomassekarussell (BMK)<br />

Foto: atres group<br />

Im Rahmen eines geförderten ZIM-Projektes entwickelte<br />

atres, München, mit seinem Kooperationspartner Steinbeis-<br />

Innovationszentrum (SIZ) für Systemlösungen in Mess- und<br />

Automatisierungstechnik, Mannheim, ein automatisiertes<br />

Biomassekarussell. Damit konnte der personelle Aufwand im<br />

Wesentlichen auf die Rüstzeiten des BMK reduziert werden.<br />

Die wiederkehrenden Messungen, also die quantitative und<br />

qualitative Erfassung des Biogases, erfolgen automatisiert.<br />

Die Messdaten werden mittels einer Software erfasst und<br />

verarbeitet. Eine weitere Besonderheit stellt die qualitative<br />

Bestimmung des Biogases mithilfe der Mittelinfrarot-Spektroskopie<br />

dar.<br />

Das BMK hat einen Durchmesser von rund 2 Metern und eine<br />

Höhe von 2,3 Metern. Die Eudiometer sind einreihig angeordnet<br />

in drei Wasserbädern mit jeweils 16 Gärbehältern. Die<br />

Temperierung der einzelnen Wasserbäder lässt sich in einem<br />

Temperaturbereich von 20 bis 55 Grad Celsius einstellen.<br />

Biomassekarussell, das die quantitative und qualitative Erfassung<br />

des Biogases automatisiert.<br />

Weitere Infos unter www.atres-group.de<br />

UGNCleanPellets S 3.5 Bio<br />

Die Weiterentwicklung der UgnCleanPellets S 3.5 unter Verwendung<br />

des Basismaterials Biertreber statt Cellulose schafft Filterpellets<br />

zur selektiven, vollständigen externen Entschwefelung von<br />

Biogas bis zur Nachweisgrenze. UGNCleanPellets S 3.5 Bio sind<br />

ein biologisch-chemisch reaktives Filtermaterial. Sie können nicht<br />

nur die Eigenenergie des Biogases und die vertrauten<br />

Vorteile der bewährten Luft- und chemischen<br />

Entschwefelung effizient nutzen, sondern auch die<br />

darauf ab- beziehungsweise angelagerten Schwefel-<br />

und Stickstoffverbindungen einer sinnvollen<br />

Weiterverwertung zuführen.<br />

Die UGNCleanPellets S 3.5 Bio sind auch im beladenen<br />

Zustand düngemittelkonform, sofern sie<br />

mit düngemittelkonformen Stoffen befrachtet<br />

sind. Für die Anwendung dieser neuen Pellets gibt<br />

es zwei verschiedene Anlagensysteme. Die Auswahl<br />

der Systeme erfolgt in Abhängigkeit der Verwendung<br />

des Biogases. So können die neuen Pellets<br />

zum einen in dem UGN-BEKOM H-Verfahren<br />

eingesetzt werden, das unter Zugabe von Luft beziehungsweise<br />

Sauerstoff arbeitet. Zum anderen<br />

lassen sich die Pellets im UGN-BEKOM-Verfahren<br />

einsetzen, das ohne die Zugabe von Luft beziehungsweise<br />

Sauerstoff funktioniert. Dieses Verfahren der Gasveredlung<br />

wird zum Beispiel verwendet, wenn Biogas ins Erdgasnetz<br />

eingespeist werden soll.<br />

Foto: UGN Umwelttechnik GmbH<br />

Weitere Infos unter www.ugn-umwelttechnik.de<br />

14


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Bioh!gas<br />

KWS ENERGIERÜBEN<br />

FÜR DIE AUSSAAT 2018<br />

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15


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

BagFerm Probenvorbereitung<br />

der<br />

zu analysierenden<br />

Maissilage.<br />

Foto: Wessling GmbH<br />

BagFerm der Wessling GmbH<br />

BagFerm ist ein neues, innovatives Verfahren,<br />

um die Gaserträge von verschiedenen<br />

Proben unter realitätsnahen Bedingungen<br />

zu bestimmen. Bei diesem Verfahren wird<br />

nicht wie sonst üblich die produzierte<br />

Gasmenge bestimmt, sondern der Verlust<br />

an organischer Masse. Die Probe wird in<br />

speziellen Säckchen eingewogen, in eine<br />

Biogasanlage gegeben und nach der gewünschten<br />

Zeit aus der Biogasanlage entnommen.<br />

Anhand des während der Vergärung<br />

stattgefundenen Masseverlustes<br />

lässt sich der Biogasertrag berechnen.<br />

Weitere Infos unter www.wessling.de<br />

SCR-Kat: flexibles<br />

Katalysatorsystem,<br />

bei dem die Harnstoffdosiereinrichtung<br />

auch<br />

nachträglich eingebaut<br />

werden kann.<br />

Emission Blue: das flexible Katalysatorsystem<br />

Um den sich ändernden Rahmenbedingungen<br />

zur Einhaltung von Emissionsgrenzwerten<br />

Rechnung zu tragen, bietet Emission<br />

Partner einen zweistufigen Ausbau der Abgasanlage<br />

an. Im ersten Schritt sollte anstelle<br />

eines Oxidationskatalysators gleich ein<br />

SCR-Reaktor eingebaut werden. Vorteile:<br />

ffSchwefelresistente Katalysatortechnologie<br />

gegenüber den bisher verwendeten<br />

edelmetallhaltigen Oxikats.<br />

ffWiderstandsfähiger als herkömmliche<br />

Oxikats, die durch hohen Methanschlupf<br />

und Restölgehalt im Abgas<br />

häufig getauscht werden mussten.<br />

ffSelektive Oxidationsfähigkeit in Bezug<br />

auf Formaldehyd.<br />

ffBei Absenkung der Emissionsgrenzwerte<br />

in der Zukunft müssen nur noch die<br />

Harnstoffdosierung und die Sensorik<br />

nachgerüstet werden.<br />

Foto: Emission Partner GmbH & Co.KG<br />

Im zweiten Schritt, wenn zum Beispiel<br />

die NOx-Emissionsgrenzwerte weiter abgesenkt<br />

werden sollten, können BHKW-<br />

Hersteller ohne neue Änderung der Konstruktion<br />

die Harnstoffdosierung zusätzlich<br />

einbauen. Darüber hinaus können Anlagenhersteller<br />

ihren Bestandskunden die<br />

SCR-Harnstoffdosierung als Nachrüstung<br />

anbieten.<br />

Vorteile: Kein Umbau der Abgasanlage notwendig.<br />

Potenzial zur Kraftstoffeinsparung<br />

von bis zu 2,5 Prozent. Reduktion des Methanschlupfes<br />

durch optimaleren Betriebspunkt.<br />

Absenkung der NOx-Emissionen auf<br />

unter 100 mg/Nm³ möglich. Standzeit der<br />

Katalysatoren: 16.000 Stunden. Die Forderung<br />

der Behörden nach kontinuierlicher<br />

Überwachung der Abgasnachbehandlung<br />

kann durch die im System verbauten Sensoren<br />

erfüllt werden.<br />

Weitere Infos unter<br />

https://emission-partner.de/<br />

16


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

Die neue Generation<br />

der Barrierefolien.<br />

Silo 2<br />

Block<br />

O 2<br />

Barrier<br />

Silofolie<br />

Silo 2<br />

Block<br />

– 90 µm Folie mit eingebauter Barriereschicht<br />

– Grüne und silberne Seite als Oberseite einsetzbar<br />

– Robuster Vliesschutz der Folienrolle<br />

– Extrem tritt- und reißfest<br />

– 6 bis 36 m breit<br />

O 2<br />

Barrier<br />

– 80 µm Deckfolie und 20 µm Siegelfolie trennen sich<br />

nach Verlegung<br />

– Grüne Seite bildet die Oberseite<br />

– Siegelfolie schmiegt sich eng an Silageoberfläche an<br />

– Extrem tritt- und reißfest<br />

– 6 bis 18 m breit<br />

www.terravis-biogas.de<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Johannes Joslowski<br />

Telefon 0251 . 682-2056<br />

johannes.joslowski@terravis-biogas.de<br />

FELD SILO FERMENTER ENERGIE<br />

17


Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Tag der Erneuerbaren Energien<br />

Biogas präsentierte sich bundesweit als<br />

wichtiger Teil des erneuerbaren Energiemixes<br />

Am 29. April fand zum 22. Mal<br />

der „Tag der Erneuerbaren<br />

Energien“ statt. Dieser ist immer<br />

auf den ersten Samstag<br />

nach dem Jahrestag der Reaktorkatastrophe<br />

von Tschernobyl terminiert<br />

und ist eine von der Basis getragene<br />

deutschlandweite Initiative, bei der Anlagenbetreiber,<br />

Bürgerinitiativen, Kommunen,<br />

Agenda 21-Gruppen und Unternehmen<br />

zeigen, wie die Energieversorgung mit<br />

Erneuerbaren Energien, Energieeffizienz<br />

und Energieeinsparung funktioniert. Ins<br />

Leben gerufen hat diesen Tag die sächsische<br />

Stadt Oederan im Jahr 1996 anlässlich<br />

des 10. Jahrestages der Katastrophe<br />

in Tschernobyl. Die Idee breitete sich<br />

deutschlandweit aus.<br />

Auch heuer öffneten verschiedene regenerative<br />

Kraftwerke ihre Türen, um der Bevölkerung<br />

zu zeigen, wie eine Biogasanlage<br />

funktioniert, wie ein Windrad von innen<br />

aussieht oder wie man eine Solaranlage auf<br />

dem Dach installiert. Über 100 Anlagenbetreiber<br />

hatten sich in diesem Jahr auf der<br />

Seite http://energietag.de mit ihrer Veranstaltung<br />

eingetragen – darunter zahlreiche<br />

Biogasanlagen. Auch der Fachverband<br />

Biogas e.V. und seine Mitglieder stellten<br />

an verschiedenen Orten in Deutschland die<br />

Funktionsweise und die Vorteile von Biogas<br />

vor. Da häufig nur über die Stromversorgung<br />

aus Erneuerbaren Energien gesprochen<br />

wird, nicht aber über die Wärmeversorgung,<br />

machte der Fachverband Biogas anlässlich<br />

des Tages der Erneuerbaren Energien mit<br />

zwei Veranstaltungen auf die nachhaltige<br />

Wärmegewinnung und -nutzung aus Biogas<br />

aufmerksam: auf der Biogasanlage Mundigl<br />

im oberbayerischen Hubenstein bei<br />

Taufkirchen / Vils und im Freibad im sächsischen<br />

Burkhardtsdorf, wo eine Biogasanlage<br />

für wohlige Badetemperaturen sorgt.<br />

Auch im nordrhein-westfälischen Bergkamen<br />

konnte sich die Bevölkerung an<br />

dem Samstag über den flexiblen „Immer-<br />

Könner“ informieren. Dort wurde auf der<br />

Biogasanlage der BioEnergie Willeke ein<br />

Demonstrationsprojekt zur Steigerung der<br />

Effizienz aus BHKW-Abwärme (ORC-Anlage)<br />

zur Deckung des Eigenstrombedarfs<br />

und zur Versorgung der öffentlichen E-<br />

Tankstelle eingeweiht. Bereits am Freitag,<br />

28. April, veranstalteten das Innovations-<br />

und Bildungszentrum Hohen Luckow e.V.,<br />

die Universität Rostock und der Fachverband<br />

Biogas e.V. das 11. Hohen Luckower<br />

Bioenergie-Seminar und nahmen den Tag<br />

der Erneuerbaren Energien zum Anlass, um<br />

das aktuelle Geschehen in der Biogasbranche<br />

aufzugreifen und mit Betreibern und<br />

Experten aus der Region zu diskutieren.<br />

Mehr zu den einzelnen Veranstaltungen<br />

lesen Sie in den Berichten aus den Regionalgruppen<br />

ab Seite 86.<br />

Auch 2018 findet der Tag der Erneuerbaren<br />

Energien statt. Ob Besichtigung Ihrer<br />

Anlage, Tag der offenen Tür Ihrer Firma,<br />

Tag des offenen Hofes oder eine Aktion für<br />

Kinder und Jugendliche – nutzen Sie diesen<br />

Tag, um den Menschen die nachhaltige<br />

Energieerzeugung aus Biogas zu erklären!<br />

Ihre Veranstaltung können Sie kostenfrei<br />

bekanntmachen auf http://energietag.de<br />

Autorin<br />

Rebekka Schlicker<br />

Referentin für regionale Öffentlichkeitsarbeit<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Biogasanlagenbetreiber<br />

Ludger Willeke stellte den<br />

Besuchern seine Anlage vor.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

18


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Aktuelles<br />

BIOGAS Convention & Trade Fair<br />

vom 12. bis 14. Dezember <strong>2017</strong><br />

in Nürnberg – Programm im Juli online<br />

Seit Januar erarbeitet der Fachverband Biogas das aktuelle Programm für die BIOGAS<br />

Convention & Trade Fair <strong>2017</strong>. Bis Ende Juli wird das Programm fertiggestellt und der<br />

Ticketshop geöffnet.<br />

12.–14. Dezember <strong>2017</strong>, Nürnberg<br />

Die Jahrestagung widmet sich auch im 27.<br />

Jahr den aktuellen Herausforderungen der<br />

Branche. Im Zentrum wird die Planung der<br />

Zukunft stehen: Wie werden sich die Ergebnisse<br />

der Bundestagswahl auswirken? Wie<br />

kann man als Betreiber der novellierten Düngeverordnung<br />

gerecht werden? Flexible Verstromung von Biogas –<br />

welche Erfahrungen liegen vor? Wie leiste ich meinen<br />

Beitrag zum Gewässerschutz? Neben weiteren Themen<br />

werden die Herausforderungen durch die AwSV, die TA<br />

Luft, den Emissionsschutz oder die gestiegenen Sicherheitsanforderungen<br />

diskutiert.<br />

Für internationale Gäste wird ein exklusives englischsprachiges<br />

Programm geboten. Klimaschutz und dessen<br />

Finanzierung, Praxisbeispiele rund um Biomethan<br />

und innovative internationale Biogasprojekte stehen<br />

» Aktuelle hier im Fokus. Vorträge In aus einem der eigenen Branche Block stellt sich unser<br />

für Partnerland die Branche Indien vor. Erwartet wird zudem eine chinesische<br />

Workshops Delegation, für die Mitglieder im Rahmen der Sino-German<br />

» Exklusive<br />

Biogas Conference spezielle Inhalte zum Thema Biogas<br />

» Biogas worldwide<br />

in China vertiefen wird.<br />

» Plenarvorträge, Neu ist, dass Workshops Best Practice und Vortragspanel nicht parallel<br />

stattfinden. & Abendveranstaltung<br />

Während die ersten beiden Tage im Zei-<br />

» Lehrfahrt<br />

chen der klassischen Vortragsreihen stehen, wird der<br />

Donnerstag zum Workshoptag. Dieses Angebot soll den<br />

Teilnehmern ausreichend Zeit geben, in Ruhe auch die<br />

Hauptveranstalter:<br />

Messe zu besuchen. In Mitveranstalter:<br />

den Workshops werden weitere<br />

Schwerpunkte gesetzt: EEG, Substrate, Gärprodukte,<br />

Save the date!<br />

Herausforderungen im BHKW-Betrieb, Ausschreibungen.<br />

Erstmalig wird ein englischer Workshop zu „Case<br />

studies of waste digestion plants“ stattfinden, und im<br />

Workshop „Soziale Medien“ erarbeiten die Teilnehmer<br />

gemeinsam, wie wir uns als Biogasbranche besser der<br />

Öffentlichkeit präsentieren können.<br />

Bereits über 200 Firmen haben ihre Teilnahme an der<br />

Fachmesse gebucht. An drei Tagen gibt es für Besucher<br />

ausführlich Gelegenheit zum Austausch mit den Ausstellern<br />

und zum Kennenlernen von Produktneuheiten.<br />

Ein Schwerpunkt wird bei Herstellern und Anbietern<br />

von Anlagenkomponenten liegen, zugleich kann sich<br />

der Besucher ausführlich über Dienstleistungen, Logistik<br />

und mehr informieren. Für Mitglieder im Fachverband<br />

Biogas und der DLG ist der Besuch der Messe<br />

(gegen Vorlage des Mitgliedsausweises) frei.<br />

Abgerundet wird die Jahrestagung durch die Mitgliederversammlung<br />

(12.12.<strong>2017</strong>), die Abendveranstaltung<br />

(13.12.<strong>2017</strong>) und die internationale Lehrfahrt<br />

(15.12.<strong>2017</strong>). Verpassen Sie nicht den Jahrestreff der<br />

Biogasbranche und halten Sie sich bereits jetzt den 12.<br />

12. – 14. Dezember <strong>2017</strong><br />

Halle 9 und 10, NCC Mitte, Messegelände Nürnberg<br />

bis 14. Dezember <strong>2017</strong> im Kalender frei!<br />

Unter www.biogas-convention.com finden Sie ausführliche<br />

Informationen rund um die BIOGAS Conventi-<br />

Weltweit on & Trade größter Fair. Hier Treff können der Firmen Biogasbranche<br />

schnell und<br />

unkompliziert ihre Standfläche buchen. Noch<br />

mit internationaler Biogas Fachausstellung<br />

sind Standplätze frei!<br />

Anmeldung<br />

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19


Politik<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Foto: FOTOLIA_undrey<br />

Vier turbulente Jahre – Rückblick auf die Energiepolitik<br />

der vergangenen Legislaturperiode<br />

Die Legislaturperiode geht zu Ende und es wird Zeit, Bilanz zu ziehen. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

hatte sich eine lange Agenda vorgenommen und gleich dutzende Gesetzesvorhaben durchgepeitscht – und wir<br />

mit der Biogastechnologie waren nahezu immer auch davon betroffen und mischten eifrig mit. Ohne Zweifel<br />

hat also die Biogasbranche vier turbulente Jahre hinter sich.<br />

Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />

Aus politischer Sicht kann<br />

das Jahr 2014 wohl als das<br />

Schwarze Jahr der Bioenergie<br />

in Deutschland gelten. Zwar<br />

ist es dem Fachverband Biogas<br />

e.V. und seinen Unterstützern gelungen,<br />

bei der EEG-Reform 2014 eine Reihe von<br />

Eingriffen in den Investitions- und Vertrauensschutz<br />

zu verhindern. Doch kam nach<br />

Streichung der Einsatzstoffvergütungsklassen<br />

der Anlagenneubau praktisch zum<br />

Erliegen, und die Betreiber bestehender<br />

Anlagen standen vor der Frage, wie es nach<br />

Ablauf ihres 20-jährigen Vergütungszeitraums<br />

weitergehen würde. Die Branche war<br />

an ihrem Tiefpunkt angelangt.<br />

Um dies zu ändern, setzte sich der Fachverband<br />

gemeinsam mit dem Bundesverband<br />

Bioenergie e.V. (BBE), dem Deutschen<br />

Bauernverband e.V. (DBV) und dem Fachverband<br />

Holzenergie (FVH) in breiter Front<br />

dafür ein, das Thema der Anschlussregelungen<br />

für Bestandsanlagen im Zuge der<br />

Diskussion um Ausschreibungen auf die<br />

politische Agenda zu setzen. Und wie man<br />

nun weiß, führte diese Strategie letztlich<br />

zum Erfolg.<br />

Anfang 2016 begann dann die wohl bisher<br />

vertrackteste EEG-Reform. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />

(BMWi) legte einen<br />

Gesetzesentwurf vor. Doch die Pläne<br />

des BMWi zur Bioenergie passten uns und<br />

auch dem Bundeslandwirtschaftsministerium<br />

(BMEL) gar nicht. Auch eine Dreierallianz<br />

bestehend aus den Ländern Bayern,<br />

Rheinland-Pfalz und Thüringen stellte sich<br />

quer. Ebenso pochte die Unionsfraktion<br />

im Bundestag – insbesondere Vertreter<br />

der CSU-Landesgruppe und des Landwirtschaftsflügels<br />

– auf Verbesserungen bei<br />

den Regelungen zur Bioenergie.<br />

In zahlreichen politischen Gesprächen und<br />

mit mehreren öffentlichen Aktionen haben<br />

die hauptamtlichen und ehrenamtlichen<br />

Mitstreiter der Bioenergiebranche unseren<br />

Unterstützern in den Bundesländern und<br />

im Bundestag den Rücken gestärkt.<br />

Zur Hochphase der EEG-Reform 2016<br />

zeigte die Bioenergiebranche im Konzert<br />

mit anderen Akteuren ihre Betroffenheit<br />

auch auf der Straße. Dazu gehörte die<br />

deutschlandweite Aktion „5 vor 12“, bei<br />

der mehr als 210 Betriebe der Erneuerbaren-Branche<br />

mit insgesamt über 30.000<br />

Mitarbeitern für kurze Zeit ihre Arbeit unterbrachen,<br />

und die vom Fachverband Biogas<br />

mit organisierte Großdemonstration im<br />

Berliner Regierungsviertel.<br />

Wir sind stolz darauf, dass der Einsatz<br />

der Branche und ihrer vielen Unterstützer<br />

letztlich von ersten Erfolgen gekrönt war.<br />

Das EEG <strong>2017</strong> enthält im Vergleich zu<br />

dem katastrophalen EEG 2014 deutliche<br />

Verbesserungen. Zum ersten Mal können<br />

Bestandsanlagen durch die Teilnahme<br />

an einer Ausschreibung eine Perspektive<br />

20


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Politik<br />

für die Zeit nach Auslaufen ihrer EEG-<br />

Vergütung erhalten. Und auch für Neuanlagen<br />

hat sich die Situation zumindest<br />

leicht verbessert. Darauf können wir nun<br />

aufbauen und weiter an Verbesserungen<br />

arbeiten.<br />

Strommarkt, KWK, Wärme,<br />

Kraftstoff: Biogas außerhalb des<br />

EEG voranbringen<br />

Spätestens seit der Vollbremsung des Biogasanlagenzubaus<br />

durch das EEG 2014<br />

ist jedoch klar, dass sich die Branche<br />

noch stärker als bisher Einkommensquellen<br />

außerhalb des EEG erschließen muss.<br />

Der Fachverband Biogas hat sich auf die<br />

Fahnen geschrieben, in den kommenden<br />

Jahren dafür die passenden Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen.<br />

Tatsächlich bot sich in 2014/15 dafür die<br />

erste Gelegenheit. Nach der EEG-Reform<br />

2014 war das nächste große energiepolitische<br />

Projekt der Bundesregierung, den<br />

Strommarkt fit zu machen für ein Energiesystem<br />

mit hohen Anteilen fluktuierender<br />

Erneuerbarer Stromerzeugung: Wie sollte<br />

man die Fluktuationen ausgleichen? Mit<br />

neuen Subventionen für fossile Kraftwerke?<br />

Oder mit einem Strommarkt, der flexible<br />

Erzeuger und Verbraucher belohnt, die<br />

sich an die Fluktuationen anpassen? Der<br />

Fachverband Biogas hat sich zusammen<br />

mit den anderen Verbänden der Erneuerbaren<br />

Energien stark gegen neue Subventionen<br />

eingesetzt und dafür, dass eine flexible<br />

Fahrweise am Strommarkt entlohnt wird.<br />

Denn hier liegt eine der wichtigsten Stärken<br />

von Biogas: Biogas ist die Ausgleichsenergie,<br />

die dann zur Verfügung steht,<br />

wenn der Wind nicht weht und die Sonne<br />

nicht scheint. In diese Richtung müssen<br />

wir gehen und dafür müssen wir entlohnt<br />

werden. Am Ende war das auch die Einstellung<br />

der Bundesregierung, die neuen<br />

Subventionen für fossile Kraftwerke eine<br />

Absage erteilte.<br />

Eine weitere Einkommensmöglichkeit für<br />

Biogasanlagen ist die Vermarktung von<br />

Erneuerbarer Wärme: als Abwärme des<br />

BHKW vor Ort oder durch den Einsatz von<br />

Biomethan in der konventionellen Gasinfrastruktur.<br />

Auch in dieser Hinsicht konnten<br />

wir in dieser Legislaturperiode vorankommen.<br />

Beispiel Wärmenetze: Wärmenetze galten<br />

lange als Überbleibsel aus der alten<br />

Energiewirtschaft. Wenn erst einmal alle<br />

Häuser auf Passivhausstandard gedämmt<br />

würden, so meinten viele, dann sei eine<br />

Nah- oder Fernwärmeversorgung obsolet.<br />

In der politischen Diskussion hat sich diese<br />

Einstellung radikal gewandelt. Aktuelle<br />

wissenschaftliche Studien bezeichnen<br />

Wärmenetze, die dezentrale Erneuerbare<br />

Energien, Abwärme oder KWK-Anlagen<br />

miteinander kombinieren, als „strategische<br />

Infrastruktur“, und das BMWi spricht<br />

inzwischen von „modernen Strom-Wärme-<br />

Systemen“. Ein Revival, das auch Biogas<br />

nützt.<br />

Beispiel Kraft-Wärme-Kopplung (KWK):<br />

Der Fachverband Biogas hat stets die<br />

Chancen betont, den der Einsatz von Biomethan<br />

in konventionellen KWK-Anlagen<br />

bietet. Nach Jahren der Blockade bewegt<br />

sich die Bundesregierung nun. Mit dem<br />

neuen Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz<br />

führte sie ein neues Fördersegment für<br />

Kombinationen aus KWK-Anlagen und Erneuerbaren<br />

Energien ein.<br />

Neben der Erschließung von Einkünften<br />

auf dem Strom- und Wärmemarkt muss<br />

auch der Kraftstoffmarkt erwähnt werden.<br />

Leider hat die Bundesregierung bei der<br />

Überarbeitung der Treibhausgasminderungsquote<br />

im Kraftstoffsektor die Chance<br />

verpasst, alternative Kraftstoffe voranzubringen.<br />

Doch im Zusammenhang mit dem<br />

Klimaschutzvertrag von Paris wird endlich<br />

auch das Thema Biokraftstoffe wieder in<br />

einem anderen Licht gesehen.<br />

Zwar gilt in der breiten politischen Diskussion<br />

die Elektromobilität weiterhin<br />

als der Heilsbringer im Verkehrssektor.<br />

Doch verschiedenste wissenschaftliche<br />

Klimaschutzszenarien, die im Auftrag der<br />

Bundesregierung erstellt wurden, beinhalten<br />

Biokraftstoffe als unverzichtbaren<br />

Bestandteil eines effektiven und kostengünstigen<br />

Klimaschutzes. Die nächste<br />

Bundesregierung wird demnach Farbe<br />

bekennen und anerkennen müssen, dass<br />

die Förderung von Biokraftstoffen weiter<br />

vorangetrieben werden muss.<br />

Was wird uns die kommende<br />

Legislaturperiode bringen?<br />

Wie die Energiepolitik in der nächsten<br />

Legislaturperiode aussehen wird, ist nur<br />

schwer vorherzusehen. Aber aus Sicht der<br />

Biogasbranche kann man einer neuen Bundesregierung<br />

zumindest ein paar energiepolitische<br />

Hausaufgaben mit auf den Weg<br />

geben:<br />

1. Erneute Reform des EEG. Auch im<br />

EEG <strong>2017</strong> gibt es noch großen Verbesserungsbedarf.<br />

Die vergleichsweise<br />

niedrigen Gebotshöchstgrenzen im Ausschreibungsverfahren<br />

gehören auf den<br />

Prüfstand. Es muss etwas gegen die Diskriminierung<br />

von kleinen Anlagen getan<br />

werden. Und mittelfristig muss auch der<br />

Ausbaupfad angepackt werden, da er für<br />

eine Stabilisierung der Stromerzeugung<br />

aus Biomasse deutlich zu niedrig ist.<br />

2. Abschalten fossiler Kraftwerke. In<br />

Deutschland gibt es zu viele fossile<br />

Kraftwerke, die auch bei hoher Einspeisung<br />

von Erneuerbaren Energien Strom<br />

erzeugen. Dies ist nicht nur schlecht<br />

fürs Klima, sondern sorgt auch dafür,<br />

dass die Erlösmöglichkeiten für flexible<br />

Biogasanlagen deutlich unter dem<br />

Niveau liegen, das für ein zukünftiges<br />

Energiesystem notwendig ist.<br />

3. Treibhausgasemissionen konsequent<br />

bepreisen beziehungsweise der Einsparung<br />

von Treibhausgasemissionen<br />

einen Wert verleihen. Die nächste Bundesregierung<br />

muss sich auch der Frage<br />

stellen, wie der Klimavertrag von Paris<br />

umgesetzt und die deutsche Volkswirtschaft<br />

aus ihrer Abhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen befreit werden kann.<br />

Biogas ist ein treibhausgasneutraler<br />

Energieträger. Das wird bisher nur unzureichend<br />

honoriert. Es muss einen<br />

echten finanziellen Anreiz geben, von<br />

klimaschädlichen fossilen Brenn- und<br />

Kraftstoffen auf erneuerbare Brennund<br />

Kraftstoffe umzusteigen. Nur dann<br />

bekommt Biogas den Preis geboten, der<br />

seinem Beitrag zum Klimaschutz entspricht.<br />

Autoren<br />

Sandra Rostek<br />

Dr. Guido Ehrhardt<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Hauptstadtbüro Berlin<br />

Invalidenstr. 91 · 10115 Berlin<br />

Tel. 030/275 81 79-0<br />

E-Mail: berlin@biogas.org<br />

21


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Von links: Roland<br />

Hitzenbichler von<br />

NQ-Anlagentechnik,<br />

Heinrich und Hendrik<br />

Kenkenberg mit<br />

Hofhund Ludwig.<br />

22<br />

Fotos: Martin Bensmann


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Ökostrom dank Bullenmast<br />

und Milchvieh<br />

Westlich von Paderborn in Delbrück betreibt die Familie Kenkenberg einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb mit Bullenmast. Seit gut einem Jahr speist eine kleine 75-kW-Gülleanlage<br />

Ökostrom ins Netz ein. Eine fast baugleiche Anlage betreibt die Familie Potthoff auf ihrem<br />

Milchviehbetrieb in Steinhagen, westlich von Bielefeld.<br />

G<br />

ü<br />

l l<br />

everg<br />

ä<br />

rung<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Weil wir die Bullenmast nicht weiter ausdehnen<br />

konnten, haben wir begonnen,<br />

uns gedanklich mit der Biogasproduktion<br />

zu beschäftigen. Nach einigen<br />

planerischen Überlegungen und Systemvergleichen<br />

war dann klar, dass es eine 75-kW-<br />

Anlage mit mindestens 80 Prozent Gülle-/Misteinsatz<br />

werden sollte vom Hersteller NQ-Anlagentechnik“, berichtet<br />

Anlagenbetreiber Hendrik Kenkenberg. NQ ist<br />

in Alerheim-Rudelstetten im Landkreis Donau-Ries im<br />

nördlichen Bayerisch-Schwaben ansässig.<br />

Nach vier Monaten hat die Genehmigungsbehörde<br />

des Landkreises Paderborn grünes Licht für den Bau<br />

der Biogasanlage gegeben. „Wir sind mit der Behörde<br />

sehr gut zurecht gekommen. Hilfreich war sicherlich<br />

auch, dass wir während eines frühen Planungstermins<br />

den Behördenvertretern hier auf dem Hof erläutert haben,<br />

was wir vorhaben“, erklärt Senior Heinrich Kenkenberg.<br />

Ende Oktober 2015 rollten dann die ersten<br />

Baumaschinen an. Sie begannen, den Standort für die<br />

Anlage herzurichten. Seit dem 1. April 2016 speist die<br />

kleine Biogasanlage Strom ins Netz ein.<br />

Laut Hendrik Kenkenberg läuft das 6-Zylinder-Blockheizkraftwerk<br />

(BHKW) seit der Inbetriebnahme rund um<br />

die Uhr – außer während der Motorölwechselintervalle<br />

und der täglichen Kontrollgänge. Das MAN-BHKW hat<br />

die Firma Hagl geliefert. Auch mit dem Service der Firma<br />

Hagl sind die Kenkenbergs gut zufrieden. „Unsere<br />

Anlagen liegen im Durchschnitt mindestens bei 8.500<br />

Betriebsstunden pro Jahr“, ergänzt Roland Hitzenbichler,<br />

der bei NQ für das Marketing verantwortlich ist.<br />

Mit Impfsubstrat angefahren<br />

Zum Anfahren der Anlage wurden 700 Kubikmeter<br />

Impfsubstrat aus einer anderen Biogasanlage und 300<br />

Kubikmeter eigene Gülle aus der Bullenmast in den<br />

Fermenter gegeben. Eine Woche lang wurde der Fermenter<br />

mit einer mobilen Holz-Pelletsheizung aufgeheizt.<br />

Nach sieben Tagen produzierte der Fermenter<br />

schon so viel Biogas, dass das BHKW mit 50 kW elektrische<br />

Leistung betrieben werden konnte. Nach einer<br />

weiteren Woche lief die Anlage mit 75 kW auf Volllast.<br />

Der Fermenter hat ein Volumen von 1.200 Kubikmetern,<br />

das Gärdüngerlager von 3.000 Kubikmetern.<br />

Der Fermenter verfügt über eine Betondecke, die von<br />

unten im Behälter gedämmt ist. Auf dem Gärdünger-/<br />

(Gärrest)-Lager befindet sich die Folienhaube als Tragluftdach<br />

mit dem 1.300 Kubikmeter großen Gasspeicher.<br />

Der Fermenter wird beheizt, das Gärdüngerlager<br />

nicht. Die Heizungsrohre (Kunststoffrohre) sind auf der<br />

Behälter innenwand befestigt. 14 Heizkreise, die unabhängig<br />

voneinander geschaltet werden können, bringen<br />

die Gülle auf eine Gärtemperatur von 40 Grad Celsius.<br />

„Im vergangenen Herbst waren die Außentemperaturen<br />

mild genug, sodass wir mit unserer Biogasanlage<br />

Körnermais von 35 Hektar trocknen konnten. Wenn die<br />

Außentemperatur auf unter 5 Grad Celsius fällt, müssen<br />

wir die Trocknung abstellen, weil wir sonst nicht<br />

genug Wärme für den Fermenter haben“, verdeutlicht<br />

Hendrik Kenkenberg. Während die Trocknung eine saisonale<br />

Wärmenutzung erlaubt, wird das Wohnhaus mit<br />

zwei Wohneinheiten ganzjährig mit Wärme für Heizung<br />

und Brauchwasser versorgt.<br />

„Gefüttert“ wird nur am Tag<br />

Neben 14 Kubikmetern Rindergülle werden täglich<br />

2,5 Tonnen Rindermist und 2 Tonnen Grünroggen in<br />

den Fermenter gefüllt. Für den Eintrag der Feststoffe<br />

kommt ein Strautmann Biomix mit 14 Kubikmeter<br />

Fassungsvermögen zum Einsatz. 500 Bullen stehen im<br />

Betrieb, 230 davon werden auf Stroh gehalten – bis zu<br />

einem Gewicht von 250 Kilogramm. Das Stroh wird –<br />

beim Pressen mit der eigenen Quaderballenpresse –<br />

kleingeschnitten. Die Feststoffe werden nur am Tag<br />

eingetragen, weil dann meistens Strom von der 14-kW-<br />

Solarstromanlage, die sich auf dem Hausdach befindet,<br />

genutzt wird. Gefüttert wird in der Zeit von 7.00<br />

Uhr bis 16.00 Uhr immer stündlich.<br />

Die Feststoffe werden mit dem EnergyJet von Vogelsang<br />

als Brei in den Fermenter gepumpt. Förderschnecken<br />

gibt es auf der Anlage nicht. Die Gülle wird frisch aus<br />

der Vorgrube des zuletzt errichteten Bullenstalls in den<br />

23


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Biogasanlage Kenkenberg in<br />

Delbrück: Rechts im Bild ist<br />

der Fermenter mit Feststoffdosierer<br />

zu sehen. Links im Bild<br />

befindet sich das Gärdüngerlager<br />

mit Gasspeicher. Zwischen<br />

den beiden Behältern<br />

steht der Pumpenraum (weiß).<br />

„Wir sind mit einem speziellen<br />

Verfahren in der Lage,<br />

bei vollem Behälter das<br />

Rührwerk auszutauschen“<br />

Roland Hitzenbichler<br />

Blick in den BHKW-<br />

Container, der<br />

komplett vormontiert<br />

zur Baustelle<br />

gebracht wird.<br />

Fermenter gepumpt. Das geschieht mit einer Pumpe<br />

der Firma Eisele. Morgens um 7.00 Uhr und nachmittags<br />

um 16.00 Uhr wird die Gülle eingefüllt. Täglich<br />

sind das auf diesem Wege 6 Kubikmeter. 8 Kubikmeter<br />

Gülle gelangen über den EnergyJet zum Anmaischen<br />

des Feststoffs in die Anlage.<br />

Die Gülle aus den älteren Ställen muss mit dem Pumptankwagen<br />

per Traktor in die Vorgrube des jüngsten<br />

Stalls verbracht werden. Bevor morgens überhaupt<br />

Substrat in den Fermenter eingebracht wird, pumpt<br />

die Anlage um 6.00 Uhr Substrat ins Gärproduktlager.<br />

Der Fermenter verfügt über ein stehendes Paddelrührwerk<br />

mit einem Doppel-Paddel oben sowie unten. Das<br />

Rührwerk dreht sich mit 18 Umdrehungen pro Minute<br />

und hat eine Spannweite von 2,80 Metern. Es steht<br />

nicht zentral mittig im Behälter, sondern etwa 3 Meter<br />

von der Mittelstütze entfernt. Der Fermenter hat einen<br />

Durchmesser von 16 Metern und eine Wandhöhe von<br />

6 Metern.<br />

„Das obere Paddel ist schwimmergesteuert und passt<br />

sich immer dem aktuellen Behälterfüllstand an“, hebt<br />

Hitzenbichler hervor. In der Betondecke befindet sich<br />

eine Öffnung, durch die das Rührwerk herausgezogen<br />

werden kann. „Wir sind mit einem speziellen Verfahren<br />

in der Lage, bei vollem Behälter das Rührwerk auszutauschen,<br />

obwohl es unten am Boden befestigt ist“, betont<br />

der NQ-Mitarbeiter. Das Paddelrührwerk ist pro Stunde<br />

zweimal für jeweils 10 Minuten in Betrieb.<br />

Das Substrat im Gärdüngerlager (GDL) homogenisiert<br />

ein Tauchmotorrührwerk von Suma, das für 10 Minu-<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Positive Klimabilanz durch Vergären<br />

von Wirtschaftsdünger<br />

Der Pumpenraum befindet sich in einer Beton-Fertiggarage, die<br />

komplett vormontiert per Lkw an die Biogasanlage gebracht wird.<br />

Mit einem kleinen Kran wird sie dann aufgestellt. Es müssen dann<br />

nur noch die Rohrleitungen verbunden werden. Oben rechts im<br />

Bild sind die Heizungsrohre (gelb) zu erkennen.<br />

ten am Tag den Gärrest umwälzt. Das GDL hat einen<br />

Durchmesser von 26 Metern und ebenfalls eine Wandhöhe<br />

von 6 Metern. Der TS-Gehalt des Substrats im<br />

GDL liegt bei 6,5 Prozent, im Fermenter zwischen 8<br />

und 9 Prozent. Die Verweilzeit im Fermenter beträgt 69<br />

Tage. 150 Tage Verweilzeit im gasdichten System sind<br />

gewährleistet. Der Methangehalt im Biogas liegt bei 56<br />

bis 57 Prozent im Durchschnitt. Das Biogas wird durch<br />

Einblasen von Luft in den Fermenter entschwefelt.<br />

Der Schwefel fällt aus und hängt dann als elementarer<br />

Schwefel unter der Deckenisolierung. Der Schwefelgehalt<br />

liegt so bei 5 bis 10 ppm.<br />

13 bis 15 Stück dieser kleinen Gülleanlagen realisiert<br />

NQ pro Jahr. Insgesamt hat das Unternehmen von dieser<br />

Anlagenklasse nach dem EEG 2012 bisher über 60 ans<br />

Betrieb Kenkenberg: minus 123 Gramm<br />

CO 2<br />

-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />

Strom!! Diese Biogasanlage vermeidet<br />

gegenüber Braunkohle insgesamt 1.193<br />

Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />

Strom.<br />

Die eingespeiste Strommenge betrug im<br />

Anlaufjahr rund 578 MWh. Die Anlage wird<br />

hauptsächlich mit Rindergülle und -mist<br />

betrieben. Aber auch eine geringe Menge<br />

Energiepflanzen wird eingesetzt. Der Wirtschaftsdünger<br />

gelangt ohne Zwischenlagerung<br />

direkt aus dem Stall in den Fermenter.<br />

Dadurch werden Treibhausgasemissionen<br />

bei der Güllelagerung vermieden. Ohne Biogasanlage<br />

würden diese Emissionen nicht<br />

vermieden!! Diese Treibhausgasvermeidung<br />

wird der Biogasanlage gutgeschrieben.<br />

Unter Berücksichtigung dieser Gutschrift<br />

vermeidet die Biogasanlage mehr Treibhausgasemissionen,<br />

als sie verursacht.<br />

Sehr positiv wirkt sich die gasdichte Gärrestlagerung<br />

und die weitestgehende Nutzung<br />

der anfallenden Wärme aus. Auf der<br />

Stromseite besteht noch ein Steigerungspotenzial<br />

auf 630 MWh pro Jahr.<br />

Betrieb Potthoff: minus 169 Gramm CO 2<br />

-<br />

Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />

Strom!! Diese Biogasanlage vermeidet<br />

gegenüber Braunkohle insgesamt 1.239<br />

Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />

Strom. Die eingespeiste<br />

Strommenge betrug im Anlaufjahr rund<br />

634 MWh. Die Gutschrift ist gegenüber der<br />

Anlage Kenkenberg höher, weil bei Potthoff<br />

mehr und ausschließlich Wirtschaftsdünger<br />

eingesetzt werden. Außerdem ist die eingespeiste<br />

Strommenge höher.<br />

Durch die Nutzung der überschüssigen Wärme<br />

und durch eine gasdichte Lagerung des<br />

Durchflussmengenmesser,<br />

der die<br />

gesamten Gärrestes könnte Substratmenge die Klimabilanz erfasst,<br />

eventuell zusätzlich verbessert die vom Fermenter werden. in<br />

das Gärdüngerlager<br />

Zum Vergleich: In gepumpt Braunkohlekraftwerken<br />

werden für die Stromerzeugung 1.070<br />

wird.<br />

Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro Kilowattstunde<br />

Stromerzeugung verursacht. Die beispielhaft<br />

betrachteten Biogasanlagen vermeiden<br />

diese Emissionsmengen zusätzlich. Selbst<br />

Biogasanlagen, die überwiegend Energiepflanzen<br />

einsetzen, verursachen mit etwa<br />

300 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro Kilowattstunde<br />

rund 72 % weniger CO 2<br />

-Emissionen<br />

als Braunkohlekraftwerke.<br />

Hinweis: Für beide Biogasanlagen<br />

hat Ansgar Lasar, Klimabeauftragter der<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen,<br />

die Treibhausgasbilanz gerechnet.<br />

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25


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Betrieb Potthoff:<br />

Beton-Fertiggarage als<br />

BHKW-Einhausung.<br />

75-kW-Biogasanlage auf dem Hof Potthoff. Rechts am Bildrand ist das offene Wirtschaftsdüngerlager<br />

zu sehen. In der Bildmitte ist der Flachdach-Fermenter abgebildet,<br />

links daneben steht das Gärdüngerlager mit Gasspeicherhaube. Vor dem Fermenter befindet<br />

sich eine betonierte Mistlagerfläche mit Betonwänden. Auf der Mistlagerplatte steht<br />

der Rondomat-Feststoffeintrag. Unter der Treppe zwischen Fermenter und Gärdüngerlager<br />

hat der Pumpenschacht seinen Platz gefunden.<br />

Netz gebracht und 10 weitere sind derzeit im Bau. 40<br />

Prozent dieser Anlagen im Baukastensystem stehen in<br />

Norddeutschland, 60 Prozent im Süden Deutschlands.<br />

Milchviehherde liefert Biogas<br />

So ist es nicht verwunderlich, dass wenige Kilometer<br />

nördlich von Delbrück in Steinhagen eine weitere<br />

75-kW-Anlage von der NQ-Anlagentechnik steht. Jörg<br />

und Daniel Potthoff betreiben die Anlage auf ihrem<br />

Milchviehbetrieb seit Mitte Februar 2016 nach nur viermonatiger<br />

Bauzeit. 270 Kühe und viele weibliche Jungtiere<br />

liefern genügend Gülle und Mist, um die Anlage<br />

betreiben zu können. Die Gemeindewerke Stadthagen,<br />

die den Stadtwerken Bielefeld unterstellt sind, nehmen<br />

den Strom im Netz auf. Die Zusammenarbeit mit dem<br />

Bauamt des Landkreises Gütersloh war nach Aussagen<br />

der Betreiber sehr gut. Fermenter, Gärdüngerlager inklusive<br />

Rührtechnik und MAN-BHKW sind mit der Anlage<br />

auf dem Betrieb Kenkenberg identisch. Die Unterschiede<br />

liegen im Detail. Potthoffs mussten einen neuen Trafo<br />

anschaffen, der nun zur Biogasanlage gehört. Der verfügt<br />

über 800 kVA Anschlussleistung mit Reserve nach<br />

oben. Neben der Biogasanlage speist noch eine 450-kW-<br />

Photovoltaikanlage<br />

regenerativen Strom ins öffentliche Netz ein. „Aufgrund<br />

der Rindergülle und des -mistes läuft die Anlage gärbiologisch<br />

sehr stabil. Den Mist füttern wir mit einem<br />

Rondomat 05-Feststoffeintrag, an dem wir eine zusätzliche<br />

Förderschnecke nachrüsten mussten, in den Fermenter“,<br />

berichtet Jörg Potthoff.<br />

Gülle muss schnell aus dem Stall raus<br />

Der Rondomat wird mit dem Frontlader täglich befüllt.<br />

Zwei Tonnen Mist werden am Tag in einem Zeitfenster<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Betrieb Potthoff: Blick von oben<br />

in den Pumpenschacht.<br />

von 30 Minuten eingebracht. In dem Dosierer befindet<br />

sich auf dem Behälterboden ein sich drehendes Doppelschwert,<br />

das den Mist zur ersten Förderschnecke<br />

(380 mm Innenquerschnitt) bewegt. Diese erfasst den<br />

Mist und übergibt ihn an die schräge Steigschnecke<br />

(380 mm Querschnitt), die wiederum den Mist an die<br />

schräg nach unten in den Fermenter ragende Einbringschnecke<br />

(380 mm Querschnitt) übergibt. Da längeres<br />

Stroh im Mist im Rondomat zur Brückenbildung des<br />

Materials geführt hat, war die Nachrüstung der ersten<br />

Schnecke notwendig geworden.<br />

Der Gülleeintrag lief dagegen von Anfang an problemlos.<br />

In den Stallungen ohne Stroheinstreu befindet sich<br />

eine sogenannte Faltenschieberentmistung, die den Kot<br />

und Urin der Kühe über eine ebene Betonfläche in eine<br />

Vorgrube abschiebt. In der Vorgrube befindet sich eine<br />

Eiselepumpe. Sie dient als Festkörperabscheider und<br />

drückt die Gülle zur in Reihe geschalteten Wangenpumpe.<br />

Diese befördert die Gülle über 140 Meter zur Vogelsangpumpe<br />

im Versorgungsschacht. Er ist zwischen<br />

Gärdüngerlager und Fermenter installiert und bildet das<br />

letzte Bindeglied zwischen Viehstall und den Biogasanlagenbehältern.<br />

Je weniger die Gülle im Stall oder in der<br />

Vorgrube gelagert wird, umso mehr Gas liefert sie.<br />

„Wir setzen täglich rund 2 Tonnen Trockenmasse aus<br />

Wirtschaftsdünger. Die Gülle wird von morgens 6.00<br />

Uhr bis abends 20.00 Uhr alle zwei Stunden eingebracht.<br />

Vor den jeweiligen Pumpintervallen läuft das<br />

Rührwerk im Fermenter für 15 Minuten und homogenisiert<br />

so den Inhalt“, erklärt Daniel Potthoff. An der<br />

Eiselepumpe befindet sich ein Magnetventil, über<br />

das beim Pumpvorgang – je nach Witterung – 500 bis<br />

1.000 Liter Grundwasser zugeführt werden können.<br />

Das Wasser verbessert die Pumpfähigkeit der Gülle.<br />

Aufgrund der Wasserzugabe hat der Gärrest einen TS-<br />

Gehalt von 6 Prozent. „Im Gärrestlager wäre ein zweites<br />

Tauchmotorrührwerk sinnvoll gewesen, da wir jetzt<br />

kleine Schwimmschichten haben“, resümiert Jörg<br />

Potthoff. Hitzenbichler argumentiert diesbezüglich:<br />

„Ein zweites Rührwerk ist natürlich wieder ein Kosten-<br />

Feststoffeintrag Rondomat<br />

von Fliegl, der den<br />

Mist einträgt, von oben<br />

gesehen.<br />

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27


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

faktor, der sich auf die Kapitalrendite auswirkt. Bei den<br />

Güllekleinanlagen wird von NQ der bestmögliche Kompromiss<br />

zwischen hoher Qualität und kleinstmöglichen<br />

Investitionskosten angestrebt. Da wird es durch die<br />

unterschiedlichen Einsatzstoffe und deren Beschaffenheit<br />

immer individuelle Ausnahmen geben, die sich<br />

erst im laufenden Betrieb der Biogasanlage zeigen.“<br />

Rindviehfütterung beeinflusst Gasertrag<br />

Die Verweilzeit des Gärsubstrats im Fermenter liegt<br />

zwischen 50 und 60 Tagen. Zurzeit überlegen die beiden<br />

Brüder, eine Wärmeleitung vom BHKW zum in<br />

250 Metern Entfernung stehenden<br />

Wohnhaus zu verlegen. Die genaue<br />

Bauausführung ist noch nicht ganz<br />

klar. Jörg und Daniel haben auch<br />

noch eine interessante Erfahrung<br />

gemacht: Denn je nachdem, was sie<br />

im Rindviehstall füttern, verändert<br />

sich der Gasertrag in der Biogasanlage.<br />

Da machen schon verschiedene<br />

Schnitte der Grassilage im<br />

Trog der Kühe Unterschiede später<br />

im Fermenter aus. Man kann auch<br />

sagen, wenn die Milchleistung im<br />

Stall fütterungsbedingt sinkt, dann<br />

geht auch die Gasproduktion in der<br />

Biogasanlage zurück.<br />

Das Biogas hat einen durchschnittlichen<br />

Methangehalt von 53 Prozent.<br />

Der Schwefelwasserstoffgehalt<br />

liegt bei 5 bis 10 ppm. Er<br />

wird durch Lufteinblasen in den<br />

Fermenter erreicht, wobei dann<br />

elementarer Schwefel ausfällt. Das<br />

Biogas wird im Sommer gekühlt, bevor es im BHKW-<br />

Motor verbrannt wird.<br />

Durch den Bau der Biogasanlage haben sich nach Angaben<br />

der Betreiber die Auflagen für den Milchviehbetrieb<br />

verschärft. So muss nun zum Beispiel nach einer<br />

Forderung der Unteren Wasserbehörde das gesamte<br />

Regenwasser und das der Hoffläche auf dem Dauergrünland<br />

verregnet werden. Kleine Restarbeiten an der<br />

Anlage sind noch zu erledigen. So fehlt zurzeit noch die<br />

Trapezblechverkleidung an den Behälteraußenwänden,<br />

die die Isolierplatten schützt. Diese Arbeiten sollen<br />

demnächst erledigt werden.<br />

Die Grenze von 75 kW installierter elektrischer Leistung<br />

ärgert die Anlagenbetreiber – sowohl Potthoff als auch<br />

Kenkenberg – richtig. Potthoff berichtet, dass er mehr<br />

Gas aus seinen Substraten produzieren könnte. Da er<br />

aber nur die 75 kW auslasten darf, muss er einen Teil<br />

des Rindermistes ohne energetische Nutzung in der<br />

Biogasanlage aufs Feld fahren. Beide Betriebe würden<br />

gerne auch flexibilisieren und die installierte Leistung<br />

erhöhen. Beide Anlagenbetreiber wünschen sich, dass<br />

bei den kleinen Gülleanlagen die Bemessungsleistung<br />

als relevante Größe eingeführt und nicht auf die installierte<br />

Leistung abgestellt wird. Eine Nachbesserung<br />

käme der CO 2<br />

-Vermeidung in der Landwirtschaft zugute.<br />

Der Gesetzgeber muss hier dringend handeln.<br />

Daniel Potthoff (links) und<br />

sein Bruder Patrick auf dem<br />

Fermenterdach am Antrieb<br />

des Paddelrührwerks.<br />

Im Hintergrund ist der<br />

Milchviehstall zu sehen.<br />

Pumpenschacht in Beton-Fertigteilbauweise zwischen Fermenter und Gärdüngerlager.<br />

Der Schacht ist etwa 2 Meter tief in die Erde eingelassen. Einstieg geht nur per Leiter.<br />

Der Pumpenschacht kommt fertig vormontiert an die Biogasanlage.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

28


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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29


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

G<br />

ü<br />

l l<br />

everg<br />

ä<br />

rung<br />

265 kW aus 100 Prozent Rindergülle<br />

In Falkenhain, Gemeinde Lossatal im Landkreis Leipzig, betreibt die Agrarenergie<br />

Falkenhain GmbH & Co.KG eine 265-kW-Biogasanlage ausschließlich mit Rindergülle.<br />

Wir stellen das Anlagenkonzept vor.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Die Rinder der Milchproduktion Boerman-Lossatal sorgen Tag<br />

für Tag dafür, dass immer genug Gärsubstrat vorhanden ist.<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Am nordöstlichen Rand des Ortes Falkenhain<br />

befindet sich die Milchproduktion<br />

Boerman-Lossatal. Direkt an dem Milchviehbetrieb<br />

produziert seit 2011 die Biogasanlage<br />

Ökostrom und speist ihn komplett<br />

ins Netz der Mitteldeutsche Netzgesellschaft<br />

Strom mbH ein. 30.000 Kubikmeter Rindergülle werden<br />

pro Jahr in der Anlage vergoren – das sind pro Tag<br />

82 Kubikmeter.<br />

„Wir pumpen die Gülle aus einem der Ställe stündlich<br />

rund um die Uhr in den Fermenter. Pro Fütterungsintervall<br />

sind das 3,4 Kubikmeter“, erklärt Daniel Tönsing<br />

vom Anlagenhersteller BioConstruct GmbH, der die<br />

Anlage geplant und errichtet hat. Das Meller Unternehmen<br />

im Kreis Osnabrück ist heute für die kaufmännische<br />

und technische Betriebsführung verantwortlich.<br />

Die Rindviehställe haben alle einen Güllekeller unter<br />

Vollspaltenboden. Vor einem der Ställe befindet sich<br />

ein Güllesammelschacht, in den aus allen Ställen die<br />

Gülle hineingepumpt wird. In dem Sammelschacht,<br />

der auch über einen Stein-/Sandfang verfügt, ist eine<br />

Kreiselpumpe aus dem Hause Eisele eingebaut. Mit ihr<br />

wird die Gülle direkt in den Fermenter gepumpt. Die<br />

Gülle ist einen bis drei Tage alt, je nachdem aus welchem<br />

Stall sie gepumpt wird.<br />

Tönsing berichtet, dass am Substratrohr am Fermenter<br />

eine Durchflussmengen-Messeinrichtung installiert ist,<br />

mit der die eingepumpten Güllemengen erfasst werden.<br />

Das Substratrohr hat einen Querschnitt von 200 mm.<br />

Der Betonfermenter ist 6,50 Meter hoch und hat einen<br />

Durchmesser von 26 Metern. Sein Nettogärvolumen<br />

beträgt 3.132 m³. Auf dem Fermenter befindet sich ein<br />

Tragluftfoliendach mit Gasspeicher, das 1.049 m³ fasst.<br />

30


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Vorratsbehälter für Eisen-III-Chlorid für die Entschwefelung des Biogases.<br />

Die Gärtemperatur im Fermenter beträgt 40 Grad Celsius.<br />

Ein Großflügelrührwerk von Steverding und ein<br />

Tauchmotorrührwerk von Eisele durchmischen den<br />

Fermenter. Immer wenn die Gülle eingebracht wird,<br />

durchmischen die Rührwerke den Inhalt für etwa 10<br />

Minuten.<br />

Entschwefelung durch<br />

Lufteinblasen<br />

und Aktivkohlefilter<br />

Die Verweilzeit der Gülle im Fermenter<br />

beträgt gut 40 Tage. Das<br />

Biogas wird durch Lufteinblasen<br />

in den Fermenter entschwefelt<br />

sowie mittels eines Aktivkohlefilters<br />

vor dem BHKW. Weil das<br />

BHKW einen Zündstrahlmotor<br />

hat, besitzt es noch einen kleinen<br />

Aktivkohlefilter als sogenannten<br />

„Polizeifilter“ am Motor.<br />

Nach der Entschwefelung liegt<br />

der H 2<br />

S-Gehalt zwischen 0 bis<br />

5 ppm.<br />

Nach 40 Tagen gelangt die Gülle<br />

in das offene Gärrestlager (Gärdüngerlager).<br />

Dabei handelt es<br />

sich um einen Betonbehälter<br />

von 6,50 Metern Höhe und einem Durchmesser von<br />

35 Metern. Das Nettovolumen beträgt 5.674 m³. Im<br />

Gärdüngerlager befinden sich ebenfalls zwei Eisele-<br />

Tauchmotorrührwerke, die den Inhalt bei Bedarf homogenisieren.<br />

Darüber hinaus stehen noch zwei Erdbecken<br />

für die Gärdüngerlagerung zur Verfügung mit<br />

ASL 3%<br />

Feststoff durch Separation12%<br />

Konzentrat 25%<br />

Destillat<br />

60%<br />

31


praxis / Titel Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Links: Container mit<br />

265-kW-Biogas-BHKW.<br />

Rechts: Dirk Scholz überwacht<br />

die Biogasanlage und<br />

kümmert sich um die täglich<br />

anfallenden Arbeiten.<br />

je 5.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Im Winter<br />

benötigt die Biogasanlage für die Substraterwärmung<br />

200 kW thermische Leistung, im Sommer 50 kW.<br />

Aus einem Kubikmeter Rindergülle lassen sich 25 bis<br />

30 Kubikmeter Biogas gewinnen. Das Rohgas enthält<br />

54 Prozent Methan. Der Auslastungsgrad der Anlage<br />

beträgt 92 Prozent. Der produzierte Strom wird von<br />

Next Kraftwerke GmbH in Köln vermarktet. „Wir sind<br />

hier präqualifiziert für positive und negative Regelenergie.<br />

Die Abrufe sind allerdings sehr selten. Mit dem<br />

Bau der Biogasanlage musste auch ein neuer Trafo mit<br />

Übergabestation errichtet werden. Der Trafo hat 630<br />

kVA“, berichtet Tönsing.<br />

Den Gärdünger erhält der Gülle liefernde Betrieb zurück,<br />

der die Nährstoffe an umliegende Ackerbaubetriebe<br />

abgibt. Die Frischgülle hat vor dem Vergären<br />

einen TS-Gehalt von 8 bis 10 Prozent. Da das Oberflächen-Schmutzwasser<br />

in den Güllekeller geleitet wird,<br />

schwanken die TS-Gehalte in der Gülle. „Die schwankenden<br />

TS-Gehalte in der Gülle sind ein Problem, da<br />

nur ein Gasspeicher vorhanden ist. Ein Prozentpunkt<br />

weniger TS in der Gülle verursacht im Fermenter 10<br />

Prozentpunkte weniger Biogas“, so Tönsings Erfahrung.<br />

Auch dieses Beispiel ist ein Beleg dafür, dass<br />

eine standortangepasste Biogasanlage wirtschaftlich<br />

betrieben werden kann und sich tierhaltungsbedingte<br />

Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft senken<br />

lassen.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Positive Klimabilanz durch Vergären von Rindergülle<br />

Agrarenergie Falkenhain: minus 65 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro<br />

erzeugter Kilowattstunde Strom!! Außerdem spart die Anlage die<br />

Emissionen der fossilen Stromerzeugung ein.<br />

Die eingespeiste Strommenge betrug im vergangenen Jahr rund<br />

2.150 MWh. Die Anlage wird ausschließlich mit Rindergülle betrieben.<br />

Der Wirtschaftsdünger gelangt ohne Zwischenlagerung direkt<br />

aus dem Stall in den Fermenter. Dadurch werden Treibhausgasemissionen<br />

bei der Güllelagerung vermieden. Ohne Biogasanlage<br />

würden diese Emissionen nicht vermieden!! Diese Treibhausgasvermeidung<br />

wird der Biogasanlage gutgeschrieben. Unter Berücksichtigung<br />

dieser Gutschrift vermeidet die Biogasanlage mehr<br />

Treibhausgasemissionen, als sie verursacht. Durch die Nutzung<br />

überschüssiger Wärme und eine gasdichte Gärrestlagerung könnte<br />

die Klimabilanz der Biogasanlage zusätzlich verbessert werden.<br />

Die Abdeckung des Gärrestlagers ist allerdings ein Kostenfaktor,<br />

der sich auf die Kapitalrendite auswirkt. Somit ist ein Kompromiss<br />

zu finden zwischen Ökonomie und Umweltschutz.<br />

Zum Vergleich: In Braunkohlekraftwerken werden für die Stromerzeugung<br />

1.070 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro Kilowattstunde Stromerzeugung<br />

verursacht. Diese Biogasanlage vermeidet gegenüber<br />

Braunkohle insgesamt 1.135 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro erzeugter<br />

Kilowattstunde Strom.<br />

Hinweis: Für die Biogasanlage hat Ansgar Lasar, Klimabeauftragter<br />

der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die<br />

Treibhausgasbilanz gerechnet.<br />

32


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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33<br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

Unter dem Dach befindet sich links und rechts die Feststoffannahme, in die<br />

Mist und Silage eingebracht wird. Im Bild stehen die Deckel der Annahmeboxen<br />

senkrecht. Das heißt, dass die Boxen geöffnet sind. Die dritte Annahmebox liegt<br />

auf der rückwärtigen linken Seite des Komplexes. Unten zwischen den beiden<br />

Feststoffeintragssystemen befindet sich ein Güllebehälter.<br />

Gasverdichterstation mit den Kompressoren vor der Gasaufbereitungsanlage.<br />

G<br />

ü<br />

l l<br />

everg<br />

ä<br />

rung<br />

Wirtschaftsdünger-Vergärung<br />

im XXL-Format<br />

Nördlich des Ruhrgebietes zieht sich der Wesel-Datteln-Kanal parallel zum Fluss Lippe<br />

durch die Landschaft. Die künstliche Wasserstraße verläuft südlich des Flusses und hat<br />

unter anderem in Dorsten eine Schleuse am interkommunalen Industriepark Dorsten / Marl.<br />

Die AGRAVIS Raiffeisen AG betreibt direkt am Kanal ein Kraftfutterwerk. Direkt südöstlich<br />

hinter dem Werksgelände betreibt die TerraSol Wirtschaftsdünger GmbH (ein Joint Venture<br />

der AGRAVIS und der ODAS-Gruppe) seit März 2014 eine große Biogasanlage, in der zu<br />

rund 80 Prozent Mist und Gülle vergoren werden.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Gasaufbereitungsanlage,<br />

die pro Stunde<br />

700 Normkubikmeter<br />

Biomethan produzieren<br />

kann. Es handelt sich<br />

um eine Druckwasserwäsche.<br />

Im Hintergrund<br />

das Agravis-Kraftfutterwerk.<br />

Wir setzen hier jährlich 45.000 Tonnen<br />

Rindermist, 15.000 Tonnen Geflügelmist,<br />

10.000 Tonnen separierten<br />

Güllefeststoff und Schweinemist ein.<br />

Außerdem nutzen wir im Frühjahr<br />

15.000 Tonnen Gülle und in den Sommermonaten<br />

weitere 5.000 Tonnen Gülle energetisch aus. Darüber<br />

hinaus vergären wir 25.000 Tonnen Silomais pro<br />

Jahr. 60 Prozent des Gases kommt allein aus den Wirtschaftsdüngern.<br />

Das gesamte Inputmaterial stammt<br />

von landwirtschaftlichen Betrieben aus dem Münsterland“,<br />

erklärt Torsten Smit, Geschäftsführer der ODAS.<br />

Aus den Inputstoffen realisiert die Anlage jährlich etwa<br />

65.000 MWh Biomethan (700 Nm 3 je Stunde) und<br />

6.500 MWh Strom. Es sind 1,2 Megawatt (MW) elektrische<br />

Leistung installiert (1 x 700 kW und 2 x 250<br />

kW), die in negativer Sekundärregelenergie gefahren<br />

werden. Der Direktvermarkter kann die Anlage auf 50<br />

Prozent ihrer installierten Leistung herunterfahren.<br />

Neben der Regelenergiebereitstellung werden die<br />

BHKW tagsüber flexibel betrieben.<br />

34


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Energiezentrale: Hier sind die BHKW-Container zu sehen, die die<br />

drei Aggregate beherbergen.<br />

Anlieferung von Stallmist mit dem Lkw.<br />

Positive Klimabilanz durch<br />

Vergären von Wirtschaftsdünger<br />

Biogasanlage Dorsten: minus 137 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro<br />

erzeugter Kilowattstunde Strom!! Außerdem spart die Anlage die<br />

Emissionen der fossilen Stromerzeugung ein.<br />

Mit der Anlage werden 6,5 Millionen Kilowattstunden Strom und<br />

65 Millionen Kilowattstunden Biomethan pro Jahr erzeugt. Um<br />

eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Biogasanlagen zu ermöglichen,<br />

wird die im Biomethan enthaltene Energie mit einem<br />

40-prozentigen Wirkungsgrad in Strom umgerechnet. 40 Prozent<br />

der im Biomethan enthaltenen Energie werden als externe Wärmenutzung<br />

angerechnet. Werden 42 Prozent der im Biomethan<br />

enthaltenen Energie als externe Wärmenutzung angerechnet,<br />

lassen sich minus 148 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro erzeugter<br />

Kilowattstunde erreichen. Dabei wird unterstellt, dass durch die<br />

Nutzung tatsächlich die Verbrennung von Erdgas vermieden wird.<br />

Die Biogasanlage wird mit Energiepflanzen und rund 80 Prozent<br />

Wirtschaftsdünger (WD) betrieben. Die WD gelangen zu 60 Prozent<br />

ohne Zwischenlagerung direkt aus den Ställen der Lieferbetriebe<br />

in die Anlage.<br />

Zum Vergleich: In Braunkohlekraftwerken werden für die Stromerzeugung<br />

1.070 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent pro Kilowattstunde<br />

Stromerzeugung verursacht. Diese Biogasanlage vermeidet<br />

gegenüber Braunkohle insgesamt 1.207 Gramm CO 2<br />

-Äquivalent<br />

pro Kilowattstunde erzeugtem Strom.<br />

Hinweis: Für die Biogasanlage hat Ansgar Lasar, Klimabeauftragter<br />

der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die<br />

Treib hausgasbilanz gerechnet.<br />

Die Gärsubstrate werden per Lkw angeliefert. Obwohl<br />

Mist und Mais offen lagern, ist keine Geruchsentwicklung<br />

mit der Nase wahrzunehmen. Der Mist wird zurzeit<br />

noch mit einem Biomasseschredder zerkleinert, der üblicherweise<br />

für die Kompostproduktion eingesetzt wird.<br />

„Wir werden im Herbst auf einen stationären Zerkleinerer<br />

umsteigen, der uns von dem mobilen Gerät unabhängiger<br />

macht und die Effizienz der Gasausbeute je Tonne<br />

Mist weiter steigert“, blickt Smit voraus. Mit einem<br />

Radlader mit Wiegeeinrichtung werden Mist und Mais in<br />

die drei Vorratsboxen gefüllt. Die Boxen sind innen komplett<br />

mit Kunststoff ausgekleidet, die Schubstangen auf<br />

dem Boden, die das Gärsubstrat zur Förderschnecke<br />

schieben, sind aus V4A-Stahl gefertigt. Die Schubstangen<br />

sind dreireihig angeordnet. Alle Feststoffdosierer<br />

sind mit Deckeln versehen, die sich mithilfe von Hydraulikzylindern<br />

öffnen und schließen lassen. Die Feststoffeinträge<br />

bilden zusammen mit dem Pumpenkeller<br />

und einem 250 Kubikmeter fassenden Güllelager einen<br />

in sich geschlossenen Anlagenteil.<br />

„Wenn alle Feststoffeinträge<br />

gefüllt sind, kann die Anlage<br />

daraus über einen Zeitraum von<br />

gut 26 Stunden gefüttert werden“,<br />

erläutert Betriebsführer<br />

Lars Heermann.<br />

Die Feststoffe aus den Vorratsbehältern<br />

werden per<br />

Schnecke zu den drei Wangen-Biomixpumpen<br />

gefördert.<br />

Darin werden sie mit Rezirkulat aus den Fermentern<br />

angemaischt. Das heißt, dass die acht Fermenter mit<br />

Flüssigfutter versorgt werden. „Wir haben jeweils vier<br />

Fermenter zu einer Futterlinie zusammengeschaltet.<br />

Vier Fermenter bilden so eine Art Kleeblatt. Das eine<br />

Kleeblattsegment wird mehr maisbetont, das andere<br />

mehr mistbetont gefüttert“, beschreibt Heermann die<br />

Systematik. Und Smit ergänzt: „Die Verweilzeit des<br />

Gärsubstrats in der maisbetonten Linie ist doppelt so<br />

hoch wie in der mistbetonten Linie.“<br />

Die Fermenter sind 15 Meter hoch und haben je ein<br />

Volumen von 3.000 Kubikmetern. Sie sind aus emaillierten<br />

Stahlplatten gefertigt, verfügen über ein festes<br />

Dach und haben mittig aufgehängt ein Zentralrührwerk.<br />

Der TS-Gehalt in den Fermentern liegt bei 12<br />

bis 13 Prozent. Der Methangehalt im Rohgas liegt bei<br />

53 bis 54 Prozent. Die Gärtemperatur pendelt um 40<br />

bis 42 Grad Celsius. Die externe Substrataufwärmung<br />

„Wir haben jeweils vier<br />

Fermenter zu einer<br />

Futterlinie zusammengeschaltet“<br />

Lars Heermann<br />

35


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Von links: Lars Heermann, TerraSol Wirtschaftsdünger<br />

GmbH, Nina Mikulski bei<br />

der ODAS für Marketing und Kommunikation<br />

zuständig, Torsten Smit, Geschäftsführer<br />

der ODAS, und Tobias Trockel, TerraSol<br />

Wirtschaftsdünger GmbH.<br />

Links im Bild sind die grünen Hochfermenter zu sehen, von denen es insgesamt acht Stück<br />

auf der Anlage gibt. In dem Gebäude in der Bildmitte sind die Feststoffeinträge sowie der<br />

Pumpenraum untergebracht. Die beiden Klappen der Annahmeboxen sind geöffnet. Die<br />

beiden Gärdüngerlagerbehälter mit den grauen Foliendächern sind rechts im Bild zu sehen.<br />

Vor den Gärdüngerlagern wurden mehrere Fahrsiloboxen errichtet. In der ersten Silozelle wird<br />

separierter Feststoff gelagert. Die drei Separatoren wurden über der linken Betonwand der<br />

ersten Silozelle installiert. In der Silozelle daneben lagern der angelieferte frische sowie der<br />

geschredderte Stallmist.<br />

durch Gärrestwärmetauscher wurde außer<br />

Betrieb genommen. Jetzt wird das Gärsubstrat<br />

über innenliegende Wandheizungen<br />

aufgeheizt. Das Rohgas wird durch die Zugabe<br />

von Eisenhydroxid in die Fermenter<br />

sowie durch einen Aktivkohlefilter vor den<br />

BHKW entschwefelt. Die theoretische Verweilzeit<br />

des Substrates in den Fermentern<br />

beträgt 80 Tage.<br />

Mehr Gasspeichervolumen<br />

durch neue Nachgärer<br />

Anschließend gelangt das Gärsubstrat in die<br />

Nachgärer, wo es weitere 80 Tage ausgast.<br />

Kürzlich wurden zwei neue Nachgärbehälter<br />

aus Beton mit je 10.000 Kubikmeter<br />

Volumen mit Tragluftfoliendach in Betrieb<br />

genommen, weil nicht genug Gasspeicher-,<br />

Lager- und Faulraumvolumen zur Verfügung<br />

stand. „Wir mussten in der Vergangenheit<br />

zu oft Gas abfackeln. Dieser Zustand ist<br />

seitdem vorbei. Wir verfügen nun insgesamt<br />

über ein Gasspeichervolumen von 8.300<br />

Kubikmeter“, berichtet Smit. Das ausgegorene<br />

Substrat wird in zwei ebenfalls gasdicht<br />

abgedeckten Lagerbehältern bis zum<br />

Verlassen der Anlage zwischengespeichert.<br />

Beide Behälter fassen je 2.500 Kubikmeter.<br />

Sie fungierten früher als Nachgärer,<br />

bevor jetzt die neuen Nachgärer in Betrieb<br />

genommen worden sind.<br />

Das ausgegorene Gärsubstrat wird grundsätzlich<br />

mit drei Schneckenseparatoren<br />

behandelt, die einen Teil der festen Bestandteile<br />

dem Substrat entziehen. So fallen<br />

jährlich rund 25.000 Tonnen separierter<br />

Feststoff und etwa 65.000 Tonnen der<br />

flüssigen Phase an. „Teilmengen lagern wir<br />

sowohl auf der Anlage als auch an diversen<br />

externen Standorten. Die abseparierte Flüssigkeit<br />

pumpen wir in bestimmten Mengen<br />

in die acht Fermenter zum Verdünnen des<br />

Gärsubstrates“, erklärt Smit. Der Gärdünger<br />

wird komplett in Ackerbauregionen verbracht,<br />

wie zum Beispiel ins südliche Ruhrgebiet<br />

bis runter ins Rheinland. Und vom<br />

östlichen Ruhrgebiet um Unna bis in die<br />

Soester Börde. Die durchschnittliche Transportentfernung<br />

liegt bei gut 70 Kilometern.<br />

TerraSol gehört zu 84 Prozent der AGRAVIS<br />

und zu 16 Prozent der ODAS. TerraSol wurde<br />

2014 mit der Übernahme der Biogasanlage<br />

aus der Insolvenz gegründet. ODAS<br />

kümmert sich um das Stoffstrommanagement<br />

und die Betriebsführung der Anlage<br />

und AGRAVIS erledigt die verwaltungstechnischen<br />

Dinge. Die Biogasanlage wurde Anfang<br />

2014 gemeinsam aus der Insolvenz<br />

übernommen, weil die AGRAVIS nicht nur<br />

Futtermittel an die landwirtschaftlichen<br />

Betriebe verkaufen will, sondern auch, weil<br />

sie über die Biogasanlage helfen will, die<br />

Nährstoffprobleme im Münsterland zu entschärfen.<br />

Die Anlage an der Gottlieb-Daimler-Straße<br />

kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.<br />

Bereits 2010 begannen die<br />

ersten Bauarbeiten an dem Standort. Die<br />

END-I AG aus Halle errichtete die Biogasanlage<br />

mit einer ursprünglich geplanten<br />

elektrischen Leistung von 6,4 Megawatt<br />

(MW). Die ODAS übernahm bereits im Juni<br />

2013 im Auftrag der END-I AG die Betriebsführung<br />

und das Stoffstrommanagement<br />

der Anlage. Im September des Jahres<br />

begann im ersten von acht Fermentern die<br />

Biogasproduktion, und das erste BHKW mit<br />

700 kW el<br />

konnte mit der Stromeinspeisung<br />

beginnen.<br />

Seit Juni 2014 ist die Gasaufbereitungsanlage,<br />

eine Druckwasserwäsche der Firma<br />

Malmberg, in Betrieb. Sie produziert konstant<br />

700 Normkubikmeter Biomethan pro<br />

Stunde. Das Biomethan wird an die Westnetz<br />

GmbH geliefert, die es ins Erdgasnetz<br />

einspeist. Die Landwärme GmbH vermarktet<br />

das Biomethan.<br />

Im November 2013 meldete die END-I AG<br />

Insolvenz an. Der Insolvenzverwalter wollte<br />

die Anlage schnell veräußern. Am 1. März<br />

2014 hat die TerraSol Wirtschaftsdünger<br />

GmbH die Anlage aus der Insolvenzmasse<br />

ersteigert. „Wir haben dann gemeinsam<br />

mit dem erfahrenen Anlagenplaner und<br />

-hersteller PlanET Biogastechnik GmbH<br />

zügig ein neues Konzept erdacht. Wir haben<br />

zudem die ökonomischen Chancen des<br />

Konzepts bewertet. Unsere damaligen Annahmen<br />

werden heute im Betrieb der Anlage<br />

ziemlich gut erreicht“, freut sich Smit.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Redakteur Biogas Journal<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 0 54 09/90 69 426<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

36


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

G<br />

ü<br />

l l<br />

everg<br />

ä<br />

rung<br />

Gülle-Biogasanlagen bestechen<br />

durch eine hervorragende Klimabilanz<br />

Deutschland hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele gesteckt. Bis 2050 sollen die nationalen Treibhausgasemissionen<br />

im Vergleich zu 1990 um mindestens 80 Prozent gesenkt werden. Im deutschen Klimaschutzplan<br />

2050 spielt für den Bereich Landwirtschaft die Vergärung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen eine<br />

tragende Rolle. Warum das so ist und wie die Klimabilanz einer Gülle-Biogasanlage aussieht, erfahren Sie in<br />

diesem Beitrag.<br />

Von Ansgar Lasar<br />

Bis zum Erreichen der 80-Prozent-<br />

Minderung bis 2050 ist es noch<br />

ein weiter Weg. Die bisher erreichte<br />

Minderung beträgt 28 Prozent<br />

und ist zu einem erheblichen Teil<br />

auf den Niedergang der ostdeutschen Kohleindustrie<br />

direkt nach der Wiedervereinigung<br />

zurückzuführen. Ein Sondereffekt, der sich<br />

so nicht wiederholen wird. Der wichtigste<br />

Baustein für das Erreichen des deutschen<br />

Klimaziels ist die Abkehr vom Verbrauch<br />

fossiler Energieträger, also der Ausstieg aus<br />

der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur<br />

Energiegewinnung. Die Zukunft gehört den<br />

Erneuerbaren Energien, die möglichst wenig<br />

Treibhausgasemissionen verursachen.<br />

In Deutschland ist hier an erster Stelle die<br />

Energiegewinnung aus Windkraft an Land<br />

und mit Blick in die Zukunft vor allem auf<br />

dem Meer zu nennen. Im Vergleich zur<br />

Windenergie sind die Potenziale für die<br />

Energiegewinnung aus der Vergärung von<br />

Wirtschaftsdüngern gering. Trotzdem spielt<br />

die Wirtschaftsdüngervergärung im Klimaschutzplan<br />

für den Bereich Landwirtschaft<br />

berechtigterweise eine tragende Rolle.<br />

Die deutsche Landwirtschaft soll<br />

die Treibhausgasemissionen bis<br />

2030 um 12 Mio. t senken<br />

Der deutsche Klimaschutzplan weist im<br />

Jahr 2014 für die Landwirtschaft einen<br />

Ausstoß von 72 Millionen (Mio.) Tonnen (t)<br />

CO 2<br />

e aus. Das sind etwa 8 Prozent der von<br />

Deutschland insgesamt verursachten Treibhausgasemissionen.<br />

Laut Klimaschutzplan<br />

soll die Landwirtschaft von 2014 bis 2030<br />

die Treibhausgasemissionen um 12 Mio. t<br />

CO 2<br />

e reduzieren. Dazu werden im Klimaschutzplan<br />

verschiedene Maßnahmen auf-<br />

Kasten 1<br />

Ziele und Maßnahmen für die deutsche Landwirtschaft<br />

laut Klimaschutzplan 2050<br />

Gesetztes Ziel:<br />

Verringerung der Treibhausgasemissionen von 72 Mio. t CO 2<br />

e / Jahr in 2014<br />

auf 60 Mio. t CO 2<br />

e / Jahr bis 2030.<br />

Genannte Maßnahmen mit gesicherter Klimaschutzwirkung:<br />

ffVerringerung der Ammoniakemissionen aus Ställen,<br />

Wirtschaftsdüngerlagerstätten und Düngerausbringung.<br />

ffVerringerung der Stickstoffüberschüsse bei der Düngung.<br />

ffStärkung der Wirtschaftsdüngervergärung.<br />

ffVerringerung des Kraftstoffverbrauchs.<br />

Genannte Maßnahme ohne gesicherte Klimaschutzwirkung:<br />

ffSteigerung des Ökoflächenanteils.<br />

Emissionsarme Ausbringtechnik<br />

verbessert die Düngewirkung,<br />

senkt die Geruchsbelästigung<br />

und führt zu geringeren Treibhausgasemissionen.<br />

Nicht direkt genannte Maßnahme ohne gesicherte Klimaschutzwirkung,<br />

aber für die nationale Zielerreichung unumgänglich:<br />

ffAbstockung der Tierbestände.<br />

38


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Mit Schiebern (siehe Foto rechts)<br />

werden die tierischen Ausscheidungen<br />

in den Querkanal vor dem<br />

Stall geschoben. Von hier wird die<br />

tagesfrische Gülle direkt in den<br />

Fermenter gepumpt. Das minimiert<br />

die Treibhausgasemissionen und<br />

maximiert die Gasausbeute.<br />

Foto oben: Die Abdeckung des<br />

Gärrestlagers (links neben dem Fermenter)<br />

vermeidet Ammoniakemissionen<br />

weitgehend. Zur Vermeidung<br />

von Methanemissionen ist eine<br />

gasdichte Abdeckung erforderlich.<br />

geführt (siehe Kasten 1: Ziele und Maßnahmen<br />

für die deutsche Landwirtschaft laut<br />

Klimaschutzplan 2050).<br />

Durch die Verringerung der Ammoniakemissionen<br />

und der Stickstoffüberschüsse<br />

ist eine gesicherte Treibhausgasminderung<br />

zu erwarten, wenn nicht über das Ziel hinausgeschossen<br />

wird und trotz der Verringerung<br />

eine bedarfsgerechte Düngung sichergestellt<br />

wird. Die verstärkte Vergärung<br />

von Wirtschaftsdüngern ist die sicherste<br />

Maßnahme zur Treibhausgasminderung.<br />

Bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern<br />

werden Methan und Lachgasemissionen<br />

Fotos: Ansgar Lasar<br />

freigesetzt, die mit dem Faktor 25 beim<br />

Methan und 298 beim Lachgas als sogenannte<br />

CO 2<br />

-Äquivalente, abgekürzt CO 2<br />

e,<br />

auf die Treibhausgasemissionen angerechnet<br />

werden.<br />

Durch die gasdichte Lagerung des Wirtschaftsdüngers<br />

in der Biogasanlage werden<br />

diese Emissionen vermieden und das<br />

gewonnene Methan wird für die Energiegewinnung<br />

genutzt. Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern<br />

wirkt sich deshalb zweifach<br />

positiv auf die Klimabilanz aus. Treibhausgasemissionen<br />

aus der Lagerung von Wirtschaftsdüngern<br />

werden vermieden und mit<br />

dem gewonnenen Methan können fossile<br />

Energieträger, wie zum Beispiel Kohle, bei<br />

der Stromerzeugung ersetzt werden.<br />

Die Überführung des anfallenden Wirtschaftsdüngers<br />

in die gasdichte Biogasanlage<br />

möglichst sofort nach dem Ausscheiden<br />

senkt die Treibhausgasemissionen in<br />

der Erzeugung tierischer Produkte um bis<br />

zu 15 Prozent. Damit ist die Vergärung des<br />

Wirtschaftsdüngers die größte und bislang<br />

nur in einem geringen Umfang genutzte<br />

Stellschraube zur Minderung der Treibhausgase<br />

in der Tierhaltung. Laut Treib-<br />

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39


praxis / Titel<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Methan im Biogas ist 25 Mal klimaschädlicher als das bei der Verbrennung<br />

entstehende Kohlendioxid. Deshalb Gasfackel einsetzen (siehe<br />

rotes Oval)!<br />

hausgasberichterstattung wurden in 2015<br />

etwa 17 Prozent des anfallenden Wirtschaftsdüngers<br />

in Biogasanlagen vergoren.<br />

Es besteht durchaus noch Potenzial, diesen<br />

Anteil zu steigern, wenn die wirtschaftlichen<br />

und gesellschaftlichen Rahmenbedingung<br />

es zulassen.<br />

Anreize zur Wirtschaftlichkeit sind über<br />

die Einspeisevergütung möglich. Seitens<br />

der Gesellschaft ist eine Prioritätensetzung<br />

erforderlich. Wenn die Gesellschaft<br />

beispielsweise Weidehaltung fordert, müssen<br />

bei der Wirtschaftsdüngervergärung<br />

Abstriche gemacht und vermeidbare Treibhausgasemissionen<br />

in Kauf genommen<br />

werden. An dem Beispiel wird deutlich,<br />

dass Landwirte Zehnkämpfer sind und<br />

nicht in allen Disziplinen Bestleistungen<br />

erbringen können.<br />

Eine weitere Maßnahme laut Klimaschutzplan<br />

ist die Steigerung des Ökoflächenanteils.<br />

Damit können die nationalen<br />

Treibhausgasemissionen zwar<br />

gesenkt werden. Wenn<br />

die dadurch verringerte<br />

Produktionsmenge ins<br />

Ausland verlagert wird,<br />

ist die Treibhausgasminderung<br />

global betrachtet<br />

fraglich. Alle genannten<br />

Maßnahmen werden in<br />

der Summe nicht ausreichen,<br />

um 12 Mio. t<br />

Treibhausgasemissionen<br />

einzusparen. Das<br />

Ziel ist nur über zusätzliche<br />

Tierbestandsabstockungen<br />

zu erreichen. Bei<br />

einer Produktionsverlagerung<br />

ins Ausland ist das allerdings keine<br />

sinnvolle Lösung für das globale Klimaproblem.<br />

Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern<br />

vermeidet mehr Treibhausgasemissionen,<br />

als sie verursacht<br />

In Abbildung 1 sind die Treibhausgasemissionen<br />

je Kilowattstunde Stromerzeugung<br />

für verschiedene Produktionswege dargestellt.<br />

Der klimaschädlichste Strom wird<br />

in Braunkohlekraftwerken erzeugt. Aber<br />

auch bei der Gewinnung Erneuerbarer<br />

Energien werden Treibhausgasemissionen<br />

verursacht. Sie entstehen zum Beispiel<br />

bei der Herstellung von Photovoltaik- und<br />

Windkraftanlagen. Bei Biogasanlagen auf<br />

Basis nachwachsender Rohstoffe belastet<br />

der Anbau der Energiepflanzen die Klimabilanz<br />

zusätzlich.<br />

Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern ist<br />

ebenfalls nicht frei von Treibhausgasemissionen.<br />

Sie entstehen über die gesamte<br />

Kasten 2: Maßnahmen zur Optimierung der Klimabilanz von Gülle-Biogasanlagen<br />

Was?<br />

Gülle möglichst nach dem Ausscheiden in die Biogasanlage<br />

überführen.<br />

Überprüfung der Anlage auf Gasdichtheit und Wartung<br />

des BHKW.<br />

Ausreichend Gaspuffer für unerwartet hohen Gasertrag<br />

und BHKW-Ausfallzeiten vorhalten.<br />

Überschüssiges Gas nur über Gasfackel abbrennen.<br />

Gasdichte Gärrestlagerung.<br />

Nutzung anfallender Wärme für Haus und / oder Hof.<br />

Ausreichend Gärrestlagerraum vorhalten und emissionsarme<br />

Ausbringungstechnik einsetzen.<br />

Warum?<br />

Vermeidet Treibhausgasemissionen bei der Güllelagerung<br />

und verbessert die Gasausbeute.<br />

Verringert die Gasverluste und steigert den Stromertrag.<br />

Vermeidet Treibhausgasemissionen und spart Ressourcen ein.<br />

Methan im Biogas ist 25 Mal klimaschädlicher als bei der<br />

Verbrennung entstehendes Kohlendioxid.<br />

Vermeidet Treibhausgasemissionen aus dem Gärrestlager<br />

und ermöglicht die Restgasnutzung.<br />

Vermeidet Treibhausgasemissionen und Kosten beim<br />

Verbrauch von zum Beispiel Erdgas oder Heizöl.<br />

Bedarfsgerechte Düngung senkt Düngungskosten und<br />

Treibhausgasemissionen.<br />

Produktionskette im Vorlager, Fermenter,<br />

BHKW, Gärrestlager und durch zusätzliche<br />

Transporte. Der einzigartige Vorteil<br />

der Wirtschaftsdüngervergärung besteht<br />

in der Treibhausgasvermeidung während<br />

der Wirtschaftsdüngerlagerung. Bei der<br />

Wirtschaftsdüngerlagerung werden mehr<br />

Treibhausgasemissionen vermieden, als in<br />

der Biogasanlage entstehen.<br />

In Abbildung 2 ist die Treibhausgasminderung<br />

je Tonne Trockenmasse verschiedener<br />

Wirtschaftsdünger dargestellt. Besonders<br />

hohe Einsparungen werden bei Wirtschaftsdüngern<br />

von Schweinen und Rindern erzielt.<br />

Ob die Gülle unter dem Spaltenboden<br />

oder in einem offenen Behälter (mit oder<br />

ohne Abdeckung) gelagert wird, macht bei<br />

den aufsummierten Treibhausgasemissionen<br />

aus Lachgas und Methan keinen großen<br />

Unterschied. Generell gilt, je schneller<br />

der ausgeschiedene Wirtschaftsdünger aus<br />

dem Stall in die gasdichte Biogasanlage<br />

gelangt, desto größer ist die Treibhausgasvermeidung.<br />

Außerdem bringt der frische<br />

Wirtschaftsdünger einen höheren Gasertrag.<br />

Voraussetzung ist allerdings, dass er<br />

nicht mit „Hemmstoffen“ wie Antibiotika<br />

oder Desinfektionsmittel belastet ist, die<br />

die Bakterien bei der Methanbildung behindern.<br />

Für die in dieser Ausgabe vorgestellten Biogasanlagen<br />

hat die Landwirtschaftskammer<br />

die Klimabilanzen berechnet. Das dafür<br />

von der Landwirtschaftskammer entwickelte<br />

Programm basiert auf dem bundesweit<br />

abgestimmten Berechnungsstandard für<br />

einzelbetriebliche Klimabilanzen in der<br />

Landwirtschaft, dem sogenannten BEK<br />

(Näheres siehe im Internet unter „KTBL-<br />

BEK“). Dort sind alle für die Berechnungen<br />

verwendeten Grundlagen, wie zum Beispiel<br />

die Emissionsfaktoren, Emissionsquellen<br />

und Allokationsverfahren, dokumentiert<br />

und öffentlich zugänglich.<br />

In dem Programm sind die Datenerfassung<br />

und die Auswertungen auf einem<br />

Bildschirm beziehungsweise Ausdruck zu<br />

sehen. Die für die Klimabilanzierung notwendigen<br />

Daten liegen den Betrieben in der<br />

Regel vor. Darauf ist bei der Konzeption des<br />

Programms besonderer Wert gelegt worden.<br />

Mit einem guten Dutzend betriebsindividueller<br />

Daten lassen sich bereits aussagekräftige<br />

Klimabilanzen berechnen, die alle<br />

wichtigen Stellschrauben berücksichtigen.<br />

Die Datenerfassung dauert in der Regel<br />

nicht länger als eine Stunde. Danach kann<br />

40


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis / Titel<br />

Abbildung 1: Treibhausgasemissionen der Stromerzeugung in g CO 2<br />

e je kWh el<br />

1070<br />

919<br />

430<br />

Quelle: Daten für Braunkohle, Steinkohle, Erdgas, Windkraft und Photovoltaik aus Emissionsbilanz<br />

erneuerbarer Energien 2014, Umweltbundesamt. Energiepflanzenbiogas und Güllebiogas eigene<br />

Berechnungen nach BEK. Bei Güllebiogas unter Berücksichtigung der vermiedenen Treibhausgas -<br />

emissionen bei der Güllelagerung.<br />

300<br />

Braunkohle Steinkohle Erdgas Energiepflanzenbiogas<br />

Abbildung 2: Vermiedene Treibhausgasemissionen bei der<br />

Wirtschaftsdüngerlagerung durch Überführung in die Biogasanlage<br />

950 1000<br />

480<br />

Schweinegülle Schweinemist Rindergülle Rindermist Geflügelmist<br />

585<br />

55<br />

10<br />

Photovoltaik Windkraft Güllebiogas<br />

-100<br />

100<br />

Verbesserungen der Klimabilanz<br />

und der Wirtschaftlichkeit passen<br />

zusammen<br />

Wichtige Maßnahmen, die zu einer besseren<br />

Klimabilanz führen, sind im Kasten 2<br />

zusammengefasst. Die Maßnahmen zielen<br />

darauf ab, Gasverluste zu reduzieren<br />

und die Stromausbeute zu erhöhen. Allein<br />

schon aus Wirtschaftlichkeitsgründen sind<br />

viele Maßnahmen deshalb lukrativ für Biogasanlagenbetreiber.<br />

Die Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit steht bei den Maßnahmen<br />

im Einklang mit einer Verbesserung<br />

der Klimabilanz. Ein Zusammenhang, der<br />

von der Landwirtschaft bisher nur wenig<br />

öffentlichkeitswirksam genutzt wird. Die<br />

Klimabilanz hat folglich einen dreifachen<br />

Nutzen für die Anlagenbetreiber.<br />

1. Sie zeigt auf, wie die Klimabilanz<br />

aussieht und wie sie verbessert werden<br />

kann.<br />

2. Sie gibt Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit<br />

von Klimaschutzmaßnahmen.<br />

3. Sie kann der Öffentlichkeit die Klimaschutzleistungen<br />

aufzeigen.<br />

Die Landwirtschaftskammer ist jetzt in<br />

der Lage, mit einem für die Betriebe überschaubaren<br />

Aufwand diese aussagekräftigen<br />

Klimabilanzen zu erstellen.<br />

t CO 2<br />

e Vermeidung je t Trockenmasse, wenn der Wirtschaftsdünger innerhalb<br />

eines Monats nach dem Ausscheiden in Biogasanlage gelangt.<br />

mit dem Programm „gespielt“ werden. Bei<br />

Änderung der Betriebsdaten im Zieljahr<br />

weist das Programm sofort die Auswirkungen<br />

auf die Klimabilanz und die Wirtschaftlichkeit<br />

aus. So kann sehr schnell ermittelt<br />

werden, wie es sich beispielsweise auswirkt,<br />

die Gülle ganz frisch in die Biogasanlage<br />

zu bringen, das Gärrestlager gasdicht<br />

zu machen oder anfallende Wärme für das<br />

Wohnhaus zu nutzen. Auf dieser Grundlage<br />

kann ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />

angestoßen werden.<br />

Autor<br />

Ansgar Lasar<br />

Klimabeauftragter<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachen<br />

Mars-la-Tour Straße 1 – 13<br />

26121 Oldenburg<br />

Tel. 04 41/801-208<br />

E.Mail: ansgar.lasar@lwk-niedersachsen.de<br />

www.lwk-niedersachsen.de<br />

41


Praxis<br />

Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />

Treibhausgas-Berechnungsmethodik<br />

Neuerungen ab 2021 geplant<br />

Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für die künftige Energiepolitik am<br />

30. November 2016 veröffentlicht: In diesem Rahmen wird auch endlich die<br />

Methodik für die THG-Berechnung für Biogas so angepasst, wie schon jahrelang<br />

vom Fachverband Biogas gefordert, sodass vor allem Biogas aus Gülle künftig<br />

eine sehr gute Treibhausgas bilanz vorweisen kann.<br />

Von Julia Münch<br />

Durch die Vergärung<br />

von Gülle in Biogasanlagen<br />

können enorme<br />

Treibhausgas-Emissionen<br />

vermieden werden,<br />

was der Reduktion<br />

klimarelevanter Gase<br />

innerhalb der Landwirtschaft<br />

zugutekommt.<br />

Drei wichtige Neuerungen gibt es, sollten die<br />

bisher in der Neufassung der Erneuerbaren-<br />

Energien-Richtlinie für 2021 enthaltenen<br />

Neuerungen tatsächlich so verabschiedet<br />

werden: Zum einen wird es eine Gutschrift<br />

für die vermiedenen Gülleemissionen geben, die ohne<br />

eine Nutzung der Gülle als Biogassubstrat bei der offenen<br />

Lagerung auftreten. Da Methan 25-fach klimarelevanter<br />

ist als CO 2<br />

, fällt diese Gutschrift sehr hoch aus.<br />

Im günstigsten Fall (100 Prozent Güllevergärung, Nachverbrennung,<br />

abgedecktes Gärrestlager) sind so Treibhausgaseinsparungen<br />

von bis zu 200 Prozent möglich.<br />

Foto: Andreas Dittmer<br />

Zum anderen wird künftig der ausgebrachte Gärrest so<br />

angerechnet, dass dadurch die Menge an einzusetzendem<br />

Mineraldünger, zum Beispiel beim Maisanbau,<br />

reduziert wird. Auch dadurch kommt es zu leicht positiven<br />

Effekten in der Bilanz. Zum dritten ist es künftig<br />

erlaubt, verschiedene Substrate zu mischen. Es muss<br />

also nicht mehr für jedes Substrat eine eigene THG-<br />

Bilanz erstellt werden. Dadurch kommt der Güllegutschrift<br />

auch eine besondere Bedeutung zu, denn durch<br />

den Einsatz von Gülle in Kombination mit Anbaubiomasse<br />

können so künftig sehr hohe Einsparungen erzielt<br />

werden.<br />

Der Fachverband Biogas ist erfreut, dass es in Zusammenarbeit<br />

mit dem europäischen Biogasverband EBA<br />

gelungen ist, diese wichtigen Verbesserungen in der<br />

neuen Richtlinie ab 2021 zu verankern. Insbesondere,<br />

da der neue Richtlinienentwurf auch vorsieht, die<br />

Nachhaltigkeitskriterien und Treibhausgas-Berechnungen<br />

ab 2021 auf die gesamte Biomasse auszuweiten,<br />

unabhängig von der Verwendung der Produkte zur<br />

Strom-, Wärme-, Kälte- oder Treibstofferzeugung.<br />

Darüber hinaus werden auch die Anforderungen höher:<br />

So muss Biomethan als Kraftstoff künftig 70 Prozent<br />

an Treibhausgasen gegenüber fossilen Kraftstoffen,<br />

Biogas zur Erzeugung von Strom und Wärme dagegen<br />

80 Prozent, ab 2026 sogar 85 Prozent gegenüber fossilem<br />

Strom und Wärme einsparen, um als nachhaltig<br />

zu gelten und anrechenbar zu sein auf das gesamte<br />

Erneuerbare-Energien-Ziel. Der Fachverband Biogas<br />

setzt sich für eine Reduktion und Vereinheitlichung<br />

dieses Wertes ein.<br />

Nicht enthalten ist bislang die Aufnahme von mehreren<br />

Standardwerten, die eine Berechnung erleichtern<br />

sollen. Mit Standardwerten für Maissilage, Gülle und<br />

Bioabfall gibt es nun zwar immerhin drei Werte, die<br />

jeder nutzen kann, der nicht den gesamten Lebensweg<br />

selber berechnen will oder kann, es fehlen aber weiterhin<br />

Werte für Festmist, Grassilage, Ganzpflanzensilage,<br />

Zuckerrübensilage und andere Substrate.<br />

Der Fachverband Biogas will erreichen, dass es zumindest<br />

Teilstandardwerte für den Anbau der verschiedenen<br />

Anbaubiomassen geben wird. Ebenfalls ungelöst<br />

ist die Anrechenbarkeit von Zwischenfrüchten und von<br />

Pflanzen, die zwar geringere Hektarerträge aufweisen,<br />

dafür aber die Biodiversität erhöhen, aber dennoch geringe<br />

THG-Einsparungen zeigen. Auch hier arbeitet der<br />

Fachverband Biogas in enger Zusammenarbeit mit der<br />

EBA an einer Verbesserung.<br />

Positiv ist aber, dass eine zentrale Verbesserung, die Erteilung<br />

der Gutschrift für Gülle, nun endlich umgesetzt<br />

ist, sodass der Beitrag der Güllevergärung zu einer positiven<br />

Klimabilanz endlich europaweit anerkannt ist.<br />

Autorin<br />

Julia Münch<br />

Fachreferentin<br />

Referat International<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

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Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

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42


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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43


Praxis<br />

Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />

Klimaschutz durch Güllevergärung<br />

Es erinnert mich ein bisschen an das<br />

Märchen vom Rumpelstilzchen.<br />

Bei den Gebrüdern Grimm hat<br />

der kleine jähzornige Wicht aus<br />

Stroh Gold gesponnen; und in<br />

der Biogasanlage wird quasi aus Exkrementen<br />

Energie gemacht. Das, was die<br />

Schweine und Kühe jeden Tag ihrem ganz<br />

natürlichen Bedürfnis folgend fallen lassen,<br />

wird von den fleißigen Bakterien im Fermenter<br />

zu Biogas umgewandelt und schließlich<br />

im Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme<br />

generiert.<br />

Ein Produkt, das eh da ist, das eh entsorgt werden muss, ist<br />

die Basis für unsere grüne Energie. Und was noch viel toller<br />

ist: Damit ersparen wir der Atmosphäre zusätzlich noch Unmengen<br />

schädlicher Klimagase. Denn ohne den Weg durch<br />

die Biogasanlage entweicht das bei der natürlichen Vergärung<br />

von Gülle entstehende Methan einfach so in die<br />

Luft. Leider ist das in vielen Güllelagern an der<br />

Tagesordnung.<br />

Methan ist 25-mal so klimaschädlich wie<br />

CO 2<br />

. 7 Millionen Tonnen CO 2<br />

-Äquivalente<br />

entstehen in den Güllebehältern jedes<br />

Jahr. Da können und müssen wir ansetzen!<br />

Ich frage mich, warum nicht alle Vieh<br />

haltenden Betriebe eine Biogasanlage betreiben.<br />

Am besten sollte man das zur Pflicht<br />

machen – und die Landwirte natürlich für ihre<br />

Klimaschutzaktivitäten finanziell unterstützen. Da ist<br />

noch so viel Potenzial, das wir auf dem Weg in eine klimaneutrale<br />

Zukunft dringend nutzen müssen! Biogasanlagen bieten<br />

eine großartige Chance. Pack‘ ma’s an!<br />

Drehtage mit dem Hackl Schorsch<br />

Es war wieder so weit: der Olympiasieger<br />

und Weltmeister Georg<br />

Hackl hat sich erneut für Biogas<br />

vor die Kamera gestellt. Am 31.<br />

Mai und 1. Juni haben wir mit<br />

ihm zwei Youtube- und fünf Facebook-Filme<br />

gedreht.<br />

Los ging es in Rosenheim, wo der Hackl den<br />

Mehrwert von Biogasanlagen für die Menschen<br />

vor Ort hinterfragt hat. In Gesprächen<br />

mit einem Vertreter der Stadtwerke, dem<br />

Nachbarn einer Biogasanlage sowie einer<br />

Herstellerfirma hat sich unser prominenter<br />

Fürsprecher die vielen Vorteile von Biogas<br />

für die regionale Wertschöpfung erklären<br />

lassen.<br />

Am zweiten Tag waren wir in<br />

Hirschau für einen Film zum<br />

Thema Klimaschutz – in Bezug<br />

auf Hackls Passion, das<br />

Rodeln bzw. den Wintersport<br />

im Allgemeinen. Klimaschutz<br />

als Winterschutz –<br />

wie es funktionieren kann<br />

und dort in der Oberpfalz<br />

auch bereits funktioniert.<br />

Darüber hinaus sind auch<br />

noch fünf Kurzfilme für Facebook<br />

entstanden, in denen<br />

der Schorsch einfach<br />

und anschaulich die Funktionsweise<br />

einer Biogasanlage<br />

erklärt – von der Substratzufuhr<br />

bis zur Ausbringung der<br />

Gärprodukte. Wie schon in den Jahren zuvor<br />

waren es intensive, aber vor allem auch<br />

lustige Tage mit der Rodellegende, der wie<br />

immer unprätentiös und sympathisch aufgetreten<br />

ist.<br />

Ab Juli wird der erste Film online sein. Wir<br />

werden darüber informieren.<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

44


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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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45


Praxis<br />

Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />

Betreiber müssen sich zur Energieund<br />

Stromsteuer informieren!<br />

Biogasanlagenbetreiber haben immer mehr mit einer Flut an Bürokratie zu kämpfen. Hier ist etwas zu<br />

dokumentieren und da ein Formular auszufüllen. Der Bereich der Energie- und Stromsteuern bildet hier keine<br />

Ausnahme. Zum einen gibt es Formulare, die Betreiber ausfüllen müssen, um nicht Geld zu verlieren. Zum<br />

anderen gibt es auch Formulare, bei denen es sich lohnt, sie freiwillig auszufüllen, da hier Geld gespart werden<br />

kann.<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

Basis der Vorgaben sind das Energiesteuergesetz<br />

(EnergieStG)<br />

und das Stromsteuergesetz<br />

(StromStG). Schon die Namen<br />

der Gesetze lassen erahnen,<br />

dass sie Bedeutung für die Biogasbranche<br />

haben, schließlich wird in Biogasanlagen<br />

Energie in Form von Strom erzeugt.<br />

Biogas darf steuerfrei<br />

genutzt werden<br />

Das Energiesteuergesetz regelt die Besteuerung<br />

von Energieträgern mit Ausnahme<br />

von Strom. Demzufolge ist das<br />

Gesetz auch für Biogas anzuwenden.<br />

Positiv ist hierbei, dass die Nutzung von<br />

Biogas zum Verheizen oder zum Einsatz<br />

in sogenannten begünstigten Anlagen –<br />

dazu zählen Blockheizkraftwerke (BHKW) –<br />

steuerbefreit möglich ist. Die klassische<br />

Biogasverwendung in einem BHKW ist also<br />

steuerbefreit. Dies ist nicht der Fall, wenn<br />

das Biogas mit anderen Energieträgern vermischt<br />

wird. Wird zu Biomethan aufbereitetes<br />

Biogas ins Erdgasnetz eingespeist und<br />

soll dieses anschließend in einem BHKW<br />

verstromt werden, gilt die pauschale Befreiung<br />

nicht mehr.<br />

Sonderregelung für Biomethan<br />

Biomethan wird im Zusammenhang mit<br />

dem EnergieStG wie fossiles Erdgas behandelt.<br />

Mit der Entnahme von Biomethan aus<br />

dem Erdgasnetz ist eine Steuer zu entrichten.<br />

Soll das Biomethan verheizt oder in einem<br />

BHKW eingesetzt werden, beträgt diese<br />

5,50 Euro je Megawattstunde (€/MWh).<br />

Bei einem Einsatz als Kraftstoff beträgt der<br />

Steuersatz 13,90 €/MWh. Für Biomethan<br />

sind jedoch Möglichkeiten einer nachträglichen<br />

Steuerentlastung vorgesehen. Allerdings<br />

muss hier zwischen einer Nutzung<br />

in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), einer<br />

Nutzung als Kraftstoff und einer Nutzung<br />

zur reinen Erzeugung von Wärme (Therme)<br />

differenziert werden. Bei einer Nutzung im<br />

BHKW sind mehrere Entlastungsmöglichkeiten<br />

gegeben. So können sich Stromerzeugungsanlagen<br />

mit einer Leistung von<br />

mehr als 2 Megawatt vollständig entlasten<br />

lassen (Entlastung nach § 53 EnergieStG).<br />

Im kleineren und damit branchenüblicheren<br />

Leistungsbereich sind ebenfalls Vergünstigungen<br />

für KWK-Anlagen vorgesehen.<br />

Je nachdem, welche Anforderungen<br />

(Nachweis der Hocheffizienz, nicht abgeschriebene<br />

Anlage, Nutzungsgrad von 70<br />

Prozent) erfüllt werden, sind verschiedene<br />

Abstufungen von vollständiger und teilweiser<br />

Entlastung möglich (Entlastung nach §<br />

53a, §53b oder §54 EnergieStG).<br />

Biomethan als Kraftstoff war bis Ende 2015<br />

vollständig steuerentlastet (§ 50 EnergieStG).<br />

Aktuell erfolgt die Förderung der<br />

Abgabe von Biokraftstoffen ausschließlich<br />

über die Anrechnung auf die Treibhausgasminderungsquote.<br />

Diese ist im Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz geregelt. Für den<br />

Einsatz von Biomethan in der Therme ist aktuell<br />

keine nachträgliche Entlastungsmöglichkeit<br />

im Gesetz vorgesehen. Allerdings<br />

kann, wie beim Einsatz in einem BHKW, das<br />

Biomethan mit dem ermäßigten Steuersatz<br />

von 5,50 €/MWh bezogen werden.<br />

Biogasanlagen sollten<br />

nachträgliche Entlastung des<br />

Zündöls prüfen<br />

Beim Einsatz von Zündöl (zum Beispiel<br />

Heizöl oder Biodiesel) in einem BHKW kann<br />

ebenfalls eine nachträgliche Steuerentlastung<br />

geltend gemacht werden. Infrage kommen<br />

hier die gleichen Vergünstigungen der<br />

§§ 53, 53a, 53b und 54 EnergieStG wie bei<br />

Biomethan. Voraussetzung für eine Steuerentlastung<br />

nach den genannten Paragrafen<br />

ist die Vorversteuerung des Heizöls oder<br />

Biodiesels zum Steuertarif nach § 2 Absatz<br />

3 EnergieStG („Verheizen“-Steuersatz).<br />

Das eingesetzte Zündöl muss als Heizstoff<br />

und darf nicht als Kraftstoff deklariert sein.<br />

Entscheidendes Hindernis für eine Entlastung<br />

ist bei Anlagen mit einer Leistung von<br />

weniger als 2 MW häufig die Einhaltung<br />

eines Nutzungsgrades von 70 Prozent, da<br />

keine ausreichende Wärmenutzung gegeben<br />

ist. Biogasanlagenbetreiber müssen<br />

ebenso prüfen, ob sich die Nachweisführung<br />

für die jeweiligen Entlastungstatbestände<br />

finanziell lohnt.<br />

Alle Biogasanlagen von neuen<br />

Mitteilungspflichten betroffen!<br />

Die Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />

Union sind ab 1. Juli 2016 zur Veröffentlichung<br />

umfassender Informationen<br />

zur Gewährung von staatlichen Beihilfen<br />

verpflichtet. Viele Steuerbegünstigungen<br />

(Steuerbefreiungen, Steuermäßigungen<br />

und Steuerentlastungen) sind als staatliche<br />

Beihilfen anzusehen. Dazu zählen auch<br />

die gerade genannten Begünstigungen im<br />

Energiesteuerrecht. Aus diesem Grund sind<br />

künftig immer zum 30. Juni eines Jahres<br />

(erstmals zwingend bis zum 30. Juni <strong>2017</strong>)<br />

Mitteilungen über die im vorangegangenen<br />

Kalenderjahr in Anspruch genommenen<br />

Steuerbegünstigungen abzugeben.<br />

Letztendlich müssen alle Biogasanlagenbetreiber<br />

neben den Antragsunterlagen<br />

46


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Praxis<br />

mindestens ein neues Mitteilungsformular<br />

(1461, 1462 oder 1463) abgeben, da<br />

immer mindestens eine beihilferechtlich<br />

relevante Begünstigung genutzt wird. Dazu<br />

zählt beispielsweise die steuerfreie Nutzung<br />

von Biogas im BHKW. Die entsprechenden<br />

Formulare können von der Homepage<br />

des Zoll www.zoll.de heruntergeladen<br />

werden.<br />

Zur Erfüllung der neuen beihilferechtlichen<br />

Mitteilungspflichten hat die Zollverwaltung<br />

am 1. Mai <strong>2017</strong> zusätzlich ein Erfassungsportal<br />

in Betrieb genommen (https://enstransv.zoll.de/).<br />

EEG <strong>2017</strong> bringt neue<br />

Herausforderung<br />

bei der Stromsteuer<br />

Biogasanlagen erzeugen Strom. Die Stromsteuer<br />

ist aber nicht wegen der Erzeugung<br />

von großer Bedeutung für die Biogasbranche,<br />

sondern erst dadurch, dass im Zusammenhang<br />

mit Biogasanlagen Strom<br />

verbraucht wird. In Deutschland ist erst<br />

beim Verbrauch von Strom die Stromsteuer<br />

zu entrichten. Der Regelsteuersatz beträgt<br />

dabei 20,50 €/MWh (2,05 ct/kWh). Die<br />

Steuer entsteht in der Regel bei der Entnahme<br />

des Stroms aus dem Versorgungsnetz.<br />

Steuerschuldner ist dann das Energieversorgungsunternehmen<br />

(EVU), das die<br />

Stromsteuer über den Strompreis an den<br />

Verbraucher weitergibt.<br />

Sonderregelungen gibt es beispielsweise<br />

für den selbstverbrauchten Strom. Biogasanlagen<br />

können im Rahmen des Stromsteuergesetzes<br />

Strom entweder steuerbefreit<br />

beziehen oder sich nachträglich (teilweise)<br />

entlasten lassen. Entscheidend für mögliche<br />

Steuerbegünstigungen ist die Form<br />

der Einspeisung. Biogasanlagenbetreiber<br />

sollten in jedem Fall prüfen, welche Möglichkeiten<br />

bestehen. Die Prüfung möglicher<br />

Begünstigungen ist insbesondere wegen<br />

der neuen Regelungen im EEG <strong>2017</strong> wichtig,<br />

die zu einer „Verrechnung“ der Steuerbefreiung<br />

mit der EEG-Vergütung führen.<br />

Exkurs: Wie speist meine<br />

Biogasanlage Strom ein?<br />

Oftmals ist nicht klar, welche Einspeisevariante<br />

am Betrieb vorliegt. Im Folgenden<br />

sollen typische Fälle beleuchtet werden:<br />

Der „Überschusseinspeiser“ bekommt nur<br />

einen Teil des Stroms über das EEG vergütet,<br />

da er den Eigenverbrauch vor der Messung<br />

für die EEG-Vergütung abzweigt.<br />

Der „klassische Volleinspeiser“ speist hingegen<br />

den kompletten Strom ins Netz ein<br />

und bezieht den benötigten Strom über<br />

eine zweite Leitung wieder aus dem Netz.<br />

Ein „kaufmännisch-bilanzieller (fiktiver)<br />

Volleinspeiser“ macht, wie der „klassische<br />

Volleinspeiser“, für den gesamten erzeugten<br />

Strom die EEG-Vergütung geltend. Dazu<br />

wird die Stromenge bilanziell (rechnerisch)<br />

zu 100 Prozent an den Netzbetreiber veräußert.<br />

Da die Anlage nur einen Netzverknüpfungspunkt<br />

hat, fließt tatsächlich ein Teil<br />

des Stroms (zum Beispiel 10 Prozent) von<br />

der Erzeugungsanlage direkt zu den Verbrauchsstellen<br />

(zum Beispiel Rührwerke)<br />

und wird damit nicht ins Versorgungsnetz<br />

eingespeist.<br />

Dieser Strom ist physikalisch EE-Strom und<br />

damit steuerbefreit. Diese Menge muss der<br />

Betreiber bilanziell (rechnerisch) vom EVU<br />

zurückkaufen (sogenannter Ersatzstrom),<br />

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47


Praxis<br />

Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />

obwohl eigentlich physikalisch kein Strom vom EVU<br />

bezogen wurde. Die Ermittlung der Menge des vergütungsfähigen<br />

Stroms erfolgt damit rein rechnerisch,<br />

sprich kaufmännisch-bilanziell. In der Regel sind alle<br />

Anlagen, die über einen Verknüpfungspunkt einspeisen<br />

und nicht Überschusseinpeiser sind, kaufmännischbilanzielle<br />

(fiktive) Volleinspeiser.<br />

Welche Begünstigungen sind möglich?<br />

Überschusseinspeiser können den Strom wie bisher<br />

steuerbefreit für den Eigenverbrauch nutzen, ohne<br />

in Konflikt mit dem EEG zu geraten. Klassische Volleinspeiser<br />

können eine Steuerbefreiung für den<br />

Kraftwerkseigenverbrauch geltend machen. Interessanter<br />

ist jedoch eine Entlastung nach § 9b und § 10<br />

StromStG. Beides ist freiwillig, spart unter Umständen<br />

eine schöne Summe bei Zukaufstrom und hat ebenso<br />

keine Konsequenzen für die EEG-Vergütung. Eine<br />

190-kW-Anlage kann eine Erstattung von etwa 1.000<br />

Euro erreichen, bei einer 500-kW-Anlage können es bis<br />

zu 4.000 Euro sein. Allerdings sind in diesen Fällen<br />

Mitteilungspflichten zu erfüllen, da die Entlastungen<br />

nach § 9b und § 10 StromStG als Beihilfe gelten.<br />

Beim kaufmännisch-bilanziellen (fiktiven) Volleinspeiser<br />

ist die Sachlage komplexer und muss im Einzelfall<br />

abgeklärt werden. Je nachdem, wie die Eigentumsverhältnisse<br />

bei den Stromabnehmern sind, kann hier eine<br />

Steuerbefreiung für Strom aus erneuerbaren Energieträgern<br />

(§ 9 Absatz 1 Nr. 1 StromStG) möglich<br />

sein. Ist der Befreiungstatbestand gegeben,<br />

muss dieser angewandt werden. Die Folge<br />

ist gleichzeitig die „Verrechnung“<br />

der Befreiung über das EEG, bei der<br />

die EEG-Vergütung genau um die<br />

Befreiung (2,05 ct/kWh) gekürzt<br />

wird, um eine Doppelförderung<br />

auszuschließen. Die Befreiung ist<br />

entsprechend dem Netzbetreiber<br />

mitzuteilen. Hier ist insbesondere<br />

zu beachten, dass seit dem 1. April<br />

<strong>2017</strong> eine neue Rechtslage bei der<br />

Frage, ob die Anlage befreit ist oder<br />

nicht, gilt. Um die Sachlage noch<br />

einmal zu verkomplizieren, hat die<br />

Generalzolldirektion am 11. Mai <strong>2017</strong><br />

in einem Schreiben verlautbart, dass Betreiber<br />

wohl doch die Möglichkeit hätten, von<br />

der Stromsteuerbefreiung nach § 9 Absatz 1 Nr.<br />

1 zurückzutreten.<br />

Ist die Befreiung nicht gegeben, ist, wie beim klassischen<br />

Volleinspeiser, eine Möglichkeit der Entlastung<br />

gegeben, die nicht zu einer Verrechnung mit dem EEG<br />

führt.<br />

Gerade beim kaufmännisch-bilanziellen Einspeiser ist<br />

die Sachlage oft undurchsichtig, so dass sich Betreiber<br />

am besten auch an einen Juristen, einen Steuerberater<br />

oder direkt an die Generalzolldirektion wenden.<br />

Fazit: Die Regelungen aus dem Energie- und Stromsteuerrecht<br />

sind vielschichtig und schwer verständlich.<br />

Da Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, sollten<br />

Biogasanlagenbetreiber sich intensiv mit der Thematik<br />

auseinandersetzen, um keine Pflichtverletzung zu begehen<br />

oder – wie im Falle der Stromsteuerbefreiung<br />

beim kaufmännisch-bilanziellen Einspeiser – keinen<br />

Ärger mit der EEG-Vergütung zu riskieren.<br />

Aufgrund der Komplexität der Regelungen hat der<br />

Fachverband Biogas e.V. zwei Arbeitshilfen erstellt:<br />

ffArbeitshilfe A-013 „Anwendung des Stromsteuergesetzes<br />

(StromStG) bei Biogasanlagen“.<br />

ffArbeitshilfe A-014 „Die Nutzung von Biogas und<br />

Biomethan im Kontext des Energiesteuergesetzes<br />

(EnergieStG)“.<br />

Darin können Mitglieder die hier nur kurz dargestellten<br />

Zusammenhänge ausführlich nachlesen. Die Arbeitshilfen<br />

enthalten:<br />

ffÜbersichten zu biogasrelevanten Regelungen.<br />

ffBeispiele aus der Praxis.<br />

ffFormularübersichten.<br />

ffAusfüllhinweise zu wichtigen Formularen.<br />

ffExkurs zur Agrardieselerstattung.<br />

ffHinweise zur Ermittlung der Hocheffizienz.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

48


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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Praxis Biogasanlage der<br />

Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />

AVA Abfallverwertung<br />

Augsburg GmbH. Im<br />

Bild ist der Gasspeicher<br />

auf dem Fermenter zu<br />

sehen. Die Anlage ist<br />

vom österreichischen<br />

Hersteller Thöni.<br />

CO 2 - Abscheidung und Nutzung –<br />

Klimarelevantes Zusatzprodukt<br />

Foto: AVA Augsburg<br />

Die Verwertung von CO 2<br />

aus Biomethananlagen ist im Kommen – bisher aber vor allem in Großbritannien<br />

und den Niederlanden. Jetzt gibt es einen eigenen europäischen Industriegas-Standard für CO 2<br />

aus Biogas.<br />

Pentair Haffmans liefert ein Kryogensystem zur CO 2<br />

-Verflüssigung, das zudem den Methanschlupf unterbindet.<br />

Auf der Abfallvergärungsanlage der AVA Augsburg ist diese Technik seit drei Jahren im Einsatz.<br />

Von Christian Dany<br />

Ein zusätzliches Produkt haben,<br />

das lukrativ vermarktet werden<br />

kann – das wünschen sich zurzeit<br />

viele Biogasanlagenbetreiber.<br />

Die AVA Abfallverwertung<br />

Augsburg GmbH mit ihrer Vergärungs- und<br />

Biogasaufbereitungsanlage hat so ein<br />

Produkt: Kohlenstoffdioxid. Die Aufbereitungsanlage<br />

in Augsburg verflüssigt das<br />

CO 2<br />

mit einem Kryogensystem (Kältetechnik)<br />

von Pentair Haffmans, sodass es in Reinform<br />

vorliegt und als vielfältiger Rohstoff<br />

genutzt werden kann.<br />

„Wir haben etwa 5.000 bis 6.000 Tonnen<br />

CO 2<br />

im Jahr“, erzählt Wolfgang Veszely,<br />

Leiter technische Dienste und Projektleiter<br />

der Biogasanlage der AVA. Und er fügt<br />

hinzu: „Mit dieser Angebotsmenge sind wir<br />

an die großen CO 2<br />

-Händler herangetreten.<br />

Die zeigten zwar anfangs Interesse. Bislang<br />

ist ein Geschäftsabschluss aber daran gescheitert,<br />

dass die Mengen zu gering sind.“<br />

Das CO 2<br />

muss in Drucktanks gelagert und<br />

der Flüssigkeitszustand ständig überwacht<br />

werden. Zudem sind regelmäßige Qualitätskontrollen<br />

notwendig. „Wir haben<br />

schon zweimal analysieren lassen, dass<br />

unser CO 2<br />

Lebensmittelqualität hat“, sagt<br />

Veszely. Für diese Qualitätsanforderungen<br />

gibt es seit Februar <strong>2017</strong> den überarbeiteten<br />

Standard 70/17 des Europäischen<br />

Industriegas-Verbandes EIGA (European<br />

Industrial Gases Association).<br />

Hierin sind die Herkünfte, die Grenzwerte<br />

für Verunreinigungen im ppm-Bereich und<br />

die Nachweisführung geregelt. „Vorher gab<br />

es nur die Herkunftsart ‚CO 2<br />

aus der Fermentation‘,<br />

die aber eigentlich für Brauereien<br />

und die Ethanolproduktion gedacht war“,<br />

erläutert Dr. Uwe Kikillus, Product Line Manager<br />

Biogas bei Pentair. Er ergänzt: „Jetzt<br />

gibt es eine Einstufung für ‚CO 2<br />

aus Biogas.‘<br />

Für die weltweite Getränkeindus trie liegt zusätzlich<br />

noch eine CO 2<br />

-Qualitäts-Richtlinie<br />

der ISBT (International Society of Beverage<br />

Technologists) vor.<br />

Großbritannien und die<br />

Niederlande müssen CO 2<br />

importieren<br />

Mit dem überarbeiteten Papier reagiert die<br />

EIGA auf Anforderungen aus der Praxis,<br />

denn CO 2<br />

aus Biogas ist in Europa auf dem<br />

Vormarsch. Vor allem in den Niederlanden<br />

und in Großbritannien besteht eine hohe<br />

Nachfrage nach CO 2<br />

– aus verschiedenen<br />

Gründen, weiß Kikillus: „Auf der britischen<br />

Insel gibt es ein CO 2<br />

-Defizit. Das Gas muss<br />

für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie<br />

vom Kontinent importiert werden. In<br />

Großbritannien wird hauptsächlich Biogas<br />

aus Energiepflanzen aufbereitet. Das ist<br />

relativ problemlos im Hinblick auf Verunreinigungen<br />

des Gases.“<br />

Dagegen würden in den Niederlanden<br />

hauptsächlich Bioabfälle eingesetzt mit<br />

höherer Störstoffkonzentration im Gas, was<br />

eine verstärkte Prozesskontrolle erforderlich<br />

mache. Der EIGA-Standard 70/17 unterscheidet<br />

deshalb zwischen CO 2<br />

aus Ab-<br />

50


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Wolfgang Veszely von der<br />

AVA Augsburg (links) und<br />

Dr. Uwe Kikillus, Product<br />

Line Manager Biogas bei<br />

Pentair Haffmans.<br />

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Foto: Christian Dany<br />

„Das System kann bei<br />

allen Aufbereitungsanlagen<br />

nachgeschaltet werden“<br />

fall- und aus NawaRo-Biogasanlagen. Das<br />

CO 2<br />

wird in den Niederlanden vor allem in<br />

Gewächshäusern eingesetzt. Es gibt sogar<br />

die „OCAP-Pipeline“ zur CO 2<br />

-Versorgung<br />

von landwirtschaftlichen Betrieben.<br />

„Die CO 2<br />

-Vermarktung ist ein spannendes<br />

und ein sehr regionales Thema“, sagt Kikillus.<br />

In Deutschland gebe es zum Beispiel<br />

am Rhein viel chemische Industrie und<br />

infolgedessen ein CO 2<br />

-Überangebot. In anderen<br />

Gegenden, wie in Hamburg, herrsche<br />

dagegen ein Mangel und die Preise seien<br />

hoch. Industriegas-Unternehmen wie Linde<br />

und Air Liquide würden diese regionalen<br />

Angebots-Nachfrage-Ungleichgewichte für<br />

ihr Geschäft nutzen.<br />

Pentair habe mit den Tochterfirmen Haffmans<br />

und Union/Dänemark schon über<br />

1.400 CO 2<br />

-Gewinnungsanlagen gebaut.<br />

Von den bisher 36 Pentair-Biomethananlagen,<br />

die zum Großteil in den Niederlanden<br />

und im Vereinigten Königreich entstanden,<br />

sei rund die Hälfte mit einer CO 2<br />

-Verflüssigung<br />

ausgestattet. In Deutschland hat die<br />

in Venlo/Niederlande ansässige Technologiefirma<br />

erst zwei Anlagen gebaut; neben<br />

der Augsburger noch die in Reimlingen bei<br />

Nördlingen. „Wir haben uns erst auf andere<br />

Märkte konzentriert“, begründet Kikillus.<br />

Um die CO 2<br />

-Rückgewinnung voranzubringen,<br />

wünscht er sich eine Treibhausgas-<br />

Berechnung anhand tatsächlicher Werte,<br />

wie es nach der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<br />

möglich ist oder beim Renewable<br />

Heat Incentive in Großbritannien<br />

angewandt wird.<br />

Dr. Uwe Kikillus<br />

Membran-Kryogen-<br />

Kombination<br />

Pentairs Biomethan-Technologie<br />

umfasst vier Systeme:<br />

Standard, Advanced, Advanced<br />

plus und eine „Bolt-On CO 2<br />

Recovery“-Lösung für bestehende<br />

Biogasaufbereitungsanlagen.<br />

Die Basis ist jeweils ein<br />

mehrstufiges Membran-Trennverfahren.<br />

Bei den Advanced-<br />

Ausführungen kommt zudem<br />

die Kryogentechnologie zum<br />

Einsatz. Kikillus hebt die Bedeutung<br />

einer sorgfältigen Gasvorbehandlung<br />

hervor: Für eine<br />

effiziente Trennung von CO 2<br />

und CH 4<br />

müssten zuerst Verunreinigungen<br />

entfernt werden. Besonders problematisch<br />

bei Abfallanlagen seien die flüchtigen organischen<br />

Verbindungen.<br />

Das „Standard“-System nutzt drei Membran-Trennstufen.<br />

Der Methanschlupf liegt<br />

unter 0,5 Prozent, wodurch internationale<br />

Vorgaben eingehalten werden können. Um<br />

die deutsche Gasnetzzugangs-Verordnung<br />

mit ihrer 0,2-Prozent-Grenze einzuhalten,<br />

wäre eine Abgasnachbehandlung oder<br />

Schwachgasverwertung nötig. Pentair bevorzugt<br />

jedoch die Kryogentechnik: „Bei<br />

den Advanced-Systemen wird die dritte<br />

Methanstufe ausgetauscht: Das Off-Gas<br />

aus der ersten Stufe geht in die Kryogeneinheit“,<br />

erläutert Kikillus.<br />

Zuerst erhöhe ein Kompressor den Druck<br />

auf 17 bar, wobei das Gas 110 °C heiß und<br />

das CO 2<br />

sterilisiert werde. Dann folgen zwei<br />

Aktivkohle-Filtereinheiten im Wechselbetrieb.<br />

Mithilfe eines Kältemittels wird das<br />

CO 2<br />

daraufhin bei minus 28 °C verflüssigt.<br />

„Noch im Off-Gas befindliches Methan<br />

verflüssigt sich nicht. Es wird in die erste<br />

Membraneinheit zurückgeführt. Kein Methan<br />

tritt nach außen“, so der Maschinenbau-Ingenieur.<br />

Eine Strippkolonne entziehe<br />

der Flüssigkeit dann die letzten Gase.<br />

Während das Advanced-System mit dem<br />

flüssigen CO 2<br />

den Energieverbrauch des<br />

Kühlprozesses senkt und das CO 2<br />

dann<br />

gasförmig in die Atmosphäre leitet, wird<br />

bei „Advanced plus“ das flüssige CO 2<br />

in<br />

Drucktanks aufbewahrt. „Das Druckniveau<br />

bei der Membrantrennung liegt bei 11<br />

51<br />

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Praxis<br />

Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />

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Biogas AD<br />

Fackel<br />

Ventilator<br />

Niederdruckphase<br />

Gaswäscher<br />

Kühlung<br />

Heizung<br />

Aktivkohle<br />

(H 2<br />

S / VOC)<br />

Niederdruck-<br />

Konditionierung<br />

BIOGAS-BEREICH:<br />

Membrantrennung<br />

((<br />

Hochdruckphase<br />

Membranstufen 1 und 2<br />

1. Wertstrom<br />

Verdichtung<br />

Hochdruck-<br />

Konditionierung<br />

1. Stufe 2. Stufe<br />

Biomethan-<br />

Konditionierung<br />

Qualitätskontrolle<br />

Biomethan<br />

CH 4<br />

> 97 %v/v<br />

PENTAIR<br />

Methanrückgewinnung<br />

Grüne CO 2<br />

-Emmssion /<br />

CO 2<br />

-Anwendung vor Ort<br />

~ 94 % v/v CO 2<br />

Hochdruckphase<br />

Aufbereitungs- und Verflüssigungsphase<br />

~ 6 % v/v CH 4<br />

Hochdruck- Regenerative<br />

Stripper /<br />

Tank<br />

Verdichtung<br />

CO<br />

Konditionierung<br />

und Trocknung<br />

+ Pumpe<br />

CO<br />

Aktivkohle<br />

2<br />

-<br />

Reboiler für flüssiges<br />

Verflüssigung<br />

2<br />

((<br />

Facke / Biogasanlage<br />

2. Wertstrom<br />

CO 2<br />

-BEREICH:<br />

Kryogene Trennung<br />

CO 2<br />

> 99,998 %<br />

(Lebensmittelqualität)<br />

Quelle: Pentair Haffmans<br />

bar“, sagt Kikillus. Der Stromverbrauch der Standard-<br />

Anlage sei daher mit 195 Wh/Nm 3 Rohbiogas relativ<br />

niedrig. Er steige bei Advanced durch den Bedarf der<br />

CO 2<br />

-Verflüssigung auf 280 Wh/Nm 3 und bei Advanced<br />

plus auf 360 Wh/Nm 3 Rohbiogas. Kikillus: „Für kleine<br />

Anlagen ist die Investition in die Advanced-Technologie<br />

beträchtlich höher als beim Standard-Verfahren. Je größer<br />

die Anlage, desto geringer wird der Abstand.“<br />

Mit dem Bolt-On CO 2<br />

-Recovery-System für vorhandene<br />

Biogasaufbereitungsanlagen wird dasselbe Ergebnis<br />

wie bei „Advanced plus“ erreicht: 100 Prozent Methanertrag<br />

und gasförmiges oder flüssiges CO 2<br />

, das<br />

eine weitere Einnahmequelle ermöglicht. Im Ausland<br />

seien Kikillus zufolge schon einige der Kryogenstufen<br />

nachgerüstet worden: „Das System kann bei allen Aufbereitungsanlagen<br />

nachgeschaltet werden; nur nicht<br />

bei der Druckwasserwäsche, weil hier Luft zur Regenerierung<br />

der Waschlösung eingesetzt wird.“ Als entscheidende<br />

Argumente für oder gegen eine Kryogenstufe<br />

sieht er die CO 2<br />

-Nachfrage in der Region und den<br />

Methanschlupf an der betrachteten Anlage: „Bei 3 bis<br />

5 Prozent bekommen Sie zusätzliche Einnahmen rein,<br />

sodass sich die Anlage von selbst amortisiert.“<br />

„Dass die Anlage frei von Methanschlupf ist, war für<br />

uns ein ausschlaggebendes Argument“, sagt Wolfgang<br />

Veszely von der AVA Augsburg, „deshalb war für uns die<br />

Advanced die richtige Entscheidung.“ Eine wichtige<br />

Rolle hätten auch die günstigen Stromkonditionen ge-<br />

52


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Praxis<br />

Fotos: AVA Augsburg<br />

Biogasaufbereitungsanlage: Das Rohgas wird mithilfe von sogenannten<br />

Membranmodulen gereinigt und auf Erdgasqualität gebracht.<br />

Verdichterstation vor der Biogasaufbereitungsanlage.<br />

spielt, denn die AVA könne eigenen Strom vom Abfall-<br />

Heizkraftwerk auf dem gleichen Betriebsgelände nutzen.<br />

Auch die Prozesswärme für die Fermenter kommt<br />

von dem Heizkraftwerk nebenan. Hierzu darf der organische<br />

Anteil aus dem Restmüll angerechnet werden.<br />

Auf diesem Standort betreibt die AVA schon seit 1993<br />

eine Kompostieranlage. Anfang 2014 ging die Vergärungsanlage<br />

in Betrieb, die im Vorjahr mit einem dritten<br />

Pfropfenstromfermenter erweitert wurde. Alle drei Fermenter<br />

sind gleich groß. Der Jahresdurchsatz lag 2016<br />

bei rund 79.000 Tonnen, bestehend aus Bioabfällen<br />

aus der Braunen Tonne und geringen Mengen Grüngut.<br />

Im Vorjahr produzierte die Anlage 17.200 Tonnen Kompost<br />

und 28.000 Tonnen Flüssig-Gärrest – beides mit<br />

RAL-Zertifikat der Bundesgütegemeinschaft Kompost.<br />

Der Kompost werde Veszely zufolge an die Landwirtschaft<br />

und in Großmengen an Erdenwerke geliefert.<br />

Einen nicht unerheblichen Aufwand stelle die große<br />

Menge an Flüssig-Gärrest dar, der gelagert und auf<br />

landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden<br />

müsse. „Wir haben hier viel Ackerbau und wenig Viehwirtschaft.<br />

Die Nachfrage von Landwirten im Umkreis<br />

bis zu 40 Kilometer ist daher ausreichend“, sagt der<br />

Projektleiter der Biogasanlage. Die Abgabe des Flüssig-<br />

Gärrestes sei deshalb kein Kostenfaktor. Die Biogasaufbereitungsanlage<br />

war schon vor der Erweiterung<br />

großzügig dimensioniert – ebenso die vom Gasnetzbetreiber,<br />

den Stadtwerken Augsburg, betriebene Einspeiseanlage,<br />

die auf 700 Normkubikmeter (Nm³) pro<br />

Stunde Biomethan limitiert ist. „Letztes Jahr haben wir<br />

32 Millionen (Mio.) Kilowattstunden (kWh) Biomethan<br />

eingespeist, heuer kalkulieren wir mit 35 Mio. kWh. Im<br />

Schnitt haben wir eine Gasausbeute von 90 Nm³ pro<br />

Tonne Input mit 57 bis 58 Prozent CH 4<br />

-Gehalt“, verrät<br />

Veszely. Der Gasversorger Erdgas Schwaben nehme das<br />

Biomethan ab und vermarkte es. Mit der Performance<br />

der Aufbereitungsanlage ist Veszely bisher sehr zufrieden:<br />

„Wir haben die richtige Technik für unseren Materialanfall<br />

und die CO 2<br />

-Nutzung wird sich noch ergeben.<br />

Davon bin ich überzeugt.“<br />

Autor<br />

Christian Dany<br />

Freier Journalist<br />

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53


praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Die Abfallanlage Thallwitz (Sachsen)<br />

ging im Jahr 2000 in Betrieb und<br />

wurde in zwei Ausbaustufen auf eine<br />

installierte elektrische Leistung von<br />

jetzt 1 MW erweitert.<br />

Flotation brachte den Durchbruch<br />

Ein Betreiber einer Abfallanlage fand nach mehrjährigem Experimentieren eine<br />

wirtschaftliche Lösung zur Aufbereitung der Gärprodukte.<br />

Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Blick in die Flotationsanlage<br />

als erste Stufe<br />

der Gärproduktaufbereitung.<br />

Gegenüber<br />

dem vorherigen Konzept<br />

verbesserte sich damit<br />

die Wirtschaftlichkeit<br />

deutlich.<br />

Nach 17 Betriebsjahren ist das Gelände der<br />

Biogasanlage am Rande der sächsischen<br />

Ortschaft Thallwitz mittlerweile von dichtem<br />

Grün umgeben und fällt daher nicht<br />

gleich ins Auge. Für Aufmerksamkeit<br />

sorgt es dennoch. Denn der von der Ökotec Anlagenbau<br />

GmbH im Jahr 2000 errichtete und seither von ihr betriebene<br />

Komplex war zum Start nicht nur eine der ersten<br />

reinen Bioabfallanlagen in Sachsen. Die „Keimzelle<br />

des Unternehmens“, wie sie Ökotec-Geschäftsführer<br />

Gerhard Wilhelm bezeichnet, dient außerdem als Pilotanlage<br />

für Untersuchungen und Tests von Neuentwicklungen<br />

bei der Realisierung von Kundenaufträgen.<br />

Die Optimierung der Fermenterbiologie bei der Abfallvergärung<br />

gehört ebenso dazu wie die Gewährleistung<br />

einer unterbrechungsfreien Hygienisierung oder die<br />

Veredlung der Rückstände aus dem Gärprozess. In<br />

jüngster Zeit konnte der Ingenieur für Chemieanlagenbau<br />

auf Branchenveranstaltungen insbesondere über<br />

Erfolge bei der Gärproduktaufbereitung berichten. Auf<br />

diesem Gebiet sind die Ingenieure bei Ökotec schon<br />

seit zehn Jahren tätig. Jetzt gelang ihnen die Entwicklung<br />

einer Prozesskette, mit der Gärprodukte wirtschaftlich,<br />

praktikabel und praktisch rückstandsfrei zu<br />

nährstoffhaltigem Dünger und einleitfähigem Wasser<br />

verarbeitet werden. Zugleich führt die damit verbundene<br />

Halbierung des Volumens zu einer Reduzierung der<br />

Kosten für Transport und Lagerung. „Angesichts der<br />

künftig kleineren Zeitfenster für die Düngerausbringung<br />

ist das sowohl für viele Agrarbetriebe<br />

als auch Anlagenbetreiber ein<br />

Thema“, ist Wilhelm mit Blick auf die neue<br />

Düngeverordnung überzeugt.<br />

Den Anstoß zur Entwicklung einer Gärproduktaufbereitung<br />

in Thallwitz gab zum<br />

einen der durch den Substrateinsatz bedingte<br />

besonders dünnflüssige Output der<br />

Abfallanlage (TS 2,5 bis 3 Prozent). Hinzu<br />

kommt, dass sich die elektrische Leistung<br />

durch den zweimaligen Ausbau in den vergangenen<br />

Jahren von ursprünglich 160 kW<br />

auf 1 MW erhöhte. In diesem Zusammenhang<br />

verdoppelte sich das Gärvolumen auf<br />

2.000 Kubikmeter (m³). Entsprechend<br />

stieg der Anfall an Gärprodukten, für deren<br />

Ausbringung es zwar genügend Ackerflächen<br />

in der nahen Umgebung gibt. Sie<br />

müssen jedoch zwischengelagert werden.<br />

54


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

Fotos: Carmen Rudolph<br />

Ökotec-Geschäftsführer Gerhard Wilhelm (rechts)<br />

und Antoni Banus von der Partnerfirma Oekotec2008<br />

aus Spanien testen unterschiedliche Flockungsmittel<br />

für die Flotationsanlage.<br />

Die Zwischen- und Endprodukte bei der Aufbereitung des Fermenteroutputs<br />

der Abfallvergärungsanlage in Thallwitz (v. l.): Filtrat nach der<br />

Flotation und nach dem Verlassen des Absetzbeckens, Brauchwasser<br />

(Permeat) und Nährstoffkonzentrat im Ergebnis der Umkehrosmose.<br />

Filtersystem gegen Gerüche<br />

Der tägliche Input für die Thallwitzer Anlage besteht zu<br />

80 bis 90 Prozent aus Fettabscheiderinhalten. Diese<br />

und gelegentlich weitere Bioabfälle der Lebensmittelindustrie<br />

aus der Region werden zunächst in einem<br />

100 m³ fassenden Behälter im Verlauf eines Tages<br />

mindestens eine Stunde bei 70 °C hygienisiert. Die<br />

thermische Energie dafür kommt von den drei BHKW<br />

und, wenn diese nicht ausreicht, von einem mit Biogas<br />

betriebenen Dampferzeuger.<br />

Um die bei der Hygienisierung entstehenden starken<br />

Geruchsemissionen zu minimieren, werden die Dämpfe<br />

der erhitzten Fettabscheiderinhalte von einem starken<br />

Exhauster abgesaugt und in mehreren Stufen gereinigt.<br />

Als erstes durchströmen die Dämpfe einen Zylinder.<br />

Hier verringert sich die Strömungsgeschwindigkeit.<br />

Gleichzeitig werden die aufsteigenden Gase von oben<br />

mit einem feinen Wassernebel besprüht und dabei<br />

flüchtige organische Säuren, die maßgeblich die Gerüche<br />

hervorrufen, herausgewaschen.<br />

Dieser Prozess verbraucht durch die Zerstäubung nur<br />

10 bis 20 Liter Wasser pro Stunde. Der angesammelte<br />

„saure Regen“ am Zylinderboden fließt in den Fermenter.<br />

Nach der Gaswäsche erfolgt im Biofilter eine weitere<br />

Reinigung. Die Filterwirkung entsteht durch Hackschnitzel<br />

aus Weich- besser noch Wurzelholz, an denen<br />

sich geruchsneutralisierende Bakterien ansiedeln. Zur<br />

Abtötung verbleibender Mikroben wird die Abluft vor<br />

dem Austritt in die Umwelt abschließend noch mit<br />

Ozon angereichert.<br />

Dranbleiben zahlte sich aus<br />

First Mover müssen mit Rückschlägen rechnen. Das<br />

zeigte sich auch bei der Entwicklung einer Gärproduktaufbereitung<br />

durch die Ökotec-Ingenieure. Die erste<br />

Anlage dieser Art ging in Thallwitz bereits 2007 in Betrieb.<br />

Dabei wurden zunächst Feststoffe durch Separation<br />

mittels Pressschnecke und Schwingsieb abgetrennt.<br />

Es folgten Mikrofiltration und Umkehrosmose. „Die An-<br />

Wo früher das ausgegorene Substrat mechanisch separiert wurde,<br />

arbeitet jetzt die Flotation. Die dabei herausgelösten Feststoffe<br />

sammeln sich als Schlamm in einem Behälter. Die Flüssigkeit<br />

gelangt in die Absetzbecken (rechts).<br />

Zur Minimierung von Geruchsemissionen werden die Dämpfe aus<br />

der Hygienisierung zunächst durch eine Gaswäsche und dann<br />

durch einen Biofilter mit Holzhackschnitzeln geleitet. Abschließend<br />

erfolgt noch eine Anreicherung mit Ozon.<br />

55


praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Durch Umkehrosmose<br />

erfolgt eine Aufspaltung<br />

der vorbehandelten<br />

Gärreste in konzentrierte<br />

Nährlösung und<br />

Wasser.<br />

lage lief zunächst gut, doch dann ging der Durchsatz<br />

extrem runter“, berichtet der Geschäftsführer. Ursache<br />

waren die zugesetzten Keramikmembranen der Mikrofiltration,<br />

die sich nach einiger Zeit nicht mehr richtig<br />

reinigen ließen. Diesen Aufbereitungsschritt übernahm<br />

daher in der nachfolgenden Anlagenversion eine keramische<br />

Ultrafiltration. Sie erfüllte ihre Funktion weitgehend<br />

störungsfrei, erwies sich im Praxisbetrieb jedoch<br />

wegen des hohen Strombedarfs von 60 kW als zu teuer.<br />

Zudem war der Durchsatz zu gering, um die anfallende<br />

Menge an Gärprodukten zu bewältigen.<br />

„2015 haben wir dann sozusagen nochmal alles auf<br />

Anfang gestellt“, blickt Wilhelm zurück. Mit dem Ziel,<br />

eine wirklich praxistaugliche und wirtschaftlich arbeitende<br />

Aufbereitungsanlage zu entwickeln, nahm man<br />

alle dafür relevanten Technologien unter die Lupe. Die<br />

Lösung brachte schließlich die Entfernung der mechanischen<br />

Voraufbereitung sowie der Ultrafiltration und<br />

stattdessen die Eingliederung einer Flotation. Dies vereinfachte<br />

zugleich das Verfahren erheblich und senkte<br />

den Energiebedarf der Gesamtanlage um mehr als die<br />

Hälfte.<br />

Bei dem jetzt praktizierten Aufbereitungskonzept wird<br />

die ausgegorene Flüssigkeit aus dem Fermenter direkt<br />

in den Flotationsbehälter geleitet. Durch Zugabe eines<br />

speziellen Polymers in geringer Dosierung verklumpen<br />

die darin enthaltenen Partikel zu Flocken, die durch<br />

das Einblasen von Luft nach oben befördert und dort<br />

abgeschieden werden. Der Schlamm mit einem TS-<br />

Gehalt von 10 % ist in dieser Form oder gegebenenfalls<br />

nach zusätzliche Trocknung als Dünger einsetzbar.<br />

Die verbleibende bereits relativ klare Flüssigkeit mit<br />

einem TS-Gehalt von unter 1 Prozent gelangt in Beruhigungsbecken,<br />

wo sich letzte mitgenommene Schwebeteilchen<br />

absetzen. Dadurch sinkt der TS-Gehalt weiter<br />

auf 0,7 Prozent. „In unserem Fall haben wir einfach<br />

Täglich liefern Tankfahrzeuge in der Abfallanlage Thallwitz Rückstände<br />

der Biodieselproduktion und aus Fettabscheidern an. Sie<br />

machen den größten Teil des Inputs aus.<br />

die fünf Becken der früheren Mikrofiltration umfunktioniert.<br />

Eine Alternative dazu wäre eine 10 Mikrometer-Filtereinheit<br />

mit automatischer Rückspülung“, so<br />

Wilhelm.<br />

Den Abschluss der Aufbereitung bildet weiterhin die<br />

Umkehrosmose mit einem Betriebsdruck von bis zu 80<br />

bar in der ersten und von 20 bar in der zweiten Stufe.<br />

Die Umkehrosmose entfernt aus der nun einleitfähigen<br />

oder als Brauchwasser einsetzbaren Flüssigkeit (Permeat)<br />

jegliche Feststoffe und 99 Prozent der gelösten<br />

Salze, die sich in einem als hochwertiger Flüssigdünger<br />

einsetzbaren Konzentrat anreichern. Zur Verlängerung<br />

der Laufzeit des Aggregats empfiehlt sich eine leichte<br />

Ansäuerung mit Schwefelsäure.<br />

Aus 30.000 Tonnen Fermenteroutput mit einem TS-Gehalt<br />

von 6 Prozent können mit dieser Technologie, nach<br />

Aussage von Ökotec, über 13.000 Tonnen gereinigtes<br />

Wasser sowie 17.000 Tonnen Dünger in verschiedenen<br />

Qualitäten produziert werden. Die Anlage habe einen<br />

Durchsatz von 4 m³ pro Stunde. Die Aufbereitungskosten<br />

liegen laut Wilhelm bei 5 Euro pro Tonne.<br />

Kooperationspartner in Spanien<br />

Zu den Co-Substraten der Thallwitzer Abfallanlage<br />

gehören Gülle und Festmist aus den Schweineställen<br />

des benachbarten Agrarbetriebes, Rückstände aus der<br />

Rapsölproduktion (Schleimstoffe) und im Sommer<br />

Grünschnitt. „Mittlerweile kommen die Anlagenfahrer<br />

mit den wechselnden Qualitäten der angelieferten<br />

Stoffe gut zurecht“, sagt der Ökotec-Geschäftsführer.<br />

Durch die Entwicklung der Abscheidetechnik enthielten<br />

die Fettabscheiderrückstände zunehmend weniger<br />

Wasser und damit mehr Energie.<br />

Das bringe nicht nur Kostenvorteile für die Anlieferer,<br />

weil die Mengen, die sie entsorgen müssen, sinken und<br />

weil sie für Rückstände mit einem hohen Fettanteil<br />

56


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

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für jedes Substrat<br />

die richtige Aufbereitungstechnik:<br />

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Die früheren Behälter der Mikrofiltration fungieren<br />

jetzt als Absetzbecken zwischen den Prozessstufen<br />

Flotation und Umkehrosmose.<br />

weniger oder gar nichts bezahlen müssen.<br />

Auch für die Abfallvergärung eröffnen sich<br />

mit energiereicherem Bioabfall neue Möglichkeiten<br />

der Prozesssteuerung. „Wir setzen<br />

solche energiereichen Stoffe wie Abscheiderrückstände<br />

mit hohem Fettanteil<br />

oder Schleimstoffe gezielt als Booster im<br />

Gärprozess ein“, informiert Wilhelm.<br />

Von den Erfahrungen des sächsischen Biogasspezialisten<br />

bei der Abfallvergärung<br />

Steht nicht genug thermische Energie von den drei<br />

BHKW zur Verfügung oder wird sie anderweitig<br />

gebraucht, sorgt in der Anlage Thallwitz ein mit<br />

Biogas betriebener Dampferzeuger für die unterbrechungsfreie<br />

Hygienisierung der Bioabfälle.<br />

profitiert auch der Verband der Schweinezüchter<br />

in der nordspanischen Region<br />

Almenar. Eine gemeinsam mit einem spanischen<br />

Unternehmen gegründete Tochterfirma<br />

errichtete dort 2012 eine 3-MW-<br />

Biogasanlage mit Gärrestaufbereitung. Sie<br />

verarbeitet täglich rund 300 m³ Schweinegülle<br />

aus umliegenden Betrieben sowie<br />

100 Tonnen Bioabfälle unter anderem aus<br />

Schlachthöfen sowie von Pfirsich- und<br />

Orangenplantagen.<br />

Die Aufbereitung des Fermenteroutputs<br />

nach dem Thallwitzer Prinzip passt die<br />

spanische Firma gegenwärtig den örtlichen<br />

Gegebenheiten an. Ziel ist, die Produktion<br />

eines definierten streufähigen Düngers<br />

und die Bereitstellung von Brauchwasser<br />

für die Plantagenbewässerung. Dafür tauschen<br />

Techniker aus Spanien und Sachsen<br />

bei wechselseitigen Besuchen regelmäßig<br />

ihre Erkenntnisse aus. Beim Betriebsbesuch<br />

des Biogas Journals in Thallwitz<br />

testeten Antoni Banus von der spanischen<br />

Partnerfirma und Ökotec-Chef Gerhard<br />

Wilhelm die Wirkung verschiedener Flockungsmittel.<br />

Autor<br />

Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />

Freier Journalist<br />

Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />

Umwelt, Erneuerbare Energien<br />

Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick<br />

Tel. 03 43 45/26 90 40<br />

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Betonbauweise<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Intensivschulungen<br />

Teilnehmer eines Workshops<br />

des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. zum<br />

EEG <strong>2017</strong>, in dem die<br />

Ausschreibungssystematik<br />

erläutert wurde.<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Bei Teilnahme an Ausschreibungen mit<br />

ausreichend Vorlauf planen!<br />

Mit dem EEG <strong>2017</strong> wurden Ausschreibungen zur Ermittlung der Vergütungshöhen vom<br />

Gesetzgeber neu eingeführt. Bereits im Jahr 2015 begann die Diskussion innerhalb des<br />

Fachverbandes Biogas e.V., ob diese Novelle und die damit verbundene Umstellung auf<br />

Ausschreibungen genutzt werden kann, um eine Anschlussregelung für Bestandsanlagen<br />

im Gesetz verankern zu können. Da ein Ausschreibungsverfahren eine Herausforderung<br />

für alle Betreiber darstellt, hatte der Verbandspräsident Horst Seide damals versprochen,<br />

die Mitglieder dann bei der Umsetzung zu unterstützen. Ein Baustein zur Unterstützung<br />

sind die seit März über die Fachverband Biogas Service GmbH angebotenen Intensivschulungen<br />

zu den Ausschreibungen <strong>2017</strong>.<br />

Von Dr. Stefan Rauh<br />

Bis Mitte Mai wurden in verschiedenen Regionen<br />

Deutschlands (unter anderem: Nürnberg,<br />

Ulm, Münster, Walsrode, Mühldorf)<br />

Schulungen durchgeführt und auf diese<br />

Weise bereits mehr als 100 Teilnehmer<br />

ausführlich informiert. Ziel war dabei, die Veranstaltung<br />

an den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer<br />

auszurichten und eine intensive Diskussion zwischen<br />

Teilnehmern und Referenten zu ermöglichen. Aus diesem<br />

Grund war die Teilnehmerzahl auf 20 Personen<br />

begrenzt.<br />

Bei den ganztägigen Veranstaltungen wurden folgende<br />

Inhalte vorgestellt und besprochen:<br />

ffVermittlung der Grundinhalte des EEG zum Thema<br />

Ausschreibungen.<br />

ffBeantwortung von häufig gestellten sowie anlagenspezifischen<br />

Fragen.<br />

ffDiskussion des konkreten Ablaufs der Teilnahme an<br />

Ausschreibungen mit Fristen.<br />

ffVermittlung von formalen Fallstricken.<br />

ffHinweise zur Erfassung von Stromentstehungskosten<br />

für ein mögliches Gebot.<br />

ffDarstellung von möglichen Optimierungssätzen.<br />

Die Intensivschulungen setzen sich damit aus rechtlichen<br />

und ökonomischen Themenfeldern zusammen.<br />

Neben erfahrenen Juristen aus dem Juristischen Beirat<br />

waren vonseiten des Fachverbandes Biogas der Leiter<br />

des Referats Energierecht und -handel, René Walter,<br />

sowie Dr. Stefan Rauh als Referenten im Einsatz.<br />

Kernfrage: Auf was wird geboten?<br />

Im ersten Teil der Schulung wurden jeweils die im EEG<br />

<strong>2017</strong> fixierten rechtlichen Grundlagen der Ausschreibungen<br />

aufbereitet. Die Teilnehmer wurden dabei da-<br />

58


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

hingehend aufgeklärt, wie die Ausschreibung konkret abläuft und<br />

auf was überhaupt geboten wird. Knackpunkt ist hierbei, dass das<br />

aus den Vorgänger-EEG bekannte Marktprämienmodell innerhalb<br />

der Ausschreibung fortgesetzt wird. Die Teilnehmer ersteigern sich<br />

also ihren zukünftigen individuellen anzulegenden Wert im Rahmen<br />

des Marktprämienmodells.<br />

Ebenso intensiv diskutiert wurde die Frage, auf welche Leistung<br />

geboten wird. Die Juristen zeigten klar auf, dass sich Gebote auf<br />

die installierte Leistung beziehen und nicht die Bemessungsleistung.<br />

In diesem Zusammenhang sind dem Betreiber keine Grenzen<br />

gesetzt. Er kann in seinem Gebot sowohl die gleiche, eine<br />

höhere oder eine niedrigere installierte Leistung im Vergleich zum<br />

aktuellen Baustand seiner Anlage angeben. Beachten muss er nur,<br />

dass er in der Anschlussförderung die Leistung im Gebot erreichen<br />

sollte. Der Gebotswert ist auch deshalb von Bedeutung, da sich<br />

daraus die neue Höchstbemessungsleistung der Anlage ableitet.<br />

Diese beträgt 50 Prozent der installierten Leistung, siehe auch<br />

Beispiel im Kasten.<br />

Einhaltung der Formalien und Fristen entscheidend<br />

Die Juristen erläuterten ausführlich, dass die Fristen der Gebotsphase<br />

zwingend zu beachten sind. So muss die Genehmigung<br />

spätestens drei Wochen vor dem Gebotstermin an das Register<br />

gemeldet worden sein. Auch die Sicherheit sowie die Verfahrensgebühr<br />

müssen vor dem Termin entrichtet worden sein. Bei der<br />

eigentlichen Gebotsabgabe sind ebenfalls die Formatvorgaben der<br />

Bundesnetzagentur (BNetzA) zu beachten. Diese werden frühestens<br />

acht und spätestes fünf Wochen vor dem Gebotstermin auf<br />

der Homepage der BNetzA veröffentlicht.<br />

Sobald diese vorliegen, wird der Fachverband Biogas e.V. hierzu<br />

informieren. Im Rahmen der Schulungen wurde die Bedeutung<br />

der Einhaltung der Formalien verdeutlicht. Ein Verstoß führt automatisch<br />

zum Ausschluss des Gebots. Ein anschauliches Beispiel<br />

ist hier das Gebot an sich, das mit zwei Nachkommastellen abgegeben<br />

werden muss. Gibt ein Betreiber nun 16,9 statt 16,90 ct/<br />

kWh an, ist er raus! Nach erfolgreicher Ausschreibung beginnt<br />

für Bestandsanlagen der Förderzeitraum frühestens nach 12 und<br />

spätestens nach 36 Monaten.<br />

Betreiber müssen Stromgestehungskosten errechnen!<br />

Nachdem im juristischen Teil die Rahmenbedingungen – darunter<br />

auch der Gebotshöchstpreis für Bestandsanlagen (16,9 ct/kWh) –<br />

erläutert wurden, erörterte Dr. Stefan Rauh im ökonomischen Teil<br />

die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Während NawaRo-Anlagen<br />

prüfen müssen, ob sie in der Lage sind, ihre Kosten soweit zu<br />

senken, dass sie bei 16,9 ct/kWh produzieren können, müssen<br />

Abfallanlagen prüfen, ob sie zu den bisherigen Kosten weiterproduzieren<br />

können.<br />

Entscheidend ist dabei, seinen Betrieb genau zu kennen und auch<br />

Optimierungsansätze zu identifizieren. In den Schulungen wurden<br />

anhand der Analyse von Praxisbetrieben wesentliche Einflussfaktoren<br />

auf die Stromgestehungskosten und damit den möglichen Gebotspreis<br />

vorgestellt. Ein wesentlicher Anknüpfungspunkt sind –<br />

gerade bei NawaRo-Anlagen – die Substratkosten: je nach Anlagenkonzept<br />

liegen diese zwischen 20 und 60 Prozent der Stromgestehungskosten,<br />

im Mittel bei knapp der Hälfte. Betreiber sollten<br />

sich bewusst machen, dass ein Zukauf von Silomais zu einem<br />

59<br />

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können das verflüssigte CO 2<br />

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externen Abnehmer verkaufen und so eine<br />

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praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

René Walter, Leiter des<br />

Referats Energierecht<br />

und -handel im<br />

Fachverband Biogas<br />

e.V., informierte die<br />

Workshopteilnehmer<br />

über die rechtlichen<br />

Details des EEG <strong>2017</strong>.<br />

Preis von 36 Euro je Tonne Frischmasse frei Silo zu<br />

Kosten in Höhe von knapp 10 ct/kWh führt – bei Standardgasertrag<br />

und einem Nutzungsgrad im BHKW von<br />

39 Prozent.<br />

Untersuchungen in Brandenburg haben gezeigt, dass<br />

die Gasausbeuten in Praxisbetrieben den Standardgasertrag<br />

zum Teil deutlich unter- oder überschreiten<br />

können (zwischen 75 und 125 Prozent). Die nebenstehende<br />

Tabelle zeigt, welche Auswirkungen die relative<br />

Gasausbeute auf die Stromgestehungskosten hat.<br />

Gleichzeitig wird erkennbar, dass der Nutzungsgrad<br />

ebenfalls einen bedeutenden Hebel darstellt. Zwischen<br />

bester und schlechtester Konstellation liegen über 7 ct/<br />

kWh. Dies ist durchaus Grund genug, die Anlageneffizienz<br />

zu überprüfen. Gegebenenfalls lassen sich Optimierungsansätze<br />

identifizieren, die trotz notwendiger<br />

Investition die Wirtschaftlichkeit verbessern:<br />

ffOptimierungsansätze für die Biologie.<br />

ffAusreichende Verweilzeit ➞ Abdeckung Gärproduktlager.<br />

ffOptimiertes Pump- und Rührmanagement.<br />

ffNährstoffversorgung (gerade bei einseitiger Futtergrundlage).<br />

ffNutzungsgrad hoch halten.<br />

ffRegelmäßige Generalüberholung.<br />

ffAustausch des BHKW im Zuge der Flexibilisierung.<br />

Investitionsspielraum abschätzen<br />

Wenn der Betreiber seinen Gebotspreis festlegt, muss<br />

er neben den variablen Kosten, wie zum Beispiel den<br />

Substratkosten in Abhängigkeit von Gasausbeite und Nutzungsgrad<br />

Nutzungsgrad<br />

36% 37% 38% 39% 40% 41%<br />

70% 15,26 14,85 14,46 14,09 13,74 13,40<br />

Gasausbeute vgl. zu KTBL<br />

80% 13,35 12,99 12,65 12,33 12,02 11,73<br />

90% 11,87 11,55 11,25 10,96 10,68 10,42<br />

100% 10,68 10,40 10,12 9,86 9,62 9,38<br />

110% 9,71 9,45 9,20 8,97 8,74 8,53<br />

120% 8,90 8,66 8,43 8,22 8,01 7,82<br />

130% 8,22 8,00 7,79 7,56 7,40 7,22<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

Beispiel: Auf was wird geboten?<br />

Der Betreiber gibt ein Gebot in Höhe von 16,5 ct/kWh für 500 kW<br />

ab und ist in der Ausschreibung erfolgreich. Dies bedeutet, dass<br />

er künftig einen Förderanspruch bis zu einer Bemessungsleistung<br />

von 250 kW hat. Für die innerhalb der Höchstbemessungsleistung<br />

erzeugte Strommenge (250 kW mal 8.760 Jahresstunden<br />

= 2.190.000 kWh) erhält der Betreiber den Gebotswert als<br />

anzulegenden Wert.<br />

Liegt beispielsweise der Monatsmarktwert an der Börse bei<br />

3,5 ct/kWh, erhält er zuzüglich zum vermarkteten Strompreis<br />

eine Marktprämie in Höhe von 13 ct/kWh. Für den darüber hinaus<br />

erzeugten Strom erhält er lediglich den Börsenpreis.<br />

Mit dieser Regelung setzt der Gesetzgeber die gewollte Doppelüberbauung<br />

durch. Da bei einer erfolgreichen Ausschreibung<br />

keine nachträglichen Änderungen mehr möglich sind, muss<br />

sich der Betreiber intensiv überlegen, welches Betriebskonzept<br />

er zukünftig fahren möchte. Insbesondere bei Änderungen des<br />

Betriebskonzepts sind unter Umständen langwierige Genehmigungsprozesse<br />

einzukalkulieren. Die Genehmigung ist wiederum<br />

eine Voraussetzung für die Gebotsabgabe.<br />

Substraten, auch die Fixkosten im Blick behalten. Die<br />

Abschätzung der Kapitalkosten in der Anschlussperiode<br />

ist dabei nicht einfach. Die Anlage ist zwar eigentlich<br />

abgeschrieben, für den Weiterbetrieb sind aber<br />

zwingend Neuinvestitionen erforderlich. Hier gilt es<br />

– in Zusammenarbeit mit der finanzierenden Bank sowie<br />

dem Planer / Hersteller – genau abzuwägen, welche<br />

Investitionen im Rahmen einer „Generalüberholung“<br />

nötig und finanzierbar sind.<br />

Muss ein Betreiber einer Anlage mit 500 kW Bemessungsleistung<br />

100.000 Euro mehr oder weniger investieren,<br />

wirkt sich dies mit knapp 0,4 ct/kWh auf sein<br />

Gebot aus. Bei einem Betreiber einer Anlage mit lediglich<br />

250 kW Bemessungsleistung ist der Hebel einer<br />

Investition in dieser Größenordnung entsprechend doppelt<br />

so groß.<br />

In jedem Fall sollte<br />

der Betreiber rechtzeitig<br />

rechnen, mit<br />

Bank und Planer/<br />

Hersteller sprechen<br />

und eine Strategie<br />

für seinen Betrieb<br />

entwickeln. Hierbei<br />

sollte er ehrlich zu<br />

sich selbst sein und<br />

beispielsweise seine<br />

eigene Arbeit beziehungsweise das eingesetzte Kapital<br />

angemessen entlohnen, damit nicht im Nachgang ein<br />

hohes Frustrationspotenzial gegeben ist. Einkalkulieren<br />

sollte der Betreiber zudem einen Puffer für nicht<br />

geplante Entwicklungen. Ein Aspekt ist hierbei sicher<br />

eine ausreichende Finanzierungsgrundlage für Investitionen<br />

in eine Generalüberholung. Wird hier zu knapp<br />

kalkuliert, kann eine unvorhergesehene Investition das<br />

Aus bedeuten.<br />

Fazit der gesamten Intensivschulung ist damit: Die<br />

Ausschreibung ist eine Chance für viele, aber nicht<br />

alle! Intensive Gedanken zum rechtlichen Rahmen<br />

und zur Wirtschaftlichkeit müssen sich hingegen alle<br />

machen.<br />

Autor<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Dr. Stefan Rauh,<br />

Geschäftsführer<br />

des Fachverbandes<br />

Biogas e.V., erläuterte<br />

in seinem Vortrag<br />

die wirtschaftlichen<br />

Zusammenhänge.<br />

61


Hier wird die<br />

Schutzschicht auf der<br />

Wand eines Fahrsilos<br />

aufgetragen.<br />

Interview<br />

Silikatchemie zur Betonsanierung<br />

Beton ist auf Biogasanlagen großen Belastungen ausgesetzt: Fahrsilos werden beim<br />

Befüllen und Entleeren durch die Schaufelkanten der Ladefahrzeuge beschädigt. Durch<br />

die sauren Silagesickersäfte wird die Oberfläche auch chemisch angegriffen. Auch der<br />

Beton in Biogasbehältern ist durch die biogene Schwefelsäure einem hohen Verschleiß<br />

unterworfen. Zur Sanierung von Fahrsilos und Behältern hat Dr. Jörg Rathenow, Experte<br />

für Betonschutz, ein Material auf rein silikatischer Basis entwickelt.<br />

Von Thomas Gaul<br />

Vor allem Betreiber älterer Fahrsiloanlagen<br />

haben schon eine längere „Sanierungshistorie“<br />

hinter sich. Neue Beschichtungen<br />

und Anstriche wurden angepriesen, der Erfolg<br />

stellte sich aber nur kurzfristig ein. Oft<br />

verbanden sich die Materialien auch gar nicht mit dem<br />

Untergrund, sodass sich die Beschichtung löste und der<br />

Beton ungeschützt neuen Angriffen ausgesetzt war. Dabei<br />

müssen Betreiber den Zustand ihrer Betonflächen<br />

im Auge behalten und im Ernstfall schnell reagieren.<br />

Im Übergangsbereich von Fahrsiloplatte und Seitenwänden<br />

kommt es nicht selten zu Rissbildungen, die<br />

mit der Zeit größer werden. Durch die Verschärfung der<br />

gesetzlichen Regelungen sind Anlagenbetreiber gezwungen,<br />

schneller zu reagieren: Sie müssen die neue<br />

„Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden<br />

Stoffen“ (AwSV; vormals VAwS) beachten.<br />

Diese ersetzt und vereinheitlicht 16 landesspezifische<br />

Anlagenverordnungen, die bisher für die Umsetzung<br />

des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) maßgeblich waren.<br />

Im Ergebnis sind Fahrsiloanlagen generell dicht<br />

auszuführen, und zwar bundesweit. Für Abdichtungsmaßnahmen<br />

in der Praxis bietet sich Dr. Jörg Rathenow<br />

zufolge das silikatische Produkt Sinnofloor von Sinnotec<br />

an, da dessen Betonmatrix besonders gut vernetzt<br />

ist und bei fachgerechter Ausführung absolute Dichtheit<br />

gegenüber auslaufenden Säuren und Basen gleichermaßen<br />

garantiert.<br />

Im Interview mit dem Biogas Journal geht Dr. Jörg Rathenow<br />

auf das von ihm entwickelte Sanierungsverfahren<br />

ein.<br />

Biogas Journal: Herr Dr. Rathenow, was unterscheidet<br />

das neue Sanierungsverfahren von den bisherigen, auf<br />

dem Markt befindlichen?<br />

Dr. Jörg Rathenow: Die konventionelle Sanierung erfolgte<br />

bislang zementär oder polymer. Die zementäre<br />

Sanierung hat den größten Vorteil, preiswert zu sein.<br />

Sie hat aber eine Reihe von Nachteilen: Sie haftet<br />

schlecht auf dem Untergrund, sie weist eine poröse<br />

62


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

Oberfläche auf und sie ist gegen die biogene Schwefelsäure<br />

nur schlecht beständig. Polymere Beschichtungen<br />

sind zwar dicht, dagegen sprechen jedoch Umweltund<br />

Gesundheitsbedenken.<br />

Das Material ist nur für trockene Untergründe geeignet.<br />

Es haftet schlecht und neigt zu Blasenbildung. Darüber<br />

hinaus erfordert es eine lange Trocknungsdauer<br />

und verwittert mit der Zeit unter UV-Einfluss. Das silikatische<br />

Verfahren ist dagegen unempfindlich gegen<br />

Witterungseinflüsse und 100-prozentig UV-stabil. Das<br />

Material haftet ausgezeichnet am Untergrund und<br />

weist keine Porosität auf.<br />

Auch auf feuchten Untergründen trocknet es schnell<br />

und dichtet sicher und beständig. Hinsichtlich Umwelt-<br />

und Gesundheitsaspekten gibt es keine Bedenken.<br />

Die lange Nutzungsdauer rechtfertigt aus unserer<br />

Sicht auch den höheren Materialpreis. Wir arbeiten hier<br />

bei der Applikation unsere Produkte schon lange mit<br />

der erfahren Firma Besa-tec Süd zusammen, die wirkliche<br />

Profis bei der fachgerechten Sanierung sind.<br />

Biogas Journal: Lässt sich etwas zur Haltbarkeit sagen?<br />

Dr. Rathenow: Wir haben 14 Jahre Praxiserfahrung. Da<br />

es sich praktisch um Raumtemperatur härtende Keramik<br />

handelt, ist zu befürchten, dass die Produkte sehr<br />

lange halten!<br />

Fotos: Sinnotec<br />

Biogas Journal: Wie kommt es überhaupt zur Problematik<br />

Betonkorrosion, die in der Praxis auf den Anlagen zu<br />

viel Ärger führt?<br />

Dr. Rathenow: Bekannterweise hat Beton die vier folgenden<br />

Herausforderungen: Da ist zum einen die Kapillarporosität:<br />

Feuchtigkeit und Verschmutzung können<br />

eindringen und Frost-Tau-Schäden verursachen. Sie<br />

sind idealer Nährboden für mikrobiologischen Bewuchs,<br />

der biogene Schwefelsäure produziert.<br />

Weiterhin ergibt sich die Festigkeit des Betons durch<br />

physikalisches Verhaken von nadelförmigen CSH-<br />

Erneuerung einer<br />

Dichtungsfuge im<br />

Boden-Wandbereich<br />

eines Fahrsilos.


praxis<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Beschichteter Sockel einer Mittelstütze in einem Fermenter.<br />

Beschichtung auf der Fermenterwand.<br />

Phasen, vorstellbar wie zwei ineinander gesteckte Igel.<br />

Dieses Verhaken der stabilen Nadeln führt zu guter<br />

Druckfestigkeit, aber schlechter Biegezugfestigkeit<br />

und erfordert Stahlarmierung, damit die Bauteile nicht<br />

brechen oder Risse bekommen.<br />

Zusätzlich reagiert überschüssiges Kalzium zu Kalziumhydroxid<br />

(ca. 25 Massenprozent), das schnell durch<br />

Säure oder Salze angegriffen und ausgewaschen werden<br />

kann. Das führt dann zu Instabilität, größerer Porosität<br />

und Materialabtrag.<br />

Abschließend reagiert Zement hydraulisch bei der Hydratation<br />

und erwärmt sich dabei stark. Diese thermischen<br />

Spannungen und der Schrumpf durch das Verdunsten<br />

durch Wasser führen zu Rissen, in die Wasser<br />

oder Schadsalze eindringen können.<br />

Die dreidimensional vernetzte Keramik der Silikattechnologie<br />

besitzt hingegen eine ausgezeichnete Haftung<br />

zum Untergrund und ist dicht und beständig auch bei<br />

hohen Temperaturen und aggressiven Chemikalien.<br />

Biogas Journal: Welche neuen Herausforderungen ergeben<br />

sich aus Ihrer Sicht durch die neue AwSV, was<br />

die Betonsanierung angeht?<br />

Dr. Rathenow: Momentan gibt es länderspezifische<br />

AwSV, die jeweils Sonderregelungen zur Ausführung<br />

von WHG-Dichtschichten ermöglichen. Das europaweit<br />

vereinheitlichte Wasserhaushaltsgesetz fordert<br />

einen europaweit einheitlichen strengen Standard<br />

(Besorgnisgrundsatz oder bestmöglicher Schutz) ohne<br />

Sonderregelungen. Die Besonderheit liegt in der Betreiberhaftung<br />

und der Aufhebung des Bestandsschutzes.<br />

Die Dichte und beständige Silikatbeschichtung erfüllt<br />

diese strengen Anforderungen als Raumtemperatur<br />

härtende Keramik in besonders gutem Maß.<br />

Informationen über die Möglichkeiten zur Betonabdichtung,<br />

-sanierung und -veredelung finden sich in<br />

Wort und Bild auf der Internetpräsenz:<br />

http://www.sinnotec.eu<br />

Biogas Journal: Herr Dr. Rathenow, vielen Dank<br />

für das Gespräch.<br />

Interviewer<br />

Thomas Gaul<br />

Freier Journalist<br />

Im Wehfeld 19a ·30989 Gehrden<br />

Mobil: 01 72/512 71 71<br />

E-Mail: gaul-gehrden@t-online.de<br />

64


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

AK Sicherheit informiert<br />

1. Fachgespräch „Sichere<br />

Instandhaltung von Biogasanlagen“<br />

Am 29. März organisierte der Fachverband Biogas erstmals in Würzburg ein Fachgespräch zum Thema<br />

„Sichere Instandhaltung von Biogasanlagen“. Anlass, sich dem Thema der Instandhaltung von<br />

Biogasanlagen aus Sicht der Anlagen- und Betriebssicherheit zu widmen, ergibt sich einerseits durch<br />

einige Unfälle mit erheblichen Personenschäden und andererseits durch die zunehmende Bedeutung<br />

der Instandhaltungs- und Servicearbeiten auf den Bestandsanlagen.<br />

Von M.Eng. Lucas Wagner und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Instandhaltungsmaßnahmen dienen<br />

der Erhaltung des sicheren Betriebs<br />

beziehungsweise der Rückführung in<br />

diesen und gewährleisten somit die<br />

dauerhafte Sicherheit der Arbeitsbedingungen<br />

und die sichere Funktionalität<br />

der Anlagentechnik. Grundsätzlich umfassen<br />

Instandhaltungsarbeiten Tätigkeiten<br />

zur Wartung, Inspektion, Instandsetzung<br />

und Verbesserung der jeweiligen Arbeitsmittel.<br />

Auswertungen der Sozialversicherung für<br />

Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau<br />

(SVLFG) von Unfällen mit Personenschäden<br />

zeigen eindeutig die besondere Unfallgefahr<br />

von Instandhaltungsarbeiten. Bis 50<br />

Prozent der gemeldeten Unfälle standen<br />

demnach im Zusammenhang mit Instandhaltungsarbeiten.<br />

Erlaubnisscheine<br />

Der Gesetzgeber reagierte bereits im Jahr<br />

2015 durch eine Novellierung der Betriebssicherheitsverordnung<br />

(BetrSichV)<br />

auf diesen Umstand. Seitdem müssen im<br />

Rahmen von Instandhaltungsmaßnahmen<br />

individuelle Gefährdungsbeurteilungen<br />

erstellt und mit allen beteiligten Personen<br />

abgestimmt werden. Auch die Pflicht der<br />

Ausstellung von Erlaubnisscheinen soll zu<br />

mehr Sicherheit führen. Erlaubnisscheine<br />

dienen der Abstimmung zwischen internen<br />

Mitarbeitern der Biogasanlage, aber auch<br />

zwischen Mitarbeitern der Biogasanlage<br />

und Mitarbeitern von Fremdfirmen. So soll<br />

sichergestellt werden, dass alle beteiligten<br />

Personen über mögliche Gefahren informiert<br />

sind und im Notfall die richtigen<br />

Maßnahmen ergreifen. Um der nach wie vor<br />

feststellbaren Unfallhäufung im Bereich<br />

der Instandhaltung entgegenzutreten, führte<br />

die Fachverband Biogas Service GmbH<br />

am 29. März daher ein Fachgespräch zum<br />

Thema „Sichere Instandhaltung von Biogasanlagen“<br />

durch. Geladen waren insbesondere<br />

Serviceunternehmen, aber auch<br />

Sachverständige, Behördenvertreter und<br />

Vertreter der Berufsgenossenschaften.<br />

Infos zum neuen<br />

Merkblatt M-001<br />

Das Merkblatt M-001 „Brandschutz auf Biogasanlagen“,<br />

das zuletzt im Jahr 2010 überarbeitet<br />

worden ist, wurde von der AG „Brandschutz“ des<br />

Fachverbandes Biogas in den vergangenen Monaten<br />

inhaltlich stark überarbeitet. Zielgruppen<br />

des neuen Merkblatts sind Eigentümer, Betreiber,<br />

Fachplaner und Feuerwehren.<br />

Wesentliche Ergänzungen und Neuerungen sind:<br />

ffAusführliche Darstellung der gefährlichen<br />

Eigenschaften der Biogasbestandteile sowie<br />

des allgemeinen Gefahrenpotenzials auf<br />

Biogasanlagen.<br />

ffBeschreibung aller relevanter Zündquellen.<br />

ffDarstellung der Gefahren im Normalbetrieb<br />

und der Gefahren in Sonderbetriebszuständen.<br />

ffKurze Beschreibung der Blitzschutzmaßnahmen.<br />

ffUmfangreicher Teil zu Feuerlöschern und<br />

Löschwasserbevorratung.<br />

ffDetaillierte Einsatzhinweise für die Feuerwehr.<br />

Das Merkblatt wurde am 26. April <strong>2017</strong> veröffentlicht<br />

und steht Ihnen auf der Homepage des<br />

Fachverbandes Biogas e.V. im geschützten Mitgliederbereich<br />

zur Verfügung.<br />

Ziel dieses Fachgesprächs war, auf der<br />

Basis eines Meinungs- und Erfahrungsaustausches<br />

die sicherheitsrelevanten Probleme,<br />

die bei Instandhaltungsmaßnahmen<br />

entstehen, zu erörtern und potenzielle<br />

Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

bei Instandhaltungsarbeiten<br />

zu diskutieren. Daraufhin sollten konkrete<br />

Maßnahmen zur zukünftigen Ausrichtung<br />

der Branche im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten<br />

umgesetzt werden.<br />

Den Einstieg in das Fachgespräch vollführten<br />

zunächst Lucas Wagner vom<br />

Fachverband Biogas mit einem Vortrag zu<br />

den Grundlagen für Instandhaltungs- und<br />

Wartungsarbeiten im Rahmen des Arbeitsschutzes<br />

und Dirk Pachurka von der BG<br />

ETEM mit einem Vortrag zu gefährlichen Instandhaltungsarbeiten<br />

auf Biogasanlagen.<br />

Anschließend berichtete Anselm Lenz,<br />

Sachverständiger gemäß § 29b Bundes-<br />

Immissionsschutzgesetz (BImSchG), von<br />

seinen Erfahrungen, die er bei der Prüfung<br />

des Explosionsschutzes auf Biogasanlagen<br />

gemacht hat. Im Anschluss daran stellte<br />

Norbert Scheffer, VAwS-Sachverständiger,<br />

anhand von Praxisbeispielen dar, welche<br />

Mängel hinsichtlich der Einhaltung des<br />

Wasserrechts auf Biogasanlagen vorliegen<br />

können und wie diese durch konsequente<br />

Instandhaltungsmaßnahmen eliminiert<br />

werden.<br />

Servicefirmen können Betreiber<br />

unterstützen<br />

Im Nachmittagsteil der Veranstaltung präsentierte<br />

Philip Berns von der Firma Biogas<br />

Service Tarmstedt GmbH, mit welchen<br />

Herausforderungen Servicemitarbeiter auf<br />

Biogasanlagen konfrontiert werden und wie<br />

66


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

praxis<br />

die Zusammenarbeit zwischen Biogasanlagenbetreibern<br />

und Servicemitarbeitern<br />

praktisch aussieht. Er stellte hierbei besonders<br />

heraus, dass Serviceunternehmen<br />

die Betreiber (Kunden) bereits bei der<br />

Beauftragung bis hin zum Abschluss der<br />

Instandhaltungsmaßnahme hinsichtlich<br />

der Einhaltung der sicherheitsrechtlichen<br />

Vorgaben unterstützen können.<br />

Der abschließende Vortrag zu den Erfahrungen<br />

eines Betreibers hinsichtlich der<br />

Zusammenarbeit mit Serviceunternehmen<br />

wurde von Julian Frey von der Firma Erdgas<br />

Südwest GmbH gehalten. Frey stellte dar,<br />

wie eine Abstimmung zwischen den Beteiligten<br />

aussehen kann und wie wichtig individuelle<br />

Gefährdungsbeurteilungen sind,<br />

um Gefährdungen im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten<br />

zu minimieren.<br />

In der abschließenden Diskussion wurde<br />

insbesondere der wirtschaftliche Aspekt<br />

von Instandhaltungsarbeiten thematisiert.<br />

Häufig müssten Instandhaltungsarbeiten<br />

unter hohem Zeitdruck erfolgen, sodass<br />

kaum Zeit für eine vernünftige Vorbereitung<br />

sei. Auch der aktuelle Preisdruck, der der<br />

Tatsache geschuldet ist, dass immer mehr<br />

Firmen ihren Fokus auf Service-Dienstleistungen<br />

legen, führe im Endeffekt dazu, dass<br />

die Qualität der Instandhaltungsarbeiten<br />

nicht immer den Vorgaben entspreche.<br />

Über besondere Gefährdungen<br />

häufiger informieren<br />

Eine Forderung der Teilnehmer des Fachgesprächs<br />

war demnach, für klare Regelungen<br />

zu sorgen und anhand von Handlungsanweisungen<br />

beziehungsweise Checklisten<br />

für spezielle Instandhaltungsmaßnahmen<br />

klare Vorgaben zu entwickeln. Darüber<br />

hinaus sollten sowohl Betreiber von Biogasanlagen<br />

als auch Serviceunternehmen<br />

häufiger über besondere Gefährdungen auf<br />

Biogasanlagen informiert werden. Um die<br />

Qualität von Serviceunternehmen langfristig<br />

zu verbessern und auf ein höheres Niveau<br />

zu heben, wurden ebenfalls mögliche<br />

Qualifizierungsmaßnahmen für Servicefachkräfte<br />

diskutiert.<br />

Um die genannten Forderungen und die<br />

Möglichkeiten zur Umsetzung zu erörtern,<br />

wird die Fachverband Biogas Service<br />

GmbH auf der Grundlage dieser fruchtbaren<br />

Diskussion in Kürze eine gesonderte<br />

Arbeitsgruppe „Sichere Instandhaltung“<br />

gründen, um die Bedürfnisse der Betreiber<br />

und Serviceunternehmen gezielt zu bearbeiten.<br />

Denn es bleibt dabei: Nur wenn die gesamte<br />

Branche gemeinsame und von allen<br />

Seiten akzeptierte Lösungen erarbeitet,<br />

kann die Sicherheit auf Biogasanlagen für<br />

alle beteiligten Personen dauerhaft besser<br />

werden und somit zu einer hohen Akzeptanz<br />

der Biogasnutzung in der Gesellschaft<br />

führen.<br />

Autoren<br />

M.Eng. Lucas Wagner<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Intensiv.<br />

Aktiv.<br />

Mitgestalten.<br />

Werden<br />

Sie<br />

Mitglied!<br />

Als Mitglied im Fachverband Biogas werden Sie Teil einer Interessen vertretung, die<br />

aktiv Einfl uss nimmt. Auf Gesetze und Verordnungen. Auf Länderebene und im Bund.<br />

Wir sind ansprechbar, hören zu, machen uns stark!<br />

Seien Sie dabei!<br />

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Zusammen.<br />

Stark.<br />

Einfl uss nehmen.<br />

Dem Klimaschutz verpflichtet.<br />

Engagiert. Aktiv. Vor Ort.<br />

Gesagt.<br />

Getan.<br />

Viel erreicht.<br />

67


Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Studien zur Mikrobiologie<br />

von Biogasanlagen<br />

Foto: Andreas Dittmer<br />

ebenfalls über die Gärreste wieder ausgebracht werden<br />

können. In den letzten Jahren ist diese Thematik in der<br />

Öffentlichkeit und den Medien zum Teil sehr intensiv<br />

diskutiert worden. So ist zum Beispiel immer wieder<br />

postuliert worden, dass Biogasanlagen für Clostridium<br />

botulinum eine relevante Verbreitungsquelle<br />

darstellen und dass das Auftreten des sogenannten<br />

visceralen Botulismus als eine nicht näher<br />

charakterisierte Erkrankung damit korreliert ist.<br />

In den vergangenen Jahren sind von verschiedenen<br />

Forschungseinrichtungen der Länder<br />

und des Bundes umfangreiche Studien zum<br />

mikrobiologischen Risikopotenzial an konventionellen<br />

Biogasanlagen und an Anlagen im<br />

Labormaßstab durchgeführt worden. Themen<br />

dieser Untersuchungen fokussierten auf die<br />

mikrobiologische Vielfalt von Gärsubstraten und<br />

Gärresten, das Auftreten pathogener Keime, das<br />

Vorkommen multiresistenter Keime, das methodische<br />

Spektrum zum Nachweis von Mikroorganismen<br />

und das Verhalten von Pflanzen-pathogenen Keimen<br />

während des Fermentationsprozesses. Dem Herausgeber<br />

und der Redaktion der Berliner und Münchener Tierärztlichen<br />

Wochenschrift (BMTW) sei an dieser Stelle<br />

gedankt, diese Arbeiten gemeinsam in einem Themenschwerpunkt<br />

veröffentlicht zu haben.<br />

Die Auswertung zahlreicher Untersuchungen<br />

hat keine Hinweise ergeben, dass<br />

Biogasanlagen während des Fermentationsprozesses<br />

zu einer Keimanreicherung<br />

führen können, sondern dass sie eher zu<br />

einer Hygienisierung des Ausgangsmaterials<br />

beitragen können.<br />

Von Prof. Dr. Gerhard Breves<br />

Biogasanlagen stellen in mikrobiologischer<br />

Sicht hochkomplexe Systeme dar, deren<br />

mikrobielle Gemeinschaft durch den Eintrag<br />

und die Zusammensetzung der Gärsubstrate<br />

und den Austrag der Gärreste in<br />

die Umwelt beeinflusst werden kann. Bei Verwendung<br />

von wirtschaftseigenem Dünger, der aus der Nutztierhaltung<br />

stammt, ist zudem zu berücksichtigen, dass<br />

auch tierpathogene und/oder Zoonose-relevante Erreger<br />

in die Anlagen eingebracht werden können, die dann<br />

Mikrobiologische Vielfalt in Gärsubstraten<br />

und Gärresten sowie methodische Ansätze<br />

An 185 Proben aus insgesamt 25 niedersächsischen<br />

Biogasanlagen, die unter mesophilen Bedingungen<br />

betrieben wurden und nach ihrem Einsatz von nachwachsenden<br />

Rohstoffen und unterschiedlichem wirtschaftseigenen<br />

Dünger differenziert wurden, haben<br />

Breves et al. (2016a,b) mit kultivierenden Verfahren in<br />

Verbindung mit der MALDI-TOF-Massenspektrometrie<br />

das mikrobiologische Keimspektrum unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Clostridien untersucht.<br />

Mit diesem methodischen Vorgehen konnten mehr als<br />

170 verschiedene Bakterien- und Pilzarten identifiziert<br />

werden. Hinzu kamen mehr als 100 Spezies, die nicht<br />

näher bestimmt werden konnten. Bei den Clostridien<br />

wurden 13 bekannte Arten sowie drei noch nicht näher<br />

beschriebene Species nachgewiesen. Pathogene Keime<br />

konnten nur sporadisch in einzelnen Proben nachgewiesen<br />

werden, und in keiner der Proben konnte Clostridium<br />

botulinum beziehungsweise Botulinum-Toxin<br />

mittels des klassischen Mäusetoxinversuchs gemessen<br />

werden. Auch wenn aufgrund der Probengewinnung<br />

68


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Wissenschaft<br />

unter den Bedingungen des Praxisbetriebs keine quantitative<br />

Berechnung von Keimeintrag und -austrag möglich<br />

war, so ergaben sich keine Hinweise, dass es durch<br />

den Fermentationsprozess zu einer Keimanreicherung<br />

gekommen ist, die zu einem höheren Keimaustrag in<br />

die Umwelt geführt hätte. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen<br />

kamen Philipp et al. (2016).<br />

Speck et al. (2016) haben mit verschiedenen Arten von<br />

E. coli, Klebsiella und Salmonella die Eignung verschiedener<br />

selektiver chromogener Nährmedien überprüft<br />

und konnten an insgesamt 30 Proben aus sächsischen<br />

Biogasanlagen zeigen, dass die Begleitflora aus den Anlagen<br />

den eindeutigen Nachweis der hier untersuchten<br />

pathogenen Keime beeinflusste. Daraus schlussfolgern<br />

die Autoren, dass für den Einsatz kultivierender Medien<br />

erhebliche Vorarbeiten erforderlich sind, um standardisierte<br />

Empfehlungen für Untersuchungsprotokolle an<br />

Proben aus Biogasanlagen geben zu können.<br />

Während bei Verwendung der kultivierenden Techniken<br />

lebende Keime im Probenmaterial nachgewiesen<br />

werden können, können durch Anwendung der DNA-<br />

Hochdurchsatzsequenzierung von PCR amplifizierten<br />

16S rRNA-Genabschnitten Keime mittels bioinformatorischer<br />

und phylogenetischer Methoden identifiziert<br />

werden. Diese Methode haben Dohrmann und Tebbe<br />

(2016) an Proben aus einer landwirtschaftlichen Biogasanlage,<br />

die aus zwei Linien bestand, angewendet.<br />

Dabei wurde in einer Linie Silage und in der anderen<br />

Linie Silage mit Rindergülle eingesetzt. Sie haben<br />

DNA-Sequenzen mit einer Identität von mindestens 97<br />

Prozent zu sogenannten „Operational taxonomic units<br />

(OTU)“ zusammengefasst, die im Idealfall eine Bakterienart<br />

repräsentieren. Mit dieser Technik konnten sie<br />

über 2.000 OTU identifizieren und den Hauptgruppen<br />

auf Gattungsebene zuordnen. Nur ein Anteil von etwa 5<br />

Prozent der OTU wurde durch den Zusatz von Rindergülle<br />

beeinflusst.<br />

Auch in dieser Studie wurden pathogene Clostridien,<br />

wie zum Beispiel Clostridium tetani, Clostridium perfringens,<br />

Clostridium botulinum oder Mycobacterium<br />

tubercolosis, nur mit einer Abundanz von weniger als<br />

0,01 Prozent nachgewiesen. In den Proben mit der<br />

höchsten Sequenzabundanz für Clostridium botulinum<br />

wurde nach Anreicherungskultivierung der Mäusetoxizitätstest<br />

durchgeführt, der in allen Fällen negativ verlief<br />

(Dohrmann et al. 2015).<br />

Zum Auftreten von multiresistenten<br />

Bakterien<br />

In der Human- und Veterinärmedizin stellt das vermehrte<br />

Auftreten von multiresistenten Bakterien eine<br />

erhebliche Herausforderung in der Behandlung von<br />

bakteriellen Infektionen mit Antibiotika dar. Zu den<br />

Hauptgruppen dieser Bakterien zählen die Extended-<br />

Spektrum Beta Lactamase tragenden Escherichia coli<br />

(ESBL), die Vancomycin resistenten Enterokokken<br />

(VRE) und die Methicillin resistenten Staphylokokken<br />

(MRSA). Glaeser et al. (2016) konnten anhand des<br />

Probenmaterials von einem Teil der niedersächsischen<br />

Biogasanlagen nur in einer geringen Probenanzahl der<br />

Gärsubstrate und der Gärreste ESBL und VRE nachweisen.<br />

Dagegen wurden MRSA nicht detektiert. Diese Untersuchungen<br />

zeigen, dass über die Gärreste Antibiotika<br />

resistente Bakterien in die Umwelt ausgetragen werden<br />

können, eine Anreicherung solcher Keime während des<br />

Fermentationsprozesses aber weitgehend ausgeschlossen<br />

werden kann.<br />

Bedeutung der anaeroben Vergärung für<br />

pflanzenpathogene Organismen<br />

Neben tier- und human-pathogenen Organismen können<br />

über pflanzliche Gärsubstrate pflanzen-pathogene<br />

Organismen in Biogasanlagen eingetragen werden.<br />

Die Überlebensfähigkeit von ausgewählten Pflanzenpathogenen<br />

wurde von Schleusner et al. (2016) unter<br />

Labor- und Praxisbedingungen bei mesophiler Betriebsweise<br />

untersucht. Sie konnten zeigen, dass der<br />

Wirkungsgrad der Inaktivierung durch verschiedene<br />

Faktoren bestimmt wird. So wurden Pflanzenpathogene<br />

wie Alternaria alternata, Sclerotinia scelrotiorum und<br />

Rhizoctonia solani bereits innerhalb weniger Stunden<br />

durch den Gärungsprozess abgetötet, während deutlich<br />

längere Zeiten für die Inaktivierung von Fusarium spp.<br />

erforderlich waren. Silierprozesse sowie die Lagerung<br />

der Gärreste erwiesen sich als geeignet, die erforderlichen<br />

Inaktivierungszeiten zu verkürzen.<br />

Fazit: Die verschiedenen Fragestellungen der unter<br />

dem Themenschwerpunkt „Biogasanlagen“ veröffentlichten<br />

Untersuchungsergebnisse umfassen einen weiten<br />

Bereich der mikrobiologischen Hygiene und zeigen<br />

beispielhaft, wie komplexe mikrobiologische Systeme,<br />

wie sie für Biogasanlagen typisch sind, im Sinne der<br />

Kontrolle ihrer Umweltverträglichkeit charakterisiert<br />

werden können.<br />

Die in den verschiedenen Studien angewendeten methodischen<br />

Ansätze stellen eine gute Grundlage dar,<br />

Empfehlungen für Beprobungs- und Untersuchungsansätze<br />

von Biogasanlagen zu entwickeln. Die Anwendung<br />

solcher Untersuchungsverfahren kann außerdem<br />

dazu beitragen, die öffentliche Diskussion über das<br />

Risikopotenzial von Biogasanlagen zu versachlichen.<br />

Hinweis: Das Literaturverzeichnis zu diesem Artikel<br />

ist auf Nachfrage beim Autor erhältlich.<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Gerhard Breves<br />

Physiologisches Institut<br />

Stiftung Tierärztliche Hochschule<br />

Bischofsholer Damm 15/102<br />

30173 Hannover<br />

E-Mail: Gerhard.breves@tiho-hannover.de<br />

69


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Argentinien<br />

Grundlagen für die Entwicklung<br />

des Biogassektors vorbereitet<br />

Biogasanlage in Río Cuarto, Córdoba. Die<br />

Anlage verfügt über eine installierte elektrische<br />

Leistung von 1,2 Megawatt. Sie verarbeitet pro<br />

Jahr 19.300 Tonnen Futtermais und 20.000<br />

Tonnen agroindustrielle Reststoffe. Die Anlage<br />

erzeugt pro Jahr 8.520 Megawattstunden<br />

Strom.<br />

Buenos Aires<br />

Foto: Bioelectrica; www.bioelectrica.com<br />

Das südamerikanische Land könnte auf Energieimporte verzichten, wenn es sein enormes Potenzial erneuerbarer<br />

Energiequellen für die Stromerzeugung nutzen würde. Strom- sowie Gasübertragungs- und Verteilnetze<br />

im ganzen Land eignen sich gut für die Biogastechnologie, weil landwirtschaftliche und agroindustrielle Substrate<br />

an verschiedenen geografischen Orten verfügbar sind. Dazu sind nur mehr Biogasprojekte erforderlich.<br />

Von María Alejandra Barlatey, Julio Menendez und Stefan Budzinski<br />

Argentinien hat einen nationalen<br />

Energienotstand, der im<br />

Dezember 2015 mit der Verordnung<br />

Nr. 134-2015 verkündet<br />

worden ist. Der Grund<br />

dafür ist, dass Argentinien die nationale<br />

Energienachfrage nicht decken kann. Das<br />

liegt zunächst an mangelnder Instandhaltung<br />

der Infrastruktur sowie an fehlenden<br />

Investitionen in das Energieerzeugungssystem.<br />

Die vorgenannte Verordnung regelt die<br />

Notwendigkeit zur Entwicklung effizienterer<br />

Projekte, die die Stromerzeugung diversifizieren<br />

und die Abhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen verringern sollen.<br />

Im Oktober 2015 wurde zudem das fördernde<br />

Gesetz Nr. 27.191 erlassen. Damit wurde<br />

das Gesetz Nr. 26.190, das die Nutzung<br />

nachwachsender Rohstoffe für die Stromerzeugung<br />

im nationalen Stromgroßhandelsmarkt<br />

regelt, abgeändert und ergänzt.<br />

Im März 2016 wurde das Gesetz durch den<br />

Erlass Nr. 531 ergänzt. Mit dem vorgenannten<br />

Gesetz soll bis Dezember <strong>2017</strong> erreicht<br />

werden, dass etwa 8 Prozent des nationalen<br />

Strombedarfs mit nachwachsenden<br />

Rohstoffen gedeckt werden, 16 Prozent bis<br />

2021, 18 Prozent bis 2023 und 20 Prozent<br />

bis zum 31. Dezember 2025.<br />

Außerdem hat die nationale Regierung<br />

2016 das Projekt RenovAr eingeführt.<br />

Dabei handelt es sich um eine Initiative<br />

für Unternehmen, die an der Entwicklung<br />

Erneuerbarer Energien auf dem Markt im<br />

Rahmen von Auktionssystemen interessiert<br />

sind. Während der letzten im Oktober 2016<br />

abgehaltenen Auktion gingen 123 Angebote<br />

ein, von denen 29 Projekte zugeteilt<br />

wurden. Bei sechs Geboten ging es um Biogas<br />

mit insgesamt 9 MW Leistung und 58<br />

Gigawattstunden pro Jahr.<br />

Ausschreibungspreis im Schnitt<br />

bei 154 US-Dollar pro MWh<br />

Bisher konnten nur die Provinzen Santa Fe,<br />

San Luis und Córdoba mit Projekten teilnehmen<br />

(Abbildung 1). Der Durchschnittszuschlagspreis<br />

betrug 154 US-Dollar<br />

(USD) pro Megawattstunde (MWh) für<br />

Biogas, wobei der Höchstpreis 160 USD/<br />

MWh betrug, plus Steuervergünstigungen<br />

für jedes einzelne Projekt (siehe Tabelle 1).<br />

Zurzeit arbeiten MINEM, MINAGRI, PRO-<br />

BIOMASA und andere wichtige Akteure daran,<br />

die Bedingungen für den Biogassektor<br />

weiter zu verbessern.<br />

Die sechs bezuschlagten Biogasprojekte<br />

machen 0,79 Prozent der installierten<br />

Leistung aus. Zieht man die erwartete Produktion<br />

in Betracht, dann macht Biogas<br />

1,7 Prozent der gesamten Energie aus. In<br />

Bezug auf geschätzte Investitionen machte<br />

der Biogassektor 2,3 Prozent des gesamten<br />

Energiesektors aus.<br />

Den Anreizmechanismen für die Förderung,<br />

Organisation und Geschäftsentwicklung<br />

stehen auf dem derzeitigen Markt<br />

einigen Einschränkungen gegenüber. Außerdem<br />

gibt es Beschränkungen bezüglich<br />

der Finanzierung des Biogassektors, nicht<br />

nur für die Ausführung von Projekten, sondern<br />

auch für die Projektentwicklung. Es<br />

ist wichtig zu betonen, dass sich Regierungsbehörden<br />

verpflichtet haben, die Biomasse-Energieerzeugung<br />

zu unterstützen,<br />

beispielsweise den strategischen Bioenergiesektor<br />

von PROBIOMASA FAO.<br />

Gesetz Nr. 27.191 gründete den „Treuhandsfonds<br />

erneuerbarer Energie”, der<br />

als FODER (Fondo para el Desarrollo de<br />

Energías Renovables) bekannt ist. Dieser<br />

70


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

International<br />

Tabelle 1: Zuschlagsprojekte bei der Auktion RenovAr 1 vom 7. Oktober 2016<br />

Technologie Projektname Standort MW<br />

Angebotener Preis Höchstpreis<br />

(U$S / MWh) (U$S / MWh)<br />

Biogas C.T. Biogás Ricardone Ricardone (Santa Fe) 1,2 118 160<br />

Biogas C.T. San Pedro Verde Christophersen (Santa Fe) 1,4 158 160<br />

Biogas C.T. Yanquetruz Juan Llerena (San Luis) 1,2 179 160<br />

Biogas C.T. Huinca Renancó Huinca Renancó (Córdoba) 1,6 198 160<br />

Biogas C.T. Río Cuarto 1 Río Cuarto (Córdoba) 2,0 198 160<br />

Biogas C.T. Río Cuarto 2 Río Cuarto (Córdoba) 1,2 198 160<br />

Tabelle 2: Verteilung der Stromnachfrage<br />

auf argentinischem Gebiet (2015)<br />

Großraum BA 41,7 %<br />

Buenos Aires 12,4 %<br />

Litoral 12,3 %<br />

Centro 8,1 %<br />

NOA 6,6 %<br />

Cuyo 5,8 %<br />

Patagonien 4,8 %<br />

NEA 4,5 %<br />

Comahue 3,8 %<br />

Quelle: Sekretariat für Energie, 2015<br />

Verwaltungs- und Finanzmechanismus der<br />

Regierung repräsentiert die garantierten<br />

und erweiterten Steueranreize. Auf der<br />

Grundlage dieses rechtlichen Mechanismus<br />

hat CAMMESA die vorrangige Verpflichtung,<br />

auf monatlicher Basis für den<br />

Strom zu zahlen. Falls CAMMESA nicht<br />

in der Lage ist, zum Fälligkeitsdatum<br />

vollständig den Strom zu zahlen, dient<br />

FODER als Backstop für CAMMESA und<br />

verwendet die Mittel, die sich in seinem<br />

Stromzahlungs-Garantiekonto befinden,<br />

das von MINEM finanziert wird. Außerdem<br />

wird MINEMs Verpflichtung, FODER zu<br />

diesem Zweck zu finanzieren, eindeutig in<br />

dem entsprechenden rechtlichen und vertraglichen<br />

Rahmenwerk festgelegt.<br />

Garantien der Internationalen<br />

Bank für Wiederaufbau<br />

Außerdem wurde im Rahmen von RenovAr<br />

Runde 1 und Runde 1.5 allen Bewerbern<br />

infolge einer Vereinbarung mit der Weltbank<br />

über die Internationale Bank für<br />

Wiederaufbau und Entwicklung eine optionale<br />

„3. Ebene” der Garantie angeboten.<br />

Heutzutage besteht eine intensive gesetzgeberische<br />

und regulatorische Arbeit,<br />

um den Energiemarkt zu fördern und zu<br />

strukturieren. Zum Beispiel wird der Nettoabrechnungsmechanismus<br />

gefördert,<br />

wodurch die finanzielle Entschädigung für<br />

die Differenz zwischen der erzeugten und<br />

der verbrauchten Energie geleistet werden<br />

kann. Bisher ist es schwierig, die Eigenerzeugung<br />

durch die gewünschten Erneuerbaren<br />

Energien zu entwickeln.<br />

Ein weiterer wichtiger Grund für die Entwicklung<br />

ist die Stromversorgung für Regionen<br />

ohne Zugang zum lokalen Gas- und/<br />

oder Stromnetz. Außerdem haben die<br />

Stromübertragungs- und Verteilnetze einige<br />

Male ihr Kapazitätslimit erreicht, und<br />

andere Regionen haben keine Gasübertragungs-<br />

und Verteilungsnetze. Daher hilft<br />

die dezentralisierte Erzeugung dabei, das<br />

nationale Stromnetz zu entlasten und zu<br />

stabilisieren. Das Energieministerium will<br />

mit der Implementierung des Gesetzes<br />

über die dezentralisierte Erzeugung den<br />

Austausch veralteter Maschinen für die<br />

fossile Energieerzeugung erreichen.<br />

Netzinfrastruktur<br />

Argentinien hat eine Fläche von 2,78 Millionen<br />

Quadratkilometer, und sein wichtigstes<br />

industrielles und wirtschaftliches<br />

Zentrum ist der Ballungsraum von Buenos<br />

Aires. Hier konzentrieren sich 40 Prozent<br />

der Stromnachfrage, ebenso wie auch fast<br />

ein Drittel der Bevölkerung. 2015 wurden<br />

130.870 GWh verbraucht (CAMMESA,<br />

2016), nur 1,9 Prozent davon wurde aus<br />

erneuerbaren Quellen erzeugt, hauptsächlich<br />

aus Wind und Solar. Energie aus<br />

Biogas dagegen machte 0,05 Prozent des<br />

Gesamtverbrauchs aus, was 3 Prozent der<br />

Erneuerbaren Energien entspricht.<br />

Aufgrund des Wirtschaftswachstums<br />

nimmt die Nachfrage nach Strom pro Jahr<br />

um rund 3 bis 4 Prozent zu. Diese Steigerung<br />

der Nachfrage wurde nicht von der<br />

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International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Abbildung 1: Karte der Republik Argentinien mit geografischer Verteilung Erneuerbarer<br />

Energieprojekte, die bei RenovAr 1 den Zuschlag erhalten haben, und Standorte der<br />

nationalen Hochspannungsleitungen<br />

Referenz<br />

Bewerber<br />

Wind<br />

Solar PV<br />

Biomasse<br />

Biogas<br />

Wasser<br />

WIND<br />

Standorte: 49<br />

MW: 3.468<br />

Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />

haben: Buenos Aires, Chubut, Río Negro,<br />

Santa Cruz, Neuquén,La Rioja, La Pampa,<br />

Mendoza, Cordóba und Santa Fé<br />

SOLAR PV<br />

Standorte: 58<br />

MW: 2.811<br />

Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />

haben: Salta, San Juan, Jujuy, Catamarca,<br />

San Luis, La Rioja, Mendoza, Cordóba,<br />

Buenos Aires und Chaco<br />

BIOGAS<br />

Standorte: 6<br />

MW: 8,6<br />

Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />

haben: Cordóba, Santa Fé und San Luis<br />

BIOMASSE<br />

Standorte: 5<br />

MW: 44,5<br />

Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />

haben: Entre Ríos, Corrientes, Tucumán<br />

und Misiones<br />

Kleinwasserkraft<br />

Standorte: 5<br />

MW: 11<br />

Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />

haben: Río Negro und Mendoza<br />

Quelle: MINEM, 2016<br />

steigenden Erzeugung abgedeckt. Infolgedessen<br />

war das Land gezwungen, seine<br />

Energieimporte von 2011 bis heute ständig<br />

zu steigern.<br />

Energieproduktion heute<br />

Der Statistik zufolge hängen 87 Prozent der<br />

Gesamtstromversorgung in Argentinien von<br />

fossilen Brennstoffen ab, hauptsächlich<br />

Gas und Öl. Das Land ist der zweitgrößte<br />

Gasproduzent in Südamerika, mit 40 Milliarden<br />

Kubikmetern pro Jahr, und der viertgrößte<br />

Ölproduzent. Seit 2002 ist Erdgas<br />

der am häufigsten verwendete Brennstoff<br />

des Landes (ENARSA, 2015) mit einem<br />

Verbrauch von 39,3 Millionen Kubikmeter<br />

pro Tag in 2014 (CAMMESA, 2015), wodurch<br />

fast 50 Prozent des Energiebedarfs<br />

des Landes gedeckt werden.<br />

Die gesamte Stromerzeugung in Argentinien<br />

wird zu 63,6 Prozent in Wärmekraftwerken<br />

(die größtenteils mit fossilen Brennstoffen<br />

betrieben werden), zu 31 Prozent in Wasserkraftwerken,<br />

zu 4 Prozent in Atomkraftwerken<br />

und nur zu 0,4 Prozent in Windkraftanlagen<br />

produziert. Um die Nachfrage abzudecken,<br />

wird das verbleibende 1 Prozent importiert<br />

(CAMMESA, 2015). Die ländliche Elektrifizierung<br />

über das Netz liegt unter 78 Prozent,<br />

während 99 Prozent der Stadtbevölkerung<br />

ans Stromnetz angeschlossen sind. Es gibt<br />

zwei Verbundnetzsysteme im Land, das argentinische<br />

Verbundsystem (SADI), das rund<br />

drei Viertel des Landes im Norden abdeckt,<br />

und das patagonische Verbundsystem (SIP)<br />

von Patagonien.<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

International<br />

Abbildung 2: Geografisches Schema des<br />

Nationalen Verbundsystems<br />

Vor der nationalen Umfrage bei Biogaskraftwerken,<br />

die von INTI und dem FAO<br />

PROBIOMASA Projekt 2015 durchgeführt<br />

und 2016 veröffentlich wurde, gab es kein<br />

landesweites Diagnosetool für die Situation<br />

des Sektors, das sich auf die Produktion<br />

von Biogas konzentriert hat. Diese Umfrage<br />

ermittelte die eingesetzten Gärsubstrate,<br />

mit denen die 105 auf argentinischem Gebiet<br />

vorhandenen Biogasanlagen betrieben<br />

werden, die sich hauptsächlich in 16 Provinzen<br />

befinden. Die in Betrieb und im Bau<br />

befindlichen Projekte haben unterschiedliche<br />

technologische<br />

Niveaus, von abgedeckten<br />

Erdbecken<br />

bis zum neuesten<br />

Stand der Technik für<br />

anaerobe Systeme. 85<br />

Prozent der errichteten<br />

Fermenter waren<br />

ausschließlich für die<br />

Abfallverwertung entwickelt<br />

worden. Nur<br />

6 Prozent waren für<br />

die Energieerzeugung<br />

(sowohl Wärme als<br />

auch Strom) errichtet<br />

Spannung 66 Kv<br />

worden. Zurzeit gibt<br />

Spannung 132 Kv<br />

es rund 30 Entwickler<br />

Spannung 220 Kv<br />

und Technologielieferanten.<br />

Spannung 330 Kv<br />

Spannung 500 Kv Außerdem hat Argentinien<br />

den weltweit<br />

größten CNG-Fuhrpark<br />

mit 1.750.000<br />

Fahrzeugen und 1.900 Tankstellen. Dieser<br />

Know-how-Vorsprung des Erdgasmobilitätsbereichs<br />

ist von Vorteil für die Biomethanindustrie.<br />

Hinzu kommt noch, dass<br />

Argentinien viel Potenzial für den Ausbau<br />

des Biogassektors hat aufgrund der diversifizierten<br />

Produktion und der entwickelten<br />

agroindustriellen Struktur. Biogas ist<br />

gegenüber anderen Formen der Energieerzeugung<br />

in Argentinien konkurrenzfähig,<br />

selbst wenn man nur die Energiekosten<br />

vergleicht. Misslungene Projekte in der<br />

Vergangenheit haben zu wirtschaftlichen<br />

Quelle: Sekretariat für Energie, 2011<br />

Verlusten bei Investoren geführt, aber was<br />

genau so schlimm ist, zu einem Mangel an<br />

Glaubwürdigkeit gegenüber der Biogas-<br />

Technologie.<br />

Argentinien braucht ein Programm mit echter<br />

finanzieller und wirtschaftlicher Hilfe<br />

für die Implementierung von Biogasanlagen<br />

in verschiedenen Sektoren. Chancen<br />

bieten sich nicht nur für lokale, sondern<br />

auch für ausländische Entwickler. Es hängt<br />

von den sozialen, wirtschaftlichen und behördlichen<br />

Rahmenbedingungen ab, ob in<br />

Argentinien echte Projekte realisiert werden<br />

können, die zu einem nachhaltigen<br />

Biogassektor zusammenwachsen.<br />

Autoren<br />

María Alejandra Barlatey<br />

Technische Biogasberaterin – INTI<br />

(Nationales Institut für industrielle Technologie)<br />

Concepción del Uruguay, Entre Ríos, Argentinien<br />

E-Mail: barlatey@inti.gob.ar<br />

Julio Menendez<br />

Biogas-Consultant – FAO PROBIOMASA<br />

CADER – Biomassekoordinator<br />

CABA, Buenos Aires, Argentinien<br />

E-Mail: julioemb@gmail.com<br />

Stefan Budzinski<br />

Biogas-Consultant – INNPAS<br />

Oldenburg, Niedersachsen, Deutschland<br />

E-Mail: st.budzinski@googlemail.com<br />

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73


Biomethananlage<br />

der VOL-V Gruppe in<br />

Quimper/Bretagne.<br />

Frankreich<br />

Ambitionierte Biomethan-Ausbauziele<br />

Foto: VOL-V-Gruppe<br />

Paris<br />

Frankreich bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Nutzfläche, die deutlich<br />

größer als die von Deutschland ist. Gute Potenziale für landwirtschaftliche<br />

Biogasanlagen gibt es also – genauso wie Bestrebungen, Abfälle und Reststoffe<br />

nach Regeln der Kreislaufwirtschaft als Bioenergie zu verwerten.<br />

Vor der Präsidentschaftswahl wurden letzte Weichen durch Gesetze und<br />

Ausführungsrichtlinien gestellt. Es sieht also gar nicht so schlecht aus für<br />

die Nachbarn, was Biogas und Biomethan angeht.<br />

Von EUR ING Marie Luise Schaller<br />

Der neue Präsident Emmanuel Macron verspricht<br />

hinsichtlich der Energiewende<br />

Kontinuität. Nicolas Hulot, im Ministerium<br />

für „Ökologische und solidarische Wende“<br />

zuständig für den Umweltschutz und mit<br />

allen wichtigen Kompetenzen ausgestattet, will sich für<br />

die Energiewende einsetzen, aber auch die Kernenergie<br />

nicht schlagartig abschalten. Die Vorgängerin Ségolène<br />

Royal hatte mit dem Energiewendegesetz („Gesetz der<br />

Energiewende für grünes Wachstum“) im Jahr 2015<br />

ehrgeizige Ziele gesetzt.<br />

Dabei war die Biogasbranche im Hinblick auf die Vergütung<br />

der Biogasverstromung recht lange im Ungewissen<br />

geblieben. Die Konditionen waren im Entwurf bekannt,<br />

mussten aber wegen der Prüfung bei der EU warten, bis<br />

sie endlich im Januar <strong>2017</strong> verkündet wurden – gleichzeitig<br />

mit der ersehnten Laufzeitverlängerung für Strom<br />

aus Biogasanlagen von 15 auf 20 Jahre. Dies wird als<br />

ein wichtiger Meilenstein empfunden.<br />

Abgeordnete und Branchenvertreter zweifeln allerdings,<br />

ob die Ziele greifen können. Sie bemängeln dabei,<br />

viel zu halbherzig und lasch sei die Abkehr von der<br />

Kernenergie, da klare Ausstiegsvorgaben fehlten. Die<br />

für 2016 versprochene Schließung von Fessenheim<br />

wurde mit großer Verzögerung für 2019 beschieden.<br />

Wie sich die neue Regierung nun mit den offenen Planungsvorgaben<br />

für den Nuklearpark auseinandersetzt,<br />

bleibt abzuwarten.<br />

Bestand und Ausbaupotenziale<br />

2016 wurden insgesamt 548 Biogasanlagen betrieben<br />

und überwiegend in der Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt.<br />

Etwa die Hälfte sind landwirtschaftliche Betriebe.<br />

In 26 Anlagen (5 Prozent, 10 Anlagen aus 2016)<br />

wird Biomethan erzeugt und ins Gasnetz eingespeist.<br />

Sie decken 0,05 Prozent des Gasverbrauchs.<br />

Frankreich setzt weiter vor allem auf Biomethan. Gemäß<br />

Gesetz soll der „Grüngas“-Anteil im Gasnetz auf<br />

10 Prozent bis 2030 steigen. Entsprechend ambitioniert<br />

sind die Vorgaben der staatlichen Planzahlen:<br />

Ausgehend von aktuell 0,215 Terawattstunden (TWh)<br />

(Ende 2016) an eingespeistem Biomethan sollen 1,7<br />

TWh bis Ende 2018 und 8 TWh bis Ende 2023 erreicht<br />

werden.<br />

74


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

International<br />

Ende 2016 war eine Maximalkapazität von 410<br />

Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a) realisiert, die<br />

bis Ende März auf 440 GWh/a gesteigert werden<br />

konnte. Damit wird man den ehrgeizigen Zielen<br />

aber noch nicht gerecht. 241 Biomethanprojekte<br />

mit einer jährlichen Kapazität von 5 TWh befanden<br />

sich Ende 2016 in „Wartestellung“. Hierfür<br />

wird derzeit durch den Netzbetreiber, meist<br />

GRDF, die Machbarkeitsstudie für den Anschluss<br />

ans Gasnetz erstellt. Bis zur Inbetriebnahme sind<br />

danach noch etwa zwei bis fünf Jahre zu veranschlagen.<br />

Laut GRDF (Januar 2016) könnten bis<br />

Ende 2018 rund 100 Einspeiseanlagen angeschlossen<br />

sein, womit die Ausbauziele erreichbar<br />

wären.<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

Cédric de Saint Jouan ist seit 20 Jahren im<br />

Bereich der Erneuerbaren Energien aktiv und<br />

spezialisiert auf die Projektfinanzierung. Seine<br />

Unternehmensgruppe Vol-V mit Niederlassungen<br />

in mehreren größeren Städten in Frankreich betätigt<br />

sich als unabhängiger Erzeuger von Strom<br />

und Gas und entwickelt, finanziert, baut und betreibt<br />

Windenergie-, PV- und Biomethananlagen.<br />

Der Gründer und Präsident des Think Tanks „France<br />

Biométhane“ äußert sich folgendermaßen zu den augenblicklichen<br />

Entwicklungschancen und -hindernissen:<br />

„Frankreich besitzt große Biogaspotenziale sowie<br />

gute Fördermechanismen und öffentliche Investitionshilfen.<br />

Der Ausbau des Biomethansektors legte in<br />

2016 erfreulich zu, wenn auch weit mehr möglich sein<br />

müsste. Leider ist die Finanzierung der Projekte immer<br />

noch stark gebremst, die Banken halten sich zurück.<br />

Die Laufzeitverlängerung von 15 auf 20 Jahre wie beim<br />

Biogasstrom ist notwendig.“<br />

Foto: Marie-Luise Schaller<br />

Scania brachte Erdgasbusse und auch einen Lkw mit zur ExpoBiogaz Anfang Juni, um in der Branche auf<br />

die bestehenden technischen Lösungen hinzuweisen, Biogas betriebene Nutzfahrzeuge einzusetzen. Gezeigt<br />

wurde auch ein Bus von MAN. In Paris sollen binnen 10 Jahren 20 Prozent der Busse auf Biomethan<br />

umgestellt werden.<br />

Trotz der jüngsten genehmigungsrechtlichen Vereinfachungen<br />

blieben die Auflagen extrem hart. So verfällt<br />

die Betriebserlaubnis, wenn die Anlage nicht binnen<br />

einer Frist von 3 Jahren nach Erteilung des Bescheids<br />

in Betrieb geht. Dadurch und wegen der Zurückhaltung<br />

der Banken würden laut de Saint Jouan die vielen aussichtsreichen<br />

Anlagenprojekte derzeit noch zu zögerlich<br />

angegangen.<br />

Wichtiges Element in den Finanzierungsanträgen sei<br />

auch die Garantie der Anlagenhersteller für die Biogaserträge.<br />

Neben der Attraktivität der deutschen Technologien<br />

könne eine Gewährleistung für die Leistung ein<br />

entscheidendes Verkaufsargument sein.<br />

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75


International<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

François-Xavier Létang,<br />

Landwirt aus Hermé<br />

östlich von Paris.<br />

Biomethananlage<br />

Létang, Sourdun.<br />

Motivierte Landwirte<br />

François-Xavier Létang, Landwirt aus Hermé östlich<br />

von Paris, und sein Bruder Thibault verwirklichen bereits<br />

das vierte Biomethanprojekt. Ihr Erfolg beruht auf<br />

bekannten Regeln der guten Praxis, wie sorgfältigen<br />

Studien der Gasnetzanschlussbedingungen sowie der<br />

realistischen Einschätzung der Substratversorgung und<br />

der benötigten Flächen für die Ausbringung des Gärrestes.<br />

„Im laufenden Betrieb ist die vorausschauende,<br />

regelmäßige Instandhaltung entscheidend für die<br />

Gewährleistung eines optimalen Betriebs. Das ist nicht<br />

immer leicht mit der Feldarbeit zu vereinbaren. Instandhaltungsvertrag<br />

und biologischer Überwachungsservice<br />

sind wichtige Eckpfeiler, aber auch die Sauberkeit der<br />

Anlage zählt und ist oft ein sichtbarer Indikator für die<br />

Leistungsfähigkeit der Anlage“, so François-Xavier Létang.<br />

Zur Absicherung gegen Produktionsleistungsverluste<br />

setzt er darüber hinaus auf Versicherungen.<br />

Létang fordert ebenfalls eine Verlängerung der Vertragslaufzeiten<br />

von 15 auf 20 Jahre. Er bemängelt zudem<br />

Foto: François-Xavier Létang<br />

die regionalen Unterschiede<br />

bei der Investitionsförderung<br />

sowie die fehlende<br />

Subvention bei den Kosten<br />

für den Netzanschluss.<br />

Eine Erhöhung der täglich<br />

erlaubten Substratchargen<br />

von 30 auf 60 Tonnen würde<br />

die Produktion von 250<br />

Nm³/h und eine wesentliche<br />

Rentabilitätssteigerung ermöglichen.<br />

Die netzdienlichen Vorzüge<br />

von Biogas, das als Erneuerbare Energie im Gasnetz<br />

gespeichert werden kann, sollten seiner Ansicht nach<br />

auch stärker gewichtet werden, anstatt über massive<br />

Batteriespeicher zur Speicherung regenerativen<br />

Stroms nachzudenken. Die extrem niedrigen Preise der<br />

fossilen Energieträger seien natürlich auch eine Hürde.<br />

Foto: GRDF/Fotograf Grégory Brandel<br />

Smarte Umlagemechanismen für die<br />

Verkehrswende<br />

Frankreich hat ein Biogasregister für Herkunftsgarantien<br />

(garantie d’origine, GO) eingerichtet, an dem 24<br />

der 26 Biomethananlagen angeschlossen sind. 80 Prozent<br />

dieses zertifizierten Bioerdgases wird als Kraftstoff<br />

(BioGNV) verwendet, was einer gezielten Förderung zu<br />

verdanken ist. Normalerweise müssen die Händler 75<br />

Prozent des Gewinns in einen Fonds einzahlen, aus<br />

dem ein Teil der Zusatzkosten für das Biomethan finanziert<br />

werden.<br />

Wird Biomethan mit GO jedoch als BioGNV eingesetzt,<br />

verbleibt der entsprechende Gewinn gänzlich beim<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

International<br />

Gashändler. Übrigens werden die Subventionen für<br />

Biomethan nicht mehr über eine Umlage den Gaskunden<br />

belastet. Seit <strong>2017</strong> wird dazu auch ein Bruchteil<br />

der internen Besteuerung für Braun-/Steinkohle und<br />

Koks verwendet. Diese Mittel kommen den Biomethanlieferanten<br />

zugute. Die Mehrjahresplanungen der<br />

Energieprogramme PPE streben an, dass 3 Prozent der<br />

Fahrzeuge im Schwerlastverkehr bis 2023 erdgasbetrieben<br />

sind. Diese Bevorzugung der Kraftstoffnutzung<br />

folgt einer Empfehlung der französischen Energieagentur<br />

ADEME, die bei Verwertung im Verkehrssektor auf<br />

den besonderen Nutzen für den Umweltschutz hinweist.<br />

Denn tatsächlich ist die Substitution von fossilen<br />

Kraftstoffen nicht nur vorteilhaft im Hinblick auf die<br />

CO 2<br />

-Bilanz (80 Prozent CO 2<br />

-Einsparung).<br />

Gegenüber Dieselfahrzeugen entfallen auch 90 Prozent<br />

der Stickstoff- und beinahe 100 Prozent der Schwefelund<br />

der Feinstaubemissionen sowie Lärmemissionen.<br />

Wird das Erdgas zusätzlich noch verflüssigt, verringert<br />

sich zudem das Tankvolumen auf ein Neuntel. Hier<br />

kommen kryogene Verfahren zum Einsatz, also solche,<br />

die Kälte einsetzen. Damit lässt sich auch das bei der<br />

Biomethanerzeugung abgeschiedene CO 2<br />

verflüssigen<br />

und als sogenanntes „grünes CO 2<br />

“ nutzen.<br />

Dies wird in dem Pilotprojekt „BioGNVAL“ in einem<br />

großen Abwasserklärwerk in Valenton im Süden der Pariser<br />

Agglomeration erstmals großtechnisch in Frankreich<br />

erprobt. Mit kryogener Aufbereitungstechnik wird<br />

ein Teil des Biogases aus der Kläranlage zu flüssigem<br />

Bioerdgas (BioGNL). Nach Angaben des Anlagenbetreibers<br />

sei es möglich, aus dem Abwasser von 200.000<br />

Einwohnern 40 Busse zu betreiben.<br />

Biomethan lohnt sich<br />

Der Markt der Kraftstoffnutzung entwickelt sich vielversprechend.<br />

Die Stadt Paris fordert von der regionalen<br />

Verkehrsgesellschaft RATP, dass der Bestand an Biomethanbussen<br />

von derzeit 90 auf 900 im Jahr 2025<br />

gesteigert wird. Auch die Supermarktkette Carrefour<br />

und das Möbelhaus IKEA haben eine Umstellung auf<br />

Biomethan angekündigt.<br />

Wird das bei der Biomethanerzeugung abgetrennte CO 2<br />

ebenfalls kryogen behandelt und flüssig gespeichert,<br />

kann es als Kühlmittel in Kälteerzeugungsanlagen dienen.<br />

In Kühltransportern kann somit weiterer Dieselkraftstoff<br />

eingespart werden. Die Betriebserfahrungen<br />

der kleinen wie großen französischen Biomethananlagen<br />

sind äußerst positiv. Die tatsächlichen Anlagenverfügbarkeiten<br />

liegen mit 97 Prozent um 2 Prozent über<br />

den von den Betreibern zu garantierenden. Damit kann<br />

auf bewährte Technologien zurückgegriffen werden, um<br />

Innovationen voranzubringen.<br />

Die fortschrittliche Anlage in Valenton war denn auch eines<br />

der ersten Besuchsziele des neuen Premierministers<br />

Edouard Philippe und des Umweltministers Hulot. Die<br />

nationale Biogasmesse Expo Biogaz, die vom 31. Mai bis<br />

1. Juni <strong>2017</strong> in Bordeaux stattfand, legte den Schwerpunkt<br />

auf BioGNV und die Entwicklung von Projekten im<br />

Südwesten, wo große Potenziale gegeben sind.<br />

Insgesamt sind die Akteure des Marktes hoch motiviert<br />

und kämpfen weiter für sinnvolle Änderungen der Rahmenbedingungen.<br />

Es lohnt sich, der Entwicklung zu<br />

folgen und den Austausch im Kreise von Experten und<br />

Projektentwicklern zu pflegen, ausgehend von der ExpoBiogaz<br />

in Bordeaux.<br />

Autorin<br />

EUR ING Marie-Luise Schaller<br />

Deutsch-Französische Beraterin<br />

E-Mail: mls@mlschaller.com<br />

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Aus der<br />

Verbandsarbeit<br />

Bericht aus der Geschäftsstelle<br />

Dokumentationsanforderungen<br />

werden immer<br />

komplexer<br />

Die vergangenen Wochen haben wieder bestätigt,<br />

dass die Komplexität des Themas Biogas immer noch<br />

weiter wachsen kann. Neben neuen Anforderungen<br />

aus der Störfallverordnung haben die strom- und<br />

energiesteuerrechtlichen Dokumentationsanforderungen<br />

den Mitgliederservice und die Biogasbranche<br />

intensiv beschäftigt.<br />

Von Dr. Stefan Rauh und<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

In den vergangenen Wochen hat die Geschäftsstelle eine neue<br />

Webseite entwickelt, mit der die seit Anfang des Jahres neu<br />

eingeführten Betreiberpflichten der Störfallverordnung (12.<br />

BImSchV) zur Information der Öffentlichkeit (§ 8a) erfüllt werden<br />

können. Unter der Webadresse www.biogas-störfallverordnung.de<br />

können über ein Suchfeld relevante Daten von Biogasanlagen<br />

(Betriebsbereiche) der unteren Klasse abgerufen werden.<br />

Ordentlich eingestufte Mitglieder (Betreiber- und Firmenmitglieder)<br />

gelangen über die Login-Funktion zu einer Eingabemaske, um ihre<br />

Anlagendaten selbst hochzuladen, zu veröffentlichen und auf dem<br />

aktuellen Stand zu halten. Nichtmitglieder müssen für die Nutzung<br />

dieses Anlagenverzeichnisses eine einmalige Aufnahmegebühr von<br />

350 Euro und für jede weitere Anlage 175 Euro entrichten sowie für<br />

die jährliche Pflege der Daten und gegebenenfalls notwendige Anpassungen<br />

der Webseite 70 Euro pro Anlage und Jahr zahlen. Weitere<br />

Informationen zu dieser Dienstleistung des Fachverbandes sind im<br />

Betreiberfax B_<strong>2017</strong>-17 sowie auf der Webseite zu finden.<br />

78


Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />

Neue TA Luft kommt nicht mehr<br />

vor der Wahl<br />

Wie bereits im letzten Journal (3_<strong>2017</strong>) berichtet,<br />

steht eine umfassende Novelle der TA Luft an. Der aktuell<br />

vorliegende inoffizielle Entwurf wurde am 10. Mai<br />

in einer Telefonkonferenz mit Vertretern des Betreiberbeirates,<br />

Firmenbeirates, AK Sicherheit und AK Genehmigung<br />

intensiv und kontrovers diskutiert. Besonders<br />

kritisch muss angemerkt werden, dass diverse emissionsrelevante<br />

Teile der bisher in Bearbeitung gewesenen<br />

Biogasanlagenverordnung ohne weitere Abstimmung<br />

mit der Biogasbranche in den neuen TA Luft-Entwurf<br />

zur Ressortabstimmung aufgenommen worden sind.<br />

Die TA Luft hätte in dieser unausgereiften Form dramatische<br />

Folgen für die Biogasbranche. Daher ist es<br />

nur zu begrüßen, dass die TA Luft aufgrund heftiger<br />

Diskussionen bei der Ressortabstimmung nicht mehr<br />

vor der Wahl im September verabschiedet wird. Als<br />

neues Datum zum Inkrafttreten wird momentan Mitte<br />

2018 genannt. Der Fachverband wird daher die Ergebnisse<br />

seiner Gremienabstimmung als Grundlage für die<br />

weiteren Gespräche mit den relevanten Behörden auf<br />

Bundes- und Landesebene zusammenfassen.<br />

Abgezeichnet hat sich in den vergangenen Wochen<br />

auch, dass die Abgasgrenzwerte der Verbrennungsmotorenanlagen<br />

in einer eigenen BImSchV zur Umsetzung<br />

der europäischen „MCP-Directive“ geregelt werden.<br />

Diese neue Verordnung ist derzeit beim BMUB und<br />

UBA in Vorbereitung und soll – sofern sich Deutschland<br />

kein Vertragsverletzungsverfahren bei der EU einhandeln<br />

will – Ende des Jahres in Kraft treten. Der Fachverband<br />

Biogas wartet daher gespannt auf erste Entwürfe,<br />

die zur Diskussion gestellt werden.<br />

Firmenbeirat hat Sprecher gewählt<br />

Nach der Neuwahl des Firmenbeirates im Februar fanden<br />

bei den ersten beiden Sitzungen im März und Juni<br />

die Wahlen des Sprechers und seiner Stellvertreter<br />

statt. Als Sprecher des Firmenbeirates wurde Dr. Matthias<br />

Plöchl vom Beratungsunternehmen B3 Bornim<br />

gewählt. Seine Stellvertreter sind Uwe Welteke-Fabricius<br />

von den Flexperten sowie Christoph Spurk vom<br />

Anlagenbauer Ökobit. Neben den Wahlen wurde auch<br />

intensiv über aktuelle firmen- und verbandsspezifische<br />

Themen wie die Weiterentwicklung des Anlagenbestandes<br />

in Richtung Flexibilisierung, Ausschreibung und<br />

Biomethan diskutiert.<br />

Beim Thema der Internationalisierung bestand Einigkeit,<br />

dass die Technologieführerschaft Deutschlands<br />

im internationalen Kontext nur bestehen kann, wenn<br />

ein vitaler Heimatmarkt mit Spielraum für Innovationen<br />

vorliegt. Grundsätzlich wünscht sich der Firmenbeirat<br />

einen noch intensiveren Austausch mit den Mitgliedsfirmen<br />

im Fachverband und ruft damit alle Mitglieder<br />

auf, Sorgen, Wünsche und Anregungen gerne mit den<br />

Mitgliedern im Firmenbeirat zu erörtern.<br />

Wahlen in den Regionalgruppen<br />

laufen weiter<br />

Neben der Wahl des Sprechers des Firmenbeirates<br />

wurden in den zurückliegenden Wochen auch Wahlen<br />

in weiteren Regionalgruppen durchgeführt. Die noch<br />

fehlenden Wahlen werden in den nächsten Monaten<br />

stattfinden. Ein Kernthema bei den Wahlveranstaltungen<br />

waren die Düngeverordnung sowie die AwSV. Während<br />

die AwSV am 1. August <strong>2017</strong> in Kraft tritt, gilt<br />

die Düngeverordnung bereits seit 2. Juni <strong>2017</strong>. Dies<br />

ist Anlass genug, die Inhalte der beiden Verordnungen<br />

vorzustellen. Nicht verwunderlich ist, dass die für die<br />

Biogasbranche bedeutsamen neuen Vorgaben für umfangreiche<br />

Diskussionen sorgen.<br />

Ein weiteres Thema in den Regionalgruppen war auch<br />

immer die anstehende Bundestagswahl. Der Fachverband<br />

Biogas e.V. beteiligt sich dabei an der Kampagne<br />

des Dachverbandes BEE e. V.. Ein wesentlicher<br />

Baustein darin ist die sogenannte Sommertour, bei der<br />

wichtige Politiker über die Bedeutung der Energiewende<br />

im Allgemeinen und die Bedeutung von Biogas im<br />

Besonderen aufgeklärt werden sollen. In der Monatstelefonkonferenz<br />

der Regionalgruppensprecher informierte<br />

Mareike Fischer aus dem Hauptstadtbüro über<br />

die geplanten Maßnahmen.<br />

Flexibilisierung und Netzanschluss<br />

im Fokus der Diskussion<br />

Nicht nur bei den Regionalgruppenveranstaltungen<br />

wurde das Thema Flexibilisierung kontrovers diskutiert.<br />

Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />

Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />

Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />

79


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Neu gewählter Firmenbeirat von links: Stefan Heins, Biogas Service Tarmstedt (Service- und Wartungsunternehmen), Kai Jens Basedow,<br />

EES Nord (Komponentenhersteller), Dr. Matthias Plöchl, B3 Bornim (Planer und Berater), Uwe Welteke-Fabricius, Flexperten (Planer und<br />

Berater), Dr. Helmut Kern, Arcanum Energy (Service- und Wartungsunternehmen), Markus Ott, Agraferm (Gesamtanlagenhersteller),<br />

Christopf Spurk, Ökobit (Gesamtanlagenhersteller). Auf dem Bild fehlen Hendrik Borgmeyer, Bioconstruct (Gesamtanlagenhersteller) und<br />

Alfred Gayer, 2G (Komponentenhersteller).<br />

Anfang Juni traf sich die Betreiberexpertengruppe Direktvermarktung<br />

in Fulda. Die Teilnehmer sind allesamt<br />

Betreiber, die umfassende Erfahrung in der Vermarktung<br />

von flexiblem Strom aufweisen. Dort war man sich einig,<br />

dass genau darin die Zukunft der Biogasbranche liegt,<br />

auch wenn im zurückliegenden Jahr die Erlöse nicht alle<br />

Erwartungen erfüllt haben. In der nächsten Ausgabe des<br />

Biogas Journals wird ein ausführlicher Bericht zu den<br />

Erfahrungen der Expertengruppe erscheinen.<br />

Viele Betreiber machen sich aktuell auf den Weg in die<br />

Flexibilisierung. Ein Knackpunkt ist bei vielen Projekten<br />

der Netzanschluss. Schnell sieht sich der Betreiber<br />

mit einem negativen Bescheid oder ausufernden<br />

Anforderungen beim Netzanschluss konfrontiert. Dies<br />

ist der Grund, weshalb in der Geschäftsstelle in Zusammenarbeit<br />

mit den Gremien eine Arbeitshilfe zum Netzanschluss<br />

erstellt wird. Zudem stehen Gespräche mit<br />

Netzbetreibern an, bei denen sich der Netzanschluss<br />

besonders problematisch gestaltet.<br />

Verbandspartnerschaft mit Indien<br />

läuft sehr gut<br />

In Kolumbien konnte das Referat International beim<br />

ersten Bioenergiekongress in Cali (BI-ON <strong>2017</strong> Primer<br />

Congreso Nacional de Bioenergía) und dem Abfallkongress<br />

in Armenia (XVII Congreso Internacional de Gestión<br />

Integral de Residuos y Perspectivas Ambientales)<br />

die langjährigen Erfahrungen in Deutschland zum Thema<br />

Biogas vorstellen.<br />

Sehr gut weiterentwickelt hat sich auch die gemeinsam<br />

mit dem Indischen Biogasverband (IBA) durchgeführte<br />

Kammer- und Verbandspartnerschaft (KVP). Mit Unterstützung<br />

des Fachverbandes hat die IBA eine sehr<br />

erfolgreiche Trainingstour durch die Städte Delhi, Pune<br />

und Ahmedabad veranstaltet. Aufgrund der positiven<br />

Rückmeldungen ist gerade eine Neuauflage der Schulungen<br />

in Planung. In Vorbereitung ist aktuell auch die<br />

aktive Teilnahme an der IFAT in Mumbai.<br />

Die Sicherheitsbroschüre „Safety first! Guidelines for<br />

the safe use of biogas technology“, welche der Fachverband<br />

Biogas mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft<br />

für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />

erstellt hat, steht seit Ende März in fünf Sprachen<br />

(Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und<br />

Indonesisch) zum Download bereit. Weitere Übersetzungen<br />

ins Niederländische und Serbische sind bereits<br />

in Arbeit.<br />

Autoren<br />

Dr. Stefan Rauh<br />

Geschäftsführer<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />

Geschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

80


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

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81


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

In einer Expertengruppe<br />

aus 16 Funktionsträgern<br />

und Mitarbeitern<br />

des Fachverbandes<br />

Biogas wurde das<br />

„System Biogas“<br />

umfassend analysiert<br />

und modelliert.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Zukunft Biogas: Expertengruppe<br />

er arbeitet die strategischen Eckpunkte<br />

für das neue Biogas<br />

Nachdem die gesellschaftliche und politische Akzeptanz der Biogasnutzung in Deutschland<br />

in den letzten Jahren weitgehend abhandengekommen ist, muss die Biogasbranche<br />

eine tragfähige Zukunftsstrategie entwickeln. Eine Arbeitsgruppe hat sich intensiv mit dem<br />

System Biogas beschäftigt und entsprechende Handlungsfelder identifiziert.<br />

Von Dr. Claudius da Costa Gomez<br />

Das Präsidium des Fachverbandes Biogas<br />

e.V. hat bereits im Sommer 2015 erkannt,<br />

dass eine tragfähige Zukunftsstrategie entwickelt<br />

werden muss. So hat das Gremium<br />

den Weg für ein entsprechendes Projekt<br />

freigegeben. Der erste Schritt dieser Strategie war es,<br />

die Kräfte zu bündeln, um in der bis Mitte 2016 andauernden<br />

Diskussion zum Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />

(EEG) <strong>2017</strong> eine Anschlussregelung für Biogasanlagen<br />

zu verankern.<br />

Ohne diese wäre das Todesurteil für die Branche schon<br />

heute unterschrieben. Am 8. Juli 2016 war es dann beschlossene<br />

Sache, dass nach eineinhalb Jahren harter<br />

Arbeit des Fachverbandes Biogas e.V. im EEG eine Anschlussregelung<br />

verankert worden war, die zwar nicht zufriedenstellend<br />

ist, aber dafür sorgt, dass Biogasanlagen<br />

grundsätzlich eine Zukunftsperspektive haben.<br />

Im nächsten Schritt galt es, nun aus diesem Funken<br />

der Hoffnung ein stetiges Feuer zu entfachen, dass es<br />

der Branche ermöglicht, sich weiterzuentwickeln. Aber<br />

82


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

wohin soll die Reise gehen? Was sind die Ansatzpunkte,<br />

die der Biogastechnologie eine wirkliche Perspektive<br />

liefern? Um aus den vielen möglichen Ansätzen die<br />

richtigen herauszufiltern, wurde entschieden, nach der<br />

von Prof. Frederik Vester bereits in den Achtzigerjahren<br />

entwickelten und seither von Malik Management weiterentwickelten<br />

Methode des Malik Sensitiviätsmodells<br />

vorzugehen.<br />

Hierbei wurde unter Anleitung von Gabriele Harrer-<br />

Puchner und Dr. Georg Wagener-Lohse in einer Expertengruppe<br />

aus 16 Funktionsträgern und Mitarbeitern<br />

des Fachverbandes Biogas das „System Biogas“ umfassend<br />

analysiert und modelliert. Hierzu traf sich die<br />

Gesamtgruppe dreimal und erarbeitete an insgesamt<br />

sechs Gruppenarbeitstagen sowie rund 20 weiteren<br />

Personentagen der Projektleiter sowie einzelner Mitarbeiter<br />

aus der Geschäftsstelle die Analyse.<br />

Definition der Leitfrage<br />

Zunächst wurde von der Projektgruppe die Leitfrage definiert:<br />

„Was sind wirksame Ansatzpunkte, mit denen<br />

die Biogastechnologie ihre Nachhaltigkeit unter Beweis<br />

stellt und diese auch von der Gesellschaft akzeptiert<br />

wird?“ Zur Beantwortung dieser Frage wurden zunächst<br />

27 Einflussgrößen bestimmt, die das System Biogas<br />

bestimmen. Anschließend wurden die 702 Wechselwirkungen<br />

zwischen diesen Einflussgrößen bewertet.<br />

Mit der von Frederic Vester und Malik Management<br />

entwickelten Software wurden die Wechselwirkungen<br />

analysiert und grafisch dargestellt. Diese Zwischenergebnisse<br />

wurden in der Projektgruppe diskutiert, und<br />

es wurden immer wieder Korrekturen in der Bewertung<br />

der Wechselwirkungen vorgenommen. In einem nächsten<br />

Schritt konnten dann die wichtigsten Wechselwirkungen<br />

zwischen den Einflussgrößen in sogenannten<br />

Regelkreisen dargestellt und mithilfe der Software analysiert<br />

werden.<br />

Mit den Einflussgrößen, Wechselwirkungen und Regelkreisen<br />

konnte das sehr komplexe System Biogas<br />

nun beschrieben und konnten Handlungsfelder festgelegt<br />

werden, mit denen das System wirksam beeinflusst<br />

werden kann. Im letzten Schritt wurden konkrete<br />

Maßnahmen vorgeschlagen, die aus der Sicht des Verbandes<br />

zu einer Verbesserung der Situation beitragen<br />

können.<br />

Ergebnisse<br />

Nicht unerwartet war die Erkenntnis, dass die Biogasnutzung<br />

in einem sehr stark vernetzten System verankert<br />

ist, das nur schwer durch einzelne Maßnahmen zu<br />

beeinflussen ist. Der stärkste Schalthebel ist der Preis<br />

für Kohlendioxid-(CO 2<br />

)-Emissionen. Würde es einen realen<br />

Preis für diese Treibhausgasemission geben, hätte<br />

dies einen stark positiven Einfluss auf die Biogasbranche<br />

in Bezug auf die Ausgangsfragestellung.<br />

Als sogenannte kritische Größe wurde die Akzeptanz<br />

der Biogasnutzung in Politik und Bevölkerung ermittelt.<br />

Die Akzeptanz ist mit nahezu allen anderen Variablen<br />

direkt oder indirekt vernetzt und spielt eine<br />

kritische Rolle für die Entscheidungen in der Politik.<br />

Allerdings ist die Akzeptanz nicht direkt zum Beispiel<br />

durch Werbung für die Biogastechnologie zu beeinflussen,<br />

sondern muss indirekt durch andere Einflussgrößen<br />

gesteuert werden.<br />

Hierfür sind die Einsatzstoffe von Biogasanlagen eine<br />

entscheidende Steuerungsgröße, da diese die Akzeptanz<br />

direkt beeinflussen. In der Analyse wurden als<br />

Einsatzstoffe klassische Energiepflanzen, Alternative<br />

Energiepflanzen sowie Gülle, Nebenprodukte und Abfälle<br />

betrachtet.<br />

Als guter Ansatzpunkt, das System Biogas positiv zu<br />

beeinflussen, wurde das Thema Innovationen iden-<br />

83


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

tifiziert. Hier müssen neben den Innovationen in der<br />

Substratbereitstellung, Biogaserzeugung und Gärproduktaufbereitung<br />

auch die Nutzung von Biomethan<br />

und der Einsatz als Kraftstoff hervorgehoben werden.<br />

Innovationen in der Branche wirken laut der Analyse<br />

direkt auf andere wichtige Variablen, wie zum Beispiel<br />

Klimaschutzwirkung, Kostensenkung, Anlagenperformance<br />

und Akzeptanz.<br />

Zwischenfazit aus der Analyse der<br />

Variablen und Regelkreise<br />

Das System Biogas verharrt im Moment bestenfalls auf dem aktuellen Stand, ist von der Politik<br />

eher geduldet und wird sich nicht weiterentwickeln, wenn nicht vonseiten der Akteure starke<br />

und gezielte Impulse kommen.<br />

Über die Verbände müssen wir zu einer zumindest qualitativen Weiterentwicklung des Systems<br />

Biogas kommen. Wenn die Verbände nicht aktiv werden, wird das System weiter stagnieren<br />

oder „sterben“.<br />

Ein anderer für die Weiterentwicklung der Branche<br />

wichtiger Aspekt ist die Performance der Biogasanlagen<br />

vor Ort. Diese Variable wirkt auch wiederum auf eine<br />

Reihe weiterer Aspekte, wie zum Beispiel Klimaschutz,<br />

Sicherheit und behördliche Willkür, und sollte damit<br />

auch ein Schwerpunkt zukünftiger Tätigkeitsfelder<br />

sein. Interessant war auch die Beobachtung, dass der<br />

Umfang des Biogasparks eine starke Wirkung auf die<br />

Netzstabilität im Strom- und Gasbereich hat und dies<br />

wiederum unter Umständen als stabilisierender Faktor<br />

für die Entwicklung der Branche genutzt werden kann.<br />

Die Wirkung der regionalen Wertschöpfung wurde innerhalb<br />

der Projektgruppe intensiv diskutiert. Es zeigte<br />

sich aber, dass sie keine aktive Rolle für die Biogasbranche<br />

hat, sondern eher reaktiv zu bewerten ist. Dennoch<br />

bietet die regionale Wertschöpfung, die durch den<br />

Betrieb von Biogasanlagen kontinuierlich erreicht wird,<br />

gute Anknüpfungspunkte für eine positive Kommunikation<br />

vor Ort.<br />

Ein – wenn man so will – themenübergreifendes Ergebnis<br />

des Projektes war die Erkenntnis, dass ein wirksamer,<br />

aber auch sensibler und kontinuierlich nachzujustierender<br />

Steuerhebel die verbandliche Arbeit<br />

ist. Hiermit ist sowohl die spezifische Arbeit des Fachverbandes<br />

Biogas als auch die koordinierte Arbeit der<br />

Erneuerbaren Verbände – Bundesverband Erneuerbare<br />

Energie (BEE), Bundesverband Bioenergie (BBE) –<br />

und der kooperierenden Verbände, wie zum Beispiel der<br />

Bauernverbände (Bund und Länder), gemeint.<br />

Maßnahmen<br />

ffDer Fachverband Biogas wird alle Anstrengungen<br />

unternehmen, auch in dem schwierigen Branchenumfeld<br />

die eigenen Strukturen stabil zu halten und<br />

die Zusammenarbeit mit den Dach- und Partnerverbänden<br />

weiter optimieren.<br />

ffDer CO 2<br />

-Preis ist der Dreh und Angelpunkt, mit dem<br />

eine zentrale Leistung der Biogastechnologie (Treibhausgasminderung)<br />

einen Wert erhalten könnte.<br />

Daher wird der Fachverband sich aktiv für ein geeignetes<br />

Bewertungssystem einsetzen.<br />

f f Innovationen in der Biogasbranche wurden als hoch<br />

aktive Variable identifiziert. Die Branche wird daher<br />

Innovationen anregen, Fördermöglichkeiten generieren<br />

und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit dazu<br />

starten. Das Thema Biomethan sowie Biomethan<br />

als Kraftstoff wird dabei eine besondere Rolle spie-<br />

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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

len, da hiermit zusätzlich zur Vor-Ort-Verstromung<br />

langfristig tragfähige Nutzungszweige von Biogas<br />

erschlossen werden können.<br />

ffDie individuelle Anlagen-Performance ist sehr wichtig<br />

für die Entwicklung der Gesamtbranche. Daher wird<br />

der Verband seine Mitglieder zukünftig noch intensiver<br />

dabei unterstützen (Information, Sensibilisierung,<br />

Schulung, Beratung), ihre Anlagen in jeglicher Hinsicht<br />

zu optimieren: Sicherheit, Umweltleistungen,<br />

betriebswirtschaftliche Situation, öffentliche Wahrnehmung<br />

sind dabei wichtige Themen.<br />

ffDie Einsatzstoffe für Biogasanlagen stehen in starkem<br />

öffentlichen Interesse und beeinflussen damit<br />

das zentrale Ziel, die Akzeptanz der Biogasnutzung<br />

in Gesellschaft und Politik zu verbessern. Der Verband<br />

wird daher Fakten zum Thema Energiepflanzen<br />

(klassische und alternative) zusammenstellen und<br />

verbreiten, den Anbau alternativer Energiepflanzen<br />

aktiv vorantreiben, den Einsatz von Abfällen und<br />

Nebenprodukten unterstützen und aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />

zu dem Thema Einsatzstoffe machen.<br />

ffDas Thema Netzstabilität (Strom und Gas) wird stark<br />

vom Umfang des Biogasanlagenparks beeinflusst.<br />

Damit haben Biogasanlagen einen starken Einfluss<br />

auf diese Systemdienstleistungen in der Energieversorgung.<br />

Der Fachverband Biogas wird Maßnahmen<br />

zum Einfluss der Netzstabilität (technische Regeln,<br />

Öffentlichkeitsarbeit, finanzielle Kompensation) ergreifen<br />

und so Einkommen und Akzeptanz für die<br />

Branche schaffen.<br />

ffBiogas hat einen starken Einfluss auf die regionale<br />

Wertschöpfung. Dieser Zusammenhang wird als Anker<br />

für Kommunikationsmaßnahmen in den Regionen<br />

genutzt werden.<br />

Eine Reihe der genannten Maßnahmen sind nicht neu<br />

im Tätigkeitsspektrum des Verbandes. Mit dem Projekt<br />

„Zukunft Biogas“ ist es aber gelungen, die einzelnen<br />

Maßnahmen im Koordinatensystem des Verbandes neu<br />

anzuordnen. Und so werden die Prioritäten wie vorstehend<br />

dargestellt neu justiert und auch neue Aktivitäten<br />

gestartet. Natürlich wurde die Gruppe sehr stark durch<br />

den Blick in die zum Teil weite Zukunft geleitet, was<br />

für ein strategisches Entscheiden aber unabdingbar ist.<br />

Dennoch ist allen Beteiligten klar, dass für eine langfristig<br />

funktionierende Branche heute ein ökonomisch<br />

und ökologisch auskömmlicher Betrieb der bestehenden<br />

Biogasanlagen notwendig ist. Dies zu ermöglichen,<br />

ist und bleibt eine grundlegende und wesentliche Aufgabe<br />

der täglichen Arbeit des Fachverbandes Biogas.<br />

Nur wenn unsere Mitglieder heute ein wirtschaftliches<br />

Auskommen haben, sind sie bereit, Mitgliedsbeiträge<br />

im Verband zu zahlen. Gelingt es dem Verband aber<br />

nicht, eine Zukunftsperspektive für das einzelne Mitglied<br />

aufzuzeigen, wird es ebenfalls nicht bereit sein,<br />

in den Verband zu investieren. Daher sind wir genauso<br />

geleitet von den konkreten Aufgaben für einen auskömmlichen<br />

Anlagenbetrieb heute wie für die Schaffung<br />

einer tragfähigen Zukunftsperspektive für die<br />

Schlüsseltechnologie Biogas.<br />

Autor<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez<br />

Hauptgeschäftsführer<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />

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85


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Oberfranken / Unterfranken<br />

10-jähriges Bestehen der Biogasanlage Fuchsstatt<br />

Am Sonntag, den 7. Mai feierten<br />

die 17 Gesellschafter<br />

des Maschinenrings Energie<br />

Fuchsstadt GmbH & Co KG<br />

auf dem Betriebsgelände<br />

ihrer Biogasanlage, in direkter Nachbarschaft<br />

des Lager Hammelburg, ihr 10-jähriges<br />

Bestehen. Gemeinsam mit ihrem<br />

Kooperationspartner Bayernwerk Wärme<br />

versorgen sie den Bundeswehrstandort<br />

mit Bioenergie.<br />

Daniel Lambrecht, Betriebsleiter der BGA,<br />

begrüßte am Sonntagmorgen zahlreiche Ehrengäste<br />

sowie die Gesellschafter und freute<br />

sich, dass auf ihre Einladung hin so viele<br />

Gäste aus der Umgebung gekommen waren.<br />

Einen ganz besonderen Gruß richtete er an<br />

den ehemaligen Bundestagsabgeordneten<br />

Hans-Josef Fell, der auch als Vater des EEG<br />

bekannt ist, aber vor allem auch für das Zustandekommen<br />

ihres Projekts einen großen<br />

Teil dazu beigetragen hat.<br />

Zahlreiche Interessierte kamen zur Feier des 10-jährigen Bestehens der Biogasanlage Fuchsstadt.<br />

In zahlreichen Führungen wurde interessierten<br />

Gästen die Anlage gezeigt. Der<br />

Fachverband Biogas war vor Ort. Der stellvertretende<br />

Regionalgruppensprecher<br />

Dietmar Greulich stellte sich gemeinsam<br />

mit Regionalreferent Markus Bäuml den<br />

Fragen der Besucher und erläuterte die<br />

Vorteile von Biogas.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Wahlen in der Regionalgruppe<br />

Am 6. April begrüßte Wolfgang Holland-Götz zum letzten<br />

Mal in seiner Funktion als Regionalgruppensprecher<br />

der Regionalgruppe Oberfranken/Unterfranken einen<br />

kleinen, aber sehr interessierten Teilnehmerkreis im<br />

Brauerei-Gasthof Hartmann in Scheßlitz-Würgau zum<br />

Regionalgruppentreffen mit Neuwahlen. Nachdem der bisherige<br />

Sprecher Wolfgang Holland-Götz und dessen Stellvertreter Siegfried<br />

Gerstacker nach fast 20 Jahren Aktivität nicht mehr zur Wahl<br />

zur Verfügung standen, wurden auch neue Vertreter in das regionale<br />

Gremium gewählt. Neuer Regionalgruppensprecher ist nun Andreas<br />

Popp aus Wattendorf, der bisher stellvertretender Betreibersprecher<br />

war. Sein Stellvertreter wurde neu in dieser Position Dietmar<br />

Greulich aus Fuchsstadt. In seinem Amt als<br />

Betreibersprecher wurde Alfred Bauer bestätigt<br />

und als dessen Stellvertreter wurde<br />

Bernd Neupert aus Steinselb ebenfalls neu<br />

ins Amt gewählt. Der Fachverband bedankt<br />

sich für das Engagement der bisherigen<br />

Ehrenamtler und deren wichtige Aufbauarbeit.<br />

Ebenso bedankt sich der Fachverband<br />

für die Bereitschaft der neugewählten Vertreter<br />

und gratuliert ihnen zu ihrer Wahl.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />

Ehemalige und neue ehrenamtliche Regionalgruppen-Vertreter (von links): Bernd Neupert, stellvertretender<br />

Betreibersprecher, Dietmar Greulich, stellvertretender Regionalgruppensprecher, Andreas Popp, neuer<br />

Regionalgruppensprecher, Wolfgang Holland-Götz, ehemaliger Regionalgruppensprecher, Siegfried Gerstacker,<br />

ehemaliger stellvertretender Regionalgruppensprecher, Regionalreferent Markus Bäuml und Alfred Bauer,<br />

Betreibersprecher.<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

86


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Mittelfranken<br />

Mitgliederversammlung<br />

mit Wahl der ehrenamtlichen<br />

Vertreter<br />

Regionalgruppensprecher Peter<br />

Hecht begrüßte zu Beginn<br />

der Mitgliederversammlung<br />

vor rund 45 Teilnehmern ganz<br />

besonders den Präsidenten<br />

des Fachverbandes Biogas, Horst Seide.<br />

Hecht verwies auf die bevorstehende<br />

Bundestagswahl im September und legte<br />

den Anwesenden nahe, zur Wahl zu gehen,<br />

um nicht den extremen Kräften das Feld<br />

zu überlassen. Er verwies auf die drohenden<br />

Gefahren, sollten aus Protest wichtige<br />

Wählerstimmen an Parteien, die den Klimawandel<br />

verneinen und die Energiewende<br />

und damit auch unsere Biogasbranche<br />

ablehnen, verlorengehen.<br />

Präsident Seide ging bei seinen Ausführungen<br />

insbesondere auf die Herausforderungen<br />

für die Biogasbranche in <strong>2017</strong> ein. Er<br />

warf einen Blick zurück auf die EEG-Novelle<br />

und ging anschließend auf die aktuellen<br />

Themen ein. Abschließend stellte er den<br />

Teilnehmern seine Einschätzung für die<br />

Zukunft dar. Hier sieht er durchaus gute<br />

Chancen für die Branche. Unter anderem<br />

wurde die ab 2018 geplante neue, innovative,<br />

sektorenübergreifende Ausschreibungsvariante<br />

diskutiert. Zum Schluss eröffnete<br />

er den Anwesenden, dass sie sich<br />

darauf einstellen sollten, dass wohl nichts<br />

so bleiben wird, wie es war. Wer dabei bleiben<br />

will, muss sich weiterbilden und investieren<br />

und sich vor allem um ein positives<br />

Image der Branche bemühen.<br />

Im Anschluss wurde die Wahl der Ehrenämter<br />

für die Regionalgruppe Mittelfranken<br />

durchgeführt – mit folgendem<br />

Ergebnis: Als Regionalgruppensprecher<br />

wurde Peter Hecht wiedergewählt, zu seinen<br />

Stellvertretern wurden Christian Endreß<br />

wiedergewählt und zur Verstärkung als<br />

2. Stellvertreterin Monika Volkert neu gewählt.<br />

Der Betreibersprecher Werner Rück<br />

wurde im Amt ebenso bestätigt wie dessen<br />

Stellvertreter Manfred Faatz. Der Präsident,<br />

der zugleich als Wahlleiter fungierte,<br />

dankte den ehrenamtlichen Regionalgruppenvertretern<br />

für ihr Engagement und<br />

beglückwünschte sie zu ihrer Wahl. Den<br />

Nachmittags-Block eröffnete Robert Wagner<br />

von C.A.R.M.E.N. e.V. mit dem Thema<br />

„Elektromobilität in Deutschland – eine<br />

Chance für Biogasanlagen“ und wies daraufhin,<br />

dass China von der Automobilbranche<br />

fordere, dass ab 2020 jedes zweite neu<br />

zugelassene Auto ein E-Auto sein müsse.<br />

Wagner machte deutlich, dass der Bau und<br />

Betrieb einer Stromladesäule aktuell nicht<br />

für jede Biogasanlage geeignet sei, aber<br />

für all jene, die sowieso einen hohen Publikumsverkehr<br />

bzw. Verkehrsströme am Hof<br />

oder in dessen Nähe vorbeifließen haben,<br />

könnte es eine interessante Variante zur alternativen<br />

Stromvermarktung werden.<br />

Am Ende des Treffens stellte Christian<br />

Dorfner von der SK-Verbundenergie AG<br />

aus Regensburg Praxisbeispiele für verschiedene<br />

Varianten zur Flexibilisierung<br />

von Biogasanlagen vor. Sein Fazit lautete,<br />

dass vieles für die Flexibilisierung spreche,<br />

aber es müsse immer eine ganz individuelle,<br />

anlagenspezifische Analyse vor der<br />

Festlegung der optimalen Ausbauvariante<br />

durchgeführt werden. Schließlich sollte<br />

dabei immer eine sinnvolle Wärmeverwertung<br />

im Fokus stehen. Eine spontane Befragung<br />

ergab, dass bereits zwei Drittel der<br />

anwesenden Biogasanlagenbetreiber ihre<br />

Biogasanlage flexibilisiert haben.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

87<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern<br />

Fast 18 Prozent der Nettostromerzeugung<br />

aus Bioenergie<br />

11. Hohen Luckower<br />

Bioenergieseminar:<br />

Erfahrungsaustausch<br />

und Diskussion unter<br />

den Teilnehmern.<br />

Auf verschiedenen Veranstaltungen wurde<br />

im Frühjahr die Bedeutung der Erneuerbaren<br />

Energien für Mecklenburg-Vorpommern<br />

deutlich gemacht. So fanden in<br />

unserem Bundesland neben Sachsen die<br />

meisten Aktionen zum „Tag der Erneuerbaren Energien“<br />

statt. Mehr als 50 Standorte demonstrierten die<br />

unterschiedlichen Nutzungsarten einer nachhaltigen<br />

Energiewirtschaft. Beispielsweise zeigten das Bioenergiedorf<br />

Bollewick oder der Ostsee Bauernhof Hocke<br />

verschiedene Anlagen und Betreibermodelle für Biogas,<br />

Wärmenetze, Photovoltaik und Wind. Fragen zur<br />

Sektorenkopplung diskutierte Dr. Horst Ludley von der<br />

Regionalgruppe im Solarzentrum in Wietow.<br />

Die aktuelle Situation der Biogasbranche in Mecklenburg-Vorpommern<br />

stand im Mittelpunkt des 11. Bioenergieseminars<br />

in Hohen Luckow, das gemeinsam<br />

durch die Regionalgruppe des Fachverbandes, die Professur<br />

für Verfahrenstechnik und Tierhaltung der Uni<br />

Rostock und den IBZ Hohen Luckow e.V. am 28. April<br />

veranstaltet wurde. Silke Weyberg vom Regionalbüro<br />

Nord startete die Veranstaltung mit aktuellen Informationen<br />

aus dem Fachverband und einem kurzen bundesweiten<br />

Stand und Ausblick bezüglich der Biogasnutzung.<br />

In den anschließenden Ausführungen lag der Fokus auf<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Die Betriebszweigauswertung<br />

von Biogasanlagen, die Ralf-Dieter Lewin von der<br />

AWADO Consult GmbH vorstellte, zeigte die Entwicklung<br />

und den Status Quo der Wirtschaftlichkeit der Anlagen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern auf und machte die<br />

anstehenden Herausforderungen für die Teilnahme an<br />

den zukünftigen Ausschreibungen im Rahmen des EEG<br />

<strong>2017</strong> deutlich. Neben Hinweisen zum Marktstammregister<br />

und den EEG-Ausschreibungen warf Mathias<br />

Groth von der WEMAG in seinen Ausführungen die<br />

Frage auf, ob es zukünftig regionale Ökostromprodukte<br />

geben kann und diese wirtschaftliche Vorteile generieren<br />

können.<br />

Unter dem Motto „Energiewende Mecklenburg Vorpommern<br />

– Quo vadis?“ fand am 24. Mai die erste Fachveranstaltung<br />

des im Januar gegründeten Landesverbandes<br />

Erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern<br />

(LEE MV) statt. Etwa 100 Teilnehmer fanden<br />

sich im Rittersaal des Finanzministeriums<br />

ein. „So viele interessierte Zuhörer<br />

sind ein Riesenerfolg und sie zeigen, welchen<br />

Stellenwert dieses Thema in unserem<br />

Land hat“, sagt Rudolf Borchert, Vereinsvorsitzender<br />

des LEE MV. Christian Dahlke<br />

vom Energieministerium lobte das Engagement<br />

des LEE und sieht ihn als wichtigen<br />

Partner der Energiewende im Land.<br />

Harald Uphoff vom Bundesverband Erneuerbare<br />

Energie e.V. sprach über die<br />

derzeitigen bundespolitischen Rahmenbedingungen.<br />

Maik Orth stellte den Stand der<br />

Bioenergie dar, die einen Anteil von rund<br />

17,7 Prozent (Stand 2015) an der Nettostromerzeugung<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

hat. Etwa 75 Prozent der vorhandenen<br />

installierten elektrischen Leistung im<br />

Bereich Bioenergie werden derzeit von den<br />

mehr als 500 Biogasanlagen zur Verfügung<br />

gestellt. Der Stellenwert und die Zukunft<br />

der Bioenergie wurden im Anschluss kontrovers diskutiert.<br />

Zur Schaffung einer Basis für die sachliche<br />

Beantwortung dieses Themas wurde inzwischen eine<br />

Facharbeitsgruppe Bioenergie durch den LEE-MV ins<br />

Leben gerufen, in dem neben der Regionalgruppe MV<br />

des Fachverbandes unterschiedliche Akteure der Bioenergiebranche<br />

vertreten sind.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. Maik Orth<br />

Regionalgruppensprecher<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Tel. 03 82 95/74 101<br />

88


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Schwarzwald<br />

INNOVATIVE Verband<br />

EINBRINGTECHNIK<br />

FÜR BIOGAS- UND<br />

RECYCLINGANLAGEN<br />

NEU!<br />

Jetzt auch als BIG-Mix Globe!<br />

Der BIG-Mix im ISO Seecontainer<br />

für den weltweiten Einsatz.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Von links: Daniel Krauss (EnduraKommunal), MdB Dr. Johannes Fechner (SPD), Gemeinderat Michael Kefer,<br />

Ralf und Silvia Schmidt, MdL Alexander Schoch (GRÜNE), Gemeinderätin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende<br />

der Nahwärmeversorgung Teningen GmbH (NWT) Roswitha Heidmann, Heribert Sterr-Kölln (GF NWT),<br />

Evelyne Glöckler (GF NWT), Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker, Otto Körner und MdB Peter Weiß (CDU).<br />

Vorbildliches Wärmenetz<br />

Heidenhof / Teningen<br />

BIG-Mix 35 bis 210m³<br />

effektiver Vorschub bei niedrigem<br />

Eigenstromverbrauch<br />

für 100% Mist und Grassilage<br />

mit Misch- und Aufbereitungsbereich<br />

komplett aus Edelstahl<br />

Zum Abschluss der Heizperiode<br />

hat der Fachverband Biogas<br />

e.V., vertreten durch den Regionalreferenten<br />

Süd, im südbadischen<br />

Teningen ein Vorzeigeprojekt<br />

für die Nutzung von Biogaswärme mit<br />

einem Biogaswärme-Schild auszeichnen<br />

dürfen. Die Biogasabwärme wird hier zu<br />

100 Prozent im kommunalen Wärmenetz<br />

genutzt. So werden das Schulzentrum, die<br />

Gemeindehalle und zwei Kindergärten klimafreundlich<br />

beheizt.<br />

Darüber hinaus profitieren über 450 Einwohner<br />

von der nachhaltigen Wärmegewinnung<br />

aus Biogas. Demnächst bringt<br />

Biogaswärme auch wohlige Temperaturen<br />

in das Freibad vor Ort. Möglich wurde dieses<br />

vorbildliche Wärmekonzept nur durch<br />

die tolle Zusammenarbeit zwischen den<br />

Fachverbandsmitgliedern und Biogasanlagenbetreibern<br />

Ralf und Silvia Schmidt,<br />

Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker,<br />

dem Planungsbüro EnduraKommunal mit<br />

Daniel Krauss und Lena Klietz und dem<br />

Mitinvestor Heribert Sterr-Kölln. Hervorzuheben<br />

für die Umsetzung des Projektes ist<br />

der Mitinvestor, der mutig, aus Überzeugung<br />

und risikobereit das Projekt vorschlug<br />

und in Bürgermeister Hagenacker seinen<br />

kongenialen Partner fand – unerlässlich<br />

für den Erfolg auf kommunaler Ebene.<br />

Die Resonanz in der Presse erzeugte ein<br />

positives Bild. Gelungene Öffentlichkeitsarbeit,<br />

die vielleicht auch zur Nachahmung<br />

einlädt im Rahmen der landesweiten Kampagne<br />

energieeffiziente Wärmenetze in der<br />

Region südlicher Oberrhein. Ansprechpartner<br />

unter www.energieregion-waermenetze.de/unsere-angebote/suedlicheroberrhein/ansprechpartner/.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

89<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Oberpfalz<br />

Mitgliederversammlung mit Wahl der<br />

ehrenamtlichen Regionalgruppenvertreter<br />

Regionalgruppensprecher Markus<br />

Bäuml hieß die Mitglieder<br />

des Biogaspool Bayern Nord-<br />

Ost zu deren Treffen im Februar<br />

mit informellem<br />

Austausch vor der Mitgliederversammlung<br />

der Regionalgruppe<br />

willkommen. Ist doch ein Kriterium<br />

für die Aufnahme interessierter<br />

Betreiber im Biogaspool Bayern<br />

Nord-Ost die Mitgliedschaft<br />

im Fachverband Biogas e.V.<br />

Nach der Begrüßung führte Poolsprecher<br />

Martin Seidl durch den<br />

Vormittag und erinnerte an die<br />

verschiedenen erreichten Meilensteine<br />

seit Gründung des Pools<br />

mit dem Verweis, dass aus gegebenem<br />

Anlass die Verträge von<br />

Rechtsanwalt Helmut Loibl erneut<br />

überprüft wurden. Der stellvertretende<br />

Poolsprecher Josef<br />

Hammer bot im Anschluss daran<br />

einen Rückblick des Treffens des<br />

Biogaspools Bayerisch Schwaben-Nord, mit<br />

dem man gemeinsam zum Wohl aller Betreiber<br />

sehr erfolgreich agiere. So seien mittlerweile<br />

rund 390 Betreiber mit etwa 260<br />

Megawatt elektrischer Leistung im großen<br />

Pool zusammengeschlossen.<br />

Bäuml hieß im Nachmittagsblock Dr. Stefan<br />

Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas e.V., in der Runde herzlich<br />

willkommen. Rauh eröffnete seine Ausführungen<br />

mit der Überschrift: „Herausforderungen<br />

für die Biogasbranche in <strong>2017</strong>“ mit<br />

einem Überblick über das zum 1. Januar in<br />

Kraft getretene EEG <strong>2017</strong>. Daran schloss<br />

ein Ausblick mit einer Einschätzung über<br />

Von links: Josef Hammer (Betreibersprecher), Markus Bäuml (Regionalreferent<br />

Süd-Ost im Fachverband Biogas e.V.), Jakob Bauer (stellvertretender<br />

Betreibersprecher), Florian Gebhard (stellvertretender Regionalgruppensprecher)<br />

und Dr. Stefan Rauh (Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V.).<br />

mögliche Konsequenzen für die Betreiber<br />

durch das Inkrafttreten weiterer Gesetzesvorhaben<br />

an, wie Düngeverordnung, AwSV<br />

und die Vollzugsempfehlung für Formaldehydgrenzwerte.<br />

Er schloss den ersten Vortragsblock mit einem<br />

Verweis auf die Wichtigkeit der in diesem<br />

Jahr anstehenden Bundestagswahl für<br />

die Energiewende, aber ganz speziell für die<br />

Biogasbranche. Die Branche müsse dabei<br />

ihre Stärken zeigen und dürfe nicht durch<br />

Unfälle negative Schlagzeilen machen. Jeder<br />

Betreiber sei dazu aufgerufen, hier aktiv<br />

mitzuarbeiten. Im zweiten Vortragsblock<br />

wies Rauh auf die Perspektiven für die<br />

Biogasanlagenbetreiber hin, die<br />

durchaus positiv zu werten seien.<br />

Aber es wird nicht mehr allein ein<br />

Gesetz für eine bestimmte Leistung<br />

sein, sondern (viele) richtige<br />

Puzzleteile werden das Zukunftsbild<br />

für Biogas ergeben.<br />

Zum einen bietet die Anschlussregelung<br />

im EEG <strong>2017</strong> in Kombination<br />

mit der Flexibilisierung<br />

von Anlagen für eine bedarfsorientierte<br />

Stromeinspeisung einen<br />

ersten wichtigen Baustein. Eine<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

weitere Optimierung sei wichtig<br />

und erforderlich, aber wie die anschließende<br />

Diskussion zeigte, ist<br />

ein erster wichtiger Schritt getan.<br />

Ein Blick auf den Strommarkt und<br />

dabei auf die Bedeutung von Biomassestrom<br />

zeigt zum anderen,<br />

dass Strom aus Biogasanlagen mittlerweile<br />

einen erheblichen Beitrag zur deutschen<br />

Stromversorgung leistet der nicht so einfach<br />

durch andere erneuerbare Energiequellen<br />

zu substituieren ist, sofern die<br />

Regierung an den Klimaschutzzielen von<br />

Paris festhält.<br />

Ganz interessant für die Erneuerbare-<br />

Energien-Branche war auch die Preisentwicklung<br />

an der Strombörse im Januar<br />

diesen Jahres, wo der Börsenkurs für Strom<br />

Die Gutachtergemeinschaft Biogas ist ein<br />

Team selbstständiger Experten verschiedenster<br />

Fachrichtungen, das Sie umfassend<br />

und kompetent zu allen Fragen rund<br />

um Biogasanlagen beraten und unterstützen<br />

kann.<br />

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Wertgutachten (Ertrags-, Zeit- und Verkehrswert)<br />

Erneuerungsgutachten zur EEG-Laufzeitverlängerung<br />

Schadensgutachten (Technik, Bau, Biologie)<br />

Bescheinigungen von Umweltgutachtern<br />

Gutachten zu Investitionsentscheidungen<br />

90


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Für die Besucher gab es<br />

einiges zu sehen und zu<br />

probieren.<br />

Verband<br />

Mischen – Fördern<br />

– Zerkleinern<br />

Imkergemeinschaft Lauterachquelle informiert<br />

über Imkerei, Landwirtschaft und Biogas<br />

Die Imkergemeinschaft Lauterachquelle hat mit der Unterstützung des Fachverbandes Biogas e.V. am 1. Mai<br />

mit einem Stand auf der Landmaschinenausstellung der Firma Strobl in Lauterhofen über Imkerei, Landwirtschaft<br />

und Biogas informiert. Markus Bösl, Biogasanlagenbetreiber und Imker, ging dabei insbesondere<br />

auf Blühstreifen, die Durchwachsene Silphie und das aktuelle Wetter ein, das negative Auswirkungen auf<br />

Landwirtschaft und Imkerei hat.<br />

In kalten Tagen verbrauchen die Bienen das restliche Futter, tragen gleichzeitig aber noch keinen neuen<br />

Honig ein. In Lauterhofen ist das Angebot für Bienen durch die Landwirtschaft und die Biogasanlagenbetreiber<br />

das Jahr über sehr gut. Die Blühstreifen und blühenden Energiepflanzen sind für die fleißigen Tiere<br />

genauso wichtig wie die Hecken. Die zahlreichen Besucher konnten in Lauterhofen Bienen im Schaukasten<br />

beobachten, Honig, Met und andere Imkerprodukte probieren.<br />

Höchstwerte erreichte, die niemand mehr<br />

für möglich gehalten hatte. Es könnte ein<br />

Blick in die Zukunft sein, wenn auch die<br />

letzten Atomkraftwerke und die ältesten<br />

und dreckigsten Kohlekraftwerke in<br />

Deutschland vom Netz genommen werden.<br />

Es folgte ein Verweis auf eine vom BMWi<br />

selbst in Auftrag gegebene Studie für Biomasse<br />

und dessen zukünftige wachsende<br />

Bedeutung für Industrie und Verkehr, zum<br />

einen flexibel bereitgestellt als Strom und<br />

Wärme, aber vor allem im Kraftstoffsektor –<br />

nicht zuletzt auch für den in der landwirtschaftlichen<br />

Produktion genutzten<br />

Fuhrpark. Die Hersteller von Traktoren<br />

und Erntemaschinen suchen auf Grund<br />

stetig strenger werdender Gesetze für Abgasgrenzwerte<br />

nach neuen Lösungswegen.<br />

Und schließlich erinnerte Rauh an die Klimaschutzziele<br />

und die Notwendigkeit, den<br />

Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Hier<br />

wird der Gesetzgeber auf nationaler als<br />

auch auf europäischer Ebene stark nachjustieren<br />

müssen, um die selbst auferlegten<br />

Klimaschutzziele einhalten zu können.<br />

Eine Besteuerung oder Minimierung von<br />

CO 2<br />

-Zertifikaten könnte für Biogasanlagen<br />

wiederum eine neue Einkommensquelle<br />

eröffnen.<br />

Im Anschluss wurde die Wahl der Ehrenämter<br />

für die Regionalgruppe Oberpfalz<br />

durchgeführt, mit folgendem Ergebnis: Als<br />

Regionalgruppensprecher wurde Markus<br />

Bäuml wiedergewählt, für den ausgeschiedenen<br />

Franz Fruth wurde Jakob Bauer als<br />

Stellvertreter neu gewählt. Der bisherige<br />

Betreibersprecher und dessen stellvertretender<br />

Betreibersprecher wechselten<br />

ihre Ämter, so wurde Josef Hammer zum<br />

Betreibersprecher und Florian Gebhard<br />

als dessen Stellvertreter gewählt. Geschäftsführer<br />

Dr. Stefan Rauh fungierte als<br />

Wahlleiter, dankte dem ausgeschiedenen<br />

stellvertretenden Regionalgruppensprecher<br />

Franz Fruth für sein Engagement und<br />

beglückwünschte die neu-, beziehungsweise<br />

wiedergewählten ehrenamtlichen<br />

Regionalgruppenvertreter zu ihrer Wahl<br />

und wünschte ihnen alles Gute und gutes<br />

Gelingen in ihrem Amt.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />

Regionalreferent Süd-Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />

Tel. 0 94 71/601 95 50<br />

E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />

91<br />

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der Zukunft<br />

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Biogastechnologie bieten wir für die<br />

Biogasproduktion angepasste Misch- und<br />

Fördersysteme. Die Einsatzmöglichkeiten<br />

unserer NEMO® Exzenterschneckenpumpen,<br />

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sowie NETZSCH Zerkleinerungssysteme<br />

reichen vom Mischen über Fördern bis hin<br />

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Geschäftsfeld Umwelt & Energie<br />

info.nps@netzsch.com<br />

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Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Niederbayern<br />

Düngeverordnung bringt Veränderungen<br />

für Anlagenbetreiber<br />

Am Dienstag, den 2. Mai veranstaltete<br />

die Regionalgruppe<br />

Niederbayern des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. den Biogasstammtisch<br />

in Rottersdorf bei<br />

Landau. Die Veranstaltung mit den Themen<br />

Düngeverordnung und Sorghum-Anbau<br />

stieß mit etwa 70 Besuchern auf großes<br />

Interesse.<br />

Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes<br />

Biogas e.V., referierte über die<br />

am 31. März vom Bundesrat verabschiedete<br />

Düngeverordnung, die erhebliche<br />

Auswirkungen auf den täglichen Anlagenbetrieb<br />

habe. Denn sie habe, so Rauh, nicht<br />

nur Einfluss auf die Ausbringung, sondern<br />

auch auf die Lagerung der Gärreste. So<br />

würden die Anforderungen an die Düngebedarfsermittlung<br />

erheblich steigen. Düngen<br />

dürfe man nicht mehr, als im Rahmen der<br />

Bedarfsermittlung festgelegt wurde, wobei<br />

die Obergrenze für organischen Stickstoff<br />

je Hektar 170 Kilogramm betrage.<br />

Zudem würden bundeseinheitlich Stickstoffbedarfswerte<br />

für jede Kultur vorgegeben.<br />

Eine Biogasderogationsregel solle beantragt<br />

werden, jedoch sei dies momentan<br />

nur Spekulation, so Rauh. Allgemein dürfe<br />

kein Düngemittel mit einem wesentlichen<br />

Gehalt an Stickstoff nach der Ernte der<br />

Hauptkultur auf Ackerland<br />

ausgebracht werden.<br />

Nur ausnahmsweise<br />

sei eine begrenzte<br />

Ausbringmenge bis<br />

zum 1. Oktober auf<br />

Zwischenfrüchte, Winterraps,<br />

Feldfutter oder<br />

Wintergerste nach einer<br />

Getreidevorfrucht<br />

erlaubt.<br />

Rauh wies weiterhin<br />

darauf hin, dass sich<br />

die Lagerkapazität einerseits nach den vorgegebenen<br />

Sperrfristen zu richten habe,<br />

andererseits für flüssigen Wirtschaftsdünger<br />

und Gärprodukte grundsätzlich sechs<br />

Monate Lagerkapazität vorgehalten werden<br />

müssten. In Gebieten mit aktuell schon<br />

hohen Nitratbelastungen, die auch in Niederbayern<br />

vorhanden seien, seien die Länder<br />

dazu verpflichtet, schärfere Vorgaben<br />

zu machen. Dazu könnten verpflichtende<br />

Stickstoffuntersuchungen, eine maximale<br />

Überschreitung der Düngebedarfsermittlung<br />

für Stickstoff von 10 Prozent sowie eine<br />

generelle Begrenzung der aufzubringenden<br />

Phosphatmenge gehören. Rauh verwies in<br />

diesem Zusammenhang abschließend auf<br />

eine Arbeitshilfe, die der Fachverband zur<br />

Rund 70 Biogasakteure kamen zum traditionellen Biogasstammtisch nach<br />

Rottersdorf bei Landau und informierten sich über aktuelle Themen wie<br />

Düngeverordnung und Sorghumanbau.<br />

neuen Düngeverordnung erstellt habe und<br />

die die neuen Vorschriften und Änderungen<br />

zusammenfassend erkläre.<br />

Im Anschluss präsentierte Ernst Topitschnig<br />

vom Züchterhaus nexsteppe Forschungsergebnisse<br />

und Anwendungshinweise<br />

zum Sorghum-Anbau. Vorteile der<br />

Pflanze im Vergleich zum Mais seien unter<br />

anderem eine höhere Hitzetoleranz und ein<br />

geringerer Dünge- und Wasserbedarf bei<br />

vergleichbarer Methanausbeute. Auch als<br />

Zweitfrucht nach GPS sei Sorghum wegen<br />

des im Vergleich zum Mais späteren Erntezeitpunkts<br />

sehr geeignet, so Topitschnig.<br />

Text: Monika Geier,<br />

Pressesprecherin, C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

Foto: Monika Geier/C.A.R.M.E.N. e.V.<br />

92


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Regionalgruppe Oberbayern<br />

Würdigung des Wärmenetzes Hubenstein<br />

Am 29. April fand bereits zum<br />

22. Mal der „Tag der Erneuerbaren<br />

Energien“ statt. Im oberbayerischen<br />

Hubenstein bei<br />

Taufkirchen / Vils machte der<br />

Fachverband Biogas an diesem Tag auf die<br />

nachhaltige Wärmegewinnung und -nutzung<br />

aus Biogas aufmerksam. Zum Termin<br />

geladen wurden die Bundestagsabgeordneten<br />

Dr. Andreas Lenz (CSU) und Ewald<br />

Schurer (SPD) sowie Landrat, Bürgermeister,<br />

Kreisräte und Gemeinderäte, die alle<br />

zahlreich erschienen. Das Nahwärmenetz<br />

Hubenstein ist ein vorbildliches Beispiel.<br />

Dieses ist an der Biogasanlage des Betriebs<br />

Johannes Mundigl angeschlossen und wird<br />

so zu 80 Prozent mit Erneuerbarer Energie<br />

aus Biogas versorgt. Die restlichen 20 Prozent<br />

des Wärmeangebots stammen aus<br />

einer Hackschnitzelheizung. Derzeit sind<br />

54 Haushalte und zwei Betriebsgebäude angeschlossen.<br />

„Durch die umweltfreundliche<br />

Biogaswärme sparen wir pro Jahr im Ort rund<br />

150.000 Liter Heizöl ein“, so Betreiber<br />

Johannes Mundigl, „damit werden knapp<br />

500 Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen.“<br />

Als Anerkennung für die Nutzung<br />

nachhaltig erzeugter<br />

Wärme und nach<br />

dem Motto „Biogaswärme<br />

sichtbar machen“<br />

überreichte<br />

Dr. Claudius da Costa<br />

Gomez, Hauptgeschäftsführer<br />

des<br />

Fach verbandes<br />

Biogas, Johannes<br />

Mundigl ein Biogaswärme-Schild<br />

für<br />

Hubenstein. Alle<br />

Wärmeabnehmer<br />

erhielten ein kleines<br />

Wärmeschild<br />

für ihr Haus oder<br />

den Gartenzaun.<br />

Da Costa Gomez gratulierte Hubenstein und<br />

der Familie Mundigl zu diesem gelungenen<br />

Wärmenutzungskonzept und hob vor allem<br />

die Wertschöpfung hervor, die Biogas in die<br />

Region bringt. Damit Nahwärmenetze wie<br />

in Hubenstein und weitere Versorgungskonzepte,<br />

die bereits geschaffen wurden, erhalten<br />

werden können, forderte Dr. Andreas<br />

Lenz, Bundestagsabgeordneter für die CSU,<br />

Auszeichnung eines vorbildlichen Wärmekonzepts: die Betreiber Irene und<br />

Johannes Mundigl (3. und 5. von links), Hauptgeschäftsführer des Fachverband<br />

Biogas e.V. Dr. Claudius da Costa Gomez (7. von links), der stellvertretende<br />

Landrat von Erding, Jakob Schwimmer (MdL a.D., CSU, 8. von links),<br />

Taufkirchens 2. Bürgermeister Christoph Puschmann (4. von rechts), Ewald<br />

Schurer (MdB, SPD, 3. von rechts) und Dr. Andreas Lenz (MdB, CSU, 1. von<br />

rechts) mit den Wärmeabnehmern.<br />

dass bei den im Rahmen des EEG <strong>2017</strong><br />

anstehenden Ausschreibungen auch die<br />

Größenverhältnisse berücksichtigt werden.<br />

„Dafür werde ich mich auch weiter einsetzen“,<br />

so Lenz.<br />

Autorin<br />

Helene Barth<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />

Regionalgruppe Nordwürttemberg / Nordbaden<br />

Nabu-Landesvorsitzender tankt Biomethan<br />

Winfried Vees ist bekannt als<br />

umtriebiger und kenntnisreicher<br />

Biogasanlagenbetreiber<br />

über die Landesgrenzen<br />

hinaus. So war<br />

das Zusammentreffen mit dem Nabu-Vorsitzenden<br />

von Baden-Württemberg, Johannes<br />

Hensle, auf einer Veranstaltung Anlass,<br />

sich in der Diskussion über unterschiedliche<br />

Positionen zu Biogas und Naturschutz<br />

kennenzulernen.<br />

Hensle hatte vor geraumer Zeit ein Erdgas-<br />

Fahrzeug erstanden und kein E-Mobil.<br />

Warum das? Entscheidendes Argument:<br />

Die Reichweite der E-Mobile sei für seine<br />

längeren Reisen in Baden-Württemberg unbrauchbar,<br />

der Ladevorgang sorgt für unangenehme<br />

Zwangspausen. Und wer nicht bereit<br />

oder willens ist, aktuell für einen Tesla<br />

Idealer Anlass für Kommunikation und Verständigung:<br />

Nabu-Vorsitzender Johannes Hensle (rechts)<br />

tankt bei Winfried Vees Biomethan und lässt sich<br />

eingehend darüber und über Biogas allgemein<br />

informieren.<br />

Foto: Otto Körner<br />

einen hohen fünfstelligen Betrag auszugeben,<br />

für den ist Erdgas das umweltfreundliche<br />

Mittel der Wahl. Welch ein Zufall, dass<br />

Hensle da just mit dem baden-württembergischen<br />

Pionier und Biomethan-Tankstellen-Eigner<br />

Winfried Vees den idealen<br />

Gesprächspartner hatte, der ihn gleich zum<br />

Tanken einlud und daraus ein zweistündiges<br />

intensives Gespräch wurde. Und die<br />

gegenseitige Wertschätzung wird dafür sorgen,<br />

dass dies nicht das letzte war. Denn<br />

mit Biomethan fährt Johannes Hensle auf<br />

jeden Fall klimafreundlich grün.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

93


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Regionalgruppe Südwürttemberg<br />

Adel verpflichtet – Investition in nachhaltige<br />

Wärmeversorgung in Wolfegg<br />

Das Schloss Wolfegg und das<br />

Grundschulzentrum der Gemeinde<br />

Wolfegg im oberschwäbischen<br />

Landkreis Ravensburg<br />

werden von der Biogasanlage<br />

der Bioenergie Wolfegg GmbH & Co. KG<br />

mit umweltfreundlicher Wärme versorgt.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. in Person des<br />

Regionalreferenten Süd hat dieses effiziente<br />

und klimafreundliche Wärmenetz jetzt<br />

bei einer Feierstunde in der gut besetzten<br />

Orangerie von Wolfegg gewürdigt und ausgezeichnet<br />

im Beisein von Vertretern der<br />

Bundes-, Landes- und natürlich der Kommunalpolitik<br />

und aus der Bürgerschaft.<br />

Anlass dazu sind die über 60 angeschlossenen<br />

Wohn-, Gewerbe- und Verwaltungsgebäude<br />

in der Gemeinde sowie der Anschluss<br />

der gesamten Schlossanlage. S.D.<br />

Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg-<br />

Waldsee und Bürgermeister Peter Müller<br />

wurde für das Schloss beziehungsweise<br />

das Grundschulzentrum jeweils ein Biogaswärme-Schild<br />

überreicht. „Möglich gemacht<br />

haben diese vorbildliche Wärmeversorgung<br />

die Initiatoren Klemens Brilisauer<br />

und Willi Mahle als Biogasanlagenbetreiber<br />

und Verantwortliche für die Erstellung des<br />

Netzes sowie die Gemeinde als unerlässlicher<br />

Unterstützer und Kunde. Und ohne<br />

den Kunden und Investor, das Fürstenhaus,<br />

wäre schließlich alles nix“, dankte Regionalreferent<br />

Otto Körner den maßgeblichen<br />

Akteuren für ihr alles andere als selbstverständliches<br />

Engagement.<br />

Gläserne Produktion geschickt<br />

selber nutzen<br />

Ein großes Volksfest war die Gläserne Produktion/Tag<br />

der offenen Tür auf dem Betrieb der<br />

Großfamilie von Jürgen und Tanja Schlecht<br />

in Tannheim-Egelsee im Illertal. Etwa 3.500<br />

Gäste nutzten die Gelegenheit, sich über die<br />

beiden Betriebszweige Schweinemast und<br />

Biogas aus erster Hand zu informieren – mit<br />

dabei für den Biogasteil sein Umweltgutachter,<br />

Regionalreferent Otto Körner, und Biogas-Urgestein<br />

Siggi Wucher mit knackigen<br />

Führungen im 20- bis 30-Minuten-Takt.<br />

Der Zuspruch war riesig und die Stimmbänder<br />

von den Dreien bis abends „zur letzten<br />

Ölung“ ermattet. Die Gäste nutzten neben<br />

den obligatorischen Informationen rund um<br />

Das Wärmenetz sehen sie als zukunftsfähig an (von links): MdL Raimund Haser (CDU), stellvertretender<br />

Bürgermeister Gerold Heinzelmann, MdL Petra Krebs (GRÜNE), Klemens Brilisauer, S.D. Johannes Fürst zu<br />

Waldburg-Wolfegg-Waldsee, MdB Waldemar Westermayer (CDU), verdeckt Otto Körner, Willi Mahle, Wärmekunde<br />

Hermann Schröder, Bürgermeister Peter Müller.<br />

Er kann Menschen gewinnen: Siggi Wucher fasziniert „seine“ Zuhörer. Ganz links im Bild: Dr. Jochen Röhl<br />

(next Kraftwerke), der den Part Flexibilisierung übernahm.<br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Landbau und Landmaschinen sehr gerne die<br />

zum Teil aufwändig gestalteten etwa 20 Stände:<br />

Die Imker boten Honigverkostung an, die<br />

Kinder hatten jede Menge Spaß bei Spiel und<br />

Spannung. Das Beste aus Verfassersicht waren<br />

die Landfrauen mit dem „Lernort Bauernhof“<br />

für Kinder und Erwachsene.<br />

Der erfolgreiche Durchlauf mehrerer Stationen<br />

zum Thema „Wie kommt’s zu unserem<br />

Essen?“ wurde nach begeisterter Absolvierung<br />

unter anderem mit der heiß begehrten<br />

Fachverbands-Plüschkuh belohnt. Eine<br />

Station war zum Beispiel die Herstellung<br />

eines essbaren Müslis: Zunächst war das<br />

Korn zu quetschen, dann waren die Äpfel<br />

zu schnitzeln, Milch zuzugeben und zur Süßung<br />

gegebenenfalls Trockenfrüchte ganz<br />

oder zerkleinert beizumischen.<br />

Jürgen Schlecht hatte für die Durchführung<br />

zwei Ziele: zum einen, Biogas verständlich<br />

zu machen und damit die Hoffnung auf höhere<br />

Akzeptanz (er hat schon flexibilisiert<br />

und Silphie wächst auch bei ihm), und als<br />

zweites als sein primäres Anliegen, für seine<br />

Schweinemast mit besonders tierwohlfreundlichem<br />

Haltungssystem neue Kunden<br />

zu werben. Denn er vermarktet seine<br />

Tiere über einen sehr aufgeschlossenen<br />

Metzger vor Ort hochpreisiger und mit dem<br />

zusätzlichen Qualitätsmerkmal „aus regionaler<br />

Produktion“, die sich die Besucher<br />

hautnah anschauen konnten.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />

94


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

agra <strong>2017</strong> – der Fachverband<br />

Biogas war wieder dabei<br />

An den vier Tagen vom 4. bis 7. Mai wurde<br />

wieder sehr deutlich: Die agra <strong>2017</strong> ist die<br />

wichtigste Plattform der Landwirtschaft in<br />

Mittel- und Ostdeutschland. 50.450 Besucher,<br />

1.183 Aussteller aus 14 Ländern,<br />

mehr als 1.000 Tiere – in allen Bereichen<br />

waren neue Bestzahlen zu verzeichnen, die Maßstäbe<br />

setzten.<br />

Der Fachverband Biogas e.V. war mit einem repräsentativen<br />

Messestand nun schon fast traditionell in Leipzig<br />

vertreten und konnte sich über einen über die Tage<br />

hinweg kontinuierlichen Besucherstrom am Stand freuen.<br />

Anziehungspunkt und Blickfang war das von allen<br />

Seiten gelobte Biogasmodell, das vor allem die jungen<br />

Besucher anlockte. Aber auch viele Anlagenbetreiber<br />

erkannten im mit viel Aufwand gestalteten Modell ihre<br />

Anlagen wieder und es kam zu interessanten Gesprächen,<br />

auch und besonders über die weitere Zukunft der<br />

Biogasbranche.<br />

An dieser Stelle sei für die große Unterstützung der<br />

drei Regionalgruppensprecher aus Sachsen, Thüringen<br />

und Sachsen-Anhalt bei der Standbetreuung gedankt.<br />

Bei dem großen Andrang und dem entgegengebrachten<br />

Interesse am Stand des Fachverbandes wäre sonst unser<br />

erfolgreicher Messeauftritt nicht möglich gewesen.<br />

Dazu trug auch die Gütegemeinschaft Kompost Sachsen-Thüringen<br />

als Mitaussteller an unserem Stand bei.<br />

An den großartigen Messetagen in Leipzig spielte auch<br />

das Wetter mit. Einige Tage zuvor, am 30. April <strong>2017</strong>,<br />

war in Burkhardtswalde, ebenfalls in Sachsen gelegen,<br />

im Prinzip auch schönes Wetter, bei allerdings nur 11<br />

Grad Außentemperaturen. Erzgebirge halt. Hier fand<br />

im Freibad die Eröffnung der diesjährigen Freiluft-Badesaison<br />

statt. Der Sonntag folgte dem Tag der Erneuerbaren<br />

Energien und wurde zum Anlass genommen,<br />

die Stadt Burkhardtswalde und das Freibad als erstes<br />

in Sachsen mit einem Wärmeschild des Fachverbandes<br />

Biogas für besonders innovative Lösungen bei der Nutzung<br />

von Biogaswärme auszuzeichnen.<br />

Neben dem Freibad werden noch mehrere kommunale<br />

Einrichtungen, wie zwei Schulen, die Stadtverwaltung<br />

und das Pfarrhaus, mit Wärme versorgt. Trotz nächtlicher<br />

Minusgrade hatten die Schwimmbecken des wunderschönen<br />

Freibades dank der Biogaswärme fast 20<br />

Grad Wassertemperatur. Und es gab tatsächlich Wagemutige,<br />

die sich über die Riesenrutsche ins kalte Nass<br />

stürzten. Bei der Verleihung des Wärmeschildes und<br />

des folgenden Saisoneröffnungsfestes nahmen neben<br />

dem Bürgermeister, dem Betreiber der Biogasanlage,<br />

Regional<br />

büro<br />

ost<br />

Foto: Michael König/TBV Foto: Volker Schulze<br />

mehr als 150 Gästen auch ein Bundestags- und Landtagsabgeordneter<br />

der CDU teil.<br />

Im Rahmen des Festes konnten mit den Abgeordneten<br />

und dem Bürgermeister sehr konstruktive Gespräche<br />

über die Rolle von Biogas bei der weiteren Gestaltung<br />

der Energiewende vor allem im regionalen Bereich geführt<br />

werden. Die Abgeordneten versprachen dabei,<br />

sich in ihren Fraktionen für die Belange unserer Branche<br />

mit einzusetzen.<br />

Auch Politik-Prominenz war im Freibad in Burkhardtsdorf zugegen (von links):<br />

Marco Wanderwitz (MdB, CDU), Klaus Weinhold, Techno-Farm Biostrom GbR Adorf,<br />

eine Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung, Rico Anton (MdL, CDU), Thomas Probst,<br />

Bürgermeister der Gemeinde Burkhardtsdorf.<br />

Kinder und Erwachsene interessierten sich gleichermaßen für das Biogasanlagenmodell<br />

am Stand des Fachverbandes Biogas e.V. auf der diesjährigen Landwirtschaftsmesse agra<br />

in Leipzig.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. agr. Volker Schulze<br />

Regionalreferent Ost<br />

Fachverband Biogas e.V.<br />

Alfred-Hess-Str. 8<br />

99094 Erfurt<br />

Tel. 03 61/26 25 33 66<br />

E-Mail: volker.schulze@biogas.org<br />

95


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />

Auf dem Unteren Lindenhof zu Gast bei Alexander Hauser (Mitte, mit Brille): die<br />

Initiatoren Daniel Bearzotto (Energieagentur Tübingen, weißes Hemd vorne), dahinter<br />

(links verdeckt) Tobias Kemmler (EA Reutlingen) und Jochen Schäfenacker<br />

(EA Zollernalb, rechts von beiden) mit den Experten Dr. Manfred Dederer und<br />

Helmut Bönisch (2. und 3. von rechts) und den interessierten Biogasanlagenbetreibern:<br />

unter anderem die Fachverbands-Kreissprecher Tübingen Jörg Kautt<br />

(5. von links) und der stellvertretende Kreissprecher aus Reutlingen, Anton<br />

Arnold und Sohn (6. und 5. von rechts).<br />

Kraftvoll für Biogas in<br />

Baden-Württemberg<br />

Regional<br />

büro<br />

süd<br />

Trotz relativer Ablehnung<br />

durch die Spitze des Umweltministeriums,<br />

was<br />

positive öffentliche Äußerungen<br />

zu NawaRo-Biogas<br />

angeht (im Gegensatz zum<br />

Landwirtschaftsministerium), arbeiten wir<br />

an den wichtigen Basisthemen für effektive<br />

Anlagenqualität, öffentliche Akzeptanz<br />

und Zukunftsfähigkeit unserer Biogasanlagen.<br />

Das zeigen die Berichte aus den drei<br />

Regionalgruppen Baden-Württembergs.<br />

Der 12. Biogastag mit der Universität Hohenheim<br />

verdeutlichte die Zukunftsorientiertheit<br />

sehr kontrastreich. Von der Horizont<br />

erweiternden Sicht des Fachverbandes<br />

Biogas (Dr. Stefan Rauh) über die neuerdings<br />

durch Dienstleister zu sichernde<br />

(u.a. Biogas-)Beratung (Achim Kaiser: Beratung.Zukunft.Land),<br />

über Maisstroh als<br />

interessantes Biogassubstrat (bundesweit<br />

am kompetentesten: Monika Fleschhut,<br />

LfL Bayern) und die weitgehende Unkrautinaktivierung<br />

im Fermenter (umfassend<br />

von Dr. Hans Oechsner, Uni Hohenheim)<br />

kamen ausführlich Flexibilisierung und zukunftsfähige<br />

Nutzungspfade zum Vortrag<br />

und zur Diskussion.<br />

Neben der Flexibilisierung durch zweiphasige<br />

Vergärung (Dr. Andreas Lemmer, Uni<br />

Hohenheim) und durch entsprechende<br />

Fütterung (Dr. Hans-Joachim Nägele, Uni<br />

Hohenheim) waren weitere Highlights die<br />

beiden Beiträge zur biologischen Methanisierung<br />

(„Aus CO 2<br />

Biomethan herstellen“)<br />

von Timo Ullrich (erste Ergebnisse, Uni<br />

Hohenheim) und Thomas Heller (längste<br />

Erfahrungen: Microb Energy) sowie die<br />

hervorragende Initiative aus der Schweiz<br />

zur Biogas-Mobilität. Dazu berichtete Ueli<br />

Oester (Apex) von seiner auf die Schweiz<br />

bezogenen Erdgas/Biomethan basierten<br />

Mobilitätskonzeption, das vorhandene<br />

Erdgasnetz durch kleine Biomethan-Tankstellen<br />

an den schweizerischen Klär- und<br />

Biogasanlagen zu ergänzen und eine flächendeckende<br />

Erdgas-/Biomethan-Tankstellen-Infrastruktur<br />

aufzubauen.<br />

Oester selber, der mit seiner Firma über<br />

100 Erdgastankstellen in der Schweiz betreibt<br />

und beim Tankstellen-Projekt von<br />

Winfried Vees mitwirkte, hat die zweite Generation<br />

kleiner Biomethan-Tankstellen in<br />

mehreren Leistungsgrößen erfolgreich getestet<br />

und marktfähig entwickelt unter der<br />

Bezeichnung BLUE BONSAI 2. Die ersten<br />

Anlagen sind bereits projektiert – in Österreich.<br />

Die Vorträge (alle beim Verfasser)<br />

hätten über die 70 Besucher hinaus einen<br />

deutlich größeren Zuspruch verdient.<br />

Effiziente Biogasanlagen:<br />

Wärmenetze ausbauen!<br />

Dazu gibt es Positives aus dem Umweltministerium<br />

zu berichten: Da bei uns Wärmenetze<br />

nicht Standard sind wie in Dänemark,<br />

den Niederlanden oder auch in Österreich,<br />

sondern immer mit aufwändigen Diskussionen<br />

in jedem Einzelfall zustande gebracht<br />

werden müssen – lobenswerte Ausnahme<br />

der Aktionsbereich der Stadtwerke Schwäbisch<br />

Hall –, hat das Umweltministerium<br />

auf Drängen der Bioenergie-Initiativen und<br />

Energieagenturen im Lande und seinen<br />

selbst gesetzten KWK-Zielen folgend dem<br />

„Förderprogramm für energieeffiziente<br />

Wärmenetze“ eine Motivationskampagne<br />

vorangestellt.<br />

Darin sind fast alle Regionen Baden-Württembergs<br />

für drei Jahre mit Fördermitteln<br />

ausgestattet, um Aufklärung, Information<br />

und Motivation sowie Projektanbahnungen<br />

einen erheblichen Schub zu verleihen. An<br />

den Auftaktveranstaltungen beteiligten<br />

auch wir uns in den drei Regionalinitiativen<br />

Neckar-Alb, Südbaden mit Nordschwarzwald<br />

(12 Landkreise!) und HOT (Hohenlohe-Odenwald-Tauber).<br />

Die Biogasanlagenbetreiber, die noch keine<br />

oder Reserven bei der Wärmenutzung<br />

haben, können sich dazu wenden an www.<br />

energiekompetenz-bw.de/waermenetze/<br />

netzwerk/regionale-initiativen/ Dort finden<br />

Sie für Ihre Region Ihren Ansprechpartner.<br />

Ausschreibung Windkraft<br />

Offshore: 0 ct/kwh?<br />

Die dankenswerterweise ermöglichte Teilnahme<br />

an der Aktionärsversammlung<br />

der EnBW gab Auskunft über die jüngste<br />

Offshore-Ausschreibungsbeteiligung. Das<br />

Ausschreibungsergebnis für den EnBW-<br />

Offshore-Windpark He Dreiht mit 0,0 ct/<br />

kwh war wegen vier Faktoren möglich:<br />

1. Statt derzeit 5 MW pro Anlage wird die<br />

EnBW Anlagengrößen von 12 bis 15<br />

MW bauen – ein erwarteter Technologiesprung<br />

bis zur Inbetriebnahme 2024/25<br />

mit beträchtlicher Investitionsreduktion<br />

96


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

(weniger als die Hälfte der Anlagen<br />

für den 900-MW-Windpark) bei<br />

2. gleichzeitig massiver Erhöhung der<br />

Erträge pro Anlage und<br />

3. einer massiven Senkung der Betriebskosten<br />

durch zwei benachbarte<br />

Windparks der EnBW (Albatross + Hohe<br />

See), die dann zusammen ein eigenes<br />

Logistik-Schiff ermöglichen mit<br />

4. der Annahme einer Erhöhung der Großhandelspreise<br />

von heute 3,1 ct/kWh auf<br />

5,6 ct/kWh in 2024/25.<br />

Der schweizer Pionier<br />

Ueli Oester berichtete<br />

während des 12. Hohenheimer<br />

Biogastages<br />

über marktfähige kleine<br />

Biomethan-Tankstellen<br />

und -Aufbereitungsanlagen.<br />

Fazit: Die Einzigartigkeit der Konstellation<br />

ermöglicht in diesem Fall ein derartiges Angebot.<br />

Das heißt, die Erlöse ausschließlich<br />

über den „Markt“ (außerhalb des EEG) zu<br />

erlösen, so die Antwort von Dr. Frank Mastiaux<br />

auf die Fragen des Regionalrefereten<br />

Süd.<br />

Wichtig für die Biogasbranche: Die Konzerne<br />

gehen grundsätzlich von steigenden<br />

Strompreisen aus mit fast einer Verdopplung<br />

in acht Jahren! Darüber hinaus sieht<br />

die EnBW den CO 2<br />

-Preis als wesentliches<br />

Lenkungsinstrument auch zugunsten ihrer<br />

EE-Anlagen. Sie verfolgt allerdings den<br />

europäischen Ansatz, nicht einzelstaatliche<br />

Regelungen etwa nur in Deutschland.<br />

Wichtig für baden-württembergische Biogasanlagenbetreiber<br />

war unsere Teilnahme<br />

zum Thema Formaldehyd-Bonus, wo hoffnungsvolle<br />

Gespräche mit Vorstandsmitgliedern<br />

der EnBW stattfanden.<br />

Durchwachsene Silphie (DS):<br />

für Grundwasserschutz!<br />

Durch Vermittlung von Michael Koch,<br />

Amtsleiter für Wasser und Boden beim<br />

Landratsamt Schwarzwald-Baar, konnte<br />

auf Einladung des Regierungspräsidiums<br />

Freiburg (Jürgen Fleck) der Regionalreferent<br />

Süd über die sehr hohe Nitratreduktion<br />

im Grundwasser und damit über die<br />

Grünland vergleichbare Schutzwirkung<br />

(und alle anderen Vorzüge) der DS berichten.<br />

Zuhörer waren die zuständigen Amtsleiter<br />

aus allen Landratsämtern des Regierungsbezirkes<br />

Südbaden.<br />

Ergebnisse: 1. Angedacht ist ein Projekt<br />

in einem hoch Nitrat belasteten Wasserschutzgebiet<br />

im Landkreis Stühlingen.<br />

2. Jürgen Fleck und die Anwesenden fanden<br />

den Vortrag zukunftsweisend und hilfreich,<br />

sodass ihre Mitteilung an das Umweltministerium<br />

Interesse fand und der<br />

Vortrag demnächst auf Landesebene den<br />

versammelten baden-württembergischen<br />

Grundwasserschützern präsentiert werden<br />

soll.<br />

Autor<br />

Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />

Regionalreferent Süd<br />

Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />

Tel. 07 71/18 59 98 44<br />

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97


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Für unsere Zukunft nicht die Energie<br />

der Vergangenheit wählen<br />

BEE-Vorschläge zur Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />

Gastbeitrag von Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer<br />

des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) e.V.<br />

Deutschland und Europa müssen beim Klimaschutz<br />

angesichts des Ausstiegs der<br />

USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen<br />

eine noch aktivere Rolle einnehmen.<br />

Wir brauchen jetzt den dringend gebotenen<br />

Weitblick und das notwendige Systemdenken statt einer<br />

Politik, die sich im Klein-Klein verliert.<br />

In vier Monaten entscheiden die Wählerinnen und Wähler<br />

auch darüber, wie es mit dem Klimaschutz und der<br />

Energiepolitik in Deutschland weitergeht. Eins steht<br />

schon jetzt fest: Will die künftige Bundesregierung<br />

eine Vorreiterrolle einnehmen und<br />

ihre Politik in Einklang mit dem Pariser<br />

Weltklimavertrag bringen, dann kann<br />

Deutschland seine Ziele für Klimaschutz<br />

und den Ausbau Erneuerbarer<br />

Energien noch erreichen. Dafür<br />

muss der Ausbau der sauberen Energien<br />

aber deutlich verstärkt werden.<br />

Die Erneuerbare-Energien-Branche<br />

hat fundierte Vorschläge für die Gestaltung<br />

der Energiewende vorgelegt.<br />

Diese wollen wir in diesem Sommer mit Politikerinnen<br />

und Politikern intensiv unter der Fragestellung<br />

diskutieren: Wie können Klimaschutz und<br />

unsere Volkswirtschaft gestärkt werden, wie schaffen<br />

wir einen fairen Wettbewerb zwischen den Energieträgern<br />

und Preise für fossile Energie, die endlich die<br />

ökologische Wahrheit sagen?<br />

1. Das Tempo beim Ausbau Erneuerbarer Energien<br />

muss deutlich erhöht werden, damit wir 2050<br />

vollständig CO 2<br />

-neutral wirtschaften.<br />

Es ist wenig glaubwürdig, wenn sich Deutschland auf<br />

internationaler Bühne zu ehrgeizigen Klimaschutzzielen<br />

bekennt, zuhause jedoch die CO 2<br />

-Emissionen<br />

durch die Kohleverstromung und einen erhöhten Mineralölverbrauch<br />

weiter steigen. Der Umstieg auf Erneuerbare<br />

Energien muss schneller erfolgen. In allen<br />

Sektoren brauchen wir bis 2020 deutlich mehr Erneuerbare<br />

Energien als heute:<br />

ffim Stromsektor 70 TWh,<br />

ffim Wärmesektor 16 TWh,<br />

ffim Verkehr 25 TWh.<br />

2. Deutschland braucht einen verbindlichen Zeitplan<br />

für die schrittweise Reduktion fossiler Energieträger.<br />

Deutschland kann nicht gleichzeitig Energiewendeland<br />

sein und Kohleland bleiben. Wir brauchen einen<br />

Einstieg in den Kohleausstieg, umfassende Anstrengungen<br />

zur Erhöhung der Energieeffizienz und einen<br />

verbindlichen Fahrplan für die schrittweise Reduktion<br />

fossiler Energieträger im Wärme- und Verkehrssektor.<br />

3. Erst eine „Müllgebühr“ für schmutzige<br />

Energieträger schafft faire Wettbewerbsbedingungen<br />

im Strom- und Wärmemarkt.<br />

Die Stromsteuer sollte abgeschafft und durch eine<br />

CO 2<br />

-Steuer auf fossile Kraftwerks-Brennstoffe ersetzt<br />

werden. Wenn CO 2<br />

einen Preis bekommt, der die ökologische<br />

Wahrheit spricht, fallen die Differenzkosten zu<br />

den Erneuerbaren Energien und damit sinkt die EEG-<br />

Umlage.<br />

Für den Wärmesektor schlägt der BEE die Einführung<br />

einer CO 2<br />

-Steuer in Höhe von 25 Euro pro Tonne vor.<br />

Die Steuereinnahmen sollten nach Schweizer Vorbild<br />

sozialverträglich an Verbraucher und Unternehmen zurückerstattet<br />

werden.<br />

4. Bürgerinnen und Bürger stärker von der enormen<br />

Kostensenkung Erneuerbarer Energien profitieren<br />

lassen. Industrieprivilegien über Bundeshaushalt<br />

finanzieren.<br />

Immer weniger stromintensive Unternehmen zahlen<br />

die volle EEG-Umlage. Die Subventionierung der<br />

strom intensiven Industrie ist jedoch keine Aufgabe der<br />

Stromkunden. Wir plädieren dafür, die Industrieprivilegien<br />

künftig direkt über den Bundeshaushalt zu finanzieren.<br />

Dies wäre gerechter und das EEG-Konto könnte<br />

um rund 5 Milliarden Euro entlastet werden. Die EEG-<br />

Umlage würde um 1,5 Cent pro Kilowattstunde (netto)<br />

sinken.<br />

5. Umregeln statt abregeln: Einspeisevorrang für<br />

Erneuerbare Energie stärker in der Praxis durchsetzen.<br />

Aktuell werden Erneuerbare-Energien-Anlagen abgeregelt,<br />

während konventionelle Anlagen selbst bei<br />

sehr niedrigen Börsenstrompreisen weiterlaufen und<br />

die Netze verstopfen. Das führt neben Abregelungsauch<br />

zu unnötigen Redispatchkosten, die über die<br />

98


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

Netzentgelte vom Stromkunden getragen werden. Die<br />

Bundesnetzagentur zeigt in ihrem aktuellen Monitoring,<br />

dass der Weiterbetrieb konventioneller Erzeugung<br />

bei hoher Einspeisung aus Erneuerbaren um<br />

ein Vielfaches über dem erforderlichen Wert für die<br />

Netzstabilität liegt. Hier muss die Bundesregierung<br />

dringend Abhilfe schaffen.<br />

6. Fakten schaffen für Sektorenkopplung<br />

und Speicher.<br />

Sektorenkopplung und Speicher sind der Schlüssel<br />

zu einem kostenoptimierten Ausstieg aus den fossilen<br />

Energien. Erste notwendige Schritte sind hier unter<br />

anderem die Dynamisierung der EEG-Umlage und der<br />

Netzentgelte sowie die Abschaffung der inflexiblen<br />

Stromsteuer.<br />

7. Netze und Netzbetrieb auf die Zukunft ausrichten.<br />

Wir brauchen für die künftige Energieversorgung nicht<br />

nur mehr Netze, wir brauchen auch eine klügere Nutzung<br />

der neuen und vorhandenen Infrastruktur. Vor<br />

Netzengpässen muss es einfacher werden, den Strom<br />

sinnvoll zu verbrauchen, anstatt Erneuerbare-Energien-<br />

Anlagen abzuregeln.<br />

8. Deutschlands Mobilität auf saubere<br />

Kraftstoffe umstellen.<br />

Bis 2030 sollten sämtliche Neufahrzeuge treibhausgasfrei<br />

oder -neutral fahren. Elektromobilität, Batterien,<br />

Biokraftstoffe und Wasserstoff machen es möglich.<br />

Der heutige Anteil der Biokraftstoffe der ersten Generation<br />

sollte mindestens gehalten, zusätzlich sollten<br />

fortschrittliche Kraftstoffe weiter ausgebaut werden.<br />

Die Beimischung von Biokraftstoffen ist weiterhin als<br />

klimafreundlicher, sofort verfügbarer Ersatz fossiler<br />

Kraftstoffe sowohl im Pkw- als auch im Straßengüterund<br />

Omnibusverkehr unverzichtbar.<br />

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99


Verband<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Biogas-Historie<br />

Pioniere der Biogasnutzung:<br />

Helmut Döhler und das KTBL<br />

Wenn andere allzu optimistisch waren, herrschte in Darmstadt vor allem der Realismus.<br />

Und für diesen stand über Jahre hinweg Helmut Döhler, Biogasexperte beim Kuratorium<br />

für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL).<br />

Von Bernward Janzing<br />

Das zeigte sich zum Beispiel bei den Potenzial-Prognosen<br />

zum Biogas. Es habe einst,<br />

sagt Döhler heute, Schätzungen gegeben,<br />

wonach 100.000 bis 150.000 Biogasanlagen<br />

in Deutschland möglich seien. Diesen<br />

Szenarien hielt der Branchenkenner bereits im Dezember<br />

2004 auf der Jahrestagung der Bayerischen Landesanstalt<br />

für Landwirtschaft in Rosenheim entgegen,<br />

es sei „eher von 10.000 Biogasanlagen in Deutschland<br />

auszugehen“.<br />

Schon damals rechnete Döhler vor, dass bei unseren<br />

Ernährungsgewohnheiten mit einem hohen Anteil an<br />

Nahrungsmitteln tierischer Herkunft (die dazu führt,<br />

dass 70 Prozent unserer Getreideernte in die Tierernährung<br />

gehen) ein Flächenbedarf von etwa 0,2 Hektar<br />

pro Einwohner anzunehmen sei. Bei der gegebenen<br />

Einwohnerzahl verblieben abseits der Ernährung etwas<br />

mehr als 500.000 Hektar Anbaufläche. Und weil diese<br />

Fläche auch noch mit dem Anbau von Pflanzen zur<br />

stofflichen Nutzung (Dämmmaterial, Kunststoffersatz)<br />

konkurriere sowie der Erzeugung von Rohstoffen zur<br />

Kraftstoff- und zur Wärmegewinnung, ergebe sich ein<br />

Potenzial von 130.000 bis maximal 400.000 Hektar<br />

für das Biogas.<br />

Als großer Unterstützer des Biogases, dennoch aber in<br />

der Sache immer mit sehr kritischer und analytischer<br />

Sicht, hat Döhler die Biogasentwicklung über Jahre geprägt.<br />

23 Jahre lang, von 1990 bis 2013 vertrat er das<br />

Biogas auch innerhalb des KTBL in seiner Funktion als<br />

Teamleiter und Abteilungsleiter Nachhaltigkeit.<br />

Döhler studierte Landwirtschaft in Göttingen, schloss<br />

1983 sein Studium ab. Den Widerstand gegen das Atommüll-Endlager<br />

Gorleben erlebte er in der politisch sehr<br />

aktiven Studentenszene Göttingens hautnah mit. Doch<br />

das Thema Atomkraft war es nicht, was ihn zum Biogas<br />

brachte, eher führte ihn seine Auseinandersetzung mit<br />

Agrarumweltthemen als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

der Universität Bayreuth zwangsläufig zum Biogas.<br />

Konkret kam er über das Thema Ammoniakemissionen<br />

aus Wirtschaftsdünger zum Biogas und machte ab 1986<br />

Versuche zur Ammoniakforschung aus Biogasgärresten.<br />

An der Universität stand ein Minifermenter mit 1m 3 Faulraum,<br />

da waren standardisierte Versuche möglich.<br />

Beim KTBL war er mit diesem Thema bestens aufgehoben.<br />

Der Verein hatte bereits 1947 eine erste Veröffentlichung<br />

über Biogas geschrieben. In dieser Zeit der<br />

Energiearmut nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte<br />

man alle denkbaren Quellen anzuzapfen. Technisch<br />

war die Nutzung von Biogas aber noch eine große Herausforderung.<br />

In den Fünfzigerjahren betreute der Verein<br />

Pilot-Biogasanlagen in Hessen und Bayern. Aber<br />

bald wurde es wieder ruhiger um das Thema, die Nation<br />

nutzte verstärkt die fossilen Energien, bald kamen auch<br />

die Atomkraftwerke hinzu.<br />

KTBL-Schrift „Fortschritte bei Biogas“<br />

Dann kam die erste Ölkrise 1973 sowie die zweite 1979.<br />

Die Suche nach Alternativen zu den fossilen Energien<br />

aus den Emiraten begann, und damit erlebte das Biogas<br />

eine zweite Phase – und war nun technisch deutlich<br />

erfolgreicher als in der ersten Epoche. „Zwischen Ende<br />

Siebzigerjahre und Ende der Achtzigerjahre entstanden<br />

etwa 150 Biogasanlagen in Deutschland“, sagt Döhler.<br />

Das KTBL brachte 1982 eine vielbeachtete Schrift<br />

heraus mit dem Titel „Fortschritte bei Biogas“. Unter<br />

anderem wurde dort geschrieben, dass der Wirkungsgrad<br />

bei BHKW wohl nie mehr als 30 Prozent erreichen<br />

würde. „Es war gut, dass sich unsere Kollegen damals<br />

getäuscht haben, und heute würden sie sich vielleicht<br />

die Augen reiben“, so Döhler. Die KTBL-Kollegen Erich<br />

Dohne, Michael Brenndörfer und Rainer von Oheimb<br />

hielten das Biogas in dieser Phase hoch.<br />

Als es um die technische Fortentwickung und Optimierung<br />

der Anlagen ging, war der Darmstädter Verein<br />

natürlich mit eingebunden. In den Jahren 1990 bis<br />

1997 koordinierte Döhler als Projektleiter im KTBL<br />

ein Projekt des Bundesforschungsministeriums mit<br />

dem Titel „Umweltverträgliche Gülleaufbereitung und<br />

-verwertung“. Es gilt heute als ein Meilenstein zur<br />

Professionalisierung der Biogastechnik. Mit diesem<br />

Projekt haben wir den technischen Sprung von der<br />

30-kW- zur 300-kW-Anlage gemacht und den Weg für<br />

anspruchsvollere Biogastechnik für Deutschland und<br />

Europa geebnet.<br />

75 Millionen D-Mark bezahlte das Forschungsministerium,<br />

um Grundlagenforschung zu unterstützen und<br />

100


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Verband<br />

um fünf Pilotanlagen in Deutschland aufzubauen.<br />

Es gab Anlagen zum Beispiel in<br />

Papenburg, Finsterwalde und der Uckermark.<br />

Das Gülleprojekt im emsländischen<br />

Surwold wurde als Demonstrationsanlage<br />

1992 errichtet. Durch die Aufbereitung<br />

der Gülle sollten Negativeffekte durch den<br />

Eintrag von Ammoniak in Wälder, Gewässer<br />

und Biotope sowie Bodenversauerung vermieden<br />

werden. Eine Anlage war auch in<br />

Donauried geplant, aber sie scheiterte an<br />

Widerständen. Mit 200 bis 300 Kilowatt<br />

elektrischer Leistung waren sie allesamt für<br />

die damalige Zeit schon recht groß.<br />

In dem Projekt, dessen wissenschaftliche<br />

Begleitung auch bei der Bundesforschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft [FAL (Prof. Baader<br />

/ Prof. Weiland)] geleistet wurde, ging<br />

es nicht alleine um Biogas, wenngleich alle<br />

Anlagen Biogas produzierten. Sie testeten<br />

zudem vielfältige Verfahrensschritte: Gülle<br />

wurde aufkonzentriert, es wurden biologische<br />

Reinigungsstufen gebaut, Membranfiltration<br />

und Ultrafiltration eingesetzt, ebenso die<br />

Umkehrosmose. „Die Biogaskomponenten waren am<br />

Ende die einzigen, die funktionierten“, erinnert sich<br />

Döhler. Das hat viel für die Fortschritte beim Biogas in<br />

Deutschland gebracht.<br />

Biogasrechner und Faustzahlen<br />

Nachdem sich die Branche mit dem Stromeinspeisungsgesetz<br />

ab 1991 erheblich zu professionalisieren<br />

begann, setzte das KTBL 1994 mit seiner Schrift zur<br />

Kofermentation abermals Maßstäbe, indem es die ersten<br />

Gasertragsstandards definierte. Heute finden sich<br />

ausführliche Gasertragsdaten im KTBL-Heft Gaserträge<br />

und am bekanntesten ist der KTBL-Biogasrechner,<br />

ein nach wie vor beliebtes Rechenhilfsmittel für Vorplanungen:<br />

Man gibt die Substratdaten ein und kann<br />

sich daraus die Auslegung der Biogasanlage errechnen<br />

lassen. „Ein europaweit einmaliges Instrument“, sagt<br />

Döhler.<br />

Von sich reden machte der Verein erneut ab 2007 mit<br />

der Veröffentlichung des Buches „Faustzahlen Biogas“.<br />

„Das ist bis heute das meistverkaufte Biogasbuch<br />

Europas“, weiß der Branchenkenner. Sie waren die ersten<br />

mit einem Onlinerechner und mittlerweile hat das<br />

in vielen anderen Ländern Schule gemacht. Auch unter<br />

seiner Regie wurde der Bundeswettbewerb Biogasanlagen<br />

ins Leben gerufen, bei dem jeweils die fünf besten<br />

Anlagen in Deutschland ausgezeichnet wurden.<br />

Im Jahr 2013 begann für Döhler ein neuer Lebensabschnitt.<br />

Er kehrte dem KTBL den Rücken und betreibt<br />

heute eine kleine Unternehmensberatung und berät<br />

Landwirte, Banken, Ministerien und die Agrarindustrie.<br />

Er ist viel im Ausland tätig, häufig in Russland.<br />

Stolz berichtet er von seinem Projekt Wipptal in Italien/<br />

Foto: Martina Bräsel<br />

Südtirol, das er konzipierte: „So etwas gibt es nicht<br />

nochmal in Europa, wir haben bewährte Technik mit<br />

Innovationen kombiniert. Der Begriff der schlammverträglichen<br />

Umkehrosmose, die wir dort verbaut haben,<br />

wird sich in der Fachwelt zukünftig festsetzen“, glaubt<br />

Döhler.<br />

Von 62 Gesellschaftern wurde die Biogas Wipptal<br />

GmbH im Jahr 2008 gegründet. Ihr Ziel ist es, den in<br />

der Milchviehwirtschaft anfallenden Wirtschaftsdünger<br />

zu vergären und einen Teil des Gärrestes zu hochwertigem<br />

Dünger aufzubereiten. Aus einem Teil des Gärrestes<br />

wird in der Anlage hochwertiger fester und flüssiger<br />

Dünger hergestellt für den Obst- und Weinbau der Region.<br />

Durch den Biogasprozess werde der Eintrag von<br />

Nitrat in das Grundwasser vermindert, die Vorgaben der<br />

EU-Nitrat-Richtlinie könnten eingehalten werden.<br />

So könnten die Bauern ihren Tierbestand halten und<br />

gleichzeitig die geltenden Umweltauflagen einhalten –<br />

womit das Biogas den Tierhaltern ein akzeptables Einkommen<br />

sichert. „Richtig spannend“ sei dieses Projekt,<br />

zumal die dort verbaute Technik ihresgleichen<br />

sucht, sagt Döhler. „Ich glaube, wir haben das oder<br />

eines der bestfunktionierenden Wirtschaftsdünger-<br />

Aufbereitungssysteme in Europa. Da der Biogasmarkt<br />

in Deutschland so schwach ist, muss man sich eben die<br />

Projekte im Ausland suchen.“<br />

Autor<br />

Bernward Janzing<br />

Freier Journalist<br />

Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61/202 23 53<br />

E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />

Helmut Döhler, Biogasfachmann<br />

mit großer<br />

Expertise (rechts im<br />

Bild), auf der Anlage<br />

der Biogas Wipptal<br />

GmbH in Südtirol. 63<br />

Landwirte gehören der<br />

Gesellschaft an. Döhler<br />

ist Projektleiter und<br />

technischer Berater.<br />

Mit im Bild die beiden<br />

Landwirte Josef Mayr<br />

(links) und Josef<br />

Plauner.<br />

101


Recht<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Clearingstelle EEG<br />

Zwei Voten zur Flexibilitätsprämie<br />

veröffentlicht<br />

Die Clearingstelle EEG hat in zwei Voten Fragen zur Flexibilitätsprämie für Bestandsanlagen<br />

beantwortet, unter anderem zum Beginn des zehnjährigen Förderzeitraums (Votum 2016/41)<br />

sowie zur Anwendbarkeit der Prämie auch bei Mischgasanlagen (Votum 2016/18).<br />

Von Sönke Dibbern und Elena Richter<br />

Im Votum 2016/41 (abrufbar unter https://www.<br />

clearingstelle-eeg.de/votv/2016/41) hat die Clearingstelle<br />

EEG geklärt, dass der Beginn des zehnjährigen<br />

Förderzeitraums für die Flexibilitätsprämie<br />

(§ 33i Absatz 4 EEG 2012/Anlage 3 Nummer<br />

I.4 EEG 2014) auch dann durch die Mitteilung der<br />

erstmaligen Inanspruchnahme an den Netzbetreiber<br />

ausgelöst wird, wenn die übrigen Anspruchsvoraussetzungen<br />

der Prämie (Umweltgutachten, Registrierung<br />

bei der Bundesnetzagentur und Erreichen der Mindestauslastung)<br />

noch nicht erfüllt sind.<br />

Teilt also ein Anlagenbetreiber dem Netzbetreiber erstmalig<br />

mit, dass er die Flexibilitätsprämie in Anspruch<br />

nehmen will, beginnt der zehnjährige Förderzeitraum<br />

zum übernächsten Monat. Kann er dann die übrigen<br />

Voraussetzungen noch nicht erfüllen – zum Beispiel,<br />

weil die Anlage noch nicht fertig ausgebaut ist und die<br />

Mindestauslastung noch nicht erreichen kann –, kann<br />

der Netzbetreiber die Prämie noch nicht zahlen. Der<br />

Beginn des Förderzeitraums verschiebt sich dadurch<br />

aber nicht. Dem Anlagenbetreiber kann daher die Flexibilitätsprämie<br />

für einen Anteil des Förderzeitraums<br />

verlorengehen.<br />

Der Wortlaut des EEG („Inanspruchnahme“) kann hier<br />

zwar unterschiedlich verstanden werden. Auch die Reihenfolge,<br />

in der die Voraussetzungen aufgezählt werden<br />

(§ 33i Absatz 1 und 3 EEG 2012/Anlage 3 Nummer<br />

I.1 und I.3 EEG 2014), kann zunächst den Eindruck<br />

erwecken, dass die Mitteilung an den Netzbetreiber<br />

erst dann wirksam erfolgen kann, wenn die übrigen<br />

Voraussetzungen erfüllt sind. Dass der Förderzeitraum<br />

dennoch mit der erstmaligen Mitteilung beginnt, ergibt<br />

sich aber insbesondere aus der Gesetzesbegründung.<br />

Das ergibt sich zudem aus der Gesetzessystematik,<br />

denn auch der zwanzigjährige Vergütungszeitraum beginnt<br />

mit der Inbetriebnahme der Anlage unabhängig<br />

davon, ob die Voraussetzungen für die Vergütung des<br />

erzeugten Stroms schon erfüllt sind.<br />

Im Einzelfall ist zu prüfen, ob bereits eine „Mitteilung<br />

der erstmaligen Inanspruchnahme“ des Anlagenbetreibers<br />

an den Netzbetreiber vorliegt oder zum Beispiel<br />

nur eine Bitte um Auskunft über die Prämie.<br />

Die Regelung über den Beginn des zehnjährigen Förderzeitraums<br />

(„erster Tag des zweiten auf die Meldung<br />

folgenden Kalendermonats“) dient zudem insbesondere<br />

dazu, dem Netzbetreiber Planbarkeit zu vermitteln<br />

und ihm mindestens bis zum übernächsten Kalendermonat<br />

Zeit dafür einzuräumen, sich auf das veränderte<br />

Einspeiseprofil der Anlage einzustellen. Daher können<br />

Anlagen- und Netzbetreiber (nur) in Einzelfällen einvernehmlich<br />

vereinbaren, dass der Förderzeitraum<br />

nicht zum übernächsten Monat nach der Mitteilung,<br />

sondern zu einem anderen, zum Beispiel späteren Monat,<br />

beginnen soll.<br />

Foto: Andreas Dittmer<br />

102


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Recht<br />

Das Votum klärt darüber hinaus, ab wann die Flexibilitätsprämie<br />

gezahlt wird, wenn die erforderliche Mindestauslastung<br />

der Anlage (Anlage 5 Nummer 2.2 EEG<br />

2012/Anlage 2 Nummer II.2.2 EEG 2014: Bemessungsleistung<br />

von mindestens dem 0,2-fachen der installierten<br />

Leistung) erst nach Beginn des zehnjährigen<br />

Förderzeitraums eingehalten werden kann. So kommt<br />

die Clearingstelle EEG zu dem Ergebnis, dass die<br />

Rumpfjahrberechnung nur im ersten Kalenderjahr des<br />

zehnjährigen Förderzeitraums gilt. Ab dem zweiten Kalenderjahr<br />

muss die Mindestauslastung daher über das<br />

gesamte Jahr eingehalten werden. Kann die Mindestauslastung<br />

erst im Laufe des zweiten Kalenderjahres<br />

erreicht werden, besteht ein Anspruch auf Zahlung der<br />

Flexibilitätsprämie daher erst im dritten Kalenderjahr.<br />

Anlagenbetreiberinnen und -betreiber sollten daher<br />

soweit möglich sicherstellen, dass die Anspruchsvoraussetzungen<br />

für die Flexibilitätsprämie mit Beginn<br />

des Förderzeitraums eingehalten werden können, und<br />

dem Netzbetreiber nicht verfrüht mitteilen, dass sie die<br />

Prämie in Anspruch nehmen möchten. Zur Vermeidung<br />

von Berichtigungsaufwand und Rechtsunsicherheiten<br />

ist zudem darauf zu achten, dass der Bundesnetzagentur<br />

der korrekte Beginn des zehnjährigen Förderzeitraums<br />

gemeldet wird.<br />

Votum zu Mischgasanlagen<br />

Im Votum 2016/18 (abrufbar unter https://www.clearingstelle-eeg.de/votv/2016/18)<br />

wurde geklärt, dass im<br />

Falle der gemeinsamen Verstromung von Biogas und<br />

Deponiegas in einer Hybridanlage die Zahlung der Flexibilitätsprämie<br />

grundsätzlich verlangt werden kann.<br />

Des Weiteren wurde geklärt, wie in diesem Fall die<br />

Höhe der Flexibilitätsprämie zu ermitteln ist.<br />

Bei der gemeinsamen gleichzeitigen Verstromung zweier<br />

Energieträger (hier Biogas und Deponiegas) in einer<br />

Anlage besteht das Problem, dass das EEG keine Aussagen<br />

dazu enthält, ob in einem solchen Fall die Flexibilitätsprämie<br />

in Anspruch genommen werden kann<br />

und wie diese gegebenenfalls zu ermitteln ist.<br />

Seit Inkrafttreten des EEG 2009 herrscht weitestgehend<br />

Einigkeit darüber, dass verschiedene erneuerbare<br />

Energieträger in einem BHKW eingesetzt werden<br />

dürfen, ohne dass für den gesamten Strom nur der<br />

niedrigere Vergütungssatz angesetzt wird. Ausweislich<br />

der Gesetzesbegründung zum EEG 2009 besteht ein<br />

Anspruch auf eine anteilige Vergütung nach dem jeweiligen<br />

energetischen Beitrag der Energieträger zur<br />

Stromerzeugung. Jedoch lässt sich dem (im zugrundeliegenden<br />

Fall einschlägigen) EEG 2012 nicht ohne<br />

Weiteres entnehmen, ob die Flexibilitätsprämie für den<br />

Biogasanteil beansprucht werden kann und wie diese<br />

zu berechnen ist.<br />

Das Votum kommt zu der Folgerung, dass die Flexibilitätsprämie<br />

für den Biogasanteil grundsätzlich<br />

beansprucht werden kann, da sich anderenfalls eine<br />

Schlechterstellung der Betreiber hinsichtlich des von<br />

ihnen eingesetzten Biogases gegenüber anderen Betreibern<br />

von Biogasanlagen ergäbe. Da aber für den aus<br />

dem Deponiegas erzeugten Strom schon grundsätzlich<br />

kein Anspruch auf die Flexibilitätsprämie besteht, ist<br />

die Handhabung der Berechnungsvorschrift<br />

für die Flexibilitätsprämie in Anlage 5<br />

Nummer 2.1 EEG 2012 anzupassen.<br />

Der hier zunächst naheliegend erscheinende<br />

Ansatz, in der Formel<br />

zur Berechnung der Flexibilitätsprämie<br />

nur jeweils einen dem<br />

Biogasanteil am Gesamtenergieeinsatz<br />

entsprechenden Anteil zu<br />

berücksichtigen, führt jedoch ebenfalls<br />

nicht zu sachgerechten Ergebnissen.<br />

Denn dann müsste die installierte<br />

Leistung anteilig auf eine „virtuelle<br />

Biogasanlage“ und eine „virtuelle Deponiegasanlage“<br />

aufgeteilt werden. Dies führt aber dazu, dass<br />

die für den flexiblen Einsatz zur Verfügung stehende<br />

Leistung fehlerhaft – nämlich zu gering – ermittelt würde;<br />

ein Teil der tatsächlich für die Zwecke des flexi blen<br />

Einsatzes zur Verfügung stehenden Leistung würde<br />

dem Deponiegas zugeordnet.<br />

Aus dem Regelungsgehalt sowie Sinn und Zweck der<br />

Flexibilitätsprämie ist abzuleiten, dass für die Berechnung<br />

nicht die gesamte (Mischgas-)Bemessungsleistung<br />

des Kalenderjahres, sondern nur die der Verstromung<br />

aus Biogas zuzuordnende Bemessungsleistung<br />

zugrunde zu legen ist. Die dem Deponiegas zuzuordnende<br />

Bemessungsleistung ist von der Gesamt-Bemessungsleistung<br />

der verfahrensgegenständlichen Anlage<br />

vorab abzuziehen.<br />

Bei der Berücksichtigung von Bemessungsleistungen<br />

sind gegebenenfalls Korrekturfaktoren anzusetzen.<br />

Für Biogas und Biomethan enthält das EEG 2012<br />

hierzu Vorgaben (siehe Anlage 5 Nummer 2.2 Satz<br />

2 EEG 2012), für Deponiegas jedoch nicht. Aus der<br />

Berechnungssystematik der im EEG festgelegten Korrekturfaktoren<br />

sowie der Einsatzcharakteristik von Deponiegasanlagen<br />

hat die Clearingstelle EEG einen Korrekturfaktor<br />

für Deponiegas von 1,6 ermittelt, der bei<br />

der Berechnung der Deponiegas-Bemessungsleistung<br />

zu verwenden ist.<br />

Daher sollten Anlagenbetreiberinnen und -betreiber<br />

anhand der im Votum wiedergegebenen Berechnungsmethodik<br />

vorab prüfen, ob in ihrem konkreten Fall die<br />

Umstellung ihrer Anlage auf einen Hybridbetrieb die<br />

gewünschten Ergebnisse erbringt.<br />

Autoren<br />

Sönke Dibbern und Elena Richter<br />

Mitglieder der Clearingstelle EEG<br />

Charlottenstraße. 65 · 10117 Berlin<br />

Tel. 030/206 14 16-0<br />

E-Mail: post@clearingstelle-eeg.de<br />

103


Produktnews<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Arcanum baut Service für Biogasaufbereitungsanlagen<br />

deutlich aus<br />

Arcanum Energy hat seine Vorreiterposition<br />

in der Betriebsführung, Instandhaltung<br />

Arcanum Energy kann praktisch für alle im Markt verfügbaren<br />

Aufbereitungsverfahren technische Dienstleistungen erbringen.<br />

Foto: Arcanum Energy Systems<br />

und Wartung von Biogasaufbereitungsanlagen<br />

weiter ausgebaut. Der herstellerunabhängig<br />

arbeitende<br />

Servicedienstleister hat im<br />

vergangenen Jahr mehr als<br />

20 neue Wartungs- und Servicekunden<br />

gewonnen und<br />

ist neben Deutschland in<br />

angrenzenden Ländern tätig.<br />

Dabei erbringt Arcanum<br />

Energy nicht nur Wartungsund<br />

Instandhaltungsarbeiten,<br />

sondern kann bei<br />

Bedarf auch die technische<br />

und kaufmännische Betriebsführung<br />

übernehmen.<br />

Die verfahrenstechnische Optimierung<br />

einer Biogasaufbereitungsanlage ist häufig<br />

der Beginn der Zusammenarbeit mit<br />

einem Anlagenbetreiber. Die Spezialisten<br />

aus Unna unterstützen mit ihren Ingenieuren<br />

alle am Markt etablierten Verfahren.<br />

Der Aufbau von zwei neuen Servicestandorten<br />

im Raum Magdeburg und Augsburg<br />

gewährleistet kurze Reaktionszeiten und<br />

eine schnelle Fehlerbehebung. „Unser<br />

24/7-Service stellt sicher, dass neben unserem<br />

Team von Servicetechnikern auch<br />

Verfahrensingenieure rund um die Uhr zur<br />

Verfügung stehen“, erklärt Dr. Helmut Kern,<br />

geschäftsführender Gesellschafter der Arcanum<br />

Energy Gruppe.<br />

Kontakt: Arcanum Energy Systems GmbH & Co. KG<br />

Iserlohner Str. 2 · 59423 Unna<br />

Tel. 0 23 03/96 720-0 · www.arcanum-energy.de<br />

BIG-Mix Globe von Pumpe<br />

Besonders für schwierige Substratstoffe,<br />

wie zum Beispiel Grassilage, Festmist und<br />

Grünschnitt, eignet sich der energieeffiziente<br />

BIG-Mix von Konrad Pumpe. Edelstahl-Schubleisten<br />

befördern das Substrat<br />

in den Mischbereich. Das Substrat wird<br />

durch einen Vertikalmischer effektiv aufgearbeitet<br />

und homogenisiert. Das sind die<br />

Stärken des Systems.<br />

Den „BIG-Mix Globe“ gibt es jetzt als Seecontainervariante<br />

mit bis zu 60 m³ Ladevolumen.<br />

Eingebaut in einen ISO-Container,<br />

können Sie den Feststoffdosierer auf einfachstem<br />

Weg weltweit transportieren. Die<br />

Technik befindet sich hinter den Türen des<br />

Containers – die gesamte Anlage kann innerhalb<br />

von nur einem Tag in Betrieb genommen<br />

werden. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Anlagen ermöglicht<br />

Ihnen der BIG-Mix Globe,<br />

bis zu 80 Prozent Energie<br />

einzusparen.<br />

Zum Beschicken von Flüssigeintragsystemen,<br />

Prallmühlen<br />

oder direkt in den<br />

Fermenter wird Schneckentechnik<br />

angeboten, die bis<br />

zu 22 Kubikmeter pro Stunde<br />

fördert. Fermenter bis<br />

20 Meter Höhe können befüllt werden. Die<br />

besondere Form des Außenrohres bei unseren<br />

Senkrechtschnecken hemmt die Drehbewegung<br />

des Substrates in der Schnecke<br />

und sorgt damit für eine kontinuierliche<br />

Förderung auch schwierigster Materialien.<br />

Bei den Schneckenantrieben handelt es<br />

Stallkamp übernimmt Produktsparte von Nock<br />

Alle produktberührenden Bereiche werden aus Edelstahl gefertigt. Ein<br />

Ultraschallsensor überwacht den Füllstand des Mischbereiches und<br />

schaltet bei Bedarf das Schubbodenaggregat zu. Auf diese Weise wird<br />

der Energieverbrauch und Verschleiß der Anlage auf ein absolutes<br />

Minimum reduziert.<br />

sich um langlebige und robuste Flachgetriebemotoren,<br />

die nach ATEX-Richtlinien<br />

ausgelegt werden.<br />

Kontakt: Konrad Pumpe GmbH, Schörmelweg 24<br />

48324 Sendenhorst · Tel. 0 25 26/9 32 90<br />

E-Mail: info@pumpegmbh.de · www.pumpegmbh.de<br />

Grafik: Konrad Pumpe GmbH<br />

Die Erich Stallkamp ESTA GmbH mit Sitz<br />

im niedersächsischen Dinklage übernimmt<br />

die Produktsparte Separationstechnik<br />

der badischen Nock GmbH mit<br />

Sitz in Friesenheim. Mit der Übernahme<br />

verspricht sich Stallkamp eine beschleunigte<br />

Weiterentwicklung und einen Ausbau<br />

seines Separatorenportfolios sowie<br />

eine Verbreiterung der Kundenbasis.<br />

Nock hingegen will sich verstärkt auf die<br />

Kernkompetenzen im Bereich Lebensmittelmaschinen<br />

konzentrieren und diese<br />

Bereiche weiter ausbauen.<br />

„Ein Grundpfeiler unserer Unternehmensstrategie<br />

ist die Stärkung unserer weltweiten<br />

Marktposition. Dieser Kauf wird<br />

unserem Wachstumspotenzial und unserer<br />

Marktposition einen erheblichen Aufschwung<br />

verschaffen, da die Produkte der<br />

Unternehmen sich ergänzen“, so Benjamin<br />

Budde, Vertriebsleiter der Erich Stallkamp<br />

ESTA GmbH. Stallkamp erwirbt nicht nur<br />

das Portfolio, sondern auch Lagerbestände,<br />

Produktionsanlagen sowie Ideen für weitere<br />

Entwicklungen von Nock.<br />

Kontakt: Erich Stallkamp ESTA GmbH<br />

In der Bahler Heide 4, 49413 Dinklage<br />

Tel. 0 44 43/96 66-55<br />

E-Mail: info@stallkamp.de · www.stallkamp.de<br />

104


Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Produktnews<br />

Handymat<br />

Störung ruft Handy<br />

8-12V Meldeeingänge<br />

2-230V Fernschalter<br />

Netzausfall-Akku<br />

Stecker-Netzteil<br />

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Genehmigungsplanung /Flexibilisierung<br />

von Biogasanlagen<br />

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Bauingenieure/Statiker<br />

Betreiberschulung<br />

TGA Fachplanung<br />

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IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />

Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />

Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />

Tel. 0 81 61/98 46 60<br />

Fax: 0 81 61/98 46 70<br />

E-Mail: info@biogas.org<br />

Internet: www.biogas.org<br />

ISSN 1619-8913<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Fachverband Biogas e. V.<br />

Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />

E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />

Anzeigenverwaltung & Layout:<br />

bigbenreklamebureau GmbH<br />

An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />

Tel. 0 42 93/890 89-0<br />

Fax: 0 42 93/890 89-29<br />

E-Mail: info@bb-rb.de<br />

Internet: www.bb-rb.de<br />

Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />

Auflage: 10.000 Exemplare<br />

Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch. Zusätzlich erscheinen<br />

zwei Sonderhefte und zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />

Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des<br />

Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der Position des Fachverbandes<br />

Biogas e.V. übereinstimmen muss. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken,<br />

Onlinedienste und Internet, Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-<br />

Rom nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen<br />

an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen<br />

Veröffentlichung vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />

wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />

sinnerhaltend zu kürzen.<br />

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