2022-9-oebm-der-osterreichische-baustoffmarkt - Dämmen statt verpulvern
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e d i t o r i a l<br />
Inflation, Rezession, Stagflation<br />
ALEXANDRA LEHRER<br />
Chefredaktion<br />
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Geschlechtsneutrale Formulierung<br />
zur vereinfachung <strong>der</strong> lesbarkeit erfolgt im<br />
ÖBm nur zum Teil eine geschlechtsneutrale<br />
Differenzierung. Die ausrichtung ist in jedem<br />
Fall geschlechtsunabhängig.<br />
i m p r e s s u m<br />
Foto: richard Tanzer<br />
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger:<br />
mag. alexandra lehrer, 1170 Wien, Dornbacher str. 93, Telefon:<br />
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nicht <strong>der</strong> verantwortlichkeit <strong>der</strong> redaktion, ihre Wie<strong>der</strong>gabe<br />
besagt nicht, dass sie die meinung <strong>der</strong> redaktion o<strong>der</strong> eine<br />
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o<strong>der</strong> promotion gekennzeichnet.<br />
Alles auf einmal ist schon ein bisschen viel. Glaubt man den Prognosen<br />
<strong>der</strong> Nationalbank, so steht uns ein grauslicher Herbst bevor. Zinserhöhungen<br />
sind hier nur ein Tropfen auf den heißen Stein und können den<br />
Inflationsgalopp nur bedingt eindämmen. Prognostiziert wird für 2023 eine durchschnittliche<br />
Inflationsrate von 5 Prozent, stabilisieren wird sie sich erst 2024 mit<br />
einem Wert von 2 Prozent. Waren die ersten drei Quartale für die heimische Bauwirtschaft<br />
noch verhältnismäßig gute, so schaut das vierte Quartal nicht beson<strong>der</strong>s<br />
rosig aus. Gesamtwirtschaftlich gesehen gehen Fachleute von einer Stagflation aus<br />
also eine Kombination aus hoher Inflation und wirtschaftlicher Stagnation.<br />
Dennoch, die Umsätze steigen nach wie vor, bedingt allerdings durch die massiven<br />
Preiserhöhungen. Der tatsächliche Warenfluss geht zurück! Auch die Aufträge in<br />
den Büchern sämtlicher Verarbeiter sind abgearbeitet, neue kommen kaum herein.<br />
Wie auch!? Gibt es keine Planbarkeit bezüglich Preise, so liegen Projekte auf Eis.<br />
Hinzu kommen noch die enormen Energiekosten, die zumindest im privaten Bereich<br />
von <strong>der</strong> Regierung zum Teil aufgefangen werden. Und bei den Unternehmen?<br />
Hier fehlt nach wie vor die Perspektive. Doch selbst auch, wenn es ausreichend<br />
Projekte und Aufträge gäbe, wer sollte diese denn machen? Fachkräfte fehlen da wie<br />
dort. 30 Prozent <strong>der</strong> Dienstleister und 20 Prozent <strong>der</strong> Industriebetriebe sind durch<br />
Personalmangel schwer beeinträchtigt und können nicht mehr normal wirtschaften.<br />
Zu den bereits bekannten Mangelberufen, sind neue hinzugekommen, diese vor<br />
allem im Tourismus und in <strong>der</strong> Gastronomie. Hat gerade diese Branchen bereits<br />
die Pandemie schwer erwischt - wobei hier mit einem bisschen Grips und Einfallsreichtum,<br />
und vor allem Hilfszahlungen, ganz gut über die Runden zu kommen<br />
war – so bereiten nun die Energiepreise und <strong>der</strong> Arbeitskräftemangel oftmals den<br />
Weg in die Pleite. Aber es sind genau diese Branchen, von denen auch die Bauwirtschaft,<br />
vor allem in den Tourismushochburgen ganz gut lebt – o<strong>der</strong> besser: gelebt<br />
hat. Sanierung, Renovierung, Zubau, Ausbau, etc. – alles weg!? Hinzu kommen<br />
eben die Zinserhöhungen, bereits im Oktober ist von <strong>der</strong> Europäischen Zentralbank<br />
<strong>der</strong> nächste Schritt geplant. Da werden sich sogar Bau- o<strong>der</strong> Sanierungswillige<br />
überlegen, ob nun <strong>der</strong> richtige Zeitpunkt für ein Bauprojekt ist, wenn auch<br />
<strong>der</strong> Kredit teurer wird und nach Baupreisen und Energiekosten nun auch noch die<br />
bereits bestehenden Kreditraten deutlich anziehen. Demgegenüber steht die hohe<br />
Inflation: Geld wo auch immer liegen zu lassen, sogar bei erstmals wie<strong>der</strong> vorhanden<br />
Sparzinsen, ist ein Verlust.<br />
Dennoch – und hier nun <strong>der</strong> positive Aspekt – gebaut wird immer, weil einfach gebaut<br />
werden muss. Und sind es im Moment nicht die Neubauten, weil Investoren<br />
einen Rückzieher machen, so wird ein Umdenken auf Grund <strong>der</strong> Energiepreise<br />
massiv forciert und Geld vor allem in die thermische Sanierung gesteckt und diese<br />
auch geför<strong>der</strong>t. Was trotzdem bleibt, ist die nicht vorhandene Planungssicherheit.<br />
Aber auch das wird sich irgendwann wie<strong>der</strong> normalisieren.<br />
9 . <strong>2022</strong> | 3