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Stürmische Zeiten ...<br />
CO2-neutrale Viehzucht erreichen? Und sind Sie <strong>im</strong> engen Austausch<br />
mit dem neuen Landwirtschaftsminister?<br />
Die Frage, wie wir uns ernähren, ist eine Frage, wie wir zum Kl<strong>im</strong>aschutz<br />
beitragen oder auch nicht. In Schleswig-Holstein gehen<br />
über ein Fünftel der Treibhausgase auf die Landwirtschaft zurück.<br />
Das ist sehr viel. Das Landwirtschaftsministerium wird daher ein<br />
Kompetenzzentrum für kl<strong>im</strong>aeffiziente Landwirtschaft auf den Weg<br />
bringen. Schleswig-Holstein ist ein Land, in dem die Landwirtschaft<br />
eine Zukunft haben soll. Vor dem Hintergrund der Pariser Kl<strong>im</strong>aschutzziele<br />
wird diese Zukunft aber eine deutlich andere sein als der<br />
Status quo.<br />
„Schleswig-Holstein ist ein Land, in dem die Landwirtschaft eine<br />
Zukunft haben soll. Vor dem Hintergrund der Pariser Kl<strong>im</strong>aschutzziele<br />
wird diese Zukunft aber eine deutlich andere sein als der Status quo.”<br />
Zu den erneuerbaren Energien zählt auch die Windenergie.<br />
Um mehr Windkraftanlagen zu installieren, braucht es mehr<br />
Flächen, also sogenannte Vorranggebiete, die dafür ausgewiesen<br />
werden. Wie weit sind Sie in diesem Zusammenhang bei<br />
der Landesplanung?<br />
Alles, was wir mit dem Schlagwort Energiewende beschreiben,<br />
hängt an einem großen Vorhaben: Das ist der Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien. Das ist die Grundlage für alles. Im Koalitionsvertrag<br />
ist klar formuliert, dass wir in dieser Legislaturperiode die<br />
Flächenplanung fortschreiben wollen, sodass wir auf insgesamt<br />
rund 15 Gigawatt Windkraftleistung kommen. Das wäre ein großer<br />
Schritt. Denn zurzeit produzieren wir etwa 7 Gigawatt auf rund 2<br />
Prozent ausgewiesenen Flächen. Zielrichtung ist, 2,8 bis 3 Prozent<br />
der Landesfläche für die Windenergie zu nutzen. Im Vergleich zu<br />
anderen Bundesländern werden wir damit einen überdurchschnittlich<br />
großen Beitrag für das Gelingen der Energiewende leisten. Das<br />
wird nicht ohne Konflikte gehen, weil natürlich viele Schutzgüter<br />
zu beachten sind und Entscheidungen getroffen werden müssen, die<br />
unbequem sind. Die unbequemste Entscheidung wäre aber,<br />
nichts zu tun. Denn die Kl<strong>im</strong>akrise mit all ihren Konsequenzen<br />
schreitet voran.<br />
Laut Bundesumweltamt war die deutsche Landwirtschaft für<br />
geschätzte 54,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid Äquivalente<br />
verantwortlich. Das entspricht rund 7 Prozent der gesamten<br />
deutschen Treibhausgasemission. Wie können wir hier eine<br />
© Image`in/ Adobe Stock<br />
Für die vielen Landwirt:innen <strong>im</strong> Land ist dieser Weg mit enormen<br />
Anstrengungen verbunden. Wie kann das funktionieren?<br />
Zum Kl<strong>im</strong>aschutz beizutragen, ist in der Landwirtschaft schwerer<br />
als in anderen Bereichen. Die Nahrungsmittel-Produktion führt<br />
<strong>im</strong>mer zu Emissionen. Um diese zu reduzieren, gibt es verschiedene<br />
Möglichkeiten. Zum Beispiel eine angepasste Fütterung der Tiere<br />
oder die Verwertung von Gülle. Doch in diesem Zusammenhang ist<br />
auch eine Veränderung von Ernährungsgewohnheiten wichtig. Das<br />
so offen anzusprechen – davor schreckt Politik gerne zurück. Doch<br />
dieser massive Fleischkonsum, den wir uns in Deutschland leisten,<br />
hat keine Zukunft und muss und wird sich ändern.<br />
Laut Statistischem Bundesamt liegt der Fleischkonsum pro<br />
Kopf noch <strong>im</strong>mer bei rund 55 Kilogramm. Allerdings mit<br />
abnehmender Tendenz.<br />
Wir müssen weg von der Massentierhaltung. Und auch <strong>im</strong> Lebensmittelhandel<br />
gibt es eine Tendenz weg vom Billigfleisch hin zu mehr<br />
Qualität mit Tierwohl-Siegel. In diesem Zusammenhang möchte ich<br />
auch an den Lebensmitteleinzelhandel appellieren, sich hier noch<br />
stärker zu engagieren – ebenso wie be<strong>im</strong> Thema Regionalität. Die<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher werden dies, da bin ich sicher,<br />
zukünftig noch stärker einfordern. Der massive Konsum tierischer<br />
Produkte ist einfach nicht mehr zeitgemäß.<br />
Für den Kl<strong>im</strong>aschutz ist auch die Renaturierung von Torfgebieten<br />
ein wichtiges Thema. Wie weit ist Schleswig-Holstein in<br />
diesem Bereich und was ist in den nächsten Jahren geplant?<br />
In Schleswig-Holstein haben wir hierfür das Programm zum<br />
Biologischen Kl<strong>im</strong>aschutz erarbeitet. Intakte Moore speichern<br />
durchschnittlich pro Hektar sechsmal so viel Kohlenstoff wie der<br />
Wald. Moore wieder zu vernässen, hat einen mehrfachen Nutzen:<br />
Es schützt das Kl<strong>im</strong>a, weil Emissionen reduziert werden. Es ist aber<br />
auch ein Beitrag zur Kl<strong>im</strong>aanpassung, weil mehr Feuchtigkeit in der<br />
Fläche gehalten wird und Wasser <strong>im</strong> Land. Und es ist nicht zuletzt<br />
auch ein Beitrag zur Biodiversität. Wir haben bereits rund 2.000<br />
Hektar Land wieder vernässt. Bis 2030 haben wir uns zum Ziel<br />
gesetzt, weitere 20.000 Hektar Moorböden zu renaturieren, also<br />
den natürlichen Wasserstand wiederherzustellen, so dass insgesamt<br />
700.000 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich eingespart werden. Das<br />
ist so viel, wie ca. 70.000 Deutsche pro Jahr ausstoßen.<br />
Gibt es Pläne bzw. Strategien zur Begrünung unserer Städte?<br />
Wir haben in der letzten Legislaturperiode mit allen Häusern unter<br />
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