31.08.2022 Aufrufe

Michael Domsgen: Religionspädagogik (Leseprobe)

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

30<br />

2. Problemgeschichtliche Perspektiven<br />

Das generative Miteinander und damit verbunden auch der Blick<br />

auf die nachfolgende Generation nimmt eine Linie auf, die bereits im<br />

Alten Testament sehr deutlich zur Sprache kommt. Von Anfang an werden<br />

»Fortsetzung und Ausbreitung des menschlichen Geschlechts [...]<br />

im Horizont des göttlichen Segens gesehen« 100 (Gen 1,28). Auch im Abrahamsbund<br />

finden die nachfolgenden Generationen ausdrücklich Er -<br />

wähnung (Gen 12,2). Die positive und wertschätzende Sicht auf die Heranwachsenden<br />

geht sogar so weit, dass sie in bestimmter Hinsicht als<br />

vorbildlich beschrieben werden (Mk 10,14). Wer sich ihnen zuwendet,<br />

dient Gott selbst (Mk 9,37).<br />

Wie sich die Zuwendung zu ihnen innerhalb des Hauses im Einzelnen<br />

gestaltete, bleibt im Dunkeln. Allerdings ist damit zu rechnen, dass<br />

dem Hineinwachsen in das Christsein durch Miterleben und Mitvollzug<br />

bald eine am Verstehen orientierte Vermittlung folgte. 101 Friedrich<br />

Schweitzer spricht hier von der »Grundsituation religiöser<br />

Erziehung« 102 , die er unter Bezug auf Dtn 6,20 vor Augen führt. Aus dem<br />

Mitvollzug erwächst das Nachfragen des Kindes, dem nicht nur auf der<br />

Informationsebene nachzukommen ist. Vielmehr soll »die Überlieferung<br />

der geschichtlichen Erinnerung zu einem verständigen Einbezug<br />

führen« 103 (vgl. Dtn 6,21), und dazu gehört nicht nur der wissende, sondern<br />

auch der zustimmende, d. h. sich in den Glauben der Väter stellende<br />

Vollzug.<br />

b) Fokussierende Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die biblische Überlieferung<br />

eine Reihe von Hinweisen auf Lehr- und Lernprozesse gibt, ohne sie jedoch<br />

zu systematisieren und eingehender zu reflektieren. Eine »ausgeführte<br />

evangelische Pädagogik« 104 findet sich im Neuen Testament nicht, was<br />

wohl vor allem damit zu tun hat, dass das, was selbstverständlich ist,<br />

nur selten thematisiert wird. 105 Zugleich zeigt die historisch-kritische<br />

Exegese, dass die neutestamentlichen Autoren »sehr wohl die Lehr-Lern-<br />

100 Schweitzer, <strong>Religionspädagogik</strong>, 21.<br />

101 Vgl. Finsterbusch, Die kollektive Identität und die Kinder.<br />

102 Schweitzer, <strong>Religionspädagogik</strong>, 22.<br />

103 Ebd.<br />

104 Jentsch, Urchristliches Erziehungsdenken, 194.<br />

105 Vgl. Rebell, Urchristentum und Pädagogik, 77. Außerdem ist auf das Erwarten des<br />

nahen Endes der Welt zu verweisen mit Anbruch des neuen Äons sowie darauf,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!