HeideTOUR | Frühjahr 2022
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Hobby
„LA DOLCE VITA“
AUF ZWEI RÄDERN
© privat
Vor wenigen Wochen erreichte uns eine
E-Mail von Ricardo Gade. Aufgewachsen
in Kossa mitten in der Dübener Heide,
Abitur auf dem Bad Dübener Albert-
Schweitzer-Gymnasium, Zerspanerlehre
bei Profiroll in der Kurstadt und vor
rund 15 Jahren der studiumsbedingte
Umzug nach Leipzig. Seitdem wohnt
© privat
In mühsamer Kleinarbeit werden die alten
Schätze restauriert.
er in der Messestadt, ist als Ingenieur in
der Projektsteuerung bei der Deutschen
Bahn tätig.
Interessant wurde es für uns dann
hiermit: Der 39-Jährige sammelt für
sein Leben gern italienische Rennräder.
Als Auslöser diente im Jahr 2008 eine
Radtour von Ulm über Augsburg nach
München. „Ich bin vorher gar kein
Fahrrad gefahren. Auto und Motorrad
waren mir lieber. Dann bin ich bei einem
Kumpel aufs Rennrad gestiegen. Diese
Leichtigkeit hat mich sofort gepackt“,
erinnert er sich. Über die Jahre hinweg
baute sich der diplomierte Architekt
ein internationales Netzwerk auf, kauft
alte Räder im schlechten Zustand und
einzelne Teile, gern mit Gravur, auf und
restauriert sie liebevoll.
Bei der weltweiten Suche filtert er stets
nach drei Kriterien: Das Rad muss aus
Italien kommen und darf nicht jünger
als 1990 sein. Außerdem setzt er auf
Schaltgruppen der Marke „Campagnolo“.
„Ich lege großen Wert darauf, dass jedes
Fahrrad ohne Teilemix auskommt. Ein
Rad mit mehreren Marken gibt es bei
mir nicht“, betont Gade. Und warum
unbedingt Drahtesel made in Italy?
Es gebe Liebhaber für britische oder
auch französische Rennräder. „Alles
Geschmackssache. Für mich sind die
italienischen einfach die schönsten. Sehr
schlicht, aber mit dem üblichen Bling
Bling“, sagt er. Verchromter Hinterbau,
eingefräster Hersteller – einfach Liebe
zum Detail.
Bei der Größe seiner Sammlung hält
sich der Familienvater bewusst bedeckt.
„Mittlerer zweistelliger Bereich“, versichert
er dann doch. Sein wertvollstes Rad
würde sicher zwischen 3.000 und 4.000
Euro einbringen. Aber der Wert sei
ohnehin subjektiv. Schließlich verbergen
sich darunter auch echte Schätze mit
Geschichte, wie sein Rad der Marke „Olmo“
aus dem Jahre 1949. „Hier ist die weltweit
allererste Kettenschaltung verbaut, die
in Serie produziert wurde“, weiß Gade
zu berichten. Der Italiener Gino Bartali
gewann mit dieser damals innovativen
Technik anno 1938 die Tour de France.
„Ich würde mir wünschen, dass es viel
mehr Menschen gibt, die auf klassischen
Rädern unterwegs sind. Vielleicht gibt
es auch in der Dübener Heide weitere
„Tifoso“, die diese Leidenschaft teilen
oder gar Leute, die mir ihr altes Rad
anbieten würden. Es käme in liebevolle
Hände“, wirbt und verspricht Ricardo
Gade. Wer die Arbeiten im Detail sehen
möchte, kann sich gern bei Instagram
unter dem Hashtag #famedibici auf eine
Zeitreise in die Radwelt begeben.
© privat
Beim Fachsimpeln mit den Radsport-
Legenden Olaf Ludwig und Gustav „Täve“
Schur (v. l).