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Michael Domsgen: Religionspädagogik (Leseprobe)

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

Religiöse Lehr- und Lernprozesse angemessen wahrzunehmen und sie in der Profilierung christlich motivierten Lehrens und Lernens handlungsorientierend zu beschreiben, ist Ziel der von Michael Domsgen vorgelegten Religionspädagogik. Der Hallenser Religionspädagoge entfaltet den Gegenstand in problemgeschichtlicher, empirischer und komparativer sowie systematischer Perspektive, bevor er vor dem Hintergrund gegenwärtiger Herausforderungen eine Neujustierung von Religionspädagogik als Theorie evangelischen Empowerments vornimmt. Von dort her beschreibt er religionsdidaktische Perspektiven, die er mit Blick auf die Lernorte Familie, Schule und Gemeinde vertieft. Neben den klassischen Handlungsfeldern (wie z. B. Religions- und Konfirmandenunterricht) finden auch Beispiele zur Vernetzung der Lernorte Berücksichtigung.

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3.1 Bestandsaufnahme 157<br />

[eschatologischer Vorbehalt]<br />

Das griechische Adjektiv ἔσχατος /éschatos bedeutet sowohl örtlich als auch<br />

zeitlich »letzter«. Eschatologie (Aussprache: Es-chatologie) ist die Rede von den<br />

letzten Dingen (τὰ ἔσχατα /tá éschata = die letzten Dinge), meist im kosmologischen,<br />

manchmal auch im individuell-existentiellen Sinne. 514 Mit dem<br />

Begriff des eschatologischen Vorbehalts wird ein Spannungsverhältnis be -<br />

zeichnet. Es kommt dadurch zustande, dass das Heil durch Jesus Christus<br />

»schon jetzt« angebrochen, aber bis zu seiner Wiederkunft »noch nicht« voll<br />

verwirklicht ist.<br />

Auf diese Weise wird der Fokus ganz auf die Subjekte des Lernens gerichtet.<br />

Genau diese Perspektive wird in der religionsdidaktischen Auseinandersetzung<br />

damit stark gemacht. 515 Die lernenden Subjekte, ihre<br />

»Suche nach eigenem Glauben« 516 stehen im Zentrum. Es geht um die<br />

Konstruktionen (als Erfinder der Wirklichkeit), Rekonstruktionen (als<br />

Entdecker der Wirklichkeit) und Dekonstruktionen (als Enttarner der<br />

Wirklichkeit) 517 der Lernenden. Der Schwerpunkt liegt auf der Initiierung<br />

dialogischer Lernprozesse. Die Lehrkräfte präsentieren den christlichen<br />

Glauben, um individuelle Auseinandersetzungen damit anzustoßen.<br />

Auf dieser Linie bewegt sich auch das Theologisieren mit Kindern<br />

und Jugendlichen. Angeknüpft wird hier an den sozialen (also interaktionistisch<br />

ausgerichteten) Konstruktivismus. Die Lernenden werden<br />

als Menschen in Beziehungen in den Blick genommen, die ihre Sichtweisen<br />

durch Interaktion rückkoppeln, also als aktive Mitkonstrukteure<br />

zu beschreiben sind. 518 Seit der Jahrtausendwende hat sich unter dem<br />

Leitbegriff der Kindertheologie (später erweitert zur Kinder- und<br />

Jugendtheologie) – in Aufnahme und Weiterentwicklung des Philosophierens<br />

mit Kindern – ein Konzept entwickelt, das dort ansetzt und<br />

Heranwachsende auch in ihrem theologischen Denken, Fragen und<br />

Suchen als Konstrukteure in den Fokus nimmt. 519 Dabei geht es darum,<br />

514 Welz, Eschatologie, 1.<br />

515 Vgl. Mendl, Konstruktivistische Religionsdidaktik, 29–47.<br />

516 Vgl. Schweitzer, Suche nach eigenem Glauben.<br />

517 Vgl. Reich, Konstruktivistische Didaktik, 138 ff.<br />

518 Vgl. Rupp, Didaktik des Perspektivenwechsels, 20.<br />

519 Vgl. zum Überblick Zimmermann, Kindertheologie.; Büttner/Freudenberger-Lötz/<br />

Kalloch/Schreiner (Hg.), Handbuch Theologisieren; Schlag/Schweitzer, Brauchen<br />

Jugendliche Theologie?; Dies., Jugendtheologie; Schweitzer, Was ist und wozu Kindertheologie?,<br />

9–18.

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