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ocean7 2/2022

Schön klug. Das erfinderische Genie der Hollywood-Diva Hedy Lamarr. Sailswoman. Coach Hildegard Etz über die großen Fähigkeiten und kleinen Ängste der Frauen an Bord. Blue Water Womans Challenge. Der österreichische Segelverein von Frauen für Frauen. Miles & Meer. Von Andalusien nach Sardinien – 1.000 Meilen unter Segel mit Skipper und Blogger Markus Silbergasser. Gefangen im Taifun. Weltumsegler Wolfgang Hausner im Kampf gegen den Supertaifun Rai. Modern lernen. Mit Blue-2 und In2TheBlue aktiv und interaktiv zum Skipperschein. Silent Yachts. Die Erfolgsgeschichte der österreichischen Solar-Katamarane – jetzt auch mit Kite-Antrieb. Jeanneau. Schöne Aussichten: die neue Sun Odyssey 380 mit cleverem Walkaround-Konzept, drei Kielvarianten und hohem Wohlfühl-Faktor. Kaufcharter. Maßgeschneiderte Modelle sind mehr denn je das Um und Auf für zufriedene Kunden, so der Experte Albert Grassl von Trend Travel & Yachting. Project Manaia. So gelingt Recycling von gesammeltem Plastikmüll an Bord. Blaue Flotte. Meeresbiologe Dr. Reinhard Kikinger über die Lebensformen entlang der maritimen Wasserlinie.

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Skipper’s Diaries<br />

Jonathan der Wal<br />

Die Tiefen der Ozeane stecken immer noch voller Geheimnisse, die es zu erkunden gilt. Ein<br />

Tauch gang kann aber auch gefährlich sein, wie der junge Pottwal Jonathan selbst erlebt hat.<br />

THOMAS PERNSTEINER<br />

ist Skipper, allgemein<br />

beeideter und gerichtlich<br />

zertifizierter<br />

Sachverständiger<br />

für Schifffahrt und<br />

Wasserfahrzeuge.<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

So komm doch, Jonathan“,<br />

rief die Pottwalmutter ihrem<br />

Jungen zu. „Du bist mittlerweile<br />

alt genug, um selbst für deine<br />

Nahrung zu sorgen, und heute ist<br />

ein guter Tag für die Jagd. Trödel<br />

nicht so herum.“<br />

Jonathan füllte seine Lungen<br />

kräftig mit Luft und tauchte folgsam<br />

hinter seiner Mutter ab. Ein<br />

bisschen bang war ihm schon bei<br />

dem Gedanken, die sonnendurchflutete<br />

Oberfläche des Meeres zu<br />

verlassen und dorthin zu schwimmen,<br />

wo noch nie ein Sonnenstrahl<br />

hingedrungen war. Nach<br />

50 Metern wurde das ihn umgebende<br />

Blau immer dunkler und<br />

das Wasser immer kälter. Doch<br />

der große Wal vor ihm schwamm<br />

unbeirrt mit kräftigen Schlägen<br />

seines Schwanzes in die Tiefe.<br />

Es dauerte nicht mehr lange und<br />

er konnte seine Mutter vor Dunkelheit<br />

nicht mehr sehen. Er spürte<br />

nur noch ihren Körper neben sich<br />

und versuchte ängstlich, diesen<br />

Kontakt nicht zu verlieren. Seltsame<br />

Tiere konnte er im Vorbeischwimmen<br />

erkennen. Manche<br />

Seite an Seite: Pott wal-<br />

Mutter mit ihrem Kind.<br />

FOTO: SHUTTERSTOCK<br />

waren fast durchsichtig, andere<br />

hatten furchterregende, spitze Zähne<br />

und von den meisten ging ein<br />

eigentümliches, fluoreszierendes<br />

Licht aus. Die beiden Pottwale waren<br />

mittlerweile bei gut 350 Meter<br />

Wassertiefe angelangt, als die Mutter<br />

plötzlich ihre Geschwindigkeit<br />

verringerte.<br />

„Spürst du diese Bewegungen im<br />

Wasser? So bewegt sich der gefährliche<br />

Riesenkalmar“, flüsterte sie<br />

Jonathan zu. „Ich werde versuchen,<br />

ihn zu fangen. Das wird ein Festmahl<br />

für uns werden.“<br />

Langsam drehte sie ihren Kopf,<br />

öffnete ihre mächtigen Kiefer. Als<br />

ob das Wasser explodieren würde,<br />

kam es Jonathan vor, als seine Mutter<br />

einen der langen Fangarme der<br />

Beute mit ihren Zähnen schnappte.<br />

Der Kalmar, an die 20 Meter lang,<br />

schlang die anderen Fangarme mit<br />

den riesigen Saugnäpfen um den<br />

Körper der Angreiferin und wehrte<br />

sich mit seinem messerscharfen<br />

Schnabel. Ein Kampf auf Leben<br />

oder Tod begann.<br />

Jonathan wurde jäh durch das<br />

Getümmel von den Kämpfenden<br />

getrennt und konnte nur noch an<br />

eines denken: „Auftauchen, auftauchen<br />

zur hellen Oberfläche, nie<br />

wieder hinunter in die Dunkelheit<br />

tauchen!“ Er sorgte sich zwar um<br />

seine geliebte Mutter, wusste aber,<br />

dass sie ein sehr erfahrener Wal<br />

war und dieses Abenteuer, wie<br />

viele zuvor, sicher überleben<br />

würde. Jonathan machte kehrt,<br />

um auf zutauchen.<br />

SPOTT UND STOLZ<br />

Plötzlich spürte er, wie etwas<br />

Langes, Kaltes seine Brustflossen<br />

berührte, sich um seinen Körper<br />

zu wickeln begann. „Ein zweiter<br />

Kalmar“, schoss es Jonathan durch<br />

den Kopf. „Er wird mich, unerfahren<br />

wie ich bin, töten!“ Voller<br />

Angst versuchte er das Unheimliche<br />

abzuschütteln und biss mit<br />

seinen Zähnen immer wieder in<br />

das fremde Wesen, während er mit<br />

Höchstgeschwindigkeit nach oben<br />

schoss.<br />

Fast gleichzeitig tauchten die<br />

beiden Wale, inmitten ihrer Schule,<br />

an der Oberfläche auf. Jonathan<br />

spürte noch immer die Umklammerung<br />

seines Feindes und rief:<br />

„Wo ist meine Mutter?“ Sie hatte<br />

den Riesenkalmar erlegt und nach<br />

oben gebracht.<br />

Die anderen Pottwale bemerkten<br />

Jonathans Aufregung und schwammen<br />

neugierig näher. Erst als er das<br />

prustende Gelächter der anderen<br />

Wale hörte, traute sich Jonathan,<br />

seine Augen zu öffnen. „Eine tolle<br />

Beute hat Jonathan gefangen“, oder<br />

„Hoffentlich schmeckt ihm das<br />

Ding“, konnte Jonathan vernehmen,<br />

als er an sich hinunterblickte.<br />

Sein unheimlicher Gegner entpuppte<br />

sich als eine dicke, alte<br />

Ankertrosse, die im Meer getrieben<br />

war.<br />

Als der Spott kein Ende nehmen<br />

wollte, kam der Anführer der Walherde<br />

herbeigeschwommen und<br />

wies die anderen zurecht: „Jeder<br />

von euch muss erst beweisen, dass<br />

er bei seiner ersten Jagd eine Begegnung,<br />

wie sie Jonathan hatte,<br />

so besonnen übersteht, noch auftauchen<br />

kann und sich außerdem<br />

zuerst um seine Mutter sorgt.“<br />

Später, als Jonathan gemeinsam<br />

mit seiner Walmutter den gefangenen<br />

Riesenkalmar genüsslich verspeiste,<br />

spürte er großen Stolz in<br />

sich, während ihn die Dünung<br />

langsam schaukelte.<br />

<br />

56 2/<strong>2022</strong>

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