30.06.2022 Aufrufe

Kardiovaskuläre Gesundheit

Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Gesundheitschecks können kardiovaskuläre Erkrankungen verhindern und damit Leben retten. Die aktuelle Ausgabe unserer Kampagne „Kardiovaskuläre Gesundheit“ bietet Patient:innen sowie Expert:innen eine Bühne, um Leser:innen aufzuklären und zur Vor- und Nachsorge zu bewegen.

Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Gesundheitschecks können kardiovaskuläre Erkrankungen verhindern und damit Leben retten.

Die aktuelle Ausgabe unserer Kampagne „Kardiovaskuläre Gesundheit“ bietet Patient:innen sowie Expert:innen eine Bühne, um Leser:innen aufzuklären und zur Vor- und Nachsorge zu bewegen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

4 Lesen Sie mehr unter www.dergesundheitsratgeber.info<br />

Eine Themenzeitung von Mediaplanet<br />

EXPERTISE<br />

Priv. Doz. Dr.<br />

Markus Stühlinger<br />

Ärztliche Leitung<br />

Rhythmologie und<br />

Elektrophysiologie<br />

Univ. Klinik für<br />

Innere Medizin III/<br />

Kardiologie<br />

Med. Universität<br />

Innsbruck / Tirol<br />

Kliniken<br />

Text: Magdalena<br />

Reiter-Reitbauer<br />

FOTO: TIROL-KLINIKEN<br />

Wenn der Rhythmus<br />

zu schnell ist<br />

Pumpen, Ventile, Strom und Zündkerzen. Priv.-Doz. Dr.<br />

Markus Stühlinger erklärt, was Vorhofflimmern mit Motoren<br />

zu tun hat und warum es so wichtig ist, diese häufige<br />

Herzrhythmusstörung zu erkennen.<br />

Was ist Vorhofflimmern aus medizinischer<br />

Perspektive erklärt?<br />

Das Herz funktioniert praktisch wie eine<br />

Pumpe. Ventile (die Herzklappen) sorgen<br />

dafür, dass das Blut in die richtige Richtung<br />

gepumpt wird. Das Prinzip ist dabei ganz<br />

ähnlich wie das eines Motors. Es braucht<br />

elektrischen Strom, der als Impuls durch<br />

die Muskeln fließt und diese zusammenziehen<br />

lässt. Zuerst zieht sich die Vorkammer<br />

zusammen und pumpt das Blut dann in die<br />

Hauptkammer. Damit dies richtig funktioniert,<br />

gibt es eine Zündkerze, die in der<br />

Vorkammer liegt. Fällt diese „Zündkerze“<br />

aus, entsteht Vorhofflimmern, indem sich die<br />

Muskelfasern im Vorhof unkontrolliert mit<br />

300 Schlägen pro Minute zusammenziehen<br />

und die elektrischen Impulse unregelmäßig<br />

in die Hauptkammer übertragen. Das Vorhofflimmern<br />

ist also eine Rhythmusstörung, bei<br />

der die Vorkammern vor sich hin „flimmern“.<br />

Wie spüren Patientinnen und Patienten<br />

Vorhofflimmern?<br />

Die Patientinnen und Patienten haben dann<br />

einen unregelmäßigen, meist sehr schnellen<br />

Herzrhythmus. Vorhofflimmern ist die<br />

häufigste Rhythmusstörung bei Menschen; je<br />

nach Alter gibt es unterschiedliche Inzidenzen<br />

– je höher das Alter, desto häufiger<br />

kommt Vorhofflimmern vor.<br />

Gibt es Schätzungen darüber, wie viele<br />

Menschen davon weltweit betroffen sind?<br />

Das ist schwierig zu sagen, weil etwa ein<br />

Drittel aller Patientinnen und Patienten das<br />

Vorhofflimmern gar nicht spürt. Die Schätzungen<br />

gehen dennoch davon aus, dass etwa<br />

drei bis vier % aller Menschen davon betroffen<br />

sind. Und nachdem unsere Gesellschaft<br />

immer älter wird, sehen wir Vorhofflimmern<br />

in letzter Zeit immer häufiger.<br />

Sie haben erwähnt, dass es Menschen<br />

gibt, die Vorhofflimmern gar nicht<br />

spüren. Aber wie kann man es dann<br />

erkennen?<br />

Die einfachste Art ist die Pulsmessung, die<br />

bei Menschen über 65 Jahren als Screening<br />

empfohlen wird. Wenn der Puls anhaltend<br />

unregelmäßig ist, kann die Ärztin oder der<br />

Arzt mit Hilfe eines EKG eine mögliche Diagnose<br />

stellen. Aber es gibt heute bereits Apps<br />

und Uhren, die den Puls aufzeichnen können.<br />

Das wird in Zukunft sicherlich helfen,<br />

Vorhofflimmern zu erkennen – gerade bei<br />

Menschen, die keine Symptome verspüren.<br />

Gibt es Risikofaktoren für Vorhofflimmern<br />

bzw. welche vorbeugenden Maßnahmen<br />

kann jede und jeder selbst setzen?<br />

Ja, die gibt es. Neben dem bereits erwähnten<br />

Alter erhöhen auch Herzerkrankungen<br />

oder hoher Blutdruck das Risiko für Vorhofflimmern.<br />

Außerdem gibt es Auslöser<br />

für Vorhofflimmern. Dazu gehören starker<br />

Alkoholkonsum, Atemaussetzer im Schlaf<br />

sowie intensiver Extremsport. Regelmäßiger<br />

Ausdauersport und Bewegung können<br />

hingegen Rhythmusstörungen und andere<br />

Herzerkrankungen verhindern.<br />

Was kann schlimmstenfalls passieren,<br />

wenn Vorhofflimmern nicht erkannt bzw.<br />

nicht behandelt wird?<br />

Menschen mit Vorhofflimmern haben ein<br />

erhöhtes Schlaganfallrisiko. Schlaganfälle<br />

treten aber nicht nur um bis zu fünfmal<br />

häufiger auf, sondern sind aufgrund der<br />

Größe der Blutgerinnsel auchstärker ausgeprägt.<br />

Daher ist es wichtig, Vorhofflimmern<br />

zu erkennen und bei einem entsprechenden<br />

Risiko blutverdünnende Medikamente zu<br />

verabreichen. Wir können heute die Rhythmusstörung<br />

selbst ebenfalls erfolgreich<br />

behandeln – mit Hilfe<br />

von Medikamenten<br />

und Eingriffen<br />

am Herzen.<br />

Rund 250.000 Österreicher:innen sind von Vorhofflimmern<br />

betroffen – die Dunkelziffer ist allerdings deutlich höher, weil<br />

die Krankheit beinahe symptomlos verläuft und so zur stillen<br />

Gefahr wird. Auch bei Josef Hager wurde das Vorhofflimmern<br />

nur durch Zufall entdeckt.<br />

Josef Hager<br />

Vorhofflimmern-<br />

Patient<br />

Text: Anna<br />

Birkenmeier<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Vorhofflimmern ist tückisch, da es oft<br />

keine spezifischen Symptome auslöst.<br />

Wie wurde es bei Ihnen entdeckt?<br />

Ich gehe jährlich zur Vorsorgeuntersuchung,<br />

dort wurde das Vorhofflimmern zufällig im<br />

Rahmen eines EKGs festgestellt. Auch ich<br />

hatte davor keine spezifischen Symptome<br />

gehabt und erst nach der Diagnose wurde<br />

mir bewusst, dass meine zunehmende Kurzatmigkeit<br />

einen Zusammenhang mit dem<br />

Vorhofflimmern hatte.<br />

Wie hat sich diese Kurzatmigkeit<br />

gezeigt?<br />

Ich wandere sehr gerne und viel. Beim<br />

Anstieg auf den Berg hinauf hatte ich<br />

zunehmend Atemnot, ich schrieb diese aber<br />

meinem Alter zu. Abgesehen davon fühlte<br />

ich mich fit und gesund.<br />

Die Diagnose hat Sie also überrascht?<br />

Ja, absolut. Mir wurde in diesem Moment<br />

nochmal bewusst, wie wichtig Vorsorgekontrollen<br />

sind. Ich hatte 2005 einen Herzinfarkt<br />

– wahrscheinlich deshalb, weil ich<br />

mich in den Jahren davor nie hatte untersuchen<br />

lassen. 49 Jahre lang hatte ich keinen<br />

einzigen Tag bei der Arbeit gefehlt. Der<br />

Herzinfarkt und das Vorhofflimmern haben<br />

übrigens keinen Zusammenhang.<br />

Was weiß man über die möglichen<br />

Ursachen von Vorhofflimmern?<br />

Mein Arzt hat mir erklärt, dass es eine typische<br />

Alterskrankheit ist.<br />

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung,<br />

bei der das Herz unregelmäßig<br />

schlägt. Spürten Sie diese Unregelmäßigkeiten?<br />

Nein, ich habe keine Veränderungen meines<br />

Herzschlags wahrgenommen.<br />

Unbehandelt kann Vorhofflimmern zu<br />

einem Schlaganfall führen. Was löste<br />

dieses Bewusstsein in Ihnen aus?<br />

Das Wissen über die schlimmen Folgen<br />

von Vorhofflimmern bereitete mir Sorgen.<br />

Zugleich war – und bin – ich dankbar, dass<br />

es Medikamente gegen das Vorhofflimmern<br />

gibt und damit die Gefahr eines Schlaganfalls<br />

gebannt werden kann.<br />

Sie werden nun seit einigen Wochen medikamentös<br />

behandelt. Spüren Sie schon<br />

eine Verbesserung?<br />

Ja! Die<br />

Kurzatmigkeit<br />

hat<br />

sich bereits<br />

deutlich gebessert,<br />

ich fühle mich<br />

„fit wie ein Turnschuh“<br />

und komme wieder leichter<br />

den Berg hoch. Die Medikamente<br />

vertrage ich außerdem sehr gut und<br />

ich habe keinerlei Nebenwirkungen.<br />

Welche Tipps möchten Sie unseren<br />

Leserinnen und Lesern mitgeben?<br />

Lassen Sie sich unbedingt regelmäßig<br />

untersuchen und schauen Sie auf Ihre<br />

<strong>Gesundheit</strong>! Die jährliche Vorsorgeuntersuchung<br />

kann Ihr Leben retten.<br />

Auf den<br />

kommt es an!<br />

www.herzstolpern.at<br />

EINE INITIATIVE VON<br />

PP-ELI-AUT-0808/04.2022<br />

432-AT-2100088, 08/2021

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!