4_2017 Leseprobe
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Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />
Aktuelles<br />
Biogas-Innovationspreis<br />
verliehen<br />
In diesem Jahr hat die Jury zwei Preisträger ausgewählt. In der<br />
Kategorie Wissenschaft wurde Mathias Stur vom Deutschen Biomasseforschungszentrum<br />
DBFZ für seine Arbeit zum Thema „Entwicklung<br />
von technischen Maßnahmen zur Verbesserung des Gasmanagements“<br />
ausgezeichnet. In der Kategorie Wirtschaft erhielt<br />
Matthias Wackerbauer, Geschäftsführer der MWK Bionik GmbH,<br />
den Preis für die Entwicklung des sogenannten BMT-Systems, mit<br />
dem ligninhaltige Gärsubstrate besser ausgenutzt werden können.<br />
Von links: Mathias Stuhr, DBFZ, Horst Seide, Präsident des<br />
Fachverbandes Biogas e.V., der die Urkunden überreicht hat, und<br />
Matthias Wackerbauer.<br />
Methan zum Beispiel aus Biogasanlagen<br />
eine klimaschonende Kraftstoffalternative<br />
für Arbeitsmaschinen sein kann.“ So wurde<br />
etwa von der Universität Rostock ein herkömmlicher<br />
Dieselmotor-Traktor zu einem<br />
gasbetriebenen Traktor umgebaut. Das Ergebnis:<br />
vergleichbare Leistungsdaten wie<br />
beim Diesel-Grundmotor bei gleichzeitiger<br />
Verringerung des Kohlendioxid- und Stickoxidausstoßes.<br />
Weitere Beispiele aus der Praxis zeigten,<br />
dass der Kraftstoff auch im Schwerlastund<br />
Schiffsverkehr problemlos einsetzbar<br />
sei. So seien beispielsweise die Emissionsbelastungen<br />
auf dem Rhein genauso hoch<br />
wie auf der Autobahn A3. „Die Schifffahrt<br />
muss sauberer werden“, forderte Bottermann.<br />
Die dritte zentrale Herausforderung für die<br />
Biogas-Branche liege laut Bottermann darin,<br />
den zukünftigen Fortschritt stärker mit<br />
einer nachhaltigen Entwicklung zu verknüpfen.<br />
„Der intensive Maisanbau, der auch mit<br />
der Biogas-Erzeugung in Zusammenhang<br />
steht, hat zu einem Image-Schaden der<br />
Branche geführt. Das können wir uns weder<br />
im Zusammenhang mit den Zielen der<br />
Energiewende noch bezogen auf den Verlust<br />
der Artenvielfalt leisten. Es ist überfällig,<br />
verstärkt nach sinnvollen Alternativen zu<br />
suchen.“ So falle etwa bei der Landschaftspflege<br />
von Flächen mit hoher Artenvielfalt<br />
Grünmaterial an, das ebenso in Biogas-Anlagen<br />
verwertet und genutzt werden könne.<br />
Wenn dies für die Unternehmen aus wirtschaftlichen<br />
Gründen keine Alternative sei,<br />
müsse bei den Förderungen nachgebessert<br />
werden. Bottermann: „Als dezentraler Lieferant<br />
Erneuerbarer Energie hat Biogas eine<br />
nicht zu unterschätzende Bedeutung mit<br />
weiterem Potenzial nach oben. Jetzt gilt es,<br />
sie zukunftsfähig zu machen.“<br />
Gasspeicher besser managen<br />
Die flexible Erzeugung von Strom aus Biogas<br />
stellt einen wesentlichen Baustein zum<br />
Ausgleich fluktuierender Energiequellen<br />
in der zukünftigen Energieversorgung dar.<br />
Dazu trägt bei, dass das Anlagenportfolio<br />
mehr als 4,5 Gigawatt (GW) installierter<br />
elektrischer Anlagenleistung umfasst und<br />
Biogasanlagen flächendeckend dezentral<br />
verfügbar sind. In seinem Vortrag legte der<br />
Preisträger Mathias Stur (siehe Kasten) anschaulich<br />
dar, dass durch eine Analyse der<br />
technischen Gegebenheiten, eine individuelle<br />
Bestandsaufnahme des Anlagenbetriebes<br />
sowie durch die Ableitung geeigneter<br />
Maßnahmen bereits ohne Zuhilfenahme<br />
von Zusatzkomponenten eine deutliche<br />
Verbesserung des Gasspeichermanagements<br />
erzielt werden kann.<br />
Die Forschungsarbeit beinhaltete als<br />
Grundlage eine technische Analyse der<br />
gebräuchlichen Systeme und der wesentlichen<br />
Einflussfaktoren im Betrieb von<br />
Gasspeichersystemen. Darauf aufbauend<br />
wurden verschiedene Füllstandsmesssysteme<br />
untersucht, modifiziert und in die Anlagenautomatisierung<br />
integriert. Die ersten<br />
Ergebnisse zeigen unter anderem bei dem<br />
betrachteten pneumatisch vorgespannten<br />
Doppelmembran-Gasspeichersystem einen<br />
starken Einfluss der Witterung, insbesondere<br />
im Zustand eines hohen Speicherfüllstandes.<br />
Somit ergibt sich laut Stuhr beispielsweise<br />
bei einer Temperaturänderung<br />
von etwa 30 Kelvin im Gasspeicherinnenraum<br />
während des Verlaufs eines Sommertages<br />
eine Reduzierung der Netto-Gasspeicherkapazität<br />
von etwa 20 Prozent.<br />
Bei Temperaturmessungen auf der Außenseite<br />
des Gasspeicherdaches wurden im<br />
Sommer bei direkter Sonneneinstrahlung<br />
Oberflächentemperaturen bis etwa 69 Grad<br />
Celsius ermittelt, die zu einer entsprechenden<br />
Temperaturerhöhung im Inneren des<br />
Gasspeichers führen. Solche Temperaturanstiege<br />
können zu einem ungeplanten<br />
Erreichen eines technisch vollen Gasspeichers<br />
sowie dem Auslösen der Über-/Unterdrucksicherung<br />
führen.<br />
Ein weiteres Ergebnis zu den untersuchten<br />
Gasspeicherfüllstandsmesssystemen ist<br />
das Auftreten einer bautechnisch bedingten<br />
Totzone des Messbereichs bei niedrigem<br />
Gasspeicherfüllstand. Bei dem untersuchten<br />
Gasspeicher wurde ein verzögerter<br />
Detektionsstart des Füllstandes in Bezug<br />
auf den tatsächlichen Gasspeicherfüllstand<br />
aufgezeigt, da der zentrale Messpunkt im<br />
leeren Zustand nicht dem niedrigsten Punkt<br />
der Membran entspricht.<br />
Auf den zweiten Preisträger Matthias Wackerbauer<br />
und das von ihm entwickelte<br />
BMT-System wird hier nicht näher eingegangen,<br />
da im Biogas Journal 2_17, Seite<br />
36 die Entwicklung vorgestellt worden ist.<br />
Autor<br />
Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann<br />
Redakteur Biogas Journal<br />
Fachverband Biogas e.V.<br />
Tel. 0 54 09/90 69 426<br />
E-Mail: martin.bensmann@biogas.org<br />
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