Gemeindebote März - Juni 2022
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Was uns die Monatsnamen alles
verraten
Wo rühren unsere zwölf Monatsnamen her?
Eine spannende sprachschöpferische, kulturhistorische Namens-Entwicklung
in drei Teilen von DDr. Erwin Schranz
Teil 1:
Die Zählung der Zeit
Die Zählung der Zeit ist eine der ersten
Wissenschaften und hatte geradezu
religiöse Bedeutung. Nicht umsonst
war sie in den meisten frühen Kulturen
den Priestern vorbehalten.
Für die Menschen am Auffälligsten
war wohl die sich ändernde Erscheinung
des Mondes am Nachthimmel.
Die Zeitspanne zwischen Vollmond,
Neumond und wieder Vollmond,
also jede Mondphase, beträgt 29,53
Tage. Zwölfmal im Jahr zeigt sich der
Vollmond, in manchen Jahren auch
13 Mal. Alle zwei bis drei Jahre gibt
es also zweimal Vollmond in einem
Monat („blue moon“). Ein „Supermond“
liegt vor, wenn der Mond in
seinem Umlauf der Erde am nächsten
kommt und daher größer als gewöhnlich
erscheint. Er ist dann nur 360.000
statt 405.000 km vom Erdmittelpunkt
entfernt.
Der jüdische Kalender und der islamische
Kalender sind beide Mondkalender,
daher fallen ihre großen Feiertage
nach unserem Kalender nicht immer
auf das gleiche Datum. Sie finden im
Folgejahr jeweils zehn bis elf Tage früher
statt, denn das Mondjahr ist um
diese Zeitspanne kürzer als unser Sonnenjahr.
Die jüdischen Monatsnamen
sind übrigens chaldäischen Ursprungs
und wurden von den Juden aus ihrer
Babylonischen Gefangenschaft mitgenommen.
Zwei Drittel der jüdischen
und der islamischen Monatsnamen
entspringen der gleichen Wortwurzel.
„Nis(s)an“ etwa (im März oder April)
wird bei den Juden als Frühjahrsbeginn
und zur Erinnerung an den Auszug
aus Ägypten und ihrer „Erlösung
aus der Knechtschaft“ gefeiert und
gilt als erster Monat ihres religiösen
Kalenders. In den arabischen Ländern
bezeichnet der Name „Nisan“ den
Monat April unseres weltweit geltenden
Kalenders.
Der gebräuchliche Weltkalender ist
heute ein Sonnenkalender; er orientiert
sich am Sonnenjahr: Ein Jahr dauert
so lange, bis die Erde einmal die
Sonne umrundet, also exakt 365,24
Tage.
Der alte etruskische und der frührömische
Kalender wurden nach den
Mondzyklen erstellt; sie umfassten
ursprünglich nur zehn Monate: 61
Wintertage wurden einfach nicht mit-