vsao Journal Nr. 1 - Februar 2022
Norm - Von Schrauben bis Sellerie Psycholeptika - Manager des eigenen Schlafes Demenz - Früherkennung in der Praxis Politik - Zulassungsstopp: das Zahlenrätsel
Norm - Von Schrauben bis Sellerie
Psycholeptika - Manager des eigenen Schlafes
Demenz - Früherkennung in der Praxis
Politik - Zulassungsstopp: das Zahlenrätsel
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Perspektiven<br />
Aktuelles aus der Schlafforschung:<br />
Wie Patienten lernen, ihren Schlaf selbst zu verbessern<br />
Werde dein<br />
eigener Schlafexperte<br />
Schlafstörungen reduzieren nicht nur die Lebensqualität,<br />
sie bilden auch Risiken für andere Erkrankungen. Speziell für<br />
Menschen mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen<br />
wird ein Programm entwickelt, welches ihnen erlaubt,<br />
ihre Schlafprobleme eigenständig anzugehen.<br />
Carlotta L. Schneider, MSc (Doktorandin und Psychotherapeutin in Ausbildung, Universitätsklinik<br />
für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitäre Psychiatrische Dienste [UPD] Bern);<br />
Dr. phil. Elisabeth Hertenstein (Wissenschaftliche Mitarbeiterin und psychologische Leiterin der<br />
Schlafsprechstunde der Universitären Psychiatrischen Dienste [UPD] im interdisziplinären<br />
Schlaf-Wach-Epilepsie-Zentrum [SWEZ], Bern);<br />
Prof. Dr. med. Christoph Nissen (Ordinarius und Chefarzt, Département de psychiatrie,<br />
Service des spécialités psychiatriques, Hôpitaux Universitaires de Genève [HUG])<br />
Schlaf und Gesundheit sind eng<br />
miteinander verknüpft. Eine<br />
Schlafstörung in Form einer Insomnie<br />
wird durch anhaltende<br />
Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafschwierigkeiten<br />
oder frühmorgendliches<br />
Erwachen in Verbindung mit einer beeinträchtigten<br />
Tagesbefindlichkeit über<br />
einen Zeitraum von mindestens drei Monaten<br />
definiert [1]. Mehr als zwei Drittel<br />
aller Patientinnen und Patienten mit psychischen<br />
und körperlichen Erkrankungen<br />
leiden unter insomnischen Beschwerden<br />
und ca. ein Drittel erfüllt die diagno s<br />
tischen Kriterien für eine komorbid vorliegende<br />
Insomnie [2]. Insomnie führt zu<br />
einer zusätzlich eingeschränkten Lebensqualität<br />
und kann die Entstehung von<br />
anderen Erkrankungen begünstigen oder<br />
deren Verlauf negativ beeinflussen [3].<br />
So haben beispielsweise Patienten mit einer<br />
chronischen Insomnie ein zweifach<br />
erhöhtes Risiko, Jahre später an einer Depression<br />
zu erkranken [4]. Weiterhin ist<br />
eine chronische Insomnie ein Risikofaktor<br />
für kardiovaskuläre Erkrankungen [5].<br />
Schlafanstossende Medikamente sind in<br />
Akutsituationen, zum Beispiel in Zusammenhang<br />
mit einer Operation, wirksam.<br />
Die längerfristige Einnahme von Hypnotika<br />
in Form von Benzodiazepinen<br />
oder Benzodiazepin-Rezeptor-Agonisten<br />
(Z-Substanzen) über Wochen oder länger<br />
ist jedoch häufig mit Toleranzentwicklung,<br />
dem Risiko einer Abhängigkeit und<br />
Nebenwirkungen verbunden. Gemäss aktuellen<br />
Leitlinien ist die kognitive Verhaltenstherapie<br />
für Insomnie (KVT-I) die<br />
Therapie der Wahl für chronische Insomnie<br />
auch bei Patienten mit komorbiden<br />
psychischen oder körperlichen Erkrankungen<br />
[6], wird jedoch nicht systematisch<br />
in der Versorgung umgesetzt [7].<br />
Kognitive Verhaltenstherapie bei<br />
Insomnie (KVT-I)<br />
Die KVT-I ist ein umfangreiches Programm<br />
bestehend aus Psychoedukation, verhaltenstherapeutischen<br />
Interventionen, Entspannungsverfahren<br />
und kognitiver Therapie.<br />
Die verhaltenstherapeutischen Elemente<br />
zielen dabei primär darauf ab, nicht<br />
zu lange, an die Schlafdauer angepasste<br />
Bettliegezeiten zu etablieren. Die Wirksamkeit<br />
des Therapieprogramms wurde vielfach<br />
belegt und das Programm wurde bereits<br />
auf verschiedene Behandlungsgruppen<br />
zugeschnitten [8]. Jedoch ist die KVT-I<br />
als mehrwöchiges Behandlungsprogramm<br />
oft zu komplex für Patienten mit akuten<br />
psychischen und körperlichen Erkrankungen<br />
und in den Versorgungsalltag schwierig<br />
zu integrieren. Das Programm Become<br />
your own SLEEPexpert® bietet eine Möglichkeit,<br />
die Therapie der Wahl für Insomnie<br />
weiter in die Versorgung zu integrieren.<br />
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1/22 <strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong>