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Lebensart im Norden | Oktober 2022 | Hamburg West

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ist das nicht mehr zu erklären”, betont Latif. „Im Grunde sind wir wie<br />

Geisterfahrer. Wir wissen zwar um die Probleme, steuern aber trotzdem<br />

nach wie vor in die falsche Richtung.” Was die Lösung des Problems<br />

betrifft, mangelt es seiner Meinung nach weder an den nötigen<br />

Technologien noch am Geld: „Wenn man sieht, welche Summen plötzlich<br />

in Krisen wie der Corona-Pandemie aufgebracht werden, zieht<br />

das finanzielle Argument nicht mehr. Wenn die Menschen es wirklich<br />

wollten, hätten wir das Problem ziemlich schnell gelöst.”<br />

Der Egoismus ist das Problem<br />

Doch woher kommt dieser fehlende Wille? Die Gründe hierfür sind<br />

vielschichtig, sagt der Forscher: „Auf der einen Seite ist es der Egoismus<br />

auf allen Ebenen. Wir haben es uns in unserer Komfortzone<br />

bequem gemacht, und da wollen wir nicht mehr raus. Auf der anderen<br />

Seite ist unsere Wirtschaft völlig falsch aufgestellt. Die Weltwirtschaft<br />

funktioniert so, dass sie Umweltzerstörung belohnt. Warum<br />

sind beispielsweise Bioprodukte teurer als konventionell erzeugte<br />

Lebensmittel? Eigentlich müsste es doch genau umgekehrt sein. Dazu<br />

kommt, dass die Politik extrem kurzatmig ist. Man denkt <strong>im</strong>mer nur<br />

bis zur nächsten Wahl und versucht möglichst niemandem wehzutun –<br />

schließlich sind alle Bürgerinnen und Bürger potenzielle Wählerinnen<br />

und Wähler. So blockieren wir uns <strong>im</strong>mer wieder gegenseitig.” Auch<br />

auf zwischenstaatlicher Ebene sieht Latif dieses Problem: „Jedes Land<br />

versucht, das Beste für sich herauszuholen. Deshalb geht es auch auf<br />

den Weltkl<strong>im</strong>akonferenzen nicht voran.”<br />

Begrenzte Anpassungsfähigkeit<br />

Ein weiteres Problem: Den Menschen sei nicht bewusst, dass die Anpassungsfähigkeit<br />

an das sich verändernde Kl<strong>im</strong>a Grenzen hat. „Was<br />

wollen Sie denn anbauen, wenn kein Regen mehr fällt? Wie wollen Sie<br />

sich an Wassermassen anpassen, wie sie letztes Jahr <strong>im</strong> Ahrtal gefallen<br />

sind?”, fragt der Meteorologe. Auch die finanzielle Kompensation der<br />

Schäden durch Wetterextreme habe ihre Grenzen. „Der Kl<strong>im</strong>awandel<br />

kostet uns schon heute extrem viel Geld, aber das wird verschwiegen.<br />

In der öffentlichen Diskussion werden <strong>im</strong>mer nur die Kosten für den<br />

Kl<strong>im</strong>aschutz thematisiert. Wie teuer uns die aber die Kl<strong>im</strong>averänderungen<br />

kommen, wird verschwiegen. Das schmälert letztlich auch die<br />

Akzeptanz von Kl<strong>im</strong>aschutzmaßnahmen in der Gesellschaft.”<br />

Utopische Ziele<br />

Dass die Vereinbarungen aus dem Pariser Kl<strong>im</strong>aabkommen noch eingehalten<br />

werden können, glaubt Latif nicht. „Das 1,5-Grad-Ziel ist auf<br />

keinen Fall zu halten. Schon jetzt haben wir eine Erwärmung von etwa<br />

1,2 Grad – und das bei steigenden Emissionen. Sie müssen wissen, dass<br />

CO2 teilweise tausend Jahre und länger in der Luft bleibt. Selbst wenn<br />

wir jetzt weniger CO2 ausstoßen würden, würde der Gehalt in der Luft<br />

Die Flut <strong>im</strong> Ahrtal 2021 hat gezeigt:<br />

Der Kl<strong>im</strong>awandel ist in Deutschland angekommen<br />

© Christian/Adobe Stock<br />

10.<strong>2022</strong> Anzeigenspezial lebensart 17

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