25.04.2022 Aufrufe

Werkstatt-Blatt 2022/Sonderausgabe

Das WERKSTATT-Blatt (vorm.guernica) ist die offizielle Publikation der Solidarwerkstatt Österreich. Die aktuellen Ausgaben des WERKSTATT-Blatts sind im Abonnement erhältlich. WERKSTATT-Blatt Abo für 10 Ausgaben bestellen um Eur 12,- oder 5 Ausgaben um Eur 7,- . Ein Probeexemplar schicken wir gerne kostenlos zu. Bestellen unter: T 0732 77 10 94 oder per mail: office@solidarwerkstatt.at

Das WERKSTATT-Blatt (vorm.guernica) ist die offizielle Publikation der Solidarwerkstatt Österreich.

Die aktuellen Ausgaben des WERKSTATT-Blatts sind im Abonnement erhältlich.
WERKSTATT-Blatt Abo für 10 Ausgaben bestellen um Eur 12,- oder 5 Ausgaben um Eur 7,- . Ein Probeexemplar schicken wir gerne kostenlos zu.
Bestellen unter: T 0732 77 10 94 oder per mail: office@solidarwerkstatt.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Frieden

14

Militärblöcke spalten – Neutralität verbindet!

Der Ukraine-Krieg wird derzeit dafür instrumentalisiert, die Neutralität sturmreif zu schießen und das Bundesheer für die

Teilnahme an einer zukünftigen EU-Eingreiftruppe hochzurüsten. Nur so könne man Putin Einhalt gebieten, wird uns erzählt.

Einmal abgesehen davon, dass schon jetzt USA und EU-Staaten 16-Mal mehr für das Militär ausgeben als Russland – ist diese

Erzählung stimmig?

Zunächst einmal: Der Einmarsch

Russlands in die

Ukraine ist ein völkerrechtswidriger

Angriffskrieg, der nicht zu

rechtfertigen ist. Die Russische

Föderation muss sich sofort

wieder zurückziehen. Doch so

wichtig diese Forderung ist, so

notwendig ist es auch, die Vorgeschichte

dieses Krieges zu beleuchten,

nicht um diesen Krieg

zu relativieren, sondern um daraus

politische Vorschläge zu entwickeln,

die solche Tragödien in

Zukunft verhindern helfen.

Vorgeschichte des Krieges

Wichtige Aspekte dieser Vorgeschichte

sind:

• Die NATO hat sich – trotz

gegenteiliger Versprechungen

im Zuge der deutschen Wiedervereinigung

– immer weiter

in Richtung der russischen

Grenze ausgeweitet. Russische

Proteste und Sicherheitsbedenken

wurden ignoriert.

• Die zutiefst gespaltene Ukraine

konnte unter der Regierung

Janukowitsch bis 2014 in einer

Art Neutralität zwischen

Russland und den Westmächten

die Gegensätze im Inneren

einigermaßen ausbalancieren.

Der gewaltsame Staatstreich

im Februar 2014 zerstört diese

schwierige Balance. Maßgeblich

orchestriert wurde dieser

Staatsstreich von EU und

USA, neofaschistische Milizen

fungierten als Steigbügelhalter

für den prowestlichen

Regime-Change. Unmittelbares

Ziel war es, das EU-Ukraine-Assoziationsabkommen

durchzupeitschen, das die

Ukraine für den neoliberalen

Ausverkauf des Landes an

westliche Konzerne und die

militärische Anbindung an die

EU öffnete.

• Dieser Staatsstreich zerriss

das Land und führte letztlich

in den blutigen Bürgerkrieg,

dem seit 2014 nach UN-Schätzungen

14.000 Menschen zum

Opfer fielen. 2015 beschloss

das gewendete ukrainische

Parlament, die Stationierung

von westlichen Atomwaffen

auf seinem Territorium zuzulassen,

2018 erhielt die Ukraine

von der NATO den Status

eines Beitrittskandidaten,

2019 verankerte die Ukraine

in ihrer Verfassung das Ziel,

der NATO beizutreten. Man

muss kein „Putinversteher“

sein, um zu erkennen, dass

die damit verbundene Möglichkeit

der Stationierung von

westlichen Atomraketen in der

Ukraine, die in wenigen Flugminuten

Moskau erreichen

können, nicht nur eine Gefahr

für die Sicherheit Russlands

sondern für den Weltfrieden

wären. Erinnern wir uns: Als

1962 sowjetische Atomraketen

auf Kuba stationiert wurden,

drohten die USA mit dem

3. Weltkrieg.

• Im Dezember 2021 legte die

Russische Föderation sowohl

den USA als auch der NATO

Vorschläge für Friedensverträge

auf den Tisch. Im Kern sahen

sie die militärische Neutralität

der Ukraine vor, um den sich

zuspitzenden Konflikt zu entschärfen.

USA und EU wischten

diese Vorschläge vom Tisch.

Gemeinsames Haus Europa...

Zieht man diese Vorgeschichte

in die Betrachtung dieses

unsäglichen Krieges mit ein, so

kommt man zu einer völlig anderen

Schlussfolgerung als die

vom Aufrüstungstaumel und

Hass auf die Neutralität erfassten

Machteliten und Medien:

Militärblöcke spalten – Neutralität

verbindet!

Als die Neutralität der Ukraine

durch den prowestlichen Staatsstreich

im Jahr 2014 zerstört

wurde, wurde die Tür zur Spaltung

des Landes und zum Krieg

geöffnet. Um die Tür zu einem

nachhaltigen Frieden zu öffnen,

braucht es Verhandlungen, wie

die Ukraine wieder auf einen

Pfad der Neutralität zwischen

den Großmächten einschwenken

kann. Das muss eingebettet sein

in einen Prozess einer neuen europäischen

Friedensarchitektur

unter Einbeziehung aller Akteure,

also auch von Russlands und

den USA. Michael Gorbatschow

nannte dieses Ziel seinerzeit die

Schaffung eines „gemeinsamen

Hauses Europa“, in dem die

Staaten in ihrer Vielfalt auf Augenhöhe

kooperieren und sich

auf der Grundlage des Völkerrechts

demilitarisieren.

... statt EU-Militarisierung

Neutrale Staaten wie Österreich

können eine wichtige Rolle

spielen, um dieses „gemeinsame

Haus“ zu errichten: als „ehrliche

Makler“ zwischen den Großmächten,

als Puffer, Brückenbauer

und Dialogstifter. Die österreichische

Politik hat diesbezüglich

bisher versagt. Der Unterordnung

unter die EU-Militarisierung und

der damit verbundenen imperialen

Außenexpansion wurde

systematisch Vorrang vor einer

aktiven Friedens- und Neutralitätspolitik

eingeräumt. Jetzt den

militärisch-industriellen Komplex

mit weiteren Milliarden zu

füttern, um bei der neuen EU-

Eingreiftruppe mitzumarschieren,

heizt die Eskalationsspirale

weiter an, auch wenn formelhaft

an der Neutralität festgehalten

wird. Eine echte Neutralität, die

sich für ein „gemeinsames Haus

Europa“ engagiert, muss mit

der Unterordnung unter die EU-

Militarisierung in jeder Hinsicht

brechen. Die Waffen nieder! Ja

zur Neutralität!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!