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Michael Domsgen: Religionspädagogik (Leseprobe)

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

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2.1 Praxis und Reflexion christlichen Lehrens und Lernens 37<br />

dern das Erkennen der Ordnungen, die in der Welt maßgeblich sind.« 123<br />

Der Gebrauch dieser Bildungsgehalte führt letztlich zu deren Integration<br />

unter dem Vorzeichen der einzig als richtig erachteten christlichen<br />

Sicht auf die Welt und das Leben. Denn christliche Bildung ist »höhere<br />

Bildung, ist Weisheit (sapientia), die alle Dinge auf das letzte Ziel, auf<br />

Gott und die Liebe bezieht« 124 . In dieser Perspektive ergibt sich nicht<br />

nur ein (nur von wenigen Wohlhabenden zu nutzender) Freiraum zum<br />

Besuch paganer Schulen, sondern auch die Möglichkeit zur Ausübung<br />

des Lehrerberufs dort (auch das hat nur wenige Christen betroffen). Auf<br />

diese Weise entsteht unter den Christen eine kleine Gruppe von Gelehrten,<br />

die christliche und antike Traditionen miteinander zu verbinden<br />

versuchen. Einen Anteil an dieser Entwicklung scheinen auch die Familien<br />

zu haben, indem sie das antike Bildungsprogramm für ihre Kinder,<br />

die eine pagane Schule besuchten, zu Hause durch explizit christliche<br />

Perspektiven ergänzten. So berichtet Eusebius von Caesarea (gest.<br />

339/340) in seiner Kirchengeschichte, »der Vater des Origenes, der seinen<br />

Sohn in die heidnische Schule schickte, habe von diesem verlangt,<br />

daß er zuhause die Hl. Schrift studiere und (anscheinend) Bibelstellen<br />

›auswendig lerne und hersage‹« (35).<br />

b) Fokussierende Zusammenfassung<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass mit der Ausbreitung des<br />

Christentums eine pädagogische Praxis entsteht, die Erwachsene im<br />

Rahmen der Gemeinde in die christliche Lebensform einführt. Dass<br />

dabei die Taufe zum maßgeblichen Bezugspunkt wird, hat zu einem<br />

großen Teil auch damit zu tun, dass sie als Initiationsritual die Zugehörigkeit<br />

zu Jesus Christus und seiner Gemeinde liturgisch verdichtet.<br />

Gerichtet sind die katechetischen Bemühungen an Erwachsene, die sich<br />

für den Glauben geöffnet haben. Dass Kinder einer eigenen Form pädagogischer<br />

Bemühungen christlich motivierten Lernens jenseits der Fa -<br />

milie bedürfen, ist noch nicht im Blick.<br />

Das Ziel aller Unterweisung besteht darin, sie in eine christliche<br />

Lebensform einzuführen und zu deren Ausgestaltung zu motivieren. In<br />

diesem Zusammenhang finden sich auch eigene Reflexionen zur Durch-<br />

123 Ebd.<br />

124 Paul, Geschichte der christlichen Erziehung I, 20. Die folgenden Seitenangaben im<br />

Text beziehen sich darauf.

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