FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 21
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik
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q KATRIN RABUS IM INTERVIEW<br />
» Ich habe es trotzdem getan. «<br />
Wer Dich kennenlernt, weiß, Du kannst Dich nicht nicht<br />
engagieren. Ist das so ?<br />
Dieses »selbst handeln können« ist mir einfach vertraut. Ich<br />
fühle einfach eine Verantwortung, Dinge klar auszusprechen.<br />
Ich habe kürzlich einen Artikel über jemanden gelesen, der auch<br />
gewürdigt wurde. Er sagte über sein lebenslanges Engagement:<br />
»Ich habe das Gefühl, ich würde nichts tun, wenn neben<br />
meinem Alltag nicht auch ein öffentlicher Ansatz dabei wäre,<br />
in dem ich mich gesellschaftlich einbringe.« Genauso geht es<br />
mir. Mein Vorbild war Hildegard Hamm-Brücher. Die Politikerin<br />
sagte damals: »Frauen haben eine Rolle in der Famile.<br />
Sie haben eine Rolle im Beruf – und sie haben eine Rolle im<br />
öffentlichen Leben.« Diese Aussage traf immer auch auf mich<br />
zu – seit ich mit 13 Jahren Klassensprecherin wurde. Mein Vater<br />
war entsetzt. Als Fazit der Kriegsgeneration sagte er dazu nur:<br />
»Engagiere Dich nicht.« Ich habe es trotzdem getan.<br />
Kann sich das JedeR leisten »die Klappe aufzumachen« ?<br />
Nein, man kann es sich nicht immer leisten. Aber wenn man es<br />
sich nicht leisten kann, geht es einem nicht gut.<br />
Womit ist ein »es sich leisten können« verbunden ?<br />
Ich sage: Das geht nur mit wirtschaftlicher Unabhängigkeit.<br />
Ende der Siebzigerjahre hättest Du auch mit Deiner Lehrtätigkeit<br />
im Schuldienst mit einer sicheren Beamtenlaufbahn weitermachen<br />
können. Stattdessen hast Du die »Galerie Katrin<br />
Rabus« an der Plantage 13 gegründet. Hattest Du nach Deiner<br />
Entscheidung, freie Galeristin zu werden, schlaflose Nächte<br />
oder galt für Dich eher »No risk, no fun ?«<br />
LehrerIn sein können viele, aber ich wusste, dass ich auch noch<br />
etwas ganz anderes kann. Man hätte mir bei meinem Temperament<br />
auch niemals den Aufstieg im Schuldienst ermöglicht.<br />
Ja, ich hatte als Galeristin und mit dem Kauf und der Finanzierung<br />
der ehemaligen Blusenfabrik Engels an der Plantage viele<br />
schlaflose Nächte und Zweifel, wie mein Mann und ich das<br />
schaffen würden. Gut war: Mein Mann hatte einen sicheren<br />
Beruf. Nur so konnten wir es uns leisten, ins Risiko zu gehen.<br />
Er hat unser gesellschaftliches Engagement immer auch als<br />
»soziales Kapital« und persönliche Bereicherung gesehen. Vor<br />
allem hat er aber auch nie gefragt: »Was kommt dabei raus ?«<br />
Was wir mit der Plantage 13 erreicht haben, hätten wir nie<br />
gemeinsam geschafft, wenn ich im Schuldienst geblieben wäre.<br />
Ich frage mich aber heute rückblickend: »Wie habe ich über<br />
25 Jahre diese viele Arbeit geschafft ?«<br />
Welche Beziehung hast Du im etwas abseitigen »Dorffrandgebiet«<br />
an der Plantage zu Deinem Stadtteil Findorff ?<br />
Die Initiative »Leben in Findorff« hat uns zu Findorff-FreundInnen<br />
gemacht. Ich habe einfach sehr lange zu viel Energie<br />
in andere Projekte gesteckt, um den Stadtteil, in dem wir seit<br />
Jahrzehnten leben, mehr wahrzunehmen. Aber mit den neuen<br />
MieterInnen in der Plantage 13 sind wir froh, dass wir auch<br />
Aspekte von und für Findorff berücksichtigen werden.<br />
Welche Rolle spielt Werner Rabus als »Mann an Deiner Seite«<br />
in Deinem Leben ?<br />
Die größte !<br />
▼ ÜBER KATRIN RABUS<br />
Katrin Rabus (78) studierte von 1963 bis 1969 Geschichte und<br />
Romanistik. In den Siebzigerjahren arbeitete sie als Lehrerin<br />
an verschiedenen Gymnasien. Später gründete Rabus in der<br />
Plantage 13 eine öffentliche Galerie für zeitgenössische Kunst.<br />
Im Jahr 1992 stand das gesamte Gebäude zum Verkauf. Weil<br />
dadurch die Galerie bedroht war, kaufte das Ehepaar die Immobilie,<br />
um sie aufwendig umzubauen. Katrin Rabus gründete<br />
mehrere Vereine und engagierte sich in Gremien und Ehrenämtern;<br />
darunter das internationale Fernsehforum für Musik »The<br />
Look of Sound«. Die Galerie Rabus gibt es seit 2004 nicht mehr,<br />
aber das daraus entstandene »Zentrum für Kultur und Medien«<br />
bietet bis heute Räumlichkeiten für gewerbliche MieterInnen<br />
vorrangig aus der Kultur- und Medienszene – darunter viele<br />
Jahre auch die Bremer Philharmoniker. www.plantage13.de<br />
Interview: Mathias Rätsch, Foto: Kerstin Rolfes ▲<br />
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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 08