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4_2017 Leseprobe

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Aktuelles<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Biogas-Innovationskongress<br />

Neuheiten aus Wissenschaft und Wirtschaft<br />

In der zweiten Maiwoche fand in Osnabrück in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) der 10. Biogas-<br />

Innovationskongress statt. Etwa 20 Referentinnen und Referenten stellten ihre neuen Produktentwicklungen<br />

und Forschungsergebnisse vor.<br />

Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />

Die EEG-Novelle 2016 war eine<br />

der größten politischen Baustellen,<br />

die ich in den vergangenen<br />

Jahren erlebt habe. Die<br />

Diskussionen um die Zukunft<br />

der Bioenergie sind im Deutschen Bundestag<br />

sehr intensiv gewesen“, erklärte Artur<br />

Auernhammer, Mitglied des Deutschen<br />

Bundestages und Vorsitzender des Bundesverbandes<br />

Bioenergie e.V. (BBE), in seinem<br />

Grußwort. Während in der CDU einige<br />

Abgeordnete überzeugt werden mussten,<br />

habe er die CSU hinter sich gehabt. Nur<br />

weil die Bioenergiebranche geschlossen<br />

gekämpft habe, sei das novellierte Gesetz<br />

in der jetzigen Form durchgebracht worden.<br />

Größere Mengen des jährlichen Ausschreibungsvolumens<br />

seien mit dem Koalitionspartner<br />

nicht möglich gewesen, weil der<br />

aus Sorge um steigende Strompreise immer<br />

wieder das Argument der steigenden<br />

EEG-Umlage in die Verhandlungen eingebracht<br />

hatte. Für Auernhammer ist Biogas<br />

der Garant für Grundlaststrom, wenn Wind<br />

und Sonne nicht liefern. Die Biogasanlagen<br />

verfügten mit ihren Gasspeichern und den<br />

Fahrsiloanlagen, in denen das Gärsubstrat<br />

gelagert werde, über die beste „Batteriespeichertechnik“.<br />

Beim Thema Energiewende werde immer zu<br />

sehr auf den Stromsektor geblickt. Für ihn<br />

aber bedeute die Energiewende den kompletten<br />

Ausstieg aus der Nutzung fossiler<br />

Energieträger. Der Atomausstieg sei sowieso<br />

klar. Bei der elektrifizierten Mobilität sei<br />

noch kein nennenswertes Marktvolumen erreicht.<br />

Im Zusammenhang mit der E-Mobilität<br />

gab er zu bedenken: „Wir benötigen die<br />

doppelte Strommenge, die wir heute produzieren,<br />

wenn wir den gesamten Verkehrssektor<br />

elektrifizieren. Ich bin für die intelligente<br />

Nutzung von Verbrennungsmotoren.“<br />

Es müssten Biokraftstoffe – vom Altfett<br />

bis zu Biomethan – zum Einsatz kommen.<br />

Für eine vollständige Dekarbonisierung des<br />

Energiesektors seien alle Bioenergieträger<br />

notwendig. Bioenergie sei ein wichtiger<br />

Schlüssel im Kampf gegen den Klimawandel.<br />

Er werde ein wachsames Auge auf die<br />

Bioenergienutzung haben – auch nach der<br />

Bundestagwahl im Herbst.<br />

Dr. Heinrich Bottermann<br />

Energie und Mobilität: Biogas<br />

wichtiges Standbein<br />

„Biogas ist ein Standbein der Energie- und<br />

Mobilitätswende. Ausschlaggebend für<br />

eine zukunftsfähige Entwicklung werden<br />

eine flexible Stromerzeugung und eine<br />

nachhaltige Flächennutzung sein. Wenn<br />

auch die wirtschaftlichen Voraussetzungen<br />

vorliegen, kann Biogas als Kraftstoffalternative<br />

einen Beitrag zur Dekarbonisierung<br />

leisten“, betonte Dr. Heinrich Bottermann,<br />

Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung<br />

Umwelt (DBU).<br />

Um die Erderwärmung wie beim Klimagipfel<br />

in Paris 2015 international vereinbart<br />

unter 2 Grad zu halten, sei es, so Bottermann,<br />

nicht nur wichtig, Erneuerbare<br />

Energien zu fördern und die Nutzung fossiler<br />

Energieträger in absehbarer Zeit einzustellen.<br />

Um Märkte bedarfsgerecht zu<br />

bedienen, müssten auch die Potenziale der<br />

einzelnen Energieträger erkannt und effektiver<br />

genutzt sowie Nachteile kompensiert<br />

Fotos: Martin Bensmann<br />

werden. Bottermann: „Insbesondere bei<br />

Biogas sehe ich noch Entwicklungsbedarf.“<br />

Der DBU-Generalsektretär zeigte bei dem<br />

Kongress drei zentrale Herausforderungen<br />

für die Biogas-Branche auf. Die erste:<br />

Windenergie und Photovoltaik würden die<br />

zukünftige Stromversorgung tragen. Wind<br />

und Sonne seien jedoch nicht immer ausreichend<br />

vorhanden, sodass Schwankungen<br />

entstehen. Die aus Biogas gewonnene<br />

Energie habe das Potenzial, naturgegebene<br />

Schwankungen auszugleichen und könne<br />

somit flexibel auf den Strombedarf reagieren.<br />

Zusätzlich müssten notwendige infrastrukturelle<br />

Veränderungen beim Betrieb der<br />

Anlagen verwirklicht werden. Ein Ausbau<br />

von Gasspeichern und der modulare Betrieb<br />

von Blockheizkraftwerken könne eine<br />

Lösung sein. Es sei effektiver, kleine Blockheizkraftwerke<br />

unter Volllast zu fahren und<br />

je nach Bedarf weitere zuzuschalten, als<br />

ein großes zu betreiben, das teilweise nur<br />

geringfügig ausgelastet sei, etwa wegen<br />

mangelnder Stromnachfrage. Auch neue<br />

Geschäftsmodelle sollten, so Bottermann,<br />

in Betracht gezogen werden. So müsse heute<br />

die Abwärme der Biogasanlagen, die in<br />

der Vergangenheit häufig einfach verpuffte,<br />

zusätzlich zum Strom genutzt werden und<br />

als weitere Einkommensquelle dienen.<br />

Eine weitere Herausforderung liege, so<br />

der DBU-Chef, im Mobilitätssektor. Auf<br />

Deutschlands Straßen seien 2014 160<br />

Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen<br />

worden – eine Verringerung der<br />

Kohlendioxid-Belastung sei derzeit nicht<br />

erkennbar. Das widerspreche jedoch der<br />

politischen Zielsetzung: Bis 2050 soll der<br />

Endenergieverbrauch im Verkehr um 40<br />

Prozent verringert werden im Vergleich zu<br />

2005.<br />

Bottermann: „Die Aufbereitung von Biogas<br />

zu Biomethan bietet Anlagenbetreibern<br />

ein weiteres neues Geschäftsmodell<br />

und finanzielle Möglichkeiten. In DBU-<br />

Projekten haben wir zeigen können, dass<br />

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