31.08.2022 Aufrufe

Michael Domsgen: Religionspädagogik (Leseprobe)

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

34<br />

2. Problemgeschichtliche Perspektiven<br />

katechetische und kirchenreformerische Konzepte« 113 . Programmatisch aufgenommen<br />

wird er von Carl Adolf Gerhard von Zezschwitz (1825–<br />

1886), nun allerdings für das »erzieherische und unterrichtliche Handeln an<br />

bereits getauften Heranwachsenden« 114 . Konzeptionell weiterführende Be -<br />

deutung hatte der Katechumenatsbegriff im Nationalsozialismus und in der<br />

DDR, also in Verhältnissen, in denen die Bedeutung der Schule für religiöses<br />

Lehren und Lernen zurückging bzw. ganz ausfiel.<br />

Besonders ausführlich über die dabei ablaufenden Lernprozesse gibt die<br />

Traditio Apostolica Auskunft, die wohl zu Beginn des 3. Jahrhunderts<br />

entstand und dem römischen Presbyter Hippolyt zugeschrieben<br />

wird. 115 Sehr deutlich kommt darin zum Ausdruck, dass die Taufe<br />

sowohl für die Gemeinde wie für den einzelnen Christen von herausragender<br />

Bedeutung war und »den Ankerpunkt christlicher Erziehung« 116<br />

bildete. Dies scheint mit ihrem Initiationsstatus zusammenzugehören<br />

und nur für Erwachsene zu gelten. Zwar wird davon berichtet, dass auch<br />

Kinder getauft werden, von einer eigens für sie vorgenommenen Unterweisung<br />

ist allerdings nichts zu lesen. Aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

wuchsen Kinder in ihren Familien in das Christsein hinein, wobei der<br />

dort praktizierten »Gebetskultur« 117 eine besondere Bedeutung zukam.<br />

Beeindruckend im in der Traditio Apostolica beschriebenen Katechumenat<br />

ist nicht nur die enge Verbindung von Elementen des Lernens<br />

und Feierns, sondern auch die Dauer von drei Jahren. Der Schwerpunkt<br />

der pädagogischen Bemühungen liegt nicht auf der Wissensebene, sondern<br />

auf der moralischen Integrität der Katechumenen und ihrer Teilnahme<br />

am Gemeindeleben. Die Paten sind es, die dafür zu bürgen ha -<br />

ben. Letztlich ist die Wissensebene ganz im rituellen Vollzug eingebettet.<br />

Ziel ist die »Initiation in einen Lebensstil« 118 . Damit folgt man dem<br />

bereits »in der Bibel grundgelegten Verständnis von ›Bildung‹ als Hineinverwandelt-Werden<br />

in das Bild Christi« 119 .<br />

113 Grethlein, Katechumenat, 868.<br />

114 A. a. O., 869.<br />

115 Zu den Fragen der Abfassungszeit und Autorenschaft vgl. Markschies, Wer schrieb<br />

die sogenannte Traditio Apostolica?, 44–53.<br />

116 Schröder, <strong>Religionspädagogik</strong>, 36.<br />

117 Paul, Geschichte der christlichen Erziehung I, 35.<br />

118 Schröder, <strong>Religionspädagogik</strong>, 37.<br />

119 Ebd. Jesus Christus wird mehrfach als »Bild Gottes« vorgestellt (2Kor 4,4; Kol 1,15).<br />

Die Glaubenden werden in sein Bild verwandelt (2Kor 3,18; Gal 4,19).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!