lass fallen anker
Ausgabe 2022 von "lass fallen anker" der Deutschen Seemannsmission e.V. in Hamburg
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HOME AWAY FROM HOME
EMDEN
Foto: DSM Emden
Männer, die dauerhaft im Seemannsheim
wohnen, weil ihnen die „richtige“
Heimat abhandengekommen –
oder weil sie aus finanziellen Gründen
nicht mehr erreichbar ist. Ehemalige
Seeleute, die von Rente und Transferleistungen
leben oder nicht mehr vermittelbar
sind. Andere müssen die Zeit
bis zu einer neuen Heuer überbrücken
und sind auf soziale Mietpreise angewiesen
– und brauchen Betreuung.
Darauf ist kein Hotel eingerichtet. Im
Krayenkamp können die Seeleute mit
ihren Familien auf den Philippinen oder
in China übers Internet kommunizieren.
Das Team hilft bei Behördengängen,
berät bei der Suche nach Arbeit, leistet
psycho soziale, teils präventive Sozialarbeit
und Seelsorge.
Die Crew des Seemannsheims ist dabei
fast ein Familienersatz. Ein afrikanischer
Seemann macht diese besondere
Beziehung deutlich: „Wenn ihr da
seid, alles gut.“ Hergen Riedel
Ostfriesischer Ankerplatz
für Seeleute und
Gestrandete
Es war und ist wirklich ein Segen, das Seemannsheim in der Seehafenstadt
Emden zu haben. Das zeigt sich in der über 100-jährigen
Geschichte des Heimes – bis heute in Zeiten der Corona-Pandemie
und des Krieges in der Ukraine.
Die Anfänge der Ostfriesischen Evangelischen Seemannsmission
e. V. liegen im Jahr 1902. Früh wurde erkannt, dass ein Haus für die diakonische
Arbeit für Seeleute unerlässlich ist. Die Grundsteinlegung
erfolgte im November 1903, und im Mai 1904 wurde der Neubau mit
einem Gottesdienst feierlich eingeweiht. In den ersten Jahrzehnten
wurde das Seemannsheim – zwischen den damals üblichen langen
Fahrenszeiten – für viele Menschen für Wochen zu ihrem Zuhause.
In den 70er Jahren wurde das Seemannsheim auf 28 Zimmer
erweitert und eine kleine Kapelle im Erdgeschoss eingerichtet. Seither
sind die Besatzungen der Schiffe internationaler, die Liegezeiten
kürzer geworden. Nur noch ein paar Stunden bleiben die Schiffe im
Hafen. Entsprechend verkürzt sich auch der Aufenthalt der Seeleute
im Seemannsheim. Die Seeleute, die „aussteigen“, wünschen sich
einen zeitnahen Flug in die Heimat – denn sie freuen sich auf ihre
Familien und Freunde in ihrer Heimat. Es sind damit weniger Übernachtungsmöglichkeiten
über mehrere Tage gefragt, sondern Angebote
für kürzere Landgänge. 2008 wurde deshalb ein Clubraum mit
Theke, Billard und Tischkicker sowie Computerplätzen eingerichtet.
In christlicher Verantwortung werden den Seeleuten in den unterschiedlichsten
Lagen Hilfestellung und Beratung zuteil, Kontaktmöglichkeiten
zu Familien und Freunden angeboten. Die Seemannsmission
stellt sich an die Seite der Seeleute, damit sie die
Herausforderungen ihrer Lebens- und Arbeitswelt meistern können.
Täglich ist das Seemannsheim in Emden geöffnet und werden
Gäste empfangen. Es ist ein Ankerplatz für viele Menschen, insbesondere
Seeleute natürlich, aber auch Borkumreisende oder Menschen,
die in der Gesellschaft „gestrandet“ sind.
Die Pandemie ist sehr belastend, insbesondere für Seeleute.
Die Sicherheitsmaßnahmen sind immer noch hoch. Das Seemannsheim
wurde Ort vieler Covid-Tests für Seeleute, die erst nach negativem
Ergebnis auf ihr Schiff einsteigen dürfen. Aussteiger mussten
längere Zeiten überbrücken, bis ein Heimflug organisiert werden
konnte. Das Seemannsheim hat in dieser Zeit den Menschen ein
Dach über dem Kopf und ein offenes Ohr geboten – und beim Organisieren
von vielen Impfterminen geholfen.
Aber nicht nur für die aktiven Seeleute bietet die Seemannsmission
Unterstützung. Alleinstehende ältere Seeleute werden bei gesundheitlichen
Problemen unterstützt – durch Besuche zu Hause,
in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, bei verschiedenen Anträgen
und bei der Regelung alltäglicher Dinge des Lebens. Das Seemannsheim
in Emden ist so Ankerplatz für viele Menschen gewesen und
bleibt es auch mit dem Motto: support of seafarers’ dignity.
Meenke Sandersfeld
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