s'Psairer Heftl - September Ausgabe 2022

Ein afrikanisches Märchen
Eine junge Palme wuchs kräftig am
Rande einer Oase. Eines Tages kam ein
Mann vorbei. Er sah die kleine Palme
und konnte es nicht ertragen, dass sie so
prächtig wuchs. Der Mann nahm einen
schweren Stein und hob ihn in die Krone
der Palme. Schadenfroh lachend setzte
er seinen Weg fort. Die Palme versuchte
umsonst, den Stein abzuschütteln. Es
blieb ihr nichts anderes übrig, als mit ihren
Wurzeln besseren Halt in der Erde
zu finden, um nicht unter der Last zusammenzubrechen.
Schließlich gelangte
sie mit ihren Wurzeln bis zum Grundwasser,
und trotz der Last in der Krone
wuchs sie zur kräftigsten Palme der
Oase heran.
Als der Mann nach Jahren wieder einmal
vorbeikam und schadenfroh die verkrüppelte
Palme sehen wollte, bog sich
die größte Palme der Oase zu ihm herunter
und bedankte sich für den Stein
in der Krone, der sie so groß und stark
gemacht hat.
An Schwierigkeiten nicht zerbrechen,
sondern wachsen
„Was mich nicht umbringt, macht mich
stärker.“ meinte schon der Philosoph
Friedrich Nietzsche. Man hört diesen
Satz oft auch unter dem einfachen Volk.
Es steckt wohl Lebensweisheit darin.
MENSCHEN, GLAUBE & KIRCHE
September 22: Grundhaltung „Widerstandsfähigkeit“ (Resilienz)
Der moderne Fachausdrück für Widerstandsfähigkeit
ist RESILIENZ. Es bedeutet:
mit Hilfe des Gegenwindes vorwärtskommen,
an Schwierigkeiten und
Herausforderungen und Schicksalsschläge
nicht zerbrechen, sondern sie bewältigen
und wachsen, und den Lebensmut
nie verlieren.
Verwurzelt in Christus
„Ihr habt Christus Jesus als Herrn angenommen.
Demgemäß führt auch euren
Lebenswandel! Bleibt in ihm verwurzelt
und auf ihn gegründet, gefestigt durch
den Glauben, in dem ihr unterrichtet
wurdet! Seid voller Dankbarkeit!“ (Kol
2,6-7)
Der Verfasser des Kolosserbriefes drückt
die Festigkeit im Glauben mit Bildern aus
der Welt der Pflanzen und des Bauwesens
aus. Ein Baum (= Glaube), der fest
im Boden (= Jesus Christus) verwurzelt
ist, fällt bei einem Sturm (= Bedrängnisse,
Irrlehrer) nicht so schnell um. Ebenso
bricht ein Haus, das auf festem Fundament
(= Jesus Christus) steht und auf
diesem erbaut ist (= Gemeindeaufbau),
bei einem Sturm oder Erdbeben (= Bedrängnisse,
Irrlehrer) nicht so schnell in
sich zusammen.
Gott, unser Vater, lässt widrige Umstände
in unserem Leben zu, damit wir unsere
Wurzeln zum Lebenswasser hin ausstrecken.
Hätten wir nur gute Zeiten, so
blieben unsere Wurzeln ohne Tiefgang.
Dann würde uns ein kräftiger Sturm entwurzeln
können.
„Der Vater gebe euch …, mit Kraft gestärkt
zu werden durch seinen Geist…,
dass … ihr in Liebe gewurzelt und gegründet
seid ...” (Eph 3, 16ff).
Kein Sturm
wird uns herausreißen
können,
wenn wir
in der Liebe
Christi verwurzelt
sind!
So können
schwere Zeiten
im Leben zu Segenszeiten
werden,
in denen
wir Vertrauen
lernen und tiefere
Wurzeln bekommen. Gott weiß, in
welchen Bereichen des Lebens wir uns
an falschen Sicherheiten festhalten, und
was notwendig ist, damit wir uns tiefer in
seiner Liebe verwurzeln.
Oswald Kuenzer
oswald@kuenzer.it
Pfarrer im Hinterpasseier
s‘Psairer Heftl - N° 09 ▪ 2022
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