WEGE AUS DEM SCHMERZ
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WEGE AUS DEM
NICHT VERPASSEN
Opioid-induzierte
Obstipation. Nehmen Sie
Verstopfung nicht hin!
Seite 05
EINE UNABHÄNGIGE KAMPAGNE VON MEDIAPLANET
Migräne
Neue Medikamentengruppe
bringt Hoffnung für Patienten.
Seite 07
Simon Schempp im Interview
über seinen Umgang mit
Rückenschmerzen.
Seite 09
SCHMERZ
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„Schritt(e) zurück
ins Leben“
Gideon Franck ist Psychotherapeut
und selbst Schmerzpatient. Für
sein Engagement bekam er den
diesjährigen Deutschen Schmerzpreis.
Warum, lesen Sie im Interview.
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2
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VERANTWORTLICH FÜR DEN
INHALT IN DIESER AUSGABE
Carolin Babel
Schmerzen aktiv
angehen – leichter
gesagt als getan.
Aber geben Sie die
Hoffnung nicht
auf und haben
Sie den Mut, dem
Schmerz den Kampf
anzusagen!
IN DIESER AUSGABE
Nötig und möglich:
chronische Schmerzen
frühzeitig verhindern!
Bei manchen Menschen können alltägliche Kopf-, Rücken- oder
Gelenkschmerzen chronisch werden. Bis zu 23 Millionen Menschen
in Deutschland sind davon betroffen – manche so stark,
dass sie kaum noch ihren Alltag bewältigen können. Doch es
gibt Möglichkeiten, eine solche Chronifizierung zu verhindern.
04Selbsthilfe
Die Gemeinschaft kann helfen, mit der
Erkrankung besser umzugehen.
10
Positive Zweitmeinung
Vor einer schmerzbedingten
Wirbelsäulenoperation unerlässlich.
Senior Project Manager: Carolin Babel Business
Development Manager: Sarra Gläsing
Geschäftsführung: Richard Båge (CEO), Philipp Colaço
(Managing Director), Franziska Manske (Head of Editorial &
Production), Henriette Schröder (Sales Director) Designer:
Elias Karberg Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@
mediaplanet.com Grafiken in der Ausgabe: Shuttertstock
Coverbild: Schritt ins Leben UG Alle Artikel, die mit "in
Zusammenarbeit mit gekennzeichnet sind", sind keine neutrale
Redaktion vom Mediaplanet Verlag.
facebook.com/
MediaplanetStories
@Mediaplanet_germany
Please recycle
Thomas Isenberg
Geschäftsführer
Deutsche Schmerzgesellschaft
e. V.
Deshalb hat die Deutsche Schmerzgesellschaft
e. V. ein neues
präventives ambulantes Untersuchungsangebot
entwickelt.
Dieses ermöglicht es, frühzeitig und berufsgruppenübergreifend
die Ursache für anhaltende
Schmerzen herauszufinden und eine
geeignete Therapie einzuleiten, statt das
Betroffene jahrelang durch den Dschungel
des Gesundheitswesens irren und dabei die
Chronifizierung erfolgt oder sich verstärkt.
Das neue sogenannte Ambulante Interdisziplinäre
Multimodale Assessment (A-IMA)
wird zunächst an 14 Zentren bundesweit
eingeführt, die Schmerzgesellschaft arbeitet
mit Hochdruck an einem flächendeckenden
Ausbau auf 25 Behandlungszentren
im gesamten Bundesgebiet.
Teilnehmende Einrichtungen verpflichten
sich zu besonderen Maßnahmen der Qualitätssicherung.
Dabei werden auch Patientenerfahrungen
und -einschätzungen
regelmäßig erfasst sowie eine Qualitätsberichtserstattung
systematisiert. Zudem
müssen die Behandelnden schmerztherapeutisch
im besonderen Maße ausgebildet
sein. Die Standorte gibt´s im Internet unter
www.a-ima.de
Bisher ist es nur BARMER-Versicherten
möglich, routinehaft von dem neuen Angebot
zu profitieren. Im Einzelfall müsste
ansonsten der Patient bei seiner anderen
Kasse eine Übernahme beantragen, das ist
leider ein wenig bürokratisch. Aber: Alle
Im Rahmen von A-IMA erhalten
die Betroffenen bereits nach sechs
Wochen anhaltender Schmerzen in
spezialisierten schmerztherapeutischen
Zentren die Möglichkeit, in einem
eintägigen Assessment umfassend
untersucht zu werden.
gesetzlichen Krankenkassen sind angefragt
und eingeladen, ebenfalls mitzumachen und
dem neuen Vertrag beizutreten. Wir sind
zuversichtlich, dass weitere Kassen so auch
ihren Versicherten frühzeitige ambulante
Untersuchungen regelhaft ermöglichen.
Im Rahmen von A-IMA erhalten die Betroffenen
bereits nach sechs Wochen anhaltender
Schmerzen in spezialisierten schmerztherapeutischen
Zentren die Möglichkeit, in
einem eintägigen Assessment umfassend
untersucht zu werden. Das Team aus Ärzten,
Psychologen und Physiotherapeuten stellt
dann eine gemeinsame Diagnose und gibt
eine fundierte, Leitlinien-konforme Therapieempfehlung.
Der Therapieplan wird im
Anschluss gemeinsam mit dem Patienten
erstellt. Durch die aufeinander abgestimmten
Untersuchungen werden zudem unnötige
Behandlungen vermieden.
Schmerzlinderung mit Radon
Sanfte Therapie mit natürlicher Heilkraft
Bei chronischen Schmerzen verschiedener Ursache bietet das Sächsische
Staatsbad Bad Brambach im südlichen Sachsen eine einmalige Therapiekombination,
bestehend aus Radon, Kohlensäure und Sauerstoff. Hier
kommt seit über 100 Jahren kohlensäurehaltiges Mineralheilwasser aus
der stärksten Radonquelle der Welt, der Wettinquelle, zur Anwendung.
Im 2021 neu eröffneten Radon-Therapiezentrum werden den Gästen
viele verschiedene Möglichkeiten der Schmerztherapie geboten und Bad
Brambach ist das einzige Heilbad in Europa, das alle Anwendungsformen
der Radontherapie vereint: Bäder, Trinktherapie, Inhalieren und Spülen.
In der wunderbaren und waldreichen Natur des Vogtlandes sowie
den historischen Parkanlagen der Sächsischen Staatsbäder in Bad
Brambach und Bad Elster bieten sich viele Freizeitmöglichkeiten.
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regt in niedriger Dosierung die Selbstheilungskräfte des Körpers
an und erhöht die Lebensqualität bei Schmerzen verschiedener Ursache,
u.a. bei Rheuma, Arthrose und Osteoporose, aber auch bei Long-
Covid-Symptomen.
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Schmerzpatienten setzen auf wiederverwendbare
Tiefenwärmetechnologie
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chmerzen rauben Zeit, Nerven, Geld und
Lebensqualität – insbesondere dann, wenn
sie chronisch sind. Auf der Suche nach
der passenden Therapiemethode stoßen
Betroffene oft an ihre Grenzen. Grund dafür
sind ausbleibende Therapieerfolge und hohe
Krankheitskosten aufgrund Therapien und Medikamenten,
die letztlich nur eine kurzfristige Linderung
bringen. Besser stehen die Erfolgsquoten
bei Patienten, die bei der Schmerzlinderung auf
die seit Jahrhunderten bewährte Wärmetherapie
setzen. Gemäß einer Studie von Statista setzen
ganze 52% der deutschen Rückenschmerz-
Patienten Wärme als geeignete Heilmethode
ein (Quelle Statista). In diesem Bereich schlummert
nachweislich riesiges Potenzial, welches das
Schweizer Medtech-Startup Calopad AG mit seiner
neuartigen Tiefenwärmetechnologie erfolgreich
ausschöpft und die Schmerztherapie durch
ein neuartiges Medizinprodukt revolutioniert.
Calopad: Eine Weltneuheit in der Schmerztherapie
und Muskelregeneration
Die einzigartige Tiefenwärmetechnologie des
Schweizer Startups Calopad AG lindert jegliche
Muskelschmerzen und Verspannungen nachhaltig,
verbessert die Lebensqualität und entlastet durch
die Selbsttherapie das gesamte Gesundheitssystem.
In Kombination mit der smarten Physio-App
eröffnet Calopad neue Möglichkeiten zur ganzheitlichen
und selbstständigen Schmerztherapie.
Mit den angemeldeten Patenten wird Calopad die
einzigartige Tiefenwärme-Therapie demnächst in
über 40 Ländern auf ein neues Level heben und
dadurch Schmerzpatienten weltweit neue Lebensqualität
schenken.
Die konstante Tiefenwärme von 42°C macht
den Unterschied
Der heutige Lifestyle mit Homeoffice, hohem Leistungsdruck,
Stress und ständiger Erreichbarkeit
verschlimmert Schmerzen zusätzlich. Doch die gute
Nachricht: Die therapeutische Tiefenwärme lindert
sämtliche Schmerzen nachweislich. Dafür muss sie
42 Grad Celsius betragen und mit konstanter Temperatur
auf die schmerzende Stelle einwirken. Nur
so kann das Gewebe in der Tiefe therapiert und
die Muskelregionen gezielter durchblutet werden.
Die therapeutische Tiefenwärme ist die Grundvoraussetzung
für die nachhaltige Schmerzlinderung
– und genau hier knüpft Calopad an.
Die Bedürfnisse der Schmerzpatienten
Weder chemische Wärmepflaster noch andere
herkömmliche Wärmetherapieprodukte waren
bisher im Stande, diese konstante, therapeutische
Tiefenwärme zu erzeugen. Genauso vermissten
Schmerzpatienten bislang eine wiederverwendbare
Therapiemethode, welche die Umwelt und
das Portemonnaie entlasten. Hinzu kommt, dass
Einwegwärmepflaster nicht intelligent oder nicht
in Kombination mit einer Physiotherapie-App
genutzt werden können. Wieder andere Therapiegeräte
erfordern einen Stromanschluss und
erzielen aufgrund der eingeschränkten Nutzung
nicht die gewünschten Erfolge. Alles bedeutende
Marktlücken, die Calopad mit der neuartigen
Tiefenwärmetechnologie Calopad erfolgreich zu
schliessen wusste.
Dank Calopad kann
ich verschiedenste
Schmerzarten und -regionen
mit nur einem Gerät endlich
nachhaltig lindern.
– Endometriose-Patientin und zweifache Mutter
Intuitive Selbsttherapie für Zuhause: So funktioniert’s
Mit dem Markteintritt im Jahr 2021 ist Calopad
das erste intelligente, medizinisch zertifizierte
Therapiegerät, das Schmerzen dank Tiefenwärme
langfristig und effektiv lindern kann. Es hat sich
mit seiner flexiblen, intuitiven Anwendung zu
einer beliebten Selbsttherapie-Methode etabliert.
Die Funktionsweise stellt im Wärmetherapiemarkt
eine Revolution dar: Das Tiefenwärmegerät
erwärmt sich innert Sekunden und
stimuliert die schmerzende Stelle an den Triggerpunkten
mit konstanter, therapeutischer Tiefenwärme.
Die punktuelle Wärme bewirkt, dass
die Muskelregionen gezielter durchblutet, regeneriert,
entspannt und entschlackt werden. Die integrierten
Therapiemodi 1 und 2 ermöglichen mit
pulsierender oder konstanter Tiefenwärme eine
individuelle Anwendung je nach Bedürfnis. Für
www.calopad.com
noch nachhaltigere Therapieerfolge kombinieren
Schmerzpatienten die passive Wärmetherapie
mit gezielter Bewegung. Dazu bietet die Calopad
Physio-App über 180 passende Physiotherapie-
Übungen und den digitalen Austausch mit echten
Physiotherapeuten.
Bereits über 2000 zufriedene Schmerzpatienten
Nach dem Markteintritt in der Schweiz im Frühjahr
2021 waren die ersten Therapiegeräte nach
wenigen Wochen ausverkauft und die nachhaltige
Wirkung von Kunden mit den unterschiedlichsten
Schmerzgeschichten in Kürze bestätigt. Dank
Calopad schöpfen selbst Personen mit unheilbaren
Krankheitsbildern wieder Hoffnung. So therapieren
zum Beispiel Morbus Bechterew Patienten
ihre Schübe oder Endometriose Patientinnen ihre
Unterleibskrämpfe mit der therapeutischen Tiefenwärmetechnologie
von Calopad und unterstützen
ihren Therapieverlauf mit gezielten Physiotherapieübungen
via Physio-App.
Innovativste Schmerztherapie im Abo-Modell
Das akkubetriebene Therapiegerät ist im Direktverkauf
(www.calopad.com) und bei ausgewählten Partnershops
erhältlich. Besonders viel Mehrwert bieten die
Calopad Abo-Modelle. So nutzen Abo-Kunden das
Therapiegerät kostenlos und werden monatlich sowie
automatisiert mit neuen Klebetapes versorgt. Diesen
praktischen Service erhalten sie für den Preis von nur
einem Mittagessen pro Monat. Mit dem Abomodell
bietet Calopad vor allem den preissensitiveren
Schmerzpatienten den optimalen Zugang zur neuartigen
Therapiemethode.
Gesund und leistungsstark dank Calopad
Schweizer Krankenversicherer sind begeistert von
den schnellen Therapieerfolgen und beteiligen sich
in Form von Partnerschaften an der Schmerztherapie
ihrer Versicherten. Auch immer mehr Unternehmen
sind von der neuartigen Technologie begeistert und
setzen Calopad als gesundheitsfördernde Maßnahme
ein. So kann Calopad inzwischen in mehreren Schweizer
Unternehmen von Mitarbeitenden zum Vorteilspreis
bezogen werden. Und selbst die
Schweizerische Eidgenossenschaft bekundet ihre
Überzeugung für Calopad und zeichnete das
Schweizer Startup mit dem heißbegehrten Innosuisse
Award aus. Calopad wird laufend weiterentwickelt
und zukünftig auch in der Kälte- und Lichttherapie
weltweit neue Türen öffnen.
4
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Selbsthilfegruppe für Schmerzpatienten
– eine Jammergruppe?
Text Heike Norda
Schmerzen kennen alle Menschen. Aber
was passiert, wenn der Schmerz bleibt,
also chronisch wird? Er wird zu einer
eigenen Erkrankung, die behandelt
werden muss. Die Betroffenen leiden
nicht nur körperlich, sondern auch
seelisch und sozial. In der Selbsthilfegruppe
finden die Betroffenen Verständnis, Rat
und Hilfe. So kann die Gemeinschaft ähnlich Betroffener
helfen, mit dieser Erkrankung besser zu leben.
Was passiert in einer Selbsthilfegruppe? Ist das eine
Jammergruppe, die mich seelisch runterzieht?
Natürlich darf man in einer Selbsthilfegruppe auch
jammern. Aber das Hauptziel liegt im Austausch
miteinander. Es erdet mich als Betroffene, wenn
ich sehe, dass es anderen ähnlich geht wie mir.
Im Alltag – in der Familie, im Freundeskreis, im
Berufsleben – bin ich ja meistens mit meinen
Problemen allein. Schmerz sieht man in aller Regel
nicht. Da kann es für Außenstehende unstimmig
sein, wenn ein Schmerzpatient bestimmte Arbeiten
nicht durchführen kann oder sich krankmelden
muss. Auch die wechselnden Schmerzintensitäten
sieht man niemandem an. Von daher nimmt es uns
Betroffenen eine Last von den Schultern, wenn ich
in der Gruppe sehe, dass es anderen genauso geht
wie mir, ganz egal welche Ursache mein individueller
Schmerz hat. Die Auswirkungen sind bei
vielen Menschen oft ähnlich.
In unserer Selbsthilfegruppe teilen wir unsere
gemeinsamen Schicksale, stärken uns gegenseitig,
tauschen Tipps aus, informieren uns
bei Experten, die wir manchmal in die Gruppe
einladen. Auch Ausflüge machen wir ab und zu
und beleben damit das soziale Leben, das bei dem
einen oder anderen schon ziemlich eingeschränkt
ist. Auf besonderen Veranstaltungen, z. B. bei
Selbsthilfetagen, präsentieren wir
auch in der Öffentlichkeit
unsere SHG und informieren
über unsere
Erkrankung Chronische
Schmerzen und unseren
Verein UVSD Schmerz-
LOS e. V., der unser
Dachverband ist.
Das Wichtigste: In unserer
Selbsthilfegruppe
wird viel und gern
gelacht!
Heike Norda
Vorsitzende UVSD
SchmerzLOS e. V.
Mein Glas Wasser ist nicht
mehr halb leer, sondern halb
voll. Mithilfe der Selbsthilfegruppe
habe ich zu einer guten
Lebensqualität gefunden.
Weitere
Informationen:
uvsdschmerzlos.de
Multimodale Schmerztherapie
Chronische Schmerzen können jeden treffen. Die Zahl der chronischen Schmerzpatienten ist hoch und steigt,
es fehlt jedoch an qualifizierten Schmerzmedizinern. Wie dieses seit Jahren bestehende Problem gelöst werden
kann, erklärt Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek, Vorsitzender des Berufsverbands der Ärzte und Psychologischen
Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland e. V. (BVSD).
Text Paul Howe
Prof. Dr. Dr.
Joachim
Nadstawek
Vorsitzender des
Berufsverbands
der Ärzte und
Psychologischen
Psychotherapeuten
in der Schmerz- und
Palliativmedizin in
Deutschland e. V.
(BVSD)
Was läuft schief mit der Schmerzversorgung in
Deutschland?
Die schmerzmedizinische Unterversorgung ist
eklatant. In Deutschland leben rund 3,9 Millionen
Patienten mit schweren und hochproblematischen
chronischen Schmerzen. Von diesen Patienten
können heute in Deutschland nur etwa 400.000
Patienten von einem der 1.329 ambulant tätigen
Schmerzmedizinern im Quartal versorgt werden.
Außerdem steht Deutschland vor einem akuten
Nachwuchsproblem: In fünf Jahren stehen 49
Prozent der heute tätigen Schmerzmediziner vor
dem Ruhestand. Wir haben keinen Facharzt für
Schmerzmedizin und keine Bedarfsplanung.
Wie kann die Unterversorgung in der Schmerzmedizin
beseitigt werden?
Wir brauchen dringend mehr Schmerzmediziner.
Nicht nur um die Versorgungslücke zu schließen,
sondern um dringend benötigten Nachwuchs zu
gewinnen. Die Politik muss endlich aktiv werden
und die Rahmenbedingungen verbessern. Die
ambulante Schmerzmedizin muss attraktiver
werden. Das Plus der multimodalen Schmerzmedizin
sind ihre Interdisziplinarität und das Arbeiten
im Team.
Multimodale Schmerzmedizin – was ist das?
Unter einer interdisziplinären multimodalen
Schmerzmedizin versteht man die gleichzeitige
und abgestimmte Behandlung von Patienten
mit chronischen Schmerzen durch ein Team.
Deshalb haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung
und wir als BVSD ein neues ambulantes
Vertragskonzept entwickelt, die SASV.
Was ist unter einer SASV zu verstehen?
Mit der spezialisierten ambulanten schmerzmedizinischen
Versorgung, SASV, einer
multimodalen Schmerzkomplexbehandlung,
wird die ambulante schmerzmedizinische
Versorgung strukturell und nachhaltig deutlich
verbessert. Ein Team aus spezialisierten
Schmerzmedizinern, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten,
Mototherapeuten, Ergotherapeuten
und Pflegekräften arbeitet zusammen
im Sinne einer multimodalen Therapie. Dabei
steht der Patient im Mittelpunkt. Eine individuelle
Therapie ist möglich. Damit können wir
eine drohende Schmerzchronifizierung verhindern
und bestehende chronische Schmerzen
effektiver auch ambulant behandeln.
Wir stellen uns ein komplett abgestuftes
schmerzmedizinisches Versorgungsangebot
vor: ausgehend von der Basisversorgung
durch Haus- sowie Fachärzte über die Versorgungsebene
nach der Qualitätssicherungsvereinbarung
zur schmerztherapeutischen
Versorgung bis zur neu hinzukommenden
SASV-Komplexbehandlung im Team. Der vollund
teilstationäre Sektor sowie der Rehabereich
vervollständigen die schmerzmedizinischen
Versorgungsebenen.
Klar ist, dass eine SASV nicht mit stationären
und teilstationären Versorgungsangeboten
konkurriert, sondern eine Ergänzung und
Erweiterung darstellt, insbesondere nach
einem stationären Aufenthalt.
Die SASV wird den Wünschen vieler Ärztinnen
und Ärzte gerecht nach Teamarbeit, nach festen
Arbeitszeiten, nach interdisziplinärer und
multiprofessioneller Zusammenarbeit. Dadurch
wird die Attraktivität des Arztberufes in der
Schmerzmedizin gestärkt.
Warum ist die SASV noch nicht umgesetzt?
Sowohl die Kassenärztliche Bundesvereinigung
als auch die Krankenkassen bremsen die
Einführung der SASV in die Regelversorgung
der gesetzlichen Krankenversicherung. Wir
brauchen deshalb jetzt einen sehr hohen
politischen Druck, um die Unterversorgung in
der Schmerzmedizin endlich zu beseitigen und
konstruktive Lösungswege zu unterstützen,
mit klaren gesundheitspolitischen Vorgaben an
die verfasste Ärzteschaft und die Krankenkassen.
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5
Opioide lindern Schmerzen –
doch was, wenn es zu einer
Verstopfung kommt?
3,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter so starken Schmerzen,
dass sie auf eine Schmerztherapie mit Opioiden angewiesen sind. 1
Opioide gelten als sehr effizientes Schmerzmittel, das bei vielen Patienten
die Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern kann.
Text Paul Howe
Aber wie wirken Opioide?
Normalerweise blockieren körpereigene Schmerzdämpfer,
sogenannte Endorphine (vom Körper selbst
produzierte Opioide), die Weiterleitung des Schmerzes
zum Gehirn. Wenn Schmerzen über lange Zeit bestehen
und chronisch werden, reicht die körpereigene
Schmerzdämpfung jedoch nicht mehr aus, und es
bedarf einer wirksamen medikamentösen Schmerzbehandlung.
Opioide blockieren genauso wie Endorphine
die Schmerzweiterleitung und werden zum Beispiel bei
starken (chronischen) Schmerzen des Bewegungsapparates,
Nervenschmerzen, zur Schmerzlinderung nach
einer Operation oder bei Tumorschmerzen eingesetzt.
Der Schmerz wird über sogenannte Rezeptoren des
Nervensystems blockiert. Diese Opioidrezeptoren
befinden sich neben dem zentralen Nervensystem auch
im Magen-Darm-Trakt und können dort Begleiterscheinungen
hervorrufen.
Typische unerwünschte Nebenwirkungen
bei Opioid- Einnahme
Verstopfung
Übelkeit und Erbrechen
Benommenheit mit verstärkter Schläfrigkeit
Schwindel
Juckreiz
Mundtrockenheit
Kopfschmerzen
Die wichtigste unerwünschte Wirkung von Opioiden ist
die Verstopfung. Sie kommt am häufigsten vor und hält
während einer Opioid-Therapie regelmäßig dauerhaft
an.
Wie sollten sich Betroffene verhalten?
Zunächst ist es wichtig, das Thema aktiv anzugehen.
Neben einer ballaststoffreichen Ernährung,
ausreichender Flüssigkeitszufuhr und körperlicher
Bewegung ist es unerlässlich, das Thema beim Arzt
anzusprechen. Wenn der Patient Probleme mit der
Verdauung bekommt, ist es ratsam, ein Stuhltagebuch
zu führen.
Dieses hilft dem Arzt festzustellen, ob der Patient
unter einer Opioid-Verstopfung leidet. Darin wird
notiert, an welchen Tagen Stuhlgang auftritt und
ob und in welcher Form Beschwerden aufkommen,
zum Beispiel starkes Pressen beim Stuhlgang, harter
Stuhl, Blähungen, ein harter Bauch oder aber auch
Durchfall. Der Durchfall, paradoxe Diarrhö
genannt, tritt auf, obwohl man eigentlich eine
Opioid-Verstopfung hat. Weil die Opioide den Darm
lahmlegen, verweilt der Stuhl übermäßig lange im
Darm und beginnt an manchen Stellen zu gären.
Dadurch wird er flüssig und kommt als plötzlich
auftretender Durchfall heraus. In einem Stuhltagebuch
sollte auch notiert werden, ob und wann
Abführmittel eingenommen wurden und welche es
gewesen sind.
Wer fragt, der führt
Außerdem ist es hilfreich, sich auf das Arzt- Gespräch
vorzubereiten. Patienten sollten sich vorab
die für sie wichtigen Themen stichpunktartig
aufschreiben, zum Beispiel Behandlungsmöglichkeiten
oder der Leidensdruck, der für sie durch die
Opioid-Verstopfung entsteht. So kann beim Arztbesuch
direkt kontrolliert werden, ob alle notierten
Fragen im Gespräch geklärt wurden.
6 Fragen, die Sie Ihrem
Arzt stellen könnten
#1
#2
#3
#4
#5
#6
Ich habe etwas über Opioid-Verstopfung
gelesen. Kann es sein, dass ich davon betroffen
bin?
Welche Möglichkeiten gibt es, mit so einer
Opioid-Verstopfung zurechtzukommen?
Wie erreiche ich, dass ich wieder ein
„normales“ Leben führen kann?
Was kann ich tun, damit ich wieder normal
zur Toilette gehen kann?
Ich möchte nicht mehr die ganze Woche
um die Toilettengänge herum planen müssen.
Was empfehlen Sie mir, was mir hier
Erleichterung bringen kann?
Durch die Opioid-Verstopfung geht es
mir oft so schlecht, dass ich schon darüber
nachgedacht habe, das Schmerzmittel
wegzulassen. Ich weiß, dass ich es wegen
meiner Schmerzen regelmäßig nehmen
muss. Haben Sie hier eine bessere Lösung
für mich?
Quelle: 1 http://www.aerzteblatt.de/archiv/134113/Zunahme-der-Opioidverordnungen-inDeutschland-zwischen-2000-und-2010-Eine-Studie-auf-der
-Basis-von-Krankenkassendaten
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Stillstand im Darm:
Warum eine Opioid-Verstopfung keine Seltenheit ist
Kennen Sie das? Sie sitzen auf der Toilette, aber es passiert nichts – oder nur unter
Schmerzen. Mitunter können Sie auch Völlegefühl und starke Blähungen plagen.
Die unerfreuliche Folge: Der gesamte Tagesablauf wird um den Toilettengang herum
geplant.
Speziell bei der Einnahme von Schmerzmitteln ist es wichtig, der Ursache von
Magen-Darm-Beschwerden auf den Grund zu gehen. Denn viele
Betroffene ahnen nicht, dass Opioide die Ursache für seltenen,
meist harten Stuhlgang sein können. Bei bis zu 81 Prozent aller
Patienten mit chronischen Schmerzen, die mit Opioiden behandelt
werden, gehört die sogenannte „Opioid-induzierte Verstopfung“
(OIC) zu den häufigsten Begleiterscheinungen. *1
Was ist eine Opioid-induzierte Obstipation?
Warum haben Opioide einen Effekt auf den Stuhlgang? Die
Arzneimittel entfalten ihre schmerzlindernde Wirkung über spezielle
Opioid-Bindungsstellen im Gehirn. Doch auch in anderen
Körperregionen kommen ähnliche Bindungsstellen vor, zum
Beispiel im Magen-Darm-Trakt.
Die Besetzung der Opioid-Bindungsstellen im Darm kann dann
beispielsweise die Bewegungs- und Entleerungsfähigkeit des
Darms einschränken. Der Speisebrei und später der Stuhl verweilen länger im
Magen-Darm-Trakt, dadurch wird dem Stuhl vermehrt Flüssigkeit entzogen. Die
Folge: trockener, harter Stuhl, der nur schwer entleert werden kann.
QR Code scannen und
spannende Videos zum
Thema OIC ansehen:
Maßnahmen gegen Opioid-induzierte Verstopfung
Doch was können Sie als Opioid-Patient selbst tun, um Ihr Leiden zu lindern?
Zunächst einmal sollten Sie nicht länger warten, sondern die Probleme beim
nächsten Arztbesuch ansprechen. Trauen Sie sich!
Erste Maßnahmen zur Behandlung sind in der Regel ausreichendes Trinken,
Bewegung und ballaststoffreiche Lebensmittel. Meist reicht dies nicht aus und
Ihr Arzt kann zur Unterstützung des Stuhlgangs ein Abführmittel
empfehlen.
Gezielt wirkende Therapieoptionen verfügbar
Wenn diese Maßnahmen bei Opioid-induzierter Verstopfung
nicht weiterhelfen, können PAMORA (auf Deutsch: „peripher
wirkender µ-Opioid-Rezeptor-Antagonist“) eingesetzt
werden. Im Gegensatz zu klassischen Abführmitteln setzen
PAMORA direkt und gezielt an den Bindungsstellen im Darm
an, über welche die Opioide ihre verstopfende Wirkung entfalten.
Auf diese Weise kann das Opioid selbst dort nicht mehr
binden und der Darm erhält seine natürliche Beweglichkeit
zurück, sodass der Stuhl entleert werden kann. Da PAMORA
die Blut-Hirn-Schranke nicht überqueren, wird die schmerzlindernde
Wirkung nicht beeinträchtigt. Das Opioid kann also weiterhin seine
schmerzlindernde Wirkung ausüben, während der PAMORA die Verstopfungssymptome
in der Regel deutlich reduziert. *2
Quellen:
*1 Andresen V et al. United
European Gastroenterol J.
2018;6: 1254-66.
*2 DGS-PraxisLeitlinien
Schmerzmedizin
"Opioidinduzierte Obstipation"
V2.0, 2019.
6
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Zusammenhänge von
Schmerz verstehen
Fast 3,5 Millionen Menschen in Deutschland sind von starken chronischen Schmerzen
betroffen, viele von ihnen wissen nicht, dass es Schmerzspezialisten gibt. Wir haben mit
dem Psychotherapeuten und Preisträger des Deutschen Schmerzpreises 2022, Gideon
Franck, darüber gesprochen, wie man ihnen helfen kann.
Text Miriam Rauh
Herr Franck, Sie sind selbst von chronischen
Schmerzen betroffen. Dürfen wir
fragen, was bei Ihnen der Auslöser für die
chronischen Schmerzen war?
1998 hatte ich einen sehr schweren Autounfall.
Ich wurde mehrfach operiert. Das hat
Spuren hinterlassen und natürlich haben
mir die Schmerzen zu schaffen gemacht.
Zum Glück sind sie im Laufe der Jahre
besser geworden – auch, weil ich selbst das
lebe, was ich mit meinen Patienten übe.
Welche Erfahrungen haben Sie mit dem
Umgang mit bzw. der Versorgung von
Schmerzen gemacht?
Leider ist das Thema „Schmerzen“ erst seit
ein paar Jahren Teil der medizinischen Ausbildung.
Viele Patienten müssen nicht nur
die Schmerzen aushalten, sondern auch den
Vorwurf, „Simulanten“ zu sein, weil sie nicht
verstanden werden. Das macht wiederum
Stress, aber für den ist niemand da. Man
fühlt sich allein.
Für Schmerzspezialisten, die gut helfen können,
gibt es dann lange Wartezeiten. Leider
wird auch das Wissen, dass Schmerz mehr
ist als die körperliche Empfindung, selten
in Therapien umgesetzt, was zum einen an
fehlenden Kapazitäten, am Gesundheitssystem
an sich, aber auch an der Ausbildung
liegt, zu der das Thema „Schmerzen“ leider
erst seit relativ kurzer Zeit gehört.
Was hat Ihnen im Umgang mit den
Schmerzen geholfen? Gibt es etwas, das
den Schmerz gelindert hat?
Es ist wichtig, die Zusammenhänge zu
kennen. Schmerz an sich ist nicht gefährlich.
Er ist ein Alarmsignal des Körpers, das
uns warnt, wenn z. B. eine Verletzung oder
Erkrankung da ist. Das erleichtert es, ihm
anders zu begegnen. Wichtig zu wissen
ist auch, dass es Überschneidungen des
Schmerzsystems mit dem Stress- und Angstsystem
gibt. Stress und Angst verstärken
Schmerz. Hier kann ich ansetzen und die
Schmerzen annehmen als das, was sie sind:
eine Körperempfindung und mehr erst einmal
nicht. Das zu verstehen und gut für sich
selbst zu sorgen, hilft sehr.
Sie selbst sind Psychotherapeut – welchen
Einfluss hat die Psyche bzw. das
seelische Gleichgewicht auf das Wohlbefinden
von Schmerzpatienten?
Schmerz ist immer ein Mix aus Gedanken,
Gefühlen und körperlichen Empfindungen,
die sich gegenseitig beeinflussen. Er löst
Gefühle aus – von Hilflosigkeit über Angst
bis zu Wut oder Trauer. Das wird oft nicht
verstanden, was Patienten zusätzlich emotional
sehr belastet. Hinzu kommt, dass
Betroffene oft unter chronischem Schlafmangel
leiden, der das Schmerzempfinden
verstärkt.
Gideon Franck
Foto: Schritt ins Leben UG
Sehen Sie auf psychotherapeutischer
Ebene Wege, besser mit
Schmerz umzugehen?
Ja, man kann das Stresssystem im Gehirn
mit verschiedenen Maßnahmen
beruhigen, das wirkt sich oft positiv
auf die Schmerzwahrnehmung aus. Es
wird dann viel einfacher, die Schmerzen
als Teil des Lebens anzunehmen.
Ich vermittele das unter anderem mit
meinem Programm „Schritt ins Leben“.
Was jedoch den wirklichen Unterschied
für die meisten Patienten macht, ist,
dem Leben durch das eigene Handeln
wieder mehr Sinn und Bestimmung zu
geben – trotz der Schmerzen. Durch
das beides zusammen kann man lernen,
seinen Körper wieder als Freund
wahrzunehmen, und z.B. auch wieder
am sozialen Leben teilnehmen.
Sie sind Preisträger des diesjährigen
Deutschen Schmerzpreises. Was
genau ist dieser Preis und wofür haben
Sie die Auszeichnung erhalten?
Der Preis wird für besondere Leistungen
in der Schmerzforschung und Schmerzmedizin
vergeben oder für besonderes
Engagement. Für Letzteres habe ich ihn
wohl bekommen. Ich arbeite seit Jahren
viel mit Schmerz-Selbsthilfegruppen
zusammen; mit dem Programm „Schritt
ins Leben“ möchte ich die Lücke für
die fehlende psychosoziale Hilfe für
Schmerzpatienten schließen.
Welches Feedback bekommen Sie
auf Ihr Programm, von Betroffenen,
aber auch von Ärzten?
Bis jetzt nur positives. Die Teilnehmer
sind zufriedener, nehmen wieder mehr
am Leben teil und fühlen sich stabiler.
Auch die Ärzte freuen sich darüber,
dass es ein solches Angebot gibt.
Haben Sie einen Rat für Patienten
mit chronischen Schmerzen?
Rechtzeitig kleine Pausen einbauen.
Schmerzpatienten verlangen von sich
selbst trotz der chronischen Schmerzen
meistens über die Maßen viel. Es geht
aber in die falsche Richtung, sich erst
erholen zu wollen, wenn einen die
Schmerzen dazu zwingen. Fürsorglich
mit sich selbst umzugehen, halte ich für
eines der wichtigsten Dinge, die wir als
Schmerzpatienten für uns tun können.
Die Deutsche
Gesellschaft für
Schmerzmedizin
e.V. (DGS) verleiht
zusammen mit der
Deutschen Schmerzliga
e.V. (DSL) seit
1986 in regelmäßiger
Folge jährlich den
"deutschen Schmerzpreis".
Mehr erfahren Sie
unter:
www.schrittins-leben.de
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 7
Wege aus dem Kopfschmerz
Text Priv.-Doz. Dr. med. Charly Gaul
Sowohl in der Akutbehandlung
als auch in der vorbeugenden
Behandlung von Kopfschmerzerkrankungen,
insbesondere der
Migräne, gibt es Entwicklungen,
die mit einer Verbesserung
der Therapie für die Patienten
einhergehen.
Neben den Schmerzmitteln (z. B. Ibuprofen)
sind in Deutschland sieben verschiedene
Triptane (Migränemittel) zum Einsatz in der
akuten Migräneattacke gegen den Schmerz
und die Begleitsymptome wie die Übelkeit
zugelassen. Mittlerweile sind drei von ihnen
(Almotriptan, Naratriptan, Sumatriptan
50 mg) auch ohne Rezept in der Apotheke
erhältlich. Die Akuttherapie kann verbessert
werden, wenn auch die unterschiedlichen
Darreichungsformen ausgeschöpft werden.
Triptan-Nasenspray und die subkutane Injektion
eines Triptans stehen vor allem dann zur
Verfügung, wenn die Attacken mit schwerer
Übelkeit und Erbrechen einhergehen oder
besonders stark sind. Auch für unerwartete
heftige Attacken aus dem Nachtschlaf stellt
dies eine gute Option dar. In diesen Situationen
besteht eine Überlegenheit gegenüber
der Einnahme von Triptan in Form von
Tabletten.
Im Laufe des Jahres wird eine neue Medikamentengruppe
auch in Deutschland auf den
Markt kommen: die Gepante, deren erster
Vertreter Rimegepant bereits eine europäische
Zulassung erhalten hat. Diese Substanz kann
sowohl im akuten Migräneanfall als auch bei
regelmäßiger Einnahme als Prophylaktikum
zur Vorbeugung von Migräneanfällen eingesetzt
werden.
In den letzten vier Jahren wurden bereits
drei monoklonale Antikörper in Deutschland
eingeführt, die sich gegen einen wichtigen
Botenstoff in der Entstehung des Migräneanfalls,
das Calcitonin Gene-Related Peptid
(CGRP), richten. Fremanezumab und Galcanezumab
richten sich dabei direkt gegen
CGRP, Erenumab gegen den CGRP-Rezeptor.
Alle drei Substanzen haben eine gute Wirksamkeit
und gute Verträglichkeit in klinischen
Studien gezeigt. Die Zulassung wurde mittlerweile
auch für einen vierten Antikörper erteilt,
der sich gegen CGRP richtet. Eptinezumab
wird noch im Laufe des Jahres in Deutschland
auf dem Markt eingeführt, es wird als Infusion
im Abstand von drei Monaten verabreicht
und zeigt in klinischen Studien ebenfalls
eine gute migräneprophylaktische Wirkung.
Diese Antikörper sind dadurch gekennzeichnet,
dass ihre Wirkung rasch einsetzt. Die
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
erfolgt dann, wenn Standardmedikamente zur
Migräneprophylaxe (z. B. Betablocker) bereits
vorher erfolglos oder mit Nebenwirkungen
Im Laufe des Jahres wird eine neue
Medikamentengruppe auch in
Deutschland auf den Markt kommen.
zum Einsatz kamen. International und auch in
Deutschland werden weitere klinische Studien
durchgeführt, die auch künftig eine Verbesserung
der Behandlung erwarten lassen.
Die neue Leitlinie der Deutschen Migräneund
Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zum
Übergebrauch von Schmerzmitteln und
Triptan verdeutlicht nochmals, dass eine
prophylaktische Behandlung einen hohen
Stellenwert hat. Denn wer zu häufig Schmerzoder
Migränemittel einnimmt, kann dadurch
die Häufigkeit seiner Migräne paradoxerweise
erhöhen. Es entsteht ein Kopfschmerz durch
Medikamentenübergebrauch. Neben der
medikamentösen Therapie sind Entspannungsverfahren,
regelmäßige körperliche
Aktivität und ein gutes Management des
Alltagsstresses wichtige Faktoren, die ohne
Medikamente helfen können, die Kopfschmerzhäufigkeit
zu reduzieren.
Priv.-Doz. Dr. med.
Charly Gaul
Generalsekretär
und Pressesprecher
der Deutschen
Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft
(DMKG)
c/o Kopfschmerzzentrum-Frankfurt
Endlich schlafen – trotz Migräne
Schmerz lass nach: Die mysleepmask wurde von einem Migränepatienten
zur wohltuenden Linderung bei Migräneattacken entwickelt
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Studien zufolge leiden alleine in Deutschland rund
acht Millionen Menschen an Migräne. Betroffene
wissen es nur zu gut: Während einer Schmerzattacke
sehnt man sich nach Abschottung und Ruhe, möchte
sich am liebsten in einem Kokon verkriechen.
Der Unternehmer Fabian Karau ist seit seiner
Jugend Migränepatient. Um zur Ruhe zu finden,
verdeckte er seine Augen bei Migräneattacken mit
einem Schal, legte sich einen Kühlakku an die Stirn
und verwendete Ohrstöpsel. Diese Maßnahmen
waren allerdings nur eine unkomfortable Behelfslösung.
Karau beschloss, ein maßgeschneidertes Produkt
zu entwickeln und dieses zur Marktreife zu bringen.
Er sagt: „Ruhe, Dunkelheit und Kühlung sind die
allgemeinen Grundmaßnahmen bei Migräne. Mein
Ziel war es, mit der mysleepmask Migränebetroffenen
dabei zu helfen, sich trotz Schmerzattacke
zu entspannen und im besten Fall einschlafen zu
können.“
Schlafraum zum Erholen
Im Gegensatz zu typischen Schlafbrillen ist der
blickdichte Stoff der mysleepmask kopfumfassend
und verrutscht nicht: Die weiche Bio-Baumwolle
schmiegt sich sanft an den Kopf an, ohne zu kratzen
oder Druck auszuüben. Dank einklappbarer Nasenflügelpolster
ist die Maske zu 100 % blickdicht.
Zudem deckt die Maske die Ohren mit gepolsterten
Ohrmuscheln ab. Mit in Taschen fixierten, mitgelieferten
Gelpads kann der Kopf an Stirn und /oder
Nacken gekühlt (oder auch gewärmt) werden.
Die mysleepmask – inzwischen auch bekannt aus
der VOX Show „Die Höhle der Löwen“ –
kann Migräne- und Kopfschmerzattacken nicht verhindern.
Aber sie sorgt für wohltuende Entspannung
und Abschottung vor äußeren Reizen, beinahe
wie ein „isolierter Schlafraum“ zum Erholen.
„Als ich die mysleepmask während eines Migräneanfalls
das erste Mal nutzen konnte, fühlte ich mich
tatsächlich rundum gut versorgt“, schreibt Journalistin und Migränepatientin
Miriam Jansen in einem Beitrag für das M-Sense Magazin:
„Ich war abgeschirmt von allen Reizen, war in Dunkelheit und Ruhe
eingehüllt und hatte die Kühlung an den richtigen Stellen. Trotz der
andauernden Schmerzen schaffte ich es tatsächlich einzuschlafen.“
Die Migränemaske wird als Medizinprodukt
der „Klasse 1“ vertrieben und ist
für € 29,95 im webshop erhältlich.
Mehr Informationen zum Produkt:
QR Code scannen oder
www.mysleepmask.de
8
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info
Rückenschmerzen –
handeln, bevor es
chronisch wird!
Text Aktion Gesunder Rücken e. V.
Bei der Auswahl
rückengerechter
Produkte, achten
Sie auf das AGR-
Gütesiegel
Mehr dazu lesen
Sie unter:
rückenprodukte.de
Rückenschmerzen sind das
Volksleiden Nummer eins.
Drei von vier Menschen
machen mindestens einmal
im Leben Bekanntschaft mit
den lästigen Beschwerden. Die
gute Nachricht dabei ist: Über
90 Prozent aller Fälle sind harmlos. Trotzdem
sollten Betroffene Rückenschmerzen nicht auf
die leichte Schulter nehmen und als Weckruf
verstehen, ihren Alltag rückengerechter zu
gestalten. Denn bleiben frühzeitige Maßnahmen
aus, können die Beschwerden auch chronisch
werden. Die Aktion Gesunder Rücken
e. V. gibt Tipps, damit es gar nicht erst soweit
kommt.
Warum schmerzt der Rücken?
Rückenschmerzen können verschiedenste
körperliche sowie psychische Ursachen haben.
Der häufigste Grund sind Muskelverspannungen.
Durch einseitige Belastung, Fehlhaltung
und Bewegungsmangel verspannen und
verkürzen sich die Muskeln. Schmerzen sind
die Folge. Häufig reagieren wir darauf mit
einer Schonhaltung. Diese führt wiederum
dazu, dass andere Muskelgruppen angespannt
und überlastet werden. Doch wie diesen
Teufelskreis durchbrechen? Mit moderater
Bewegung können verhärtete Muskeln aktiviert,
die Durchblutung gefördert und Verspannungen
gelöst werden.
Erste Hilfe bei akuten Rückenschmerzen
Dr. Marco Gassen, Sportmediziner und Rückenspezialist
aus Wiesbaden, rät bei schmerzendem
Rücken: „Trotz aller Widrigkeiten
ist es wichtig, so gut es geht in Bewegung zu
bleiben!“ Konkret heißt das: Möglichst mehrfach
am Tag ca. 15 Minuten spazieren gehen
oder entspannt Rad fahren. Längeres Liegen
oder Sitzen dagegen sollte vermieden werden.
Außerdem können einfache Schmerzmittel,
Wärmeanwendungen und Massagen akute
Schmerzen lindern.
Beschwerden nicht auf die lange Bank
schieben!
Viele Rückengeplagte haben große Angst vor
einer Chronifizierung ihrer Beschwerden, also
wenn diese länger als drei Monate andauern.
Glücklicherweise gilt für die meisten Fälle:
Aus akuten Schmerzen müssen keine chronischen
werden! Betroffene können selbst viel
tun, damit die Beschwerden schnell wieder
abklingen. Wichtig dabei ist, dass sie frühzeitig
geeignete Maßnahmen ergreifen.
Prävention: 4 Tipps für einen starken
Rücken
Auch beim Thema Rückenschmerzen gilt:
Vorbeugen ist besser als heilen müssen. Wer
einige einfache Maßnahmen in seinen Alltag
integriert, wird mit einem starken Rücken und
mehr Vitalität belohnt.
1
2
3
4
Mehr bewegen: Vor allem langes Sitzen
im Büro führt zu verspannter Muskulatur.
Bringen Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag!
Zum Beispiel durch Spaziergänge in der
Mittagspause, Rad fahren zur Arbeit oder
Treppengänge statt Fahrstuhlfahrten. Auch
kleine Lockerungsübungen am Arbeitsplatz
(z. B. Schultern nach hinten kreisen) sind
empfehlenswert. Weitere Rückenübungen
finden Sie unter www.agr-ev.de/rueckenuebungen.
Stress vermeiden: Negativer Stress begünstigt
Rückenschmerzen, denn er lässt die
Muskeln verspannen. Wertvolle Hilfe bieten
hier einfache Anti-Stress-Techniken wie
Atemtechniken oder autogenes Training.
Ausgewogen ernähren: Eine eiweiß-,
vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung
fördert den Muskelaufbau, stärkt die
Knochen und versorgt die Bandscheiben mit
Flüssigkeit.
Rückenfreundliches Umfeld schaffen:
Ergonomische Produkte leisten einen
wesentlichen Beitrag zur Rückengesundheit.
Diese gibt es mittlerweile für nahezu jeden
Lebensbereich: Vom Aktiv-Büromöbel bis
zum rückenfreundlichen Autositz. Wichtiger
Bestandteil der Arbeit der Aktion Gesunder
Rücken e. V. ist die Vergabe des AGR-Gütesiegels,
mit dem besonders rückengerechte
Alltagsgegenstände durch ein medizinisches
Gremium ausgezeichnet werden können.
ROOZENBELT ® :
Die schnelle Hilfe bei Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind Deutschlands Volkskrankheit Nummer Eins und eine der Hauptursachen für Krankschreibungen. Eric Roozendaal,
renommierter Sport, Physio und Osteopathischer Therapeut, will dem Abhilfe schaffen mit dem ROOZENBELT ® – einem Lendengürtel zur
Streckung der Wirbelsäule und Entspannung der Muskeln und Faszien.
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Ein Großteil der Rückenschmerzen ist
auf Fehlhaltungen, einseitige Belastungen
und zu hohe Spannungen in den
Muskeln und Faszien zurückzuführen.
Grund dafür sind oftmals unsere Bewegungsgewohnheiten
im Alltag: Wir sitzen
viel am Schreibtisch, haben die Arme
meist vor dem Körper und bewegen uns
zu wenig.
Dadurch steigt der Druck auf die Bandscheiben
und ihr natürlicher Stoffwechsel
wird gestört. Ihre Funktion als
Stoßdämpfer der Wirbelsäule können sie
dann nicht mehr richtig erfüllen. In Folge
der eingenommenen Schonhaltung
können sich auch Muskeln und Faszien
verkürzen.
Hier setzt der ROOZENBELT ® an: Er
bringt die Wirbelsäule in die Streckung,
sodass die Bandscheiben Platz und Raum
bekommen und sich mit neuer nährstoffreicher
Flüssigkeit füllen können. Zugleich
werden Muskeln und Faszien entspannt.
„Indem der ROOZENBELT ® die Ursache
der Schmerzen angeht, und das auf eine
unkomplizierte, sehr behutsame Art und
Weise, konnte er bereits vielen AnwenderInnen
helfen,“ berichtet Roozendaal.
Das ausgeklügelte Design aus wahlweise
zwei oder vier Vförmig angeordneten
ExpanderBändern ist passend für jeden
Körperbau – von schmal und zierlich
bis kräftig und muskulös. Dabei ist der
ROOZENBELT ® so konzipiert, dass er
sich mühelos und überall dort anwenden
lässt, wo er benötigt wird: Auf dem Bett
oder Boden, zu Hause oder unterwegs
auf Reisen. „Für meine SchmerzpatientInnen
ist der ROOZENBELT ® damit eine
effektive und zugleich alltagstaugliche
Hilfe für ihren Rücken.“
Sie wollen mehr über den ROOZENBELT ®
erfahren? Unter www.roozenbelt.com
erhalten Sie weiterführende Informationen
und können das Produkt online
bestellen – inklusive einer 30-tägigen
Zufriedenheitsgarantie!
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einschließlich 4. August 2022 gültig.
Mehr Informationen unter
roozenbelt.com
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9
„Geholfen haben mir Physiotherapie,
Osteopathie und Gymnastik“
Der Top-Biathlet Simon Schempp holte 2017 den Weltmeistertitel bei Olympia
und 2018 Silber. Seine aktive Sportkarriere beendete er Anfang 2021
recht abrupt. Wir haben mit ihm über die Gründe gesprochen und darüber
welchen Weg er gefunden hat, mit seinen Rückenschmerzen umzugehen.
Text Miriam Rauh
Herr Schempp, Sie beendeten Anfang 2021 Ihre aktive
Karriere, nachdem Sie nicht mehr an Ihre alte Form
anknüpfen konnten. Hat Sie Ihr Körper zu diesem
Schritt gedrängt?
Er hat sicherlich einen Teil dazu beigetragen. Es war ein
längerer Leidensweg und ich habe lange gekämpft, aber
gegen Ende meiner Karriere bin ich nicht mehr zu meiner
gewohnten Leistungsfähigkeit zurückgekehrt und ich habe
dann relativ schnell beschlossen, sie zu beenden.
Seit wann kämpfen Sie mit Rückenschmerzen?
Es ging im Dezember 2017 bei einem Staffelwettkampf
los. Ich kam in Abfahrten kaum mehr in die Hocke und
konnte mich nur schwer wieder aufrichten. Es besserte sich
kurz, aber nach den Olympischen Spielen wurde es richtig
schlimm. Seitdem hatte ich immer wieder mit Rückenschmerzen
zu kämpfen.
Konnte eine eindeutige Diagnose gestellt werden?
Nicht wirklich. Bei den Untersuchungen war systematisch
so weit alles in Ordnung, aber die Muskulatur war verhärtet,
vermutlich aufgrund der vielen Wettkämpfe und körperlichen
Höchstbelastungen. In schlimmen Phasen haben sich
auch die Nerven entzündet.
Was bedeutet das beruflich für Sie und wie gehen Sie im
Alltag und auch im Sport damit um?
Im normalen Alltagsleben war ich nicht allzu sehr beeinträchtigt.
Aber bei sehr intensiven Trainingsbelastungen
und bei Wettkämpfen, wenn man körperlich absolut am
Limit ist, haben die Schmerzen zu sehr starken Problemen
geführt. Trotzdem habe ich in der Wettkampfsaison weiter
trainiert und mich in den Pausen zwischen den Wettkämpfen
behandeln lassen.
Wie haben Sie sich überwunden, trotz der starken
Schmerzen sportlich aktiv zu sein?
Es war immer mein Traum, Biathlon auf Top-Niveau zu
betreiben. Das hat mich immer angetrieben, auch bei
Schwierigkeiten weiterzumachen.
Was hilft Ihnen im Umgang mit dem Schmerz bzw. gibt
es etwas, das den Schmerz verbessert?
Der Schmerz kam bei mir mit intensiver Trainings- oder
Wettkampfbelastung. Am besten geholfen haben mir Physiotherapie,
Osteopathie und Gymnastik, damit der Körper
geschmeidig bleibt. Auch mit Faszienrollen und Wärme
habe ich viel gearbeitet.
Welche Tipps für den Alltag können Sie an Betroffene
weitergeben, vielleicht auch für weniger sportliche
Menschen?
Man sollte Schmerz ganzheitlich betrachten. Wenn z. B.
der Rücken wehtut oder das Knie, kann der Auslöser ein
Simon Schempp
Foto: Franziska Preuß
ganz anderer sein. Es ist wichtig, auf sich achtzugeben.
Auch mit Kräftigungsübungen und sportlicher Aktivität
bekommt man viel in den Griff.
Geben Sie uns einen Ausblick in Ihre Zukunft?
Ich bleibe dem Sport erhalten, aber aus anderer Perspektive.
Seit September mache ich beim Deutschen
Ski-Verband ein duales Studium und bin hauptsächlich
im Finanzbereich tätig aber auch in andere Projekte
involviert. Das ist abwechslungsreich und sehr interessant!
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Allianz Private Krankenversicherung entstanden.
Haben Sie auch
einen Homeoffice-Rücken?
Monatelange Büroarbeit zu Hause, ungeeignetes
Mobiliar – der Körper verspannt
und bereitet Beschwerden. Daniel Bahr,
Vorstand der Allianz Private Krankenversicherung,
erklärt, was Sie gegen
den Schmerz tun können.
Mehr erfahren Sie
unter:
gesundheitswelt.
allianz.de
Herr Bahr, mit „Check My Back“ hat die
Allianz Private Krankenversicherung
(APKV) ein Online-Tool geschaffen, von dem
quasi jeder profitieren kann. Warum ist es
gerade jetzt so wichtig, aktiv zu werden?
Für viele war Homeoffice Alltag in der Pandemie.
Oft sind die Bedingungen nicht wie am
Arbeitsplatz. Damit verbundenes langes Sitzen
in ungünstiger Haltung belastet die Wirbelsäule
und kann zu Rückenschmerzen führen.
Mit unserem Tool Check My Back kann man
entspannt von zu Hause aus den Rücken stärken
und die ein oder andere Bewegungspause
in den Arbeitstag integrieren.
An wen richtet sich diese Online-Unterstützung
insbesondere?
Das Angebot richtet sich an Voll- und
Zusatzversicherte der APKV mit
Rückenschmerzen, ganz egal ob es sich um
kurzzeitige oder auch schon länger andauernde
Schmerzen handelt. Wer Schmerzen hat, sollte
nicht lange warten und schnell etwas unternehmen.
Als Versicherter der Allianz habe ich also
kostenlosen Zugang zu diesem Tool. Wie
läuft das in der Praxis ab?
Ein kleiner Einstiegstest bei Check My Back
stellt initiale Fragen zu Ihren Beschwerden.
Auf Basis der Antworten wird die Situation
eingeschätzt und passende physiotherapeutische
Übungen vorgeschlagen, die dann
selbst inklusive Videoanleitung durchgeführt
werden. Dafür reichen in der Regel täglich zehn
bis 15 Minuten Training. Oft bringen diese,
regelmäßig durchgeführt, bereits eine Linderung.
Es gibt aber auch Beschwerden, bei denen
Übungen nicht ausreichen – wie wird auch
diesen Patienten geholfen, die optimale
Behandlung zu bekommen?
Ergibt der Test, dass ein Risiko vorliegt – etwa
bei ausgeprägten Schmerzen oder Vorerkrankungen
- werden unsere Patienten direkt zum
richtigen Arzt geleitet. Durch die medizinische
Expertise in unserem Spezialistennetzwerk
haben Allianz-Versicherte immer den richtigen
Experten an ihrer Seite.
Dürfen sich die Versicherten der APKV auf
weitere Online-Tools freuen?
Wir haben sehr gutes Feedback von Nutzern
erhalten. Deshalb bieten wir für unsere Versicherten
jetzt schon ähnliche Tools für Knieund
Schulterschmerzen an und planen Angebote
für weitere Schmerzpunkte im Körper.
Daniel Bahr
Vorstand der
Allianz Private
Krankenversicherungs-AG
10
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info
Positive Zweitmeinung vor
schmerzbedingten Wirbelsäulenoperationen?
Aus Sicht der Deutschen Schmerzliga verpflichtende Voraussetzung für Kostenübernahme!
Häufigkeit von Rückenschmerzen auf Rekordniveau
Prävention und Behandlung von Rückenschmerzen
gehören zu den großen Herausforderungen
der Gesundheitssysteme westlicher Industrienationen.
Trotz umfangreicher Programme und einer
abnehmenden körperlichen Belastung steigt die
Zahl Betroffener in Deutschland kontinuierlich an
und erreichte laut Robert Koch Institut mit einer
Einjahresprävalenz von 61,3% der Gesamtbevölkerung
2021 einen neuen Rekordwert.
Zahl schmerzbedingter Wirbelsäulenoperationen
steigt überproportional
Überproportional stark steigt seit Jahren auch
die Zahl schmerzbedingter Wirbelsäulenoperationen
an. Wirtschaftliche Faktoren in Form der
DRG-gekoppelten Pauschalvergütungen sind
Ursache einer zunehmenden Spezialisierung
von Kliniken für chirurgische Eingriffe an
der Wirbelsäule, und Untersuchungen belegen
eine auffällige Diskrepanz zwischen dem
(schmerz-)medizinisch sinnvollen Bedarf und
den tatsächlich durchgeführten Operationen.
Finanzielle Fehlanreize werden offensichtlich
zum entscheidenden Anlass für eine kontinuierlich
zunehmende Fehl- und Überversorgung
mit Wirbelsäulenoperationen. Nicht mehr
der konkrete Bedarf bzw. das individuelle
Bedürfnis des Patienten, sondern das regionale
Angebot entscheiden darüber, ob und
wer wann bzw. wie operiert wird.
belastbaren Nachweis einer nachhaltigen
Wirkung elektiver Wirbelsäulenoperationen bei
Kreuz-/Rückenschmerzen erbringen.
Unabhängige Kontrolle richtig/wichtig!
Mit dem Ziel der Evaluation angebotsinduzierter
Über-/Fehlversorgung operativer Verfahren
begleitet die Deutsche Schmerzliga in Deutschland
seit 2010 das IMC-Netzwerk schmerzmedizinischer
Schwerpunkteinrichtungen. Die
dort aktiven Zentren bieten Betroffenen, denen
zur Linderung ihrer Rückenschmerzen zu einer
Wirbelsäulenoperation geraten wird, ein sog.
Zweitmeinungsverfahren in Form einer interdisziplinären
Schmerzkonferenz (ISK) entsprechend
der Konzeption der Deutschen Gesellschaft für
Schmerzmedizin (DGS) e. V. und den Empfehlungen
der Deutschen Schmerzliga (DSL) e. V. an.
Wirbelsäulenoperationen nur selten indiziert
Im Rahmen dieses unabhängigen Zweitmeinungskonzeptes
wurde die Sinnhaftigkeit und
Alternativlosigkeit bereits
gestellter
Operationsindikationen
seitdem bei mehr als
7.500 Menschen mit Kreuz-/Rückenschmerzen
interdisziplinär bewertet und im Mittel
nur in fünf von 100 Fällen (4,9%) bestätigt.
Keine Kostenübernahme ohne eine (gute)
zweite Meinung
Aus Sicht der Deutschen Schmerzliga (DSL) e. V.
belegen diese Zahlen eindrucksvoll die
Notwendigkeit für eine gesetzlich verpflichtende
Überprüfung der Operationsindikation
durch eine unabhängige interdisziplinäre
Schmerzkonferenz unter Einbeziehung
qualifizierter Schmerzexperten. Elektive
Operationen, die ohne ein positives Zweitmeinungsvotum
durchgeführt werden, sollten von
den gesetzlichen Krankenversicherungen nicht
mehr länger vergütet und die Gelder stattdessen
zum flächendeckenden Aufbau
qualifizierter Alternativangebote genutzt
werden.
Text PD Dr. med.
Michael A. Überall
PD Dr. med.
Michael A. Überall
Präsident Deutsche
Schmerzliga e. V.
Weitere
Informationen:
schmerzliga.de
Keine belastbare Evidenz für OP verfügbar
Angesichts des bekannt hohen Anteils
psychosozialer mehrdimensionaler Krankheitsfaktoren
und der in den meisten Fällen
eher geringen Bedeutung struktureller
Störungen ist es kein wirklich überraschendes
Ergebnis, dass das für Kliniken
finanziell lukrative „broken car“ Konzept nur
selten auch für Betroffene mit einer bedürfnisorientierten
und vor allem nachhaltigen
Beschwerdelinderung einhergeht. Hochwertige
Placebo-kontrollierte Studien konnten
bislang bei überschaubaren Akuteffekten keinen
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Vermeiden Sie unnötige Operationen
9 von 10 Operationen sind nicht nötig. Nutzen Sie
Ihren Anspruch auf eine fundierte Zweitmeinung in
unseren interdisziplinär tätigen Schmerzzentren.
Fragen zur Zweitmeinung vor Rücken- oder großen
Gelenkersatzoperationen richten Sie gerne an uns.
Integrative Managed Care GmbH
Tel. 06431-2848100
E-Mail: info@imc-de.de
Web: www.imc-de.de
Hier kommen Sie direkt zu unserer
Internetseite mit Informationen
und unseren Zentren:
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 11
Der Zahn der Zeit
Im Laufe der Jahre kommt es zu Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule, sogenannten degenerativen
Wirbelsäulenerkrankungen. Neben hoher Beanspruchung ist die Ursache dafür vor allem aber der Zahn
der Zeit – denn das Leben hinterlässt Spuren. Und so ist es nicht verwunderlich, dass bei fast jedem
Erwachsenen irgendwann „Abnutzungserscheinungen“, also verschleißbedingte Veränderungen, an der
Wirbelsäule nachweisbar sind.
W
as jedoch sehr unterschiedlich
sein kann, sind die Beschwerden,
die damit einhergehen.
Denn nicht jeder bekommt
automatisch Rückenbeschwerden
oder leidet sogar unter
Schmerzen.
Aufbau der Wirbelsäule und Krankheitsbilder
Die Wirbelsäule ist aus 24 Wirbelkörpern aufgebaut,
dazwischen befinden sich die Bandscheiben. Zwei
Wirbelkörper bilden zusammen mit einer Bandscheibe
und einer Struktur aus Bändern sowie zwei Wirbelgelenken
ein Bewegungssegment.
Mit zunehmendem Alter verlieren die Bandscheiben
Flüssigkeit, was zu einer Höhenminderung des
Bewegungssegments führt. Als Folge dessen kann es
durch Veränderungen der Auflageflächen der kleinen
Wirbelgelenke zu einer Mehrbelastung kommen. Dies
begünstigt die Entstehung von Wirbelgelenksarthrosen.
Zur Stabilisierung reagiert der Körper mit einer
vermehrten Verknöcherung des Wirbelgelenks und
auch des Bandapparates. Diese Verknöcherungen
wiederum können zur Einengung von Nervenstrukturen
führen und es kann eine sogenannte Enge des
Wirbelsäulenkanals (Spinalkanalstenose) auftreten.
Durch diese degenerativen Veränderungen kann
sich auch eine Instabilität eines Bewegungssegmentes
entwickeln und ein sogenanntes Wirbelgleiten
(Spondylolisthesis) ist möglich. Ein solches
Text Karla Braun
degeneratives Wirbelgleiten tritt hauptsächlich in der
Lendenwirbelsäule auf.
Diagnostik und Behandlungsmöglichkeiten
Wer unter Rückenschmerzen leidet, sollte zunächst
den Hausarzt aufsuchen, denn wichtig ist, den
Schmerz anzugehen, um eine Chronifizierung zu
vermeiden.
Zunächst steht eine genaue Untersuchung an.
Im ärztlichen Gespräch werden die Symptome
besprochen, eine körperliche Untersuchung vorgenommen
und bei Auffälligkeiten sollte ein Facharzt
hinzugezogen werden und es kommen bildgebende
Verfahren wie zum Beispiel Röntgen, CT (Computertomografie)
oder MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie)
zum Einsatz. Wird eine spezifische Erkrankung
festgestellt, werden Therapiemaßnahmen besprochen.
Zunächst stehen konservative Maßnahmen wie
schmerzlindernde Medikamente und physiotherapeutische,
stabilisierende Übungen im Mittelpunkt.
Hierbei wird auch versucht, die Muskulatur des
Rückens zu stärken, um die Gelenke zu entlasten. Das
A und O ist jedoch, dass der Patient „mitmacht“ und
den Behandlungsplan auch verfolgt.
Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen,
kommen operative Möglichkeiten in Betracht. Jedoch
sollte immer eine Zweitmeinung eingeholt werden
und sichergestellt sein, dass alle konservativen
Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der Premia Spine GmbH entstanden.
Alternative zur Versteifung:
dynamische
TOPS-Implantate
Weitere Informationen:
besseralswirbelfusion.de
Wie kann man eine Wirbelkanalverengung konservativ behandeln – und wenn
operiert werden muss, gibt es dann Alternativen zur Versteifung? Wir sprachen
mit Frau Dr. med. Ulrike Laupichler, Fachärztin für Orthopädie.
Text Miriam Rauh
Frau Dr. Laupichler, Rückenschmerzen sind ein
Volksleiden, doch nur ein geringer Teil der Patienten
leiden an degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen
wie einer Wirbelkanalverengung
oder Gleitwirbeln. Wie sieht hier die konservative
Behandlung aus?
Viele Patienten haben zwar degenerative Veränderungen,
aber nicht alle leiden darunter. Bei
Beschwerden ist eine gezielte Krankengymnastik
wichtig. Hier sollte darauf geachtet werden, dass
der Gleitwirbel nicht mobilisiert, sondern stabilisiert
wird. Die Mobilisation wäre in diesem speziellen
Fall kontraproduktiv. Auch wenn es sonst für viele
andere Beschwerden der richtige Ansatz ist.
Bei Bedarf können Schmerzmittel oder gezielte
Infiltration an der Wirbelsäule zum Einsatz kommen
und auch Akupunktur kann in einigen Fällen
helfen.
Wenn diese Maßnahmen ausgeschöpft sind
und keine Schmerzlinderung erreicht werden
konnte, welche Möglichkeiten gibt es dann für
Patienten?
Es kommt darauf an, welche genaue Konstellation
vorliegt und wo der Schmerz lokalisiert ist. Wenn
man Ausfälle oder Lähmungen hat, kann eine
Operation schon im ersten Schritt sinnvoll sein.
Wenn die Einengung des Kanals im Vordergrund
steht, kann man den Kanal durch eine kleine,
Mikroskop gesteuerte OP weiten. Das funktioniert
aber nur, wenn der Gleitwirbel nicht so ausgeprägt
ist. Dann versteift man oder man versucht, das
Segment mit dem dynamischen TOPS-Implantat
zu stabilisieren.
Was versteht man unter der lumbalen Dekompression
und sind die Patienten anschließend
schmerzfrei?
Bei einer lumbalen Dekompression werden die
eingeengten Nerven der Lendenwirbelsäule mit einem
operativen Eingriff entlastet, um die Ursache
der Schmerzen zu beheben. Ich kann aber leider
niemanden versprechen, dass er oder sie nach
einer Operation schmerzfrei ist.
Die Wirbelsäule ist ein komplexes System, bei dem
die Bandscheibe und die kleinen Wirbelgelenke
zusammen spielen, auch liegen die einzelnen Bewegungssegmente
direkt nebeneinander und man
versucht bei Beschwerden die genaue Ursache zu
lokalisieren. Behebt man diese Ursache kann trotzdem
an anderen Stellen des Systems ein Problem
auftreten. Das muss man vorab mit den Patienten
besprechen.
Welche Alternativen gibt es zur Wirbelversteifung
und welche Vorteile ergeben sich daraus
für den Patienten?
Beim Versteifen kann es – muss nicht – passieren,
dass die angrenzenden Segmente überbelastet
werden und evtl. zu einem späteren Zeitpunkt
auch versteift werden müssen. Eine Alternative
zur Versteifung sind dynamische Implantate wie
das TOPS. Das sind künstliche Wirbelgelenke,
die die Beweglichkeit des jeweiligen Segments
erhalten.
Was sind die Voraussetzungen für dynamische
Systeme wie das TOPS-Implantat?
Grundvoraussetzung ist, dass die Bandscheibe
einigermaßen intakt und die Knochensubstanz
gut ist. Auch darf der Gleitvorgang nicht extrem
sein. Ist das gegeben, ist das TOPS-Implantat eine
gute Möglichkeit, eine Versteifung zu umgehen.
Dr. Ulrike
Laupichler
Fachärztin für
Orthopädie
Schmerz raus -
Lebensfreude rein!
HEILEN MIT MOOR
Seit über 175 Jahren wird die nachge wiesene
Heilkraft des „schwarzen Goldes“ in Bad
Aibling medizinisch erfolgreich eingesetzt
und ständig weiterentwickelt: Das hochwirksame
Aiblinger Naturmoor wirkt dank
seiner Inhaltsstoffe entzündungs hemmend
und schmerzstillend. Die wohltuende Wärme
eines Moorvollbades aktiviert die Selbstheilungskräfte.
Chronische Schmerzen des
Bewegungsapparates werden gelindert,
Muskulatur entspannt und Beweglichkeit
und Lebensfreunde kehren zurück.
Erleben Sie die Heilkraft des Moores in
gezielten Programmen. Alle Gesundheits-
Angebote in Bad Aibling wurden gemeinsam
mit Ärzten und Therapeuten ent wickelt,
damit Sie den besten Nutzen für Ihre
Gesundheit erhalten.
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