4_2017 Leseprobe
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www.biogas.org Fachverband Biogas e.V. | ZKZ 50073 | 20. Jahrgang<br />
4_<strong>2017</strong><br />
Bi<br />
seit 20 jahren<br />
GaS Journal<br />
Das Fachmagazin der Biogas-Branche<br />
Hinweise zur Strom- und<br />
Energiesteuer S. 46<br />
Keine Keimanreicherung<br />
durch Gärprozess S. 68<br />
Frankreich: Gute Aussichten<br />
für Biogas S. 74<br />
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rung
Inhalt<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Editorial<br />
USA<br />
Trump steigt aus Pariser<br />
Klimaabkommen aus –<br />
Na und?<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
auch im Juni hat die Weltpolitik für interessante<br />
Schlagzeilen und teilweise mediale<br />
Hypes gesorgt. So zum Beispiel in Großbritannien<br />
mit der Wahl zum Unterhaus oder<br />
US-Präsident Donald Trump mit seiner Ankündigung,<br />
aus dem Pariser Klimaabkommen<br />
auszusteigen. Die globale Entrüstung<br />
über den Amerikaner war verständlich groß<br />
in Anbetracht der massiven Auswirkungen<br />
und der großen Gefahren des Klimawandels.<br />
Aber hat das Handeln des Trumpels im<br />
Weißen Haus diese Aufmerksamkeit und<br />
Echauffierung verdient? Ich sage nein. Wir<br />
sollten lieber gleich in die nüchterne Analyse<br />
der Folgen einsteigen und uns fragen,<br />
was nun geschehen wird. Als erstes müssen<br />
wir feststellen, dass die kurzfristigen Auswirkungen<br />
des Ausstiegs gering sind, weil<br />
die Kündigung des Klimavertrages erst drei<br />
Jahre nach Inkrafttreten möglich ist. Danach<br />
muss noch ein Jahr vergehen, bis der<br />
Ausstieg wirksam werden kann. Das heißt,<br />
dass die USA bis November 2020 im Pariser<br />
Klimaabkommen sein werden.<br />
In diesem Zusammenhang stellt sich die<br />
Frage, wie lange Trump sich halten kann<br />
und ob wirklich ein Amtsenthebungsverfahren<br />
gegen ihn eingeleitet wird. Sollte<br />
er demnächst wirklich nicht mehr US-Präsident<br />
sein, könnte sein Nachfolger durch<br />
eine einfache Erklärung in den Pariser Klimavertrag<br />
zurückkommen.<br />
Analyse zwei: In den USA bildet sich eine<br />
breite Front aus Gouverneuren und Bürgermeistern,<br />
die die Klimaverpflichtungen auf<br />
regionaler und lokaler Ebene umsetzen wollen.<br />
Die pfeifen auf Trumps Vorhaben und<br />
sagen: Na und? – dann machen wir unsere<br />
eigene Klimapolitik. Viele Städte und Bundesstaaten<br />
bilden inzwischen eine Klimaallianz.<br />
Solche Allianzen gehen sogar über<br />
die USA hinaus: So beabsichtigen zum Beispiel<br />
Kalifornien und Deutschland, enger in<br />
Sachen Klimaschutz zusammenzuarbeiten.<br />
Die Chefs von mehr als 600 US-Unternehmen<br />
hatten Trump in einem offenen Brief<br />
bereits Wochen vor dessen Ankündigung<br />
aufgerufen, nicht aus dem Pariser Vertrag<br />
auszusteigen. Dazu zählen sogar Ölkonzerne<br />
wie ExxonMobil oder Chevron.<br />
Sie alle haben bereits erkannt, dass die Zeiten<br />
der Nutzung fossiler Energiequellen zu<br />
Ende gehen und dass auch die Kohleförderung<br />
keine Renaissance in den USA erleben<br />
wird. Auch wenn der Präsident es sich so<br />
sehr wünscht. Trump müsste als Unternehmer<br />
wissen, dass die Kohle von der Mine bis<br />
zur Verbrennung im Kraftwerk unrentabel<br />
geworden ist. Das ist eine ökonomische Tatsache,<br />
da hilft auch keine Kündigung des<br />
Pariser Klimapaktes. Billiges Frackinggas<br />
durchströmt das Land und drängt die Kohle<br />
ins Aus. Unternehmen und Banken sind<br />
nicht mehr bereit, neu in die Kohleindustrie<br />
zu investieren.<br />
Analyse drei: Sehr wahrscheinlich wird die<br />
Position des US-Präsidenten die internationalen<br />
Bemühungen um mehr Klimaschutz<br />
befördern. Das sehen wir zum Beispiel an<br />
dem zarten Pflänzchen, das zwischen der<br />
Europäischen Union und China in Sachen<br />
Klimaschutz gerade heranwächst. Oder<br />
Südkorea: Die viertstärkste asiatische Volkswirtschaft<br />
hat jüngst angekündigt, dass es<br />
aus der Nutzung von Kohle und Atomenergie<br />
aussteigen will. Stattdessen soll der<br />
Anteil Erneuerbarer Energien von heute 5<br />
Prozent auf 20 Prozent in 2030 erhöht werden.<br />
Fest steht: Im Klimaschutz sind neue<br />
staatliche Kooperationen und noch stärkere<br />
einzelstaatliche Anstrengungen notwendig.<br />
Das gilt insbesondere auch für Deutschland.<br />
Die nächste Bundesregierung muss<br />
die Bremse lösen und gezielt den sozialverträglichen<br />
Ausstieg aus der Braunkohleverstromung<br />
forciert anpacken. Die Anteile<br />
Erneuerbarer Energien in den Sektoren<br />
Mobilität und Wärme sind über politische<br />
Rahmenbedingungen drastisch zu erhöhen.<br />
Und natürlich muss der Ausbau von Wind-,<br />
Solar- und Bioenergie im Strombereich<br />
beschleunigt werden. Die nächste Bundesregierung<br />
muss mit der Klimaschutz-Verhinderungspolitik<br />
Schluss machen. Wer in<br />
Paris Versprechen gibt, der muss sie auch<br />
einhalten!<br />
In diesem Biogas Journal zeigen wir im Titelthema<br />
ab Seite 22 exemplarisch auf, wie<br />
mit der Biogaserzeugung in Deutschland<br />
Treibhausgase eingespart werden können.<br />
Wir stellen Biogasanlagen unterschiedlicher<br />
Größe vor – von 75 kW bis 4 MW – ,die<br />
mit sehr großen Anteilen an Gülle und Mist<br />
betrieben werden. Die Beispiele machen<br />
deutlich, dass Biogasanlagen helfen können,<br />
die landwirtschaftlichen Treibhausgas-<br />
Emissionen zu senken.<br />
Klima- und Umweltschutz stellen auf der einen<br />
Seite (über-)lebenswichtige Werkzeuge<br />
zum Erhalt unseres Planeten dar. Auf der<br />
anderen Seite bieten sie aber auch ökonomische<br />
Chancen, die wir zum Wohle einer<br />
breiten Akteursvielfalt nutzen sollten.<br />
Herzlichst Ihr<br />
Martin Bensmann,<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
3
Inhalt<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
14<br />
Editorial<br />
3 Trump steigt aus Pariser<br />
Klima abkommen aus – Na und?<br />
Martin Bensmann,<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
AKTUELLES<br />
6 Meldungen<br />
8 Bücher & Termine<br />
10 Biogas-Kids<br />
12 Biogas-Innovationskongress<br />
Neuheiten aus Wissenschaft und<br />
Wirtschaft<br />
Neues aus den Ideenschmieden<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
18 Tag der Erneuerbaren Energien<br />
Von Rebekka Schlicker<br />
19 BIOGAS Convention & Trade Fair<br />
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POLITIK<br />
22 Ökostrom dank Bullenmast<br />
und Milchvieh<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH)<br />
Martin Bensmann<br />
30 265 kW aus 100 Prozent<br />
Rindergülle<br />
Von Martin Bensmann<br />
34 Wirtschaftsdünger-Vergärung<br />
im XXL-Format<br />
Von Martin Bensmann<br />
38 Gülle-Biogasanlagen bestechen<br />
durch eine hervorragende<br />
Klimabilanz<br />
Von Ansgar Lasar<br />
20 Vier turbulente Jahre – Rückblick auf<br />
die Energiepolitik der vergangenen<br />
Legislaturperiode<br />
Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />
22<br />
PRAXIS<br />
42 Treibhausgas-Berechnungsmethodik<br />
Neuerungen ab 2021 geplant<br />
Von Julia Münch<br />
44 Klimaschutz durch Güllevergärung<br />
Von Georg Hackl<br />
Drehtage mit dem Hackl Schorsch<br />
46 Betreiber müssen sich zur Energieund<br />
Stromsteuer informieren!<br />
Von Dr. Stefan Rauh<br />
50 CO 2<br />
- Abscheidung und Nutzung –<br />
Klimarelevantes Zusatzprodukt<br />
Von Christian Dany<br />
54 Flotation brachte den Durchbruch<br />
Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />
58 Intensivschulungen<br />
Bei Teilnahme an Ausschreibungen mit<br />
ausreichend Vorlauf planen!<br />
Von Dr. Stefan Rauh<br />
62 Interview<br />
Silikatchemie zur Betonsanierung<br />
Von Thomas Gaul<br />
4
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Inhalt<br />
titelFoto: Martin Bensmann i Fotos: atres group, Andreas Dittmer, Sinnotec, Fachverband Biogas e.V<br />
62 93<br />
PRAXIS<br />
66 AK Sicherheit informiert<br />
1. Fachgespräch „Sichere Instandhaltung<br />
von Biogasanlagen“<br />
Von M.Eng. Lucas Wagner und<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
WISSENSCHAFT<br />
68 Studien zur Mikrobiologie von<br />
Biogasanlagen<br />
Von Prof. Dr. Gerhard Breves<br />
INTERNATIONAL<br />
Argentinien<br />
70 Grundlagen für die Entwicklung des<br />
Biogassektors vorbereitet<br />
Von María Alejandra Barlatey,<br />
Julio Menendez und Stefan Budzinski<br />
Frankreich<br />
74 Ambitionierte Biomethan-Ausbauziele<br />
Von EUR ING Marie Luise Schaller<br />
VERBAND<br />
Aus der Geschäftsstelle<br />
78 Dokumentationsanforderungen<br />
werden immer komplexer<br />
Von Dr. Stefan Rauh und<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
82 Zukunft Biogas: Expertengruppe<br />
erarbeitet die strategischen<br />
Eckpunkte für das neue Biogas<br />
Von Dr. Claudius da Costa Gomez<br />
87 Aus den Regionalgruppen<br />
95 Aus den Regionalbüros<br />
98 Für unsere Zukunft nicht die Energie<br />
der Vergangenheit wählen<br />
Von Harald Uphoff, BEE<br />
100 Biogas-Historie<br />
Pioniere der Biogasnutzung:<br />
Helmut Döhler und das KTBL<br />
Von Bernward Janzing<br />
RECHT<br />
102 Clearingstelle EEG<br />
Produktnews<br />
104 Produktnews<br />
106 Impressum<br />
Beilagenhinweis:<br />
Das Biogas Journal enthält Beilagen<br />
der Firmen agriKomp, BayWa,<br />
MT-Energie Service und ONERGYS.<br />
5
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Großbritannien erstmalig frei von Kohlestrom<br />
London / Freiburg – Das hat es seit der industriellen<br />
Revolution in Großbritannien<br />
nicht mehr gegeben: Am 21. April wurde<br />
im ganzen Land über 24 Stunden hinweg<br />
nicht eine einzige Kilowattstunde Kohlestrom<br />
erzeugt. Der Freitag sei damit seit<br />
den 1880er Jahren ein Novum gewesen,<br />
bestätigte der Übertragungsnetzbetreiber<br />
National Grid.<br />
Bislang ist diese Konstellation eine spektakuläre<br />
Momentaufnahme, doch zunehmend<br />
werde sie zur Normalität, sagte ein<br />
Sprecher des Netzbetreibers. Denn das<br />
Vereinigte Königreich will die Kohleverstromung<br />
beenden. Im vergangenen Jahr bereits<br />
hat das Land die Erzeugung gegenüber<br />
2015 um 59 Prozent von 76 auf 31 Terawattstunden<br />
reduziert, auf den niedrigsten<br />
Wert seit Jahrzehnten. Der Anteil der Kohle<br />
am Strommix lag damit nur noch bei 9 Prozent.<br />
Im Gegenzug steigerten Gaskraftwerke<br />
ihre Erzeugung gegenüber dem Vorjahr<br />
von 100 auf 143 Terawattstunden.<br />
Systematisch werden im Land die Kohlekapazitäten<br />
abgebaut, wie etwa durch die<br />
Schließungen der Kraftwerke Ferrybridge C<br />
und Longannet im März 2016. Zugleich<br />
wurde ein Kohlekraftwerk bei Drax weitgehend<br />
auf Biomasse umgestellt. Das letzte<br />
Kohlekraftwerk soll 2025 abgeschaltet<br />
werden. Die Erneuerbaren Energien blieben<br />
2016 mit rund einem Viertel Anteil am<br />
Strommix wetterbedingt zwar nur konstant<br />
(trotz des Zubaus an Solar- und Windkraftanlagen),<br />
doch der Ausbau geht weiter. Der<br />
Anteil der Atomkraft am Strommix veränderte<br />
sich mit rund 20 Prozent kaum.<br />
Die britische Regierung hatte den Abschied<br />
von der Kohle Anfang des Jahrzehnts angestoßen,<br />
indem sie Mindestpreise für Kohlendioxid<br />
(den sogenannten Carbon Price Floor)<br />
beschloss. Da Erdgas deutlich weniger des<br />
Treibhausgases ausstößt im Vergleich zur<br />
Kohle, profitieren die Gaskraftwerke von<br />
steigenden Preisen der Emissionen. Die nationale<br />
Entscheidung fußt auf der Erkenntnis,<br />
dass der europäische Emissionshandel<br />
mit Preisen um 5 Euro pro Tonne CO 2<br />
praktisch<br />
wirkungslos ist. Also setzen die Briten<br />
zusätzlich einen eigenen Preis fest, der die<br />
Kohle bewusst zum Auslaufmodell macht:<br />
Aktuell liegt er bei 18 Pfund pro Tonne,<br />
das sind rund 21,50 Euro.<br />
Auch in Deutschland werden unterdessen<br />
die Stimmen lauter, die höhere Preise für<br />
CO 2<br />
fordern. Im März gründeten in Freiburg<br />
einige Unternehmen und Umweltorganisationen<br />
den „Verein für eine nationale CO 2<br />
-<br />
Abgabe“, weil hierzulande die Stromerzeugung<br />
aus Kohle nur sehr langsam sinkt.<br />
Aktuell hat sie einen Anteil am Strommix<br />
von rund 40 Prozent. Der Verein fordert eine<br />
Abgabe von anfangs 40 Euro pro Tonne, die<br />
allerdings aufkommensneutral gestaltet<br />
sein soll, weil im Gegenzug Abgaben wie die<br />
EEG-Umlage, die Stromsteuer und auch die<br />
Energiesteuer auf Heizöl und Heizgas wegfallen<br />
sollen.<br />
Text: Bernward Janzing<br />
SUMA Rührtechnik feierte 60-jähriges Bestehen<br />
Sulzberg – „Andere rühren – wir feiern“. Unter diesem<br />
Motto empfing die Firma SUMA Rührtechnik<br />
GmbH aus Sulzberg um Geschäftsführer Paul Thürwächter<br />
am 1. April etwa 260 Gäste zum 60-jährigen<br />
Jubiläum. Nach einer Führung über das firmeneigene<br />
Gelände und anschließendem Sektempfang erklärte<br />
Thürwächter: „Der nächste große Geburtstag,<br />
der 75-jährige, wäre erst in 15 Jahren. Bis dahin<br />
haben hoffentlich meine Kinder bereits die Leitung<br />
übernommen.“ Und die stehen bereits in den Startlöchern,<br />
um die Erfolgsgeschichte der „SUMA Rührtechnik“<br />
in der dritten Generation fortzuschreiben.<br />
1957 gründete Gerhard Thürwächter das Unternehmen<br />
und begann mit der Herstellung eines ersten<br />
Rührwerks. Pionierarbeit, denn keine andere Firma<br />
hatte zuvor ein ähnliches Produkt auf den Markt<br />
gebracht. Trotz dieser Vorreiterrolle geriet das Unternehmen<br />
ins Wanken, als er der Nachfrage nicht<br />
mehr nachkommen konnte und so die Konkurrenz<br />
gestärkt wurde. Der Einstieg von Sohn Paul, der mit<br />
Produktoptimierungen und -neuerungen aufwartete,<br />
brachte das Unternehmen zurück in die Erfolgsspur.<br />
Mittlerweile beschäftigt SUMA 80 Mitarbeiter am<br />
Ortsrand von Sulzberg und verkaufte bis dato über<br />
80.000 Rührwerke in die ganze Welt.<br />
Die Feierstimmung unter den Gästen war hervorragend.<br />
Dies schlug sich auch auf die Spendenkasse<br />
nieder. Denn für die Hilfsprojekte „Förderkreis Zukunft<br />
für Afrika“ sowie die „Kinderbrücke Allgäu“<br />
wurden insgesamt 6.000 Euro gesammelt.<br />
Mit rund 260 Gästen feierte SUMA sein 60-jähriges Jubiläum.<br />
Auch hier zieht Thürwächter ein positives Fazit: „Die<br />
Feier war ein voller Erfolg. Unsere Gäste waren begeistert,<br />
und mit den Spenden können wir nun etwas<br />
für wohltätige Zwecke zurückgeben.“<br />
Foto: Tobias Reiner<br />
6
Durchwachsene Silphie<br />
Regionale Biogasanlage<br />
Wildpflanzenmischung<br />
Wärmeabnehmer Freibad<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
12<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
12<br />
8<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
8<br />
6<br />
6<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
Wärme<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
Wärme<br />
11<br />
Strom<br />
11<br />
10<br />
Erdgasnetz<br />
Strom<br />
Erdgasnetz<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
Sicherheitsventile<br />
10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
12 Lagerbehälter für die ausgefaulten<br />
Gärprodukte (ggf. mit entsprechender<br />
Technik zur Weiterverarbeitung<br />
(Fest/Flüssigtrennung, Trocknung,<br />
Pelletierung etc.)<br />
10<br />
Biogasanlage Bad Windsheim<br />
Die im Fermenter befi ndlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle,<br />
nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas<br />
wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt.<br />
Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme,<br />
Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:<br />
12<br />
1<br />
2<br />
9<br />
3<br />
5 4<br />
3<br />
1 Lager für die zu vergärende Biomasse<br />
(Silo, Annahmestelle, Güllegrube)<br />
2 ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder<br />
Reinigungssysteme für die zu vergärende<br />
Biomasse oder Reststoffe<br />
3 Einbring- / Pumptechnik transportiert<br />
die Biomasse in die Fermenter bzw.<br />
aus diesen heraus<br />
4 Rührwerke vermischen die Bakterien<br />
im Fermenter mit der frischen Biomasse<br />
5 Heizung – die übliche Gärtemperatur<br />
liegt bei 40 °C<br />
6 Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen<br />
Speicherung des Biogases<br />
7 Gasreinigungssysteme zur<br />
Entschwefelung und Entwässerung<br />
8<br />
6<br />
8<br />
7<br />
5<br />
8<br />
Wärme<br />
11<br />
Strom<br />
Erdgasnetz<br />
8 Pumpleitungen für Gärsubstrate<br />
und Biogasleitungen<br />
9 Sicherheitstechnik: Drucksicherungen,<br />
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10 Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige<br />
Strom- und Wärmeproduktion<br />
11 ggf. Aufbereitungstechnik für die<br />
Umwandlung von Biogas zu Biomethan<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
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die Bodengesundheit.<br />
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der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden<br />
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300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen<br />
Kohlendioxid (CO 2 ) weniger ausgestoßen.<br />
– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie<br />
Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.<br />
Die Fakten …<br />
Leistung der Anlage<br />
400 kW el<br />
Mit Strom versorgte Haushalte 800<br />
Wärmebereitstellung<br />
Schwimmbad und Wärmenetz<br />
Eingesetzte Substrate Gülle, Mist,<br />
Landschaftspflegematerial,<br />
Maissilage, Grassilage<br />
Besonderheit an der Anlage<br />
Gärpoduktaufbereitung Franken-Therme Bad Windsheim (Herstellung eines hochwertigen Düngers)<br />
Biogasanlage Bad Windsheim<br />
… sprechen für sich!<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />
Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute<br />
Strom für Millionen Haushalte<br />
Biogasanlagen reduzieren den CO 2 -Ausstoß<br />
und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme<br />
Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz<br />
und sichert eine gleichmäßige Versorgung<br />
Biogasanlagen<br />
sichern vielen Landwirten die Existenz<br />
In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist<br />
ein hervorragender Dünger<br />
Biogasanlagen bringen<br />
Arbeitsplätze und Wertschöpfung<br />
in die ländliche Region<br />
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Umweltfreundliche Wärme – vom Land, für’s Land<br />
So funktioniert eine Biogasanlage<br />
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DIN A0-Format<br />
Bestellnr.: FA-001<br />
50 Euro (zzgl. Versandkosten*)<br />
Biogas Wärme …<br />
… aus der Region<br />
In Deutschland gibt es viele tausend Biogasanlagen, die umweltfreundliches<br />
Biogas erzeugen. Dieser Energieträger wird mittels eines Motors Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in<br />
Biogaswärme wird in einer nahe gelegenen Biogasanlage erzeugt. Dies stärkt die<br />
im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende der Region.<br />
Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:<br />
Viele Dörfer und Kommunen setzen auf Biogas, um eine autarke Energieversorgung<br />
• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen vor Ort anzubieten.<br />
• Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern<br />
Mit Biogaswärme können die jährlichen Kosten für Wärmeenergie deutlich gesenkt<br />
• Ställen und Gewächshäusern<br />
und langfristig stabil gehalten werden.<br />
• Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie<br />
Durch die umweltfreundliche Biogaswärme wird Heizöl bzw. Erdgas eingespart und<br />
damit weniger Kohlendioxid (CO 2 ) ausgestoßen.<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />
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für Mitglieder kostenlos<br />
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Bestellungen bitte per E-Mail an info@biogas.org<br />
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7
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Bücher<br />
Das fossile Imperium<br />
schlägt zurück<br />
So lautet der Titel<br />
des neuesten Buches<br />
der bekanntesten<br />
deutschen Wissenschaftlerin<br />
für<br />
Energie- und Klimaökonomie,<br />
Prof. Dr.<br />
Claudia Kemfert.<br />
Auch wenn der Titel<br />
es ein wenig anmuten<br />
lässt: Es geht<br />
darin nicht um Science-Fiction wie in Star<br />
Wars oder Krieg der Sterne, sondern ganz<br />
real darum, wie auf der Erde die Vertreter<br />
der auf fossilen Rohstoffen basierenden<br />
Energiewirtschaft versuchen, die Energiewende<br />
aufzuhalten.<br />
Im ersten Kapitel des Buches macht die Autorin<br />
eine Bestandsaufnahme dessen, wie<br />
die Akteure der alten Energieerzeugung Politik<br />
und Gesellschaft beeinflussen. Dabei<br />
zeigt sie deutlich auf, warum die Energiewende<br />
verteidigt werden muss. Sie nennt<br />
beispielhaft die USA mit ihrem neuen Präsidenten<br />
oder Frankreich mit dem Front<br />
National um die rechtspopulistische Marine<br />
Le Pen oder die AfD in Deutschland, die<br />
allesamt den Klimawandel leugnen. Und<br />
auch die Bundesregierung mit ihrer Klimaschutzbremserei<br />
wird nicht verschont.<br />
Kemfert schreibt: „Die Lobbyisten [der<br />
alten Energien, Anmerk. d. Redaktion] arbeiten<br />
derzeit auf Hochtouren.“ Sie stellten<br />
„als ‚Fakten‘ getarnte gegenteilige<br />
Behauptungen auf“ und wiederholten „die<br />
Unwahrheiten so lange und so laut, bis sich<br />
niemand mehr vorstellen kann, dass da gar<br />
nichts dran sein könnte. Die Kampagnen<br />
kosten Milliarden und haben kein anderes<br />
Ziel, als Zeit zu gewinnen“ Denn jeder Tag,<br />
den die fossilen und atomaren Kraftwerke<br />
weiterlaufen, spült Millionengewinne in die<br />
Kassen der alten Industrien.“<br />
Um das Widerlegen dieser vermeintlichen<br />
Fakten geht es im zweiten Kapitel des<br />
Buches, das gleichzeitig den Hauptteil<br />
darstellt. Kemfert führt zehn sogenannte<br />
„Postfakten“ auf – also unwahre Behauptungen<br />
der Klimawandelleugner und<br />
Energiewendeverhinderer. Diese Postfakten-Propaganda<br />
zerlegt, widerlegt und entkräftet<br />
sie ausführlich mit Präzision und<br />
nachvollziehbaren Erklärungen. Wer sich<br />
also mit Pro-Argumenten munitionieren<br />
will, der findet in dem zweiten Kapitel eine<br />
gute Basis. In Kapitel drei fordert sie explizit<br />
zum Handeln auf und zur Verteidigung der<br />
Energiewende. Sie rät, dass Energiewende<br />
und Digitalisierung zusammen gedacht<br />
werden müssen. Zudem stellt sie fest, dass<br />
die Energiewende ein Friedensprojekt ist.<br />
Kemferts Buch schließt mit einem Handlungskatalog<br />
als viertes Kapitel ab. Darin<br />
gibt sie ausführliche Tipps zur Verteidigung<br />
der Energiewende und zur Entkräftung der<br />
Postfakten.<br />
Verlag: Murmann Publishers, Hamburg.<br />
146 Seiten, <strong>2017</strong>. 14,90 Euro,<br />
ISNB: 978-3-86774-566-6<br />
Tomorrow – Der Film<br />
Der Untertitel „Die<br />
Welt ist voller Lösungen“<br />
fasst den<br />
Inhalt des Filmes<br />
Tomorrow sehr gut<br />
zusammen.<br />
Das französische<br />
Filmteam hat sich –<br />
desillusioniert von<br />
den vielen schlechten Nachrichten in den<br />
letzten Jahren – auf die Suche nach Hoffnung<br />
gemacht. Es besuchte Menschen in<br />
zehn verschiedenen Ländern, u.a. in Amerika<br />
und Island, in Dänemark, Finnland<br />
und Großbritannien, die aus einer tiefen<br />
Überzeugung handeln: sei es der urbane<br />
Gemüsegarten, die energieautarke Firma,<br />
das partnerschaftliche Schulsystem oder<br />
die ökonomisch unabhängige Gemeinde.<br />
Es gibt viele Ansätze, die Welt zu einem<br />
besseren Ort zu machen.<br />
Wir können und müssen nicht auf staatlich<br />
subventionierte Änderungen warten.<br />
Jeder kann etwas dazu beitragen – und in<br />
der Summe verändert es die Welt. Das ist<br />
die Botschaft, die der Film vermittelt – und<br />
damit Hoffnung macht.<br />
Tomorrow ist als DVD und Blu-ray erhältlich,<br />
außerdem als VoD und EST.<br />
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August 22 - 24, <strong>2017</strong> | São Paulo, Brazil<br />
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8
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
Termine<br />
Alle Termine finden Sie auch auf der Seite www.biogas.org/Termine<br />
5. September<br />
Fachsymposium Biogasmotoren<br />
Hamburg<br />
ig-biogasmotoren.de<br />
5. September<br />
Informationsveranstaltung<br />
„Biogas in Thailand“<br />
München<br />
www.german-energy-solutions.de<br />
11. bis 14. September<br />
AHK-Geschäftsreise „Effizienzsteigerung<br />
im Biogassektor in Nordchina“<br />
Peking, China<br />
www.german-energy-solutions.de<br />
19. bis 22. September<br />
AHK-Geschäftsreise „Beheizung und Kühlung<br />
von gewerblichen und Industriegebäuden mit<br />
erneuerbaren Energien in Norwegen“<br />
Norwegen<br />
www.german-energy-solutions.de<br />
19. September<br />
Informationsveranstaltung „Biogas in<br />
Malaysia“<br />
Frankfurt am Main<br />
www.german-energy-solutions.de<br />
25. bis 29. September<br />
AHK-Geschäftsreise „Biogas zur Gewinnung<br />
von Biomethan in Italien“<br />
Italien<br />
www.eclareon.com/de/projects<br />
26. bis 27. September<br />
KTBL / FNR-Biogaskongress <strong>2017</strong>: Biogas in<br />
der Landwirtschaft – Stand und Perspektiven<br />
Bayreuth<br />
www.ktbl.de<br />
Lehrgang „Fachagrarwirt /in Erneuerbare<br />
Energien-Biomasse“<br />
12 Kurswochen vom<br />
23.10.<strong>2017</strong> bis 06.04.2018<br />
Anmeldeschluss: 15. September <strong>2017</strong><br />
Weitere Infos unter: www.lfl.bayern.de <br />
Berufsbildung Fachagrarwirte Erneuerbare<br />
Energien-Biomasse<br />
13. bis 14. September<br />
5. Abfallvergärungstag des<br />
Fachverbandes Biogas e.V.<br />
Papenburg<br />
Abfallvergärungstag.biogas.org<br />
12. bis 14. Dezember <strong>2017</strong><br />
BIOGAS Convention & Trade Fair<br />
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Biogaskongress <strong>2017</strong><br />
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9
praxis BIOGAS-KIDS / Titel Biogas Journal BIOGAS-KIDS<br />
| 4_<strong>2017</strong><br />
Mit Biogas<br />
das<br />
Klima schützen<br />
Wir Menschen setzen uns im Leben immer<br />
wieder Ziele. Das ist wichtig, auch für dich.<br />
Zum Beispiel hilft dir das Lernen bei dem<br />
Ziel, in der Schule gute Zensuren zu erreichen.<br />
Dieses Ziel erreichst du nicht immer,<br />
und nicht immer sofort – aber es ist wichtig,<br />
daran festzuhalten. Um unser Klima<br />
für die Zukunft zu schützen, müssen sich<br />
die Menschen ebenfalls Ziele setzen<br />
und sich für dessen Schutz einsetzen –<br />
denn ansonsten nimmt unser schöner<br />
Planet immer mehr Schaden. Ein wichtiges<br />
Ziel ist, verstärkt Erneuerbare<br />
Energien einzusetzen. Sie sind umweltfreundlich<br />
und verhindern, dass<br />
weiter schädliche Gase in die Atmosphäre<br />
gelangen. Diese schädlichen<br />
Gase werden auch „Treibhausgase“<br />
genannt, weil sie zu einer Erwärmung<br />
führen und unsere Atmosphäre<br />
zerstören. Im deutschen<br />
Klimaplan sind die Ziele zum Klimaschutz<br />
bis zum Jahr 2050 festgelegt<br />
worden. Der Landwirtschaft kommt dabei<br />
eine wichtige Rolle zu, denn durch<br />
Wenn Kühe pupsen ...<br />
Ja, es stimmt: Auch Kühe verursachen<br />
das schädliche Treibhausgas<br />
Methan, wenn sie pupsen (oder<br />
rülpsen). Das ist eine Folge der<br />
Verdauung – nicht nur bei den<br />
Wiederkäuern. Und weil es viele<br />
Kühe gibt, entsteht in den Ställen<br />
und auf den Weiden auch viel<br />
Methan. Und nicht nur das. Mit<br />
der Entstehung der Pups- und Rülpsgase wird schließlich auch noch<br />
eine gewisse Energiemenge des Futters verschwendet. Diese Energie<br />
steht der Kuh also nicht mehr zur Verfügung. Weltweit versuchen<br />
deshalb viele Firmen und Forschungsprojekte, den Methan-Ausstoß<br />
von Wiederkäuern zu reduzieren. Einen wichtige Lösung hat ein Forschungsinstitut<br />
im hessischen Marburg entwickelt. Dort fanden die<br />
Forscher heraus, dass für das Rülpsen ein winzig kleiner biochemischer<br />
Baustein (ein Molekül) im Verdauungstrakt der Kühe verantwortlich<br />
ist. Wird diese Verbindung dem Futter zugesetzt, müssen<br />
Kühe weniger rülpsen.<br />
Viehhaltung und Düngung entstehen ebenfalls<br />
Treibhausgase. Eine Lösung, um dies in<br />
Zukunft noch mehr zu vermeiden, liegt in<br />
der Energieerzeugung aus Biogas durch<br />
Wirtschaftsdünger – also hauptsächlich<br />
durch die Gülle und den Mist aus den<br />
Ställen. Je mehr Wirtschaftsdünger für<br />
die Vergärung zu Biogas eingesetzt<br />
wird, desto geringer ist die Gefahr,<br />
dass aus der Gülle klimaschädliche<br />
Gase entweichen. Denn das<br />
passiert zwangsläufig bei der<br />
Lagerung und bei der Ausbringung<br />
von Gülle auf dem Feld.<br />
Je schneller die Gülle aus dem<br />
Stall in den Biogasbehälter gelangt,<br />
desto besser. Weil die Behälter<br />
gasdicht sind, kann dort nichts<br />
entweichen. Das heißt natürlich nicht,<br />
dass Gülle nicht auf dem Feld ausgebracht<br />
werden soll. Dieser Dünger<br />
ist für die Ackerpflanzen hervorragend<br />
– aber immer nur so viel wie<br />
nötig, und sie muss sofort in den<br />
Boden eingearbeitet werden.<br />
Mein Experiment – rote Farbe aus Mohn<br />
An den Feldrändern siehst du jetzt rot leuchtende Mohnblüten. Aus<br />
den Blütenblättern der Mohnblumen lässt sich ganz einfach Wasserfarbe<br />
herstellen. Die Farbstoffe in der Mohnblüte sind wasserlöslich<br />
und werden durch Zerreiben der Blütenblätter freigesetzt.<br />
Du benötigst:<br />
– eine Handvoll roter Mohnblüten-Blätter<br />
– einen Mörser<br />
– etwas feinen Sand<br />
– ein paar Tropfen Wasser, ein Glas und ein Teesieb<br />
Reiße die Blütenblätter mit der Hand in kleine Stücke<br />
und gebe sie zusammen mit dem Sand und etwas Wasser<br />
in den Mörser. Mit dem Stein oder Stößel werden die<br />
Blütenblätter zerrieben, bis ein roter Saft entsteht. Je mehr Tropfen<br />
Wasser du zugibst, desto mehr Farbe erhältst du. Weniger Wasser<br />
ergibt dafür eine kräftigere Farbe. Häng das Teesieb in ein hohes Glas<br />
und gibt den Blütensaft hinein. Im Glas ist die reine dunkelrote Farbe.<br />
Nimm Pinsel und Papier und probier die Farbe aus. Das Rot dunkelt<br />
sehr schnell nach und auf dem Papier wirkt es lila!<br />
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10
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
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und Biogas 905 über wachen kontinuierlich<br />
oder dis kon ti nuierlich die Qualität des<br />
Biogases auf die Gaskompo nenten hin.<br />
Optional warnen zusätzliche Umgebungsluft-Sensoren<br />
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11
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Biogas-Innovationskongress<br />
Neuheiten aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />
In der zweiten Maiwoche fand in Osnabrück in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) der 10. Biogas-<br />
Innovationskongress statt. Etwa 20 Referentinnen und Referenten stellten ihre neuen Produktentwicklungen<br />
und Forschungsergebnisse vor.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Die EEG-Novelle 2016 war eine<br />
der größten politischen Baustellen,<br />
die ich in den vergangenen<br />
Jahren erlebt habe. Die<br />
Diskussionen um die Zukunft<br />
der Bioenergie sind im Deutschen Bundestag<br />
sehr intensiv gewesen“, erklärte Artur<br />
Auernhammer, Mitglied des Deutschen<br />
Bundestages und Vorsitzender des Bundesverbandes<br />
Bioenergie e.V. (BBE), in seinem<br />
Grußwort. Während in der CDU einige<br />
Abgeordnete überzeugt werden mussten,<br />
habe er die CSU hinter sich gehabt. Nur<br />
weil die Bioenergiebranche geschlossen<br />
gekämpft habe, sei das novellierte Gesetz<br />
in der jetzigen Form durchgebracht worden.<br />
Größere Mengen des jährlichen Ausschreibungsvolumens<br />
seien mit dem Koalitionspartner<br />
nicht möglich gewesen, weil der<br />
aus Sorge um steigende Strompreise immer<br />
wieder das Argument der steigenden<br />
EEG-Umlage in die Verhandlungen eingebracht<br />
hatte. Für Auernhammer ist Biogas<br />
der Garant für Grundlaststrom, wenn Wind<br />
und Sonne nicht liefern. Die Biogasanlagen<br />
verfügten mit ihren Gasspeichern und den<br />
Fahrsiloanlagen, in denen das Gärsubstrat<br />
gelagert werde, über die beste „Batteriespeichertechnik“.<br />
Beim Thema Energiewende werde immer zu<br />
sehr auf den Stromsektor geblickt. Für ihn<br />
aber bedeute die Energiewende den kompletten<br />
Ausstieg aus der Nutzung fossiler<br />
Energieträger. Der Atomausstieg sei sowieso<br />
klar. Bei der elektrifizierten Mobilität sei<br />
noch kein nennenswertes Marktvolumen erreicht.<br />
Im Zusammenhang mit der E-Mobilität<br />
gab er zu bedenken: „Wir benötigen die<br />
doppelte Strommenge, die wir heute produzieren,<br />
wenn wir den gesamten Verkehrssektor<br />
elektrifizieren. Ich bin für die intelligente<br />
Nutzung von Verbrennungsmotoren.“<br />
Es müssten Biokraftstoffe – vom Altfett<br />
bis zu Biomethan – zum Einsatz kommen.<br />
Für eine vollständige Dekarbonisierung des<br />
Energiesektors seien alle Bioenergieträger<br />
notwendig. Bioenergie sei ein wichtiger<br />
Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel.<br />
Er werde ein wachsames Auge auf die<br />
Bioenergienutzung haben – auch nach der<br />
Bundestagwahl im Herbst.<br />
Dr. Heinrich Bottermann<br />
Energie und Mobilität: Biogas<br />
wichtiges Standbein<br />
„Biogas ist ein Standbein der Energie- und<br />
Mobilitätswende. Ausschlaggebend für<br />
eine zukunftsfähige Entwicklung werden<br />
eine flexible Stromerzeugung und eine<br />
nachhaltige Flächennutzung sein. Wenn<br />
auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />
vorliegen, kann Biogas als Kraftstoffalternative<br />
einen Beitrag zur Dekarbonisierung<br />
leisten“, betonte Dr. Heinrich Bottermann,<br />
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt (DBU).<br />
Um die Erderwärmung wie beim Klimagipfel<br />
in Paris 2015 international vereinbart<br />
unter 2 Grad zu halten, sei es, so Bottermann,<br />
nicht nur wichtig, Erneuerbare<br />
Energien zu fördern und die Nutzung fossiler<br />
Energieträger in absehbarer Zeit einzustellen.<br />
Um Märkte bedarfsgerecht zu<br />
bedienen, müssten auch die Potenziale der<br />
einzelnen Energieträger erkannt und effektiver<br />
genutzt sowie Nachteile kompensiert<br />
Fotos: Martin Bensmann<br />
werden. Bottermann: „Insbesondere bei<br />
Biogas sehe ich noch Entwicklungsbedarf.“<br />
Der DBU-Generalsektretär zeigte bei dem<br />
Kongress drei zentrale Herausforderungen<br />
für die Biogas-Branche auf. Die erste:<br />
Windenergie und Photovoltaik würden die<br />
zukünftige Stromversorgung tragen. Wind<br />
und Sonne seien jedoch nicht immer ausreichend<br />
vorhanden, sodass Schwankungen<br />
entstehen. Die aus Biogas gewonnene<br />
Energie habe das Potenzial, naturgegebene<br />
Schwankungen auszugleichen und könne<br />
somit flexibel auf den Strombedarf reagieren.<br />
Zusätzlich müssten notwendige infrastrukturelle<br />
Veränderungen beim Betrieb der<br />
Anlagen verwirklicht werden. Ein Ausbau<br />
von Gasspeichern und der modulare Betrieb<br />
von Blockheizkraftwerken könne eine<br />
Lösung sein. Es sei effektiver, kleine Blockheizkraftwerke<br />
unter Volllast zu fahren und<br />
je nach Bedarf weitere zuzuschalten, als<br />
ein großes zu betreiben, das teilweise nur<br />
geringfügig ausgelastet sei, etwa wegen<br />
mangelnder Stromnachfrage. Auch neue<br />
Geschäftsmodelle sollten, so Bottermann,<br />
in Betracht gezogen werden. So müsse heute<br />
die Abwärme der Biogasanlagen, die in<br />
der Vergangenheit häufig einfach verpuffte,<br />
zusätzlich zum Strom genutzt werden und<br />
als weitere Einkommensquelle dienen.<br />
Eine weitere Herausforderung liege, so<br />
der DBU-Chef, im Mobilitätssektor. Auf<br />
Deutschlands Straßen seien 2014 160<br />
Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen<br />
worden – eine Verringerung der<br />
Kohlendioxid-Belastung sei derzeit nicht<br />
erkennbar. Das widerspreche jedoch der<br />
politischen Zielsetzung: Bis 2050 soll der<br />
Endenergieverbrauch im Verkehr um 40<br />
Prozent verringert werden im Vergleich zu<br />
2005.<br />
Bottermann: „Die Aufbereitung von Biogas<br />
zu Biomethan bietet Anlagenbetreibern<br />
ein weiteres neues Geschäftsmodell<br />
und finanzielle Möglichkeiten. In DBU-<br />
Projekten haben wir zeigen können, dass<br />
12
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
Biogas-Innovationspreis<br />
verliehen<br />
In diesem Jahr hat die Jury zwei Preisträger ausgewählt. In der<br />
Kategorie Wissenschaft wurde Mathias Stur vom Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />
DBFZ für seine Arbeit zum Thema „Entwicklung<br />
von technischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gasmanagements“<br />
ausgezeichnet. In der Kategorie Wirtschaft erhielt<br />
Matthias Wackerbauer, Geschäftsführer der MWK Bionik GmbH,<br />
den Preis für die Entwicklung des sogenannten BMT-Systems, mit<br />
dem ligninhaltige Gärsubstrate besser ausgenutzt werden können.<br />
Von links: Mathias Stuhr, DBFZ, Horst Seide, Präsident des<br />
Fachverbandes Biogas e.V., der die Urkunden überreicht hat, und<br />
Matthias Wackerbauer.<br />
Methan zum Beispiel aus Biogasanlagen<br />
eine klimaschonende Kraftstoffalternative<br />
für Arbeitsmaschinen sein kann.“ So wurde<br />
etwa von der Universität Rostock ein herkömmlicher<br />
Dieselmotor-Traktor zu einem<br />
gasbetriebenen Traktor umgebaut. Das Ergebnis:<br />
vergleichbare Leistungsdaten wie<br />
beim Diesel-Grundmotor bei gleichzeitiger<br />
Verringerung des Kohlendioxid- und Stickoxidausstoßes.<br />
Weitere Beispiele aus der Praxis zeigten,<br />
dass der Kraftstoff auch im Schwerlastund<br />
Schiffsverkehr problemlos einsetzbar<br />
sei. So seien beispielsweise die Emissionsbelastungen<br />
auf dem Rhein genauso hoch<br />
wie auf der Autobahn A3. „Die Schifffahrt<br />
muss sauberer werden“, forderte Bottermann.<br />
Die dritte zentrale Herausforderung für die<br />
Biogas-Branche liege laut Bottermann darin,<br />
den zukünftigen Fortschritt stärker mit<br />
einer nachhaltigen Entwicklung zu verknüpfen.<br />
„Der intensive Maisanbau, der auch mit<br />
der Biogas-Erzeugung in Zusammenhang<br />
steht, hat zu einem Image-Schaden der<br />
Branche geführt. Das können wir uns weder<br />
im Zusammenhang mit den Zielen der<br />
Energiewende noch bezogen auf den Verlust<br />
der Artenvielfalt leisten. Es ist überfällig,<br />
verstärkt nach sinnvollen Alternativen zu<br />
suchen.“ So falle etwa bei der Landschaftspflege<br />
von Flächen mit hoher Artenvielfalt<br />
Grünmaterial an, das ebenso in Biogas-Anlagen<br />
verwertet und genutzt werden könne.<br />
Wenn dies für die Unternehmen aus wirtschaftlichen<br />
Gründen keine Alternative sei,<br />
müsse bei den Förderungen nachgebessert<br />
werden. Bottermann: „Als dezentraler Lieferant<br />
Erneuerbarer Energie hat Biogas eine<br />
nicht zu unterschätzende Bedeutung mit<br />
weiterem Potenzial nach oben. Jetzt gilt es,<br />
sie zukunftsfähig zu machen.“<br />
Gasspeicher besser managen<br />
Die flexible Erzeugung von Strom aus Biogas<br />
stellt einen wesentlichen Baustein zum<br />
Ausgleich fluktuierender Energiequellen<br />
in der zukünftigen Energieversorgung dar.<br />
Dazu trägt bei, dass das Anlagenportfolio<br />
mehr als 4,5 Gigawatt (GW) installierter<br />
elektrischer Anlagenleistung umfasst und<br />
Biogasanlagen flächendeckend dezentral<br />
verfügbar sind. In seinem Vortrag legte der<br />
Preisträger Mathias Stur (siehe Kasten) anschaulich<br />
dar, dass durch eine Analyse der<br />
technischen Gegebenheiten, eine individuelle<br />
Bestandsaufnahme des Anlagenbetriebes<br />
sowie durch die Ableitung geeigneter<br />
Maßnahmen bereits ohne Zuhilfenahme<br />
von Zusatzkomponenten eine deutliche<br />
Verbesserung des Gasspeichermanagements<br />
erzielt werden kann.<br />
Die Forschungsarbeit beinhaltete als<br />
Grundlage eine technische Analyse der<br />
gebräuchlichen Systeme und der wesentlichen<br />
Einflussfaktoren im Betrieb von<br />
Gasspeichersystemen. Darauf aufbauend<br />
wurden verschiedene Füllstandsmesssysteme<br />
untersucht, modifiziert und in die Anlagenautomatisierung<br />
integriert. Die ersten<br />
Ergebnisse zeigen unter anderem bei dem<br />
betrachteten pneumatisch vorgespannten<br />
Doppelmembran-Gasspeichersystem einen<br />
starken Einfluss der Witterung, insbesondere<br />
im Zustand eines hohen Speicherfüllstandes.<br />
Somit ergibt sich laut Stuhr beispielsweise<br />
bei einer Temperaturänderung<br />
von etwa 30 Kelvin im Gasspeicherinnenraum<br />
während des Verlaufs eines Sommertages<br />
eine Reduzierung der Netto-Gasspeicherkapazität<br />
von etwa 20 Prozent.<br />
Bei Temperaturmessungen auf der Außenseite<br />
des Gasspeicherdaches wurden im<br />
Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung<br />
Oberflächentemperaturen bis etwa 69 Grad<br />
Celsius ermittelt, die zu einer entsprechenden<br />
Temperaturerhöhung im Inneren des<br />
Gasspeichers führen. Solche Temperaturanstiege<br />
können zu einem ungeplanten<br />
Erreichen eines technisch vollen Gasspeichers<br />
sowie dem Auslösen der Über-/Unterdrucksicherung<br />
führen.<br />
Ein weiteres Ergebnis zu den untersuchten<br />
Gasspeicherfüllstandsmesssystemen ist<br />
das Auftreten einer bautechnisch bedingten<br />
Totzone des Messbereichs bei niedrigem<br />
Gasspeicherfüllstand. Bei dem untersuchten<br />
Gasspeicher wurde ein verzögerter<br />
Detektionsstart des Füllstandes in Bezug<br />
auf den tatsächlichen Gasspeicherfüllstand<br />
aufgezeigt, da der zentrale Messpunkt im<br />
leeren Zustand nicht dem niedrigsten Punkt<br />
der Membran entspricht.<br />
Auf den zweiten Preisträger Matthias Wackerbauer<br />
und das von ihm entwickelte<br />
BMT-System wird hier nicht näher eingegangen,<br />
da im Biogas Journal 2_17, Seite<br />
36 die Entwicklung vorgestellt worden ist.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 54 09/90 69 426<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
13
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Biogas-Innovationskongress<br />
Neues aus den Ideenschmieden<br />
Batchtest im automatisierten<br />
Biomassekarussell (BMK)<br />
Foto: atres group<br />
Im Rahmen eines geförderten ZIM-Projektes entwickelte<br />
atres, München, mit seinem Kooperationspartner Steinbeis-<br />
Innovationszentrum (SIZ) für Systemlösungen in Mess- und<br />
Automatisierungstechnik, Mannheim, ein automatisiertes<br />
Biomassekarussell. Damit konnte der personelle Aufwand im<br />
Wesentlichen auf die Rüstzeiten des BMK reduziert werden.<br />
Die wiederkehrenden Messungen, also die quantitative und<br />
qualitative Erfassung des Biogases, erfolgen automatisiert.<br />
Die Messdaten werden mittels einer Software erfasst und<br />
verarbeitet. Eine weitere Besonderheit stellt die qualitative<br />
Bestimmung des Biogases mithilfe der Mittelinfrarot-Spektroskopie<br />
dar.<br />
Das BMK hat einen Durchmesser von rund 2 Metern und eine<br />
Höhe von 2,3 Metern. Die Eudiometer sind einreihig angeordnet<br />
in drei Wasserbädern mit jeweils 16 Gärbehältern. Die<br />
Temperierung der einzelnen Wasserbäder lässt sich in einem<br />
Temperaturbereich von 20 bis 55 Grad Celsius einstellen.<br />
Biomassekarussell, das die quantitative und qualitative Erfassung<br />
des Biogases automatisiert.<br />
Weitere Infos unter www.atres-group.de<br />
UGNCleanPellets S 3.5 Bio<br />
Die Weiterentwicklung der UgnCleanPellets S 3.5 unter Verwendung<br />
des Basismaterials Biertreber statt Cellulose schafft Filterpellets<br />
zur selektiven, vollständigen externen Entschwefelung von<br />
Biogas bis zur Nachweisgrenze. UGNCleanPellets S 3.5 Bio sind<br />
ein biologisch-chemisch reaktives Filtermaterial. Sie können nicht<br />
nur die Eigenenergie des Biogases und die vertrauten<br />
Vorteile der bewährten Luft- und chemischen<br />
Entschwefelung effizient nutzen, sondern auch die<br />
darauf ab- beziehungsweise angelagerten Schwefel-<br />
und Stickstoffverbindungen einer sinnvollen<br />
Weiterverwertung zuführen.<br />
Die UGNCleanPellets S 3.5 Bio sind auch im beladenen<br />
Zustand düngemittelkonform, sofern sie<br />
mit düngemittelkonformen Stoffen befrachtet<br />
sind. Für die Anwendung dieser neuen Pellets gibt<br />
es zwei verschiedene Anlagensysteme. Die Auswahl<br />
der Systeme erfolgt in Abhängigkeit der Verwendung<br />
des Biogases. So können die neuen Pellets<br />
zum einen in dem UGN-BEKOM H-Verfahren<br />
eingesetzt werden, das unter Zugabe von Luft beziehungsweise<br />
Sauerstoff arbeitet. Zum anderen<br />
lassen sich die Pellets im UGN-BEKOM-Verfahren<br />
einsetzen, das ohne die Zugabe von Luft beziehungsweise<br />
Sauerstoff funktioniert. Dieses Verfahren der Gasveredlung<br />
wird zum Beispiel verwendet, wenn Biogas ins Erdgasnetz<br />
eingespeist werden soll.<br />
Foto: UGN Umwelttechnik GmbH<br />
Weitere Infos unter www.ugn-umwelttechnik.de<br />
14
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
Bioh!gas<br />
KWS ENERGIERÜBEN<br />
FÜR DIE AUSSAAT 2018<br />
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www.energieruebensaatgut.de<br />
15
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
BagFerm Probenvorbereitung<br />
der<br />
zu analysierenden<br />
Maissilage.<br />
Foto: Wessling GmbH<br />
BagFerm der Wessling GmbH<br />
BagFerm ist ein neues, innovatives Verfahren,<br />
um die Gaserträge von verschiedenen<br />
Proben unter realitätsnahen Bedingungen<br />
zu bestimmen. Bei diesem Verfahren wird<br />
nicht wie sonst üblich die produzierte<br />
Gasmenge bestimmt, sondern der Verlust<br />
an organischer Masse. Die Probe wird in<br />
speziellen Säckchen eingewogen, in eine<br />
Biogasanlage gegeben und nach der gewünschten<br />
Zeit aus der Biogasanlage entnommen.<br />
Anhand des während der Vergärung<br />
stattgefundenen Masseverlustes<br />
lässt sich der Biogasertrag berechnen.<br />
Weitere Infos unter www.wessling.de<br />
SCR-Kat: flexibles<br />
Katalysatorsystem,<br />
bei dem die Harnstoffdosiereinrichtung<br />
auch<br />
nachträglich eingebaut<br />
werden kann.<br />
Emission Blue: das flexible Katalysatorsystem<br />
Um den sich ändernden Rahmenbedingungen<br />
zur Einhaltung von Emissionsgrenzwerten<br />
Rechnung zu tragen, bietet Emission<br />
Partner einen zweistufigen Ausbau der Abgasanlage<br />
an. Im ersten Schritt sollte anstelle<br />
eines Oxidationskatalysators gleich ein<br />
SCR-Reaktor eingebaut werden. Vorteile:<br />
ffSchwefelresistente Katalysatortechnologie<br />
gegenüber den bisher verwendeten<br />
edelmetallhaltigen Oxikats.<br />
ffWiderstandsfähiger als herkömmliche<br />
Oxikats, die durch hohen Methanschlupf<br />
und Restölgehalt im Abgas<br />
häufig getauscht werden mussten.<br />
ffSelektive Oxidationsfähigkeit in Bezug<br />
auf Formaldehyd.<br />
ffBei Absenkung der Emissionsgrenzwerte<br />
in der Zukunft müssen nur noch die<br />
Harnstoffdosierung und die Sensorik<br />
nachgerüstet werden.<br />
Foto: Emission Partner GmbH & Co.KG<br />
Im zweiten Schritt, wenn zum Beispiel<br />
die NOx-Emissionsgrenzwerte weiter abgesenkt<br />
werden sollten, können BHKW-<br />
Hersteller ohne neue Änderung der Konstruktion<br />
die Harnstoffdosierung zusätzlich<br />
einbauen. Darüber hinaus können Anlagenhersteller<br />
ihren Bestandskunden die<br />
SCR-Harnstoffdosierung als Nachrüstung<br />
anbieten.<br />
Vorteile: Kein Umbau der Abgasanlage notwendig.<br />
Potenzial zur Kraftstoffeinsparung<br />
von bis zu 2,5 Prozent. Reduktion des Methanschlupfes<br />
durch optimaleren Betriebspunkt.<br />
Absenkung der NOx-Emissionen auf<br />
unter 100 mg/Nm³ möglich. Standzeit der<br />
Katalysatoren: 16.000 Stunden. Die Forderung<br />
der Behörden nach kontinuierlicher<br />
Überwachung der Abgasnachbehandlung<br />
kann durch die im System verbauten Sensoren<br />
erfüllt werden.<br />
Weitere Infos unter<br />
https://emission-partner.de/<br />
16
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
Die neue Generation<br />
der Barrierefolien.<br />
Silo 2<br />
Block<br />
O 2<br />
Barrier<br />
Silofolie<br />
Silo 2<br />
Block<br />
– 90 µm Folie mit eingebauter Barriereschicht<br />
– Grüne und silberne Seite als Oberseite einsetzbar<br />
– Robuster Vliesschutz der Folienrolle<br />
– Extrem tritt- und reißfest<br />
– 6 bis 36 m breit<br />
O 2<br />
Barrier<br />
– 80 µm Deckfolie und 20 µm Siegelfolie trennen sich<br />
nach Verlegung<br />
– Grüne Seite bildet die Oberseite<br />
– Siegelfolie schmiegt sich eng an Silageoberfläche an<br />
– Extrem tritt- und reißfest<br />
– 6 bis 18 m breit<br />
www.terravis-biogas.de<br />
Ihr Ansprechpartner:<br />
Johannes Joslowski<br />
Telefon 0251 . 682-2056<br />
johannes.joslowski@terravis-biogas.de<br />
FELD SILO FERMENTER ENERGIE<br />
17
Aktuelles<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Tag der Erneuerbaren Energien<br />
Biogas präsentierte sich bundesweit als<br />
wichtiger Teil des erneuerbaren Energiemixes<br />
Am 29. April fand zum 22. Mal<br />
der „Tag der Erneuerbaren<br />
Energien“ statt. Dieser ist immer<br />
auf den ersten Samstag<br />
nach dem Jahrestag der Reaktorkatastrophe<br />
von Tschernobyl terminiert<br />
und ist eine von der Basis getragene<br />
deutschlandweite Initiative, bei der Anlagenbetreiber,<br />
Bürgerinitiativen, Kommunen,<br />
Agenda 21-Gruppen und Unternehmen<br />
zeigen, wie die Energieversorgung mit<br />
Erneuerbaren Energien, Energieeffizienz<br />
und Energieeinsparung funktioniert. Ins<br />
Leben gerufen hat diesen Tag die sächsische<br />
Stadt Oederan im Jahr 1996 anlässlich<br />
des 10. Jahrestages der Katastrophe<br />
in Tschernobyl. Die Idee breitete sich<br />
deutschlandweit aus.<br />
Auch heuer öffneten verschiedene regenerative<br />
Kraftwerke ihre Türen, um der Bevölkerung<br />
zu zeigen, wie eine Biogasanlage<br />
funktioniert, wie ein Windrad von innen<br />
aussieht oder wie man eine Solaranlage auf<br />
dem Dach installiert. Über 100 Anlagenbetreiber<br />
hatten sich in diesem Jahr auf der<br />
Seite http://energietag.de mit ihrer Veranstaltung<br />
eingetragen – darunter zahlreiche<br />
Biogasanlagen. Auch der Fachverband<br />
Biogas e.V. und seine Mitglieder stellten<br />
an verschiedenen Orten in Deutschland die<br />
Funktionsweise und die Vorteile von Biogas<br />
vor. Da häufig nur über die Stromversorgung<br />
aus Erneuerbaren Energien gesprochen<br />
wird, nicht aber über die Wärmeversorgung,<br />
machte der Fachverband Biogas anlässlich<br />
des Tages der Erneuerbaren Energien mit<br />
zwei Veranstaltungen auf die nachhaltige<br />
Wärmegewinnung und -nutzung aus Biogas<br />
aufmerksam: auf der Biogasanlage Mundigl<br />
im oberbayerischen Hubenstein bei<br />
Taufkirchen / Vils und im Freibad im sächsischen<br />
Burkhardtsdorf, wo eine Biogasanlage<br />
für wohlige Badetemperaturen sorgt.<br />
Auch im nordrhein-westfälischen Bergkamen<br />
konnte sich die Bevölkerung an<br />
dem Samstag über den flexiblen „Immer-<br />
Könner“ informieren. Dort wurde auf der<br />
Biogasanlage der BioEnergie Willeke ein<br />
Demonstrationsprojekt zur Steigerung der<br />
Effizienz aus BHKW-Abwärme (ORC-Anlage)<br />
zur Deckung des Eigenstrombedarfs<br />
und zur Versorgung der öffentlichen E-<br />
Tankstelle eingeweiht. Bereits am Freitag,<br />
28. April, veranstalteten das Innovations-<br />
und Bildungszentrum Hohen Luckow e.V.,<br />
die Universität Rostock und der Fachverband<br />
Biogas e.V. das 11. Hohen Luckower<br />
Bioenergie-Seminar und nahmen den Tag<br />
der Erneuerbaren Energien zum Anlass, um<br />
das aktuelle Geschehen in der Biogasbranche<br />
aufzugreifen und mit Betreibern und<br />
Experten aus der Region zu diskutieren.<br />
Mehr zu den einzelnen Veranstaltungen<br />
lesen Sie in den Berichten aus den Regionalgruppen<br />
ab Seite 86.<br />
Auch 2018 findet der Tag der Erneuerbaren<br />
Energien statt. Ob Besichtigung Ihrer<br />
Anlage, Tag der offenen Tür Ihrer Firma,<br />
Tag des offenen Hofes oder eine Aktion für<br />
Kinder und Jugendliche – nutzen Sie diesen<br />
Tag, um den Menschen die nachhaltige<br />
Energieerzeugung aus Biogas zu erklären!<br />
Ihre Veranstaltung können Sie kostenfrei<br />
bekanntmachen auf http://energietag.de<br />
Autorin<br />
Rebekka Schlicker<br />
Referentin für regionale Öffentlichkeitsarbeit<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Biogasanlagenbetreiber<br />
Ludger Willeke stellte den<br />
Besuchern seine Anlage vor.<br />
Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />
18
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
BIOGAS Convention & Trade Fair<br />
vom 12. bis 14. Dezember <strong>2017</strong><br />
in Nürnberg – Programm im Juli online<br />
Seit Januar erarbeitet der Fachverband Biogas das aktuelle Programm für die BIOGAS<br />
Convention & Trade Fair <strong>2017</strong>. Bis Ende Juli wird das Programm fertiggestellt und der<br />
Ticketshop geöffnet.<br />
12.–14. Dezember <strong>2017</strong>, Nürnberg<br />
Die Jahrestagung widmet sich auch im 27.<br />
Jahr den aktuellen Herausforderungen der<br />
Branche. Im Zentrum wird die Planung der<br />
Zukunft stehen: Wie werden sich die Ergebnisse<br />
der Bundestagswahl auswirken? Wie<br />
kann man als Betreiber der novellierten Düngeverordnung<br />
gerecht werden? Flexible Verstromung von Biogas –<br />
welche Erfahrungen liegen vor? Wie leiste ich meinen<br />
Beitrag zum Gewässerschutz? Neben weiteren Themen<br />
werden die Herausforderungen durch die AwSV, die TA<br />
Luft, den Emissionsschutz oder die gestiegenen Sicherheitsanforderungen<br />
diskutiert.<br />
Für internationale Gäste wird ein exklusives englischsprachiges<br />
Programm geboten. Klimaschutz und dessen<br />
Finanzierung, Praxisbeispiele rund um Biomethan<br />
und innovative internationale Biogasprojekte stehen<br />
» Aktuelle hier im Fokus. Vorträge In aus einem der eigenen Branche Block stellt sich unser<br />
für Partnerland die Branche Indien vor. Erwartet wird zudem eine chinesische<br />
Workshops Delegation, für die Mitglieder im Rahmen der Sino-German<br />
» Exklusive<br />
Biogas Conference spezielle Inhalte zum Thema Biogas<br />
» Biogas worldwide<br />
in China vertiefen wird.<br />
» Plenarvorträge, Neu ist, dass Workshops Best Practice und Vortragspanel nicht parallel<br />
stattfinden. & Abendveranstaltung<br />
Während die ersten beiden Tage im Zei-<br />
» Lehrfahrt<br />
chen der klassischen Vortragsreihen stehen, wird der<br />
Donnerstag zum Workshoptag. Dieses Angebot soll den<br />
Teilnehmern ausreichend Zeit geben, in Ruhe auch die<br />
Hauptveranstalter:<br />
Messe zu besuchen. In Mitveranstalter:<br />
den Workshops werden weitere<br />
Schwerpunkte gesetzt: EEG, Substrate, Gärprodukte,<br />
Save the date!<br />
Herausforderungen im BHKW-Betrieb, Ausschreibungen.<br />
Erstmalig wird ein englischer Workshop zu „Case<br />
studies of waste digestion plants“ stattfinden, und im<br />
Workshop „Soziale Medien“ erarbeiten die Teilnehmer<br />
gemeinsam, wie wir uns als Biogasbranche besser der<br />
Öffentlichkeit präsentieren können.<br />
Bereits über 200 Firmen haben ihre Teilnahme an der<br />
Fachmesse gebucht. An drei Tagen gibt es für Besucher<br />
ausführlich Gelegenheit zum Austausch mit den Ausstellern<br />
und zum Kennenlernen von Produktneuheiten.<br />
Ein Schwerpunkt wird bei Herstellern und Anbietern<br />
von Anlagenkomponenten liegen, zugleich kann sich<br />
der Besucher ausführlich über Dienstleistungen, Logistik<br />
und mehr informieren. Für Mitglieder im Fachverband<br />
Biogas und der DLG ist der Besuch der Messe<br />
(gegen Vorlage des Mitgliedsausweises) frei.<br />
Abgerundet wird die Jahrestagung durch die Mitgliederversammlung<br />
(12.12.<strong>2017</strong>), die Abendveranstaltung<br />
(13.12.<strong>2017</strong>) und die internationale Lehrfahrt<br />
(15.12.<strong>2017</strong>). Verpassen Sie nicht den Jahrestreff der<br />
Biogasbranche und halten Sie sich bereits jetzt den 12.<br />
12. – 14. Dezember <strong>2017</strong><br />
Halle 9 und 10, NCC Mitte, Messegelände Nürnberg<br />
bis 14. Dezember <strong>2017</strong> im Kalender frei!<br />
Unter www.biogas-convention.com finden Sie ausführliche<br />
Informationen rund um die BIOGAS Conventi-<br />
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schnell und<br />
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mit internationaler Biogas Fachausstellung<br />
sind Standplätze frei!<br />
Anmeldung<br />
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19
Politik<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Foto: FOTOLIA_undrey<br />
Vier turbulente Jahre – Rückblick auf die Energiepolitik<br />
der vergangenen Legislaturperiode<br />
Die Legislaturperiode geht zu Ende und es wird Zeit, Bilanz zu ziehen. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
hatte sich eine lange Agenda vorgenommen und gleich dutzende Gesetzesvorhaben durchgepeitscht – und wir<br />
mit der Biogastechnologie waren nahezu immer auch davon betroffen und mischten eifrig mit. Ohne Zweifel<br />
hat also die Biogasbranche vier turbulente Jahre hinter sich.<br />
Von Sandra Rostek und Dr. Guido Ehrhardt<br />
Aus politischer Sicht kann<br />
das Jahr 2014 wohl als das<br />
Schwarze Jahr der Bioenergie<br />
in Deutschland gelten. Zwar<br />
ist es dem Fachverband Biogas<br />
e.V. und seinen Unterstützern gelungen,<br />
bei der EEG-Reform 2014 eine Reihe von<br />
Eingriffen in den Investitions- und Vertrauensschutz<br />
zu verhindern. Doch kam nach<br />
Streichung der Einsatzstoffvergütungsklassen<br />
der Anlagenneubau praktisch zum<br />
Erliegen, und die Betreiber bestehender<br />
Anlagen standen vor der Frage, wie es nach<br />
Ablauf ihres 20-jährigen Vergütungszeitraums<br />
weitergehen würde. Die Branche war<br />
an ihrem Tiefpunkt angelangt.<br />
Um dies zu ändern, setzte sich der Fachverband<br />
gemeinsam mit dem Bundesverband<br />
Bioenergie e.V. (BBE), dem Deutschen<br />
Bauernverband e.V. (DBV) und dem Fachverband<br />
Holzenergie (FVH) in breiter Front<br />
dafür ein, das Thema der Anschlussregelungen<br />
für Bestandsanlagen im Zuge der<br />
Diskussion um Ausschreibungen auf die<br />
politische Agenda zu setzen. Und wie man<br />
nun weiß, führte diese Strategie letztlich<br />
zum Erfolg.<br />
Anfang 2016 begann dann die wohl bisher<br />
vertrackteste EEG-Reform. Das Bundeswirtschaftsministerium<br />
(BMWi) legte einen<br />
Gesetzesentwurf vor. Doch die Pläne<br />
des BMWi zur Bioenergie passten uns und<br />
auch dem Bundeslandwirtschaftsministerium<br />
(BMEL) gar nicht. Auch eine Dreierallianz<br />
bestehend aus den Ländern Bayern,<br />
Rheinland-Pfalz und Thüringen stellte sich<br />
quer. Ebenso pochte die Unionsfraktion<br />
im Bundestag – insbesondere Vertreter<br />
der CSU-Landesgruppe und des Landwirtschaftsflügels<br />
– auf Verbesserungen bei<br />
den Regelungen zur Bioenergie.<br />
In zahlreichen politischen Gesprächen und<br />
mit mehreren öffentlichen Aktionen haben<br />
die hauptamtlichen und ehrenamtlichen<br />
Mitstreiter der Bioenergiebranche unseren<br />
Unterstützern in den Bundesländern und<br />
im Bundestag den Rücken gestärkt.<br />
Zur Hochphase der EEG-Reform 2016<br />
zeigte die Bioenergiebranche im Konzert<br />
mit anderen Akteuren ihre Betroffenheit<br />
auch auf der Straße. Dazu gehörte die<br />
deutschlandweite Aktion „5 vor 12“, bei<br />
der mehr als 210 Betriebe der Erneuerbaren-Branche<br />
mit insgesamt über 30.000<br />
Mitarbeitern für kurze Zeit ihre Arbeit unterbrachen,<br />
und die vom Fachverband Biogas<br />
mit organisierte Großdemonstration im<br />
Berliner Regierungsviertel.<br />
Wir sind stolz darauf, dass der Einsatz<br />
der Branche und ihrer vielen Unterstützer<br />
letztlich von ersten Erfolgen gekrönt war.<br />
Das EEG <strong>2017</strong> enthält im Vergleich zu<br />
dem katastrophalen EEG 2014 deutliche<br />
Verbesserungen. Zum ersten Mal können<br />
Bestandsanlagen durch die Teilnahme<br />
an einer Ausschreibung eine Perspektive<br />
20
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Politik<br />
für die Zeit nach Auslaufen ihrer EEG-<br />
Vergütung erhalten. Und auch für Neuanlagen<br />
hat sich die Situation zumindest<br />
leicht verbessert. Darauf können wir nun<br />
aufbauen und weiter an Verbesserungen<br />
arbeiten.<br />
Strommarkt, KWK, Wärme,<br />
Kraftstoff: Biogas außerhalb des<br />
EEG voranbringen<br />
Spätestens seit der Vollbremsung des Biogasanlagenzubaus<br />
durch das EEG 2014<br />
ist jedoch klar, dass sich die Branche<br />
noch stärker als bisher Einkommensquellen<br />
außerhalb des EEG erschließen muss.<br />
Der Fachverband Biogas hat sich auf die<br />
Fahnen geschrieben, in den kommenden<br />
Jahren dafür die passenden Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen.<br />
Tatsächlich bot sich in 2014/15 dafür die<br />
erste Gelegenheit. Nach der EEG-Reform<br />
2014 war das nächste große energiepolitische<br />
Projekt der Bundesregierung, den<br />
Strommarkt fit zu machen für ein Energiesystem<br />
mit hohen Anteilen fluktuierender<br />
Erneuerbarer Stromerzeugung: Wie sollte<br />
man die Fluktuationen ausgleichen? Mit<br />
neuen Subventionen für fossile Kraftwerke?<br />
Oder mit einem Strommarkt, der flexible<br />
Erzeuger und Verbraucher belohnt, die<br />
sich an die Fluktuationen anpassen? Der<br />
Fachverband Biogas hat sich zusammen<br />
mit den anderen Verbänden der Erneuerbaren<br />
Energien stark gegen neue Subventionen<br />
eingesetzt und dafür, dass eine flexible<br />
Fahrweise am Strommarkt entlohnt wird.<br />
Denn hier liegt eine der wichtigsten Stärken<br />
von Biogas: Biogas ist die Ausgleichsenergie,<br />
die dann zur Verfügung steht,<br />
wenn der Wind nicht weht und die Sonne<br />
nicht scheint. In diese Richtung müssen<br />
wir gehen und dafür müssen wir entlohnt<br />
werden. Am Ende war das auch die Einstellung<br />
der Bundesregierung, die neuen<br />
Subventionen für fossile Kraftwerke eine<br />
Absage erteilte.<br />
Eine weitere Einkommensmöglichkeit für<br />
Biogasanlagen ist die Vermarktung von<br />
Erneuerbarer Wärme: als Abwärme des<br />
BHKW vor Ort oder durch den Einsatz von<br />
Biomethan in der konventionellen Gasinfrastruktur.<br />
Auch in dieser Hinsicht konnten<br />
wir in dieser Legislaturperiode vorankommen.<br />
Beispiel Wärmenetze: Wärmenetze galten<br />
lange als Überbleibsel aus der alten<br />
Energiewirtschaft. Wenn erst einmal alle<br />
Häuser auf Passivhausstandard gedämmt<br />
würden, so meinten viele, dann sei eine<br />
Nah- oder Fernwärmeversorgung obsolet.<br />
In der politischen Diskussion hat sich diese<br />
Einstellung radikal gewandelt. Aktuelle<br />
wissenschaftliche Studien bezeichnen<br />
Wärmenetze, die dezentrale Erneuerbare<br />
Energien, Abwärme oder KWK-Anlagen<br />
miteinander kombinieren, als „strategische<br />
Infrastruktur“, und das BMWi spricht<br />
inzwischen von „modernen Strom-Wärme-<br />
Systemen“. Ein Revival, das auch Biogas<br />
nützt.<br />
Beispiel Kraft-Wärme-Kopplung (KWK):<br />
Der Fachverband Biogas hat stets die<br />
Chancen betont, den der Einsatz von Biomethan<br />
in konventionellen KWK-Anlagen<br />
bietet. Nach Jahren der Blockade bewegt<br />
sich die Bundesregierung nun. Mit dem<br />
neuen Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz<br />
führte sie ein neues Fördersegment für<br />
Kombinationen aus KWK-Anlagen und Erneuerbaren<br />
Energien ein.<br />
Neben der Erschließung von Einkünften<br />
auf dem Strom- und Wärmemarkt muss<br />
auch der Kraftstoffmarkt erwähnt werden.<br />
Leider hat die Bundesregierung bei der<br />
Überarbeitung der Treibhausgasminderungsquote<br />
im Kraftstoffsektor die Chance<br />
verpasst, alternative Kraftstoffe voranzubringen.<br />
Doch im Zusammenhang mit dem<br />
Klimaschutzvertrag von Paris wird endlich<br />
auch das Thema Biokraftstoffe wieder in<br />
einem anderen Licht gesehen.<br />
Zwar gilt in der breiten politischen Diskussion<br />
die Elektromobilität weiterhin<br />
als der Heilsbringer im Verkehrssektor.<br />
Doch verschiedenste wissenschaftliche<br />
Klimaschutzszenarien, die im Auftrag der<br />
Bundesregierung erstellt wurden, beinhalten<br />
Biokraftstoffe als unverzichtbaren<br />
Bestandteil eines effektiven und kostengünstigen<br />
Klimaschutzes. Die nächste<br />
Bundesregierung wird demnach Farbe<br />
bekennen und anerkennen müssen, dass<br />
die Förderung von Biokraftstoffen weiter<br />
vorangetrieben werden muss.<br />
Was wird uns die kommende<br />
Legislaturperiode bringen?<br />
Wie die Energiepolitik in der nächsten<br />
Legislaturperiode aussehen wird, ist nur<br />
schwer vorherzusehen. Aber aus Sicht der<br />
Biogasbranche kann man einer neuen Bundesregierung<br />
zumindest ein paar energiepolitische<br />
Hausaufgaben mit auf den Weg<br />
geben:<br />
1. Erneute Reform des EEG. Auch im<br />
EEG <strong>2017</strong> gibt es noch großen Verbesserungsbedarf.<br />
Die vergleichsweise<br />
niedrigen Gebotshöchstgrenzen im Ausschreibungsverfahren<br />
gehören auf den<br />
Prüfstand. Es muss etwas gegen die Diskriminierung<br />
von kleinen Anlagen getan<br />
werden. Und mittelfristig muss auch der<br />
Ausbaupfad angepackt werden, da er für<br />
eine Stabilisierung der Stromerzeugung<br />
aus Biomasse deutlich zu niedrig ist.<br />
2. Abschalten fossiler Kraftwerke. In<br />
Deutschland gibt es zu viele fossile<br />
Kraftwerke, die auch bei hoher Einspeisung<br />
von Erneuerbaren Energien Strom<br />
erzeugen. Dies ist nicht nur schlecht<br />
fürs Klima, sondern sorgt auch dafür,<br />
dass die Erlösmöglichkeiten für flexible<br />
Biogasanlagen deutlich unter dem<br />
Niveau liegen, das für ein zukünftiges<br />
Energiesystem notwendig ist.<br />
3. Treibhausgasemissionen konsequent<br />
bepreisen beziehungsweise der Einsparung<br />
von Treibhausgasemissionen<br />
einen Wert verleihen. Die nächste Bundesregierung<br />
muss sich auch der Frage<br />
stellen, wie der Klimavertrag von Paris<br />
umgesetzt und die deutsche Volkswirtschaft<br />
aus ihrer Abhängigkeit von fossilen<br />
Brennstoffen befreit werden kann.<br />
Biogas ist ein treibhausgasneutraler<br />
Energieträger. Das wird bisher nur unzureichend<br />
honoriert. Es muss einen<br />
echten finanziellen Anreiz geben, von<br />
klimaschädlichen fossilen Brenn- und<br />
Kraftstoffen auf erneuerbare Brennund<br />
Kraftstoffe umzusteigen. Nur dann<br />
bekommt Biogas den Preis geboten, der<br />
seinem Beitrag zum Klimaschutz entspricht.<br />
Autoren<br />
Sandra Rostek<br />
Dr. Guido Ehrhardt<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Hauptstadtbüro Berlin<br />
Invalidenstr. 91 · 10115 Berlin<br />
Tel. 030/275 81 79-0<br />
E-Mail: berlin@biogas.org<br />
21
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Von links: Roland<br />
Hitzenbichler von<br />
NQ-Anlagentechnik,<br />
Heinrich und Hendrik<br />
Kenkenberg mit<br />
Hofhund Ludwig.<br />
22<br />
Fotos: Martin Bensmann
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Ökostrom dank Bullenmast<br />
und Milchvieh<br />
Westlich von Paderborn in Delbrück betreibt die Familie Kenkenberg einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb mit Bullenmast. Seit gut einem Jahr speist eine kleine 75-kW-Gülleanlage<br />
Ökostrom ins Netz ein. Eine fast baugleiche Anlage betreibt die Familie Potthoff auf ihrem<br />
Milchviehbetrieb in Steinhagen, westlich von Bielefeld.<br />
G<br />
ü<br />
l l<br />
everg<br />
ä<br />
rung<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Weil wir die Bullenmast nicht weiter ausdehnen<br />
konnten, haben wir begonnen,<br />
uns gedanklich mit der Biogasproduktion<br />
zu beschäftigen. Nach einigen<br />
planerischen Überlegungen und Systemvergleichen<br />
war dann klar, dass es eine 75-kW-<br />
Anlage mit mindestens 80 Prozent Gülle-/Misteinsatz<br />
werden sollte vom Hersteller NQ-Anlagentechnik“, berichtet<br />
Anlagenbetreiber Hendrik Kenkenberg. NQ ist<br />
in Alerheim-Rudelstetten im Landkreis Donau-Ries im<br />
nördlichen Bayerisch-Schwaben ansässig.<br />
Nach vier Monaten hat die Genehmigungsbehörde<br />
des Landkreises Paderborn grünes Licht für den Bau<br />
der Biogasanlage gegeben. „Wir sind mit der Behörde<br />
sehr gut zurecht gekommen. Hilfreich war sicherlich<br />
auch, dass wir während eines frühen Planungstermins<br />
den Behördenvertretern hier auf dem Hof erläutert haben,<br />
was wir vorhaben“, erklärt Senior Heinrich Kenkenberg.<br />
Ende Oktober 2015 rollten dann die ersten<br />
Baumaschinen an. Sie begannen, den Standort für die<br />
Anlage herzurichten. Seit dem 1. April 2016 speist die<br />
kleine Biogasanlage Strom ins Netz ein.<br />
Laut Hendrik Kenkenberg läuft das 6-Zylinder-Blockheizkraftwerk<br />
(BHKW) seit der Inbetriebnahme rund um<br />
die Uhr – außer während der Motorölwechselintervalle<br />
und der täglichen Kontrollgänge. Das MAN-BHKW hat<br />
die Firma Hagl geliefert. Auch mit dem Service der Firma<br />
Hagl sind die Kenkenbergs gut zufrieden. „Unsere<br />
Anlagen liegen im Durchschnitt mindestens bei 8.500<br />
Betriebsstunden pro Jahr“, ergänzt Roland Hitzenbichler,<br />
der bei NQ für das Marketing verantwortlich ist.<br />
Mit Impfsubstrat angefahren<br />
Zum Anfahren der Anlage wurden 700 Kubikmeter<br />
Impfsubstrat aus einer anderen Biogasanlage und 300<br />
Kubikmeter eigene Gülle aus der Bullenmast in den<br />
Fermenter gegeben. Eine Woche lang wurde der Fermenter<br />
mit einer mobilen Holz-Pelletsheizung aufgeheizt.<br />
Nach sieben Tagen produzierte der Fermenter<br />
schon so viel Biogas, dass das BHKW mit 50 kW elektrische<br />
Leistung betrieben werden konnte. Nach einer<br />
weiteren Woche lief die Anlage mit 75 kW auf Volllast.<br />
Der Fermenter hat ein Volumen von 1.200 Kubikmetern,<br />
das Gärdüngerlager von 3.000 Kubikmetern.<br />
Der Fermenter verfügt über eine Betondecke, die von<br />
unten im Behälter gedämmt ist. Auf dem Gärdünger-/<br />
(Gärrest)-Lager befindet sich die Folienhaube als Tragluftdach<br />
mit dem 1.300 Kubikmeter großen Gasspeicher.<br />
Der Fermenter wird beheizt, das Gärdüngerlager<br />
nicht. Die Heizungsrohre (Kunststoffrohre) sind auf der<br />
Behälter innenwand befestigt. 14 Heizkreise, die unabhängig<br />
voneinander geschaltet werden können, bringen<br />
die Gülle auf eine Gärtemperatur von 40 Grad Celsius.<br />
„Im vergangenen Herbst waren die Außentemperaturen<br />
mild genug, sodass wir mit unserer Biogasanlage<br />
Körnermais von 35 Hektar trocknen konnten. Wenn die<br />
Außentemperatur auf unter 5 Grad Celsius fällt, müssen<br />
wir die Trocknung abstellen, weil wir sonst nicht<br />
genug Wärme für den Fermenter haben“, verdeutlicht<br />
Hendrik Kenkenberg. Während die Trocknung eine saisonale<br />
Wärmenutzung erlaubt, wird das Wohnhaus mit<br />
zwei Wohneinheiten ganzjährig mit Wärme für Heizung<br />
und Brauchwasser versorgt.<br />
„Gefüttert“ wird nur am Tag<br />
Neben 14 Kubikmetern Rindergülle werden täglich<br />
2,5 Tonnen Rindermist und 2 Tonnen Grünroggen in<br />
den Fermenter gefüllt. Für den Eintrag der Feststoffe<br />
kommt ein Strautmann Biomix mit 14 Kubikmeter<br />
Fassungsvermögen zum Einsatz. 500 Bullen stehen im<br />
Betrieb, 230 davon werden auf Stroh gehalten – bis zu<br />
einem Gewicht von 250 Kilogramm. Das Stroh wird –<br />
beim Pressen mit der eigenen Quaderballenpresse –<br />
kleingeschnitten. Die Feststoffe werden nur am Tag<br />
eingetragen, weil dann meistens Strom von der 14-kW-<br />
Solarstromanlage, die sich auf dem Hausdach befindet,<br />
genutzt wird. Gefüttert wird in der Zeit von 7.00<br />
Uhr bis 16.00 Uhr immer stündlich.<br />
Die Feststoffe werden mit dem EnergyJet von Vogelsang<br />
als Brei in den Fermenter gepumpt. Förderschnecken<br />
gibt es auf der Anlage nicht. Die Gülle wird frisch aus<br />
der Vorgrube des zuletzt errichteten Bullenstalls in den<br />
23
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Biogasanlage Kenkenberg in<br />
Delbrück: Rechts im Bild ist<br />
der Fermenter mit Feststoffdosierer<br />
zu sehen. Links im Bild<br />
befindet sich das Gärdüngerlager<br />
mit Gasspeicher. Zwischen<br />
den beiden Behältern<br />
steht der Pumpenraum (weiß).<br />
„Wir sind mit einem speziellen<br />
Verfahren in der Lage,<br />
bei vollem Behälter das<br />
Rührwerk auszutauschen“<br />
Roland Hitzenbichler<br />
Blick in den BHKW-<br />
Container, der<br />
komplett vormontiert<br />
zur Baustelle<br />
gebracht wird.<br />
Fermenter gepumpt. Das geschieht mit einer Pumpe<br />
der Firma Eisele. Morgens um 7.00 Uhr und nachmittags<br />
um 16.00 Uhr wird die Gülle eingefüllt. Täglich<br />
sind das auf diesem Wege 6 Kubikmeter. 8 Kubikmeter<br />
Gülle gelangen über den EnergyJet zum Anmaischen<br />
des Feststoffs in die Anlage.<br />
Die Gülle aus den älteren Ställen muss mit dem Pumptankwagen<br />
per Traktor in die Vorgrube des jüngsten<br />
Stalls verbracht werden. Bevor morgens überhaupt<br />
Substrat in den Fermenter eingebracht wird, pumpt<br />
die Anlage um 6.00 Uhr Substrat ins Gärproduktlager.<br />
Der Fermenter verfügt über ein stehendes Paddelrührwerk<br />
mit einem Doppel-Paddel oben sowie unten. Das<br />
Rührwerk dreht sich mit 18 Umdrehungen pro Minute<br />
und hat eine Spannweite von 2,80 Metern. Es steht<br />
nicht zentral mittig im Behälter, sondern etwa 3 Meter<br />
von der Mittelstütze entfernt. Der Fermenter hat einen<br />
Durchmesser von 16 Metern und eine Wandhöhe von<br />
6 Metern.<br />
„Das obere Paddel ist schwimmergesteuert und passt<br />
sich immer dem aktuellen Behälterfüllstand an“, hebt<br />
Hitzenbichler hervor. In der Betondecke befindet sich<br />
eine Öffnung, durch die das Rührwerk herausgezogen<br />
werden kann. „Wir sind mit einem speziellen Verfahren<br />
in der Lage, bei vollem Behälter das Rührwerk auszutauschen,<br />
obwohl es unten am Boden befestigt ist“, betont<br />
der NQ-Mitarbeiter. Das Paddelrührwerk ist pro Stunde<br />
zweimal für jeweils 10 Minuten in Betrieb.<br />
Das Substrat im Gärdüngerlager (GDL) homogenisiert<br />
ein Tauchmotorrührwerk von Suma, das für 10 Minu-<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Positive Klimabilanz durch Vergären<br />
von Wirtschaftsdünger<br />
Der Pumpenraum befindet sich in einer Beton-Fertiggarage, die<br />
komplett vormontiert per Lkw an die Biogasanlage gebracht wird.<br />
Mit einem kleinen Kran wird sie dann aufgestellt. Es müssen dann<br />
nur noch die Rohrleitungen verbunden werden. Oben rechts im<br />
Bild sind die Heizungsrohre (gelb) zu erkennen.<br />
ten am Tag den Gärrest umwälzt. Das GDL hat einen<br />
Durchmesser von 26 Metern und ebenfalls eine Wandhöhe<br />
von 6 Metern. Der TS-Gehalt des Substrats im<br />
GDL liegt bei 6,5 Prozent, im Fermenter zwischen 8<br />
und 9 Prozent. Die Verweilzeit im Fermenter beträgt 69<br />
Tage. 150 Tage Verweilzeit im gasdichten System sind<br />
gewährleistet. Der Methangehalt im Biogas liegt bei 56<br />
bis 57 Prozent im Durchschnitt. Das Biogas wird durch<br />
Einblasen von Luft in den Fermenter entschwefelt.<br />
Der Schwefel fällt aus und hängt dann als elementarer<br />
Schwefel unter der Deckenisolierung. Der Schwefelgehalt<br />
liegt so bei 5 bis 10 ppm.<br />
13 bis 15 Stück dieser kleinen Gülleanlagen realisiert<br />
NQ pro Jahr. Insgesamt hat das Unternehmen von dieser<br />
Anlagenklasse nach dem EEG 2012 bisher über 60 ans<br />
Betrieb Kenkenberg: minus 123 Gramm<br />
CO 2<br />
-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />
Strom!! Diese Biogasanlage vermeidet<br />
gegenüber Braunkohle insgesamt 1.193<br />
Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />
Strom.<br />
Die eingespeiste Strommenge betrug im<br />
Anlaufjahr rund 578 MWh. Die Anlage wird<br />
hauptsächlich mit Rindergülle und -mist<br />
betrieben. Aber auch eine geringe Menge<br />
Energiepflanzen wird eingesetzt. Der Wirtschaftsdünger<br />
gelangt ohne Zwischenlagerung<br />
direkt aus dem Stall in den Fermenter.<br />
Dadurch werden Treibhausgasemissionen<br />
bei der Güllelagerung vermieden. Ohne Biogasanlage<br />
würden diese Emissionen nicht<br />
vermieden!! Diese Treibhausgasvermeidung<br />
wird der Biogasanlage gutgeschrieben.<br />
Unter Berücksichtigung dieser Gutschrift<br />
vermeidet die Biogasanlage mehr Treibhausgasemissionen,<br />
als sie verursacht.<br />
Sehr positiv wirkt sich die gasdichte Gärrestlagerung<br />
und die weitestgehende Nutzung<br />
der anfallenden Wärme aus. Auf der<br />
Stromseite besteht noch ein Steigerungspotenzial<br />
auf 630 MWh pro Jahr.<br />
Betrieb Potthoff: minus 169 Gramm CO 2<br />
-<br />
Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />
Strom!! Diese Biogasanlage vermeidet<br />
gegenüber Braunkohle insgesamt 1.239<br />
Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde<br />
Strom. Die eingespeiste<br />
Strommenge betrug im Anlaufjahr rund<br />
634 MWh. Die Gutschrift ist gegenüber der<br />
Anlage Kenkenberg höher, weil bei Potthoff<br />
mehr und ausschließlich Wirtschaftsdünger<br />
eingesetzt werden. Außerdem ist die eingespeiste<br />
Strommenge höher.<br />
Durch die Nutzung der überschüssigen Wärme<br />
und durch eine gasdichte Lagerung des<br />
Durchflussmengenmesser,<br />
der die<br />
gesamten Gärrestes könnte Substratmenge die Klimabilanz erfasst,<br />
eventuell zusätzlich verbessert die vom Fermenter werden. in<br />
das Gärdüngerlager<br />
Zum Vergleich: In gepumpt Braunkohlekraftwerken<br />
werden für die Stromerzeugung 1.070<br />
wird.<br />
Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro Kilowattstunde<br />
Stromerzeugung verursacht. Die beispielhaft<br />
betrachteten Biogasanlagen vermeiden<br />
diese Emissionsmengen zusätzlich. Selbst<br />
Biogasanlagen, die überwiegend Energiepflanzen<br />
einsetzen, verursachen mit etwa<br />
300 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro Kilowattstunde<br />
rund 72 % weniger CO 2<br />
-Emissionen<br />
als Braunkohlekraftwerke.<br />
Hinweis: Für beide Biogasanlagen<br />
hat Ansgar Lasar, Klimabeauftragter der<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachsen,<br />
die Treibhausgasbilanz gerechnet.<br />
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25
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Betrieb Potthoff:<br />
Beton-Fertiggarage als<br />
BHKW-Einhausung.<br />
75-kW-Biogasanlage auf dem Hof Potthoff. Rechts am Bildrand ist das offene Wirtschaftsdüngerlager<br />
zu sehen. In der Bildmitte ist der Flachdach-Fermenter abgebildet,<br />
links daneben steht das Gärdüngerlager mit Gasspeicherhaube. Vor dem Fermenter befindet<br />
sich eine betonierte Mistlagerfläche mit Betonwänden. Auf der Mistlagerplatte steht<br />
der Rondomat-Feststoffeintrag. Unter der Treppe zwischen Fermenter und Gärdüngerlager<br />
hat der Pumpenschacht seinen Platz gefunden.<br />
Netz gebracht und 10 weitere sind derzeit im Bau. 40<br />
Prozent dieser Anlagen im Baukastensystem stehen in<br />
Norddeutschland, 60 Prozent im Süden Deutschlands.<br />
Milchviehherde liefert Biogas<br />
So ist es nicht verwunderlich, dass wenige Kilometer<br />
nördlich von Delbrück in Steinhagen eine weitere<br />
75-kW-Anlage von der NQ-Anlagentechnik steht. Jörg<br />
und Daniel Potthoff betreiben die Anlage auf ihrem<br />
Milchviehbetrieb seit Mitte Februar 2016 nach nur viermonatiger<br />
Bauzeit. 270 Kühe und viele weibliche Jungtiere<br />
liefern genügend Gülle und Mist, um die Anlage<br />
betreiben zu können. Die Gemeindewerke Stadthagen,<br />
die den Stadtwerken Bielefeld unterstellt sind, nehmen<br />
den Strom im Netz auf. Die Zusammenarbeit mit dem<br />
Bauamt des Landkreises Gütersloh war nach Aussagen<br />
der Betreiber sehr gut. Fermenter, Gärdüngerlager inklusive<br />
Rührtechnik und MAN-BHKW sind mit der Anlage<br />
auf dem Betrieb Kenkenberg identisch. Die Unterschiede<br />
liegen im Detail. Potthoffs mussten einen neuen Trafo<br />
anschaffen, der nun zur Biogasanlage gehört. Der verfügt<br />
über 800 kVA Anschlussleistung mit Reserve nach<br />
oben. Neben der Biogasanlage speist noch eine 450-kW-<br />
Photovoltaikanlage<br />
regenerativen Strom ins öffentliche Netz ein. „Aufgrund<br />
der Rindergülle und des -mistes läuft die Anlage gärbiologisch<br />
sehr stabil. Den Mist füttern wir mit einem<br />
Rondomat 05-Feststoffeintrag, an dem wir eine zusätzliche<br />
Förderschnecke nachrüsten mussten, in den Fermenter“,<br />
berichtet Jörg Potthoff.<br />
Gülle muss schnell aus dem Stall raus<br />
Der Rondomat wird mit dem Frontlader täglich befüllt.<br />
Zwei Tonnen Mist werden am Tag in einem Zeitfenster<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Betrieb Potthoff: Blick von oben<br />
in den Pumpenschacht.<br />
von 30 Minuten eingebracht. In dem Dosierer befindet<br />
sich auf dem Behälterboden ein sich drehendes Doppelschwert,<br />
das den Mist zur ersten Förderschnecke<br />
(380 mm Innenquerschnitt) bewegt. Diese erfasst den<br />
Mist und übergibt ihn an die schräge Steigschnecke<br />
(380 mm Querschnitt), die wiederum den Mist an die<br />
schräg nach unten in den Fermenter ragende Einbringschnecke<br />
(380 mm Querschnitt) übergibt. Da längeres<br />
Stroh im Mist im Rondomat zur Brückenbildung des<br />
Materials geführt hat, war die Nachrüstung der ersten<br />
Schnecke notwendig geworden.<br />
Der Gülleeintrag lief dagegen von Anfang an problemlos.<br />
In den Stallungen ohne Stroheinstreu befindet sich<br />
eine sogenannte Faltenschieberentmistung, die den Kot<br />
und Urin der Kühe über eine ebene Betonfläche in eine<br />
Vorgrube abschiebt. In der Vorgrube befindet sich eine<br />
Eiselepumpe. Sie dient als Festkörperabscheider und<br />
drückt die Gülle zur in Reihe geschalteten Wangenpumpe.<br />
Diese befördert die Gülle über 140 Meter zur Vogelsangpumpe<br />
im Versorgungsschacht. Er ist zwischen<br />
Gärdüngerlager und Fermenter installiert und bildet das<br />
letzte Bindeglied zwischen Viehstall und den Biogasanlagenbehältern.<br />
Je weniger die Gülle im Stall oder in der<br />
Vorgrube gelagert wird, umso mehr Gas liefert sie.<br />
„Wir setzen täglich rund 2 Tonnen Trockenmasse aus<br />
Wirtschaftsdünger. Die Gülle wird von morgens 6.00<br />
Uhr bis abends 20.00 Uhr alle zwei Stunden eingebracht.<br />
Vor den jeweiligen Pumpintervallen läuft das<br />
Rührwerk im Fermenter für 15 Minuten und homogenisiert<br />
so den Inhalt“, erklärt Daniel Potthoff. An der<br />
Eiselepumpe befindet sich ein Magnetventil, über<br />
das beim Pumpvorgang – je nach Witterung – 500 bis<br />
1.000 Liter Grundwasser zugeführt werden können.<br />
Das Wasser verbessert die Pumpfähigkeit der Gülle.<br />
Aufgrund der Wasserzugabe hat der Gärrest einen TS-<br />
Gehalt von 6 Prozent. „Im Gärrestlager wäre ein zweites<br />
Tauchmotorrührwerk sinnvoll gewesen, da wir jetzt<br />
kleine Schwimmschichten haben“, resümiert Jörg<br />
Potthoff. Hitzenbichler argumentiert diesbezüglich:<br />
„Ein zweites Rührwerk ist natürlich wieder ein Kosten-<br />
Feststoffeintrag Rondomat<br />
von Fliegl, der den<br />
Mist einträgt, von oben<br />
gesehen.<br />
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27
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
faktor, der sich auf die Kapitalrendite auswirkt. Bei den<br />
Güllekleinanlagen wird von NQ der bestmögliche Kompromiss<br />
zwischen hoher Qualität und kleinstmöglichen<br />
Investitionskosten angestrebt. Da wird es durch die<br />
unterschiedlichen Einsatzstoffe und deren Beschaffenheit<br />
immer individuelle Ausnahmen geben, die sich<br />
erst im laufenden Betrieb der Biogasanlage zeigen.“<br />
Rindviehfütterung beeinflusst Gasertrag<br />
Die Verweilzeit des Gärsubstrats im Fermenter liegt<br />
zwischen 50 und 60 Tagen. Zurzeit überlegen die beiden<br />
Brüder, eine Wärmeleitung vom BHKW zum in<br />
250 Metern Entfernung stehenden<br />
Wohnhaus zu verlegen. Die genaue<br />
Bauausführung ist noch nicht ganz<br />
klar. Jörg und Daniel haben auch<br />
noch eine interessante Erfahrung<br />
gemacht: Denn je nachdem, was sie<br />
im Rindviehstall füttern, verändert<br />
sich der Gasertrag in der Biogasanlage.<br />
Da machen schon verschiedene<br />
Schnitte der Grassilage im<br />
Trog der Kühe Unterschiede später<br />
im Fermenter aus. Man kann auch<br />
sagen, wenn die Milchleistung im<br />
Stall fütterungsbedingt sinkt, dann<br />
geht auch die Gasproduktion in der<br />
Biogasanlage zurück.<br />
Das Biogas hat einen durchschnittlichen<br />
Methangehalt von 53 Prozent.<br />
Der Schwefelwasserstoffgehalt<br />
liegt bei 5 bis 10 ppm. Er<br />
wird durch Lufteinblasen in den<br />
Fermenter erreicht, wobei dann<br />
elementarer Schwefel ausfällt. Das<br />
Biogas wird im Sommer gekühlt, bevor es im BHKW-<br />
Motor verbrannt wird.<br />
Durch den Bau der Biogasanlage haben sich nach Angaben<br />
der Betreiber die Auflagen für den Milchviehbetrieb<br />
verschärft. So muss nun zum Beispiel nach einer<br />
Forderung der Unteren Wasserbehörde das gesamte<br />
Regenwasser und das der Hoffläche auf dem Dauergrünland<br />
verregnet werden. Kleine Restarbeiten an der<br />
Anlage sind noch zu erledigen. So fehlt zurzeit noch die<br />
Trapezblechverkleidung an den Behälteraußenwänden,<br />
die die Isolierplatten schützt. Diese Arbeiten sollen<br />
demnächst erledigt werden.<br />
Die Grenze von 75 kW installierter elektrischer Leistung<br />
ärgert die Anlagenbetreiber – sowohl Potthoff als auch<br />
Kenkenberg – richtig. Potthoff berichtet, dass er mehr<br />
Gas aus seinen Substraten produzieren könnte. Da er<br />
aber nur die 75 kW auslasten darf, muss er einen Teil<br />
des Rindermistes ohne energetische Nutzung in der<br />
Biogasanlage aufs Feld fahren. Beide Betriebe würden<br />
gerne auch flexibilisieren und die installierte Leistung<br />
erhöhen. Beide Anlagenbetreiber wünschen sich, dass<br />
bei den kleinen Gülleanlagen die Bemessungsleistung<br />
als relevante Größe eingeführt und nicht auf die installierte<br />
Leistung abgestellt wird. Eine Nachbesserung<br />
käme der CO 2<br />
-Vermeidung in der Landwirtschaft zugute.<br />
Der Gesetzgeber muss hier dringend handeln.<br />
Daniel Potthoff (links) und<br />
sein Bruder Patrick auf dem<br />
Fermenterdach am Antrieb<br />
des Paddelrührwerks.<br />
Im Hintergrund ist der<br />
Milchviehstall zu sehen.<br />
Pumpenschacht in Beton-Fertigteilbauweise zwischen Fermenter und Gärdüngerlager.<br />
Der Schacht ist etwa 2 Meter tief in die Erde eingelassen. Einstieg geht nur per Leiter.<br />
Der Pumpenschacht kommt fertig vormontiert an die Biogasanlage.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 54 09/90 69 426<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
28
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
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29
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
G<br />
ü<br />
l l<br />
everg<br />
ä<br />
rung<br />
265 kW aus 100 Prozent Rindergülle<br />
In Falkenhain, Gemeinde Lossatal im Landkreis Leipzig, betreibt die Agrarenergie<br />
Falkenhain GmbH & Co.KG eine 265-kW-Biogasanlage ausschließlich mit Rindergülle.<br />
Wir stellen das Anlagenkonzept vor.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Die Rinder der Milchproduktion Boerman-Lossatal sorgen Tag<br />
für Tag dafür, dass immer genug Gärsubstrat vorhanden ist.<br />
Fotos: Carmen Rudolph<br />
Am nordöstlichen Rand des Ortes Falkenhain<br />
befindet sich die Milchproduktion<br />
Boerman-Lossatal. Direkt an dem Milchviehbetrieb<br />
produziert seit 2011 die Biogasanlage<br />
Ökostrom und speist ihn komplett<br />
ins Netz der Mitteldeutsche Netzgesellschaft<br />
Strom mbH ein. 30.000 Kubikmeter Rindergülle werden<br />
pro Jahr in der Anlage vergoren – das sind pro Tag<br />
82 Kubikmeter.<br />
„Wir pumpen die Gülle aus einem der Ställe stündlich<br />
rund um die Uhr in den Fermenter. Pro Fütterungsintervall<br />
sind das 3,4 Kubikmeter“, erklärt Daniel Tönsing<br />
vom Anlagenhersteller BioConstruct GmbH, der die<br />
Anlage geplant und errichtet hat. Das Meller Unternehmen<br />
im Kreis Osnabrück ist heute für die kaufmännische<br />
und technische Betriebsführung verantwortlich.<br />
Die Rindviehställe haben alle einen Güllekeller unter<br />
Vollspaltenboden. Vor einem der Ställe befindet sich<br />
ein Güllesammelschacht, in den aus allen Ställen die<br />
Gülle hineingepumpt wird. In dem Sammelschacht,<br />
der auch über einen Stein-/Sandfang verfügt, ist eine<br />
Kreiselpumpe aus dem Hause Eisele eingebaut. Mit ihr<br />
wird die Gülle direkt in den Fermenter gepumpt. Die<br />
Gülle ist einen bis drei Tage alt, je nachdem aus welchem<br />
Stall sie gepumpt wird.<br />
Tönsing berichtet, dass am Substratrohr am Fermenter<br />
eine Durchflussmengen-Messeinrichtung installiert ist,<br />
mit der die eingepumpten Güllemengen erfasst werden.<br />
Das Substratrohr hat einen Querschnitt von 200 mm.<br />
Der Betonfermenter ist 6,50 Meter hoch und hat einen<br />
Durchmesser von 26 Metern. Sein Nettogärvolumen<br />
beträgt 3.132 m³. Auf dem Fermenter befindet sich ein<br />
Tragluftfoliendach mit Gasspeicher, das 1.049 m³ fasst.<br />
30
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Vorratsbehälter für Eisen-III-Chlorid für die Entschwefelung des Biogases.<br />
Die Gärtemperatur im Fermenter beträgt 40 Grad Celsius.<br />
Ein Großflügelrührwerk von Steverding und ein<br />
Tauchmotorrührwerk von Eisele durchmischen den<br />
Fermenter. Immer wenn die Gülle eingebracht wird,<br />
durchmischen die Rührwerke den Inhalt für etwa 10<br />
Minuten.<br />
Entschwefelung durch<br />
Lufteinblasen<br />
und Aktivkohlefilter<br />
Die Verweilzeit der Gülle im Fermenter<br />
beträgt gut 40 Tage. Das<br />
Biogas wird durch Lufteinblasen<br />
in den Fermenter entschwefelt<br />
sowie mittels eines Aktivkohlefilters<br />
vor dem BHKW. Weil das<br />
BHKW einen Zündstrahlmotor<br />
hat, besitzt es noch einen kleinen<br />
Aktivkohlefilter als sogenannten<br />
„Polizeifilter“ am Motor.<br />
Nach der Entschwefelung liegt<br />
der H 2<br />
S-Gehalt zwischen 0 bis<br />
5 ppm.<br />
Nach 40 Tagen gelangt die Gülle<br />
in das offene Gärrestlager (Gärdüngerlager).<br />
Dabei handelt es<br />
sich um einen Betonbehälter<br />
von 6,50 Metern Höhe und einem Durchmesser von<br />
35 Metern. Das Nettovolumen beträgt 5.674 m³. Im<br />
Gärdüngerlager befinden sich ebenfalls zwei Eisele-<br />
Tauchmotorrührwerke, die den Inhalt bei Bedarf homogenisieren.<br />
Darüber hinaus stehen noch zwei Erdbecken<br />
für die Gärdüngerlagerung zur Verfügung mit<br />
ASL 3%<br />
Feststoff durch Separation12%<br />
Konzentrat 25%<br />
Destillat<br />
60%<br />
31
praxis / Titel Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Links: Container mit<br />
265-kW-Biogas-BHKW.<br />
Rechts: Dirk Scholz überwacht<br />
die Biogasanlage und<br />
kümmert sich um die täglich<br />
anfallenden Arbeiten.<br />
je 5.000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Im Winter<br />
benötigt die Biogasanlage für die Substraterwärmung<br />
200 kW thermische Leistung, im Sommer 50 kW.<br />
Aus einem Kubikmeter Rindergülle lassen sich 25 bis<br />
30 Kubikmeter Biogas gewinnen. Das Rohgas enthält<br />
54 Prozent Methan. Der Auslastungsgrad der Anlage<br />
beträgt 92 Prozent. Der produzierte Strom wird von<br />
Next Kraftwerke GmbH in Köln vermarktet. „Wir sind<br />
hier präqualifiziert für positive und negative Regelenergie.<br />
Die Abrufe sind allerdings sehr selten. Mit dem<br />
Bau der Biogasanlage musste auch ein neuer Trafo mit<br />
Übergabestation errichtet werden. Der Trafo hat 630<br />
kVA“, berichtet Tönsing.<br />
Den Gärdünger erhält der Gülle liefernde Betrieb zurück,<br />
der die Nährstoffe an umliegende Ackerbaubetriebe<br />
abgibt. Die Frischgülle hat vor dem Vergären<br />
einen TS-Gehalt von 8 bis 10 Prozent. Da das Oberflächen-Schmutzwasser<br />
in den Güllekeller geleitet wird,<br />
schwanken die TS-Gehalte in der Gülle. „Die schwankenden<br />
TS-Gehalte in der Gülle sind ein Problem, da<br />
nur ein Gasspeicher vorhanden ist. Ein Prozentpunkt<br />
weniger TS in der Gülle verursacht im Fermenter 10<br />
Prozentpunkte weniger Biogas“, so Tönsings Erfahrung.<br />
Auch dieses Beispiel ist ein Beleg dafür, dass<br />
eine standortangepasste Biogasanlage wirtschaftlich<br />
betrieben werden kann und sich tierhaltungsbedingte<br />
Treibhausgasemissionen in der Landwirtschaft senken<br />
lassen.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 54 09/90 69 426<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
Positive Klimabilanz durch Vergären von Rindergülle<br />
Agrarenergie Falkenhain: minus 65 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro<br />
erzeugter Kilowattstunde Strom!! Außerdem spart die Anlage die<br />
Emissionen der fossilen Stromerzeugung ein.<br />
Die eingespeiste Strommenge betrug im vergangenen Jahr rund<br />
2.150 MWh. Die Anlage wird ausschließlich mit Rindergülle betrieben.<br />
Der Wirtschaftsdünger gelangt ohne Zwischenlagerung direkt<br />
aus dem Stall in den Fermenter. Dadurch werden Treibhausgasemissionen<br />
bei der Güllelagerung vermieden. Ohne Biogasanlage<br />
würden diese Emissionen nicht vermieden!! Diese Treibhausgasvermeidung<br />
wird der Biogasanlage gutgeschrieben. Unter Berücksichtigung<br />
dieser Gutschrift vermeidet die Biogasanlage mehr<br />
Treibhausgasemissionen, als sie verursacht. Durch die Nutzung<br />
überschüssiger Wärme und eine gasdichte Gärrestlagerung könnte<br />
die Klimabilanz der Biogasanlage zusätzlich verbessert werden.<br />
Die Abdeckung des Gärrestlagers ist allerdings ein Kostenfaktor,<br />
der sich auf die Kapitalrendite auswirkt. Somit ist ein Kompromiss<br />
zu finden zwischen Ökonomie und Umweltschutz.<br />
Zum Vergleich: In Braunkohlekraftwerken werden für die Stromerzeugung<br />
1.070 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro Kilowattstunde Stromerzeugung<br />
verursacht. Diese Biogasanlage vermeidet gegenüber<br />
Braunkohle insgesamt 1.135 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro erzeugter<br />
Kilowattstunde Strom.<br />
Hinweis: Für die Biogasanlage hat Ansgar Lasar, Klimabeauftragter<br />
der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die<br />
Treibhausgasbilanz gerechnet.<br />
32
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
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33<br />
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praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Fotos: Martin Bensmann<br />
Unter dem Dach befindet sich links und rechts die Feststoffannahme, in die<br />
Mist und Silage eingebracht wird. Im Bild stehen die Deckel der Annahmeboxen<br />
senkrecht. Das heißt, dass die Boxen geöffnet sind. Die dritte Annahmebox liegt<br />
auf der rückwärtigen linken Seite des Komplexes. Unten zwischen den beiden<br />
Feststoffeintragssystemen befindet sich ein Güllebehälter.<br />
Gasverdichterstation mit den Kompressoren vor der Gasaufbereitungsanlage.<br />
G<br />
ü<br />
l l<br />
everg<br />
ä<br />
rung<br />
Wirtschaftsdünger-Vergärung<br />
im XXL-Format<br />
Nördlich des Ruhrgebietes zieht sich der Wesel-Datteln-Kanal parallel zum Fluss Lippe<br />
durch die Landschaft. Die künstliche Wasserstraße verläuft südlich des Flusses und hat<br />
unter anderem in Dorsten eine Schleuse am interkommunalen Industriepark Dorsten / Marl.<br />
Die AGRAVIS Raiffeisen AG betreibt direkt am Kanal ein Kraftfutterwerk. Direkt südöstlich<br />
hinter dem Werksgelände betreibt die TerraSol Wirtschaftsdünger GmbH (ein Joint Venture<br />
der AGRAVIS und der ODAS-Gruppe) seit März 2014 eine große Biogasanlage, in der zu<br />
rund 80 Prozent Mist und Gülle vergoren werden.<br />
Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Gasaufbereitungsanlage,<br />
die pro Stunde<br />
700 Normkubikmeter<br />
Biomethan produzieren<br />
kann. Es handelt sich<br />
um eine Druckwasserwäsche.<br />
Im Hintergrund<br />
das Agravis-Kraftfutterwerk.<br />
Wir setzen hier jährlich 45.000 Tonnen<br />
Rindermist, 15.000 Tonnen Geflügelmist,<br />
10.000 Tonnen separierten<br />
Güllefeststoff und Schweinemist ein.<br />
Außerdem nutzen wir im Frühjahr<br />
15.000 Tonnen Gülle und in den Sommermonaten<br />
weitere 5.000 Tonnen Gülle energetisch aus. Darüber<br />
hinaus vergären wir 25.000 Tonnen Silomais pro<br />
Jahr. 60 Prozent des Gases kommt allein aus den Wirtschaftsdüngern.<br />
Das gesamte Inputmaterial stammt<br />
von landwirtschaftlichen Betrieben aus dem Münsterland“,<br />
erklärt Torsten Smit, Geschäftsführer der ODAS.<br />
Aus den Inputstoffen realisiert die Anlage jährlich etwa<br />
65.000 MWh Biomethan (700 Nm 3 je Stunde) und<br />
6.500 MWh Strom. Es sind 1,2 Megawatt (MW) elektrische<br />
Leistung installiert (1 x 700 kW und 2 x 250<br />
kW), die in negativer Sekundärregelenergie gefahren<br />
werden. Der Direktvermarkter kann die Anlage auf 50<br />
Prozent ihrer installierten Leistung herunterfahren.<br />
Neben der Regelenergiebereitstellung werden die<br />
BHKW tagsüber flexibel betrieben.<br />
34
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Energiezentrale: Hier sind die BHKW-Container zu sehen, die die<br />
drei Aggregate beherbergen.<br />
Anlieferung von Stallmist mit dem Lkw.<br />
Positive Klimabilanz durch<br />
Vergären von Wirtschaftsdünger<br />
Biogasanlage Dorsten: minus 137 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro<br />
erzeugter Kilowattstunde Strom!! Außerdem spart die Anlage die<br />
Emissionen der fossilen Stromerzeugung ein.<br />
Mit der Anlage werden 6,5 Millionen Kilowattstunden Strom und<br />
65 Millionen Kilowattstunden Biomethan pro Jahr erzeugt. Um<br />
eine bessere Vergleichbarkeit mit anderen Biogasanlagen zu ermöglichen,<br />
wird die im Biomethan enthaltene Energie mit einem<br />
40-prozentigen Wirkungsgrad in Strom umgerechnet. 40 Prozent<br />
der im Biomethan enthaltenen Energie werden als externe Wärmenutzung<br />
angerechnet. Werden 42 Prozent der im Biomethan<br />
enthaltenen Energie als externe Wärmenutzung angerechnet,<br />
lassen sich minus 148 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro erzeugter<br />
Kilowattstunde erreichen. Dabei wird unterstellt, dass durch die<br />
Nutzung tatsächlich die Verbrennung von Erdgas vermieden wird.<br />
Die Biogasanlage wird mit Energiepflanzen und rund 80 Prozent<br />
Wirtschaftsdünger (WD) betrieben. Die WD gelangen zu 60 Prozent<br />
ohne Zwischenlagerung direkt aus den Ställen der Lieferbetriebe<br />
in die Anlage.<br />
Zum Vergleich: In Braunkohlekraftwerken werden für die Stromerzeugung<br />
1.070 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent pro Kilowattstunde<br />
Stromerzeugung verursacht. Diese Biogasanlage vermeidet<br />
gegenüber Braunkohle insgesamt 1.207 Gramm CO 2<br />
-Äquivalent<br />
pro Kilowattstunde erzeugtem Strom.<br />
Hinweis: Für die Biogasanlage hat Ansgar Lasar, Klimabeauftragter<br />
der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, die<br />
Treib hausgasbilanz gerechnet.<br />
Die Gärsubstrate werden per Lkw angeliefert. Obwohl<br />
Mist und Mais offen lagern, ist keine Geruchsentwicklung<br />
mit der Nase wahrzunehmen. Der Mist wird zurzeit<br />
noch mit einem Biomasseschredder zerkleinert, der üblicherweise<br />
für die Kompostproduktion eingesetzt wird.<br />
„Wir werden im Herbst auf einen stationären Zerkleinerer<br />
umsteigen, der uns von dem mobilen Gerät unabhängiger<br />
macht und die Effizienz der Gasausbeute je Tonne<br />
Mist weiter steigert“, blickt Smit voraus. Mit einem<br />
Radlader mit Wiegeeinrichtung werden Mist und Mais in<br />
die drei Vorratsboxen gefüllt. Die Boxen sind innen komplett<br />
mit Kunststoff ausgekleidet, die Schubstangen auf<br />
dem Boden, die das Gärsubstrat zur Förderschnecke<br />
schieben, sind aus V4A-Stahl gefertigt. Die Schubstangen<br />
sind dreireihig angeordnet. Alle Feststoffdosierer<br />
sind mit Deckeln versehen, die sich mithilfe von Hydraulikzylindern<br />
öffnen und schließen lassen. Die Feststoffeinträge<br />
bilden zusammen mit dem Pumpenkeller<br />
und einem 250 Kubikmeter fassenden Güllelager einen<br />
in sich geschlossenen Anlagenteil.<br />
„Wenn alle Feststoffeinträge<br />
gefüllt sind, kann die Anlage<br />
daraus über einen Zeitraum von<br />
gut 26 Stunden gefüttert werden“,<br />
erläutert Betriebsführer<br />
Lars Heermann.<br />
Die Feststoffe aus den Vorratsbehältern<br />
werden per<br />
Schnecke zu den drei Wangen-Biomixpumpen<br />
gefördert.<br />
Darin werden sie mit Rezirkulat aus den Fermentern<br />
angemaischt. Das heißt, dass die acht Fermenter mit<br />
Flüssigfutter versorgt werden. „Wir haben jeweils vier<br />
Fermenter zu einer Futterlinie zusammengeschaltet.<br />
Vier Fermenter bilden so eine Art Kleeblatt. Das eine<br />
Kleeblattsegment wird mehr maisbetont, das andere<br />
mehr mistbetont gefüttert“, beschreibt Heermann die<br />
Systematik. Und Smit ergänzt: „Die Verweilzeit des<br />
Gärsubstrats in der maisbetonten Linie ist doppelt so<br />
hoch wie in der mistbetonten Linie.“<br />
Die Fermenter sind 15 Meter hoch und haben je ein<br />
Volumen von 3.000 Kubikmetern. Sie sind aus emaillierten<br />
Stahlplatten gefertigt, verfügen über ein festes<br />
Dach und haben mittig aufgehängt ein Zentralrührwerk.<br />
Der TS-Gehalt in den Fermentern liegt bei 12<br />
bis 13 Prozent. Der Methangehalt im Rohgas liegt bei<br />
53 bis 54 Prozent. Die Gärtemperatur pendelt um 40<br />
bis 42 Grad Celsius. Die externe Substrataufwärmung<br />
„Wir haben jeweils vier<br />
Fermenter zu einer<br />
Futterlinie zusammengeschaltet“<br />
Lars Heermann<br />
35
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Von links: Lars Heermann, TerraSol Wirtschaftsdünger<br />
GmbH, Nina Mikulski bei<br />
der ODAS für Marketing und Kommunikation<br />
zuständig, Torsten Smit, Geschäftsführer<br />
der ODAS, und Tobias Trockel, TerraSol<br />
Wirtschaftsdünger GmbH.<br />
Links im Bild sind die grünen Hochfermenter zu sehen, von denen es insgesamt acht Stück<br />
auf der Anlage gibt. In dem Gebäude in der Bildmitte sind die Feststoffeinträge sowie der<br />
Pumpenraum untergebracht. Die beiden Klappen der Annahmeboxen sind geöffnet. Die<br />
beiden Gärdüngerlagerbehälter mit den grauen Foliendächern sind rechts im Bild zu sehen.<br />
Vor den Gärdüngerlagern wurden mehrere Fahrsiloboxen errichtet. In der ersten Silozelle wird<br />
separierter Feststoff gelagert. Die drei Separatoren wurden über der linken Betonwand der<br />
ersten Silozelle installiert. In der Silozelle daneben lagern der angelieferte frische sowie der<br />
geschredderte Stallmist.<br />
durch Gärrestwärmetauscher wurde außer<br />
Betrieb genommen. Jetzt wird das Gärsubstrat<br />
über innenliegende Wandheizungen<br />
aufgeheizt. Das Rohgas wird durch die Zugabe<br />
von Eisenhydroxid in die Fermenter<br />
sowie durch einen Aktivkohlefilter vor den<br />
BHKW entschwefelt. Die theoretische Verweilzeit<br />
des Substrates in den Fermentern<br />
beträgt 80 Tage.<br />
Mehr Gasspeichervolumen<br />
durch neue Nachgärer<br />
Anschließend gelangt das Gärsubstrat in die<br />
Nachgärer, wo es weitere 80 Tage ausgast.<br />
Kürzlich wurden zwei neue Nachgärbehälter<br />
aus Beton mit je 10.000 Kubikmeter<br />
Volumen mit Tragluftfoliendach in Betrieb<br />
genommen, weil nicht genug Gasspeicher-,<br />
Lager- und Faulraumvolumen zur Verfügung<br />
stand. „Wir mussten in der Vergangenheit<br />
zu oft Gas abfackeln. Dieser Zustand ist<br />
seitdem vorbei. Wir verfügen nun insgesamt<br />
über ein Gasspeichervolumen von 8.300<br />
Kubikmeter“, berichtet Smit. Das ausgegorene<br />
Substrat wird in zwei ebenfalls gasdicht<br />
abgedeckten Lagerbehältern bis zum<br />
Verlassen der Anlage zwischengespeichert.<br />
Beide Behälter fassen je 2.500 Kubikmeter.<br />
Sie fungierten früher als Nachgärer,<br />
bevor jetzt die neuen Nachgärer in Betrieb<br />
genommen worden sind.<br />
Das ausgegorene Gärsubstrat wird grundsätzlich<br />
mit drei Schneckenseparatoren<br />
behandelt, die einen Teil der festen Bestandteile<br />
dem Substrat entziehen. So fallen<br />
jährlich rund 25.000 Tonnen separierter<br />
Feststoff und etwa 65.000 Tonnen der<br />
flüssigen Phase an. „Teilmengen lagern wir<br />
sowohl auf der Anlage als auch an diversen<br />
externen Standorten. Die abseparierte Flüssigkeit<br />
pumpen wir in bestimmten Mengen<br />
in die acht Fermenter zum Verdünnen des<br />
Gärsubstrates“, erklärt Smit. Der Gärdünger<br />
wird komplett in Ackerbauregionen verbracht,<br />
wie zum Beispiel ins südliche Ruhrgebiet<br />
bis runter ins Rheinland. Und vom<br />
östlichen Ruhrgebiet um Unna bis in die<br />
Soester Börde. Die durchschnittliche Transportentfernung<br />
liegt bei gut 70 Kilometern.<br />
TerraSol gehört zu 84 Prozent der AGRAVIS<br />
und zu 16 Prozent der ODAS. TerraSol wurde<br />
2014 mit der Übernahme der Biogasanlage<br />
aus der Insolvenz gegründet. ODAS<br />
kümmert sich um das Stoffstrommanagement<br />
und die Betriebsführung der Anlage<br />
und AGRAVIS erledigt die verwaltungstechnischen<br />
Dinge. Die Biogasanlage wurde Anfang<br />
2014 gemeinsam aus der Insolvenz<br />
übernommen, weil die AGRAVIS nicht nur<br />
Futtermittel an die landwirtschaftlichen<br />
Betriebe verkaufen will, sondern auch, weil<br />
sie über die Biogasanlage helfen will, die<br />
Nährstoffprobleme im Münsterland zu entschärfen.<br />
Die Anlage an der Gottlieb-Daimler-Straße<br />
kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.<br />
Bereits 2010 begannen die<br />
ersten Bauarbeiten an dem Standort. Die<br />
END-I AG aus Halle errichtete die Biogasanlage<br />
mit einer ursprünglich geplanten<br />
elektrischen Leistung von 6,4 Megawatt<br />
(MW). Die ODAS übernahm bereits im Juni<br />
2013 im Auftrag der END-I AG die Betriebsführung<br />
und das Stoffstrommanagement<br />
der Anlage. Im September des Jahres<br />
begann im ersten von acht Fermentern die<br />
Biogasproduktion, und das erste BHKW mit<br />
700 kW el<br />
konnte mit der Stromeinspeisung<br />
beginnen.<br />
Seit Juni 2014 ist die Gasaufbereitungsanlage,<br />
eine Druckwasserwäsche der Firma<br />
Malmberg, in Betrieb. Sie produziert konstant<br />
700 Normkubikmeter Biomethan pro<br />
Stunde. Das Biomethan wird an die Westnetz<br />
GmbH geliefert, die es ins Erdgasnetz<br />
einspeist. Die Landwärme GmbH vermarktet<br />
das Biomethan.<br />
Im November 2013 meldete die END-I AG<br />
Insolvenz an. Der Insolvenzverwalter wollte<br />
die Anlage schnell veräußern. Am 1. März<br />
2014 hat die TerraSol Wirtschaftsdünger<br />
GmbH die Anlage aus der Insolvenzmasse<br />
ersteigert. „Wir haben dann gemeinsam<br />
mit dem erfahrenen Anlagenplaner und<br />
-hersteller PlanET Biogastechnik GmbH<br />
zügig ein neues Konzept erdacht. Wir haben<br />
zudem die ökonomischen Chancen des<br />
Konzepts bewertet. Unsere damaligen Annahmen<br />
werden heute im Betrieb der Anlage<br />
ziemlich gut erreicht“, freut sich Smit.<br />
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36
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
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praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
G<br />
ü<br />
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everg<br />
ä<br />
rung<br />
Gülle-Biogasanlagen bestechen<br />
durch eine hervorragende Klimabilanz<br />
Deutschland hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele gesteckt. Bis 2050 sollen die nationalen Treibhausgasemissionen<br />
im Vergleich zu 1990 um mindestens 80 Prozent gesenkt werden. Im deutschen Klimaschutzplan<br />
2050 spielt für den Bereich Landwirtschaft die Vergärung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen eine<br />
tragende Rolle. Warum das so ist und wie die Klimabilanz einer Gülle-Biogasanlage aussieht, erfahren Sie in<br />
diesem Beitrag.<br />
Von Ansgar Lasar<br />
Bis zum Erreichen der 80-Prozent-<br />
Minderung bis 2050 ist es noch<br />
ein weiter Weg. Die bisher erreichte<br />
Minderung beträgt 28 Prozent<br />
und ist zu einem erheblichen Teil<br />
auf den Niedergang der ostdeutschen Kohleindustrie<br />
direkt nach der Wiedervereinigung<br />
zurückzuführen. Ein Sondereffekt, der sich<br />
so nicht wiederholen wird. Der wichtigste<br />
Baustein für das Erreichen des deutschen<br />
Klimaziels ist die Abkehr vom Verbrauch<br />
fossiler Energieträger, also der Ausstieg aus<br />
der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur<br />
Energiegewinnung. Die Zukunft gehört den<br />
Erneuerbaren Energien, die möglichst wenig<br />
Treibhausgasemissionen verursachen.<br />
In Deutschland ist hier an erster Stelle die<br />
Energiegewinnung aus Windkraft an Land<br />
und mit Blick in die Zukunft vor allem auf<br />
dem Meer zu nennen. Im Vergleich zur<br />
Windenergie sind die Potenziale für die<br />
Energiegewinnung aus der Vergärung von<br />
Wirtschaftsdüngern gering. Trotzdem spielt<br />
die Wirtschaftsdüngervergärung im Klimaschutzplan<br />
für den Bereich Landwirtschaft<br />
berechtigterweise eine tragende Rolle.<br />
Die deutsche Landwirtschaft soll<br />
die Treibhausgasemissionen bis<br />
2030 um 12 Mio. t senken<br />
Der deutsche Klimaschutzplan weist im<br />
Jahr 2014 für die Landwirtschaft einen<br />
Ausstoß von 72 Millionen (Mio.) Tonnen (t)<br />
CO 2<br />
e aus. Das sind etwa 8 Prozent der von<br />
Deutschland insgesamt verursachten Treibhausgasemissionen.<br />
Laut Klimaschutzplan<br />
soll die Landwirtschaft von 2014 bis 2030<br />
die Treibhausgasemissionen um 12 Mio. t<br />
CO 2<br />
e reduzieren. Dazu werden im Klimaschutzplan<br />
verschiedene Maßnahmen auf-<br />
Kasten 1<br />
Ziele und Maßnahmen für die deutsche Landwirtschaft<br />
laut Klimaschutzplan 2050<br />
Gesetztes Ziel:<br />
Verringerung der Treibhausgasemissionen von 72 Mio. t CO 2<br />
e / Jahr in 2014<br />
auf 60 Mio. t CO 2<br />
e / Jahr bis 2030.<br />
Genannte Maßnahmen mit gesicherter Klimaschutzwirkung:<br />
ffVerringerung der Ammoniakemissionen aus Ställen,<br />
Wirtschaftsdüngerlagerstätten und Düngerausbringung.<br />
ffVerringerung der Stickstoffüberschüsse bei der Düngung.<br />
ffStärkung der Wirtschaftsdüngervergärung.<br />
ffVerringerung des Kraftstoffverbrauchs.<br />
Genannte Maßnahme ohne gesicherte Klimaschutzwirkung:<br />
ffSteigerung des Ökoflächenanteils.<br />
Emissionsarme Ausbringtechnik<br />
verbessert die Düngewirkung,<br />
senkt die Geruchsbelästigung<br />
und führt zu geringeren Treibhausgasemissionen.<br />
Nicht direkt genannte Maßnahme ohne gesicherte Klimaschutzwirkung,<br />
aber für die nationale Zielerreichung unumgänglich:<br />
ffAbstockung der Tierbestände.<br />
38
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Mit Schiebern (siehe Foto rechts)<br />
werden die tierischen Ausscheidungen<br />
in den Querkanal vor dem<br />
Stall geschoben. Von hier wird die<br />
tagesfrische Gülle direkt in den<br />
Fermenter gepumpt. Das minimiert<br />
die Treibhausgasemissionen und<br />
maximiert die Gasausbeute.<br />
Foto oben: Die Abdeckung des<br />
Gärrestlagers (links neben dem Fermenter)<br />
vermeidet Ammoniakemissionen<br />
weitgehend. Zur Vermeidung<br />
von Methanemissionen ist eine<br />
gasdichte Abdeckung erforderlich.<br />
geführt (siehe Kasten 1: Ziele und Maßnahmen<br />
für die deutsche Landwirtschaft laut<br />
Klimaschutzplan 2050).<br />
Durch die Verringerung der Ammoniakemissionen<br />
und der Stickstoffüberschüsse<br />
ist eine gesicherte Treibhausgasminderung<br />
zu erwarten, wenn nicht über das Ziel hinausgeschossen<br />
wird und trotz der Verringerung<br />
eine bedarfsgerechte Düngung sichergestellt<br />
wird. Die verstärkte Vergärung<br />
von Wirtschaftsdüngern ist die sicherste<br />
Maßnahme zur Treibhausgasminderung.<br />
Bei der Lagerung von Wirtschaftsdüngern<br />
werden Methan und Lachgasemissionen<br />
Fotos: Ansgar Lasar<br />
freigesetzt, die mit dem Faktor 25 beim<br />
Methan und 298 beim Lachgas als sogenannte<br />
CO 2<br />
-Äquivalente, abgekürzt CO 2<br />
e,<br />
auf die Treibhausgasemissionen angerechnet<br />
werden.<br />
Durch die gasdichte Lagerung des Wirtschaftsdüngers<br />
in der Biogasanlage werden<br />
diese Emissionen vermieden und das<br />
gewonnene Methan wird für die Energiegewinnung<br />
genutzt. Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern<br />
wirkt sich deshalb zweifach<br />
positiv auf die Klimabilanz aus. Treibhausgasemissionen<br />
aus der Lagerung von Wirtschaftsdüngern<br />
werden vermieden und mit<br />
dem gewonnenen Methan können fossile<br />
Energieträger, wie zum Beispiel Kohle, bei<br />
der Stromerzeugung ersetzt werden.<br />
Die Überführung des anfallenden Wirtschaftsdüngers<br />
in die gasdichte Biogasanlage<br />
möglichst sofort nach dem Ausscheiden<br />
senkt die Treibhausgasemissionen in<br />
der Erzeugung tierischer Produkte um bis<br />
zu 15 Prozent. Damit ist die Vergärung des<br />
Wirtschaftsdüngers die größte und bislang<br />
nur in einem geringen Umfang genutzte<br />
Stellschraube zur Minderung der Treibhausgase<br />
in der Tierhaltung. Laut Treib-<br />
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39
praxis / Titel<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Methan im Biogas ist 25 Mal klimaschädlicher als das bei der Verbrennung<br />
entstehende Kohlendioxid. Deshalb Gasfackel einsetzen (siehe<br />
rotes Oval)!<br />
hausgasberichterstattung wurden in 2015<br />
etwa 17 Prozent des anfallenden Wirtschaftsdüngers<br />
in Biogasanlagen vergoren.<br />
Es besteht durchaus noch Potenzial, diesen<br />
Anteil zu steigern, wenn die wirtschaftlichen<br />
und gesellschaftlichen Rahmenbedingung<br />
es zulassen.<br />
Anreize zur Wirtschaftlichkeit sind über<br />
die Einspeisevergütung möglich. Seitens<br />
der Gesellschaft ist eine Prioritätensetzung<br />
erforderlich. Wenn die Gesellschaft<br />
beispielsweise Weidehaltung fordert, müssen<br />
bei der Wirtschaftsdüngervergärung<br />
Abstriche gemacht und vermeidbare Treibhausgasemissionen<br />
in Kauf genommen<br />
werden. An dem Beispiel wird deutlich,<br />
dass Landwirte Zehnkämpfer sind und<br />
nicht in allen Disziplinen Bestleistungen<br />
erbringen können.<br />
Eine weitere Maßnahme laut Klimaschutzplan<br />
ist die Steigerung des Ökoflächenanteils.<br />
Damit können die nationalen<br />
Treibhausgasemissionen zwar<br />
gesenkt werden. Wenn<br />
die dadurch verringerte<br />
Produktionsmenge ins<br />
Ausland verlagert wird,<br />
ist die Treibhausgasminderung<br />
global betrachtet<br />
fraglich. Alle genannten<br />
Maßnahmen werden in<br />
der Summe nicht ausreichen,<br />
um 12 Mio. t<br />
Treibhausgasemissionen<br />
einzusparen. Das<br />
Ziel ist nur über zusätzliche<br />
Tierbestandsabstockungen<br />
zu erreichen. Bei<br />
einer Produktionsverlagerung<br />
ins Ausland ist das allerdings keine<br />
sinnvolle Lösung für das globale Klimaproblem.<br />
Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern<br />
vermeidet mehr Treibhausgasemissionen,<br />
als sie verursacht<br />
In Abbildung 1 sind die Treibhausgasemissionen<br />
je Kilowattstunde Stromerzeugung<br />
für verschiedene Produktionswege dargestellt.<br />
Der klimaschädlichste Strom wird<br />
in Braunkohlekraftwerken erzeugt. Aber<br />
auch bei der Gewinnung Erneuerbarer<br />
Energien werden Treibhausgasemissionen<br />
verursacht. Sie entstehen zum Beispiel<br />
bei der Herstellung von Photovoltaik- und<br />
Windkraftanlagen. Bei Biogasanlagen auf<br />
Basis nachwachsender Rohstoffe belastet<br />
der Anbau der Energiepflanzen die Klimabilanz<br />
zusätzlich.<br />
Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern ist<br />
ebenfalls nicht frei von Treibhausgasemissionen.<br />
Sie entstehen über die gesamte<br />
Kasten 2: Maßnahmen zur Optimierung der Klimabilanz von Gülle-Biogasanlagen<br />
Was?<br />
Gülle möglichst nach dem Ausscheiden in die Biogasanlage<br />
überführen.<br />
Überprüfung der Anlage auf Gasdichtheit und Wartung<br />
des BHKW.<br />
Ausreichend Gaspuffer für unerwartet hohen Gasertrag<br />
und BHKW-Ausfallzeiten vorhalten.<br />
Überschüssiges Gas nur über Gasfackel abbrennen.<br />
Gasdichte Gärrestlagerung.<br />
Nutzung anfallender Wärme für Haus und / oder Hof.<br />
Ausreichend Gärrestlagerraum vorhalten und emissionsarme<br />
Ausbringungstechnik einsetzen.<br />
Warum?<br />
Vermeidet Treibhausgasemissionen bei der Güllelagerung<br />
und verbessert die Gasausbeute.<br />
Verringert die Gasverluste und steigert den Stromertrag.<br />
Vermeidet Treibhausgasemissionen und spart Ressourcen ein.<br />
Methan im Biogas ist 25 Mal klimaschädlicher als bei der<br />
Verbrennung entstehendes Kohlendioxid.<br />
Vermeidet Treibhausgasemissionen aus dem Gärrestlager<br />
und ermöglicht die Restgasnutzung.<br />
Vermeidet Treibhausgasemissionen und Kosten beim<br />
Verbrauch von zum Beispiel Erdgas oder Heizöl.<br />
Bedarfsgerechte Düngung senkt Düngungskosten und<br />
Treibhausgasemissionen.<br />
Produktionskette im Vorlager, Fermenter,<br />
BHKW, Gärrestlager und durch zusätzliche<br />
Transporte. Der einzigartige Vorteil<br />
der Wirtschaftsdüngervergärung besteht<br />
in der Treibhausgasvermeidung während<br />
der Wirtschaftsdüngerlagerung. Bei der<br />
Wirtschaftsdüngerlagerung werden mehr<br />
Treibhausgasemissionen vermieden, als in<br />
der Biogasanlage entstehen.<br />
In Abbildung 2 ist die Treibhausgasminderung<br />
je Tonne Trockenmasse verschiedener<br />
Wirtschaftsdünger dargestellt. Besonders<br />
hohe Einsparungen werden bei Wirtschaftsdüngern<br />
von Schweinen und Rindern erzielt.<br />
Ob die Gülle unter dem Spaltenboden<br />
oder in einem offenen Behälter (mit oder<br />
ohne Abdeckung) gelagert wird, macht bei<br />
den aufsummierten Treibhausgasemissionen<br />
aus Lachgas und Methan keinen großen<br />
Unterschied. Generell gilt, je schneller<br />
der ausgeschiedene Wirtschaftsdünger aus<br />
dem Stall in die gasdichte Biogasanlage<br />
gelangt, desto größer ist die Treibhausgasvermeidung.<br />
Außerdem bringt der frische<br />
Wirtschaftsdünger einen höheren Gasertrag.<br />
Voraussetzung ist allerdings, dass er<br />
nicht mit „Hemmstoffen“ wie Antibiotika<br />
oder Desinfektionsmittel belastet ist, die<br />
die Bakterien bei der Methanbildung behindern.<br />
Für die in dieser Ausgabe vorgestellten Biogasanlagen<br />
hat die Landwirtschaftskammer<br />
die Klimabilanzen berechnet. Das dafür<br />
von der Landwirtschaftskammer entwickelte<br />
Programm basiert auf dem bundesweit<br />
abgestimmten Berechnungsstandard für<br />
einzelbetriebliche Klimabilanzen in der<br />
Landwirtschaft, dem sogenannten BEK<br />
(Näheres siehe im Internet unter „KTBL-<br />
BEK“). Dort sind alle für die Berechnungen<br />
verwendeten Grundlagen, wie zum Beispiel<br />
die Emissionsfaktoren, Emissionsquellen<br />
und Allokationsverfahren, dokumentiert<br />
und öffentlich zugänglich.<br />
In dem Programm sind die Datenerfassung<br />
und die Auswertungen auf einem<br />
Bildschirm beziehungsweise Ausdruck zu<br />
sehen. Die für die Klimabilanzierung notwendigen<br />
Daten liegen den Betrieben in der<br />
Regel vor. Darauf ist bei der Konzeption des<br />
Programms besonderer Wert gelegt worden.<br />
Mit einem guten Dutzend betriebsindividueller<br />
Daten lassen sich bereits aussagekräftige<br />
Klimabilanzen berechnen, die alle<br />
wichtigen Stellschrauben berücksichtigen.<br />
Die Datenerfassung dauert in der Regel<br />
nicht länger als eine Stunde. Danach kann<br />
40
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis / Titel<br />
Abbildung 1: Treibhausgasemissionen der Stromerzeugung in g CO 2<br />
e je kWh el<br />
1070<br />
919<br />
430<br />
Quelle: Daten für Braunkohle, Steinkohle, Erdgas, Windkraft und Photovoltaik aus Emissionsbilanz<br />
erneuerbarer Energien 2014, Umweltbundesamt. Energiepflanzenbiogas und Güllebiogas eigene<br />
Berechnungen nach BEK. Bei Güllebiogas unter Berücksichtigung der vermiedenen Treibhausgas -<br />
emissionen bei der Güllelagerung.<br />
300<br />
Braunkohle Steinkohle Erdgas Energiepflanzenbiogas<br />
Abbildung 2: Vermiedene Treibhausgasemissionen bei der<br />
Wirtschaftsdüngerlagerung durch Überführung in die Biogasanlage<br />
950 1000<br />
480<br />
Schweinegülle Schweinemist Rindergülle Rindermist Geflügelmist<br />
585<br />
55<br />
10<br />
Photovoltaik Windkraft Güllebiogas<br />
-100<br />
100<br />
Verbesserungen der Klimabilanz<br />
und der Wirtschaftlichkeit passen<br />
zusammen<br />
Wichtige Maßnahmen, die zu einer besseren<br />
Klimabilanz führen, sind im Kasten 2<br />
zusammengefasst. Die Maßnahmen zielen<br />
darauf ab, Gasverluste zu reduzieren<br />
und die Stromausbeute zu erhöhen. Allein<br />
schon aus Wirtschaftlichkeitsgründen sind<br />
viele Maßnahmen deshalb lukrativ für Biogasanlagenbetreiber.<br />
Die Verbesserung der<br />
Wirtschaftlichkeit steht bei den Maßnahmen<br />
im Einklang mit einer Verbesserung<br />
der Klimabilanz. Ein Zusammenhang, der<br />
von der Landwirtschaft bisher nur wenig<br />
öffentlichkeitswirksam genutzt wird. Die<br />
Klimabilanz hat folglich einen dreifachen<br />
Nutzen für die Anlagenbetreiber.<br />
1. Sie zeigt auf, wie die Klimabilanz<br />
aussieht und wie sie verbessert werden<br />
kann.<br />
2. Sie gibt Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit<br />
von Klimaschutzmaßnahmen.<br />
3. Sie kann der Öffentlichkeit die Klimaschutzleistungen<br />
aufzeigen.<br />
Die Landwirtschaftskammer ist jetzt in<br />
der Lage, mit einem für die Betriebe überschaubaren<br />
Aufwand diese aussagekräftigen<br />
Klimabilanzen zu erstellen.<br />
t CO 2<br />
e Vermeidung je t Trockenmasse, wenn der Wirtschaftsdünger innerhalb<br />
eines Monats nach dem Ausscheiden in Biogasanlage gelangt.<br />
mit dem Programm „gespielt“ werden. Bei<br />
Änderung der Betriebsdaten im Zieljahr<br />
weist das Programm sofort die Auswirkungen<br />
auf die Klimabilanz und die Wirtschaftlichkeit<br />
aus. So kann sehr schnell ermittelt<br />
werden, wie es sich beispielsweise auswirkt,<br />
die Gülle ganz frisch in die Biogasanlage<br />
zu bringen, das Gärrestlager gasdicht<br />
zu machen oder anfallende Wärme für das<br />
Wohnhaus zu nutzen. Auf dieser Grundlage<br />
kann ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess<br />
angestoßen werden.<br />
Autor<br />
Ansgar Lasar<br />
Klimabeauftragter<br />
Landwirtschaftskammer Niedersachen<br />
Mars-la-Tour Straße 1 – 13<br />
26121 Oldenburg<br />
Tel. 04 41/801-208<br />
E.Mail: ansgar.lasar@lwk-niedersachsen.de<br />
www.lwk-niedersachsen.de<br />
41
Praxis<br />
Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />
Treibhausgas-Berechnungsmethodik<br />
Neuerungen ab 2021 geplant<br />
Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für die künftige Energiepolitik am<br />
30. November 2016 veröffentlicht: In diesem Rahmen wird auch endlich die<br />
Methodik für die THG-Berechnung für Biogas so angepasst, wie schon jahrelang<br />
vom Fachverband Biogas gefordert, sodass vor allem Biogas aus Gülle künftig<br />
eine sehr gute Treibhausgas bilanz vorweisen kann.<br />
Von Julia Münch<br />
Durch die Vergärung<br />
von Gülle in Biogasanlagen<br />
können enorme<br />
Treibhausgas-Emissionen<br />
vermieden werden,<br />
was der Reduktion<br />
klimarelevanter Gase<br />
innerhalb der Landwirtschaft<br />
zugutekommt.<br />
Drei wichtige Neuerungen gibt es, sollten die<br />
bisher in der Neufassung der Erneuerbaren-<br />
Energien-Richtlinie für 2021 enthaltenen<br />
Neuerungen tatsächlich so verabschiedet<br />
werden: Zum einen wird es eine Gutschrift<br />
für die vermiedenen Gülleemissionen geben, die ohne<br />
eine Nutzung der Gülle als Biogassubstrat bei der offenen<br />
Lagerung auftreten. Da Methan 25-fach klimarelevanter<br />
ist als CO 2<br />
, fällt diese Gutschrift sehr hoch aus.<br />
Im günstigsten Fall (100 Prozent Güllevergärung, Nachverbrennung,<br />
abgedecktes Gärrestlager) sind so Treibhausgaseinsparungen<br />
von bis zu 200 Prozent möglich.<br />
Foto: Andreas Dittmer<br />
Zum anderen wird künftig der ausgebrachte Gärrest so<br />
angerechnet, dass dadurch die Menge an einzusetzendem<br />
Mineraldünger, zum Beispiel beim Maisanbau,<br />
reduziert wird. Auch dadurch kommt es zu leicht positiven<br />
Effekten in der Bilanz. Zum dritten ist es künftig<br />
erlaubt, verschiedene Substrate zu mischen. Es muss<br />
also nicht mehr für jedes Substrat eine eigene THG-<br />
Bilanz erstellt werden. Dadurch kommt der Güllegutschrift<br />
auch eine besondere Bedeutung zu, denn durch<br />
den Einsatz von Gülle in Kombination mit Anbaubiomasse<br />
können so künftig sehr hohe Einsparungen erzielt<br />
werden.<br />
Der Fachverband Biogas ist erfreut, dass es in Zusammenarbeit<br />
mit dem europäischen Biogasverband EBA<br />
gelungen ist, diese wichtigen Verbesserungen in der<br />
neuen Richtlinie ab 2021 zu verankern. Insbesondere,<br />
da der neue Richtlinienentwurf auch vorsieht, die<br />
Nachhaltigkeitskriterien und Treibhausgas-Berechnungen<br />
ab 2021 auf die gesamte Biomasse auszuweiten,<br />
unabhängig von der Verwendung der Produkte zur<br />
Strom-, Wärme-, Kälte- oder Treibstofferzeugung.<br />
Darüber hinaus werden auch die Anforderungen höher:<br />
So muss Biomethan als Kraftstoff künftig 70 Prozent<br />
an Treibhausgasen gegenüber fossilen Kraftstoffen,<br />
Biogas zur Erzeugung von Strom und Wärme dagegen<br />
80 Prozent, ab 2026 sogar 85 Prozent gegenüber fossilem<br />
Strom und Wärme einsparen, um als nachhaltig<br />
zu gelten und anrechenbar zu sein auf das gesamte<br />
Erneuerbare-Energien-Ziel. Der Fachverband Biogas<br />
setzt sich für eine Reduktion und Vereinheitlichung<br />
dieses Wertes ein.<br />
Nicht enthalten ist bislang die Aufnahme von mehreren<br />
Standardwerten, die eine Berechnung erleichtern<br />
sollen. Mit Standardwerten für Maissilage, Gülle und<br />
Bioabfall gibt es nun zwar immerhin drei Werte, die<br />
jeder nutzen kann, der nicht den gesamten Lebensweg<br />
selber berechnen will oder kann, es fehlen aber weiterhin<br />
Werte für Festmist, Grassilage, Ganzpflanzensilage,<br />
Zuckerrübensilage und andere Substrate.<br />
Der Fachverband Biogas will erreichen, dass es zumindest<br />
Teilstandardwerte für den Anbau der verschiedenen<br />
Anbaubiomassen geben wird. Ebenfalls ungelöst<br />
ist die Anrechenbarkeit von Zwischenfrüchten und von<br />
Pflanzen, die zwar geringere Hektarerträge aufweisen,<br />
dafür aber die Biodiversität erhöhen, aber dennoch geringe<br />
THG-Einsparungen zeigen. Auch hier arbeitet der<br />
Fachverband Biogas in enger Zusammenarbeit mit der<br />
EBA an einer Verbesserung.<br />
Positiv ist aber, dass eine zentrale Verbesserung, die Erteilung<br />
der Gutschrift für Gülle, nun endlich umgesetzt<br />
ist, sodass der Beitrag der Güllevergärung zu einer positiven<br />
Klimabilanz endlich europaweit anerkannt ist.<br />
Autorin<br />
Julia Münch<br />
Fachreferentin<br />
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42
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43
Praxis<br />
Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />
Klimaschutz durch Güllevergärung<br />
Es erinnert mich ein bisschen an das<br />
Märchen vom Rumpelstilzchen.<br />
Bei den Gebrüdern Grimm hat<br />
der kleine jähzornige Wicht aus<br />
Stroh Gold gesponnen; und in<br />
der Biogasanlage wird quasi aus Exkrementen<br />
Energie gemacht. Das, was die<br />
Schweine und Kühe jeden Tag ihrem ganz<br />
natürlichen Bedürfnis folgend fallen lassen,<br />
wird von den fleißigen Bakterien im Fermenter<br />
zu Biogas umgewandelt und schließlich<br />
im Blockheizkraftwerk zu Strom und Wärme<br />
generiert.<br />
Ein Produkt, das eh da ist, das eh entsorgt werden muss, ist<br />
die Basis für unsere grüne Energie. Und was noch viel toller<br />
ist: Damit ersparen wir der Atmosphäre zusätzlich noch Unmengen<br />
schädlicher Klimagase. Denn ohne den Weg durch<br />
die Biogasanlage entweicht das bei der natürlichen Vergärung<br />
von Gülle entstehende Methan einfach so in die<br />
Luft. Leider ist das in vielen Güllelagern an der<br />
Tagesordnung.<br />
Methan ist 25-mal so klimaschädlich wie<br />
CO 2<br />
. 7 Millionen Tonnen CO 2<br />
-Äquivalente<br />
entstehen in den Güllebehältern jedes<br />
Jahr. Da können und müssen wir ansetzen!<br />
Ich frage mich, warum nicht alle Vieh<br />
haltenden Betriebe eine Biogasanlage betreiben.<br />
Am besten sollte man das zur Pflicht<br />
machen – und die Landwirte natürlich für ihre<br />
Klimaschutzaktivitäten finanziell unterstützen. Da ist<br />
noch so viel Potenzial, das wir auf dem Weg in eine klimaneutrale<br />
Zukunft dringend nutzen müssen! Biogasanlagen bieten<br />
eine großartige Chance. Pack‘ ma’s an!<br />
Drehtage mit dem Hackl Schorsch<br />
Es war wieder so weit: der Olympiasieger<br />
und Weltmeister Georg<br />
Hackl hat sich erneut für Biogas<br />
vor die Kamera gestellt. Am 31.<br />
Mai und 1. Juni haben wir mit<br />
ihm zwei Youtube- und fünf Facebook-Filme<br />
gedreht.<br />
Los ging es in Rosenheim, wo der Hackl den<br />
Mehrwert von Biogasanlagen für die Menschen<br />
vor Ort hinterfragt hat. In Gesprächen<br />
mit einem Vertreter der Stadtwerke, dem<br />
Nachbarn einer Biogasanlage sowie einer<br />
Herstellerfirma hat sich unser prominenter<br />
Fürsprecher die vielen Vorteile von Biogas<br />
für die regionale Wertschöpfung erklären<br />
lassen.<br />
Am zweiten Tag waren wir in<br />
Hirschau für einen Film zum<br />
Thema Klimaschutz – in Bezug<br />
auf Hackls Passion, das<br />
Rodeln bzw. den Wintersport<br />
im Allgemeinen. Klimaschutz<br />
als Winterschutz –<br />
wie es funktionieren kann<br />
und dort in der Oberpfalz<br />
auch bereits funktioniert.<br />
Darüber hinaus sind auch<br />
noch fünf Kurzfilme für Facebook<br />
entstanden, in denen<br />
der Schorsch einfach<br />
und anschaulich die Funktionsweise<br />
einer Biogasanlage<br />
erklärt – von der Substratzufuhr<br />
bis zur Ausbringung der<br />
Gärprodukte. Wie schon in den Jahren zuvor<br />
waren es intensive, aber vor allem auch<br />
lustige Tage mit der Rodellegende, der wie<br />
immer unprätentiös und sympathisch aufgetreten<br />
ist.<br />
Ab Juli wird der erste Film online sein. Wir<br />
werden darüber informieren.<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
44
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
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45
Praxis<br />
Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />
Betreiber müssen sich zur Energieund<br />
Stromsteuer informieren!<br />
Biogasanlagenbetreiber haben immer mehr mit einer Flut an Bürokratie zu kämpfen. Hier ist etwas zu<br />
dokumentieren und da ein Formular auszufüllen. Der Bereich der Energie- und Stromsteuern bildet hier keine<br />
Ausnahme. Zum einen gibt es Formulare, die Betreiber ausfüllen müssen, um nicht Geld zu verlieren. Zum<br />
anderen gibt es auch Formulare, bei denen es sich lohnt, sie freiwillig auszufüllen, da hier Geld gespart werden<br />
kann.<br />
Von Dr. Stefan Rauh<br />
Basis der Vorgaben sind das Energiesteuergesetz<br />
(EnergieStG)<br />
und das Stromsteuergesetz<br />
(StromStG). Schon die Namen<br />
der Gesetze lassen erahnen,<br />
dass sie Bedeutung für die Biogasbranche<br />
haben, schließlich wird in Biogasanlagen<br />
Energie in Form von Strom erzeugt.<br />
Biogas darf steuerfrei<br />
genutzt werden<br />
Das Energiesteuergesetz regelt die Besteuerung<br />
von Energieträgern mit Ausnahme<br />
von Strom. Demzufolge ist das<br />
Gesetz auch für Biogas anzuwenden.<br />
Positiv ist hierbei, dass die Nutzung von<br />
Biogas zum Verheizen oder zum Einsatz<br />
in sogenannten begünstigten Anlagen –<br />
dazu zählen Blockheizkraftwerke (BHKW) –<br />
steuerbefreit möglich ist. Die klassische<br />
Biogasverwendung in einem BHKW ist also<br />
steuerbefreit. Dies ist nicht der Fall, wenn<br />
das Biogas mit anderen Energieträgern vermischt<br />
wird. Wird zu Biomethan aufbereitetes<br />
Biogas ins Erdgasnetz eingespeist und<br />
soll dieses anschließend in einem BHKW<br />
verstromt werden, gilt die pauschale Befreiung<br />
nicht mehr.<br />
Sonderregelung für Biomethan<br />
Biomethan wird im Zusammenhang mit<br />
dem EnergieStG wie fossiles Erdgas behandelt.<br />
Mit der Entnahme von Biomethan aus<br />
dem Erdgasnetz ist eine Steuer zu entrichten.<br />
Soll das Biomethan verheizt oder in einem<br />
BHKW eingesetzt werden, beträgt diese<br />
5,50 Euro je Megawattstunde (€/MWh).<br />
Bei einem Einsatz als Kraftstoff beträgt der<br />
Steuersatz 13,90 €/MWh. Für Biomethan<br />
sind jedoch Möglichkeiten einer nachträglichen<br />
Steuerentlastung vorgesehen. Allerdings<br />
muss hier zwischen einer Nutzung<br />
in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), einer<br />
Nutzung als Kraftstoff und einer Nutzung<br />
zur reinen Erzeugung von Wärme (Therme)<br />
differenziert werden. Bei einer Nutzung im<br />
BHKW sind mehrere Entlastungsmöglichkeiten<br />
gegeben. So können sich Stromerzeugungsanlagen<br />
mit einer Leistung von<br />
mehr als 2 Megawatt vollständig entlasten<br />
lassen (Entlastung nach § 53 EnergieStG).<br />
Im kleineren und damit branchenüblicheren<br />
Leistungsbereich sind ebenfalls Vergünstigungen<br />
für KWK-Anlagen vorgesehen.<br />
Je nachdem, welche Anforderungen<br />
(Nachweis der Hocheffizienz, nicht abgeschriebene<br />
Anlage, Nutzungsgrad von 70<br />
Prozent) erfüllt werden, sind verschiedene<br />
Abstufungen von vollständiger und teilweiser<br />
Entlastung möglich (Entlastung nach §<br />
53a, §53b oder §54 EnergieStG).<br />
Biomethan als Kraftstoff war bis Ende 2015<br />
vollständig steuerentlastet (§ 50 EnergieStG).<br />
Aktuell erfolgt die Förderung der<br />
Abgabe von Biokraftstoffen ausschließlich<br />
über die Anrechnung auf die Treibhausgasminderungsquote.<br />
Diese ist im Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetz geregelt. Für den<br />
Einsatz von Biomethan in der Therme ist aktuell<br />
keine nachträgliche Entlastungsmöglichkeit<br />
im Gesetz vorgesehen. Allerdings<br />
kann, wie beim Einsatz in einem BHKW, das<br />
Biomethan mit dem ermäßigten Steuersatz<br />
von 5,50 €/MWh bezogen werden.<br />
Biogasanlagen sollten<br />
nachträgliche Entlastung des<br />
Zündöls prüfen<br />
Beim Einsatz von Zündöl (zum Beispiel<br />
Heizöl oder Biodiesel) in einem BHKW kann<br />
ebenfalls eine nachträgliche Steuerentlastung<br />
geltend gemacht werden. Infrage kommen<br />
hier die gleichen Vergünstigungen der<br />
§§ 53, 53a, 53b und 54 EnergieStG wie bei<br />
Biomethan. Voraussetzung für eine Steuerentlastung<br />
nach den genannten Paragrafen<br />
ist die Vorversteuerung des Heizöls oder<br />
Biodiesels zum Steuertarif nach § 2 Absatz<br />
3 EnergieStG („Verheizen“-Steuersatz).<br />
Das eingesetzte Zündöl muss als Heizstoff<br />
und darf nicht als Kraftstoff deklariert sein.<br />
Entscheidendes Hindernis für eine Entlastung<br />
ist bei Anlagen mit einer Leistung von<br />
weniger als 2 MW häufig die Einhaltung<br />
eines Nutzungsgrades von 70 Prozent, da<br />
keine ausreichende Wärmenutzung gegeben<br />
ist. Biogasanlagenbetreiber müssen<br />
ebenso prüfen, ob sich die Nachweisführung<br />
für die jeweiligen Entlastungstatbestände<br />
finanziell lohnt.<br />
Alle Biogasanlagen von neuen<br />
Mitteilungspflichten betroffen!<br />
Die Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />
Union sind ab 1. Juli 2016 zur Veröffentlichung<br />
umfassender Informationen<br />
zur Gewährung von staatlichen Beihilfen<br />
verpflichtet. Viele Steuerbegünstigungen<br />
(Steuerbefreiungen, Steuermäßigungen<br />
und Steuerentlastungen) sind als staatliche<br />
Beihilfen anzusehen. Dazu zählen auch<br />
die gerade genannten Begünstigungen im<br />
Energiesteuerrecht. Aus diesem Grund sind<br />
künftig immer zum 30. Juni eines Jahres<br />
(erstmals zwingend bis zum 30. Juni <strong>2017</strong>)<br />
Mitteilungen über die im vorangegangenen<br />
Kalenderjahr in Anspruch genommenen<br />
Steuerbegünstigungen abzugeben.<br />
Letztendlich müssen alle Biogasanlagenbetreiber<br />
neben den Antragsunterlagen<br />
46
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Praxis<br />
mindestens ein neues Mitteilungsformular<br />
(1461, 1462 oder 1463) abgeben, da<br />
immer mindestens eine beihilferechtlich<br />
relevante Begünstigung genutzt wird. Dazu<br />
zählt beispielsweise die steuerfreie Nutzung<br />
von Biogas im BHKW. Die entsprechenden<br />
Formulare können von der Homepage<br />
des Zoll www.zoll.de heruntergeladen<br />
werden.<br />
Zur Erfüllung der neuen beihilferechtlichen<br />
Mitteilungspflichten hat die Zollverwaltung<br />
am 1. Mai <strong>2017</strong> zusätzlich ein Erfassungsportal<br />
in Betrieb genommen (https://enstransv.zoll.de/).<br />
EEG <strong>2017</strong> bringt neue<br />
Herausforderung<br />
bei der Stromsteuer<br />
Biogasanlagen erzeugen Strom. Die Stromsteuer<br />
ist aber nicht wegen der Erzeugung<br />
von großer Bedeutung für die Biogasbranche,<br />
sondern erst dadurch, dass im Zusammenhang<br />
mit Biogasanlagen Strom<br />
verbraucht wird. In Deutschland ist erst<br />
beim Verbrauch von Strom die Stromsteuer<br />
zu entrichten. Der Regelsteuersatz beträgt<br />
dabei 20,50 €/MWh (2,05 ct/kWh). Die<br />
Steuer entsteht in der Regel bei der Entnahme<br />
des Stroms aus dem Versorgungsnetz.<br />
Steuerschuldner ist dann das Energieversorgungsunternehmen<br />
(EVU), das die<br />
Stromsteuer über den Strompreis an den<br />
Verbraucher weitergibt.<br />
Sonderregelungen gibt es beispielsweise<br />
für den selbstverbrauchten Strom. Biogasanlagen<br />
können im Rahmen des Stromsteuergesetzes<br />
Strom entweder steuerbefreit<br />
beziehen oder sich nachträglich (teilweise)<br />
entlasten lassen. Entscheidend für mögliche<br />
Steuerbegünstigungen ist die Form<br />
der Einspeisung. Biogasanlagenbetreiber<br />
sollten in jedem Fall prüfen, welche Möglichkeiten<br />
bestehen. Die Prüfung möglicher<br />
Begünstigungen ist insbesondere wegen<br />
der neuen Regelungen im EEG <strong>2017</strong> wichtig,<br />
die zu einer „Verrechnung“ der Steuerbefreiung<br />
mit der EEG-Vergütung führen.<br />
Exkurs: Wie speist meine<br />
Biogasanlage Strom ein?<br />
Oftmals ist nicht klar, welche Einspeisevariante<br />
am Betrieb vorliegt. Im Folgenden<br />
sollen typische Fälle beleuchtet werden:<br />
Der „Überschusseinspeiser“ bekommt nur<br />
einen Teil des Stroms über das EEG vergütet,<br />
da er den Eigenverbrauch vor der Messung<br />
für die EEG-Vergütung abzweigt.<br />
Der „klassische Volleinspeiser“ speist hingegen<br />
den kompletten Strom ins Netz ein<br />
und bezieht den benötigten Strom über<br />
eine zweite Leitung wieder aus dem Netz.<br />
Ein „kaufmännisch-bilanzieller (fiktiver)<br />
Volleinspeiser“ macht, wie der „klassische<br />
Volleinspeiser“, für den gesamten erzeugten<br />
Strom die EEG-Vergütung geltend. Dazu<br />
wird die Stromenge bilanziell (rechnerisch)<br />
zu 100 Prozent an den Netzbetreiber veräußert.<br />
Da die Anlage nur einen Netzverknüpfungspunkt<br />
hat, fließt tatsächlich ein Teil<br />
des Stroms (zum Beispiel 10 Prozent) von<br />
der Erzeugungsanlage direkt zu den Verbrauchsstellen<br />
(zum Beispiel Rührwerke)<br />
und wird damit nicht ins Versorgungsnetz<br />
eingespeist.<br />
Dieser Strom ist physikalisch EE-Strom und<br />
damit steuerbefreit. Diese Menge muss der<br />
Betreiber bilanziell (rechnerisch) vom EVU<br />
zurückkaufen (sogenannter Ersatzstrom),<br />
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47
Praxis<br />
Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />
obwohl eigentlich physikalisch kein Strom vom EVU<br />
bezogen wurde. Die Ermittlung der Menge des vergütungsfähigen<br />
Stroms erfolgt damit rein rechnerisch,<br />
sprich kaufmännisch-bilanziell. In der Regel sind alle<br />
Anlagen, die über einen Verknüpfungspunkt einspeisen<br />
und nicht Überschusseinpeiser sind, kaufmännischbilanzielle<br />
(fiktive) Volleinspeiser.<br />
Welche Begünstigungen sind möglich?<br />
Überschusseinspeiser können den Strom wie bisher<br />
steuerbefreit für den Eigenverbrauch nutzen, ohne<br />
in Konflikt mit dem EEG zu geraten. Klassische Volleinspeiser<br />
können eine Steuerbefreiung für den<br />
Kraftwerkseigenverbrauch geltend machen. Interessanter<br />
ist jedoch eine Entlastung nach § 9b und § 10<br />
StromStG. Beides ist freiwillig, spart unter Umständen<br />
eine schöne Summe bei Zukaufstrom und hat ebenso<br />
keine Konsequenzen für die EEG-Vergütung. Eine<br />
190-kW-Anlage kann eine Erstattung von etwa 1.000<br />
Euro erreichen, bei einer 500-kW-Anlage können es bis<br />
zu 4.000 Euro sein. Allerdings sind in diesen Fällen<br />
Mitteilungspflichten zu erfüllen, da die Entlastungen<br />
nach § 9b und § 10 StromStG als Beihilfe gelten.<br />
Beim kaufmännisch-bilanziellen (fiktiven) Volleinspeiser<br />
ist die Sachlage komplexer und muss im Einzelfall<br />
abgeklärt werden. Je nachdem, wie die Eigentumsverhältnisse<br />
bei den Stromabnehmern sind, kann hier eine<br />
Steuerbefreiung für Strom aus erneuerbaren Energieträgern<br />
(§ 9 Absatz 1 Nr. 1 StromStG) möglich<br />
sein. Ist der Befreiungstatbestand gegeben,<br />
muss dieser angewandt werden. Die Folge<br />
ist gleichzeitig die „Verrechnung“<br />
der Befreiung über das EEG, bei der<br />
die EEG-Vergütung genau um die<br />
Befreiung (2,05 ct/kWh) gekürzt<br />
wird, um eine Doppelförderung<br />
auszuschließen. Die Befreiung ist<br />
entsprechend dem Netzbetreiber<br />
mitzuteilen. Hier ist insbesondere<br />
zu beachten, dass seit dem 1. April<br />
<strong>2017</strong> eine neue Rechtslage bei der<br />
Frage, ob die Anlage befreit ist oder<br />
nicht, gilt. Um die Sachlage noch<br />
einmal zu verkomplizieren, hat die<br />
Generalzolldirektion am 11. Mai <strong>2017</strong><br />
in einem Schreiben verlautbart, dass Betreiber<br />
wohl doch die Möglichkeit hätten, von<br />
der Stromsteuerbefreiung nach § 9 Absatz 1 Nr.<br />
1 zurückzutreten.<br />
Ist die Befreiung nicht gegeben, ist, wie beim klassischen<br />
Volleinspeiser, eine Möglichkeit der Entlastung<br />
gegeben, die nicht zu einer Verrechnung mit dem EEG<br />
führt.<br />
Gerade beim kaufmännisch-bilanziellen Einspeiser ist<br />
die Sachlage oft undurchsichtig, so dass sich Betreiber<br />
am besten auch an einen Juristen, einen Steuerberater<br />
oder direkt an die Generalzolldirektion wenden.<br />
Fazit: Die Regelungen aus dem Energie- und Stromsteuerrecht<br />
sind vielschichtig und schwer verständlich.<br />
Da Unwissenheit nicht vor Strafe schützt, sollten<br />
Biogasanlagenbetreiber sich intensiv mit der Thematik<br />
auseinandersetzen, um keine Pflichtverletzung zu begehen<br />
oder – wie im Falle der Stromsteuerbefreiung<br />
beim kaufmännisch-bilanziellen Einspeiser – keinen<br />
Ärger mit der EEG-Vergütung zu riskieren.<br />
Aufgrund der Komplexität der Regelungen hat der<br />
Fachverband Biogas e.V. zwei Arbeitshilfen erstellt:<br />
ffArbeitshilfe A-013 „Anwendung des Stromsteuergesetzes<br />
(StromStG) bei Biogasanlagen“.<br />
ffArbeitshilfe A-014 „Die Nutzung von Biogas und<br />
Biomethan im Kontext des Energiesteuergesetzes<br />
(EnergieStG)“.<br />
Darin können Mitglieder die hier nur kurz dargestellten<br />
Zusammenhänge ausführlich nachlesen. Die Arbeitshilfen<br />
enthalten:<br />
ffÜbersichten zu biogasrelevanten Regelungen.<br />
ffBeispiele aus der Praxis.<br />
ffFormularübersichten.<br />
ffAusfüllhinweise zu wichtigen Formularen.<br />
ffExkurs zur Agrardieselerstattung.<br />
ffHinweise zur Ermittlung der Hocheffizienz.<br />
Autor<br />
Dr. Stefan Rauh<br />
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48
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
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49
Praxis Biogasanlage der<br />
Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />
AVA Abfallverwertung<br />
Augsburg GmbH. Im<br />
Bild ist der Gasspeicher<br />
auf dem Fermenter zu<br />
sehen. Die Anlage ist<br />
vom österreichischen<br />
Hersteller Thöni.<br />
CO 2 - Abscheidung und Nutzung –<br />
Klimarelevantes Zusatzprodukt<br />
Foto: AVA Augsburg<br />
Die Verwertung von CO 2<br />
aus Biomethananlagen ist im Kommen – bisher aber vor allem in Großbritannien<br />
und den Niederlanden. Jetzt gibt es einen eigenen europäischen Industriegas-Standard für CO 2<br />
aus Biogas.<br />
Pentair Haffmans liefert ein Kryogensystem zur CO 2<br />
-Verflüssigung, das zudem den Methanschlupf unterbindet.<br />
Auf der Abfallvergärungsanlage der AVA Augsburg ist diese Technik seit drei Jahren im Einsatz.<br />
Von Christian Dany<br />
Ein zusätzliches Produkt haben,<br />
das lukrativ vermarktet werden<br />
kann – das wünschen sich zurzeit<br />
viele Biogasanlagenbetreiber.<br />
Die AVA Abfallverwertung<br />
Augsburg GmbH mit ihrer Vergärungs- und<br />
Biogasaufbereitungsanlage hat so ein<br />
Produkt: Kohlenstoffdioxid. Die Aufbereitungsanlage<br />
in Augsburg verflüssigt das<br />
CO 2<br />
mit einem Kryogensystem (Kältetechnik)<br />
von Pentair Haffmans, sodass es in Reinform<br />
vorliegt und als vielfältiger Rohstoff<br />
genutzt werden kann.<br />
„Wir haben etwa 5.000 bis 6.000 Tonnen<br />
CO 2<br />
im Jahr“, erzählt Wolfgang Veszely,<br />
Leiter technische Dienste und Projektleiter<br />
der Biogasanlage der AVA. Und er fügt<br />
hinzu: „Mit dieser Angebotsmenge sind wir<br />
an die großen CO 2<br />
-Händler herangetreten.<br />
Die zeigten zwar anfangs Interesse. Bislang<br />
ist ein Geschäftsabschluss aber daran gescheitert,<br />
dass die Mengen zu gering sind.“<br />
Das CO 2<br />
muss in Drucktanks gelagert und<br />
der Flüssigkeitszustand ständig überwacht<br />
werden. Zudem sind regelmäßige Qualitätskontrollen<br />
notwendig. „Wir haben<br />
schon zweimal analysieren lassen, dass<br />
unser CO 2<br />
Lebensmittelqualität hat“, sagt<br />
Veszely. Für diese Qualitätsanforderungen<br />
gibt es seit Februar <strong>2017</strong> den überarbeiteten<br />
Standard 70/17 des Europäischen<br />
Industriegas-Verbandes EIGA (European<br />
Industrial Gases Association).<br />
Hierin sind die Herkünfte, die Grenzwerte<br />
für Verunreinigungen im ppm-Bereich und<br />
die Nachweisführung geregelt. „Vorher gab<br />
es nur die Herkunftsart ‚CO 2<br />
aus der Fermentation‘,<br />
die aber eigentlich für Brauereien<br />
und die Ethanolproduktion gedacht war“,<br />
erläutert Dr. Uwe Kikillus, Product Line Manager<br />
Biogas bei Pentair. Er ergänzt: „Jetzt<br />
gibt es eine Einstufung für ‚CO 2<br />
aus Biogas.‘<br />
Für die weltweite Getränkeindus trie liegt zusätzlich<br />
noch eine CO 2<br />
-Qualitäts-Richtlinie<br />
der ISBT (International Society of Beverage<br />
Technologists) vor.<br />
Großbritannien und die<br />
Niederlande müssen CO 2<br />
importieren<br />
Mit dem überarbeiteten Papier reagiert die<br />
EIGA auf Anforderungen aus der Praxis,<br />
denn CO 2<br />
aus Biogas ist in Europa auf dem<br />
Vormarsch. Vor allem in den Niederlanden<br />
und in Großbritannien besteht eine hohe<br />
Nachfrage nach CO 2<br />
– aus verschiedenen<br />
Gründen, weiß Kikillus: „Auf der britischen<br />
Insel gibt es ein CO 2<br />
-Defizit. Das Gas muss<br />
für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie<br />
vom Kontinent importiert werden. In<br />
Großbritannien wird hauptsächlich Biogas<br />
aus Energiepflanzen aufbereitet. Das ist<br />
relativ problemlos im Hinblick auf Verunreinigungen<br />
des Gases.“<br />
Dagegen würden in den Niederlanden<br />
hauptsächlich Bioabfälle eingesetzt mit<br />
höherer Störstoffkonzentration im Gas, was<br />
eine verstärkte Prozesskontrolle erforderlich<br />
mache. Der EIGA-Standard 70/17 unterscheidet<br />
deshalb zwischen CO 2<br />
aus Ab-<br />
50
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Wolfgang Veszely von der<br />
AVA Augsburg (links) und<br />
Dr. Uwe Kikillus, Product<br />
Line Manager Biogas bei<br />
Pentair Haffmans.<br />
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Praxis<br />
neue Einkünfte neben der Landwirtschaft!<br />
Foto: Christian Dany<br />
„Das System kann bei<br />
allen Aufbereitungsanlagen<br />
nachgeschaltet werden“<br />
fall- und aus NawaRo-Biogasanlagen. Das<br />
CO 2<br />
wird in den Niederlanden vor allem in<br />
Gewächshäusern eingesetzt. Es gibt sogar<br />
die „OCAP-Pipeline“ zur CO 2<br />
-Versorgung<br />
von landwirtschaftlichen Betrieben.<br />
„Die CO 2<br />
-Vermarktung ist ein spannendes<br />
und ein sehr regionales Thema“, sagt Kikillus.<br />
In Deutschland gebe es zum Beispiel<br />
am Rhein viel chemische Industrie und<br />
infolgedessen ein CO 2<br />
-Überangebot. In anderen<br />
Gegenden, wie in Hamburg, herrsche<br />
dagegen ein Mangel und die Preise seien<br />
hoch. Industriegas-Unternehmen wie Linde<br />
und Air Liquide würden diese regionalen<br />
Angebots-Nachfrage-Ungleichgewichte für<br />
ihr Geschäft nutzen.<br />
Pentair habe mit den Tochterfirmen Haffmans<br />
und Union/Dänemark schon über<br />
1.400 CO 2<br />
-Gewinnungsanlagen gebaut.<br />
Von den bisher 36 Pentair-Biomethananlagen,<br />
die zum Großteil in den Niederlanden<br />
und im Vereinigten Königreich entstanden,<br />
sei rund die Hälfte mit einer CO 2<br />
-Verflüssigung<br />
ausgestattet. In Deutschland hat die<br />
in Venlo/Niederlande ansässige Technologiefirma<br />
erst zwei Anlagen gebaut; neben<br />
der Augsburger noch die in Reimlingen bei<br />
Nördlingen. „Wir haben uns erst auf andere<br />
Märkte konzentriert“, begründet Kikillus.<br />
Um die CO 2<br />
-Rückgewinnung voranzubringen,<br />
wünscht er sich eine Treibhausgas-<br />
Berechnung anhand tatsächlicher Werte,<br />
wie es nach der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung<br />
möglich ist oder beim Renewable<br />
Heat Incentive in Großbritannien<br />
angewandt wird.<br />
Dr. Uwe Kikillus<br />
Membran-Kryogen-<br />
Kombination<br />
Pentairs Biomethan-Technologie<br />
umfasst vier Systeme:<br />
Standard, Advanced, Advanced<br />
plus und eine „Bolt-On CO 2<br />
Recovery“-Lösung für bestehende<br />
Biogasaufbereitungsanlagen.<br />
Die Basis ist jeweils ein<br />
mehrstufiges Membran-Trennverfahren.<br />
Bei den Advanced-<br />
Ausführungen kommt zudem<br />
die Kryogentechnologie zum<br />
Einsatz. Kikillus hebt die Bedeutung<br />
einer sorgfältigen Gasvorbehandlung<br />
hervor: Für eine<br />
effiziente Trennung von CO 2<br />
und CH 4<br />
müssten zuerst Verunreinigungen<br />
entfernt werden. Besonders problematisch<br />
bei Abfallanlagen seien die flüchtigen organischen<br />
Verbindungen.<br />
Das „Standard“-System nutzt drei Membran-Trennstufen.<br />
Der Methanschlupf liegt<br />
unter 0,5 Prozent, wodurch internationale<br />
Vorgaben eingehalten werden können. Um<br />
die deutsche Gasnetzzugangs-Verordnung<br />
mit ihrer 0,2-Prozent-Grenze einzuhalten,<br />
wäre eine Abgasnachbehandlung oder<br />
Schwachgasverwertung nötig. Pentair bevorzugt<br />
jedoch die Kryogentechnik: „Bei<br />
den Advanced-Systemen wird die dritte<br />
Methanstufe ausgetauscht: Das Off-Gas<br />
aus der ersten Stufe geht in die Kryogeneinheit“,<br />
erläutert Kikillus.<br />
Zuerst erhöhe ein Kompressor den Druck<br />
auf 17 bar, wobei das Gas 110 °C heiß und<br />
das CO 2<br />
sterilisiert werde. Dann folgen zwei<br />
Aktivkohle-Filtereinheiten im Wechselbetrieb.<br />
Mithilfe eines Kältemittels wird das<br />
CO 2<br />
daraufhin bei minus 28 °C verflüssigt.<br />
„Noch im Off-Gas befindliches Methan<br />
verflüssigt sich nicht. Es wird in die erste<br />
Membraneinheit zurückgeführt. Kein Methan<br />
tritt nach außen“, so der Maschinenbau-Ingenieur.<br />
Eine Strippkolonne entziehe<br />
der Flüssigkeit dann die letzten Gase.<br />
Während das Advanced-System mit dem<br />
flüssigen CO 2<br />
den Energieverbrauch des<br />
Kühlprozesses senkt und das CO 2<br />
dann<br />
gasförmig in die Atmosphäre leitet, wird<br />
bei „Advanced plus“ das flüssige CO 2<br />
in<br />
Drucktanks aufbewahrt. „Das Druckniveau<br />
bei der Membrantrennung liegt bei 11<br />
51<br />
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Praxis<br />
Biogas Journal | 4 _<strong>2017</strong><br />
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Niederdruckphase<br />
Gaswäscher<br />
Kühlung<br />
Heizung<br />
Aktivkohle<br />
(H 2<br />
S / VOC)<br />
Niederdruck-<br />
Konditionierung<br />
BIOGAS-BEREICH:<br />
Membrantrennung<br />
((<br />
Hochdruckphase<br />
Membranstufen 1 und 2<br />
1. Wertstrom<br />
Verdichtung<br />
Hochdruck-<br />
Konditionierung<br />
1. Stufe 2. Stufe<br />
Biomethan-<br />
Konditionierung<br />
Qualitätskontrolle<br />
Biomethan<br />
CH 4<br />
> 97 %v/v<br />
PENTAIR<br />
Methanrückgewinnung<br />
Grüne CO 2<br />
-Emmssion /<br />
CO 2<br />
-Anwendung vor Ort<br />
~ 94 % v/v CO 2<br />
Hochdruckphase<br />
Aufbereitungs- und Verflüssigungsphase<br />
~ 6 % v/v CH 4<br />
Hochdruck- Regenerative<br />
Stripper /<br />
Tank<br />
Verdichtung<br />
CO<br />
Konditionierung<br />
und Trocknung<br />
+ Pumpe<br />
CO<br />
Aktivkohle<br />
2<br />
-<br />
Reboiler für flüssiges<br />
Verflüssigung<br />
2<br />
((<br />
Facke / Biogasanlage<br />
2. Wertstrom<br />
CO 2<br />
-BEREICH:<br />
Kryogene Trennung<br />
CO 2<br />
> 99,998 %<br />
(Lebensmittelqualität)<br />
Quelle: Pentair Haffmans<br />
bar“, sagt Kikillus. Der Stromverbrauch der Standard-<br />
Anlage sei daher mit 195 Wh/Nm 3 Rohbiogas relativ<br />
niedrig. Er steige bei Advanced durch den Bedarf der<br />
CO 2<br />
-Verflüssigung auf 280 Wh/Nm 3 und bei Advanced<br />
plus auf 360 Wh/Nm 3 Rohbiogas. Kikillus: „Für kleine<br />
Anlagen ist die Investition in die Advanced-Technologie<br />
beträchtlich höher als beim Standard-Verfahren. Je größer<br />
die Anlage, desto geringer wird der Abstand.“<br />
Mit dem Bolt-On CO 2<br />
-Recovery-System für vorhandene<br />
Biogasaufbereitungsanlagen wird dasselbe Ergebnis<br />
wie bei „Advanced plus“ erreicht: 100 Prozent Methanertrag<br />
und gasförmiges oder flüssiges CO 2<br />
, das<br />
eine weitere Einnahmequelle ermöglicht. Im Ausland<br />
seien Kikillus zufolge schon einige der Kryogenstufen<br />
nachgerüstet worden: „Das System kann bei allen Aufbereitungsanlagen<br />
nachgeschaltet werden; nur nicht<br />
bei der Druckwasserwäsche, weil hier Luft zur Regenerierung<br />
der Waschlösung eingesetzt wird.“ Als entscheidende<br />
Argumente für oder gegen eine Kryogenstufe<br />
sieht er die CO 2<br />
-Nachfrage in der Region und den<br />
Methanschlupf an der betrachteten Anlage: „Bei 3 bis<br />
5 Prozent bekommen Sie zusätzliche Einnahmen rein,<br />
sodass sich die Anlage von selbst amortisiert.“<br />
„Dass die Anlage frei von Methanschlupf ist, war für<br />
uns ein ausschlaggebendes Argument“, sagt Wolfgang<br />
Veszely von der AVA Augsburg, „deshalb war für uns die<br />
Advanced die richtige Entscheidung.“ Eine wichtige<br />
Rolle hätten auch die günstigen Stromkonditionen ge-<br />
52
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Praxis<br />
Fotos: AVA Augsburg<br />
Biogasaufbereitungsanlage: Das Rohgas wird mithilfe von sogenannten<br />
Membranmodulen gereinigt und auf Erdgasqualität gebracht.<br />
Verdichterstation vor der Biogasaufbereitungsanlage.<br />
spielt, denn die AVA könne eigenen Strom vom Abfall-<br />
Heizkraftwerk auf dem gleichen Betriebsgelände nutzen.<br />
Auch die Prozesswärme für die Fermenter kommt<br />
von dem Heizkraftwerk nebenan. Hierzu darf der organische<br />
Anteil aus dem Restmüll angerechnet werden.<br />
Auf diesem Standort betreibt die AVA schon seit 1993<br />
eine Kompostieranlage. Anfang 2014 ging die Vergärungsanlage<br />
in Betrieb, die im Vorjahr mit einem dritten<br />
Pfropfenstromfermenter erweitert wurde. Alle drei Fermenter<br />
sind gleich groß. Der Jahresdurchsatz lag 2016<br />
bei rund 79.000 Tonnen, bestehend aus Bioabfällen<br />
aus der Braunen Tonne und geringen Mengen Grüngut.<br />
Im Vorjahr produzierte die Anlage 17.200 Tonnen Kompost<br />
und 28.000 Tonnen Flüssig-Gärrest – beides mit<br />
RAL-Zertifikat der Bundesgütegemeinschaft Kompost.<br />
Der Kompost werde Veszely zufolge an die Landwirtschaft<br />
und in Großmengen an Erdenwerke geliefert.<br />
Einen nicht unerheblichen Aufwand stelle die große<br />
Menge an Flüssig-Gärrest dar, der gelagert und auf<br />
landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden<br />
müsse. „Wir haben hier viel Ackerbau und wenig Viehwirtschaft.<br />
Die Nachfrage von Landwirten im Umkreis<br />
bis zu 40 Kilometer ist daher ausreichend“, sagt der<br />
Projektleiter der Biogasanlage. Die Abgabe des Flüssig-<br />
Gärrestes sei deshalb kein Kostenfaktor. Die Biogasaufbereitungsanlage<br />
war schon vor der Erweiterung<br />
großzügig dimensioniert – ebenso die vom Gasnetzbetreiber,<br />
den Stadtwerken Augsburg, betriebene Einspeiseanlage,<br />
die auf 700 Normkubikmeter (Nm³) pro<br />
Stunde Biomethan limitiert ist. „Letztes Jahr haben wir<br />
32 Millionen (Mio.) Kilowattstunden (kWh) Biomethan<br />
eingespeist, heuer kalkulieren wir mit 35 Mio. kWh. Im<br />
Schnitt haben wir eine Gasausbeute von 90 Nm³ pro<br />
Tonne Input mit 57 bis 58 Prozent CH 4<br />
-Gehalt“, verrät<br />
Veszely. Der Gasversorger Erdgas Schwaben nehme das<br />
Biomethan ab und vermarkte es. Mit der Performance<br />
der Aufbereitungsanlage ist Veszely bisher sehr zufrieden:<br />
„Wir haben die richtige Technik für unseren Materialanfall<br />
und die CO 2<br />
-Nutzung wird sich noch ergeben.<br />
Davon bin ich überzeugt.“<br />
Autor<br />
Christian Dany<br />
Freier Journalist<br />
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53
praxis<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Die Abfallanlage Thallwitz (Sachsen)<br />
ging im Jahr 2000 in Betrieb und<br />
wurde in zwei Ausbaustufen auf eine<br />
installierte elektrische Leistung von<br />
jetzt 1 MW erweitert.<br />
Flotation brachte den Durchbruch<br />
Ein Betreiber einer Abfallanlage fand nach mehrjährigem Experimentieren eine<br />
wirtschaftliche Lösung zur Aufbereitung der Gärprodukte.<br />
Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />
Blick in die Flotationsanlage<br />
als erste Stufe<br />
der Gärproduktaufbereitung.<br />
Gegenüber<br />
dem vorherigen Konzept<br />
verbesserte sich damit<br />
die Wirtschaftlichkeit<br />
deutlich.<br />
Nach 17 Betriebsjahren ist das Gelände der<br />
Biogasanlage am Rande der sächsischen<br />
Ortschaft Thallwitz mittlerweile von dichtem<br />
Grün umgeben und fällt daher nicht<br />
gleich ins Auge. Für Aufmerksamkeit<br />
sorgt es dennoch. Denn der von der Ökotec Anlagenbau<br />
GmbH im Jahr 2000 errichtete und seither von ihr betriebene<br />
Komplex war zum Start nicht nur eine der ersten<br />
reinen Bioabfallanlagen in Sachsen. Die „Keimzelle<br />
des Unternehmens“, wie sie Ökotec-Geschäftsführer<br />
Gerhard Wilhelm bezeichnet, dient außerdem als Pilotanlage<br />
für Untersuchungen und Tests von Neuentwicklungen<br />
bei der Realisierung von Kundenaufträgen.<br />
Die Optimierung der Fermenterbiologie bei der Abfallvergärung<br />
gehört ebenso dazu wie die Gewährleistung<br />
einer unterbrechungsfreien Hygienisierung oder die<br />
Veredlung der Rückstände aus dem Gärprozess. In<br />
jüngster Zeit konnte der Ingenieur für Chemieanlagenbau<br />
auf Branchenveranstaltungen insbesondere über<br />
Erfolge bei der Gärproduktaufbereitung berichten. Auf<br />
diesem Gebiet sind die Ingenieure bei Ökotec schon<br />
seit zehn Jahren tätig. Jetzt gelang ihnen die Entwicklung<br />
einer Prozesskette, mit der Gärprodukte wirtschaftlich,<br />
praktikabel und praktisch rückstandsfrei zu<br />
nährstoffhaltigem Dünger und einleitfähigem Wasser<br />
verarbeitet werden. Zugleich führt die damit verbundene<br />
Halbierung des Volumens zu einer Reduzierung der<br />
Kosten für Transport und Lagerung. „Angesichts der<br />
künftig kleineren Zeitfenster für die Düngerausbringung<br />
ist das sowohl für viele Agrarbetriebe<br />
als auch Anlagenbetreiber ein<br />
Thema“, ist Wilhelm mit Blick auf die neue<br />
Düngeverordnung überzeugt.<br />
Den Anstoß zur Entwicklung einer Gärproduktaufbereitung<br />
in Thallwitz gab zum<br />
einen der durch den Substrateinsatz bedingte<br />
besonders dünnflüssige Output der<br />
Abfallanlage (TS 2,5 bis 3 Prozent). Hinzu<br />
kommt, dass sich die elektrische Leistung<br />
durch den zweimaligen Ausbau in den vergangenen<br />
Jahren von ursprünglich 160 kW<br />
auf 1 MW erhöhte. In diesem Zusammenhang<br />
verdoppelte sich das Gärvolumen auf<br />
2.000 Kubikmeter (m³). Entsprechend<br />
stieg der Anfall an Gärprodukten, für deren<br />
Ausbringung es zwar genügend Ackerflächen<br />
in der nahen Umgebung gibt. Sie<br />
müssen jedoch zwischengelagert werden.<br />
54
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis<br />
Fotos: Carmen Rudolph<br />
Ökotec-Geschäftsführer Gerhard Wilhelm (rechts)<br />
und Antoni Banus von der Partnerfirma Oekotec2008<br />
aus Spanien testen unterschiedliche Flockungsmittel<br />
für die Flotationsanlage.<br />
Die Zwischen- und Endprodukte bei der Aufbereitung des Fermenteroutputs<br />
der Abfallvergärungsanlage in Thallwitz (v. l.): Filtrat nach der<br />
Flotation und nach dem Verlassen des Absetzbeckens, Brauchwasser<br />
(Permeat) und Nährstoffkonzentrat im Ergebnis der Umkehrosmose.<br />
Filtersystem gegen Gerüche<br />
Der tägliche Input für die Thallwitzer Anlage besteht zu<br />
80 bis 90 Prozent aus Fettabscheiderinhalten. Diese<br />
und gelegentlich weitere Bioabfälle der Lebensmittelindustrie<br />
aus der Region werden zunächst in einem<br />
100 m³ fassenden Behälter im Verlauf eines Tages<br />
mindestens eine Stunde bei 70 °C hygienisiert. Die<br />
thermische Energie dafür kommt von den drei BHKW<br />
und, wenn diese nicht ausreicht, von einem mit Biogas<br />
betriebenen Dampferzeuger.<br />
Um die bei der Hygienisierung entstehenden starken<br />
Geruchsemissionen zu minimieren, werden die Dämpfe<br />
der erhitzten Fettabscheiderinhalte von einem starken<br />
Exhauster abgesaugt und in mehreren Stufen gereinigt.<br />
Als erstes durchströmen die Dämpfe einen Zylinder.<br />
Hier verringert sich die Strömungsgeschwindigkeit.<br />
Gleichzeitig werden die aufsteigenden Gase von oben<br />
mit einem feinen Wassernebel besprüht und dabei<br />
flüchtige organische Säuren, die maßgeblich die Gerüche<br />
hervorrufen, herausgewaschen.<br />
Dieser Prozess verbraucht durch die Zerstäubung nur<br />
10 bis 20 Liter Wasser pro Stunde. Der angesammelte<br />
„saure Regen“ am Zylinderboden fließt in den Fermenter.<br />
Nach der Gaswäsche erfolgt im Biofilter eine weitere<br />
Reinigung. Die Filterwirkung entsteht durch Hackschnitzel<br />
aus Weich- besser noch Wurzelholz, an denen<br />
sich geruchsneutralisierende Bakterien ansiedeln. Zur<br />
Abtötung verbleibender Mikroben wird die Abluft vor<br />
dem Austritt in die Umwelt abschließend noch mit<br />
Ozon angereichert.<br />
Dranbleiben zahlte sich aus<br />
First Mover müssen mit Rückschlägen rechnen. Das<br />
zeigte sich auch bei der Entwicklung einer Gärproduktaufbereitung<br />
durch die Ökotec-Ingenieure. Die erste<br />
Anlage dieser Art ging in Thallwitz bereits 2007 in Betrieb.<br />
Dabei wurden zunächst Feststoffe durch Separation<br />
mittels Pressschnecke und Schwingsieb abgetrennt.<br />
Es folgten Mikrofiltration und Umkehrosmose. „Die An-<br />
Wo früher das ausgegorene Substrat mechanisch separiert wurde,<br />
arbeitet jetzt die Flotation. Die dabei herausgelösten Feststoffe<br />
sammeln sich als Schlamm in einem Behälter. Die Flüssigkeit<br />
gelangt in die Absetzbecken (rechts).<br />
Zur Minimierung von Geruchsemissionen werden die Dämpfe aus<br />
der Hygienisierung zunächst durch eine Gaswäsche und dann<br />
durch einen Biofilter mit Holzhackschnitzeln geleitet. Abschließend<br />
erfolgt noch eine Anreicherung mit Ozon.<br />
55
praxis<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Durch Umkehrosmose<br />
erfolgt eine Aufspaltung<br />
der vorbehandelten<br />
Gärreste in konzentrierte<br />
Nährlösung und<br />
Wasser.<br />
lage lief zunächst gut, doch dann ging der Durchsatz<br />
extrem runter“, berichtet der Geschäftsführer. Ursache<br />
waren die zugesetzten Keramikmembranen der Mikrofiltration,<br />
die sich nach einiger Zeit nicht mehr richtig<br />
reinigen ließen. Diesen Aufbereitungsschritt übernahm<br />
daher in der nachfolgenden Anlagenversion eine keramische<br />
Ultrafiltration. Sie erfüllte ihre Funktion weitgehend<br />
störungsfrei, erwies sich im Praxisbetrieb jedoch<br />
wegen des hohen Strombedarfs von 60 kW als zu teuer.<br />
Zudem war der Durchsatz zu gering, um die anfallende<br />
Menge an Gärprodukten zu bewältigen.<br />
„2015 haben wir dann sozusagen nochmal alles auf<br />
Anfang gestellt“, blickt Wilhelm zurück. Mit dem Ziel,<br />
eine wirklich praxistaugliche und wirtschaftlich arbeitende<br />
Aufbereitungsanlage zu entwickeln, nahm man<br />
alle dafür relevanten Technologien unter die Lupe. Die<br />
Lösung brachte schließlich die Entfernung der mechanischen<br />
Voraufbereitung sowie der Ultrafiltration und<br />
stattdessen die Eingliederung einer Flotation. Dies vereinfachte<br />
zugleich das Verfahren erheblich und senkte<br />
den Energiebedarf der Gesamtanlage um mehr als die<br />
Hälfte.<br />
Bei dem jetzt praktizierten Aufbereitungskonzept wird<br />
die ausgegorene Flüssigkeit aus dem Fermenter direkt<br />
in den Flotationsbehälter geleitet. Durch Zugabe eines<br />
speziellen Polymers in geringer Dosierung verklumpen<br />
die darin enthaltenen Partikel zu Flocken, die durch<br />
das Einblasen von Luft nach oben befördert und dort<br />
abgeschieden werden. Der Schlamm mit einem TS-<br />
Gehalt von 10 % ist in dieser Form oder gegebenenfalls<br />
nach zusätzliche Trocknung als Dünger einsetzbar.<br />
Die verbleibende bereits relativ klare Flüssigkeit mit<br />
einem TS-Gehalt von unter 1 Prozent gelangt in Beruhigungsbecken,<br />
wo sich letzte mitgenommene Schwebeteilchen<br />
absetzen. Dadurch sinkt der TS-Gehalt weiter<br />
auf 0,7 Prozent. „In unserem Fall haben wir einfach<br />
Täglich liefern Tankfahrzeuge in der Abfallanlage Thallwitz Rückstände<br />
der Biodieselproduktion und aus Fettabscheidern an. Sie<br />
machen den größten Teil des Inputs aus.<br />
die fünf Becken der früheren Mikrofiltration umfunktioniert.<br />
Eine Alternative dazu wäre eine 10 Mikrometer-Filtereinheit<br />
mit automatischer Rückspülung“, so<br />
Wilhelm.<br />
Den Abschluss der Aufbereitung bildet weiterhin die<br />
Umkehrosmose mit einem Betriebsdruck von bis zu 80<br />
bar in der ersten und von 20 bar in der zweiten Stufe.<br />
Die Umkehrosmose entfernt aus der nun einleitfähigen<br />
oder als Brauchwasser einsetzbaren Flüssigkeit (Permeat)<br />
jegliche Feststoffe und 99 Prozent der gelösten<br />
Salze, die sich in einem als hochwertiger Flüssigdünger<br />
einsetzbaren Konzentrat anreichern. Zur Verlängerung<br />
der Laufzeit des Aggregats empfiehlt sich eine leichte<br />
Ansäuerung mit Schwefelsäure.<br />
Aus 30.000 Tonnen Fermenteroutput mit einem TS-Gehalt<br />
von 6 Prozent können mit dieser Technologie, nach<br />
Aussage von Ökotec, über 13.000 Tonnen gereinigtes<br />
Wasser sowie 17.000 Tonnen Dünger in verschiedenen<br />
Qualitäten produziert werden. Die Anlage habe einen<br />
Durchsatz von 4 m³ pro Stunde. Die Aufbereitungskosten<br />
liegen laut Wilhelm bei 5 Euro pro Tonne.<br />
Kooperationspartner in Spanien<br />
Zu den Co-Substraten der Thallwitzer Abfallanlage<br />
gehören Gülle und Festmist aus den Schweineställen<br />
des benachbarten Agrarbetriebes, Rückstände aus der<br />
Rapsölproduktion (Schleimstoffe) und im Sommer<br />
Grünschnitt. „Mittlerweile kommen die Anlagenfahrer<br />
mit den wechselnden Qualitäten der angelieferten<br />
Stoffe gut zurecht“, sagt der Ökotec-Geschäftsführer.<br />
Durch die Entwicklung der Abscheidetechnik enthielten<br />
die Fettabscheiderrückstände zunehmend weniger<br />
Wasser und damit mehr Energie.<br />
Das bringe nicht nur Kostenvorteile für die Anlieferer,<br />
weil die Mengen, die sie entsorgen müssen, sinken und<br />
weil sie für Rückstände mit einem hohen Fettanteil<br />
56
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis<br />
Anlagenbau<br />
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für Umbau-/<br />
Sanierungsarbeiten<br />
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Störfällen<br />
Substrat-<br />
Aufbereitungs- und<br />
Zerkleinerungstechnik<br />
für jedes Substrat<br />
die richtige Aufbereitungstechnik:<br />
NEU<br />
Die früheren Behälter der Mikrofiltration fungieren<br />
jetzt als Absetzbecken zwischen den Prozessstufen<br />
Flotation und Umkehrosmose.<br />
weniger oder gar nichts bezahlen müssen.<br />
Auch für die Abfallvergärung eröffnen sich<br />
mit energiereicherem Bioabfall neue Möglichkeiten<br />
der Prozesssteuerung. „Wir setzen<br />
solche energiereichen Stoffe wie Abscheiderrückstände<br />
mit hohem Fettanteil<br />
oder Schleimstoffe gezielt als Booster im<br />
Gärprozess ein“, informiert Wilhelm.<br />
Von den Erfahrungen des sächsischen Biogasspezialisten<br />
bei der Abfallvergärung<br />
Steht nicht genug thermische Energie von den drei<br />
BHKW zur Verfügung oder wird sie anderweitig<br />
gebraucht, sorgt in der Anlage Thallwitz ein mit<br />
Biogas betriebener Dampferzeuger für die unterbrechungsfreie<br />
Hygienisierung der Bioabfälle.<br />
profitiert auch der Verband der Schweinezüchter<br />
in der nordspanischen Region<br />
Almenar. Eine gemeinsam mit einem spanischen<br />
Unternehmen gegründete Tochterfirma<br />
errichtete dort 2012 eine 3-MW-<br />
Biogasanlage mit Gärrestaufbereitung. Sie<br />
verarbeitet täglich rund 300 m³ Schweinegülle<br />
aus umliegenden Betrieben sowie<br />
100 Tonnen Bioabfälle unter anderem aus<br />
Schlachthöfen sowie von Pfirsich- und<br />
Orangenplantagen.<br />
Die Aufbereitung des Fermenteroutputs<br />
nach dem Thallwitzer Prinzip passt die<br />
spanische Firma gegenwärtig den örtlichen<br />
Gegebenheiten an. Ziel ist, die Produktion<br />
eines definierten streufähigen Düngers<br />
und die Bereitstellung von Brauchwasser<br />
für die Plantagenbewässerung. Dafür tauschen<br />
Techniker aus Spanien und Sachsen<br />
bei wechselseitigen Besuchen regelmäßig<br />
ihre Erkenntnisse aus. Beim Betriebsbesuch<br />
des Biogas Journals in Thallwitz<br />
testeten Antoni Banus von der spanischen<br />
Partnerfirma und Ökotec-Chef Gerhard<br />
Wilhelm die Wirkung verschiedener Flockungsmittel.<br />
Autor<br />
Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph<br />
Freier Journalist<br />
Rudolph Reportagen – Landwirtschaft,<br />
Umwelt, Erneuerbare Energien<br />
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80 – 175 m 3<br />
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HUNING Anlagenbau GmbH & Co. KG<br />
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Fax +49 (0) 54 22/6 08-2 63<br />
info@huning-anlagenbau.de<br />
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praxis<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Intensivschulungen<br />
Teilnehmer eines Workshops<br />
des Fachverbandes<br />
Biogas e.V. zum<br />
EEG <strong>2017</strong>, in dem die<br />
Ausschreibungssystematik<br />
erläutert wurde.<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
Bei Teilnahme an Ausschreibungen mit<br />
ausreichend Vorlauf planen!<br />
Mit dem EEG <strong>2017</strong> wurden Ausschreibungen zur Ermittlung der Vergütungshöhen vom<br />
Gesetzgeber neu eingeführt. Bereits im Jahr 2015 begann die Diskussion innerhalb des<br />
Fachverbandes Biogas e.V., ob diese Novelle und die damit verbundene Umstellung auf<br />
Ausschreibungen genutzt werden kann, um eine Anschlussregelung für Bestandsanlagen<br />
im Gesetz verankern zu können. Da ein Ausschreibungsverfahren eine Herausforderung<br />
für alle Betreiber darstellt, hatte der Verbandspräsident Horst Seide damals versprochen,<br />
die Mitglieder dann bei der Umsetzung zu unterstützen. Ein Baustein zur Unterstützung<br />
sind die seit März über die Fachverband Biogas Service GmbH angebotenen Intensivschulungen<br />
zu den Ausschreibungen <strong>2017</strong>.<br />
Von Dr. Stefan Rauh<br />
Bis Mitte Mai wurden in verschiedenen Regionen<br />
Deutschlands (unter anderem: Nürnberg,<br />
Ulm, Münster, Walsrode, Mühldorf)<br />
Schulungen durchgeführt und auf diese<br />
Weise bereits mehr als 100 Teilnehmer<br />
ausführlich informiert. Ziel war dabei, die Veranstaltung<br />
an den individuellen Bedürfnissen der Teilnehmer<br />
auszurichten und eine intensive Diskussion zwischen<br />
Teilnehmern und Referenten zu ermöglichen. Aus diesem<br />
Grund war die Teilnehmerzahl auf 20 Personen<br />
begrenzt.<br />
Bei den ganztägigen Veranstaltungen wurden folgende<br />
Inhalte vorgestellt und besprochen:<br />
ffVermittlung der Grundinhalte des EEG zum Thema<br />
Ausschreibungen.<br />
ffBeantwortung von häufig gestellten sowie anlagenspezifischen<br />
Fragen.<br />
ffDiskussion des konkreten Ablaufs der Teilnahme an<br />
Ausschreibungen mit Fristen.<br />
ffVermittlung von formalen Fallstricken.<br />
ffHinweise zur Erfassung von Stromentstehungskosten<br />
für ein mögliches Gebot.<br />
ffDarstellung von möglichen Optimierungssätzen.<br />
Die Intensivschulungen setzen sich damit aus rechtlichen<br />
und ökonomischen Themenfeldern zusammen.<br />
Neben erfahrenen Juristen aus dem Juristischen Beirat<br />
waren vonseiten des Fachverbandes Biogas der Leiter<br />
des Referats Energierecht und -handel, René Walter,<br />
sowie Dr. Stefan Rauh als Referenten im Einsatz.<br />
Kernfrage: Auf was wird geboten?<br />
Im ersten Teil der Schulung wurden jeweils die im EEG<br />
<strong>2017</strong> fixierten rechtlichen Grundlagen der Ausschreibungen<br />
aufbereitet. Die Teilnehmer wurden dabei da-<br />
58
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis<br />
hingehend aufgeklärt, wie die Ausschreibung konkret abläuft und<br />
auf was überhaupt geboten wird. Knackpunkt ist hierbei, dass das<br />
aus den Vorgänger-EEG bekannte Marktprämienmodell innerhalb<br />
der Ausschreibung fortgesetzt wird. Die Teilnehmer ersteigern sich<br />
also ihren zukünftigen individuellen anzulegenden Wert im Rahmen<br />
des Marktprämienmodells.<br />
Ebenso intensiv diskutiert wurde die Frage, auf welche Leistung<br />
geboten wird. Die Juristen zeigten klar auf, dass sich Gebote auf<br />
die installierte Leistung beziehen und nicht die Bemessungsleistung.<br />
In diesem Zusammenhang sind dem Betreiber keine Grenzen<br />
gesetzt. Er kann in seinem Gebot sowohl die gleiche, eine<br />
höhere oder eine niedrigere installierte Leistung im Vergleich zum<br />
aktuellen Baustand seiner Anlage angeben. Beachten muss er nur,<br />
dass er in der Anschlussförderung die Leistung im Gebot erreichen<br />
sollte. Der Gebotswert ist auch deshalb von Bedeutung, da sich<br />
daraus die neue Höchstbemessungsleistung der Anlage ableitet.<br />
Diese beträgt 50 Prozent der installierten Leistung, siehe auch<br />
Beispiel im Kasten.<br />
Einhaltung der Formalien und Fristen entscheidend<br />
Die Juristen erläuterten ausführlich, dass die Fristen der Gebotsphase<br />
zwingend zu beachten sind. So muss die Genehmigung<br />
spätestens drei Wochen vor dem Gebotstermin an das Register<br />
gemeldet worden sein. Auch die Sicherheit sowie die Verfahrensgebühr<br />
müssen vor dem Termin entrichtet worden sein. Bei der<br />
eigentlichen Gebotsabgabe sind ebenfalls die Formatvorgaben der<br />
Bundesnetzagentur (BNetzA) zu beachten. Diese werden frühestens<br />
acht und spätestes fünf Wochen vor dem Gebotstermin auf<br />
der Homepage der BNetzA veröffentlicht.<br />
Sobald diese vorliegen, wird der Fachverband Biogas e.V. hierzu<br />
informieren. Im Rahmen der Schulungen wurde die Bedeutung<br />
der Einhaltung der Formalien verdeutlicht. Ein Verstoß führt automatisch<br />
zum Ausschluss des Gebots. Ein anschauliches Beispiel<br />
ist hier das Gebot an sich, das mit zwei Nachkommastellen abgegeben<br />
werden muss. Gibt ein Betreiber nun 16,9 statt 16,90 ct/<br />
kWh an, ist er raus! Nach erfolgreicher Ausschreibung beginnt<br />
für Bestandsanlagen der Förderzeitraum frühestens nach 12 und<br />
spätestens nach 36 Monaten.<br />
Betreiber müssen Stromgestehungskosten errechnen!<br />
Nachdem im juristischen Teil die Rahmenbedingungen – darunter<br />
auch der Gebotshöchstpreis für Bestandsanlagen (16,9 ct/kWh) –<br />
erläutert wurden, erörterte Dr. Stefan Rauh im ökonomischen Teil<br />
die wirtschaftlichen Zusammenhänge. Während NawaRo-Anlagen<br />
prüfen müssen, ob sie in der Lage sind, ihre Kosten soweit zu<br />
senken, dass sie bei 16,9 ct/kWh produzieren können, müssen<br />
Abfallanlagen prüfen, ob sie zu den bisherigen Kosten weiterproduzieren<br />
können.<br />
Entscheidend ist dabei, seinen Betrieb genau zu kennen und auch<br />
Optimierungsansätze zu identifizieren. In den Schulungen wurden<br />
anhand der Analyse von Praxisbetrieben wesentliche Einflussfaktoren<br />
auf die Stromgestehungskosten und damit den möglichen Gebotspreis<br />
vorgestellt. Ein wesentlicher Anknüpfungspunkt sind –<br />
gerade bei NawaRo-Anlagen – die Substratkosten: je nach Anlagenkonzept<br />
liegen diese zwischen 20 und 60 Prozent der Stromgestehungskosten,<br />
im Mittel bei knapp der Hälfte. Betreiber sollten<br />
sich bewusst machen, dass ein Zukauf von Silomais zu einem<br />
59<br />
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können das verflüssigte CO 2<br />
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externen Abnehmer verkaufen und so eine<br />
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praxis<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
René Walter, Leiter des<br />
Referats Energierecht<br />
und -handel im<br />
Fachverband Biogas<br />
e.V., informierte die<br />
Workshopteilnehmer<br />
über die rechtlichen<br />
Details des EEG <strong>2017</strong>.<br />
Preis von 36 Euro je Tonne Frischmasse frei Silo zu<br />
Kosten in Höhe von knapp 10 ct/kWh führt – bei Standardgasertrag<br />
und einem Nutzungsgrad im BHKW von<br />
39 Prozent.<br />
Untersuchungen in Brandenburg haben gezeigt, dass<br />
die Gasausbeuten in Praxisbetrieben den Standardgasertrag<br />
zum Teil deutlich unter- oder überschreiten<br />
können (zwischen 75 und 125 Prozent). Die nebenstehende<br />
Tabelle zeigt, welche Auswirkungen die relative<br />
Gasausbeute auf die Stromgestehungskosten hat.<br />
Gleichzeitig wird erkennbar, dass der Nutzungsgrad<br />
ebenfalls einen bedeutenden Hebel darstellt. Zwischen<br />
bester und schlechtester Konstellation liegen über 7 ct/<br />
kWh. Dies ist durchaus Grund genug, die Anlageneffizienz<br />
zu überprüfen. Gegebenenfalls lassen sich Optimierungsansätze<br />
identifizieren, die trotz notwendiger<br />
Investition die Wirtschaftlichkeit verbessern:<br />
ffOptimierungsansätze für die Biologie.<br />
ffAusreichende Verweilzeit ➞ Abdeckung Gärproduktlager.<br />
ffOptimiertes Pump- und Rührmanagement.<br />
ffNährstoffversorgung (gerade bei einseitiger Futtergrundlage).<br />
ffNutzungsgrad hoch halten.<br />
ffRegelmäßige Generalüberholung.<br />
ffAustausch des BHKW im Zuge der Flexibilisierung.<br />
Investitionsspielraum abschätzen<br />
Wenn der Betreiber seinen Gebotspreis festlegt, muss<br />
er neben den variablen Kosten, wie zum Beispiel den<br />
Substratkosten in Abhängigkeit von Gasausbeite und Nutzungsgrad<br />
Nutzungsgrad<br />
36% 37% 38% 39% 40% 41%<br />
70% 15,26 14,85 14,46 14,09 13,74 13,40<br />
Gasausbeute vgl. zu KTBL<br />
80% 13,35 12,99 12,65 12,33 12,02 11,73<br />
90% 11,87 11,55 11,25 10,96 10,68 10,42<br />
100% 10,68 10,40 10,12 9,86 9,62 9,38<br />
110% 9,71 9,45 9,20 8,97 8,74 8,53<br />
120% 8,90 8,66 8,43 8,22 8,01 7,82<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis<br />
Beispiel: Auf was wird geboten?<br />
Der Betreiber gibt ein Gebot in Höhe von 16,5 ct/kWh für 500 kW<br />
ab und ist in der Ausschreibung erfolgreich. Dies bedeutet, dass<br />
er künftig einen Förderanspruch bis zu einer Bemessungsleistung<br />
von 250 kW hat. Für die innerhalb der Höchstbemessungsleistung<br />
erzeugte Strommenge (250 kW mal 8.760 Jahresstunden<br />
= 2.190.000 kWh) erhält der Betreiber den Gebotswert als<br />
anzulegenden Wert.<br />
Liegt beispielsweise der Monatsmarktwert an der Börse bei<br />
3,5 ct/kWh, erhält er zuzüglich zum vermarkteten Strompreis<br />
eine Marktprämie in Höhe von 13 ct/kWh. Für den darüber hinaus<br />
erzeugten Strom erhält er lediglich den Börsenpreis.<br />
Mit dieser Regelung setzt der Gesetzgeber die gewollte Doppelüberbauung<br />
durch. Da bei einer erfolgreichen Ausschreibung<br />
keine nachträglichen Änderungen mehr möglich sind, muss<br />
sich der Betreiber intensiv überlegen, welches Betriebskonzept<br />
er zukünftig fahren möchte. Insbesondere bei Änderungen des<br />
Betriebskonzepts sind unter Umständen langwierige Genehmigungsprozesse<br />
einzukalkulieren. Die Genehmigung ist wiederum<br />
eine Voraussetzung für die Gebotsabgabe.<br />
Substraten, auch die Fixkosten im Blick behalten. Die<br />
Abschätzung der Kapitalkosten in der Anschlussperiode<br />
ist dabei nicht einfach. Die Anlage ist zwar eigentlich<br />
abgeschrieben, für den Weiterbetrieb sind aber<br />
zwingend Neuinvestitionen erforderlich. Hier gilt es<br />
– in Zusammenarbeit mit der finanzierenden Bank sowie<br />
dem Planer / Hersteller – genau abzuwägen, welche<br />
Investitionen im Rahmen einer „Generalüberholung“<br />
nötig und finanzierbar sind.<br />
Muss ein Betreiber einer Anlage mit 500 kW Bemessungsleistung<br />
100.000 Euro mehr oder weniger investieren,<br />
wirkt sich dies mit knapp 0,4 ct/kWh auf sein<br />
Gebot aus. Bei einem Betreiber einer Anlage mit lediglich<br />
250 kW Bemessungsleistung ist der Hebel einer<br />
Investition in dieser Größenordnung entsprechend doppelt<br />
so groß.<br />
In jedem Fall sollte<br />
der Betreiber rechtzeitig<br />
rechnen, mit<br />
Bank und Planer/<br />
Hersteller sprechen<br />
und eine Strategie<br />
für seinen Betrieb<br />
entwickeln. Hierbei<br />
sollte er ehrlich zu<br />
sich selbst sein und<br />
beispielsweise seine<br />
eigene Arbeit beziehungsweise das eingesetzte Kapital<br />
angemessen entlohnen, damit nicht im Nachgang ein<br />
hohes Frustrationspotenzial gegeben ist. Einkalkulieren<br />
sollte der Betreiber zudem einen Puffer für nicht<br />
geplante Entwicklungen. Ein Aspekt ist hierbei sicher<br />
eine ausreichende Finanzierungsgrundlage für Investitionen<br />
in eine Generalüberholung. Wird hier zu knapp<br />
kalkuliert, kann eine unvorhergesehene Investition das<br />
Aus bedeuten.<br />
Fazit der gesamten Intensivschulung ist damit: Die<br />
Ausschreibung ist eine Chance für viele, aber nicht<br />
alle! Intensive Gedanken zum rechtlichen Rahmen<br />
und zur Wirtschaftlichkeit müssen sich hingegen alle<br />
machen.<br />
Autor<br />
Dr. Stefan Rauh<br />
Geschäftsführer<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />
Tel. 0 81 61/98 46 60<br />
E-Mail: info@biogas.org<br />
Dr. Stefan Rauh,<br />
Geschäftsführer<br />
des Fachverbandes<br />
Biogas e.V., erläuterte<br />
in seinem Vortrag<br />
die wirtschaftlichen<br />
Zusammenhänge.<br />
61
Hier wird die<br />
Schutzschicht auf der<br />
Wand eines Fahrsilos<br />
aufgetragen.<br />
Interview<br />
Silikatchemie zur Betonsanierung<br />
Beton ist auf Biogasanlagen großen Belastungen ausgesetzt: Fahrsilos werden beim<br />
Befüllen und Entleeren durch die Schaufelkanten der Ladefahrzeuge beschädigt. Durch<br />
die sauren Silagesickersäfte wird die Oberfläche auch chemisch angegriffen. Auch der<br />
Beton in Biogasbehältern ist durch die biogene Schwefelsäure einem hohen Verschleiß<br />
unterworfen. Zur Sanierung von Fahrsilos und Behältern hat Dr. Jörg Rathenow, Experte<br />
für Betonschutz, ein Material auf rein silikatischer Basis entwickelt.<br />
Von Thomas Gaul<br />
Vor allem Betreiber älterer Fahrsiloanlagen<br />
haben schon eine längere „Sanierungshistorie“<br />
hinter sich. Neue Beschichtungen<br />
und Anstriche wurden angepriesen, der Erfolg<br />
stellte sich aber nur kurzfristig ein. Oft<br />
verbanden sich die Materialien auch gar nicht mit dem<br />
Untergrund, sodass sich die Beschichtung löste und der<br />
Beton ungeschützt neuen Angriffen ausgesetzt war. Dabei<br />
müssen Betreiber den Zustand ihrer Betonflächen<br />
im Auge behalten und im Ernstfall schnell reagieren.<br />
Im Übergangsbereich von Fahrsiloplatte und Seitenwänden<br />
kommt es nicht selten zu Rissbildungen, die<br />
mit der Zeit größer werden. Durch die Verschärfung der<br />
gesetzlichen Regelungen sind Anlagenbetreiber gezwungen,<br />
schneller zu reagieren: Sie müssen die neue<br />
„Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden<br />
Stoffen“ (AwSV; vormals VAwS) beachten.<br />
Diese ersetzt und vereinheitlicht 16 landesspezifische<br />
Anlagenverordnungen, die bisher für die Umsetzung<br />
des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) maßgeblich waren.<br />
Im Ergebnis sind Fahrsiloanlagen generell dicht<br />
auszuführen, und zwar bundesweit. Für Abdichtungsmaßnahmen<br />
in der Praxis bietet sich Dr. Jörg Rathenow<br />
zufolge das silikatische Produkt Sinnofloor von Sinnotec<br />
an, da dessen Betonmatrix besonders gut vernetzt<br />
ist und bei fachgerechter Ausführung absolute Dichtheit<br />
gegenüber auslaufenden Säuren und Basen gleichermaßen<br />
garantiert.<br />
Im Interview mit dem Biogas Journal geht Dr. Jörg Rathenow<br />
auf das von ihm entwickelte Sanierungsverfahren<br />
ein.<br />
Biogas Journal: Herr Dr. Rathenow, was unterscheidet<br />
das neue Sanierungsverfahren von den bisherigen, auf<br />
dem Markt befindlichen?<br />
Dr. Jörg Rathenow: Die konventionelle Sanierung erfolgte<br />
bislang zementär oder polymer. Die zementäre<br />
Sanierung hat den größten Vorteil, preiswert zu sein.<br />
Sie hat aber eine Reihe von Nachteilen: Sie haftet<br />
schlecht auf dem Untergrund, sie weist eine poröse<br />
62
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis<br />
Oberfläche auf und sie ist gegen die biogene Schwefelsäure<br />
nur schlecht beständig. Polymere Beschichtungen<br />
sind zwar dicht, dagegen sprechen jedoch Umweltund<br />
Gesundheitsbedenken.<br />
Das Material ist nur für trockene Untergründe geeignet.<br />
Es haftet schlecht und neigt zu Blasenbildung. Darüber<br />
hinaus erfordert es eine lange Trocknungsdauer<br />
und verwittert mit der Zeit unter UV-Einfluss. Das silikatische<br />
Verfahren ist dagegen unempfindlich gegen<br />
Witterungseinflüsse und 100-prozentig UV-stabil. Das<br />
Material haftet ausgezeichnet am Untergrund und<br />
weist keine Porosität auf.<br />
Auch auf feuchten Untergründen trocknet es schnell<br />
und dichtet sicher und beständig. Hinsichtlich Umwelt-<br />
und Gesundheitsaspekten gibt es keine Bedenken.<br />
Die lange Nutzungsdauer rechtfertigt aus unserer<br />
Sicht auch den höheren Materialpreis. Wir arbeiten hier<br />
bei der Applikation unsere Produkte schon lange mit<br />
der erfahren Firma Besa-tec Süd zusammen, die wirkliche<br />
Profis bei der fachgerechten Sanierung sind.<br />
Biogas Journal: Lässt sich etwas zur Haltbarkeit sagen?<br />
Dr. Rathenow: Wir haben 14 Jahre Praxiserfahrung. Da<br />
es sich praktisch um Raumtemperatur härtende Keramik<br />
handelt, ist zu befürchten, dass die Produkte sehr<br />
lange halten!<br />
Fotos: Sinnotec<br />
Biogas Journal: Wie kommt es überhaupt zur Problematik<br />
Betonkorrosion, die in der Praxis auf den Anlagen zu<br />
viel Ärger führt?<br />
Dr. Rathenow: Bekannterweise hat Beton die vier folgenden<br />
Herausforderungen: Da ist zum einen die Kapillarporosität:<br />
Feuchtigkeit und Verschmutzung können<br />
eindringen und Frost-Tau-Schäden verursachen. Sie<br />
sind idealer Nährboden für mikrobiologischen Bewuchs,<br />
der biogene Schwefelsäure produziert.<br />
Weiterhin ergibt sich die Festigkeit des Betons durch<br />
physikalisches Verhaken von nadelförmigen CSH-<br />
Erneuerung einer<br />
Dichtungsfuge im<br />
Boden-Wandbereich<br />
eines Fahrsilos.
praxis<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Beschichteter Sockel einer Mittelstütze in einem Fermenter.<br />
Beschichtung auf der Fermenterwand.<br />
Phasen, vorstellbar wie zwei ineinander gesteckte Igel.<br />
Dieses Verhaken der stabilen Nadeln führt zu guter<br />
Druckfestigkeit, aber schlechter Biegezugfestigkeit<br />
und erfordert Stahlarmierung, damit die Bauteile nicht<br />
brechen oder Risse bekommen.<br />
Zusätzlich reagiert überschüssiges Kalzium zu Kalziumhydroxid<br />
(ca. 25 Massenprozent), das schnell durch<br />
Säure oder Salze angegriffen und ausgewaschen werden<br />
kann. Das führt dann zu Instabilität, größerer Porosität<br />
und Materialabtrag.<br />
Abschließend reagiert Zement hydraulisch bei der Hydratation<br />
und erwärmt sich dabei stark. Diese thermischen<br />
Spannungen und der Schrumpf durch das Verdunsten<br />
durch Wasser führen zu Rissen, in die Wasser<br />
oder Schadsalze eindringen können.<br />
Die dreidimensional vernetzte Keramik der Silikattechnologie<br />
besitzt hingegen eine ausgezeichnete Haftung<br />
zum Untergrund und ist dicht und beständig auch bei<br />
hohen Temperaturen und aggressiven Chemikalien.<br />
Biogas Journal: Welche neuen Herausforderungen ergeben<br />
sich aus Ihrer Sicht durch die neue AwSV, was<br />
die Betonsanierung angeht?<br />
Dr. Rathenow: Momentan gibt es länderspezifische<br />
AwSV, die jeweils Sonderregelungen zur Ausführung<br />
von WHG-Dichtschichten ermöglichen. Das europaweit<br />
vereinheitlichte Wasserhaushaltsgesetz fordert<br />
einen europaweit einheitlichen strengen Standard<br />
(Besorgnisgrundsatz oder bestmöglicher Schutz) ohne<br />
Sonderregelungen. Die Besonderheit liegt in der Betreiberhaftung<br />
und der Aufhebung des Bestandsschutzes.<br />
Die Dichte und beständige Silikatbeschichtung erfüllt<br />
diese strengen Anforderungen als Raumtemperatur<br />
härtende Keramik in besonders gutem Maß.<br />
Informationen über die Möglichkeiten zur Betonabdichtung,<br />
-sanierung und -veredelung finden sich in<br />
Wort und Bild auf der Internetpräsenz:<br />
http://www.sinnotec.eu<br />
Biogas Journal: Herr Dr. Rathenow, vielen Dank<br />
für das Gespräch.<br />
Interviewer<br />
Thomas Gaul<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
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1. Fachgespräch „Sichere<br />
Instandhaltung von Biogasanlagen“<br />
Am 29. März organisierte der Fachverband Biogas erstmals in Würzburg ein Fachgespräch zum Thema<br />
„Sichere Instandhaltung von Biogasanlagen“. Anlass, sich dem Thema der Instandhaltung von<br />
Biogasanlagen aus Sicht der Anlagen- und Betriebssicherheit zu widmen, ergibt sich einerseits durch<br />
einige Unfälle mit erheblichen Personenschäden und andererseits durch die zunehmende Bedeutung<br />
der Instandhaltungs- und Servicearbeiten auf den Bestandsanlagen.<br />
Von M.Eng. Lucas Wagner und Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
Instandhaltungsmaßnahmen dienen<br />
der Erhaltung des sicheren Betriebs<br />
beziehungsweise der Rückführung in<br />
diesen und gewährleisten somit die<br />
dauerhafte Sicherheit der Arbeitsbedingungen<br />
und die sichere Funktionalität<br />
der Anlagentechnik. Grundsätzlich umfassen<br />
Instandhaltungsarbeiten Tätigkeiten<br />
zur Wartung, Inspektion, Instandsetzung<br />
und Verbesserung der jeweiligen Arbeitsmittel.<br />
Auswertungen der Sozialversicherung für<br />
Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau<br />
(SVLFG) von Unfällen mit Personenschäden<br />
zeigen eindeutig die besondere Unfallgefahr<br />
von Instandhaltungsarbeiten. Bis 50<br />
Prozent der gemeldeten Unfälle standen<br />
demnach im Zusammenhang mit Instandhaltungsarbeiten.<br />
Erlaubnisscheine<br />
Der Gesetzgeber reagierte bereits im Jahr<br />
2015 durch eine Novellierung der Betriebssicherheitsverordnung<br />
(BetrSichV)<br />
auf diesen Umstand. Seitdem müssen im<br />
Rahmen von Instandhaltungsmaßnahmen<br />
individuelle Gefährdungsbeurteilungen<br />
erstellt und mit allen beteiligten Personen<br />
abgestimmt werden. Auch die Pflicht der<br />
Ausstellung von Erlaubnisscheinen soll zu<br />
mehr Sicherheit führen. Erlaubnisscheine<br />
dienen der Abstimmung zwischen internen<br />
Mitarbeitern der Biogasanlage, aber auch<br />
zwischen Mitarbeitern der Biogasanlage<br />
und Mitarbeitern von Fremdfirmen. So soll<br />
sichergestellt werden, dass alle beteiligten<br />
Personen über mögliche Gefahren informiert<br />
sind und im Notfall die richtigen<br />
Maßnahmen ergreifen. Um der nach wie vor<br />
feststellbaren Unfallhäufung im Bereich<br />
der Instandhaltung entgegenzutreten, führte<br />
die Fachverband Biogas Service GmbH<br />
am 29. März daher ein Fachgespräch zum<br />
Thema „Sichere Instandhaltung von Biogasanlagen“<br />
durch. Geladen waren insbesondere<br />
Serviceunternehmen, aber auch<br />
Sachverständige, Behördenvertreter und<br />
Vertreter der Berufsgenossenschaften.<br />
Infos zum neuen<br />
Merkblatt M-001<br />
Das Merkblatt M-001 „Brandschutz auf Biogasanlagen“,<br />
das zuletzt im Jahr 2010 überarbeitet<br />
worden ist, wurde von der AG „Brandschutz“ des<br />
Fachverbandes Biogas in den vergangenen Monaten<br />
inhaltlich stark überarbeitet. Zielgruppen<br />
des neuen Merkblatts sind Eigentümer, Betreiber,<br />
Fachplaner und Feuerwehren.<br />
Wesentliche Ergänzungen und Neuerungen sind:<br />
ffAusführliche Darstellung der gefährlichen<br />
Eigenschaften der Biogasbestandteile sowie<br />
des allgemeinen Gefahrenpotenzials auf<br />
Biogasanlagen.<br />
ffBeschreibung aller relevanter Zündquellen.<br />
ffDarstellung der Gefahren im Normalbetrieb<br />
und der Gefahren in Sonderbetriebszuständen.<br />
ffKurze Beschreibung der Blitzschutzmaßnahmen.<br />
ffUmfangreicher Teil zu Feuerlöschern und<br />
Löschwasserbevorratung.<br />
ffDetaillierte Einsatzhinweise für die Feuerwehr.<br />
Das Merkblatt wurde am 26. April <strong>2017</strong> veröffentlicht<br />
und steht Ihnen auf der Homepage des<br />
Fachverbandes Biogas e.V. im geschützten Mitgliederbereich<br />
zur Verfügung.<br />
Ziel dieses Fachgesprächs war, auf der<br />
Basis eines Meinungs- und Erfahrungsaustausches<br />
die sicherheitsrelevanten Probleme,<br />
die bei Instandhaltungsmaßnahmen<br />
entstehen, zu erörtern und potenzielle<br />
Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
bei Instandhaltungsarbeiten<br />
zu diskutieren. Daraufhin sollten konkrete<br />
Maßnahmen zur zukünftigen Ausrichtung<br />
der Branche im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten<br />
umgesetzt werden.<br />
Den Einstieg in das Fachgespräch vollführten<br />
zunächst Lucas Wagner vom<br />
Fachverband Biogas mit einem Vortrag zu<br />
den Grundlagen für Instandhaltungs- und<br />
Wartungsarbeiten im Rahmen des Arbeitsschutzes<br />
und Dirk Pachurka von der BG<br />
ETEM mit einem Vortrag zu gefährlichen Instandhaltungsarbeiten<br />
auf Biogasanlagen.<br />
Anschließend berichtete Anselm Lenz,<br />
Sachverständiger gemäß § 29b Bundes-<br />
Immissionsschutzgesetz (BImSchG), von<br />
seinen Erfahrungen, die er bei der Prüfung<br />
des Explosionsschutzes auf Biogasanlagen<br />
gemacht hat. Im Anschluss daran stellte<br />
Norbert Scheffer, VAwS-Sachverständiger,<br />
anhand von Praxisbeispielen dar, welche<br />
Mängel hinsichtlich der Einhaltung des<br />
Wasserrechts auf Biogasanlagen vorliegen<br />
können und wie diese durch konsequente<br />
Instandhaltungsmaßnahmen eliminiert<br />
werden.<br />
Servicefirmen können Betreiber<br />
unterstützen<br />
Im Nachmittagsteil der Veranstaltung präsentierte<br />
Philip Berns von der Firma Biogas<br />
Service Tarmstedt GmbH, mit welchen<br />
Herausforderungen Servicemitarbeiter auf<br />
Biogasanlagen konfrontiert werden und wie<br />
66
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
praxis<br />
die Zusammenarbeit zwischen Biogasanlagenbetreibern<br />
und Servicemitarbeitern<br />
praktisch aussieht. Er stellte hierbei besonders<br />
heraus, dass Serviceunternehmen<br />
die Betreiber (Kunden) bereits bei der<br />
Beauftragung bis hin zum Abschluss der<br />
Instandhaltungsmaßnahme hinsichtlich<br />
der Einhaltung der sicherheitsrechtlichen<br />
Vorgaben unterstützen können.<br />
Der abschließende Vortrag zu den Erfahrungen<br />
eines Betreibers hinsichtlich der<br />
Zusammenarbeit mit Serviceunternehmen<br />
wurde von Julian Frey von der Firma Erdgas<br />
Südwest GmbH gehalten. Frey stellte dar,<br />
wie eine Abstimmung zwischen den Beteiligten<br />
aussehen kann und wie wichtig individuelle<br />
Gefährdungsbeurteilungen sind,<br />
um Gefährdungen im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten<br />
zu minimieren.<br />
In der abschließenden Diskussion wurde<br />
insbesondere der wirtschaftliche Aspekt<br />
von Instandhaltungsarbeiten thematisiert.<br />
Häufig müssten Instandhaltungsarbeiten<br />
unter hohem Zeitdruck erfolgen, sodass<br />
kaum Zeit für eine vernünftige Vorbereitung<br />
sei. Auch der aktuelle Preisdruck, der der<br />
Tatsache geschuldet ist, dass immer mehr<br />
Firmen ihren Fokus auf Service-Dienstleistungen<br />
legen, führe im Endeffekt dazu, dass<br />
die Qualität der Instandhaltungsarbeiten<br />
nicht immer den Vorgaben entspreche.<br />
Über besondere Gefährdungen<br />
häufiger informieren<br />
Eine Forderung der Teilnehmer des Fachgesprächs<br />
war demnach, für klare Regelungen<br />
zu sorgen und anhand von Handlungsanweisungen<br />
beziehungsweise Checklisten<br />
für spezielle Instandhaltungsmaßnahmen<br />
klare Vorgaben zu entwickeln. Darüber<br />
hinaus sollten sowohl Betreiber von Biogasanlagen<br />
als auch Serviceunternehmen<br />
häufiger über besondere Gefährdungen auf<br />
Biogasanlagen informiert werden. Um die<br />
Qualität von Serviceunternehmen langfristig<br />
zu verbessern und auf ein höheres Niveau<br />
zu heben, wurden ebenfalls mögliche<br />
Qualifizierungsmaßnahmen für Servicefachkräfte<br />
diskutiert.<br />
Um die genannten Forderungen und die<br />
Möglichkeiten zur Umsetzung zu erörtern,<br />
wird die Fachverband Biogas Service<br />
GmbH auf der Grundlage dieser fruchtbaren<br />
Diskussion in Kürze eine gesonderte<br />
Arbeitsgruppe „Sichere Instandhaltung“<br />
gründen, um die Bedürfnisse der Betreiber<br />
und Serviceunternehmen gezielt zu bearbeiten.<br />
Denn es bleibt dabei: Nur wenn die gesamte<br />
Branche gemeinsame und von allen<br />
Seiten akzeptierte Lösungen erarbeitet,<br />
kann die Sicherheit auf Biogasanlagen für<br />
alle beteiligten Personen dauerhaft besser<br />
werden und somit zu einer hohen Akzeptanz<br />
der Biogasnutzung in der Gesellschaft<br />
führen.<br />
Autoren<br />
M.Eng. Lucas Wagner<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Angerbrunnenstr. 12 · 85356 Freising<br />
Tel. 0 81 61/98 46 60<br />
E-Mail: info@biogas.org<br />
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Als Mitglied im Fachverband Biogas werden Sie Teil einer Interessen vertretung, die<br />
aktiv Einfl uss nimmt. Auf Gesetze und Verordnungen. Auf Länderebene und im Bund.<br />
Wir sind ansprechbar, hören zu, machen uns stark!<br />
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67
Wissenschaft<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Studien zur Mikrobiologie<br />
von Biogasanlagen<br />
Foto: Andreas Dittmer<br />
ebenfalls über die Gärreste wieder ausgebracht werden<br />
können. In den letzten Jahren ist diese Thematik in der<br />
Öffentlichkeit und den Medien zum Teil sehr intensiv<br />
diskutiert worden. So ist zum Beispiel immer wieder<br />
postuliert worden, dass Biogasanlagen für Clostridium<br />
botulinum eine relevante Verbreitungsquelle<br />
darstellen und dass das Auftreten des sogenannten<br />
visceralen Botulismus als eine nicht näher<br />
charakterisierte Erkrankung damit korreliert ist.<br />
In den vergangenen Jahren sind von verschiedenen<br />
Forschungseinrichtungen der Länder<br />
und des Bundes umfangreiche Studien zum<br />
mikrobiologischen Risikopotenzial an konventionellen<br />
Biogasanlagen und an Anlagen im<br />
Labormaßstab durchgeführt worden. Themen<br />
dieser Untersuchungen fokussierten auf die<br />
mikrobiologische Vielfalt von Gärsubstraten und<br />
Gärresten, das Auftreten pathogener Keime, das<br />
Vorkommen multiresistenter Keime, das methodische<br />
Spektrum zum Nachweis von Mikroorganismen<br />
und das Verhalten von Pflanzen-pathogenen Keimen<br />
während des Fermentationsprozesses. Dem Herausgeber<br />
und der Redaktion der Berliner und Münchener Tierärztlichen<br />
Wochenschrift (BMTW) sei an dieser Stelle<br />
gedankt, diese Arbeiten gemeinsam in einem Themenschwerpunkt<br />
veröffentlicht zu haben.<br />
Die Auswertung zahlreicher Untersuchungen<br />
hat keine Hinweise ergeben, dass<br />
Biogasanlagen während des Fermentationsprozesses<br />
zu einer Keimanreicherung<br />
führen können, sondern dass sie eher zu<br />
einer Hygienisierung des Ausgangsmaterials<br />
beitragen können.<br />
Von Prof. Dr. Gerhard Breves<br />
Biogasanlagen stellen in mikrobiologischer<br />
Sicht hochkomplexe Systeme dar, deren<br />
mikrobielle Gemeinschaft durch den Eintrag<br />
und die Zusammensetzung der Gärsubstrate<br />
und den Austrag der Gärreste in<br />
die Umwelt beeinflusst werden kann. Bei Verwendung<br />
von wirtschaftseigenem Dünger, der aus der Nutztierhaltung<br />
stammt, ist zudem zu berücksichtigen, dass<br />
auch tierpathogene und/oder Zoonose-relevante Erreger<br />
in die Anlagen eingebracht werden können, die dann<br />
Mikrobiologische Vielfalt in Gärsubstraten<br />
und Gärresten sowie methodische Ansätze<br />
An 185 Proben aus insgesamt 25 niedersächsischen<br />
Biogasanlagen, die unter mesophilen Bedingungen<br />
betrieben wurden und nach ihrem Einsatz von nachwachsenden<br />
Rohstoffen und unterschiedlichem wirtschaftseigenen<br />
Dünger differenziert wurden, haben<br />
Breves et al. (2016a,b) mit kultivierenden Verfahren in<br />
Verbindung mit der MALDI-TOF-Massenspektrometrie<br />
das mikrobiologische Keimspektrum unter besonderer<br />
Berücksichtigung der Clostridien untersucht.<br />
Mit diesem methodischen Vorgehen konnten mehr als<br />
170 verschiedene Bakterien- und Pilzarten identifiziert<br />
werden. Hinzu kamen mehr als 100 Spezies, die nicht<br />
näher bestimmt werden konnten. Bei den Clostridien<br />
wurden 13 bekannte Arten sowie drei noch nicht näher<br />
beschriebene Species nachgewiesen. Pathogene Keime<br />
konnten nur sporadisch in einzelnen Proben nachgewiesen<br />
werden, und in keiner der Proben konnte Clostridium<br />
botulinum beziehungsweise Botulinum-Toxin<br />
mittels des klassischen Mäusetoxinversuchs gemessen<br />
werden. Auch wenn aufgrund der Probengewinnung<br />
68
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Wissenschaft<br />
unter den Bedingungen des Praxisbetriebs keine quantitative<br />
Berechnung von Keimeintrag und -austrag möglich<br />
war, so ergaben sich keine Hinweise, dass es durch<br />
den Fermentationsprozess zu einer Keimanreicherung<br />
gekommen ist, die zu einem höheren Keimaustrag in<br />
die Umwelt geführt hätte. Zu ähnlichen Schlussfolgerungen<br />
kamen Philipp et al. (2016).<br />
Speck et al. (2016) haben mit verschiedenen Arten von<br />
E. coli, Klebsiella und Salmonella die Eignung verschiedener<br />
selektiver chromogener Nährmedien überprüft<br />
und konnten an insgesamt 30 Proben aus sächsischen<br />
Biogasanlagen zeigen, dass die Begleitflora aus den Anlagen<br />
den eindeutigen Nachweis der hier untersuchten<br />
pathogenen Keime beeinflusste. Daraus schlussfolgern<br />
die Autoren, dass für den Einsatz kultivierender Medien<br />
erhebliche Vorarbeiten erforderlich sind, um standardisierte<br />
Empfehlungen für Untersuchungsprotokolle an<br />
Proben aus Biogasanlagen geben zu können.<br />
Während bei Verwendung der kultivierenden Techniken<br />
lebende Keime im Probenmaterial nachgewiesen<br />
werden können, können durch Anwendung der DNA-<br />
Hochdurchsatzsequenzierung von PCR amplifizierten<br />
16S rRNA-Genabschnitten Keime mittels bioinformatorischer<br />
und phylogenetischer Methoden identifiziert<br />
werden. Diese Methode haben Dohrmann und Tebbe<br />
(2016) an Proben aus einer landwirtschaftlichen Biogasanlage,<br />
die aus zwei Linien bestand, angewendet.<br />
Dabei wurde in einer Linie Silage und in der anderen<br />
Linie Silage mit Rindergülle eingesetzt. Sie haben<br />
DNA-Sequenzen mit einer Identität von mindestens 97<br />
Prozent zu sogenannten „Operational taxonomic units<br />
(OTU)“ zusammengefasst, die im Idealfall eine Bakterienart<br />
repräsentieren. Mit dieser Technik konnten sie<br />
über 2.000 OTU identifizieren und den Hauptgruppen<br />
auf Gattungsebene zuordnen. Nur ein Anteil von etwa 5<br />
Prozent der OTU wurde durch den Zusatz von Rindergülle<br />
beeinflusst.<br />
Auch in dieser Studie wurden pathogene Clostridien,<br />
wie zum Beispiel Clostridium tetani, Clostridium perfringens,<br />
Clostridium botulinum oder Mycobacterium<br />
tubercolosis, nur mit einer Abundanz von weniger als<br />
0,01 Prozent nachgewiesen. In den Proben mit der<br />
höchsten Sequenzabundanz für Clostridium botulinum<br />
wurde nach Anreicherungskultivierung der Mäusetoxizitätstest<br />
durchgeführt, der in allen Fällen negativ verlief<br />
(Dohrmann et al. 2015).<br />
Zum Auftreten von multiresistenten<br />
Bakterien<br />
In der Human- und Veterinärmedizin stellt das vermehrte<br />
Auftreten von multiresistenten Bakterien eine<br />
erhebliche Herausforderung in der Behandlung von<br />
bakteriellen Infektionen mit Antibiotika dar. Zu den<br />
Hauptgruppen dieser Bakterien zählen die Extended-<br />
Spektrum Beta Lactamase tragenden Escherichia coli<br />
(ESBL), die Vancomycin resistenten Enterokokken<br />
(VRE) und die Methicillin resistenten Staphylokokken<br />
(MRSA). Glaeser et al. (2016) konnten anhand des<br />
Probenmaterials von einem Teil der niedersächsischen<br />
Biogasanlagen nur in einer geringen Probenanzahl der<br />
Gärsubstrate und der Gärreste ESBL und VRE nachweisen.<br />
Dagegen wurden MRSA nicht detektiert. Diese Untersuchungen<br />
zeigen, dass über die Gärreste Antibiotika<br />
resistente Bakterien in die Umwelt ausgetragen werden<br />
können, eine Anreicherung solcher Keime während des<br />
Fermentationsprozesses aber weitgehend ausgeschlossen<br />
werden kann.<br />
Bedeutung der anaeroben Vergärung für<br />
pflanzenpathogene Organismen<br />
Neben tier- und human-pathogenen Organismen können<br />
über pflanzliche Gärsubstrate pflanzen-pathogene<br />
Organismen in Biogasanlagen eingetragen werden.<br />
Die Überlebensfähigkeit von ausgewählten Pflanzenpathogenen<br />
wurde von Schleusner et al. (2016) unter<br />
Labor- und Praxisbedingungen bei mesophiler Betriebsweise<br />
untersucht. Sie konnten zeigen, dass der<br />
Wirkungsgrad der Inaktivierung durch verschiedene<br />
Faktoren bestimmt wird. So wurden Pflanzenpathogene<br />
wie Alternaria alternata, Sclerotinia scelrotiorum und<br />
Rhizoctonia solani bereits innerhalb weniger Stunden<br />
durch den Gärungsprozess abgetötet, während deutlich<br />
längere Zeiten für die Inaktivierung von Fusarium spp.<br />
erforderlich waren. Silierprozesse sowie die Lagerung<br />
der Gärreste erwiesen sich als geeignet, die erforderlichen<br />
Inaktivierungszeiten zu verkürzen.<br />
Fazit: Die verschiedenen Fragestellungen der unter<br />
dem Themenschwerpunkt „Biogasanlagen“ veröffentlichten<br />
Untersuchungsergebnisse umfassen einen weiten<br />
Bereich der mikrobiologischen Hygiene und zeigen<br />
beispielhaft, wie komplexe mikrobiologische Systeme,<br />
wie sie für Biogasanlagen typisch sind, im Sinne der<br />
Kontrolle ihrer Umweltverträglichkeit charakterisiert<br />
werden können.<br />
Die in den verschiedenen Studien angewendeten methodischen<br />
Ansätze stellen eine gute Grundlage dar,<br />
Empfehlungen für Beprobungs- und Untersuchungsansätze<br />
von Biogasanlagen zu entwickeln. Die Anwendung<br />
solcher Untersuchungsverfahren kann außerdem<br />
dazu beitragen, die öffentliche Diskussion über das<br />
Risikopotenzial von Biogasanlagen zu versachlichen.<br />
Hinweis: Das Literaturverzeichnis zu diesem Artikel<br />
ist auf Nachfrage beim Autor erhältlich.<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Gerhard Breves<br />
Physiologisches Institut<br />
Stiftung Tierärztliche Hochschule<br />
Bischofsholer Damm 15/102<br />
30173 Hannover<br />
E-Mail: Gerhard.breves@tiho-hannover.de<br />
69
International<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Argentinien<br />
Grundlagen für die Entwicklung<br />
des Biogassektors vorbereitet<br />
Biogasanlage in Río Cuarto, Córdoba. Die<br />
Anlage verfügt über eine installierte elektrische<br />
Leistung von 1,2 Megawatt. Sie verarbeitet pro<br />
Jahr 19.300 Tonnen Futtermais und 20.000<br />
Tonnen agroindustrielle Reststoffe. Die Anlage<br />
erzeugt pro Jahr 8.520 Megawattstunden<br />
Strom.<br />
Buenos Aires<br />
Foto: Bioelectrica; www.bioelectrica.com<br />
Das südamerikanische Land könnte auf Energieimporte verzichten, wenn es sein enormes Potenzial erneuerbarer<br />
Energiequellen für die Stromerzeugung nutzen würde. Strom- sowie Gasübertragungs- und Verteilnetze<br />
im ganzen Land eignen sich gut für die Biogastechnologie, weil landwirtschaftliche und agroindustrielle Substrate<br />
an verschiedenen geografischen Orten verfügbar sind. Dazu sind nur mehr Biogasprojekte erforderlich.<br />
Von María Alejandra Barlatey, Julio Menendez und Stefan Budzinski<br />
Argentinien hat einen nationalen<br />
Energienotstand, der im<br />
Dezember 2015 mit der Verordnung<br />
Nr. 134-2015 verkündet<br />
worden ist. Der Grund<br />
dafür ist, dass Argentinien die nationale<br />
Energienachfrage nicht decken kann. Das<br />
liegt zunächst an mangelnder Instandhaltung<br />
der Infrastruktur sowie an fehlenden<br />
Investitionen in das Energieerzeugungssystem.<br />
Die vorgenannte Verordnung regelt die<br />
Notwendigkeit zur Entwicklung effizienterer<br />
Projekte, die die Stromerzeugung diversifizieren<br />
und die Abhängigkeit von fossilen<br />
Brennstoffen verringern sollen.<br />
Im Oktober 2015 wurde zudem das fördernde<br />
Gesetz Nr. 27.191 erlassen. Damit wurde<br />
das Gesetz Nr. 26.190, das die Nutzung<br />
nachwachsender Rohstoffe für die Stromerzeugung<br />
im nationalen Stromgroßhandelsmarkt<br />
regelt, abgeändert und ergänzt.<br />
Im März 2016 wurde das Gesetz durch den<br />
Erlass Nr. 531 ergänzt. Mit dem vorgenannten<br />
Gesetz soll bis Dezember <strong>2017</strong> erreicht<br />
werden, dass etwa 8 Prozent des nationalen<br />
Strombedarfs mit nachwachsenden<br />
Rohstoffen gedeckt werden, 16 Prozent bis<br />
2021, 18 Prozent bis 2023 und 20 Prozent<br />
bis zum 31. Dezember 2025.<br />
Außerdem hat die nationale Regierung<br />
2016 das Projekt RenovAr eingeführt.<br />
Dabei handelt es sich um eine Initiative<br />
für Unternehmen, die an der Entwicklung<br />
Erneuerbarer Energien auf dem Markt im<br />
Rahmen von Auktionssystemen interessiert<br />
sind. Während der letzten im Oktober 2016<br />
abgehaltenen Auktion gingen 123 Angebote<br />
ein, von denen 29 Projekte zugeteilt<br />
wurden. Bei sechs Geboten ging es um Biogas<br />
mit insgesamt 9 MW Leistung und 58<br />
Gigawattstunden pro Jahr.<br />
Ausschreibungspreis im Schnitt<br />
bei 154 US-Dollar pro MWh<br />
Bisher konnten nur die Provinzen Santa Fe,<br />
San Luis und Córdoba mit Projekten teilnehmen<br />
(Abbildung 1). Der Durchschnittszuschlagspreis<br />
betrug 154 US-Dollar<br />
(USD) pro Megawattstunde (MWh) für<br />
Biogas, wobei der Höchstpreis 160 USD/<br />
MWh betrug, plus Steuervergünstigungen<br />
für jedes einzelne Projekt (siehe Tabelle 1).<br />
Zurzeit arbeiten MINEM, MINAGRI, PRO-<br />
BIOMASA und andere wichtige Akteure daran,<br />
die Bedingungen für den Biogassektor<br />
weiter zu verbessern.<br />
Die sechs bezuschlagten Biogasprojekte<br />
machen 0,79 Prozent der installierten<br />
Leistung aus. Zieht man die erwartete Produktion<br />
in Betracht, dann macht Biogas<br />
1,7 Prozent der gesamten Energie aus. In<br />
Bezug auf geschätzte Investitionen machte<br />
der Biogassektor 2,3 Prozent des gesamten<br />
Energiesektors aus.<br />
Den Anreizmechanismen für die Förderung,<br />
Organisation und Geschäftsentwicklung<br />
stehen auf dem derzeitigen Markt<br />
einigen Einschränkungen gegenüber. Außerdem<br />
gibt es Beschränkungen bezüglich<br />
der Finanzierung des Biogassektors, nicht<br />
nur für die Ausführung von Projekten, sondern<br />
auch für die Projektentwicklung. Es<br />
ist wichtig zu betonen, dass sich Regierungsbehörden<br />
verpflichtet haben, die Biomasse-Energieerzeugung<br />
zu unterstützen,<br />
beispielsweise den strategischen Bioenergiesektor<br />
von PROBIOMASA FAO.<br />
Gesetz Nr. 27.191 gründete den „Treuhandsfonds<br />
erneuerbarer Energie”, der<br />
als FODER (Fondo para el Desarrollo de<br />
Energías Renovables) bekannt ist. Dieser<br />
70
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
International<br />
Tabelle 1: Zuschlagsprojekte bei der Auktion RenovAr 1 vom 7. Oktober 2016<br />
Technologie Projektname Standort MW<br />
Angebotener Preis Höchstpreis<br />
(U$S / MWh) (U$S / MWh)<br />
Biogas C.T. Biogás Ricardone Ricardone (Santa Fe) 1,2 118 160<br />
Biogas C.T. San Pedro Verde Christophersen (Santa Fe) 1,4 158 160<br />
Biogas C.T. Yanquetruz Juan Llerena (San Luis) 1,2 179 160<br />
Biogas C.T. Huinca Renancó Huinca Renancó (Córdoba) 1,6 198 160<br />
Biogas C.T. Río Cuarto 1 Río Cuarto (Córdoba) 2,0 198 160<br />
Biogas C.T. Río Cuarto 2 Río Cuarto (Córdoba) 1,2 198 160<br />
Tabelle 2: Verteilung der Stromnachfrage<br />
auf argentinischem Gebiet (2015)<br />
Großraum BA 41,7 %<br />
Buenos Aires 12,4 %<br />
Litoral 12,3 %<br />
Centro 8,1 %<br />
NOA 6,6 %<br />
Cuyo 5,8 %<br />
Patagonien 4,8 %<br />
NEA 4,5 %<br />
Comahue 3,8 %<br />
Quelle: Sekretariat für Energie, 2015<br />
Verwaltungs- und Finanzmechanismus der<br />
Regierung repräsentiert die garantierten<br />
und erweiterten Steueranreize. Auf der<br />
Grundlage dieses rechtlichen Mechanismus<br />
hat CAMMESA die vorrangige Verpflichtung,<br />
auf monatlicher Basis für den<br />
Strom zu zahlen. Falls CAMMESA nicht<br />
in der Lage ist, zum Fälligkeitsdatum<br />
vollständig den Strom zu zahlen, dient<br />
FODER als Backstop für CAMMESA und<br />
verwendet die Mittel, die sich in seinem<br />
Stromzahlungs-Garantiekonto befinden,<br />
das von MINEM finanziert wird. Außerdem<br />
wird MINEMs Verpflichtung, FODER zu<br />
diesem Zweck zu finanzieren, eindeutig in<br />
dem entsprechenden rechtlichen und vertraglichen<br />
Rahmenwerk festgelegt.<br />
Garantien der Internationalen<br />
Bank für Wiederaufbau<br />
Außerdem wurde im Rahmen von RenovAr<br />
Runde 1 und Runde 1.5 allen Bewerbern<br />
infolge einer Vereinbarung mit der Weltbank<br />
über die Internationale Bank für<br />
Wiederaufbau und Entwicklung eine optionale<br />
„3. Ebene” der Garantie angeboten.<br />
Heutzutage besteht eine intensive gesetzgeberische<br />
und regulatorische Arbeit,<br />
um den Energiemarkt zu fördern und zu<br />
strukturieren. Zum Beispiel wird der Nettoabrechnungsmechanismus<br />
gefördert,<br />
wodurch die finanzielle Entschädigung für<br />
die Differenz zwischen der erzeugten und<br />
der verbrauchten Energie geleistet werden<br />
kann. Bisher ist es schwierig, die Eigenerzeugung<br />
durch die gewünschten Erneuerbaren<br />
Energien zu entwickeln.<br />
Ein weiterer wichtiger Grund für die Entwicklung<br />
ist die Stromversorgung für Regionen<br />
ohne Zugang zum lokalen Gas- und/<br />
oder Stromnetz. Außerdem haben die<br />
Stromübertragungs- und Verteilnetze einige<br />
Male ihr Kapazitätslimit erreicht, und<br />
andere Regionen haben keine Gasübertragungs-<br />
und Verteilungsnetze. Daher hilft<br />
die dezentralisierte Erzeugung dabei, das<br />
nationale Stromnetz zu entlasten und zu<br />
stabilisieren. Das Energieministerium will<br />
mit der Implementierung des Gesetzes<br />
über die dezentralisierte Erzeugung den<br />
Austausch veralteter Maschinen für die<br />
fossile Energieerzeugung erreichen.<br />
Netzinfrastruktur<br />
Argentinien hat eine Fläche von 2,78 Millionen<br />
Quadratkilometer, und sein wichtigstes<br />
industrielles und wirtschaftliches<br />
Zentrum ist der Ballungsraum von Buenos<br />
Aires. Hier konzentrieren sich 40 Prozent<br />
der Stromnachfrage, ebenso wie auch fast<br />
ein Drittel der Bevölkerung. 2015 wurden<br />
130.870 GWh verbraucht (CAMMESA,<br />
2016), nur 1,9 Prozent davon wurde aus<br />
erneuerbaren Quellen erzeugt, hauptsächlich<br />
aus Wind und Solar. Energie aus<br />
Biogas dagegen machte 0,05 Prozent des<br />
Gesamtverbrauchs aus, was 3 Prozent der<br />
Erneuerbaren Energien entspricht.<br />
Aufgrund des Wirtschaftswachstums<br />
nimmt die Nachfrage nach Strom pro Jahr<br />
um rund 3 bis 4 Prozent zu. Diese Steigerung<br />
der Nachfrage wurde nicht von der<br />
In meinen Biogasanlagen laufen WANGEN<br />
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International<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Abbildung 1: Karte der Republik Argentinien mit geografischer Verteilung Erneuerbarer<br />
Energieprojekte, die bei RenovAr 1 den Zuschlag erhalten haben, und Standorte der<br />
nationalen Hochspannungsleitungen<br />
Referenz<br />
Bewerber<br />
Wind<br />
Solar PV<br />
Biomasse<br />
Biogas<br />
Wasser<br />
WIND<br />
Standorte: 49<br />
MW: 3.468<br />
Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />
haben: Buenos Aires, Chubut, Río Negro,<br />
Santa Cruz, Neuquén,La Rioja, La Pampa,<br />
Mendoza, Cordóba und Santa Fé<br />
SOLAR PV<br />
Standorte: 58<br />
MW: 2.811<br />
Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />
haben: Salta, San Juan, Jujuy, Catamarca,<br />
San Luis, La Rioja, Mendoza, Cordóba,<br />
Buenos Aires und Chaco<br />
BIOGAS<br />
Standorte: 6<br />
MW: 8,6<br />
Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />
haben: Cordóba, Santa Fé und San Luis<br />
BIOMASSE<br />
Standorte: 5<br />
MW: 44,5<br />
Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />
haben: Entre Ríos, Corrientes, Tucumán<br />
und Misiones<br />
Kleinwasserkraft<br />
Standorte: 5<br />
MW: 11<br />
Provinzen, die den Zuschlag erhalten<br />
haben: Río Negro und Mendoza<br />
Quelle: MINEM, 2016<br />
steigenden Erzeugung abgedeckt. Infolgedessen<br />
war das Land gezwungen, seine<br />
Energieimporte von 2011 bis heute ständig<br />
zu steigern.<br />
Energieproduktion heute<br />
Der Statistik zufolge hängen 87 Prozent der<br />
Gesamtstromversorgung in Argentinien von<br />
fossilen Brennstoffen ab, hauptsächlich<br />
Gas und Öl. Das Land ist der zweitgrößte<br />
Gasproduzent in Südamerika, mit 40 Milliarden<br />
Kubikmetern pro Jahr, und der viertgrößte<br />
Ölproduzent. Seit 2002 ist Erdgas<br />
der am häufigsten verwendete Brennstoff<br />
des Landes (ENARSA, 2015) mit einem<br />
Verbrauch von 39,3 Millionen Kubikmeter<br />
pro Tag in 2014 (CAMMESA, 2015), wodurch<br />
fast 50 Prozent des Energiebedarfs<br />
des Landes gedeckt werden.<br />
Die gesamte Stromerzeugung in Argentinien<br />
wird zu 63,6 Prozent in Wärmekraftwerken<br />
(die größtenteils mit fossilen Brennstoffen<br />
betrieben werden), zu 31 Prozent in Wasserkraftwerken,<br />
zu 4 Prozent in Atomkraftwerken<br />
und nur zu 0,4 Prozent in Windkraftanlagen<br />
produziert. Um die Nachfrage abzudecken,<br />
wird das verbleibende 1 Prozent importiert<br />
(CAMMESA, 2015). Die ländliche Elektrifizierung<br />
über das Netz liegt unter 78 Prozent,<br />
während 99 Prozent der Stadtbevölkerung<br />
ans Stromnetz angeschlossen sind. Es gibt<br />
zwei Verbundnetzsysteme im Land, das argentinische<br />
Verbundsystem (SADI), das rund<br />
drei Viertel des Landes im Norden abdeckt,<br />
und das patagonische Verbundsystem (SIP)<br />
von Patagonien.<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
International<br />
Abbildung 2: Geografisches Schema des<br />
Nationalen Verbundsystems<br />
Vor der nationalen Umfrage bei Biogaskraftwerken,<br />
die von INTI und dem FAO<br />
PROBIOMASA Projekt 2015 durchgeführt<br />
und 2016 veröffentlich wurde, gab es kein<br />
landesweites Diagnosetool für die Situation<br />
des Sektors, das sich auf die Produktion<br />
von Biogas konzentriert hat. Diese Umfrage<br />
ermittelte die eingesetzten Gärsubstrate,<br />
mit denen die 105 auf argentinischem Gebiet<br />
vorhandenen Biogasanlagen betrieben<br />
werden, die sich hauptsächlich in 16 Provinzen<br />
befinden. Die in Betrieb und im Bau<br />
befindlichen Projekte haben unterschiedliche<br />
technologische<br />
Niveaus, von abgedeckten<br />
Erdbecken<br />
bis zum neuesten<br />
Stand der Technik für<br />
anaerobe Systeme. 85<br />
Prozent der errichteten<br />
Fermenter waren<br />
ausschließlich für die<br />
Abfallverwertung entwickelt<br />
worden. Nur<br />
6 Prozent waren für<br />
die Energieerzeugung<br />
(sowohl Wärme als<br />
auch Strom) errichtet<br />
Spannung 66 Kv<br />
worden. Zurzeit gibt<br />
Spannung 132 Kv<br />
es rund 30 Entwickler<br />
Spannung 220 Kv<br />
und Technologielieferanten.<br />
Spannung 330 Kv<br />
Spannung 500 Kv Außerdem hat Argentinien<br />
den weltweit<br />
größten CNG-Fuhrpark<br />
mit 1.750.000<br />
Fahrzeugen und 1.900 Tankstellen. Dieser<br />
Know-how-Vorsprung des Erdgasmobilitätsbereichs<br />
ist von Vorteil für die Biomethanindustrie.<br />
Hinzu kommt noch, dass<br />
Argentinien viel Potenzial für den Ausbau<br />
des Biogassektors hat aufgrund der diversifizierten<br />
Produktion und der entwickelten<br />
agroindustriellen Struktur. Biogas ist<br />
gegenüber anderen Formen der Energieerzeugung<br />
in Argentinien konkurrenzfähig,<br />
selbst wenn man nur die Energiekosten<br />
vergleicht. Misslungene Projekte in der<br />
Vergangenheit haben zu wirtschaftlichen<br />
Quelle: Sekretariat für Energie, 2011<br />
Verlusten bei Investoren geführt, aber was<br />
genau so schlimm ist, zu einem Mangel an<br />
Glaubwürdigkeit gegenüber der Biogas-<br />
Technologie.<br />
Argentinien braucht ein Programm mit echter<br />
finanzieller und wirtschaftlicher Hilfe<br />
für die Implementierung von Biogasanlagen<br />
in verschiedenen Sektoren. Chancen<br />
bieten sich nicht nur für lokale, sondern<br />
auch für ausländische Entwickler. Es hängt<br />
von den sozialen, wirtschaftlichen und behördlichen<br />
Rahmenbedingungen ab, ob in<br />
Argentinien echte Projekte realisiert werden<br />
können, die zu einem nachhaltigen<br />
Biogassektor zusammenwachsen.<br />
Autoren<br />
María Alejandra Barlatey<br />
Technische Biogasberaterin – INTI<br />
(Nationales Institut für industrielle Technologie)<br />
Concepción del Uruguay, Entre Ríos, Argentinien<br />
E-Mail: barlatey@inti.gob.ar<br />
Julio Menendez<br />
Biogas-Consultant – FAO PROBIOMASA<br />
CADER – Biomassekoordinator<br />
CABA, Buenos Aires, Argentinien<br />
E-Mail: julioemb@gmail.com<br />
Stefan Budzinski<br />
Biogas-Consultant – INNPAS<br />
Oldenburg, Niedersachsen, Deutschland<br />
E-Mail: st.budzinski@googlemail.com<br />
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73
Biomethananlage<br />
der VOL-V Gruppe in<br />
Quimper/Bretagne.<br />
Frankreich<br />
Ambitionierte Biomethan-Ausbauziele<br />
Foto: VOL-V-Gruppe<br />
Paris<br />
Frankreich bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Nutzfläche, die deutlich<br />
größer als die von Deutschland ist. Gute Potenziale für landwirtschaftliche<br />
Biogasanlagen gibt es also – genauso wie Bestrebungen, Abfälle und Reststoffe<br />
nach Regeln der Kreislaufwirtschaft als Bioenergie zu verwerten.<br />
Vor der Präsidentschaftswahl wurden letzte Weichen durch Gesetze und<br />
Ausführungsrichtlinien gestellt. Es sieht also gar nicht so schlecht aus für<br />
die Nachbarn, was Biogas und Biomethan angeht.<br />
Von EUR ING Marie Luise Schaller<br />
Der neue Präsident Emmanuel Macron verspricht<br />
hinsichtlich der Energiewende<br />
Kontinuität. Nicolas Hulot, im Ministerium<br />
für „Ökologische und solidarische Wende“<br />
zuständig für den Umweltschutz und mit<br />
allen wichtigen Kompetenzen ausgestattet, will sich für<br />
die Energiewende einsetzen, aber auch die Kernenergie<br />
nicht schlagartig abschalten. Die Vorgängerin Ségolène<br />
Royal hatte mit dem Energiewendegesetz („Gesetz der<br />
Energiewende für grünes Wachstum“) im Jahr 2015<br />
ehrgeizige Ziele gesetzt.<br />
Dabei war die Biogasbranche im Hinblick auf die Vergütung<br />
der Biogasverstromung recht lange im Ungewissen<br />
geblieben. Die Konditionen waren im Entwurf bekannt,<br />
mussten aber wegen der Prüfung bei der EU warten, bis<br />
sie endlich im Januar <strong>2017</strong> verkündet wurden – gleichzeitig<br />
mit der ersehnten Laufzeitverlängerung für Strom<br />
aus Biogasanlagen von 15 auf 20 Jahre. Dies wird als<br />
ein wichtiger Meilenstein empfunden.<br />
Abgeordnete und Branchenvertreter zweifeln allerdings,<br />
ob die Ziele greifen können. Sie bemängeln dabei,<br />
viel zu halbherzig und lasch sei die Abkehr von der<br />
Kernenergie, da klare Ausstiegsvorgaben fehlten. Die<br />
für 2016 versprochene Schließung von Fessenheim<br />
wurde mit großer Verzögerung für 2019 beschieden.<br />
Wie sich die neue Regierung nun mit den offenen Planungsvorgaben<br />
für den Nuklearpark auseinandersetzt,<br />
bleibt abzuwarten.<br />
Bestand und Ausbaupotenziale<br />
2016 wurden insgesamt 548 Biogasanlagen betrieben<br />
und überwiegend in der Kraft-Wärme-Kopplung eingesetzt.<br />
Etwa die Hälfte sind landwirtschaftliche Betriebe.<br />
In 26 Anlagen (5 Prozent, 10 Anlagen aus 2016)<br />
wird Biomethan erzeugt und ins Gasnetz eingespeist.<br />
Sie decken 0,05 Prozent des Gasverbrauchs.<br />
Frankreich setzt weiter vor allem auf Biomethan. Gemäß<br />
Gesetz soll der „Grüngas“-Anteil im Gasnetz auf<br />
10 Prozent bis 2030 steigen. Entsprechend ambitioniert<br />
sind die Vorgaben der staatlichen Planzahlen:<br />
Ausgehend von aktuell 0,215 Terawattstunden (TWh)<br />
(Ende 2016) an eingespeistem Biomethan sollen 1,7<br />
TWh bis Ende 2018 und 8 TWh bis Ende 2023 erreicht<br />
werden.<br />
74
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
International<br />
Ende 2016 war eine Maximalkapazität von 410<br />
Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a) realisiert, die<br />
bis Ende März auf 440 GWh/a gesteigert werden<br />
konnte. Damit wird man den ehrgeizigen Zielen<br />
aber noch nicht gerecht. 241 Biomethanprojekte<br />
mit einer jährlichen Kapazität von 5 TWh befanden<br />
sich Ende 2016 in „Wartestellung“. Hierfür<br />
wird derzeit durch den Netzbetreiber, meist<br />
GRDF, die Machbarkeitsstudie für den Anschluss<br />
ans Gasnetz erstellt. Bis zur Inbetriebnahme sind<br />
danach noch etwa zwei bis fünf Jahre zu veranschlagen.<br />
Laut GRDF (Januar 2016) könnten bis<br />
Ende 2018 rund 100 Einspeiseanlagen angeschlossen<br />
sein, womit die Ausbauziele erreichbar<br />
wären.<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
Cédric de Saint Jouan ist seit 20 Jahren im<br />
Bereich der Erneuerbaren Energien aktiv und<br />
spezialisiert auf die Projektfinanzierung. Seine<br />
Unternehmensgruppe Vol-V mit Niederlassungen<br />
in mehreren größeren Städten in Frankreich betätigt<br />
sich als unabhängiger Erzeuger von Strom<br />
und Gas und entwickelt, finanziert, baut und betreibt<br />
Windenergie-, PV- und Biomethananlagen.<br />
Der Gründer und Präsident des Think Tanks „France<br />
Biométhane“ äußert sich folgendermaßen zu den augenblicklichen<br />
Entwicklungschancen und -hindernissen:<br />
„Frankreich besitzt große Biogaspotenziale sowie<br />
gute Fördermechanismen und öffentliche Investitionshilfen.<br />
Der Ausbau des Biomethansektors legte in<br />
2016 erfreulich zu, wenn auch weit mehr möglich sein<br />
müsste. Leider ist die Finanzierung der Projekte immer<br />
noch stark gebremst, die Banken halten sich zurück.<br />
Die Laufzeitverlängerung von 15 auf 20 Jahre wie beim<br />
Biogasstrom ist notwendig.“<br />
Foto: Marie-Luise Schaller<br />
Scania brachte Erdgasbusse und auch einen Lkw mit zur ExpoBiogaz Anfang Juni, um in der Branche auf<br />
die bestehenden technischen Lösungen hinzuweisen, Biogas betriebene Nutzfahrzeuge einzusetzen. Gezeigt<br />
wurde auch ein Bus von MAN. In Paris sollen binnen 10 Jahren 20 Prozent der Busse auf Biomethan<br />
umgestellt werden.<br />
Trotz der jüngsten genehmigungsrechtlichen Vereinfachungen<br />
blieben die Auflagen extrem hart. So verfällt<br />
die Betriebserlaubnis, wenn die Anlage nicht binnen<br />
einer Frist von 3 Jahren nach Erteilung des Bescheids<br />
in Betrieb geht. Dadurch und wegen der Zurückhaltung<br />
der Banken würden laut de Saint Jouan die vielen aussichtsreichen<br />
Anlagenprojekte derzeit noch zu zögerlich<br />
angegangen.<br />
Wichtiges Element in den Finanzierungsanträgen sei<br />
auch die Garantie der Anlagenhersteller für die Biogaserträge.<br />
Neben der Attraktivität der deutschen Technologien<br />
könne eine Gewährleistung für die Leistung ein<br />
entscheidendes Verkaufsargument sein.<br />
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75
International<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
François-Xavier Létang,<br />
Landwirt aus Hermé<br />
östlich von Paris.<br />
Biomethananlage<br />
Létang, Sourdun.<br />
Motivierte Landwirte<br />
François-Xavier Létang, Landwirt aus Hermé östlich<br />
von Paris, und sein Bruder Thibault verwirklichen bereits<br />
das vierte Biomethanprojekt. Ihr Erfolg beruht auf<br />
bekannten Regeln der guten Praxis, wie sorgfältigen<br />
Studien der Gasnetzanschlussbedingungen sowie der<br />
realistischen Einschätzung der Substratversorgung und<br />
der benötigten Flächen für die Ausbringung des Gärrestes.<br />
„Im laufenden Betrieb ist die vorausschauende,<br />
regelmäßige Instandhaltung entscheidend für die<br />
Gewährleistung eines optimalen Betriebs. Das ist nicht<br />
immer leicht mit der Feldarbeit zu vereinbaren. Instandhaltungsvertrag<br />
und biologischer Überwachungsservice<br />
sind wichtige Eckpfeiler, aber auch die Sauberkeit der<br />
Anlage zählt und ist oft ein sichtbarer Indikator für die<br />
Leistungsfähigkeit der Anlage“, so François-Xavier Létang.<br />
Zur Absicherung gegen Produktionsleistungsverluste<br />
setzt er darüber hinaus auf Versicherungen.<br />
Létang fordert ebenfalls eine Verlängerung der Vertragslaufzeiten<br />
von 15 auf 20 Jahre. Er bemängelt zudem<br />
Foto: François-Xavier Létang<br />
die regionalen Unterschiede<br />
bei der Investitionsförderung<br />
sowie die fehlende<br />
Subvention bei den Kosten<br />
für den Netzanschluss.<br />
Eine Erhöhung der täglich<br />
erlaubten Substratchargen<br />
von 30 auf 60 Tonnen würde<br />
die Produktion von 250<br />
Nm³/h und eine wesentliche<br />
Rentabilitätssteigerung ermöglichen.<br />
Die netzdienlichen Vorzüge<br />
von Biogas, das als Erneuerbare Energie im Gasnetz<br />
gespeichert werden kann, sollten seiner Ansicht nach<br />
auch stärker gewichtet werden, anstatt über massive<br />
Batteriespeicher zur Speicherung regenerativen<br />
Stroms nachzudenken. Die extrem niedrigen Preise der<br />
fossilen Energieträger seien natürlich auch eine Hürde.<br />
Foto: GRDF/Fotograf Grégory Brandel<br />
Smarte Umlagemechanismen für die<br />
Verkehrswende<br />
Frankreich hat ein Biogasregister für Herkunftsgarantien<br />
(garantie d’origine, GO) eingerichtet, an dem 24<br />
der 26 Biomethananlagen angeschlossen sind. 80 Prozent<br />
dieses zertifizierten Bioerdgases wird als Kraftstoff<br />
(BioGNV) verwendet, was einer gezielten Förderung zu<br />
verdanken ist. Normalerweise müssen die Händler 75<br />
Prozent des Gewinns in einen Fonds einzahlen, aus<br />
dem ein Teil der Zusatzkosten für das Biomethan finanziert<br />
werden.<br />
Wird Biomethan mit GO jedoch als BioGNV eingesetzt,<br />
verbleibt der entsprechende Gewinn gänzlich beim<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
International<br />
Gashändler. Übrigens werden die Subventionen für<br />
Biomethan nicht mehr über eine Umlage den Gaskunden<br />
belastet. Seit <strong>2017</strong> wird dazu auch ein Bruchteil<br />
der internen Besteuerung für Braun-/Steinkohle und<br />
Koks verwendet. Diese Mittel kommen den Biomethanlieferanten<br />
zugute. Die Mehrjahresplanungen der<br />
Energieprogramme PPE streben an, dass 3 Prozent der<br />
Fahrzeuge im Schwerlastverkehr bis 2023 erdgasbetrieben<br />
sind. Diese Bevorzugung der Kraftstoffnutzung<br />
folgt einer Empfehlung der französischen Energieagentur<br />
ADEME, die bei Verwertung im Verkehrssektor auf<br />
den besonderen Nutzen für den Umweltschutz hinweist.<br />
Denn tatsächlich ist die Substitution von fossilen<br />
Kraftstoffen nicht nur vorteilhaft im Hinblick auf die<br />
CO 2<br />
-Bilanz (80 Prozent CO 2<br />
-Einsparung).<br />
Gegenüber Dieselfahrzeugen entfallen auch 90 Prozent<br />
der Stickstoff- und beinahe 100 Prozent der Schwefelund<br />
der Feinstaubemissionen sowie Lärmemissionen.<br />
Wird das Erdgas zusätzlich noch verflüssigt, verringert<br />
sich zudem das Tankvolumen auf ein Neuntel. Hier<br />
kommen kryogene Verfahren zum Einsatz, also solche,<br />
die Kälte einsetzen. Damit lässt sich auch das bei der<br />
Biomethanerzeugung abgeschiedene CO 2<br />
verflüssigen<br />
und als sogenanntes „grünes CO 2<br />
“ nutzen.<br />
Dies wird in dem Pilotprojekt „BioGNVAL“ in einem<br />
großen Abwasserklärwerk in Valenton im Süden der Pariser<br />
Agglomeration erstmals großtechnisch in Frankreich<br />
erprobt. Mit kryogener Aufbereitungstechnik wird<br />
ein Teil des Biogases aus der Kläranlage zu flüssigem<br />
Bioerdgas (BioGNL). Nach Angaben des Anlagenbetreibers<br />
sei es möglich, aus dem Abwasser von 200.000<br />
Einwohnern 40 Busse zu betreiben.<br />
Biomethan lohnt sich<br />
Der Markt der Kraftstoffnutzung entwickelt sich vielversprechend.<br />
Die Stadt Paris fordert von der regionalen<br />
Verkehrsgesellschaft RATP, dass der Bestand an Biomethanbussen<br />
von derzeit 90 auf 900 im Jahr 2025<br />
gesteigert wird. Auch die Supermarktkette Carrefour<br />
und das Möbelhaus IKEA haben eine Umstellung auf<br />
Biomethan angekündigt.<br />
Wird das bei der Biomethanerzeugung abgetrennte CO 2<br />
ebenfalls kryogen behandelt und flüssig gespeichert,<br />
kann es als Kühlmittel in Kälteerzeugungsanlagen dienen.<br />
In Kühltransportern kann somit weiterer Dieselkraftstoff<br />
eingespart werden. Die Betriebserfahrungen<br />
der kleinen wie großen französischen Biomethananlagen<br />
sind äußerst positiv. Die tatsächlichen Anlagenverfügbarkeiten<br />
liegen mit 97 Prozent um 2 Prozent über<br />
den von den Betreibern zu garantierenden. Damit kann<br />
auf bewährte Technologien zurückgegriffen werden, um<br />
Innovationen voranzubringen.<br />
Die fortschrittliche Anlage in Valenton war denn auch eines<br />
der ersten Besuchsziele des neuen Premierministers<br />
Edouard Philippe und des Umweltministers Hulot. Die<br />
nationale Biogasmesse Expo Biogaz, die vom 31. Mai bis<br />
1. Juni <strong>2017</strong> in Bordeaux stattfand, legte den Schwerpunkt<br />
auf BioGNV und die Entwicklung von Projekten im<br />
Südwesten, wo große Potenziale gegeben sind.<br />
Insgesamt sind die Akteure des Marktes hoch motiviert<br />
und kämpfen weiter für sinnvolle Änderungen der Rahmenbedingungen.<br />
Es lohnt sich, der Entwicklung zu<br />
folgen und den Austausch im Kreise von Experten und<br />
Projektentwicklern zu pflegen, ausgehend von der ExpoBiogaz<br />
in Bordeaux.<br />
Autorin<br />
EUR ING Marie-Luise Schaller<br />
Deutsch-Französische Beraterin<br />
E-Mail: mls@mlschaller.com<br />
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Aus der<br />
Verbandsarbeit<br />
Bericht aus der Geschäftsstelle<br />
Dokumentationsanforderungen<br />
werden immer<br />
komplexer<br />
Die vergangenen Wochen haben wieder bestätigt,<br />
dass die Komplexität des Themas Biogas immer noch<br />
weiter wachsen kann. Neben neuen Anforderungen<br />
aus der Störfallverordnung haben die strom- und<br />
energiesteuerrechtlichen Dokumentationsanforderungen<br />
den Mitgliederservice und die Biogasbranche<br />
intensiv beschäftigt.<br />
Von Dr. Stefan Rauh und<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
In den vergangenen Wochen hat die Geschäftsstelle eine neue<br />
Webseite entwickelt, mit der die seit Anfang des Jahres neu<br />
eingeführten Betreiberpflichten der Störfallverordnung (12.<br />
BImSchV) zur Information der Öffentlichkeit (§ 8a) erfüllt werden<br />
können. Unter der Webadresse www.biogas-störfallverordnung.de<br />
können über ein Suchfeld relevante Daten von Biogasanlagen<br />
(Betriebsbereiche) der unteren Klasse abgerufen werden.<br />
Ordentlich eingestufte Mitglieder (Betreiber- und Firmenmitglieder)<br />
gelangen über die Login-Funktion zu einer Eingabemaske, um ihre<br />
Anlagendaten selbst hochzuladen, zu veröffentlichen und auf dem<br />
aktuellen Stand zu halten. Nichtmitglieder müssen für die Nutzung<br />
dieses Anlagenverzeichnisses eine einmalige Aufnahmegebühr von<br />
350 Euro und für jede weitere Anlage 175 Euro entrichten sowie für<br />
die jährliche Pflege der Daten und gegebenenfalls notwendige Anpassungen<br />
der Webseite 70 Euro pro Anlage und Jahr zahlen. Weitere<br />
Informationen zu dieser Dienstleistung des Fachverbandes sind im<br />
Betreiberfax B_<strong>2017</strong>-17 sowie auf der Webseite zu finden.<br />
78
Engagiert. Aktiv. Vor Ort. Und in Berlin: Der Fachverband Biogas e.V.<br />
Neue TA Luft kommt nicht mehr<br />
vor der Wahl<br />
Wie bereits im letzten Journal (3_<strong>2017</strong>) berichtet,<br />
steht eine umfassende Novelle der TA Luft an. Der aktuell<br />
vorliegende inoffizielle Entwurf wurde am 10. Mai<br />
in einer Telefonkonferenz mit Vertretern des Betreiberbeirates,<br />
Firmenbeirates, AK Sicherheit und AK Genehmigung<br />
intensiv und kontrovers diskutiert. Besonders<br />
kritisch muss angemerkt werden, dass diverse emissionsrelevante<br />
Teile der bisher in Bearbeitung gewesenen<br />
Biogasanlagenverordnung ohne weitere Abstimmung<br />
mit der Biogasbranche in den neuen TA Luft-Entwurf<br />
zur Ressortabstimmung aufgenommen worden sind.<br />
Die TA Luft hätte in dieser unausgereiften Form dramatische<br />
Folgen für die Biogasbranche. Daher ist es<br />
nur zu begrüßen, dass die TA Luft aufgrund heftiger<br />
Diskussionen bei der Ressortabstimmung nicht mehr<br />
vor der Wahl im September verabschiedet wird. Als<br />
neues Datum zum Inkrafttreten wird momentan Mitte<br />
2018 genannt. Der Fachverband wird daher die Ergebnisse<br />
seiner Gremienabstimmung als Grundlage für die<br />
weiteren Gespräche mit den relevanten Behörden auf<br />
Bundes- und Landesebene zusammenfassen.<br />
Abgezeichnet hat sich in den vergangenen Wochen<br />
auch, dass die Abgasgrenzwerte der Verbrennungsmotorenanlagen<br />
in einer eigenen BImSchV zur Umsetzung<br />
der europäischen „MCP-Directive“ geregelt werden.<br />
Diese neue Verordnung ist derzeit beim BMUB und<br />
UBA in Vorbereitung und soll – sofern sich Deutschland<br />
kein Vertragsverletzungsverfahren bei der EU einhandeln<br />
will – Ende des Jahres in Kraft treten. Der Fachverband<br />
Biogas wartet daher gespannt auf erste Entwürfe,<br />
die zur Diskussion gestellt werden.<br />
Firmenbeirat hat Sprecher gewählt<br />
Nach der Neuwahl des Firmenbeirates im Februar fanden<br />
bei den ersten beiden Sitzungen im März und Juni<br />
die Wahlen des Sprechers und seiner Stellvertreter<br />
statt. Als Sprecher des Firmenbeirates wurde Dr. Matthias<br />
Plöchl vom Beratungsunternehmen B3 Bornim<br />
gewählt. Seine Stellvertreter sind Uwe Welteke-Fabricius<br />
von den Flexperten sowie Christoph Spurk vom<br />
Anlagenbauer Ökobit. Neben den Wahlen wurde auch<br />
intensiv über aktuelle firmen- und verbandsspezifische<br />
Themen wie die Weiterentwicklung des Anlagenbestandes<br />
in Richtung Flexibilisierung, Ausschreibung und<br />
Biomethan diskutiert.<br />
Beim Thema der Internationalisierung bestand Einigkeit,<br />
dass die Technologieführerschaft Deutschlands<br />
im internationalen Kontext nur bestehen kann, wenn<br />
ein vitaler Heimatmarkt mit Spielraum für Innovationen<br />
vorliegt. Grundsätzlich wünscht sich der Firmenbeirat<br />
einen noch intensiveren Austausch mit den Mitgliedsfirmen<br />
im Fachverband und ruft damit alle Mitglieder<br />
auf, Sorgen, Wünsche und Anregungen gerne mit den<br />
Mitgliedern im Firmenbeirat zu erörtern.<br />
Wahlen in den Regionalgruppen<br />
laufen weiter<br />
Neben der Wahl des Sprechers des Firmenbeirates<br />
wurden in den zurückliegenden Wochen auch Wahlen<br />
in weiteren Regionalgruppen durchgeführt. Die noch<br />
fehlenden Wahlen werden in den nächsten Monaten<br />
stattfinden. Ein Kernthema bei den Wahlveranstaltungen<br />
waren die Düngeverordnung sowie die AwSV. Während<br />
die AwSV am 1. August <strong>2017</strong> in Kraft tritt, gilt<br />
die Düngeverordnung bereits seit 2. Juni <strong>2017</strong>. Dies<br />
ist Anlass genug, die Inhalte der beiden Verordnungen<br />
vorzustellen. Nicht verwunderlich ist, dass die für die<br />
Biogasbranche bedeutsamen neuen Vorgaben für umfangreiche<br />
Diskussionen sorgen.<br />
Ein weiteres Thema in den Regionalgruppen war auch<br />
immer die anstehende Bundestagswahl. Der Fachverband<br />
Biogas e.V. beteiligt sich dabei an der Kampagne<br />
des Dachverbandes BEE e. V.. Ein wesentlicher<br />
Baustein darin ist die sogenannte Sommertour, bei der<br />
wichtige Politiker über die Bedeutung der Energiewende<br />
im Allgemeinen und die Bedeutung von Biogas im<br />
Besonderen aufgeklärt werden sollen. In der Monatstelefonkonferenz<br />
der Regionalgruppensprecher informierte<br />
Mareike Fischer aus dem Hauptstadtbüro über<br />
die geplanten Maßnahmen.<br />
Flexibilisierung und Netzanschluss<br />
im Fokus der Diskussion<br />
Nicht nur bei den Regionalgruppenveranstaltungen<br />
wurde das Thema Flexibilisierung kontrovers diskutiert.<br />
Immer wenn wir Energie brauchen, kann Biogas liefern:<br />
Bei Tag und Nacht, bei Wind und Wetter.<br />
Regional. Verlässlich. Klimafreundlich. Biogas kann‘s!<br />
79
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />
Neu gewählter Firmenbeirat von links: Stefan Heins, Biogas Service Tarmstedt (Service- und Wartungsunternehmen), Kai Jens Basedow,<br />
EES Nord (Komponentenhersteller), Dr. Matthias Plöchl, B3 Bornim (Planer und Berater), Uwe Welteke-Fabricius, Flexperten (Planer und<br />
Berater), Dr. Helmut Kern, Arcanum Energy (Service- und Wartungsunternehmen), Markus Ott, Agraferm (Gesamtanlagenhersteller),<br />
Christopf Spurk, Ökobit (Gesamtanlagenhersteller). Auf dem Bild fehlen Hendrik Borgmeyer, Bioconstruct (Gesamtanlagenhersteller) und<br />
Alfred Gayer, 2G (Komponentenhersteller).<br />
Anfang Juni traf sich die Betreiberexpertengruppe Direktvermarktung<br />
in Fulda. Die Teilnehmer sind allesamt<br />
Betreiber, die umfassende Erfahrung in der Vermarktung<br />
von flexiblem Strom aufweisen. Dort war man sich einig,<br />
dass genau darin die Zukunft der Biogasbranche liegt,<br />
auch wenn im zurückliegenden Jahr die Erlöse nicht alle<br />
Erwartungen erfüllt haben. In der nächsten Ausgabe des<br />
Biogas Journals wird ein ausführlicher Bericht zu den<br />
Erfahrungen der Expertengruppe erscheinen.<br />
Viele Betreiber machen sich aktuell auf den Weg in die<br />
Flexibilisierung. Ein Knackpunkt ist bei vielen Projekten<br />
der Netzanschluss. Schnell sieht sich der Betreiber<br />
mit einem negativen Bescheid oder ausufernden<br />
Anforderungen beim Netzanschluss konfrontiert. Dies<br />
ist der Grund, weshalb in der Geschäftsstelle in Zusammenarbeit<br />
mit den Gremien eine Arbeitshilfe zum Netzanschluss<br />
erstellt wird. Zudem stehen Gespräche mit<br />
Netzbetreibern an, bei denen sich der Netzanschluss<br />
besonders problematisch gestaltet.<br />
Verbandspartnerschaft mit Indien<br />
läuft sehr gut<br />
In Kolumbien konnte das Referat International beim<br />
ersten Bioenergiekongress in Cali (BI-ON <strong>2017</strong> Primer<br />
Congreso Nacional de Bioenergía) und dem Abfallkongress<br />
in Armenia (XVII Congreso Internacional de Gestión<br />
Integral de Residuos y Perspectivas Ambientales)<br />
die langjährigen Erfahrungen in Deutschland zum Thema<br />
Biogas vorstellen.<br />
Sehr gut weiterentwickelt hat sich auch die gemeinsam<br />
mit dem Indischen Biogasverband (IBA) durchgeführte<br />
Kammer- und Verbandspartnerschaft (KVP). Mit Unterstützung<br />
des Fachverbandes hat die IBA eine sehr<br />
erfolgreiche Trainingstour durch die Städte Delhi, Pune<br />
und Ahmedabad veranstaltet. Aufgrund der positiven<br />
Rückmeldungen ist gerade eine Neuauflage der Schulungen<br />
in Planung. In Vorbereitung ist aktuell auch die<br />
aktive Teilnahme an der IFAT in Mumbai.<br />
Die Sicherheitsbroschüre „Safety first! Guidelines for<br />
the safe use of biogas technology“, welche der Fachverband<br />
Biogas mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft<br />
für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH<br />
erstellt hat, steht seit Ende März in fünf Sprachen<br />
(Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und<br />
Indonesisch) zum Download bereit. Weitere Übersetzungen<br />
ins Niederländische und Serbische sind bereits<br />
in Arbeit.<br />
Autoren<br />
Dr. Stefan Rauh<br />
Geschäftsführer<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Manuel Maciejczyk<br />
Geschäftsführer<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Angerbrunnenstr. 12 ∙ 85356 Freising<br />
Tel. 0 81 61/98 46 60<br />
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80
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
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81
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
In einer Expertengruppe<br />
aus 16 Funktionsträgern<br />
und Mitarbeitern<br />
des Fachverbandes<br />
Biogas wurde das<br />
„System Biogas“<br />
umfassend analysiert<br />
und modelliert.<br />
Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />
Zukunft Biogas: Expertengruppe<br />
er arbeitet die strategischen Eckpunkte<br />
für das neue Biogas<br />
Nachdem die gesellschaftliche und politische Akzeptanz der Biogasnutzung in Deutschland<br />
in den letzten Jahren weitgehend abhandengekommen ist, muss die Biogasbranche<br />
eine tragfähige Zukunftsstrategie entwickeln. Eine Arbeitsgruppe hat sich intensiv mit dem<br />
System Biogas beschäftigt und entsprechende Handlungsfelder identifiziert.<br />
Von Dr. Claudius da Costa Gomez<br />
Das Präsidium des Fachverbandes Biogas<br />
e.V. hat bereits im Sommer 2015 erkannt,<br />
dass eine tragfähige Zukunftsstrategie entwickelt<br />
werden muss. So hat das Gremium<br />
den Weg für ein entsprechendes Projekt<br />
freigegeben. Der erste Schritt dieser Strategie war es,<br />
die Kräfte zu bündeln, um in der bis Mitte 2016 andauernden<br />
Diskussion zum Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
(EEG) <strong>2017</strong> eine Anschlussregelung für Biogasanlagen<br />
zu verankern.<br />
Ohne diese wäre das Todesurteil für die Branche schon<br />
heute unterschrieben. Am 8. Juli 2016 war es dann beschlossene<br />
Sache, dass nach eineinhalb Jahren harter<br />
Arbeit des Fachverbandes Biogas e.V. im EEG eine Anschlussregelung<br />
verankert worden war, die zwar nicht zufriedenstellend<br />
ist, aber dafür sorgt, dass Biogasanlagen<br />
grundsätzlich eine Zukunftsperspektive haben.<br />
Im nächsten Schritt galt es, nun aus diesem Funken<br />
der Hoffnung ein stetiges Feuer zu entfachen, dass es<br />
der Branche ermöglicht, sich weiterzuentwickeln. Aber<br />
82
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
wohin soll die Reise gehen? Was sind die Ansatzpunkte,<br />
die der Biogastechnologie eine wirkliche Perspektive<br />
liefern? Um aus den vielen möglichen Ansätzen die<br />
richtigen herauszufiltern, wurde entschieden, nach der<br />
von Prof. Frederik Vester bereits in den Achtzigerjahren<br />
entwickelten und seither von Malik Management weiterentwickelten<br />
Methode des Malik Sensitiviätsmodells<br />
vorzugehen.<br />
Hierbei wurde unter Anleitung von Gabriele Harrer-<br />
Puchner und Dr. Georg Wagener-Lohse in einer Expertengruppe<br />
aus 16 Funktionsträgern und Mitarbeitern<br />
des Fachverbandes Biogas das „System Biogas“ umfassend<br />
analysiert und modelliert. Hierzu traf sich die<br />
Gesamtgruppe dreimal und erarbeitete an insgesamt<br />
sechs Gruppenarbeitstagen sowie rund 20 weiteren<br />
Personentagen der Projektleiter sowie einzelner Mitarbeiter<br />
aus der Geschäftsstelle die Analyse.<br />
Definition der Leitfrage<br />
Zunächst wurde von der Projektgruppe die Leitfrage definiert:<br />
„Was sind wirksame Ansatzpunkte, mit denen<br />
die Biogastechnologie ihre Nachhaltigkeit unter Beweis<br />
stellt und diese auch von der Gesellschaft akzeptiert<br />
wird?“ Zur Beantwortung dieser Frage wurden zunächst<br />
27 Einflussgrößen bestimmt, die das System Biogas<br />
bestimmen. Anschließend wurden die 702 Wechselwirkungen<br />
zwischen diesen Einflussgrößen bewertet.<br />
Mit der von Frederic Vester und Malik Management<br />
entwickelten Software wurden die Wechselwirkungen<br />
analysiert und grafisch dargestellt. Diese Zwischenergebnisse<br />
wurden in der Projektgruppe diskutiert, und<br />
es wurden immer wieder Korrekturen in der Bewertung<br />
der Wechselwirkungen vorgenommen. In einem nächsten<br />
Schritt konnten dann die wichtigsten Wechselwirkungen<br />
zwischen den Einflussgrößen in sogenannten<br />
Regelkreisen dargestellt und mithilfe der Software analysiert<br />
werden.<br />
Mit den Einflussgrößen, Wechselwirkungen und Regelkreisen<br />
konnte das sehr komplexe System Biogas<br />
nun beschrieben und konnten Handlungsfelder festgelegt<br />
werden, mit denen das System wirksam beeinflusst<br />
werden kann. Im letzten Schritt wurden konkrete<br />
Maßnahmen vorgeschlagen, die aus der Sicht des Verbandes<br />
zu einer Verbesserung der Situation beitragen<br />
können.<br />
Ergebnisse<br />
Nicht unerwartet war die Erkenntnis, dass die Biogasnutzung<br />
in einem sehr stark vernetzten System verankert<br />
ist, das nur schwer durch einzelne Maßnahmen zu<br />
beeinflussen ist. Der stärkste Schalthebel ist der Preis<br />
für Kohlendioxid-(CO 2<br />
)-Emissionen. Würde es einen realen<br />
Preis für diese Treibhausgasemission geben, hätte<br />
dies einen stark positiven Einfluss auf die Biogasbranche<br />
in Bezug auf die Ausgangsfragestellung.<br />
Als sogenannte kritische Größe wurde die Akzeptanz<br />
der Biogasnutzung in Politik und Bevölkerung ermittelt.<br />
Die Akzeptanz ist mit nahezu allen anderen Variablen<br />
direkt oder indirekt vernetzt und spielt eine<br />
kritische Rolle für die Entscheidungen in der Politik.<br />
Allerdings ist die Akzeptanz nicht direkt zum Beispiel<br />
durch Werbung für die Biogastechnologie zu beeinflussen,<br />
sondern muss indirekt durch andere Einflussgrößen<br />
gesteuert werden.<br />
Hierfür sind die Einsatzstoffe von Biogasanlagen eine<br />
entscheidende Steuerungsgröße, da diese die Akzeptanz<br />
direkt beeinflussen. In der Analyse wurden als<br />
Einsatzstoffe klassische Energiepflanzen, Alternative<br />
Energiepflanzen sowie Gülle, Nebenprodukte und Abfälle<br />
betrachtet.<br />
Als guter Ansatzpunkt, das System Biogas positiv zu<br />
beeinflussen, wurde das Thema Innovationen iden-<br />
83
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
tifiziert. Hier müssen neben den Innovationen in der<br />
Substratbereitstellung, Biogaserzeugung und Gärproduktaufbereitung<br />
auch die Nutzung von Biomethan<br />
und der Einsatz als Kraftstoff hervorgehoben werden.<br />
Innovationen in der Branche wirken laut der Analyse<br />
direkt auf andere wichtige Variablen, wie zum Beispiel<br />
Klimaschutzwirkung, Kostensenkung, Anlagenperformance<br />
und Akzeptanz.<br />
Zwischenfazit aus der Analyse der<br />
Variablen und Regelkreise<br />
Das System Biogas verharrt im Moment bestenfalls auf dem aktuellen Stand, ist von der Politik<br />
eher geduldet und wird sich nicht weiterentwickeln, wenn nicht vonseiten der Akteure starke<br />
und gezielte Impulse kommen.<br />
Über die Verbände müssen wir zu einer zumindest qualitativen Weiterentwicklung des Systems<br />
Biogas kommen. Wenn die Verbände nicht aktiv werden, wird das System weiter stagnieren<br />
oder „sterben“.<br />
Ein anderer für die Weiterentwicklung der Branche<br />
wichtiger Aspekt ist die Performance der Biogasanlagen<br />
vor Ort. Diese Variable wirkt auch wiederum auf eine<br />
Reihe weiterer Aspekte, wie zum Beispiel Klimaschutz,<br />
Sicherheit und behördliche Willkür, und sollte damit<br />
auch ein Schwerpunkt zukünftiger Tätigkeitsfelder<br />
sein. Interessant war auch die Beobachtung, dass der<br />
Umfang des Biogasparks eine starke Wirkung auf die<br />
Netzstabilität im Strom- und Gasbereich hat und dies<br />
wiederum unter Umständen als stabilisierender Faktor<br />
für die Entwicklung der Branche genutzt werden kann.<br />
Die Wirkung der regionalen Wertschöpfung wurde innerhalb<br />
der Projektgruppe intensiv diskutiert. Es zeigte<br />
sich aber, dass sie keine aktive Rolle für die Biogasbranche<br />
hat, sondern eher reaktiv zu bewerten ist. Dennoch<br />
bietet die regionale Wertschöpfung, die durch den<br />
Betrieb von Biogasanlagen kontinuierlich erreicht wird,<br />
gute Anknüpfungspunkte für eine positive Kommunikation<br />
vor Ort.<br />
Ein – wenn man so will – themenübergreifendes Ergebnis<br />
des Projektes war die Erkenntnis, dass ein wirksamer,<br />
aber auch sensibler und kontinuierlich nachzujustierender<br />
Steuerhebel die verbandliche Arbeit<br />
ist. Hiermit ist sowohl die spezifische Arbeit des Fachverbandes<br />
Biogas als auch die koordinierte Arbeit der<br />
Erneuerbaren Verbände – Bundesverband Erneuerbare<br />
Energie (BEE), Bundesverband Bioenergie (BBE) –<br />
und der kooperierenden Verbände, wie zum Beispiel der<br />
Bauernverbände (Bund und Länder), gemeint.<br />
Maßnahmen<br />
ffDer Fachverband Biogas wird alle Anstrengungen<br />
unternehmen, auch in dem schwierigen Branchenumfeld<br />
die eigenen Strukturen stabil zu halten und<br />
die Zusammenarbeit mit den Dach- und Partnerverbänden<br />
weiter optimieren.<br />
ffDer CO 2<br />
-Preis ist der Dreh und Angelpunkt, mit dem<br />
eine zentrale Leistung der Biogastechnologie (Treibhausgasminderung)<br />
einen Wert erhalten könnte.<br />
Daher wird der Fachverband sich aktiv für ein geeignetes<br />
Bewertungssystem einsetzen.<br />
f f Innovationen in der Biogasbranche wurden als hoch<br />
aktive Variable identifiziert. Die Branche wird daher<br />
Innovationen anregen, Fördermöglichkeiten generieren<br />
und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit dazu<br />
starten. Das Thema Biomethan sowie Biomethan<br />
als Kraftstoff wird dabei eine besondere Rolle spie-<br />
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
len, da hiermit zusätzlich zur Vor-Ort-Verstromung<br />
langfristig tragfähige Nutzungszweige von Biogas<br />
erschlossen werden können.<br />
ffDie individuelle Anlagen-Performance ist sehr wichtig<br />
für die Entwicklung der Gesamtbranche. Daher wird<br />
der Verband seine Mitglieder zukünftig noch intensiver<br />
dabei unterstützen (Information, Sensibilisierung,<br />
Schulung, Beratung), ihre Anlagen in jeglicher Hinsicht<br />
zu optimieren: Sicherheit, Umweltleistungen,<br />
betriebswirtschaftliche Situation, öffentliche Wahrnehmung<br />
sind dabei wichtige Themen.<br />
ffDie Einsatzstoffe für Biogasanlagen stehen in starkem<br />
öffentlichen Interesse und beeinflussen damit<br />
das zentrale Ziel, die Akzeptanz der Biogasnutzung<br />
in Gesellschaft und Politik zu verbessern. Der Verband<br />
wird daher Fakten zum Thema Energiepflanzen<br />
(klassische und alternative) zusammenstellen und<br />
verbreiten, den Anbau alternativer Energiepflanzen<br />
aktiv vorantreiben, den Einsatz von Abfällen und<br />
Nebenprodukten unterstützen und aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />
zu dem Thema Einsatzstoffe machen.<br />
ffDas Thema Netzstabilität (Strom und Gas) wird stark<br />
vom Umfang des Biogasanlagenparks beeinflusst.<br />
Damit haben Biogasanlagen einen starken Einfluss<br />
auf diese Systemdienstleistungen in der Energieversorgung.<br />
Der Fachverband Biogas wird Maßnahmen<br />
zum Einfluss der Netzstabilität (technische Regeln,<br />
Öffentlichkeitsarbeit, finanzielle Kompensation) ergreifen<br />
und so Einkommen und Akzeptanz für die<br />
Branche schaffen.<br />
ffBiogas hat einen starken Einfluss auf die regionale<br />
Wertschöpfung. Dieser Zusammenhang wird als Anker<br />
für Kommunikationsmaßnahmen in den Regionen<br />
genutzt werden.<br />
Eine Reihe der genannten Maßnahmen sind nicht neu<br />
im Tätigkeitsspektrum des Verbandes. Mit dem Projekt<br />
„Zukunft Biogas“ ist es aber gelungen, die einzelnen<br />
Maßnahmen im Koordinatensystem des Verbandes neu<br />
anzuordnen. Und so werden die Prioritäten wie vorstehend<br />
dargestellt neu justiert und auch neue Aktivitäten<br />
gestartet. Natürlich wurde die Gruppe sehr stark durch<br />
den Blick in die zum Teil weite Zukunft geleitet, was<br />
für ein strategisches Entscheiden aber unabdingbar ist.<br />
Dennoch ist allen Beteiligten klar, dass für eine langfristig<br />
funktionierende Branche heute ein ökonomisch<br />
und ökologisch auskömmlicher Betrieb der bestehenden<br />
Biogasanlagen notwendig ist. Dies zu ermöglichen,<br />
ist und bleibt eine grundlegende und wesentliche Aufgabe<br />
der täglichen Arbeit des Fachverbandes Biogas.<br />
Nur wenn unsere Mitglieder heute ein wirtschaftliches<br />
Auskommen haben, sind sie bereit, Mitgliedsbeiträge<br />
im Verband zu zahlen. Gelingt es dem Verband aber<br />
nicht, eine Zukunftsperspektive für das einzelne Mitglied<br />
aufzuzeigen, wird es ebenfalls nicht bereit sein,<br />
in den Verband zu investieren. Daher sind wir genauso<br />
geleitet von den konkreten Aufgaben für einen auskömmlichen<br />
Anlagenbetrieb heute wie für die Schaffung<br />
einer tragfähigen Zukunftsperspektive für die<br />
Schlüsseltechnologie Biogas.<br />
Autor<br />
Dr. Claudius da Costa Gomez<br />
Hauptgeschäftsführer<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
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85
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Regionalgruppe Oberfranken / Unterfranken<br />
10-jähriges Bestehen der Biogasanlage Fuchsstatt<br />
Am Sonntag, den 7. Mai feierten<br />
die 17 Gesellschafter<br />
des Maschinenrings Energie<br />
Fuchsstadt GmbH & Co KG<br />
auf dem Betriebsgelände<br />
ihrer Biogasanlage, in direkter Nachbarschaft<br />
des Lager Hammelburg, ihr 10-jähriges<br />
Bestehen. Gemeinsam mit ihrem<br />
Kooperationspartner Bayernwerk Wärme<br />
versorgen sie den Bundeswehrstandort<br />
mit Bioenergie.<br />
Daniel Lambrecht, Betriebsleiter der BGA,<br />
begrüßte am Sonntagmorgen zahlreiche Ehrengäste<br />
sowie die Gesellschafter und freute<br />
sich, dass auf ihre Einladung hin so viele<br />
Gäste aus der Umgebung gekommen waren.<br />
Einen ganz besonderen Gruß richtete er an<br />
den ehemaligen Bundestagsabgeordneten<br />
Hans-Josef Fell, der auch als Vater des EEG<br />
bekannt ist, aber vor allem auch für das Zustandekommen<br />
ihres Projekts einen großen<br />
Teil dazu beigetragen hat.<br />
Zahlreiche Interessierte kamen zur Feier des 10-jährigen Bestehens der Biogasanlage Fuchsstadt.<br />
In zahlreichen Führungen wurde interessierten<br />
Gästen die Anlage gezeigt. Der<br />
Fachverband Biogas war vor Ort. Der stellvertretende<br />
Regionalgruppensprecher<br />
Dietmar Greulich stellte sich gemeinsam<br />
mit Regionalreferent Markus Bäuml den<br />
Fragen der Besucher und erläuterte die<br />
Vorteile von Biogas.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />
Regionalreferent Süd-Ost<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />
Tel. 0 94 71/601 95 50<br />
E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
Wahlen in der Regionalgruppe<br />
Am 6. April begrüßte Wolfgang Holland-Götz zum letzten<br />
Mal in seiner Funktion als Regionalgruppensprecher<br />
der Regionalgruppe Oberfranken/Unterfranken einen<br />
kleinen, aber sehr interessierten Teilnehmerkreis im<br />
Brauerei-Gasthof Hartmann in Scheßlitz-Würgau zum<br />
Regionalgruppentreffen mit Neuwahlen. Nachdem der bisherige<br />
Sprecher Wolfgang Holland-Götz und dessen Stellvertreter Siegfried<br />
Gerstacker nach fast 20 Jahren Aktivität nicht mehr zur Wahl<br />
zur Verfügung standen, wurden auch neue Vertreter in das regionale<br />
Gremium gewählt. Neuer Regionalgruppensprecher ist nun Andreas<br />
Popp aus Wattendorf, der bisher stellvertretender Betreibersprecher<br />
war. Sein Stellvertreter wurde neu in dieser Position Dietmar<br />
Greulich aus Fuchsstadt. In seinem Amt als<br />
Betreibersprecher wurde Alfred Bauer bestätigt<br />
und als dessen Stellvertreter wurde<br />
Bernd Neupert aus Steinselb ebenfalls neu<br />
ins Amt gewählt. Der Fachverband bedankt<br />
sich für das Engagement der bisherigen<br />
Ehrenamtler und deren wichtige Aufbauarbeit.<br />
Ebenso bedankt sich der Fachverband<br />
für die Bereitschaft der neugewählten Vertreter<br />
und gratuliert ihnen zu ihrer Wahl.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />
Ehemalige und neue ehrenamtliche Regionalgruppen-Vertreter (von links): Bernd Neupert, stellvertretender<br />
Betreibersprecher, Dietmar Greulich, stellvertretender Regionalgruppensprecher, Andreas Popp, neuer<br />
Regionalgruppensprecher, Wolfgang Holland-Götz, ehemaliger Regionalgruppensprecher, Siegfried Gerstacker,<br />
ehemaliger stellvertretender Regionalgruppensprecher, Regionalreferent Markus Bäuml und Alfred Bauer,<br />
Betreibersprecher.<br />
Regionalreferent Süd-Ost<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />
Tel. 0 94 71/601 95 50<br />
E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />
86
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
Regionalgruppe Mittelfranken<br />
Mitgliederversammlung<br />
mit Wahl der ehrenamtlichen<br />
Vertreter<br />
Regionalgruppensprecher Peter<br />
Hecht begrüßte zu Beginn<br />
der Mitgliederversammlung<br />
vor rund 45 Teilnehmern ganz<br />
besonders den Präsidenten<br />
des Fachverbandes Biogas, Horst Seide.<br />
Hecht verwies auf die bevorstehende<br />
Bundestagswahl im September und legte<br />
den Anwesenden nahe, zur Wahl zu gehen,<br />
um nicht den extremen Kräften das Feld<br />
zu überlassen. Er verwies auf die drohenden<br />
Gefahren, sollten aus Protest wichtige<br />
Wählerstimmen an Parteien, die den Klimawandel<br />
verneinen und die Energiewende<br />
und damit auch unsere Biogasbranche<br />
ablehnen, verlorengehen.<br />
Präsident Seide ging bei seinen Ausführungen<br />
insbesondere auf die Herausforderungen<br />
für die Biogasbranche in <strong>2017</strong> ein. Er<br />
warf einen Blick zurück auf die EEG-Novelle<br />
und ging anschließend auf die aktuellen<br />
Themen ein. Abschließend stellte er den<br />
Teilnehmern seine Einschätzung für die<br />
Zukunft dar. Hier sieht er durchaus gute<br />
Chancen für die Branche. Unter anderem<br />
wurde die ab 2018 geplante neue, innovative,<br />
sektorenübergreifende Ausschreibungsvariante<br />
diskutiert. Zum Schluss eröffnete<br />
er den Anwesenden, dass sie sich<br />
darauf einstellen sollten, dass wohl nichts<br />
so bleiben wird, wie es war. Wer dabei bleiben<br />
will, muss sich weiterbilden und investieren<br />
und sich vor allem um ein positives<br />
Image der Branche bemühen.<br />
Im Anschluss wurde die Wahl der Ehrenämter<br />
für die Regionalgruppe Mittelfranken<br />
durchgeführt – mit folgendem<br />
Ergebnis: Als Regionalgruppensprecher<br />
wurde Peter Hecht wiedergewählt, zu seinen<br />
Stellvertretern wurden Christian Endreß<br />
wiedergewählt und zur Verstärkung als<br />
2. Stellvertreterin Monika Volkert neu gewählt.<br />
Der Betreibersprecher Werner Rück<br />
wurde im Amt ebenso bestätigt wie dessen<br />
Stellvertreter Manfred Faatz. Der Präsident,<br />
der zugleich als Wahlleiter fungierte,<br />
dankte den ehrenamtlichen Regionalgruppenvertretern<br />
für ihr Engagement und<br />
beglückwünschte sie zu ihrer Wahl. Den<br />
Nachmittags-Block eröffnete Robert Wagner<br />
von C.A.R.M.E.N. e.V. mit dem Thema<br />
„Elektromobilität in Deutschland – eine<br />
Chance für Biogasanlagen“ und wies daraufhin,<br />
dass China von der Automobilbranche<br />
fordere, dass ab 2020 jedes zweite neu<br />
zugelassene Auto ein E-Auto sein müsse.<br />
Wagner machte deutlich, dass der Bau und<br />
Betrieb einer Stromladesäule aktuell nicht<br />
für jede Biogasanlage geeignet sei, aber<br />
für all jene, die sowieso einen hohen Publikumsverkehr<br />
bzw. Verkehrsströme am Hof<br />
oder in dessen Nähe vorbeifließen haben,<br />
könnte es eine interessante Variante zur alternativen<br />
Stromvermarktung werden.<br />
Am Ende des Treffens stellte Christian<br />
Dorfner von der SK-Verbundenergie AG<br />
aus Regensburg Praxisbeispiele für verschiedene<br />
Varianten zur Flexibilisierung<br />
von Biogasanlagen vor. Sein Fazit lautete,<br />
dass vieles für die Flexibilisierung spreche,<br />
aber es müsse immer eine ganz individuelle,<br />
anlagenspezifische Analyse vor der<br />
Festlegung der optimalen Ausbauvariante<br />
durchgeführt werden. Schließlich sollte<br />
dabei immer eine sinnvolle Wärmeverwertung<br />
im Fokus stehen. Eine spontane Befragung<br />
ergab, dass bereits zwei Drittel der<br />
anwesenden Biogasanlagenbetreiber ihre<br />
Biogasanlage flexibilisiert haben.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />
Regionalreferent Süd-Ost<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />
Tel. 0 94 71/601 95 50<br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Regionalgruppe Mecklenburg-Vorpommern<br />
Fast 18 Prozent der Nettostromerzeugung<br />
aus Bioenergie<br />
11. Hohen Luckower<br />
Bioenergieseminar:<br />
Erfahrungsaustausch<br />
und Diskussion unter<br />
den Teilnehmern.<br />
Auf verschiedenen Veranstaltungen wurde<br />
im Frühjahr die Bedeutung der Erneuerbaren<br />
Energien für Mecklenburg-Vorpommern<br />
deutlich gemacht. So fanden in<br />
unserem Bundesland neben Sachsen die<br />
meisten Aktionen zum „Tag der Erneuerbaren Energien“<br />
statt. Mehr als 50 Standorte demonstrierten die<br />
unterschiedlichen Nutzungsarten einer nachhaltigen<br />
Energiewirtschaft. Beispielsweise zeigten das Bioenergiedorf<br />
Bollewick oder der Ostsee Bauernhof Hocke<br />
verschiedene Anlagen und Betreibermodelle für Biogas,<br />
Wärmenetze, Photovoltaik und Wind. Fragen zur<br />
Sektorenkopplung diskutierte Dr. Horst Ludley von der<br />
Regionalgruppe im Solarzentrum in Wietow.<br />
Die aktuelle Situation der Biogasbranche in Mecklenburg-Vorpommern<br />
stand im Mittelpunkt des 11. Bioenergieseminars<br />
in Hohen Luckow, das gemeinsam<br />
durch die Regionalgruppe des Fachverbandes, die Professur<br />
für Verfahrenstechnik und Tierhaltung der Uni<br />
Rostock und den IBZ Hohen Luckow e.V. am 28. April<br />
veranstaltet wurde. Silke Weyberg vom Regionalbüro<br />
Nord startete die Veranstaltung mit aktuellen Informationen<br />
aus dem Fachverband und einem kurzen bundesweiten<br />
Stand und Ausblick bezüglich der Biogasnutzung.<br />
In den anschließenden Ausführungen lag der Fokus auf<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Die Betriebszweigauswertung<br />
von Biogasanlagen, die Ralf-Dieter Lewin von der<br />
AWADO Consult GmbH vorstellte, zeigte die Entwicklung<br />
und den Status Quo der Wirtschaftlichkeit der Anlagen<br />
in Mecklenburg-Vorpommern auf und machte die<br />
anstehenden Herausforderungen für die Teilnahme an<br />
den zukünftigen Ausschreibungen im Rahmen des EEG<br />
<strong>2017</strong> deutlich. Neben Hinweisen zum Marktstammregister<br />
und den EEG-Ausschreibungen warf Mathias<br />
Groth von der WEMAG in seinen Ausführungen die<br />
Frage auf, ob es zukünftig regionale Ökostromprodukte<br />
geben kann und diese wirtschaftliche Vorteile generieren<br />
können.<br />
Unter dem Motto „Energiewende Mecklenburg Vorpommern<br />
– Quo vadis?“ fand am 24. Mai die erste Fachveranstaltung<br />
des im Januar gegründeten Landesverbandes<br />
Erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern<br />
(LEE MV) statt. Etwa 100 Teilnehmer fanden<br />
sich im Rittersaal des Finanzministeriums<br />
ein. „So viele interessierte Zuhörer<br />
sind ein Riesenerfolg und sie zeigen, welchen<br />
Stellenwert dieses Thema in unserem<br />
Land hat“, sagt Rudolf Borchert, Vereinsvorsitzender<br />
des LEE MV. Christian Dahlke<br />
vom Energieministerium lobte das Engagement<br />
des LEE und sieht ihn als wichtigen<br />
Partner der Energiewende im Land.<br />
Harald Uphoff vom Bundesverband Erneuerbare<br />
Energie e.V. sprach über die<br />
derzeitigen bundespolitischen Rahmenbedingungen.<br />
Maik Orth stellte den Stand der<br />
Bioenergie dar, die einen Anteil von rund<br />
17,7 Prozent (Stand 2015) an der Nettostromerzeugung<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat. Etwa 75 Prozent der vorhandenen<br />
installierten elektrischen Leistung im<br />
Bereich Bioenergie werden derzeit von den<br />
mehr als 500 Biogasanlagen zur Verfügung<br />
gestellt. Der Stellenwert und die Zukunft<br />
der Bioenergie wurden im Anschluss kontrovers diskutiert.<br />
Zur Schaffung einer Basis für die sachliche<br />
Beantwortung dieses Themas wurde inzwischen eine<br />
Facharbeitsgruppe Bioenergie durch den LEE-MV ins<br />
Leben gerufen, in dem neben der Regionalgruppe MV<br />
des Fachverbandes unterschiedliche Akteure der Bioenergiebranche<br />
vertreten sind.<br />
Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. Maik Orth<br />
Regionalgruppensprecher<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 03 82 95/74 101<br />
88
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Regionalgruppe Schwarzwald<br />
INNOVATIVE Verband<br />
EINBRINGTECHNIK<br />
FÜR BIOGAS- UND<br />
RECYCLINGANLAGEN<br />
NEU!<br />
Jetzt auch als BIG-Mix Globe!<br />
Der BIG-Mix im ISO Seecontainer<br />
für den weltweiten Einsatz.<br />
Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />
Von links: Daniel Krauss (EnduraKommunal), MdB Dr. Johannes Fechner (SPD), Gemeinderat Michael Kefer,<br />
Ralf und Silvia Schmidt, MdL Alexander Schoch (GRÜNE), Gemeinderätin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der Nahwärmeversorgung Teningen GmbH (NWT) Roswitha Heidmann, Heribert Sterr-Kölln (GF NWT),<br />
Evelyne Glöckler (GF NWT), Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker, Otto Körner und MdB Peter Weiß (CDU).<br />
Vorbildliches Wärmenetz<br />
Heidenhof / Teningen<br />
BIG-Mix 35 bis 210m³<br />
effektiver Vorschub bei niedrigem<br />
Eigenstromverbrauch<br />
für 100% Mist und Grassilage<br />
mit Misch- und Aufbereitungsbereich<br />
komplett aus Edelstahl<br />
Zum Abschluss der Heizperiode<br />
hat der Fachverband Biogas<br />
e.V., vertreten durch den Regionalreferenten<br />
Süd, im südbadischen<br />
Teningen ein Vorzeigeprojekt<br />
für die Nutzung von Biogaswärme mit<br />
einem Biogaswärme-Schild auszeichnen<br />
dürfen. Die Biogasabwärme wird hier zu<br />
100 Prozent im kommunalen Wärmenetz<br />
genutzt. So werden das Schulzentrum, die<br />
Gemeindehalle und zwei Kindergärten klimafreundlich<br />
beheizt.<br />
Darüber hinaus profitieren über 450 Einwohner<br />
von der nachhaltigen Wärmegewinnung<br />
aus Biogas. Demnächst bringt<br />
Biogaswärme auch wohlige Temperaturen<br />
in das Freibad vor Ort. Möglich wurde dieses<br />
vorbildliche Wärmekonzept nur durch<br />
die tolle Zusammenarbeit zwischen den<br />
Fachverbandsmitgliedern und Biogasanlagenbetreibern<br />
Ralf und Silvia Schmidt,<br />
Bürgermeister Heinz-Rudolf Hagenacker,<br />
dem Planungsbüro EnduraKommunal mit<br />
Daniel Krauss und Lena Klietz und dem<br />
Mitinvestor Heribert Sterr-Kölln. Hervorzuheben<br />
für die Umsetzung des Projektes ist<br />
der Mitinvestor, der mutig, aus Überzeugung<br />
und risikobereit das Projekt vorschlug<br />
und in Bürgermeister Hagenacker seinen<br />
kongenialen Partner fand – unerlässlich<br />
für den Erfolg auf kommunaler Ebene.<br />
Die Resonanz in der Presse erzeugte ein<br />
positives Bild. Gelungene Öffentlichkeitsarbeit,<br />
die vielleicht auch zur Nachahmung<br />
einlädt im Rahmen der landesweiten Kampagne<br />
energieeffiziente Wärmenetze in der<br />
Region südlicher Oberrhein. Ansprechpartner<br />
unter www.energieregion-waermenetze.de/unsere-angebote/suedlicheroberrhein/ansprechpartner/.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />
Regionalreferent Süd<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />
Tel. 07 71/18 59 98 44<br />
E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />
89<br />
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massive Edelstahlkonstruktion<br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Regionalgruppe Oberpfalz<br />
Mitgliederversammlung mit Wahl der<br />
ehrenamtlichen Regionalgruppenvertreter<br />
Regionalgruppensprecher Markus<br />
Bäuml hieß die Mitglieder<br />
des Biogaspool Bayern Nord-<br />
Ost zu deren Treffen im Februar<br />
mit informellem<br />
Austausch vor der Mitgliederversammlung<br />
der Regionalgruppe<br />
willkommen. Ist doch ein Kriterium<br />
für die Aufnahme interessierter<br />
Betreiber im Biogaspool Bayern<br />
Nord-Ost die Mitgliedschaft<br />
im Fachverband Biogas e.V.<br />
Nach der Begrüßung führte Poolsprecher<br />
Martin Seidl durch den<br />
Vormittag und erinnerte an die<br />
verschiedenen erreichten Meilensteine<br />
seit Gründung des Pools<br />
mit dem Verweis, dass aus gegebenem<br />
Anlass die Verträge von<br />
Rechtsanwalt Helmut Loibl erneut<br />
überprüft wurden. Der stellvertretende<br />
Poolsprecher Josef<br />
Hammer bot im Anschluss daran<br />
einen Rückblick des Treffens des<br />
Biogaspools Bayerisch Schwaben-Nord, mit<br />
dem man gemeinsam zum Wohl aller Betreiber<br />
sehr erfolgreich agiere. So seien mittlerweile<br />
rund 390 Betreiber mit etwa 260<br />
Megawatt elektrischer Leistung im großen<br />
Pool zusammengeschlossen.<br />
Bäuml hieß im Nachmittagsblock Dr. Stefan<br />
Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes<br />
Biogas e.V., in der Runde herzlich<br />
willkommen. Rauh eröffnete seine Ausführungen<br />
mit der Überschrift: „Herausforderungen<br />
für die Biogasbranche in <strong>2017</strong>“ mit<br />
einem Überblick über das zum 1. Januar in<br />
Kraft getretene EEG <strong>2017</strong>. Daran schloss<br />
ein Ausblick mit einer Einschätzung über<br />
Von links: Josef Hammer (Betreibersprecher), Markus Bäuml (Regionalreferent<br />
Süd-Ost im Fachverband Biogas e.V.), Jakob Bauer (stellvertretender<br />
Betreibersprecher), Florian Gebhard (stellvertretender Regionalgruppensprecher)<br />
und Dr. Stefan Rauh (Geschäftsführer Fachverband Biogas e.V.).<br />
mögliche Konsequenzen für die Betreiber<br />
durch das Inkrafttreten weiterer Gesetzesvorhaben<br />
an, wie Düngeverordnung, AwSV<br />
und die Vollzugsempfehlung für Formaldehydgrenzwerte.<br />
Er schloss den ersten Vortragsblock mit einem<br />
Verweis auf die Wichtigkeit der in diesem<br />
Jahr anstehenden Bundestagswahl für<br />
die Energiewende, aber ganz speziell für die<br />
Biogasbranche. Die Branche müsse dabei<br />
ihre Stärken zeigen und dürfe nicht durch<br />
Unfälle negative Schlagzeilen machen. Jeder<br />
Betreiber sei dazu aufgerufen, hier aktiv<br />
mitzuarbeiten. Im zweiten Vortragsblock<br />
wies Rauh auf die Perspektiven für die<br />
Biogasanlagenbetreiber hin, die<br />
durchaus positiv zu werten seien.<br />
Aber es wird nicht mehr allein ein<br />
Gesetz für eine bestimmte Leistung<br />
sein, sondern (viele) richtige<br />
Puzzleteile werden das Zukunftsbild<br />
für Biogas ergeben.<br />
Zum einen bietet die Anschlussregelung<br />
im EEG <strong>2017</strong> in Kombination<br />
mit der Flexibilisierung<br />
von Anlagen für eine bedarfsorientierte<br />
Stromeinspeisung einen<br />
ersten wichtigen Baustein. Eine<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
weitere Optimierung sei wichtig<br />
und erforderlich, aber wie die anschließende<br />
Diskussion zeigte, ist<br />
ein erster wichtiger Schritt getan.<br />
Ein Blick auf den Strommarkt und<br />
dabei auf die Bedeutung von Biomassestrom<br />
zeigt zum anderen,<br />
dass Strom aus Biogasanlagen mittlerweile<br />
einen erheblichen Beitrag zur deutschen<br />
Stromversorgung leistet der nicht so einfach<br />
durch andere erneuerbare Energiequellen<br />
zu substituieren ist, sofern die<br />
Regierung an den Klimaschutzzielen von<br />
Paris festhält.<br />
Ganz interessant für die Erneuerbare-<br />
Energien-Branche war auch die Preisentwicklung<br />
an der Strombörse im Januar<br />
diesen Jahres, wo der Börsenkurs für Strom<br />
Die Gutachtergemeinschaft Biogas ist ein<br />
Team selbstständiger Experten verschiedenster<br />
Fachrichtungen, das Sie umfassend<br />
und kompetent zu allen Fragen rund<br />
um Biogasanlagen beraten und unterstützen<br />
kann.<br />
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Gemeinschaft<br />
Biogas<br />
Gutachtergemeinschaft Biogas GmbH<br />
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Schadensgutachten (Technik, Bau, Biologie)<br />
Bescheinigungen von Umweltgutachtern<br />
Gutachten zu Investitionsentscheidungen<br />
90
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Für die Besucher gab es<br />
einiges zu sehen und zu<br />
probieren.<br />
Verband<br />
Mischen – Fördern<br />
– Zerkleinern<br />
Imkergemeinschaft Lauterachquelle informiert<br />
über Imkerei, Landwirtschaft und Biogas<br />
Die Imkergemeinschaft Lauterachquelle hat mit der Unterstützung des Fachverbandes Biogas e.V. am 1. Mai<br />
mit einem Stand auf der Landmaschinenausstellung der Firma Strobl in Lauterhofen über Imkerei, Landwirtschaft<br />
und Biogas informiert. Markus Bösl, Biogasanlagenbetreiber und Imker, ging dabei insbesondere<br />
auf Blühstreifen, die Durchwachsene Silphie und das aktuelle Wetter ein, das negative Auswirkungen auf<br />
Landwirtschaft und Imkerei hat.<br />
In kalten Tagen verbrauchen die Bienen das restliche Futter, tragen gleichzeitig aber noch keinen neuen<br />
Honig ein. In Lauterhofen ist das Angebot für Bienen durch die Landwirtschaft und die Biogasanlagenbetreiber<br />
das Jahr über sehr gut. Die Blühstreifen und blühenden Energiepflanzen sind für die fleißigen Tiere<br />
genauso wichtig wie die Hecken. Die zahlreichen Besucher konnten in Lauterhofen Bienen im Schaukasten<br />
beobachten, Honig, Met und andere Imkerprodukte probieren.<br />
Höchstwerte erreichte, die niemand mehr<br />
für möglich gehalten hatte. Es könnte ein<br />
Blick in die Zukunft sein, wenn auch die<br />
letzten Atomkraftwerke und die ältesten<br />
und dreckigsten Kohlekraftwerke in<br />
Deutschland vom Netz genommen werden.<br />
Es folgte ein Verweis auf eine vom BMWi<br />
selbst in Auftrag gegebene Studie für Biomasse<br />
und dessen zukünftige wachsende<br />
Bedeutung für Industrie und Verkehr, zum<br />
einen flexibel bereitgestellt als Strom und<br />
Wärme, aber vor allem im Kraftstoffsektor –<br />
nicht zuletzt auch für den in der landwirtschaftlichen<br />
Produktion genutzten<br />
Fuhrpark. Die Hersteller von Traktoren<br />
und Erntemaschinen suchen auf Grund<br />
stetig strenger werdender Gesetze für Abgasgrenzwerte<br />
nach neuen Lösungswegen.<br />
Und schließlich erinnerte Rauh an die Klimaschutzziele<br />
und die Notwendigkeit, den<br />
Treibhausgasausstoß zu reduzieren. Hier<br />
wird der Gesetzgeber auf nationaler als<br />
auch auf europäischer Ebene stark nachjustieren<br />
müssen, um die selbst auferlegten<br />
Klimaschutzziele einhalten zu können.<br />
Eine Besteuerung oder Minimierung von<br />
CO 2<br />
-Zertifikaten könnte für Biogasanlagen<br />
wiederum eine neue Einkommensquelle<br />
eröffnen.<br />
Im Anschluss wurde die Wahl der Ehrenämter<br />
für die Regionalgruppe Oberpfalz<br />
durchgeführt, mit folgendem Ergebnis: Als<br />
Regionalgruppensprecher wurde Markus<br />
Bäuml wiedergewählt, für den ausgeschiedenen<br />
Franz Fruth wurde Jakob Bauer als<br />
Stellvertreter neu gewählt. Der bisherige<br />
Betreibersprecher und dessen stellvertretender<br />
Betreibersprecher wechselten<br />
ihre Ämter, so wurde Josef Hammer zum<br />
Betreibersprecher und Florian Gebhard<br />
als dessen Stellvertreter gewählt. Geschäftsführer<br />
Dr. Stefan Rauh fungierte als<br />
Wahlleiter, dankte dem ausgeschiedenen<br />
stellvertretenden Regionalgruppensprecher<br />
Franz Fruth für sein Engagement und<br />
beglückwünschte die neu-, beziehungsweise<br />
wiedergewählten ehrenamtlichen<br />
Regionalgruppenvertreter zu ihrer Wahl<br />
und wünschte ihnen alles Gute und gutes<br />
Gelingen in ihrem Amt.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Markus Bäuml<br />
Regionalreferent Süd-Ost<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Im Fuhrtal 23 · 93133 Burglengenfeld<br />
Tel. 0 94 71/601 95 50<br />
E-Mail: markus.baeuml@biogas.org<br />
91<br />
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der Zukunft<br />
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Biogasproduktion angepasste Misch- und<br />
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sowie NETZSCH Zerkleinerungssysteme<br />
reichen vom Mischen über Fördern bis hin<br />
zum Zerkleinern.<br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Regionalgruppe Niederbayern<br />
Düngeverordnung bringt Veränderungen<br />
für Anlagenbetreiber<br />
Am Dienstag, den 2. Mai veranstaltete<br />
die Regionalgruppe<br />
Niederbayern des Fachverbandes<br />
Biogas e.V. den Biogasstammtisch<br />
in Rottersdorf bei<br />
Landau. Die Veranstaltung mit den Themen<br />
Düngeverordnung und Sorghum-Anbau<br />
stieß mit etwa 70 Besuchern auf großes<br />
Interesse.<br />
Dr. Stefan Rauh, Geschäftsführer des Fachverbandes<br />
Biogas e.V., referierte über die<br />
am 31. März vom Bundesrat verabschiedete<br />
Düngeverordnung, die erhebliche<br />
Auswirkungen auf den täglichen Anlagenbetrieb<br />
habe. Denn sie habe, so Rauh, nicht<br />
nur Einfluss auf die Ausbringung, sondern<br />
auch auf die Lagerung der Gärreste. So<br />
würden die Anforderungen an die Düngebedarfsermittlung<br />
erheblich steigen. Düngen<br />
dürfe man nicht mehr, als im Rahmen der<br />
Bedarfsermittlung festgelegt wurde, wobei<br />
die Obergrenze für organischen Stickstoff<br />
je Hektar 170 Kilogramm betrage.<br />
Zudem würden bundeseinheitlich Stickstoffbedarfswerte<br />
für jede Kultur vorgegeben.<br />
Eine Biogasderogationsregel solle beantragt<br />
werden, jedoch sei dies momentan<br />
nur Spekulation, so Rauh. Allgemein dürfe<br />
kein Düngemittel mit einem wesentlichen<br />
Gehalt an Stickstoff nach der Ernte der<br />
Hauptkultur auf Ackerland<br />
ausgebracht werden.<br />
Nur ausnahmsweise<br />
sei eine begrenzte<br />
Ausbringmenge bis<br />
zum 1. Oktober auf<br />
Zwischenfrüchte, Winterraps,<br />
Feldfutter oder<br />
Wintergerste nach einer<br />
Getreidevorfrucht<br />
erlaubt.<br />
Rauh wies weiterhin<br />
darauf hin, dass sich<br />
die Lagerkapazität einerseits nach den vorgegebenen<br />
Sperrfristen zu richten habe,<br />
andererseits für flüssigen Wirtschaftsdünger<br />
und Gärprodukte grundsätzlich sechs<br />
Monate Lagerkapazität vorgehalten werden<br />
müssten. In Gebieten mit aktuell schon<br />
hohen Nitratbelastungen, die auch in Niederbayern<br />
vorhanden seien, seien die Länder<br />
dazu verpflichtet, schärfere Vorgaben<br />
zu machen. Dazu könnten verpflichtende<br />
Stickstoffuntersuchungen, eine maximale<br />
Überschreitung der Düngebedarfsermittlung<br />
für Stickstoff von 10 Prozent sowie eine<br />
generelle Begrenzung der aufzubringenden<br />
Phosphatmenge gehören. Rauh verwies in<br />
diesem Zusammenhang abschließend auf<br />
eine Arbeitshilfe, die der Fachverband zur<br />
Rund 70 Biogasakteure kamen zum traditionellen Biogasstammtisch nach<br />
Rottersdorf bei Landau und informierten sich über aktuelle Themen wie<br />
Düngeverordnung und Sorghumanbau.<br />
neuen Düngeverordnung erstellt habe und<br />
die die neuen Vorschriften und Änderungen<br />
zusammenfassend erkläre.<br />
Im Anschluss präsentierte Ernst Topitschnig<br />
vom Züchterhaus nexsteppe Forschungsergebnisse<br />
und Anwendungshinweise<br />
zum Sorghum-Anbau. Vorteile der<br />
Pflanze im Vergleich zum Mais seien unter<br />
anderem eine höhere Hitzetoleranz und ein<br />
geringerer Dünge- und Wasserbedarf bei<br />
vergleichbarer Methanausbeute. Auch als<br />
Zweitfrucht nach GPS sei Sorghum wegen<br />
des im Vergleich zum Mais späteren Erntezeitpunkts<br />
sehr geeignet, so Topitschnig.<br />
Text: Monika Geier,<br />
Pressesprecherin, C.A.R.M.E.N. e.V.<br />
Foto: Monika Geier/C.A.R.M.E.N. e.V.<br />
92
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
Regionalgruppe Oberbayern<br />
Würdigung des Wärmenetzes Hubenstein<br />
Am 29. April fand bereits zum<br />
22. Mal der „Tag der Erneuerbaren<br />
Energien“ statt. Im oberbayerischen<br />
Hubenstein bei<br />
Taufkirchen / Vils machte der<br />
Fachverband Biogas an diesem Tag auf die<br />
nachhaltige Wärmegewinnung und -nutzung<br />
aus Biogas aufmerksam. Zum Termin<br />
geladen wurden die Bundestagsabgeordneten<br />
Dr. Andreas Lenz (CSU) und Ewald<br />
Schurer (SPD) sowie Landrat, Bürgermeister,<br />
Kreisräte und Gemeinderäte, die alle<br />
zahlreich erschienen. Das Nahwärmenetz<br />
Hubenstein ist ein vorbildliches Beispiel.<br />
Dieses ist an der Biogasanlage des Betriebs<br />
Johannes Mundigl angeschlossen und wird<br />
so zu 80 Prozent mit Erneuerbarer Energie<br />
aus Biogas versorgt. Die restlichen 20 Prozent<br />
des Wärmeangebots stammen aus<br />
einer Hackschnitzelheizung. Derzeit sind<br />
54 Haushalte und zwei Betriebsgebäude angeschlossen.<br />
„Durch die umweltfreundliche<br />
Biogaswärme sparen wir pro Jahr im Ort rund<br />
150.000 Liter Heizöl ein“, so Betreiber<br />
Johannes Mundigl, „damit werden knapp<br />
500 Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen.“<br />
Als Anerkennung für die Nutzung<br />
nachhaltig erzeugter<br />
Wärme und nach<br />
dem Motto „Biogaswärme<br />
sichtbar machen“<br />
überreichte<br />
Dr. Claudius da Costa<br />
Gomez, Hauptgeschäftsführer<br />
des<br />
Fach verbandes<br />
Biogas, Johannes<br />
Mundigl ein Biogaswärme-Schild<br />
für<br />
Hubenstein. Alle<br />
Wärmeabnehmer<br />
erhielten ein kleines<br />
Wärmeschild<br />
für ihr Haus oder<br />
den Gartenzaun.<br />
Da Costa Gomez gratulierte Hubenstein und<br />
der Familie Mundigl zu diesem gelungenen<br />
Wärmenutzungskonzept und hob vor allem<br />
die Wertschöpfung hervor, die Biogas in die<br />
Region bringt. Damit Nahwärmenetze wie<br />
in Hubenstein und weitere Versorgungskonzepte,<br />
die bereits geschaffen wurden, erhalten<br />
werden können, forderte Dr. Andreas<br />
Lenz, Bundestagsabgeordneter für die CSU,<br />
Auszeichnung eines vorbildlichen Wärmekonzepts: die Betreiber Irene und<br />
Johannes Mundigl (3. und 5. von links), Hauptgeschäftsführer des Fachverband<br />
Biogas e.V. Dr. Claudius da Costa Gomez (7. von links), der stellvertretende<br />
Landrat von Erding, Jakob Schwimmer (MdL a.D., CSU, 8. von links),<br />
Taufkirchens 2. Bürgermeister Christoph Puschmann (4. von rechts), Ewald<br />
Schurer (MdB, SPD, 3. von rechts) und Dr. Andreas Lenz (MdB, CSU, 1. von<br />
rechts) mit den Wärmeabnehmern.<br />
dass bei den im Rahmen des EEG <strong>2017</strong><br />
anstehenden Ausschreibungen auch die<br />
Größenverhältnisse berücksichtigt werden.<br />
„Dafür werde ich mich auch weiter einsetzen“,<br />
so Lenz.<br />
Autorin<br />
Helene Barth<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Foto: Fachverband Biogas e.V.<br />
Regionalgruppe Nordwürttemberg / Nordbaden<br />
Nabu-Landesvorsitzender tankt Biomethan<br />
Winfried Vees ist bekannt als<br />
umtriebiger und kenntnisreicher<br />
Biogasanlagenbetreiber<br />
über die Landesgrenzen<br />
hinaus. So war<br />
das Zusammentreffen mit dem Nabu-Vorsitzenden<br />
von Baden-Württemberg, Johannes<br />
Hensle, auf einer Veranstaltung Anlass,<br />
sich in der Diskussion über unterschiedliche<br />
Positionen zu Biogas und Naturschutz<br />
kennenzulernen.<br />
Hensle hatte vor geraumer Zeit ein Erdgas-<br />
Fahrzeug erstanden und kein E-Mobil.<br />
Warum das? Entscheidendes Argument:<br />
Die Reichweite der E-Mobile sei für seine<br />
längeren Reisen in Baden-Württemberg unbrauchbar,<br />
der Ladevorgang sorgt für unangenehme<br />
Zwangspausen. Und wer nicht bereit<br />
oder willens ist, aktuell für einen Tesla<br />
Idealer Anlass für Kommunikation und Verständigung:<br />
Nabu-Vorsitzender Johannes Hensle (rechts)<br />
tankt bei Winfried Vees Biomethan und lässt sich<br />
eingehend darüber und über Biogas allgemein<br />
informieren.<br />
Foto: Otto Körner<br />
einen hohen fünfstelligen Betrag auszugeben,<br />
für den ist Erdgas das umweltfreundliche<br />
Mittel der Wahl. Welch ein Zufall, dass<br />
Hensle da just mit dem baden-württembergischen<br />
Pionier und Biomethan-Tankstellen-Eigner<br />
Winfried Vees den idealen<br />
Gesprächspartner hatte, der ihn gleich zum<br />
Tanken einlud und daraus ein zweistündiges<br />
intensives Gespräch wurde. Und die<br />
gegenseitige Wertschätzung wird dafür sorgen,<br />
dass dies nicht das letzte war. Denn<br />
mit Biomethan fährt Johannes Hensle auf<br />
jeden Fall klimafreundlich grün.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />
Regionalreferent Süd<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />
Tel. 07 71/18 59 98 44<br />
E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />
93
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Regionalgruppe Südwürttemberg<br />
Adel verpflichtet – Investition in nachhaltige<br />
Wärmeversorgung in Wolfegg<br />
Das Schloss Wolfegg und das<br />
Grundschulzentrum der Gemeinde<br />
Wolfegg im oberschwäbischen<br />
Landkreis Ravensburg<br />
werden von der Biogasanlage<br />
der Bioenergie Wolfegg GmbH & Co. KG<br />
mit umweltfreundlicher Wärme versorgt.<br />
Der Fachverband Biogas e.V. in Person des<br />
Regionalreferenten Süd hat dieses effiziente<br />
und klimafreundliche Wärmenetz jetzt<br />
bei einer Feierstunde in der gut besetzten<br />
Orangerie von Wolfegg gewürdigt und ausgezeichnet<br />
im Beisein von Vertretern der<br />
Bundes-, Landes- und natürlich der Kommunalpolitik<br />
und aus der Bürgerschaft.<br />
Anlass dazu sind die über 60 angeschlossenen<br />
Wohn-, Gewerbe- und Verwaltungsgebäude<br />
in der Gemeinde sowie der Anschluss<br />
der gesamten Schlossanlage. S.D.<br />
Johannes Fürst zu Waldburg-Wolfegg-<br />
Waldsee und Bürgermeister Peter Müller<br />
wurde für das Schloss beziehungsweise<br />
das Grundschulzentrum jeweils ein Biogaswärme-Schild<br />
überreicht. „Möglich gemacht<br />
haben diese vorbildliche Wärmeversorgung<br />
die Initiatoren Klemens Brilisauer<br />
und Willi Mahle als Biogasanlagenbetreiber<br />
und Verantwortliche für die Erstellung des<br />
Netzes sowie die Gemeinde als unerlässlicher<br />
Unterstützer und Kunde. Und ohne<br />
den Kunden und Investor, das Fürstenhaus,<br />
wäre schließlich alles nix“, dankte Regionalreferent<br />
Otto Körner den maßgeblichen<br />
Akteuren für ihr alles andere als selbstverständliches<br />
Engagement.<br />
Gläserne Produktion geschickt<br />
selber nutzen<br />
Ein großes Volksfest war die Gläserne Produktion/Tag<br />
der offenen Tür auf dem Betrieb der<br />
Großfamilie von Jürgen und Tanja Schlecht<br />
in Tannheim-Egelsee im Illertal. Etwa 3.500<br />
Gäste nutzten die Gelegenheit, sich über die<br />
beiden Betriebszweige Schweinemast und<br />
Biogas aus erster Hand zu informieren – mit<br />
dabei für den Biogasteil sein Umweltgutachter,<br />
Regionalreferent Otto Körner, und Biogas-Urgestein<br />
Siggi Wucher mit knackigen<br />
Führungen im 20- bis 30-Minuten-Takt.<br />
Der Zuspruch war riesig und die Stimmbänder<br />
von den Dreien bis abends „zur letzten<br />
Ölung“ ermattet. Die Gäste nutzten neben<br />
den obligatorischen Informationen rund um<br />
Das Wärmenetz sehen sie als zukunftsfähig an (von links): MdL Raimund Haser (CDU), stellvertretender<br />
Bürgermeister Gerold Heinzelmann, MdL Petra Krebs (GRÜNE), Klemens Brilisauer, S.D. Johannes Fürst zu<br />
Waldburg-Wolfegg-Waldsee, MdB Waldemar Westermayer (CDU), verdeckt Otto Körner, Willi Mahle, Wärmekunde<br />
Hermann Schröder, Bürgermeister Peter Müller.<br />
Er kann Menschen gewinnen: Siggi Wucher fasziniert „seine“ Zuhörer. Ganz links im Bild: Dr. Jochen Röhl<br />
(next Kraftwerke), der den Part Flexibilisierung übernahm.<br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
Landbau und Landmaschinen sehr gerne die<br />
zum Teil aufwändig gestalteten etwa 20 Stände:<br />
Die Imker boten Honigverkostung an, die<br />
Kinder hatten jede Menge Spaß bei Spiel und<br />
Spannung. Das Beste aus Verfassersicht waren<br />
die Landfrauen mit dem „Lernort Bauernhof“<br />
für Kinder und Erwachsene.<br />
Der erfolgreiche Durchlauf mehrerer Stationen<br />
zum Thema „Wie kommt’s zu unserem<br />
Essen?“ wurde nach begeisterter Absolvierung<br />
unter anderem mit der heiß begehrten<br />
Fachverbands-Plüschkuh belohnt. Eine<br />
Station war zum Beispiel die Herstellung<br />
eines essbaren Müslis: Zunächst war das<br />
Korn zu quetschen, dann waren die Äpfel<br />
zu schnitzeln, Milch zuzugeben und zur Süßung<br />
gegebenenfalls Trockenfrüchte ganz<br />
oder zerkleinert beizumischen.<br />
Jürgen Schlecht hatte für die Durchführung<br />
zwei Ziele: zum einen, Biogas verständlich<br />
zu machen und damit die Hoffnung auf höhere<br />
Akzeptanz (er hat schon flexibilisiert<br />
und Silphie wächst auch bei ihm), und als<br />
zweites als sein primäres Anliegen, für seine<br />
Schweinemast mit besonders tierwohlfreundlichem<br />
Haltungssystem neue Kunden<br />
zu werben. Denn er vermarktet seine<br />
Tiere über einen sehr aufgeschlossenen<br />
Metzger vor Ort hochpreisiger und mit dem<br />
zusätzlichen Qualitätsmerkmal „aus regionaler<br />
Produktion“, die sich die Besucher<br />
hautnah anschauen konnten.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />
Regionalreferent Süd<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Gumppstr. 15 · 78199 Bräunlingen<br />
Tel. 07 71/18 59 98 44<br />
E-Mail: otto.koerner@biogas.org<br />
94
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
agra <strong>2017</strong> – der Fachverband<br />
Biogas war wieder dabei<br />
An den vier Tagen vom 4. bis 7. Mai wurde<br />
wieder sehr deutlich: Die agra <strong>2017</strong> ist die<br />
wichtigste Plattform der Landwirtschaft in<br />
Mittel- und Ostdeutschland. 50.450 Besucher,<br />
1.183 Aussteller aus 14 Ländern,<br />
mehr als 1.000 Tiere – in allen Bereichen<br />
waren neue Bestzahlen zu verzeichnen, die Maßstäbe<br />
setzten.<br />
Der Fachverband Biogas e.V. war mit einem repräsentativen<br />
Messestand nun schon fast traditionell in Leipzig<br />
vertreten und konnte sich über einen über die Tage<br />
hinweg kontinuierlichen Besucherstrom am Stand freuen.<br />
Anziehungspunkt und Blickfang war das von allen<br />
Seiten gelobte Biogasmodell, das vor allem die jungen<br />
Besucher anlockte. Aber auch viele Anlagenbetreiber<br />
erkannten im mit viel Aufwand gestalteten Modell ihre<br />
Anlagen wieder und es kam zu interessanten Gesprächen,<br />
auch und besonders über die weitere Zukunft der<br />
Biogasbranche.<br />
An dieser Stelle sei für die große Unterstützung der<br />
drei Regionalgruppensprecher aus Sachsen, Thüringen<br />
und Sachsen-Anhalt bei der Standbetreuung gedankt.<br />
Bei dem großen Andrang und dem entgegengebrachten<br />
Interesse am Stand des Fachverbandes wäre sonst unser<br />
erfolgreicher Messeauftritt nicht möglich gewesen.<br />
Dazu trug auch die Gütegemeinschaft Kompost Sachsen-Thüringen<br />
als Mitaussteller an unserem Stand bei.<br />
An den großartigen Messetagen in Leipzig spielte auch<br />
das Wetter mit. Einige Tage zuvor, am 30. April <strong>2017</strong>,<br />
war in Burkhardtswalde, ebenfalls in Sachsen gelegen,<br />
im Prinzip auch schönes Wetter, bei allerdings nur 11<br />
Grad Außentemperaturen. Erzgebirge halt. Hier fand<br />
im Freibad die Eröffnung der diesjährigen Freiluft-Badesaison<br />
statt. Der Sonntag folgte dem Tag der Erneuerbaren<br />
Energien und wurde zum Anlass genommen,<br />
die Stadt Burkhardtswalde und das Freibad als erstes<br />
in Sachsen mit einem Wärmeschild des Fachverbandes<br />
Biogas für besonders innovative Lösungen bei der Nutzung<br />
von Biogaswärme auszuzeichnen.<br />
Neben dem Freibad werden noch mehrere kommunale<br />
Einrichtungen, wie zwei Schulen, die Stadtverwaltung<br />
und das Pfarrhaus, mit Wärme versorgt. Trotz nächtlicher<br />
Minusgrade hatten die Schwimmbecken des wunderschönen<br />
Freibades dank der Biogaswärme fast 20<br />
Grad Wassertemperatur. Und es gab tatsächlich Wagemutige,<br />
die sich über die Riesenrutsche ins kalte Nass<br />
stürzten. Bei der Verleihung des Wärmeschildes und<br />
des folgenden Saisoneröffnungsfestes nahmen neben<br />
dem Bürgermeister, dem Betreiber der Biogasanlage,<br />
Regional<br />
büro<br />
ost<br />
Foto: Michael König/TBV Foto: Volker Schulze<br />
mehr als 150 Gästen auch ein Bundestags- und Landtagsabgeordneter<br />
der CDU teil.<br />
Im Rahmen des Festes konnten mit den Abgeordneten<br />
und dem Bürgermeister sehr konstruktive Gespräche<br />
über die Rolle von Biogas bei der weiteren Gestaltung<br />
der Energiewende vor allem im regionalen Bereich geführt<br />
werden. Die Abgeordneten versprachen dabei,<br />
sich in ihren Fraktionen für die Belange unserer Branche<br />
mit einzusetzen.<br />
Auch Politik-Prominenz war im Freibad in Burkhardtsdorf zugegen (von links):<br />
Marco Wanderwitz (MdB, CDU), Klaus Weinhold, Techno-Farm Biostrom GbR Adorf,<br />
eine Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung, Rico Anton (MdL, CDU), Thomas Probst,<br />
Bürgermeister der Gemeinde Burkhardtsdorf.<br />
Kinder und Erwachsene interessierten sich gleichermaßen für das Biogasanlagenmodell<br />
am Stand des Fachverbandes Biogas e.V. auf der diesjährigen Landwirtschaftsmesse agra<br />
in Leipzig.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. Volker Schulze<br />
Regionalreferent Ost<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Alfred-Hess-Str. 8<br />
99094 Erfurt<br />
Tel. 03 61/26 25 33 66<br />
E-Mail: volker.schulze@biogas.org<br />
95
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Fotos: Fachverband Biogas e.V.<br />
Auf dem Unteren Lindenhof zu Gast bei Alexander Hauser (Mitte, mit Brille): die<br />
Initiatoren Daniel Bearzotto (Energieagentur Tübingen, weißes Hemd vorne), dahinter<br />
(links verdeckt) Tobias Kemmler (EA Reutlingen) und Jochen Schäfenacker<br />
(EA Zollernalb, rechts von beiden) mit den Experten Dr. Manfred Dederer und<br />
Helmut Bönisch (2. und 3. von rechts) und den interessierten Biogasanlagenbetreibern:<br />
unter anderem die Fachverbands-Kreissprecher Tübingen Jörg Kautt<br />
(5. von links) und der stellvertretende Kreissprecher aus Reutlingen, Anton<br />
Arnold und Sohn (6. und 5. von rechts).<br />
Kraftvoll für Biogas in<br />
Baden-Württemberg<br />
Regional<br />
büro<br />
süd<br />
Trotz relativer Ablehnung<br />
durch die Spitze des Umweltministeriums,<br />
was<br />
positive öffentliche Äußerungen<br />
zu NawaRo-Biogas<br />
angeht (im Gegensatz zum<br />
Landwirtschaftsministerium), arbeiten wir<br />
an den wichtigen Basisthemen für effektive<br />
Anlagenqualität, öffentliche Akzeptanz<br />
und Zukunftsfähigkeit unserer Biogasanlagen.<br />
Das zeigen die Berichte aus den drei<br />
Regionalgruppen Baden-Württembergs.<br />
Der 12. Biogastag mit der Universität Hohenheim<br />
verdeutlichte die Zukunftsorientiertheit<br />
sehr kontrastreich. Von der Horizont<br />
erweiternden Sicht des Fachverbandes<br />
Biogas (Dr. Stefan Rauh) über die neuerdings<br />
durch Dienstleister zu sichernde<br />
(u.a. Biogas-)Beratung (Achim Kaiser: Beratung.Zukunft.Land),<br />
über Maisstroh als<br />
interessantes Biogassubstrat (bundesweit<br />
am kompetentesten: Monika Fleschhut,<br />
LfL Bayern) und die weitgehende Unkrautinaktivierung<br />
im Fermenter (umfassend<br />
von Dr. Hans Oechsner, Uni Hohenheim)<br />
kamen ausführlich Flexibilisierung und zukunftsfähige<br />
Nutzungspfade zum Vortrag<br />
und zur Diskussion.<br />
Neben der Flexibilisierung durch zweiphasige<br />
Vergärung (Dr. Andreas Lemmer, Uni<br />
Hohenheim) und durch entsprechende<br />
Fütterung (Dr. Hans-Joachim Nägele, Uni<br />
Hohenheim) waren weitere Highlights die<br />
beiden Beiträge zur biologischen Methanisierung<br />
(„Aus CO 2<br />
Biomethan herstellen“)<br />
von Timo Ullrich (erste Ergebnisse, Uni<br />
Hohenheim) und Thomas Heller (längste<br />
Erfahrungen: Microb Energy) sowie die<br />
hervorragende Initiative aus der Schweiz<br />
zur Biogas-Mobilität. Dazu berichtete Ueli<br />
Oester (Apex) von seiner auf die Schweiz<br />
bezogenen Erdgas/Biomethan basierten<br />
Mobilitätskonzeption, das vorhandene<br />
Erdgasnetz durch kleine Biomethan-Tankstellen<br />
an den schweizerischen Klär- und<br />
Biogasanlagen zu ergänzen und eine flächendeckende<br />
Erdgas-/Biomethan-Tankstellen-Infrastruktur<br />
aufzubauen.<br />
Oester selber, der mit seiner Firma über<br />
100 Erdgastankstellen in der Schweiz betreibt<br />
und beim Tankstellen-Projekt von<br />
Winfried Vees mitwirkte, hat die zweite Generation<br />
kleiner Biomethan-Tankstellen in<br />
mehreren Leistungsgrößen erfolgreich getestet<br />
und marktfähig entwickelt unter der<br />
Bezeichnung BLUE BONSAI 2. Die ersten<br />
Anlagen sind bereits projektiert – in Österreich.<br />
Die Vorträge (alle beim Verfasser)<br />
hätten über die 70 Besucher hinaus einen<br />
deutlich größeren Zuspruch verdient.<br />
Effiziente Biogasanlagen:<br />
Wärmenetze ausbauen!<br />
Dazu gibt es Positives aus dem Umweltministerium<br />
zu berichten: Da bei uns Wärmenetze<br />
nicht Standard sind wie in Dänemark,<br />
den Niederlanden oder auch in Österreich,<br />
sondern immer mit aufwändigen Diskussionen<br />
in jedem Einzelfall zustande gebracht<br />
werden müssen – lobenswerte Ausnahme<br />
der Aktionsbereich der Stadtwerke Schwäbisch<br />
Hall –, hat das Umweltministerium<br />
auf Drängen der Bioenergie-Initiativen und<br />
Energieagenturen im Lande und seinen<br />
selbst gesetzten KWK-Zielen folgend dem<br />
„Förderprogramm für energieeffiziente<br />
Wärmenetze“ eine Motivationskampagne<br />
vorangestellt.<br />
Darin sind fast alle Regionen Baden-Württembergs<br />
für drei Jahre mit Fördermitteln<br />
ausgestattet, um Aufklärung, Information<br />
und Motivation sowie Projektanbahnungen<br />
einen erheblichen Schub zu verleihen. An<br />
den Auftaktveranstaltungen beteiligten<br />
auch wir uns in den drei Regionalinitiativen<br />
Neckar-Alb, Südbaden mit Nordschwarzwald<br />
(12 Landkreise!) und HOT (Hohenlohe-Odenwald-Tauber).<br />
Die Biogasanlagenbetreiber, die noch keine<br />
oder Reserven bei der Wärmenutzung<br />
haben, können sich dazu wenden an www.<br />
energiekompetenz-bw.de/waermenetze/<br />
netzwerk/regionale-initiativen/ Dort finden<br />
Sie für Ihre Region Ihren Ansprechpartner.<br />
Ausschreibung Windkraft<br />
Offshore: 0 ct/kwh?<br />
Die dankenswerterweise ermöglichte Teilnahme<br />
an der Aktionärsversammlung<br />
der EnBW gab Auskunft über die jüngste<br />
Offshore-Ausschreibungsbeteiligung. Das<br />
Ausschreibungsergebnis für den EnBW-<br />
Offshore-Windpark He Dreiht mit 0,0 ct/<br />
kwh war wegen vier Faktoren möglich:<br />
1. Statt derzeit 5 MW pro Anlage wird die<br />
EnBW Anlagengrößen von 12 bis 15<br />
MW bauen – ein erwarteter Technologiesprung<br />
bis zur Inbetriebnahme 2024/25<br />
mit beträchtlicher Investitionsreduktion<br />
96
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
(weniger als die Hälfte der Anlagen<br />
für den 900-MW-Windpark) bei<br />
2. gleichzeitig massiver Erhöhung der<br />
Erträge pro Anlage und<br />
3. einer massiven Senkung der Betriebskosten<br />
durch zwei benachbarte<br />
Windparks der EnBW (Albatross + Hohe<br />
See), die dann zusammen ein eigenes<br />
Logistik-Schiff ermöglichen mit<br />
4. der Annahme einer Erhöhung der Großhandelspreise<br />
von heute 3,1 ct/kWh auf<br />
5,6 ct/kWh in 2024/25.<br />
Der schweizer Pionier<br />
Ueli Oester berichtete<br />
während des 12. Hohenheimer<br />
Biogastages<br />
über marktfähige kleine<br />
Biomethan-Tankstellen<br />
und -Aufbereitungsanlagen.<br />
Fazit: Die Einzigartigkeit der Konstellation<br />
ermöglicht in diesem Fall ein derartiges Angebot.<br />
Das heißt, die Erlöse ausschließlich<br />
über den „Markt“ (außerhalb des EEG) zu<br />
erlösen, so die Antwort von Dr. Frank Mastiaux<br />
auf die Fragen des Regionalrefereten<br />
Süd.<br />
Wichtig für die Biogasbranche: Die Konzerne<br />
gehen grundsätzlich von steigenden<br />
Strompreisen aus mit fast einer Verdopplung<br />
in acht Jahren! Darüber hinaus sieht<br />
die EnBW den CO 2<br />
-Preis als wesentliches<br />
Lenkungsinstrument auch zugunsten ihrer<br />
EE-Anlagen. Sie verfolgt allerdings den<br />
europäischen Ansatz, nicht einzelstaatliche<br />
Regelungen etwa nur in Deutschland.<br />
Wichtig für baden-württembergische Biogasanlagenbetreiber<br />
war unsere Teilnahme<br />
zum Thema Formaldehyd-Bonus, wo hoffnungsvolle<br />
Gespräche mit Vorstandsmitgliedern<br />
der EnBW stattfanden.<br />
Durchwachsene Silphie (DS):<br />
für Grundwasserschutz!<br />
Durch Vermittlung von Michael Koch,<br />
Amtsleiter für Wasser und Boden beim<br />
Landratsamt Schwarzwald-Baar, konnte<br />
auf Einladung des Regierungspräsidiums<br />
Freiburg (Jürgen Fleck) der Regionalreferent<br />
Süd über die sehr hohe Nitratreduktion<br />
im Grundwasser und damit über die<br />
Grünland vergleichbare Schutzwirkung<br />
(und alle anderen Vorzüge) der DS berichten.<br />
Zuhörer waren die zuständigen Amtsleiter<br />
aus allen Landratsämtern des Regierungsbezirkes<br />
Südbaden.<br />
Ergebnisse: 1. Angedacht ist ein Projekt<br />
in einem hoch Nitrat belasteten Wasserschutzgebiet<br />
im Landkreis Stühlingen.<br />
2. Jürgen Fleck und die Anwesenden fanden<br />
den Vortrag zukunftsweisend und hilfreich,<br />
sodass ihre Mitteilung an das Umweltministerium<br />
Interesse fand und der<br />
Vortrag demnächst auf Landesebene den<br />
versammelten baden-württembergischen<br />
Grundwasserschützern präsentiert werden<br />
soll.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. RU Otto Körner<br />
Regionalreferent Süd<br />
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97
Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Für unsere Zukunft nicht die Energie<br />
der Vergangenheit wählen<br />
BEE-Vorschläge zur Bundestagswahl <strong>2017</strong><br />
Gastbeitrag von Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer<br />
des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) e.V.<br />
Deutschland und Europa müssen beim Klimaschutz<br />
angesichts des Ausstiegs der<br />
USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen<br />
eine noch aktivere Rolle einnehmen.<br />
Wir brauchen jetzt den dringend gebotenen<br />
Weitblick und das notwendige Systemdenken statt einer<br />
Politik, die sich im Klein-Klein verliert.<br />
In vier Monaten entscheiden die Wählerinnen und Wähler<br />
auch darüber, wie es mit dem Klimaschutz und der<br />
Energiepolitik in Deutschland weitergeht. Eins steht<br />
schon jetzt fest: Will die künftige Bundesregierung<br />
eine Vorreiterrolle einnehmen und<br />
ihre Politik in Einklang mit dem Pariser<br />
Weltklimavertrag bringen, dann kann<br />
Deutschland seine Ziele für Klimaschutz<br />
und den Ausbau Erneuerbarer<br />
Energien noch erreichen. Dafür<br />
muss der Ausbau der sauberen Energien<br />
aber deutlich verstärkt werden.<br />
Die Erneuerbare-Energien-Branche<br />
hat fundierte Vorschläge für die Gestaltung<br />
der Energiewende vorgelegt.<br />
Diese wollen wir in diesem Sommer mit Politikerinnen<br />
und Politikern intensiv unter der Fragestellung<br />
diskutieren: Wie können Klimaschutz und<br />
unsere Volkswirtschaft gestärkt werden, wie schaffen<br />
wir einen fairen Wettbewerb zwischen den Energieträgern<br />
und Preise für fossile Energie, die endlich die<br />
ökologische Wahrheit sagen?<br />
1. Das Tempo beim Ausbau Erneuerbarer Energien<br />
muss deutlich erhöht werden, damit wir 2050<br />
vollständig CO 2<br />
-neutral wirtschaften.<br />
Es ist wenig glaubwürdig, wenn sich Deutschland auf<br />
internationaler Bühne zu ehrgeizigen Klimaschutzzielen<br />
bekennt, zuhause jedoch die CO 2<br />
-Emissionen<br />
durch die Kohleverstromung und einen erhöhten Mineralölverbrauch<br />
weiter steigen. Der Umstieg auf Erneuerbare<br />
Energien muss schneller erfolgen. In allen<br />
Sektoren brauchen wir bis 2020 deutlich mehr Erneuerbare<br />
Energien als heute:<br />
ffim Stromsektor 70 TWh,<br />
ffim Wärmesektor 16 TWh,<br />
ffim Verkehr 25 TWh.<br />
2. Deutschland braucht einen verbindlichen Zeitplan<br />
für die schrittweise Reduktion fossiler Energieträger.<br />
Deutschland kann nicht gleichzeitig Energiewendeland<br />
sein und Kohleland bleiben. Wir brauchen einen<br />
Einstieg in den Kohleausstieg, umfassende Anstrengungen<br />
zur Erhöhung der Energieeffizienz und einen<br />
verbindlichen Fahrplan für die schrittweise Reduktion<br />
fossiler Energieträger im Wärme- und Verkehrssektor.<br />
3. Erst eine „Müllgebühr“ für schmutzige<br />
Energieträger schafft faire Wettbewerbsbedingungen<br />
im Strom- und Wärmemarkt.<br />
Die Stromsteuer sollte abgeschafft und durch eine<br />
CO 2<br />
-Steuer auf fossile Kraftwerks-Brennstoffe ersetzt<br />
werden. Wenn CO 2<br />
einen Preis bekommt, der die ökologische<br />
Wahrheit spricht, fallen die Differenzkosten zu<br />
den Erneuerbaren Energien und damit sinkt die EEG-<br />
Umlage.<br />
Für den Wärmesektor schlägt der BEE die Einführung<br />
einer CO 2<br />
-Steuer in Höhe von 25 Euro pro Tonne vor.<br />
Die Steuereinnahmen sollten nach Schweizer Vorbild<br />
sozialverträglich an Verbraucher und Unternehmen zurückerstattet<br />
werden.<br />
4. Bürgerinnen und Bürger stärker von der enormen<br />
Kostensenkung Erneuerbarer Energien profitieren<br />
lassen. Industrieprivilegien über Bundeshaushalt<br />
finanzieren.<br />
Immer weniger stromintensive Unternehmen zahlen<br />
die volle EEG-Umlage. Die Subventionierung der<br />
strom intensiven Industrie ist jedoch keine Aufgabe der<br />
Stromkunden. Wir plädieren dafür, die Industrieprivilegien<br />
künftig direkt über den Bundeshaushalt zu finanzieren.<br />
Dies wäre gerechter und das EEG-Konto könnte<br />
um rund 5 Milliarden Euro entlastet werden. Die EEG-<br />
Umlage würde um 1,5 Cent pro Kilowattstunde (netto)<br />
sinken.<br />
5. Umregeln statt abregeln: Einspeisevorrang für<br />
Erneuerbare Energie stärker in der Praxis durchsetzen.<br />
Aktuell werden Erneuerbare-Energien-Anlagen abgeregelt,<br />
während konventionelle Anlagen selbst bei<br />
sehr niedrigen Börsenstrompreisen weiterlaufen und<br />
die Netze verstopfen. Das führt neben Abregelungsauch<br />
zu unnötigen Redispatchkosten, die über die<br />
98
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
Netzentgelte vom Stromkunden getragen werden. Die<br />
Bundesnetzagentur zeigt in ihrem aktuellen Monitoring,<br />
dass der Weiterbetrieb konventioneller Erzeugung<br />
bei hoher Einspeisung aus Erneuerbaren um<br />
ein Vielfaches über dem erforderlichen Wert für die<br />
Netzstabilität liegt. Hier muss die Bundesregierung<br />
dringend Abhilfe schaffen.<br />
6. Fakten schaffen für Sektorenkopplung<br />
und Speicher.<br />
Sektorenkopplung und Speicher sind der Schlüssel<br />
zu einem kostenoptimierten Ausstieg aus den fossilen<br />
Energien. Erste notwendige Schritte sind hier unter<br />
anderem die Dynamisierung der EEG-Umlage und der<br />
Netzentgelte sowie die Abschaffung der inflexiblen<br />
Stromsteuer.<br />
7. Netze und Netzbetrieb auf die Zukunft ausrichten.<br />
Wir brauchen für die künftige Energieversorgung nicht<br />
nur mehr Netze, wir brauchen auch eine klügere Nutzung<br />
der neuen und vorhandenen Infrastruktur. Vor<br />
Netzengpässen muss es einfacher werden, den Strom<br />
sinnvoll zu verbrauchen, anstatt Erneuerbare-Energien-<br />
Anlagen abzuregeln.<br />
8. Deutschlands Mobilität auf saubere<br />
Kraftstoffe umstellen.<br />
Bis 2030 sollten sämtliche Neufahrzeuge treibhausgasfrei<br />
oder -neutral fahren. Elektromobilität, Batterien,<br />
Biokraftstoffe und Wasserstoff machen es möglich.<br />
Der heutige Anteil der Biokraftstoffe der ersten Generation<br />
sollte mindestens gehalten, zusätzlich sollten<br />
fortschrittliche Kraftstoffe weiter ausgebaut werden.<br />
Die Beimischung von Biokraftstoffen ist weiterhin als<br />
klimafreundlicher, sofort verfügbarer Ersatz fossiler<br />
Kraftstoffe sowohl im Pkw- als auch im Straßengüterund<br />
Omnibusverkehr unverzichtbar.<br />
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Verband<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Biogas-Historie<br />
Pioniere der Biogasnutzung:<br />
Helmut Döhler und das KTBL<br />
Wenn andere allzu optimistisch waren, herrschte in Darmstadt vor allem der Realismus.<br />
Und für diesen stand über Jahre hinweg Helmut Döhler, Biogasexperte beim Kuratorium<br />
für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL).<br />
Von Bernward Janzing<br />
Das zeigte sich zum Beispiel bei den Potenzial-Prognosen<br />
zum Biogas. Es habe einst,<br />
sagt Döhler heute, Schätzungen gegeben,<br />
wonach 100.000 bis 150.000 Biogasanlagen<br />
in Deutschland möglich seien. Diesen<br />
Szenarien hielt der Branchenkenner bereits im Dezember<br />
2004 auf der Jahrestagung der Bayerischen Landesanstalt<br />
für Landwirtschaft in Rosenheim entgegen,<br />
es sei „eher von 10.000 Biogasanlagen in Deutschland<br />
auszugehen“.<br />
Schon damals rechnete Döhler vor, dass bei unseren<br />
Ernährungsgewohnheiten mit einem hohen Anteil an<br />
Nahrungsmitteln tierischer Herkunft (die dazu führt,<br />
dass 70 Prozent unserer Getreideernte in die Tierernährung<br />
gehen) ein Flächenbedarf von etwa 0,2 Hektar<br />
pro Einwohner anzunehmen sei. Bei der gegebenen<br />
Einwohnerzahl verblieben abseits der Ernährung etwas<br />
mehr als 500.000 Hektar Anbaufläche. Und weil diese<br />
Fläche auch noch mit dem Anbau von Pflanzen zur<br />
stofflichen Nutzung (Dämmmaterial, Kunststoffersatz)<br />
konkurriere sowie der Erzeugung von Rohstoffen zur<br />
Kraftstoff- und zur Wärmegewinnung, ergebe sich ein<br />
Potenzial von 130.000 bis maximal 400.000 Hektar<br />
für das Biogas.<br />
Als großer Unterstützer des Biogases, dennoch aber in<br />
der Sache immer mit sehr kritischer und analytischer<br />
Sicht, hat Döhler die Biogasentwicklung über Jahre geprägt.<br />
23 Jahre lang, von 1990 bis 2013 vertrat er das<br />
Biogas auch innerhalb des KTBL in seiner Funktion als<br />
Teamleiter und Abteilungsleiter Nachhaltigkeit.<br />
Döhler studierte Landwirtschaft in Göttingen, schloss<br />
1983 sein Studium ab. Den Widerstand gegen das Atommüll-Endlager<br />
Gorleben erlebte er in der politisch sehr<br />
aktiven Studentenszene Göttingens hautnah mit. Doch<br />
das Thema Atomkraft war es nicht, was ihn zum Biogas<br />
brachte, eher führte ihn seine Auseinandersetzung mit<br />
Agrarumweltthemen als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
der Universität Bayreuth zwangsläufig zum Biogas.<br />
Konkret kam er über das Thema Ammoniakemissionen<br />
aus Wirtschaftsdünger zum Biogas und machte ab 1986<br />
Versuche zur Ammoniakforschung aus Biogasgärresten.<br />
An der Universität stand ein Minifermenter mit 1m 3 Faulraum,<br />
da waren standardisierte Versuche möglich.<br />
Beim KTBL war er mit diesem Thema bestens aufgehoben.<br />
Der Verein hatte bereits 1947 eine erste Veröffentlichung<br />
über Biogas geschrieben. In dieser Zeit der<br />
Energiearmut nach dem Zweiten Weltkrieg versuchte<br />
man alle denkbaren Quellen anzuzapfen. Technisch<br />
war die Nutzung von Biogas aber noch eine große Herausforderung.<br />
In den Fünfzigerjahren betreute der Verein<br />
Pilot-Biogasanlagen in Hessen und Bayern. Aber<br />
bald wurde es wieder ruhiger um das Thema, die Nation<br />
nutzte verstärkt die fossilen Energien, bald kamen auch<br />
die Atomkraftwerke hinzu.<br />
KTBL-Schrift „Fortschritte bei Biogas“<br />
Dann kam die erste Ölkrise 1973 sowie die zweite 1979.<br />
Die Suche nach Alternativen zu den fossilen Energien<br />
aus den Emiraten begann, und damit erlebte das Biogas<br />
eine zweite Phase – und war nun technisch deutlich<br />
erfolgreicher als in der ersten Epoche. „Zwischen Ende<br />
Siebzigerjahre und Ende der Achtzigerjahre entstanden<br />
etwa 150 Biogasanlagen in Deutschland“, sagt Döhler.<br />
Das KTBL brachte 1982 eine vielbeachtete Schrift<br />
heraus mit dem Titel „Fortschritte bei Biogas“. Unter<br />
anderem wurde dort geschrieben, dass der Wirkungsgrad<br />
bei BHKW wohl nie mehr als 30 Prozent erreichen<br />
würde. „Es war gut, dass sich unsere Kollegen damals<br />
getäuscht haben, und heute würden sie sich vielleicht<br />
die Augen reiben“, so Döhler. Die KTBL-Kollegen Erich<br />
Dohne, Michael Brenndörfer und Rainer von Oheimb<br />
hielten das Biogas in dieser Phase hoch.<br />
Als es um die technische Fortentwickung und Optimierung<br />
der Anlagen ging, war der Darmstädter Verein<br />
natürlich mit eingebunden. In den Jahren 1990 bis<br />
1997 koordinierte Döhler als Projektleiter im KTBL<br />
ein Projekt des Bundesforschungsministeriums mit<br />
dem Titel „Umweltverträgliche Gülleaufbereitung und<br />
-verwertung“. Es gilt heute als ein Meilenstein zur<br />
Professionalisierung der Biogastechnik. Mit diesem<br />
Projekt haben wir den technischen Sprung von der<br />
30-kW- zur 300-kW-Anlage gemacht und den Weg für<br />
anspruchsvollere Biogastechnik für Deutschland und<br />
Europa geebnet.<br />
75 Millionen D-Mark bezahlte das Forschungsministerium,<br />
um Grundlagenforschung zu unterstützen und<br />
100
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Verband<br />
um fünf Pilotanlagen in Deutschland aufzubauen.<br />
Es gab Anlagen zum Beispiel in<br />
Papenburg, Finsterwalde und der Uckermark.<br />
Das Gülleprojekt im emsländischen<br />
Surwold wurde als Demonstrationsanlage<br />
1992 errichtet. Durch die Aufbereitung<br />
der Gülle sollten Negativeffekte durch den<br />
Eintrag von Ammoniak in Wälder, Gewässer<br />
und Biotope sowie Bodenversauerung vermieden<br />
werden. Eine Anlage war auch in<br />
Donauried geplant, aber sie scheiterte an<br />
Widerständen. Mit 200 bis 300 Kilowatt<br />
elektrischer Leistung waren sie allesamt für<br />
die damalige Zeit schon recht groß.<br />
In dem Projekt, dessen wissenschaftliche<br />
Begleitung auch bei der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft [FAL (Prof. Baader<br />
/ Prof. Weiland)] geleistet wurde, ging<br />
es nicht alleine um Biogas, wenngleich alle<br />
Anlagen Biogas produzierten. Sie testeten<br />
zudem vielfältige Verfahrensschritte: Gülle<br />
wurde aufkonzentriert, es wurden biologische<br />
Reinigungsstufen gebaut, Membranfiltration<br />
und Ultrafiltration eingesetzt, ebenso die<br />
Umkehrosmose. „Die Biogaskomponenten waren am<br />
Ende die einzigen, die funktionierten“, erinnert sich<br />
Döhler. Das hat viel für die Fortschritte beim Biogas in<br />
Deutschland gebracht.<br />
Biogasrechner und Faustzahlen<br />
Nachdem sich die Branche mit dem Stromeinspeisungsgesetz<br />
ab 1991 erheblich zu professionalisieren<br />
begann, setzte das KTBL 1994 mit seiner Schrift zur<br />
Kofermentation abermals Maßstäbe, indem es die ersten<br />
Gasertragsstandards definierte. Heute finden sich<br />
ausführliche Gasertragsdaten im KTBL-Heft Gaserträge<br />
und am bekanntesten ist der KTBL-Biogasrechner,<br />
ein nach wie vor beliebtes Rechenhilfsmittel für Vorplanungen:<br />
Man gibt die Substratdaten ein und kann<br />
sich daraus die Auslegung der Biogasanlage errechnen<br />
lassen. „Ein europaweit einmaliges Instrument“, sagt<br />
Döhler.<br />
Von sich reden machte der Verein erneut ab 2007 mit<br />
der Veröffentlichung des Buches „Faustzahlen Biogas“.<br />
„Das ist bis heute das meistverkaufte Biogasbuch<br />
Europas“, weiß der Branchenkenner. Sie waren die ersten<br />
mit einem Onlinerechner und mittlerweile hat das<br />
in vielen anderen Ländern Schule gemacht. Auch unter<br />
seiner Regie wurde der Bundeswettbewerb Biogasanlagen<br />
ins Leben gerufen, bei dem jeweils die fünf besten<br />
Anlagen in Deutschland ausgezeichnet wurden.<br />
Im Jahr 2013 begann für Döhler ein neuer Lebensabschnitt.<br />
Er kehrte dem KTBL den Rücken und betreibt<br />
heute eine kleine Unternehmensberatung und berät<br />
Landwirte, Banken, Ministerien und die Agrarindustrie.<br />
Er ist viel im Ausland tätig, häufig in Russland.<br />
Stolz berichtet er von seinem Projekt Wipptal in Italien/<br />
Foto: Martina Bräsel<br />
Südtirol, das er konzipierte: „So etwas gibt es nicht<br />
nochmal in Europa, wir haben bewährte Technik mit<br />
Innovationen kombiniert. Der Begriff der schlammverträglichen<br />
Umkehrosmose, die wir dort verbaut haben,<br />
wird sich in der Fachwelt zukünftig festsetzen“, glaubt<br />
Döhler.<br />
Von 62 Gesellschaftern wurde die Biogas Wipptal<br />
GmbH im Jahr 2008 gegründet. Ihr Ziel ist es, den in<br />
der Milchviehwirtschaft anfallenden Wirtschaftsdünger<br />
zu vergären und einen Teil des Gärrestes zu hochwertigem<br />
Dünger aufzubereiten. Aus einem Teil des Gärrestes<br />
wird in der Anlage hochwertiger fester und flüssiger<br />
Dünger hergestellt für den Obst- und Weinbau der Region.<br />
Durch den Biogasprozess werde der Eintrag von<br />
Nitrat in das Grundwasser vermindert, die Vorgaben der<br />
EU-Nitrat-Richtlinie könnten eingehalten werden.<br />
So könnten die Bauern ihren Tierbestand halten und<br />
gleichzeitig die geltenden Umweltauflagen einhalten –<br />
womit das Biogas den Tierhaltern ein akzeptables Einkommen<br />
sichert. „Richtig spannend“ sei dieses Projekt,<br />
zumal die dort verbaute Technik ihresgleichen<br />
sucht, sagt Döhler. „Ich glaube, wir haben das oder<br />
eines der bestfunktionierenden Wirtschaftsdünger-<br />
Aufbereitungssysteme in Europa. Da der Biogasmarkt<br />
in Deutschland so schwach ist, muss man sich eben die<br />
Projekte im Ausland suchen.“<br />
Autor<br />
Bernward Janzing<br />
Freier Journalist<br />
Wilhelmstr. 24a · 79098 Freiburg<br />
Tel. 07 61/202 23 53<br />
E-Mail: bernward.janzing@t-online.de<br />
Helmut Döhler, Biogasfachmann<br />
mit großer<br />
Expertise (rechts im<br />
Bild), auf der Anlage<br />
der Biogas Wipptal<br />
GmbH in Südtirol. 63<br />
Landwirte gehören der<br />
Gesellschaft an. Döhler<br />
ist Projektleiter und<br />
technischer Berater.<br />
Mit im Bild die beiden<br />
Landwirte Josef Mayr<br />
(links) und Josef<br />
Plauner.<br />
101
Recht<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Clearingstelle EEG<br />
Zwei Voten zur Flexibilitätsprämie<br />
veröffentlicht<br />
Die Clearingstelle EEG hat in zwei Voten Fragen zur Flexibilitätsprämie für Bestandsanlagen<br />
beantwortet, unter anderem zum Beginn des zehnjährigen Förderzeitraums (Votum 2016/41)<br />
sowie zur Anwendbarkeit der Prämie auch bei Mischgasanlagen (Votum 2016/18).<br />
Von Sönke Dibbern und Elena Richter<br />
Im Votum 2016/41 (abrufbar unter https://www.<br />
clearingstelle-eeg.de/votv/2016/41) hat die Clearingstelle<br />
EEG geklärt, dass der Beginn des zehnjährigen<br />
Förderzeitraums für die Flexibilitätsprämie<br />
(§ 33i Absatz 4 EEG 2012/Anlage 3 Nummer<br />
I.4 EEG 2014) auch dann durch die Mitteilung der<br />
erstmaligen Inanspruchnahme an den Netzbetreiber<br />
ausgelöst wird, wenn die übrigen Anspruchsvoraussetzungen<br />
der Prämie (Umweltgutachten, Registrierung<br />
bei der Bundesnetzagentur und Erreichen der Mindestauslastung)<br />
noch nicht erfüllt sind.<br />
Teilt also ein Anlagenbetreiber dem Netzbetreiber erstmalig<br />
mit, dass er die Flexibilitätsprämie in Anspruch<br />
nehmen will, beginnt der zehnjährige Förderzeitraum<br />
zum übernächsten Monat. Kann er dann die übrigen<br />
Voraussetzungen noch nicht erfüllen – zum Beispiel,<br />
weil die Anlage noch nicht fertig ausgebaut ist und die<br />
Mindestauslastung noch nicht erreichen kann –, kann<br />
der Netzbetreiber die Prämie noch nicht zahlen. Der<br />
Beginn des Förderzeitraums verschiebt sich dadurch<br />
aber nicht. Dem Anlagenbetreiber kann daher die Flexibilitätsprämie<br />
für einen Anteil des Förderzeitraums<br />
verlorengehen.<br />
Der Wortlaut des EEG („Inanspruchnahme“) kann hier<br />
zwar unterschiedlich verstanden werden. Auch die Reihenfolge,<br />
in der die Voraussetzungen aufgezählt werden<br />
(§ 33i Absatz 1 und 3 EEG 2012/Anlage 3 Nummer<br />
I.1 und I.3 EEG 2014), kann zunächst den Eindruck<br />
erwecken, dass die Mitteilung an den Netzbetreiber<br />
erst dann wirksam erfolgen kann, wenn die übrigen<br />
Voraussetzungen erfüllt sind. Dass der Förderzeitraum<br />
dennoch mit der erstmaligen Mitteilung beginnt, ergibt<br />
sich aber insbesondere aus der Gesetzesbegründung.<br />
Das ergibt sich zudem aus der Gesetzessystematik,<br />
denn auch der zwanzigjährige Vergütungszeitraum beginnt<br />
mit der Inbetriebnahme der Anlage unabhängig<br />
davon, ob die Voraussetzungen für die Vergütung des<br />
erzeugten Stroms schon erfüllt sind.<br />
Im Einzelfall ist zu prüfen, ob bereits eine „Mitteilung<br />
der erstmaligen Inanspruchnahme“ des Anlagenbetreibers<br />
an den Netzbetreiber vorliegt oder zum Beispiel<br />
nur eine Bitte um Auskunft über die Prämie.<br />
Die Regelung über den Beginn des zehnjährigen Förderzeitraums<br />
(„erster Tag des zweiten auf die Meldung<br />
folgenden Kalendermonats“) dient zudem insbesondere<br />
dazu, dem Netzbetreiber Planbarkeit zu vermitteln<br />
und ihm mindestens bis zum übernächsten Kalendermonat<br />
Zeit dafür einzuräumen, sich auf das veränderte<br />
Einspeiseprofil der Anlage einzustellen. Daher können<br />
Anlagen- und Netzbetreiber (nur) in Einzelfällen einvernehmlich<br />
vereinbaren, dass der Förderzeitraum<br />
nicht zum übernächsten Monat nach der Mitteilung,<br />
sondern zu einem anderen, zum Beispiel späteren Monat,<br />
beginnen soll.<br />
Foto: Andreas Dittmer<br />
102
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Recht<br />
Das Votum klärt darüber hinaus, ab wann die Flexibilitätsprämie<br />
gezahlt wird, wenn die erforderliche Mindestauslastung<br />
der Anlage (Anlage 5 Nummer 2.2 EEG<br />
2012/Anlage 2 Nummer II.2.2 EEG 2014: Bemessungsleistung<br />
von mindestens dem 0,2-fachen der installierten<br />
Leistung) erst nach Beginn des zehnjährigen<br />
Förderzeitraums eingehalten werden kann. So kommt<br />
die Clearingstelle EEG zu dem Ergebnis, dass die<br />
Rumpfjahrberechnung nur im ersten Kalenderjahr des<br />
zehnjährigen Förderzeitraums gilt. Ab dem zweiten Kalenderjahr<br />
muss die Mindestauslastung daher über das<br />
gesamte Jahr eingehalten werden. Kann die Mindestauslastung<br />
erst im Laufe des zweiten Kalenderjahres<br />
erreicht werden, besteht ein Anspruch auf Zahlung der<br />
Flexibilitätsprämie daher erst im dritten Kalenderjahr.<br />
Anlagenbetreiberinnen und -betreiber sollten daher<br />
soweit möglich sicherstellen, dass die Anspruchsvoraussetzungen<br />
für die Flexibilitätsprämie mit Beginn<br />
des Förderzeitraums eingehalten werden können, und<br />
dem Netzbetreiber nicht verfrüht mitteilen, dass sie die<br />
Prämie in Anspruch nehmen möchten. Zur Vermeidung<br />
von Berichtigungsaufwand und Rechtsunsicherheiten<br />
ist zudem darauf zu achten, dass der Bundesnetzagentur<br />
der korrekte Beginn des zehnjährigen Förderzeitraums<br />
gemeldet wird.<br />
Votum zu Mischgasanlagen<br />
Im Votum 2016/18 (abrufbar unter https://www.clearingstelle-eeg.de/votv/2016/18)<br />
wurde geklärt, dass im<br />
Falle der gemeinsamen Verstromung von Biogas und<br />
Deponiegas in einer Hybridanlage die Zahlung der Flexibilitätsprämie<br />
grundsätzlich verlangt werden kann.<br />
Des Weiteren wurde geklärt, wie in diesem Fall die<br />
Höhe der Flexibilitätsprämie zu ermitteln ist.<br />
Bei der gemeinsamen gleichzeitigen Verstromung zweier<br />
Energieträger (hier Biogas und Deponiegas) in einer<br />
Anlage besteht das Problem, dass das EEG keine Aussagen<br />
dazu enthält, ob in einem solchen Fall die Flexibilitätsprämie<br />
in Anspruch genommen werden kann<br />
und wie diese gegebenenfalls zu ermitteln ist.<br />
Seit Inkrafttreten des EEG 2009 herrscht weitestgehend<br />
Einigkeit darüber, dass verschiedene erneuerbare<br />
Energieträger in einem BHKW eingesetzt werden<br />
dürfen, ohne dass für den gesamten Strom nur der<br />
niedrigere Vergütungssatz angesetzt wird. Ausweislich<br />
der Gesetzesbegründung zum EEG 2009 besteht ein<br />
Anspruch auf eine anteilige Vergütung nach dem jeweiligen<br />
energetischen Beitrag der Energieträger zur<br />
Stromerzeugung. Jedoch lässt sich dem (im zugrundeliegenden<br />
Fall einschlägigen) EEG 2012 nicht ohne<br />
Weiteres entnehmen, ob die Flexibilitätsprämie für den<br />
Biogasanteil beansprucht werden kann und wie diese<br />
zu berechnen ist.<br />
Das Votum kommt zu der Folgerung, dass die Flexibilitätsprämie<br />
für den Biogasanteil grundsätzlich<br />
beansprucht werden kann, da sich anderenfalls eine<br />
Schlechterstellung der Betreiber hinsichtlich des von<br />
ihnen eingesetzten Biogases gegenüber anderen Betreibern<br />
von Biogasanlagen ergäbe. Da aber für den aus<br />
dem Deponiegas erzeugten Strom schon grundsätzlich<br />
kein Anspruch auf die Flexibilitätsprämie besteht, ist<br />
die Handhabung der Berechnungsvorschrift<br />
für die Flexibilitätsprämie in Anlage 5<br />
Nummer 2.1 EEG 2012 anzupassen.<br />
Der hier zunächst naheliegend erscheinende<br />
Ansatz, in der Formel<br />
zur Berechnung der Flexibilitätsprämie<br />
nur jeweils einen dem<br />
Biogasanteil am Gesamtenergieeinsatz<br />
entsprechenden Anteil zu<br />
berücksichtigen, führt jedoch ebenfalls<br />
nicht zu sachgerechten Ergebnissen.<br />
Denn dann müsste die installierte<br />
Leistung anteilig auf eine „virtuelle<br />
Biogasanlage“ und eine „virtuelle Deponiegasanlage“<br />
aufgeteilt werden. Dies führt aber dazu, dass<br />
die für den flexiblen Einsatz zur Verfügung stehende<br />
Leistung fehlerhaft – nämlich zu gering – ermittelt würde;<br />
ein Teil der tatsächlich für die Zwecke des flexi blen<br />
Einsatzes zur Verfügung stehenden Leistung würde<br />
dem Deponiegas zugeordnet.<br />
Aus dem Regelungsgehalt sowie Sinn und Zweck der<br />
Flexibilitätsprämie ist abzuleiten, dass für die Berechnung<br />
nicht die gesamte (Mischgas-)Bemessungsleistung<br />
des Kalenderjahres, sondern nur die der Verstromung<br />
aus Biogas zuzuordnende Bemessungsleistung<br />
zugrunde zu legen ist. Die dem Deponiegas zuzuordnende<br />
Bemessungsleistung ist von der Gesamt-Bemessungsleistung<br />
der verfahrensgegenständlichen Anlage<br />
vorab abzuziehen.<br />
Bei der Berücksichtigung von Bemessungsleistungen<br />
sind gegebenenfalls Korrekturfaktoren anzusetzen.<br />
Für Biogas und Biomethan enthält das EEG 2012<br />
hierzu Vorgaben (siehe Anlage 5 Nummer 2.2 Satz<br />
2 EEG 2012), für Deponiegas jedoch nicht. Aus der<br />
Berechnungssystematik der im EEG festgelegten Korrekturfaktoren<br />
sowie der Einsatzcharakteristik von Deponiegasanlagen<br />
hat die Clearingstelle EEG einen Korrekturfaktor<br />
für Deponiegas von 1,6 ermittelt, der bei<br />
der Berechnung der Deponiegas-Bemessungsleistung<br />
zu verwenden ist.<br />
Daher sollten Anlagenbetreiberinnen und -betreiber<br />
anhand der im Votum wiedergegebenen Berechnungsmethodik<br />
vorab prüfen, ob in ihrem konkreten Fall die<br />
Umstellung ihrer Anlage auf einen Hybridbetrieb die<br />
gewünschten Ergebnisse erbringt.<br />
Autoren<br />
Sönke Dibbern und Elena Richter<br />
Mitglieder der Clearingstelle EEG<br />
Charlottenstraße. 65 · 10117 Berlin<br />
Tel. 030/206 14 16-0<br />
E-Mail: post@clearingstelle-eeg.de<br />
103
Produktnews<br />
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Arcanum baut Service für Biogasaufbereitungsanlagen<br />
deutlich aus<br />
Arcanum Energy hat seine Vorreiterposition<br />
in der Betriebsführung, Instandhaltung<br />
Arcanum Energy kann praktisch für alle im Markt verfügbaren<br />
Aufbereitungsverfahren technische Dienstleistungen erbringen.<br />
Foto: Arcanum Energy Systems<br />
und Wartung von Biogasaufbereitungsanlagen<br />
weiter ausgebaut. Der herstellerunabhängig<br />
arbeitende<br />
Servicedienstleister hat im<br />
vergangenen Jahr mehr als<br />
20 neue Wartungs- und Servicekunden<br />
gewonnen und<br />
ist neben Deutschland in<br />
angrenzenden Ländern tätig.<br />
Dabei erbringt Arcanum<br />
Energy nicht nur Wartungsund<br />
Instandhaltungsarbeiten,<br />
sondern kann bei<br />
Bedarf auch die technische<br />
und kaufmännische Betriebsführung<br />
übernehmen.<br />
Die verfahrenstechnische Optimierung<br />
einer Biogasaufbereitungsanlage ist häufig<br />
der Beginn der Zusammenarbeit mit<br />
einem Anlagenbetreiber. Die Spezialisten<br />
aus Unna unterstützen mit ihren Ingenieuren<br />
alle am Markt etablierten Verfahren.<br />
Der Aufbau von zwei neuen Servicestandorten<br />
im Raum Magdeburg und Augsburg<br />
gewährleistet kurze Reaktionszeiten und<br />
eine schnelle Fehlerbehebung. „Unser<br />
24/7-Service stellt sicher, dass neben unserem<br />
Team von Servicetechnikern auch<br />
Verfahrensingenieure rund um die Uhr zur<br />
Verfügung stehen“, erklärt Dr. Helmut Kern,<br />
geschäftsführender Gesellschafter der Arcanum<br />
Energy Gruppe.<br />
Kontakt: Arcanum Energy Systems GmbH & Co. KG<br />
Iserlohner Str. 2 · 59423 Unna<br />
Tel. 0 23 03/96 720-0 · www.arcanum-energy.de<br />
BIG-Mix Globe von Pumpe<br />
Besonders für schwierige Substratstoffe,<br />
wie zum Beispiel Grassilage, Festmist und<br />
Grünschnitt, eignet sich der energieeffiziente<br />
BIG-Mix von Konrad Pumpe. Edelstahl-Schubleisten<br />
befördern das Substrat<br />
in den Mischbereich. Das Substrat wird<br />
durch einen Vertikalmischer effektiv aufgearbeitet<br />
und homogenisiert. Das sind die<br />
Stärken des Systems.<br />
Den „BIG-Mix Globe“ gibt es jetzt als Seecontainervariante<br />
mit bis zu 60 m³ Ladevolumen.<br />
Eingebaut in einen ISO-Container,<br />
können Sie den Feststoffdosierer auf einfachstem<br />
Weg weltweit transportieren. Die<br />
Technik befindet sich hinter den Türen des<br />
Containers – die gesamte Anlage kann innerhalb<br />
von nur einem Tag in Betrieb genommen<br />
werden. Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Anlagen ermöglicht<br />
Ihnen der BIG-Mix Globe,<br />
bis zu 80 Prozent Energie<br />
einzusparen.<br />
Zum Beschicken von Flüssigeintragsystemen,<br />
Prallmühlen<br />
oder direkt in den<br />
Fermenter wird Schneckentechnik<br />
angeboten, die bis<br />
zu 22 Kubikmeter pro Stunde<br />
fördert. Fermenter bis<br />
20 Meter Höhe können befüllt werden. Die<br />
besondere Form des Außenrohres bei unseren<br />
Senkrechtschnecken hemmt die Drehbewegung<br />
des Substrates in der Schnecke<br />
und sorgt damit für eine kontinuierliche<br />
Förderung auch schwierigster Materialien.<br />
Bei den Schneckenantrieben handelt es<br />
Stallkamp übernimmt Produktsparte von Nock<br />
Alle produktberührenden Bereiche werden aus Edelstahl gefertigt. Ein<br />
Ultraschallsensor überwacht den Füllstand des Mischbereiches und<br />
schaltet bei Bedarf das Schubbodenaggregat zu. Auf diese Weise wird<br />
der Energieverbrauch und Verschleiß der Anlage auf ein absolutes<br />
Minimum reduziert.<br />
sich um langlebige und robuste Flachgetriebemotoren,<br />
die nach ATEX-Richtlinien<br />
ausgelegt werden.<br />
Kontakt: Konrad Pumpe GmbH, Schörmelweg 24<br />
48324 Sendenhorst · Tel. 0 25 26/9 32 90<br />
E-Mail: info@pumpegmbh.de · www.pumpegmbh.de<br />
Grafik: Konrad Pumpe GmbH<br />
Die Erich Stallkamp ESTA GmbH mit Sitz<br />
im niedersächsischen Dinklage übernimmt<br />
die Produktsparte Separationstechnik<br />
der badischen Nock GmbH mit<br />
Sitz in Friesenheim. Mit der Übernahme<br />
verspricht sich Stallkamp eine beschleunigte<br />
Weiterentwicklung und einen Ausbau<br />
seines Separatorenportfolios sowie<br />
eine Verbreiterung der Kundenbasis.<br />
Nock hingegen will sich verstärkt auf die<br />
Kernkompetenzen im Bereich Lebensmittelmaschinen<br />
konzentrieren und diese<br />
Bereiche weiter ausbauen.<br />
„Ein Grundpfeiler unserer Unternehmensstrategie<br />
ist die Stärkung unserer weltweiten<br />
Marktposition. Dieser Kauf wird<br />
unserem Wachstumspotenzial und unserer<br />
Marktposition einen erheblichen Aufschwung<br />
verschaffen, da die Produkte der<br />
Unternehmen sich ergänzen“, so Benjamin<br />
Budde, Vertriebsleiter der Erich Stallkamp<br />
ESTA GmbH. Stallkamp erwirbt nicht nur<br />
das Portfolio, sondern auch Lagerbestände,<br />
Produktionsanlagen sowie Ideen für weitere<br />
Entwicklungen von Nock.<br />
Kontakt: Erich Stallkamp ESTA GmbH<br />
In der Bahler Heide 4, 49413 Dinklage<br />
Tel. 0 44 43/96 66-55<br />
E-Mail: info@stallkamp.de · www.stallkamp.de<br />
104
Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Produktnews<br />
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2-230V Fernschalter<br />
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IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Fachverband Biogas e. V.<br />
Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.)<br />
Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit)<br />
Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising<br />
Tel. 0 81 61/98 46 60<br />
Fax: 0 81 61/98 46 70<br />
E-Mail: info@biogas.org<br />
Internet: www.biogas.org<br />
ISSN 1619-8913<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Fachverband Biogas e. V.<br />
Tel. 0 54 09/9 06 94 26<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
Anzeigenverwaltung & Layout:<br />
bigbenreklamebureau GmbH<br />
An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude<br />
Tel. 0 42 93/890 89-0<br />
Fax: 0 42 93/890 89-29<br />
E-Mail: info@bb-rb.de<br />
Internet: www.bb-rb.de<br />
Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück<br />
Auflage: 10.000 Exemplare<br />
Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch. Zusätzlich erscheinen<br />
zwei Sonderhefte und zwei Ausgaben in englischer Sprache.<br />
Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des<br />
Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der Position des Fachverbandes<br />
Biogas e.V. übereinstimmen muss. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken,<br />
Onlinedienste und Internet, Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-<br />
Rom nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen<br />
an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen<br />
Veröffentlichung vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen<br />
wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe<br />
sinnerhaltend zu kürzen.<br />
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