lass fallen anker
Ausgabe 2022 von "lass fallen anker" der Deutschen Seemannsmission e.V. in Hamburg
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INTERVIEW
Von: Anne Buhrfeind
Durchhalten heißt: Zusammenhalten,
das haben die Südsee bewohner wohl
nicht erst in Hamburg gelernt
Filmreif „Verschollen“ war Tom Hanks, als er damals
in der Südsee strandete. Was den Seeleuten aus
Kiribati geschah, war sozusagen das Umgekehrte –
aber nicht viel besser. Die Seemannsmission hat
sich viele Monate lang allein in Hamburg um bis
zu 200 Männer gekümmert, die von ihrer eigenen
Regierung nicht ins Land gelassen wurden.
Was war da eigentlich los? Matthias Ristau, bis
vor kurzem Seemannspastor in Hamburg, und
Felix Ruckdeschel, Leiter des Seemannsclubs in
HamburgAltona, erzählen
Fotos: Martina Platte; privat
Kiribatis, wer sind die überhaupt?
Matthias Ristau: Im Hafen weiß man
schon lange, wer die Kiribatis sind. Seit
den 60er und 70er Jahren bilden deutsche
Reedereien in dem Inselstaat im
Südpazifik, zwei Flugstunden von Fidschi
entfernt, Seeleute aus – das Marine
Training Center wurde bisher vom
„South Pacific Marine Service“ einer gemeinsamen
Firma von vier deutschen
Reedereien und von Hamburg Süd betrieben,
die inzwischen zum dänischen
Konzern Maersk gehört. Kiribatische
Seeleute sind also seit Jahrzehnten
auf deutschen Schiffen und den Weltmeeren
unterwegs.
Und dann kam die Pandemie . . .
Matthias Ristau: Mit Corona haben viele
Länder ihre Häfen und Flughäfen dicht
gemacht, niemanden mehr ins Land
gelassen. Bis zum Sommer 2020 wurden
es weltweit immer mehr Seeleute,
die nach neun, zwölf oder auch achtzehn
Monaten auf See nicht nach Hause
konnten, die irgendwo auf Kreuzfahrern
oder in Notunterkünften auf einen Flug
ins Heimatland hofften. Kiribati war eines
der Länder, die früh die Grenzen
dichtgemacht und nicht mal mehr die
eigenen Leute ins Land gelassen haben.
Warum sind so viele von ihnen in
Hamburg gelandet?
Szenen einer Rückreise –
aber die endete nicht zu Hause,
sondern erst mal auf Fidschi
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