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Michael Domsgen: Religionspädagogik (Leseprobe)

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

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3.1 Bestandsaufnahme 159<br />

werden. Neben den Einzelnen sind auch die prägenden Sozialbeziehungen<br />

und -räume mit einzubeziehen. Weil der durch Individualisierung<br />

ermöglichte Freiheitsgewinn mit Verunsicherung einhergeht, werden<br />

»risikominimierende Strategien« 525 entwickelt. Zugespitzt könnte man<br />

sagen: Individualisierung vollzieht sich in Gruppen- bzw. Vergemeinschaftungsformen.<br />

Das Streben nach Singularität, nach dem Besonderen,<br />

das die gegenwärtige Gesellschaft bestimmt, macht dabei auch vor<br />

den Formen des Sozialen nicht Halt. Nicht mehr die alten Formen des<br />

Sozialen versprechen Identität, sondern temporäre und partikularistische.<br />

526<br />

Gerade in Fragen von Religion und Glaube, die in hohem Maße<br />

familial geprägt werden, sind diese Einflüsse, also »biographische<br />

Zwangsläufigkeiten, kulturelle Selbstverständlichkeiten und milieuspezifische<br />

constraints [biographische Verlaufsmuster, die abhängig<br />

sind von Milieubedingungen]« 527 von vornherein mit zu berücksichtigen.<br />

Viel spricht dafür, dass die Wahl nur im Rahmen von Milieugrenzen<br />

möglich ist, zumindest aber in hohem Maße davon bestimmt wird.<br />

Dabei kommt dem Bildungsgrad ein wichtiger Stellenwert zu. Religionspädagogisch<br />

aufgenommen wurden diese Aspekte unter dem<br />

Stichwort der Milieuspezifik.<br />

[Milieu]<br />

Der Begriff entstammt der französischen Aufklärung und findet seinen<br />

Niederschlag zunächst in der Biologie des 19. Jahrhunderts. Dort bezeichnet er<br />

»die Gesamtheit der Umweltbedingungen eines Organismus und führt so zur<br />

Frage nach den Wechselbeziehungen zw(ischen) M(ilieu) und Organismus« 528 .<br />

In der soziologischen Milieutheorie werden verschiedene Faktoren unterschieden<br />

(natürliche, materielle, kulturelle, soziale), die die Lebensverhältnisse<br />

eines Individuums oder einer sozialen Gruppe beeinflussen. Unter einem sozialen<br />

Milieu werden »nun Personengruppen verstanden, ›die sich durch<br />

gruppenspezifische Existenzformen und erhöhte Binnenkommunikation<br />

voneinander abheben‹« 529 .<br />

Milieu (franz. Mitte, Mittel) bezeichnet die Umgebung, in der ein Mensch lebt<br />

und die ihn prägt. In soziologischer Perspektive steht Milieu für die sozialen<br />

525 Beck-Gernsheim, Was kommt nach Familie?, 41.<br />

526 Vgl. Reckwitz, Gesellschaft der Singularitäten, 394–400.<br />

527 Burkhart, Entscheidung zur Elternschaft, 318.<br />

528 Laube, Milieu, 1225.<br />

529 Ebd. unter Bezug auf Schulze, Erlebnis-Gesellschaft, 174.

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