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4_2017 Leseprobe

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Wissenschaft<br />

Biogas Journal | 4_<strong>2017</strong><br />

Studien zur Mikrobiologie<br />

von Biogasanlagen<br />

Foto: Andreas Dittmer<br />

ebenfalls über die Gärreste wieder ausgebracht werden<br />

können. In den letzten Jahren ist diese Thematik in der<br />

Öffentlichkeit und den Medien zum Teil sehr intensiv<br />

diskutiert worden. So ist zum Beispiel immer wieder<br />

postuliert worden, dass Biogasanlagen für Clostridium<br />

botulinum eine relevante Verbreitungsquelle<br />

darstellen und dass das Auftreten des sogenannten<br />

visceralen Botulismus als eine nicht näher<br />

charakterisierte Erkrankung damit korreliert ist.<br />

In den vergangenen Jahren sind von verschiedenen<br />

Forschungseinrichtungen der Länder<br />

und des Bundes umfangreiche Studien zum<br />

mikrobiologischen Risikopotenzial an konventionellen<br />

Biogasanlagen und an Anlagen im<br />

Labormaßstab durchgeführt worden. Themen<br />

dieser Untersuchungen fokussierten auf die<br />

mikrobiologische Vielfalt von Gärsubstraten und<br />

Gärresten, das Auftreten pathogener Keime, das<br />

Vorkommen multiresistenter Keime, das methodische<br />

Spektrum zum Nachweis von Mikroorganismen<br />

und das Verhalten von Pflanzen-pathogenen Keimen<br />

während des Fermentationsprozesses. Dem Herausgeber<br />

und der Redaktion der Berliner und Münchener Tierärztlichen<br />

Wochenschrift (BMTW) sei an dieser Stelle<br />

gedankt, diese Arbeiten gemeinsam in einem Themenschwerpunkt<br />

veröffentlicht zu haben.<br />

Die Auswertung zahlreicher Untersuchungen<br />

hat keine Hinweise ergeben, dass<br />

Biogasanlagen während des Fermentationsprozesses<br />

zu einer Keimanreicherung<br />

führen können, sondern dass sie eher zu<br />

einer Hygienisierung des Ausgangsmaterials<br />

beitragen können.<br />

Von Prof. Dr. Gerhard Breves<br />

Biogasanlagen stellen in mikrobiologischer<br />

Sicht hochkomplexe Systeme dar, deren<br />

mikrobielle Gemeinschaft durch den Eintrag<br />

und die Zusammensetzung der Gärsubstrate<br />

und den Austrag der Gärreste in<br />

die Umwelt beeinflusst werden kann. Bei Verwendung<br />

von wirtschaftseigenem Dünger, der aus der Nutztierhaltung<br />

stammt, ist zudem zu berücksichtigen, dass<br />

auch tierpathogene und/oder Zoonose-relevante Erreger<br />

in die Anlagen eingebracht werden können, die dann<br />

Mikrobiologische Vielfalt in Gärsubstraten<br />

und Gärresten sowie methodische Ansätze<br />

An 185 Proben aus insgesamt 25 niedersächsischen<br />

Biogasanlagen, die unter mesophilen Bedingungen<br />

betrieben wurden und nach ihrem Einsatz von nachwachsenden<br />

Rohstoffen und unterschiedlichem wirtschaftseigenen<br />

Dünger differenziert wurden, haben<br />

Breves et al. (2016a,b) mit kultivierenden Verfahren in<br />

Verbindung mit der MALDI-TOF-Massenspektrometrie<br />

das mikrobiologische Keimspektrum unter besonderer<br />

Berücksichtigung der Clostridien untersucht.<br />

Mit diesem methodischen Vorgehen konnten mehr als<br />

170 verschiedene Bakterien- und Pilzarten identifiziert<br />

werden. Hinzu kamen mehr als 100 Spezies, die nicht<br />

näher bestimmt werden konnten. Bei den Clostridien<br />

wurden 13 bekannte Arten sowie drei noch nicht näher<br />

beschriebene Species nachgewiesen. Pathogene Keime<br />

konnten nur sporadisch in einzelnen Proben nachgewiesen<br />

werden, und in keiner der Proben konnte Clostridium<br />

botulinum beziehungsweise Botulinum-Toxin<br />

mittels des klassischen Mäusetoxinversuchs gemessen<br />

werden. Auch wenn aufgrund der Probengewinnung<br />

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