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iodiversitätIn jüngster<br />

16<br />

5 mm<br />

„Lochfraß“ verursacht durch Insekten an<br />

einem Blatt aus der Grube Messel<br />

Die Grube Messel bei Darmstadt, eines der weltweit bedeutendsten Fossilvorkommen<br />

des Alttertiärs und einziges UNESCO-Weltnaturerbe in Deutschland<br />

Ihr Fossilnachweis in Europa zeigt, dass<br />

sie früher viel weiter verbreitet waren.<br />

Wie schon ihr Name sagt, täuschen Wandelnde<br />

Blätter die Blätter von Blütenpflanzen<br />

sehr genau nach. Das Fossil ist<br />

bis in kleinste Detailstrukturen erhalten<br />

und sieht heute lebenden Männchen aus<br />

dieser Gruppe verblüffend ähnlich.<br />

Überraschend alte<br />

Tarnungsstrategie<br />

Das Imitieren von Laubblättern ist offenbar<br />

eine überraschend alte Evolutionsstrategie,<br />

die schon seit vielen Millionen Jahren<br />

erfolgreich eingesetzt wird. Neben<br />

ihrem Äußeren liegt ein wichtiger Teil der<br />

Tarnungsstrategie der Wandelnden Blätter<br />

in ihrem besonderen Verhalten. Die Tiere<br />

sind nachtaktiv, tagsüber verharren sie<br />

stundenlang bewegungslos, um ihre<br />

Fressfeinde zu täuschen. Bei Störungen<br />

Fossil des Jahres 2008 kommt aus Westfalen<br />

Der größte Ammonit der Welt!<br />

Der Riesenammonit, der die von der Paläontologischen<br />

Gesellschaft erstmals ausgesprochene<br />

Auszeichnung „Fossil des<br />

Jahres 2008“ erhielt, hat den wissenschaftlichen<br />

Namen Parapuzosia seppenradensis.<br />

Benannt wurde er nach seinem Fundort im<br />

münsterländischen Seppenrade. Mit einem<br />

Durchmesser von ca. 1,80 m und einem Gewicht<br />

von 3,5 Tonnen ist es der größte vollständige<br />

Ammonit, der jemals gefunden<br />

wurde. Kopien dieses herausragenden Fossils<br />

finden sich in allen großen Museen der<br />

Welt.<br />

Der Heimatforscher Theodor Nopto hatte<br />

1895 ca. 80 Millionen Jahre alten versteinerten<br />

Kopffüßler in Seppenrade, etwa 25<br />

km südwestlich von Münster, entdeckt. Er<br />

informierte Prof. Dr. Hermann Landois,<br />

Direktor des damaligen Westfälischen<br />

Provinzialmuseums für Naturkunde in<br />

Münster. Landois erwarb den Ammoniten<br />

für 125 Goldmark und ließ ihn im Natur-<br />

kundemuseumaufstellen. Seit 1980 kann des<br />

spektakuläre Fossil im<br />

heutigen neuen Naturkundemuseum<br />

des LandschaftsverbandesWestfalen-Lippe<br />

besichtigt<br />

werden.<br />

Attraktivität durch Größe<br />

„Bei diesem Fossil ist besonders die Größe<br />

spannend. Sie gibt Auskunft über den Ursprung<br />

von Gigantismus und was seine<br />

Triebkräfte waren“, erklärt Professor Jes<br />

Rust, Präsident der Paläontologischen Gesellschaft.<br />

Zu diesen zähle, dass die<br />

enorme Größe einen besseren Schutz vor<br />

Räubern wie auch einen effizienteren<br />

Stoffwechsel gewährleiste. Außerdem<br />

wirke das imposante Erscheinungsbild<br />

des Ammoniten anziehender auf seine<br />

potenziellen Geschlechtspartner.<br />

imitieren sie die schaukelnden Bewegungen<br />

eines sich im Wind bewegenden<br />

Blattes. Dieses Verhalten war sehr wahrscheinlich<br />

auch schon vor 47 Millionen<br />

Jahren ausgeprägt. Mögliche Räuber aus<br />

der Grube Messel, die auf diese Insekten<br />

Jagd machten, sind Vögel, ursprüngliche<br />

Primaten und sogar Fledermäuse. Die<br />

perfekte Tarnung des Fossilfundes belegt,<br />

dass schon vor fast 50 Millionen Jahren<br />

ein starker Selektionsdruck durch Fressfeinde<br />

geherrscht haben muss, die sich<br />

bei der Jagd vor allem auf ihre Augen verließen.<br />

Kleine Löcher<br />

mit großer Bedeutung<br />

Untersuchungen zum Klima stützen sich<br />

in erster Linie auf botanische Funde und<br />

Analysen, da Pflanzen auf Klimaschwankungen<br />

besonders empfindlich reagieren.<br />

„Fossil des Jahres“<br />

Die Vergabe dieses Titels ist an eine Reihe<br />

von Kriterien geknüpft, die sowohl die<br />

wissenschaftliche Bedeutung als auch den<br />

besonderen Museumswert der Fossilien<br />

berücksichtigen.<br />

Zeit hat sich eine Kombination<br />

von Paläoentomologie und Paläobotanik<br />

als ein Forschungsgebiet mit großem Potenzial<br />

für Untersuchungen von verschiedenen<br />

Aspekten der Biodiversitäts-, Klima-<br />

und Evolutionsforschung erwiesen.<br />

Dank dieser neuen Erkenntnisse sind wir<br />

heute in der Lage, Lebensgemeinschaften<br />

zu rekonstruieren, die vor vielen Millionen<br />

Jahren existierten. Einige fossile<br />

Pflanzenfunde geben bei genauer Betrachtung<br />

Hinweise auf die Interaktion<br />

von Insekten mit ihren Futter- und Wirtspflanzen.<br />

Die fossilen Überlieferungen<br />

solcher Interaktionen zwischen Insekt<br />

und Pflanze sind wichtige Mosaiksteine<br />

für die Rekonstruktion des ehemaligen<br />

Ökosystems und der Umweltbedingungen<br />

im Lebensraum der eozänen Maarseen<br />

von Messel und Eckfeld. Fraßspuren an<br />

Blättern sind mitunter so charakteristisch,<br />

dass sie eine eindeutige Bestimmung von<br />

Fraßinsektengruppen gestatten. In einigen<br />

Fällen ist mitunter der Erzeuger noch<br />

in Lebensstellung auf dem Blatt überliefert.<br />

Die Analyse dieser Fossilien erfolgt in<br />

globalem Maßstab in Zusammenarbeit mit<br />

amerikanischen Kollegen, die ähnliche<br />

Untersuchungen in Nordamerika durchgeführt<br />

haben. Dadurch sind Aussagen<br />

über den Einfluss des Klimas, der regionalen<br />

Umweltbedingungen sowie die<br />

Auswirkungen des großen Massensterbens<br />

am Ende der Kreidezeit möglich.<br />

> jrust@uni-bonn.de<br />

> twappler@uni-bonn.de<br />

> Sonja.Wedmann@senckenberg.de<br />

Literatur:<br />

[1] Gruber, G. & Micklich, N. (Wiss. Redaktion) (2007):<br />

Messel – Schätze der Urzeit Begleitbuch zur Ausstellung<br />

„Messel on Tour“ des Hessischen Landesmuseums Darmstadt;<br />

159 S.; Hessisches Landesmuseum Darmstadt.<br />

[2] Vernissage-Verlag ( Ed.) (2005): UNESCO-Welterbe – Fossillagerstätte<br />

Grube Messel – Momentaufnahmen aus<br />

dem Eozän. Vernissage, Reihe: UNESCO-Welterbe 21/05,<br />

13 (151): 1–68; Heidelberg (Vernissage-Verlag).<br />

[3] Wedmann, S, Bradler, S. & Rust, J. (2007): The first fossil<br />

leaf insect: 47 million years of specialized cryptic<br />

morphology and behavior. Proceedings of the National<br />

Academy of Sciences of the United States of America 104<br />

(2): 565–569.<br />

Labor&more ist schon gespannt, wer 2009<br />

das Rennen machen wird.<br />

■ 04/08

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