02.05.2022 Aufrufe

KOMPENDIUM-2.0

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Abb. 23: Schlagzeile aus der WELT vom 10.01.2022

Das biegsame und harte, zugleich aber leichte

und widerstandsfähige Balsaholz wird für die

immer länger werdenden Rotorblätter von

Windkraftanlagen verwendet. Für ein Rotorblatt

zwischen 80 und 100 Meter Länge werden

rund 15 m 3 Holz benötigt. Allerdings

setzen nicht alle Windkraftanlagen-Hersteller

auf Balsaholz, als Alternative wird auch

Kunststoff verwendet. Insofern sei dieser Aspekt

nur als Randnotiz erwähnt. Er ist aber

symptomatisch für das Phänomen unbeachteter

ökologischer Gesamtzusammenhänge.

Toxische Materialien: Entsorgungsproblematik

und gefährliche Einträge

in die Biosphäre

Weitere Bestandteile moderner Windkraftanlagen

sind ebenfalls sehr problematisch: Über

die ungeklärte Entsorgung der in Flügeln

verbauten carbonverstärkten Kunststoffe

(GFK/CFK) zeigte sich das Umweltbundesamt

im November 2019 besorgt.

Abb. 24: Schlagzeilen aus FAZ und WELT vom 1./2.11.2019

Fehlende technische und finanzielle Möglichkeiten

des Recyclings sind allerdings nur ein

Teil des Problems: Bereits 2014 wies das

Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz

und Dienstleistungen der Bundeswehr auf

„Gefährdung durch lungengängige Carbonfaserbruchstücke

nach Bränden“ hin. Diese

Gefährdung wird weiter ausgeblendet (mehr

dazu in Kap. 5). Aber auch im Normalbetrieb

tragen Windkraftanlagen über den Abrieb von

Kunststoff zu einer schleichenden Degradierung

ihrer Umgebung bei:

Durch UV-Strahlung, Wind, Temperaturwechsel,

Blitzeinschläge und großflächige Insektenverklebungen

sind Rotorblätter anfällig

für Erosion. Dies konkretisiert sich durch

Risse und ähnliche Verschleißerscheinungen

an den Oberflächen. Je höher die Anlagen,

desto umfangreicher und problematischer ist

diese Erosion, denn sie bedingt Eintrag von

toxischem Mikroplastik in die Böden.

Gegenüber anderen Emissionsquellen von

Mikroplastik mag das Phänomen quantitativ

gering erscheinen. Anders als bspw. beim Reifenabrieb,

der in der Nähe des Emissionsorts

Straße verbleibt und in weit geringerem Maße

in Böden gelangt, bedingt die luftgetragene

Verbreitung des Rotorblatt-Abriebs aber ein

besonderes, bislang untererforschtes, Risiko.

Erste Untersuchungen haben die Mengen

abgeschätzt, die von den Oberflächen verloren

gehen. Sie erreichen pro Rotorblatt schon

nach wenigen Jahren über 100 kg, was Millionen

von Mikropartikeln impliziert. 28

Von besonderer Bedeutung ist eine Freisetzung

von Bisphenol A (BPA) aus Epoxy-

Harz. Zu dieser Substanz erklärt das UBA:

„Das Umweltbundesamt begrüßt die

Entscheidung der EU, die Chemikalie Bisphenol

A nun auch aufgrund ihrer hormonellen

Wirkungen auf Tiere in der Umwelt

als besonders besorgniserregend anzuerkennen.”

29 Im Dezember 2021 hat die europäische

Behörde für Lebensmittelsicherheit

die Risiken der Substanz neu bewertet und

empfohlen, die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge

um den Faktor 100.000 zu

senken. Das zeigt die Brisanz flüchtiger BPA-

Ausgasungen, die auch aus erodierten Flügelkanten

von WEA stamen können.

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!