20 Jahre Mauerfall - DAAD-magazin
20 Jahre Mauerfall - DAAD-magazin
20 Jahre Mauerfall - DAAD-magazin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: ullstein bild - Reuters<br />
Hohe Auszeichnung<br />
Literaturnobelpreis für Herta Müller<br />
Die in Rumänien geborene deutsche Schriftstellerin<br />
Herta Müller erhielt den diesjährigen<br />
Nobelpreis für Literatur. Ausgezeichnet wurde<br />
sie als Autorin, die sich in ihren Werken<br />
immer wieder mit ihren Erfahrungen in der<br />
Diktatur auseinandersetzt und – so das Nobelpreiskomitee<br />
– „mittels Verdichtung der Poesie<br />
und Sachlichkeit der Prosa Landschaften<br />
der Heimatlosigkeit zeichnet“.<br />
Herta Müller wurde 1953 in Nitzkydorf im<br />
Gebiet der Banater Schwaben geboren. Sie studierte<br />
Germanistik und rumänische Literatur<br />
an der Universität in Temesvar und arbeitete<br />
zunächst als Übersetzerin in einer Maschinenfabrik.<br />
Nach ihrer Weigerung, mit dem rumänischen<br />
Geheimdienst zusammenzuarbeiten,<br />
wurde sie entlassen. Sie war zeitweilig als Lehrerin<br />
tätig und seit 1984 freie Schriftstellerin.<br />
Als Regimegegnerin erhielt sie Schreibverbot<br />
und wurde mehrfach durch die Geheimpolizei<br />
bedroht. 1987 reiste sie in die Bundesrepublik<br />
Deutschland aus und wohnt seitdem in Berlin.<br />
Das Leben im totalitären Staat, konkret im<br />
Rumänien des kommunistischen Diktators<br />
Ceaucescu, die Atmosphäre der Angst und das<br />
Leiden der Menschen unter der Gewaltherrschaft<br />
stehen im Zentrum ihrer Romane und<br />
Erzählungen, die in einer poetischen, bilderreichen<br />
und assoziativen Sprache geschrieben<br />
<strong>DAAD</strong> Letter 3/09<br />
sind. Ihre Erfahrungen des Schreibens unter<br />
den Bedingungen des Zwangssystems und die<br />
Bedeutung von Literatur im Totalitarismus waren<br />
auch ihre Themen bei mehreren Gastaufenthalten<br />
an ausländischen Universitäten, bei<br />
denen sie vom <strong>DAAD</strong> gefördert wurde. 1993<br />
war sie Writer-in-Residence an der britischen<br />
University of Warwick, 1995 unterrichtete sie<br />
als Poetik-Gastprofessorin an der Universidade<br />
de Lisboa in Portugal.<br />
Blick in den Lesesaal<br />
des neuen Jacob- und<br />
Wilhelm-Grimm-Zentrums<br />
Herta Müller<br />
liest aus ihrem<br />
neuen Roman<br />
„Atemschaukel“<br />
SpEKTruM dEuTSchland<br />
Aufsehen erregte Herta Müller mit ihrem<br />
jüngsten Roman „Atemschaukel“ (<strong>20</strong>09), in<br />
dem sie die Deportation der Rumäniendeutschen<br />
in sowjetische Lager gegen Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges zum Thema macht. Den<br />
mit fast einer Million Euro dotierten Preis<br />
nahm Herta Müller im Dezember in Stockholm<br />
entgegen – zehn <strong>Jahre</strong> nach Günter Grass als<br />
erste Deutsche und weltweit als zwölfte Frau.<br />
Llo<br />
Neue Bibliothek<br />
Terrassenlandschaft mit Büchern<br />
Berlin ist um eine große Bibliothek und einen<br />
markanten Neubau reicher. Die Berliner Humboldt-Universität<br />
(HUB), die bisher mit ihren<br />
Büchern Untermieter in der Berliner Staatsbibliothek<br />
war, eröffnete im November ihr neues<br />
Bibliotheksgebäude, das Jacob- und Wilhelm-<br />
Grimm-Zentrum. Der siebenstöckige Bau des<br />
Schweizer Architekten Max Dudler hat bereits<br />
den Architekturpreis Berlin <strong>20</strong>09 erhalten.<br />
Außen streng und kantig, besticht die Bibliothek<br />
innen mit ihrem luftig-lockeren Lesesaal,<br />
in dem sich beidseitig Terrassen mit den<br />
Leseplätzen erstrecken. Von dort ist der Weg<br />
kurz zu den Büchern. 1,5 Millionen sind im<br />
Freihandbereich aufgestellt, Platz ist hier für<br />
zwei Millionen Bücher.<br />
Die Besucher – täglich nutzen bereits 5000<br />
das neue Angebot – finden neben 1250 Leseplätzen<br />
mit moderner elektronischer Ausrüstung<br />
auch viele Bände aus dem historischen<br />
Bestand der altehrwürdigen Bibliothek. Zugänglich<br />
sind rund 1000 erhaltene Bände aus<br />
der Privatbibliothek der Brüder Grimm. Für<br />
deutsche Verhältnisse besonders komfortabel:<br />
Die Bibliothek ist wochentags bis Mitternacht,<br />
am Wochenende bis 18 Uhr geöffnet. Llo<br />
7<br />
Foto: Stefan Müller