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Lebensart im Norden | Oktober 2022 | Hamburg West

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Stürmische Zeiten ...<br />

CO2-neutrale Viehzucht erreichen? Und sind Sie <strong>im</strong> engen Austausch<br />

mit dem neuen Landwirtschaftsminister?<br />

Die Frage, wie wir uns ernähren, ist eine Frage, wie wir zum Kl<strong>im</strong>aschutz<br />

beitragen oder auch nicht. In Schleswig-Holstein gehen<br />

über ein Fünftel der Treibhausgase auf die Landwirtschaft zurück.<br />

Das ist sehr viel. Das Landwirtschaftsministerium wird daher ein<br />

Kompetenzzentrum für kl<strong>im</strong>aeffiziente Landwirtschaft auf den Weg<br />

bringen. Schleswig-Holstein ist ein Land, in dem die Landwirtschaft<br />

eine Zukunft haben soll. Vor dem Hintergrund der Pariser Kl<strong>im</strong>aschutzziele<br />

wird diese Zukunft aber eine deutlich andere sein als der<br />

Status quo.<br />

„Schleswig-Holstein ist ein Land, in dem die Landwirtschaft eine<br />

Zukunft haben soll. Vor dem Hintergrund der Pariser Kl<strong>im</strong>aschutzziele<br />

wird diese Zukunft aber eine deutlich andere sein als der Status quo.”<br />

Zu den erneuerbaren Energien zählt auch die Windenergie.<br />

Um mehr Windkraftanlagen zu installieren, braucht es mehr<br />

Flächen, also sogenannte Vorranggebiete, die dafür ausgewiesen<br />

werden. Wie weit sind Sie in diesem Zusammenhang bei<br />

der Landesplanung?<br />

Alles, was wir mit dem Schlagwort Energiewende beschreiben,<br />

hängt an einem großen Vorhaben: Das ist der Ausbau der erneuerbaren<br />

Energien. Das ist die Grundlage für alles. Im Koalitionsvertrag<br />

ist klar formuliert, dass wir in dieser Legislaturperiode die<br />

Flächenplanung fortschreiben wollen, sodass wir auf insgesamt<br />

rund 15 Gigawatt Windkraftleistung kommen. Das wäre ein großer<br />

Schritt. Denn zurzeit produzieren wir etwa 7 Gigawatt auf rund 2<br />

Prozent ausgewiesenen Flächen. Zielrichtung ist, 2,8 bis 3 Prozent<br />

der Landesfläche für die Windenergie zu nutzen. Im Vergleich zu<br />

anderen Bundesländern werden wir damit einen überdurchschnittlich<br />

großen Beitrag für das Gelingen der Energiewende leisten. Das<br />

wird nicht ohne Konflikte gehen, weil natürlich viele Schutzgüter<br />

zu beachten sind und Entscheidungen getroffen werden müssen, die<br />

unbequem sind. Die unbequemste Entscheidung wäre aber,<br />

nichts zu tun. Denn die Kl<strong>im</strong>akrise mit all ihren Konsequenzen<br />

schreitet voran.<br />

Laut Bundesumweltamt war die deutsche Landwirtschaft für<br />

geschätzte 54,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid Äquivalente<br />

verantwortlich. Das entspricht rund 7 Prozent der gesamten<br />

deutschen Treibhausgasemission. Wie können wir hier eine<br />

© Image`in/ Adobe Stock<br />

Für die vielen Landwirt:innen <strong>im</strong> Land ist dieser Weg mit enormen<br />

Anstrengungen verbunden. Wie kann das funktionieren?<br />

Zum Kl<strong>im</strong>aschutz beizutragen, ist in der Landwirtschaft schwerer<br />

als in anderen Bereichen. Die Nahrungsmittel-Produktion führt<br />

<strong>im</strong>mer zu Emissionen. Um diese zu reduzieren, gibt es verschiedene<br />

Möglichkeiten. Zum Beispiel eine angepasste Fütterung der Tiere<br />

oder die Verwertung von Gülle. Doch in diesem Zusammenhang ist<br />

auch eine Veränderung von Ernährungsgewohnheiten wichtig. Das<br />

so offen anzusprechen – davor schreckt Politik gerne zurück. Doch<br />

dieser massive Fleischkonsum, den wir uns in Deutschland leisten,<br />

hat keine Zukunft und muss und wird sich ändern.<br />

Laut Statistischem Bundesamt liegt der Fleischkonsum pro<br />

Kopf noch <strong>im</strong>mer bei rund 55 Kilogramm. Allerdings mit<br />

abnehmender Tendenz.<br />

Wir müssen weg von der Massentierhaltung. Und auch <strong>im</strong> Lebensmittelhandel<br />

gibt es eine Tendenz weg vom Billigfleisch hin zu mehr<br />

Qualität mit Tierwohl-Siegel. In diesem Zusammenhang möchte ich<br />

auch an den Lebensmitteleinzelhandel appellieren, sich hier noch<br />

stärker zu engagieren – ebenso wie be<strong>im</strong> Thema Regionalität. Die<br />

Verbraucherinnen und Verbraucher werden dies, da bin ich sicher,<br />

zukünftig noch stärker einfordern. Der massive Konsum tierischer<br />

Produkte ist einfach nicht mehr zeitgemäß.<br />

Für den Kl<strong>im</strong>aschutz ist auch die Renaturierung von Torfgebieten<br />

ein wichtiges Thema. Wie weit ist Schleswig-Holstein in<br />

diesem Bereich und was ist in den nächsten Jahren geplant?<br />

In Schleswig-Holstein haben wir hierfür das Programm zum<br />

Biologischen Kl<strong>im</strong>aschutz erarbeitet. Intakte Moore speichern<br />

durchschnittlich pro Hektar sechsmal so viel Kohlenstoff wie der<br />

Wald. Moore wieder zu vernässen, hat einen mehrfachen Nutzen:<br />

Es schützt das Kl<strong>im</strong>a, weil Emissionen reduziert werden. Es ist aber<br />

auch ein Beitrag zur Kl<strong>im</strong>aanpassung, weil mehr Feuchtigkeit in der<br />

Fläche gehalten wird und Wasser <strong>im</strong> Land. Und es ist nicht zuletzt<br />

auch ein Beitrag zur Biodiversität. Wir haben bereits rund 2.000<br />

Hektar Land wieder vernässt. Bis 2030 haben wir uns zum Ziel<br />

gesetzt, weitere 20.000 Hektar Moorböden zu renaturieren, also<br />

den natürlichen Wasserstand wiederherzustellen, so dass insgesamt<br />

700.000 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich eingespart werden. Das<br />

ist so viel, wie ca. 70.000 Deutsche pro Jahr ausstoßen.<br />

Gibt es Pläne bzw. Strategien zur Begrünung unserer Städte?<br />

Wir haben in der letzten Legislaturperiode mit allen Häusern unter<br />

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