31.08.2022 Aufrufe

Michael Domsgen: Religionspädagogik (Leseprobe)

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

36<br />

2. Problemgeschichtliche Perspektiven<br />

schaft als Paideia. Die Alexandriner, Clemens von Alexandrien<br />

(gest. ca. 215) und Origenes (gest. 254), stellen das griechische Denken<br />

bewusst in den Dienst des Glaubens und geben damit wichtige Impulse<br />

für die theologische Reflexion. Dabei gilt es, das Proprium des christlichen<br />

Glaubens zu bewahren und gleichzeitig die Auseinandersetzung<br />

mit der antiken Philosophie zu suchen. Man ringt um den rechten<br />

Gebrauch und stützt sich dabei auf die Bibel. Im Brief des Origenes an<br />

seinen Schüler Gregor den Wundertäter wird die Be gründung<br />

durch eine allegorische Exegese von Ex 3,21 f. (11,2; 12,35 f.) geliefert: »Wie<br />

Israel Ägyptens goldene und silberne Gefäße und Gewänder mitnahm<br />

und in den Dienst der Gottesverehrung stellte, so dürfen die Schätze<br />

heidnischer Bildung in den Dienst der Gotteserkenntnis gestellt werden.«<br />

(19) Besonders berühmt ist der Bienenvergleich, der den rechten<br />

Gebrauch der antiken Wissenschaften demonstrieren soll. Basilius der<br />

Grosse (gest. 379) formuliert besonders eindrucksvoll: »Wie die Biene<br />

aus den Blüten den Honig saugt, so benützt der Christ die heidnische<br />

Literatur: Die Biene wählt die Blüten aus, ja, selbst von dem ausgewählten<br />

nimmt sie nicht alles; allein das Nützliche trägt sie heim.« (19)<br />

Hier wird eine Linie gezeichnet, die später mit dem Kirchenvater<br />

Augustin (354–430) maßgeblich Verbreitung findet. Es geht nicht um<br />

Ablehnung oder Zustimmung, sondern um die rechte Ingebrauchnahme<br />

der antiken Bildungsstoffe, die mit der Bibel gerechtfertigt wird (vgl.<br />

1Thess 5,21). Die Inhalte der Paideia sind nicht um ihrer selbst willen<br />

von Bedeutung. Sie haben vielmehr eine »dienende Funktion« 121 , so sie<br />

zu einem tieferen Verstehen der Bibel verhelfen. Materialiter spielen<br />

dabei die so genannten septem liberales artes (die sieben freien Künste)<br />

eine wichtige Rolle, eine »Synthese dessen, was die Sophisten und die<br />

Philosophen, die Rhetoren und die Wanderlehrer erarbeitet und gewonnen<br />

hatten. [...] Bildung ist Umgang mit der Sprache nach ihren verschiedenen<br />

Hinsichten« 122 (Grammatik, Rhetorik, Dialektik). Darüber<br />

erhebt sich das »Viergespann der ›mathematia‹, nämlich Geometrie und<br />

Arithemtik, Musik und Astronomie. Sie enthalten, was eines freien<br />

Mannes zu wissen würdig ist, nicht die technischen Fächer wie Medizin<br />

oder Architektur, auch nicht die praktische Ausübung der Musik, son-<br />

121 Schröder, <strong>Religionspädagogik</strong>, 47.<br />

122 Prange, Erziehung und Pädagogik, 43 (im Original teilweise kursiv).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!